Übersetzt von Steffi Silberstreif
Voldemorte animalischer Schrei drang gewaltsam durch das Haus der Riddles. Alleine die Lautstärke ließ Fenster zerbrechen. Wurmschwanz sah, wie sich der beinahe menschliche Körper seines Meisters wie Wachs zerschmolz in eine monströses Aussehen. Der Spiegel, in dem Voldemort mit dämonischem Starren sein schlangenartiges Gesicht beim Verändern beobachtet hatte, zersprang, und Mengen an messerscharfen Splittern flogen in das, was von seinem Gesicht übriggeblieben war. Der böse Zauberer heulte weiter aus Wut und Enttäuschung, sein Körper bog sich, als der Schmerz, der plötzlichen und brutalen Veränderung durch ihn schoss. Wurmschwanz wusste auch ohne, dass es ihm gesagt worden war, dass das Messer fehlgeschlagen war. Er war erleichtert. Harry Potter war noch immer am Leben. Die Schuld, dass er sein Leben gerettet hatte, war noch nicht bezahlt, aber er hatte das Gefühl, dass er eine Anzahlung geleistet hätte.
Voldemorts verdrehter Körper krümmte sich auf dem Boden, gefangen von einem Schmerz größer als der Crucitus-Fluch, sein begehrterer menschlicher Körper wieder zu dem ursprünglichen Horror reduziert. Pettigrew merkte, wie er seinen Arm rieb, den er zu seiner Bestrafung seinem Meister geopfert hatte. Ein kleines, wildes Lächeln zog an den Ecken seines Mundes, und ein Blitz puren sadistischen Spaß rannte seinen Rücken herunter. Er verdrückte sich aus dem Raum, bevor das perverse Lachen aus ihm herausbrach. "Ich werde ihm einfach sagen, ich hätte Angst gehabt." beschloss er, als er aus dem Haus flüchtete, das noch immer unter den Zornesschreien Voldemorts zusammenbrach. Hysterisches Kichern kam in seinem Hals hoch. Das letzte, das er hörte, als er sich in den Wals verdrückte, war sein Master, der den Namen des Klingenzauberers rief.
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Während Sirius und Glynnis eng zusammenstanden vor Pein angesichts Harrys Schmerz, trat Attivus vor und begann sofort, Harrys klaffender Wunde and er Schulter zu behandeln. "Miss Babcock, sehen Sie bitte nach seiner Hand," befahl er schroff, der autoritäre Ton holte Glynnis aus ihrem Schock und sie ging sofort an Harrys Seite. "Sirius, hol eine Schale Wasser und ein Handtuch. Und Verbände. Sie sind auf dem Tresen in der Küche.," befahl sie. Sirius rannte in die Küche , dankbar, etwas tun zu können, und kam mit dem Tablett wieder, das sie vorbereitet hatte, und einer Schale mit dampfenden Wasser. Er sah ihr zu, wie sie vorsichtig die übel zugerichtete Haut wusch und sterilisierte sie. "Das hier muss genäht werden, Doktor," informierte sie ihn, die Professionalität, die in ihr lag, nahm sie ganz ein. "Verbinden Sie sie für's erste und helfen Sie mir hier bei," antwortete Attivus, ganz auf die Wunde an der Schulter konzentriert. Innerhalb von Sekunden hatte Glynnis die zerfleischte Hand verbunden und widmete all ihre Aufmerksamkeit den Anweisungen den Arztes.
Sirius sah mit umgedrehten Magen zu, wie Attivus mit seinen fingern in der Wunde fühlte. "Ich stelle sicher, dass keine Splitter darin bleiben." erklärte der Arzt und beantwortete damit die ungestellte Frage. Sirius war dankbar, dass Harry tief ohnmächtig war. Es war eine kleine Erleichterung zu wissen, dass Harry weit von diesen Ereignissen entfernt war.
Ohne gebeten zu werden hatte Glynnis dem Arzt ein Handtuch gereicht, damit dieser sich die blutigen Finger abwischen konnte, und hielt dann ein anderes Handtuch auf die blutende Wunde, während Attivus in seinen Taschen kramte. Er holte einen kleinen Beutel hervor und legte ihn auf das Bett. Dann nahm er seinen Zauberstab und zeigte ihn auf Harry. "Comatas extremus," sagte er. Harry atmete tief ein und war dann still. Sirius keuchte. "Attivus," schrie er, "Was tust du?"
"Er hat aufgehört zu atmen," schrie Glynnis und lehnte sich über Harry, um ihn zu beatmen.
"Ich habe ihn mit einem Koma-Zauber belegt," erklärte Attivus und zog sie von ihm weg. Ihre Augen hoben sich alarmiert und in Angst. "Was?" flüsterte sie.
"Das ist ein Zauber, der den Tod simuliert," würgte Sirius. "Warum, Attivus? Es könnte ihn umbringen!"
Attivus sah Sirius mit gerunzelter Stirn an. "Es ist nötig,2 sagte er kurz, "Was ist jetzt tun wird, könnte ihm schmerzen zufügen. Auch wenn er ohnmächtig ist, könnte er das fühlen. Ich weiß noch nicht mal, ob dieser Koma-Zauber den Effekten komplett entgegenwirkt."
"Ich verstehe nicht," schrie Glynnis.
"Ich muß sicher gehen, dass keine Reste von der Klinge bleiben. Oft werden diese Klingen mit Gift überzogen. Ich vermute, daher stammen die Verfärbungen um die Wunde. Ich muss ein Gegenmittel herstellen, um sicherzugehen. Wenn da kein Gift im Spiel ist, passiert nichts, und ich werde den Zauber sofort aufheben. Wenn da Gift ist, wird das Gegengift es im Wahrsten Sinne des Wortes verbrennen. Möchtest du, dass Harry das erleidet? Es ist extrem schmerzhaft, und ich bin noch nicht mal sicher, dass der Koma-Zauber das abwehrt. Kann ich jetzt meinen Job tun, oder willst du weiterhin mein Vorgehen ausdiskutieren?" Auch wenn er Glynnis' Frage beantwortet hatte, sah der Arzt jetzt Sirius an. Seine Stimme war ernst und hart, und er hasste sich dafür, aber er musste Sirius den Ernste der Lage verstehen lassen. Er sah die Qual in den Augen seines Freundes und seufze. "Sirius, du hast gesagt, du vertraust mir. Ich muss dich jetzt bitten, das zu beweisen. Ich weiß, was ich tue. Bitte, lass mich sein Leben retten."
Sirius schloss seine Augen und nickte, er übergab schon wieder Harrys Leben einem anderen. Attivus nahm den kleinen Beutel und wandte seine Aufmerksamkeit erneut Harry zu. Er streute etwas des Inhalts auf seine Hand und lehnte sich über die Wunde. Er blies sanft in seine Hand, und eine Wolke des schillernden Pulvers senkte sich auf Harrys Schulter. Sofort, als sie Harrys Haut berührte, wurde das Pulver rot und begann heiß zu glühen. Trotz seiner tiefen Ohnmacht und des Koma-Zaubers begann Harry zu schreien. "Halt ihn fest," befahl Attivus, als er sich über Harry warf, der gegen dem schrecklichen Schmerz kämpfte. Sirius trat vor, um die Schultern seines Patensohnes zu halten, während der Junge sich gegen sie haltenden Hände wehret. Glynnis trat zurück und sah erschrocken, wie das rote Pulver die Wunde durchdrang und leuchtend orange Lichtstrahlen durch die offene Wunde schoss. Einen Moment lang, der ewig schien, war Harrys Brustkorb von innen erleuchtet. Dann dimmte das Licht zu gelb, dann blau, und schließlich schoss ein weißer Strahl direkt aus dem Loch in seiner Schulter und füllte den Raum mit hellem Glanz. Mit einem letzten, abgewürgten Schrei kollabierte Harrys geschundener Körper.
"Comatas restoratis." Mit diesen vom Arzt gemurmelten Worten begann Harry wieder zu atmen Glynnis atmete aus, sie war sich nicht bewusst gewesen, dass sie die Luft angehalten hatte, und setzte sich hart auf den Boden, ihre weichen Knie hatten nachgegeben. Sirius lag schräg oberhalb Harrys Kopf, sein Gesicht in das Kissen eingegraben, seine Finger hielten das Laken unter seinen Händen.
Attivus atmete ebenfalls tief ein, und begann, Harrys Wunden zu heilen. Er nahm einen anderen Beutel aus einer seiner vielen Taschen und nahm ein einzelnes grünes Blatt heraus. Er griff nach Glynnis einsamen Tablett und stellte das warme Wasser auf den Nachttisch neben sich. Dann zerkrümelte er das Blatt in seiner Hand und ließ es in das Wasser fallen. Ein frischer, wohlriechender Duft erfüllte den Raum, und Glynnis und Sirius atmeten tief ein. Beide fühlten sich belebt und gekräftigt. Ihre Sorgen waren weggeweht wie Asche von einem windumwehten Hügel
"Was ist das?" fragte Glynnis verwundert und stand auf.
"Kingsfoil," erklärte Attivus, "es hat eine bemerkenswerte stärkende Wirkung.
Glynnis zog ihre Augenbrauen hoch. "Kingsfoil? Ich weiß, ich habe das schon mal irgendwo gehört, ich weiß nur nicht mehr, wo."
Sirius grinste, seine Erschöpfung entschwand unter dem Aroma des Blattes, das noch immer durch den Raum zog. "Einer unserer Zauberer hatte es in einem Buch erwähnt, das er geschrieben hatte. Es war eigenartigerweise bei Muggeln sehr beliebt, soviel ich weiß."
Attivus nickte. "Richtig, richtig. J.R.R. war wirklichein Genie, wenn es darum ging, Geschriebenes zu manipulieren."
Bei der Erwähnung des Namen des Zauberer-Autors erinnerte sich Glynnis daran, wo sie schon einmal von Kingfoil gelesen hatte. "Das ist eines meiner Lieblingsbüchern" Aber ich hatte keine Ahnung..."
"Dass Teile daraus wahr sind?" neckte Attivus in guter Laune. "Sie wären überrascht, dass viele Dinge, die für Fantasy gehalten werden, wirklich geschehen sind oder existieren." Nachdem er das gesagt hatte, wandte sich der Arzt wieder seinem Patienten zu. Mit einem Löffel, den er aus seinem Umhang holte, tropfte er etwas des duftenden Wassers in Harrys Wunde. Dann benutzte er seinen Zauberstab, und vor den erstaunten Augen Glynnis' schloss sich sie Wunde von alleine. Sie sah ungläubig zu, wie die tiefen Teile des Risses zusammenschmolzen, sich Muskeln und Sehnen verbanden, bis nur noch eine kleine, Drachenförmige Narbe blieb, wo der Dolch gesteckt hatte. Der Arzt trat zur anderen Seite des Bettes und wiederholte alles mit der verletzten hand. Als er fertig war, stellte er sich aufrecht hin und klatschte in die Hände. "Das war es dann," erklärte er sachlich.
Sirius umarmte seinen Freund und drückte ihn so fest, dass er kaum atmen konnte. "Danke, Attivus, Vielen Dank!"
"Das war ganz mein Vergnügen, mein Vergnügen," versicherte der ihm außer Atem. "Jetzt hör auf mich zu erdrücken, oder Harry war der letzte Patient, den ich behandelt habe." Sirius ließ ihn los und blickte zu Harry. Die Schmerzensfalten waren aus seinem Gesicht verschwunden, und er schien jetzt in einem gesunden, heilsamen Schlaf. Sirius merkte, dass Glynnis inzwischen neben ihm stand und ebenfalls auf Harry blickte. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und sie lehrte sich an seine Seite und seufzte leise. Er beugte seinen Kopf herunter und atmete sein Duft ihres Haares ein, etwas, was er das letzte mal bei Lily gemacht hatte. Immer, wenn er sie umarmt hatte, hatte er seine Nase in ihr langes, rotes Haar begraben und tief eingeatmet. Lily hatte ihn deswegen immer geärgert und gesagt, wenn er den Geruch von Frauenhaaren so mochte, solle er sich ein eigenes Mädchen suchen, das er beschnüffeln konnte. Dann hatte James gelacht und gesagte, 'entweder das, oder kauf' dir 'ne Perücke', und Sirius in gespielter Eifersucht zur Seite gestoßen. Er hatte versucht, zu erklären, dass der Geruch der Haare einer Freu wie Parfüm sein, und dass zwei Frauen nie gleich rochen, aber sie lachte nur nachgiebig. "Gott, ich vermisse sie," dachte er traurig.
Sirius war so in seinen Erinnerungen verloren, dass er Glynnis nicht sprechen gehört hatte. Ein leichtes Kichern brachte ihn zurück, und er herunter zu ihren blitzenden Augen, die fröhlich zu ihm hochblickten. "Tut mir leid," sagt er, "Hast du etwas gesagt?" Sie lachte, ein fröhliches Lachen, das ihn an ein Glockenspiel erinnerte, und das sie düsteren Schatten seiner Erinnerungen verbannte. "Ich sagte, dass Harry gesund werden wird."
Er sah sie einen Moment lang an und nickte dann. "Das hattest du mir gesagt, nicht? Ich werde nie wieder an dir zweifeln, Glynnis." Sie drehte sich in seinen Armen, so dass sie ihn ansah, und hob ihr Gesicht zu seinem. "Sag das noch einmal," sagte sie. "Was sagen?" fragte er verwirrt. "Meinen Namen," flüsterte sie.
"Glynnis," Die Worte fielen von ihm wie die Blütenblätter einer Rose, weich und sanft. Sie lächelte ihn dann an, ein süßes Lächeln, das Versprechen und Hoffnung in sich trug, und das ihm den Atem nahm.
"Ähm." ein leises Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie sahen bloßgestellt voneinander weg. Attivus stand neben dem Kamin, er grinste von einem Ohr zum anderen. "Nun, ich sehe, dass hier jetzt alles in Ordnung ist. Ich gehe dann. Morgen werde ich noch einmal vorbeikommen. Bis dahin passt bitte auf, dass Harry ruhig und bequem bleibt, obwohl ich bezweifle, dass er vor morgen aufwachen wird. Wenn ihr mich aus irgend einem Grunde brauchen solltet, wenn sich etwas ändern sollte, wisst ihr ja, wo ihr mich findet."
"Attivus, ich kann dir gar nicht genug danken. Du hast sowohl mein Leben als auch Harrys gerettet, alter Freund." Er nahm die Hand des Arztes und hielt sie warm. Attivus erwiderte den Handschlag und klopfte Sirius auf den Arm. "Er hat einen guten Freund in dir, Sirius. Bleib ihm nahe, er wird dich brauchen, wenn alles losgeht." Sirius nickte mit grimmigen Verständnis und trat zurück. Glynnis kam herüber und legte ihre Arme um den Arzt. "Ich danke auch." Er lächelte gütig. "Sie werden von mir hören, Miss Babcock. Da gibt es die eine oder andere Sache zu besprechen. Nicht jetzt, aber bald." Attivus grüßte die beiden fröhlich und trat in die Flammen.
Für einen kurzen Moment hing eine unangenehme Stille über den Raum. Dann rumorte Sirius' Magen laut, und sie beide lachten. "ich werde uns etwas zu essen machen," sagte Glynnis. Ein plötzlicher Einfall stoppte sie an der Tür. Sie drehte sich um und sprach, ihre Lippen zucken von unterdrücktem Lachen. "Willst du ein heißes Bad nehmen, solange du wartest? Natürlich nur, wenn du nicht gerne kleine Kinder verängstigst." Sirius sah sie mit gerunzelter Stirn an, er schien verwirrt. Sie wies mit einen Blick auf den großen Spiegel über der Garderobe an der gegenüberliegenden wand. Er trat vor und sah das erste mal seit über zehn Jahren auf sein Spiegelbild. Er musste zugeben, nach einigen Momenten reumütiger Betrachtung seines dreckigen, zerzausten Aussehens, dass sein momentanes Auftreten nicht wirklich zu einem guten Essen in Begleitung passte. "Ich denke, ein Bad wäre in Ordnung," stimmte er zu.
"Ich sage dir Bescheid, wenn es fertig ist," sagte sie, als sich ihre Blicke im Spiegel trafen. Sirius sah sie durch den Spiegel durchdringend an und krümmte seine Hände zu Klauen. Glynnis verließ den Raum, ihre Schultern zuckten und eine Hand über den Mund, ohne Erfolg versuchte sie ihr Kichern zu unterdrücken. Als sie weg war, ging er rüber zu dem Bett, in dem Harry schlief, und setzte sich neben ihn. Seine Hand strich sanft über das feuchte Haar seiner verschwitzten Stirn, und seine Finger folgten leicht der Narbe, die darunter lag. "Oh Harry," sagte er leise nach einer langen Weile. "Er hat dich dieses mal fast erwischt. Wir müssen einen sicheren Platz für dich finden. Einen Platz, wo er dich nicht suchen wird."
"Dein Bad ist fertig," rief Glynnis leise von hinten.
"Danke," sagte er, als er aufstand und ihr in das Badezimmer folgte, in dem eine alte Badewanne mit Klauenfüßen einladend dampfte. Eine Hose und ein dünnes Shirt lagen mit einem Paar Socken auf der Toilette. Sirius sah sie fragend an.
Ich habe mir die Freiheit genommen, etwas Kleidung hinzulegen, falls du etwas sauberes anziehen willst. Sie gehörten meinem Schwager. Ich wollte sie mitnehmen ins Krankenhaus, falls sie da jemand braucht. Wenn du möchtest, kannst du sie anziehen, ich wasche deine Sachen dann morgen." Sirius nickte zum Dank und sie verließ ihn und schloss die Tür hinter sich. Da ist Seife und Shampoo rechts. Nimm dir Zeit und komm in die Küche, wenn du fertig bist." rief sie beim Weggehen.
Sirius zog seine Kleidung aus, bis zu diesem Moment hatte er nicht bemerkt, wie dreckig und zerrissen sie war. Er trat in das heiße wasser und setzte sich. Mit einem Seufzer reinen physischen Glückes lehnte er seinen Kopf zurück und rutschte herunter, tauchte unter, bis nur noch seine Nase herausschaute. Lange Zeit lag er so da und ließ sie Hitze in seinen Körper eindringen. Ihm war nicht klar, wie kalt sein Leben bis zu diesem Moment gewesen war. Schließlich setzte er sich auf und lehnte sich an die Wand der Wanne. Erst da merkte er, dass er all die Jahre nicht nur kalt, sondern auch dreckig gewesen war. Das Wasser um ihn herum war grau gefärbt von Schmutz und Dreck. er verzog das Gesicht und griff seinen Zauberstab. Mit einem Wink war das alte wasser verschwunden, und neues nahm seinen Platz ein. Er sah sich nach seife und einem Waschlappen um und fand beides neben einigen anderen Dingen auf einer kleinen Kommode nebenan. Er stand auf und nahm die Seife und inhalierte den herben Geruch. Dann rieb er sie mit den Händen und bekam Mengen an weichem, dicken Schaum.
Sirius hatte seine körperlichen Bedürfnisse anscheinend ewig zurückgestellt, und er hatte vergessen, wie schön so eine einfache Sache wie Baden sein könnte. Als er sich endlich sauber fühlte, nahm er das Shampoo und nahm das Gehwirr an Haaren in Angriff.
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Sirius folgte dem Geruch echten, kochenden Essens in die Küche. Der gemütliche Raum war von mehreren hellen Öllampen erleuchtet, und in einer Ecke stand ein Tisch mit zwei Schüsseln und einem großen Laib Brot. "Ich hoffe, Suppe ist in Ordnung. Da sind auch frisches Brot und Butter." sagte Glynnis mit dem Rücken zu ihm, ihre Aufmerksamkeit dem Herd zugewandt. "Ich habe Radio gehört. Die Polizei sucht dich wieder. Es scheint, als ob die Dursleys sich über die ungewöhnliche Bestrafung ihres kleinen Lieblings beschwert hätten." Sie kicherte bei ihren sarkastischen Worten und drehte sich vom Herd weg. Und dann sah Glynnis den Mann in ihrer Küche, und ihr fiel der Mund offen. "Oh mein Gott," flüsterte sie. Weg war der dreckige, zerlumpte Alptraum, den sie erst vor einigen Stunden getroffen hatte. Statt dessen stand dort ein Mann mit dick wehenden Haaren, das glänzend zu seinen Ellenbogen herunterhing. Das flackernde Licht der Öllampen veränderten das helle Braun in polierte Bronze. Sein Gesicht, das noch immer viel zu dünn war, war sauber und glatt rasiert, und die andere Kleidung ließ ihn aussehen, als sei er einem Magazin entsprungen.
"Du sagtest, sie suchen mich wieder?" fragte er mit Missfallen in seiner Stimme.
"Mach dir keine Sorgen," sagte sie atemlos. "Sie suchen den erschreckenden Mann, den du im Badezimmer gelassen hast." Sirius grinste sie in reiner männlicher Zufriedenheit an. Glynnis schüttelte ihren Kopf in gespielten Missfallen seiner Eitelkeit und schlug ihn auf den Arm. Sie ließ ihn hinsetzen. Er sah ihren grazilen Bewegungen zu, als sie wieder an den Herd ging. Als sie ihm den Rücken zukehrte, nahm er die Gelegenheit wahr, diese unerklärliche Frau zu betrachten, an die er gerade sein Herz verlor.
Rotblinde Haare hingen glatt über ihre Schultern. Ihren vielseitigen Charme hatte er schon kennengelernt, und er nahm sich die Zeit, die volle Kurve ihrer Taille und die flüssigen Bewegungen ihrer Hände zu bewundern. Er war froh, dass sie nicht so dürr war wie er selbst. er mochte schon immer Frauen, die etwas rundlicher waren, und er fand, Glynnis fehlte es an nichts. Er erinnerte sich daran dass ihre braunen Augen warm und einladend waren, und dass die weiche Kurve ihres Gesichtes so perfekt in seine Hand passte wie ein für ihn hergestellter Zauberstab.
Er brach seine Beobachtungen ab, als sie sich umdrehte und mit einem dampfenden Topf an den Tisch kam und dicke Rindfleischsuppe in seine Schüssel füllte. Sie roch köstlich, und er machte sich hingebungsvoll über sie her. Sie sah ihm mit einem traurigen Lächeln zu, sie wusste, dass er vermutlich schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen hatte. "Sirius, möchtest du etwas trinken? Ich kann dir Tee oder Kaffee anbieten. Oder Wein, wenn du möchtest." Sirius hörte auf zu essen, den Löffel auf halben Wege zu seinem Mund. "Du hast Wein?" fragte er mit großen Augen. Glynnis lachte. "Du siehst aus wie ein Kind, das einen ganzen Spielwarenladen zu Weihnachten bekommen hat!" Sirius lächelte. "Ich habe keinen Wein mehr getrunken seit vor Lily und James' Tod." erklärte er sehnsüchtig. "Hast du roten oder weißen?" Jetzt grinste Glynnis. "Beide. Ganz nach deiner Wahl."
"Weiß," wählte er. Glynnis holte eine Flasche aus dem Keller und öffnete sie. Sie fülle Sirius' Schüssel, während er eingoss, und dann setzte sie sich ebenfalls zum Essen. Sie sah zu, wie er den trockenen Weißwein roch. Sein Gesicht war tiefer Verzückung, als er einen kleinen Schluck des apple-tart Chablis nahm und ihn einen Moment lang im Mund behielt. Er seufzte vor Vergnügen und stieß mit ihr an. Sie beide tranken, und dann kehrte Sirius zu seinem Essen zurück.
Glynnis wartete, bis er den Mund voller Brot hatte, bevor sie sprach. "Sirius, ich denke, Harry wäre hier sicher," stellte sie ohne Vorwarnung fest. "Niemand kennt mich, zumindest niemand aus eurer Welt. Nun, außer Hermine, aber sie ist in Ordnung."
Sirius schluckte und sah sie leise an. "Bist du sicher, worum du da fragst? Das ist riskant."
"Ich kenne sie Risiken, Sirius," erinnerte sie ihn ernst.
"Aber Harry ist ein Zauberer. Und wenn ein anderer Zauberer ihn hier findet, einer, der für Voldemort arbeitet, wäre dein Leben in Gefahr."
Glynnis überdachte das einen Moment. "Du hast recht, natürlich. Dann denke ich, wäre es am besten, wenn du auch hier bleibt. Wenn du kannst," fügte sie schnell hinzu. "Ich weiß, dass du unterwegs bist, um andere Zauberer zu rekrutieren, für Professor Dumbledore."
Sirius starrte sie an. "Woher weißt du wo viel?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Hermine erzählt es mir. Ihre Eltern verstehen eure Welt normalerweise nicht. Sie versuchen es natürlich, aber manchmal braucht sie jemanden zum Reden, jemanden... Ich weiß nicht, weniger Muggel. Außerdem erzählt sie nicht gerne von genau dem Aspekt der Dinge. Ein Zaubererkrieg, der mitten in ihrer Schule brodelt, wird ihre Eltern nicht gerade beruhigen. Es ist für sie schon schwer genug zu schlafen zu wissen, dass sie da ist. Sie hat das Gefühl, dass sie mir vertrauen kann."
"Du weißt, dass jemand sie benutzen kann, um Harry zu finden?"
Glynnis wurde blass. "Daran habe ich wirklich nicht gedacht. Nun, dann, ich denke, dann werden wir es ihr einfach nicht sagen."
"Hey, Glynnis, du kannst doch nicht erwarten, dass es keiner merken würde, wenn du einen Teenager und einen fremden Zauberer bei dir versteckst, oder?" Sirius war sich nicht sicher, warum er versuchte, ihr das auszureden, besonders, wo das hätte klappen können.
"Um ehrlich zu sein, ich denke nicht, dass das jemand bemerkt. Du warst nicht draußen, aber mein Haus ist sehr gut versteckt. Es ist am ende eines Waldweges und ziemlich weit von den anderen Häusern entfernt. Im Winter kann man ihre Lichter sehen, aber das ist schon alles. Du und Harry, ihr wäret hier sicher, das weiß ich. Ich habe Gott weiß genug Platz. Und ich bin nicht besonders oft hier. Ich meine, Ihr hättet das Haus für euch alleine, während ich arbeite."
Sirius reichte über den Tisch und griff ihre Hand. "Das wäre eher ein Nachteil als ein Vorteil," erklärte er ernst. "Glynnis, bist du sicher, du weißt, worum du da bittest? Ich werde von den Behörden gesucht, von den Behörden beider Welten. Harry ist ein Waise mit sehr unangenehmen Verwandten. Du könntest da tief mit reinrutschen."
"Sirius," sagte sie leise, "ich habe körperlich und geistig alleine gelebt, fünfzehn Jahre lang. Du und Harry, ihr seid die ersten, die mich hier," sie legte ihre hand auf ihr Herz," und hier," zeigte sie auf ihren Kopf, "ständig berühren. Ich habe das Gefühl, dass ihr die ersten seid, die verstehen, womit ich lebe. Wie ich habt ihr beide eure Familien verloren, ironischerweise durch die gleiche Person. Wie wahrscheinlich ist das? Ihr versteht meine Fähigkeiten und akzeptiert sie. das würden nicht viele Leute. Sogar meine Familie weiß nicht von allem, wozu ich fähig bin. Ich habe damit die meiste Zeit meines Lebens alleine gelebt. Ich bin es leid, alleine zu sein, Sirius." Eine einzelne, glänzende Träne rollte ihre Wange herab. Sirius fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog, und ein Gefühl, das seit langem nicht erfahren hatte, kam zu ihm wie eine Blase langsam an die Oberfläche eines Teiches steigt. Es brach über ihn ein, und öffnete eine neue und andere Welt als die, in der er heute morgen aufgewacht war. Er stand auf und nahm Glynnis in die Arme. "Wir bleiben," entschied er heiser. "Ich hole Harrys Sachen heute Nacht, wenn die Dursleys schlafen, und bringe sie hier her. Ich muss auch mit Albus Dumbledore darüber sprechen." Glynnis brach in Tränen aus und hielt ihn fest. "Hey, hey," sagte er leise, "du wirst nicht mehr alleine sein, Glynnie."
Glynnis' Herz schwoll bei der Zärtlichkeit, und sie antwortete in der besten Art und Weise, wie sie konnte, sie legte ihr ganzes Herz in einem einzigen, süßen Kuss.
Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR
