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Harry Potter und der Dolch des Todes

Von Xanthia Morgan
Übersetzt von Steffi Silberstreif

Teil Zwölf: Der Morgen danach



Harry befreite sich aus tiefer Dunkelheit. Er fühlte sich ausgemergelt und schwer, aber irgendetwas kitzelte ihn hinten in seinem Verstand und sagte ihm, er musste auftauchen, müsse den Schlaf bekämpfen. Als er sich aus dem Nebel befreite, kamen seine Sinne nacheinander zurück. Zuerst hörte er jemanden neben sich singen. "Mom?" fragte er still. Die singende Stimme stoppte und er hörte eine Antwort. "Es ist zeit aufzustehen, Harry. Wir warten auf dich." Im Innern seines Geistes sah er seine Mutter und seinen Vater. Sie lächelten und winkten. Winkten zum Abschied. "Wartet!" rief Harry. "Wohin gehr ihr?" Aber ihre Gesichter verschwanden, und an ihre Stelle traten zwei neue Gesichter. Bekannte Gesichter.

"Harry, wach auf." Das war Glynnis' Stimme, und dieses Mal war sie nicht in seinem Kopf.

Das nächste, das Harry merkte, war etwas warmes, nasses, das sein Gesicht entlang rutschte. Eine weiche Hand legte sich um seine Wange, und er fühlte Finger, die die Feuchtigkeit wegwischten. "Es ist in Ordnung, Harry. Es ist vorbei. Du wirst wieder Gesund." Harry versuchte, seine Augen zu öffnen. Seine Augenlider Zitterten unter der Anstrengung, und dann öffneten sich seine Augen plötzlich. Er blinzelte und erinnerte sich. Seine Hand flog zu seiner Schulter, und er saß panisch auf.

"Es ist alles in Ordnung, Harry. Der Doch ist weg."

Harry legte sich zurück und atmete einige Male tief ein. Als er endlich sein rasendes Herz beruhigt hatte, öffnete er seine Augenerneut. Weiches, diffuses Sonnenlicht strömte durch den Raum. Über ihm war undeutlich Glynnis' Gesicht. "Hallo," sagte sie fröhlich. Harry schielte zu ihr hoch und versuchte, sie scharf zu sehen. "Moment," sagte sie und wandte sich ab. Eine Sekunde später wurde Harrys Brille auf seine Nase gesetzt, und er sah hoch. Glynnis strahlte ihn fröhlich an. "Wie geht es dir?"

Harry dachte einen Moment darüber nach. Außer, dass ihm alles etwas wehtat, fühlte er sich gut. Müde, aber besser. Das sagte er ihr. Sie lächelte. "Ich bin froh, das zu hören," sagte sie, als sie ihm die Haare aus dem Gesicht strich. "Nun, kann ich irgend etwas für dich tun? Vielleicht etwas zu essen?" Harry merkte, dass der Teil, der ihn aufgeweckt hatte, sein schmerzhaft leerer Magen war.

"Ich habe Hunger," sagte er.

"Nun, gut, etwas zu Essen. Hast du besondere Wünsche, oder reicht Hausgemachte Suppe?"

"Suppe wäre großartig," antwortete Harry.

"Dann Suppe," erklärte Glynnis, und sie stand auf um rauszugehen. "Sirius wird gleich da sein, er wird dir helfen, äh, mit allem, was du erledigen musst." Harry musste einen Moment lang überlegen, bis ihm einfiel, was sie damit meinte. Er merkte, dass er das Bad ziemlich dringen benutzen musste, als Sirius' Stimme aus dem Flur schallte. "Ich kümmere mich darum, Glynnie," hörte er ihn sagen, und dann kam Sirius in den Raum hinein. Harry vergaß völlig, dass er ins Badezimmer musste, und starrte den Mann vor sich an. "Sirius?" fragte er zögernd, "bist du das?"

Sirius lachte. "Ziemliche Veränderung, oder? Es ist beeindruckend, was ein heißes Bad und guter Schlaf alles bewirken kann. Was denkst du, wird irgend jemand mich erkennen?"

Harry schüttelte seinen Kopf, sein Mund stand offen. "Ich habe dich noch nicht mal erkannt. Wenn ich das Hochzeitsbild von meinen Eltern nicht gesehen hätte, hätte ich nicht gewusst, wer das war. Du siehst do anders aus!"

"Ich fühle mich wie ein anderer Mensch. Äh, Harry, musst du..."

"Ja," erklärte Harry, was Sirius grinsen ließ.

"Das dachte ich mir. Dann komm, los. Ich helfe dir hoch."

Gemeinsam schafften sie es, Harry in das Badezimmer zu bringen. Als sie dem Weg zurück ins Schlafzimmer waren, war Harry vor Anstrengung und Erschöpfung verschwitzt. Er setzte sich keuchend auf das Bett, während Sirius mit einem besorgten Blick die Decke um ihn stopfte. "Bist du sicher, dass es dir gut geht, Harry?"

Harry schüttelte den Kopf. "Ich fühle mich besser, ehrlich. Es ist nur so, dass ich mich so schwach fühle. Ich verstehe das nicht."

"Was ist da nicht zu verstehen?" dröhnte Attivus Attlewart von der Tür, was Sirius aufspringen ließ.

"TUE das nicht, Attivus. Du hast mich halb zu Tode erschreckt. Wenn ich meinen Zauberstab gehabt hätte, wärst du jetzt eine Eidechse."

"Sirius! Das BIST du! Wie gut du aussiehst. Viel mehr nach deinem alten Ich, außer deinem Haar. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du es je länger als deine Schultern hattest. Aber mir gefällt es so. Harry, mein Junge, wie geht es dir? Nein, sag nichts. Besser, aber müde. So war das zu erwarten, mein Junge, wirklich. Du wirst dich einige Tage lang wie ein ausgewrungenes Handtuch fühlen, und danach wieder so wie früher sein, wage ich zu sagen. Harry erinnerte sich kaum an den Besuch des Arztes am vorigen tag und sah erstaunt zu, wie er diese einseitige Unterhaltung fortführte, während er gleichzeitig seinen Patienten untersuchte. Attivus Attlewart hatte die bemerkenswerte Eigenart, seine Fragen selber sehr genau zu beantworten, und Harry fragte sich, ob er jemals seine Patienten für sich selber sprechen ließ. Er zuckte zusammen, als der Arzt vorsichtig seine Schulter betastete. "Tut das weh?" fragte Attivus,

"Etwas, wenn Sie draufdrücken," log Harry. Es tat sehr weh, um ehrlich zu sein, obwohl es in der Nacht sehr gut geheilt war.

"Tut es weh, wenn du den Arm bewegst?"

Vorsichtig bewegte Harry den Arm und erhob ihn. "Es tut ein wenig weh," schaffte er durch zusammengebissene Zähne zu sagen.

Der Arzt sah ihn durch seine dreieckige Brille berechnend an. "Hmmm. Ich sehe. Nun, ich sehe, wie viel ein wenig es wehtut," sagte er trocken, eine Augenbraue erhoben. Ich werde den Arm für einige Tage in eine Schlinge legen, damit er ruhig bleibt." Er zeigte mit seinem Zauberstab auf Harry und murmelte einen Zauber. Sofort lag Harrys rechter Arm bequem in einer schwarzen Schlinge.

"Vielleicht war Suppe doch keine gute Idee," bemerkte Glynnis von der Tür aus, ein vollbeladenes Tablett in der Hand.

"Oh, keine Sorgen, Miss Babcock," versicherte Attivus. "Harry kann seinen Arm kurzzeitig aus der Schlinge nehmen. Er sollte ihn aber so oft wie möglich darin tragen, damit die Schulter Ruhe hat."

"Ich dachte, sie wäre schon geheilt," sagte Glynnis, als sie zu Harry hinüberging und das Tablett auf seinen Schoß stellte. Sie lächelte, als er seinen Arm aus der schling nahm und sich hungrig über das Essen hermachte.

"Oh ja, es ist geheilt," erklärte Attivus. "Dennoch, wie bei jeder tiefen Wunde dauert es einige Tage, bis die Empfindlichkeit verschwindet. Ich wage zu sagen, dass der junge Potter in null Komma nichts wieder so gut wie neu sein wird. Nun, ich werde dann gehen. In einigen Tagen werde ich noch einmal vorbeischauen. Falls Ihr mich vorher noch brauchen solltet, Sirius weiß ja, wie er mich erreicht. Oh, Sirius, das erinnert mich daran. Es wird gesagt, dass das Ministerium wieder intensiver nach dir sucht. Die sind nicht zu glücklich über Chaos, das du da gestern angerichtet hast, mit dem Muggel-Jungen. Und ich befürchte, Deine Eskapade letzte Nacht hat nur noch Öl in die Flammen gegossen. An Deiner Stelle würde ich Albus Dumbledore kontaktieren. Lass ihn wenigstens wissen, was passiert ist. Das wäre es dann. Auf Wieder sehn, Harry, Miss Babcock, Sirius, wir sehen uns."

"Tschüß, Attivus. Und danke," rief Sirius dem verschwindenden Arzt hinterher. Ein Prickeln in seinem Nacken sagte ihm, dass er angestarrt wurde. Er drehte sich um und sah zwei Paar fragende Augen auf sich gerichtet. "Was ist letzte Nacht passiert?" fragte Harry. Sirius zuckte unschuldig mit den Schultern. "Ich habe deine Sachen von den Dursleys geholt, das ist alles." Glynnis stand da und tippte mit ihrem Fuß auf den Boden, ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt. "mm-hmm." Sie war nicht überzeugt. "Und was hat das dann mit einer Eskapade zu tun?"

Ein fieses, vielversprechendes Grinsen leuchtete von Sirius' Gesicht. "Nun," fing er an, "Wenn ihr es unbedingt wissen müsst..."

*******************

Vernon Dursley träumte. Seine kleine Familie verbrachte wunderschöne Ferien an der See. Harry Potter war niemals in ihr Leben getreten, und alles lief ganz einfach. Er schwamm auf den weichen Wellen im Mittelmeer, schwerelos und ohne Sorgen. Die helle Sonne schien durch seine Augenlider, und die Wärme des Sommers war um ihn. Aber es dauerte nicht zu lange, bis dieser wunderschönre Traum von dem erbarmungslosen Klingeln seines Weckers vom Nachttisch unterbrochen wurde, und Vernon reichte herüber, um ihn auszustellen. Eigenartig. Egal, wie weit er den Arm steckte, er kam nicht an den Tisch mit dem Wecker heran. Er grunzte und öffnete seine verklebten Augen. Es war wie ein Schock, als Vernon merkte, dass die Leichtigkeit, die er im Traum gefühlt hatte, tatsächlich Realität war. Denn als er seine Augen öffnete, merkte Vernon, dass er etwa einen Meter über seiner Matratze schwebte. Er schrie erschrocken auf und begann wild herumzufuchteln. Auf einmal stürzte er hinunter und landete mit einem Klatsch auf seiner schlafenden Frau.

"AAAAGGGHHHH!" schrie Petunias. "GEH VON MIR RUNTER! HILFE! POLIZEI! MÖRDER!" Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um ihren scheren Mann von sich herunterzustoßen.

"Pet..." Vernon versuchte zu sprechen, aber seine Frau fuhr nur damit fort, ihn zu schlagen. Er fluchte innerlich über ihre Angewohnheit, mit einer Schlafbrille zu schlafen. "Petunia," versuchter er erneut, seine Stimme klang abgewürgt, dann Ihr Ellenbogen stieß in seinen Hals. "Nimm die Brille ab!"

"AHG! VERNON! HILFE!" Schrie Petunia, ihr Mund schmerzhaft nahe am Ohr ihres Mannes. Du Biest, was hast du mit meinem Mann getan!?" Wenn Vernon damit zufrieden war, wie sie jeglichen Schaden zurückzahlte, den sie glaubte, der ihm angetan worden sei, dann konnte er es nicht ausdrücken. Ihre schrille Stimme ließ seine Ohren klingeln, und alles, was er tun konnte, war, die Schläge auf seinen Oberkörper abzuwehren. Er versuchte es noch einmal. "Petun..." Aber was auch immer er sagen wurde, es wurde von ihrem Knie abgewürgt, das sie zwischen seine Beine schlug. Ein gewürgtest Krächzen kam aus seinem Hals, und er rollte seitlich von Petunia weg auf den Boden. In diesem Moment kamen die beiden Polizisten, die die Nachtschicht abgelöst hatten, ins Schlafzimmer gerannt.

"Hände hoch!"

"Nicht bewegen!"

Vernon hatte nicht daran gedacht, sich zu bewegen. Alles ,was er machen konnte, was versuchen zu atmen. "Oh Gott sei dank," hörte er Petunia schreien. "Er war hier. Er hat versucht, mich umzubringen. Haben Sie ihn? Wo ist Vernon? Oh Vernon, was hat er die angetan?" In einem Bruchteil einer Sekunde war Petunia bei dem fetten Haufen, der ihr Mann war. "Oh mein Liebling! bist du verletzt? Warum hältst du dein... Oh nein! Wie schrecklich! Oh Vernon!" Sie zog an seinem Pyjama und versuchte ihn auf ihren Schoß zu ziehen um ihn zu trösten. Ein lauter Schrei von Dudley erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie sprang auf ihre Füße und ließ dabei Vernons Kopf fallen. Er fiel mit einem lauten Bums auf den harten Boden. "Duddy-Kins?" hörte er sie rufen. "Ist alles in Ordnung?" Er fühlte ihre Fußtritte durch seinen Kopf stampfen, als sie aus dem Raum in den Flur lief. Vernon konnte sie nach dem Wohlergehen ihres Sohnes fragen hören, und hörte er, wie sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete. Einige Sekunden lang war es still, dann gab es einen durchdringenden Schrei.



Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR