Untitled
Harry Potter und der Dolch des Todes

Von Xanthia Morgan
Übersetzt von Steffi Silberstreif

Teil Achtzehn: Entscheidungen



Vernon Dursley hatte keine Ahnung, dass der Hund hinter ihm noch lebte, bis sich seine scharfen Zähne in sein Handgelenk gruben. Er ließ mit einem überraschten Schrei seine Pistole fallen und versuchte sie wegzuziehen, dabei brachte er die Zähne nur tiefer in sein Fleisch. Er trat mit seinem Fuß zur Seite und traf die Seite des Tieres. Der Hund ließ los und trat zurück.

Vernon strich mit einer zitternden Hand über sein Gesicht und blinzelte. Er sah sich im Raum um, mit großen Augen, betrachtete das Blutbad um ihn herum. Überall war Blut. Der große, schwarze Hund blutete aus einer Wunde in seiner Brust, daneben lag eine fremde Frau ganz ruhig in einer Blutlache, und daneben Harry. Vernon starrte. Harry war ebenfalls ein blutiges Durcheinander. Ernsthaft zusammengeschlagen und kaum bei Bewusstsein, lag Harry halb über der Frau als ob er sie vor weiteren Verletzungen beschützen wollte.

Harry sah Vernon mit seinem guten Augen an. "Warum," schluchzte er gebrochen, "Warum hast du das getan?"

Vernon trat einfach zurück, hielt sein verletztes Handgelenk und schüttelte seinen Kopf. Er sah verwirrt und betäubt aus, beinahe hypnotisiert. Harry sah ihm nach, als er den Raum verließ, seinen Kopf ungläubig schüttelnd als er wegging.

"Harry." Die Stimme kam von hinter ihm. "Harry, hilf mir." Er drehte sich um. Sirius versuchte sich zu der Stelle zu schleppen, an der er und Glynnis lagen. Sein Shirt war voller Blut, und ein Arm hing schlaff herunter. "Du musst... Halt dich bei mit," stöhnte er, als er an dem verletzten Paar angelangt war, "und Glynnis, wenn du kannst."

"Sirius," würgte Harry, "Er hat sie umgebracht. Er hat Glynnis getötet."

Sirius handelte, als ob er nicht gehört hätte. "Halt dich an sie. Ich kann uns hier rausbringen, aber ich kann dich nicht halten. Ich brauche meine freie Hand."

"Sirius!" rief Harry, seine Stimme gebrochen vor Trauer. "Sie ist tot. Glynnis ist tot!"

Sirius schüttelte seinen Kopf. "Nein. Nicht tot. Noch nicht. Halt sie fest, Harry."

Harry starrte seinen Paten an, dann Glynnis. Er konnte nicht glauben, dass sie noch am Leben war. Die Kugel war in ihren Rücken eingedrungen und nicht wider herausgekommen. Sie lag auf der Seite in einer Blutlache. Harry reichte zu ihr herüber und zog dann seine Hand zurück. In seinem Innern sah er Cedric Diggory, der kalt und tot neben ihm lag. "Ich kann das nicht noch einmal machen."

Sirius legte eine Hand auf Harrys Arm. "Du musst, Harry. Sie wird sterben, wenn wir sie hier lassen, und ich habe nur genug Kraft, es einmal zu machen."

Harry schloss fest seine Augen und reichte wieder herüber zu Glynnis. Er nahm ihre kalte Hand in seine und griff dann nach Sirius' verletzten Arm. Sirius Zuckte zusammen, als Harry ihn festhielt, sagte aber nichts. Er nahm einfach seinen Zauberstab heraus. "Halt dich fest," flüsterte er.

In der hinteren Ecke des Raumes, hinter einigen Kisten, erschien eine Figur aus dem nichts, als das Trio dissappierte. Ein Tarnumhang, ähnlich wie Harrys, war achtlos über eine Schulter geworfen. Er überblickte den blutbedeckten Boden und Das war nicht gut gegangen. Dursley hätte Harry töten sollen. Wie der dumme Muggel es geschafft hatte, den Imperius-Fluch zu überwinden verstand er nicht, aber er konnte auch nichts mehr tun. Potter war weg und noch immer am Leben. Sein Lehrer würde nicht erfreut sein. Andererseits hatte er einige sehr wertvolle Informationen bekommen, das seinen Zorn stillen könnte. Sirius Black war ein Animagus. Das war interessant. Sehr interessant. Ja, vielleicht würde sein Lehrer sein Versagen für diese Information vergeben.

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Glynnis wanderte durch den Garten und genoss den warmen Sonnenschein. Sie wollte den Gärtner fragen, wie er dieses besondere Orange in den Tulpen hinbekommen hatte, aber sie konnte suchen soviel sie wollte, sie fand niemanden, den sie hätte fragten können. Aber selbst das schien nichts auszumachen, als sie Beet nach Beet betrachtete, mit den schönsten Blüten, die sie je gesehen hatte. Sie atmete ihren Duft ein und ließ sich von ihm füllen. Ein schneller Zefir zupfte weiße Blütenblätter von einem nahegelegenen Baum und ließ sie um sie tanzen. Glynnis breitete ihre arme aus und drehte sich fröhlich, sie versuchte die süßriechenden Blätter aufzufangen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je so glücklich gewesen zu sein. Obwohl... da war etwas in ihrem Kopf, ganz hinten, und sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie genau jetzt woanders sein sollte. Sie konnte sich um ihr Leben nicht daran erinnern, wo, aber irgendetwas war einfach nicht richtig. Das Geräusch eines Windspieles drang an ihre Ohren, und aus einer Laune heraus folgte sie der klingenden Musik.

Das Windspiel stoppte, als Glynnis auf einen weißen Kiesweg trat, der sich durch junge, blühende Bäume schlängelte. Sie folgte dem Pfad, ihre Füße machten kaum ein Geräusch, als sie lief. Vor ihr tauchte ein kleiner Pavillon auf, der von weißen Rosen umrahmt war. Eine Person saß auf einer Bank, als ob sie warten würde. Glynnis ging zu ihr.

"Willkommen, Glynnis."

Glynnis sah die wunderschöne Frau an, die sie gegrüßt hatte. Sie war groß und schlank, und hatte kakaofarbene Haut. Ihr schwarzes Haar hing in hunderter kleinen Zöpfen herunter, und ihr weißes Seidenkleid wurde von einem einzigen Träger über der Schulter gehalten.

"Wer bist du?" fragte Glynnis. "Weißt du, wer ich bin?"

"Ich bin Daphne. Ich bin eine Leiterin."

"Eine Tourleiterin? Für den Garten? Er ist wunderschön."

Daphne lachte, ein sanftes Geräusch wie fallender Regen. "Nein, keine Tourenleiterin. Nicht ganz. Ich bin eine Leiterin zur anderen Seite des Lebens. Ich bin gekommen, um dir eine Wahl anzubieten."

"Eine Wahl?" Glynnis war verwirrt. Was hatte das alles zu bedeuten?

"Woran erinnerst du dich, Glynnis?"

Glynnis lächelte. "Ich habe im Sonnenlicht getanzt, während weiße Blütenblätter im Wind um mich geflogen sind." Sie breitete ihre Arme aus und drehte sich, wie sie es als Kind gemacht hatte. "Es war wundervoll."

"Nein, Glynnis," sagte Daphne freundlich, "Woran erinnerst du dich vor dem Garten?"

"Vor dem Garten? Ich... Ich weiß nichts." Glynnis erinnerte sich nicht. Es war so, als gäbe es nur den Garten, aber sie wusste, dass da mehr war. Das erzählte die Daphne. "Es ist, als sollte ich woanders sein, aber ich weiß nicht, wo." sagte sie schließlich, ihre Stimme traurig von dem Verlust.

Daphne nahm ihre Hand. "Komm. Ich werde es dir zeigen." Sie nahm Glynnis' Hand und leitete sie zu einem silbernen, weichen Globus.

Glynnis berührte ihn zögerlich. "Ich habe einen davon," sagte sie überrascht. "Ich weiß das, aber wie kann das sein?"

"Du hast einen zuhause," erklärte Daphne.

"Zuhause?" fragte Glynnis leise. Das sollte ihr etwas sagen, aber sie konnte es nicht einordnen.

"Sieh," sagte Daphne, als sie ihre Hand über die Oberfläche des Globusses wandern ließ. Glynnis sah fasziniert zu, wie sich ihr Leben vor ihren Augen abspielte. Sie erlebte alles innerhalb von Momenten noch einmal. Alles, bis Vernon Dursley auf sie schoss. Dann wurde der Globus schwarz. Glynnis hatte ihre Hand an ihren Mund gepresst. Sie war schockiert. Wie hatte sie das vergessen können? Wieso konnte sie sich nicht mehr daran erinnern? "Oh mein Gott! Harry! Und Sirius! Oh Daphne, was ist mit ihnen geschehen? Sind sie in Ordnung? Oh, bitte sag mir, dass sie leben!" Sie wandte sich der Leiterein mit tränen in den Augen zu.

Daphne zeigte noch einmal auf den Globus.

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Attivus Attlewart Hatte einen langen Tag gehabt. "Warum müssen alle Grimalkin Schwestern ihre Babys an einem Tag bekommen?" fragte er, als er seine Stiefel auszog und mit den Zehen wackelte. "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sieben Frauen in einer Familie ihre Kinder vier Jahre in Folge am gleichen Tag bekommen." Der Arzt streckte sich in einem Stuhl, und eine fette Katze sprang auf seinen Schoß. "Und zudem haben sie die hässlichsten Babys, die ich je gesehen habe. Ich weiß, dass alle Babys schön und süß sein sollen, aber man kann nur so oft lügen. Die armen Dinger. Sie sehen aus wie ihre Mütter. Ich weiß nicht, wie diese Mädels ihre Männer dazu... Nun, egal. Man sagt, Liebe macht blind. Entweder das, oder sie haben die Liebestränke in den letzten fünf Jahren perfektioniert." Er schauderte. "Ich weiß nicht, Mistofolees. Vielleicht sollte ich mich zur Ruhe setzen. Was meinst du?" Die Katze schnurrte nur und bot ihren Rücken zum Streicheln an. Attivus lachte. "Ich wusste , dass du das sagen würdest."

Auf einmal verschwand die Ruhe der Katze. Sie krümmte ihren Rücken und ihr Fell stand zu Berge. Attivus seufzte und setzte sie auf den Boden. Die Katze reagierte nur so, wenn jemand dabei war, in den Raum zu apparieren. Er wusste nicht, woher die Katze das wusste, aber andererseits war es Verschwendung, eine Katze erklären zu wollen. "Ich denke, ich muss wieder arbeiten," stöhnte er, als er aufstand.

Mit einem lauten Geräusch landeten seine Gäste auf dem Boden. Attivus stockte der Atem. Sirius und Harry und Glynnis lagen auf dem Boden, alle ohnmächtig, alle blutüberströmt. Er griff in eine Tasche und warf eine Handvoll Pulver in den Kamin hinter sich. Ein schimmerndes Gesicht erschien. "Attivus! Was für eine Freu..."

Der Arzt unterbrach ihn. "Ich brauche dich jetzt hier. Bring Lupin mit!" Er drehte dem Feuer unfreundlich den Rücken zu und eilte zu seinen drei neuen Patienten herüber. Eine schnelle Untersuchung zeigte ihm, dass Glynnis am schlechtesten dran war. Er arbeitet schnell mit seinem Zauberstab und verschloss das Loch in ihrem Rücken und stoppte für einen Moment den Blutfluss. Das war nicht genug, das wusste er, aber er hoffte, dass das einen Moment lang genügen würde. Sie zu retten würde seinen ganze Kunst brauchen, und er musste sehen, was er für die anderen beiden machen konnte, bevor die Hilfe eintraf. Bei diesem Gedanken apparierten Albus Dumbledore und Remus Lupin vor ihm. Remus hielt vor Schreck die Luft an und Albus murmelte ein Schimpfwort.

"Was ist passiert?" fragte Dumbledore, als er sich neben Harry kniete.

"Ich habe keine Ahnung. Sie sind einfach hier reinappariert. Alle ohnmächtig." Attlewart war damit beschäftigt, Sirius' Wunde zu heilen. "Nimm sie mit nach oben. Erste Tür links," befahl er Lupin, der sich noch von dem Schock erholte, so viel Blut an drei Leuten zu sehen.

"Harry. Und Sirius," stammelte er.

"In besserer Verfassung als sie. Du kennst das Haus, also beweg dich!"

Remus wusste aus Erfahrung, dass Attivus' Ton geschäftlich war, und er hob Glynnis schnell hoch und brachte sie in den beschriebenen Raum. Attivus hatte Sirius angehoben und folgte Remus. Er wandte sich an Dumbledore. "Bring Harry mit."

Es dauerte nicht lange, dass waren Glynnis, Sirius und Harry in drei separaten Betten in dem großen Raum, den Attivus als Krankenzimmer nutzte. Remus wartete ängstlich am Bett, als Attivus nach Sirius' Verletzungen sah.

"Ziemlich großes Loch. Hat zum Glück nicht sein Herz getroffen. Verdammte Muggel und ihre Waffen. Ich habe das schon mal gesehen. Schon länger nicht, bewahre, aber ab und zu. Traurig für jeden Zauberer, der unerwartet getroffen wird. Diese Dinge töten schneller als jeder Fluch, von dem ich gehört habe."

Dumbledore unterbrach Attivus' ständig präsente Kommentare. "Wird er überleben, Attivus?"

Attivus nickte. "Jo. Er wir überleben. Nicht dank dessen, der dafür verantwortlich ist." Er stand auf. "Für's erste habe ich getan, was ich konnte. Harry ist der nächste." Und damit ging er an das nächste Bett, an dem Dumbledore schon damit beschäftigt war, Harrys Kleidung zu entfernen. Lupin folgte, und sein Gesicht verdunkelte sich, als er Harrys geschlagenen Körper sah. Große grüne und blaue Flecke bedeckten Harrys Brustkorb und Magen. Eine verletzte Schulter hatte das Abbild einer großen Hand in das Fleisch gepresst. Viele andere Blutergüsse bedeckten seine Arme und Beine. "Wer könnte das getan haben?" brachte er durch zusammengebissenen Zähne.

"Ich habe keine Ahnung," erwiderte Attivus, "aber ich hoffe ich werde nie mit ihm alleine sein. Arzt oder nicht, ich werde ihn auseinanderreißen. Niemand verdient es, so behandelt zu werden."

Albus sah zu, wie Attivus Harry untersuchte und schüttelte seinen Kopf. "Was hat er?" fragte er grimmig.

"Vier gebrochene Rippen. Gequetschte Nieren. Geprellter Kehlkopf. Und wenn ich mich nicht täusche," fugte er zu, als er vorsichtig Harrys Unterleib ertastete, "Einen Leistenbruch. Verdammt. Harry kann das jetzt nicht noch gebrauchen. Er hat schon genug durchgemacht. Die Erschöpfung von der Sache mit dem Dolch verschlimmert das alles noch. Er hat so schon sehr wenig Energie, ohne, dass er sich hiervon erholen muss. Geh zur Seite, Remus, ich brauche Platz." Mit einem Wink seines Zauberstabes fing er an, Harrys geschundenen Körper zu heilen. Unter der grünen und blauen Haus begannen Organe zu heilen. Nach fünf Minuten war Attivus völlig verschwitzt. Als er zehn Minuten später fertig war, keuchte er und zitterte.

Remus reichte zu ihm herüber um ihn zu stützen. "Attivus! Ist alles in Ordnung?" fragte er besorgt.

Attivus winkte ab, als er sich in den Stuhl setzte, den Dumbledore für ihn heraufbeschworen hatte. "Alles Ok. Es ist nur so, dass heilen seinen Tribut vom Heiler fordert. Jeder Idiot kann seinem Zauberstab herumschwenken du erste Hilfe leisten, aber dieses tiefe Zeug hat es in sich. Die Kugel muss ich auf die alte Art und Weise entfernen, wenn du es so willst, aber das hat Zeit. Fürs erste brauche ich einen Moment." Der Arzt schloss die Augen und atmete tief durch. Er wurde ganz ruhig und schein einige Momente in Trance zu sein. Dann öffnete er seine Augen wieder und er stand auf. "Ah, ja. Viel besser. Nichts ist besser als so eine kurze Erholungspause, um den müden Geist wiederzubeleben, sage ich immer. Nun denn," sagte Attivus nüchtern, "Ich muss nach Miss Babcock sehen."

Er trat an das Bett, in dem Glynnis lag, unbeweglich, auf dem Bauch. Die fiese rote Wunde, durch die die Kugel in ihren Körper eingedrungen war, blutete nicht mehr, aber das war nicht das, was den Arzt sorgte. Sie hatte eine große Menge Blut verloren, und die Kugel saß sehr nah an ihrem herzen. Er seufzte und schritt um das Bett.

"Was kannst du für die tun, Attivus?" fragte Dumbledore von der Stelle aus, an der er ihre Hand hielt.

"Hmmm. Das ist der komplizierte Teil," runzelte Attivus die Stirn. "Diese Kugeln, die in diesen Pistolen sind, können nicht magisch entfernt werden. Ich muss sie mit der Hand herausholen. Ich versuche herauszufinden, wie ich das am besten mache. Du siehst ,die Kugel hat eine Menge zerstört, als sie eingedrungen ist, und Miss Babcock ist sehr schwach. Ich würde gerne warten, bis sie stärker ist, aber diese Dinge verursachen schnell Infektionen, wenn sie nicht entfernt werden."

"Können wir irgendwie helfen?" fragte Remus.

Attivus sah ihn fragend an. "Hast du einen starken Magen, Lupin?"

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"Ich bin tot, oder?" fragte Glynnis Daphne.

Daphne lachte wieder. "Nein. Nicht ganz. Siehst du, du hast die Wahl. Du musst dich entscheiden, Glynnis, wohin du jetzt gehen willst. Du kannst dahin zurückgehen, wo du hergekommen bist." Ihre Hand deutete auf den Globus, und die Szene aus Grunnings war wieder zu sehen. "Oder du kannst dich dafür entscheiden, hier zu bleiben." Sie wies mit ihrer Hand in die Richtung des Pavillons, und dort standen Seamus und Derek, genau so, wie sie aussahen, als sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Seamus winkte grüßend und Derek lächelte, die helle Sonne glitzerte auf seinen kleinen Zähnchen.

"Was, wenn ich mich falsch entscheide?"

Daphne zuckte mit den Schultern. "Es gibt keine falsche Entscheidung. Es gibt nur eine Entscheidung. Du wirst sie treffen."

"Ich verstehe nicht, was du meinst."

"Das heiße, welche Entscheidung du auch triffst, es wird die sein, die gemacht werden musste. Du sprichst vom Schicksal. Denk in die Richtung."

"So ist die Entscheidung für mich schon getroffen worden?"

"In gewisser Weise. Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, Glynnis. Wenn du dich erst mal entschieden hast, wird das alles aus deiner Erinnerung gestrichen, und du wirst dich nicht daran erinnern, je hier gewesen zu sein oder eine Entscheidung getroffen zu haben."

"Was, wenn ich mich entscheide zu gehen? Was passiert dann? Was ist mit Sirius? Oder Harry und diesem bösen Zauberer, der ihn umbringen will?"

Daphne lächelte traurig. "Ich befürchte, ich kann dir nichts garantieren. Ich kann dir nur dies sagen. Im Kampf Gut gegen Böse wird das Gute immer gewinnen. Aber es ist ein Kampf, und Schmerz wird ertragen und Leben verloren werden."

"Was, wenn ich mich entscheide zu bleiben?"

"Dann wirst du mit deinem Mann und deinem Sohn wiedervereinigt werden. Dann wirst du hier leben, als ein nichts passiert. Du wirst nichts davon wissen, was vorher war."

Glynnis kaute ihre Lippe. Ihr Blick war hin und hergerissen zwischen der Szene auf dem Globus und Seamus und Derek, die auf sie warteten. "Ich weiß nicht, was ich tun soll!" heulte sie verzweifelt. "In jedem Fall treffe ich eine selbstsüchtige Entscheidung. In jedem Fall verletze ich jemanden, den ich liebe. Ich kann das nicht entscheiden. Ich kann nicht denken."

Daphne legte eine beruhigende Hand auf ihre Schulter. "Mach deine Gedanken frei. Lass nicht deinen Verstand diese Entscheidung treffen. Dieses ist eine Entscheidung des Herzens, Glynnis. Hör darauf, was es dir zu sagen hat."

Glynnis ließ ihren Kopf hängen, und Tränen fielen aus ihren Augen in das weiche Gras zu ihren Füßen. Sie war in zwei gerissen. Zwei Leben warteten auf sie, und die wollte sie beide. Sie hob ihre geschlossenen Augen in den blauen Himmel über sich und fühlte, wie der Wind ihre Tränen trocknete. Fühlte das Sonnenlicht ihr Sicht erhellen, und ließ sich von der Wärme füllen. Alles um sie herum war leise. Sie zwang ihre rasenden Gedanken zur Ruhe und tat, was sie immer machte, wenn die durcheinander war. Die ließ das Geräusch des Windes, wie er mit den Blättern spielte, in ihr Ohr. Sie ließ die Vögel ihre Seele in den Himmel tragen. Sie ließ ihr Herz frei entscheiden. Sie öffnete sich selbst.

"Glynnis."

Die Stimme war traurig und sehnsüchtig.

"Komm zurück zu mir. Bitte. Wir brauchen dich. Ich brauche dich."

Eine einzelne Träne lief ihr Gesicht hinunter. So nah und doch so fern sprach die Stimme leise. So leise, dass sie ihr inneres Ohr anstrengen musste, um sie zu hören.

"Ich liebe dich. Bitte komm zurück zu mir. Komm zurück und werde meine Frau."

Die Vertrautheit reichte bis tief in ihr Herz, und ihr Herz antwortete. Sie öffnete ihre Augen und wandte sich um. Sie lächelte Seamus und Derek an. "Ich habe meine Wahl getroffen."

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Sirius saß unbeweglich an Glynnis' Bett. Attivus und Remus hatten versucht, ihn das rationell sehen zu lassen.. Er musste sich ausruhen, so, wie sie es auch musste, aber er hatte ihnen gesagt, dass er nicht von ihrer Seite weichen würde, bis sie entweder ihr Augen öffnen und ihn grüßen würde, oder in seinen Armen starb. Harry lag im nächsten Bett, ebenfalls noch ohne Bewusstsein. Die Notwendigkeit, die Milz zu entfernen, und die anderen Verletzungen zusätzlich zu den Zerstörungen des Dolches hatten ihn völlig erschöpft. Attivus hatte ihn vier Tage lang in kontrollierten Schlaf, und überlegte, ihn morgen aufzuwecken, wenn er stärker schien.

In den ersten Stunden, nachdem Sirius vor drei tagen erwacht war, hatte er die Geschichte von ihrem katastrophalen Zusammenprall mit Vernon Dursley erzählt. Die Zeit danach hatte er wartend und beobachtend verbraucht. Er schlief auf dem Stuhl zwischen Glynnis' und Harrys Bett und weigerte sich, woanders hin zu gehen. Harry würde ich erholen, hatte Attivus ihm versichert, aber bei Glynnis war das etwas anderes. Sie schien den Kampf aufgegeben zu haben. Sirius verbrachte langen Stunden in der Nacht damit ihr von seinem Laben zu erzählen, von James und Lily, von Hogwarts. Und wenn seine Stimme müde und heiser wurde, hielt er ihre Hand und dachte zu ihr, nie sicher, ob sie ihn hören konnte oder nicht.

In dieser Nacht lag er neben ihr auf dem Bett und strich mit seiner Hand über ihr Haar. Ein Sturm braute sich zusammen, und es blitzte draußen. Das glühende Feuer war das einzige Licht im Raum, Sirius' drei Freunde waren schon vor längerem ins Bett gegangen. Aus irgend einem Grund entnervte ihn der Sturm. Irgendetwas passierte. Er konnte es nicht erklären, aber etwas sagte ihm, heute Nacht würde es geschehen. Gut oder schlecht, Leben oder Sterben, Glynnis würde aufwachen oder morgen tot sein.

"Glynnis," flüsterte er in ihr Ohr. "Ich weiß, du kannst mich hören."

Der Sturm wurde mit jeder Sekunde stärker. Ein Donner grollte über das Haus und rüttelte am Fenster.

"Komm zurück zu mir. Bitte. Wir brauchen dich." Er versuchte seine Tränen herunterzuschlucken, aber eine entkam ihm und fiel auf ihre Wange. "Ich brauche dich."

Sirius wollte seine Stimme erheben, um gegen den Sturm anzuschreien, um die Kraft zu übertönen, die sie gefangen hielt. Statt dessen beugte er seinen Kopf in ihr Haar und flüsterte so leise, dass er sich kaum selber hören konnte, und sagte die Worte, die er seit ihrem ersten Treffen auf seiner Zunge lagen, und die Worte, die sich seit dem entwickelt hatten.

"Ich leibe dich. Bitte komm zurück zu mir. Komm zurück und werde meine Frau."

Eine starke Windböe pfiff über das Dach und den Schornstein hinunter. Das Feuer flackerte auf und strich den Rauchfang hinauf, es ließ nichts als Rauch übrig. Sirius rannte zum Kamin um die Klappe zu schließen aus Angst, dass die Flammen zurückschlagen und das ganze Zimmer in Brand setzen könnten. Mit einem erleichterten Seufzer hörte er Regen aufkommen und jede mögliche Flamme im Schornstein löschen. "Lumos," sagte er leise, und ein kleines Licht erschien in seiner Hand. Er sah nach Harry und deckte ihn fester zu. Dann wandte er sich Glynnis zu und sah ihre Augen im dunklen leuchten.



Ich freue mich über jedes Feedback - und Xanthia auch!
Und für alle die, die es noch nicht wissen: (Fast) alle personen in dieser Geschichte gehören JKR