Titel: Harry Potter und der Stein
des Drachen
Autor:
Luka
Feedback:
lukath@muenster.de
Altersbeschränkung: 12
Inhalt: Kapitel 11: Die Reise geht
zuende. Überraschendes Wartet in Rumänien auf sie.
Disclaimer: Die vorliegende Geschichte
ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie
mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen
Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen
das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne
K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte noch entwickelt werden müssen
und die nicht von JKR sind. ( So z.B. Tug, John und Henri Perpignan )
Es war Abend geworden. Die Sonne war unter gegangen und von Osten her zog langsam die Dämmerung hoch. Der Abschied von den Weasleys war dramatisch. Mrs. Weasley vergoss ihre Tränen eimerweise. Ginny schniefte vernehmlich, aber es sah so aus, als ob sie durchaus froh war, dass Ron ihr in den letzten Tage der Ferien nicht auf die Nerven ging. Viel mehr machte sie sich Sorgen um Harry, und die Vorstellung, dass Harry gegen einen Drachen kämpfen musste, ließ sie schaudern. Die Zwillinge klopften Ron und Harry auf die Schultern, bewunderten den Mut der Drei und wollten am liebsten mitfahren. Pigwidgeon saß stumm auf der Lehne des Beifahrersitzes und schaute beleidigt aus dem Fenster. Er durfte nicht mit Ron nach Rumänien. Zwar hatte Ron ein sehr schlechtes Gewissen, aber sie hatten gemeinsam beschlossen, Pig mit nach England zu schicken, weil anzunehmen war, dass die Reise, die ja für alle ins Unbekannte führte, für einen so kleinen Vogel zu gefährlich war. Und Pig war dafür bekannt, dass er sich immer wieder in die absonderlichsten Situationen gebracht hatte.
„Komm Pig, sei nicht traurig", versuchte Ron seine Eule zu beruhigen. „Ich komm ja bald wieder, und dann muss ich so viele Briefe über unsere Abenteuer schreiben, dass du genug zu tun haben wirst."
Pig schaute demonstrativ weg.
„Ihr solltet zu Charly gehen. Dann habt ihr wenigstens jemandem dabei, der etwas von Drachen versteht.", meinte Mrs. Weasley mit sorgenvollem Gesicht.
„Hey Mann, Charly ist echt gut drauf.", sagte Fred. „Da werdet ihr ne Menge Spass haben."
„Machts gut, Kinder, viel Glück und passt auf euch auf, ja, versprecht mir das!", sagte Mrs. Weasley durch die heruntergekurbelte Scheibe ihres Kleinbusses.
„Ja, Mom, machen wir bestimmt. Mach dir mal keine Sorgen!", versuchte Ron sie zu beruhigen. Er was sichtlich genervt und wünschte, sie würden jetzt bald losfahren. Die Weasleys winkten so lange, bis sie den ganzen Feldweg hinter sich gebarcht hatten und durch das Tor in der Stadt verschwunden waren. Ron atmete tief durch und sagte erleichtert:
„Mann, was können die einem auf den Keks gehen. Die ganzen Ferien ging das so. ‚Ron pass auf dich auf, tu das, tu das nicht'! Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Am schlimmsten ist Ginny. Die plappert Mom alles nach und ist ein richtiger Wachhund. Keinen Schritt kann man ohne Aufpasser machen!"
Harry grinste. Hermine sah ihn mitleidig an. Sie konnte es zwar nicht nachvollziehen, wie es ist, ständig so viele Leute um sich zu haben, aber sie wusste, wie langweilig Ferien sein konnten, wenn man nicht tun konnte, was man wollte.
„Komm Ron,", sagte sie, „reg dich nicht auf. Du bist sie los! Aber du solltest auch verstehen, dass deine Mutter sich Sorgen macht."
„Oooch Hermine, du hast dich kein bisschen geändert.",sagte Ron und verdrehte die Augen.
„Doch, sie hat sich schon geändert!", sagte Harry. Er fühlte sich verpflichtet, Hermine in Schutz zu nehmen.
„Lass ihn,", sagte Hermine. „Er spinnt halt manchmal." Dabei grinste sie Ron frech ins Gesicht. Ron wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, da unterbrach Harry die Streithähne.
„Ganz ruhig, ihr Zwei. Wir wollen doch nach Rumänien. Wenn wir uns jetzt schon streiten, wie soll das erst dort sein? Wir haben eine höllisch schwere Aufgabe vor uns."
Ron verschluckte seine Antwort, spendierte Hermine aber einen Seitenblick, der nur zu deutlich sagte, dass er es ihr noch heimzahlen würde. Natürlich in aller Freundschaft.
„Gut,", sagte er. „Wie hast du es dir denn vorgestellt?"
„Du kennst den Weg zu Charly?", begann Harry.
„Klar, wir haben ihn noch nach Hause gebracht, bevor wir zurück gefahren sind."
„Ich glaube, deine Mutter hat recht, das wir uns mit Charly in Verbindung setzen sollten.", meinte Harry. „Bestimmt kann er uns helfen, einen Drachen zu finden. Was meinst du, Hermine?"
Hermine trat verlegen von einem Bein auf das Andere.
„Ich hab da einen Wunsch...."
„Nee, ne?" Harry ahnte etwas.
„Schieß los!", meinte Ron, der offensichtlich noch nichts ahnte.
„Ich ..., wenn wir schon nach Rumänien fahren.... Ich würde total gerne, ihr wisst schon..."
„Was?!", fragte Ron ungeduldig.
„Na ja, in Rumänien liegt doch Durmstrang...."
„Du willst Krum wiedersehen, stimmts?", fragte Harry und sein Ton war härter, als er beabsichtigt hatte.
„Hast du was dagegen?", fragte Hermine mit einem Anflug von Ärger. Harry bereute seinen Tonfall schon.
„Nee. Hab ich nicht. Aber meinst du, wir haben die Zeit dafür?"
„Ach komm, Harry. Durmstrang liegt doch in den Karpaten. Und vielleicht kann ich da auch alleine hin, ihr müsst ja nicht mitkommen. Nur einen Tag, mehr will ich ja gar nicht. Stell dir vor, wie Viktor überrascht sein wird, wo er mich doch eingeladen hat und ich ihm abgesagt habe." Hermines Augen hatten einen seltsamen Glanz bekommen.
„Ich weiß nicht.", sagte Ron und zog die Stirn in Falten. „Dieser Karkarov ist doch einer von den Todessern. Findest du das richtig, die zu besuchen? Ich denke daran, dass Harry so seine Probleme mit Voldemort hat. Vielleicht bringt ihn das ja auf seine Spur!"
„Karkarov war Todesser. Er ist es nicht mehr, er hat sich losgesagt. Und Viktor ist bestimmt keiner. Dazu ist er viel zu sensibel!" Hermine war ernsthaft aufgebracht.
„Du immer mit deinem Viktor!", schimpfte Ron. „Der hat doch mit Karkarov immer unter einer Decke gesteckt!"
„Moment mal!", mischte sich Harry ein. „Fangt nicht an zu streiten. Wenn ich mich recht erinnere, Ron, hast du Krum sogar noch um ein Autogramm gebeten. Ich weiß nicht, was du hast. Ich finde, wenn Hermine nach Durmstrang will, soll sie es machen."
„Stell dich nur auf ihre Seite, Harry!", blaffte Ron. „Wirst schon sehen, was du davon hast."
„Komm, Ron, beruhige dich. Lass uns erst einmal weiterreisen, wir können ja noch einmal darüber nachdenken. Und vielleicht erfahren wir ja auch etwas über Drachen."
Ron gab nach. Er sah ein, dass ein Streit jetzt sehr unpassend wäre.
„Also gut. Wie wollen wir denn reisen?"
„Du hast keinen Besen mit, oder?", fragte Harry.
„Nein, du weißt, dass ich keinen eigenen habe. Ich muss immer auf den Schulgurken rum eiern."
„Kannst meinen haben.", sagte Hermine. „Ich bin heute schon mit Harry geflogen, ich glaube, sein Besen ist stark genug für uns zwei. Oder wir beide fliegen auf meinem Besen, dann aber hinten drauf, wie du willst."
Ron hatte es nicht so mit dem Fliegen. Er war bei weitem nicht so begeistert wie Harry und auch noch ziemlich ungeübt. So kam ihm das Angebot von Hermine gerade recht, zumal er es auch ganz spannen fand, hinter Hermine zu sitzen. Er mochte sie ja wohl sehr, und seit er ihre neue Frisur gesehen hatte, gefiel sie ihm sogar ziemlich gut.
„Wenn du nichts dagegen hast, dann flieg ich mit dir mit. Ich steh nicht so darauf, selber zu fliegen. Aber was machen wir mit meinem Koffer? Bekommen wir den auch auf den Besen? Wenn ich mich recht erinnere, haben die Sauberwischs keinen Gepäckträger."
„Sag nichts gegen meinen Sauberwisch. Das ist immerhin ein Sauberwisch ‚Speed', fast so schnell, wie ein Nimbus 99.", sagte Hermine etwas schnippisch.
„Nee, ich sag ja gar nichts. Aber der Koffer ist nun mal sperrig. Wie sollen wir den unterbringen? Ich habe keine Lust, ihn die ganze Zeit in der Hand zu halten, irgendwann ist mein Arm so lang, dass er auf dem Boden schleift."
„Warte mal.", sagte Hermine und holte aus ihrer Tasche den Käfig von Krummbein heraus.
„Schau mal!"
Ron riss die Augen auf. Er nahm ihr den Käfig aus der Hand und hielt ihn sich vor das Gesicht. Von drinnen kam ein leises Fauchen.
„Boah, ist ja klasse. Da wird einem das fette Vieh ja richtig sympatisch. Wie hast du das denn gemacht? Richtest du ihn jetzt darauf ab, Flöhe zu fangen?" Ron grinste. Harry konnte nur mit Mühe verhindern, los zu prusten.
„Du bist genau so ein Blödmann, wie Harry! Aber ich will es dir zeigen!"
Sie holte ihren Zauberstab heraus, richtete ihn auf den Koffer und schrumpfte ihn. Ron staunte.
„Das musst du mir beibringen. Da kann ich ja jede Menge Bücher zu den Prüfungen mitnehmen, ohne dass das einer merkt!"
„So seh ich aus, dass ich dir beim Schummeln helfe! Aber du kannst ja Harry fragen, der kann es auch. Nur bei ihm könnte es sein, dass du die Bücher nicht mehr wiederfindest. Er übertreibt gerne..." Jetzt grinste Hermine Harry an. Harry schaute finster zurück.
„Hör nicht auf sie. Ist nur eine Frage der Übung und du kennst ja Hermine. Der lässt es keine Ruhe, bis sie es perfekt beherrscht."
„Wollen wir jetzt los oder wollen wir noch ein wenig diskutieren?", fragte Hermine in die Runde.
„Na klar.", sagte Harry. Er blickte sich nach Hedwig um und rief zu ihr hinüber:
„Willst du fliegen? Oder in den Käfig? Ich meine du kannst fliegen. Hermines Besen ist nicht schnell, da kommst du mit."
Hermine beachtete den Seitenhieb nicht. Sie schwang sich auf den Besen. Ron steckte seinen Koffer in die Tasche und setzte sich hinter Hermine auf das Reisig. Harry bestieg seinen Besen, winkte zu den beiden Anderen hinüber und hob ab. Er zischte steil in die Luft, beschrieb einen Bogen und wartete, bis die Anderen an Höhe gewonnen hatten. Ron klammerte sich mit bleichem Gesicht an Hermine und vermied es, nach unten zu blicken. So hoch war er noch nie geflogen. Als Hermine und Ron ihn erreicht hatten, setzte sich Harry in Bewegung und steuerte auf die Donau zu.
Eine Zeit lang folgten sie dem Fluß. Nach etwa drei Stunden kam die Hauptstadt von Ungarn in Sicht. Sie konnten bei leibe nicht die Geschwindigkeit halten, die sie am Vormittag so schnell zum Ziel gebracht hatte. Harry hatte seinen Besen bis zum Äußersten getrieben, und sein Besen war schnell. Über zweihundertfünfzig Kilometer schaffte er mit dem Feuerblitz in einer Stunde und es war kaum aufgefallen, dass er noch jemanden hinter sich sitzen hatte.
Jetzt bestimmte der Sauberwisch von Hermine die Geschwindigkeit und die Tatsache, dass zwei auf Hermines Besen saßen, machte ihn auch nicht schneller. Hedwig konnte gut mithalten. Wenn sie Pause machen wollte, setzte sie sich einfach auf Harrys Besen und ließ sich den Wind um den Schnabel blasen. Wurde es Harry zu langweilig, beschrieb er ein paar Schleifen in der Luft, fiel etwas zurück und sauste dann mit Höchstgeschwindigkeit an die Beiden heran. Ron gewöhnte sich langsam an die Höhe, so dass er etwas entkrampfter hinter Hermine saß. Die Dunkelheit bettete ihn auch in eine scheinbare Sicherheit, denn der Boden war nicht mehr zu sehen und die Lichter der Straßen und der Orte, die sie überflogen, wirkten so unwirklich, dass Ron nicht mehr das Gefühl hatte, sie flögen.
Hinter Budapest verließen sie die Donau. Sie machte bald einen Knick nach Süden, aber die Karpaten lagen gerade aus vor ihnen. In der Ferne hob sich ein dunkles Massiv aus der Nacht und die Drei steuerten geradewegs darauf zu. Irgendwann mussten sie eine Pause machen, der viele Kaffee drückte. Bevor sie wieder starteten, holte Harry aus seinem Elexiervorrat das Fläschchen mit dem Wach-Trunk heraus und gab jedem einen Schluck.
„Damit du nicht einschläfst und vom Besen fällst.", hatte er zu Ron gesagt. Ron war tatsächlich müde geworden, und auch bei den Anderen machte sich die unruhige letzte Nacht bemerkbar, so dass sich immer mehr Flugfehler einschlichen. Gestärkt und wach flogen sie weiter.
Lange Zeit schien das dunkle Massiv nicht wesentlich näher zu kommen. Seine Größe änderte sich nicht besonders. Unter ihnen wurde das Land immer einsamer. Nur noch selten sahen sie die Lichter einer Stadt. Das Land schien zu schlafen. In den Dörfern verbreitete eine einsame Straßenlaterne, die meißt auf dem zentralen Platz stand, ein trübes Licht. Und dann wuchs das Gebirge plötzlich vor ihnen auf.
„Das müssen die Karpaten sein!", rief Harry. „Wir sollten jetzt etwas langsamer fliegen, sonst stoßen wir noch irgendwo an."
„Mach doch einfach Licht an!", rief Ron zurück.
„Womit denn?", fragte Harry in die Dunkelheit.
„Hier, mit dem Zauberstab!", rief Ron wieder und auf dem Besen von Hermine und Ron flammte ein kleiner Lichtpunkt auf, der aber außerordentlich weit leuchtete und überraschend hell war. Ron richtete seinen Stab nach vorne und befahl ihm, noch heller zu leuchten. Fast wie ein Autoscheinwerfer warf der Stab einen Lichtkegel nach vorne und beleuchtete den Boden unter ihnen. Sie hatten nicht bemerkt, dass sie immer tiefer gesunken waren und nun keine zehn Meter über dem Boden flogen.
Harry hielt sich mit einer Hand fest und tastete mit der Anderen in seinem Umhang nach dem Zauberstab. Als er ihn fand, zog er ihn heraus und murmelte „Lumos". Die Spitze des Zauberstabes leuchtete auf, der Lichtstrahl war aber nur sehr dünn.
„Wie machst du das so hell,Ron?", fragte Harry.
„Sag ‚Lumos extensis', dann leuchtet er richtig!", kam die Antwort vom anderen Besen.
„Ich finde das sehr umständlich, den Zauberstab in der Hand zu halten. Wollen wir kurz landen? Dann binde ich ihn am Besen fest.", rief Harry hinüber.
„Ja, ist vielleicht eine Idee. Machen wir!"
Sie landeten. Harry suchte in seinem Koffer nach einem Riemen, fand aber keinen. Ron und Hermine hatten auch keinen. Also fummelte Harry einen Riemen von seinem Koffer und vergrößerte ihn soweit, dass er ausreichte. Dann band er seinen Stab an der Spitze des Besens fest.
„Ok, wir können weiter.", sagte er. „Ach, Hermine, wie spät ist es eigentlich?"
„Leuchte mal, Ron. Warte... es ist viertel vor vier. Wann wird es hell?"
„Ich glaube, um sechs.", meinte Harry. „Dann können wir noch 2 Stunden unbesorgt fliegen. Ron, wie weit ist es noch bis zu Charly?"
„Das liegt mitten in den Bergen. Wo sind wir denn?", fragte Ron.
„Keine Ahnung. Ich kann nichts erkennen."
„Meint ihr,", fragte Hermine, „wir können nicht auch im Hellen weiterfliegen? Hier wohnt doch kaum jemand."
„Willst du hier warten, bis es hell ist?", fragte Ron.
„Wäre keine schlechte Idee.", meinte Harry. „Ich kann den Besen kaum noch richtig halten. Es ist kalt geworden und meine Finger sind ganz steif. Und Hunger habe ich auch."
„Ich auch.", kam von den anderen und so beschlossen sie, Rast zu machen. Sie teilten mit Ron die Vorräte, die sie noch von Llyrs Burg mitgebracht hatten. Das Brot war zwar schon alt und trocken, aber es stillte den Hunger. Alle bedauerten jetzt, von dem Wach-Trank genommen zu haben, denn an Schlaf war nicht zu denken. Glücklicherweise hatte Ron Spielkarten mit und so konnten sie sich die Zeit bis zur Dämmerung mit ‚Snape explodiert' vertreiben. Gegen Morgen wurde es dann richtig kühl, und sie lehnten sich aneinander, um sich ein bisschen gegenseitig zu wärmen. Endlich begann es zu dämmern. Zuerst machte sich ein schwacher Streifen am östlichen Himmel bemerkbar und die Nachtschwärze war nicht mehr so undurchdringlich. Bald konnten sie erkennen, dass sie mitten auf einer weiten Wiese gelandet waren. In der Nähe zeichneten sich die Umrisse schwarzer Berge gegen den Himmel ab. Es dauerte nicht mehr lang, und man konnte ganz gut sehen.
Harry bestieg seinen Besen und flog eine Runde, um sich zu orientieren. Er konnte einen Fluß erkennen, der in der Nähe seine Kurven durch die unberührte Landschaft zog. Weit am Horizont sah er eine größere Stadt, durch die der Fluß verlief. Er landete wieder. Auf der Karte versuchte er die Gegend wieder zu erkennen und nach einiger Suche und Schätzung der Richtung, in die sie geflogen waren, konnten sie in etwa feststellen, wo sie waren. Sie fanden den Wohnort von Charly.
„Das ist ja ganz nah bei Durmstrang!", rief Hermine plötzlich und deutete mit ihrem Zeigefinger auf einen Ort, der nur wenige Zentimeter neben dem Ort von Charly lag.
„Durmstrang? Ich dachte, das liegt in Bulgarien!", meinte Harry äußerst erstaunt.
„Das weiß doch keiner so richtig, Harry.", sagte Ron.
„Durmstrang liegt in Rumänien.", erklärte Hermine, „Viktor hat mir den Namen des Ortes gesagt, wo ich im aus den Ferien hinschreiben kann. Er sagte, es liegt in der Nähe von Durmstrang und er würde jeden tag auf die Post gehen und in sein Postfach schauen. "
„Aber Krum kommt doch aus Bulgarien!", sagte Harry misstrauisch.
„Das muss doch nicht heißen, dass er nicht in Rumänien auf die Schule gehen kann. Durmstrang ist eine der wichtigsten Schulen in Osteuropa, die beste, die nur Schüler aufnimmt, die besondere Leistungen bringen. Viktor besucht die Schule, weil er so ein guter Quiddich-Spieler ist. Hier bekommt er die beste Ausbildung, die man sich denken kann."
„Und trotzdem spielt er noch für Bulgarien?", fragte Ron.
„Wenn du in Beauxbatons zur Schule gehen würdest, würdest du für Frankreich oder für England spielen?", fragte Hermine.
„Für England natürlich..."
„Siehst du...", sagte sie mit schulmeisterlichem Blick.
Sie mochten noch etwa zwei Stunden zu fliegen haben, bis sie am Ziel waren. Die Nacht war so anstrengend gewesen, dass sie alle keine große Lust mehr hatten, noch lange zu fliegen. Also packten sie ihre Sachen zusammen und stiegen wieder auf ihre Besen. Ron hatte sich inzwischen so an den Besen gewöhnt, dass er jetzt sogar Hermine antrieb, sie möge doch schneller fliegen. Harry kam das nur recht. Ihm war das Tempo unerträglich langsam vorgekommen. Immer höher stiegen sie in das Gebirge ein, folgten tief ausgeschnittenen und dunkel bewaldeten Tälern. Kaum ein Haus oder gar ein Dorf war zu sehen, die Straßen, wenn man sie so nennen konnte, waren leer. Unheimlich und einsam sah die Landschaft aus und man konnte sich gut vorstellen, dass es hier Bären und Wölfe gab.
Doch dann, als es keiner mehr zu hoffen wagte, auf eine menschliche Behausung zu stoßen, kam das Dorf in sicht, in dem Rons Bruder Charly wohnte. Ron erkannte es sofort und zeigte auf das Haus, das etwas außerhalb des Dorfes an einem Weg lag, der geradewegs in ein dicht bewaldetes Tal führte. Sie landeten direkt vor dem Haus. Ron sprang vom Besen und lief zur Tür.
„Charly!", rief er und klopfte an. Zuerst rührte sich nichts, dann war ein Poltern und ein Fluch zu hören und die Tür wurde geöffnet.
„Ron!", rief Charly verwundert. „Was machst du denn hier? Wie bist du hierher gekommen? Ich dachte du bist nach Hause gefahren!"
Dann entdeckte er Hermine und Harry, die frierend und zitternd auf dem Weg standen. Er kannte die beiden noch vom trimagischen Turnier. Er hatte mit seinen Kollegen aus allen möglichen Ländern vier Drachen besorgt und nach Hogwarts transportiert, und als die Aufgabe beendet war, hatte er Harry kennengelernt und ihm bewundern die Hand geschüttelt. Ein Lächeln flog über sein verschlafenes Gesicht.
„Harry, Hermine, ihr auch? Das nenne ich eine Überraschung. Mensch, kommt rein. Es ist saukalt heute."
Das ließen sie sich nicht zwei mal sagen. Charly setzte sofort heißen Kakao an und als sie die erste Tasse getrunken hatten, tauten sie auf. Rasch war erzählt, warum sie hier in Rumänien waren. Charly machte ein ernstes Gesicht.
„Ich weiß nicht...", meinte er, „ Ihr wollt einen Drachen töten? Ich mein, ich trau dir das schon zu, Harry, aber müßt ihr denn gleich einen Drachen umbringen. Die brauchen fast tausend Jahre um auszuwachsen. Also, ich muß sagen, mir als Wissenschaftler gefällt das gar nicht."
„Was sollen wir den tun?", ereiferte sich Hermine. „Harry ist dem neuen Zauberstab von Voldemort hilflos ausgeliefert. Wir haben gesehen, wie mächtig er ist."
„Und wie soll der Drachenstein Harry helfen?", fragte Charly.
„Er schützt mich. Und vielleicht schaffen wir es, Voldemorts Zauberstab lahm zu legen.", sagte Harry mit wenig Überzeugung. Mit einem Mal wurde ihm bewust, dass der Kampf mit dem Drachen sehr nahe gekommen war.
„Gibt es denn keine andere Möglichkeit?", fragte Charly und zog die Stirn in tiefe Denkfalten.
„Wir haben mit Henry auch schon hin und her überlegt.", sagte Hermine. „Er hat eine sagenhafte Biblothek, aber selbst da haben wir nichts gefunden, was Harry helfen könnte. Es gibt nur den Weg, einen Drachenstein zu besorgen und mit seiner Hilfe den Zauberstab zu schwächen. Stell dir vor, welche Macht Voldemort in seinen Händen hält. Er kann die ganze Welt damit erobern."
Charly rieb sich das Kinn.
„Vielleicht sollten wir erst mit Dumbledore reden. Ich denke, er findet für alles eine Lösung.", sagte er.
Harry sprang auf.
„Dumbledore?", fragte er aufgeregt. „Weißt du, wo Professor Dumbledore ist?"
„Natürlich! Er ist auf Durmstrang. Wusstet ihr das nicht?"
„Nein!", rief Harry. „Ist Sirius auch da? Und Lupin, und Hagrid?"
„Ja, die sind auch da. Sie wohnen schon seit ein paar Wochen auf Durmstrang... Hagrid hat ein Techtelmechtel mit dieser, wie heißt sie doch?" Charly grinste.
„Madamme Maxime?", fragte Hermine.
„Ja, genau, diese riesige Schulleiterin aus Beauxbatons..."
„Lass und hinfliegen, sofort!" Harry war völlig ausser sich. Wie sehr hatte er sich gewünscht, Sirius wieder zu sehen, und diesmal vielleicht ohne sich verstecken zu müssen. Der einzige, der sich nicht besonders freute, war Ron. Er hatte das Gefühl, dass Krum Hermine wieder vollkommen vereinnahmen würde. Er hatte zwar nichts gegen Krum persönlich, insgeheim bewunderte er sogar den Sucher der Rumänischen Nationalmannschaft, aber er mochte es überhaupt nicht, wie er um Hermine herum scharwenzelte.
„Von mir aus können wir sofort losfliegen. Ich wollte heute Nachmittag ohnehin nach Durmstrang hinüber, ich kann es auch vorziehen, dann bin ich schneller wieder zu Hause."
Sie standen auf. Harry lief direkt nach draußen. Hermine räumte noch die Kakaotassen vom Tisch und stellte sie in das Spülbecken.
„Ihr habt ja nur zwei Besen.", bemerkte Charly. „Du hast keinen eigenen, Ron, oder? Möchtest du einen von mir haben?"
Ron überlegte. Er hatte Geschmack am Fliegen gefunden, aber er war kein guter Flieger.
„Jaaa", überlegte er. „Ich glaub, ich versuch es mal."
Charly holte aud dem Schuppen einen alten, aber etwas ausgefransten Besen.
„Hier", sagte er, „das ist mein alter Besen. Bis zuletzt ist er gut geflogen, auch wenn er schon etwas schäbig aussieht. Er ist ganz gutmütig, du wirst schon damit klar kommen."
Sie schwangen sich auf die Besen. Ron hatte erst etwas Mühe, den Besen in die Lufz zu bekommen, aber als er etwas Gefühl dafür bekommen hatte, versuchte er allerlei Blödsinn, und hätte Charly ihn nicht mehrmals ermahnt, wäre er sicherlich einige Male herunter gefallen. Aber Ron hatte Spass. Meistens flog er neben Harry her und versuchte, ihn zu einem Rennen zu animieren. Harry lachte, aber er ließ sich auf nichts ein.
Da sie relativ langsam flogen brauchten sie fast eine viertel Stunde. Lange glitten sie durch ein enges Tal mit steilen Hängen, das gleichmäßig und kurvenreich aufwärts führte. Dann, mit einem Mal, weitete sich das Tal zu einem Kessel, aus dessen Mitte ein spitzer Kegel aus nacktem Fels herausragte. Der Kegel wurde auf drei Seiten von einem See eingebettet, über dem ein leichter Nebel hing. Dadurch sah es so aus, als würde der Kegel mitten in dem Tal auf Wolken schweben. Die vierte Seite wurde durch eine abenteuerlich hohe Bogenbrücke mit einem vorspringenden Hang verbunden.
„Das ist Durmstrang!", rief Charly und deutete auf den Felsen. Oben auf seiner Spitze ragte eine trutzige Burg mit sieben hohen, zinnenbewehrten Türmen auf. Düster und drohend sah sie aus, und je näher sie kamen, desto steiler und uneinnehmbarer wirkte sie. Harry konnte sich gut vorstellen, was für ein kaltes Loch das im Winter sein musste, und warum die Durmstrang-Schüler bei ihrem Besuch in Hogwarts dicke Pelzmäntel getragen hatten. Als sie unter der Brücke hindurch flogen, sah man auf der anderen Seite der Burg das Schiff im See liegen, mit dem sie zum trimagischen Turnier nach Hogwarts gekommen waren. Charly zog seinen Besen in einer eleganten Schraube hoch und flog dann auf das Tor am Ende der Brücke zu. Hier landeten sie. Das Tor war verschlossen und Charly schlug mit einem schweren eisernen Ring gegen das Holz.
„Wer ist da?", tönte eine tiefe, hallende Stimme aus dem Torhaus. Die drei Freunde erschauderten.
„Charly, der Drachenforscher. Ich habe noch ein paar Freunde aus Hogwarts mitgebracht!", antwortete Charly.
„Wartet!", kam die Stimme aus dem Torhaus. Nach ein paar Minuten gab es ein Rumpeln hinter dem Tor und es schwang mit gruseligem Knarzen auf.
„Durmstrang heißt euch willkommen!", dröhnte die Stimme aus der Öffnung.
„Beeindruckend, nicht wahr?", fragte Charly, die Drei und ging hinein.
„Unheimlich!", flüsterte Ron.
„Ich verstehe nicht, wie sich ein so sensibler Mensch wie Viktor hier wohlfühlen kann.", sagte Hermine und zog die Stirn in Falten. „Ich werde ihm vorschlagen, nach Hogwarts zu kommen."
Hinter dem Tor führte eine steinerne Auffahrt durch einen gemauerten Gang. Über ihren Köpfen hingen Fallgitter mit scharfen, stählernen Spitzen, die im flackernden Fackellicht glänzten. Grobe Steinbrocken pflasterten den Weg und man musste aufpassen, dass man nicht stolperte. Nischen in den Wänden gähnten sie schwarz und unergründlich an. Am Ende des Ganges war ein schmiedeeisernes Gitter, das zur Seite glitt, als sie darauf zu gingen. Sie traten in einen kleinen Innenhof, der von hohen Mauern und Gebäuden eingefasst wurde.
Direkt gegenüber des Torhauses führte eine breite Treppe zu einer mit Wappen verzierten Holztür hinauf. Hier lag der Eingang zum Haupthaus der Burg. Eine ziemlich junge Hexe stand stolz und aufrecht vor der Tür und schaute auf die Ankömmlinge hinunter. Als sie Charly erblickte, lächelte sie.
„Charly! Ich habe dich erst heute Nachmittag erwartet!", begrüßte sie ihn. „Du hast noch jemanden mitgebracht?"
„Hallo Roxanne.", sagte Charly mit einem liebevollen Lächeln auf dem Gesicht. „Darf ich vorstellen? Das ist mein jüngster Bruder Ron, seine Freundin Hermine und das ist Harry Potter." Dabei zeigte er jeweils auf einen der drei Freunde. „Und das hier ist Professor Roxanne Georgescu, Lehrerin für Zaubertränke."
„Harry Potter?", fragte sie erstaunt. „Der Harry Potter, der das trimagische Turnier gewonnen hat?"
„Ja...", antwortete Harry. „Aber gewonnen..., würd ich nicht so sagen. Eigentlich hat es Cedric Diggory gewonnen, aber der ist jetzt tot."
„Ich habe die ragische Geschichte gehört.", sagte sie ernst. „Es hat mich sehr erschüttert. Dennoch. Ich heiße sie herzlich willkommen auf Durmstrang."
„Wahnsinn, Harry, stell dir mal vor, wie toll Zaubertränke wäre, wenn wir so eine Lehrerin hätten...", flüsterte Ron zu Harry gewandt. Harry nickte. „Dann würdest sogar du freiwillig lernen!", sagte er spöttisch. Ron knuffte ihn in die Seite.
Professor Georgescu bat sie herein. Sie betraten ein kleines Treppenhaus, das vollkommen aus grauem Stein gemeißelt war. In einigen WandNischen, die rings um in dem Treppenhaus eingebaut waren, standen Skulpturen von magischen Wesen. Harry erkannte einen Grindeloh und eine künstlerisch sehr schön gearbeitete Gruppe von Rotkappen. Ein Portrait zeigte einen finster dreinblickenden Zauberer mit buschigen Augenbrauen, der sie unverholen anstarrte. Unter dem Portrait war ein Messingschild angebracht, auf dem in der oberen Zeile der Name ‚Roman Durmstrang' und in einer zweiten Zeile ‚Anno 1365 – 1449' eingraviert war. Allem Anschein nach war das wohl der Schulgründer.
„Ich nehme an, sie wollen zu Professor Dumbledore?", fragte Professor Georgescu und blickte freundlich auf Harry. Ohne eine Antwort abzuwarten sprach sie weiter. „Professor Dumbledore ist gerade in einer Konferenz mit unserem neuen Schulleiter. Ich fürchte, sie werden sich noch einen Augenblick gedulden müssen. Aber ich werde sie melden lassen."
Dafür wandte sie sich an eine der Skulpturen und sagte zu ihr:
„Melde Bitte, dass Besuch für Professor Dumbledore angekommen ist."
Die Figur wurde lebendig, sprang von ihrem Sockel und polterte die steinerne Treppe hinauf.
Charly strahlte die hübsche, junge Lehrerin an und Harry fiel auf, dass sie ihn unentwegt mit ihren rehbraunen Augen beobachtete. ‚Ich kann Charly verstehen', dachte er. Auch ihm gefiel sie sehr gut.
„Vielleicht kann ich sie zu einem zweiten Frühstück in unsere Mensa einladen?", fragte sie. Sie nickten zustimmend. Der Kakao bei Charly war das einzige, was sie seit ihrer Rast in der Nacht zu sich genommen hatten und ihre Mägen waren leer. Professor Georgescu ging voraus, die Treppe hoch und öffnete eine Tür im ersten Stock. Sie betraten einen Saal, der das ganze Stockwerk einnahm. Verzierte steinerne Säulen stützten eine Spitzbogendecke. An allen vier Seiten des Saales waren mehrere Erker in die Wand eingelassen und aus den Fenstern der Erker hatte man eine wunderbare Aussicht auf den See und die umliegenden Berge. Von hier aus sah es gar nicht mehr unheimlich aus, eher wie ein Schloß über den Wolken. Der Saal war erstaunlich hell und gemütlich, es war warm und es roch nach frischem Brot. Harry hatte sich das Innere der Burg noch gruseliger vorgestellt, als er das Äußere empfunden hatte. Er war sehr überrascht, genau das Gegenteil vor zu finden.
Sie setzten sich in einen der Erker.
„Bitte vier mal Frühstück!", sagte Professor Georgescu in den Raum und einen Augenblick später schwebten mitten aus dem Saal Teller und Tassen, eine Kanne mit Kaffee, ein Korb mit frischen, duftenden Brötchen und mehrere Schüsselchen mit Marmelade und eine große Schüssel mit Rührei zu ihrem Tisch.
„Ich hab immer gedacht, in Durmstrang ist es kalt und ungemütlich.", sagte Harry und sah sich um. „Als ich im letzten Schuljahr die Schüler in ihren Pelzmänteln gesehen habe, habe ich geglaubt, hier müssten alle frieren."
„Oh, nein.", antwortete die Lehrerin. „Durmstrang ist ein äußerst gemütlicher und komfortabler Ort. Die Zeiten, in denen man in den Burgen gefroren hat, sind lange vorbei. Wir haben das Glück, eine ziemlich kleine Schule zu sein, und so können wir uns fast jeden Luxus erlauben."
Harry goss sich eine Tasse Kaffee ein und schnitt ein Brötchen auf. Nachdem er reichlich Rührei aus der Schüssel darauf geladen hatte, biss er herzhaft hinein.
„Es ist wirklich schön hier.", sagte Hermine. „Ich habe es mir auch ganz anders vorgestellt."
„Durmstrang wurde im Jahre 1893 komplett umgebaut. Die Nachkommen von Vlad Drakul haben damals einen großen Betrag gestiftet."
„Graf Drakula? Hat es ihn wirklich gegeben?" fragte Hermine.
„Natürlich. Er ist nicht nur der Volksheld der rumänischen Muggel, sondern war auch ein großer Magier. Alle Rumänen verehren ihn sehr."
„Ich dachte immer, er wäre der erste Vampier gewesen.", sagte Ron erstaunt.
„Nein, keiner weiß, woher dieser Ruf kam. Er hat gegen die Türken gekämpft und viele von ihnen aufspießen lassen. Es stimmt, dass er grausam sein konnte, aber zu seinen Leuten war er stets ein gütiger und gerechter Herrscher. Er hat viel für Durmstrang getan."
„Man lernt nie aus.", bemerkte Harry mit vollen Backen. „Eine Frage: Ist Viktor Krum hier?"
„Soweit ich weiß,", antwortete sie, „hat Viktor zur Zeit kein Länderspiel. Er müsste hier sein."
„Oh, das ist gut. Ich würde mich gerne mal mit ihm über den Wronski-Bluff unterhalten. Das hat mich damals bei der Weltmeisterschaft unheimlich beeindruckt."
„Vielleicht kannst du ja ein bisschen mit ihm trainieren.", meinte Ron.
„Ich brauch aber auch ein wenig Zeit mit Viktor!", sagte Hermine.
„Kriegst du, bestimmt. Spätestens, wenn Harry sich mit dem Drachen anlegt.", sagte Ron etwas bissig.
„Sie wollen gegen einen Drachen kämpfen?", fragte Professor Georgescu. „Das ist sehr gefährlich!"
„Ich muss.", antwortete Harry. „Ich brauche einen Drachenstein, um gegen Voldemort zu kämpfen"
Bei der Nennung des Namens erschrak die junge Lehrerin.
„Um Gottes Willen, sie können ‚Sie wissen schon, wer' doch nicht bei seinem Namen nennen!"
„Warum? Mir hat es noch nie geschadet."
Die Tür zum Saal öffnete sich knarrend und ein Zauberer in nachtblauem, mit Sternen und Monden besticktem Umhang und halbmondförmiger Lesebrille betrat den Raum.
„Harry!", war eine wohlbekannte Stimme zu hören. „Was machen sie denn hier in Durmstrang?"
Professor Dumbledore kam lächelnd auf ihren Tisch zu. Die drei sprangen auf.
„Hallo Professor Dumbledore!", sagten sie einstimmig.
„Hermine, Ron, welche Überraschung. Mit euch Dreien habe ich gar nicht gerechnet, als man mir Besuch aus Hogwarts ankündigte. Ich kenne jemanden, der sicher auch sehr überrascht sein wird." Dabei lächelte er verschmitzt über die Ränder seiner Halbmondbrille.
„Wie geht es Sirius?", fragte Harry. Das war das, was ihn am meißten interessierte.
„Sirius? Ich glaube, es geht ihm ausgezeichnet. Er wurde jetzt offiziell unserem Komitee zugeordnet. Es wird nicht mehr lange dauern und der Schriftkram zu seiner Rehabilitation ist erledigt. Dann ist er ein freier Mann."
Harry atmete erleichtert auf. Das waren außerordentlich gute Nachrichten. Wenn Sirius offiziell ohne schuld war, konnte er vielleicht zu ihm ziehen, und dann hatte er die Dursleys hinter sich.
Dumbledore setzte sich zu ihnen an den Tisch.
„Frühstück, das ist eine gute Idee!", sagte er. „Ich bekomme richtig Apettit. Für mich auch bitte 2 Brötchen und einen Kakao!"
Schon kamen ein Teller mit Brötchen und eine Tasse Kakao angeschwebt und landeten vor ihm.
„Was führt euch hierher? Habt ihr die verlängerten Ferien genutzt um die Schüler von Durmstrang zu besuchen?" Dumbledor schaute fragend in die Runde. Charly straffte sich und begann zu erklären:
„Sie sind auf der Suche nach einem Drachen. Harry möchte einen Drachen töten, um an den Drachenstein zu kommen."
„Einen Drachenstein? Erst einmal, Harry, woher weist du von dem Drachenstein? Das ist ein uraltes wissen, das nur wenigen Zauberern zugänglich ist!", sagte Dunbledore verwundert.
„Das ist eine längere Geschichte, Professor Dumbledore.", begann Harry. „Das ganze hat mit Lord Voldemort zu tun. Er ist in den Besitz des Zauberstabes von Salazar Slytherin gekommen. Und dieser Zauberstab besitzt einen Kern aus dem Stein eines Hornschwanzes."
„Ah, verstehe. Das ist allerdings eine sehr wichtige Nachricht. Woher weißt du das?"
Harry erzählte die Geschichte. Inzwischen fiel es ihm leicht, von Henry und Llyr zu sprechen, ohne ihre Ordenszugehörigkeit preis zu geben. Dumbledore hörte aufmerksam zu, und als der Name Perpignan fiel hob er die Augenbrauen und meinte:
„Da haben wir einen mächtigen Verbündeten."
Als Harry geendet hatte schwiegen alle zunächst. Professor Georgescu war erschüttert. Mitleidig sah sie Harry an, was ihn ärgerte, denn er hatte das Gefühl, gerade Mitleid nich zu brauchen. Irgendwie erinnerte ihn der Blick an Professor Trelawney, der Lehrerin für Wahrsagen, die Harry immer schreckliche Ereignisse voraussagte und ihn dabei genau so ansah.
„Hm", machte Dumbledore nachdenklich und rieb sich das Kinn. „Auf die Schnelle weiß ich da auch keinen anderen Rat. Und wenn dein Freund Henry dir geraten hat, einen Drachen zu erlegen, dann ist davon auszugehen, dass auch er keine andere Lösung wusste. Bedauerlich."
„Ich möchte nicht unbeding einen Drachen töten.", sagte Harry hoffnungslos. „Ich habe aber auch keine Lust, immer vor Voldemort weg zu laufen."
„Ja, ich weiß.", sagte Dumbledore mit väterlichen Blick auf Harry. Dann sah er Charly an. „Charly, kennen sie einen Drachen, der für diese Geschichte in Frage käme?"
Charly schüttelte den Kopf.
„Ich fürchte, nein.", sagte er. „Die Drachen, die ich beobachte, sind für die Wissenschaft so wertvoll, dass ich keinen von ihnen opfern möchte."
„Vielleicht können uns die Riesen weiterhelfen. Das wäre ein Test, ob sie so loyal zu uns sind, wie sie in den letzten Verhandlungen versprochen haben. Immerhin kennen sie die Gegend sehr gut."
„Haben sie es geschafft, die Riesen auf ihre Seite zu bringen?", fragte Hermine.
„Ja Miss Granger, aber es hat uns einen Stiefen an Verhandlungsgeschick gekostet. Sie sind störrisch und misstrauisch, viel schlimmer, als ich gedacht habe. Harry, was hältst du davon, wenn wir morgen in ihr Dorf fahren und mit ihnen reden? Bei der Gelegenheit könntest du auch Hagrid treffen. Er wohnt zur Zeit bei seiner Mutter."
„Haben sie sich wieder vertragen?", fragte Hermine.
„Vertragen? Ich glaube sie waren nie richtig zerstritten. Es war rührend, wie Mutter Friedwulfa ihren Kleinen umschlungen hat."
„Ich würde mich freuen, Hagrid wieder zu sehen." , sagte Harry. „ Von mir aus können wir gerne ins Dorf der Riesen fahren. Aber wo ist Sirius? Den würde ich jetzt gerne sehen."
„Kein Problem. Ich bringe dich zu seiner Wohnung."
Er stand auf.
Hermine wandte sich an Professor Georgescu: „Meinen sie ich kann Viktor Krum besuchen?"
„Natürlich, Miss Granger.", sagte sie. „Ich zeige ihnen, wie sie hin kommen."
„Und ich?", fragte Ron. Er hatte das Gefühl, alle würden sich verkrümeln und ihn allein in der Mensa sitzen lassen.
„Komm mit mir.", sagte Harry. „Ich glaub, Sirius würde sich auch freuen, dich zu sehen, Immerhin kenne wir ihn ja gleich lang."
Sie trennten sich. Charly und Roxanne zogen sich zurück, Hermine klopfte an Viktors Tür und wurde zurückhaltend, aber freudig begrüßt. Harry und Ron wurden von Dumbledore zu Sirius Appartement geführt. Es lag ganz oben, in einem der sieben Türme der Burg. Als Harry geklopft hatte, antwortete eine vertraute Stimme von innen. Sirius öffnete die Tür und stand einen Augenblick starr da. Dann rief er „Harry!" und schloß ihn in seine Arme. Auch Ron begrüßte er sehr herzlich.
Wieder mußte Harry die ganze Geschichte von vorne erzählen. Aber inzwischen hatte er Routine darin. Auch Sirius hatte viel zu erzählen. Immerhin wurde er jetzt nicht nur von Dumbledore gedeckt, sondern war vom Ministerium damit betraut worden, Dumbledore zu helfen. Sie hatten eine neue Verhandlung aufgenommen und der Anwalt von Sirius hatte gesagt, dass kein Zweifel mehr daran bestehen würde, dass Sirius wieder ein ordentliches Mitglied der Zauberergesellschaft werden würde. Zu erdrückend waren die inzwischen gesammelten Beweise gegen Peter Pettigrew, den man inzwischen in aller Öffentlichkeit sehen konnte.
Harry erzählte von den vielen Sorgen, die draußen in der Zaubererwelt die Runde machten. Auch die gedrückte Stimmung in der Winkelgasse blieb nicht unerwähnt, woraufhin Sirius ein sorgenvolles Gesicht machte, und meinte, es sei höchste Zeit, etwas gegen diese Umtriebe zu machen. Beim Drachenfangen wollte Sirius Harry in jedem Falle unterstützen, egal wie, und Harrys Ängste waren wie weggeblasen. Sie verbrachte einige Stunden bei Sirius, genossen die herrliche Aussicht, die man vom Turm aus über den See und die Berge hatte. Irgendwann ließ die Wirkung des Wach-Trankes etwas nach. Harry begann zu gähnen, und auch Ron machte keinen besonders aufmerksamen Eindruck mehr.
„Ich wird euch ein Zimmer besorgen.", sagte Sirius und verschwand für ein paar Minuten. Als er wiederkam, sagte er, er hätte ein Zimmer im Stockwerk unter seiner Wohnung gefunden. Es sei zwar nicht sehr komfortabel, aber für ein paar Nächte wäre es ok und sie könnten ja tagsüber zu ihm kommen. Harry kümmerte sich noch um Hedwig. Sie war draußen geblieben und hatte die Freiheit genossen. Jetzt rief Harry im Hof nach ihr. Hedwig hatte in einer Luke im Turm gesessen und kam nun angesegelt. Harry brachte sie in die Eulerei von Durmstrang. Sirius hatte ihm den Weg erklärt. Erst als Hedwig versorgt war, ging er hinauf in ihr gemeinsames Zimmer. Ron war schon im doppelstöckigen Bett, schlief aber noch nicht.
Sirius hatte ihnen noch einen kleinen Imbiss besorgt, von dem sich Ron einen Teller genommen hatte und kaute nun auf dem Bauch liegend an einem Hühnerschlegel. Die Abendsonne schien durch das kleine Turmfenster und tauchte das Zimmer in ein schönes Licht.
„Bist du froh, wieder bei Sirius zu sein?", fragte Ron schläfrig.
„Ja. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Du wirst sehen, wir werden einen Drachen fangen."
Harry gähnte herzhaft. Dann fragte er Ron:
„Sag mal, diese Roxanne, ist das die Freundin von Charly?"
„Ich glaub ja. Irgendwann war er auch mal reif. Bisher hatte er immer nur Drachen im Kopf. Ich hoffe für ihn, dass sie kein Drache ist."
„Bin ich mir nicht so sicher. Mich hat sie an unsere Trelawney erinnert. Armer Charly."
„Ist nicht unser Bier.", sagte Ron. „Da muss er mit klarkommen. Ich bin jetzt jedenfalls müde und zerbrech mir nicht mehr den Kopf über meinen Bruder."
Ron reichte Harry den leeren Teller hinunter. Auch Harry hatte noch etwas gegessen, hatte aber keinen rechten Apettit. Er war einfach zu müde. Eigentlich war er auch zu faul, um sich die Zähne zu putzen, aber er raffte sich noch einmal hoch.
„Morgen werde ich mal baden.", sagte er. „Ich stinke wie ein Frettchen."
„Glaubst du, hier gibt es ein Bad? Hast du nicht gesehen, wie Viktor Krum im letzten Winter in dem eiskalten See gebadet hat?"
„Die werden doch wohl ein Bad haben! In den See springe ich nicht mehr. Ist viel zu kalt. Na, bist ja nur du, der mich nachts ertragen muß."
„Ich wird einfach wegriechen!"
Harry kletterte ins Bett und zog sich die Decke über die Nase.
„Gute Nacht, Ron!", sagte er.
„Gute Nacht.", sagte Ron und gähnte herzhaft. Obwohl es noch ein wenig hell war, waren sie schnell eingeschlafen.
