Titel: Harry Potter und der Stein des Drachen

Titel: Harry Potter und der Stein des Drachen

Autor: Luka

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Altersbeschränkung: 12

Inhalt: Kapitel 16: Ron kommt in Gefahr und Harry wird gezwungen zu handeln.

Disclaimer: Die vorliegende Geschichte ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte noch entwickelt werden müssen und die nicht von JKR sind. ( So z.B. Tug, John und Henri Perpignan )

16. Die Fährte

Zum Glück hatte der Regen von gestern für Abkühlung gesorgt. Auch die Wolkendecke ließ warme Septembersonne nicht hindurch, so dass der Spaziergang um den See, der doch immerhin eine Stunde gedauert hatte, fast angenehm war. Ron und Hermine waren es nicht gewohnt, so weite Strecken zu Fuß zurück zu legen, und waren deshalb froh, als die Lehrerin für Kräuterkunde, Professor Stankoviak, eine Polin, eine kurze Rast ankündigte. Ron ließ sich auf einen Baumstumpf sinken und atmete tief durch. Die Luft im Wald roch nach vermodertem Holz und Pilzen, aber sie war klar und rein, ganz das Gegenteil des permanenten Abgasgeruchs von London.

„Ich schlage vor", sagte Professor Stankoviak, „dass wir uns einen Kaffee und ein Stückchen Kuchen kommen lassen. Wer möchte?"

Verschiedene Schüler zeigten auf, und auch Ron und Hermine hatten große Lust auf eine Stärkung. Professor Stankoviak kramte ihren Zauberstab aus dem Umhang, hob ihn in Richtung der Burg und murmelte einige Worte. Sogleich kamen, wie eine Schar ziehender Gänse, Tassen mit Kaffee und Teller mit Kuchen zu denjenigen geflogen, die etwas haben wollten. Während die Schüler mit Behagen den Kuchen aßen, erklärte Professor Stankoviak, die sich auf einen kleinen Wall gesetzt hatte, welche Pflanzen sie heute suchen und bestimmen wollten. Zuerst fragte sie:

„Haben alle ihr Bestimmungsbuch dabei?"

Einige Schüler kramten in ihren Taschen und zogen ein schmales Buch hervor.

„Wir haben heute zwei Gäste aus Hogwarts, die uns begleiten. Ich gehe davon aus, dass sie kein Buch dabei haben?"

Hermine und Ron schüttelten die Köpfe.

„Gut. Dann bitte ich zwei Schüler, heute mal nicht in ihren angestammten Zweiergruppen zu gehen, sondern einen der Gäste zu begleiten. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil sie sich hier auskennen, und uns keiner verloren geht. Wer möchte heute Fräulein Granger und Herrn Weasley begleiten?"

Viktor trat hervor und stellte sich neben Hermine. Die Professorin ließ ihren Blick in die Runde gleiten. Zögernd hob ein hübsches dunkelhaariges Mädchen ihre Hand. Ron bekam einen Schrecken. ‚Nur kein Mädchen!', dachte er. ‚Was soll ich mit ihr reden?' Seine Wangen begannen zu kribbeln und er wurde verlegen, als die Lehrerin anerkennend nickte und sagte:

„Vera, das ist sehr nett von dir."

Vera gesellte sich zu Ron und hielt ihm die Hand hin. Sie sah ihm ins Gesicht und lächelte freundlich. Automatisch streckte Ron ihr die Hand hin und zuckte fast zurück, als sie sich berührten.

„Hallo, ich bin Vera!", sagte sie. „Du kannst meine Hand ruhig wieder los lassen!"

„Ähh,...,ja, ich bin Ron, erfreut...", stammelte Ron und zog seine Hand zurück. Warum nur bekam er jedes mal einen elektrischen Schlag, wenn ein Mädchen ihn berührte? Zu seiner Erleichterung sprach die Lehrerin sofort weiter, und so konnte er jedenfalls so tun, als würde er konzentriert zuhören, obgleich er so sehr mit sich beschäftigt war, dass er kein Wort verstand.

„Wir wollen heute Kräuter suchen, die als Zusätze in Verwandlungs- und Veränderungstränke verwandt werden. Kennen sie einheimische Kräuter, die Verwandlungen und Veränderungen unterstützen?"

Vera hob die Hand.

„Ja, Vera?"

„Rosa transformis, die Blutrose!"

„Ja, richtig, und welche Wirkung hat die Blume?"

„Sie verwandelt einen schüchternen Menschen in einen Liebhaber." Über Veras Gesicht huschte ein Anflug von Röte.

„Zum Teil richtig. Das geht natürlich nur, wenn bestimmte Grundsubstanzen im Trank vorhanden sind. Gut, welche Pflanzen kennen Sie noch?"

Ein breiter, stämmiger Junge mit pickeligem Gesicht meldete sich.

„Ja, Vladim?"

„Das Teberus-Kraut!", antwortete Vladim.

„Gut. Und können sie mir auch sagen, was es bewirkt?"

„Es macht reine Haut, wenn man es mit Kampfer und Tonerde vermischt und zwei Stunden einwirken lässt."

Einige der Schüler kicherten.

„Sie haben es noch nicht angewendet, nehme ich an?", fragte Professor Stankoviak. Der Junge errötete und blickte zu Boden. Verlegen schüttelte er den Kopf.

„Ich habe es noch nicht gefunden...", sagte er.

„Sie werden heute die Chance erhalten. Ich kenne eine Stelle, die ich ihnen zeigen werde. Vergessen sie auch den Kampfer und die Tonerde nicht." Dann wandte sie sich wieder an die umstehenden Schüler und fuhr fort.

„Schlagen sie bitte die Seite dreiundachzig auf. Hier werden vier verschiedene Kräuter beschrieben, die sie bitte suchen wollen. Bedenken Sie bei dem ‚Agaveratum' bitte, wenn sie es ernten, nur die halbe Wurzel abzustechen. Es wäre schade, wenn diese wertvolle Pflanze in der Umgebung durch unachsames Ernten ausgerottet würde. Sie teilen sich in Zweiergruppen auf. Von hier aus gehen sie in den Wald. In etwa einer Stunde erwarte ich sie wieder hier zurück. Sollte sich eine Gruppe verirren, bitte ich um grüne Lichtkugeln aus ihrem Zauberstab. Sollte es einen Unfall geben, oder sie sonst irgendwie Hilfe benötigen, bitte ich um rote Lichtkugeln. Haben sie noch Fragen?"

Die Schüler schüttelten den Kopf und murmelten vor sich hin. Dann brachen sie auf, jeweils zu zweit. Ron sah hinter Hermine her, die gerade mit Viktor im Buschwerk verschwand. Viel lieber wäre er mit Hermine gegangen, als mit einer völlig fremden Schülerin. Er seufzte kurz, dann folgte er Vera. Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander her, als aber das Gelände schwieriger wurde, ließ er sie vorausgehen. Sie kamen an einen Bach, der den Hang hinunterstürzte. Der Pfad führte über glitschige Felsen und Vera wartete, dass Ron voran ging und ihr seine Hand reichte. Ron verstand sehr wohl, und da er kein Unmensch war, kletterte er voraus und streckte ihr die Hand über den Bach hin. Sie griff danach und sprang gazellengleich über die Steine. Ron war beeindruckt. Sie war eine hübsche Person und die Art, wie sie sich bewegte, gefiel Ron außerordentlich gut. Ihn störte nur ungemein, dass sie wahrscheinlich drei Jahre älter war, als er.

Sie folgten dem Bach den Hang hinauf und fanden bald an einer Stelle, an der umgefallene Bäume das dichte Unterholz weggeschlagen hatten, die ersten Kräuter. Vera holte das Bestimmungsbuch heraus und machte sich an die Arbeit zu prüfen, ob sie wirklich die richtige Pflanze vor sich hatten. Sie fragte Ron nach seiner Meinung, er warf einen Blick auf die Zeichnung im Buch, verglich sie mit dem lebenden Exemplar und stimmte zu. Nachdem sie sich sicher waren, bat sie Ron, die Pflanze auszugraben. Hier mussten sie vor allen Dingen die Wurzeln ernten, wobei diese Pflanze die ganze Lichtung bewuchs und sie somit nicht darauf achten mussten, einen Teil zurück zu lassen. Langsam verschwand das Unwohlsein Rons und auf dem Weiterweg begannen sie eine lockere Unterhaltung. Sie merkten nicht, dass sie beobachtet wurden.

Nachdem sie etwa eine halbe Stunde bergauf gestiegen waren, kamen sie zu einer Felswand, über die der Bach in einen fast kreisrunden kleinen Tümpel stürzte. Große Felsbrocken und dichtes Gestrüpp versteckten den Tümpel fast vollständig und man konnte ihn nur sehen, wenn man direkt am Bach entlang hinauf gestiegen war. Vera und Ron hatten einige Pflanzen gefunden und gesammelt, und da sie vom steilen Aufstieg erhitzt und müde waren, setzten sie sich auf einen Felsen am Wasser und ließen die Hände in das kühle Nass tauchen. Ron war immer noch etwas beklemmt, aber Vera war freundlich zu ihm und schaffte es immer wieder, die Unterhaltung in Gang zu halten.

Weiter unten im Tal hörten sie die Stimmen der anderen Schüler, die sich laut unterhielten, als sie durch das Unterholz gingen. Hier und da drang auch entferntes Lachen herauf. Ron dachte über Harry nach. Er hatte es völlig überzogen, als er heute den Streit angefangen hatte. Und es tat ihm leid. Er musste unbedingt noch heute mit Harry reden, die Sache aus der Welt schaffen, zu schlechte Erinneringen hatte er an den Streit im letzten Jahr. Damals hatte er sehr gelitten, aber keine Möglichkeit gesehen, auf Harry zu zugehen, ohne das Gesicht zu verlieren. Heute würde er es anders machen und Harry zeigen, dass er, Ron, derjenige sein wird, der Charakterstärke besaß.

Das Rauschen des Wasserfalls ließ die anderen Geräusche nur leise an ihre Ohren dringen. Ron war so in Gedanken, dass er zuerst gar nicht wahrnahm, dass Vera ihn etwas gefragt hatte. Zufällig sah er auf und bemerkte, dass Vera ihn fragend anblickte.

„Was...was hast du gesagt?", fragte er.

„Ich habe gefragt, ob du träumst!", sagte sie mit leisem Lächeln. „Es sah so aus, als ob du ganz woanders bist!"

„Ich habe an Harry gedacht. Ich habe vorhin einen blödsinnigen Streit angefangen."

„Harry ist dein bester Freund?", fragte Vera und sah ihn eindringlich an.

„Ja. Und ich bin manchmal ein ganz schöner Idiot.", sagte Ron ärgerlich.

„Das macht dich sympatisch!", sagte Vera.

„Was? Das ich ein Idiot bin?" Ron wollte schon aufbrausen.

„Nein.", sagte Vera. „Dass du es erkennst! Oder zumindest glaubst. Was für ein Streit ist es denn gewesen?"

„Ach...ich glaube, ich kann es nicht haben, dass er diese schweren Aufgaben so gut meistert. Und ich konnte es auch nicht haben, dass er den Drachen besiegt und nicht tötet, und keinen Ärger bekommt, weil er jetzt keinen Drachenstein hat. Wenn mir das passiert wäre, ich hätte ganz schön was zu hören bekommen, von meiner Ma."

„Du bist eifersüchtig?"

Ron nickte niedergeschlagen. „Immer wieder. Dabei mag ich ihn wirklich und er ist ein richtig guter Freund. So einer, wie man selten einen trifft."

„Es ist schön, einen richtigen Freund zu haben. Weist du, meine Eltern sind so oft umgezogen, weil mein Vater ständig woanders gearbeitet hat. Ich konnte nie richtige Freunde finden. Wenn ich jemanden kennen gelernt habe, mit dem ich mich gut verstanden habe, mussten wir wieder umziehen. Das hat sich erst ein wenig geändert, als ich hierher gekommen bin."

Unbewusst spielte sie mit einer Strähne ihres langen Haares und Ron bemerkte deutlich, wie schön sie war.

„Ich kenne Harry jetzt das fünfte Jahr. Was haben wir schon alles miteinander erlebt..."

„Erzähl mir...", begann sie. Aber dann schaute sie an Ron vorbei auf etwas hinter ihm, und ihr Gesicht veränderte sich. Sie griff in ihren Ärmel, um den Zauberstab zu ziehen. Ron stutzte, dann sah er sich um. Das Gebüsch teilte sich und zwei Männer in schwarzen Overalls traten an den Teich. Einen der beiden kannte Ron. Er erstarrte.

„Lass deine Finger, wo sie waren!", sagte Lucius Malfoy drohend leise zu dem Mädchen. „Wenn du dich ruhig verhältst, passiert dir nichts!"

Ron sprang auf, wollte weglaufen, aber der Andere der Beiden war mit einem Satz bei ihm und warf ihn zu Boden.

„Was wollen sie von uns?", fragte Vera mit weit aufgerissenen Augen. Sie rutschte ein paar Zentimeter nach hinten, bis sie an einen Felsen stieß.

„Wir wollen nur deinen kleinen Freund. Wir brauchen ihn für eine Weile."

Ron schlug und kratzte um sich und der Zauberer, der sich auf ihn gestürzt hatte, brachte es nicht fertig, ihn fest zu halten. Ron riss sich los, lief ein paar Schritte und zog seinen Zauberstab aus dem Ärmel. Schnell rief er einen Spruch und rote Leuchtkugeln schossen in den Himmel. Dann traf ihn ein Fluch, der ihn zu Boden streckte. Er verlor das Bewusstsein.

***

Professor Dumbledore hatte Harry etwas bremsen müssen. Harry wollte sofort los stürzen, um zu der verborgenen Höhle zu kommen, aber Dumbledore sagte, er müsse sich erst einmal ein paar feste Schuhe anziehen. Innerhalb der Burg trug er bequeme Filzpantoffeln, die seine Füße vor dem kalten Steinboden schützten. Dumbledore hatte eine Vorliebe für bequeme Kleidung und er war auch in Hogwarts bekannt dafür, dass er sich nur zu besonderen Anlässen in einen offiziellen Ornat schmiss. Desweiteren wollte er den Schulleiter in Kenntnis setzen, denn sie mussten, um in die Höhle zu gelangen, den verschütteten Eingang frei legen, und das würde nicht ohne einige Zaubersprüche und gewaltigen Lärm vor sich gehen.

So war Harry auch erst einmal in sein Zimmer gegangen und hatte die Umfängetasche geholt, und jetzt standen sie, Harry, Sirius und Remus Lupin, im Hof und warteten, Sirius und Lupin gelassen, Harry dagegen sehr aufgeregt. Als Dumbledore endlich kam, brachen sie sofort auf, schritten durch das Torhaus, in schwindelnder Höhe über die langgestreckte Bogenbrücke und kletterten dann, an der Seite der Brücke hinunter in die Schlucht, die den Berg von dem Burgkegel trennte. Unten lagen dicke Gerölle und sie hatten Mühe, vorwärts zu kommen. Da hier unten selten ein Sonnenstrahl hereinfiel, waren die Brocken dick mit Moos bewachsen und sie mussten sehr aufpassen, dass keiner ausglitt. Nach etwa dreihundert Metern kamen sie an eine Halde aus Felsbrocken, die von einer deutlich sichtbaren Kerbe im Hang abgerutscht war. Durch diese Kerbe schienen Jahr für Jahr Steine abzurutschen, denn es lagen einige Brocken herum, die frisch aus dem Gestein herausgebrochen waren. Es war eine ziemlich große Halde, an die dreißig Meter breit und gut haushoch.

„Da haben wir eine Menge Arbeit vor uns.", sagte Dumbledore, als er den schuttkegel begutachtet hatte. „Wenn wir nur wüssten, wo genau der Eingang zur Höhle ist, dann würden wir uns eine Menge Arbeit sparen."

„Ich würde sagen, wir fangen einfach an.", bemerkte Sirius. „Wie wollen wir den Schutt beseitigen?"

„Ich habe bei Henry ein paar Sprüche gelernt, die uns helfen könnten.", sagte Harry und zückte seinen Zauberstab.

„Moment, junger Mann", sagte Dumbledore und hob warnend die Hand. „Bevor du los legst, möchte ich gerne wissen, was für Sprüche das sind. Nicht, dass uns die Burg auf den Kopf fällt, weil du den Berg darunter wegzauberst."

„Es sind sequenzielle Sprüche, ‚ Distensia fluvium' und ‚Distensia explosivum'", antwortete Harry etwas beleidigt. „Ich dachte daran, einzelne Brocken zu Sand werden zu lassen und andere zum Explodieren zu bringen. Damit könnten wir die ganze Halde ins rutschen bekommen und mit etwas Glück wirde der Höhleneingang freigelegt."

„Das ist eine sehr gute Idee, Harry", sagte Dumbledore und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Ich würde vorschlagen, wir treten zurück, dass wir keine Steine an den Kopf bekommen und lassen Harry machen."

Die anderen nickten. Sie zogen sich in die Schlucht zurück und stellten sich hinter einen großen Felsbrocken. Harry richtete seinen Stab auf einen besonders dicken Stein, der am Fuß der Halde halb eingegraben war.

„Distensia fluvium!", rief er und der Brocken zerrieselte zu Sand. Das machte er mit einer Reihe anderer Felsen, die den Fuß der halde stützten und langsam rieselten größere und kleinere Steine die Schräge hinunter. Dann suchte sich Harry einen anderen großen Brocken aus und rief:

„Distensia explosivum". Der Brocken zerbarst in tausend Stücke und riss ein großes Loch in die Halde. Sand wirbelte durch die Luft und verteilte sich in einer gleichmäßigen Schicht über den Boden der Schlucht. Mit einem Mal war ein Grummeln und Rumoren zu hören, die Halde löste sich aus ihrem Halt und donnerte mit einer dichten Staubfontäne in die Schlucht. Größere Felsbrocken rollten bis vor ihre Füße. Als sich der Staub gelegt hatte, sahen sie, dass die Halde um fast zehn Meter gesenkt hatte und nun einen großen Teil der Felswand freigab. Am oberen Ende des Schuttberges konnten sie eine Einbuchtung in den Felsen erkennen. Dies musste der obere Teil des Höhleneinganges sein. Nur noch einige kleinere Explosionen oben an der Halde, und er musste frei liegen.

Dumbledore, Sirius und Lupin klatschten beifällig in die Hände.

„Alle Achtung, Harry", sagte Dumbledore anerkennend, „das hast du gut gemacht. Wenn das die Abschlussprüfung gewesen wäre, hättest du einen Sonder ZAG bekommen."

„Du solltest in den Straßenbau gehen!", lästerte Sirius und grinste über beide Backen. „Dann würde England eine Menge Steuern sparen können."

„Sehr beachtlich!", sagte Lupin und klopfte Harry auf die Schulter.

„Wir müssen noch ein bisschen frei räumen.", bemerkte Harry, der sehr stolz über das Lob war und deutete auf die Spitze der Halde.

„Dann mal zu!", forderte ihn Dumbledore mit väterlichem Lächeln auf. „Ich bin auch gespannt, wie ein solcher Drachenstein aussieht.

Harry brauchte noch eine Reihe von Zaubern, bis er die obere Hälfte der Halde so weit abgeräumt hatte, dass sie am ende eines hohen Trichters einen Gang erkennen konnten, der in den Berg hinein führte. Sie waren zur Beseitigung der letzten Hindernisse schon auf den Schuttberg geklettert und nun machten sie mit Hilfe des ‚Lumos'-Spruchs ihre Zauberstäbe an und leuchteten in die Höhle.

„Lasst mich vorangehen!", sagte Remus. Sollte eine Gefahr da drinnen lauern, ist es weniger schlimm, wenn mir etwas passiert, als wenn euch etwas zustoßen würde. Sobald ich sehe, dass die Luft rein ist, rufe ich."

Die Anderen stimmten zu, auch wenn sie Lupin nicht für sich opfern wollten. Zumindest drückten sie sich so aus. Remus kletterte in den Trichter und war nach wenigen Metern in dem Gang verschwunden. Es verging eine Weile, bis von drinnen seine dumpfe Stimme ertönte.

„Kommt. Es ist alles in Ordnung. Es ist wunderschön!"

Harry und die beiden Anderen kletterten nun auch in den Trichter. Er verengte sich zu einem hohen, kurvenreichen Gang, der vielleicht gerade den Durchmesser hatte, dass sich ein Drache hindurchzwängen konnte. Nach drei Biegungen weitete sich der Gang wieder und öffnete sich zu einem großen Hohlraum hin. In der Halle schimmerte opalblaues Licht.

Harry staunte, als er das strahlende, helle Licht in der Höhle sah. Die Schatten des Gerippes lagen bewegungslos auf den Wänden, nur durchbrochen von Unebenheiten der Höhlenwände. So hatte er es sich in den Märchen vorgestellt, die ihm, als er klein war, und von den Dursleys zur Nachbarin abgeschoben wurde, vorgelesen worden waren. Es gab ein Märchen, das von einem blauen Licht in einem Brunnen erzählte, und hier sah er es vor sich. Das Licht strahlte aus der Mitte des gewaltigen Drachenschädels und erleuchtete den Raum fast taghell. Dumbledore, Sirius und Lupin waren stehengeblieben, und starrten ebenso wie Harry in das Licht, das eine fast hypnotische Wirkung auf sie hatte. Jeder der Vier hatte in diesem Augenblick eine Ahnung, was für eine Macht dieser Stein darstellte.

Langsam und vorsichtig ging Harry auf den Schädel zu. Einen Schritt davor blieb er stehen und sah sich fragend um.

„Geh nur!", sagte Dumbledore feierlich. „Du kannst ihn bedenkenlos anfassen, er ist nicht heiß!"

Harry wandte sich wieder dem Schädel zu. Er wurde fast geblendet von dem Licht, aber es schmerzte nicht in den Augen. Es war eher kühl und zog magisch an. Harry schob langsam seine Hand vor, auf die leere Augenhöhle des Schädels, durch die das Licht besonders intensiv herausquoll. Im Inneren des Schädels loderte eine kleine blaue Flamme, die umgeben war von den Kanten eines Kristalls, in denen sie sich brach. Harry streckte die Hand in die Augenhöhle, schob den Arm bis zum Ellenbogen hinein und tastete vorsichtig nach dem Kristall. Er fühlte sich kühl an, aber als Harry ihn berührte, fühlte er eine unglaubliche Kraft seinen Arm hinaufsteigen. Er nahm den Kristall zwischen Daumen und Zeigefinger und zog ihn langsam aus dem Auge.

„Fantastisch!", entfuhr es Sirius, der wie die Anderen staunend da gestanden hatte. „Harry, du leuchtest!"

Harry sah an sich herunter und bemerkte, dass bläuliche Flammen seinen Körper umflossen. Er fühlte eine nie gekannte Kraft in sich, fühlte, wie sich sein Kopf öffnete und alle Energie des Alls in sein Gehirn strömte. Direkt hinter seiner Narbe, in der Stirn, sammelte sich die Kraft und floß von dort aus in jedes Glied und durch alle Organe und machte sie stark und unüberwindlich. Harry war unfähig, eine Bewegung zu machen. Er war unfähig einen Gedanken zu denken, bis Dumbledores Stimme wie von weiter Ferne zu ihm drang.

„Harry, du musst den Stein jetzt in deine Tasche stecken. Es ist gefährlich, ihn zu lange in der Hand zu halten."

Harry erwachte wie aus einem Traum. Ja, der Stein war gefährlich. Er konnte eine unendliche Sucht erzeugen, eine Sucht nach der Kraft und der Klarheit, die von ihm ausging. Er öffnete die Tasche und schob den Stein hinein. In dem Augenblick, als er den Kristall los ließ, ließ ihn auch die Kraft wieder los. Aber er fühlte, wie ein kleiner, winzigkleiner Teil der Kraft in ihm erhalten blieb. Kaum war der Stein in der Tasche verschwunden, wurde es dunkel in der Höhle. Nur die Spitzen der Zauberstäbe warfen kleine Lichtkegel an die Wände.

„Lasst uns hinaus gehen.", sagte Dumbledore. Schweigend folgten sie ihm, den Gang entlang und aus der Höhle.

Sirius, der voraus gegangen war, wartete am Fuß der Halde und sah Harry mit eigenartig stolzem und weichem Blick an.

„Ich habe das Gefühl, Harry", sagte er, „das du da ein tolles Ding gefunden hast. Es ist phantastisch, ich habe noch nie in meinem Leben so etwas gesehen."

„Ich auch nicht.", antwortete Harry. „Als ich ihn in der Hand gehalten habe, habe ich mich so stark gefühlt, dass alle Angst vor Voldemort verschwunden war. Jetzt weiß ich, dass wir ihn besiegen können."

„Wir sollten nicht zu voreilig denken.", meinte Dumbledore. „Ich denke, Harry, du weißt jetzt, welche Macht Voldemort in den Händen hält. Wir können durchaus davon ausgehen, dass er sich genau so fühlt, wie du, wenn er den Zauberstab in der Hand hat."

„Aber er kann mir nichts mehr anhaben. Irgendwie habe ich gespürt, dass dieser Stein mehr Kraft hat, als der Stab von Voldemort."

„Jedenfalls können wir der Zukunft etwas gelassener entgegenschauen.", sagte Lupin.

„Ja, da hast du recht.", stimmte ihm Dumbledore zu. „Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt erst einmal wieder in die Burg gehen und uns überlegen, wie wir Voldemort herausfordern können."

Sie gingen den steinigen Weg zur Brücke zurück und kletterten die Böschung hoch. Vor dem Torhaus mussten sie einen Moment warten. Gerade als die Stimme ihnen Einlass gewährte und das Tor aufschwang, fühlte Harry die Narbe auf seiner Stirn pochen. Er hielt inne und sah noch einmal hinüber zum Wald. Dort stieg gerade eine rote Leuchtkugel auf.

„Was machen die da?", fragte er und zeigte mit der Hand hinüber.

„Das sieht aus, wie ein Signal.", vermutete Sirius. „Kann sein, dass da etwas passiert ist."

„Wollen wir nachschauen?", fragte Harry, der an Ron und Hermine dachte.

„Nein", sagte Dumbledore. „Auch wenn du jetzt in Besitz eines Drachensteins bist, solltest du so weit wie möglich den Schutz der Burg nutzen. Wir sollten uns jetzt nicht von Voldemort überraschen lassen, bevor wir einen genauen Plan haben. Lasst uns hinein gehen."

„Vielleicht können wir helfen!", sagte Harry, der das eigenartige Gefühl hatte, es ist etwas mit seinen Freunden.

„Ich fürchte, du kannst nicht viel helfen.", sagte Dumbledore, der das sorgenvolle Gesicht von Harry bemerkt hatte. „Bis wir da sind, vergeht eine Stunde. Lasst uns abwarten."

Harry fügte sich, auch wenn ihn eine innere Unruhe beschlich.

Nach etwa einer Stunde, die sie bei Tee und Plätzchen diskutierend in Sirius Appartement verbracht hatten, ließ sie Türenschlagen und Fußgetrappel im Treppenhaus aufmerksam werden.

„Sollen wir nicht doch mal nachschauen, was los ist?", fragte Harry, der sich in der letzten Stund nicht besonders wohl gefühlt hatte. Durch die Ahnungen, die ihn bedrückten, konnte er auch seinen Erfolg und den wunderschönen Drachenstein, der zwischen ihnen auf dem Tisch unter einem Tuch lag, nicht genießen.

„Wenn du möchtest...", sagte Sirius, der gerade an seinem Tee genippt hatte, „Dann geh hinunter. Wenn es etwas Ernstes ist in Bezug auf Hermine und Ron, kannst du uns ja holen."

Dankbar stand Harry auf und ging hinaus. Unten im kleinen Hof der Burg hatten sich Lehrer und einige Schüler versammelt und redeten aufgeregt miteinander. In ihrer Mitte stand, völlig aufgelöst Professor Stankoviak und wurde von allen Seiten mit Fragen bombadiert. Kurz nachdem Harry in den Hof gekommen war, aber wegen des Durcheinanders noch keine Informationen erhalten hatte, kam der Schulleiter von Durmstrang, Professor Brancusi mit wehendem Umhang die Treppe herunter geeilt. Er klatschte laut in die Hände und rief über den Lärm hinweg:

„Bitte Ruhe! Es gibt keinen Grund zur Panik. Treten sie bitte zurück, und lassen Professor Stankoviak erzählen!"

„Gut dass du kommst, Sergei!", rief die Professorin. „Es ist etwas schreckliches passiert!"

Tränen flossen über ihr Gesicht, sie war blaß und zitterte.

„Beruhige dich erst einmal!", sagte Professor Brancusi. Er nahm sie beim Arm und führte sie zu einer in die Mauer eingelassenen Steinbank. „Was ist passiert?"

„Ach, Sergei, es ist ein Schüler entführt worden! Einer von den Gästen aus Hogwarts! Ich mache mir solche Vorwürfe!"

Ein eisiger Schreck durchfuhr Harry. Aufgeregt stellte er sich auf die Zehenspitzen und schaute sich um. Er versuchte Ron oder Hermine zu erblicken, konnte aber nichts sehen, da er von lauter Menschen umgeben war.

„Welcher Schüler war das? Ach, da sehe ich ja den jungen Potter und das Fräulein Granger! Dann ist also Herr Weasley entführt worden?"

Harry blickte in die Richtung, in der Professor Brancusi Hermine entdeckt hatte, und jetzt sah er den strubbeligen, schwarzen Haarschopf. Er kämpfte sich durch die Umstehenden, die alle in einem dichten Halbkreis um die Bank standen, um nichts von dem Erzählten zu verpassen. Als er neben Hermine stand, berührte er sie am Arm. Hermine blickte sich um und sah Harry verstört an.

„Harry! Es ist schrecklich!", rief sie. „Ron und eine Schülerin aus Durmstrang sind überfallen worden. Ron ist spurlos verschwunden!"

Harry nahm Hermine in den Arm. Dann versuchte er etwas von Professor Stankoviaks Schilderung zu hören.

„Ich habe die Schüler extra instruiert", berichtete sie, „Lichtsignale zu geben, wenn etwas ist. Aber es hat nichts genützt. Als ich die roten Lichter oben am Hang gesehen habe, bin ich gleich mit einigen Schülern losgelaufen, aber es hat noch fast zwanzig Minuten gedauert, bis wir vor Ort waren. Leider hatten wir keinen Besen dabei, sonst hätten wir vielleicht noch etwas gesehen.

Vera lag ohnmächtig im Wasser, wir haben sie erst einmal herausgezogen, und dann nach dem jungen Weasley gesucht. Er war nirgends zu finden. Als Vera dann aufwachte, hat sie erzählt, dass zwei schwarz gekleidete Männer sie überfallen haben. Sie sei mit einem Fluch gefesselt worden, und, bevor sie ohnmächtig geworden war, hat sie noch gesehen, wie Herr Weasley sich losgerissen hat. Er hat dann versucht, weg zu laufen, und die roten Leuchtkugeln losgeschickt, die wir dann gesehen haben. Aber er ist wohl wieder eingeholt und gefesselt worden. Was dann geschah, wissen wir nicht."

„Und was habt ihr dann gemacht?", fragte Professor Brancusi ernst.

„Wir haben Vera erst einmal ins Tal gebracht und einige starke Schüler bei ihr gelassen. Ich bin mit den Anderen zurückgelaufen, um Hilfe zu holen."

„Ist schon jemand unterwegs?", fragte Professor Brancusi in die Runde. Ein Schüler trat vor und sagte, es sei ein Trupp mit einem fliegenden Teppich unterwegs, die Zurückgebliebenen abzuholen.

„Gut.", sagte Professor Brancusi. „Wenn Vera angekommen ist, und sie vernehmungsfähig ist, werde ich sie befragen."

Harry hatte wie gebannt zugehört. Die schwarze Kleidung deutete auf die Todesser hin. Er musste unbedingt mit den anderen sprechen. Vorsichtig ließ er Hermine los.

„Lass uns zu Dumbledore gehen.", sagte er. Hermine nickte und folgte Harry die Treppe hinauf zu Sirius Wohnung. Kaum hatten sie den Dreien berichtet, was vorgefallen war, klopfte es auch schon an der Tür, und, als Sirius öffnete, trat Professor Brancusi ein.

„Guten Tag, liebe Freunde, ich habe leider sehr schlechte Nachrichten.", sagte Brancusi ohne Einleitung.

„Wir sind bereits informiert.", sagte Dumbledore und bat Professor Brancusi Platz zu nehmen. „Haben sie die Schülerin, die mit Mr. Weasley zusammen war, schon befragen können?"

„Nein, es tut mir leid", antwortete der Schulleiter, „Sie ist zwar schon angekommen, aber sie wird erst von unserem Hausarzt untersucht. Sobald das erledigt ist, erhalte ich Nachricht. Ich möchte Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um Herrn Weasley gesund zurück zu bringen."

„Ich fürchte, es wird nicht in Ihrer Macht stehen, Professor Brancusi.", sagte Dumbledore und sah ihn ernst an. „Wir haben die Vermutung, dass es sich bei den Entführern um Anhänger von Lord Voldemort handelt."

Bei der Erwähnung des Namens verlor Brancusis Gesicht jegliche Farbe.

„Es ist davon auszugehen", fuhr Dumbledore fort und schritt mit hinter dem Rücken verschrankten Händen im Zimmer auf und ab, „dass die Entführung in direktem Zusammenhang mit unserem Harry Potter und dem Drachenstein steht."

„Das klingt nicht sehr gut. Bisher haben wir mit ‚Sie wissen schon wer' keinerlei Berührungspunkte gehabt. Lediglich unser früherer Schulleiter war vor seiner Berufung zum Leiter dieser Schule ein, ich sage mal, halbherziger, oder gezwungener Anhänger des dunklen Lords. Das wirft natürlich ein nicht so gutes Licht auf unsere Schule. Daher bitte ich sie, mein lieber Freund, mir in jedem Falle zu sagen, wenn sie Hilfe benötigen."

„Ich glaube nicht, dass ihre Schule einen schlechten Ruf davon trägt. Wir haben bislang einen sehr guten Eindruck von Durmstrang, den wir auch an unser Ministerium vermittelt haben. Und außerdem scheint die Angelegenheit eine rein britische zu sein, dass es jetzt zufällig in Rumänien und an ihrer Schule passiert ist, werte ich eher als Zufall."

„Ich danke ihnen, Professor Dumbledore. Mein Angebot steht dennoch. Was werden sie jetzt unternehmen?"

Dumbledore lächelte geheimnisvoll. „Wir werden versuchen, Kontakt mit Voldemort aufzunehmen. Es ist anzunehmen, dass er Mr. Weasley gegen Harry austauschen möchte. Dazu wird ein Treffen stattfinden müssen, was vielleicht auch in der Absicht von Voldemort liegt. Und bei diesem Treffen haben wir die Möglichkeit, Mr. Weasley zu befreien"

„Wie stellen sie sich das vor?", fragte Brancusi ungläubig. „‚Sie wissen schon wer' ist ein Schurke, wie ihn die Welt seit Langem nicht mehr gesehen hat. Wie wollen sie Herrn Weasley befreien?"

Jetzt lächelte Dumbledore verschmitzt und sah Brancusi über den Rand seiner Brille ins Gesicht. „Sie haben vergessen, dass ich sie vor zwei Stunden um eine Erlaubnis gebeten habe?"

„Ach ja, stimmt. Sie wollten am Fuß des Felsens eine Höhle suchen. Haben sie sie gefunden?"

„Nicht nur die.", sagte Dumbledore, ging zum Fenster und zog die Vorhänge sorgfältig zu. Dann schloß er alle Türen, so dass kein Lichtstrahl nach außen dringen konnte.

„Ich bitte sie, über das was sie jetzt sehen werden, mit niemandem zu sprechen." Dabei sah er Professor Brankusi ernst in das Gesicht. Professor Brancusi sah Dumbledore neugierig an und sagte:

„Ich werde es mit keinem Wort erwähnen."

Dumbledore ging zum Tisch zurück und zog langsam das Tuch beiseite. Der ganze Raum strahlte in blauem Licht. Professor Brancusi starrte erstaunt auf den leuchtenden Kristall.

„Sie haben einen Drachenstein!", rief er überrascht. Hermine, die etwas apathisch auf dem Sofa gesessen hatte, starrte auf den Stein, blickte Harry an, dann schien sie zu begreifen.

„Das ist ja wunderbar! Ihr habt einen Drachenstein! Harry, ich freu mich so! Wie schön er ist."

„Ja, und ich kenne jemanden, der es nicht weiß!", sagte Dumbledore.

„Ach, ich verstehe. Sie wollen zum Schein auf Verhandlungen eingehen, und dann ‚Sie wissen schon wer' angreifen?"

„Gar keine schlechte Idee.", sagte Dumbledore, der jetzt das Tuch wieder über den Stein deckte. Sirius ging zum Fenster und zog den Vorhang wieder auf. „Bislang haben wir uns von dem Stein lediglich Verteidigung versprochen. Aber wenn ich ihn richtig beurteile, mit meinem laienhaften Wissen natürlich, dann ist dieser Stein ein außergewöhnliches Prachtexemplar. Es wäre zu überlegen, ob wir Voldemort nicht wirklich angreifen sollten. Was meint ihr?"

Die Frage galt Lupin, Sirius und Harry.

„Wie siehst du das Harry?", fragte Sirius und sah ihn an. Harry schluckte. Dann holte er tief Luft und runzelte die Stirn.

„Ich weiß, dass ich um einen Kampf mit Voldemort nicht herum komme. Vielleicht ist es wirklich das Beste, wir greifen an, als dass wir von ihm überrascht werden."

„Du hast den Stein in der Hand gehabt", sagte Dumbledore, „meinst du, du hast mit seiner Hilfe eine Chance?"

Harry erinnerte sich noch sehr gut an die Kraft, die ihn durchflossen hatte. War er ein genügend guter Zauberer, um diese Kraft zu nutzen?

„Ich müsste mich an den Stein gewöhnen, ich weiß ja noch gar nicht, wie man damit umgeht. Aber ich kann mir vorstellen, dass wir es mit dem Stein schaffen können."

„Es scheint zwei Wege zu geben.", sagte Lupin. „Der Eine ist der, dass der Stein den Zauber von Voldemort schwächt, oder gar aufhebt, und der Zauberstab mit jedem Zauber, den er ausübt, an Stärke verliert. Ich wüsste nur zu gerne, ob auch dein Drachenstein an Macht verliert, wenn Voldemorts Flüche davon beeinflust werden."

„Das können wir herausfinden!", sagte Brancusi. „Dazu können wir die geheime Bibliothek nutzen. Und wenn ich mich recht erinnere steht dort ein sehr altes Buch, in dem auch etwas über Drachensteine steht, es ist von...lassen sie mich nachdenken...von... Wladim Rubenko, ja genau. Das können wir nehmen."

„Rubenko?", fragte Harry, dem der Name bekannt vor kam. „Meinen sie den Rubenko, der einen Zauberstab mit einem Drachensteinkern gemacht hat?"

„Das kann durchaus sein, soweit ich weiß, war er ein auch Zauberstabhersteller. Aber er war eine äußerst undurchsichtige Person und in dem Buch stehen auch Dinge, die beileibe nicht für normale Zaubereraugen geeignet sind. Daher ist es auch unter Verschluss."

„Wenn das der ist, den ich meine, dann ist es der, der den Zauberstab von Voldemort hergestellt hat!", rief Harry aufgeregt.

„Na, das ist ja fantastisch!", sagte Dumbledore. „Ich glaube, langsam schließt sich unser Kreis. Und was ist der zweite Weg, Remus?"

„Dass Harry die Kraft des Steins zu einem systematischen Angriff nutzt. Ich kann mir vorstellen, dass die Kraft des Drachen und die Fähigkeiten des Phoenix nicht schlecht zusammenpassen. Vielleicht unterstützen sie sich, und wir können einige Zauber ausführen, von denen Voldemort sehr überrascht sein wird."

„Das ist ein Gedanke, der mir auch schon gekommen ist.", überlegte Dumbledore. „Aber wir sollten erst herausfinden, wie es sich mit dem Drachenstein verhält. Ob wir seine Kraft so nutzen können, wie wir es brauchen."

„Dann lasst uns mal in die geheime Bibliothek gehen.", schlug Sirius vor und stand auf.

„Kann ich...mitkommen?", fragte Harry und sah Professor Brancusi bittend an.

„Ich fürchte, das geht nicht, mein lieber Herr Potter.", sagte Brancusi mit Bedauern. „Um in die geheime Bibliothek zu kommen, muss man volljährig sein."

„Es ist wie beim trimagischen Turnier.", erklärte Dumbledore. „Es liegt ein Zauber auf dem Eingang, den keiner überwinden kann, der nicht bereits achtzehn Jahre alt ist. Aber wenn Professor Brancusi es erlaubt, werden wir das Buch herausholen und es gemeinsam lesen."

Brancusi überlegte einen Moment, dann nickte er. „Ich glaube, in Anbetracht der Situation kann ich eine Ausnahme machen." Dann klopfte er Harry auf die Schulter. „Warum sollte auch ausgerechnet die Hauptperson des Stückes keinen Einblick in das Drehbuch bekommen?!"

„Die Bitte, die ich vorhin an Professor Brancusi gerichtet habe, richte ich auch an sie." Dabei blickte er in die Runde. Alle nickten.

„Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, was passiert, wenn Voldemort erfährt, dass Harry einen Drachenstein besitzt. Ich bitte sie nochmals inständig, nicht einmal den vertrautesten Personen davon zu erzählen. Nie kann man sich eines Freundes vollkommen sicher sein....

Dann lasst uns mal gehen."