Copyright: Star Trek: Deep Space Nine gehört Paramount. Kvanergga, das IVK und die Kvaggra sind meine eigene Erfindung.
Rating: PG-13
Zeit: In einer parallelen Zeitlinie circa. 3 Monate nach Zu neuer Würde (Return to Grace)
Inhalt: Du/f Mit seiner neuen Frau und einer kleinen Flotte besucht Dukat Deep Space Nine...

Ein neuer Spieler A1
Von Artemis (Artemis1000@gmx.net)



"Guten Morgen!"

"Guten Morgen, Major!", grüßte die OPS-Crew von Deep Space Nine einstimmig.

Major Kira Nerys ging direkt zum Replikator, "Raktajino! Captain, Odo kommt gleich her, wir möchten mit Ihnen über die zunehmende Kriminalität auf DS9 sprechen.

"Gut, kommen Sie dann in mein Büro."

"Danke, Sir."

"Dax, alter Mann, geht es Ihnen nicht gut?" Die Trill sah erschöpft aus, hatte Ringe unter den Augen.

"Ich habe nur schlecht geschlafen. Es muß Vollmond sein", lächelte sie müde. Captain Ben Sisko tätschelte ihr die Schulter, ging dann zu O'Brien.

"Computer!", zischte der Ingenieur.

"Probleme, Chief?"

"Die Subraumemitter sind ausgefallen und die Langstreckensensoren haben eine kleine Fehlfunktion. Ich kümmere mich schon drum."

An diesem Morgen herrschte eine solche Idylle in der OPS, daß Sisko schon fast mißtrauisch wurde. Er schimpfte sich paranoid und ging in sein Büro.


"Einverstanden, Constable, ich habe vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten", Sisko verließ mit Kira und Odo eine Stunde später sein Büro, um O'Brien persönlich "Dampf zu machen". Sie hatten zu viele Feinde, um von der Außenwelt abgeschnitten sein zu dürfen.

"O'Brien an OPS."

"Sisko hier."

"Captain, ein Subraumkanal steht wieder, die Sensoren haben ein ernsthafteres Problem."

"Was ist für Sie ein "ernsthafteres" Problem?"

"Daß ich nicht weiß, was das Problem ist, Sir. Vorgestern wurden sie überprüft und alles funktionierte."

"Die Sensoren haben oberste Priorität, Chief. Ein Subraumkanal wird für den Moment genügen müssen. Informieren Sie mich bitte über jeden Fortschritt."

"Aye, Sir. O'Brien Ende."

"Sir, die Langstreckensensoren liefern mir widersprüchliche Daten. Mal habe ich sieben Schiffe auf dem Schirm, dann wieder nicht", berichtigte Worf verstört.

"Ich vermute, daß Sie nicht mehr über diese Schiffe wissen?"

"Positiv, Sir."

"Wann können wir sie mit den Kurzstreckensensoren scannen?"

"Wenn sie auf uns zufliegen, in 20 Minuten, aber..."

"...Sie haben keine zuverlässigen Daten, verstanden."


Es sollten sehr lange 20 Minuten werden. Um die eigen Verwundbarkeit nicht preiszugeben, verzichtete Sisko darauf, die fremde Flotte, falls sie überhaupt existierte, zu rufen. Kurz vor Erreichen des Radius der intakten Sensoren, stoppten sie.

"Ich habe die Kurzstreckensensoren modifiziert", erklärte Worf. "Wir erhalten jetzt Daten. "Es sind sieben Schiffe, eine Galor-Klasse, ein Bird of Prey, ein Warbird der D'deridex-Klasse, zwei Dominion-Kreuzer, ein aufgerüsteter cardassianischer Frachter und ein Schiff der Excelsior-Klasse . Sie SCHEINEN nur mittelschwer bewaffnet zu sein, haben die Schilde gehoben und die Phaser geladen." Aufmerksam hörten alle Worfs Erklärungen, sahen sich die merkwürdige Flotte auf dem Schirm an. Einige der Schiffe waren leicht beschädigt. "Sie rufen uns!"

"Auf den Schirm, Commander!"

Als nächstes sah Sisko eine Frau in einer weißen Uniform, deren Form stark an die cardassianische erinnerte. Aber sie hatte eine bajoranische Nase. "Ich grüße Sie, Captain Sisko! Ich bin Legat Val Gawlak, Zweite Kommandantin der Cardassian Rebel Alliance und Captain der Kahless Pride."

Sisko war sprachlos. Er hatte Geheimdienstberichte über eine Bewegung, die in Verbindung mit Gul Dukat stehen sollte, gelesen. Darin war die CRA als Ein-Mann-Kommando bezeichnet worden, von einer Flotte hatte niemand gesprochen. "Captain Benjamin Sisko, Commander von Deep Space Nine."

"Ich weiß. Wenn Sie erlauben, kann man sich persönlich nicht viel besser unterhalten?"

"Sie dürfen gerne an Bord kommen, Legat. Unbewaffnet und alleine."

"Bewaffnet, mit dem ersten Kommandant und vier Leibgarden!"

"Ausgeschlossen!"

Gawlak seufzte bedauernd, "wirklich schade, Captain. Zielen Sie auf die Schildgeneratoren und bereiten Sie Enterteams vor", befahl sie ihrer Crew gelassen.

"Schilde hoch!", schrie Sisko. Zu spät, schon schüttelte eine Salve des Kommandoschiffs DS9 durch. "Legat, seien Sie bitte vernünftig! Bevor Sie meine Station zerstören, kommen Sie eben an Bord!"

"Captain!", beschwerte sich Kira.

"Zwei Schildgeneratoren sind zerstört und diese Legat hat sieben Schiffe! Wir haben genug Feinde, Major, wir müssen uns nicht noch mehr machen."


Nur wenige Sekunden später erschien die sechsköpfige Truppe der Legat. Vier Cardassianer beschützten die zwei in der Mitte. Aus der Nähe war Gawlaks klingonisch gewölbte Stirn zu sehen. Zur allgemeinen Überraschung, oder auch nicht, war Gul Dukat der sechste. In der gleichen weißen Uniform trat er aus dem Landetrupp hervor. "Captain, ich muß mich für das Verhalten von Legat Gawlak entschuldigen. Meine Ehefrau ist von Zeit zu Zeit etwas... hitzköpfig."

"Dukat, Ihre Frau ist Cardassianerin!", wunderte sich Kira. Nur vor Schock griff sie ihn nicht an.

"Meine erste Frau, ja, Major." Eine Handbewegung und seine Männer senkten die Waffen.

"Was wollen Sie von uns, Dukat?"

"LEGAT Dukat, Major. Captain, können wir in Ihr Büro gehen?"


In Siskos Büro sicherten die Leibwachen sofort die zwei Ausgänge mit gezogenen Phasern, Dukat und Gawlak stellten sich vor Siskos Schreibtisch, Kira stand neben ihm. "Die neuen Uniformen sehen freundlicher aus", begann Sisko Smalltalk.

"Danke. Deep Space Nine ist eine große Station und ich habe Ihre Gastfreundschaft immer genossen, Captain. Seit ich mit meiner Frau zusammenarbeite, ist uns klar geworden, welche Ziele wir wirklich erreichen wollen. Dahin ist es kein leichter Weg, sie sind hoch gesteckt..."

Val legte eine Hand auf seinen Arm, "laß mich bitte reden, ich möchte heute noch aus diesem Büro rauskommen", lächelte sie entwaffnend. Kira mußte unwillkürlich grinsen, Dukat machte Platz. "Schon besser! Die Schiffe unserer ersten Flotte benötigen einige Reparaturen, unsere Crew Urlaub, das werden wir auf DS9 machen!"

"Kommt drauf an, ob Sie uns doch noch entern!"

"Wir hegen keinerlei feindliche Absichten gegen Bajor oder die Föderation", bekräftigte Dukat.

"Vor ein paar Minuten hat das noch anders ausgesehen... Gut, wie viele Mann hat Ihre Flotte?"

"Gute 300 werden auf DS9 wohnen."

"Das ist unmöglich, Legat! Wo sollen wir bitteschön 300 Leute unterbringen? Landurlaub können wir Ihnen nicht verbieten, aber Ihre Soldaten werden auf den Schiffen wohnen müssen."

"Und das ist wiederum für uns unmöglich, weil wir die Schiffe ganz umbauen wollen. Es wird keine Mauer auf der anderen bleiben, auf der Baustelle kann niemand schlafen, geschweige denn leben!"

"Da muß ich Ihnen leider zustimmen, Legat Gawlak. Können Sie die Schiffe nicht nacheinander umbauen?", unterstütze Kira Dukats Frau.

"Das geht, aber dann wird es länger dauern, etwa drei Wochen. Wir werden die meiste Arbeit selbst machen, aber für einige Dinge benötigten wir Ihre Fachkräfte. Ihre Ingenieure arbeiten, zu meinem Bedauern, in einer ganz anderen Klasse als unsere."

Kiras Angebot konnte Sisko unmöglich zurückziehen. Die Station gehörte Bajor und sie vertrat Bajor. Irgendwie hegte er für die Rebellen Sympathie. "Ich bin einverstanden. Unter zwei Bedingungen: Sie reparieren die von Ihnen verursachten Schäden und lassen sich in unsere Stationspolitik einbeziehen. Ich habe keine Lust, mir in drei Wochen Beschwerden über die rassistischen Bajoraner anzuhören!"

Die Legats sahen sich an, nickten. Dukat stimmte zu, "wir nehmen Ihr Angebot dankbar an."

"Sollte Deep Space Nine oder Bajor angegriffen werden, werden wir Sie selbstverständlich unterstützen", fügte Val hinzu. "Keine Widerrede, es gehört für Klingonen zu den guten Manieren, daß der Gast seinem Gastgeber beisteht."

"Ich hoffe, daß wir dieses Versprechen nicht einfordern müssen, aber falls doch, werde ich keine Scheu haben, Ihre Truppen anzufordern!", lächelte Sisko. "Arbeiten wir nun die Einzelheiten aus?"


Nach Verhandlung des "Kleingedruckten" kommandierte Legat Dukat das Andockmanöver vom Kommandoschiff, Legat Gawlak von der OPS. Sisko gruselte es davor, vor den Bewohnern von DS9 seine Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Es gab keinen Grund, außer sieben bis an die Zähne bewaffnete Kriegsschiffe, er hatte intuitiv entschieden.

"Ich habe hier die Liste der benötigten Quartiere und technische Daten unseres Kommandoschiffs, der Invader. Es muß als erstes repariert werden." Ein PADD gab Val Kira, das andere O'Brien. "Ich schicke unseren Chefingenieur in den Maschinenraum, er kennt das Schiff wie seine Westentasche."

"Schön, ich gehe gleich runter. Alles weitere bespreche ich dann mit ihm. Ähm, wenn Sie eine Konferenz aller Chefingenieure einrichten könnten, das wäre ideal!"

"In fünfzehn Minuten in Ihrem Maschinenraum?"

"Sie sind phantastisch, Legat Gawlak!"

"Andockrampe acht ist für Cold War freigegeben. Unterer Pylon, Destiny, nicht oberer! Invader, bitte an Andockrampe fünf andocken. Dukat, was soll das? Ihre verdammte Invader soll keine Kunststücke fliegen sondern endlich andocken!"

"Das macht sie gerade, Major. Mein Pilot dockt nur zum ersten Mal an Deep Space Nine an und ist äußerst nervös!"

"Okay, Ihr Pilot hat noch fünf Minuten, dann schieße ich Sie ab! Cold War hat erfolgreich angedockt, Destiny dockt gerade an. Kahless Pride, WAS, bei den Propheten, machen Sie da! Ein paar Meter näher und Sie wären mit dem Pylon kollidiert!"

"Tut mir leid, Ma'am, ich mußte der Invader ausweichen", sagte Gawlaks Pilot.

"DUKAT!", schrie Kira.


Nachdem alle Schiffe angedockt hatten und, dank Damar, Kommandant des Warbirds Cold War, und der anderen Guls, wieder etwas Ruhe auf der OPS eingekehrt war, bekamen die Soldaten von Dukat und Gawlak eine vorgezogene Standpauke gehalten, ehe sie auf die Bevölkerung der Raumstation losgelassen wurden. Die Ingenieure der Invader kannten sich mit den Tücken cardassianischer Technik bestens aus, behoben umgehend den Schaden, an dem O'Briens Crew schon Stunden arbeitete. Das brachte ihnen seinen Respekt ein.

Legat Gawlak hatte Major Kira zu einer Führung durch DS9 überreden können, um die Laune der Bajoraner zu erkunden. "Diese Promenade ist so hübsch! All die vielen Leute, wie unbeschwert und glücklich sie sind", schwärmte Dukats Frau.

"Ja, Deep Space Nine ist ein guter Platz zum Leben. Ich hoffe, daß mein Volk nicht durchdreht. Es haben schon öfter Cardassianer hier ihren Landurlaub verbracht, aber es waren noch nie so viele."

"Wir haben extra neue Uniformen erfunden, um nicht mehr an DIE Cardassianer zu erinnern. Aber ich kann Ihren Landsleuten nicht verübeln, wenn sie das übersehen wollen. Oh, was ist denn das?"

"Das Quarks. Holosuiten, Glücksspiele, Essen, Getränke, leichte Mädchen und kriminelle Geschäfte!"

"Lassen Sie uns reingehen!", rief Gawlak begeistert.

Kira lachte, "aber nur kurz, Legat. Ich kann Quark nicht lange ertragen!"


"Blutwein, aber richtigen!", bestellte die Legat bei Quark. "Und einen Drink für alle!"

"Romulanisches Ale!", wollte Kira.

"Das fordert meine Phantasie", freute sich Quark, "heute bestellen die Bajoraner alle nur Frühlingswein, die Sternenflotte Syntheol und die Cardassianer Kanar! Sagen Sie, tragen Sie nicht die gleiche Uniform wie die Cardassianer? Es heißt, sieben Schiffe sollen angedockt haben!"

"Das ist richtig!"

"Ich bin Quark, stolzer Besitzer des sozialen Zentrums auf DS9! Wie heißen Sie, schöne, starke Kriegerin?", schrie er durch den Lärm.

"Legat Gawlak, Captain der Kahless Pride und Zweiter Kommandant der Cardassian Rebel Alliance!"

"Ein würdiger Titel für eine atemberaubende Frau", hauchte Quark.

Val sah sich schon in dem Etablissement um. Sie entdeckte an einem Tisch eine Rangelei, ignorierte sie aber. "Oh, danke, mein Blutwein!" Sie trank den Becher in einem Zug aus. "Sie nippen ja nur an Ihrem Ale, Kira! Das ist doch kein Trinken!"

"Ich will mich lange daran halten. Quarks Getränke sind sehr teuer."

"Heute geht es auf mich, soll ich noch eine Lokalrunde schmeißen?"

"Das würde Barren kosten, nein, das brauchen Sie nicht zu tun."

"Moment, ich muß kurz ein paar Streithähne trennen!" Sie sprintete zu der Rangelei. "Sofort aufhören, Offiziere!", baute sich die Legat auf. Die Raufer ignorierten sie. "Ich bin Legat Gawlak von der Cardassian Rebel Alliance und befehle Ihnen, diese Schlägerei zu beenden, oder ich werde Ihnen zeigen, was cardassianische Brutalität ist! Das ist meine letzte Warnung!" Ein Bajoraner schielte zu ihr, lachte, als würde er sie nicht ernst nehmen und machte weiter.

So etwas ließ Val sich nicht gefallen. Sie packte den vorlauten Bajoraner als ersten, trat ihm in den Bauch und schlug ihn mit ein paar gezielten Kopfschlägen k.o.. Die restlichen Bajoraner betäubte sie mit dem vulkanischen Nackengriff, ein klingonisches Bath'leth verschaffte ihr den nötigen Respekt. Ihre eigenen Soldaten durften sich auf eine "Spezialbehandlung" freuen, wurden mit Fußtritten gegen die Rüstung in die Dekoration befördert.

"Ma'am, was soll das?", stotterte ein Halbbajoraner.

Sie sprang auf den an der Wand liegenden Mann zu, hielt ihm am Kehlkopf fest, "das frage ich SIE, Sie nutzlosen Idioten! Diese Uniform haben Sie nicht verdient! WESHALB hat Legat Dukat wohl gesagt, Sie sollten sich nicht schlagen? Denken Sie, wir geben solche Befehle aus Spaß aus? Als Sicherheitschef haben Sie ein Vorbild zu sein, Glinn Vaalis Jolan! Sie hätten Ihre Männer von der Prügelei abhalten müssen, dafür sind Sie, verdammt noch mal, da!"

"Ich bitte um Entschuldigung, Ma'am", gurgelte er so gut er konnte.

"WAS? Ich höre Sie nicht!" Sie ließ den Hals ihres Untergebenen los.

"Ich bitte um Entschuldigung für mein befehlswidriges Verhalten, Ma'am und um eine harte Strafe für mich, Ma'am. Ich übernehme als ranghöchster Offizier die volle Verantwortung, ich bitte Sie, seien Sie gegenüber meinen Untergebenen nachsichtig."

"Sie wandern zuerst mal alle in die Arrestzellen... hey, das gilt auch für die Bajoraner, sonst bekommen Sie ein Messer in den Rücken, Mister!" Sie tippte auf ihren Kommunikator, "Gawlak an Sicherheit." Für die Kommunikation innerhalb von DS9 trugen sie bajoranische Kommunikatoren.

"Odo hier, was kann ich für Sie tun, Legat?", fragte Odo.

"Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie zwölf Personen im Quarks abholen und arretieren würden. Es gab eine Schlägerei zwischen Miliz und CRA, die ich glücklicherweise beenden konnte."

"Ich komme sofort zu Ihnen. Odo Ende."


"Sie sind eine gute Kämpferin, Legat Gawlak, waren Sie im Widerstand?", fragte Kira auf dem Rückweg zur OPS.

"Nein, aber ich bin von Klein auf an Waffen gewöhnt."

"Ich kann es einfach nicht glauben! Gul Dukat ist Legat, kommandiert eine Rebellen-Flotte und hat eine klingonische Frau!", lachte die Bajoranerin.

"So bin ich halt, verliebe mich in einen Mann, der vom ganzen Quadranten gefürchtet wird!", lachte sie. "Ziyal hat mir viel von Ihnen erzählt. Sie liebt Sie wie ihre eigene Mutter!"

"Ein wunderbares Mädchen! Aber ich bin etwas sauer auf sie, weil sie keinen Ton gesagt hat!"

"Das waren reine Vorsichtsmaßnahmen. Ich wette darauf, daß der Obsidianische Orden sogar weiß, was Sie heute Morgen zum Frühstück hatten, Major! Ihre Subraumkommunikation wird mit 100prozentiger Sicherheit abgehört."

"Das sollte kein Vorwurf sein. Müssen Sie Ziyal jetzt mitnehmen?"

"Darüber wollen wir mit ihr sprechen, sobald sie ankommt. Falls mein Göttergatte nicht vergessen hat, sie zu informieren!" Unvermittelt kam Kira in den Sinn, daß Dukat bei einer so dominanten Frau wie Val Gawlak vermutlich nichts zu sagen hatte.

"Das hat er nicht!", antwortete Dukat. "Sie kommt erst um 1800 an, weil sie ein Treffen mit dem Ersten Minister nicht absagen will."

"Das würde ich an Ziyals Stelle auch nicht machen, Shakaar soll eine gewisse Wirkung auf Frauen haben!", flötete Gawlak mit Unschuldsmiene. "Übrigens, Kira, nennen Sie mich Val!"

"Nerys!"

"Lassen Sie mal die Liste der Quartiere rüberwachsen, die wir bekommen, Nerys!"


Um 1700 hatten sich die Kommandanten und Chefingenieure aller Schiffe und der Raumstation mit Major Kira in Captain Siskos Büro versammelt. Sie diskutierten überwiegend technische Fragen. "Ich kann mit dieser Lösung leben, weil Sie sich noch technisches Wissen über romulanische Schiffe aneignen müssen, Chief. Aber nach der Invader und der Kahless WILL ich die Cold War repariert bekommen, Legat! Weil sie über eine Tarnvorrichtung verfügt, ist sie eins unserer wichtigsten Schiffe!"

"Mister Joran gehört zu den besten Ingenieuren, die ich kenne. Binnen einer Stunde habe ich mehr über Warbirds gelernt als in all den Jahren auf der Akademie!", lobte O'Brien seinen Kollegen des romulanischen Raumers. Er war positiv überrascht, daß es ein Mischling so weit bringen konnte.

"Damit steht der Reparatur der Cold War vor der Kahless Pride doch nichts im Weg?", drängte Damar.

"Das ist doch albern! Ich kommandiere ein Schiff des Dominion", ging eine weibliche Gul dazwischen. "Meine Destiny ist auch wichtig! Wir sind doch nicht auf einem Ferengi-Basar!"

"Ganz meine Meinung, Gul Ravor!", bekräftigte die Kommandantin des anderen JemHadar-Schiffs.

"Die Reihenfolge der Reparaturen steht fest, Ladies and Gentlemen! Galor-Klasse Invader, Bird of Prey Kahless Pride, Warbird Cold War, JemHadar-Kreuzer Destiny, Destroyer, Excelsior-Klasse Arabia und Frachter Skylab!", verkündete Val für beide Legats. "Die Skylab ist leider letzte, weil Forschungsschiffe im Krieg nur bedingt nützlich sind."

"Legats, Major Kira, die Skylab-Crew könnte vielleicht die lange Wartezeit nutzen, um einen Forschungsauftrag auf Bajor auszuführen? Unsere Geotektoniker möchten die Auswirkungen des exzessiven Rohstoffabbaus auf Bajor und den Monden während der cardassianischen Besatzung auf die Kruste des Planeten messen."

Kira wurde bleich, "ist meine Heimat in Gefahr?"

"Eine akute Gefährdung können wir zu 98, 74 Prozent ausschließen. Aber die Minen sind zu tief. Wenn Ihre Regierung erlaubt, erforschen wir, ob und wie starke Schäden vorhanden sind."

"Müssen Sie für Ihre Messungen die Bevölkerung evakuieren, Glinn?"

"Nein."

"Warum machen Sie dieses Projekt nicht gemeinsam mit bajoranischen Geotektonikern?"

"Meine Crew besteht aus Forschern, nicht aus Soldaten. Das feindselige Verhalten der bajoranischen Miliz wird sich negativ auf die Leistungsbereitschaft meiner Crew auswirken."

Diesmal lächelte Kira aufmunternd, "vertrauen Sie dem Ersten Minister in dieser Sache. Er wird Ihnen charmante bajoranische Kollegen zur Seite stellen. Wann möchten Sie beginnen, Glinn Seris?"

"Sobald wie möglich, Major", erklärte der Romulaner.

"Versprechen kann ich nichts, aber bereiten Sie sich darauf vor, Morgen nach Bajor zu fliegen", grinste Kira. Sie war sich sicher, daß Shakaar die Wichtigkeit der Mission verstehen würde.


Wenig später standen Legat Dukat und Legat Gawlak vor einer Luftschleuse. Sie warteten auf das Raumschiff von Bajor, in dem Tora Ziyal sein würde. "Hoffentlich mag sie mich, ich bin so aufgeregt!"

"Sie liebt Dich doch schon!"

"Ja, aber persönlich ist es doch anders als per Subraum." Sie stampfte mit den Füßen auf, "wann kommt das blöde Schiff endlich! Diese Bajoraner können aber auch NIE pünktlich sein!"

"Beruhige Dich, Val!"

"Ich kann und ich will mich nicht beruhigen! Ich bin nervös, na und, was ist so schlimm daran?"

"Nichts, Liebes, ich kann nur nicht ertragen, wenn Du leidest", Dukat nahm sie in den Arm.

"Du bist so süß, habe ich Dir heute schon gesagt, daß ich Dich liebe?", säuselte sie.

"Noch nicht oft genug..."

Über ihren Kuß merkten sie nicht, daß das Schiff anlegte und die Passagiere ausstiegen, bis plötzlich Ziyal neben ihnen stand. "Hallo, Daddy, hallo, Val!"

Verzückt sah sie zu, wie ihr Mann und ihre Stieftochter sich begrüßten. Unter der klingonischen Schale lauerte eine Schwäche für Wiedersehensszenen.

"Ziyal, ich bin so glücklich, Dich zu sehen! Du siehst wunderbar aus! Wie hat es Dir auf Bajor gefallen? Waren die Bajoraner freundlich zu Dir? Shakaar auch?", sprudelte es aus dem Vater heraus.

Ziyal drückte ihn lachend, "ich habe Dich vermißt, Daddy! Und der Urlaub auf Bajor war schön, ich habe viel gelernt, der Erste Minister war SO nett, ich war richtig sprachlos!" Sie holte etwas aus ihrer Jackentasche, "ich habe ein nachträgliches Hochzeitsgeschenk für Euch", überreichte sie ein Paket.

Jetzt stand sie sich mit Val Gawlak, der Gattin ihres Vaters, gegenüber. Beide Frauen wußten nicht, was sie sagen sollten. "Val, ich freue mich, Dich kennenzulernen", etwas originelleres fiel ihr nicht ein.

"Und mich erst, Ziyal! Nachdem wir so viele Stunden über Subraum geredet haben, konnte ich es gar nicht abwarten, Dich persönlich zu treffen!"

"Ging mir genauso. Wollt Ihr das Geschenk jetzt schon auspacken oder erst in unserem Quartier? Es ist für Euch beide und eine bajoranische Besonderheit", verriet sie schon.

"Laß es uns noch schnell auspacken, Liebling, ja? Ich bin immer so ungeduldig", lächelte Val zu Ziyal. Gemeinsam öffneten sie das Geschenkpapier des riesigen Geschenks. Zuerst verstand nur Dukat, was es war. Ein kleiner Servierwagen aus Holz mit kunstvollen bajoranischen Mustern.

"Er ist dafür, damit Ihr viele verschiedene Sachen vom Replikator abholen könnt. Ich habe so einen Wagen bei meinen Gastgebern gesehen", grinste sie. Ihr Vater hatte ihr von Vals Macke erzählt, viele kleine Portionen verschiedener Gerichte gleichzeitig zu verspeisen. Das ungewöhnliche Geschenk verfehlte zu Ziyals Freude seine Wirkung nicht.


"Was machen wir heute Abend zu Essen, hast Du ein Lieblingsgericht, Ziyal?" Wie fast den ganzen Tag tigerte Val vor dem Replikator herum.

"Hasperat! So richtig schön scharf, daß die Augen tränen", kicherte die Halb-Bajoranerin.

"Hm, schmeckt der denn repliziert?"

"Nicht wirklich. Aber ich hab auf Bajor gelernt, Hasperat zu machen..."

"...warum überraschen wir ihn nicht mit unserem Spezial-Rezept?" Beide krümmten sich vor Lachen.

"Aber wir haben keine frischen Zutaten! Zu dumm!"

"Gawlak an Kira, Nerys, haben Sie eine Sekunde?"

"Kira hier. Was gibt es denn?"

"Kann mein Mann zuhören?"

"Nein, wieso?"

"Gut, Ziyal und ich wollen ihn mit richtig scharfem Hasperat überraschen, haben aber keine frischen Zutaten, Sie haben nicht zufällig etwas auf Vorrat, was wir uns ausleihen können?"

"Oh doch! In zehn Minuten in meinem Quartier. Kira Ende."


Um halb sieben erschien Legat Dukat in der Krankenstation von DS9. "Guten Morgen."

Der bajoranische Arzt wirkte nicht erfreut. "Morgen, welche Beschwerden haben Sie?"

"Ich habe mir vermutlich den rechten Arm ausgerenkt, alles verstaucht und ein paar Rippen scheinen auch gebrochen zu sein, nach den Schmerzen zu urteilen."

"Ziehen Sie endlich den Panzer aus, wie soll ich Sie so behandeln?", fletschte der Arzt. Er führte einen Tricorder über Dukat, legte sich Knochen- und Dermal-Regeneratoren bereit. "Das sieht schlimm aus! Wo haben Sie sich verletzt, Legat?"

"Das ist zu privat."

"Mit ein paar Widerstandskämpfern zusammengerasselt, wie? Ich gebe Ihnen zuerst ein Hypospray."

"Guten Morgen, Kollegen!", fröhlich kam Julian in die Krankenstation. "Legat, hatten Sie einen Unfall?"

"Nein! Es ist PRIVAT! Keine Fragen mehr, Lieutenant", grollte Dukat.

"Aye, aye, Sir." Bashir zog eine Fratze.


Kira, Dax und Gawlak fuhren gemeinsam auf die OPS, unterhielten sich dabei rege. "Es war ein voller Erfolg! Mein Mann hat gehustet, geröchelt und wir haben uns kaputtgelacht!"

"Zum nächsten Hasperat-Essen müssen Sie mich einladen, Legat!"

"Das will ich mir auch nicht entgehen lassen!"

"Ihr steht hiermit auf der Gästeliste! Guten Morgen, allerseits!", Val verließ den Turbolift, ging direkt zu Worf.

"Morgen, Ma'am!"

"Worf, der Klingone meines Vertrauens! Ich möchte mit Ihnen etwas besprechen."

"Ja, Ma'am?"

"Lassen Sie das, wir sind die einzigen Klingonen an Bord, das muß nicht sein!"

"Ich werde mich daran halten, Gawlak, aber dann halten Sie sich auch an das Verhalten einer klingonischen Kriegerin!"

"Kein Problem! Ich möchte mit Ihrer Unterstützung für die Sicherheit der Station ein gemeinsames Training mit der Sicherheit meines Schiffes organisieren. Unsere Anwesenheit zieht die Cardassianer vielleicht an."

"Sinnvoll, ich bevorzuge aber die Crew des Leitschiffes."

"Die Crew der Invader besteht aus hirnlosen Trotteln! Die können noch nicht mal andocken und sollen DS9 beschützen?", gab sie, so unfreundlich wie möglich, zu Bedenken.


An Siskos Bürotür klingelte es. "Herein!"

"Sir, Legat Gawlak hat den Vorschlag gemacht, daß wir die Mitglieder Sicherheit der Kahless Pride und von Deep Space Nine einem gemeinsamen Sicherheitstraining unterziehen. Ich halte das für sinnvoll. Sollte es einen Enterungsversuch geben, müssen sich unsere Alliierten den Rücken zudrehen können..."

"Ich teile Ihre Meinung voll und ganz, Commander Worf. Wie stellen Sie sich das Training vor?"

"Legat Gawlak und ich könnten nach dem Dienst Unterricht im Holodeck geben. Die Schwerpunkte möchten wir auf eine gemeinsame Taktik, Koordination und Vertrauensbildung setzen."

"Erlaubnis erteilt! Übernehmen Sie das mit Legat Gawlak."

"Danke, Sir."

"Wegtreten."


"Legat Dukat", kam O'Brien auf die Brücke, "was Sie von mir verlangen, ist absolut unmöglich! Das ist keine Reparatur der Schiffe, sondern ein kompletter Umbau!"

"Ich weiß, Chief, aber wir müssen unsere Schiffe auf cardassianischen Standard bringen."

"Schwimmbäder, Gärten, Holodecks, Frachträume zu Quartieren umbauen und/oder möblieren, Bäder und Replikatoren einbauen, dafür braucht eine Werft noch Monate!"

"Wir werden die meiste Arbeit alleine machen. Wer von Ihnen hat Schwimmbäder und Gärten in Auftrag gegeben?", fragte Dukat. "Val, geb es zu!"

Die Legat zog den Kopf ein, "äh... das war ich nicht! Nein, nein, das war... äh ... irgendwer von den Tausenden Leuten hier... vielleicht die Bajoraner? Vielleicht wollen sie uns etwas Gutes tun?"

"Ich mag es nicht, wenn Du lügst. Die Bajoraner hätten sich für eine Schlangengrube entschieden!"

"Bei den Gärten schuldig im Sinne der Anklage, aber mit den Schwimmbädern habe ich nichts zu tun!"

"Gut, die kannst Du nämlich auch vergessen! Wir haben auf den JemHadar-Schiffen gerade genug Platz, um Schlafsäle zu errichten, jeder Kubikmeter ist kostbar! Wie weit sind Sie mit der Invader?"

"Zum Glück muß die Galor-Klasse nur überholt werden, Ihre Ingenieure sind sehr gut, sie machen die paar kleinen Reparaturen, die anfallen, alleine. Übermorgen können Sie die Invader wieder fliegen lassen! Meine Leute machen sich schon mit dem klingonischen Schiff Ihrer Frau vertraut."

"Was ist mit Ersatzteilen, können Sie alle replizieren?"

"Problemlos. Ich wäre nicht abgeneigt, wenn wir tauschen könnten. Sie brauchen unsere Daten, um Ersatzteile für Ihre Schiffe zu replizieren und wir Ihre für DS9."

"Sagen Sie meinem Kollegen, er soll die alten Terok Nor-Daten suchen und Ihnen kopieren."

"Vielen Dank, Sir!"


Mittags ging Kira auf die Invader, sie war neugierig auf das glorifizierte Kommandoschiff. Mit einer Karte und ein paar von Val in Lautschrift geschriebenen Wörtern Cardassianisch, weil sie aus ihr fremden Sicherheitsgründen keinen Universalübersetzer tragen durfte, machte sie sich auf den Weg. An der Luftschleuse mußte sie ihren Universalübersetzer und Kommunikator abgeben, ihr Ohrring und sie wurden untersucht. Dafür erhielt sie einen cardassianischen Kommunikator mit bajoranischer Frequenz. Zu ihrer eigenen Verwunderung war sie nicht verärgert über die Sicherheitsmaßnahmen.

Die ersten 100 Meter kamen einem Spießrutenlauf gleich, überall mußte sie Werkzeug, Ingenieuren und Baustoffen ausweichen. Es überraschte sie, daß die Techniker bei dem schwachen Licht überhaupt etwas sahen, schluckte einen Kommentar aber runter. Als erstes wollte sie den Maschinenraum besuchen. Vor dem Turbolift wurde sie von einem Offizier angehalten. "Ma'am, es tut mir leid, aber die Turbolifte dürfen im Moment nur für Techniker und Material benutzt werden, Sie müssen die Jeffries-Röhren benutzen", erklärte er auf Cardassianisch.

Kira war sprachlos, "ich bin Major Kira Nerys, bajoranischer Verbindungsoffizier, ich lasse mir von Ihnen nicht verbieten, den Turbolift zu benutzen!", vor Ärger vergaß sie, daß kein Übersetzer da war.

"Major Kira, auf diesem Schiff ist Cardassianisch die einzige Umgangssprache", erklärte er freundlich.

Sie seufzte, "ich verstehe Ihre Sprache, spreche sie aber nur schlecht", ein Standardsatz während der Besatzung. Den Satz, "ich will zum Maschinenraum", sprach Kira angestrengt auf Cardassianisch, fügte etwas, was laut PADD, "keine Jeffries-Röhre", heißen sollte, hinzu.

"Unterstehen Sie sich, so mit einem cardassianischen Soldaten umzugehen, Sie nichtsnutzige Bajoranerin!", fauchte der Mann darauf, er wäre ein dreckiger Ferengi.

"Entschuldigung, Sir", Kira verdrückte sich schnell in die nächste Röhre. Ihn ärgerte entweder ihre Befehlsverweigerung oder sie mußte etwas falsch ausgesprochen haben, während der Besatzung gehörten technische Ausdrücke nicht zu ihrem Wortschatz, dabei kam ihr der Satz so bekannt vor...

Nach vier Decks kam sie, keuchend und schwitzend, im Maschinenraum an. Die Stufen der Leiter waren viel zu weit auseinander für Bajoraner. Sie fragte sich, wie die bajoranischen Crewmitglieder damit zurecht kamen. Zwei Sternenflottenoffiziere lasen Kontrollen ab, ein halbes Dutzend Cardassianer werkelte an allem und jedem, stellte Kira fest. Sie krabbelte aus der Jeffries-Röhre und sah sich ein wenig um. Es sah so aus wie auf Deep Space Nine.

"Kann ich Ihnen helfen, Major Kira?"

"Guten Tag Glinn!", grüßte sie den Chefingenieur. "Schönes Schiff." Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als sie wieder vom PADD ablas. Statt zu fragen, ob sie sich umsehen durfte, fragte sie den ihr unsympathischen Mann, ob sie ihn zu einer kleinen Entspannung in sein Quartier begleiten dürfe.

Der Cardassianer lachte lauthals, Kira hatte ihm ihre Abneigung deutlich genug bewiesen.

"Sie lachen mich aus! Ich habe eine ernsthafte Frage an Sie und Sie haben nichts besseres zu tun, als über mich zu lachen!", schimpfte sie auf Bajoranisch. "Sagen Sie nicht, Sie verstehen mich nicht!"

"Halten Sie das nicht für zu... radikal?" Die Auseinandersetzung eskalierte.

Als Legat Dukat den Maschinenraum betrat, ging er sofort dazwischen. "Halten Sie SOFORT beide Ihren Mund! WAS IST HIER LOS?", er drückte die Streithähne gegen das Geländer des Warpkerns.

"Sir, diese Frau hat mich beleidigt, dann habe ich mich gewehrt!"

"Pah! ER hat MICH beleidigt! Ich habe ihn etwas gefragt, dann hat er mich ausgelacht, ich habe mich beschwert, er nannte mich "radikal" und dann hat er mich eine Nutte genannt!", schrie Kira.

"Nicht in dem Ton, Major!"

"Regen Sie sich ab, Dukat, ich rede in dem Ton, in dem ich will!"

"NICHT AUF MEINEM SCHIFF! Was haben Sie gefragt?"

"Was auf dem PADD steht", sie drückte es ihm in die Hand, "ich wollte mich nur umsehen!"

Dukat laß zwei Zeilen, dann ließ er sich lachend gegen das Geländer fallen. Er zeigte seinem Offizier den Text, dann den anderen Cardassianern.

"Was ist daran so komisch, Dukat?"

"Von wem haben Sie das?"

"Ihrer Frau!"

Von Lachkrämpfen geschüttelt erklärte er ihr, "Sie haben meinem Führungsoffizier ein eindeutiges Angebot gemacht, Major! Meine Frau hat SEHR kreativ übersetzt!"

"Ich werde sie umbringen, ich reiße ihr den Hals ab!", schimpfte sie lachend und wäre am liebsten im Erdboden versunken. "Das ist so peinlich! Was muß Ihre Crew von mir denken? Nein, nein! Dafür wird Val bezahlen, bei den Propheten!"

"Rache ist süß...", grinste eine halbbajoranische Technikerin von einem Ohr bis zum anderen.


Dank Vals gefälschter Übersetzung entschloß sich Major Kira Nerys von der bajoranischen Miliz, Cardassianisch zu lernen. Zunächst war aber eine Revanche fällig, an der sie fleißig werkelte, während sich Val noch in Sicherheit wog. Als Kira zurück auf die OPS kam, lachten alle. "Auf dieser Station bleibt aber auch nichts verborgen!" Ihre Kollegen sahen sie verwirrt an, noch vor einer halben Stunde hätte Kira sie umgebracht. Gawlaks Streich hatte sie wenigstens aufgeheitert. "Worf, ich muß Sie unbedingt sprechen..."


"Hallo, Constable, haben Sie eine Minute für mich?"

"Jederzeit, Legat Gawlak. Worum geht es?"

"Lieutenant Commander Worf und ich planen ein gemeinsames Sicherheitstraining für die bajoranischen Truppen von DS9 und den cardassianischen der Kahless. Wenn Sie Ihre Zustimmung geben, wird heute die erste Sitzung im Holodeck stattfinden. Der Captain hat es erlaubt, aber wir werden nur nach Absprache mit Ihnen handeln."

"Ich habe gegen eine solche Weiterbildung nichts einzuwenden, außerhalb des Dienstes."

"In diesem Fall müssen wir das Training auf freiwilliger Basis veranstalten."

"Meine Mitarbeiter sind wißbegierig, sie werden sich melden."

"Sehr schön, informieren Sie Ihre Abteilung? Wer interessiert ist, soll sich bei Commander Worf melden", sie ging zur Tür.

"Mache ich."

"Danke, bis später!"

"Guten Tag."


Val platzte fast vor Stolz, als sie mit Worf die Treppe zu den Holosuites hochschritt. Sie hatte ihren Männern ebenfalls die Wahl gelassen. Für sie nahmen beide Schichten der Kahless Haltung an. Unter den Cardassianern verloren sich die sechs anwesenden Bajoraner. "Ich bin froh, daß überhaupt Bajoraner gekommen sind", beruhigte sie Worf, "an ihrer Stelle wäre ich nicht scharf darauf, mit dem Feind zu trainieren", flüsterte Gawlak. "Stehen Sie bequem, Ladies and Gentlemen!"

"Ma'am, die erste Schicht ist vollständig erschienen", meldete ihre Sicherheitschefin.

"Ich bin wirklich stolz auf Sie, Glinn Renar!", lobte sie die menschliche Frau.

"Vielen Dank, Legat Gawlak, Ma'am!" Nur vor Fremden war die Brückencrew der Kahless so förmlich.

Worf lud das Programm, nach ihm betrat die Gruppe die kleine Holosuite. Sie befanden sich auf der leeren Promenade von DS9. "Ich werde Ihnen ein Beispiel geben", verkündete Val. "Computer, ein Spieler. Generiere einen Disruptor, ein Phasergewehr und drei Gegner, JemHadar."

Val ging in Position, als drei Feinde vor ihr erschienen. Sie zielte auf einen, schoß daneben, der zweite traf sie im Arm, bevor der Computer melden konnte, daß sie verloren hatte, traf sie wieder nicht und wurde in die Brust geschossen. Zum Glück waren die Sicherheitsprotokolle aktiviert. Val tröstete es kaum. "Verdammt! Ich habe dieses Programm heute fünf Mal laufen lassen und habe IMMER gewonnen!", sie stampfte mit dem rechten Fuß auf.

"Wir sollten beginnen." Worf ahnte, was geschehen würde, wenn Val einen Wutanfall bekam. "Computer, Kapitel Eins starten."

Der rote Alarm ertönte plötzlich, Passanten erschienen auf der Promenade. "Sisko an Sicherheit, Eindringlinge auf der OPS!", im Hintergrund war Phaserfeuer zu hören.

"Worf hier, wir sind auf dem Weg, Captain!"


Sie rannten durch die Nachbildung, ließen den Turbolift mit Maximalgeschwindigkeit fahren und stürmten ins Inferno. Es war das, was Val einen, "dreckigen Kampf", zu nennen pflegte. Mit ihren cardassianischen Kameraden hätte sie der Geschichte in Minuten ein Ende setzen können, aber darum ging es ja, zu ihrem Leidwesen, nicht. Renar gab den Bajoranern Handzeichen, leise auszuschwärmen, sie mischten sich prompt unter die JemHadar. "Verdammte Bajoraner!"

"Willst Du Dich mit mir anlegen?!", keifte ein Milizionär.

Die Menschenfrau nahm ihn in den Schwitzkasten, "Du Idiot hast Deine ganze Truppe vaporisiert!"

"Weil Du es mir befohlen hast!"

"Ich habe befohlen, daß Deine Leute sich verteilen!"

"Genug! Während Sie Beleidigungen ausgetauscht haben, hat das Dominion dank Ihrer freundlichen Hilfe DS9 erobert! Befehle werden mündlich erteilt! Computer, Abschnitt zwei wiederholen!"


Als erstes fuhr Renar mit vier Bajoranern, ihrem Stellvertreter und zwei ihrer Männer auf die OPS. "Stellen Sie die Phaser auf volle Leistung. Ich möchte, daß keiner unnötige Risiken eingeht, es wartet noch Verstärkung, verstanden?" Ihre Begleiter nickten. "Wir müssen schnell raus, bevor wir Freiwild sind. Sie", sie zeigte auf zwei Bajoraner, "geben den anderen mit mir Feuerschutz. Wissen Sie, wie?"

"Wir haben im Widerstand öfter Feuerschutz gegeben, als Sie davon gehört haben!"

"Schön für Sie!", Cassandra Renar kletterte aus dem fahrenden Lift auf die OPS und deckte mit ihren Kollegen die JemHadar mit Phaserstrahlen ein.


Als Val als eine der letzten die OPS betrat, dauerte es keine fünf Sekunden, bis der Computer meldete, "Legat Gawlak wurde tödlich getroffen." Wütend zerschmetterte sie ihren Phaser.

"Kapitel eins wurde erfolgreich beendet. Die Invasion wurde vereitelt, fünf Alliierte durch eigenes Feuer getötet, vier tote Bajoraner, drei Tote Cardassianer. Möchten Sie mit Kapitel zwei fortfahren?"

"Negativ. Ein drittel von uns ist gefallen, diese Quote ist nicht akzeptabel! Computer, Aufzeichnung von Szene fünf abfahren!", grollte Worf.

Mit gemischten Gefühlen beobachteten sich die Soldaten selbst, "Computer, Programm anhalten. Warum haben Sie sich in das Feuer der JemHadar begeben, Sergeant Lora?"

"Äh, ich weiß nicht, ich glaube, ich wollte auf die andere Seite."

"Computer, Aufzeichnung weiterführen." Unerbittlich tadelte Worf jeden einzelnen Fehler.


Nach dem Ende der Übungsstunde blieb Val Gawlak in dem Programm, kämpfte verbissen weiter. Sie konnte einfach nicht verstehen, woher ihre Pechsträhne kam. Sie stand kurz vor der Explosion.

"Amüsieren Sie sich auch schön?", flötete Kira.

"Was machen Sie hier, Nerys? Ich bin am Arbeiten!"

"Warum sind Sie denn so wütend?"

"Ich kann nicht mal einen Ferengi vaporisieren!", keifte Gawlak.

"Woran mag das wohl liegen? Vielleicht versteht der Computer ja Ihre cardassianischen Befehle falsch, hm, soll ja vorkommen...?"

"Haben Sie das gemacht?", zischte sie bedrohlich.

Kira zweifelte an der Witzigkeit ihres Streichs langsam, "das ist meine kleine Rache, Val Gawlak! Die Soldaten auf der Invader hätten mich fast umgebracht! Ich möchte gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn Ihr Mann nicht dazwischen gekommen wäre!"

"Wieso, was haben Sie denn gesagt?", spielte Val die Unschuld in Person.

"Ich habe einen, wirklich sympathischen, jungen Soldat als Ferengi bezeichnet und dem Chefingenieur der Invader ein eindeutiges Angebot gemacht, Sie klingonischer Zwerg!"

Die Legat kicherte, "so schlimm? Ich wollte Sie nur reinlegen, aber wissen sie was? Ich mache es wieder gut! Sagen Sie mir einfach, mit wem Sie zu tun hatten und ich erkläre es ihm."

"Nur der Chefingenieur und ein, ich weiß nicht, welchen Rang er hatte, er bewachte den ersten Turbolift, wenn man von der Luftschleuse kommt. Er hat eine kleine Narbe unter dem rechten Auge und... muß etwa 30 sein und er hat dunkelblaue Augen!"

"Dann weiß ich schon, wer es ist, ich gehe sofort zu ihm. Tun Sie mir einen Gefallen und holen bei der Besitzerin des Jumja-Kiosks einen Stall mit cardassianischen Mäusen für Legat Dukat ab? Ich habe meinem Mann versprochen, daß ich sie abhole, Ziyal hat sich welche gewünscht, aber jetzt schaffe ich es nicht mehr! Sie brauchen sie nur in unser Quartier zu bringen."

"Okay, mache ich sofort", Kira verließ die Holosuite und sah nicht mehr Vals diabolisches Grinsen.


"Guten Tag, ich möchte cardassianische Mäuse abholen." Die Bolianerin sah sie verständnislos an. "Sie sollen auf Legat Dukats Namen bestellt sein."

"Ach so, Sie kommen für den Legat!"

"Nicht so laut", zischte Kira.

"Ja, ja, Major. Haben Sie das Latinum mit?"

"Wieviel?" Kira wollte möglichst schnell weg, bevor jemand dachte, sie wäre Dukats Laufbursche.

"Sie kosten fünf Streifen Latinum."

Eiligst legte Kira das Geld auf den Tresen, "kriege ich jetzt endlich die Mäuse?" Nur ein PADD mit der Nummer eines Quartiers und einem Namen.


"Abend, Kozan!" Der Cardassianer war auf der Krankenstation. "Was gibt es noch so spät, Süßer?"

"Abend, Val. Ich habe mich mit Doktor Bashir ausgetauscht, ich gebe meine Notizen in die Datenbank ein. Hast Du schon einmal vom Byzanti-Fieber oder einem Virus, das Aphasie auslöst, gehört?"

"Nein, das habe ich nicht. Aber wußtest Du, daß jemand Dich zu einem Date einladen will?"

"Ach ja?"

"Du könntest ruhig etwas mehr Interesse zeigen! Es gibt kaum einen Mann, der nicht verrückt ist nach Major Kira Nerys und Du weißt nichts besseres als, "ach ja", zu sagen?"

"Hört sich bajoranisch an."

"Kira ist die, die Dich einen dreckigen Ferengi genannt hat, ich hatte mir einen Scherz erlaubt, indem ich ihr statt cardassianischen Floskeln Beleidigungen aufgeschrieben habe."

"Ich hätte es mir denken können."

Val sah ihren neuen Plan in Gefahr, "sie hat einen guten Geschmack, finde ich. Warum kommst Du nicht Morgen Abend in ihr Quartier zu einem original bajoranischen Dinner?"

"Darf ich darunter verstehen, daß der Cardassianer am Ende tot ist?", fragte der Arzt sarkastisch.

"Wie wäre es mit etwas mehr Enthusiasmus! Kira ist immerhin der Erste Offizier von DS9!"

"Bajoranerinnen sind mir zu kratzbürstig."

Val Gawlak kochte innerlich, zischte, "ich will Ihnen nur ungern einen Befehl geben müssen, Doktor!"

Der Mediziner seufzte, "ich weiß Deine Versuche, mir eine Frau zu besorgen, zu schätzen, aber bitte nicht Kira. Wie wäre es mit einer cardassianischen Wissenschaftlerin von der Skylab?"

"Wenn Du Morgen mit Kira ausgehst, besorge ich Dir ein Date mit der halbbajoranischen Professorin der Geomagnetik! Ist das ein Geschäft?", lachte sie freudig.

"Angenommen, und jetzt verschwinde, bevor ich Dir den Mund zunähe!", er winkte lachend mit einem Laserskalpell. Der Mediziner kannte Val schon zwei Jahrzehnte, er hatte als Kind ein Jahr bei ihr gelebt, nachdem seine Eltern, hochdekorierte Wissenschaftler auf Cardassia Prime, vom Captain ihres klingonischen Schiffes gefangengenommen wurden und für die Klingonen arbeiten mußten.


Die Klingel des Quartiers der Familie Dukat/Gawlak/Tora zirpte. Legat Dukat sah sich im Wohnzimmer um, es herrschte das reinste Chaos. Er zuckte mit den Schultern, "herein!"

Kira kam herein, hielt triumphal die Tierbox mit cardassianischen Mäusen hoch. "Der Züchter hat mir Futter mitgegeben." Sie übergab Dukat die Box, legte dann einen Kasten auf den Tisch.

"Vielen Dank, daß Sie die Tiere abgeholt haben, Major."

"Ihre Frau hat mich mehr oder weniger gezwungen", schmunzelte Kira. Seit Dukats Interesse an ihr sich auf den Beruf beschränkte, fühlte sie sich in seiner Gesellschaft viel wohler.

"Darf ich Ihnen etwas anbieten?"

"Bitte, Wasser."

Dukat ging zum Replikator, "Wasser, bajoranisch, fünf Grad Celsius und Rotblatttee." Er gab ihr das Glas, und bat sie, sich zu setzen.

"Sie haben aus Terok Nor einen lebenswerten Platz gemacht, ich bin beeindruckt!"

"Danke. Obwohl ich Ihre Frau erst seit zwei Tagen kenne, sehe ich sie als meine Freundin an. Und wenn ich eines über sie weiß, dann, daß Val Sie liebt. Ich mache mir jedoch Sorgen, ob diese Liebe von Ihnen genauso aufrichtig erwidert wird, Dukat", sprudelte es aus Kira heraus.

"Das wird sie, Major! Ich weiß, daß es für Sie unvorstellbar ist, aber Sie müssen es akzeptieren!"

"Ich verstehe nicht, warum Sie Ihre Frau verheimlicht haben. Wann haben Sie überhaupt geheiratet?"

"Vals Strafakte hat einen beträchtlichen Umfang."

"Welche Verbrechen hat sie begangen?"

"Illegale Geschäfte, Diebstahl, Mord und Betrug. Die Föderation und Bajor suchen sie zwar nicht, aber ihr Captain hätte seinen Alliierten und Feinden wohl kaum die Auslieferung verweigern können, oder?"

"Wer genau jagt Val?"

"Cardassia, das Dominion, die Romulaner, Ferengi, fast jedes Syndikat dieses Quadranten und ein paar Intimfeinde."

"Aber sie können immer noch ihre Auslieferung verlangen!"

"Ich bezweifele, daß jemand für sie einen Kampf gegen eine ganze Flotte riskiert und ein Syndikat würde seine Tarnung nicht gefährden." Dukat wechselte das Thema, "wie reagieren die Bajoraner?"

"Sie sind beunruhigt und leicht verängstigt, aber im allgemeinen besser, als ich erwartet hatte. Weil sie wissen, daß es nur drei Wochen sind!"

"Ich hoffe, daß wir unseren Aufenthalt verkürzen können. Aber wir brauchen die Wissenschaftler der Skylab für Justierungen und sie wird frühestens in einer Woche zurück sein. Ich habe die Vermutung, daß mein Gul seinen Landurlaub auf Bajor verbringt!", grollte Dukat. Eine Maus fiepte, er nahm sie aus der Box, streichelte sie. "Was haben Sie bezahlt, Major?"

"Fünf Streifen Latinum." Dukat zeigte auf Latinum, daß auf dem Tisch lag, Kira nahm sich ihre Ausgaben. "In der Kiste sind Futter für eine Woche, ein Datenträger mit Informationen über Haltung, Pflege, et cetera und eine Decke, die sie gewohnt sind. Und der Züchter möchte wissen, ob Sie an einem Wompit interessiert sind. Er hat mir das Junge gezeigt, sie sind so niedlich!"

"Ich werde es meiner Frau sagen, danke."

"Was willst Du mir sagen?" Plötzlich stand Gawlak in der Tür. "Oh, die Mäuse!" Sie hüpfte zu der Box, nahm die zwei Tiere in den Arm und knuddelte sie.

"Der Züchter möchte wissen, ob Sie ein Wompit wollen."

"Wieviel hat er noch?"

"Aus diesem Wurf noch ein Jungtier, die nächsten kommen erst in vier Monaten."

"Bitte, bitte, bitte! Laß uns ein Wompit nehmen! Bitte!", flehte Val ihren Ehemann an. "Ich kümmere mich auch um es und mache den Stall sauber und alles! Ja?" Er nickte. "Super! Nerys, ich hole das Knuddelchen sofort ab, wo wohnt der Züchter?" Sie schnappte sich hüpfend das PADD.

"Wir sehen uns Morgen beim Dienst", verabschiedete sich Kira. "Viel Spaß."

"Danke, bis Morgen. Komm, gehen wir das Wompit holen!"


"Val, ich will endlich wissen, wie meine Verabredung heißt! Ich werde mich nicht mit einem Mann treffen, von dem ich nicht einmal den Namen weiß!"

"Ich kenne ihn schon Jahrzehnte, es ist ein netter Kerl. Ihr werdet Euch bestimmt mögen!"

"VAL!"

"Okay! Er ist Arzt, Sohn von Wissenschaftlern und war ein Jahr lang mein Pflegekind. Sein Name lautet Kozan Derell, er ist Mediziner und Psychologe, hat den Rang eines Glinns inne, ein sehr begabter Mann. Er versteht sich wunderbar mit Doktor Bashir."

"Kozan Derell also. Sie haben mir nicht gesagt, daß es ein Cardassianer ist!"

"Na und? Sie hätten es spätestens gemerkt, wenn er von Ihnen steht!"

"Ich will mich nicht mit einem Cardassianer treffen, selbst wenn er ein Arzt ist."

"Sie brauchen keine Angst vor einer zu großen intellektuellen Herausforderung zu haben, so schlau ist Kozan nun auch wieder nicht, Nerys."

Kira schnaubte, "ich habe keine Angst! Dieser Derell ist mir doch nicht überlegen! Ich werde ihn in Grund und Boden reden!" Val konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, Bajoranerinnen reagierten so berechenbar.


Seit einer halben Stunde wanderte ein junger Cardassianer durch die OPS, laß dabei ein PADD und lief dabei regelmäßig gegen Wände oder Terminals. "Können Sie nicht irgendwo anders lesen, Löffelkopf?", fauchte ihn Kira entnervt an.

"Gibt es eine Sternenflotten-Vorschrift, die das verbietet?", fragte er freundlich, aber bestimmt.

"Nein, aber ich verbiete es Ihnen!"

"Legat Gawlak hat es mir erlaubt, Major Kira", flötete der Cardassianer.

"Wer sind Sie?"

"Glinn Kozan Derell, Leitender Medizinischer Offizier und Counselor der Invader."

Der Major wäre am liebsten im Boden versunken. "SIE sind Derell?", stotterte die Bajoranerin. Sie fuhr sich durch die kurzen roten Haare, verfluchte sich selbst für ihre Unsicherheit, dann reichte sie dem Arzt die Hand, "freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Doktor. Es bleibt doch bei halb acht in meinem Quartier, oder?"

"Selbstverständlich."

"Sehr schön!" Kira ging zurück zu ihrer Konsole.


Mit einem mulmigen Gefühl betätigte Derell Kiras Klingel. Er hatte nur zugestimmt, um in Ruhe seine Notizen aufschreiben zu können.

"Herein", rief Kira. Sie hoffte, von dem Cardassianer Vals Vergangenheit zu erfahren, vielleicht sogar, ob man ihr trauen konnte. "Doktor, nehmen Sie bitte Platz, ich repliziere noch das Hasperat-Souffle."

Sie setzte sich gegenüber von dem Doktor an den Tisch, "jetzt stehe ich Ihnen ganz zur Verfügung! Das sind Moba-Früchte, Ratamba-Eintopf, Matopin-Felsenpilze, Hasperat, Hasperat-Souffle und Alvinianische Melonen. Haben Sie schon einmal Jumja-Tee getrunken?"

"Nicht, daß ich wüßte."

"Das sind alles bajoranische Delikatessen, ich wußte nicht, welche cardassianischen Gerichte für uns beide genießbar sind. Ich repliziere Ihnen gerne Fischsaft."

"Danke, aber mir wird von Fischsaft immer übel", grinste er.

Kira gluckste leise, "Sie sind wohl der einzige Cardassianer, der cardassianisches Essen haßt!"

Derell zuckte schmunzelnd mit den Schultern, "jeder hat seine Schwächen, oder?" Er probierte einen Happen Eintopf, "köstlich!"

"Gern geschehen! Ich bin neugierig, Doktor, wie können Sie auf einem CARDASSIANISCHEN Schiff eine medizinische Versorgung gewährleisten?"


"Krankenstation an Derell."

"Derell, was ist, Schwester?"

"Sie müssen sofort kommen, Doktor! Der bajoranische Ingenieur nimmt unsere ganze Krankenstation auseinander! Er weigert sich, aufzuhören, er ist die Bio-Betten am rausreißen", schrie die Oberschwester der Invader.

"Welcher bajoranische Ingenieur?"

"Er hat seinen Namen nicht genannt, er baut einfach alles ab."

"Geben Sie ihn mir bitte."

"Sergeant Dwarte hier, sagen Sie Ihrer Crew gefälligst, sie sollen mich und mein Team unsere Arbeit machen lassen!"

"Sergeant, Schwester, ich komme sofort. Derell Ende." Der Doktor seufzte, "sieht so aus, als wäre unser Abend beendet."

"Kein Problem. Wenn Sie nach der Regelung ihres kleinen Problems noch Zeit haben, können Sie doch auf einen Drink vorbeischauen", bot Kira an.

"Danke, mache ich gerne, Major."

"Bis gleich, Doktor!"


Am nächsten Morgen gingen Legat Dukat und Gawlak als erste Amtshandlung in den Maschinenraum von Deep Space Nine. "Ma'am, Sir, was verschafft mir die Ehre?"

"Ich möchte wissen, wann die Instandsetzung der Invader vollständig abgeschlossen ist!"

"Gute Nachrichten, Sir", es kostete O'Brien jedesmal Überwindung, Dukat so zu nennen, "wir werden ein paar Stunden früher fertig. Um 22 Uhr ist Ihre Invader wie neu!"

"20 Uhr, Chief, heute Nacht wird ein Manöver stattfinden."

"Es geht mich zwar nichts an, aber Ihre Leute haben verdammt hart geschuftet, Sie sollten ihnen zumindest ein paar Stunden Pause gönnen!"

"Ganz recht, es geht Sie nichts an, Chief O'Brien! Aber ich werde es in Erwägung ziehen."

"Und wie sieht es mit meiner Kahless aus?", fragte Val.

"Nun, Ma'am", er räusperte sich, "auch drei Tage!"

"Die Invader war wesentlich geringer beschädigt als die Kahless es ist, darf ich das so verstehen, daß Sie die Invader nicht mit voller Kapazität repariert haben?"

"Aber nein, Ma'am, so ist es keinesfalls. Wir mußten uns nur beschnuppern und klingonische Schiffe sind mir vertrauter als cardassianische. Und bei der Invader mußten viele kleine Sachen gemacht werden, bei der Kahless nur ein paar große, das geht schneller", redete sich Miles raus.

"Gut, halten Sie mich auf dem Laufenden. Und Chief, Sie haben genau drei Tage!"


Val verbrachte den Rest des Morgens damit, Doktor Derell zu suchen. Zuerst ging sie in seine Krankenstation, man sagte ihr, er wäre bei Bashir, als sie ankam, war er auf der OPS, dann auf der Kahless. Endlich fand sie ihn im klingonischen Restaurant. "Klingonen sabbern nicht!"

"Das ist widerwärtig, ich hasse Essen, das noch lebt!", er schob sich angewidert Racht in den Mund.

"Und warum ißt Du es?"

"Der alten Zeiten wegen."

"Blutwein und Bregit-Lunge! Sofort", schrie Val durch das Lokal, nahm Platz und naschte ein paar Würmer vom Teller ihres Kollegen. "Was hast Du? Das Racht ist frisch und herb! Genau wie Kira, hä?"

"Sie ist... nett."

"NETT?"

"Intelligent, charmant und schlagfertig, aber Bajoranerin. Vergesse meine Professorin nicht."

"Soll das etwa heißen, Du magst Kira, hast aber kein Interesse an ihr?", empörte sich Val.

"Du hast es verstanden! Ich muß jetzt auf die OPS. Bis später."


"Hallo Nerys, war das gerade Kozan Derell, der die OPS verlassen hat?"

"Ach wirklich?", spielte sie die Ahnungslose.

"Komm, ich hab gesehen, wie Du ihn angeschaut hast! Komm, jetzt erzähl schon, wie war Euer Date?"

"Wenn Du noch ein bißchen lauter fragst, hört man es bis Bajor! Außerdem war es kein Date, sondern nur ein außerdienstliches Treffen! Ich habe das Treffen mit Doktor Derell sehr genossen. Danke."

"Stets zu Euren Diensten. Erzähl mir sofort jede Einzelheit! Was hattest Du an?"

"Wir trugen beide Uniform."

"War das Licht auf cardassianischem Niveau?"

"Ja."

"Musik?"

"Bajoranische Klassik, ich weiß nicht, von welchem Künstler."

"Was gab es zu Essen?"

"Moba-Früchte, Hasperat in allen Variationen, Ratamba-Eintopf, Pilze und Melonen."

"Hm, hört sich lecker an! Ich krieg Hunger von Deiner Erzählung, komm mit zum Replikator. Und jetzt erzähle mir endlich, wie es gelaufen ist. Bitte, bitte, bitte!"

"Er war pünktlich auf die Minute, wir haben über cardassianische Küche und seine Arbeit gesprochen, dabei gegessen. Danach haben wir uns über bajoranische Politik unterhalten. Wir sind mit einem Glas Frühlingswein ans Fenster gegangen und redeten über Literatur, Kunst, Musik, et cetera. Als die Flasche Wein leer war, habe ich einen Tuwaly-Kuchen repliziert, um die Wirkung des Kanars zu verringern. Ich habe in vier Stunden mehr Alkohol getrunken als sonst in einem Monat! Angetrunken wie wir waren, haben wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten erzählt. Und dann hat ihn eine Schwester gerufen, weil es auf der Krankenstation ein Problem gab."

"Das war alles?", entsetzte sich Val. "Kein Flirt, kein Kuß, keine...?"

"Nein! Nur zur Erinnerung, Val, ich habe einen festen Freund."

"Ja, weiß ich doch, so war das nicht gemeint", schmollte Val. Sie machte sich die ganze Mühe nur aus einem Grund: Jemand mit Kiras Begabungen fehlte ihr noch, um ihre Flotte zu abzurunden. "Ich muß auf mein Schiff. Konferenz mit Chief O'Brien wegen der Reparaturen", flötend verließ Val die OPS.


"Major Kira bitte in mein Büro", rief Sisko. Die Bajoranerin war überrascht, sie konnte sich nicht vorstellen, was der Captain so kurz vor Dienstschluß noch mit ihr besprechen wollte. Pflichtbewußt ging sie die kleine Treppe zu seinem Büro hoch und klingelte. Schon öffneten sich die Türen.

"Captain, Sie wollten mich sprechen."

"Ja, Major, nehmen Sie bitte Platz. Wie fühlen Sie sich heute?"

"Danke, gut, Sir", antwortete sie konfus.

"Haben Sie Morgen schon etwas vor?"

"Äh... nein, Sir. Außer meinem Dienst, natürlich."

"Sehr schön, dann habe ich eine Mission für Sie! Sie werden als Beobachter der bajoranischen Regierung dem Manöver der Invader beiwohnen. Melden Sie sich sofort bei Legat Dukat."

Kira war so durcheinander, daß sie keinen Ton herausbrachte. In ihrem Schock stimmte sie zu und verließ das Büro von Sisko.


Als sie zu sich kam, betrat sie gerade die Brücke der Invader. Der Turbolift wurde von zwei Wachen flankiert. Sisko hatte Dukat wenigstens das Zugeständnis abgerungen, daß sie einen Ferengi-Universalübersetzer tragen durfte. Das kleine Gerät im Ohr störte sie zwar, aber kein Vergleich zu dem, was sie erwartete.

"Major, willkommen auf der Brücke", grüßte der Zweite Offizier. "Treten Sie näher."

"Guten Abend, Sir! Captain Sisko hat mich zum bajoranischen Beobachter ernannt."

"Dann sollte ich wohl besser sagen: Willkommen in der Crew! Ich melde Sie Legat Dukat an, Kira."


Sie wurde in Dukats Büro geschickt, um sich zum Dienst zu melden. "Major Kira Nerys meldet sich zum Dienst, Sir!"

"Stehen Sie bequem, Major!" Er ließ keinen Zweifel daran, daß sie als seine Untergebene einen anderen Umgangston zu erwarten hatte. Er stand auf, "wir laufen Morgen um fünf Uhr aus, Sie werden Punkt vier Uhr 30 auf der Brücke erscheinen! Bringen Sie Gepäck für eine Übernachtung mit."

"Aber, Sir, es ist doch eintägiges Manöver?"

"Ich möchte, daß Sie auf Eventualitäten vorbereitet sind, Major!"

"Ja, Sir. Ich bitte darum, ein paar Minuten auf der Brücke bleiben zu dürfen, um mich umzusehen... um gewappnet zu sein, wenn der Ernstfall eintritt."

"Erlaubnis erteilt. Wegtreten!"


Von dem Zweiten Offizier, einem Halbbajoraner, erfuhr sie ein paar interessante Details. Er warnte sie vor den rauhen Sitten und Dukats eisernem Führungsstil während Kampfeinsätzen. "Er ist ein guter Kommandant, der beste, den ich je hatte, aber ich möchte nicht in Ungnade fallen!", zischte der Mann.

"Ich hatte es befürchtet! Sagen Sie, Glinn Vaalis, weshalb sind so viele Mischlinge in der CRA?"

Der Mann lächelte, "Major, HIER sind wir Soldaten, egal, ob unsere Nase gefurcht ist oder nicht", sein Grinsen wurde noch breiter, "UND Legat Dukats Frau ist selbst ein Mischling!"

"Aber wenn er diesen Krieg gewinnt, hat er Sie sehr schnell vergessen!"

Nun griente er beinahe spöttisch, "glauben Sie mir eins, Kira: DAS wird er nicht wagen!"

"Major Kira, ich empfehle Ihnen, die Brücke nun zu verlassen!"

Kira suchte den Sprecher der vertrauten Stimme. Links von ihr entdeckte sie ihre Freundin, Legat Gawlak. "Ma'am?"

"Haben Sie mich gehört, Major? Folgen Sie mir!"

"Ja, Ma'am!"


"Turbolift anhalten!", befahl Kira. "VAL, WAS SOLLTE DAS?"

Gawlak stauchte sie wütend zusammen, "Nerys, wir haben wenig Protokoll, aber ich empfehle Dir, es zu befolgen! Verdammt! Wir tratschen, witzeln und streiten auf der Brücke, ja! Zehn Stunden vor Auslaufen zu einem Manöver, einer Kampfhandlung oder zur Passage durch überdurchschnittlich gefährlichen Raum schalten wir auf gelben Alarm! Ab dann ist es Ernst! Jeder an Bord muß sich konzentrieren und schon ein kleiner Schwatz kann tödliche Folgen haben! Wenn Du weißt, wann Du etwas sagen kannst und wann nicht, darfst Du sprechen, aber halte solange Deinen Mund!"

Mit jedem Wort wurde Kira kleiner. "Es tut mir leid, ich habe das nicht gewußt. Aber der Test beginnt erst Morgen, heute schon gelben Alarm auszurufen ist nutzlos."

Val knurrte, "Du willst es einfach nicht verstehen! Egal, wo wir uns befinden, jede Sekunde kann einer auf die Idee kommen, uns anzugreifen! Es GIBT während interstellaren Flüge KEINE Ruhepausen!"

"Aber die Invader bleibt doch im bajoranischen Raum, oder?"

"NERYS! Ein Manöver heißt Manöver, weil wir dabei den ERNSTFALL proben! Außerdem: Kannst Du mir garantieren, daß nicht irgendein Gul vergessen will, daß Bajor nicht mehr Cardassia gehört? Oder daß die Invader einen Notruf eines Alliierten bekommen? Vielleicht greifen die Klingonen ein Passagierschiff an und die Invader ist als einzige in der Nähe und stark genug, um sie zu vertreiben?"

"Ich habe meine Lektion gelernt..."

"Gut. Turbolift weiterfahren! Ich befehle Dir, daß Du jetzt in Dein Quartier gehst, einen heißen Tee trinkst und Dich ins Bett legst. Morgen wird ein schwerer Tag, Nerys."

"Ich muß noch einen Bericht..."

"Das war ein BEFEHL, Major!", grinste Val.

"Aye, aye, Ma'am!"


Als Kira zwei Minuten zu früh mit einer kleinen Box über der Schulter die Brücke des Galor-Klasse-Schiffs Invader betrat, war dort nur die Nachtschicht. Der Raum war noch weniger als sonst beleuchtet. Hätten die gelben Warnlampen nicht geleuchtet, Kira wäre sicher gestrauchelt. Sie bemühte sich, sich an jede Station zu erinnern, was nicht leicht war, da die Invader, wie alle CRA-Schiffe, nicht mehr dem Standard ihrer Klasse entsprach. "Guten Morgen", grüßte sie."

Der Kommandant der Nachtschicht wurde aus seinem Nickerchen gerissen, sprang panisch auf, "möchten Sie das Kommando übernehmen, Ma'am?", fragte er noch mit geschlossenen Augen.

Kira lachte innerlich. Soviel zum Gelben Alarm. "Natürlich, aber ich bezweifele, ob Legat Dukat davon begeistert wäre!" Sie ging zu dem Mann, reichte ihm die Hand, "Major Kira Nerys, bajoranische Beobachterin." Nach kurzer Überlegung fügte sie ein, "Sir", hinzu. Ein Anpfiff reichte ihr.

"Major."

Kira akzeptierte, daß der Mann seinen Namen verschwieg. Vielleicht fürchtete er eine Beschwerde von ihr. "Welche Schicht ist das?"

"Beta, acht Uhr abends bis acht Uhr morgens, beziehungsweise neun bis acht Uhr im bajoranischen Raumsektor."

Bevor Kira weitere Fragen stellen konnte, trudelte Dukat mit dem Zweiten Offizier ein, genau um vier Uhr 30, beide grüßten und gingen durch die Brücke, "Major, kommen Sie mit in den Konferenzraum."


Von der Brücke führte eine Tür in den Konferenzraum, der zugleich Bereitschaftsraum des Captains war. "Bedienen Sie sich am Replikator und nehmen Sie Platz", bot Dukat an.

"Raktajino", bestellte Kira glücklich. Sie hatte schon um ihren allmorgendlichen klingonischen Kaffee getrauert. Mit dem heißen Getränk wanderte sie an den langen Tisch. "Wo darf ich mich setzen?" Dukat, der am Kopf des Tisches saß, deutete auf den Platz neben dem Zweiten Offizier.

"Computer, Zeit!"

"Es ist vier Uhr und 32 Minuten."

Auf Kiras verwundertes Gesicht erklärte der Halbbajoraner, der auch Taktischer Offizier und Sicherheitschef war, stolz, "wir passen uns immer an unsere Gastgeber an, Major"


Mit großen Entschuldigungsszenen erschien auch der Rest der Brückenoffiziere. Während der 15minütigen Besprechung konsumierte Kira vier Tassen Raktajino. Sie hatte die halbe Nacht lang Personalakten, Technischen Daten und Cardassianisch gepaukt. Die munteren Stimmen ihrer Kollegen schmerzten in den Ohren des Majors. Erfolglos versuchte sie, das Gähnen zu unterdrücken.

"Miss Kira, können Sie mir folgen?", flötete der Erste Offizier hochmütig.

"Ich bitte um Entschuldigung!"

"Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Major!"

"M-hm."

"Was "m-hm"?"

"Ja, Sir, ich kann Ihnen folgen", ratterte sie widerwillig runter.

"Ich kann Sie nicht hören, Bajoranerin!"

"Dann lassen Sie gefälligst Ihre Ohren überprüfen, Sie...!"

"Major! Gul! Seien Sie ruhig oder ich lasse Sie beide abführen!", ging der Kommandant dazwischen. "Sie dürfen wegtreten", befahl er. Sofort stürmten die Offiziere aus dem Raum. "Major, Sie bleiben."

Unruhig trat die Milizionärin von einem Fuß auf den anderen. Sie erwartete eine Standpauke. "Sir, es tut mir leid, daß ich die Konferenz gestört habe."

"Hatte meine Frau Ihnen nicht ausdrücklich befohlen, daß Sie sich ausruhen sollten?"

"Ja, aber ich wollte zumindest die wichtigsten Daten auswendig lernen."

Dukat nippte bedächtig an seinem Rotblatttee, dachte nach. "Ich könnte Ihnen ein Quartier anbieten, wenn Sie möchten..."

"Sie erlauben mir, schlafen zu gehen?" Großzügigkeit hatte sie von Dukat am wenigsten erwartet.

"Sofern Ihre Aufgabe als Beobachter es erlaubt. Das Manöver startet erst in drei Stunden."

"Das ist wunderbar. Danke, Sir!" Erstmalig fiel es ihr nicht schwer, zu ihrem Erzfeind Sir zu sagen.

"Ich sage meinem OPS Bescheid", Dukat stand auf, ging zur Tür.


"Dukat an Kira, Major, melden Sie sich auf der Brücke." Kira hörte die Worte zwar, beachtete sie aber nicht. Seufzend drehte sie sich in ihrem Bett um und schlief weiter.

Legat Dukat wandte sich an seinen Zweiten Offizier, "Glinn Vaalis, holen Sie mir Major Kira auf die Brücke, egal wie und sofort!"

"Aye, aye, Sir!" Der junge Mann stieg sofort in den Turbolift, "Gästequartiere!"


Er klingelte an Kiras Quartier, überbrückte dann die Zugangskontrollen und trat ein. Mit wenigen langen Schritten ging er in die kleine Schlafkammer und baute sich neben Kiras Bett auf. "Major Kira Nerys!" Wie erwartet antwortete sie nicht. Er rüttelte sie zuerst leicht, dann stärker. "Major, das Manöver beginnt gleich!"

Langsam aber sicher erwachte sie aus ihrem Schlaf. Als sie die Konturen eines Cardassianers neben sich entdeckte, schreckte sie nach Luft schnappend hoch. Erst jetzt erkannte sie das Gesicht ihres Kollegen. "Glinn Vaalis! Sie haben mich zu Tode erschreckt, Sir!"

"Legat Dukat hat sie schon mehrmals auf die Brücke gerufen, Major. Als nächstes hätte ich ein Sicherheitsteam herbestellt! Das Manöver beginnt in 20 Minuten, Sie werden auf der Brücke erwartet."

Sie stand auf, fuhr sich durch die kurzen roten Haare, strich ihre Uniform glatt und schnitt eine Grimasse. "20 Minuten? Dann sollten wir uns beeilen!"


"Alle Bojen haben ihre Position erreicht", meldete der OPS Joshua Simmons, ein Globetrotter und Casanova von der Erde, der sich bei der CRA vor Gläubigern und Fast-Schwiegervätern versteckte.

"Beginnen Sie, Mister Vaalis!", befahl Legat Dukat.

"Aye, aye, Sir! Richte die Zielerfassungsscanner auf die Boje aus, Gil", wies er seine Ehefrau an.

"Scanner haben das Ziel entdeckt und identifiziert, Jolan", meldete die Leiterin der Wissenschaft.

"Phaserbank eins laden", fuhr Vaalis fort.

"Phaserbank eins ist geladen", teilte der Chefingenieur mit.

"Abgefeuert", berichtete Vaalis Jolan.

"Ziel wurde nur zu 74 Prozent zerstört!" Gilara Vaalis runzelte ihre Stirn.

"Regor?", wandte sich Dukat an seinen Techniker.

"Einen Moment, Sir, etwas stimmt nicht mit den Zielerfassungssensoren. Tu mir das nicht an! Nein, was soll das? Unterbrechen Sie bitte die Übung, ich weiß nicht, wo der Fehler liegt. Ich muß meine Daten abgleichen."

"Legat Dukat an alle, das Manöver wird kurzfristig unterbrochen. Halten Sie sich bereit. Dukat Ende. Regor, dieses Problem hat oberste Priorität! Wie lange brauchen Sie?"

"Zwischen fünf Minuten und fünf Stunden!"

"Informieren Sie mich über jeden Fortschritt, egal wie klein er ist."

"Jolan, Gilara, kommt mit."

"Josh, tu mir den Gefallen und organisiere das Manöver, Du hast auch was gut bei mir!", rief Vaalis.

"Glaub mir, das wird Dir noch leid tun!", drohte der Mensch lachend, bevor der Turbolift abfuhr.

"Was ist passiert?", verlangte Kira endlich eine Erklärung.

"Beruhigen Sie sich, Major, wir haben alles unter Kontrolle. Kleinere Probleme mit den Phasern gehören zum Alltag, Sie sollten die Unzuverlässigkeit cardassianischer Technik inzwischen kennen!"

Kira war über die scharfe und sarkastische Antwort überrascht. Sofort schalt sie sich für ihre Naivität, selbst wäre sie noch ungehaltener, wenn ein Beobachter sie während einer Krise von der Arbeit abhalten würde. So hielt sie ihren Mund und nutzte die Zeit, um Doktor Derell besuchen zu gehen.


Es dauerte ganze zwei Stunden, bis das Problem mit den Phasern behoben war, dessen Ursache niemand für nötig befand, Kira mitzuteilen. Sie nahm sich vor, bei der ersten Gelegenheit ein ernstes Wort mit Dukat zu sprechen. Diese Chance bekam sie, als er zu einem Mittagessen in sein Büro verschwand. "Sir, darf ich Sie einen Moment sprechen?"

Dukat machte eine einladende Geste, Kira setzte sich neben ihn an den Konferenztisch. "Was wünschen Sie, Major?"

"Es gibt Klärungsbedarf über meine Position an Bord, Sir! Ich weiß, daß Beobachter unbeliebt sind, aber die meisten Crews haben den Anstand, ihre Abscheu zu verbergen!", platzte es aus ihr heraus.

Dukat machte eine überraschte Miene, "die Crew der Invader hegt keinen Abscheu gegen Sie, Major."

"Und warum erbarmt sich dann niemand, mich zu informieren und muß ich mich von jedem an Bord wie der letzte Dreck behandeln lassen!"

Dukat grinste leicht, "neue Besatzungsmitglieder müssen sich den Respekt der Crew erst verdienen. Nehmen Sie Platz und essen Sie, Major. Sie werden heute nicht ins Kasino kommen."


Nacheinander war auch der Rest der Brückenoffiziere eingetrudelt, um das wohlverdiente Mittagessen einzunehmen. Zunächst das Ehepaar Vaalis, als sie zurück gingen, kamen Regor und Simmons, dann die Ferengi-Pilotin, der Erste Offizier mit Derell, dem es auf der Krankenstation zu langweilig geworden war. Kira blieb die ganze Zeit im Bereitschaftsraum, weil sie immer noch schmollte. "Major, erzählen Sie von Terok Nor, Verzeihung, Deep Space Nine", griente der Cardassianer.

"Es gibt nicht viel zu erzählen, Gul Jasad. Wir stehen auf, arbeiten auf der OPS, gehen in unsere Quartiere und schlafen." Derell arbeitete hart daran, einen Lachanfall zu unterdrücken. "Sind wir uns schon einmal begegnet, Sir?"

"Womöglich in Gallitepp?"

"Dann würden Sie schon lange nicht mehr leben, SIR!"

Als Nelam Jasad zu einer Antwort ansetzen wollte, wechselten die Warnlampen von einem gelben Glühen auf ein blinkendes Rot, eine Durchsage begann. "Roter Alarm, begeben Sie sich sofort zu Ihren Stationen. Zivilisten dürfen ihre Quartiere nicht verlassen. Roter Alarm, begeben Sie sich sofort zu Ihren Stationen." Die Warnung endete und wurde durch einen Alarmton ersetzt. Ehe Kira verstanden hatte, was geschah, waren ihre Kollegen schon an der Tür.


Glinn Vaalis saß an seiner Station, berichtete, "Sir, wir haben soeben einen Notruf erhalten. Er wurde von den Klingonen abgesandt. Sie sind kurz vor dem Wurmloch von einem unbekannten Raumschiff angegriffen worden, haben den Transfer aber geschafft. Hilfe muß zwangsläufig an uns vorbeifliegen."

"Wann können wir bei dem klingonischen Schiff sein? Jo, spielen Sie den Notruf noch mal ab"

"Mit Maximum-Warp in 32 Minuten", antwortete die Navigatorin.

Gilara Vaalis hatte inzwischen berechnet, "nach unseren letzten Informationen wird das erste klingonische Schiff uns in 39 Minuten passieren."

Kira verstand, weshalb diese Crew auf dem Kommandoschiff diente, als Regor anhand des Notrufs erklärte, wie lange sie für die nötigsten Reparaturen brauchten. Jeder wußte, was zu tun war. Dann lauschten alle dem klingonischen Signal. "Bitte, wir müssen ihnen helfen!", flehte Major Kira.

Dukat wechselte ein paar Blicke mit der Crew, alle nickten. "Kurs setzen, beschleunigen mit allem, was wir haben, Miss Krak", befahl er.

"Legat, ich bereite die Krankenstation auf zahlreiche Schwerverletzte vor, sowohl Klingonen als auch unsere Leute und stelle zwei Medo-Teams zusammen." Der Doktor verschwand im Turbolift.

"Erstellen Sie einen Schadensbericht vom fremden Schiff, ich hasse Überraschungen." Der Ingenieur nickte Jasad zu. "Gil, glauben Sie, daß wir die Datenbank des Klingonen herunterladen können?"

"Theoretisch, aber das kommt drauf an, in welchem Zustand der Hauptcomputer und die Brücke sind." Mangels Forschungsmissionen entlastete die Wissenschaft die Technische Abteilung.

"Versuchen Sie es trotzdem", ermunterte der Erste Offizier sie, während Dukat die Crew informierte.

"Wo soll ich so viele Sicherheitsoffiziere herholen?", klagte Glinn Jolan Vaalis Simmons sein Leid. "Die Medo-Teams müssen zur Hälfte aus Wachen bestehen, in der Krankenstation müssen welche sein, wenn die Wissenschaft reinbeamt, braucht sie auch meine Männer!"


"Schicken Sie keine Aufklärungsteams in das klingonische Schiff, Sir?", erkundigte sich Kira.

"Doch, doch, das erwähnen wir nur nicht extra. Ich möchte EINMAL in meinem Leben genug Sicherheitspersonal haben! EINMAL!", stöhnte der Halbbajoraner.

"Ich würde mich gerne an einem Außenteam beteiligen."

"Absolut unmöglich!", winkten Simmons und Vaalis gleichzeitig ab. "Wenn ein bajoranischer Würdenträger mitgeht, brauche ich eine mindestens fünfköpfige Eskorte allein für ihn!"

"Ich bin mit 12 Jahren in den Widerstand gegangen, ich kann mich sehr gut selbst verteidigen! Und ich werde sogar ein Team leiten, daß Sie das wissen!"

"Ihr Liebhaber ist der Erste Minister, wenn Sie sich nur einen Fingernagel abbrechen, kostet mir das meine Karriere!"

"Ich verstehe! Darum ging es also die ganze Zeit!" Mit einem Mal wurde ihr alles klar. "Was machen Sie, wenn ich Ihnen als bajoranische Beobachterin befehle, mich an einem Außenteam zu begleiten?"

"Dann, Major Kira Nerys, werfe ich Sie eigenhändig in eine Arrestzelle!"

Kira keuchte, "ich dachte, Sie wären auf meiner Seite!"

"Sie werden jetzt genau tun, was ich Ihnen befehle, Miss, oder Sie dürfen den Rest Ihres Lebens in einem cardassianischen Gefängnis verbringen! Verstanden?", knurrte der Zweite Offizier.

"Aye, aye, Sir", murmelte die Bajoranerin. Es war nicht Kiras Art, zu kapitulieren, aber diesmal sah sie keine andere Möglichkeit. Sie war alleine auf einem cardassianischen Schiff unter Gul Dukats Kommando und hatte keinen einzigen Freund oder Verbündeten, noch konnte sie auf Hilfe hoffen.


"Sir, das PADD mit den Schäden kommt gleich mit dem Turbolift hoch. Das Eindämmungsfeld des Warpkerns ist instabil, ich beame mit ein paar Männern rüber und versuche, es zu stabilisieren, Sie bekommen Bescheid", meldete sich der Chefingenieur aus dem Transporterraum.

"Legat, ich helfe Gil und Jolan beim Überspielen des Computerkerns", erklärte der Erste Offizier.

"Ja, und ich leite das zweite Aufklärungsteam, Sir", meldete der OPS. "Team eins ist schon drüben."

"Derell an Dukat. Hier ist der Wahnsinn los! Ich weiß nicht, was ich zuerst tun soll! Tun Sie alles um einen Kampf zu vermeiden, ich kann nicht auch noch unsere Leute behandeln!"

"Dukat hier. Ich werde es versuchen, Doktor."

"Danke, Derell Ende."

Von der Stamm-Besatzung waren nur noch Legat Dukat und Krak auf der Brücke, welche die anderen Stationen mitüberwachte. Als Frau hatte sie bei den Ferengi keine Karrierechancen, deshalb war sie glücklich, bei einem Himmelfahrtskommando mitmachen zu dürfen. Major Kira saß rechts vom Kommandanten und fühlte sich verloren. Sie wäre jetzt zu gerne auf dem klingonischen Frachter gewesen. "Kann ich mich, ähm, irgendwie... nützlich machen?", fragte sie zögerlich.

"Bringen Sie mir einen Käferpüree", schlug Krak vor.

"Und mir ein Glas Fischsaft und einen Teller Tojal mit Yamoksoße."

Ohne Murren ging Kira zum Replikator und brachte den Offizieren ihr Essen. "bitteschön, Sir", stellte sie das Essen ab. Sie selbst schlürfte eine Pilzsuppe und sinnierte darüber, wie weit sie gesunken war, daß sie Gul Dukat, dem früheren Präfekt von Bajor, das Mittagessen servierte.


"Regor an Dukat! Wir haben den Warpkern stabilisieren können! Aber ich weiß nicht, wie lange es hält! Für länger als eine halbe Stunde übernehme ich keine Verantwortung."

"Gut, setzen Sie sich mit Gul Jasad in Verbindung, womöglich braucht er Ihre Hilfe."

"Ja, Sir. Regor Ende."

"Dukat an Krankenstation."

"Krankenstation hier", antwortete Derell.

"Wie kommen Sie voran, Kozan?"

"Sehr gut! Aber die Klingonen sind alle verletzt. Drei haben Innere Blutungen und Verbrennungen, ich muß sie operieren. Den anderen, es sind insgesamt 19 Überlebende, geht es den Umständen entsprechend gut. Vier sind schon entlassen, ich habe sie ruhiggestellt und der Sicherheit übergeben, ach, am Besten kommen Sie her und sehen es sich an."

"Ich bin schon auf dem Weg. Dukat Ende. Krak, Sie haben die Brücke!" Bevor der Legat in den Turbolift ging, konnte er noch Kiras beleidigtes Schnauben hören.


"Wie geht es Ihren Patienten, Kozan?"

"Ah, Sir, gut. Wenn Sie sich Schutzkleidung anziehen, dürfen Sie meine Fähigkeiten als Chirurg bewundern", grinste der Doktor. "Einer war auf der Brücke, als die Kontrolle vor ihm explodierte, er hat Verbrennungen ersten Grades, mein Assistent säubert gerade die Wunden und implantiert ihm künstliche Haut. In einer halben Stunde sollte der Patient ansprechbar sein."

"Danke, gab es noch weitere Überlebende auf der Brücke?"

"Ja, einen Jungen. Ihn will ich jetzt operieren."

"Wird er durchkommen?"

"Diese Frage beleidigt meine Berufsehre! Sie werden alle überleben, was denken Sie von mir? Ich bin doch kein Anfänger!", entrüstete sich Doktor Kozan Derell.

Dukat hob abwehrend die Hände, "wo finde ich einen Kittel?" Der junge Arzt war nur damit zu besänftigen, daß man seine chirurgischen Leistungen bewunderte.


Nach der geglückten Operation ließ Dukat den vermutlich ranghöchsten Klingonen aufwecken. Er wünschte, Val wäre an seiner Stelle. Sie wüßte die Lage zu retten. "Wecken Sie ihn, Schwester." Langsam kam der Pilot zu Bewußtsein, hatte das Gefühl, als würde er aus einem Alptraum erwachen.

"Guten Tag", grüßte ein Cardassianer. "Sie sind auf der Krankenstation der Invader. Ich bin Legat Dukat von der Cardassian Rebel Alliance. Wir sind durch einen Notruf auf Ihr Schiff aufmerksam geworden. Darin berichteten Sie, daß Sie im Gamma-Quadranten vom Dominion angegriffen worden sind. Können Sie sich an Einzelheiten erinnern?"

"Was ist mit unserem Schiff? Wo sind meine Kollegen?", stammelte er.

"Den 19 Überlebenden geht es den Umständen entsprechend, Ihr Schiff ist ein Wrack. Erzählen Sie."

Der Krieger stand zu sehr unter Schock, um sich zu widersetzen. "Wir brachten klingonische Waren zu einem Planeten und waren auf dem Rückweg, als wir angegriffen wurden. Es war furchtbar, sie versperrten uns den Weg zum Wurmloch, als wir es endlich erreichten, waren unsere Schilde auf 40 Prozent. Ich weiß nicht, wie wir es überlebt haben."

"Wer sind Sie?"

"Ich bin... war der Zweite Offizier."

"Ruhen Sie sich aus, ich schaue später noch einmal bei Ihnen vorbei." Dukat ging zu dem Arzt, "Kozan, informieren Sie den Arrestbereich, sobald Ihre Patienten für die Arretierung bereit sind. Senden Sie der Sicherheit einen Kurzbericht, wer in welchem Maße verhörfähig ist."

"Ich fange sofort an."

"Das wäre alles. Ich bin auf der Brücke."


"Bericht", ordnete Dukat an, als er die Brücke betrat.

"Das klingonische Schiff wird in circa fünf Minuten einen Warpkernbruch erleiden. Wir sind bereits in sicherer Distanz, die Außenteams werden zurückgebeamt."

"Gut, Krak, ich würde das nächste Mal aber vorziehen, wenn Sie mich informieren würden."

"Aye, aye, Sir!"

Nach und nach trudelte die Brückebesatzung ein. Bei Minimalbesatzung von der Minimalbesatzung gab es niemanden, der die Stationen übernehmen konnte. "Simmons, wie viele fehlen noch?"

"Erkundungsteam eins unter dem Kommando von Gul Jasad, Sir. Haben sich gerade an Bord gebeamt! Damit wären wir vollständig."

"Können wir unsere Warpsignaturen verschleiern? Wer die Trümmer findet, sollte uns nicht für verantwortlich halten", regte Glinn Vaalis an.

"Geht, Sir."

"Dann machen Sie das. Miss Krak, fliegen Sie uns durchs Wurmloch. Warp acht. Konferenz ist in einer halben Stunde. Major, ich muß Sie sprechen. Jolan, Sie haben die Brücke."

"Natürlich Sir."


"Wir werden in den Gamma-Quadranten fliegen, um die Dominion-Aktivitäten zu überprüfen. Ich werde das Manöver beenden, was bedeutet, daß Ihre Aufgabe hier auch beendet ist. Ich stelle Ihnen natürlich ein Shuttle für den Rückflug nach Deep Space Nine zur Verfügung."

Major Kira Nerys lächelte, "schon vergessen, Dukat? Ich muß mir noch den Respekt Ihrer Crew erarbeiten. Ich habe es nicht sehr eilig, nach DS9 zurückzukommen. Ein oder zwei Tage mehr machen mir wirklich nichts aus."

"Das ist kein Urlaub, Major, Sie können dabei sterben."

"Ich habe keine Angst vor dem Dominion", erklärte die Bajoranerin selbstbewußt.

"Das weiß ich. Wenn Sie bleiben, tun Sie das als Privatperson. Während des roten Alarms müssen Sie in Ihrem Quartier warten, Sie haben keinen Rang mehr, dürfen keine Uniform tragen..."

"Ich weiß zu schätzen, daß Sie sich um meine Sicherheit sorgen, aber so leicht können Sie mich nicht abschrecken. Sehen Sie, ich mag diese Crew, und wenn ich beim ersten Anzeichen von Gefahr abhaue, werde ich mich wie ein Feigling fühlen. Wenn Sie sich beeilen, kann ich Captain Sisko noch vor der Konferenz um Urlaub bitten und mir meine CRA-Uniform replizieren!"

"Ist das Ihr letztes Wort? Ich möchte nachher keine Beschwerden hören."

"Ja!"

"Wenn Sie möchten, können Sie als Berater auf der Brücke sein, mit Uniform, ohne Rang."

"Glinn ohne Befehlsgewalt. Aber so, daß ich nicht mehr zu jedem Crewman, "Sir", sagen muß."

"Letzteres weiterhin."

"Einverstanden."

"Warten Sie, ich gebe das in den Computer ein."


Mit einem breiten Grinsen betrat Kira den Konferenzraum. Alle starrten sie mit großen Augen an. Unschuldig sah Kira an ihrer weißen Rüstung herunter, "was ist?"

"Die... die... die... Uniform, wo ist Ihre rote Uniform geblieben?", stotterte Kozan Derell.

"Die brauche ich im Moment nicht." Selbstbewußt ging sie an den Cardassianern entlang zu ihrem Platz neben Vaalis. Sie versank zwar in dem riesigen Panzer, und er war unheimlich schwer, aber allein diese Gesichter waren alle Mühen wert. Sie ließ sich vorsichtig in den Stuhl sinken, und verzog das Gesicht. Die Brustplatte schnitt fast ihre Oberschenkel über.

"Sie müssen sich etwas schräg setzen", erklärte der Chefarzt, "und ziehen sie die Platte ein bißchen hoch." Er stand auf und richtete ihr lachend die Uniform zurecht. Kira zuckte, ebenfalls lachend, mit den Schultern.

"Können wir beginnen, Glinn?" Kira und Derell nickten artig. "Sehr großzügig. Die Ziele unserer Aufklärungsmission sind im Besonderen...", begann Dukat mit einem seiner heißgeliebten Monologe.


Nach dem allmorgendlichen Briefing mit der Nachtschicht und der normalen morgendlichen Besprechung über die Aufgaben des Tages betrat die Alpha-Schicht die Brücke der Invader. Die meisten gingen zu ihren Stationen, Derell zu einem Counseling-Gespräch, Regor in den Maschinenraum und Kira ging an jeder Station mal zusehen. "Wofür ist diese Taste hier, Sir?"

"Automatik. Wenn die Funktion an allen Stationen aktiviert ist, kann das Schiff ohne Brückencrew fliegen. Sobald etwas geschieht, zum Beispiel, daß die Sensoren ein anderes Schiff entdecken, schlägt der Computer Alarm. Ich aktiviere Automatik jetzt. Ein Asteroid kommt gleich in Reichweite der Kurzstreckensensoren, dann können wir es ausprobieren, Glinn", erklärte Jolan Vaalis.

"Unglaublich! Kann der Computer auch alleine kämpfen?"

"Wenn wir die Daten über Standard-Manöver eingeben würden, ginge das, haben wir aber nicht vor. Zu riskant." Ein kurzer Pfeifton. "Das Signal! Daß Krak die ganze Brücke von der CONN aus bedient hat, wäre ohne Hilfsprogramme auf Dauer nicht möglich gewesen. Ein oder zwei Leute sind immer da, wenn es zu einem Kampf kommt, sind wir Weltraummüll, bis alle auf der Brücke sind. Aber man kann sich vom Computer einen Statusbericht geben lassen. Und er antwortet auf Fragen. Stellen Sie eine."

"Computer, wie viele Lebenszeichen befinden sich zur Zeit im Arrestbereich?"

"14 Lebenszeichen sind vorhanden, 11 Klingonisch, drei Cardassianisch."

"Waren das nicht mal 19 Klingonen? Haben Sie die anderen etwa schon exekutiert?"

"Das sollten 19 sein!" Kühle Professionalität stellte sich ein. "Vaalis an Arrestbereich." Keine Antwort. "Vaalis an Arrestbereich!" Stille. "Vaalis an Sicherheit. Persson, Bo'Kar, Smith und Gurak zu den Arrestzellen. Wir haben die Verbindung verloren, acht Gefangene eventuell geflohen, vorbereiten auf Feindkontakt, Phaser auf höchste Betäubung! Wir treffen uns vor der Tür, Vaalis Ende. Simmons, Kira, mitkommen!" Er rannte in den Turbolift. "Arrestbereich!"

"Danke, daß Sie mich mitnehmen."

Der Halbbajoraner nickte, "wir warten nicht auf die Verstärkung, Phaser auf Töten einstellen."


"Keine Bewegung!" Vaalis hielt seinen Phaser auf die überraschten Klingonen. "Ein Mucks und Sie sind tot!" Zum Nachdruck feuerte er auf einen Metallstuhl, der in Sekunden zu einem Klumpen wurde. "Wenn Sie nicht wollen, daß mit Ihrem Körper das gleiche geschieht! Glinn", er deutete zu den drei verletzten Cardassianern. Simmons gab der Sicherheitschef ein Zeichen, dann stellten sie ihre Phaser auf Betäubung und schossen auf inzwischen nur noch acht Klingonen, den neunten ließen sie wach.

"Sie leben noch, aber nicht mehr lange, glaube ich."

"Simmons an Krankenstation, Nottransport von drei Personen, Kira, gehen Sie auf Abstand."

Vaalis hatte sich inzwischen den Klingonen vorgeknöpft. Er hielt ihn gegen ein Kraftfeld an der Gurgel. "WO SIND DIE ANDEREN!" Der Krieger spuckte ihm ins Gesicht. "Dann eben auf die harte Tour, ganz wie Du willst!" Er zog ein Messer hervor, ritzte dem Mann damit das Gesicht auf. Dann schlug er ihn zusammen, trat mit den schweren Militärschuhen auf ihn.

"Sie... sie... wollen ein Shuttle stehlen..."

"Roter Alarm, begeben Sie sich sofort zu ihren Stationen. Zivilisten dürfen ihre Quartiere nicht verlassen. Roter Alarm, begeben Sie sich sofort zu ihren Stationen."

"Scheiße! Warum bist Du nicht mitgegangen?"

"Ihr Doktor hat mich erst gestern operiert, ich hätte die anderen nur aufgehalten."

Die Verstärkung kam in dem Moment an, "Josh, ab auf Deine Station, Kira, übernehmen Sie die Taktik, meine Frau hilft Ihnen, ich muß die Klingonen finden, bevor sie Schaden anrichten!" Er betäubte den letzten Klingonen und rannte mit seinem Sicherheitsteam zum Hangar. "Vaalis Jolan an Brücke. Sie sind weg, suche sie, Josh und Kira kommen zurück, sie übernimmt Taktik. Vaalis Ende."


"Was ist los?", fragte Simmons.

"Aus dem Nebel sind gerade drei Dominion-Schiffe gekommen, sie beschießen uns. Eines ist kampfunfähig."

"Was machen wir?"

"Zurückschießen, natürlich. Feuer nach Belieben, Glinn ira. Zerstören Sie als erstes ihre Waffen, dann die Schilde. Simmons, Bericht."

"Unsere Schilde sind bei 74 Prozent, ein paar Leichtverletzte. Unautorisierter Shuttlestart!"

"Öffnen Sie einen Kanal zum Shuttle!"

"Kanal offen!"

"Hier spricht Legat Dukat, ich informiere Sie darüber, daß wir uns in einer Kampfhandlung mit dem Dominion befinden. Wenn Sie sofort zurückkehren, sehe ich von einer Bestrafung ab. Schließen."

"Sie halten weiter Kurs auf das Wurmloch, keine Antwort."

"Das Leitschiff greift das Shuttle an! Was soll ich tun?"

"Nichts."

"Dukat! Sie werden sterben!"

"Um das Shuttle zu retten, werde ich nicht die Invader riskieren, Glinn Kira. Zerstören Sie das kampfunfähige Schiff, vielleicht gibt ihnen das zu denken. Brücke an Jolan Vaalis. Wo bleiben Sie, Glinn, das Shuttle ist schon vor ein paar Minuten gestartet."

"Vaalis hier. Ich liege auf der Krankenstation. Phaserwunde. Ich wollte Sie gerade informieren, Sir. Der Doktor sagt, daß es noch ein paar Minuten dauert. Wie macht sich Glinn Kira?"

"Gut, sie vernichtet gerade das erste Schiff. Dukat Ende."

"Das Shuttle wurde zerstört. Es gibt ein Lebenszeichen, jemand treibt im All."

Für ein paar Sekunden war auf der Brücke nur das rote Alarm-Signal zu hören, dann befahl Dukat, "Lassen sie ihn an Bord gebeamt werden.

"Aye, aye, Sir", bestätigte Simmons.

"Schilde auf 62 Prozent, Sir, Tendenz fallend. Wir haben Hüllenbrüche auf Deck drei, vier, direkter Treffer auf Deck sechs. Fünf Schwerverletzte."

"Dann leiten Sie gefälligst alle Energie um, die wir haben! Und halten Sie sich bereit, die Schilde zu senken, Kira. Sir, ich gehe auf die Krankenstation, nach dem Klingonen sehen. Haben Sie schon ein Sicherheitsteam hingeschickt?", fragte der Erste Offizier.

"Äh... nein, mache ich sofort! Entschuldigen Sie, Sir."

"Ein Offizier muß mitdenken, Glinn!" Mißbilligend ging Jasad zum Turbolift, er fühlte sich überflüssig.


"Direkter Treffer!", jubelte Kira. Auf dem Wandschirm konnten sie beobachten, wie sich das dritte Schiff zurückzog. "Das war knapp! Mit den Schilden auf 12 Prozent hätten wir keinen einzigen Schuß mehr überstanden! Darf ich das Schiff abschießen?"

"Lassen wir sie allen erzählen, wie wir das mächtige Dominion in die Flucht geschlagen haben!", grinste Dukat. "Roten Alarm beenden. Krak, nehmen Sie unsere ursprüngliche Flugroute wieder auf. Gehen Sie ruhig zu Ihrem Mann, Gilara, er wird sich freuen. Glinn Kira."

"Danke, bis später!"

"Ja, Sir?"

"Gut gemacht!"

"Vielen Dank, Sir!"


"12 Uhr, Halbzeit!", jubelte Krak. Die Brückenoffiziere drängten sich plötzlich vor dem Turbolift, während zwei Ersatzleute die Stationen übernahmen.

"Hab ich was verpaßt?", fragte Kira überrascht.

"Mittagspause. Heute ist nichts los, da können wir ins Kasino gehen. Wir haben eine Stunde frei. Möchten Sie nicht mitkommen?", fragte Gilara Vaalis freundlich.

"Nur, wenn ich nicht störe, Ma'am."

"Stellen Sie sich nicht so an!" Ehe sie sich versah, stand sie im fahrenden Turbolift.

"Wie geht es Ihrem Mann?"

"Gut, aber er wird heute nicht mehr auf die Brücke kommen, er will die Klingonen selbst verhören. Unser Kasino!", präsentierte sie. Vom Turbolift betraten sie direkt den Replimat. Es war ein, für cardassianische Verhältnisse, freundlicher Raum. Eine Wand war ein Panoramafenster, rechts vom Eingang befand sich der Turbolift, gegenüber die Replikatoren und eine Essensausgabe.

"Ich habe gehört, daß auf Ihren Schiffen gekocht wird, aber ich hab es nur für ein Gerücht gehalten!"

"Energie ist kostbar für uns. Der Tisch am Fenster gehört der Brückencrew. Was möchten Sie Essen?"

"Was wird denn angeboten?"

Sie gingen zu der Kombüse und die Wissenschaftlerin las vor, "Taspar Eier, Sem'hal-Eintopf, Hasperat, Foraiga, Moba-Früchte und Tuwaly-Kuchen." Gilara nahm sich Eintopf, Foraiga und Kuchen, "ich geh schon mal zu unserem Tisch."


"Kontakte mit der Sicherheit übernimmt OPS. Glinn Regor, Misses Vaalis und Mister Simmons werten die Sensorlogbücher aus. Sie behalten die Taktik, Glinn Kira. Trauen Sie sich das ganz alleine zu?", fragte Jasad zwischen zwei Erstickungsanfällen durch das scharfe Hasperat.

"Ich denke schon. Wann kommen wir nach Deep Space Nine zurück?"

"Morgen Nachmittag, wieso? Sind Sie uns etwa schon Leid?"

"Nein, es gefällt mir sehr gut, Ma'am. Aber diese Uniform..."

"Sicherheit hat ihren Preis, Miss. Ich habe nie verstanden, weshalb die Bajoraner so unvorsichtig sind. Solche Uniformen sind geradezu eine Einladung, sich erschießen zu lassen."

Kira überlegte, dann antwortete sie ehrlich, "wir Bajoraner sind nicht besonders groß oder stark, unser Vorteil ist unsere Beweglichkeit. In solchen Panzern verlieren wir unsere wichtigste Waffe. Außerdem sind die so schwer, bis Morgen Nachmittag bin ich einen halben Meter geschrumpft", lächelte sie.

Großes Gelächter. "Das ist nur Gewohnheit", meinte Simmons. "Ich war meine erste Woche jeden Tag beim Doktor, aber dann habe ich mich daran gewöhnt."

"Mich hat Legat Gawlak gezwungen", beschwerte sich Krak. "Sie wollte mich erschießen, wenn ich die Rüstung nicht trage. Dabei hab ich ihr Latinum gegeben." Wieder lachte der ganze Tisch.


"Persönliches Computerlogbuch, Taktischer Offizier Glinn Kira Nerys, CRA-Schiff Invader. Gamma-Quadrant, 21 Uhr 47. Heute Morgen hat mir Jolan die Taktische Station übergeben, da einige der klingonischen Gefangenen geflüchtet waren. Er untersuchte mit Simmons und mir den Arrestbereich. Die drei Wachen waren verletzt, werden aber überleben. Durch Folter erfuhr der Glinn, daß die Ausbrecher ein Shuttle stehlen wollten. Er verfolgte sie mit einem Sicherheitsteam, Joshua Simmons und ich gingen zurück auf die Brücke, weil uns drei Dominion-Schiffe angriffen.

Ich übernahm die Taktik. Das Shuttle wurde vom Dominion zerstört, ein Klingone überlebte. Unser Sicherheitschef wurde von einem Ausbrecher verwundet, Kozan mußte ihn behandeln. Also blieb ich Taktischer Offizier für den Rest des Kampfes. Legat Dukat hat mich vor allen gelobt! Als Glinn Vaalis wieder auf den Beinen war, hat er die Klingonen verhört, weil sein Assistent zu weich sein soll. Und er ist grausam! Gil wertet mit Regor und Josh seit ein Uhr die Sensorlogbücher aus. Vermutlich bekommt DS9 die zensierte Version. An die Originale komme ich nicht, die Sensoren bedient die Wissenschaft.

Bis zu unserer Rückkehr Morgen Nachmittag soll ich Taktischer Offizier bleiben. Bestimmt einer von Gul Jasads Tests. Ich bin gleich mit ihm auf dem Holodeck verabredet. Er sagt mir bei jedem Anlaß, wie sehr er mich haßt, aber solange Dukat und meine Freunde hinter mir stehen, geht es. Kozan, den Vaalis und Josh schulde ich viel. Sie geben mir das Gefühl, ein Mitglied der Invader-Famlie zu sein. Regor und Krak stehen mir nicht so nah, aber sie sind gute Kollegen. Dukat ist streng, aber gerecht. Ich diene ihm gerne. Ohne meinen speziellen Freund Gul Nelam Jasad wäre es perfekt!"


Als Kira um die letzte Ecke bog, sah sie Jasad in weißer Uniformhose und T-Shirt gegen die Wand gelehnt stehen. Selber trug sie auch die cardassianische Uniformhose und bajoranisches Top. "Wie ich sehe, sind Sie zur bajoranischen Uniform zurückgekehrt, Miss."

"Sie sagten, ich sollte mich bequem anziehen, ich wußte nicht, daß Sie Freizeitkleidung meinten, Sir."

"Das meinte ich auch nicht. Treten Sie bitte ein." Kira befand sich im Turbolift, ging durch die geöffnete Tür auf eine unbemannte Brücke.

"Modifizierte Galor-Klasse, Warp 9,98, 500 Mann Besatzung, acht Torpedorohre, vier Phaserbänke, sieben Transporter je acht Personen, fünf Frachttransporter, sechs Wissenschaftslabore..."

"Das ist ja riesig! Die Brücke ist so groß wie die halbe Promenade!"

"Dieses Schiff ist nicht real, aber ein guter Test. Sie übernehmen das Kommando, ich bin nur ein Zuschauer. Weil Sie keine Erfahrung mit cardassianischen Crews haben, dürfen Sie die Simulation mit einer bajoranischen durchführen", bot der Erste Offizier an.

In solch plumpe Fallen ließ sich Kira nicht locken. "Darf ich offen sprechen, Sir?"

"Ich bitte darum, Glinn Kira."

"Ich sehe dies als Prüfung an, und wenn Sie mir eine Falle stellen wollen, müssen Sie sich schon etwas mehr anstrengen!" Sie lächelte versöhnlich, "bei allem Respekt, Sir."

Das Gesicht des Cardassianers wurde zu einer steinernen Maske. Er antwortete vollkommen emotionslos. "Offensichtlich habe ich Sie unterschätzt, Bajoranerin. Aber fordern Sie nie einen früheren Agenten des Obsidianischen Orden heraus. Das endet in den meisten Fällen tödlich."

"Ich habe keine Angst vor Ihnen, Jasad. Sie sollten lieber keine bajoranische Milizionärin reizen!"

Quälend lange Sekunden herrschte Stille. Plötzlich brachen beide in lautes Gelächter aus. "Friede?"

"Friede!", nahm Kira Nerys die ausgestreckte Hand an.


Zum Schichtwechsel trafen sich die Brückenoffiziere der Alpha-Schicht zum Briefing. Im Konferenzraum ließen sie sich von Jasad instruieren, nachdem der Kommandant der Nachtschicht seinen mündlich Bericht abgegeben hatte und gegangen war. "Wir docken voraussichtlich gegen 16 Uhr an Deep Space Nine an. NIEMAND verläßt das Schiff, bevor Legat Dukat es erlaubt! Wir werden nach dem Andocken einen Rundgang machen."

"Heißt das, Putzen vor dem Landurlaub, Sir?", fragte Kira ungläubig.

"Exakt. Die Abteilungsleiter informieren Chief O'Brien HEUTE über eventuelle Fehlfunktionen. Des weiteren fordere ich Sie auf, Ihrer Crew abermals den Ernst der Lage zu verdeutlichen. WIR sind GÄSTE der Bajoraner! Ich werde Sie für die Vergehen Ihrer Untergebenen zur Rechenschaft ziehen!" Entsetzen. "Mister Simmons, informieren Sie Captain Sisko, daß Legat Dukat, Glinn und Misses Vaalis, sowie Miss Krak und ich ihn um 18 Uhr hier sprechen möchten. Alleine", befahl Jasad.

"Mache ich, Sir, sobald wir durchs Wurmloch sind."

"Simmons, geben Sie weiter: Um 20 Uhr werden alle Kommandeure, Ersten und Zweiten Offiziere um Erscheinen im Konferenzsaal der Flotte gebeten."

"Aye, aye, Sir! Es kann sein, daß die Skylab noch nicht zurück von Bajor ist, in dem Fall wäre es möglich, daß Glinn Seris nicht rechtzeitig erscheinen kann."

"Dann langweilt er uns wenigstens nicht", freute sich Krak. Die ganze Runde mußte lachen.

"Lassen Sie ihn das besser nicht hören, wenn Ihnen Ihre Ohren gefallen, wie sie sind. Romulaner nehmen so etwas persönlich", schmunzelte Dukat. Die Ferengi hielt jaulend ihre Hände auf die Ohren.

"Sie dürfen wegtreten."

"Sir, darf ich Sie sprechen?"

"Selbstverständlich, Glinn Kira."

"Ab wann soll ich wieder bajoranische Uniform tragen?"

"Das überlasse ich Ihnen."

"Danke, aber was wäre Ihnen recht?"

"Mir ist egal, ob beim Eintritt in den bajoranischen Raum, vor dem Andocken oder am Tagesende."

"Vielleicht, wenn wir das Schiff verlassen dürfen."

"Kommen Sie dann in mein Quartier, um die Entlassung zu bestätigen."

"Okay." Sie ging auf die Brücke und an ihre Station.

Dukat setzte sich in den Kommandosessel. "Steuermann, Kurs setzen zum Wurmloch."

"Kurs gesetzt, Sir."

"Warp fünf. Energie!"


Vor der Ankunft an der bajoranischen Raumstation Deep Space Nine leerte sich die Brücke. Die Abteilungsleiter verschwanden schon Vormittags in ihre Sektionen, der Rest putzte oder packte. "Sir, ich glaube, es wird Zeit", erinnerte Jasad, "wir docken schon in ein paar Minuten an."

"Natürlich, Gul, der Rundgang." Er brachte das PADD mit einer Zusammenfassung der letzten drei Tage in den Aufenthaltsraum und folgte seinem Ersten Offizier zum Turbolift. "Glinn Kira, Sie haben die Brücke. Informieren Sie die Crew, wenn wir angedockt haben."

"Aye, aye, Sir!" Sie setzte sich mit einem stolzen Lächeln in den Kommandosessel. Das erste Mal stand die Invader unter ihrem Befehl. Wenn auch nur für ein paar Stunden. "Theoretisch könnte ich jetzt doch den lessepianischen Frachter da vorne abschießen", scherzte Kira.

"Wir werden Sie sehr vermissen", sagte Simmons.

"Ich werde Sie auch vermissen. Die letzten drei Tage waren wundervoll. Aber in den nächsten zwei Wochen werden wir uns alle noch oft sehen, Joshua."

"Haben Sie DS9 sehr vermißt?", wollte die Ferengi wissen.

"Nein. Dazu hatte ich gar keine Zeit", lächelte sie.


"Deep Space Nine ruft uns."

"Auf den Schirm!" Siskos Bild erschien auf dem Monitor. "Guten Tag, Captain Sisko. Können wir wieder an Andockrampe fünf andocken?"

"Positiv, Invader. Willkommen zurück!"

"Vielen Dank, Captain."

"Ich hatte eigentlich erwartet, mit Legat Dukat zu sprechen, Glinn Kira."

"Legat Dukat hat MIR das Kommando übertragen! Sie werden Gelegenheit haben, um 18 Uhr mit ihm zu sprechen."

"Selbstverständlich, Glinn." Sisko verstand, daß es nicht böse gemeint war, sondern, daß sich Kira so verhalten mußte. Schließlich trat sie ihm als CRA-Soldatin gegenüber.

"Wir sehen uns, Captain Sisko. Mister Simmons", zischte sie. Der Mensch schloß verlegen den Kanal. "Miss Krak, Manövrierdüsen."


"...Andockklammern haben sich geschlossen, wir sind mit der Station verbunden!"

"Gute Arbeit, Krak. Kira an alle. Wir haben soeben an die bajoranische Raumstation Deep Space Nine angedockt. Erwarten Sie Erlaubnis, das Schiff verlassen zu dürfen. Kira Ende."

"Legat Gawlak und Miss Tora beamen sich auf die Brücke."

"Nehmen Sie Haltung an!" Die Legat materialisierte sich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Willkommen an Bord, Ma'am!", grüßte Kira.

"Vielen Dank, Glinn. Stehen Sie bequem!" Sie aktivierte ihren Kommunikator. "Gawlak an Dukat."

"Dukat hier."

"Ziyal und ich haben rübergebeamt. Können wir uns vor Deiner Konferenz mit Sisko noch sehen? Ich möchte ein paar Geschehnisse der letzten Tage lieber persönlich mit Dir besprechen."

"Wo?"

"Ist Dir unser Quartier recht?"

"Welches?"

Val lachte. "Auf Deiner Invader."

"Ich beeile mich. Dukat Ende."

"Nerys, hast Du Lust, heute Abend mit ins Quarks zu gehen? Wir werden zu ein paar Leuten die Reparatur der Kahless und Rückkehr der Invader feiern."

"Klar! Wann soll ich kommen?"

"So gegen halb neun, neun werden die meisten da sein."

"Okay!"


"Liebling, ich muß Dir was sagen", schnurrte Val ihrem Mann ins Ohr. "Mir gefällt es auch nicht, aber wir können nichts dagegen machen..."

"Was ist es?", fragte Dukat ungeduldig.

"Ich muß Morgen nach Bajor fliegen, um mit dem Ministerrat über ein Abkommen zwischen Bajor und der Cardassian Rebel Alliance zu verhandeln. Das dauert den ganzen Tag, ich werde das Manöver verschieben müssen. Wenn Du einverstanden bist, wird die Kahless auf die Cold War warten."

"Nehme bitte ein Sicherheitsteam mit."

"Was? Du machst mir keine Szene, daß ich eine schlechte Ehefrau und Stiefmutter bin oder so? Und Du bist nicht sauer, wenn ich die nächsten Tage keine Zeit für Dich habe?"

"Ich kann einfach nicht wütend auf Dich sein. Unser Dienst für Cardassia verlangt Opfer."

"Danke, ich liebe Dich. Aber ich hätte ein weniger schlechtes Gewissen, wenn ich Ziyal nicht allein lassen müßte. Die letzten drei Tage warst Du weg, dann bist Du zurück und ich muß weg."

"Ich weiß. Was möchtest Du mit den gefangenen Klingonen machen?"

"Ich würde sie liebend gerne freilassen, aber wenn wir das tun, zeigen wir Schwäche. Und das ist nicht gut. Wir können uns im Moment kein Mitleid erlauben. Aber gehe gut mit ihnen um. Für mich."