Disclaimer: siehe Kapitel 1


Ein neuer Spieler 2
Artemis (Artemis1000@gmx.net)



In einer schneeweißen Rüstung stand Val Gawlak in der Luftschleuse von Shuttlerampe drei. Sie hatte ihre Arme um den Hals ihres Mannes gelegt, stand auf den Zehenspitzen. "Ich habe überhaupt keine Lust, jetzt nach Bajor zu fliegen", jaulte sie. "Das ist SOO langweilig. Ich bin keine Politikerin, ich kann das nicht. Du kannst VIEL besser reden als ich!"

Dukat küßte sie auf die Stirn, "Du wirst den Ministerrat zerschmettern! Sie würden mir nicht zuhören, das weißt Du, Val."

"Aber wenn sie mich auslachen... Weißt Du, wenn sie was Gemeines über Dich sagen, dann kann ich mich nicht zurückhalten. Du kennst doch meine super Selbstbeherrschung."

"Allerdings... Und deshalb möchte ich, daß Dich Gul Damar und Major Kira begleiten. Als meine Frau bist Du die bevorzugte Zielscheibe des ganzen Quadranten."

"Das ist wirklich lieb von Dir, aber ich kann gut auf mich selber aufpassen. Wenn Damar mit ist, muß ich mir wegen den Bajoranern Sorgen um ihn machen. Und Nerys Ruf wäre ABSOLUT ruiniert, wenn sie meinen Bodyguard spielt!"

"Aber der Major möchte es. Sie ist sich der Konsequenzen bewußt." Sein Ton verriet, daß es aussichtslos war, zu diskutieren.

"Andererseits, mit den zwei an meiner Seite wird es nicht ganz so ätzend werden. Und es macht was her, wenn ich wenn mit einem Cardassianer UND einer Bajoranerin auftauche! Schickst Du sie bitte zu mir?" Er nickte, ging los. Val hielt ihren Ehemann zurück, "grüße mir Ziyal, ich vermisse Euch schon jetzt!" Sie gaben sich einen Kuß, dann ging die 1/4-Bajoranerin in das Shuttle.


"Kommt, Jungs, landet auf dem Vorplatz!" Das cardassianische Shuttle der Legat kreuzte über dem Vorplatz des Regierungsgebäudes von Bajor.

"Soll ich vielleicht in dem Teich landen?", fragte einer der zwei Piloten sarkastisch.

"Wenn Sie nicht vor dem Hasperat-Imbiß gestoppt wären, dann wären wir auch nicht zu spät", grummelte Damar.

"Ich hatte eben Hunger! Mit dem Hasperat cardassianischer Replikatoren kann man einen Klingonen vergiften!", verteidigte sie sich. "Ach", flötete sie, "sagen Sie, wie hat es Ihnen eigentlich geschmeckt?"

Der frischgebackene Gul schwieg. Er und seine cardassianischen Kollegen hatten tatsächlich am meisten gegessen. Val warf ihm einen "wenn sie jetzt nicht sofort antworten, verpetzte ich sie bei meinem Mann"-Blick zu. "Gut."


Als sich die Türen des Shuttles öffneten, sprangen als erstes Kira und Damar raus, sicherten den Weg. Hinter Val folgten die Piloten. Offenbar waren zwei bajoranische Sicherheitsoffiziere etwas verwirrt, als sie auf sie zurannten.

"Legat Gawlak, Cardassian Rebel Alliance, bewachen Sie mein Shuttle!", befahl sie den Männern.

"Aber... das sind doch Cardassianer", stotterte einer.

"Ach, so was aber auch, Mister Oberschlau! Tun Sie, was ich Ihnen sage, sonst bekommen Sie es mit einem cardassianischen Phaser zu tun!"

"Ja, Ma'am! Wen dürfen an Ihr Shuttle lassen?"

"Nur meine Begleiter und mich! Es wird nicht lange dauern."

"Wenn Sie die Schrottkiste nur eine Sekunde aus den Augen lassen, kriegen Sie es mit mir zu tun!", zischte Major Kira Nerys.


Die kleine Eskorte eilte mit Val durch das Regierungsgebäude, ignorierte die bei ihrem Anblick verstörten Bajoraner. Vor dem Audienzraum des Ministerrats atmeten alle noch ein Mal tief durch und betraten den Saal. Nur Val nicht, sie stürmte hinein, den panischen Milizionären zum Trotz.

Sie baute sich vor dem hufeisenförmigen Tisch auf. "Guten Morgen, hochgeachteter Herr Erster Minister, geschätzte Ministerinnen und Minister, verehrte Vertreter der Vedekversammlung. Ich bin Legat Gawlak von der Cardassian Rebel Alliance. Erlauben Sie mir bitte, mich für meine Verspätung zu entschuldigen", lächelte sie ihr niedlichstes Lächeln.

Shakaar Edon hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und versuchte, sich eine Meinung über diese Frau zu bilden. Er sah sie zum ersten Mal. Bisher hatte er immer mit Dukat und Damar gesprochen. Sie war noch charmanter, als Kira sie beschrieben hatte. Er betrachtete für eine Weile ihr Gesicht. Sie hatte drei Furchen auf ihrer Nase, spitze Ohren, eine leicht wulstige Stirn, kornblumenblaue Augen und hüftlange weißblonde Haare. Verwirrend. Wäre es nicht unmöglich, würde er sie für einen Mix aus Bajoraner, Klingone, Vulkanier oder Romulaner halten. Dabei konnte ihr Auftreten nicht cardassianischer sein.

"Und, ich weiß, ich rede zu viel, aber das liegt mir noch am Herzen: Es ist mir eine große Ehre, heute vor Ihnen sprechen zu dürfen." Mit gestrafften Schultern und in den Nacken geworfenem Kopf sah sie ihr Publikum ungeduldig an.

"Und für mich ist es eine große Ehre, Sie begrüßen zu dürfen, Legat Gawlak. Möchten Sie beginnen?"
"Ich sage Ihnen unsere Vorstellungen, Sie sagen Ihre und wir treffen uns in der Mitte, ja?" Sie merkte die Blicke des bajoranischen Herrschers, zwinkerte ihm zu. Dann begann sie mit einer unruhigen Wanderung. "Punkt eins: Sie erkennen uns als legitime cardassianische Regierung an! Zweitens: Wir nehmen diplomatische Beziehungen auf, Botschaften werden gebaut. Drittens." Rhetorische Pause. "Wir dürfen Bajor besetzen." Sie grinste über beide Ohren, "ach nein, das ist ja erst Punkt fünf!"

"Geben Sie es zu, Sie hatten Punkt drei vergessen", lachte Shakaar entspannt.

"Nur, wenn Sie mich zum Mittagessen einladen!"

"Und Sie werden mir kein Gift ins Essen mischen?"

"Nicht mehr als gewöhnlich!", sie warf ihren Phaser gegen die Decke, hielt die Hand auf, bis er wieder darin landete, steckte ihn zurück.

"Beeindruckend!", kam eine sarkastische Antwort.

Sie lehnte sich über den Tisch der vorlauten Ministerin. "Mich erinnern diese Phaser immer an biologische Waffen. Es ist das effizienteste Tötungsmittel, daß bisher erfunden wurde, finden Sie nicht auch? Was für eine Auswirkung ein Virus in der Atmosphäre eines Planeten hat...", hauchte sie gefährlich sanft. Mit einem allzu cardassianischen Grinsen betrachtete sie, wie die Frau blaß wurde.


Das erste Treffen war besser verlaufen, als Val es erwartet hatte. Sie hatten Vor- und Nachteile abgewägt, Bedenken durchgekaut und letztlich die CRA-Soldaten eingeladen, auf Bajor zu bleiben, bis Morgen die Entscheidung gefallen war. So konnten sie für Fragen persönlich zur Verfügung stehen und, glaubte Gawlak, man wollte sie prüfen. Beim Verlassen des Tagungsraum hielt Shakaar sie an. "Legat, Sie haben mir ein Mittagessen versprochen..."

"Und ich pflege mein Wort zu halten! Holen Sie mich in einer Stunde in meinem Quartier ab? Ich möchte noch meinem Mann Bericht geben und sollte mir vielleicht etwas anderes anziehen."

"Schön. Major Kira wird Sie und Ihren Stab zu Ihren Quartieren bringen."

"Wo wohnen wir eigentlich?"

"In einem bajoranischen Kloster."

"Das ist toll! Ich wollte immer schon einmal ein bajoranisches Kloster sehen, Erster Minister. Ach, gibt es dort eine Unterstellmöglichkeit für mein Shuttle?"

"Dafür ist schon gesorgt, Legat Gawlak."


"Ein wirklich wunderschönes Restaurant, Erster Minister", lächelte Val Gawlak.

"Das Beste der Stadt, Legat!" Er nahm ihren Mantel entgegen, führte sie zu einem Tisch mit Aussicht.

Val war zutiefst imponiert. Sie hatte nicht für möglich gehalten, daß ein bajoranischer Terrorist ein Gentleman sein konnte. "Ich bin beeindruckt!"

"Sie sehen bezaubernd aus", schmeichelte der Ex-Freiheitskämpfer ihr. Sie hatte sich für einen roten Minirock und eine bauchfreie weiße Bluse entschieden, deren Ausschnitt bis zum Saum reichte.

"Dieses Kompliment kann ich nur erwidern. Obwohl ich noch nicht viel gesehen habe, bin ich mir sicher, daß Bajor ein entzückender Planet ist."

"Ohne die Besatzung wäre er jetzt noch schöner!"

In ihren Augen war das Selbstmitleid, sie hatte von den Borg zerstörte Planeten gesehen, das nannte sie Leid, die Bajoraner hatten immerhin überlebt. "Daß Sie sich in einem Kokon aus Haß einspinnen, nimmt Ihnen die Möglichkeit zu einem Neuanfang. Wäre ALLES schlechter ohne die Besatzung? Was ist mit der Abschaffung des D'jarras? Der Verbundenheit der Bajoraner? Ihrer neuen Selbstachtung?"

"Aber die Cardassianer haben uns mehr genommen, als gegeben."

"Hören Sie auf, das Leben als mathematische Gleichung anzusehen! Niemand kann Ihnen zurück geben, was Sie verloren haben, Shakaar. Niemals! Sie werden es nie, NIE, zurück kriegen! Aber überlegen Sie mal, können die cardassianischen Kinder nicht auch sagen, die Bajoraner hätten brutal ihre Eltern abgeschlachtet? Versetzen Sie sich doch EINMAL in IHRE Situation!"

Er nickte leicht. "Ich weiß... Damals haben wir uns eingeredet, die Cardassianer hätten keine Gefühle. Haben sie das gleiche von uns gedacht?", fragte der Bajoraner.

"Natürlich!" Damit war für sie die Sache erledigt. Sie hatte keine Lust, weiter über die Vergangenheit zu sprechen. Sie war mit Shakaar ausgegangen, um sich zu amüsieren, eine unbeschwerte Zeit zu haben, nicht, um die Besatzung durchzukauen. "Ich glaube, ich kann die Bajoraner zumindest respektieren lernen. Mir tun nur meine Männer leid. Gul Damar haßt es, auf Bajor zu sein. Und die Piloten drehen mir bald durch. Aber sie werden es überleben. Hoffentlich!"

Shakaar schmunzelte, "ich glaube nicht, daß ihnen offene Feindseligkeit entgegenschlägt. Ein paar schiefe Blicke werden das schlimmste sein."

"Ihr Volk wird sich daran gewöhnen!"

"Sobald die Bürger merken, daß Sie ihnen nicht Schaden, wird man Sie akzeptieren."

"Damit das klar ist, wenn meinen Botschaftsangehörigen was zustößt, mache ich aus Bajor ein hübsches Kometenfeld! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Ihm wurde bewußt, daß er hier mit der Frau von Gul Dukat saß. Obwohl er jetzt eine weiße Uniform und den Titel Legat trug, schien sich seine Haltung zu Bajor nicht verändert zu haben, spekulierte der Erste Minister. "Ja, MA'AM."

Val hatte den Wunsch, ihren Gastgeber niederzuschlagen. Zu seinem Glück trat Damar an den Tisch. "Legat Gawlak, Legat Dukat erbittet Ihre Teilnahme bei einer Sondersitzung mit Captain Sisko."

"Sagen Sie ihm, Gul Damar, er kann mich mal!"

"Ich werde weitergeben, daß Sie verhindert sind."

"Ist er in der Leitung?"

"Nein, Ma'am, ich werde ihn gleich zurückrufen."

"Erster Minister, entschuldigen Sie mich! Ich habe eine eheliche Differenz auszufechten!"


Grinsend kam Val zurück an den Tisch. "Nichts besonderes. Er hat im Kloster angerufen, Kira hat ihm gesagt, ich wäre mit Ihnen Essen und da war er ... nicht ganz so glücklich. Ich muß um 18 Uhr persönlich an einer Konferenz teilnehmen. Das heißt, ich habe noch etwas Zeit für Sie!"


Shakaar brachte sie wieder in das Kloster, begleitete sie vor die Tür ihres Quartiers. Obwohl die drei Cardassianer, deren Zimmer direkt neben ihren lagen, sich auf dem Flur unterhielten, gab sie dem Bajoraner zum Abschied Wangenküsse. "Ich komme erst heute Nacht zurück, wir sehen uns Morgen, ja?"

"Sehr gerne, guten Flug."

"Danke, Edon. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Besprechung mit dem Ministerrat." Sie wartete vor ihrer Zimmertür, bis er um die Ecke gebogen war, dann wurde das süße Lächeln durch ein cardassianisch-überhebliches ersetzt. "Damar, fragen Sie die Vedeks, wo unser Shuttle steht. Wir fliegen in einer halben Stunde!"

"Aber wir haben doch noch Zeit..."

"Ich muß vor der Konferenz noch mit meinem Mann sprechen. Ich sage Kira Bescheid."

"Fliegen wir Sie?", fragte einer der Piloten.

"Wenn Sie sich absolut unwohl fühlen, können Sie auf DS9 bleiben, aber ich würde es bevorzugen, wenn Sie die Stellung halten." Die Soldaten nickten, sie verkniff sich den Hinweis, daß bajoranische Nonnen kein Zölibat ablegen mußten.


An der Luftschleuse fiel Val ihrem Ehemann um den Hals, als hätte sie ihn Monate lang nicht gesehen. "Ich liebe, liebe, liebe Dich! Ich hab Dich vermißt!", knuddelte sie ihn, danach ihr Stiefkind.

"Shakaar hat Dir sicher darüber hinweggeholfen..."

"Du bist gemein!" Hätte sie ihm bloß nicht im Spaß angekündigt, ihn mit dem bajoranischen Staatsoberhaupt betrügen zu wollen... "Laß uns in unser Quartier gehen, ich habe viel zu erzählen!"


In ihrem Quartier auf der Invader, einer geräumigen 5-Zimmer-Wohnung, warteten schon Damar und Jasad. Einen Moment lang bedauerte sie sich selbst. Nach einem harten Tag hatte jeder Nichtsnutz das Recht auf ein paar Stunden Ruhe, nur ein Legat nicht.

"Fangen Sie ruhig schon mal an, ich höre zu." Sie ging zum Replikator. "Raktajino, 35 Grad, 500 Gramm delvianische Pralinen, terranische Tortellini mit Käsefüllung und Spargelsuppe mit Pilzen, Yamoksoße, eine Flasche Kanar mit fünf Gläsern." Das Gespräch der Cardassianer beachtete sie nicht, war viel zu sehr mit ihrem vorgezogenen Abendessen beschäftigt.

"Hältst Du das nicht auch für beunruhigend, Val?"

"Uh!", der Raktajino war entschieden zu heiß. "Was sagtest Du gerade, Liebling?"

Er stöhnte, "die Bajoraner sind unglücklich damit, daß unsere Soldaten ihre Manieren verloren haben."

"Die sollen sich nicht so anstellen! Wer noch nie auf einem Bird of Prey gedient hat, der soll gefälligst seine Klappe in Sachen Manieren halten!", grummelte sie ohne Mitleid.

"Ganz meine Meinung, Legat, aber die Sternenflotte stimmt in das bajoranische Klagelied ein!"

"Machen Sie sich keine Sorgen, Damar, das kriegen wir geregelt!" Sie stürzte sich auf die Tortellini.

"Und wie?"

"Schätzchen, dazu will ich gerade einen Vorschlag machen." Vor Fremden sprach sie ihren Mann nur mit "Schätzchen" an, wenn er sie verärgert hatte. "Die Sicherheit wird ständig patrouillieren. Für den Anfang sollten Streifen auf der Promenade und bei den Gäste-Quartieren reichen. Ich habe so den Verdacht, daß Quark nicht ganz unschuldig daran ist. Wo sind die Vorfälle geschehen?"

"Auf der Promenade und im Umfeld der Gäste-Quartiere", lächelte Dukat. "Heute Mittag hat es eine Schlägerei mit den Bajoranern gegeben. Unsere Soldaten haben angefangen. Im Quarks!"

"Sieht aus, als hätten unsere Unschuldslämmchen zuviel Zeit! Wie wäre es damit: Wer an einer Schlägerei beteiligt ist, muß 26 Stunden Arbeit bei der Gegenseite leisten! Wer angefangen hat, bekommt zusätzlich einen Monat alle Privilegien entzogen und logiert zehn Tage in der Arrestzelle. Die Patrouillen sollten gemischt sein."


Am nächsten Morgen, Punkt sechs Uhr, traten 20 Cardassianer ihren Dienst bei der Sicherheit von Deep Space Nine an. Sichtlich unwohl betraten sie den Arrestzellen-Bereich. Ein paar ihrer Kameraden schliefen nur wenige Meter entfernt ihren Rausch aus, bewacht von einem Bajoraner. Glinn Vaalis grüßte möglichst freundlich, "guten Morgen, Sir. Wir sind die cardassianischen Sicherheitsoffiziere, die Sie unterstützen sollen. Wurden wir Ihnen nicht angekündigt?"

Der Bajoraner sprang auf, blinzelte sie an. "Ja, CARDASSIANISCHE Offiziere wurden mir angekündigt."

"Ich bedaure, Sie enttäuschen zu müssen, Mister Brilgar! Glinn Vaalis Jolan, Sicherheitschef, Zweiter und Taktischer Offizier der Invader", stellte sich der Halbbajoraner vor.

"Ich bringe Sie am Besten zum Constable, Glinn."

Sowohl Bajoraner als auch Cardassianer ahnten, daß es ein erlebnisreicher Tag werden würde. Nicht anders ging es im Maschinenraum zu, denn Sisko hatte mit Dukat beschlossen, daß seine Soldaten beschäftigt werden sollten, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen.


In einem Kloster saß Val über einer Schüssel in Milch eingeweichtem Brot. Sie sehnte sich nach den Zeiten, an denen Frühstück Gagh, Targherz und Blutwein bedeutete. "Übertreiben Sie nicht etwas, Vedek? Finden Sie es nicht vermessen, die Klingonen nach bajoranischen Maßstäben zu beurteilen?"

"Was wissen Sie schon von den Klingonen, Cardassianerin?"

"Vielleicht, daß ich klingonischer Abstammung bin und mehr als 30 Jahre unter diesen "Bluthunden" gelebt habe?!"

Die Bajoraner an ihrem Tisch schwiegen betreten. Ihr Gefühl sagte ihnen, daß eine wütende Klingonin mit cardassianischer Ethik nicht gut für ihre Gesundheit sein könnte.

Damar sah sich gezwungen, das Thema zu wechseln. "Wie alt ist dieses Klostergebäude?"

"Es ist seit vier Jahren fertiggestellt. Die Ruinen im Garten sind die Überreste des alten Tempels, er wurde während der..."

"...Besatzung zerstört, ich weiß." Unvermittelt mußte er lachen.

"Was ist an einem zerstörten Tempel so amüsant, Gul Damar?", fragte der Vedek verunsichert.

"Nichts. Amüsant ist lediglich, daß Sie mich für einen ehemaligen Besatzungssoldaten halten werden, Vedek Les, vielleicht sogar für beteiligt an dem Abriß." Angriff war die beste Verteidigung.

Der Priester sah ihn etwas zu lange für Damars Geschmack an. "Ich muß gestehen, mir ist der Gedanke gekommen...", lächelte der alte Priester.

"Ich habe erst nach Ende der Besatzung meine Ausbildung beendet."

"Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Gul Damar. Ansonsten hätte man Sie vor bajoranischen Skorpionen gewarnt..."

"Bajoranische Skorpione? Davon habe ich noch nie gehört!"

"Auf Ihrem linken Schuh sitzt ein Prachtexemplar!", kicherte ein Novize.

Damar schaute den Mann finster an, "ich HASSE es, wenn ich Sie mich verspotten!"

Val und Kira konnten es sich nicht verkneifen, nachzuschauen. Gleichzeitig bekamen beide einen Lachanfall.


"Nehmen Sie diesen dämlichen Plan aus dem Gesicht, Cardassianer!"

Einer der neuen Sicherheitswächtern von DS9 gehorchte seiner bajoranischen Kollegin mit einem Murren. "Und was jetzt?"

"Wenn ich mit Ihnen arbeiten soll, muß ich etwas über Sie wissen. Wo haben Sie bisher gearbeitet, gelebt, sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder, was war Ihr Beruf?"

"Cardassia Prime, Cardassia Prime, nein, nein, Soldat. Lassen Sie mich jetzt in Ruhe?"


Damar erholte sich nach dem Frühstück und seiner ersten Begegnung mit einem bajoranischen Skorpion beim Spaziergang durch den Park des Klosters, während die Frauen sich an einem Teich bespritzten. "Ich hoffe, ich störe Sie nicht", sagte eine männliche Stimme auf cardassianisch.

Er drehte sich zu dem Jungen um, "nein, natürlich nicht. Sie... sind Sie nicht der Skorpion-Freund?"

"Skorpione sind auch eine Gabe der Propheten. Bitte nehmen Sie meine Frage nicht persönlich, es ist reines Interesse. Mögen Sie uns Bajoraner nicht?"

Jetzt war er in Verlegenheit gebracht, "ich konnte mir über Sie noch keine Meinung bilden." Würde er "ja" sagen, würde seine Vorgesetzte ihm den Kopf abreißen.

"Ich glaube, Sie hatten keine Lust, Ihre Vorgesetzte nach Bajor zu begleiten", wurde er analysiert.

"Wo haben Sie cardassianisch gelernt?", wollte Damar ablenken.

"Lange Geschichte. Wieso weichen Sie meiner Frage aus?"

"Tue ich das? Ich bin nur in Gedanken."

Der bajoranische Teenager lief langsam einen Steinpfad entlang, deutete Damar, ihn zu begleiten. "Ich würde SO GERNE nur ein EINZIGES Mal zu den Sternen fliegen!", seufzte er.

"Sie waren noch NIE im Weltall?!", entsetzte sich der Cardassianer.

"Während der Besatzung konnten wir Bajor nicht verlassen. Danach hätten wir gekonnt, aber meine Eltern sehen es als Frevel an, sie sind einfache Leute ohne Wissen um die Wunder des Universums."

"Halten Sie denn ein Kloster für den richtigen Ort...?"

"Es gibt auf Bajor nur zwei Berufe, in denen man was erreichen kann: Soldat und Mönch. Und als Soldat wäre ich eine Lachnummer!"

"Haben Sie nie an eine wissenschaftliche Karriere gedacht?"

"Astronom ist mein Traumberuf. Aber damit kann man nichts erreichen. Und ich will nie zur Sternenflotte. Verstehen Sie das nicht falsch, ich habe Respekt vor ihnen, aber es ist nichts für mich."

"Hm... Sie können trotzdem stolz darauf sein, was sie schon erreicht haben! Wie alt sind Sie? Und, wie heißen Sie überhaupt?"

"17 Jahre. Ich bin Tohi." Insgeheim hoffte der Novize, daß er den Soldaten überreden könne, ihn auf sein Raumschiff mitzunehmen.


"Pah! Sie sind viel mehr naß als ich, Nerys!"

"Und ICH schmeiß SIE gleich in das Becken rein!" Major Kira packte Legat Gawlak spielerisch und wollte sie in den Teich mit Seerosen tauchen. Sie hätte sich eine Gegnerin aussuchen sollen, die weniger flink und erfahren war. Prompt badete sie selbst.

Kira kreischte. Schnell hatte sie den Schock überwunden und jagte die flüchtende Val.

Der nächste Brunnen war Vals Verhängnis. Sie versteckte sich dahinter, als sie plötzlich hochgehoben und in das kühle Wasser getaucht wurde. "Bä! Was tun Sie mir an? Das werde ich Ihnen heimzahlen!"

Patschnaß rannte Val gegen jemanden. Sie quiekte, fiel auf das Gras. Schlamm hatte schnell ihre Uniform bedeckt. Die Überraschung war groß, als sie in dem Mann, dem sie gerade an die Kehle gehen wollte, ihren eigenen Ehemann erkannte. "Liebling?"

Dukat zog sie lachend hoch, klopfte den Dreck aus ihrer Rüstung. "Warum bist Du so naß?"

"Nerys hat mich in das Becken geworfen!" Sie schüttelte sich.

"Sie haben mich gerettet!", keuchte der Major, ließ sich nur zwei Meter entfernt auf den Boden fallen.

"Warum bist Du hier, vertraust Du mir nicht?"

"Shakaar möchte, daß wir beide anwesend sind, wenn die Entscheidung des Ministerrats verkündet wird. Er hat positiv geklungen."

"Wenn er uns einen Korb gibt, bringe ich ihn um! Ohne Spaß jetzt, ich schneide ihm die Kehle auf. Ganz langsam, Nerv für Nerv! So, daß er alles spürt"

"Du hast zu lange unter Klingonen gelebt. Zieh Dir bitte etwas Trockenes an, ich warte hier auf Dich."


In einer trockenen Uniform, fühlte sich Val viel cardassianischer. Mit Dukat, Damar und Kira schritt sie durch die Gänge des bajoranischen Regierungssitzes. "Ich glaube, ich habe wirklich zu lange unter Klingonen gelebt! Ich bin so kribblig und muß gegen jemanden kämpfen! 30 Jahre sind sogar für mich etwas zu viel."

"Sie haben mir nie erzählt, daß Sie im klingonischen Imperium aufgewachsen sind!"

"Das bin ich auch nicht, Nerys."

"Aber wie...?"

"Ich bin älter, als ich aussehe."

Kira war versteinert. "Aber, Sie sind höchstens 30!"

"Vergessen Sie nicht, daß ich Vulkanierin bin..."

"Was...? Wie...?", stotterte der Major. Noch mehr als Vals Alter verwirrte sie, daß sich ihre cardassianischen Begleiter nicht wunderten. Für Val war die Diskussion beendet, sie reagierte nicht mehr auf die Fragen ihrer Freundin.


"Persönliches Computerlogbuch Major Kira Nerys, Deep Space Nine", Kira ging zum Replikator, "Raktajino!" Während sie an der Tasse nippte, sagte sie die Sternzeit, ging dann zurück zum Terminal.

"Heute war ein glorreicher Tag für die CRA. Bajor hat diplomatischen Verbindungen zugestimmt und der CRA jede verfügbare Hilfe zugesagt. In dieser Stunde wird sich ihre Flotte in den Orbit von Bajor begeben. Dafür wollen sie uns vor dem Dominion beschützen. Eigentlich ein Grund zum Feiern, ich sollte auf dem Tisch tanzen vor Freude. Aber ich traue Dukat nicht! Und noch weniger traue ich seiner Frau. Sie ist eine sehr gefährliche Frau, gefährlicher als Dukat!

Nach der Entscheidung des Ministerrats waren wir noch mit Shakaar in einem Lokal, die neue Allianz begießen. Er betet Val geradezu an. Jadzia glaubt, daß er bald das Interesse an ihr verlieren wird. Nun ja... Cardassianer können nicht viel Frühlingswein vertragen, hat sich herausgestellt. Die Glinns haben das wenige, was sie im Kloster gegessen hatten, auf offener Straße erbrochen. Ein Bajoraner mußte uns zurückfliegen. In seiner Freude hat Damar einem jungen Priester erlaubt, mitzukommen. In zwei Wochen soll er zurück in sein Kloster. Ich bezweifele, daß er das freiwillig tun wird. Das Leben als Vogelfreier ist für ihn ein großes Abenteuer. Ich mache mir Sorgen um ihn!"


"Computerlogbuch der Kahless Pride, Legat Val Gawlak. Tag neun auf DS9, 17 Uhr vier. Nachtrag. Ich bin soeben mit Legat Dukat von Bajor zurückgekehrt. Heute ist ein großer Tag für das Volk von Cardassia! Bajor ist zwar weder mächtig noch nützlich, aber es macht uns salonfähig! Als nächstes werden wir das klingonische Imperium auf unsere Seite ziehen. Weil ich zu einem Haus gehöre, wird es leicht sein, eine Audienz beim Hohen Rat zu bekommen. Und dann kommt selbst die verzärtelte Föderation nicht drum herum, uns ebenfalls zu helfen! So sieht zur Zeit unser Schlachtplan aus.

Während unseres Aufenthalts auf DS9 ist meine Priorität, in den Crews Sympathie für die Bajoraner zu wecken. Beim nächsten Landurlaub möchte ich keine unangenehmen Überraschungen erleben! Ich habe bereits mit dem Erster Minister Shakaar, einem sehr leicht manipulierbaren Mann, die Einzelheiten vereinbart. Sobald wir von Qo'nos zurückkehren, werde ich allen eine Woche freigeben.

Gul Damar hat sich mit einem Novizen namens Tohi angefreundet. Er wird einige Wochen unsere Gastfreundschaft genießen, um das Weltall kennenzulernen. Ich hoffe, daß wir durch solche Einzelaktion eine Basis an Vertrauen schaffen können."


An diesem Abend machten die Legats einen Spaziergang über die Promenade. Val trug private Kleidung, schmiegte sich so nah an ihren Mann, wie möglich und schnurrte zufrieden. "Was ist?"

"Ich bin nur glücklich, ich liebe Dich", lächelte sie. "Gehen wir kurz ins Quarks? Ich möchte so gerne ein bißchen Dart spielen."

"Nicht so lange, Du verspielst sonst Dein Gehalt..."

"Aye, aye, Sir!", gluckste sie, "au! Deine Rüstung piekt!"


Auf der anderen Seite des oberen Promenadendecks liefen Miles O'Brien und Julian Bashir kopfschüttelnd an dem Paar vorbei. "Ich weiß nicht, was sie an dem findet!", klagte der Arzt.

"Sie haben doch nicht etwa...? Julian, er WIRD SIE TÖTEN!"

"Ich weiß, aber sie ist SOO süß!"

"Das ist Selbstmord!"

"Sie sind ein Pessimist, Miles. Sehen Sie sich diese Figur an!"

"Tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!"

"Wenn sie ins Quarks kommt, müssen Sie mich gewinnen lassen, okay?"

"Wenn es sein muß", der Chefingenieur machte sich große Sorgen.


"Odo an Dukat. Legat, ich informiere Sie darüber, daß einer Ihrer Soldaten soeben von einer gemischten Streife im Wohnbereich festgenommen wurde."

"Wegen welchem Verbrechen?"

"Er hat im Rausch eine Angehörige der Miliz belästigt."

"Haben Sie ihn schon verhört?", fragte er gleichgültig.

"Nein."

"Ich möchte bei dem Verhör anwesend sein, Odo, ich komme sofort. Steht das Opfer unter Schock?"

"Nein. Er ist in meinem Büro. Odo Ende."

"Jetzt geh schon, das gehört zu unserer Abmachung mit Sisko!", drängte Val.

"Macht es Dir wirklich nichts aus? Sonst schicke ich Damar."

"Natürlich nicht, Liebling. Ich komme in einer halben Stunde nach. Bis gleich! Quark, bringen Sie mir bitte ein Glas von dem stärksten Getränk, das sie haben!" Sie verstand, daß er zu dem Verhör mußte, seinen Artgenossen verteidigen, aber es änderte nichts an ihrer plötzlichen Langeweile. Zwei Männer in der hintersten Ecke des Quarks erweckten ihre Aufmerksamkeit. "Bringen Sie mir den Drink zur Dartscheibe!"

"Hallo, Jungs, könnt Ihr noch einen Spieler gebrauchen?" Julian klappte das Kinn herunter. Da stand sie leibhaftig vor ihm.

"Wenn Ihr nicht wollt, am Dabo-Tisch ist sicher noch ein Platz für mich frei." Sie nahm Julian den Pfeil aus der zitternden Hand und warf ihn genau in die Mitte der Scheibe. Vulkanische DNS hatte ihre Vorteile.

"Sie sind herzlich eingeladen, Miss...?"

"Legat Gawlak, Chief. Ah, Quark, mein Drink, danke."

"Haben Sie Zeit für eine Runde?", fragte Julian mit Mühe.

"Klar doch. Wie steht es?"

"Noch ein Wurf, dann habe ich gewonnen!"

"Beeindruckend, Lieutenant Bashir." Sie schenkte dem jungen Arzt ein verführerisches Lächeln. Abgelenkt, wie er war, landete der Dartpfeil ein gutes Stück neben der Scheibe.


"Sie haben eine Glückssträhne, Legat!"

"M-hm. Bevor ich Sie weiter ausnehme, muß ich einem meiner Soldaten aus der Patsche helfen." Während Val die Bar verließ, sah sie auf ihr Chronometer. Sie hatte über das Spiel die Zeit vergessen und konnte nur noch zu ihrem Quartier joggen, sich umziehen und hoffen, daß sie sich nicht zu sehr verspätete.


Bevor sie Odos Büro betrat, verlangsamte sie ihr Tempo. Gemütlich bummelte sie hinein. "Abend!"

"Legat Gawlak, guten Abend", grüßte Odo freundlich. Eine Sicherheitswärterin und Dukat nickten ihr zu.

"Ma'am, es tut mir leid."

"Guten Abend, Constable. Das hat es auch, Soldat! Wo ist das Opfer?"

"Ich", piepste die scheinbare Wächterin schüchtern.

"Können Sie das Verhör lange genug unterbrechen, um mir bitte eine Kurzfassung der Versionen zu geben, Constable?"

"Die Aussagen sind auf diesem PADD festgehalten."

"Danke", sie lehnte sich gegen die Wand und sah es flüchtig durch.

"So kommen wir nicht weiter. Sagen Sie die Wahrheit und die Angelegenheit ist erledigt, oder ich muß mir meine eigene Wahrheit erstellen!", befahl Dukat.

"Lassen Sie mich fünf Minuten mit ihm alleine, ich beanspruche das Recht, mich mit einem Offizier zu beraten. Sergeant Lora, wenn Sie bleiben möchten, bleiben Sie, sonst verlassen Sie bitte den Raum!"

"Sir, Sie bleiben doch auch, oder?", der Soldat ahnte, was ihm geschehen würde, wenn Dukat ging.

"Sie dienen auf Legat Gawlaks Schiff, ich könnte Sie selbst nicht besser vertreten", er nickte und verließ mit Odo das Büro.

"Soso, jetzt sind wir drei also alleine! Nun, Soldaten, möchten Sie etwas zu Essen oder zu Trinken? Vielleicht einen Rotblatttee? Er belebt das Gehirn..."

"Mit vierfach Zucker und Milch!", jubelte Lora. "Äh... ich mußte mich notgedrungen daran gewöhnen."

"Rotblatttee, Rotblatttee mit vierfachen Portionen Zucker und Milch und Rotblatttee mit sechsfacher Portion Zucker", befahl Val dem Replikator.

"Sie verschandeln den wahren Geschmack damit", grinste der Cardassianer.

"Oh, daß glaube ich nicht, dieses Zeug ist das ekelhafteste, was ich in meinem ganzen Leben getrunken habe, Ihr Gift ist nicht für bajoranische Mägen gemacht!", erklärte Lora als wäre nichts geschehen. Sie hatte so viel erlebt, daß sie alles, was unter Mord lag, gar nicht mehr berührte.

Der Soldat nahm sein Glas entgegen, grinste, zuckte mit den Schultern, "wie Sie meinen, Miss..."

"Genug der Freundlichkeiten!", grollte Gawlak. "Sie sagen mir auf der Stelle, was Sie mit der jungen Lady gemacht haben oder Sie werden das Opfer äußerst unerfreulicher Verhörtechniken des Obsidianischen Orden!" Sie holte ein Messer aus ihrem Stiefel, "ich habe mir sagen lassen, daß Verletzungen am Nacken sehr schmerzhaft für Cardassianer sein können, mein Freund..."

"Auf welcher Seite stehen Sie, CARDASSIAN Rebel Aliance-Legat?"

"Sie haben uns Schande gebracht, Soldat! Sie haben einen direkten Befehl mißachtet! Das ist Meuterei! 300 Cardassianer geben alles, um Vorurteile der Bajoraner zu widerlegen, Sie haben kein Recht, Ihren Kameraden zu schaden! Fühlen Sie sich nicht zu sicher, nur weil Sie Cardassianer sind!"

"Das tue ich nicht, Ma'am! Und ich sagte schon, ich bedaure, Sie enttäuscht zu haben, aber ich war betrunken und nicht Herr meiner Sinne! Normalerweise ignoriere ich Bajoraner einfach."

"Von mir aus können Sie so viel Bajoraner töten, wie Sie wollen! Aber nicht, wenn Sie uns damit schaden! DARUM geht es, verdammt!"

"Es gibt keine Entschuldigung für meine Handlung, ich bitte Sie jedoch, meine tief empfundene Reue zur Kenntnis zu nehmen. Des weiteren bitte ich Sie um eine harte Strafe, Ma'am", sagte er leise.

"Schon besser! Ich lasse Sie ein letztes Mal davonkommen mit einmonatigem Entzug der Privilegien, Streichung von zehn Tagen Landurlaub, 30 Überstunden..."

"Ma'am, ich bitte Sie um Gnade für ihn, er war wirklich SEHR betrunken..."

"Lassen wir es diesmal bei den drei Punkten. Baten Sie mich nicht, Sie daran zu erinnern, daß sie sich bei Sergeant Lora entschuldigen wollten?", flötete Gawlak.

"Will ich das?" Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, "Sie haben es gehört, Sergeant...", entschuldigte er sich unbeholfen.

"Vergessen und vergeben!"


Ziyal machte an diesem Abend mit Kira einen Spaziergang über die Promenade. Bisher war sie Fragen über ihre Stiefmutter immer ausgewichen. Diesmal hatte sie um ein Gespräch gebeten. "Es tut gut, noch einmal mit Dir etwas zu unternehmen, Nerys."

"Ich habe Dich richtig vermißt."

"Ich Dich auch. Aber ich mag Val wirklich gerne. Nur manchmal ist sie ziemlich spleenig!"

"Was macht Sie denn?"

"Täglich senkt sie die Temperatur in unserem Quartier für eine Stunde auf Minus 20 Grad! Dann stellt sie auch das Licht auf volle Stärke, erhöht den Sauerstoffgehalt und macht Gymnastik", kicherte Ziyal.

"Das ist wirklich spleenig! Wofür soll das gut sein?"

"Sie glaubt, daß sie so jünger aussieht. Sie mag einfach keine Wärme, glaube ich. Und dann ißt sie anstatt ein Menü, zwei, drei verschiedene Gerichte gleichzeitig. Aber ich habe sie trotzdem gerne. Weißt Du, Val ist für mich wie eine Freundin, aber Du wirst immer meine zweite Mutter bleiben!", sie nahm die gerührte Bajoranerin in den Arm.

"Mir hat noch nie jemand so etwas Nettes gesagt, Ziyal. Und ich wünsche Euch wirklich, daß Ihr eine glückliche Familie werdet!"

"Aber?"

"Ich bin mir nur unsicher, was ich von Val halten soll. In einem Moment ist sie warmherzig, einfühlend und dann wedelt sie auf einmal mit einem Bat'leth herum! Ich habe mich daran gewöhnt, daß Dein Vater mit mir zu flirten versucht, jetzt hat er nur noch Augen diese impertinente Kriegerin!"

"Geb es zu, Du bist eifersüchtig!", lachte Dukats Tochter.

"Ich freue mich, daß er eine Frau gefunden hat, die zu ihm paßt. Ich meine, sie liebt ihn wirklich. Ich weiß nicht, warum, aber sie liebt ihn."

"Haben sie schon einmal erzählt, wie sie sich kennengelernt haben? Das war absolut unromantisch."

"Erzähl!"

"Nachdem wir Daddys Bird of Prey verlassen hatten, kam sie an Bord. Val wollte ihm Waffen verkaufen, sie kannten sich, weil er sie mal verhört hatte. Ihr Shuttle war ein paar Tage an sein Schiff angedockt, weil sie sich nicht einig wurden. Irgendwann zwischen Morddrohung und Latinum hat es gefunkt. Kurz darauf flog ihre Destiny neben seinem Schiff und sie machte sich als Rebellin nützlich."

"Wieso hat Val ihm so schnell vertraut?"

"Mir hat sie erzählt, daß sie sich schon beim Verhör in ihn verknallt hatte. Val gehört nicht gerade zu den Leuten, die sich lange zieren, wenn man ihnen etwas Profitables anbietet. Und da sie gerade von halben Quadranten gejagt wurde... Sie ist ein richtiger Abenteurer!", lachte Tora Ziyal voller Respekt. "Aber ich warne Dich, einem guten Geschäft ist sie immer noch nicht abgeneigt... Reden wir im Quarks weiter?"


Legat Gawlak hatte ihre Freunde und Kollegen zum Lunch eingeladen, wollte den Vertrag mit Bajor richtig feiern. In Zusammenarbeit mit Quark war das Kasino des CRA-Kommandoschiffs festlich geschmückt. Zu der Party erschienen der Erste Minister und die Kai. Vals wahrer Grund war, daß sie es nicht erwarten konnte, mit ihrer Stieftochter anzugeben.

Mit Ziyal sah sie aus dem Panoramafenster der Messe. "Ist Bajor nicht wunderschön", hauchte sie.

Quark dirigierte seine Dabo-Mädchen durch den Raum, ließ sie die letzten Teller auf der festlich gedeckten Tafel plazieren. Damit die sorgfältig geplante Sitzordnung nicht durcheinanderkam, wurde das Menu serviert, kein Buffet, wie Val es bevorzugte. Auf den Tischen standen Karaffen mit alkoholfreien Getränken, seine Drinks würde Quark später hinter einer improvisierten Bar mixen.

"Das ist ein Kunstwerk, Legat!", lobte er sich selbst. "Ich habe in ihren Abfütterungsraum Stil gebracht! So gefällt mir dieses Schiff viel besser."

"Quark, hätten Sie nicht schon einen Job, ich würde Sie sofort engagieren!"

"Hm... was würden Sie mir zahlen?"

"An Bord dieses Schiffes arbeitet man aus Idealismus, nicht für Profit, Quark."

"Sie müssen verstehen, Legat, ich bin unersetzbar auf Deep Space Nine, diese Station braucht mich!"


Zuerst kamen die Brückenoffiziere von Deep Space Nine zu der Besatzung des Schiffes, dann trudelten die Brückenoffiziere der anderen CRA-Schiffe, samt Anhang, ein, danach Shakaar Edon. Ein Dabo-Mädchen, sie spielten heute Kellnerinnen, führte ihn zu seinem Platz in der Mitte neben Dukat.

Die Kai würde den Platz neben Val bekommen, Shakaar wollte ihr nicht gegenüber sitzen. Ihrem Gemahl gegenüber saß Val, rechts von ihr Sisko, gegenüber von Ziyal, neben der Quark saß. Dax trennte neben Shakaar einen Bajoraner von Damar. Die Sternenflotte war über die Tafel verstreut, spielte die Barrieren bei dem Drahtseilakt.

Und dann erwies sich Kai Winn die Ehre. Legat Dukat sprang sofort auf, begrüßte sie in aller Form, obwohl er sie zutiefst verabscheute. Aber die Diplomatie hatte ihren Preis. Kira war glücklich, einen Platz bei ihren Freunden von der Invader zu haben.

Alle waren da, die Vorspeisen wurden serviert, das Fest konnte beginnen. "Legat Gawlak, ich sehe bei Ihnen gar keinen Ohrring", spielte die Kai Verwunderung vor.

"Weil ich zu einem klingonischen Haus gehöre."

"Eine bajoranische Legat gehört zu einem klingonischen Haus. Ungewöhnlich."

"Ich bin genauso gut Klingonin wie Vulkanierin, Bajoranerin und Mensch, Kai Winn. Außerdem sehe ich meine prioritäre Verantwortung gegenüber der CRA und dem cardassianischen Volk, nicht der bajoranischen Religion."

"Wie haben Sie sich kennengelernt?", fragte Shakaar.

"Das ist eine lange Geschichte", lächelte Val. Sie hatte nur auf diese Frage gewartet. "Beim Verhör, als ich erstmals auf Cardassianer traf. Es war aber meine Schuld, ich hätte WIRKLICH mißtrauisch werden sollen, als die taktischen Daten nicht mal durch einen Zugriffscode geschützt waren!"

"SIE waren eine Spionin?"

"Das Ausführen von Aufträgen jeder Art war mein Job. Von etwas muß man schließlich leben! Nun, ich saß in der Falle. Mein Mann war damals Sicherheitschef des Schiffs. Mein Respekt vor Cardassianern war endgültig dematerialisiert, als ich auch noch meine Auftraggeber nennen sollte! Lächerlich!"

"Hätten Sie ihn verraten, hätte ihr Auftraggeber Sie getötet!"

"Genau, Kai! Diese cardassianischen Verhörtechniken fand ich, ähm... wie soll ich sagen? Amüsant! Es war schmeichelhaft, daß mir auf einmal mehr Leute Aufmerksamkeit schenkten, als in meinem ganzen Leben. Nach einer Stunde wußte ich alles über meine Verhörer und die nichts über mich!"

Shakaar schüttelte lachend den Kopf, "Ihre Auffassung von Amüsement ist bizarr!"

"Ich hatte bis dahin ein Viertel Jahrhundert beim Zubettgehen nicht gewußt, ob ich noch mal aufwache! Als Kommandeur eines klingonisches Schiffes schwebt man ständig in Lebensgefahr! Versuchen Sie das für nur eine Woche, Erster Minister, und Sie verstehen mich!"

"Geben Sie mir ein Schiff, eine Crew und ich mache es einen Monat!", versprach Shakaar leichtfertig.

Ziyal kicherte leise. "Fangen Sie schon mal an, mit dem Bat'leth kämpfen zu lernen, Sir, Val wird Sie beim Wort nehmen!"

Er lachte, zuckte mit den Schultern. Vor all den Cardassianern würde er sich keine Blöße geben. Bevor er sich in noch mehr Probleme brachte, ließ er Val weitererzählen.


Das Essen war, glücklicherweise, ohne Skandale verlaufen. Val war froh, daß sie die Party auf einem cardassianischen Schiff stattfinden ließ, was die Bajoraner hemmte. Der gefährlichste Teil fing aber gerade erst an. Nach dem Essen tranken viele an der Bar etwas, tanzten oder unterhielten sich weiter. Mit Shakaar und Sisko hatte sie befohlen, daß jeder Gast nicht mehr als drei alkoholische Drinks trinken durfte. Sie hofften inständig, daß sich alle daran halten würden, denn die Sicherheit auf diesem Schiff war nicht gerade für ihre Zärtlichkeit bekannt und würde keine Rücksicht auf Prestige nehmen.

Kira hatte sich erst nach einer ganzen Weile von ihren cardassianischen Freunden losreißen können, um zu Shakaar zu gehen. Ihr Freund gab ihr einen flüchtigen Kuß, als sie zu ihm kam. "Was hast Du so lange bei diesen Cardassianern gemacht, Nerys?"

"Ich habe mich mit meinen Freunden unterhalten. Was dagegen?" Seine Grimasse mußte sie einfach kommentieren, "wenn Du, vor Dukat, mit Legat Gawlak flirtest, beschwere ich mich auch nicht!"

"Komm, Nerys, wir wollen doch nicht übertreiben. Ich war nur eifersüchtig auf Deine Freunde", wollte er sie beruhigen.

"Damar hat mir erzählt, wie Du Dich von Val verabschiedet hast! Wenn Du die Gelegenheit hättest, würdest Du mich noch mit ihr betrügen!"

"Ich hab aber keine Gelegenheit, sie liebt ihren Mann, das habe ich deutlich zu spüren bekommen."

"Dann würdest Du also mit ihr ins Bett!" Kiras Geduld war am Ende, seit drei Tagen hatte ihr Freund nur noch Augen für ihre Freundin. Sie hatte nichts gesagt, als er mit ihr flirtete. Aber diesmal ging er zu weit. Während sie sich unterhalten hatte, tanzte er eng umschlungen mit ihr. Sie machte Val keinen Vorwurf, sie verhielt sich gegenüber allen Männern so. Aber sie machte sich Sorgen um seine Gesundheit. Dukat wußte, daß seine Frau treu war und vermutlich eine Intrige spann, wenn Val aber sein Vorhaben bemerken würde, würde sie ihn kastrieren. So hatte sie vor Kira angekündigt, mit jedem Mann umzugehen, der sie zu einem Seitensprung hinreißen wollte.

"Nein, Nerys, Liebes", schnaubend ließ sie ihn stehen und zog ihrerseits Derell auf die Tanzfläche.

"Rache ist süß", kommentierte Dax voller Genugtuung zu Worf.

"Er ist ein Idiot!", bekräftigte Worf. "Eine klingonische Kriegerin würde sich niemals mit so einem....", er knurrte den klingonischen Namen für einen ehrlosen Mann nur leise, "abgeben!"

"Dukat wäre zwar auch nicht meine erste Wahl, aber wenigstens weiß er, was er will." Er grummelte zustimmend.

"Warum wollen Sie weglaufen, Kozan?", wunderte sich Kira angetrunken.

"Ich laufe nicht weg, ich möchte nur nicht in einer Arrestzelle landen."

"Stellen Sie sich nicht so an, ich will Edon eifersüchtig machen!", sie legte ihre Arme um den Hals des Cardassianers, rückte, nachdem sie sich sicher war, daß Shakaar zusah, noch näher an ihn heran.

"Wieviel haben Sie getrunken, Major?"

"So etwas fragt ein Gentleman eine Lady nicht!"

"Ich will nur Gerüchte vermeiden."

"Drei Gläser Frühlingswein, ein Wasser, zwei Kanar, vier Icobeeren-Saft und einen Blutwein."

"Das erklärt Ihr Verhalten", ächzte der Glinn. Das schlimmste war, daß Val ihn grinsend beobachtete und keine Anstalten machte, ihm zu helfen.

"Mein Kopf tut mir weh und meine Beine und... eigentlich tut alles weh."

"Ich bringe Sie ins Bett." Er gab Ziyal ein Handzeichen und zog Kira aus der Messe, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Jetzt hatte er ein neues Problem. Er fand es unhöflich, sie in der Krankenstation abzuladen, für Gawlaks Quartier war er nicht autorisiert und wenn er sie in sein Quartier mitnahm, würde ihr Freund das falsch verstehen, aber er hatte keine andere Wahl.


Den Rest der Party tobten Ziyal und Val den mit den Kindern der Gäste. Mit den fünf kleinen hatten sie großen Spaß, obwohl das Verhalten für eine Legat bei einem offiziellen Empfang unangemessen war. Ausgelaugt setzten sie sich wieder an den Tisch, tranken Limonade und Ziyal erzählte cardassianische Märchen. Bis Val von einem Niesanfall durchgeschüttelt wurde. "Urgh! Wenn ich jetzt auf der Erde wäre, würde ich sagen, ich hab eine Pollen-Allergie, aber hier?"

"Hat Quark keine Blumen zur Dekoration benutzt?", fragte Ziyal.

"Dann werden es doch nur Pollen sein, gut. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schwanger sein würde, aber definitiv zu lange, um die ganze Zeit zu Niesen!"

"Geh auf die Krankenstation, Liebes, und laß Dir ein Hypospray geben. Wir passen so lange auf die Kinder auf", bot Dukat an.

"Ich vertraue Ärzten nicht! Aber hab ich eine andere Chance? Kinder, seid brav, ich bin bald zurück!"


Bevor Val auf die Party zurückkehrte, machte sie noch einen Abstecher zu Derells Quartier, wo Kira ihren Restalkohol ausschlief.

"Herein!", befahl die Bajoranerin desorientiert, als es klingelte.

Legat Gawlak sah sich in Derells Wohnzimmer um, setzte sich dann neben Kira. "Sind Sie alleine?"

"Was? Sie denken doch nicht etwa, ich hätte eine Affäre mit Kozan Derell!"

"Sie sind sich nahegekommen und jetzt sind Sie in seinem Quartier..."

"Ich habe zuviel getrunken und der Doktor hat mir freundlicherweise angeboten, mich auf seiner COUCH auszuruhen."

"Ich habe eine Neuigkeit für Sie, aber Sie müssen mir zwei Dinge schwören: Erstens dürfen Sie nicht in Ohnmacht fallen und zweitens erst Morgen jemandem erzählen. Das ist sehr, sehr wichtig, okay?"

"Bei den Propheten!", Kira hob ihre rechte Hand.

"Ich bin schwanger!"

Kira glaubte, zu ersticken, dann nahm sie ihre Freundin in den Arm. "Das ist wunderbar! Ich gratuliere Euch! Was sagt Dukat dazu?"

"Ähm..."

"Es ist doch sein Baby, oder?"

Val bekam einen Lachanfall, "natürlich! Ich habe es ihm nur noch nicht gesagt, es sind so viele Leute bei ihm und das ist keine Atmosphäre für so etwas. Ich erzähle es ihm heute Abend. Kommen Sie mit, Ziyal und ich spielen Babysitter?"

"Ich will noch etwas schlafen. Wenn die Leute mich so sehen, kommen sie wirklich auf falsche Gedanken! Ich möchte mich bei Glinn Derell bedanken und erst mal fragen, ob ich noch bleiben darf."

"Ich schick ihn Ihnen vorbei, er ist für jede Minute dankbar, in der er den Politikern entkommt." Die Legat gab Kira Nerys einen freundschaftlichen Klaps und ging zur Tür. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um, "zu Shakaar: Für mich sind Bajoraner attraktiv wie Ferengi!" Damit verschwand sie.


"Major", grüßte Derell, als er sein Quartier betrat. "Val..."

"Tut mir leid, wenn ich Sie von der Party geholt habe, Kozan."

"Sie haben dafür etwas gut bei mir." Der Arzt setzte sich auf die Couchlehne. "Wie fühlen Sie sich?"

"Etwas besser, aber in meinem Kopf dreht sich noch alles. Danke. Für alles. Es tut mir leid, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe."

"Nein, mir tut es leid, ich war sehr grob zu Ihnen."

"Das, das ist okay, ich war betrunken. Können Sie mir bitte noch einen Raktajino bringen?"

Er replizierte das Getränk und brachte es der Bajoranerin, "bitteschön. Möchten Sie vielleicht etwas lesen? Wir haben bajoranische Literatur gespeichert."

"Wirklich? Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller?"

"Bajoranischer?" Kira nickte. "Akorem Laan."

"Was für ein Zufall! Er ist auch einer meiner Lieblingsautoren! Welches Stück bewundern Sie am meisten?"


Die meisten der Gäste von DS9 hatten keine Lust, nach der Party noch zu der Raumstation zu fliegen. Sisko, Kira, Dax, Bashir, Quark, Rom, Nog und Jake bezogen Gästequartiere. Nach dem offiziellen Teil hatten sich Sternenflotte, Miliz und CRA ein Wetttrinken geliefert, Sieg für Bajor.

"Das sind unsere Kommunikatoren, bitte tragen Sie die genauso gewissenhaft wie ihre. Auf den PADDs sind Pläne vom Schiff. Es wäre schön, wenn Sie um, sagen wir, zwölf, auf der Brücke erscheinen würden, dann bringen wir Sie zurück. Fühlen Sie sich auf unserem Schiff bitte wie Zuhause! Gute Nacht!"

O'Brien wollte noch etwas fragen, aber Kira hielt ihn zurück. Sie wußte, daß Val endlich zu ihrem Mann wollte, um ihm von ihrer Schwangerschaft zu berichten. "Aber wir brauchen ein Kinderbett für Molly", beschwerte sich Keiko.

"Ich erkläre es Ihnen Morgen. Wenn Sie etwas brauchen, wenden Sie sich an mich. Ich kenne mich hier ja aus", erklärte sie stolz.


Früh am nächsten Morgen meldete der Computer im Schlafzimmer des Ehepaars Dukat/Gawlak lautstark eine eintreffende Subraumtransmission. "Ich geh schon", sagte Val schicksalsergeben. "Vielleicht DS9", sie wickelte sich in die Decke ein und tapste zu dem Terminal. "An solchen Tagen beneide ich Dich um Deine Nachtsicht!", stöhnte sie um sich tastend. "Au! Das war der Schrank!"

"Computer, Licht auf volle Stärke!", befahl Dukat lachend.

"Was machst Du?", quiekte seine Frau, "ich bin blind! Computer, Licht auf cardassianischen Standard!" Prompt fiel sie über das Terminal. "Du gemeiner, hinterhältiger Bastard!" Sie nahm in dem Stuhl Platz, sah Sekunden später Kai Winns Gesicht.

"Guten Morgen, Legat Gawlak. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt."

Val verfluchte sie still, "macht nichts. Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein, Euer Heiligkeit?"

"Ich lade Sie und Ihre Familie heute zu einer privaten Audienz mit gemeinsamem Mittagessen ein", keine Bitte, sondern ein Befehl.

"Euer Heiligkeit, ich nehme Ihre Einladung mit tiefster Demut an. Nichts werde ich lieber tun."

"Ist Ihnen 11 Uhr im Kendra-Schrein angenehm?"

"Ich kann es kaum erwarten!"

"Bis später, Legat Gawlak."


Schweißgebadet erwachte Kira aus einem Alptraum. Sie hatte geträumt, daß die Kahless, mit ihr an Bord, vom Dominion vernichtet wurde. "Nerys, das ist albern! Bajoraner haben kein Lampenfieber wegen Manövern!" Sie wußte, daß sie sich belog. An diesem Abend würde sie mit der Cold War und der Kahless zu einem Erkundungsflug tief in den Dominion-Raum aufbrechen. In drei Tagen würde die Destiny zu ihnen stoßen. Es sollte ein sechstägiger Trip sein, aber wer konnte schon mit Bestimmtheit wissen, was sie erwartete? Abgesehen von den Propheten, berichtigte sich Kira schnell.

"Computer, Zeit."

"Es ist sieben Uhr und drei Minuten."

Kira schlüpfte aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Eine Schalldusche, ein Frühstück im Kasino und ein Abstecher auf die Brücke würden sie auf andere Gedanken bringen.


Im Kasino steuerte Kira selbstverständlich auf den Tisch mit den Brückenoffizieren zu. Kurz davor wurde ihr klar, daß sie nicht mehr dazu gehörte. Sie setzte sich seufzend an einen leeren Tisch. "Was ist los, Nerys? Sind Sie sauer auf uns?", kam Gilara Vaalis zu ihr.

"Nein, wieso?"

"Weil Sie sich nicht zu uns setzen."

"Ich dachte nur, weil ich nicht mehr zur Crew gehöre..."

"Seien Sie um neun bei Luke 17B. Wir sehen uns die Schildgeneratoren von außen an!"

"Jolan!", tadelte Dukat den Halbbajoraner.

"Wieso? Ich brauche jemanden, der mit mir rausgeht, Nerys braucht etwas zu tun."

"Aye, aye, Sir! Aber wieso sehen wir uns die Schildgeneratoren an?"

"Weil ich sage, daß wir uns die Schildgeneratoren ansehen! Sie wurde beim Kampf mit den Dominion-Schiffen beschädigt und Regor hat sie repariert."

"Ja, stimmt, ich erinnere mich daran. Wir hatten mehrere direkte Treffer bekommen."

"Genau, und ich sehe lieber selber nach, ob Regor seine Arbeit gut gemacht hat. Also, Kira, essen Sie endlich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"

Sisko und Dax beobachteten die Szene erstaunt. "Faszinierend", kommentierte Jadzia.


"Guten Morgen", grüßte Sisko.

"Überprüfen wir noch mal die Subroutine. Nelam, Sir, können Sie bitte an der Technischen Station die Anzeigen im Auge behalten?"

"Natürlich. Nerys, ich habe die Werte gerade nicht im Kopf."

"Wenn der Energieverbrauch über 20.000 steigt, müssen Sie Alarm schreien. Alle bereit?" Fünfmal kamen Bestätigungen. "Dann fangen wir an. Jo, möchten Sie?."

"Mit dem größten Vergnügen! Ich lade Phaserbank eins."

"Worauf soll ich die Zielerfassungsscanner ausrichten? Das Regierungsgebäude ist ein schönes Ziel", schmunzelte Gilara Vaalis. "Zielerfassungsscanner ausgerichtet."

"Energieverbrauch, Sir?", fragte Kira

"19.273."

"Das wird knapp!"

"Feuere Phaserbank eins ab."

"Das dürfen Sie nicht tun!", schrie Sisko.

Die ganze Brücke kicherte, "nur Simulation", brachte Gilara Vaalis zwischen zwei Lachanfällen heraus.

"Major!"

"Wir haben den Computer auf Holodeck eins mit den Konsolen auf der Brücke verbunden."

"Sir?"

"Wir sind immer unter 20.000 geblieben. Gute Arbeit! Mister Simmons, ich brauche ein Shuttle für die Delegation von Deep Space Nine."

"Wollen Sie nicht noch bis nachher bleiben, Nerys? Es gibt heute ein leckeres Dessert im Kasino, ich weiß nicht, woraus es besteht, und ich will es auch gar nicht wissen, aber es ist köstlich!"

"Tut mir leid, ich muß zurück. Ich bin heute Abend wieder als Beobachter eingeteilt."

"Von welchem Schiff beobachten Sie?"

"Ich HOFFE von der Kahless!"

"Sagen Sie bloß, Sie kommen nicht mit Gul Damar aus!" Vaalis Jolan war entsetzt.

"Er haßt mich!"

"Er haßt Sie nicht, Nerys, glauben Sie mir, er ist mit Joshua mein bester Freund und sogar noch Bajoraner-freundlicher als Gul Garyk! Und der hat eine menschliche Crew!"

"Hey! Was hast Du gegen Menschen?", bellte Simmons.

"Nichts, ich hab nichts gegen Menschen, ich mag Menschen", redete sich der Sicherheitschef heraus.

"Du mußt Dich entschuldigen!"

"Joshua hat Recht, das war gemein von Ihnen!"

"Das ist doch Unsinn!"

"Ist es nicht! Es ist kein Unsinn!"

"Freunde", versuchte Gilara zu beschwichtigen.

"Halt Dich da raus, Gil!"

"RUHE!", schrie der Erste Offizier. Betretenes Schweigen trat ein. "Danke, Ladies and Gentlemen. Sie dürfen in die Mittagspause gehen." Der einzige Weg, die aufgebrachte Meute von der Brücke zu locken.

"Sir, es tut mir leid", entschuldigte sich Kira verlegen bei Sisko. Sie hatte ihn ganz vergessen.

"Können wir jetzt zurückfliegen, Major?"

"Mister Simmons?", fragte Sisko.

"In Shuttlerampe zwei werden Sie erwartet", sagte der Mensch kühl.

"Ich hatte eigentlich erwartet, mich bei Legat Dukat persönlich für Ihre Gastfreundschaft bedanken zu können."

"Legat Dukat befindet sich mit seiner Familie auf Bajor, Captain", erklärte Jasad überheblich. "Als Erster Offizier dieses Schiffes nehme ich Ihren Dank an." Mit einem Nicken stelzte Jasad von der Brücke, hinter ihm stolzierte Simmons in den Turbolift.

"Ist der immer so?", verzog Jadzia Dax das Gesicht. Kira zuckte nur mit den Schultern.


"Das schmeckt himmlisch, Euer Heiligkeit", lobte Val Gawlak mit gespielter Begeisterung. Sie hätte töten können für eine gute, alte klingonische Nadelhaxe. Statt dessen bekam sie eine bajoranische Spezialität nach der anderen vorgesetzt. Es gab nur wenige bajoranische Speisen, die ihr schmeckten. Das waren sehr scharfes Hasperat und süßes Gebäck. Keines von dem wurde serviert.

"Es freut mich, daß es Ihnen schmeckt, Legat. Hätte ich gewußt, was für ein Liebhaber der bajoranischen Küche Sie sind, hätte ich ein vielseitigeres Menü ausgewählt... Aber ich möchte das gerne mit Ihnen nachholen", säuselte Kai Winn.

"Das ist eine phantastische Idee! Leider fliege ich heute Abend in den Gamma-Quadranten, aber sobald wir zurück sind, werde ich Sie an dieses Angebot erinnern!", spielte sie ihre Rolle perfekt.

"Ich freue mich schon."

Val sah, wie unwohl sich ihr Mann und ihre Stieftochter fühlten, also gab sie ihnen eine kleine Verschnaufpause. "Ich mich auch. Haben Sie sich schon einmal mit cardassianischen Spezialitäten beschäftigt, Euer Heiligkeit? Entgegen der allgemeinen Meinung hat die "Cardassia Cuisine" den ein oder anderen Glanzpunkt. Mein persönlicher Favorit ist Zabo in Yamoksoße."

"Das hört sich... köstlich an. Darf ich fragen, was Zabo ist?"

Val triumphierte innerlich. Wenn die Kai ihre allwissende Maske absetzte, hatte sie es geschafft. "Liebling, das kannst Du uns sicher besser erklären." Kai Winn flüsterte sie verschwörerisch zu, "ich laß mir nicht sagen, was im cardassianischen Essen drin ist, weil ich sonst verhungern würde."

"Es ist Fleisch. Wild", erklärte Dukat unbeholfen.

"Hört sich gut an."

"Habe ich schon gesagt, wie wunderschön Bajor ist? Es ist wirklich einer der bezauberndsten Planeten dieses Quadranten. Und glauben Sie mir, ich habe viele gesehen."

"Danke. Möchten Sie sich nachher noch den Drehkörper ansehen?"

"LIEBEND gerne! Mein Mann und ich", sie warf Dukat einen hoffnungsvollen Blick zu, "möchten Sie gerne zu einem unserer Manöver einladen. Wir werden in einer Woche ein Manöver aller Kriegsschiffe veranstalten und es wäre uns eine unglaubliche Ehre, Sie dabei begrüßen zu dürfen, Euer Heiligkeit."

"Ich komme gerne."

"Das ist toll! Es ist auch nicht gefährlich, wir bleiben im bajoranischen Raum. Natürlich kann es immer zu einem Zwischenfall kommen, aber die Chancen, daß sie bei unserem Manöver in Gefahr geraten, sind so hoch, wie, wenn Sie hier sitzen."

"Was meine Frau sagen will", fiel ihr Dukat ins Wort, "ist, daß meinen Soldaten und mir Ihr Wohlergehen am Herzen liegt und Sie Ihre Wachen nicht benötigen werden. Sie müssen verstehen, daß wir dem Obsidianischen Orden unsere Stärke nicht auf dem Präsentierteller darlegen möchten."

"Ich habe vollstes Verständnis dafür, aber ich versichere Ihnen, daß meine Leibwache absolut vertrauenswürdig ist. Es sind Bajoraner, Legat Dukat, sie werden Cardassia nicht helfen."

"Bei allem Respekt, aber der Kreis und Cardassia HABEN sich geholfen!"

"Zwei Leibwächter werden genügen."

"Ohne Zweifel. Mein Sicherheitschef ist Halbbajoraner."

"Hey, hier wird nicht gemogelt! Mein Sicherheitschef ist ein Mensch!", beschwerte sich Val.

"Wenn ihr das so entscheidet, muß Kai Winn die Cold War besuchen. Gul Damars Zweiter Offizier ist Halbbajoraner", meinte Ziyal.

"Das ist Glinn Vaalis auch!"

"Er ist sein Liebhaber!", brummelte ihre Stiefmutter.

"Ist er nicht!" Alle drei sahen Ziyal an. "Äh..."

"Geb es endlich zu, Du bist verknallt in Damar", grinste Gawlak.

"N..."

"Man lügt nicht, Ziyal."

"Wieviel Sekunden hat ein bajoranischen Tag?"


Ohne Gruß stürmte Legat Gawlak auf die OPS. "Kira, Abmarsch!", schrie sie durch den Raum.

"Was ist passiert, Val?", fragte Kira ahnungslos.

"Major, ich erwarte von meiner Crew drei Dinge: Disziplin, Disziplin und noch mal Disziplin!", fuhr sie die Bajoranerin an.

"Das habe ich bereits gemerkt, Ma'am."

"Und WARUM sind Sie dann nicht zum Dienst angetreten!"

"Wovon redest Du? Die Schiffe laufen um acht Uhr aus und ich werde pünktlich zur Flottenbesprechung auf der Kahless sein."

"Vielleicht würde mein Mann Dir das durchgehen lassen, aber ich NICHT! Wenn wir um acht Uhr auslaufen, hast Du Dich spätestens um sechs Uhr zum Dienst zu melden!"

"Tut mir leid, aber das hat mir niemand gesagt."

"Du hättest ja fragen können", giftete Val.

"Ich hol schnell mein Gepäck und bin in einer halben Stunde bei Dir, okay?"

"20 Minuten!"



"Sehr gut, dann fangen wir damit an. Sonst noch etwas, Ladies and Gentlemen?"

Kira beäugte Vals Crew, die bunteste, der sie je begegnet war. Vom Ersten Offizier, einem Trill, bis zur klingonischen Chefingenieurin. Sie konnte nicht fassen, daß die Personen, die mit ernsten Gesichtern an ihrem Tisch saßen, Verbrecher waren. Besagter Trill hatte Antimaterie gestohlen, der CONN, die Sicherheitschefin und die Ingenieurin waren Söldner gewesen, der Arzt für DNS-Manipulationen berüchtigt und die OPS hatte als Edel-Prostituierte und Erpresserin ihre "Kunden" ums Geld gebracht. Dagegen bestand die Kohn-Ma aus Unschuldslämmern, erst recht Damars Offiziere.

"Major, sind Sie da?", schmunzelte Glinn Joran, Zweiter Offizier der Cold War.

Sie schreckte zusammen. "Entschuldigen Sie bitte, Sir, ich war in Gedanken."

"Lassen Sie das nicht zur Gewohnheit werden!", warnte Larys.

"Nein, Sir, ganz bestimmt nicht. Ich habe noch eine Frage: Auf welches Schiff werde ich stationiert?" Sie betete zu den Propheten für die Cold War. Vals Kollegen machten sogar ihr Angst.

Damar beobachtete amüsiert Kiras Verzweifelung. Sie war eine schlechte Schauspielerin. Natürlich hatte ihm sein Freund Vaalis erzählt, wie sich Kira vor der Cold War fürchtete. Er konnte gar nicht erwarten, zu erfahren, was diesen Sinneswandel ausgelöst hatte. Sie schien regelrecht panisch. "Der Major könnte doch ein oder zwei Tage auf meinem Schiff sein und die heiße Phase von der Kahless beobachten."

"Das ist eine tolle Idee!", jubelte Val. "Du kommst auf die Cold War." Kira versuchte, ihre Begeisterung zu unterdrücken. "Wenn das alles ist, dürfen Sie gehen!" Zögernd ging Kira aus dem Konferenzraum und in den Turbolift. Jetzt, wo die Entscheidung gefallen war, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie sich freuen sollte.

"Turbolift anhalten. Kira, ich... erwarte von Ihnen das gleiche, was ich von meinen Untergebenen erwarte. Wenn Ihnen jemand einen Befehl gibt, führen Sie ihn aus, ob er Ihnen gefällt oder nicht, wenn Sie jemand zurechtweist, denken Sie daran, daß Sie nur ein lästiger Beobachter sind, verstanden?"

"Ja, Sir. Was erwarten Sie noch von Ihren Untergebenen?"

"Aufopferung, Begeisterung, Aktivität, Respekt, Gehorsam, aber keine Unterwürfigkeit, eine starke Persönlichkeit, Ausdauer und eine dicke Schale. Ich kann manchmal etwas... ausfallend werden, das ist nicht persönlich gemeint." Kira hätte sich ohrfeigen können. "Da Sie schon unter Legat Dukat gedient haben, erwarte ich keine Schwierigkeiten", erklärte Damar großzügig.

"Das hoffe ich", murmelte Kira Nerys.

"Turbolift weiterfahren!"


"Wann treten wir ins Wurmloch ein, Tohi?" Gul Damar lehnte sich über die wissenschaftliche Station, an der Tohi hockte und begeistert die astronomischen Anzeigen betrachtete.

"Bei jetziger Geschwindigkeit sollte es in 17 Minuten sein... darf ich es nachrechnen?"

"Selbstverständlich." Der Novize tippte Geschwindigkeit und Entfernung zum Wurmloch ein. Als das Ergebnis erschien, gab ihm Damar einen anerkennenden Klaps auf die Schulter, "Du wirst immer besser. Du hattest die Krümmung des Raum-Zeit-Kontinuums übersehen."

"Ich bin SO BLÖD!", fluchte der Bajoraner.

"Bist Du nicht! Wenn das jeder auf Anhieb könnte, wofür bräuchten wir dann noch Raumflottenakademien?"

"Punkt für Dich, aber ich find es trotzdem blöd, daß ich diese Gleichung nicht kann."

"Wieviel Lichtjahre, auf drei Stellen hinter dem Komma, ist Cardassia Prime von Romulus entfernt?" Als Tohi zu dem Terminal griff, zog Damar lächelnd seine Hand zurück, "ich habe Dich gefragt, nicht den Computer."

"Drei Stellen hinter dem Komma im Kopf? Das ist schwer! Ja, ja, ich weiß, was Du jetzt über einen geschulten cardassianischen Geist sagen willst. Laß mich überlegen..."

"Durchgefallen! Hast Du das nie gelernt?"

"Doch, aber immer von Bajor aus."

"Wieso sollten Dich bajoranische Lehrbücher auch für den Dienst in der cardassianischen Flotte ausbilden? Das größte Problem Deines Volkes, nie auf alle Eventualitäten vorbereitet!"

"Es ist mathematisch unwahrscheinlich, auf alle Eventualitäten vorbereitet sein zu können. Aber versuchen kann nicht schaden! Darf ich jetzt die Entfernung der 20 wichtigsten Planeten im Alpha- und Beta-Quadranten von Cardassia Prime aus auswendig lernen?"

"Das kannst Du in Deiner Freizeit machen, Tohi, ich helfe Dir auch dabei. Jetzt möchte ich, daß Du Kaari im Maschinenraum helfen gehst. Du hast doch über die Tarnvorrichtung gelernt?"

"Natürlich hab ich das. Wenn ich schon einmal auf einem Raumschiff sein kann, glaub mir, dann nutze ich die paar Tage auch aus!" Der Mönch ging mit zügigen, cardassianischen, Schritten zum Turbolift.

Damar setzte sich nun wieder auf den Kommandosessel. Zu Kiras überraschtem Gesichtsausdruck erklärte er, "ein netter Junge. Es ist eine Schande, daß er nicht auf Cardassia geboren ist, er könnte ein berühmter Wissenschaftler werden."

Kira wollte entrüstet erwidern, daß er das auf Bajor auch werden könne, aber dann wurde ihr klar, daß man auf ihrem Heimatplaneten ganz andere Sorgen hatte, als die Wissenschaft. "Er wird es schaffen. Ich glaube, er mag Sie", fügte der Major lächelnd hinzu.

"Wenn ich mal einen Sohn habe, hoffe ich, daß er Tohi ähnelt. Rein geistig!" Die ganze Brücke lachte.


"Taspar Eier! Überall, wo ich hinkomme, gibt es Taspar! Ich hasse den Fraß!", murrte Tohi im Kasino. Als er Kira neben sich bemerkte, lächelte er verlegen. "Ich mag kein Essen, das noch lebt."

"Ich auch nicht. Hasperat?"

"Vielen Dank!" Die zwei Bajoraner setzten sich an einen Tisch am Fenster. "Wie gefällt es Ihnen bei uns, Major Kira?"

Kira mußte einen Lachanfall unterdrücken, der junge Mönch war so niedlich. "Gut, danke, Mister Nelas. Ich habe gehört, daß Gul Damar sehr streng ist..."

"Er ist hart! Aber gerade das gefällt mir an ihm." Auf Kiras entgeisterten Blick erwiderte er, "ich bin hier um zu Lernen, nicht, um Urlaub zu machen! Der Gul verlangt viel von mir, aber es ist in meinem eigenen Interesse, seine Befehle zu befolgen."

"Möchten Sie zur Raumflotte?"

"Hier gefällt es mir, vielleicht schließe ich mich der CRA an", ignorierte der Mönch ihre Frage.

"Sie sind kein Soldat, es ist Wahnsinn, ausgerechnet auf ein cardassianisches Schiff zu gehen!"

"Ich sag doch nicht, daß ich es JETZT machen will! Aber ich könnte es mir vorstellen..."

"Ich könnte NIE für Cardassianer arbeiten!"

"Das hier ist etwas anderes, als das, was die Kollaborateure während der Besatzung gemacht haben. Aber regen Sie sich nicht auf, Major, Gul Damar hat mir sowieso verboten, hierzubleiben. Er sagt, daß Legat Gawlak in ein oder zwei Monaten nach Bajor kommt, und wenn ich dann noch will, wird sie mich zur Cold War mitnehmen. Wenn ich viel lerne gibt mir der Gul vielleicht den Posten als Leitender Wissenschaftsoffizier."

"Hatten wir das Thema nicht schon abgehakt?"

"Äh..."

"Tohi, wir haben eine Vereinbarung!"

"Aber bis ich studiert habe, regiert Ihr vielleicht schon auf Cardassia Prime und dann wird mich Euer Forschungsministerium nicht einstellen, weil ich nur ein Bajoraner bin", schmollte der Mönch. Damar warf ihm einen gefährlichen Blick zu. "Ist aber wahr!"

"Vielleicht. Aber zuerst bekommt ein gewisser bajoranischer Novize einwöchiges Holodeck-Verbot!"

Er sah den Kommandanten mit einem bettelnden Hundeblick an, "bitte, bitte, bitte, bitte. Ohne Holodeck kann ich nicht richtig lernen."

"Sofort in mein Büro!", knurrte Damar.

Kira sah den Männern kopfschüttelnd nach, murmelte leise, "er muß wahnsinnig sein." Mit einem Schulterzucken stürzte sie sich auf ihren Teller Hasperat.


"Turbolift anhalten!", befahl Damar dem Computer. "Tohi, wie oft muß ich Dir noch sagen, daß ich nicht möchte, daß Du Dich uns überstürzt anschließt? Du weißt, daß ich einen guten Wissenschaftler gebrauchen kann, besonders, weil unser Schiffsarzt nicht gerade der begeistertste ist, aber Du wirst nicht aus Deinem Kloster abhauen!"

"Aber ich BIN mir sicher! Ich will unbedingt in die CRA eintreten! Du weißt, daß ich nicht sehr viel vom Krieg halte, aber im Moment gibt es ja nur die Schiffe, deshalb werde ich auch extra ein cardassianischer Soldat werden."

"Ich weiß das zu schätzen, Tohi, und ich habe selten einen Bajoraner gesehen, der mit soviel Überzeugung Cardassia dienen wollte, aber Du kannst das nicht mehr rückgängig machen! Sobald Du zu uns gehörst, bist Du für Bajor gestorben. Dann MUßT Du bei uns bleiben, egal, ob es Dir gefällt oder nicht. Und das solltest Du Dir gut überlegen. Du bist noch sehr jung, Tohi, und Du hast noch nicht viel vom Universum gesehen. Jetzt ist es alles neu und aufregend für Dich, aber irgendwann wirst Du auch die Nachteile spüren."

"Damar, ich bin ein BAJORANER! Ich habe mein ganzes Leben lang die Nachteile gespürt! Glaub mir, wer Gallitepp überlebt hat, den kann so leicht nichts mehr schocken! Außer Taspar. Aber was ich sagen will, ist, daß ich weiß, worauf ich mich einlasse. Für die anderen Bajoraner bin ich ein Verräter, wenn ich auf meine Heimatwelt komme, werde ich mit noch mehr Verachtung behandelt, wie richtige Cardassianer und hier bin ich nur ein besseres Stück Vieh!"

"Und genau das möchte ich verhindern! Abgesehen vom Stück Vieh, weil das wirst Du HIER nicht sein. Für die cardassianische Bevölkerung kann ich nicht sprechen, aber nach ein paar schmerzhaften Begegnungen mit Ex-Widerstandskämpfern haben die CRA-Crews ihre Meinung um 180 Grad geändert", schmunzelte er.

"Bei den Propheten, stehe ich jetzt zwischen zwei Stühlen!", stöhnte er. "Die Bajoraner werden mich nicht mehr wollen, wenn sie herausfinden, daß ich zu Euch will und Du willst mich auch nicht."

"Nein! Das habe ich nie so gesagt und das meine ich auch nicht so."

"Ich darf also bleiben?"

"Deine Logik bringt mich noch um den Verstand..."

"Ist das ein "ja"?", grinste er.

"Ein jein. Wenn wir wieder an Deep Space Nine angedockt sind, wirst Du sofort in Dein Kloster zurückkehren. Bevor wir abfliegen, werde ich Dich anrufen und fragen, wie Du Dich entschieden hast. Wenn Du immer noch herkommen willst, sende ich Dir sofort ein Shuttle und Du wirst auf der Skylab eine militärische und wissenschaftliche Ausbildung bekommen, DANACH werden wir sehen, ob Du noch Lust hast, Wissenschaftschef hier auf der Cold War zu werden. Bist Du damit einverstanden?"

"Das ist super! Das Holodeckverbot hast Du doch nicht ernst gemeint, oder?"

"Todernst! Aber weil Du keine Woche mehr an Bord sein wirst, hebe ich es auf und bestrafe Dich folgend: Du wirst den Rest Deines Aufenthalts das Holodeck nur zu Studienzwecken nutzen und ich möchte, daß Du mir an Deinem letzten Tag ein zehnseitiges Referat über schwarze Löcher vorlegst!"

"Aye, aye, Sir!", strahlte der junge Mönch. "Darf ich jetzt schon anfangen?" Damar nickte. "Turbolift weiterfahren. Wissenschaftslabors."


Kira verbrachte den Abend mit bajoranischer Musik, Gedichten und einem Glas repliziertem Frühlingswein auf ihrer Couch. Genau genommen die erste Stunde. Dann zirpte der Türalarm. Widerwillig legte sie ihr Buch zur Seite und stand auf. "Herein."

Die Türen öffneten sich zischend und Val Gawlak kam hereingetanzt. "Nerys!", schrie sie freudig. "Ich habe Dich schon überall gesucht! Ich dachte, wir unternehmen heute Abend was zusammen!"

"Hallo."

"Was machst Du denn? Ein Buch lesen? Das ist doch langweilig! Meine Crew und die von Damar haben gleich ein Springballturnier. Willst Du Schiedsrichter sein? Ich meine, keiner von uns versteht so viel von Springball wie Du, es ist schließlich ein bajoranischer Sport. Oder hättest Du vielleicht Lust, mein Team zu verstärken?", flüsterte sie verschwörerisch.

"Ich denke, Ihr werdet alleine klarkommen. Zur Not könnt Ihr einen holographischen Schiedsrichtiger programmieren."

"Nein, wir spielen ohne Hologramme, das gehört zu den Regeln. Auf dem Holodeck, aber keine Hologramme. Das wird lustig! BITTE!"

"Geb mir zehn Minuten..." Plötzlich stutzte sie. "Sag mal, wir haben doch gelben Alarm, weshalb ist jetzt ein Turnier?!"

"Wir hatten das schon geplant, bevor wir wußten, daß wir jetzt ein Manöver haben und wir wollten es nicht verschieben. Machst Du's oder machst Du's nicht?"

"Aber ich werde nicht alleine Schiedsrichter sein."

"Das ist okay."

"Ich zieh mich nur schnell um." Sie sah sich Vals Kleidung, schwarzer Minirock, weißes Top und Stiefel an. "Was soll ich anziehen?"

"Kommt drauf an, ob Du Dir einen Mann angeln oder nur Spaß haben willst."

"Ich will keinen Mann!"

"Wieso nicht? Es sind ein paar anständige Kerle dabei. Mein Ester Offizier zum Beispiel, Arin ist ein guter Mann, auch wenn seine Vergangenheit nicht so berauschend ist. Marek ist auch ein ganz Süßer. Oder wenn Du einen mit weißer Weste willst: Damar ist Single! Kavon Lartus, mein Arzt, ist mit der Ingenieurin Golkar verheiratet, Renar mit seiner Kollegin Cassandra, Joran hat was mit Debil. Auf der Invader sind auch nur Nelam, Kozan und Josh Single. Die Auswahl ist nicht mehr so groß, Nerys."

"Danke, aber ich suche keinen Mann!"

"Das weiß ich, ich will Dich doch nur aufziehen! Zieh einfach was bequemes an."

"Gut." Sie replizierte sich eine weiße Bluse und einen braunen Rock, dann ging sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. "Regor hätte ich für den ewigen Single gehalten! Wer ist seine Freundin?"

"Er hat ne Affäre mit dem Ersten Offizier der Arabia, Glinn Bower." Sie hatte sich angewöhnt, die Posten der Offiziere zu sagen, weil sich Kira nicht alle Vornamen merken konnte.

"Aber...?"

"Jepp, er ist schwul! Ich hab das auch nicht für möglich gehalten, so ein Macho wie der ist! Nach DS9 werden wir wieder eine Versetzungs-Schwemme bekommen. Immer, wenn wir zusammen Landurlaub haben und die Crews sich untereinander sehen, bilden sich neue Pärchen, die natürlich auf dem gleichen Schiff sein wollen. Das ist jedesmal massenhaft Arbeit!"

"Ich hatte mal mit einem ziemlich unfreundlichen Gul Jasad zu tun, als Bajor DS9 zurück bekam, ist Nelam Jasad mit dem verwandt?"

"Hat der ein Schiff der Galor-Klasse kommandiert?"

"Ja."

"Das ist sein großer Bruder gewesen. Ein Ekelpaket! Nelam und er sind wie Tag und Nacht! Wenn sie nicht den gleichen Namen hätten, könnte man gar nicht glauben, daß sie Geschwister sind! Nur theoretisch: Wenn Du Dir einen Mann von der Invader, der Kahless und einen von der Cold War aussuchen müßtest für eine Woche auf einem unbewohnten Planeten, wen würdest Du nehmen?"

"Hm... kann ich mir das noch überlegen? Deine Crew kenne ich ja noch nicht."

"Dann eben so vom ersten Eindruck."

"Na gut... Bei der Invader ist es schwer. Ich denke, ich würde Glinn Derell nehmen."

"Und wer würde an zweiter Stelle stehen?"

"Glinn Vaalis und Gul Jasad", antwortete sie zögerlich.

"JASAD?"

"Du wolltest es wissen! Bei der Cold War Damar und Kahless Marek." Sie mochte den stillen Piloten mehr als seine prahlerischen Kollegen. Was Val an Lartus und Larys fand, blieb ein Rätsel für sie.

"Interessant, interessant... Du hast drei Cardassianer ausgesucht!"

Kira kam zurück ins Wohnzimmer, "weil es eine theoretische Frage war und die drei das geringste Übel waren."

"Und wenn ich Dir sagen würde, daß ich Dir ein Date mit einem von den drei Herren besorgen kann? Welchen würdest Du dann nehmen? Oder überhaupt von allen CRA-Männern. Sagen wir, eine Liste der Top drei?", schlug Val im Herausgehen vor.

"Unter einer Bedingung: Du machst auch eine!"

"Wie Du willst! Dukat an erster Stelle. Ich liebe ihn, ich bin glücklich mit ihm, da braucht es eigentlich keine Erklärung. Dann Larys, weil ich die Flecken süß finde, und Garyk wegen seiner geheimnisvollen Aura und seinem Aussehen. Aber außer bei meiner Nummer eins fällt es mir schwer. Jetzt Du!"

"Ich nehme Derell, Jasad und Damar", antwortete sie spontan. "Derell und Jasad sind gleich, ich kann mit beiden reden und Spaß haben, sie sehen gut aus für Cardassianer, aber Jasad hab ich noch nicht vergeben, daß er mich die erste Zeit gequält hat. An Damar gefällt mir, daß ich ihn schon kenne."

"Mich beruhigt wirklich, daß mein Mann nicht darunter ist! Laß uns gehen!"


Val Gawlak hatte recht gehabt, mußte Kira zugeben. Das Springballturnier hatte riesigen Spaß gemacht. Nach dem Spiel, das die Crew der Cold War gewonnen hatte, waren sie alle zusammen noch ins Kasino der Kahless gegangen, um den Sieg zu feiern. Es war ein fröhlicher, und langer, Abend geworden. Erst gegen 25 Uhr kam sie in ihr Quartier zurück und fiel sofort todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen schlang sie erst auf dem Weg zur Brücke ein Frühstück herunter. Als sie den Turbolift auf der Brücke verließ, schluckte sie gerade den letzten Bissen Hasperat runter. "Guten Morgen! Es tut mir so leid, Sir, ich habe verschlafen!" Als erstes eilte sie zum Replikator und bestellte sich einen Raktajino.

"Kein Problem", beruhigte Damar sie. Er war auch noch am Frühstücken.

"Uh, mein Kopf, ich muß gleich mal auf der Krankenstation vorbeisehen."

"Ich war schon bei Doktor Debil. Sie hat sich weigert, meinen Kater zu behandeln", zirpte Nelas Tohi dazwischen. "Sie sagte, daß mein Rausch mein Problem sei."

"Die Sternenflotten-Offiziere gehen sogar zum Arzt, wenn sie nicht schlafen können oder Kopfschmerzen haben..."

"Doktor Debil will ihre Patienten abhärten", grinste Damar.

"Ihnen hat sie bestimmt was gegeben!"

"Nein, ich habe den Alkohol schon abgebaut."

"Hätte ich auch, wenn ich einen cardassianischen Organismus hätte!", brummte sie und setzte sich auf ihren Platz. "Hab ich irgend etwas verpaßt?"

"Nein, wir haben gerade erst das Briefing beendet. Das Manöver startet in zwei Stunden und dauert ohne Unterbrechungen zehn Stunden, vermutlich wird es aber bis 26 Uhr dauern. Danach fliegen wir tiefer in den Delta-Quadranten hinein. Mit Beginn der Tagschicht werden wir Morgen in das Territorium des Dominion eintreten", berichtete die Erste Offizierin T'Pran.

"Danke, Ma'am. Wann werde ich auf die Kahless Pride versetzt, Sir?"

"Sie wechseln Morgen vor Dienstbeginn."

Das konnte ja ein Spaß werden! Jetzt mußte sie noch einen ganzen Tag auf dem romulanischen Warbird ausharren. Sie hätte wirklich um die Kahless bitten sollen... Solange die Cardassianer im Gamma-Quadranten waren, hatte sie noch nicht einmal etwas zu tun, außer, zu überwachen, daß sie nichts taten, was ihrem Alliiertem Bajor schaden konnte. "Ja, Sir. Kann ich mich irgendwie nützlich machen?"

"Woran denken Sie?"

"Vielleicht könnte ich in einer Abteilung helfen..."

"Das ist eine gute Idee. Melden Sie sich bei Glinn Kaari. Ich lasse Sie rufen, sobald das Manöver beginnt."

"Vielen Dank, Sir." Sichtlich erleichtert ging sie zum Turbolift.


Am nächsten Morgen nahm sich Major Kira Nerys nicht einmal die Zeit, auf dem Warbird zu frühstücken. Sie hatte schon am Vorabend ihren kleinen Koffer gepackt und das Zimmer aufgeräumt. So brauchte sie nur noch das Bett zu machen, ihre Sachen zu nehmen und zum Transporterraum zu eilen. Von ihren Kollegen hatte sie sich schon am Vorabend verabschiedet.

In dem kleinen Transporterraum ging sie schnell an die Konsole, stellte die Zeitverzögerung auf zehn Sekunden ein und sprintete zu der Plattform. Sie hatte sich gerade ganz darauf gestellt, als der grüne, romulanische Transporterstrahl sie auf die Kahless Pride beamte.

Als sich ihre Moleküle auf dem klingonischen Bird of Prey zusammengesetzt hatten, auch hier fand es niemand für nötig, die Transporterräume zu bemannen, geschweige denn, sie zu begrüßen, trat sie von der dortigen Plattform. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ging sie zum Ausgang.

Als sie auf den, selbst für cardassianisches Niveau, schwach erleuchteten Korridor trat, gab sie den Befehl, "Computer, lokalisiere Legat Gawlak."

"Legat Gawlak befindet sich in ihrem Quartier."

Mit einem Seufzer wandte sie sich nach rechts. Vielleicht fand sie ja wenigstens einen Turbolift. Ihr Quartier war Gästequartier 08 und die OPS hatte ihr auch erklärt, wo das war, aber sie hatte der Risanerin nicht richtig zugehört. "Das hast Du Dir selbst zuzuschreiben, Nerys", tadelte sie sich selbst.

Tatsächlich, nach ein paar Minuten hatte sie einen Turbolift gefunden. Die schwache Beleuchtung und das gruselige klingonische Design nagte langsam an ihrer Stimmung. Sie rief den Lift und wartete auf sein Eintreffen.

"Du bist so ein verdammter Idiot, Kavon! Ich hasse Dich!", grollte Golkar, als sich die Tür des Turbolifts öffnete. Sie wurde erst darauf aufmerksam, als sich Kira räusperte. "Was wollen Sie, Bajoranerin!"

"Darf ich mitfahren?", fragte Kira betont freundlich.

"Wenn Sie drauf bestehen..."

"Danke, Ma'am. Gästequartiere."

"Golkar, ich hab das doch nicht so gemeint. Du weißt, daß ich Dich liebe. Ich würde Dich nie in meinem Leben mit einer anderen Frau betrügen", schnurrte der El-Aurianer.

"naDevvo' yIghoS!", fauchte die Klingonin.

"nugjatlh? yIDoghQo', Golkar", wollte Doktor Lartus seine Frau beruhigen.

Kira beobachtete den Streit teils amüsiert, teils beunruhigt. Zuerst hatte sie ihn angeschrien, daß er verschwinden sollte, dann hatte er geantwortet, daß sie nicht albern sein sollte. Die falsche Antwort, befürchtete Kira, wenn man nach dem Gesichtsaudruck der Chefingenieurin gehen konnte. Vorsichtshalber ging sie einen Schritt zurück. Gerade rechtzeitig, bevor Golkar sich auf Lartus stürzte und ihn würgte.

"Dafür wirst Du bezahlen!", zischte sie in seiner Sprache.

"Golkar, bitte", keuchte der Arzt.

Ähm...", begann Kira unsicher. Sie hatte wirklich keine Lust, sich von einer Klingonin verprügeln zu lassen. "Vielleicht können Sie den Streit austragen, wenn ich weg bin?"

Knurrend ließ sie ihren Mann los. Er sank hustend auf den Boden, "Golkar!"

"Was willst Du?"

"Du mußt mir glauben, Schatz, BITTE!"

Bevor Runde zwei beginnen konnte, öffneten sich die Turbolifttüren. Ein Dankesgebet an die Propheten flüsternd verließ Kira den Turbolift. Sie hatte keine Ahnung, ob sie auf dem richtigen Deck war, aber sie war froh, daß sie raus war.

Als sich die Türen geschlossen hatten, warf die Klingonin ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu. Nach kurzem Zögern zog sie ihn mit einer Hand hoch. "Du glaubst mir, Golkar?"

"Wenn Du mich noch einmal entehrst, werde ich Dich töten, Kavon!", grollte sie.

Er gab einen erleichterten Seufzer von sich und kramte in seinen Kitteltaschen. Wie gut, daß er wegen ihrem Streit nicht dazu gekommen war, ihr beim Frühstück das Geschenk zu geben, das er auf Deep Space Nine gestohlen hatte. Seine Arztkittel waren das einzige Versteck, welches seine eifersüchtige Frau nicht durchwühlte. Mit einem triumphalen Lächeln gab er ihr die Schatulle. "Mach es bitte auf, mein Schatz..."


"Das ist mein Glückstag!", freute sich Kira, als sie vor Quartier acht ein PADD liegen fand.

Von Legat Val Gawlak, 2. Kommandantin der Cardassian Rebel Alliance und Kommandantin der Kahless Pride - Cardassian Rebel Alliance

An Major Kira Nerys, Beobachterin - Bajoranische Miliz

Guten Morgen Nerys!

Komm bitte in mein Quartier, nachdem Du Dich auf der Brücke zum Dienst gemeldet hast, ich lade Dich zu einem Frühstück ein.

Grüße,
Val

PS: Ich habe Quartier 27, zwei Sektionen nach rechts von Deinem Quartier aus (wir haben nur ein Deck mit Quartieren).

PS 2: In Deinem Quartier liegt ein PADD mit einem Plan von der Kahless.

PS 3: Wegen Konferenz mit der Cold War ist Dienstbeginn schon um 07:40.

Mit einem Lächeln auf den Lippen las Kira die Zeilen ihrer Freundin. Dann öffnete sie die Tür zu ihrem Quartier und ging hinein.


Val las gerade ein paar Berichte, als es klingelte. "Herein", rief sie, ohne aufzusehen.

"Hallo Val!"

"Nerys, wie schön, daß Du kommen konntest!" Sie schaltete das Terminal ab und ging zu ihrem Eßtisch. "Nehme bitte Platz. Ich habe mir die Freiheit genommen, bajoranisches Gerichte mit cardassianischen und menschlichen zu kombinieren." Sie setzte sich neben Kira an den Tisch. "Was möchtest Du trinken? Ich habe Raktajino und schwarzen Tee, aber ich kann Dir auch gerne etwas anderes replizieren..."

"Nein, Raktajino ist perfekt."

Die Legat schüttete Kira einen klingonischen Kaffee und sich selbst einen schwarzen Tee ein. "Schlechte Angewohnheit von der Erde. Als ich einmal als Kind Urlaub auf der britischen Insel gemacht habe, hab ich mir das angewöhnt."

"Sie waren schon einmal auf der Erde?"

"Ja, ist aber schon ein paar Jahrzehnte her."

"Hm... Als ich mit dem Turbolift fuhr, stritten sich Mister Lartus und Miss Golkar. Sie hat ihn gewürgt..."

"Ja, das kommt öfter vor. Nein, genaugenommen streiten sie sich täglich! Das dürfen Sie nicht ernst nehmen, die vertragen sich auch wieder." Val zuckte mit den Schultern, als wäre es selbstverständlich für sie. Was es auch war.

"Aber ich meine, sie hat ihn GEWÜRGT!"

"Das tut sie immer, Nerys! Du mußt Dir wirklich keine Sorgen um Kavon machen, er und Golkar werden sich bestimmt schon wieder in den Armen liegen."

Kira sah ihre Freundin skeptisch an. Sie würde sie nie ganz verstehen. "Wie auch immer, gibt es einen besonderen Grund, weshalb Du mich eingeladen hast?"

"Muß ich einen haben? Aber ja, ich habe einen. Ich habe von Gul Damar erfahren, wie schlecht Du Dich in die Crew der Cold War integrieren konntest. Kannst Du mir erklären, weshalb?"

"Ich weiß nicht, die Zeit war wohl einfach zu kurz..."

"Nein, Nerys. Du hast Dich auf der Invader direkt wohl gefühlt. Versteh mich bitte nicht falsch, ich mache Dir keinen Vorwurf, im Gegenteil, ich möchte, daß wir das Problem analysieren, damit wir es hier auf der Kahless verhindern können."

"Ich weiß es auch nicht, ehrlich. Vielleicht lag es daran, daß auf der Invader ein Halbbajoraner war?" Val warf ihr einen "hältst Du mich wirklich für so blöd?"-Blick zu. "Oder auch nicht.."

"Auf der Invader sind genau drei nicht cardassianische Brückenmitglieder von acht: Glinn Vaalis Jolan, zur Hälfte Bajoraner, Miss Krak, eine Ferengi und Mister Michael Simmons, ein Mensch. Auf der Cold War sind es von sechs vier: Glinn T'Pran, Romulanerin, Glinn Joran Kaari, Halbbajoraner, Miss Debil, irgendwas und Seenara ist Bolianerin. Entdeckst Du eine Lücke in Deiner Argumentation?" Sie hob überlegen eine Augenbraue.

"Ich hab einfach keinen Draht zu ihnen gefunden, okay?"

"Ich habe da eine andere Theorie", als sie Kiras widerwilliges Gesichts sah, fügte sie hinzu, "und Du wirst sie Dir anhören. Bei aller Freundschaft bin ich immer noch Dein vorgesetzter Offizier. Ich vermute, daß Du einfach keine Lust hattest, einen "Draht" zu dieser Crew zu finden. Bequemlichkeit. Du dachtest, daß Du ohnehin nur ein oder zwei Tage bleibst und Dir deshalb nicht die Mühe machen mußt. Und so ein Verhalten toleriere ich nicht!"

"Es tut mir leid. Ich dachte, daß ich meine Zeit besser nutzen könnte. Ich sehe diese Leute vielleicht nie wieder in meinem Leben..."

"Du sollst nicht irgend etwas denken, Nerys, Du sollst Befehle ausführen", tadelte Gawlak. "Um Deinen Beobachterjob zu erledigen, mußt Du etwas über die Crew herausfinden. Darum geht es doch bei der ganzen Sache! Bajor will, daß Du meine Crews auf ihre Vertrauenswürdigkeit überprüft. Ich kann verstehen, daß Du diese Aufgabe am gründlichsten durchführst, wenn Du es mit dem Feindbild Nummer eins Deines Volkes zu tun hast. Aber Damars Crew könnte ein Haufen blutrünstiger Rassisten sein und Du hättest keinen blassen Schimmer!"

"Ich weiß schon, wie ich meine Befehle ausführe", grummelte Kira.

"Ha! Du hast soeben zugegeben, daß Du uns ausspionierst. Sehe es als eine Geste meines guten Willens an, ich könnte Dich dafür nämlich vor ein Militärgericht stellen. Ich bin vielleicht blond und blauäugig, aber ich bin nicht blöd", fügte sie hinzu.

Die letzte Bemerkung verwirrte Kira. Es mußte irgendein menschlicher Spruch sein. Sie entschied sich, ihn einfach zu übergehen. "Ich habe nicht den Befehl bekommen, Euch auszuspionieren, Val. Captain Sisko hat mir den Befehl gegeben, als Beobachter an Bord Eurer Schiffe zu fungieren. Nicht mehr und nicht weniger!"

"Und wozu ist ein Manöverbeobachter da, wenn wir gar kein Manöver im bajoranischen Raum abhalten?", versetzte die Legat.

"Äh..."

"Nerys, ich habe nichts dagegen, Dich an Bord zu haben. Und ich habe auch nichts dagegen, wenn Du mir mein Leben leichter machst, indem Du nachlässig bist. Alles was ich tun wollte, war, Dich darauf aufmerksam zu machen, daß Du Deinen Job vernachlässigst! Wir müssen jetzt auf die Brücke. Ich werde später abräumen." Ohne einen weiteren Kommentar stand Val auf und ging zur Tür. Sie mochte Kira wirklich, aber sie wollte auch nicht, daß sich ihre Freundin zu sicher fühlte.

"Ich... weiß Deinen Rat zu schätzen", antwortete Kira unterkühlt.


Weil Val die Crew der Cold War im Transporterraum abholen wollte, machte sich Kira alleine auf den Weg zur Brücke. Obwohl sie ein bißchen sauer auf Val für ihren Rüffel war, mußte sie zugeben, daß Dukats Frau recht hatte. Sie hatte sich wirklich von ihrer eigenen Bequemlichkeit verleiten lassen. Durch ihre Erfahrungen auf der Invader hatte sie hohe Anforderungen an Damars Besatzung gestellt. Und als diese sich nicht erfüllten, hatte sie sich zurückgezogen. Nicht sehr professionell.

Obwohl Sisko ihr wirklich nicht befohlen hatte, die Cardassianer auszuspionieren, hatte er sie zwischen den Zeilen gebeten, sich umzuhören. Sie trat mit einem, "Guten Morgen!", auf die Brücke.

"Morgen", erwiderte die Beta-Schicht.

Sie steuerte direkt auf den Konferenzraum zu. Kurz vor der Tür besann sie sich und setzte ihren neuen Vorsätze in die Tat um. "Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Major Kira Nerys von Deep Space Nine."

Die Kommandantin der Nachtschicht stand auf und schüttelte ihre Hand. "Freut mich, Sie kennenzulernen. Sie müssen der bajoranische Beobachter sein!"

"Ja, das bin ich."

"Ich bin Glinn Cassandra Renar, Sicherheitschefin, Taktische Offizierin, Leiterin der Wissenschaft und der Pechvogel dieser Nacht", lächelte die menschliche Frau.

"Dreifachschicht, hm? Hasse ich auch immer!"

"Eine Katastrophe! Wir sind hier jede Woche einmal dran... Die anderen sind noch nicht da, wenn Sie wollen, können Sie solange hierbleiben. Ich würde liebend gerne mehr über das Leben Deep Space Nine erfahren. Ach ja, ich habe ganz vergessen, Ihnen die Beta-Crew vorzustellen..."


"Morgen!", grüßten Golkar und Lartus fröhlich, traten dabei aus dem Turbolift.

"Guten Morgen!", kam die Antwort der Nachtschicht.

"Schon jemand da?"

"Nur Kira, Kavon. Das sind unsere Chefingenieurin Golkar und unser Chefarzt Doktor Kavon Lartus."

"Danke, Cassy." Der El-Aurianer ging wie selbstverständlich zum Replikator, "Kaffee, mit Milch und Zucker und Blaubeer-Doghnuts." Er nahm sein Frühstück aus dem Gerät und ging damit zur Wissenschaftsstation. Dort setzte er die Tasse und den Teller auf die Konsole, setzte sich davor und frühstückte.

"Blutwein und Nadelhaxe", bestellte sich Golkar und tat es ihm gleich.

Kira sah die Offiziere entgeistert an. Außer ihr schien niemand Anstoß an dem Verhalten zu nehmen. Erst jetzt fielen ihr auch die Teller und Tassen auf, die auf den anderen Stationen standen. Und sie hatte schon oft gehört, daß Captain Sisko sehr großzügig war.

"Essen Sie auch etwas, Kira, Sie sehen aus, als bräuchten Sie eine Stärkung." Die Sicherheitschefin holte eine Schachtel Muffins und eine Tasse Kaffee unter dem Kommandosessel hervor, nahm sich ein Gebäck heraus und hielt sie der Bajoranerin hin. "Muffins. Die mit dem braunen Splitter sind Schoko, mit den blauen Beeren Blaubeeren und den gelben Stückchen Apfel. Bedienen Sie sich."

"Ist das erlaubt?"

"Die sind repliziert."

"Nein, ich meine, dürfen wir im Dienst essen?"

Ein paar Crewmitglieder kicherten. "Das macht jeder. Sagen Sie mal, wo waren Sie bisher? Erzählen Sie mir nichts, ich hab auf der Invader gedient..."

Zögernd nahm Kira ein Gebäckstück heraus. Sie war nicht hungrig, aber sie wollte Renar, die sehr viel Einfluß auf dem Schiff hatte, nicht verprellen und wer wußte schon, wann sie das nächste Mal etwas zu Essen bekam? Sie nahm einen kleinen Bissen "Mh... das ist köstlich! Ist das eine cardassianische Spezialität?"

"Nein, von der Erde. Nordamerika, um genau zu sein. Normalerweise essen wir etwas bei der morgendlichen Konferenz, da wird mehr getratscht, als gearbeitet, aber heute kommen die Leute von der Cold War. Verstehen Sie das nicht falsch, wir frühstücken vorher richtig im Kasino."

"Dann ist das hier ihr zweites Frühstück?", fragte Kira Nerys verwirrt.

"Nein. Das ist mehr Naschen. Wir essen noch mal gegen zehn etwas, wenn wir gerade Zeit haben. Eine Kleinigkeit zwischendurch, nichts großes, weil wir oft nicht richtig Mittag essen können. Richtige Mittagspause für alle gibt es nur ganz selten. Meistens essen wir in Schichten im Konferenzraum, oder, wenn es ganz brenzlig ist, sogar hier Mittag."

"Oh, das habe ich schon einmal auf der Invader erlebt!", freute sie sich. "Obwohl ich nicht ganz verstehe, wie jemand noch essen kann, wenn sein Schiff gerade in Einzelteile zerlegt wird!"

"Das ist ganz einfach", meinte Doktor Lartus cool, "unsere Schiffe werden STÄNDIG in ihre Einzelteile zerlegt. Irgendwann gewöhnt man sich dran. Wenn wir jedes Mal nichts essen würden, wenn wir in Lebensgefahr sind, dann wären wir längst verhungert..."

"Allerdings!", stimmte ein Mann vom Turbolift zu. "Guten Morgen, Offiziere!"

"Hey, Arin, komm mal hier her, unsere Neue begrüßen!"

"Guten Morgen, Sir!", wurde von allen Stationen geschmatzt.

Kira drehte sich zu ihm um. Ein Trill, es mußte der Erste Offizier sein. Bei der gemeinsamen Konferenz beider Schiffe, bei der sie dabei war, hatte sich die Crew nicht vorgestellt, deshalb kannte sie seinen Namen nicht.

"Moment, Cassy." Er kam am Replikator vorbei und bestellte sich einen Raktajino. Er nippte daran, ging zu den Kommandosesseln und gab Kira die Hand. "Sie müssen unsere Beobachterin sein. Ich bin Gul Arin Larys, der Erste Offizier der Kahless Pride."

"Freut mich, Sir. Ich bin Major Kira Nerys, bajoranischer Verbindungsoffizier und Erster Offizier auf Deep Space Nine."

"Ich glaube, wir hatten noch nicht die Ehre, oder? Nun ja, ich bin schlecht darin, mir Gesichter zu merken, vielleicht haben wir uns schon einmal auf der OPS gesehen. 300 Jahre Lebenserfahrung und manche Macken sind immer noch nicht besiegt", lächelte er.

"Sie sind ein vereinigter Trill, Sir?"

"Ja, ich bin Larys 12. Wirt."

"Hallo!" fröhlich sprang Riina auf die Brücke. "Ihr seid ja schon alle da! Ich habe Euch im Kasino gesucht, Leute!", beschwerte sie sich.

Hinter ihr verließ Marek den Turbolift, "guten Morgen."

"Hallo, willst Du auch einen Muffin?", fragte Renar. Zu Kira gewandt erklärte sie, "das ist unsere OPS, Riina. Der schüchterne Gentleman da ist Pilot und Zweiter Offizier Glinn Marek."

"Super, gerne, danke!"

"Das hier ist übrigens Major Kira Nerys, unsere Beobachterin."

"Hallo, Major!", zirpte sie.

Die Türen hatten sich kaum geschlossen, und die Neuankömmlinge ihr Essen repliziert, als wieder ein Turbolift anhielt und Legat Gawlak mit den Brückenoffizieren der Cold War herausgeschwemmt kam. "Guten Morgen, Freunde! Ihr habt noch genau drei Minuten zum fertig Frühstücken, dann rufe ich Euch in den Konferenzraum, verstanden?! Gul Damar, kommen Sie bitte mit." Sie steuerte mit dem Cardassianer auf den Konferenzraum zu, der mangels Bereitschaftsraum/Büro des Captains auch diese Funktion hatte, nebenbei die Offiziersmesse war. Eigentlich war es ein Lagerraum gewesen, den sie ummöbliert hatte.

Kira fühlte sich auf dem Bird of Prey nicht wohl. Sie hatten viel verändert, um es auf cardassianisches Niveau zu bringen, aber es war immer noch ein klingonisches Schiff. Sie würde sich nie mehr über cardassianisches Design beschweren. "Sagen Sie, Gul Damar, ist das der Bird of Prey, den wir damals gestohlen hatten?"

"Nein, der wurde von einem cardassianischen Schiff zerstört. Dieser gehörte zu Legat Gawlaks Inventar."

"Ist sie mit diesem Schiff zu Ihnen gekommen?"

"Dieses Schiff hatte eine Maquis-Zelle reserviert, die vernichtet wurde, bevor sie es geliefert bekam."

"Maquis? Ich will gar nicht wissen, was das heißen soll! Sie haben hier viel zum besseren verändert. Neue Sitze, Konsolen, Sie haben angestrichen, die Quartiere sind richtig eingerichtet, das Kasino ist normal möbliert, es gibt ein Holodeck, die Replikatoren haben unklingonische Gerichte gespeichert..."

"Danke, wir sind auch sehr stolz auf unser Schiff!" Die Frauen und Männer strahlten stolz.

"Ich verstehe nur eins nicht: Warum, bei den Propheten, haben Sie, eine cardassianische Crew, ein klingonisches Kriegsschiff im BAJORANISCHEN Stil eingerichtet?"

Cassandra Renar sah sie verlegen an. "Na ja... wir haben die Umbauten erst auf DS9 geschafft. Und wir konnten nirgendwo cardassianische Möbel kaufen. Können Sie sich das vorstellen? Eine riesige Raumstation, ein riesiger Planet, aber kein einziger Großhändler für cardassianische Möbel! Da mußten wir auf das zurückgreifen, was es gab..."

"Natürlich! Ich hatte mich schon gewundert, aber DARAN habe ich gar nicht gedacht. Cardassianischer Stil ist nicht unbedingt angesehen auf Bajor, aber ich werde nie wieder über cardassianische Architektur schimpfen. Diese klingonische ist tausendmal schlimmer!" Sie verzog das Gesicht.

"Dann sollten sie erst mal romulanische "genießen"!", meinte Glinn Joran Kaari. "Wir haben die letzten Wochen auf einem Schiff gelebt, in das man noch nicht einmal Tiere einsperren würde! Bei allem gebotenen Respekt vor der romulanischen Kultur. Ich bin wirklich froh über die Umbauten. Auch, wenn wir jetzt ein bajoranisches Schiff haben..."

"HALLO! Es ist Zeit für die Konferenz, könntet Ihr gefälligst mal Eure Hintern hierher bewegen?", schrie Val von der Tür.


"Unser Plan ist ganz einfach." Val stand vor einer Sternenkarte. "Wir sind hier bei dem roten Punkt, die orange Linie ist die Route der Cold War, die violette der Kahless, die gelbe der Destiny, das Dominion ist an den weißen Stellen, bei grün wird unser Rendezvous stattfinden, ansonsten alles wie gehabt.

Wie Sie sehen können, wird die Cold War einen Umweg über mehrere Dominion-Basen fliegen. Dabei wird sie getarnt Daten aufzeichnen. Ich betone, daß dies eine reine ERKUNDUNGSMISSION ist! Das bedeutet, wir werden KÄMPFEN AUSWEICHEN! Die Kahless wird, ebenfalls getarnt, diese Route fliegen. Hier, bei Gitter 067 sollen sich Gerüchten zufolge eine Werft und ein Brutzentrum befinden, dem wird die Kahless nachgehen.

Dann werden wir zu diesem Sonnensystem fliegen, KD-7948. Dort gibt es nichts besonderes, keine Bevölkerung, keine Raumbasen, nicht mal eine gemeine Anomalie. Dafür ist die Atmosphäre des dritten Mondes für alle bekannten Humanoide giftig und Scans können sie nicht durchdringen. Wir werden dort landen!" Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl am Kopf des Tisches, neben Damar.

"Wissen wir überhaupt, was da unten ist?", fragte Kira.

"Nein! Nach Plan sollten wir dort in 20 Stunden landen. Technik: Wir brauchen in 18 Stunden modifizierte Sensoren, damit wir zumindest feststellen können, wer uns Gesellschaft leistet und ob der Boden fest genug zum Landen ist. Wenn nicht, werden wir in der Troposphäre "parken", bereiten Sie auch das vor. Außerdem brauche ich Kommunikation unter den Schiffen, ob mit Funkwellen oder Rauchzeichen ist mir so was von scheißegal, solange wir uns gegenseitig warnen können! Und die Zielerfassungssensoren brauchen wir, falls uns eine böse Überraschung erwartet.

Die Destiny soll gegen sechs Uhr Morgen früh ankommen, ich rechne aber nicht mit einem Erscheinen vor acht. Bereiten Sie sich trotzdem drauf vor, früh aus dem Bett geworfen zu werden! Die PADDs vor Ihnen enthalten Angaben über unsere Route, Zeitplan, zu scannende Ziele, Ihre Befehle, die Themen dieser Konferenz, alle verfügbaren Informationen über KD-7948 und ressortspezifische Daten. Lesen Sie es gründlich durch, geben Sie gegebenenfalls die Informationen an Ihre Abteilung weiter."

Val sah in die Gesichter aller Offiziere. Sie wollte sich ihrer Entschlossenheit und Loyalität versichern. Und sie fand, was sie suchte. Diese Soldaten würden für ihre Sache sterben. In einem sanfteren Ton fuhr sie fort. "Ereignisse der anderen Schicht und Auftrag sind erledigt... damit kommen wir zu Punkt drei: Die Abteilungen. Ich weiß, sie wollen endlich anfangen und finden es langweilig, sich die Klagen der Idioten auf dem anderen Schiff, die sowieso viel doofer sind als die eigenen Leute anzuhören, aber wenn wir drei Konferenzen, eine gemeinsame und dann noch mal auf den eigenen Schiffen, vertun wir zuviel Zeit. Außerdem schadet ein bißchen Gedankenaustausch uns nicht, oder?"

Die Crew nickte und murmelte zustimmend, aber nicht begeistert.

"Soviel Euphorie hätte ich aber nicht erwartet!", grinste Val. Der größte Vorteil, Captain eines Schiffs mit kleiner Besatzung zu sein, war, daß man alle Besatzungsmitglieder kannte und sich um die Sorgen eines jeden einzelnen kümmern konnte, ohne den bürokratischen Dienstweg. Deshalb wurden bei diesem "Programmpunkt" vor allem Gerüchte ausgetauscht. Was Legat Gawlak ihren Offizieren aber in Anwesenheit der Cold War-Crew verboten hatte.

Damar verstand ihr Nicken und übernahm die Führung der Konferenz. "Was gibt es in der Wissenschaft und Medizin, Doktor Derell?"

"Wissenschaft: Mister Nelas hat sein Referat über schwarze Löcher schon fertig. Seine Leistungen sind außergewöhnlich. Wenn er noch eine vernünftige Ausbildung bekommt... Ich würde begrüßen, wenn er sich uns anschließen würde. Krankenpfleger Sanchez kommt immer noch zu spät zum Dienst. Dafür habe ich mir gestern die Bewerbungsunterlagen der bajoranischen Ärztin durchgesehen, die Sie einmal auf Deep Space Nine angesprochen hatte."

"Ach ja, was ist aus ihr geworden?"

"Sie ist durch Ihre Empfehlung zu mir gekommen, Sir, wir haben ein langes Gespräch geführt und sie versprach mir, ihre Unterlagen zu senden. Die sind vorgestern gekommen", freute sich die Ärztin. "Sie kommt aus der Hindrics Pool-Provinz auf Bajor, hat in Mousilla ihren Abschluß mit Auszeichnung, 20 Jahre Berufserfahrung, sehr gute Zeugnisse. Sobald wir zurück sind, werde ich ihr das o.k. geben."

"20 Jahre Berufserfahrung? Dann ist eine Kollaborateurin", stellte Seris fest. "Und Sie zweifeln trotzdem nicht an ihrer Vertrauenswürdigkeit?"

"Wir geben ihr doch nicht direkt ein eigenes Schiff, Ma'am! Was kann schon eine Ärztin für Schaden anrichten? Und vor allem: Wir brauchen qualifizierte Kräfte."

"Leiten Sie mir ihre Bewerbungsunterlagen weiter und laden Sie die Frau sofort ein, wenn wir zurück sind. Ich möchte selber mit ihr sprechen, bevor wir sie aufnehmen. Dann kann sie sich direkt auf der Skylab zur Grundausbildung anmelden", entschied Damar.

"Die Skylab wird ziemlich viel zu tun bekommen, oder? Sie können höchstens 20 Kadetten gleichzeitig ausbilden. Wir könnten auf der nächsten Flottenkonferenz vorschlagen, daß die Invader sie einmalig entlastet", empfahl Larys.

"Gute Idee, das werde ich machen!"

"Ich bin auch dabei, Val."

"Super!"

"Technik?"