Disclaimer: Star Trek: Deep Space Nine gehört Paramount.
Zeitlinie: Circa 3 Monate nach Zu neuer Würde
Altersfreigabe: PG-13
Kapitel: 5/9
Paare: DU/VA
Inhalt: Mit seiner neuen Frau und einer kleinen Flotte besucht Dukat Deep Space Nine. Doch dann beweisen die Propheten einen eigenartigen Humor, als sich die Ereignisse überschlagen...
Kommentar: Ich weiß, die Beschreibung ist bescheuert, aber ich bin darin nicht gut ;-(
Kapitel 5
„Transwarp-Kanäle werden erzeugt! 30 Sekunden. Ansaugdruck bei G7. 25. G8! 20. G9. 15. G10 und zehn Sekunden! 500.000 Kilometer. Sieben, sechs, fünf, vier drei, zwei, eins."
„Wir sind drin!" „
Keine Fehlfunktionen, Parameter im Optimalbereich."
„Rufe die Flotte."
„Haben es alle geschafft?"
„Wir haben Kontakt zu allen Schiffen!"
„Das war eine hervorragende Leistung von Ihnen allen, General", gratulierte ihr Dukat.
„Danke, Legat! Ich geh die Damen mal begrüßen." Die Kvaggra ging zu Kira und Dax, die noch bei der Transporterplattform standen. „Willkommen an Bord, Commander, Major."
„Danke."
„Vielen Dank. Das war eine Meisterleistung", gratulierte Dax. Sie war beeindruckt, wenn sie auch nicht genau wußte, wovon.
„Dankeschön! Nun, wie wäre es, wenn Sie sich mal Ihre Quartiere aussuchen?"
„Uh... ja, gute Idee. Wo bekommen wir welche zugeteilt?"
Telekinetisch leitete sie zwei Monitore vor sie. „Berühren Sie die und sie schalten sich automatisch auf Ihre Sprachen um. Sie können sich dann Zimmer nach Ihren Wünschen auswählen lassen. Kommando, Persönliche Einstellungen, Quartier, Quartierbeantragung. Dann müssen Sie nur eingeben, was Sie haben wollen. In einer halben Stunde hat der Computer alle Fragebögen ausgewertet, Sie werden eine Nachricht bekommen."
Die zwei Frauen setzten sich an einen der Tische und füllten ihre Formulare auf. „Hm, auf welches Schiff möchten Sie? Ich will hier bleiben."
„Ich auf die Harggta. Wohn- und Schlafräume... Terrasse? Nehme
ich mal, was das auch immer ist..."
Die beiden Offizierinnen hatten die halbe Stunde auf der Brücke bei Gabb und kleinen Kuchen verbracht, was ihnen Gragragrua empfohlen hatte. Während die Cardassianer gegangen waren, um auf eines der Freizeitschiffe zu fliegen, zu dem Schiff, auf dem sie vermutlich leben würden oder um sonst etwas zu tun, war es ihnen zu unbequem, ihre Koffer durch die halbe Flotte zu schleppen. „Ich hab ne Nachricht!", jubelte Jadzia Dax.
„Ich auch, das muß für unsere Quartiere sein!" Kira las den Brief aufmerksam durch, in dem die Schiffsregeln und ein kleiner Plan ihrer Sektion war. „Ah, da ist es. Ich bleibe hier auf der Kandraz, bekomme ein Gästequartier auf Deck 23, Bezirk West, Sektion neun. Ist sogar eine Wegbeschreibung bei! Meine Quartierbezeichnung ist 23W0917. Was haben Sie?"
„Ich komme auf die Harggta, Deck fünf, Sektion 11. Das scheint eines der Hotelquartiere zu sein, weil hier steht, daß ich mich an der Rezeption melden muß."
„Sie sind ein Glückspilz! Ich muß mein Quartier selber machen, Sie haben 24-Stunden-Service und ein Zimmermädchen."
„Dafür ist es hier viel spannender."
Gragragrua kam, die Hände locker auf dem Rücken, auf sie zuspaziert. „Sind Sie zufrieden mit der Wahl des Computers?"
„Ja, das sind wir. Sie wissen nicht zufällig, wo Legat Gawlak wohnen wird?"
„Auf Deck vier. Es ist das Deck der Kommandocrew. Von dort sind wir
in ein paar Sekunden auf der Brücke." Plötzlich legte er den
Kopf zur Seite und hörte aufmerksam einer telepathischen Nachricht
zu. „Entschuldigen Sie mich bitte." Der Kvaggra nickte den Offizierinnen
zu und sie gingen aufgeregt zum Turbolift.
Kira schleppte ihren Koffer den Korridor entlang. „Jetzt fehlt nur noch, daß ich mein Quartier nicht finde!", schimpfte sie. In jede Tür war zwar ein Monitor eingelassen, auf dem die Quartiernummer und der Name des Bewohners standen, aber es war mühevoll, immer warten zu müssen, bis sich die Anzeigen auf Bajoranisch umgestellt hatten. „Das hier MUß Sektion neun sein!" Plötzlich öffnete sich vor ihr eine Tür. „Computer, welche Nummer hat dieses Quartier?"
„Dies ist Quartier 23W0917."
„Ha!" Froh sah sie sich in der Wohnküche um. Die Wände waren aus Rigadraggad, mit Waffen, Reliefen, Feuerschalen und Kerzen verziert, der Boden aus schwarzem Stein, eine Glaswand mit Durchlaß zur Terrasse, einem von Kraftfeldern gesicherten Vorsprung, konnte mit grünen Brokatvorhängen verdeckt werden. Die Einrichtung war aus Holz und Leder, bis auf Computerkonsole, Replikator und Teile der Einbauküche. Neugierig lugte sie in die zwei anderen Zimmer. Das Bad war häßlich wie jedes, nur in schwarz.
„Ist das schön!" Beim Anblick des Schlafzimmers blieb ihr der Atem weg. Von dem cremefarbenen Holzbett sah man direkt durch das Panoramafenster in den Weltraum. Sie warf sich lachend darauf. Es war weich und kuschelig. Die Steinwände waren in cremeweiß getüncht, wie der flaumige Teppich, Kleiderschrank, Frisiertisch und Nachtschrank waren aus dem gleichen Holz wie das Bett. Sie erinnerte die Einrichtung schmerzlich an Bajor, das sie für lange Zeit nicht wiedersehen würde.
Nach ein paar Minuten sprang Kira aus dem Bett und ging zurück
ins Wohnzimmer. Sie würde ihre Sachen einräumen, sich über
das Schiff am Computer informieren und eine Karte auf ein PADD laden, bevor
sie Jadzia abholte. Es wäre bestimmt auch lustig, Val eine Nachricht
zu schicken... Aber zuerst würde sie alle Gardinen zuziehen! Ihr wurde
vom Ansehen des Transwarp-Strudels schlecht.
„Das Quartier ist echt schön, hm? Ich freu mich schon darauf, wenn wir ganz in solchen wohnen."
„Ich denke, es wird cardassianisches Design dann gemacht und kein kvanergganisches. Obwohl ich das cardassianische auch toll finde..."
„Ich auch. Eigentlich ist es mir egal, ob cardassianisch oder kvanergganisch. Welches Bett möchtest Du haben?", fragte Java Essa seinen besten Freund.
„Mir egal."
„Mir auch. Ich nehme dann hier das."
„Aber ich fand das nett von der Rezeptionistin, daß sie uns erlaubt hat, zusammen in einem Quartier zu wohnen. Alleine fände ich es langweilig."
„M-hm. Wie lange teilen wir uns jetzt schon ein Zimmer? Sechs Jahre?"
„Könnte hin kommen. Und jetzt haben wir sogar zwei Zimmer für uns, ich kann es immer noch nicht glauben! Können wir uns nicht nachher einrichten und jetzt erst mal das Schiff ansehen? Ab Morgen ist die Schulung und dann werden wir nicht mehr viel Freizeit haben..."
„Okay!" Die bajoranischen Teenager ließen ihr Schlafzimmer in
einem Zustand zurück, als wäre eine Bombe eingeschlagen.
„Hi!"
„Guten Morgen. Na, Ziyal, hast Du Dich schon ein bißchen umgesehen hier? Es tut uns wirklich leid, daß wir gestern Abend so wenig Zeit für Dich hatten."
„Das ist okay, ich verstehe, daß Ihr viel zu tun habt. Es ist ja auch eine Geschäftsreise", beruhigte sie ihre Stiefmutter. „Was ist das?"
„Das sind kvanergganische Frühstücksfladen. Da macht man Schokoladensoße drauf, Obst oder Konfitüre, so wie ich jetzt!" Sie nahm einen großen Bissen. Ziyal kicherte. „Was?", lachte Val.
„Du... Du... Du hast den... Mund voll mit Erdbeermarmelade!"
„Uups!"
„Wo ist Daddy?"
„Immer noch im Bad. Liebling, wenn Du Dir nicht bald die Ehre gibst, ist das Essen kalt! Ich hab extra frisches bestellt!"
„Könnt Ihr mir was aufheben?"
„Mach ich, aber ich kann nicht garantieren, daß wir das sehr lange aufheben..." Sie füllte ihrem Mann einen Teller, schüttete ihm Gabb ein und nahm sich noch ein Stück Soularg.
Dukat kam in Uniformhose und -T-Shirt in ihren Eßraum, setzte sich an den Tisch. „Danke, Val. Val, hast Du da eine Rüstung an?"
„Äh... ja?"
Der Cardassianer seufzte. „Du wolltest damit aufhören, sobald wir an Bord sind. Doktor Lartus hat mir erzählt, daß Du schon seit zwei Wochen keine Rüstung mehr tragen solltest..."
„Ich dachte, Du würdest es vielleicht vergessen..." Sie öffnete die Klammern des Panzers und legte ihn auf einen leeren Stuhl. „Ich hör damit auf, versprochen! Weiß einer von Euch, wie spät es ist?"
„Zehn nach sieben. Das Quartier hier ist toll, nicht? SIEBEN Zimmer!"
„Mir wäre ein zweiter Wohnraum eigentlich lieber gewesen als ein Eßzimmer und eine Küche, aber was soll's..."
„Nargen sagte, ein Eßzimmer gehört zu jedem erstklassigen kvanergganischen Quartier und eine Küche ist immer dabei..."
„Vielleicht hätten sie etwas Geld in einen Innenarchitekten investieren sollen", murmelte Val. „Freut Ihr Euch schon auf die Schulung? Ich kann es gar nicht abwarten, mehr über die Kvaggra zu lernen. Das wird cool, wenn wir Kvaggranisch sprechen, können wir in aller Öffentlichkeit lästern und niemand versteht etwas!", freute sie sich.
„Darum geht es bei dem Kurs nicht."
„Weiß ich, Schatz, aber es ist ein angenehmer Nebeneffekt. Wenn Ihr wollt, können wir in der Mittagspause zusammen was Essen und kurz in Rigas Tempel vorbeischauen. Wenn uns bei der Party jemand darauf anspricht, können wir mitreden."
„Gut. Ziyal?"
„Klar, ich geh gerne mit!"
„Bin ich aufgeregt! Meine erste Stunde! Wo steckt nur Damar?", jaulte Nelas Tohi und sah sich immer wieder in dem großen Saal um.
„Hinter Dir. Was ist passiert?"
„Ich hab vergessen, zu fragen, ob ich PADDs mitbringen sollte oder so. Hab jetzt nämlich gar nichts mitgebracht..."
„Brauchtest Du nicht. Es wird zuerst eine Begrüßung geben, dabei wird uns auch mitgeteilt, was wir mitbringen müssen. Mister Java, geht es Ihnen gut?"
„Nein, ich fühlte mich ganz schrecklich. Ich hab ein großes Problem mit Schulen, verstehen Sie, Sir?"
„Dies ist keine Schule, sondern eine Fortbildung, die Ihnen ermöglicht, sich in der kvanergganischen Gesellschaft zu bewegen. Außerdem wird die Ausbildung hier anerkannt bei der Umerziehung."
„Umerziehung? Ich will keine Gehirnwäsche!"
Damar konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Essa, Sie werden keiner Gehirnwäsche unterzogen, sondern Sie verfeinern die Kenntnisse, die Sie hier erwerben. Wenn wir in das IVK aufgenommen werden, werden wir Kvaggra. Und Einwanderer müssen sich einer Umerziehung und der genetischen Anpassung unterziehen, so will es das Gesetz. Das ist gut so, weil dadurch sichergestellt wird, daß sich die Immigranten in die Gesellschaft einfügen."
„Und wieso hört sich das alles nach einer schrecklichen Folter für mich an?"
„Essa, blamier mich hier nicht vor allen Leuten!"
„Das ist in Ordnung, Tohi. Jeder hat Bedenken vor solch einer Prozedur, mehr oder weniger."
„Wie ist das eigentlich, Sie sind alle super Soldaten und wir nicht, müssen wir dann die Militärakademie auf Kvanergga besuchen oder bekommen wir hier noch die Grundausbildung?"
„Das wissen wir auch noch nicht genau. Die Legats werden darüber mit dem Chief of the Fleet der Raumflotte, dem Militärrat und der Präsidentin verhandeln. Aber momentan halten wir eine verkürzte Akademieausbildung nach der Umerziehung für realistisch."
Eine Frau und drei Männer betraten die Tribüne des Saales.
Sofort verstummte das Gemurmel. Ein älterer Andhrajiha trat vor das
Podium. „Guten Morgen. Ich bin der Chefausbilder der Harggta, Andhrajiha
Captain Pothahrht. Erlauben Sie mir, Sie im Namen aller Ausbilder willkommen
zu heißen. Ich möchte Ihnen nun einen besseren Einblick in unseren
Unterricht zu geben. Das erste Ziel betrifft das Verständnis der kvanergganischen
Gesellschaft..."
Während die CRA-Soldaten ihre Weiterbildung besuchten und sich für die Kvaggra der Alltag weiterging, sahen sich Kira und Dax ihre Schiffe etwas genauer an, davon besonders die Freizeiteinrichtungen. Zum Mittagessen trafen sich die beiden Frauen in dem erst zwei Tage zuvor eröffneten Ferengi-Restaurant auf der Harggta.
„Hallo, Dax."
„Major. Es tut mir leid, aber ich habe mich verlaufen."
„Das macht nichts, ich habe auch lange gebraucht, um hierher zu finden."
„Na ja, bei der Größe der Kandraz ist das auch kein Wunder!" Sie runzelte die Stirn, als ihre Freundin in die andere Richtung starrte, „Nerys, hören Sie mir überhaupt zu?"
„Bitte? Da waren nur zwei Leute mit FLÜGELN! Die sind von dieser Etage runtergeflogen. Ziemlich steil, aber niemand hat sich daran gestört..."
„Ach ja, davon wollte ich Ihnen erzählen. Heute hab ich die Datenbanken durchforstet, die für uns freigegeben sind und dabei habe ich gelesen, daß alle Kvaggra Flügel haben."
„Wirklich? Ich habe ein paar Mal welche gesehen, seit wir abgeflogen sind, aber ich dachte schon, ich wäre verrückt geworden."
„Nein, nein, das ist richtig. Wenn sie in Kontakt zu anderen Rassen sind, verstecken sie die Flügel meist aus Angst, ausgelacht zu werden. Aber wenn keine Touristen an Bord kommen, fliegen sie auch an Bord der Schiffe. Aus Platzmangel wird hier aber meistens gelaufen. Auf Kvanergga hingegen werden alle Strecken unter 20 Kilometer geflogen."
„Haben die denn keine Shuttles?"
„Doch, aber sie können so schnell mit ihren Flügeln fliegen, daß es sich nicht lohnt in der Stadt. Und für die längeren Strecken bevorzugen sie den Transporter, ihre haben eine viel größere Reichweite als unsere."
„Das ist beeindruckend! Ich hatte noch keine Zeit, zu lesen."
„Sie sollten sich die Zeit nehmen, es lohnt sich wirklich."
„Heute Abend will ich mir auf der Ouila das Springballturnier ansehen, haben Sie Lust, mitzukommen?"
„Gerne!"
„Und, haben Sie schon Pläne, wie Sie Ihren unverhofften Urlaub nutzen wollen?"
„Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung! Zugegeben, es gibt hier sehr viele Freizeiteinrichtungen, aber drei Wochen ohne die kleinste Aufgabe klingt für mich schon jetzt langweilig!"
„Für mich ebenfalls. Captain Sisko hat uns zwar den Auftrag gegeben, soviel wie möglich über die Kvaggra in Erfahrung zu bringen, aber alleine PADDs zu wälzen macht auch keinen Spaß."
„Könnten Sie Ihre Freundin nicht fragen, ob wir an dem Einführungskurs teilnehmen können?"
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Wir sind beide mehr oder weniger von der Sternenflotte und die Kvaggra scheinen mir keine sehr hohe Meinung von der Föderation zu haben..."
„Das stimmt. Ihnen als Alliiertem würde man vielleicht noch erlauben, dabeizusein, aber mir sicher nicht. Ich habe eine andere Idee! Teel ist der Gott der Weisheit und seine Priester unterrichten in den Schulen, Universitäten und Akademien, nicht?" Kira nickte zögerlich und Dax erklärte ihr aufgeregt, „ich weiß nicht, wie es auf den anderen Schiffen ist, aber hier auf der Harggta gibt es einen Tempel des Teel. Wir können einen der Priester bitten, uns Privatunterricht zu geben!"
„Das ist eine gute Idee! Ich würde so gerne etwas über die Kultur und das Alltagsleben der Kvaggra erfahren. Es gibt so viele Dinge, die mir noch schleierhaft sind. Zum Beispiel, was der Begriff, „altkvanergganisch", bedeutet und was es mit der Besatzung von diesem Andhrajiha auf sich hat."
„Ich würde auch gerne mehr erfahren. Es geht ja nicht nur darum, daß wir der Sternenflotte und den Bajoranern etwas berichten sollen, das können die Diplomaten und Journalisten viel besser, als wir, wir müssen uns auf Kvanergga auch zurecht finden. Die CRA-Soldaten bekommen einen dreiwöchigen Crash-Kurs, die Diplomaten wurden für solche Dinge geschult, die Reporter haben Erfahrung damit, aber wir werden ohne jegliche Vorbereitung in dieses Haifischbecken geworfen."
„Und wir haben ja gesehen, wie leicht Kvaggra zu reizen sind. Der Commodore hat es sogar gewagt, Admiral Ross auf unserer OPS zu würgen, weil er ihm auf die Nerven gegangen ist!"
„Aus uns haben die in Minuten Hackfleisch gemacht!", prophezeite Dax.
„Sehen Sie, da fliegt einer mit blauen Flügeln!", staunte Kira.
„Ist das nicht wunderschön? Ich möchte auch solche Flügel haben!"
„Ich nicht. Bei dieser Spannweite kann man doch nur hier fliegen. In meinem Quartier zum Beispiel könnte ich so große Flügel nicht einmal ausspannen."
„Bestimmt sind die Quartiere für beflügelte Leute größer. Seit ich das weiß, verstehe ich auch, weshalb die Korridore so breit sind."
Jemand mit brennenden roten Flügeln schwebte an ihren Tisch und streckte die je fast zweieinhalb Meter breiten Schwingen vor dem Tisch bequem aus, „guten Abend. Wie ich sehe, finden Sie sich bereits zurecht."
Kira brauchte ein paar Augenblicke, um den Mann überhaupt zu erkennen. Bisher hatten die Kvaggra immer sehr vertraut gewirkt, besonders dieser, aber ab nun würde sie diese Aliens nie mehr mit den gleichen Augen sehen können. Er wirkte wie eine mythologische Figur. „Commodore Gragragrua! Guten Abend. Wir haben uns noch nicht ganz eingelebt, aber wir machen Fortschritte", lächelte sie.
„Das freut mich. Ist etwas mit meinen Flügeln nicht in Ordnung?"
„Ich weiß nicht, aber ich bin überrascht, daß sie überhaupt Flügel haben!", platzte es aus Dax heraus.
„Tja, wir erachten es nicht als nötig, jedem Fremden eine Anatomiestunde zu geben."
Dax öffnete ihren Mund für eine passende Antwort auf diese Beleidigung, aber als sie das amüsierte Funkeln in Gragragruas Augen sah, schloß sie ihn wieder. Die Kvaggra machten sich einen Spaß daraus, unwissende Aliens zu provozieren, um sich dann über ihre Wut lustig zu machen oder sie bloßzustellen. Das war ihre Art von Humor. „Verständlich."
„Werden Sie auch kommen?"
„Wohin denn?"
„Sie müssen Ihre Nachrichten lesen, Offizierinnen! Alle Bewohner aller Schiffe wurden informiert, daß wir Mittwoch Abend auf der Ouila in Festsaal eins eine große Feier zu Ehren aller Gäste im Allgemeinen und der CRA-Soldaten im Besonderen geben. Sehen Sie Ihre Post durch, dann finden sie das Rundschreiben mit den Einzelheiten."
„Nargen, könntest Du bitte Deinen Flügel aus meinem Gesicht nehmen?", bat Dukat halb lächelnd, halb schimpfend.
„Uups! Ich hab es nicht so gemeint, alles wieder gut?"
„Du weißt, daß ich die halbe Suqard nach Dir durchgesucht habe, nur weil Du mal wieder vergessen hast, zur Konferenz zu kommen?"
„Warum hast Du mich nicht einfach angerufen?"
„Weil Du Idiot Deinen Kommunikator in Deinem Quartier gelassen hast!"
„UUPS! Bye, Major, Commander, wir sehen uns irgendwann wieder. Also, was gibt es für eine dringende Konferenz über die mich niemand informiert hat?"
„Das ist ja mal wieder typisch! Nein, Du hast die Konferenz nicht vergessen, Du wurdest natürlich nicht informiert", hänselte Dukat ihn.
„Halt nur ja die Klappe!", drohte der Kvaggra lachend.
Val rieb sich gähnen die Augen. „Ich hasse den Unterricht!"
Dukat legte eine Hand beschwichtigend auf ihren Arm. „Val, Du brauchst nicht zu kommen, wenn es Dir zu anstrengend ist. Ich möchte nicht, daß Du Dich dazu verpflichtet fühlst. Jeder wird es verstehen."
„Das ist wirklich lieb gemeint, aber ich bin schwanger, nicht krank. Und eine Klingonin hält sich nicht zurück wegen einer bedeutungslosen Schwangerschaft!"
„Aber Du bist keine volle Klingonin. Menschliche und bajoranische Frauen sind während der Schwangerschaft stark beeinträchtigt, wenn ich mich richtig erinnere. Es ist ganz natürlich, wenn Du geschwächt bist."
„Ich weiß, Liebling, aber es ist frustrierend!", jammerte die Frau. „Gerade dann, wenn sich die Zukunft Cardassias entscheiden wird, liege ich in den Wehen!"
„Na und? Du wirst die besten Ärzte haben, die beste Medizintechnik, die beste Versorgung. Und Du magst sowieso keine Repräsentiertermine, oder?"
„Du hast Recht. Trotzdem fühle ich mich nicht wohl dabei, Dich die ganze Verantwortung alleine tragen zu lassen. Wenn die Kvaggra nicht aufgetaucht wären, hätte ich mit meinem Schiff ein oder zwei Wochen vorher zurück nach DS9 kommen können, hätte von Kavon und einer bajoranischen Hebamme die Entbindung machen lassen und alles wäre ganz ohne Streß und Sorgen abgelaufen. Aber so wissen wir nicht, was kommen wird."
„Kursus 17, bitte begeben Sie sich in Ausbildungsraum 25", kam eine Durchsage vom Computer.
„Kurs 17 sind wir", seufzte Val und stand auf von der kleinen Couch.
Zusammen mit ihrem Mann verließ sie den Aufenthaltsraum.
Am nächsten Abend stand das große Fest für die Botschafter, Journalisten und CRA-Leute mit 1000 Gästen statt. Darunter waren diejenigen, um die es ging, sowie die Kvaggra, die kommen wollten. Wer das kriegerische Völkchen kannte, konnte sich denken, daß diese 500 regelrecht hergeschliffen werden mußten. Weil es schon geplant war, bevor die Kvaggra überhaupt den Alpha-Quadranten erreichten, war es kein Problem, so plötzlich einen Termin anzusetzen. Alle Feierlichkeiten fanden auf dem Freizeitschiff Ouila statt, weil es als einziges Schiff der Suqard über die entsprechenden Räumlichkeiten verfügte.
Wie es bei den Kvaggra üblich war, gab das Flottenkommando nur den Auftrag. Dann schlossen sich die Gastronomiebetriebe der Ouila mit einigen der anderen Schiffe zusammen und organisierten das ganze Fest, von Essen und Getränken über Dekoration, Einladungen bis zur Bedienung. Als Krieger ohne jegliche diplomatische Ausbildung hatten die Kvaggra-Soldaten weder Lust noch Talent dazu, so etwas zu organisieren, es war Strafe genug für sie, einen Abend lang nett sein zu müssen. Und wenn man die Soldaten als Kellner abgestellt hätte, wäre es höchstens zu einem Kampf auf Leben und Tod wegen Verletzung der Ehre gekommen...
Selbst Fleet General Nerggad machte keinen Hehl daraus, daß sie viel lieber Action-Filme gesehen hätte, als vornehmen Small Talk mit Botschaftsangehörigen zu halten, denen sie normalerweise nicht einmal die Hand geben würde. Als sie mit ihrem Ersten Offizier erschien, ging sie direkt zum Tisch ihrer Clique. „Hallo Krieger!"
„Larkka, hey! Was machst Du schon hier? Offiziell müssen wir doch erst in 10 Minuten hier sein."
„Und was machst Du schon hier, Morrigan?"
„Ach, ich saufe mich besinnungslos bis ich von all diesem Elend nichts mehr mitbekomme!", grinste die Pilotin mit menschlichen Vorfahren.
„Guter Plan, kann ich mitmachen?", fragte der Kronprinz des kvanergganischen Imperiums.
„Okay, aber Du mußt uns die nächste Runde holen."
„Bin schon auf dem Weg!" Er zwinkerte seiner Taktischen Offizierin noch einmal zu und machte sich auf den Weg zur nächsten Bar. „Ich brauch drei Flaschen Blutwein, ne Flasche Jeoa-Schnaps, zwei Flaschen gelben Wein aus Kam und eine Kanne heißen Gabb."
„Bitte." Auf einem Tablett reichte der Barkeeper ihm die Getränke. Er war beeindruckt. Jeoa-Schnaps war das hochprozentigste Getränk, das die Kvaggra kannten und gelber Wein aus der Polregion Kam war der beste und stärkste Wein ihres Planeten.
„Danke." Auf dem Weg zurück entdeckte Gragragrua Dukat und seine Familie gelangweilt in einer Ecke der Litanei des Botschafters von Bajor nicht zuhören. Weil er nicht viel mit den Bajoranern im Sinn hatte, ging er ihn erlösen. „Guten Abend! Botschafter, Sie sehen ausgezeichnet aus an diesem Abend!", zur Betonung warf er dem Vedek einen eindeutig zweideutigen Blick zu.
„Ähm... äh... danke, Euer königliche Hoheit."
„Ach, Exzellenz, ich bitte Sie, lassen wir doch diese schrecklichen Förmlichkeiten!"
„Äh... ich... äh... ich habe da gerade einen... alten Freund gesehen, zu dem ich unbedingt gehen muß!"
„Danke, Commodore Gragragrua, Sie haben uns das Leben gerettet!", atmete Ziyal erleichtert auf.
„Voilà! Abwimmeln auf kvaggranisch!", erklärte er stolz.
„So machst Du das immer?"
„Hey! Das ist meine feine adlige Art!"
"Und wenn er nicht gegangen wäre?"
"Dann hätte ich eben ein Date für diesen Abend, ist doch gut."
Major Kira Nerys und Lieutenant Commander Jadzia Dax kamen mit gemischten Gefühlen zu dem Fest. Sie hatten bereits Erfahrungen damit gemacht, wie viel Kvaggra bei ihren Feiern tranken und hatten Angst, sich betrunken lächerlich zu machen. Und sie befürchteten, zwischen die alkoholisierten Fronten von Ferengi, Föderationsbürgern, Bajoranern, Cardassianern, Kvaggra, Vulkanier, Andhrajiha, Betazoiden und Romulanern zu geraten. Letztendlich half es aber nichts, sie gehörten zu den geladenen Gästen.
„Das scheint mir gar nicht so schlimm zu sein."
„Sehen Sie nicht, daß die Kvaggra alle Alkohol trinken? Einige sehen sogar schon betrunken aus. Und das Bankett hat noch gar nicht angefangen!"
„Na ja, dann suchen wir uns eben irgendeinen Gesprächspartner aus, der nicht betrunken ist und bringen die zwei Stunden rum, die wir mindestens bleiben müssen."
„Zwei Stunden sind ein gutes Thema. Die Uhren laufen nach kvanergganischer Zeit..."
„Oh nein! Das habe ich ganz vergessen! Wie war das noch mal? Der Tag hat 10 Stunden zu je 100 Minuten, 100 Sekunden. 28 Tage sind ein Monat, es gibt 10 Monate im Jahr. Das wären dann...?"
„Wenn das knapp 28 Standard-Stunden wären... ich krieg Kopfschmerzen von dem Umrechnen!"
„Ich auch! Sieht so aus, als müßten wir unser Gefühl für Zeit noch einmal ganz von vorne lernen. Das geht schneller, als sich an das Umrechnen gewöhnen. Laß uns einfach sagen, wir bleiben eine zweidrittel kvanergganische Stunde. Das kommt ungefähr hin", meinte Dax.
„Ja, ich erinnere mich. Drei Stunden sind etwas mehr als eine Standard-Stunde."
„Eine Stunde und acht Minuten, um genau zu sein. Natürlich wird das ganze etwas komplizierter, wenn Sie es in bajoranische Stunden umrechnen müssen."
„Ja. Aber zwei Stunden mehr oder weniger machen auch nicht so viel aus. Hauptsache, wir haben einen Anhaltspunkt. Ah, da ist Val. Ich geh mal zu ihr." Erleichtert, eine Abwechslung vom Umrechnen zu haben, schlenderte Major Kira zu ihrer Freundin. „Hallo Val, Ziyal!"
„Hi!"
„Nerys, hallo! Liebling, entschuldige uns bitte einen Augenblick. Hast Du Lust, etwas an der Bar zu trinken? Ich darf nur Mineralwasser."
„Gibt es Frühlingswein?"
„Wir können ja mal nachfragen." Als sie außer Hörweite ihres Mannes und der Kvaggra war, flüsterte Val Kira zu, „ich dachte schon, ich werde verrückt! Wir sind schon ziemlich lange da. Zuerst hat uns ein Vedek die Ohren wuselig geredet und dann haben mein Mann und die Kvaggra nur über ihre jeweiligen Besatzungen geredet. Und ich HASSE es, wenn ich nicht mitreden kann!"
„Ich verstehe. Und, sind die Kvaggra nett? Abgesehen davon, daß sie die ganze Zeit nur über Dinge reden, zu denen Du nichts zu sagen hast. Ah, kann Dax... hat schon jemand gefunden."
„Die sind ganz nett, aber ein bißchen zu kriegerisch für mich."
„Sie sind super süß! Sag mal, wäre Gragragrua nichts für Dich? Süßer Kronprinz, dem ein paar Planeten gehören und der ein Dutzend andere erben wird, bei dem jetzt schon feststeht, daß er in ein paar Jahrzehnten seine eigene Flotte hat und kurz darauf für die Raumflotte im Militärrat sitzt?"
Lachend schüttelte Kira den Kopf, „nein, danke, da ist mir mein Erster Minister doch lieber!"
„Du bist Dir ganz sicher? Er sucht nämlich eine Frau und das nächste Mal gibt es so eine Chance höchstens in 500 Jahren."
„Ja, ich bin mir absolut sicher." Natürlich, Prinz Gragragrua besaß im Überfluß Charme, Geld, Titel, Einfluß, hatte Admiralsrang und eine gleißende Karriere vor sich. Aber in ihm sah sie eher einen Freund, wenn überhaupt, als ihren zukünftigen Ehemann.
„Dann eben nicht! Ich hab seiner Schwester nämlich versprochen, daß ich mich nach einer Frau für ihn umhöre. Sie ist zwar älter, aber sie hat auch einen Verlobten. Das Problem ist, daß dringend ein Kind gebraucht wird. Als Präsidentin, Königin und Ex-Rebellionsführerin hat sie SEHR VIELE Feinde und ist beim Aufwachen nie sicher, daß sie Abends noch lebt. Mit ihrem Tod werden die Kvaggra in eine Krise gestürzt, sie ist ihre Nationalheldin, ihr Engel, und es gibt keinen ernsthaften Kandidaten, der Präsident werden kann. Also braucht man einen starken neuen König..."
„Und der ist Commodore Prinz Gragragrua nicht."
„Genau! Er kann und MUß es machen, aber es ist riskant. Er ist der einzige Verwandte ersten Grades von Adira! Deshalb müssen Kinder her und eine Frau, die Königin spielt, bis ein Kind erwachsen ist. Das braucht noch nicht einmal zu passieren. Stell Dir nur vor, Nargen stirbt. Er ist jeden Tag in Lebensgefahr, nicht nur als Thronfolger, sondern auch als Soldat an vorderster Front. Dann gibt es keinen Thronfolger!"
„Was ist mit entfernteren Verwandten? Die würden es doch sicher machen."
„Der Erbe muß ein Verwandter ersten Grades sein, der volljährig, geistig und körperlich gesund ist. Letzteres ist Bedingung, weil der König das Volk in den Krieg führen MUß. Wenn er das nicht machen will oder kann, ist er sofort zu töten. Natürlich ist das bei der Medizin der Kvaggra kein Thema."
„Aber auch bei dieser fortschrittlichen Medizin läßt sich kein Kind herzaubern... Würde ihn nicht jede Kvaggra liebend gerne heiraten?"
„Das ist ein weiteres Problem. Es muß keine Adlige sein und es muß nicht mal eine Frau sein, aber der Tradition nach heiratet das zweitälteste Königskind jemand aus einem anderen Land. Um das Blut zu stärken und den Einfluß zu festigen. Es darf jemand aus einem anderen Teil des IVK sein, wie ein Cardassianer, aber nicht aus der Heimatwelt selbst. Du verstehst langsam das Dilemma?"
„Ja, mir wird einiges klarer jetzt. Da hast Du Dir keine einfache Aufgabe ausgesucht!"
„Das kann man wohl sagen. Als ich der Präsidentin versprach, mich umzuhören, kannte ich noch nicht die ganzen Regeln. Sonst hätte ich gleich abgewinkt. Obwohl... nein, dann hätte ich auch zusagen müssen. Wenn die Präsidentin um einen Gefallen bittet, hat man ihn zu erfüllen."
„Arme Val! Hm... was ist mit Deinen CRA-Soldaten? Gul Ravor oder Gul Garyk? Glinn Morgenstern? Angelini? Oder wenn es auch ein Mann sein kann, Gul Jasad, Glinn Derell, Simmons?"
„Carla Angelini ist noch ein halbes Kind, mit Simmons kann ich mich
auch nicht anfreunden, aber die anderen sind gute Vorschläge. Da werde
ich mal drüber nachdenken."
Larkka Nerggad schwebte in der Mitte des Saales und hielt mit Hilfe der Lautsprecher und Kommunikatoren im Saal ihre Ansprache. „Sieg der Göttin Riga!", begann sie mit dem offiziellen Gruß, der nur bei solchen Anlässen und unter Kvaggra, oder um andere zu kränken, verwendet wurde. „Ich bin Fleet General Larkka Nerggad. Es freut mich, daß Sie alle gekommen sind. Mit dem Kontakt zu Völkern der Quadranten Omikorn, Pi und Rho haben Ihre Heimatreiche einen Fortschritt gemacht, der Generationen in Erinnerung bleiben wird.
Erlauben Sie mir, bei dieser Gelegenheit noch einmal zu betonen, wie stolz wir sind, daß die Cardassian Rebel Alliance uns so sehr vertraut, daß sie dem Imperium von Kvanergga beitreten möchten. Eine Nation mit solchem Mut und solcher Weitsicht wird immer in unserer Runde willkommen sein.
Ich hoffe, daß Sie alle Ihren Aufenthalt als Gäste unserer
Flotte genießen und dabei nie vergessen, daß sie eben dies
sind. Gäste. Die Berichte, die mir zu Ohren gekommen sind, sind alles
andere als schön und deshalb möchte ich diesen Anlaß nutzen,
um sie, liebe Zeitgenossen der redenden und schreibenden Zunft daran zu
erinnern, daß ich kein Problem damit habe, sie aus der nächsten
Luftschleuse zu werfen! Danke für Ihre Aufmerksamkeit!"
„Tatsächlich? Nein, für mich gab es kein solches Ereignis. Aber es gab da mal eine Andhrajiha, für die ich alles aufgeben wollte. Meine Titel, mein Besitz, meine Ämter, meine Karriere, meine Familie, mein Volk, ich hätte alles weggeworfen für sie."
„Was wurde aus dieser Frau, Nargen?"
„Sie ist eine Woche vor unserer Vermählung im Kampf für Andhrajiha gefallen."
„Das tut mir leid."
„Ich bin darüber hinweg. Es ist 19 Jahre her. Die Al Mragh ist jetzt 35 Jahre, sie ist eine von Hunderten Rebellionen, aber die einzige, die in den letzten 1000 Jahren Erfolg hatte. Ich sagte Dir einmal, daß wir seit 300 Jahren eine Diktatur hatten, das ist wahr, aber die letzte frei gewählte Regierung herrschte vor einem Millennium. Jedenfalls, wir sind jetzt seit fünf Jahren wieder ein demokratisches Imperium. Vor 20 Jahren traten die Andras uns als Al Mragh Andhrajiha bei. Nach 35 Jahren Besatzung! Aber so sind sie eben, ertragen lieber jede Demütigung, als ihren Feinden ein Haar zu krümmen. Da sind die Bajoraner ganz anders, hm?"
„In der Tat", stimmte Legat Dukat zu. Warum konnten seine Leute nicht auch so ein nettes, kleines Völkchen unterdrücken, anstatt die kratzbürstigen Bajoraner? „Wie lebten sie?"
„Alle Andhrajiha lebten in Arbeitslagern, wo sie schwer anpacken mußten, aber recht gut behandelt wurden. Sie bekamen das gleiche Essen wie die Soldaten, die sie bewachten, hatten Zugang zu Ärzten, durften in privaten Zelten leben, ihre traditionelle Kleidung tragen. Und sie hatten gesetzliche Rechte. Gesunde Sklaven können besser arbeiten als tote. Und sicherten uns Nachschub. Wenn ein Aufseher zum Beispiel einen grundlos Sklaven tötete oder züchtigte, mußte er Entschädigung zahlen."
„Das ist ein äußerst effektives System! Wir hätten uns zehn Jahre früher treffen sollen."
„Na ja, den besten Schutz hatten die Sklaven durch unsere Ehre. Vergewaltigte ein Aufseher eine Sklavin in einem Diktatur-Lager, mußte er nur zahlen, wenn sie dadurch arbeitsunfähig war. Dort, wo Rebellen-Kommandeure waren, gab es die gleiche Strafe, wie bei einer Kvaggra als Opfer und das ist unappetitlich. Aber das ist ein anderes Thema. Der Mann wurde also nicht bestraft, aber als Krieger war er nun ehrlos. Die anderen Kvaggra schnitten ihn von nun an, behandelten ihn wie den letzten Dreck. Und das war die wirkliche Strafe, nicht ein paar Münzen Entschädigung. Glaub mir, der Druck durch die Gruppe ist eine bessere Abschreckung als jede Strafe..."
Jetzt verstand Dukat, warum die Andhrajiha und all die anderen unterdrückten Völker so eine hohe Meinung von den Kvaggra hatten und warum nicht mal auf den Großen Kreuzern mit 2500 Bewohnern Polizisten nötig waren... „Ich beginne, Euer Ehrsystem als mehr als nur ein paar Ideale anzusehen..."
„Es ist auch mehr. Im Gegensatz zu den Klingonen ersetzt es bei uns keine Gesetze, die Ehre ist eine gesellschaftliche und religiöse Sache, keine rechtliche, da sie ein Codex der Anhänger von Riga ist und Teel der Patron der Justiz ist, aber sie hat mindestens genausoviel Macht. Womit ich nicht behaupten will, daß unsere Gesetze nicht abschreckend genug sind..."
„Was gibt es denn für abschreckende Strafen?"
„Verbannung und lebenslanger Aufenthalt in einer Strafkolonie, öffentliche Verbrennung und andere Methoden der Hinrichtung, in einem Käfig vor dem Tempel aufhängen, Abschneiden von Körperteilen, Zweikampf auf Leben und Tod, Kuß der Melosra, dadurch fällt man ins Koma und erlebt Alpträume, ohne jemals sterben zu können, Arbeitslager, das ist der Kram, der mir auf Anhieb einfällt."
„Euer Gott hat keinen schlechten Geschmack."
„Der Meinung bin ich auch. Wenn wir auf Kvanergga sind, müssen
wir mal zusammen zum Gericht gehen. Nach allem, was ich über das cardassianische
Rechtssystem gehört und gelesen habe, wird es Dir gefallen..."
„Ich HASSE diese Feiern, Fleet General!", beschwerte sich der Captain der Harggta.
„Ich weiß genau, wovon Sie sprechen! Ich verstehe nicht, warum ich nicht Söldnerin geworden bin!"
„Weil Sie dann nicht eine der stärksten Flotten des IVK kommandieren würden."
„Schon möglich. Aber in Momenten wie diesen frage ich mich, ob ich keine Drogen genommen hab, bevor ich bei der Raumflotte anheuerte!"
„Geht mir genauso."
„Ich meine, das ist doch kein Fest! Ich war schon auf Beerdigungen, auf denen es lebhafter zuging!"
„Hey, Sie sind die Fleet General, Sie können das ändern. Warum schalten Sie nicht einfach das Rennen aufs Interkom, lassen ein paar Dutzend Fässer Blutwein bringen, Trinkhörner austeilen und wir erklären das zu einer kvaggranischen Party!"
Mit nachdenklich geschürzten Lippen sah sich Nerggad um. Nach zwei Gläsern gelbem Wein und drei Gläsern Blutwein erschien der Vorschlag ihres Kollegen beunruhigend viel Sinn zu machen... „Die dritte Schicht ist jetzt dran und auf der ganzen Flotte ist Hochbetrieb, nicht?"
„Ja, ich denke schon. Zumindest auf den Freizeitschiffen und den Großen Kreuzern wird viel los sein."
„Dann lassen Sie uns mal ne Party machen!", grinste sie und ging zu ihrem Ersten Offizier. „Nargen, laß sofort 30 Fässer Blutwein und 600 Trinkhörner herbeamen!"
„Okay!"
„Du hast was gut bei mir, Süßer!" Telepathisch gab sie ihrem Implantat einen Befehl, sie in den Zentralrechner einzuklinken. Geübt griff sie auf ein paar Kontrollen zu. Dann dröhnten auf 100 Schiffen aus jedem Lautsprecher und Kommunikator kvanergganische Popmusik und die Stimme des Kommentators der Rennwagen-Meisterschaft, die alle Kvaggra liebten. Lachend beobachtete sie, wie bunte Flügel fröhlich zu zucken anfingen, während die Diplomaten etwas eingeschüchtert aussahen.
„Blutwein kommt jeden Moment!", schrie Nargen Gragragrua so laut er konnte, um überhaupt gehört zu werden bei dem Höllenlärm.
„Was ist denn hier los?", fragte Dax, als direkt neben ihr eine Tonne Blutwein materialisierte.
„Party und das vorletzte Rennen live!", erklärte ihr ein Krieger.
„Was für ein Rennen?"
„Autorennen!"
Bevor die Trill mehr fragen konnte, schaltete sich jemand in einer Werbepause ein. „Ich begrüße Sie zur 21. von 22 Partien der interplanetaren Rennwagen-Meisterschaft! Das Rennen beginnt in zwei Minuten, darum fasse ich mich kurz: Wenn Sie Kvaggranisch nicht verstehen, können Sie sich einen Übersetzungs-Kopfhörer replizieren. Für die, die das letzte Dezennium unter einem Stein schliefen: Die Musik ist die neueste Scheibe der Band Draggad. Viel Spaß und saufen Sie sich nicht bewußtlos, die Quacksalber sind nämlich schon besoffen! Zurück zur Klopapier-Werbung!", lachte die Kvaggra.
„Wollen Sie das Rennen hören?"
„Curzon wäre gestorben für seine Rennen!" Dax stellte sich vor den nächsten Replikator und wartete einen Augenblick, weil das Gerät sich erst auf Trill umstellen mußte. „Zwei Übersetzungs-Kopfhörer. Kvaggranisch - Bajoranisch und Kvaggranisch - Trill." Ein paar Sekunden später nahm sie zwei merkwürdige Kopfhörer raus. „Mal sehen ob das funktioniert..."
„Also da bin ich auch noch skeptisch!" Kira sah sich ihre Ohrstöpsel
mißtrauisch an. Drei Sekunden, dann wurden die fremdartigen Gurgel-,
Zisch- und Stoßlaute zu perfektem Bajoranisch. Zu ihrer Freude wurden
als erstes noch einmal die Regeln erklärt, dann war der Start.
Erst am frühen Morgen kam Fleet General Nerggad zurück in ihr 4 Zimmer-Apartment. Nach dem Rennen, daß eine kvanergganische Stunde dauerte, hatten sie noch so lange den Sieg ihres Rennfahrers gefeiert, bis sie rausgeschmissen wurden, weil die Putzfirma endlich an ihre Arbeit gehen wollten. Als Freizeitschiff, das etwas auf sich hielt, besaß die Ouila natürlich Bars, die 10 Stunden am Tag geöffnet waren. Eine davon war ihr nächstes Ziel gewesen. Und irgendwie war es dann spät geworden...
Mit einer Hand rieb sich Larkka den pochenden Kopf, mit der anderen massierte sie ihren linken Flügel, als sie in ihre Küche ging. Wie alle Kvaggra und Andhrajiha, verging ihr der Appetit, wenn sie nur schon daran dachte, daß ihr Essen ein Haufen chemische Pampe mit Vitamintabletten war. Obwohl sie aus Zeitgründen lieber ins Restaurant gingen, gehörte zumindest eine Kochnische zu jeder Wohnung. Sie stellte die Gabb-Maschine an, holte sich in der Zwischenzeit eine Pizza aus dem Tiefkühlschrank und stellte sie in die Mikrowelle.
„Aua! Das ist ja heiß!" Schnell spülte sie mit Wasser nach. Nachdem sie einen kritischen Blick auf ihre Wanduhr geworfen hatte, war sie sich sicher, daß sie es nicht zum Schichtbeginn um halb vier schaffen würde. Normalerweise hätte sie sich solche Nachlässigkeit nie verzeihen können, weil es aber sowieso nichts zu tun gab und ungefähr die Hälfte der Flotte nicht zum Dienst kommen würde, entschied die Kvaggra, daß sie sich diese kleine Schwäche verzeihen konnte.
Als sie Minuten später mit Pizza, Wasser und Gabb in den Wohnraum kam, fiel ihr Blick auf Holo-Fotos. Das größte zeigte zwei lachende Kinder und küssende Eltern, eine uniformierte Kvaggra und einen Andhrajiha, in einem blühenden Park. „Ich vermiß Dich, Moi", seufzte sie traurig und ließ ihr Leben Revue passieren.
748 Jahre war sie alt und 735 liebte sie den Andhrajiha Moilehn Tahrho. Der zwei Jahre ältere Botschaftersohn war ihre erste Liebe gewesen und vier Jahre später hatten sie geheiratet. Schon damals vertrauten die Andhrajiha ihrem nächsten Nachbarn und jedermann hatte sich gefreut über den unverhofften Zusammenschluß der traditionsreichen Politiker- und Generalsfamilie.
Die nächsten Jahrhunderte lebten sie abwechselnd auf Kvanergga, Andhrajiha und in Kolonien. Es gab nie Probleme, weil ihr Mann die kvaggranischen Bräuche angenommen hatte. Bis sie eines Tages in der Zeitung las, daß Andhrajiha besetzt und alle Bewohner versklavt waren. Während ihre Familie dort war. Als sie vom Diktator eine Erklärung verlangte, sagte er ihr, daß er den Mord an ihrer Familie nur befohlen hatte, um seinem besten Feldherr etwas Gutes zu tun. In ihrer Verzweifelung suchte sie Schutz bei ihren Verwandten und dachte nicht daran, daß diese immer noch dem Regime treu waren.
So wurde sie ein paar Monate und Gehirnwäschen später wieder in den Dienst genommen und nach 10 Jahren als Kommandantin der Besatzung von Andhrajiha eingesetzt. Der fiese Plan ging auf, bis sie ihren Mann wiedersah, der von Freunden gerade noch rechtzeitig gewarnt worden war. Weil er ihre Kinder nicht hatte retten können, flüchtete er aus Scham und Trauer ins Exil. Bis er durch die Al Mragh von der wundersamen Veränderung seiner Frau hörte.
Seitdem hatten sie gemeinsam im Widerstand gekämpft und Larkka hatte zwei Kinder zur Welt gebracht. Ihre 20jährige Tochter, inzwischen Kommandantin eines Kurierschiffs, und ihren 15jährigen Sohn, der sein letztes Jahr an der Militärakademie hatte. Als die Kinder aus dem Haus gingen, hatte sie auch genug vom Hausfrauen-Dasein und war zurück zum Militär gegangen.
„Ob das so eine gute Idee war? Ich könnte jetzt Zuhause sein bei
meinem Mann, eisgekühlten Fruchtsaft schlürfen und darüber
diskutieren, ob die Andhrajiha nicht doch der Entwicklungsstufe der alten
Griechen ein bißchen näher als der Germanen in der Jungsteinzeit
sind..." Morgen würde sie es auf den Alkohol schieben, aber in diesem
Moment schien ihr das eine sehr verlockende Vorstellung zu sein.
„Wollen Sie nicht nach Hause gehen, Commodore? Es ist spät und sie müssen Morgen doch arbeiten, oder?", fragte der Barkeeper besorgt. Er hatte Angst, seine Bar zu verlieren, wenn rauskam, daß er den Thronfolger des IVK mit Alkohol abfüllte.
„Nee! Ich hap Mogen hicks meinen fleien Dag! Hicks!" Nargen Gragragrua kicherte berauscht.
„Sie haben ein Dutzend Trinkhörer Blutwein, fünf Bier, drei gelben Wein und zwei Kanar gehabt. Das sollte wirklich reichen."
„Reicht nich! Ich kann hicks nich schnell genuch dinken!", erklärte er dem Ferengi auf Cardassianisch, weil er ihn in seinem Rausch für einen Cardassianer hielt, nüchtern schon nicht seine Stärke.
„Ah ja, ich verstehe. Der Organismus der Kvaggra geht so schnell, daß der Alkohol schon verarbeitet ist, bevor sie neuen nachschieben. Aber wenn Sie so weitermachen, Prinz, besuchen Sie heute Morgen noch die Krankenstation!"
„Nein!"
„Na gut, dann erzählen Sie mir eben, was Sie dazu gebracht hat, sich betrinken zu wollen." Der Barkeeper hörte aufmerksam zu, als ihm der Kvaggra in einer Mischung aus verschiedensten Sprachen zu erzählen versuchte, was geschehen war. „Nur, damit ich weiß, ob ich das richtig verstanden habe: Vor 23 Jahren haben sich in ein Mädchen verliebt, daß in dem Arbeitslager Sklavin war, das Sie kommandierten. Weil sie da schon zum Widerstand gehörten, haben sie diese Frau überredet, mit ihnen in den Widerstand zu kommen. Als sie das gemacht hat, wollten Sie Ihre Freundin heiraten, dafür wollten sie sogar alles aufgeben, damit sie Andhrajiha für sie werden konnten, und dann ist sie gestorben."
„Ja!"
„Und Sie haben sich die letzten 19 Jahre immer betrunken?", fragte er ungläubig. Wie konnte dieser Mann nur so an einer Weiblichen hängen?
„Hicks! Nee! Bier! Heute Apent bin ich an sie erinnet worden."
„Okay, langsam verstehe ich Ihr Problem. Trotzdem sollten Sie jetzt nach Hause gehen."
„Bier!", lallte er mit hängendem Kopf und hängenden Flügeln.
Er hatte seine Sabah von dem Moment an geliebt, in dem er ihr Foto in den
Akten der Neuankömmlinge sah. Er behandelte alle mit Respekt und Höflichkeit,
aber sie besonders. Sabah war sein Lichtblick, sein Grund, trotz aller
Rückschläge weiterzumachen. Und dann kam nach einem Monat der
Tag, der sein ganzes Leben veränderte...
4. Tag des 2. Monats im Jahre 472976 des Teel. Planet Andhrajiha, Verwaltungsbereich Nördliche Hemisphäre, Sklavenarbeitslager 483
Lagerkommandant und Captain der Al Mragh Prinz Nargen Gragragrua ließ den Blick über das Land unter ihm schweifen. Er lehnte gegen das Gebäude der Lagerverwaltung, das auf eine der wenigen kleinen Anhöhen gebaut war. Vor ihm lag das fruchtbare Land von Andhrajiha mit seinen saftigen Wiesen und klaren Flüssen. Es war das Land, das den Planeten verdammt hatte, nicht die Bewohner. Die Andhrajiha waren ein zartes, zerbrechliches Volk, es gab bessere Sklaven als sie. Aber das Land war ein warmes Paradies. Auf seiner Heimatwelt waren jetzt 70 Grad Minus eine komfortable Temperatur waren, während er und seine Landsleute hier von 40 Plus gewärmt wurde...
Der kvaggranische Krieger strich seine Kleidung glatt, einem hellen Stoffumhang und Sandalen. Es war die Tracht der Andhrajiha, nur den Schmuck ließen sie weg. Er war gelangweilt, weil die Sklaven ihr Mittagsschläfchen hielten und es ohnehin wenig zu tun gab, wenn die Sklaven, die sie zur Arbeit prügeln sollten, freiwillig arbeiteten...
„Wir bitten inständig, Euch fragen zu dürfen, ob unsere Anwesenheit von Euch gestattet ist", piepste eine Andhrajiha.
„Eure Frage sei erlaubt. Unsere über alles geliebte Sabah, wir könnten Euch nie etwas abschlagen. Und nein, Ihr stört uns nicht. In der Tat sind wir glücklich über Eure Gesellschaft."
„Ihr schenkt uns zuviel Gnade, mein verehrter Herr."
„Wir spüren Eure Sorge und Furcht. Fürchtet Ihr uns etwa?"
„Wie könnten wir Euch nicht fürchten für die Kraft die Euch die Götter geschenkt haben und den Mut, den Ihr beweist, indem Ihr unserem Volk unser Leid lindert?"
Warum konnten Andhrajiha nie eine normale Antwort geben? „Nein, das meine ich nicht! Hast Du Angst vor mir? Du mußt keine Angst haben. Verzeiht uns bitte, wir sind in unsere Muttersprache abgerutscht."
„Euch ist vergeben. Wir fürchten Euer Verhalten auf dies, was wir Euch sagen möchten."
„Sagt frei heraus, was Ihr uns sagen möchtet. Wir werden Euch mit offenem Ohr und offenem Herzen zuhören."
„Seit einiger Zeit verspüren wir Gefühle für Euch, die über die der Freundschaft, die uns verbindet, weit hinausgehen. Wir haben bereits die Verbindung mit unserem Vater geschlossen, um Gewißheit über unsere Gefühle zu finden."
Wenn sie eine geistige Verbindung gemacht hatte, nur um sich über ihre Gefühle für ihn Klarheit zu verschaffen, dann mußte sie es ernst meinen... „Sabah, sprichst Du über Liebe?"
„Ja", antwortete sie leise und nickte. Ängstlich sah die honigblonde
Andhrajiha den Soldaten aus weißen Augen flehend an.
In diesem Moment hatten die besten vier Jahre seines Lebens angefangen. Wenn seine Verlobte starb, brach für ihn eine Welt zusammen und es brauchte Jahre, bis er sein Leben wieder halbwegs im Griff hatte. Aber es war eine Lüge gewesen, als er sagte, daß er über ihren Tod hinweg war. Für einen Mann von 231 Jahren waren 19 Jahre keine Zeit. Sie war noch genauso lebendig für ihn wie an dem Tag, an dem sie starb und das würde sie für die nächsten 2300 Jahre auch bleiben. Obwohl ihm all seine Freunde und Verwandten immer wieder versicherten, daß er jemand anderes finden würde, bezweifelte er, daß ihm jemand anderes jemals so viel bedeuten konnte wie Sabah.
Also tat er das, was ihm in seinem vollkommen betrunkenen Zustand als
unanfechtbar logisch erschien: Er bestellte sich noch einen Drink.
Als Kira am Nachmittag des vierten Tages ihrer Reise vom Kampf-Training in Rigas Tempel kam und ihren elektronischen Briefkasten durchsah, fand sie neben den täglichen Newslettern der Flotte, des Schiffes und für Gäste, eine Nachricht von ihrer Freundin Val Gawlak. Sie lud die Bajoranerin für sieben Uhr zum Abendessen ein. Sofort schickte sie ihre Bestätigung per e-Mail.
Sie hatte sich angewöhnt, sich über die internen Kommunikationsgeräte, zu denen neben Kommunikatoren, Briefen, Bildgesprächen auch eine Art Telefon und Fax gehörten, zu unterhalten. Flügellose Leute brauchten eine halbe Ewigkeit, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Am Anfang hatten sie und Dax sich über die altmodischen Geräte gewundert, aber inzwischen fanden sie es auch ungemein praktisch, nebenbei im Schlafanzug ein paar Zeilen aufs Papier zu kritzeln oder schnell anzurufen, statt sich erst fürs Video-Subraum-Telefonat herausputzen zu müssen.
Als das Telefon klingelte, zuckte die Major vor Schreck zusammen. „Ich sollte mich wirklich mal daran gewöhnen!" Wütend stampfte sie aus dem Schlafzimmer, wo sie sich gerade umzog, in den Wohnraum. „Hallo?"
„Nerys, kannst Du ein bißchen früher kommen?"
„Wieviel früher, Val?"
„Äh... 15 Minuten? Ich hab keine Erfahrung damit, Essen warm zu halten und ich bin schon fertig, weil ich es vorgekocht hatte."
„Du hast selber gekocht?"
„Na ja, so würde ich es nicht nennen. Nargen hat es mir gezeigt und dann habe ich mit einem Kochbuch einfach ins Blaue gematscht."
„Ich kann in 15 Minuten bei Dir sein, ist das gut?"
„SUPER! Bye!"
Kira hatte den Hörer noch nicht aufgelegt, als aus dem Faxgerät
ein Stück Papier herauskam. Für sie jedesmal eine Sensation.
„Sorry, Nerys, hab vergessen, Dir unsere Quartiernummer zu sagen. Wir haben
Kandraz E 04N0205. Wenn Du nach Deck vier Westen fährst und rechts
gehst, findest Du uns am schnellsten", las sie laut vor.
„Oh, hallo Nerys! Komm doch bitte rein. Toll, daß Du so schnell kommen konntest!"
Lächelnd ging die Bajoranerin durch eine kleine Diele ins Wohnzimmer. „Hallo Ziyal. Oh, Ihr habt aber ein schönes Quartier!"
„Ja, es ist wunderschön! Wir haben sogar sieben Wohnräume und zwei Bäder! Küche mit Eßecke, Wohnzimmer, Eßraum, zwei Arbeitszimmer, das Hauptschlafzimmer und mein Raum. Daddy und Commodore Gragragrua geben im Arbeitsraum Interviews, sie werden mit den Journalisten später kommen. Val ist in der Küche. Sollen wir zu ihr gehen?"
„Gerne."
„Miss Dukat, haben Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich? Nur ein kurzes Interview, fünf Minuten höchstens", bat ein junger Kvaggra.
„Wer sind Sie?"
„Oh, bei den Göttern, wo sind meine Manieren geblieben? Meine Mutter würde vor Scham im Erdboden versinken! Meine Name ist Rokay Bagag, ich bin von der Allgemeinen Morgenzeitung Dinah. Wir planen eine Sonderausgabe über die Cardassian Rebel Alliance."
„Ah, Sie sind von der Dinah-Zeitung! Die übersetze ich mir jeden Morgen! Ich möchte jetzt gerne essen gehen, können wir uns in einer halben Stunde treffen?"
„Das ist wunderbar, Miss Dukat! In der neuen Ferengi-Bar auf der Ouila?"
„Okay. Bis später, Mister Bagag!"
„Ich glaube, er mag Dich."
„Nein, sein Chefredakteur hat ihm nur den Auftrag gegeben, ein Interview mit mir zu bekommen, das ist alles."
„Bist Du Dir auch sicher, daß es Dir nichts ausmacht?"
„Commodore Gragragrua, Captain Korggan und Fleet General Nerggad haben mir geholfen, mit dem Rummel umzugehen. Ich kriege auch nicht so viel davon ab, die meisten stürzen sich auf Daddy, Val, Jasad, Damar und Jo."
„Was fragen die Reporter?"
„Das hängt von der Zeitung und der Länge ab. Meistens fragen sie, was ich von CRA und IVK halte, was mir an Kvanergga gefällt, wieviel Kvaggranisch ich kann, welchen Gott ich anbeten will. Oft sind es auch persönliche Sachen, wie Lieblingsspeise, -getränk, -farbe, -kleidung, wie ich über die Alliierten denke, ich soll über meine Mutter erzählen, wie gut ich mich mit Val verstehe, wie mein Leben war, bevor ich zu meinem Vater kam, wie mich Bajoraner und Cardassianer akzeptiert haben... In der Art."
„Und mußt Du auf alle Fragen antworten?"
„Nein, natürlich nicht. Hast Du denn noch kein Interview gegeben?"
„Ich darf nicht."
„Schade! Meistens ist es ganz lustig. Ich mache alleine keine Interviews mit dem Alpha-Quadranten, da sind immer Daddy, Val oder der Commodore bei. Sie haben Angst, daß die zudringlich werden, weil es schon Ärger gab. Darum und aus Sicherheitsgründen dürfen die niederen Diplomaten und Reporter die Freizeitschiffe auch nicht ohne Wachen verlassen. Es sind vier unbewaffnete Schiffe mit viel Sicherheitspersonal, auf denen sie nichts anstellen können und die man überwachen kann."
„Die CRA-Soldaten auf der Kandraz und Werg können aber auch für Ärger sorgen!", widersprach Major Kira.
„Tun wir aber nicht und deshalb können wir ruhigen Gewissens hier sein! Nerys, Ziyal, geht bitte schon ins Eßzimmer, ich bin jeden Augenblick fertig", rief Val vom Backofen. Mit der Hilfe von Nargen hatte sie das Essen warmhalten können, da ihr Mann und seine Gäste ja auch noch kommen wollten. Jetzt, wo sie sich als Soldatin wegen ihrer Schwangerschaft nicht mehr nützlich machen konnte, machte es ihr Spaß, ein volles Haus zu haben.
„Okay. Hier entlang, Nerys. Setz Dich bitte."
„Danke." Kira nahm an der langen, edel gedeckten Tafel Platz. „Erwartet Ihr noch jemanden, daß der Tisch so festlich geschmückt ist?"
„Hä? Nein, das haben wir jeden Tag. Der Eßraum ist Andhrajiha, also müssen wir ihn auch entsprechend schmücken, sagt Val. Die Blumen bekommen wir alle zwei Tage geliefert, wie die ganze Wäsche werden die Tischdecken und Servietten von der Wäscherei abgeholt und wieder gebracht, Geschirr und Besteck gehörten zur Wohnung..."
„Funktioniert das denn? Ich habe zwar von den Lieferservices gelesen, aber ausprobiert habe ich sie noch nicht."
„Das ist ganz einfach! Und Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was man alles bekommt. Sogar frisch gedruckte Tageszeitungen!"
„Auf Papier gedruckt? Wo holen sie die denn her?"
„Auf einem der Versorger ist eine Druckerei. Wir haben ein Abonnement von fünf Zeitungen, weil man damit gut Kvaggranisch lernen kann. Dich muß das ja nicht interessieren, aber mir hilft es nichts, wenn ich die Online-Ausgabe vom Computer übersetzt bekomme, weil ich meine Sprache lernen muß."
„Und Ziyal ist eine gute Schülerin. Ihr Ausbilder ist ganz begeistert von ihr! Ziyal, Süße, kannst Du bitte das nehmen? Sei vorsichtig, es ist heiß."
„Sicher."
„Okay, dann laßt uns mal probieren, wie das schmeckt! Zu meiner Verteidigung sei gesagt, daß das mein erster Kochversuch ohne Commodore Gragragruas Hilfe ist. An der Seite sind ein paar cardassianische Gerichte, beim Hasperat mußte ich improvisieren, das sind Fruchtbreie und Säfte, in der Kanne ist Gabb, da Milch und Kakao, das ist schwarzer Tee. Und hier ist die kvanergganische Küche!"
„Soll ich schon mal einen Notarzt holen?"
„Liebling! Kannst Du bleiben?"
„Abend."
„Nein, Val. Guten Abend, Major. Macht es Dir was aus, wenn wir erst in 20 Minuten essen und Fleet General Nerggad dazu kommt?"
„Ganz und gar nicht!"
„Bis später dann."
„Okay! Das ist toll! Ich mag Fleet General Nerggad. Sie ist auch eine gute Kämpferin."
„Hast Du Nerys schon von der Umfrage berichtet?"
„Nein, das habe ich ja ganz vergessen! Als wir den Antrag auf Aufnahme einreichten, wurde hier unter der Suqard eine Umfrage gemacht. Damals stimmten 43 Prozent für uns. Heute wurde wieder eine gemacht und es sind 67! Ist das nicht toll? Wir haben in der kurzen Zeit soviel für unser Image tun können. Das gibt mir Hoffnung, daß wir die Volksumfrage auch schaffen."
„Also davon bin ich überzeugt!"
„Danke."
Die nächsten Tage vergingen für die 56. Flotte und ihre Gäste wie im Flug. Die Kvaggra und Andhrajiha waren voll und ganz damit beschäftigt, sich nach den aufregenden Tagen im Alpha-Quadranten auszuruhen, mit den CRA-Soldaten Freundschaft zu schließen und dann war da auch noch die universumsbewegende Entscheidung in der Rennwagen-Meisterschaft, die jeden Krieger und Nicht-Krieger ihren Bann zog.
Die Botschaftsangehörigen bereiteten sich auf ihre neue Aufgabe vor, knüpften Kontakte zu IVK-Politikern und lamentierten fleißig darüber, wer welches Gelände bekommen sollte und wer seine Botschaft am schnellsten fertig gebaut haben würde. Den Journalisten ging es ähnlich, nur, daß sie sich entschlossen, ein gemeinsames Pressenzentrum für die Völker des Alpha- und Beta-Quadranten zu errichten.
Die CRA hatte damit zu tun, ihre Schulung zu besuchen, für die Schulung zu lernen, sich den Rest der Schiffe anzusehen und Reiseführer zu studieren. Zwei Wochen Landurlaub wollten genutzt werden... Die fünf Kommandanten der Rebellen hatten ganz andere Probleme: Sie mußten Reden vorbereiten, noch mehr Interviews geben und die politische Landschaft studieren, damit sie keinen Intrigen zum Opfer fielen und von Anfang an wußten, wer Freund und Feind war.
Major Kira Nerys und Lieutenant Commander Dax befanden sich irgendwo dazwischen. Einerseits mußten sie Streit zwischen den Diplomaten und Journalisten schlichten, andererseits halfen sie den Legats, lernten über die Kvaggra und das Imperium von Kvanergga, erkundeten Schiffe. Nebenbei genossen sie auch noch ihren Urlaub.
Der gemütliche Alltagstrott wurde am 09. Tag der Reise empfindlich
gestört, als sie die Nachricht erreichte, daß sich auf Andhrajiha
mal wieder die Regierung aufgelöst hatte und es jetzt die größte
Oppositionspartei, die erst vor zwei Monaten abgedankt hatte, noch einmal
versuchen wollte. In den fünf Jahren Demokratie war dies schon die
27. Regierung.
Zwei Tage später saß Legat Dukat mit seiner Frau, Gul Damar, Gul Jasad und Glinn Vaalis in einem großen Konferenzraum auf der Brücke der Kandraz. Sie ließen sich von Nerggad, Gragragrua, Nashala die Details über die neue Regierung erklären.
„Das ist ja alles gut und schön, was Sie uns da erzählen, aber was ist im Klartext los?", hakte Vaalis nach. Sie saßen seit zwei Stunden hier und er war noch kein bißchen schlauer!
„Andhrajiha Botschafterin Nashala möchte sagen, daß die neue Regierung, wenn sie es denn zur Bildung schafft, besser ist, als die alte für Euch. Sie ist liberaler und steht dem Expansions-Teil der Al Mragh sehr nah."
„Sehen Sie, Legat Dukat, ich habe Ihnen ja gesagt, daß es nicht schaden kann, wenn Sie bei dem zukünftigen Präsidenten anrufen und einen Glückwunschsbrief verlesen lassen."
„Ja, Jasad, Sie hatten Recht, ich hatte Unrecht, sind Sie jetzt glücklich?!"
„Verdammt noch mal, jetzt fangt nicht wieder mit dem Rumzicken an! Es ist doch egal, wer was zuerst vorgeschlagen hat, solange Ihr Euch richtig entscheidet!"
„Laßt uns mal zu was anderem kommen, Freunde. Wir haben heute Halbzeit."
„Das stimmt, Legat Gawlak. Wir sollten anfangen, uns über einen Terminkalender Gedanken zu machen. Wenn wir erst Termine vereinbaren und Gespräche führen, wenn wir auf Kvanergga sind, verlieren wir viel Zeit."
„Dann sollten wir mit dem Einfachsten anfangen: Wann kommen wir genau an?"
„Das würde ich auch gerne wissen! Wir kommen am 17. Tag des 10. Monats im Jahr 472998 seit Beginn der neuen Zeitrechnung des Teel an, soviel steht fest. Nach unseren neuesten Hochrechnungen werden wir um vier Uhr 48 das erste Shuttle nach Kvanergga abdocken. Dieser Termin wird sich nur um Minuten verändern. ABER wir brauchen Landeplätze für die Shuttles und Transporterplattformen zum Beamen. Wenn über 60.000 Leute auf einmal runter wollen und massenweise Schiffe ankommen, weil alle zum Neujahr Zuhause sein wollen, ist das kompliziert."
„Warum machen wir nicht wieder eine Umfrage, wer wann runter will und vergeben Nummern? Es kommt niemand hoch, aber die Shuttles müssen trotzdem die Strecke fliegen. Weshalb sollen wir die Leute nicht ermuntern, ihre Angehörigen nach hier kommen zu lassen?"
„Das ist ne super Idee! Die höheren Offiziere müssen nach der eigentlichen Verabschiedung sowieso noch ihren Abschlußbericht schreiben und zur Abschlußkonferenz kommen."
„Was für eine Verabschiedung?"
„Diese Flotte war drei Jahre nicht mehr Zuhause, Gul Damar. Wenn wir ankommen, übergeben die Crews im Alpha-Quadranten ihre Schiffe an die nächste Besatzung. Wir werden jetzt vier Monate Landurlaub haben, die Suqard wird in der Zeit umgebaut, gewartet und modernisiert, neu verteilt. Danach wird es nicht mehr die gleiche Flotte sein. Die meisten werden zu anderen Flotten oder in die Heimat versetzt, manche befördert, einige machen ein paar Jahre Pause, wenige hören ganz auf..."
Val Gawlak war tief betroffen von dieser Nachricht. Selbst ihre eigene Crew war nicht so harmonisch wie diese, sie war eine Familie, und sie würde sich in elf Tagen nie wieder sehen... „Ist eine Flotte immer nur für drei Jahre zusammen?"
„Nein, normalerweise bewirbt man sich für einen Auftrag. Es gibt Aushänge auf jedem kvanergganischen Marktplatz, auf denen die ausgeschriebenen Missionen stehen. Da steht drauf, worum es geht, wie lange es dauert und ab wann, wie gefährlich es wird, welche Schiffe vermutlich dabei sein werden, das letzte Wort hat bei der Zusammenstellung der Flotte der Fleet General, und solche Sachen. Dann ist da ne Kontaktadresse, an die man seine Bewerbungsunterlagen schicken kann und nach ein paar Wochen oder Monaten bekommt man Bescheid, wenn man genommen wird. Nur bei geheimen Missionen werden die Leute von den Planern dieser Mission angesprochen."
„Eine interessante Vorgehensweise."
„Ja, das ist es."
„Wie lautete Ihr Auftrag?"
„Überprüfung der Entwicklungsstufe und Durchführung des Erstkontakts bei Rassen des Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Quadranten. Natürlich nennen wir es anders, aber weil wir Ihren Teil der Galaxie die letzten drei Jahre ausspioniert haben, sind wir vertraut mit den Bezeichnungen."
„Haben Sie sich schon beworben?"
„Eigentlich wollte ich mich ein paar Monate ausruhen und dann einen Auftrag, der kürzer und näher an der Heimat ist, annehmen. Aber seit ich gestern Abend erfahren hab, daß mein Mann Premierminister von Andhrajiha werden wird, sind all meine Pläne umgeworfen."
„Ihr Mann?", wiederholten fünf geschockt.
„Ja, Moilehn Tahrho ist mein Ehemann", versicherte sie lächelnd. „Und übrigens, Nargen, danke für Dein Vertrauen in die Politik meines Mannes."
„Für Dich doch immer, mein Schatz!"
„Wir werden zurückkehren in unsere Heimat, da wir um unsere Beteiligung an der zukünftigen Regierung gebeten wurden."
„Was ist mit Dir, Nargen?"
„Ja, genau, Du redest nie über Deine eigene Zukunft!"
Der kupferblond gefärbte Kvaggra seufzte schwer und ließ den Kopf hängen. „Ich weiß es nicht, ehrlich. Jedermann hat hohe Erwartungen an mich und jeder erwartet etwas anderes. Meine Schwester möchte, daß ich heirate, seßhaft werde und für sie die repräsentativen Aufgaben übernehme. Die Al Mragh möchte, daß ich in die Politik gehe. Mein General of the Fleet möchte, daß ich eine Flotte Raumschiffe übernehme. Die Luftwaffe will, daß ich Pilot werde, um ihnen zu helfen, eine eigene Flotte zu werden. Die Kolonisten wollen, daß ich als Prinz von Kvanergga in eine Kolonie komme, um ihre Position zu stärken. Die Priester wollen, daß ich Priester werde. Die Völker aus den Distrikten wollen, daß ich zu ihnen ziehe und eine Frau ihrer Rasse heirate."
„Und was will das Volk?"
„Das Volk möchte, daß ich seßhaft werde auf Kvanergga, heirate, viele Kinder bekomme, mich in der Politik als Adas Nachfolger etabliere und das IVK in den nächsten Krieg führe. Unter all den vielen Wünschen weiß ich gar nicht mehr, was ich selbst will. Ich möchte doch nur meinem Volk dienen und ein würdiger Prinz und Krieger sein."
„Ich kann Dir keine eigene Flotte versprechen, aber ich bräuchte jemanden in meiner Flotte, den die Kvaggra lieben, der es versteht, aus 100 Schiffen eine funktionierende Stadt zu machen, Kvaggra zu kommandieren, der Beziehungen in Militär, Gesellschaft und Politik hat...", bot Dukat ihm an.
„Oh danke, das würde wundervoll sein! Ich will keinen Posten unter den Führungsoffizieren, es würde mir vollkommen genügen, Berater oder Attaché oder Verbindungsoffizier oder so etwas zu sein. Irgendwas, womit ich meine Leute zufriedenstellen kann."
„Da werden wir schon einen coolen Titel finden, Commodore!", strahlte Val. In dem Moment, als ihr Mann dem Kvaggra das Angebot gemacht hatte, war ein großer Stein von ihrem Herzen gefallen. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, daß man ihr diese Aufgaben anhängen würde. Dabei hatte sie absolut keine Ahnung davon und mußte ein Kind und ein Schiff versorgen...
„Du wirst so genug Zeit haben, Dein Leben neu zu ordnen."
„Cool!"
Die Komm-Konsole piepte zweimal schrill und informierte sie damit, daß sie von einer externen Konsole gerufen wurden. „Für Gul Dukat!", rief Nerggad, nachdem sie einen Blick auf den Monitor geworfen hatte. „Sie können sich hierhin setzen."
„Danke, Fleet General." Inzwischen war er geübt im Benutzen der Konsolen und hatte nach Sekunden die Details. „Die Präsidentin?", wunderte er sich und nahm an.
„Sieg der Göttin Riga!"
„Guten Tag, Präsidentin. Wie komme ich zu der Ehre?"
Die Frau lachte anerkennend, „wie ich sehe, sprechen Sie schon so direkt wie ein Kvaggra. Das ist gut! Wie weit sind Sie mit einer Rede vor dem Parlament?"
„Nun, ich habe Notizen."
„Dann werden Sie in einer halben Stunde eine Rede vor dem Parlament halten!"
„Aber ich spreche noch kein Kvaggranisch!"
„Das brauchen Sie nicht, weil Ihre Rede übersetzt werden wird. Auf dem vierten Staatskanal können Sie die Sitzung verfolgen. Sobald Ihre Rede dran ist, werden Sie eine Anfrage bekommen, dann spricht jemand vom Parlament mit Ihnen und wird Sie zum richtigen Zeitpunkt zuschalten."
„Wieviel Zeit habe ich?"
„Das ist nur eine erste Rede, ich kann Ihnen die Zeit auch nur geben, weil ein Redner durch Zufall ausgefallen ist. In diesem Fall entscheidet der Präsident, wer diese Zeit geschenkt bekommt. Sie haben 10 Minuten."
„Danke, Präsidentin."
„Jetzt, wo Halbzeit ist, fangen Sie sicher mit der Planung an. Sie und Ihre vier Stellvertreter sind samt Familien eingeladen, in einem Gästehaus meines Stadtschlosses zu wohnen. Wir haben Personal, um die Hausarbeit und Verpflegung brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich muß nur wissen, wie viele Sie sind. Wenn Sie wollen, kann ich einen meiner Assistenten beauftragen, für Ihre Leute auch Unterkünfte zu besorgen. Aber nach ein oder zwei Tagen in der Hauptstadt werden sie ohnehin auf eigene Faust unseren Planeten erkunden wollen..."
„Zwei Nächte wären sehr aufmerksam. Wir wären dann... sieben, in den letzten Tagen acht, wenn meine Frau unser Kind noch auf Kvanergga bekommt."
„Sagen Sie Ihrer Frau, sie soll mich bitte heute Abend mal anrufen, dann können wir in Ruhe über Kinder, Entbindung und Geburtshäuser sprechen. Ich werde jedem von Ihnen fünf einen Assistenten zur Seite stellen, der sie auf dem Schiff abholt, schnell überall durchschleust, zu mir bringt und während ihres ganzen Aufenthalts hilft. Für Ihre 352 Soldaten besorge ich auch Transporte zum Hotel. Wie machen wir das mit den Terminen?"
„Wenn Sie uns die Assistenten schon jetzt zuweisen, könnten wir mit Ihnen die ganzen Details besprechen und Sie müßten sich nicht damit belasten, Präsidentin."
„Hey, das ist ne super Idee! Ich leite das mal gleich in die Wege. In einer Viertelstunde haben Sie Briefe mit den Kontaktadressen Ihrer Assistenten!"
„Danke."
„Dann bleibt mir nur noch, Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Rede zu wünschen,
Legat Dukat. Wir werden uns ja bald persönlich treffen..."
