Ein neuer Spieler 6 Autor: Artemis (Artemis1000@gmx.net)
Disclaimer: Star Trek: Deep Space Nine gehört Paramount.
Zeitlinie: Circa 3 Monate nach Zu neuer Würde
Altersfreigabe: NC-17
Kapitel: 6/9
Paare: DU/VA, NG/JA
Inhalt: SLASH Mit seiner neuen Frau und einer kleinen Flotte besucht Dukat Deep Space Nine. Doch dann beweisen die Propheten einen eigenartigen Humor, als sich die Ereignisse überschlagen...
Kommentar: Ich weiß, die Beschreibung ist bescheuert, aber ich bin darin nicht gut ;-(

Ein neuer Spieler
Von Artemis (Artemis1000@gmx.net)

Kapitel 6

Gul Dukat tigerte in seinem komfortablen Arbeitsraum vor der Komm-Konsole und hielt eine feurige Rede vor dem Parlament des Imperiums von Kvanergga und den Bürgern, die alle Sitzungen live vor dem Fernseher verfolgen konnten. Anderes war auch nicht zu erwarten, hatte er doch die letzten Wochen jeden Tag mit dem Thronfolger besagten Imperiums geübt. Und wenn das Königshaus eines konnte, dann war es, die Massen zu begeistern.

„...so gibt es keine bessere Möglichkeit, die Heldenhaftigkeit des Volkes von Kvanergga in den Alpha- und Beta-Quadranten zu tragen, als ein geschundenes Volk dieses Quadranten zu befreien!

Und, lassen Sie uns dies nicht vergessen, kann das IVK dauerhaft einen Fuß in diesen Bereich des Universums setzen. Sie brauchen keinem Alliierten mehr zu gefallen, weil Ihr eigenes Volk dort die Macht hat!

Und mit der Überlegenheit der Kvaggra ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Rassen vor ihren rechtmäßigen Herrschern knien werden! Zwei Quadranten! Ich spreche nicht von Staaten oder Planeten, nein, ich spreche von Quadranten, für das Imperium! Zwei Quadranten voll Anhänger für Riga, Teel, Hain und Melosra! Zwei Quadranten, welche die Kvaggra dem goldenen Zeitalter näherbringen!

Alles, was Sie dafür tun brauchen, ist ein Stück Universum von der Geißel raffgieriger Kreaturen zu befreien, wie sie Ihr eigenes Volk für ein Jahrtausend geschunden haben. Wollen Sie vor diesen niederen Wesen wirklich Schwäche und Angst zeigen? Oder wollen Sie ihnen lehren, was es heißt, die Rache der Nachkommen der Kinder des Universums zu spüren? Es ist Ihre Entscheidung! Danke für Ihre Aufmerksamkeit."

Val, die ihren Mann aus dem Türrahmen beobachtet hatte, lächelte zufrieden. Ihr Mann hatte auf sie und Nargen vertraut und das würde sich auszahlen. Die Kvaggra unterschieden sich nicht zu sehr von den Klingonen und sie wußte ganz genau, wie man einen Klingonen dazu bringen konnte, etwas zu tun oder zu lassen... „Das war super! Laß uns das nachher feiern gehen!", jubelte sie, als die Subraum-Übertragung beendet war und gab ihrem Mann einen langen Kuß.

„Und ich glaube, daß die Leute im Parlament Ihrer Meinung sind, Legat Gawlak", lachte Nargen Gragragrua und deutete auf den Fernsehapparat. Die Parlamentarier waren aufgestanden und schlugen begeistert ihre Unterarmspangen zusammen, was dem menschlichen Klatschen entsprach.

„So einfach?"

„Es ist nicht einfach. Es ist sehr schwer, die richtige Stimmung zu treffen, den richtigen Gesichtsaudruck, die richtigen Bewegungen, die richtige Tonlage. Man muß sich ganz auf das Publikum einlassen, bis man es fühlt. Dafür müssen manche Leute sehr lange lernen, besonders, wenn man die Zuhörer nicht kennt. Aber Du hast es auf Anhieb geschafft! Hab ich nicht immer gesagt, daß Du ein geborener Rhetoriker bist, der den Leuten im Kam einen Kühlschrank verkaufen kann?"

Dukat schüttelte verwirrt den Kopf. Er hatte einfach nur wiederholt, woran er sich von Nargens Unterricht erinnerte. „Was hab ich denn gemacht?"

„Du hast das Parlament auf Deine Seite geholt und, so wie ich das sehe, auch die Priesterschaft der Riga! Die von Melosra waren sowieso ganz begeistert, weil sie hoffen, daß die Cardassianer mehr ihre Göttin anbeten werden als die Kvaggra."

„Heute Abend werden die Demoskopen bestimmt noch einmal eine Stichprobe machen, um festzustellen, wie stark sich Deine Rede auf die Stimmung der Leute ausgewirkt hat. Aber danach kann man noch nicht gehen. Am vierten Tag der Woche halten die Priester des Teels Gericht ab, dann werden sie ihre Reden halten, was die Stimmung stark beeinflußt. Und die stärkste Auswirkung wird natürlich haben, was die Priester der Riga sagen. Das ist etwas komplizierter, weil sie nur selten Predigten halten und meistens mit den Leuten sprechen, wenn sie zum Kampfunterricht kommen."

„Wann werden wir davon eine Auswirkung spüren?"

„In drei bis vier Tagen fängt es an."

„Werden die Götter selbst eine Meinung abgeben?"

„Das ist unterschiedlich. Bei einer negativen Empfehlung sagen sie es nur, wenn sie das IVK in Gefahr sehen, weil man uns etwa betrügen oder sogar die Regierung stürzen will. Wenn sie dafür sind, sagen sie es, wenn irgendwer verhindert, daß sich die Leute eine faire Meinung bilden können und die Aufnahme deswegen in Gefahr ist oder, wenn ihnen ein Volk ganz besonders am Herzen liegt."

„Dann können wir darauf nicht hoffen", seufzte Val und streichelte die cardassianische Maus in ihrem Arm weiter.

„Doch! Ihr geht regelmäßig in den Tempel, Ihr betet jeden Tag, habt großen Respekt vor den Göttern, ermuntert Eure Untergebenen, zu den Göttern zu beten, solche Dinge bemerken sie, auch, wenn sie sich nicht zeigen. Jeder kann Wertgegenstände opfern, aber die Götter erwählen nur den, dessen Herz bei den Opfern ist. Sie können das feststellen."

„Aber Riga hat sich nicht mehr bei uns gemeldet, seit sie mir damals erschienen ist. Vielleicht habe ich doch etwas getan, womit ich sie verärgert habe..."

„Sie sagte doch, daß sie auch bei Euch ist, wenn sie sich nicht zeigt, oder? Vielleicht ist sie jetzt gerade in diesem Raum mit uns und wir sehen sie nur nicht, weil sie prüfen will, ob ihr auch dann zu ihr haltet, wenn sie Euch in Zweifel bringt."

„Val, das könnte es sein! Es ist gut möglich, daß sie unsere Loyalität prüfen will."

„Vielleicht..."

Kira und Dax hatten die Rede Dukats nur durch Zufall mitgehört. Für wichtige Durchsagen waren auf der Promenade der Ouila Bildschirme. Diese wurden plötzlich angeschaltet, während sich die zwei Frauen über einer Tasse Gabb unterhielten. Also holten sie schnell ihre Übersetzungs-Kopfhörer raus und lauschten aufmerksam dem Vortrag.

Als sie sich nach dem Ende der Rede die Kopfhörer von den Ohren zog, seufzte Dax erleichtert auf, „bin ich froh, daß die Föderation doch noch diplomatische Kontakte zum IVK aufgenommen hat! Haben Sie auch zwischen den Zeilen gelesen?"

„Allerdings! Dukat macht den Kvaggra den Alpha-Quadranten schmackhaft! Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß er uns nach all dem verkauft!"

„Vielleicht ist es auch nur eine Taktik. Cardassia braucht die Hilfe des IVK. Wenn die CRA das nicht schafft, sind sie erledigt. Anscheinend hatte er Erfolg damit. Es ist gut möglich, daß sein Freund ihm vorher geraten hat, das zu sagen. Der weiß doch, daß seine Leute diesen Köder schlucken", beruhigte Dax ihre Freundin.

„Trotzdem... Ich hab einfach kein gutes Gefühl dabei. Die Kvaggra werden den Alpha-Quadranten vielleicht auch dann wollen, wenn Dukat damit nicht mehr einverstanden ist, weil er sein Ziel schon erreicht hat."

„Die einzigen, die in Gefahr sind, erobert zu werden, sind die Klingonen. Die Kvaggra werden ihnen kaum verziehen haben, daß die sie umbringen wollten."

„Und das Dominion. Aber wenn sie das vernichten, sorge ich dafür, daß sie einen Orden von Bajor bekommen!"

„Die sollten mit Orden überschüttet werden dafür!"

„Bestimmt haben Sie Recht und Dukat hat das nur so gesagt. Außerdem ist Bajor ja gut beschützt. Und warum sollte das IVK schon Interesse haben, Bajor zu besetzen? Die Bodenschätze wurden von den Cardassianern geraubt, das Land braucht Jahre, eh es sich erholt hat und wieder fruchtbar ist, die Bewohner haben schon bewiesen, was für schlechte Sklaven sie sind..."

„Genau!"

„Ich werde Val fragen", sagte Kira gerade, als ihr Nelas Tohi ins Auge fiel, der ihnen mit ein paar Kollegen, einem anderen Bajoraner und zwei Cardassianern, entgegenkam. „Oder direkt was herausfinden..."

„Major Kira, Miss", grüßte Tohi freundlich.

„Hallo! Mister Nelas, das ist Lieutenant Commander Dax, Commander, Nelas Tohi von der Cold War."

„Das sind meine allerallerbesten Freunde und Kollegen Java Essa, Dorak und Kelimn. Haben Sie auch unseren Boß gesehen?"

„Ja, wir waren gerade hier, als die Übertragung anfing."

„Wir kamen gerade aus dem Tempel der Melosra vom Beten, als sie anfing. Heute hat er sich wirklich selbst übertroffen! Das war die energischste Rede, die ich je gehört habe!"

„Na ja, ich bin etwas beunruhigt, weil er ein paar Mal über die Kontrolle über den Quadranten sprach."

„Aber genau SO wird es sein! Wenn wir Kvaggra werden, sind wir das fortschrittlichste, mächtigste und stärkste Volk des ganze Quadranten. Es ist logisch, daß Cardassia wieder eine wichtigere Position einnehmen wird."

„Sie denken nicht, daß das IVK etwas zu viel Interesse an Bajor haben könnte...?"

„Nein, die Kvaggra sind Ehrenleute. Die machen so was nicht. Ich will nicht sagen, daß die Cardassianer keine Ehre haben", beschwichtigte er seine Freunde. „Cardassia hat nie Bajors Anspruch auf Bajor anerkannt, also konnte Cardassia Bajor annektieren, ohne sein Wort zu brechen. Das IVK hat das getan, sie haben versprochen, das Hoheitsgebiet der Bajoraner zu respektieren, also werden sie es auch tun. Sie sollten nicht so mißtrauisch sein."

„Tohi, wir müssen jetzt zu Teels Tempel. In zwei Minuten fängt unser Unterricht an."

„Du hast Recht, laß uns gehen! Bye!"

„Netter Junge."

„Kaum zu glauben, daß er vor ein paar Wochen noch ein schüchterner Novize in einem bajoranischen Kloster war. Die Cardassianer scheinen ihm gut getan zu haben..."

Major Kira hatte gelesen, als ein Fax von Gilara Vaalis kam. Die Brückencrew der Invader organisierte eine Feier wegen Legat Dukats Rede vor dem Parlament und sie war eingeladen. Sofort schmiß die Bajoranerin ihren Lese-Abend für einen Abend mit ihren Ex-Kollegen. Obwohl sie nicht viel Wind drum machten, traf sie sich regelmäßig mit den Offizieren, besonders mit Jasad, Derell und dem Ehepaar Vaalis. Nur ab und zu ging sie auch mit der Kahless-Crew aus, weil die Paare zusammenhingen und dann nur sie und Marek übrig blieben. Er war ihr Liebling aus Vals Crew, doch er war zu schweigsam.

Als sie in einem hellen Kleid, Uniform war verboten an diesem Abend, das Restaurant betrat, wurde sie von Val direkt überschwenglich begrüßt. „Hallo, Nerys! Ich bin ja so froh, daß Du gekommen bist! Das ist ja SOO schön! Weißt Du, daß ich Dich vermißt habe? Du hast drei Tage lang nicht angerufen und nichts und als ich Dir ein Fax geschickt habe, hast Du nicht geantwortet!", klagte sie.

„Ich hab schon von ein paar Faxen gehört, die nicht angekommen sind. Der automatische Staubsauger muß die gefressen haben." Sie betrachtete ihre blonde Freundin kritisch, die ein schulter- und bauchfreies weißes Top mit Spinnennetz-Aufdruck und gleich gemustertem Minirock trug. „Du siehst gut aus, Val!"

„Ich fühle mich aber gar nicht gut! Ich fühle mich dick und häßlich und kugelrund und hilflos und... einfach schwanger!", beschwerte sich Val niesend. Sie war eine Frau, die immer stolz darauf gewesen war, daß sie Männer sowohl mit ihren weiblichen Reizen umgarnen als auch mit einem Phaser oder bat'leth bekämpfen konnte. Und jetzt konnte sie beides nicht. Legat Gawlak fühlte sich ausgeliefert und verwundbar, unfähig, daß zu tun, was bisher ihr Lebenssinn gewesen war.

„Es sind doch nur noch drei Wochen, dann ist das Kind da. Die kriegst Du schon noch vorüber."

„Wenn ich vorher nicht noch meine Innereien ausschniefe!"

„Ssh, Liebling, es ist okay", flüsterte Dukat seiner Frau beruhigend zu.

„Das nächste Mal nehmen wir aber eine künstliche Gebärmutter!"

„Okay, alles, was Du willst, Val, das ist gar kein Problem. Warum setzt Du Dich jetzt nicht hin und ißt eine Kleinigkeit?"

„Nerys, warum gehst Du jetzt nicht die anderen begrüßen? Sind aber noch nicht so viele da. Gil will die Sache auch klein halten, weil in dem Restaurant nicht soviel Platz ist."

„Ähm... gut."

Val folgte ihrem Mann zu einer Couch, setzte sich auf seinen Schoß und legte ihren Kopf auf seine Schulter, „ich dachte schon, die geht gar nicht mehr!"

„Du bist unmöglich!"

„Und dafür liebst Du mich, gib es doch zu", lächelte sie und fuhr eine Hand über ihren gewölbten Bauch. „Trotzdem, es ist wahr, was ich Nerys gesagt habe, ich fühle mich schrecklich schwanger. Ich will nicht mehr schwanger werden, Süßer, kannst Du das verstehen? Bist Du mir auch nicht böse? Ich liebe unseren kleinen Jungen von ganzem Herzen, es ist nur..."

„Das verstehe ich voll und ganz, Val. Ich erwarte nicht von Dir, daß Du ein zweites Kind bekommst."

„Na ja, laß uns abwarten, wie wir mit dem ersten klarkommen und dann entscheiden..."

Schwangere Frauen! Konnten die überhaupt einen Sinn ergeben? „Natürlich. Hast Du schon über einen Namen nachgedacht?"

„Was hältst Du von Clyton Aprogg Dukat Gawlak?"

„Ist Aprogg nicht der Enkel von Kam und Tropg, der furchtlose Feldherr, der mit Weisheit, Heldenmut und Kampfstärke viele Kriege gewann? Clyton Aprogg gefällt mir."

„Wir können ihn dann auch Cly, Tony, Ap oder so rufen."

„Wir werden ihn AUF KEINEN FALL Tony rufen!"

„Okay, dann eben nicht... Aber Ap oder CA sollte Dir gefallen, oder?"

„Nerys, hallo!"

„Abend Nelam! Wie geht es Ihnen? Wir haben uns ja seit Wochen nicht mehr gesehen!"

„Gut. Die Schulung und unsere Vorbereitungen lassen einem kaum Freizeit, aber es ist eine interessante Arbeit."

„Freut mich, daß es Ihnen gefällt. Sind Sie und Legat Dukat etwa die einzigen von der Invader hier?"

„Mehr oder weniger. Dort hinten sitzen ein paar Techniker, in der Ecke auch noch ein paar Offiziere, die anderen kommen noch. Einige hatten bis vor ein paar Minuten Unterricht."

„Ach so. Äh..."

„Möchten Sie etwas sagen, Major Kira?"

„Mh... nicht so wichtig." Um das Thema zu wechseln, fragte die Bajoranerin, „haben Sie sich schon ein Hotel ausgesucht? Die bajoranische Delegation will sich auf Kvanergga so schnell wie möglich nach möblierten Wohnungen umsehen. 15 Leute im Hotel übernachten und verpflegen zu lassen wird etwas teuer auf lange Sicht. Das Botschaftsgelände, das mein Volk bekommt, ist so klein, daß wir keine Wohngebäude darauf bauen können."

„Den Kommandanten der CRA wurde ein Gästehaus des Hauptschlosses zur Verfügung gestellt. Nach dem, was Legat Gawlak von Präsidentin Gragragruas Beschreibung berichtet hat, liegt dieser Palast mitten in der Hauptstadt."

„Da haben Sie aber Glück! Wir haben noch gar keine Ahnung, wo wir untergebracht werden. Sie wissen das nicht zufällig?"

„Mein Assistent erklärte mir, daß die CRA-Soldaten in dem größten Hotel der Stadt untergebracht werden, weil sie nur dort so kurzfristig Hunderte Zimmer buchen können, es hat 10.000 Betten. Ich gehe davon aus, daß dort auch die Diplomaten und Journalisten einquartiert werden. Aber bestimmt werden Sie in den nächsten Tagen Bescheid bekommen."

„Sie haben Recht, ich werde erst mal abwarten. Normalerweise sollten die Botschafter ja von der Regierung versorgt werden, aber auf Kvanergga hält man wohl nicht viel von Diplomatie..."

„Major, die Kvaggra haben diplomatische Beziehungen zu Hunderten, wenn nicht gar Tausenden, Völkern. Wenn die Präsidentin jeden Botschafter persönlich betreuen würde, käme sie nicht mehr zum Regieren", verteidigte Jasad seine zukünftige Königin.

„Daran haben wir noch nicht gedacht..."

„Sehen Sie? Es hat alles seinen Grund. Wie lange werden Sie eigentlich auf Kvanergga bleiben? Sie sind doch immer noch Erster Offizier von Deep Space Nine, oder?"

„Das hängt von Ihnen ab und ja. Dax und ich wurden erst so kurz vor unserer Abreise benachrichtigt, daß wir keine Zeit mehr hatten, uns um solche „Kleinigkeiten" zu kümmern. Ich habe einen Vertreter auf DS9, aber meinen Posten behalte ich. Das heißt, wenn ich planmäßig zurückkomme. Nach allem, was wir bisher wissen, werden Sie in drei Wochen die ersten von Kvanergga sein, die in den Alpha-Quadranten zurückkommen und da sollen wir wieder mit. Wenn sie nicht in drei Wochen zurückfliegen..."

„...hängen Sie auf Kvanergga fest. Ich vertraue Ihnen, Major, deshalb möchte ich Ihnen die Wahrheit sagen: Es ist sehr unwahrscheinlich, daß wir in fünf Wochen wieder im Alpha-Quadranten sind. Wenn wir dem IVK beitreten, müssen wir die Umerziehung besuchen und unsere DNS verändern lassen. Legat Dukat wird General der Raumflotte Distrikt Cardassia werden und eine oder mehrere Flotten unter seinem Kommando haben, Commodore Gragragrua wird sein Militärattaché, wir übernehmen Schiffe. Alle Führungsoffiziere der CRA sind ausgebildet oder haben Erfahrung, die eine Ausbildung ersetzt. Aber KEINER von uns kennt das kvanergganische Militär. Darum glaube ich, es ist nur meine persönliche Meinung, ich weiß nicht, was geplant ist, daß wir die Militärakademie besuchen müssen."

„Das dauert Jahre!" Plötzlich stutzte Kira, „natürlich, JETZT ergibt das alles Sinn! Wieso sonst sollten sie die Besatzungen der Suqard-Schiffe im Alpha-Quadranten auswechseln, wenn es nur um ein paar Wochen geht..."

„Exakt! Ich habe Gul Dukat ein paar Mal ergebnislos gefragt, aber ich glaube ihm, daß er nicht mehr weiß als ich. Die Kvaggra haben irgend etwas vor. Aber, wie gesagt, das ist nur meine Meinung..."

„Und meine. Oh, Gragragrua ist ja auch eingeladen."

„Tatsächlich? Ich werde mal zu ihm hingehen und mich ein bißchen umhören."

„Wenn Sie meinen, Nelam", antwortete Kira vorsichtig. Sie war sich sicher, daß er kein Wort aus dem Kvaggra herausbekommen würde, aber wenn er sich unbedingt eine blutende Nase holen wollte, war es nicht ihr Problem. „Ich werde mich am Büffet umsehen."

„Tun Sie das, Nerys." Gelassen schlenderte der Cardassianer zur Bar, an dem sein Opfer hockte und ein Glas Rotwein trank. Jasad fragte sich manchmal, wieso die Rasse der Kvaggra noch nicht wegen Alkoholvergiftung und Leberversagen ausgestorben war... „Ein Glas Kanar, bitte!"

„Ihr Kanar, Sir."

„Danke, Barkeeper. Guten Abend, Commodore."

„Gul Jasad, guten Abend! Wollen Sie nicht mal ein Glas Wein probieren?"

„Äh... nein, danke."

„Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß Sie was verpassen, aber wenn Sie nicht wollen... Na, haben Sie schon mit ihrem Assistenten gesprochen?"

„Ja, er hat mich eben angerufen. Allerdings hat mir Ihre Schwester einen bajoranischen Einwanderer der ersten Generation zugeteilt! Der Mann haßt mich!"

„Entweder wird Ada nicht daran gedacht haben, daß Ihre Völker verfeindet sind, oder sie wollte Ihnen beide etwas Gutes tun. Sie müssen lernen, Gul, mit den Bajoranern auszukommen und ihre dumme Gehässigkeit einfach zu ignorieren und dieser Mann muß über sein Problem hinwegkommen. Vielleicht werden Sie ja sogar noch Freunde."

„Sie können Ihre Flügel darauf verwetten, daß das nicht passieren wird!"

„Auf meine Flügel wette ich nicht, aber auf ein warpfähiges 1-Personen-Shuttle, daß 10.000 Dollar wert ist!"

„Nein, danke, ich wette aus Prinzip nicht. Das war nur eine Redewendung. Die einzigen Glücksspiele, die ich mache, sind Dabo und Poker."

„Dabo kenne ich auch, aber von Poker habe ich noch nie gehört. Was ist es für ein Spiel?"

„Es ist ein Kartenspiel von der Erde."

„Ah! Können Sie es mir beibringen?"

„Sicher. Es ist allerdings etwas kompliziert. Sie werden Zeit brauchen, um es zu erlernen."

„Das macht nichts. Wir haben ja genug Zeit. Ah, ah, lassen Sie lieber die Finger von den Kvaggra-Frauen, sie werden es bereuen. Ich bin selbst ein Kvaggra und ich möchte keine Frau meines Volkes heiraten, weil sie einfach unausstehlich sind als Ehefrauen!"

„Und ich hatte sie für gute Ehefrauen gehalten..."

„Da haben Sie sich gewaltig vertan! Glauben Sie mir, ich danke den Göttern jeden Tag dafür, daß ich schwul bin!"

„Aber Ihre Frauen sind durchaus attraktiv, das müssen Sie zugeben."

„Ja, attraktiv sind sie. Aber wenn sie eine abhaben wollen, müssen sie die direkt heiraten. Das angenehme haben und das unangenehme lassen gibt es bei ihnen nicht. Außerdem haben wir viel süßere Jungs", erzählte Gragragrua und ließ seinen Blick ganz selbstverständlich durch den Raum schweifen. Daß ungefähr ein Dutzend männliche Kvaggra mitgehört hatten, störte ihn kein bißchen.

„Das kann ich nicht abstreiten, Commodore..."

„Sehen Sie! Wenn wir uns lange genug streiten, finden wir doch noch eine Sache, bei der wir uns einig sind. Alles eine Frage der Zeit", lächelte der Kvaggra.

„Und je länger wir hier stehen, desto mehr bekomme ich den Eindruck, daß die Andhrajiha da hinten an Ihnen interessiert ist."

„Hm... kann sein. Aber ich bin nicht an ihr interessiert, obwohl sie wirklich ne hübsche ist. Die Mädchen von Andhrajiha bekommen schon einen moralischen Panikanfall, wenn man sie nur küssen will!"

„Sie sind homosexuell, aber sie holen sich trotzdem Frauen ins Bett?", fragte Jasad verwirrt.

„Tja, ich bin eben eine unberechenbare und geheimnisvolle Person! Nein, ich bin an Frauen nicht auf der... körperlichen Ebene interessiert. Ein Flirt ist ganz nett, bißchen tanzen, ein paar Küsse, aber mehr auch nicht. Wir Kvaggra lieben es alle, mit anderen Leuten zu spielen, sie zu manipulieren, Kontrolle zu kriegen. Bei Frauen fehlt einfach das gewisse Etwas. Ich kann in ihnen niemals mehr sehen als eine Schwester oder beste Freundin. Trotzdem war ich schon mal verlobt mit einer Frau..."

„Wieso das?"

„Sie war Andhrajiha. Wir waren vier Jahre zusammen und ich habe sie wirklich geliebt, sie war mein Leben und ich vermisse sie immer noch. Aber ich liebte sie nicht als Partnerin. Bis dahin hab ich immer geglaubt, daß ich nur nicht die richtige hatte. Und weil Andhrajiha bis zur Ehe keusch bleiben müssen, habe ich nicht festgestellt, daß ich gar keine Frauen mag. Erst danach, als ich meinen Kummer wegen ihrem Tod im Alkohol ertrunken hab und jede Frau in Reichweite anbaggerte, bin ich mißtrauisch geworden. Beim Orakel hab ich dann Gewißheit gekriegt."

„Das glaub ich Ihnen nicht! Sie sind doch schon über 200 Jahre alt!", schüttelte Jasad den Kopf.

„Bin eben ein Spätzünder", zuckte Gragragrua mit den Schultern. „Aber danach haben ne Menge Sachen für mich Sinn ergeben. Ich habe vorher nie verstanden, warum ich nicht die richtige Frau finden konnte. Okay, genaugenommen hat es mir auch nicht geholfen, weil ich auch nicht den richtigen Mann gefunden habe. Aber ich hab ja zum Glück noch 2300 Jahre Zeit!"

„Sie werden sicher jemanden finden. Auch wenn ich bezweifele, daß das geschieht, solange sie noch mit den Frauen flirten."

„Gutes Argument. Aber richtig sind nur fünf Prozent der Kvaggra homosexuell, die anderen zehn Prozent leben aus Gewohnheit, Bequemlichkeit oder Traditionsbewußtsein mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammen. Das macht es schwierig, jemand zu finden, besonders, weil ich zu den fünf Prozent gehöre. Zumindest sagen das die Leute in Melosras Tempel, die mir ein Orakel gemacht haben."

„Zählen im Endeffekt nicht mehr Ihre Gefühle als das Orakel?"

„Normalerweise hätte ich das auch gesagt, aber was ich vom Orakel erfahren habe, war nicht irgend etwas, was gar keinen Sinn für mich ergab. Im Gegenteil, auf einmal machte alles Sinn. Mein Pech mit Frauen, meine problematischen Beziehungen. Ich wäre wohl selbst drauf gekommen, hätte ich es nur in Erwägung gezogen. Aber da kommt man nicht ohne weiteres drauf, wenn man seit seinem 14. Lebensjahr ständig in der einen oder anderen Beziehung mit einer Frau ist."

„Das ist verständlich."

„Na ja, ich suche immer noch meinen Traummann. Wenigstens hatte ich das Glück, in dieser schwierigen und verwirrenden Zeit in einer Gesellschaft zu leben, für die Homosexualität genauso selbstverständlich ist, wie, das in Kam Schnee liegt."

Gul Nelam Jasad war, gelinde gesagt, fassungslos vor Überraschung. Er kannte Gragragrua als einen kindischen Mann, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte und sich nicht allzu viele Gedanken ums Leben machte, solange er ein Date, Leute zum Zuhören und Blutwein in der Nähe hatte. Der nachdenkliche, erwachsene Mann, der sich hinter dieser Fassade verbarg, war vollkommen fremd für ihn. „Ich glaube, daß nicht Sie großes Glück mit den Kvaggra hatten, sondern die Kvaggra großes Glück haben, Sie zum Prinzen zu haben, Commodore."

„Hey, danke, womit habe ich das denn verdient?" Als der Cardassianer mit den Schultern zuckte, verstand er, daß Jasad nicht gerne Komplimente machte und wechselte das Thema. „Haben Sie Lust auf ein Trinkhorn Blutwein?"

„Gerne."

„Barkeeper, bringen Sie uns zwei Trinkhörner Blutwein, aber schnell, wir verdursten hier! Jetzt haben wir die ganze Zeit über mich gesprochen und festgestellt, daß ich doch so was wie ein Gehirn habe, Gul Jasad. Was ist mit Ihnen? Haben Sie auch irgendwelche dunklen, schauderhaften Geheimnisse zu offenbaren?"

„Nein, das glaube ich nicht."

„Haben Sie Lust, mit mir Morgen zum Kunst-Schwertkampf-Turnier zu gehen? Die Turniere sind ganz toll, da können Sie auch mal kvaggranische Kultur und Sport hautnah erleben, und es ist langweilig alleine. Zudem kenne ich mich gut mit den Regeln aus und kann es Ihnen erklären."

„Warum nicht? Wann beginnt das Turnier?"

„Am Nachmittag sind schon die Vorrunden, aber wenn wir nach dem Dienst hingehen, sind wir noch rechtzeitig für die interessanten Sachen da. Ich habe bis sechs Uhr siebzig Dienst, sollen wir uns um 80 vor dem Eingang treffen?"

„Einverstanden."

Nach der schlechten Nachricht von Nelam Jasad hatte Kira trotzdem noch einen schönen Abend. Aber ganz konnte sie dabei nie ihre Befürchtung vergessen, für Monate auf Kvanergga gefangen zu sein. Natürlich, sie freute sich darauf, den Planeten zu besuchen, aber es war ein wichtiger Unterschied für sie, ob sie sich entschied, länger zu bleiben, oder ob sie nicht nach Hause konnte. In ihrem Quartier diktierte sie als erstes Briefe an Captain Sisko und ihren Freund, in dem sie ihnen schonend die Nachrichten beibrachte.

Am nächsten Morgen war schon eine Antwort da. Von ihrem Vorgesetzten auf Deep Space Nine. Der Mensch sprach ihr Mut zu, versicherte, daß sie ihren Posten auf jeden Fall behalten würde, egal, wie lange sie auf Kvanergga war, ließ Dax grüßen und hielt sie über den neuesten Klatsch von DS9 auf dem Laufenden.

Als sie am Nachmittag auch einen liebevollen Brief von ihrem Freund, mit dem sie sich inzwischen wieder versöhnt hatte, bekam, hatte sie ihre gute Laune zurück. Er bat sie, Fleet General Nerggad einen Gratulationsbrief für seinen Amtskollegen auf Andhrajiha zu übergeben. Die Andhrajiha lebten so zurückgezogen, daß er die Adresse der Regierung nicht hatte. Beim IVK und Co. reichte es nicht, die Nachrichten mit dem Namen zu versenden, weil sie ein anderes Adressiersystem hatten.

„Guten Morgen, Miss Dukat."

"Commodore, Sir, kommen Sie bitte herein." Ziyal führte den Kvaggra ins Wohnzimmer. „Mein Vater ist nicht da, aber Sie können gerne auf ihn warten. Er sollte jeden Moment zurückkommen."

„Danke. Können Sie bitte Ihrer Mutter ausrichten, daß meine Schwester wissen möchte, ob sie sich schon ihre Vorschläge für Geburtshäuser angesehen hat, und ob sie Termine vereinbaren soll?"

„Selbstverständlich. Ähm... ich lerne gerade über den kvanergganischen Adel und hätte da ein paar Fragen..."

„Schießen Sie los!"

„Ist der Name Gragragrua ein bürgerlicher oder adliger Name? Ich konnte ihn in den Verzeichnissen der Adelstitel nicht finden."

„Er steht auch nicht in ihnen. Gragragrua ist eine Abkürzung unseres adligen Namens und Titels, die unser Geschlecht annehmen mußte, als vor etwa 1000 Jahren von der damaligen Diktatur der Adel abgeschaffen wurde. Bis dahin waren wir eine Monarchie. Die Adligen hatten die Wahl, einen bürgerlichen Namen anzunehmen, oder ihren adligen als bürgerlichen zu tragen."

„Was bedeutet er denn?"

„Der Titel einer Königin des IVK ist: „Von den Göttern zur Königin ihres weltlichen Reiches gekrönte Nachkommin, edle Kriegerin, Herrscherin der Höhen von Kam und der Niederungen von Gerj, auserwählte Tochter von Riga, Gebieterin der Elemente und des Lebens Königin Adira Samora von Gragrua." Ist klar, daß das unpraktisch ist. Eh Ada angekündigt wurde, schlafen die Leute! Die Götter nannten vor zig Millionen Jahren das neue Volk und ihr Land, daß aus den Nachkommen von Riga und Melosra, Teel und Hain entstand, Gragrua. „Die Auserwählten", ist die Übersetzung."

„Dann ist das „Gra" am Anfang, „von" auf Kvaggranisch?"

„Sie sind eine überaus kluge Frau, Ziyal Dukat!"

„Danke. Was sind „Nachkommen"?"

„Das ist etwas komplizierter..." Als Kvaggra war er mit diesen Begriffen aufgewachsen und wußte nicht, wie er sie verständlich erklären sollte, ohne zu weit zu den Geschichten über die Entstehung seines Volkes abzuschweifen. Bei einem so geschichtsbewußten und traditionellen Volk wie seinem, war es unmöglich, die Gegenwart zu verstehen, wenn man die Historie nicht kannte.

„Sie brauchen nicht zu antworten, wenn es zuviel Arbeit macht."

„Doch, von wem könnten Sie besser lernen, als dem Prinz? Als das All jung war, entsprangen ihm vier Wesen mit göttlicher Kraft. Riga, Teel, Melosra und Hain. Sie wurden nicht geboren im physischen Sinn, sie sind einfach entstanden. Wie, das wissen sie selbst nicht. Die beiden Göttinnen standen für das Böse, die Dunkelheit, nicht nur metaphorisch, die Götter für das Licht und das Gute. Durch eine Verbindung ihrer Kräfte schufen sie sterbliche Lebewesen, darunter humanoide. Diese Leute waren die Vorfahren der Kvaggra. Die Nachkommen des Dunklen hießen Gavrakk und des Lichts Andras."

„Hallo!"

„Aha... Hallo Dad!"

„Guten Morgen, ich komm gleich zu Dir, wir müssen kurz was besprechen. Miss Dukat, holen Sie sich in der Bibliothek ein Buch über den Kampf von Licht und Dunkelheit, dann verstehen Sie es besser. Sie brauchen ja keinen dicken Wälzer zu nehmen, ein paar Dutzend Seiten sind mehr als genug, um das Grundprinzip zu verstehen."

„Das werde ich machen, Commodore. Vielen Dank."

„Gern geschehen. Sie können sich immer an mich wenden, wenn Sie etwas wissen möchten. Auf ein Wort in Dein Büro?"

„Sicher." Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stellte Dukat seinen Freund wütend zur Rede, „Nargen, kannst Du vielleicht noch etwas offensichtlicher Ziyal zeigen, daß wir ein Problem haben?!"

„Wenn Du darauf bestehst, kann ich auch ne Durchsage an die ganze Flotte machen!", giftete der Kvaggra zurück.

„Also, was ist passiert?"

„Siehst Du etwa keine Nachrichten?"

„Ich lese Zeitungen."

„Nein, ich spreche von den Nachrichten im Fernsehen! Vor höchstens zehn Minuten haben Sie das brandneue Ergebnis der Meinungsumfrage veröffentlicht. Es wurden eine Million Leute im ganzen IVK vom Zufallsgenerator ausgewählt und befragt. Ihr habt fünf Prozent zugelegt. Jetzt sind wir bei 49, aber wir müssen mindestens 70 erreichen, damit es ein überzeugendes Ergebnis ist."

„Aber wir brauchen nur 50 Prozent und eine Stimme!"

„Ja, das weiß ich selbst, Du ewiger Besserwisser! Den Sieg habt Ihr sicher, jetzt geht es um die Ehre! Oder willst Du wirklich, daß man im Alpha-Quadranten sagt, daß Cardassia doch nur aus Mitleid aufgenommen wurde und gleich viele Leute Euch nicht haben wollten?"

„Nein, aber wir sollten es auch nicht übertreiben. Ich will die einfache Mehrheit haben, damit die CRA überleben kann und Cardassia gerettet wird. Das ist alles. Ich kann auf einen glorreichen Triumph verzichten, solange wir gewinnen."

„Aber genau das ist die falsche Einstellung! Sie ist Andhrajiha, nicht die eines Kvaggra! Du mußt alles wollen, nur dann bekommst Du, was Du verdienst! Es ist keine Schande, größenwahnsinnig zu sein. Die Gunst der Götter gewinnen nur die Mutigen."

„Ich glaube, Du bist selber etwas größenwahnsinnig, Nargen! Wir wissen doch alle, daß wir es nicht verdient haben, dem IVK beizutreten. Ich will das Glück nicht herausfordern."

„Wie ich sehe, habe ich hier noch eine ganze Menge Arbeit zu leisten! Erste Regel: Du MUßT das Glück herausfordern! Zweite Regel: Behalte immer Dein Ziel im Auge, sehe dabei auch zu den Seiten Dritte Regel..."

„Persönliches Computerlogbuch von Lieutenant Jadzia Dax, beurlaubte Leitende Wissenschaftsoffizierin und Zweite Offizierin von Deep Space Nine. Dies ist der neunte Tag des 10. Monats des kvanergganischen Jahres 472998. Ich befinde mich zur Zeit auf dem Freizeitschiff Harggta der 56. Flotte des IVK. Dies ist der 14. Tag von 24 auf unserer Reise von Deep Space Nine zur kvanergganischen Heimatwelt.

Die ganze Flotte spricht die letzten Tage nur über ein Thema: Autorennen! Heute um genau 7 Uhr beginnt das letzte Rennen der diesjährigen Meisterschaft und drei Fahrer können noch den Titel holen! Es ist so aufregend! Auf allen Schiffen wird während dieser Stunde nur eine Minimalbesatzung im Dienst sein, die sich freiwillig gemeldet hat, weil sie kein Interesse daran hat. Aber das sind gerade genug, um die Schiffe in Betrieb zu halten!

Normalerweise übergeben die Kvaggra ihren Computern nicht gerne viel Macht, aber für das Rennen tun sie es. Nicht bei ihren Raumschiffen, nicht in ihren Häusern, Regierungszentralen, nirgendwo. Sie mißtrauen allem, daß sich nicht durch einen riesigen Phaser einschüchtern läßt! Natürlich, sie sind ein sehr fortschrittliches Volk und sie haben sogar die Implantate. Aber die Implantate arbeitete mehr durch Telepathie und Telekinese, als Technik.

Und für alles, für jede einzelne Funktion, die sie durch technische Geräte steuern lassen, gibt es auch einen mechanischen Weg. Der Hauptcomputer fällt aus? Kein Problem, dann holen sie eben die Funkgeräte zum Kommunizieren raus, steuern mit einem Steuerrad und den Antrieb liefern die Raketen. Mit den Phasern gibt es Probleme? Dann holt man eben die Handfeuerwaffen raus. Es ist im Grunde ein sehr intelligentes und einfaches System, daß ich nach meiner Rückkehr auch der Sternenflotte vorschlagen werde. So oft sind wir schon wegen Computerpannen in Gefahr geraten und gegen Sabotage sind die Kvaggra auch abgesichert. Und dazu reicht Jahrhunderte alte Technik!

Aber zurück zum Thema des Tages: Das Autorennen. Ich muß gestehen, ich bin völlig im Renn-Fieber! Oh, ich kann gar nicht erwaten, daß es losgeht! Der Fahrer, von dem ich Fan bin, ist ein Kvaggra aus Dinah und seine Vorfahren sind Trill. Aber darum geht es nicht, ich mag ihn, weil er eine neue Fairneß und Freundschaft unter die Fahrer und Fans gebracht hat. Friedlicher Wettstreit statt Kampf auf der Piste, das ist doch auch eines der Prinzipien der Föderation im Allgemeinen und Sternenflotte im Besonderen, nicht wahr?

Ich hoffe nur, daß er gewinnt. Die Lager sind hier etwa gleichgroß zwischen meinen Fahrer, Herzog Rorran Gragragrua von Karggovv, und dem anderen, einem Soldatensohn aus Gerj. Die Leute von dort sind nicht so beliebt, weil es die reichste Region ist und sie immer mit ihrem Reichtum, ihrem milden Klima, den vornehmen Bewohnern, der schönen Landschaft herumprahlen. Das ist etwas, was die anderen Kvaggra nicht leiden können. Gerj ist auch mit allen anderen Regionen verfeindet.

Weitere Brisanz erhält das Duell dadurch, daß die Leute aus Gerj und Dinah Todfeine sind! Dinah ist die größte und ärmste Region, während Gerj, dessen Festland nur fünf Prozent der Fläche von Kvanergga ausmacht, die anderen 25 sind Wasser, der reichste Distrikt ist. Gerade deshalb rechne ich es dem Herzog so hoch an, daß er fair bleibt. Und sein schärfster Gegenkandidat beleidigt ihn die ganze Zeit. Für den dritten ist es die erste gute Saison, nur wenige erwarten, daß er gewinnt.

Und als ob das noch nicht alles wäre, ist es für die Götter auch noch zu einem Duell geworden. Grevs betet Riga an und betont auch nach jedem Sieg, daß er ihn nur Riga zu verdanken hat. Damit hat er die anderen Götter gegen sich aufgebracht. Eben weil er aus einem Distrikt kommt, der vom Wasser lebt, müßte er Melosra wenigstens ETWAS Dankbarkeit entgegenbringen!

Rorran dagegen ist ein Anhänger von Hain und Melosra. Ersteres ist kein Wunder, weil Dinah eine Region der Berge und Wälder ist, wo die Natur vor Leben strotzt, es die größte Artenvielfalt gibt. Alle Bewohner dieser Region fühlen sich auch mit der Natur verbunden. Und er selbst ist ein Laienprediger von Melosra, wie seine Familie schon seit vier Generationen.

Jedenfalls bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind! Und jetzt muß ich gehen, weil ich gleich im Tempel des Hain zum Biologieunterricht erwartet werde. Die Artenvielfalt auf Kvanergga ist einfach atemberaubend! Es gibt sogar Blumen, die noch bei Temperaturen von MINUS NEUNZIG Grad blühen!"

„Hallo, Gul Jasad. Es tut mir leid, daß ich zu spät komme. Larkka wollte mich auf keinen Fall eine Minute früher gehen lassen, weil sie heute jeden Mann braucht. Viele haben heute ihren freien Tag genommen, um in Ruhe feiern zu können. Das hätte ich auch gerne, aber ich mußte ja gestern, weil wir hohen Offiziere Vorbilder sein müssen", murrte Gragragrua.

„Das macht nichts, Commodore, ich bin auch gerade erst gekommen." Stirnrunzelnd sah er sich die Kleidung des Kvaggra an. Er trug ein kurzärmeliges Hemd aus brauner Baumwolle, ein richtiges Hemd, nicht das, was man in der Föderation so nannte, eine schwarze Lederhose und schwere Stiefel, auf dem Rücken baumelte sein Schwert.

„Wie? Habe ich mein Hemd etwa schon besudelt?"

„Ziehen Sie sich eigentlich jeden Tag so oft um?"

„Hm?"

„Sie tragen Zivilkleidung."

„Ach so! Wenn Touristen an Bord kommen oder wir irgendwo hingehen, dann nicht, aber wenn wir hier unter uns sind, ziehe ich mich vier bis fünf Mal am Tag um. Die Uniform ist ziemlich unbequem, besonders, wenn ich fliegen oder Sport machen will, weil sie umgerechnet 25 Kilogramm wiegt. Morgens ziehe ich zuerst normale Sachen an, zum Dienst die Uniform, in der Mittagspause wechsle ich meistens, weil ich essen oder trainieren gehe, dann wieder in die Uniform und nach dem Dienst wechsele ich noch einmal."

„Das kostet doch viel Zeit!"

„Ich bin eitel, kann nichts dafür."

„Das ist mir auch schon aufgefallen..." Jasad hatte nicht viel Verständnis dafür, daß der Kvaggra in Krisenstimmung geriet, wenn er nicht mindestens zehn Lederhosen im Schrank hatte. Dann jammerte er die ganze Zeit über die schreckliche Faulheit der Reinigung.

„Hey! Das war aber gar nicht nett! Na ja, ich mag es, hier etwas dünner angezogen rumlaufen zu können, als Zuhause. Ich bin in Kam aufgewachsen, da ist die Durchschnittstemperatur im wärmsten Monat 30 Grad Minus. Wir kennen nicht mal einen Sommer. Vier Monate ist Winter, da sind 90 Grad Minus in der Nacht nichts Besonderes, dann gibt es einen Monat Blizzard, drei Monate Frühling und zwei Herbst."

„Wann kommen wir an?"

„Im Winter."

„Oh nein!"

„Was ist?"

„Cardassianer vertragen Kälte nicht gut."

„Das ist gar nicht gut! Dann sollten Sie die Städte in Kam nicht verlassen, es ist dort wirklich saukalt. In Kam leben und arbeiten 70 Prozent der Leute in riesigen Gebäuden. Da ist die ganze Stadt in einer Anlage, man braucht sie nie zu verlasen. Die anderen Städte sind nur was für Überlebenskünstler, Einsiedler und Leute, die Abenteuer suchen."

„Wo ist die Hauptstadt?"

„In Saarnagg. Saarnagg ist flaches, fruchtbares Land, unterirdisch und oberirdisch Acker und Wiesen, eine bäuerliche Region zwischen dem mediterranen Gerj und gebirgigen Dinah. Die Temperatur ist im Winter durchschnittlich Minus 10, im wärmsten Monat plus 20. Deshalb wird auch viel unter der Erde angebaut. Wegen den starken Temperaturschwankungen, der idyllischen Lage und, weil es die Kornkammer ist, wurde Hrovggtga dort gebaut."

„Wie geht Ihr Volk mit der Kälte um? Schränkt sie das öffentliche Leben und den Regierungsbetrieb nicht ein?"

„Ganz im Gegenteil, die Kälte fördert! Im Gegenteil zu Hitze, macht Kälte uns nichts aus. Wir wurden dem Klima genetisch angepaßt und mit der warmen Kleidung, die wir haben, ist das kein P... Warme Kleidung! Gut, daß ich mich daran noch erinnert habe! Sie müssen alle einkaufen gehen vor unserer Ankunft! In den Uniformen erfrieren Sie uns in Hrovggtga!"

„Aber Sie tragen doch auch Metalluniformen."

„Das ist Rigadraggad. Es kühlt, wenn es heiß ist und wärmt, wenn es kalt ist. Außerdem werden wir andere Kleidung tragen, wenn wir auf Kvanergga sind. Anstatt den dünnen, ärmellosen Shirts aus Baumwolle, tragen wir kurzärmelige aus Yakwolle. Die Hosen sind aus repliziertem Yakpelz, genau wie die Stiefel. Wir haben kniehohe, wegen dem Schnee."

„Und was sollen wir anziehen, Deiner Meinung nach?"

„Yak! Es ist das einzige, was warm genug ist. Eisbär ginge auch, aber die Felle sind zu schwer. Das kvanergganische Yak hat ein relativ leichtes, aber sehr warmes, wasserdichtes und atmungsaktives Fell, die Wolle läßt sich gut verarbeiten und ein Yak hat ne ganze Menge. Das lohnt sich, obwohl wir nur einmal im Jahr scheren. Die meisten leben wild und kommen jedes Frühjahr zu den Scherplätzen. Dabei werden sie gleich untersucht und geimpft."

„Ihr seid seltsame Krieger!"

„Tja, wir wissen eben, daß es besser ist, unsere Natur zu schützen und zu bewahren, als sie einmal zu benutzen und zu verlieren. Die Erfahrungen, die Menschen oder Bajoraner gemacht haben, wurden uns erspart, weil die Götter dafür gesorgt haben, daß wir nie solche Fehler machten. Wir haben unsere Umwelt nicht verpestet, wir achten darauf, daß nicht gewildert wird, die Natur nicht zerstört wird, der Planet nicht zu dicht besiedelt ist, keine umweltschadenden Maschinen eingesetzt werden... Deshalb sind in den letzten 100.000 Jahren auch nur fünf Tierarten ausgestorben."

„Was wurde aus denen?"

„Zwei wurden durch Anschläge eines Feindes ausgerottet und die restlichen drei haben sich zu anderen Tierarten weiterentwickelt. Damit ist unsere Flora und Fauna noch einzigartiger, als die der meisten Planeten. Bei uns sieht man noch heute Tiere, die woanders vor Hunderttausenden Jahren ausgerottet wurden, hat eine ungestörte Evolution. Damit sind wir ein Märchenland für die Wissenschaftler."

„Das kann ich mir vorstellen. Können unsere Wissenschaftler sich auch umsehen?"

„Na ja, wenn das ihr Verständnis von Landurlaub ist, sie die Tiere nicht stören, nichts kaputtmachen, ist das ihr Problem. Ihre Kollegen können sich auch beim zentralen Tempel des Teels oder Hain melden. Die geben Tips und haben ein Verzeichnis über alle Forschungsmissionen. Sie vermitteln gerne jemanden weiter."

„Das werde ich weitergeben. Was hat das eigentlich mit dem Autorennen auf sich?"

„Oh, das ist ganz einfach!" Dann erklärte der Prinz freudestrahlend die Regeln und Ausgangslage für das heutige Rennen.

Die meisten Renn-Fans feuerten ihre Fahrer von einem Restaurant oder einer Bar an. So auch die meisten Mitglieder der Brückencrew des Schiffes Kandraz E und einige ihrer hochrangigen Gäste. Für Commodore Nargen Gragragrua war es Ehrensache, das Rennen seines Cousins dritten Grades zu sehen.

„Komm, noch ein Stückchen, sei nicht so langsam!", schimpfte Larkka Nerggad. Sie hatte für nichts Augen, als die Autos vor dem großen Schirm. Es waren verhältnismäßig kleine Fahrzeuge, aerodynamisch, blitzschnell und tödlich, wenn es zu einem Unfall kam. Das Rennen selbst stand auf einer von hohen, durchsichtigen Metallwänden eingefaßten Fahrbahn statt. Es gab viele enge Kurven, Sprünge über Wassergräben und holographische Hindernisse, die ohne Vorwarnung auftauchten.

„Er ist der erste, Larkka!", erinnerte der Wissenschaftschef sie.

„Das weiß ich, aber Grevs ist direkt hinter ihm, er muß sich beeilen, sonst überholt der ihn noch!"

„Larkka hat Recht. Er hat nur zwei Sekunden Vorsprung."

„Aber das Rennen ist fast zu Ende. Ich kenne meinen Cousin, das schafft er."

„Außer, er wird noch gerammt, aufgehalten oder sonstwie aus dem Rennen geworfen."

„Okay, das ist noch möglich... Autsch! Das muß weh getan haben!"

„Oh nein, er soll doch keine Kunststücke machen, er soll schnell fahren! So ein Dummkopf! Jetzt fahr doch endlich!"

„Das muß Glatteis sein, daß er so herumgeschleudert wird."

„Unfair! Warum müssen die jetzt noch Glatteis einbauen?"

„Komm schon!"

„Ja! Er ist raus! Hoffentlich hat er sich das Genick gebrochen!"

„Nargen, wir sprechen hier über Sport. Das ist doch kein Krieg und es muß niemand sterben! Das ist nicht der Sinn davon."

„Doch, doch, das ist Krieg. Es ist ein anderer, als auf dem Schlachtfeld, aber es ist Krieg."

„Er hat sich nicht verletzt. Oh nein, hoffentlich fährt er jetzt nicht weiter!"

„Unmöglich, der Wagen ist Schrott. Außerdem kann er es nicht mehr aufholen. Wie lange noch? Nur noch 36 Sekunden! Das ist ja so aufregend!"

„Jetzt, wo Grevs raus ist, müssen wir auf den Kleinen aufpassen. Er kann ihm immer noch gefährlich werden", erinnerte die Fleet General. „Er ist zwar vier Sekunden zurück, aber wir wissen nicht, was noch passiert."

„Genau!"

„Oh, oh! Das sieht aber gar nicht gut aus!"

„Die paar Sekunden muß er noch durchhalten! Jetzt steht schon die Ziellinie fest!"

„JA! Er hat es geschafft!", lachte der Prinz.

Das ganze Restaurant brach in Jubel aus, als ihr Fahrer als erster das Ziel erreichte. Nur Larkka Nerggad nicht. Sie wußte, daß es in dieser Nacht viel zu tun geben würde für die Sicherheit. Die Fans der anderen Fahrer würden frustriert sein, alle tranken ein paar Gläser Alkohol mehr, als ihr Organismus abbauen konnte. Zusammen mit bewaffneten Kvaggra, ergab dies das schönste Blutvergießen...

Commodore Nargen Gragragrua wurde von einem ohrenbetäubenden, schmerzhaft schrillen Geräusch geweckt. Er drückte sich im Halbschlaf Kissen auf die Ohren, die es reichlich in dem Bett gab. Nach ein paar weiteren Sekunden jedoch war der Kvaggra vollends wach. Er schleuderte die Kissen achtlos ans andere Ende des King Size-Betts, sprang heraus und rannte zu einem der Badezimmer, das er direkt von seinem Zimmer betreten konnte. Neben dem Türrahmen gab es eine ganze Reihe Knöpfe. Als er einen davon drückte, hörte der Alarm auf.

„Oh nein, ich habe schon wieder verschlafen, ich hätte die Nacht nicht durchmachen sollen. Jetzt nur noch 40 Minuten... Positiv denken! Wenigstens bin ich nun wach." Natürlich konnte man auch bei den Kvaggra den Weckalarm per Stimmbefehl abstellen, aber er hatte diese Funktion mit Absicht deaktiviert. Es war ihm schon oft passiert, daß er im Dämmerzustand den Wecker abgestellt und weitergeschlafen hatte.

Innerlich gab er sich einen Ruck und ging von seinem Schlafraum durch einen Korridor in die Küche am anderen Ende der Wohnung. Von der ersten Crew an war dies das Quartier des Ersten Offiziers der Flotte gewesen, also war es ihm zugewiesen worden, obwohl er dagegen war. Nargen fühlte sich noch mehr alleine als sonst in einer Wohnung mit großem Wohnzimmer, Altarraum, drei Schlafzimmern, Küche, Eßraum, zwei Bädern, drei Terrassen mit fünf Zugängen und einem riesengroßen Arbeitszimmer. Aber Tradition war Tradition...

Als erstes stellte er die Gabb-Maschine an, die automatisch Kaffeepulver und Wasser nachfüllte, dann steckte er tiefgefrorene Fladen, Soularg-Brottaschen, Brötchen und Soularg-Füllung in die Mikrowelle zum Auftauen. Sie würden fertig sein, bis er aus dem Badezimmer kam.

Nach 15 kvanergganischen Minuten, und das war schon sein Monatsrekord, normalerweise brauchte er 20, kam er in einem weißen T-Shirt, silberner Sporthose und schwarzen Turnschuhen wieder in die Küche.

Nach einer heißen Tasse Kaffee steckte er schnell das Brot in eine Art Toaster, machte in einer Pfanne Rührei, schüttete die Käsesoße und das Gemüse für Soularg darüber. Während das briet, schüttete er den Inhalt eines Glases Tojal und Yamoksoße in eine Schüssel, stellte die in die Mikrowelle. Gul Jasad würde zum Frühstück kommen und er wollte dem Cardassianer etwas gewohntes anbieten. Danach ging mit Sirupe, Marmeladen, Honig, einer Flasche Fischsaft und Butter ins Eßzimmer, um den Tisch zu decken.

Als es klingelte, mußte er erst wieder zur Tür gehen. „Oh, Gul Jasad, guten Morgen! Gehen Sie bitte schon ins Eßzimmer!"

Ein paar Minuten später, kam der Thronfolger, für den es normal war, ganz ohne Dienerschaft auszukommen, in die Küche zurück, packte Brötchen und Fladen in einen Brotkorb, füllte die Brottaschen mit Rührei, Gemüse und der scharfen Käsesoße. Damit und der Kanne Gabb ging er wieder in den Eßraum, um sich endlich mit seinem, für einen Kvaggra unwiderstehlich leckeren, Frühstück zu stärken. Immerhin hatte er noch Kampfsport mit Jasad vor dem Dienst...

Am nächsten Mittag hatten Legat Dukat und Commodore Gragragrua wieder mal ein gemeinsames Treffen. Weil Dukat jetzt öfter mit seinem Assistenten arbeitete und, weil er schon relativ gut Kvaggranisch konnte, auch selbst mit den Politikern und Generälen sprach, hatte er weniger Zeit für seinen Freund. Gragragrua selber war auch beschäftigt, weil er mit seinen Freunden Wiedersehen nach drei Jahren ausmachte, Repräsentationstermine ausmachte, sich nach einem neuen Auftrag in drei bis vier Monaten umhören mußte und mehr Zeit mit Gul Jasad verbrachte.

Val langweilte sich bei diesen Treffen immer zu Tode und fühlte sich unerwünscht. Die beiden Männer sprachen über ihre jeweiligen Okkupationen, Politik und Politiker, die Finessen der interplanetaren Diplomatie. Vier Themen, für die sie sich nicht im Geringsten interessierte. Sie hatte Spaß an einem guten Raumkampf und einer gepflegten Prügelei, aber alles, was mit der Staatsführung zu tun hatte, war nicht ihr Ding. Sie war die Frau fürs Grobe, ihr Mann durfte sich ruhig um die Feinheiten kümmern.

Weil Kira und ihre anderen Freunde beschäftigt waren, besuchte sie die Brücke der Kandraz. Sie mochte den Platz, hatte aber selten Zeit, hinzugehen. Sie setzte sich auf dem unteren Geschoß der Brücke, dort, wo das Kontrollzentrum war, mit einer Tasse replizierter Yakmilch an einen Tisch und beobachtete das Treiben.

„Na gefällt es Ihnen hier, Legat?"

„Fleet General Nerggad, hallo. Ja, es ist schön. Ich würde meine Brücke sofort gegen eine solch große, helle und einfach umwerfende Brücke eintauschen!"

„Sie müssen sich nicht mehr lange gedulden, dann haben Sie Ihren eigenen großen Kreuzer. Noch ein paar Wochen, bis Sie aufgenommen sind, dann die Schulung und danach können Sie auf solch einem Schiff Cardassia befreien."

„Ja, aber es wird trotzdem nicht das Gleiche sein. Mein Mann und ich haben abgemacht, daß wir die Kommandoreihenfolge auf jeden Fall beibehalten, das bedeutet, ich werde ein eigenes Schiff haben, es wird wohl der gleiche Typ sein wie die Kandraz, aber nicht das Flottenkommandoschiff."

„Nicht unbedingt." Nerggad setzte sich gegenüber von der blonden Frau und erklärte ihr, „Ihr Gatte wird der Kommandant des Distrikts Cardassia für die Raumflotte werden, sobald Cardassia aufgenommen ist. Beides ist unumstritten. Niemand kennt Cardassia so gut, niemand hat so viel Erfahrung darin und er hat sich dafür eingesetzt, daß Cardassia aufgenommen wird. Wenn es eine Flotte im Distrikt geben wird, ist es logisch, daß er sowohl das Kommando für den Distrikt als auch diese Flotte hat."

„Ja, weil man keinen Verwalter der Flotten des Distrikts braucht, wenn es nur eine gibt."

„Eben. Aber wenn es mehrere werden, muß er im Büro bleiben und sich um die Verwaltung kümmern, den Verbindungsmann spielen, die Flotten verteilen, organisieren und einsetzen. Dann würde Ihnen eine der Flotten unterstehen."

„Das ist eine Möglichkeit. Aber am Anfang wird es dazu nicht kommen. Wir können gerade das Personal eines Angriffsschiff zur Verfügung stellen, Sie müssen den Rest dazutun. Da können wir nicht verlangen, daß Sie uns auch noch mehrere Flotten geben."

„Überlasen Sie diese Entscheidungen mal getrost der Präsidentin und dem Militärrat", sagte Larkka Nerggad lächelnd.

„Der Präsidentin? Ich dachte, wir unterstehen dem General of the Fleet der Raumflotte."

„Ja, aber wir werden in den Krieg ziehen. Das IVK erhebt Anspruch auf Cardassia, wenn Sie uns beitreten, und wenn die Diktatur dort sich nicht ergibt, wird die Königin uns in den Krieg führen, um unser Land zu bekommen, und als Präsidentin die ganze Sache verwalten. Diese Leute sind kein großer Gegner, deshalb wird sie es nicht persönlich machen, auch, wenn sie oft vorbeisehen wird und die entscheidende Schlacht um Prime direkt von ihr angeführt werden wird. Das ist ihre Pflicht als Königin."

„Dann haben wir noch einen weiteren Grund, Cardassia möglichst schnell zu befreien!", lächelte Val. Sie freute sich schon darauf, mit der Königin in den Krieg zu ziehen.

„Aber selbst, wenn Sie nicht ein Flottenkommandoschiff haben werden, werden Sie einen großen Kreuzer kommandieren und die Zweite Kommandantin der Flotte sein. Es ist nur möglich, daß Sie sich entscheiden müssen, ob Sie Zweiter Kommandant der Flotte oder Stellvertreter des Distriktgenerals sein wollen. Wenn Dukat selber eine Flotte anführt, muß jemand den Papierkram übernehmen."

„Darauf kann ich verzichten. Ich bin sowieso nicht gut mit Papierkram und Diplomatie."

„Da gibt es noch etwas, woran Sie sich gewöhnen müssen, Legat..."

„Was denn?"

„Sie werden General sein."

„General schon? Ach ja, es gibt ja nur 15 Ränge und darunter nur vier Admiralsränge."

„Genau. Kennen Sie noch alle Ränge und Rangabzeichen?"

„Ein Test? Toll! Alle haben unterhalb der rechten Schulter das Abzeichen ihrer Flotte, auf der linken Seite das Rangabzeichen. Die sind golden auf Silberplättchen. Es gibt Seeflotte, die haben so eine Art Quader mit geraden Balken, die Raumflotte hat drei ineinander verschlungene Kreise, das Heer hat einen hohen Kasten mit einem Dreieck und die Gavrakk haben das Zeichen der Riga auf ihrer Kutte auf der Brust. Das ist ein roter länglicher roter Kreis, in der Mitte sind zwei silberne Schwerter übereinander, von beiden tropft Blut. Ist das soweit richtig?"

„Ja, das ist ganz genau richtig."

„Unteroffiziersränge haben schräge Striche von links nach rechts. Recruit hat keinen Strich, wird aber dazu gerechnet, Crewman einen, Petty Officer zwei, Chief Petty Officer drei, Master Chief Petty Officer vier. Offiziere haben goldene Quadrate. Ensign einen, Lieutenant junior Grade zwei, Lieutenant drei, Lieutenant Commander vier, Commander fünf, Captain sechs. Richtig? Ich konnte ja nicht schummeln, weil Sie ein Fleet General sind."

„Ja, das war auch richtig. Nun die Generalsränge bitte."

„Die haben Striche von rechts nach links und Kreise. Fleet General hat drei Kästchen an den Seiten, in der Mitte einen Stern, der oben und unten von vier X flankiert ist. Das ist, weil er ein Admiral ist, aber direkt mit Offizieren und Unteroffizieren arbeitet und der Rang nur vergeben wird an den Kommandanten einer Flotte. Beim Commodore ist in der Mitte ein Kreis und an beiden Seiten einer. General hat Stern, Strich, Stern, Strich, Stern. Der General of the Fleet hat fünf abwechselnd fünf Sterne und vier Striche. Soll ich auch die Ehrenränge?"

„Kann nicht schaden, wenn man die auch kennt, oder?"

„Stimmt! Der Ehrenoffizier hat drei Reihen. Oben sind Kasten, Strich, Kasten, in der zweiten links und rechts Striche, dann wieder Kasten, Strich, Kasten. Beim Ehrengeneral ist es genauso, nur die Striche sind von rechts nach links. Kreis, Strich, Kreis, an den Seiten Striche, Kreis, Strich, Kreis."

„Also die Abzeichen kennen Sie schon perfekt! Jetzt müssen Sie nur noch selber einen Rang von uns bekommen!"

„Ja, ich hoffe, daß das bald etwas wird. Dann habe ich nämlich eine Ausrede, direkt nach meiner Geburt wieder meine Uniform anzuziehen."

„Ihre neue. Wann kommt das Kind eigentlich?"

„Nach den Ärzten am 5. Tag des neuen Jahres."

„Und unsere Zeitrechnung haben Sie auch schon drauf! Ich bin mir sicher, daß Sie eine sehr gute Kvaggra werden, General Gawlak."

„Danke, Fleet General. Ich mache mir nur noch Gedanken, wie ich meinen kleinen Clyton Aprogg erziehen soll. Es wird nicht einfach sein, wenn mein Mann auf einem Schiff ist und ich auf dem anderen. Aber wir haben zu verschiedene Führungsstile, um auf einem Schiff sein zu können. Und dann haben wir da noch das Problem, wie wir unser Kind erziehen sollen. Ursprünglich dachte ich, cardassianisch mit klingonischem Touch. Aber jetzt wird es kvaggranisch werden. Dummerweise habe ich keine Ahnung, wie man ein Kind kvaggranisch erzieht..."

„Da haben Sie Glück, ich habe zufällig neun Kinder kvaggranisch großgezogen! Mein ältester würde jetzt 712 sein und mein jüngster ist 15."

„Oh, das ist toll! Ich habe SOO viele Fragen!"

„Warum stellen Sie nicht einfach ein paar davon?"

„DANKE! Wie ist so das Leben eines ganz normalen kvaggranischen Kindes?"

„Na ja, es wird in einem Geburtshaus geboren, kriegt die Implantate, bekommt gegebenenfalls die Anpassungs-Naniten. Am siebten Tag werden vor dem Tempel des Hain die Hochzeiten und Geburten bekanntgegeben, da kommen die Eltern mit dem Neugeborenen hin. Die nächsten sechs Monate schläft, ißt und macht es die Windeln voll. Das ist alles. Sie können mit dem Kleinen noch nicht viel anfangen, weil es all seine Energie dazu verwendet, zu wachsen oder seine ganze DNS-Struktur zu verändern. Man könnte es als Vollendung der Schwangerschaft außerhalb des Mutterleibes erklären."

„Und da kann ich noch gar nichts mit ihm machen?"

„Ihr kleiner Clyton wird nicht besonders auf sie reagieren, aber er lernt trotzdem. Nach sechs Monaten ist er schon genug Kvaggra, um sich wie ein Kvaggra-Baby zu verhalten. Sie müssen alle zwei Wochen mit ihm zum Arzt, um die genetische Anpassung überprüfen zu lassen. Für Babies ist sie sehr anstrengend, aber dafür geht sie schneller, weil weniger Körpermasse angepaßt werden muß als bei einem Erwachsenen und einiges sich ganz natürlich entwickeln kann."

„Wie lange dauert es denn?"

„Ein Jahr. Theoretisch kann man auch einen Erwachsenen in 10 Stunden umwandeln, aber dann stirbt er vermutlich, weil sein Körper die Belastung nicht ertragen kann, oder er wird wahnsinnig und bringt sich um. Selbst die verschnellte Umwandlung dauert noch ein Jahr bei einem Erwachsenen."

„Na ja, ist besser so, als wenn ich warte, bis er größer ist, weil Clyton ganz natürlich mit Telepathie, Empathie, Fotopathie und Telekinese aufwächst und er genauso fliegen wie laufen lernen wird."

„Ganz genau! Ein Erwachsener braucht einen Lehrer, um die neuen Fähigkeiten zu kontrollieren und einen Psychologen, der ihm hilft, mit der Belastung fertig zu werden. Wenn ein Baby nach der Geburt umgewandelt wird, fehlt ihm nur ein halbes Jahr. Jedenfalls, es wird mit acht Monaten sprechen, mit neun laufen, mit einem Jahr fliegen. Wenn Clyton zwei Jahre ist, können Sie Sich richtig mit ihm unterhalten, er läuft und fliegt problemlos. Die sechs Monate, die er unbewußt lernt und sich ungestört entwickeln kann, sind unbezahlbar für die Entwicklung eines Kindes."

„Das ist ja toll! Was kommt danach?", fragte Val in atemloser Spannung.

„Wir kennen keine Schulbildung, wie im Alpha-Quadranten. Deshalb bringen die Eltern den Kindern lesen, schreiben, rechnen bei, erklären ihm die Sitten, Natur, unseren Glauben. Wir kennen keine Schule, aber dadurch, daß die Eltern ihren Kindern alles beibringen, was sie selbst wissen, lernen sie viel mehr. Und DAS können sie auch gebrauchen. Normalerweise bringt man die Kinder nach ihrem vierten Geburtstag in die Tempel. In Rigas Tempel lernen sie zu Kämpfen, Waffen zu benutzen, das ist natürlich der Schwerpunkt. Aber Wissen und kleine Freunde können sie auch in den anderen Tempeln finden."

„Bei Riga kann ich es mir vorstellen, aber was wird dort unterrichtet?"

„Einer der Söhne von Teel liebt es zum Beispiel, den Kindern Märchen zu erzählen. Ein anderer, der Gott der Geschichtsschreibung, berichtet ihnen aus lange vergangenen Zeiten, Hains Söhne gehen gerne in die Natur mit den Kindern, erklären sie ihnen. Rigas Töchter helfen selbst in ihren Tempeln beim Unterricht der Kinder. Melosra selbst geht zu Kindern, die nicht schlafen wollen und erklärt ihnen, weshalb die Nachtruhe wichtig ist. Ihre Töchter lieben es, den Kindern die Welt zu zeigen, zu spielen, zu malen und ihnen schwimmen beizubringen. So haben sie Spaß, Kontakt zu anderen, lernen den natürlichen Umgang mit Priestern und sogar Göttern und tun auch noch was für ihre Bildung."

„Kann ich meinen Jungen denn wirklich in den Tempel bringen, wenn ich möchte, daß sie etwas lernen?"

„Natürlich! Auch, wenn kein Gott kommt, die Priester sind alle sehr kinderlieb. Nun, wenn die Kinder acht Jahre sind, gehen sie ein Jahr in eine Elementarschule. Da wird gesehen, was sie können, was sie noch lernen müssen, dort wird ausgeholfen, wo ihnen noch Wissen fehlt. Die Lehrer sind überwiegend Priester. Die Schule ist aber nicht sehr wichtig, die Kinder kommen mal, mal kommen sie nicht. Danach geht das Leben drei Jahre ganz normal weiter."

„Und dann müssen die Kinder zur Militärakademie", seufzte Val Gawlak.

„Nicht unbedingt. Die Kinder müssen nicht mit 12 zur Akademie, wenn sie oder die Eltern wollen, können sie auch noch eine Weile Zuhause bleiben. Aber mit 12 Jahren endet die Ausbildung des Kindes in der Familie und den Tempeln, weil an dem Tag, an dem der junge Kvaggra 12 wird, seine Initiation ist."

„Wie läuft das Ritual ab?"

„12 Krieger müssen Zeugen sein, wenn er auf dem Marktplatz zum Geburtstag sein erstes richtiges Schwert von den Eltern bekommt und von den 10 anderen, die Paten ähneln, die ersten Unterarmspangen, auf denen die Initialen und Siegel der Götter graviert sind. Mit dem neuen Schwert schneidet er sich als Mutprobe beide Unterarme auf und läßt das Blut auf eine Schale Erde aus dem Tempel des Hain fließen. Die blutige Erde wird dann von dem Vater zu einer Feuerschale gebracht, die von der Mutter aus Rigas Tempel geholt wurde und darauf geworfen. Dann hält der neue Krieger seine blutenden Unterarme über das Feuer und ein Pate gießt einen Krug Wasser aus Melosras Tempel darüber. Nachdem die Wunden damit gereinigt sind, kriegt er die Spangen aufgezogen u..."

„Aber die Wunden müssen doch ärztlich versorgt werden!"

„Nein, das brauchen sie nicht. Man sagt ein paar rituelle Worte, dann verschwinden die Schalen und der Krug in einem winzigen Tornado. Wenn der Initiierte nun seine Unterarmspangen abnimmt, sind die Wunden geheilt und an ihrer Stelle sind Narben, welche die Zeichen aller vier Götter sind. Aber wenn dort nur das Zeichen eines Gottes eingeritzt ist, hat dieser Gott den Krieger zu seinem Priester auserkoren."

„Das ist ja spannend! Erfährt man vorher, daß man zum Priester ausgesucht wurde?"

„Nein. In dem meiste Fällen ist es auch nicht der Gott, von dem man es am ehesten erwartete. Manchmal dient eine Familie einem Gott mit solcher Inbrunst, daß alle Nachkommen als Priester ausgewählt werden. In diesem Fall wird die Familie auch adlig."

„Scheint mir ein ziemlich kompliziertes System zu sein... Ähm, wie geht das mit uns? Wir sind ja schon älter, aber wir wurden nie initiiert."

„Wenn Sie nach der Umerziehung in Ihrer neuen Stadt sind, kümmert sich Ihr Immigrationsbetreuer um die Initiation. Weil Sie als Teil der Raumflotte die Militärakademie in Dinah City besuchen werden, wird dort auch Ihre Initiation stattfinden."

„Aber von vielen von uns leben die Eltern nicht mehr, Fleet General."

„Das macht nichts. Die Positionen der Eltern können auch andere übernehmen, es müssen nur 12 sein", beruhigte Nerggad Val.

„Aber wie soll ich die 12 Leute zusammen bekommen?"

„Gehen wir davon aus, Sie machen es nach Rang. Bei Ihrem Mann können Sie noch nicht mitmachen, dafür wird er Nargen, die Präsidentin, ihren Freund, seinen Betreuer, vielleicht noch mich, seinen Assistenten, vier Priester, den General der Raumflotte und einen Minister haben."

„Okay, so bekommen wir die Leute wohl zusammen. Da fällt mir gerade ein, wenn wir in Dinah City die Ausbildung haben, müssen wir ja irgendwo wohnen. Kriegern wir Sold oder eine Dienstwohnung?"

„Sie werden den Sold nach Rang und Posten bekommen, die neuen Ränge und Posten bekommen Sie sofort, wenn Cardassia ins IVK aufgenommen wird, wo Sie wohnen, bleibt Ihnen selbst überlassen. Die Akademie hat Zimmer und Wohnungen, die sie gegen eine geringe Miete an die Ausbilder und Auszubildenden vermieten. Wer will, kann sich aber auch eine zivile Wohnung nehmen. Ich habe das immer gemacht, wenn ich dort war, weil sie nur kleine Wohnungen haben, die nichts für Familien mit Kindern sind. In der Allgemeinen Morgenzeitung Dinah sind viele Wohnungsanzeigen."

„Danke, ich werde hineinsehen, sobald ich die Termine kenne." Diese archaische Welt war ihr immer noch suspekt. Das höchst entwickelte Volk, daß sie kannte, las Papierzeitungen!

„Oh, ich muß jetzt leider gehen. Mein General of the Fleet möchte mit mir sprechen."

„Vielen Dank für alles."

„Gern geschehen. Bis später!"

„Na, Ziyal, hast Du Dir schon überlegt, was Du studieren willst?", fragte Kira. „Für eine Kvaggra bist Du schon erwachsen."

Ziyal sah von ihrem Kvaggranisch-Buch auf und antwortete, „ich habe da eine Idee, aber ich weiß nicht, ob meine Eltern zustimmen."

„Was ist es denn?"

„Ich wollte eigentlich Kunst studieren auf Bajor und als ich die Ausstellung zeitgenössischer Malerei im Tempel der Melosra besucht habe, kam ich mit einem der Priester ins Gespräch. Er erzählte mir, daß es auf Kvanergga drei ausschließliche Kunstuniversitäten gibt, die von seiner Göttin und ihren Kindern gefördert werden. In drei Monaten ist dort die Aufnahmeprüfung für das neue Semester..."

„Und Du vermutest, daß Legat Dukat nicht glücklich darüber sein wird, wenn Du am anderen Ende des Universums bleibst, während er im Alpha-Quadranten für die Kvaggra kämpft?", fragte Kira in einem Tonfall, der verriet, daß sie genauso wenig glücklich über die Idee ihrer Pflegetochter war. Wenn schon nicht auf DS9, wollte sie Ziyal wenigstens in der Nähe haben, um sich um sie zu kümmern, während ihr Vater und ihre Stiefmutter in den Krieg zogen.

„Äh... ja. Bitte, Nerys, kannst Du nicht mit ihm sprechen? Ich würde das so gerne machen."

„Ich mache Dir einen anderen Vorschlag: Wenn wir auf Kvanergga sind, begleite ich Dich und Deinen Vater zu den Universitäten, okay?"

„Danke! Wenn Du es in Ordnung findest, wird er es mir ganz sicher erlauben."

„Versprechen kann ich Dir aber nichts, Ziyal."

Auch Legat Dukat hatte einen bajoranischstämmigen Assistenten von Präsidenten Adira Gragragrua zugewiesen bekommen. Master Chief Petty Officer des Heers Pere Ijide war ein wie 20 aussehender dunkelblonder Mann mit graugrünen Augen und bronzebrauner Haut, der schon vor 34 Jahren nach Kvanergga gekommen war. Er sollte ins Gefängnis wegen Betrügereien, Geldfälschungen, Trick- und Ladendiebstählen. Also machte er sich aus dem Staub, tingelte durchs Universum, bis er abgebrannt auf ein Scoutschiff der Al Mragh traf und bei den Rebellen als Söldner anheuerte.

„So wird das nie etwas!" Dukat ächzte theatralisch. Er marschierte unruhig durch ein lichtdurchflutetes Büro. In Wirklichkeit befand sich dieses Büro auf Kvanergga und wurde von den Hologittern, die in die Wände eingebaut waren, „gefilmt", per Subraum-Kommunikation auf das Holodeck der Kandraz E gesendet und dort projiziert. Umgedreht ging es genauso. Auf den neuen Schiffen konnte man das in jedem Quartier machen, aber die Kandraz war nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik.

„Aber warum denn? Legat, es tut mir wirklich leid, daß Ihnen niemand die Wahrheit sagt. Die Wahrheit ist nämlich, daß nicht ich das Problem bin, sondern SIE! Ich tue wirklich alles, was Sie von mir verlangen. Ich komme nachts um zwei her, weil Ihnen einfällt, daß Sie gerade etwas mit mir besprechen wollen, ich renne für Sie von einem Büro zum anderen, um für Sie Termine zu vereinbaren, ich habe sogar alle Glühbirnen und Fenster auswechseln lassen, damit sie das für Cardassianer schädliche Licht filtern! Sie mobben mich!", beschwerte sich der Mann und schlurfte gekränkt zur Tür.

„Können Sie mir bitte mal erklären, wo Sie jetzt hingehen?", fragte Dukat scharf.

„Ich gehe nach Hause und schreibe meinen Versetzungsantrag! Ich hab keine Lust mehr, mich wie ein Stück Dreck behandeln lassen zu müssen."

Ächzend ließ der Cardassianer schuldbewußt den Kopf hängen. Er hatte nicht daran gedacht, daß unter der Maske der harten Krieger, die sich für nichts und niemanden interessierten, die Kvaggra sehr zarte Seelen waren. Gemocht zu werden, eine gemütliche Umgebung, familiäre und freundschaftliche Atmosphäre, den Kontakt zu anderen Personen, ihre Familie und Wahlfamilie brauchten sie dringender als die Luft zum Atmen. Auch deshalb wollten sie keine technisierte Welt und strenge Hierarchie. In der Sternenflotte oder dem cardassianischen Militär würden die sensiblen Kvaggra verkümmern. „Es tut mir leid, Mister Ijide. Ich wollte Ihre Gefühle nicht verletzen."

„Sie haben meine Gefühle nicht verletzt, nur keine Sorge", erwiderte Ijide sarkastisch. „Wenn ich Sie das nächste Mal sehe, Legat Dukat, reiße ich Ihnen den Kopf ab!"

Wunderbar, jetzt hatte er ihn auch noch trotzig gemacht! „Master Chief Petty Officer Pere Ijide, Sie werden jetzt sofort hierher kommen!"

„Und wenn ich es nicht mache, was tun Sie dann? Wollen Sie mir Arrest androhen? Furchteinflößend! Sie können mich mal!"

Der Cardassianer zuckte zusammen, als die Tür laut zuschlug und die Angel auseinander brach. „Kvaggra..." Ihm blieb wohl keine andere Wahl, als Nargen darum zu bitten, seinen Landsmann zu besänftigen...

„Das hast Du ja toll gemacht! Den ersten Kvaggra, mit dem Du beruflich zu tun hast, und den wichtigsten Mann für die Aufnahme der CRA, hast Du in seiner Ehre gekränkt! Weißt Du überhaupt, in was für eine Gefahr Du Dich gebracht hast? Wenn er kein Hologramm vor sich gehabt hätte, hätte er Dich garantiert umgebracht! Du bist ja nicht mehr ganz klar im Kopf!", tobte Gragragrua wenige Minuten später.

„Nargen, ich habe nichts getan und alles was ich von Dir möchte, ist, daß Du ihn dazu bringst, wieder für mich zu arbeiten."

„Nein, das geht so nicht. Du mußt zuerst lernen, ihn zu respektieren. Dieser Mann ist ein Soldat genauso wie Du. Und er verlangt den gleichen Respekt wie Du und ich. Er hat einen Mannschaftsgrad, aber das heißt nicht, daß er Dein Fußabtreter ist."

„Na gut, vielleicht war ich zu hart mit ihm. Ich bin im Streß und habe überreagiert, als er mich genervt hat. Aber ich habe ihn nicht gemobbt."

„Zumindest hast Du es nicht bewußt gemacht, das glaube ich Dir. Aber Du mußt vorsichtiger sein, mehr Rücksicht nehmen. Warum kannst Du Dir kein Beispiel an Larkka nehmen?", seufzte er. „Ich mag Dich wirklich, aber manchmal bist Du richtig unausstehlich. Nur, weil wir groß und schwer sind, dicke Waffen haben, bedeutet das doch nicht, daß wir gefühllose Roboter sind. Du solltest doch von Deiner Frau wissen, wie es ist."

„Es tut mir leid, wenn ich grob zu Dir gewesen bin, Nargen. Ich werde versuchen, mich zu ändern", versprach Dukat ehrlich. Die Kvaggra und besonders Nargen Gragragrua waren ihm zu wichtig, um sie wegen seinem mangelnden Einfühlungsvermögen zu opfern.

„Warum fängst Du jetzt nicht mit Deiner Veränderung an und entschuldigst Dich bei Ijide? Du brauchst es ja nicht persönlich zu machen, ein Brief reicht."

„Muß ich das machen?"

„JA! Und jetzt verschwinde von der Brücke, manche Leute müssen hier so was ähnliches tun wie arbeiten! Wir kommen schließlich in vier Tagen an! Husch, husch!"

Ziyal überraschte die ganze Runde am nächsten Morgen, als sie beim gemeinsamen Frühstück ihrer Familie mit Commodore Gragragrua unvermittelt fragte, „Commodore, werden Sie sich heute Abend mit Gul Jasad treffen?"

„Hm?"

„Na ja, ich meine, es ist offensichtlich, daß Sie ihn mögen."

Unter den inquisitorischen Blicken der beiden Frauen entschied er sich, die Wahrheit zu sagen, „ist es das? Ich dachte, ich wäre ein ziemlich guter Schauspieler."

„Sie sind kein so sehr guter Schauspieler", brachte ihm Val schonend bei. „Als wir die Rede meines Mannes feierten, unterhielten Sie sich doch mit Gul Jasad den ganzen Abend. Ich habe direkt bemerkt, daß es zwischen Ihnen beiden gefunkt hat. Und als sie sich dann auch noch andauernd getroffen haben..."

„Es ist wirklich SEHR offensichtlich", bekräftigte Dukat.

„Wie? DU weißt, daß ich schwul bin und hast trotzdem kein Problem damit, daß wir Freunde sind und... wie soll ich es sagen... ich Dich in der Herrendusche nackt gesehen habe?", entschied er sich für die direkte Ausdrucksweise.

„Nein."

„WAS?!", quiekte Val panisch. „Gemeinsame Duschen streiche ich Euch ein für alle Mal! Ich weiß ja, das mein Mann kein Vorbild an Treue und Tugend ist und ich wäre nicht überrascht, wenn er mich mit einer Frau betrügen würde, obwohl ich ihn dafür natürlich umbringen müßte, aber ich werde von einem MANN auf keinen Fall mit einem MANN betrogen!"

Die beiden Männer grinsten und Ziyal versuchte, ihre Stiefmutter zu beruhigen. Sie legte beschwichtigend eine Hand auf ihre Schulter, „Val, ich glaube nicht, daß Du irgendwelche Befürchtungen wegen Commodore Gragragrua haben mußt. Er liebt schließlich Gul Jasad."

„Tu ich nicht!"

„Na gut, dann solltest Du Befürchtungen haben!", grinste die Halb-Bajoranerin.

„Ihr seid unerbittlich! Na gut, wenn Ihr es so wollt, dann gehe ich eben in die Details. I..."

„Keine Details!", unterbrach Val ihn, immer noch in Panik. „Okay, ich will schon die Details wissen, aber nicht DIE Details, wenn Du verstehst, was ich meine..."

„Legat Gawlak, wir haben uns bisher noch nicht einmal geküßt! Nelam weiß nämlich nicht, daß ich mehr für ihn übrig habe, als den normalen Respekt für einen Kameraden und guten Soldat. Okay, wenn es so offensichtlich ist, wie Ihr sagt, dann wird er vielleicht etwas vermuten, aber mehr nicht. Ich mag ihn sehr gerne, aber ich würde noch nicht über Liebe sprechen. Ich kenne ihn dafür nicht gut genug. Ich bin 231 Jahre alt, da braucht so was schon seine Zeit..."

„Nargen Gragragrua, vertrauen Sie mir, ich habe eine Menge Erfahrung darin, Männer zu erobern und SO werden Sie ihn ganz bestimmt nicht bekommen!", meinte Val.

„Wirklich nicht?"

„Junge, wie oft haben Sie das schon gemacht? Mit Männern, meine ich."

„Noch nie?"

„Und ich habe gedacht, schwule Männer hätten es leichter...", seufzte Val. „Versuchen Sie es einfach auf die Tour, wie Sie selbst gerne angebaggert werden möchten. Da können Sie am wenigsten falsch machen. Außer, Sie sind pervers, aber davon gehe ich mal nicht aus."

„Nein, DAS kann ich ausschließen", schmunzelte Nargen. „Also, was soll ich machen, um einen süßen Mann zu erobern, der wahrscheinlich nur Frauen mag und mich noch wahrscheinlicher gar nicht ausstehen kann?"

„Erstens: Positiv denken. Zweitens: Brust raus, Bauch rein, mit dem Po wackeln, kurzen Rock... uups, das geht ja bei Ihnen nicht!" Nachdem die Runde sich von dem Lachanfall erholt hatte, fuhr sie fort. „Wie auch immer, denken Sie daran, sich gut zu benehmen, ein guter Junge zu sein und ihn nicht umzubringen. Letzteres ist echt fatal für die Liebe! Seien Sie einfach Sie selbst. Und sagen Sie ihm, was sie für ihn empfinden. Alles andere wäre unfair und auch nicht besonders ehrenhaft."

„Sie haben Recht... Wenn es nur einfacher wäre. Ich habe wahnsinnige Angst, daß er mich gar nicht mehr sehen will, wenn er weiß, daß ich ihn verliebt bin", sagte er bedrückt.

Im Laufe des Vormittags sammelte Commodore Prinz Gragragrua all seinen Kriegermut, um Gul Jasad beim gemeinsamen Mittagessen auf der Harggta seine Gefühle zu gestehen. Als sie sich dann trafen, redete er nur um den heißen Brei.

„Commodore, stimmt etwas nicht?", fragte Jasad letztendlich, als sein Freund immer noch so still war, wenn sie durch einen ruhigeren Teil der Promenade schlenderten.

„Wie man es nimmt, Gul. Ich muß Ihnen ein Geständnis machen."

„Ja?"

„Wahrscheinlich werden Sie mich danach hassen, aber es ist unfair, wenn ich es Ihnen nicht sage..." Er sah gedankenverloren durch ein Panoramafenster auf den Transwarp-Kanal. Durch seine veränderte DNS wurde ihm nicht schwindelig oder übel von dem Anblick. „Ich bin im Begriff, mich in Sie zu verlieben", informierte er in einem Tonfall, in dem er auch über das Wetter gesprochen hätte. Wenn Kvaggra unsicher waren, flüchteten sie sich in Kühle.

„Ich sehe darin kein Problem."

Nargens mühsam aufgebaute Fassade bröckelte vor Überraschung und sein Kopf schoß zur Seite. Aus verwirrten tiefschwarzen Augen musterte er den Cardassianer kritisch. „Weshalb?"

„Ich... befinde mich in demselben emotionalen Zustand."

„Dann ist es ja gut. Wünschen Sie ein Orakel der Melosra zu besuchen, um Klarheit über eine mögliche Zukunft einer Beziehung zwischen uns zu erhalten?"

„Das klingt vernünftig. Wann können wir ein Orakel erreichen?"

„Zum Tempel der Melosra auf der Torgan gehört ein Orakel. Wir können direkt hingehen. Wir müssen nur schnell eine Opferung besorgen. Ich habe in dem Antiquitätengeschäft eine mit Edelsteinen verzierte Schale gesehen, wir könnten sie mit Lebensmitteln füllen. Der Tempel der Melosra ist arm, weil sie wenige Anhänger hat, sie werden sich darüber freuen."

„Tun wir das!"

Zehn kvanergganische Minuten später betraten sie den Tempel. Der Eingang war von zwei Statuen flankiert. Das Gebäude selbst war aus blauem Marmor und mit Juwelen verziert. Das indirekte Licht, daß den feuchten Tempel beleuchtete, hatte einen silbernen Glanz. In der Mitte des Gangs floß ein Bach in einem Steinbecken, der zu vielen kleinen Rinnsalen und Springbrunnen lief. In ihm schwammen winzige Fische und Seerosen.

Nach etwa 80 Metern erreichten sie die Rückwand. Nun sahen sie, daß das Wasser aus einer Quelle kam, die von Statuen der Melosra umgeben war. Die Quelle stand zu Fuße einer geschmückten Thronliege, in die Bilder der Melosra und des Teel eingraviert waren. Links davon stand ein filigraner Silbertisch für die Opfer, auf der rechten Seite war der Thron des Orakels.

„Stellen wir das schon mal hierauf", meinte Nargen Gragragrua und legte einen Korb Brötchen auf den Opfertisch. Mit einem Nicken ermutigte er Jasad, seinen kleinen Phaser daneben zu plazieren. Bei jedem Besuch in einem der Tempel brachten sie ein kleines Opfer mit

„Willkommen im Tempel der Melosra", grüßte eine ältere Priesterin. Auch sie hatte blaue Flügel und trug einen blauen Umhang, wie alle Priester.

„Wir danken Dir. Wir haben eine Frage an das Orakel. Wann hast Du Zeit für uns, Nalaiaka?"

„Für Dich jederzeit, Prinz. Du warst lange nicht mehr hier."

„Mein Job war im Alpha-Quadranten ziemlich zeitaufwendig. Oh, ich habe vergessen, Euch vorzustellen. Verehrte Priesterin, dies ist Gul Nelam Jasad, der Erste Offizier der Invader. Gul, die Nalaiaka dieses Orakels."

„Gul Jasad, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."

„Madam", nickte Jasad, weil er nicht genau wußte, wie er die Frau ansprechen sollte. Er hatte keine Ahnung, was eine Nalaiaka war.

Die Frau setzte sich auf ihren Thron und zündete die Räuchergefäße zu ihren Seiten an. Mit feierlichem Ernst begann sie, Millionen Jahre alte Gebete zu rezitieren, „oh meine große Göttin Melosra, Du, die mir das Leben eingehaucht hast, deren Gnade und Liebe mich an jedem Morgen erneut aufwachen läßt, ich erflehe Deine heilige Anwesenheit in dieser Stunde der Ungewißheit. Mache meinen Körper zu Deinem Gefäß, mache meine Stimme zu Deinem Werkzeug. Bringe die Ruhe und Gewißheit der Nacht in das Grau der Seelen dieser Ratsuchenden."

Nach wenigen stillen Sekunden kam ein Sturm auf in dem Hauptraum des Tempels und Regen begann. „Weshalb seid Ihr gekommen?", fragte die Frau plötzlich mit glockenheller Stimme.

Commodore Gragragrua stellte die Schale mit makellosem Obst und feiner Schokolade vor Melosras Thron. „Wir erbitten Euren Rat und Eure Vorhersage. Wir haben uns verliebt. Hat unsere Beziehung eine Chance?"

„Ihr werdet Glück erfahren, aber auch Leid. Glück und Leid werden sich die Waagschale halten. Eure Zukunft ist von Blut getränkt, so wie die aller von Cardassia."

„Verschlimmern wir die Situation denn?", fragte Gul Jasad besorgt.

„Nein. Eure Verbindung wird Hoffnung und Einheit in Verzweifelung und Zwietracht tragen. Doch seid gewarnt, Euer Weg wird steinig sein und oft werdet Ihr an der Weisheit Eures Entschlusses und selbst dieses Orakels zweifeln."

„Sind wir füreinander bestimmt?"

„Eure Schicksale sind verwoben. Ihr seid bestimmt dazu, Euren Weg gemeinsam zu beschreiten. Nur dann könnt Ihr die Hürden meistern, die vor Euch liegen. Euere Völker werden Sicherheit auch durch Euch finden."

„Wir danken Euch von ganzem Herzen, Orakel. Dies sind unsere Opfer für die Göttin Melosra."

„Zögert nicht, im Zeiten des Leids Eure Zuflucht in diesem Tempel zu suchen. Weshalb bist Du gekommen?", fragte das Orakel den nächsten Besucher.

Unsichtbar für sterbliche Augen, lag eine junge Frau auf der Thronliege. Sie lag auf ihrem Bauch und beobachtete gebannt das Treiben in dem Tempel. Dabei spielte sie vor Aufregung mit einer mondsilbernen Haarsträhne. Dem winzigen Säugling vor sich erklärte sie mit glockenheller Stimme, „siehst Du, Mayan, so geht ein Orakel vor sich. Deine Mummy hilft der Nalaiaka, den Sterblichen dabei zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Sie setzte sich mit dem Baby auf, zeigte auf Gragragrua und Jasad. „Diese beiden Männer lieben sich, aber sie haben kein leichtes Schicksal. Vielleicht werden sie es schaffen, vielleicht auch nicht. Ihre Zukunft, ihr Überleben gar, hängt vom Schicksal eines Volkes ab, das sich Cardassianer nennt. Sie sind an einem Scheideweg angelangt. Schon bald, sehr bald, lange, bevor Du erwachsen wirst, mein kleiner Mondschein, wird es einen großen Kampf geben. Ich sehe, daß wenn wir ihn gewinnen, Du Liebe ins Universum bringen können wirst, aber wenn wir ihn verlieren...", seufzte die Göttin besorgt.

Ein neuer Spieler 7

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