Ein neuer Spieler 8 Autor: Artemis (Artemis1000@gmx.net)
Disclaimer: Star Trek: Deep Space Nine gehört Paramount.
Zeitlinie: Circa 3 Monate nach Zu neuer Würde
Altersfreigabe: NC-17
Kapitel: 8/9
Paare: DU/VA, NG/JA, AG/RM
Inhalt: SLASH Mit seiner neuen Frau und einer kleinen Flotte besucht Dukat Deep Space Nine. Doch dann beweisen die Propheten einen eigenartigen Humor, als sich die Ereignisse überschlagen...
Kommentar: Ich weiß, die Beschreibung ist bescheuert, aber ich bin darin nicht gut ;-(

Ein neuer Spieler
Von Artemis (Artemis1000@gmx.net)

Kapitel 8

Nach den Feierlichkeiten, einer Konferenz mit seiner Garde, dem Kabinett des IVK, der Ansprache vor dem Parlament und einer vor der Distriktversammlung - wohin die Provinzen je nach Größe und Einwohnern eine bestimmt Zahl von Abgeordneten senden durften, welche die Verbindung zwischen den teilweise Wochen entfernten Distrikten und der Regierung spielten - war Thronerbe und Commodore der Raumflotte Prinz Nargen Gragragrua wieder im Alltagstrott.

Zwischen den ganzen Terminen hatte er einfach keine Zeit, die eigenen Wunden zu lecken. Und nach guten zwei Jahrhunderten war er auch professionell genug, um die Show durchzuziehen. Das hatte er schließlich gelernt... Am frühen Abend holte ihn dann doch noch seine Vergangenheit ein, die scheinbar schon so lange her war: Das Meeting mit seinem Distriktgeneral.

Mit seinem kleinen Stab, bestehend aus Adjutant, Pagin und Kammerdiener, ging er zielstrebig von dem Platz in der himmlischen Stadt, um den herum alt aussehende Gebäude standen, zu einem der Häuser. „Diese ganze Gegend hier gehört der Raumflotte, deshalb sehen Sie auch nur Leute mit deren Zeichen. Und diese Gebäude beherbergen die Distriktverwaltungen der Raumflotte derjenigen Distrikte, die keine Hauptstadt haben. Normalerweise ist der Distriktgeneral nämlich in der Hauptstadt", erklärte er seinem Kammerdiener.

„Aber wie kann das sein? Alle Distrikte haben doch eine Hauptstadt, weil da auch die Regierung ist."

„Das ist nicht ganz richtig, Jelen. Cardassia zum Beispiel wird am Anfang keine Hauptstadt haben, weil zuerst Land erobert werden muß. Deshalb kriegt der neue Distrikt, auf dem auch noch keine Wahlen stattfinden konnten, ein Übergangskabinett und einen Übergangsmagistrat, beides ist vorerst hier stationiert, wie auch die militärische Verwaltung."

„Und dann?"

„Dann muß man einen Planeten finden, der geeignet ist für eine vorübergehende Hauptstadt oder so strategisch günstig gelegen ist, daß es sich lohnt, die temporäre Hauptstadt auf einer Raumstation im Orbit zu machen, die eigentlich wird ja auf Cardassia Prime sein. Das macht das Militär, weil sie am schnellsten sind. Für ersteres braucht man nur Material und ein paar Pionierschiffe, letzteres ist schwer, weil man selbst in Werftschiffen keine ganzen Raumstationen bauen kann."

„Wenn die fertig ist, wird die militärische Verwaltung dahin verlegt, das verstehe ich. Aber was ist mit der zivilen? Man braucht doch freie Wahlen, bevor es eine ordentliche Regierung geben kann, oder? Ich meine, wenn eine Hauptstadt da ist, gibt es ja ziviles Land zu verwalten. Da braucht man auf der Stadtebene Bürgermeister und Stadträte, auf der Distriktebene einen Magistrat, Distriktparlament und -kabinett, dann müssen Leute für die Distriktversammlung abgestellt werden und man muß bei den Imperiumswahlen die Wahl organisieren können."

„Das haben Sie ganz richtig erkannt, Laila. Und das ist auch das größte Problem. Land kann man erobern, eine Stadt kann man auch ziemlich schnell bauen, aber wenn man in einer Demokratie lebt, braucht man auch ein Verwaltungswesen. In den letzten fünf Jahren haben wir nicht allzuviel Gelegenheiten gehabt, uns darin zu üben, aber ich habe einiges von den Politikern heute erfahren."

„Können Sie uns davon erzählen?"

„Natürlich mache ich das. Sehen Sie, hier ist das Schild. Wir haben hier eine besondere Situation, da meine Mission auf das Gebiet außerhalb unseres Imperiums begrenzt war. Hier ist die Verwaltung für den verwaltungstechnischen Distrikt Ausland." Er nickte den Wachen zu und ging mit seinem Stab zu einem Aufzug. „Es wird zu 99 Prozent diese Übergangsregierung geben, die von der Imperialeben in Zusammenarbeit mit der Distriktversammlung eingesetzt wird. Weil es auf Cardassia keine Parteien gibt wie bei uns, werden unsere ein paar Leute dorthin schicken, um was provisorisches aufzubauen."

„Ja, weil übernächstes Frühjahr ist auch die nächste Wahl, das wird knapp!"

„Allerdings! Unsere cardassianischen Landsleute müssen schließlich erst mal ausgebildet werden, das braucht seine Zeit. Von der Umerziehung haben Sie schon ein paar Tage gemacht, jetzt werden es noch 65 und vier freie Tage sein. Das liegt daran, daß sie nur vier Stunden statt sechs am Tag hatten. Legat Dukat, die Präsidentin, der General of the Fleet der Raumflotte, ein paar Ausbilder beider Seiten und ich werden uns Übermorgen zusammensetzen und über die Fortbildung sprechen. Heute und Morgen sind die CRA-Leute voll und ganz mit Interviews ausgelastet."

Auf der vierten Etage verließen sie den Aufzug und gingen durch einen gleißend hell erleuchteten Gang in ein Büro. Neben der Tür hang ein Schild mit der Aufschrift, „Sekretariat des Distriktgenerals". Das Quartett ging hinein und der Prinz deutete seinen Begleitern, sich zurückzuhalten. Dann trat er an den Tisch des Sekretärs, eines ziemlich nervösen Crewman. „Guten Tag, ich bin Commodore Prinz Gragragrua, Erster Offizier der 56. Flotte Suqard. Der General hat mich zur Konferenz herbeordert."

„Bitte nehmen Sie im Wintergarten Platz, Commodore, und bedienen Sie sich. Ihre Begleiter selbstverständlich auch. Ich werde Sie informieren, sobald der General Sie empfangen kann. Wir warten nur noch auf Fleet General Nerggad", erklärte er.

„Danke, Crewman." Nargen nickte dem Mann zu und winkte seine Gefolgschaft in den Wintergarten. Es brauchte einem Mut, um als Crewman einen Commodore und Prinz herumzukommandieren. Aber er war nicht sauer, im Gegenteil, hätte ihn der andere Soldat umschmeichelt, hätte er ihn für seine Feigheit und Unprofessionalität verabscheut.

„Bin ich kaputt!", stöhnte Val, als sie sich in ihrem Appartement auf die Couch fallen ließ und rieb sich müde die Augen.

„Wo warst Du denn die ganze Zeit, Val?"

„Ich hatte noch Termine, Ziyal. Reportagen fürs Fernsehen gemacht, war live bei den Nachrichten vom Staatsfernsehen, in einer politischen Talkshow, bin mit meiner Assistentin in den Supermarkt gegangen, dann haben wir uns noch im Einkaufscenter umgesehen, ich habe ein paar warme Klamotten für Clyton gefunden, wir haben erfolglos was für die Königin gesucht, müssen doch Morgen nach Gerj, als Du gegangen bist, habe ich mich von der Ärztin noch durchchecken lassen..."

„Dann ist es ja okay, Daddy hat sich nämlich Sorgen um Dich gemacht."

„Stimmt, ich hatte vergessen, ihn anzurufen. Aber als ich dran dachte, wollte ich ihn auch nicht stören, weil er gerade bei einem Interview war."

„Val, Du bist ja zurück. Ziyal sagte mir, daß Du ein Geburtshaus gefunden hast."

„Ja, habe ich. Es ist sogar in Dinah City. Das ist super praktisch, weil wir nach der Umerziehung ja dahin kommen und das Krankenhaus eine eigene Umwandlungsabteilung hat. Sie wollen mich und den Kleinen zusammen umwandeln, weil ich es vor der Geburt ja nicht machen kann. Wie gesagt, es ist total praktisch, weil wir dann weiterhin zu diesen Ärzten können. Wir müssen ja alle zwei Wochen zur Untersuchung."

„Das ist gut. Gerade rief die Küche an und sagte, daß es um acht Uhr 35 einen kleinen Snack gibt. Wenn wir wollen, können wir rüberkommen oder ihn uns bringen lassen."

„Wäre ganz toll, wenn sie ihn bringen lassen. Ich bin so kaputt, ich schaffe es nicht mehr bis in den Speisesaal drüben. Ah, fast hätte ich das doch vergessen!" Sie schüttete den Inhalt einer Einkaufstüte neben sich auf die Couch. „Ist das nicht süß? Es ist schon für Clyton, ich hab das durch Zufall gefunden und ich konnte einfach nicht widerstehen!"

„Hältst Du es nicht für etwas früh, Babysachen zu kaufen? Du weißt doch noch gar nicht die Größe unseres Sohns."

„Doktor Lian, das ist meine behandelnde Geburtsärztin, hat den Computer freundlicherweise für mich errechnen lassen, wie groß Clyton etwa bei der Geburt sein wird. Ich habe extra die Sachen alle eine Nummer größer gekauft, das ist gar kein Problem. Ich hab hier auch ein tolles Geschäft gefunden, die sind auf Babybedarf spezialisiert, haben alles von Wäsche über Spielzeug bis zu Kinderwagen. Da müssen wir unbedingt mal hin. Ach ja, hier ist auch ein Bild von unserem Sohn."

Legat Dukat starrte eine ganze Weile auf das Photo seines ungeborenen Kindes, „wo ist Clyton darauf?"

„Dummkopf! DAS ist Clyton!" Val kramte weiter in den Beuteln und ihrer Handtasche, holte mit einem triumphalen Lächeln ein PADD und ein paar Blätter Papier heraus, „darauf ist der aktuelle Katalog des Geschäfts und das ist ein Angebot für die komplette Ausstattung mit Himmelwiege, Kinderbett, Kinderwagen, Sportwagen, Laufstall, Tragetasche, Wickeltisch, alle möglichen Klamotten sowieso, sogar eine Baby-Flügelbürste ist dabei! Wenn wir alles zusammen kaufen, selber abholen und bar bezahlen, bekommen wir 10 Prozent Rabatt. Ist doch cool, oder? Ich weiß, 1000 IVK-Dollar viel Geld, aber Du mußt dran denken, daß wir dann alles haben."

„Darf ich mal sehen?"

„Bitte, Kleine. Ich hatte noch etwas, aber was war das?", runzelte sie die Stirn. „Wird nicht so wichtig sein, sonst wüßte ich es noch. Ich habe auch eingekauft, meine Assistentin hat die Sachen direkt in den Vorratsraum gebracht. Das war ziemlich viel, aber es ist ja auch GAR NICHTS in dieser Küche! Morgen um zwei Uhr kommt schon ein Fernsehteam, die wollen mich den ganzen Tag begleiten."

„Du solltest Dich nicht so anstrengen, Val."

„Ja, das mach ich ja auch nicht, aber die strengen mich nicht an. Die begleiten mich nur überall hin und das ist gar nicht so schlecht, weil Du doch nicht willst, daß ich alleine unterwegs bin, damit jemand in der Nähe ist, um mir zu helfen, falls ich Wehen bekomme."

„Natürlich werde ich es Dir nicht verbieten, Val. Ich möchte nur nicht, daß Du Dich verpflichtet fühlst, diese Termine wahrzunehmen."

„Das macht mir nichts aus. Heute war es nur ein bißchen viel Streß, weil ich ZEHN Geburtskliniken besucht habe. Aber das Shuttle, daß mir Prinz Gragragrua zur Verfügung gestellt hat, ist eine große Hilfe. Du solltest Dir wirklich auch eins leihen, das ist viel bequemer, als beamen", plapperte die schwangere Legat drauflos. „Oh, daran habe ich gar nicht mehr gedacht!"

„Woran denn?"

„Am 28. ist doch Silvester. Dein Freund hat uns doch gesagt, daß es einen großen Ball geben wird. Und selbst, wenn wir zum königlichen Ball nicht eingeladen sind, werden wir einen eigenen machen müssen. Und ich habe überhaupt nichts zum Anziehen!", klagte sie.

„Guten Tag."

„Guten Tag, Fleet General Nerggad, Commodore Gragragrua, Andhrajiha Botschafterin Nashala. Nehmen Sie bitte Platz."

„Dankeschön."
„Danke, General of the Fleet Worggdga."

„Wir danken Euch."

„Schön, daß Sie so pünktlich sein konnten. Ich habe vollstes Verständnis dafür, daß Sie beide gerne nach Andhrajiha zurückkehren möchten und Sie, Prinz, sehr viel zu tun haben. Deshalb möchte ich dieses Treffen kurz halten, ich bin auch beschäftigt mit der kommenden Aufnahme der Cardassianer. Wo sie jetzt schon 56 Prozent haben, die Volksabstimmung in zehn Tagen erst ist, ist die Aufnahme sicher. Nicht, daß ich jemals daran gezweifelt habe..."

„Ich ebenfalls nicht. Es ist schließlich auch unserer Erfolg zum Teil."

„Zu einem großen Teil, Fleet General. Ohne Sie hätten wir gar keinen Kontakt zu den Cardassianern aufgenommen, hätten Sie nicht ausgerechnet diesen Teil des Universums erforschen wollen, würden sie in den nächsten Jahrhunderten nicht von unserer Existenz erfahren haben..."

„Ich bin sehr froh, daß sie sich durchgesetzt hat."

„Was wollten Sie mit uns besprechen?"

„Eigentlich nichts besonderes. Die normale Abschlußkonferenz machen, über die Vorschläge zur Beförderung sprechen, etwas Smalltalk halten, mehr nicht... Fangen wir mit den Beförderungen an. Sie wissen, daß die Unteroffiziere allein Ihre Sache sind und ich dabei vollstes Vertrauen in Sie habe, aber diesmal sind mir ein paar Dinge suspekt auf der Offiziersebene. Können Sir mir irgendeinen guten Grund nennen, weshalb ich Commander Wergan, einen Wissenschaftler, zum Captain befördern soll?"

„Fleet General, bleiben Sie bitte noch einen Moment."

„Sicher, General." Die Kvaggra setzte sich wieder in ihren Stuhl und sah ihren Vorgesetzten erwartungsvoll an.

„Larkka, ich habe über Deinen Mann gehört, das hat jeder..."

„Und was möchtest Du wissen?"

„Jetzt mal ganz ehrlich, Larkka: Was sind Deine Pläne? Wirst Du in den nächsten Jahren überhaupt noch einmal zur Raumflotte zurückkommen. Ich weiß, daß Du mir keine Rechenschaft schuldig bist, aber wir sind Freunde, alte Kameraden, Du solltest mir die Wahrheit sagen, damit ich meine Planungen danach richten kann."

„Du willst die ungeschorene Wahrheit hören? Na gut. Ich weiß es nicht! Mein Mann hat mich gebeten, mit ihm auf Andhrajiha zu bleiben und die letzten Monate war das auch das einzige, was ich noch im Kopf hatte. Ich freue mich auch jetzt darauf, nach Hause zu kommen, in unser Haus zurückzukehren und zu meinen Freunden. Aber das ist im Moment. Vielleicht werde ich meine Meinung in ein paar Monaten geändert haben. Du weißt, daß ich keine große Hausfrau bin."

„Gut, ich habe Verständnis dafür, daß Du Dir jetzt erst einmal selbst Klarheit verschaffen willst. Aber wie sind die Chancen? In Prozenten, bitte."

„60 Prozent, daß ich nicht zurückkehre. Zumindest nicht im Moment. Ich wünsche mir noch ein Kind, mein jüngster ist schon 15, nächstes Jahr verläßt er die Militärakademie und erobert die Galaxis, dann werde ich ihn nur noch selten sehen."

„Das bedeutet, ich kann Dich für die nächsten 13 Jahre nicht mehr einplanen? Oder sollte mir zumindest keine allzu großen Hoffnungen machen?"

„Bei langen und gefährlichen Missionen in der weiten Ferne wohl nicht. Aber bei einer Mission für ein paar Monate in... sagen wir einem Jahr, bin ich nicht abgeneigt. Es wäre ganz schön, noch mal etwas zu arbeiten, bevor ich für mein nächstes Kind an Heim und Hof gefesselt bin." Für eine Kvaggra wie sie war es ganz selbstverständlich, daß sie nicht mehr wegging, sobald ein Kind da war, blieb ihr Mann weiter in der Politik. Obwohl es bis vor ein paar Jahrhunderten üblich war, daß sich die Männer alleine um die Kinder kümmerten, während die Frauen in den Krieg zogen, war ihr die Zeit zu kostbar.

„Ich werde sehen, was ich in der Richtung tun kann. Aber ich kann Dir kein Versprechen machen, Larkka. Du weißt, daß wir für solche Missionen gerne neue Fleet Generals für die richtig kniffligen Einsätze vorbereiten."

„Das ist mir klar. Nur, wenn Du unbedingt mal jemanden brauchst, der einspringt, ansonsten ist es okay so."

„Dann genieße erst mal Deinen Urlaub und die Zeit mit der Familie. Du hast es Dir verdient."

„Danke, das werde ich tun!"

„Na gut, dann eben noch mal von vorne", ächzte Pere Ijide entnervt. „DAS ist General of the Fleet Worggdga. Okay?"

„Ich werde versuchen, es mir zu merken."

„NEIN! Legat Dukat, Sie MÜSSEN es sich merken! Wenn Sie die Namen der Generals nicht kennen, sind Sie direkt unten durch!"

„Unten durch?"

„Ja, unten durch. Dann sind die beleidigt und werden Ihre Aufnahme blockieren. Und das wollen wir doch nicht, oder?"

„Nein, natürlich will ich das nicht. Aber ich verstehe trotzdem nicht, weshalb ich die Namen kennen muß. Wir werden doch vorgestellt werden", beharrte Dukat trotzig. Während seine Frau und Ziyal in ihrer Wohnung mit den Reportern frühstückten, hatte er sich mit seinem Assistenten in den Eßraum des Schlosses zurückgezogen, um sich auf die Konferenz vorzubereiten.

„Legat, das habe ich Ihnen doch gerade erklärt! Diese Leute sind selbstverliebte Idioten und die mögen es nicht, wenn sich nicht die ganze Welt um sie dreht. Sobald Cardassia aufgenommen ist, können Sie denen die Meinung sagen, aber solange müssen Sie sich zurückhalten. Sie brauchen die Leute, weil sie am Ende das letzte Wort haben werden!"

„Gut, dann werde ich es eben noch ein letztes Mal versuchen", gab Dukat nach, bevor sein Assistent einen kvaggranischen Hyper-Wutanfall bekam. „Der Kommandant der Seeflotte heißt Lorrag, der Raumflotte Worggdga. Die Kommandantin des Heeres ist General of the Fleet Garggdan, für die Gavrakk ist Hohepriesterin Portardrad im Militärrat. War das jetzt richtig?"

„Ja! Das war super, Sie können es! Sie haben sich ENDLICH alle Namen gemerkt! Das ist toll! Jetzt müssen wir nur noch schnell unseren Energiehaushalt auffüllen und dann können wir zur Konferenz. Sie beginnt ja auch schon in 20 Minuten. Aber es ist gar nicht weit. Allerdings müssen Sie sich was anderes anziehen. Ich glaube nicht, daß Sie in DER Aufmachung besonders kommandierend aussehen", grinste der bajoranischstämmige Mann.

Strahlend biß Val in einen Frühstücksfladen und schmatzte in die Kamera, „hm! Das ist köstlich! Und ich habe es sogar selbst gemacht! Na ja, ich habe die Fladen selbst in der Mikrowelle aufgetaut und in den Toaster gesteckt und auf den Teller gemacht... Aber immerhin! Ich meine, vor guten drei Wochen wußte ich noch nicht einmal, daß es so etwas wie Küchengeräte gibt!"

„Wohin werden wir Sie heute begleiten, Legat?"

„Wir haben einen Termin im Babygeschäft, da muß ich ne ganze Menge kaufen, mein Mann hat mir nämlich von seinem Geld gegeben! Ich hab zwar auch eigenes, aber er verdient mehr und schließlich hab ich die Schwangerschaft ganz alleine durchstehen müssen! Er hat mir kein einziges Mal die geschwollenen Knöchel, das Niesen, das allmorgendliche Kotzen abgenommen! Okay, was machen wir heute? Gleich holt mich meine Assistentin ab, das ist ne ganz süße.

Dann fliegen wir mit meiner Tochter zusammen mit Euch in die Einkaufspassage. In der zivilen Innenstadt, hier in der himmlischen Stadt gibt es ja keine Geschäfte. Weil ich mich nicht so anstrengen soll, hat mir Prinz Gragragrua ein Shuttle geliehen. Da muß ich mir auch ein Geschäft suchen für ein Ballkleid. Ich habe nämlich etwas bekommen! Und zwar", sie holte ein Papier aus ihrer Hosentasche, „DIESE Einladung! Das ist ganz toll, weil das nämlich die Einladung zum königlichen Silvesterball ist! Für meinen Mann, meine Tochter und mich!

Als ich die heute Morgen im Briefkasten vorgefunden habe, hab ich mich direkt mit Eurer Ballmode beschäftigt. Und ich MUß so ein Kleid haben! Das ist ja SOO wunderschön! Ich hoffe, daß ich einen Schneider finde, der uns alle noch bis Silvester etwas machen kann. Es ist ja bei uns Frauen nicht nur das Kleid, wir brauchen auch den Schmuck dazu, einen Frisör, Visagist, das ist gar nicht so einfach. Mein Mann hat es dagegen einfach, er muß nur einen Termin vereinbaren, um den Schneider Maß nehmen zu lassen.

Und dann werden wir nach Gerj fahren, weil ich da für jemanden ein Geschenk kaufen möchte. Aber Ihr dürft nur filmen, wenn der Sendetermin in frühestens drei Tagen ist. Sonst ist ja die ganze Überraschung kaputt!"

„Okay, ich glaube, das ist jetzt genug! Ich dulde keine lautstarke Streiterei in meinem Konferenzsaal! Wer nicht in der Lage ist, sich zivilisiert zu benehmen, kann gerne gehen!"

„Entschuldigung, Präsidentin."

„Schon besser, General of the Fleet! Nachdem wir uns auf die Zusammenfassung dieser Konferenz und der Presseerklärung dazu geeinigt haben, können wir dieses Treffen wohl abschließen. Wenn niemand etwas dagegen hat", sagte die Präsidentin des IVK gefährlich freundlich. Das Lächeln auf ihren Lippen paßte nicht so ganz zu den eiskalten schwarzen Augen. Sie wartete einen Moment, nickte dann zufrieden, „danke für Ihre Großzügigkeit, meine Damen und Herren. Ich möchte noch einmal daran erinnern, daß Legat Dukat in guten zwei Stunden, um fünf Uhr 27, um genau zu sein, seine offizielle Ansprache vor dem Parlament halten wird."

„Und?"

„Nun, Hohepriesterin, da es sich um eine Ansprache bezüglich der Aufnahme der Cardassianer in das IVK handelt, ist die Anwesenheit des Militärrats Pflicht und die Distriktversammlung wird ihre Sitzung unterbrechen, um live dazuzuschalten, wie auch alle 56 Distriktparlamente. Ich möchte nur, daß Sie das nicht aus Versehen vergessen."

„Präsidentin, ich weiß sehr gut selbst, wie ich meine Arbeit zu tun habe!"

„Daran zweifele ich doch gar nicht, General. Woran ich zweifele, ist Ihre Objektivität und Ihr Pflichtgefühl gegenüber unserem Volk und den Göttern in dieser Angelegenheit. Kann es sein, daß Ihnen meine Reform die gute Laune vermiest hat, General Lorrag? Wenn es nicht so ist, bin ich sehr froh, wenn Sie sich darüber geärgert haben, werde ich die Luftwaffe trotzdem aus der Seeflotte ausgliedern und einen eigenständigen Teil des Militärs machen", erklärte Königin Adira Gragragrua mit einem kalten Lächeln, daß ihre Rachegöttin Aina vor Neid erblassen lassen konnte.

„Und das ist eine Unverschämtheit! Ich kann immer noch nicht fassen, daß in wenigen Tagen dieses unsinnige Gesetz in Kraft treten wird! Die Position der Luftwaffe zu stärken, ist Unsinn!", wetterte der beleidigte Kommandant.

„Ich möchte daran erinnern, daß die Luftwaffe für die planetare Verteidigung unentbehrlich ist", verteidigte Garggdan vom Heer ihre Vorgesetzte. „Die Seeflotte und wir kommen erst zum Einsatz, wenn die Luftwaffe versagt hat. Die Aufgaben der Luftwaffe und Seeflotte sind sowohl im Frieden als auch Krieg so unterschiedlich, daß getrennte Flotten durchaus sinnvoll für mich erscheinen."

„Ja, der Meinung bin ich auch. Meine Gavrakk dienen seit zigtausend Jahren zusammen mit den anderen Flotten und es hat nie Probleme gegeben. Deshalb möchte ich auch die Gelegenheit nutzen und vorschlagen, daß wir der Luftwaffe - sobald sie sich bei der planetaren Verteidigung bewährt hat, woran ich nicht zweifle - einen festen Platz bei den anderen Flotten geben."

„Das ist eine faszinierende Idee!", freute sich Nargen Gragragrua. „Wir könnten viel mehr Spezialisten einsetzen, in den großen Flotten, wie wir sie haben, lohnt es sich. In den anderen Abteilungen gibt es doch auch Spezialisten, nur bei den Kampffliegern nicht. Da sind ein Dutzend Piloten auf einem Flugzeugträger und der Rest macht es nebenbei."

„Beim zukünftigen Distrikt Cardassia wird eine enge und unbürokratische Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen unverzichtbar sein, um einen schnellen Erfolg zu erzielen. Unter Umständen könnte ich mit mir darüber verhandeln lassen, daß wir gemeinsame Basen mit Heer und Luftwaffe einrichten. Je weniger Infrastruktur wir benötigen, desto kleiner ist das Gebiet, daß wir verteidigen müssen, desto weniger anziehend ist es für unsere Feinde und desto schneller haben es die Pioniere gebaut..."

„Ich muß zugeben, der Gedankengang gefällt mir, Lorrag! Es ist eine Schande, daß wir die Luftwaffe noch nicht an den Tisch holen können! Wir könnten am ersten, wenn das Ergebnis der Volksumfrage bekanntgegeben wird und Cardassia dann auch höchstwahrscheinlich aufgenommen wird, direkt unsere Ergebnisse vorlegen. Aber dummerweise tritt die Reform auch am ersten in Kraft...", seufzte die Kvaggra am Kopf des Tisches.

„Nun, wir werden nicht viel gemacht bekommen in der kurzen Zeit, aber zumindest wäre es ein Achtungserfolg, mit dem wir unseren Untertanen zeigen können, daß wir nicht geschlafen haben..."

„Was ist Deine Idee, Nargen?"

„Punkt null Uhr tritt die Reform in Kraft, oder?"

„Natürlich, wir machen solche Reformen immer für Punkt null Uhr des neuen Jahres."

„Am 28. ist ein Staatsfeiertag, vom 25. bis 27. wird jedem Soldaten der Luftwaffe jeweilig ein Tag freigegeben, damit er sich seine neuen Uniformen in der Kleiderkammer abholen kann, die Formalitäten erledigen geht. Das bedeutet, wir haben am ersten Punkt null Uhr eine voll funktionierende Truppe, da die Computer den ruhigen Staatsfeiertag nutzen, um die ganzen Daten zu verarbeiten und sich umzustellen."

„Worauf willst Du hinaus?", fragte Dukat.

„Wir haben Punkt null Uhr einen General of the Fleet der Luftwaffe, mit dem wir uns an den Verhandlungstisch setzen können. Bis das Ergebnis gegen fünf Uhr verkündet ist, hatten wir fünf Stunden, um unsere Sachen auszuarbeiten!", erklärte Nargen ungeduldig. „Verstehen Sie denn nicht? Wir können ne Menge schaffen, wenn wir uns ordentlich darauf vorbereiten. Morgen wird der Kommandant der Luftwaffe bestimmt, wir müssen ihm sofort alle Unterlagen zusenden, jemand von uns muß ihn einweisen, dann geht es."

„Aber wir müssen am ersten doch auch die Zeremonie machen..."

„Die können wir am Nachmittag machen... nein, besser am zweiten. Im königlichen Festsaal bekommt er kurz das Rangabzeichen angesteckt und die großen Feierlichkeiten machen wir am zweiten. Das ist sogar noch besser, weil die Soldaten so ihren Festtagsrausch ausschlafen können."

„Hiermit ist das beschlossen, sofern der zukünftige General zustimmt!"

An ihrem siebten Tag auf Kvanergga spazierten zwei Offizierinnen von Deep Space Nine gelangweilt über den Markt- und Versammlungsplatz einer kleinen Stadt in Gerj. Mit umgerechnet durchschnittlich fünf Grad Celsius über dem Gefrierpunkt war es kalt in der Hafenstadt, aber für kvanergganische Verhältnisse fast schon zu warm. Gelegentlich hielten die zwei Frauen an, um eine Götterstatue zu bewundern oder sich an einem Imbiß auf dem Wochenmarkt etwas zu kaufen.

„Ist das nicht seltsam?"

„Was?"

„Na ja, wie unbeschwert die Leute hier sind. Sie kaufen Lebensmittel ein, gehen zu einem der Tempel, fliegen herum, spielen mit den Kindern... Sie benehmen sich wie ganz normale Leute, nicht wie die Krieger, die in der Hauptstadt alle zu sein schienen."

„In dieser Region gibt es ohnehin nicht viele Soldaten und in kleinen Städten wie dieser wird es bestimmt auch keine Basen geben. Aber Sie haben Recht, ich habe seit unserer Ankunft hier höchstens fünf uniformierte Leute gesehen."

„Ich glaube, es ist ganz gut, daß wir auf die falsche Transporterplattform gestiegen sind..."

„Davon bin ich überzeugt! Hier ist es viel schöner als in diesen überlaufenen und wie Hochsicherheitsgefängnisse geschützten Großstädten. In Hrovggtga kam ich mir manchmal wie ein Gefangener vor", gestand Dax.

„Das ist mir genauso gegangen. Aber ich kann immer noch nicht fassen, daß uns das Botschaftspersonal einfach rausgeworfen hat!"

„Sie haben uns eigentlich nichts rausgeworfen, sie haben beschlossen, daß sie unseren Schutz im Moment nicht mehr brauchen. Aber wenigstens werden Sie uns weiterhin bezahlen."

„Das ist ja auch das Mindeste, was sie tun können, nachdem sie uns hierher geschleppt haben! Ich finde es eine Unverschämtheit, wie diese Bürohengste mit uns umgehen! Wer weiß, wie lange die uns noch bezahlen und dann hängen wir hier fest. Ich habe gestern mit Val Gawlak telefoniert, sie sagte mir, daß man zur Zeit eine Fortbildung ausarbeitet..."

„Das hört sich nicht sehr gut an. Zumindest nicht für uns. Heute ist ja die große Konferenz, vielleicht werden wir in der Abendzeitung schon die Resultate erfahren. Übrigens, ich war gestern im Tempel des Teel. Ein sehr freundlicher Priester hat mich beraten und will sich für mich umhören. Morgen sollte ich von ihm den Brief mit den Ansprechpartnern bei Hochschulen bekommen. An einer zivilen Einrichtung kann ich Unterricht geben."

„Das freut mich für Sie."

Besorgt musterte Lieutenant Jadzia Dax ihre Freundin. Die Trill war besorgt um Kira. Als Wissenschaftlerin fand sie überall eine Arbeit, aber Kira hatte es als Soldatin schwer im IVK. Natürlich, die Kvaggra waren weder pazifistisch noch fehlte es ihnen an Respekt für gute Kämpfer. Das Gegenteil war das Problem: Die Kvaggra hatten selber mehr als genug Krieger, während es ihnen an guten Akademikern mangelte... „Haben Sie schon einmal daran gedacht, beim Aufbau eines bajoranischen Tempels mitzuhelfen?"

„Hm... das ist gar keine so schlechte Idee! Es gibt zwar nicht so viele Bajoraner auf Kvanergga, aber mehr als die Hälfte unserer Delegation besteht aus Priestern. Wenn wir noch ein paar Einwanderer begeistern könnten, würde es für einen kleinen Schrein reichen."

„Wenn die Bajoraner erst einmal die kvaggranischen Datenblöcke ausgewertet haben, können sie in ein paar Monaten transwarpfähige Raumschiffe bauen..."

„...was einen stetigen Personenverkehr ermöglicht. Wir werden nicht mehr darauf angewiesen sein, daß die Kvaggra zu uns kommen, wir können zu ihnen kommen!"

Am nächsten Tag standen im kvanergganischen Parlament und Militärrat die wichtigsten Entscheidungen für die Cardassianer seit langer Zeit statt. Es wurde über ihre Aufnahme in das Imperium von Kvanergga abgestimmt...

„Warum dauert das denn so lange?!"

„Legat Gawlak, der Computer braucht nun mal ein paar Sekunden, um die Daten zu verarbeiten", beruhigte Gul Jasad sie.

„Es sind vielleicht nur Sekunden, seit auf der Anzeigetafel erschien, daß alle Stimmen abgegeben wurden, aber mir kommt es wie Stunden vor."

„Das geht uns allen so, Val. Warum setzt Du Dich nicht wieder hin?"

Zappelnd ließ sich die Schiffskommandantin wieder auf ihren Stuhl fallen. Sie saßen auf der Zuschauertribüne des Abgeordnetenhauses, über den Sitzen der Parlamentarier.

„Das Ergebnis wird jetzt bekanntgegeben", kündete der Kommentator an.

„Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte Götter!", flehte Val. „Ich hätte mir doch ein Orakel über den Ausgang machen lassen sollen, das kostet mir zu viel Nerven!"

„Wie auch immer das Ergebnis aussieht, Val, ich liebe Dich", versuchte ihr Ehemann, sie zu beruhigen.

„Aber ich werde mich hassen, wenn wir verlieren!"

„Noch einmal der Hinweis, daß der Militärrat eine positiv ausfallende Entscheidung gebilligt hat. In dem Fall wird auch automatisch die Volksabstimmung gestartet. Innerhalb der nächsten zwei Stunden wird jeder volljährige Bürger des IVK seine Einladung zur Volksabstimmung zugesant bekommen. Aber nun das Ergebnis."

Als die Anzeigetafel umschaltete, brach Val in einen Jubelsturm aus.

Währenddessen wurde noch einmal mündlich verkündet, „von 1002 Abgeordneten haben 958 ihre Stimme abgegeben. Keine Stimme ist ungültig, für die Aufnahme von Cardassia in das IVK gab es 833 Stimmen, dagegen 125. Das macht einen Prozentsatz dafür von..."

„Du hast gute Arbeit bei den Cardassianern geleistet, Nargen."

„Danke, Ada. Woher kommt das Kompliment?"

„Daher, daß Du es verdient hast, kleiner Bruder. Zu der Parlamentsentscheidung gestern hatten sich viele Leute versammelt, das war die ideale Gelegenheit für mich, ein paar von denen unauffällig zur Seite zu nehmen. Das habe ich in den letzten Tagen schon gemacht."

„Worum geht es denn?"

„Um Dich. Um Dich und Deine Liebe zu Gul Jasad. Ich habe, ohne Einzelheiten zu verraten, bei ein paar Leute vorgefühlt. Unter anderem beim Militärrat, einigen Ministern, den königlichen und präsidialen Pressesprechern und Protokollchefs. Letztere sind davon überzeugt, daß das Volk Verständnis zeigen wird, aber nur, wenn Du gewisse Bedingungen erfüllst."

„Und welche sind das?"

„Du mußt Deinen Lebenswandel von dem eines Frauenhelden zu dem eines Thronerben und Ehemannes verändern. Hier wird man eine Weile auf Dich verzichten, damit Du die Heimat Deines Freundes befreien kannst, das ist kein Problem, aber dann sind die unbeschwerten Jahre definitiv vorbei. Nach Deiner Heimkehr wird auf jeden Fall eine rasche Hochzeit erwartet werden. Also im Grunde haben sie das gesagt, was ich Dir schon gesagt habe."

„Ich weiß nicht, ob ich mein ganzes Leben so radikal und so schnell ändern kann. Stop! Bevor Du etwas sagst, laß mich bitte ausreden. Aber ich werde es machen, auch, wenn es mir nicht besonders gefällt. Diese Beziehung ist es mir wert."

„Kann es etwa möglich sein, daß Du bei der Suqard ein Rückgrat bekommen hast?"

„Schon möglich, aber wenn Du es jemandem sagst, werde ich alles abstreiten", grinste Nargen.

„Ich werde Dein Geheimnis mit ins Grab nehmen", lächelte die Königin zurück. „Mit den Militärs habe ich auch über Deine Rolle in dem Krieg gesprochen und mit den Politikern über Deine politische Position dort und hier während Deiner Abwesenheit."

„Kann es sein, daß ich hier gar nicht mehr bei den Entscheidungen über mein Leben gefragt werde oder ist das nur meine lebhafte Phantasie?!"

„Reh Dich ab, Nargen! Ich hab keine Entscheidungen getroffen, ich habe mit den Leuten nur über Möglichkeiten gesprochen. Und jetzt möchte ich Dir lediglich von diesen Möglichkeiten berichten. Vielleicht kann ich Dir so helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Obwohl Du es nicht für möglich hältst, sorge ich mich wirklich um Dich."

„Es tut mir leid, Adira, das ist mir so rausgerutscht."

„Schon in Ordnung. Ich habe öfters zu hören bekommen, daß Du mit Deiner grünen Garde in den Krieg einsteigen könntest. Normalerweise zieht doch der König oder die Königin mit der königlichen Garde in den Krieg. Weil ich aber gleichzeitig die Präsidentin bin und ein Imperium wiederaufbauen muß, kann ich mir das Vergnügen leider nicht auf Dauer erlauben. Du könntest mich dort vertreten. Du brauchst ja keine Strategien zu planen, ich weiß, daß Du das nicht magst. Legat Dukat wird diese Aufgabe als Distriktgeneral übernehmen können, aber Du kannst Präsenz zeigen."

„Das hört sich nicht so schlecht an. Meine Garde sind 200 Mann, alle super Krieger, wir könnten uns vielleicht nützlich machen. Denn repräsentieren ist nicht mein Ding, das weißt Du auch. Allerdings möchte ich Legat Dukats Einverständnis und ich möchte, daß ich, zumindest inoffiziell, die Rolle seines Adjutanten spielen kann. Ich habe Beziehungen, weiß, wie der Laden läuft, er kann jemanden wie mich gebrauchen, das hat er selbst gesagt."

„Ja, ich erinnere mich, daß Du von seinem Angebot sprachst. Wenn Du dort bist, hast Du keinen direkten Vorgesetzten, ich bin schließlich drei Wochen entfernt, Du kannst also tun und lassen was Du willst. Ich mache die Cardassianer gerne zu Deiner Aufgabe. Ich mag sie, aber Du hast eine Art Seelenverwandtschaft mit ihnen..."

„Das ist ein bißchen extrem ausgedrückt, aber in gewisser Weise... Ich würde mich liebend gerne um alle Sachen, die sich um die Cardassianer drehen, kümmern."

„Dann haben wir eine Abmachung?"

„Klar!"

„Okay, damit habe ich zwei Probleme weniger... Ich werde Deinen Urlaub selbstverständlich nicht antasten, aber vielleicht kannst Du Dich nebenbei um die Organisation der Fortbildung kümmern."

„Mir werden ein paar Wochen fehlen, da ich vier Monate Urlaub habe und die Cardassianer nur noch zwei Monate Umerziehung machen müssen."

„Das ist nicht schlimm, eine Weile sollten die Ausbilder auch alleine mit ihnen fertig werden. Wenn Du nur schon die Sache organisierst, Du kannst das viel besser als ich. Und nach Deinem Urlaub wäre es vielleicht möglich, daß Du die Kommandanten unterrichtest...?"

„Kein Problem, das mache ich gerne!"

„Hallo."

„Was kann ich für Sie tun, Miss?"

„Guten Tag Legat Gawlak, Miss Dukat, ich bringe Ihnen Ihre Kleider für Morgen."

„Oh, toll! Lassen Sie uns ins Schlafzimmer gehen, dann können wir sie gleich anprobieren. Haben Sie auch die Sachen für meinen Mann gebracht?"

„Legat Dukat wollte heute Nachmittag zu meinem Kollegen in die Schneiderei kommen."

„Gut. Darf ich jetzt mal die Schutzhülle abmachen?"

„Lassen Sie mich Ihnen helfen."

Atemlos starrte Ziyal auf ihr Kleid, „das ist ja wunderschön! Oh, das kann ich gar nicht bezahlen..."

„Kein Problem, Kleine, Dein Vater bezahlt uns die Ballkleidung, da haben wir eine Abmachung. Ich muß sagen, das Kleid übertrifft meine Erwartungen!"

„Vielen Dank. Wir haben uns auch besonders viel Mühe gegeben. Im Übrigen bekommen wir nächste Woche die Frühjahrskollektion, wir würden uns freuen, wenn Sie bei Ihrem nächsten Besuch im Einkaufscenter bei uns vorbeischauen."

„Das machen wir ganz bestimmt!"

Den Silvestertag, der einer der wenigen staatlichen Feiertage im Imperium von Kvanergga war, verbrachten CRA-Soldaten, Kvaggra und die restlichen Gäste aus dem Alpha-Quadranten ganz unterschiedlich: Kira und Dax begingen das Fest gar nicht, weil der fremde Jahreswechsel für sie keine Bedeutung hatte.

Die Familie von Legat Dukat war hochgradig im Silvester-Fieber. Die beiden Frauen probierten ständig ihre Kleider an, bewunderten sich im Spiegel, veränderten noch Kleinigkeiten an ihren Roben oder ihrer Auswahl an Schmuck, waren immer noch auf der Suche nach dem richtigen Make-up und Frisur. Der Cardassianer selbst beschwerte sich bitterlich darüber, daß er wie ein terranischer Papagei in seinem Outfit aussah und war damit beschäftigt, die letzten politischen Vorbereitungen zu treffen.

Ähnlich erging es der Königin. Sie brauchte sich zwar dank ihrer Kammerzofen keine Sorgen um die Makellosigkeit ihres Kleides, dem richtigen Schmuck, Make-up und der perfekten Frisur zu machen, aber dafür zitterte sie als Ausrichterin des alljährlichen Balls, daß es nur ja keine Panne geben würde. Lästige Dinge wie Tischordnung, wer was essen konnte und wollte, welche Speisen von welchen Planeten und Gott angeboten wurden, hatte man ihr zum Glück abgenommen. Im Gegenzug hatte sie sich um die reibungslose Einführung einer umfassenden Reform und der höchstwahrscheinlichen Aufnahme der Cardassianer zu kümmern.

Ihr kleiner Bruder Nargen war viel zu beschäftigt, mit seinem neuen Freund zu turteln, um sich um solche „Banalitäten" zu kümmern. Dafür hielt er die Organisatoren der Feier davon ab, selbige stocksteif, langweilig und den ganzen Staatsschatz kostend zu machen. Nebenbei versuchte er sich als Psychiater für seinen Lover Nelam Jasad, der eine schwere Identitätskrise hatte, weil er sich in seinem extra geschneiderten Festanzug viel zu lächerlich angezogen fand. Nargen selbst wußte gar nicht, was der Mann hatte. Sollte er doch mal die Prinzenrobe tragen...

Aufregung herrschte auch bei den anderen Kommandanten der CRA und der CRA-Schiffe. Sie waren ebenfalls zu dem Fest eingeladen. Weil es für sie alle selbstverständlich der erste königliche kvaggranische Ball war und nicht alle einen eigenen Assistenten hatten, mußten diese Überstunden schieben. Natürlich verlangten sie dafür bei ihrem jeweiligen General of the Fleet einen saftigen Bonus neben den bezahlten Überstunden, Nachtarbeits- und Feiertagszuschlag.

Die Kommandeure der Flotten hatten sowieso nicht die beste Laune, sie stritten sich immer noch munter darüber, ob die Luftwaffe selbständig werden sollte oder nicht, obwohl sie mit ihren teilweise handfesten Diskussionen auch nichts daran änderten. Ihre Untergebenen bekamen die Konsequenzen zu spüren, besonders die vorlauten Assistenten.

Der Rest der CRA-Soldaten samt Anhang waren irgendwo zwischen entspannter Urlaubsidylle, Gefängnis wegen Diebstählen und Betrügereien sowie dem organisierten Chaos wegen Silvester und der, in ihren Augen unberechenbaren, Entscheidung der Bevölkerung des IVK.

Alles in allem war es also ein typisch kvaggranischer Tag. Die Kvaggra fanden die ganze Aufregung noch nicht einmal schlimm, für sie war die gemütliche Heimat und ein ganz normaler Jahreswechsel. Solange nicht auf einen Schlag Ermordung der gesamten Königsfamilie, Enthauptung der Regierung, Putsch, ein Angriff der Borg auf Kvanergga und die Enthüllung, daß der Thronerbe doch mit einer Frau verheiratet war, zusammenkamen, war für sie noch alles im grünen Bereich.

Val sah das etwas anders, wie sie sich nicht schämte, zuzugeben. „Das ist eine verdammte Katastrophe! Es ist so ein Mist! Warum kann mich meine Assistentin noch nicht einmal hier abholen?! Dummes Weibsstück!", fluchte die hochschwangere Legat vor dem Spiegel.

„Liebling, wie kommst Du voran?"

„Gar nicht! Ich kann mir nicht selber die Haare hochstecken! Meine Idiotin von einer Assistentin hatte versprochen, daß sie etwas früher kommt und mir hilft! Wenn ich erst einmal das Kleid anhabe, habe ich einen Durchmesser vor zehn Mann, da kann ich mich nicht mehr vor den Frisiertisch setzen!"

„Ähm... ich kann Dir nicht zufällig helfen?"

„Nein, Liebling, es tut mir leid, aber ein Mann kann bei solchen Dingen nicht helfen. Das ist Frauensache und so bleibt es auch besser", erklärte sie ihrem Ehemann freundlich aber bestimmt. Sie konnte es nicht vertragen, wenn er ihr zusah, während sie sich herausputzte. Sie wollte ihn mit ihrem atemberaubenden Aussehen überraschen und wenn er erst einmal gesehen hatte, daß das jeder mit ein paar Tiegeln Farbe und einer Menge Zeit hinbekam, war die Illusion weg.

„Ich warte dann im Wohnzimmer auf Dich."

„Okay."

Der große Park vor dem Schloß, in dem auch der Neujahrsball stattfand, war tagelang von Dienern geschmückt worden. Nun war er bombastisch mit Blumen, Schmuck, Samt- und Seidentüchern verziert. Beleuchtet und erwärmt wurde die Anlage von zahllosen Kerzen, stehenden Kristallüstern, Feuerschalen aus Rigadraggad. Die Tische an einer Seite waren festlich mit weißen Tischdecken, goldenem Besteck und Tafelservice, Kristallgläsern geschmückt. Ein Stück davon entfernt war eine Ecke mit Sitzgelegenheiten, Bars und kleinen Tischen, gegenüber die Tribüne für ein Orchester und eine Tanzfläche.

Weil ein Kvaggra in Festkleidung, der sich richtig bewegen wollte, mit ausgespannten Flügeln mindestens 60 Quadratmeter brauchte, war es dringend nötig, das Fest im Freien zu veranstalten, waren doch über 1000 Gäste aus allen Teilen des kvanergganischen Imperiums und darüber hinaus eingeladen.

Mit einem professionellen Lächeln verließ Legat Val Gawlak mit ihrer Familie ihr Gästehaus. Sie hatte sich ihre platinblonden Haare hochgesteckt, bunte Edelsteine eingeflochten. Wie es Mode war auf Kvanergga, lag darüber ein durchsichtiger, hauchdünner elfenbeinfarbener Schleier, der ihr Gesicht umspielte und auf den Schultern endete, unsichtbar festgesteckt statt zugebunden war.

Auf der Stirn trug sie einen großen tropfenförmigen Brillant, umgeben von kleinen Rubinen, Granaten und Amethysten in einer Fassung aus Rigadraggad. Dieses Zeichen war auf Kvanergga den reichen, bürgerlichen Familien vorbehalten. Die großen Ohrringe waren im gleichen Muster wie das Collier, das aus fünf Reihen zarter Goldfäden mit diesen Anhängern bestand, welche ineinander übergingen. Dazu trug sie auf beiden Handgelenken breite, aber grazile Armreifen aus Gold und Rigadraggad mit kleinen ultramarinblauen Edelsteinen. Abgerundet wurden die Juwelen von acht Ringen.

Während der Schmuck ein Vermögen kostete, war das Kleid geradezu unbezahlbar. Die Robe bestand aus goldenem und silbernem Brokat, abgesetzt mit Seide, Spitze, Rüschen, Stickereien, Edelsteinen und Perlen. Das samtige Oberteil war schulterfrei, vorne mit kleinen Steinen bedeckt, von der Taille wurde das Kleid glockenförmig breiter bis zu einem Gesamtumfang von über zwei Metern. Dazu zog sie eine drei Meter lange Schleppe aus feinster schwarzer Spitze hinter sich her und trug lange weiße Seidenhandschuhe. Besonders stolz war sie, daß man dank einem besonderen Schnitt ihren Babybauch kaum sah.

Ziyal trug ein etwas weniger glitzerndes Kleid mit weißem Samtkorsett, dunkelgrünem Seidenrock und schwarzer Schleppe. Im Gegensatz zu Val, die auf einem Kleid bestand, das Haut zeigte, war die Halb-Bajoranerin glücklich darüber, ein oben geschlossenes Kleid mit langen Ärmeln tragen zu können, wie es bei den übertrieben tugendhaften Kvaggra-Frauen auch beliebter war. Dazu hatte sie Schmuck mit schwarzen Diamanten angelegt.

Legat Dukat wirkte als einziger ziemlich unglücklich mit seiner Kleidung. Nargen Gragragrua und seine Familie hatten ihn dazu überredet, sich auch wie ein Kvaggra anzuziehen. Das Resultat war, daß er rote Lederstiefel, ein ärmelloses schwarzes Samthemd mit ledernen Schnüren, eine weiße Yaklederhose, eine Art lockeren hellgrünen Mantel aus schwerem Samt trug, der bis zu den Knien ging und von einem breiten Stück grüner Seide als Gürtel zusammengehalten wurde.

Er fühlte sich einfach schrecklich darin! Und dann hatte man ihn auch noch genötigt, sich ein Tuch über den Kopf zu legen... Bei festlichen Anlässen der Kvaggra mußten alle Gäste eine Kopfbedeckung tragen, als Bürgerlicher und Nicht-Mitglied der Armee des IVK konnte er weder den Helm der Galauniform noch eine Krone tragen.

„Val, findest Du eine solch... luxuriöse Kleidung wirklich für angebracht?"

„Das fragst Du mich jetzt mindestens schon zum hundertsten Mal! Und ja, ich finde das angebracht. Du weißt, daß die königliche Feier zum Jahreswechsel das wichtigstes Fest des Jahres im IVK ist. Wenn wir weniger festlich gekleidet wären, könnte man das leicht als Beleidigung auffassen. Wir haben darüber mit unseren Assistenten gesprochen, mit der Königin, dem Prinz und dem Chef des Protokolls, sie alle haben zugestimmt, oder?"

„Ja. Trotzdem wirst Du sicher zu den... barock gekleideten Damen gehören." Wieder dankte er den Göttern dafür, daß seine Tochter nicht so verschwenderisch war wie seine Tochter. Zwei Frauen von diesem Kaliber würden ihn ruinieren. Er machte sich keine Illusionen, daß seine Gattin ihn geheiratet hatte, weil sie ihn liebte. Eine erstklassige Frau wie Val hatte erstklassige Wünsche, wenn man sie erfüllen konnte, hielt sie auch ihren Teil des Deals ein...

„Oh, war das etwa ein menschliches Sprichwort? Du hast zu viel Zeit mit der Sternenflotte verbracht! Demnächst ziehst Du Dich auch noch an wie einer dieser Schlafanzüge... Ich werde auf keinen Fall wie eine arme Kirchenmaus zu meinem ersten Ball gehen! Dafür hab ich schließlich einen reichen Mann geheiratet und jetzt werde ich mir nicht kaputtmachen, wofür ich hart arbeiten mußte", zischte Val Gawlak.

„Eine „arme Kirchenmaus" willst Du nicht sein? Wer von uns hat zu viel Zeit in menschlicher Gesellschaft verbracht, hm?"

„Jetzt lenk nicht ab! Schluß jetzt, es geht los."

„Willkommen beim königlichen Neujahrsball. Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?"

„Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!", sagte der Moderator auf dem Podium. Auf Kvanergga war es üblich, daß man für vornehme Bälle einen Sprecher anheuerte. „Verbeugen Sie sich vor Präsidentin des IVK und Ausrichterin dieses Balls, Königin Adira Samora von Gragrua, der erwählten Tochter der Riga, und den Erben des Throns und Herrschers von Kam, Prinz Nargen Tollanis von Gragrua, des erwählten Sohns des Hain!"

Nebeneinander schritten Adira und Nargen Gragragrua den Marmorpfad ab und nahmen ihre Plätze an festlich gedeckten Tafeln ein.

Sie trug, wie es zu erwarten war von der Königin, das pompöseste Kleid aus dem schwersten Samt, der glänzendendsten Seide und kostbarsten Spitze. Auf dem Kopf trug sie keinen Schleier, sondern die Krone der Königin, welche umgerechnet 30 Kilo wog. Die des Königs, 50 Kilo, lag zusammen mit den unvergebenen Schwertern und Juwelen in der Schatzkammer, bis es einen König gab. Von der Taille ihres Kleides ging eine fünf Meter lange Schleppe aus rotem Samt ab, ein Recht, das den Herrschern alleine vorbehalten war.

Nargen hatte die traditionelle Kleidung des Thronfolgers bei solchen Anlässen an: Seidenhemd, Lederhose, hohe Stiefel und einen bodenlangen Brokatmantel. Dazu kamen seine Doppelkrone, die des Thronerben und Prinzen, beide wogen je 25 Kilo, sowie der andere Teil der Kronjuwelen. Im Gegensatz zu weltlichen und religiösen Titeln, als deren materielle Zeichen nur Schwerter verliehen wurden, bekamen adlige dazu noch eine Krone und verzichteten auf diese nur im Kampf. Oder, wenn sie der Armee als normale Offiziere dienten, da war Schmuck verboten.

Wenn sich die Königin auf ihren Thronhocker setzte, standen alle Gäste außer Nargen von ihren Plätzen auf und knieten, so gut es eben in den Ballkleidern ging, vor ihr nieder. Auch sie selbst konnte mit dem Kleid nicht richtig sitzen, deshalb gab es für diese Anlässe besondere Hocker und sie hatte vier Dienerinnen, die ihre Robe hochhoben. „Sie dürfen sich erheben", befahl sie mit einem angedeuteten Nicken. „Diener, servieren Sie."

Nach 25 kvanergganischen Minuten hatten die Gäste gerade bei bester Laune und angeregten Unterhaltungen den fünften Gang beendet und ein Orchester spielte klassische Musik. Als es anfing, zu schneien.

„Igitt, wie sollen wir hier draußen bleiben?", verzog Val das Gesicht. „Mein Kleid wird ja ganz naß werden!"

„Val!"

„Val hat aber Recht, Daddy. Unsere Kleider sind aus Samt, die trocknen nicht. Außerdem ist es mit 17 Grad Minus viel zu kalt dafür. Ich verstehe auch nicht, weshalb ein Fest mitten im Winter in der Nacht draußen veranstaltet wird", schüttelte Ziyal den Kopf.

„Legat Gawlak und Miss Dukat, Ihre Überwürfe."

„Vielen Dank. Häng Dir den Mantel über, Ziyal, dann wird es wärmer." Fröstelnd legte sich Val das Cape aus repliziertem Bärenpelz über die Schultern. Sie verfluchte sich inzwischen dafür, daß sie so ein offenherziges Kleid gewählt hatte. Jetzt machte es Sinn, daß die weiblichen Kvaggra so hochgeschlossen gekleidet waren...

„Geht es Euch gut?", fragte Legat Dukat besorgt. Für ihn selbst war die Temperatur dank seines warmen Umhangs angenehm.

„Sie brauchen nicht lange zu bleiben, wenn es Ihnen zu kalt ist", meinte einer der sieben Kvaggra an ihrem Tisch, ein Priester des Hain und Professor der Molekulargenetik. Er leitete eines der wenigen Forschungszentren, in denen man an der genetischen Anpassung der Einwanderer tüftelte und die DNS der Kvaggra verbesserte. Manche Spezies waren auf einen bestimmten Teil des kvaggranischen Erbguts allergisch oder stießen es ab. Damit hatte er den begehrtesten Wissenschaftsberuf.

„Die Verleihung der Würden an den General of the Fleet der Luftwaffe lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Ich hatte noch nie Gelegenheit dazu, einer solchen Feierlichkeit beizuwohnen."

„Das hatten auch die wenigsten, Legat. Ist das Ihr erster kvaggranischer Ball?"

„Ja, das ist er, Professor. Ich bin sehr stolz, daß Königin Adira Gragragrua meine Familie und mich als würdig erachtet hat, an diesem Ereignis teilhaben zu können!", schwärmte sie mit viel Übung beim gesellschaftlichen Verkehr.

„Coole Party!", gluckste Hain und ließ sich auf einen Hocker plumpsen. Prompt fiel er damit auf den Boden, zu viel Schwung.

„Bruder, Du benimmst Dich wie ein kleines Kind!", nörgelte Teel.

„Da bist Du ja, mein süßes Hündchen! Ich habe Dich schon überall gesucht! Böses Hündchen!" Mit dem Welpen im Arm stand Hain wieder auf. Mit einer Handbewegung tauschte er den Hocker gegen einen verzierten goldenen Thron ein. Darauf ließ er sich fallen und ignorierte seinen Bruder. Mit einem Gedanken füllte sich der dunkelhaarige Gott, der diesmal einen festlichen grünen Anzug trug, einen Teller und ließ ihn zu sich schweben.

„Hain, Du hast Deine Füße auf den Tisch gelegt."

„Das weiß ich, großer Bruder!"

„Es gehört sich nicht, Hain. Nehme bitte Deine Füße vom Tisch und stelle sie auf den Boden." Der weißgeflügelte, engelsgleiche Gott warf seinem Bruder einen mißbilligenden Blick zu. Manchmal stellte der jüngere Unsterbliche seine Geduld ganz schön auf die Probe...

„Kümmere Dich nicht um ihn, Teel, er ist es nicht wert", beruhigte Riga ihren Gefährten und schwebte auf seinen Schoß. „Mußt Du hier unbedingt auftauchen und mein Kleid ruinieren, Melosra?", fuhr sie ihre gerade erschienene Schwester an.

„Laß meine Mutter in Ruhe, Tante Riga!"

„Und Du willst was genau tun, wenn ich sie nicht in Ruhe lassen, Laya?!"

Die Göttin der Kunst und Künstler, ein blonder Teenager, schnaubte verächtlich, „oh, Tantchen, ich werde Dich ganz mit schleimiger grüner Farbe einkleistern!"

„Das wagst Du nicht oder..."

„Eine solche Rache würde vollkommen unangemessen sein", ging Amos, der Gott der Gerechtigkeit dazwischen.

„Oh doch, diese Rache ist geradezu perfekt", freute sich seine Schwester und Gattin Amoa.

„Das muß ausgerechnet die Göttin der Rachsucht sagen, Du Flittchen!"

„Kinder, es ist genug! Wir sind bei diesem Neujahrsball, um uns zu amüsieren, nicht, um zu streiten!"

„Aber Mum..."

„Nein, Daddy hat gesagt, es ist genug und dem wird nicht widersprochen!"

„Darf ich Sie zu diesem Tanz überreden, Fürstin?"

„Oh, ich würde mich freuen, Prinz!"

„Die Freude ist ganz meinerseits", schmeichelte Nargen seiner entfernten Verwandten. Mit etwas Glück würde sie sich auf einen Flirt einlassen...

Gul Nelam Jasad beobachtete die Szene von einem anderen Tisch aus und schüttelte innerlich den Kopf. Die Frauen fielen aber auch immer wieder auf seinen Freund herein... Natürlich war er eifersüchtig, aber Nargen hatte ihm stundenlang versichert, daß er weder Augen für die Damenwelt noch die anderen männlichen Gäste hatte. Das sei alles nur Theater, ein Schauspiel, um seinen guten Ruf als Casanova des Quadranten zu pflegen. Und um niemand mißtrauisch zu machen...

„Guten Tag."

„Guten Abend. Kennen wir uns nicht?"

„Vielleicht haben Sie eine Statue oder ein Bild gesehen, als Sie den Tempel meiner Mutter besuchten. Erlauben Sie mir bitte, mich vorzustellen, Meeresgöttin Nalaia."

„Gul Nelam Jasad. Was kann ich für Sie tun, große Göttin?"

„Sie könnten mich duzen und mit mir tanzen, sterbliches Wesen!"

„Das ist faszinierend, erzählen Sie bitte weiter!" Val hörte nur halbwegs der Priesterin zu, aber anscheinend hatte sie die richtige Antwort gegeben. Die Legat war todmüde, hatte Hunger und konnte das noch nicht mal mit einem Faß Blutwein bekämpfen...

Als sie von einer weiteren Ansage unterbrochen wurden, hellte sich das Gesicht der Dienerin Amos plötzlich auf. „Das Feuerwerk geht jeden Moment los! Möchten Sie es sich auch ansehen?"

„Das Feuerwerk fängt an? Natürlich will ich das sehen!" Legat Gawlak hatte keine Ahnung was ein Feuerwerk war, aber das Wort hörte sich so lustig an...

„Das ist ja schön!", hauchte die Legat ehrfurchtsvoll, als die erste Salve den Himmel erhellte. Das Feuerwerk auf Kvanergga war etwas anders als das menschliche, war es doch vom ganzen Planeten zu sehen und hatte die Beteiligung der Götter.

15 kvanergganische Minuten dauerte das Spektakel. Danach wurde vom Moderator das Ende verkündet. Und live hielt Königin und Präsidentin Adira Gragragrua vom Inneren des Schlosses ihre Neujahrsansprache an die Bürger des IVK. Darin erklärte sie noch einmal kurz die umfangreiche Reform, faßte die Ziele für die nächsten 280 Tage zusammen und ließ das letzte Jahr, das erfolgreichste für die noch junge Demokratie, Revue passieren. Nebenbei erinnerte sie, das die Volksabstimmung Mitternacht beendet wurde.

Als sie das hinter sich hatte, wechselten die Herrscherin und ranghöchsten Soldaten schnell in die Galauniform der Armee und gingen wieder in den Garten. Die Galauniform wurde nur bei ganz besonderen Anlässen, wie Königskrönungen, Präsidentenvereidigungen, Staatsbegräbnissen, von den Soldaten angezogen. Von den Monarchen noch seltener.

Sie bestand aus Oberhemd, normaler Anzughose und doppelreihigem, über die Hüften reichenden, taillierten Jackett mit goldenen Knöpfen in schneeweiß. Je nach Temperatur wechselten Stoff und Material, erlaubt war, die schwarzen Schuhe gegen Stiefel, Hemd gegen T-Shirt oder Pullover und Hose gegen knöchellangen Rock zu ersetzen. Rang-, Flottenabzeichen und Name waren mit Goldfaden in Sakko und Hemd eingestickt. Das Glanzstück war ein kunstvoll verzierter silberner Helm mit hochklappbarem Gesichtsschutz und einer Figur auf der Stirn. Meist das Wappen des Schiffs.

Auf einem kleinen Marmorplatz im Park hatten sich schon Kamerateams versammelt. Die Ernennung des General of the Fleet der neuen Luftwaffe stand bevor.

Jeweils ein Soldat der nun fünf Flotten salutierte, als sich Adira Gragragrua mit den vier anderen Kommandanten aufstellte. Dann kniete Loran Zardognas vor der Herrscherin nieder. Schon mit dem neuen Flottenabzeichen. Das bestand aus drei goldenen Strichen unten horizontal und vertikal an den Seiten, zwischen denen ein Vogel flog.

„Krieger Loran Zardognas, ich ernenne Sie in dieser Stunde, die uns die Götter voller Gnade geschenkt haben, zum Kommandanten der Luftwaffe des Imperiums von Kvanergga. Damit erteile ich Ihnen den Rang eines General of the Fleet und berufe Sie als Mitglied in den Militärrat des IVK."

„Königin Adira von Gragragrua, ich danke den Göttern, Ihnen, dem Volk von Kvanergga und dem Militärrat voller Demut für diese Ehre. Ich schwöre von diesem Tag an und für die Zeit meines Kommandos Kvanergga treu zu dienen, die Götter voller Ehrfurcht anzubeten, die Luftwaffe mutig in den Krieg zu führen und immer das Wohl meiner Soldaten über mein eigenes Wohl zu stellen."

„Möge das Universum vor Ihnen voller Horror zittern, mögen Sie den Namen des Imperiums von Kvanergga und der Götter in die unendlichen Weiten des Weltalls tragen. Sie dürfen jetzt aufstehen."

„Danke, Königin."

Adira Gragragrua ließ sich von einem Diener das neue Rangabzeichen geben und legte es dem anderen Kvaggra an. „Tragt dieses Zeichen mit Ehre und Stolz." Dann übergab sie ihm das Schwert des Kommandanten mit folgendem Befehl: Bringen Sie Ihrem Volk an diesem Schwert das Blut unserer Feinde in die Heimat!" Das kostbar verzierte Schwert hatte die letzten 7000 Jahre kein Flottenchef der Luftwaffe mehr getragen, aber Riga hatte es aufbewahrt.

„Das werde ich, Königin!"

„Jetzt, wo wir den Traditionen und den Formalitäten genüge getan haben, sollten wir uns an die Arbeit begeben, Generals! Diener, holen Sie mir meinen Bruder und Legat Dukat."

„Was Daddy wohl macht?"

„Schätzchen, der hat doch mit den anderen Politikern und Generälen die Konferenz. Das wird noch eine Weile dauern, bis sie fertig sind. Hat Prinz Gragragrua nicht gesagt, daß sie bis fünf, wenn das Ergebnis der Volksabstimmung da ist, durchmachen, hm?"

„Ja, aber findest Du es nicht schlecht, wenn er gar nicht schläft? Danach müssen sie noch viel mehr tun und wenn er müde ist, kann er sich nicht richtig konzentrieren."

„Du bist eine sehr kluge junge Frau, Ziyal. Ich habe ihm das gleiche gesagt und habe auch mit der Königin und dem Prinzen darüber gesprochen. Aber wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, rücken sie nicht mehr von ihrer Position ab..."

„Schade, Daddy würde bestimmt noch gerne ein bißchen gefeiert haben. Aber ich verstehe, daß diese Sachen wichtiger sind, Val."

„Dann ist es gut. Was hältst Du davon, wenn wir uns noch ein nettes Brüderpaar zum Tanzen suchen und dann gehen wir ins Bett?"

„Können wir uns vorher noch bei Daddy verabschieden und ihn fragen, ob wir ihm etwas holen sollen?"

„Das ist eine ganz tolle Idee, meine Kleine!", lächelte Val voller Zuneigung für ihre Stieftochter.

Ein neuer Spieler 9

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