Reise in die Vergangenheit 3 Autor: Artemis (Artemis1000@gmx.net)
Disclaimer: Buffy: The Vampire Slayer gehört Joss Whedon und Mutant Enemy. Weetabix is a product of Weetabix LTD
Zeitlinie: 5. Staffel, 2. Story in der Caitlin-Serie
Altersfreigabe: PG
Kapitel: 3/7
Paare: X/ATE, B/SP
Inhalt: Xander wird in die Vergangenheit geschleudert und landet in Irland bei Caitlin, Colin und seinen Childes, während Spike auf die Entfernung seines Chips bei der Union wartet.
Kommentar: Um die FanFic zu verstehen, sollte man „Caitlin" gelesen haben, muß aber nicht. Hier ne kurze Zusammenfassung vom Alternativuniversum: Buffy ist seit „Caitlin" mit Spike zusammen. Angel ist wie in der Serie nach Los Angeles gegangen, hat sich aber nicht von Buffy getrennt, sondern von seiner Frau Caitlin. Spike hat den Chip, wohnt seitdem bei Buffy. Buffy und Riley waren nie zusammen. Die Initiative wurde vernichtet von Scooby Gang und Union (Buffy hat es persönlich genommen, daß die im Gehirn ihres Freundes rumgepfuscht haben). Willow gehört noch zur Gang, ist aber zwischen ihrer Loyalität zu ihrer Meisterin und ihren Vampirfamilie und der Scooby Gang hin- und hergerissen. Tara ist bei Cat und Co. eingezogen.

Reise in die Vergangenheit
Von Artemis (Artemis1000@gmx.net)

Kapitel 3

Donnerstag, 17. Juni 93

In den letzten anderthalb Monaten - seit denen ich hier bei meiner Zenturie lebe - hat sich Routine eingestellt. Besonders jetzt, nach der Aufnahmeprüfung, sind die Tage nicht mehr besonders aufregend, ich habe einen festen Rhythmus. Aber nach der Aufregung der letzten Monate wäre es eine Lüge, zu behaupten, daß ich darüber unglücklich wäre.

Athena besucht für ein paar Tage Bekannte in Nordosten, ihre Fortbildung ist schon beendet. Manchmal scheint es mir, als würde die Zeit wie im Flug vergehen. Wenn ich Nachmittags aufstehe, um die Grundausbildung zu absolvieren und danach meine Büroarbeiten zu erledigen, bis zum Morgen, ist es immer zu wenig Zeit. Daß ich an meinem freien Tag geschäftliche Gespräch führen muß, verschafft mir auch nicht zu mehr Freizeit...

Nur noch drei Wochen, dann habe ich diese Zeit auch hinter mir und kann zurück in unser Herzogtum. Colin hat versichert, daß mein Unterrichtsplan dann zusammengestrichen wird - ich spreche inzwischen so gut Gälisch, daß ein bis zwei Stunden Unterweisungen in der Wochen genügen, Kämpfen wird in meinen Prätorianer-Lehrplan verlegt, Reiten kann ich auch sehr gut, (Vampir-)Sitten lerne ich jetzt. Das einzige, worin ich mich noch üben muß, sind Latein und gelegentlich Kultur, ich habe diese zwei Fächer mangels Zeit hier geopfert.

Aber um ehrlich zu sein, ich weiß noch gar nicht, was ich mit meiner vielen, neuen Freizeit anfangen soll. Hier gibt es kein Fernsehen, kein Radio, keine Musik, keine Bars, nur Bücher. Langsam verstehe ich, warum Deadboy so in seine Bücher verliebt war, sie sind das einzige, was einen davon abhält, den Verstand zu verlieren. Bücher und Nachdenken. Gut, Malen gilt auch noch, aber nicht jeder hat eine künstlerische Ader.

Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie unerträglich lang die Abende hier sind - selbst im Sommer. Die Abwechslung ist es, die mir am meisten fehlt, die Freiheit, in eine Bar zu gehen oder ins Kino, einfach nach draußen, irgendwohin, wo Menschen sind. Zugegeben, es gibt hier genug Leute, aber es ist einfach nicht dasselbe. Alles was man draußen tun kann, ist durch die Natur reiten und durch den Garten spazieren gehen. In den Städten gibt es wenigstens eine Schenke, in der man sich bewußtlos trinken kann...

Also bleibt nur noch übrig, zu lesen, zu essen, sich mit jemandem zu unterhalten oder zu grübeln. Erstes geht nicht so gut bei Dunkelheit, zweites macht dick, für drittes braucht man jemanden, mit dem man sich unterhalten kann, viertes wird letztendlich langweilig. Keine prickelnde Auswahl! Da sehne ich schon fast die Aufnahmeprüfung herbei, während der ich zu erschöpft war, um irgend etwas anderes als Schlafen zu tun. Aber zum Glück gibt es ja noch die Planung für Samhain.

Gut, ich will mich nicht beschweren, 90 Prozent der Zeit ist es sehr angenehm hier, ich habe einen gute Beschäftigung gefunden, eine schöne Freundin, lebe in einem imposanten Haus mit Hausdienern, habe gute Freunde und bei meiner neuen Familie fliegen Fäuste nur beim Kampftraining.

Und wißt Ihr, was das Beste ist? Ich brauche nicht zu der Hochzeit zu gehen! Ich habe einen Glückwunschs-Brief geschrieben und Raven gebeten, ein Geschenk zu schicken, damit bin ich noch ein mal gerettet!

Dienstag, 29. Juni 93

Heute habe ich wieder Galway besucht, um Gespräche mit Großmärkten zu führen, die an den Erzeugnissen unserer Bauern interessiert sind und habe - weil mir Athena keine Ruhe lassen wollte - schon beim Schneider eine Robe bestellt. Ich meine, es sollte doch vollkommen genügen, wenn ich dies eine Woche vor dem Ball erledige! Aber nein, sie hatte Angst, ich könnte es vergessen. Als ob ich einen Ball mit IHR vergessen könnte!

Die Grundausbildung läuft im Gegensatz dazu äußerst gut, ich habe gestern eine eins in Psychologie und Theoretischer Spionage geschrieben, wenn es so weitergeht, habe ich gute Chancen, mit Auszeichnung abzuschließen. Ich bin mir sicher, daß Colin dann zufriedener mit mir wäre, als wenn ich lediglich bestehe - was wiederum meine Chancen erhöhen würde, erfolgreich um Athenas Hand anhalten zu können...

Ich freue mich schon darauf, in guten zwei Wochen wieder Zuhause zu sein. Vielleicht hat Colin bis dann auch wieder eine Nachricht aus dem Hauptquartier bekommen. Bislang haben sie ihre Absichten noch nicht dargelegt.

Donnerstag, 08. Juli 93

Gestern ist meine Grundausbildung mit einem weiteren Testtag abgeschlossen worden und heute Morgen gab es die Ergebnisse: Ich habe tatsächlich bestanden! Mit Auszeichnung!

Ich bin so glücklich und erleichtert, daß ich alle meine Ziele erreicht habe! Aber jetzt kommt auch ein wenig Wehmut auf. Der nächste Ausbildungsblock wird - wegen Wintersonnenwend, den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr - erst am 01. Februar nächsten Jahres starten, bis dann werde ich - unter normalen Umständen - nicht mehr zurückkehren.

Es ist jetzt später Nachmittag, wir sind nach dem Ende der Ausbildung um Mitternacht feiern gegangen und haben erst aufgehört, als wir um sechs Uhr die Ergebnisse beim Centurio abholen müßten, danach haben wir alle unseren Rausch ausgeschlafen. Natürlich bin ich immer noch müde und mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich explodieren, aber wir werden das Hauptquartier sofort nach Sonnenuntergang verlassen, um möglichst früh in dieser Nacht wieder unsere Bediensteten zu erreichen.

Den Dienern hatten wir freigegeben, wenn wir sie nicht brauchten, aber nun sind wieder alle gekommen, um uns auf die Rückreise zu geleiten und - in erster Linie - bei dem Ball behilflich zu sein. Aber zuerst müssen wir nächste Nacht von der Schenke nach Galway, wo wir schon ein Quartier beim Ausrichter des Balls haben, dort verbringen wir die nächsten zwei Tage und werden erst in der Nacht von Sonntag auf Montag unsere Rückreise wiederaufnehmen.

Mit etwas Glück kann ich meinen Kammerdiener überreden, meine Kleidung beim Schneider abzuholen, ich habe das Gefühl, als würde ich den Schlaf brauchen. Die Bälle der Familie von Cáirbre sind dafür bekannt, daß viel Alkohol fließt und sich die „feine" Gesellschaft erst vor Sonnenaufgang in ihre Unterkünfte zurückzieht.

Schon überreden konnte ich Sammy, mir zu verraten, was es mit diesem Ball auf sich hat, warum wir noch mal einen eigenen machen und warum unsere Familie nicht diesen besucht. Cáirbre ist noch einige Hundert Jahre älter als Colin und Michael und war ebenfalls ein irischer Landlord vor seiner Umwandlung. Nur, daß sein Herzogtum mit den McKees im Krieg lag...

Inzwischen führen sie keine offenen Konflikte mehr, aber sowohl Colin, Caitlin und Michael, wie auch Cáirbre haben ihre alte Familienfehde nicht vergessen, also geht man sich aus dem Weg. Trotzdem müssen wir keinen Eklat oder gar einen Kampf erwarten, wenn wir zu dem Ball kommen, er hat Athena, Sammy, mich und unsere Diener sogar in sein Haus eingeladen. Aber ein Freundschaftsbesuch wird es auch nicht. Was für mich bedeutet, daß ich mir keinen Fehler leisten darf. Ja, die Familienehre...

Samstag, 10. Juli 93

In drei Stunden geht der Ball los! Weil wir schon bei Cáirbre wohnen, brauchen wir uns an keine Kutsche zu halten, das ist schon mal ein Vorteil. Aber ich werde mich in diesem Monster von Ball-Anzug keinen Zentimeter bewegen können! Und ich werde lächerlich darin aussehen!

Es ist einfach unfair, daß ich Strumpfhosen anziehen muß! Das paßt nicht zu mir! Aber Athena hat es natürlich geschafft, mich dazu zu überreden, wie immer...

Nun ja, wenigstens brauche ich darin nicht aus der Kutsche auszusteigen, sonst würde ich sicherlich über meine eigenen Füße fallen. Wißt Ihr, wie schwer es ist, auf Schuhen mit hohen Absätzen zu laufen? Glaubt mir, es hat seine Gründe, weshalb Männer so etwas im 21. Jahrhundert nicht mehr anziehen.

Ich verstehe gar nicht, weshalb alle über Cáirbre schimpfen, er scheint mir der durchschnittliche Meistervampir zu sein, so, wie wir ihn jeden Tag in Sunnydale getroffen haben. Zugegeben, etwas mehr Angelus wie Spike, aber man kann ja nicht alles bekommen!

Wünscht mir Glück!

Sonntag, 11. Juli 93

Der Ball war schlicht und einfach großartig! Ein Erfolg auf der ganzen Linie! Ich habe mich bestens amüsiert, wie die ganze Gesellschaft - und bin noch nicht einmal in Fettnäpfchen getreten. Und Athena sah in ihrem Kleid atemberaubend aus! Alle Männer haben versucht, mit ihr zu flirten, aber sie hatte nur Augen für mich!

Ich mußte nur einmal schlucken: Als sie das Dinner servierten. Frisch! Ich bin fast wahnsinnig geworden, als Athena und Sammy mit den anderen Vampiren zu den Gefesselten gingen und sie aussaugten. Aber Athena hat mir dann hoch und heilig geschworen, daß es alles Verbrecher waren und die Union einen Massenmord an Unschuldigen niemals zulassen würde. Ich glaube ihr, daß sie die Wahrheit gesagt hat.

Nach diesem Schock war es ein wundervoller Abend, Athena hat sogar mit mir getanzt! Und das will etwas heißen, da sie sich für meine Tanzkünste schämt. Ihr fällt es natürlich leicht, sie hatte die letzten 51 Jahre zum Üben. Wißt Ihr, wie schwer französische und italienische höfische Gesellschaftstänze aus dem späten Mittelalter und frühen Barock sind? Branle, Bourrèe, Passacaglia, Paduane, Chaconne, Courante, Gaillarde, Sarabande und Gavotte - das sind nur diejenigen, deren Name ich noch weiß? Glaubt mir, Ihr wollt sie nie beherrschen müssen!

Aber mittlerweile beherrsche ich zumindest ein halbes Dutzend Tanzformen - dafür habe ich die letzten vier Monate jeden Tag geübt! Ja, das gehörte zu meinem Kultur- und Benimmunterricht. Colin war der Ansicht, daß es nicht genügt, daß ich mich vor den Bediensteten halbwegs adelig-fein benehme, sondern mich auch in der feinen Gesellschaft bewegen können muß.

Dieser Ball war nur ein Test für mich, die große Bewährungsprobe wird an Samhain sein. Weil Samhain Lore das verfassungsmäßige Neujahrsfest für die Union ist - sowie früher das der Kelten war - und Colin ein fanatischer Verfechter von allem Keltischen und treues Unions-Mitglied ist, wird es das größte Fest des Jahres für uns werden - und wir richten eine beachtliche Anzahl an Bällen aus - wenn nicht sogar das größte von ganz Irland!

Wenn wir zurückkommen, werden wir sofort mit der ernsthaften Planung beginnen. Bisher haben Colin, Caitlin, Athena, Ciara, Wulf, Sammy und ich - wir sind das Samhaim-Planungskomittee und ja, Sammy ist auch dabei, weil es Michaels Vorrecht ist, das Fest auszurichten und wir es nur dürfen, wenn er nicht kann - per Bote Informationen und Ideen ausgetauscht. Aber auf diese Weise können wir nicht viel erreichen.

Das bedeutet, daß ich nach meiner Rückkehr direkt in den Alltag einsteigen muß, es gibt keine Zeit, damit ich mich selbstbeweihräuchere. Irgendwie ist es immer so, daß ich entweder viel zu viel oder viel zu wenig Arbeit habe...

Mittwoch, 14. Juli 93

Wir sind an diesem Morgen Zuhause angekommen, endlich! Ihr könnt Euch nicht das Glücksgefühl vorstellen, welches ich erlebte, als ich unser Haus sah! Als ich es vor gut vier Monate das erste Mal sah, hätte ich jeden für verrückt erklärt, der mir gesagt hätte, daß ich es einmal als mein Zuhause bezeichne, aber es ist so gekommen.

Beim Abendessen - gut, es war das Frühstück, nach menschlichen Maßstäben, aber weil ich die letzten zwei Monate den Vampir-Rhythmus gelebt habe, war es für mich auch das Abendessen - hat Colin mich vor der ganzen Familie beglückwünscht! Die anderen haben sich auch sehr für mich gefreut, sogar die arrogante Belle hat mir gratuliert!

Aber Colin wäre nicht Colin, hätte er mir nicht erklärt, daß ich nach dem Frühstück gefälligst sofort an die Arbeit gehen sollte, ich hätte mehr als genug Urlaub für ein halbes Dutzend Lebenszeiten gehabt!

Trotzdem haben wir uns darauf geeinigt, daß ich - wo ich mich schon einmal daran gewöhnt habe - meine Nachtaktivität teilweise beibehalte. Damit kann ich öfter die anderen treffen, mit ihnen arbeiten und trotzdem die Tag-Termine wahrnehmen. Besonders jetzt, wo ich eng mit ihnen für die Planung des Festes zusammenarbeiten muß, kommt uns das sehr gelegen.

Dafür werde ich erst um ein Uhr Frühstücken, bis 20 Uhr arbeiten, dann gibt es Mittagessen, von 21 bis null Uhr Prätorianer-Training mit Wulf, danach eine Stunde Lateinunterricht mit Colin. Im Anschluß habe ich eine Stunde Montags, Mittwochs, Anstands- und Kulturunterricht mit Colin oder Caitlin, Dienstags muß ich mit Raven oder Athena mein Reiten verbessern, Freitags Jagen lernen - jetzt, wo ich reiten kann, muß ich damit anfangen - Donnerstags ist Gälisch mit Caitlin dran, Samstags Vampir-Sitten mit Colin und Sonntags Französisch mit Belle. Danach folgen noch Arbeit bis vier Uhr am Morgen und das wohlverdiente Abendessen - man hält sich mit dem Essen immer an die Sonne.

Meine Sorge, daß ich nichts zu tun haben würde, hat sich also erledigt! Dafür habe ich jetzt sogar noch eine Stunde weniger Freizeit als zuvor. Aber ich beklage mich auch nicht, es ist gut so und die Arbeit macht mir Spaß, ich bin gut darin und weiß, daß ich etwas getan habe, wenn ich Morgens in Bett gehe...

Außerdem kann ich jetzt noch öfter Athena sehen - wie die anderen Vampire hier, ist sie der Ansicht, daß ein Vampir seinen Schönheits-Tagesschlaf braucht und ist nicht besonders glücklich, wenn sie vor sechs Uhr abends geweckt wird.

„Igitt, das ist vielleicht ein Wetter draußen! Ich bin nicht nach Kalifornien gekommen, um REGEN zu erleben! Verdammte Scheiße!", schimpfte Danny.

Willow sah kichernd vom nächsten Brief auf. „Komm, Dan, es ist nur Wasser."

„Wasser? Oh, da bin ich aber beruhigt! Krieg ich was von der Schokolade ab oder soll ich hier verhungern?"

„Nein, natürlich nicht, bitte!"

„Danke, Tara." Der Mann nahm sich einen Apfel aus der Obstschale und setzte sich auf eine der zahlreichen Couchs. „So, was ist hier los? Große Scooby Gang-Versammlung?"

„Nein, wir lesen nur in Xanders Briefen. Willst Du zuhören?"

„Verlockendes Angebot, kleine Schwester, aber ich muß mich bei Lisa einschleimen gehen, bevor sie bei Michael über mich herzieht. Er kann mich sowieso nicht ausstehen, weil Cat mich nicht direkt umgewandelt hat, als ich 16 war."

„Wenn ich mich richtig erinnere, beruht diese... Abneigung auf Gegenseitigkeit, meinst Du nicht auch, großer Bruder?", grinste die rothaarige Hexe.

„Noch so ne Nummer und ich schließ Dich in die Folterkammer, Rotkäppchen!", drohte er lachend, gab ihr einen Knuff und ging zu Marguerite, die am anderen Ende des Wohnzimmers einen ihrer Kater streichelte. „Was hältst Du davon, wenn wir mit Simon gleich Gassi gehen, hm, Maggie?"

„Du gehst mit Marguerite spazieren, um Dich bei Lisa einzuschleimen? Das ist schwach, mein Lieber!"

„Okay, ich könnte ihr einen Heiratsantrag machen, aber wenn sie den annimmt, muß ich mich vor Angelus Fänge werfen!"

Von einer der drei Türen kam ein „tsk", welches nur Danny - er bekam des öfteren Vampirblut, was seine Sinne schärfte und Marguerite war in ihrer eigenen Welt - hörte. Sein Kopf schoß zu der Tür, gegen die Michael lässig lehnte und aus goldenen Augen mißbilligend auf ihn herabsah. „Onkel!"

„Dein Verhalten gehört sich nicht für einen Vampir, Dónal. Und erst recht gehört es sich nicht für einen MENSCHEN! Du solltest Deiner Schwester mehr Respekt zollen!"

Bevor er seinen Onkel wieder ansah, atmete er tief durch. Wie gerne würde er Michael Bekanntschaft mit seiner Faust machen lassen, aber das letzte Mal hatten die Ärzte danach seine Milz entfernen müssen und er lag fünf Monate im Krankenhaus. „Es tut mir leid, Sir."

„Wir werden darüber noch sprechen müssen, Dónal."

„Okay. Ähm... ich muß gehen..."

„Und wohin planst Du zu gehen?"

„Ich möchte mit Marguerite ihren Hund ausführen gehen. Lisa hat mich gebeten, es zu tun, da sie im Bronze jagen gehen wird. Natürlich nur, wenn Du nichts dagegen hast", fügte er schnell hinzu.

„Ich werde Euch begleiten! Marguerite, laß die Katze da und komm endlich!"

Als die zwei Vampire und der Mensch gegangen waren, atmete Willow erleichtert auf. „Das war knapp! Aber ich möchte jetzt nicht in Dannys Haut stecken..."

„Was hat er eigentlich gemacht, daß Michael wütend auf ihn ist?"

„Michael hat irgendeine unverständliche Zuneigung zu Lisa und er kann Danny nicht leiden, weil er immer noch nicht umgewandelt ist. Sie sind eben beide keine einfachen Persönlichkeiten..."

„Das kann ich mir denken. Ich meine, er hat mir beide Arme gebrochen, nur weil ich den Pflock nicht sofort aus der Hand legen wollte..."

„Eine Mitteilung an alle Angehörigen, Todfeinde und sonstigen Leute in diesem Haus: Cat, Alessandro und ich sind jetzt einkaufen", informierte Pete sie über die Gegensprechanlage. Caitlin hatte eine installieren lassen, als sie es leid war, ihre Mitbewohner auf 1000 Quadratmetern zu suchen, um ihnen zu sagen, daß das Essen fertig war.

Willow sprintete zu der Anlage - ihre Reflexe hatten sich extrem verbessert, seit sie Lehrling geworden war - und antwortete, „Tara und ich haben verstanden. Denkst Du bitte dran, daß Du mir die Marshmallows mitbringst?"

„Natürlich, Süße."

„Du bist ein Schatz!"

„Vorsicht, ich hab immer noch meinen guten Ruf als skrupelloser, babyfressender, gemeiner, böser, hinterhältiger Meistervampir zu verlieren..."

„Und denk nur ja an mein O positiv und den Schokoladensirup oder...!", drohte Lisa.

„Okay, ich bring Dir ne Flasche extra fetthaltigen mit", keifte Pete zurück.

Kopfschüttelnd ging Willow wieder zu ihrer Couch. „VIERHUNDERTZWEI Jahre alt und benimmt sich wie ein Fünfjähriger... Wer will weiterlesen?"

„Du hast noch garnicht, Liebling."

„Okay, aber erzähl es ihm nicht."

Freitag, 16 Juli 93

„Graf Harris, habt Ihr nach dem Mahl noch einen Augenblick Zeit?", fragte mich Colin heute Morgen beim Abendessen.

Ich sah stirnrunzelnd von meiner geräucherten Elchkeule auf, die ein schwedischer Freund von Colin mitgebracht hatte. „Äh... ja, klar. Was ist denn los?"

Er zuckte mit den Schultern, während er einen Bissen Auerhahn mit Met nachspülte, „ich möchte mich mit Euch unter vier Augen unterhalten."

Ich muß noch blasser geworden sein, als ich ohnehin schon bin, da ich Monate nicht mehr an der Sonne war. Wenn Colin sich mit jemandem alleine „unterhalten" wollte, gab es normalerweise solch eine Zurechtweisung, daß sogar er es für unfair hielt, sein Opfer vor anderen so zu demütigen. Und das will was heißen! „Ganz wie Ihr wünscht, Sir."

„Ich sehe, Ihr habt bei der Zenturie gelernt..."

Athena drückte meine Hand aufmunternd unter dem Tisch.

Eine halbe Stunde, zwei Becher - verdünnten - Weins und einen Becher Bier später, gingen Colin und ich in den blauen Salon. Es ist ein hübsches Wohnzimmer, eingerichtet im italienischen Palazzo-Stil, mein Lieblingsraum. Ich hielt das für ein weiteres schlechtes Zeichen. Er ließ eine Dienerin Met bringen und ich hob fragend eine Augenbraue.

„Meine Gemahlin hat mich für meine schlechten Manieren gescholten..."

„Oh! Weshalb wolltet Ihr mich unter vier Augen sprechen, Euer Hoheit?"

„Während Ihrer Abwesenheit haben meine Gemahlin und ich mehrere Entscheidungen getroffen, die Euch sicherlich interessieren werden und ich möchte Euch über den Schriftwechsel mit dem Hauptquartier informieren, Graf."

„Das Hauptquartier hat geantwortet?! Was haben sie geschrieben?"

„Nun, sie haben sich bezüglich der Hüter, die auf Euren Fall spezialisiert sind, informiert. Einer ist in Südamerika und seine Expedition wird erst in 15 Jahren zurückkehren, der andere hält sich in Asien auf, in Chin, um genau zu sein. Er kann sich jedoch einer Expedition anschließen, die nächstes Frühjahr von Japan zurückkehrt."

„Das ist wunderbar! Wann werde ich ihn treffen können?"

„Wie jeder Hüter, muß er nach einer großen Forschungsreise im Hauptquartier Bericht erstatten. Er kann mit dem Expeditionsteam im Frühling oder Sommer des Jahres 1595 das Hauptquartier erreichen. Ich habe die Mitteilung bekommen, daß er sich sehr freuen würde, wenn Ihr dies bestätigen würdet, damit er seine Reise nach Japan antreten kann."

Ich weiß immer noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Zwei weitere Jahre! Aber nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, nickte ich. „Das ist die erste und einzige Möglichkeit?"

„Nun, wir könnten auch zum Hauptquartier reisen und ich lasse mich von ihm beraten."

„Aus Japan? Das wird noch länger dauern!"

„Dasselbe befürchte ich. Wir haben uns deshalb eine Alternative überlegt. Ich weiß, Graf Harris, sie klingt nicht sehr verlockend, aber es ist das Beste, was ich Euch anbieten kann: Wir werden nächstes Jahr zum Hauptquartier aufbrechen und treffen dort den anderen Hüter."

„Das kann ich nicht von Euch verlangen! Mit Kutschen werden wir sehr lange unterwegs sein und Ihr habt hier Euer Gut, Eure Familie, Eure Frau... alles! Ich möchte nicht, daß Ihr soviel für mich tut. Ich kann das doch nie wiedergutmachen!"

„Darum braucht Ihr Euch nicht zu sorgen. Caitlin hat noch nie das Hauptquartier besucht, genauso wie Athena und Sammy, Pjotr und Wulf waren für ein Jahrhundert nicht mehr dort. Außerdem sind die Beziehungen der McKees zu den Adelshäusern auf dem europäischen Festland eingeschlafen und ich muß ihnen meine Gemahlin vorstellen. Wir könnten dies alles miteinander verbinden."

„Wirklich?"

„Selbstverständlich. Wir werden warten, bis mein Bruder zurück ist und ihm die Verwaltung beider Herzogtümer übergeben. Es ist ja nur für ein gutes Jahr."

„EIN JAHR?", schrie ich.

Colin amüsierte sich bestens. „Was denkt Ihr denn? Wir würden mit einem der Stahlvögel fliegen, von denen Ihr berichtet? Wenn wir andere Adlige besuchen, werden wir eine große Reisegesellschaft mitnehmen müssen - ich werde ein sehr unglaubwürdiger Herzog sein, wenn ich mit einer Handvoll Kutschen erscheine - das braucht Zeit zur Planung. Und ich spreche nicht von Planung in dem Umfang, in dem Ihr Eure Reise nach Galway geplant habt..."

„Wie lange werden wir denn unterwegs sein? Und wo geht es überhaupt hin?"

„Ihr seid nun ein Mitglied der Union - ein Prätorianergardist sogar - und habt geschworen, daß Ihr alle Geheimnisse, die man Euch anvertraut, mit in Euer Grab nehmen werdet. Wenn ich Euch dies sage, dann gebe ich das größte Geheimnis der Union preis. Seid Ihr sicher, daß Ihr diese Verantwortung auf Euch nehmen wollt? Es ist noch ein Jahr..."

„Ich will es und ich kann das auch für mich behalten."

„Gut."

Colin zeigte mir eine erste, mangelhafte Reiseroute und den ungefähren Standort des Hauptquartiers. Alles, was ich Euch sagen darf und will, ist, daß wir ungefähr drei Monate unterwegs sein werden. Da wir Zwischenstopps machen, kann derjenige, dem dieser Brief in die Hände fällt, den Standort nicht errechnen. „Wieviel Personen nennt Ihr eine „große Reisegesellschaft"?"

„Das letzte Mal waren es circa 200 Personen."

„Wow! Brauchen wir die alle?" Colin gab mir den patentierten „Dir ist ein zweiter Kopf gewachsen-McKee-Blick". „Okay, das war eine blöde Frage."

„Eine schwachsinnige Frage!", stimmte Herzog McKee eifrig zu.

„Hey!" Ich sah den - mal wieder rothaarig gefärbten - Unsterblichen entrüstet an und entdeckte ein schelmisches Funkeln in den goldfarbenen Vampiraugen. Obwohl er im Gameface war, hockte er ganz entspannt in seinem Sessel. Er hatte seine Beine über eine Lehne geschwungen, den Oberkörper lehnte er gegen die andere, eine Hand fuhr durch die zerzausten Haare. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkt hatte, daß das Eis endlich gebrochen war.

„Hallo? Seid Ihr noch mit uns?"

„Hä?"

„Gut, bevor Ihr mir einschlaft, gehen wir zum nächsten Thema! Centurio Karz war zutiefst beeindruckt von Eurer Leistung - sowohl während der Grundausbildung als auch der Aufnahmeprüfung. Es halten nicht viele durch und für Menschen ist es besonders schwer."

„Na ja..."

„Nein, laßt mich ausreden! Ihr habt beide Male mit Auszeichnung bestanden. Als ich Euch die Empfehlung gab, wäre ich nicht enttäuscht gewesen, wenn Ihr die erste Woche überlebt hättet. Aber Ihr belehrtet mich eines besseren. Als ich die Nachricht von Centurio Karz erhielt, daß Ihr aufgenommen wurdet, war ich zutiefst überrascht. Es ist eine bemerkenswerte Leistung! Ich... bin stolz auf Euch."

„Danke, Sir!" Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet! Colin ist schnell mit Kritik da, aber auf Komplimente muß man lange warten.

„Keine Ursache. Da Ihr noch beinahe zwei Jahre in unserer Gesellschaft bleiben werdet, möchte ich Euch ein Angebot machen."

„Was möchtet Ihr mir denn anbieten?", fragte ich neugierig.

„Es gibt in der Union eine sehr, sehr alte Tradition: Wenn Unions-Menschen in eine Familie von Unions-Vampiren einheiraten - oder auf sonstigen Gründen zu Familienmitgliedern werden - geben sie ihren Verwandten gelegentlich Blut. Dafür bekommen sie etwas Vampirblut..."

„Ihr wollt mich umwandeln?"

„Wenn Ihr nicht zurückkehren würdet oder kein Freund der Jägerin wäret, würde dies verlockend sein. Aber wir wollen Euch nur etwas Blut geben. Gerade genug, damit jeder andere Vampir Euch als ein Mitglied unserer Familie erkennt. Meine Gemahlin hat das gleiche Geschenk nach unserer Trauung erhalten. Ihr werdet ein Mitglied unserer Familie, aber ohne ein Vampir zu werden."

Ich hatte absolut keine Ahnung, worüber Colin redete. „Und das bedeutet...?"

„Ihr gehört zu uns. Andere Vampire werden Euch nicht mehr als Nahrung ansehen - sie wissen, daß sie damit den Zorn unserer Familie auf sich ziehen - sie werden Euch nicht mehr angreifen, Ihr werdet von ihnen mit Respekt behandelt werden. Ihr erhaltet all die Rechte eines Mitglieds unserer Familie. Ihr seid immer bei uns willkommen - egal in welcher Zeit und welchem Ort - wir übernehmen Verantwortung für Euch, sorgen für Euch, wenn Ihr unsere Hilfe braucht und Ihr werdet wie ein gleichberechtigtes Mitglied behandelt."

Noch vor ein paar Monaten hätte ich sofort meinen Hals hingehalten, aber jetzt war ich ein Prätorianer, hatte ihre Ausbildung genossen. „Was sind meine Pflichten und wie verändert mich diese Menge an Blut physisch?"

„Eure Lektionen habt Ihr gut gelernt. Eure Pflichten sind die eines Childes. Ihr werdet das Blut von mehreren bekommen, aber derjenige, der Euch das erste gibt, wird Eurem Sire gleichstehen. Das würde meine Wenigkeit sein."

„Folgsamkeit, Treue und Dienste im Kampf, hm?"

„Wahlfach Vampire, hm? Die körperlichen Auswirkungen hängen davon ab, wie lange und wie oft Ihr Vampirblut erhaltet. Wenn Ihr einmal in der Woche ein paar Schlucke über zwei Jahre bekommen würdet, hätten sich Eure Sinne um ein Zehntel verbessert und die Nachtsicht um ein Viertel."

„Wer trinkt von mir?"

„Vermutlich Athena. Sie kann Euch ihr Blut nicht geben - es darf nur ein Meistervampir mit mindestens einem Childe und einer Stadt unter Kontrolle - aber ich trinke von meiner Gemahlin."

„Euer Angebot gefällt mir, Euer Hoheit. Werden die anderen damit einverstanden sein?"

„Wir haben dies gemeinsam beschlossen. Ihr könnt Euch Zeit lassen, ich erwarte keine sofortige Entscheidung."

„Ich mache es!" Er würde beleidigt sein, wenn ich mich nicht sofort entschied, außerdem hatte ich meine Wahl getroffen. Sammy hatte mir erzählt, daß man mir vielleicht irgendwann so etwas vorschlagen würde. Und für mich ist es ein weitere Schritt dazu, mir hier ein Leben aufzubauen, mich weiterzuentwickeln und Athena zu gewinnen.

„Gut, wir werden beim Mittagessen über die Realisierung sprechen. So aufgeregt wie Ihr seid werdet Ihr diesen Tag kein Auge zumachen. Lassen Sie sich einen Baldrian-Tee machen. Gute Nacht!"

Mir blieb nichts anderes übrig, als meinem Gastgeber sprachlos nachzusehen.

Colin hatte Recht, ich kann nicht schlafen. Aber der Baldrian-Tee hat auch nicht geholfen. Es war halb acht Uhr, als ich angefangen habe, diesen Brief zu schreiben - in der Hoffnung, daß ich müde werde. Aber es war eine falsche Hoffnung.

Mir schwirren immer noch zu viele Gedanken im Kopf herum, als, daß ich schlafen könnte. Ich möchte Colin auch nicht für ein stärkeres Schlafmittel wecken. Deshalb werde ich meinen Kammerdiener wecken, daß er mir beim Anziehen der Reiterkleidung hilft und drehe eine Runde mit Bainín um das Anwesen.

Samstag, 17. Juli 93

Das war vielleicht peinlich! Ich bin im Büro über einer Bilanz eingeschlafen! Und natürlich hat mich AUSGERECHNET Colin gefunden! Ich wäre am liebsten im Boden versunken, aber er hat mich nur ausgelacht und es den anderen beim Mittagessen erzählt.

Wir haben jetzt auch abgemacht, wann ich das erste Mal Vampirblut bekomme. Diese Nacht. Beim ersten Mal ist es relativ viel, ein halber Liter, deshalb will Colin, daß ich mich vorher ausruhe und danach direkt schlafen gehe, weil es zu anstrengend für mich wäre. Hat auch seine guten Seiten, ich muß nicht arbeiten.

Ich hoffe, Ihr macht Euch keine Sorgen um mich, mir geht es gut und ich weiß, was ich mache. Caitlin gibt Colin schon seit 89 regelmäßig Blut und bekommt welches und sie ist trotzdem kein Vampir. Es ist absolut ungefährlich, sonst würde ich es nicht machen. Oder haltet Ihr mich für jemanden, der sich freiwillig zum Vampir umwandeln läßt? Seht Ihr! Tausende Menschen haben das vor mir gemacht und Tausende werden es nach mir machen, kein Grund zur Beunruhigung.

Montag, 19. Juli

Ich habe es hinter mir! Jetzt fließt Colins Vampirblut durch meine Adern!

Colin, Caitlin und Athena sind vorletzte Nacht in mein Schlafzimmer gekommen - vorsichtshalber hatte er seinen Medizinkoffer mitgebracht - und nach einer kurzen Begrüßung setzte sich Athena auf meine Bettkante. Sie überreichte mir einen kunstvoll verzierten Krug aus Bergkristall, gefüllt mit einer klebrigen dunkelbraunen Flüssigkeit. „Trinkt dies langsam, Graf Harris, es ist ein leichtes Schmerzmittel. Ihr werdet den Biß nicht so stark spüren, nachdem Ihr es genommen habt. Caitlin hat es extra für Euch hergestellt."

„Danke." Ich nahm einen kleinen Schluck. Es war angenehm süß. „Was ist es?"

„Ich weiß es nicht. Colin?"

Der ältere Vampir beobachtete uns von einer Couch, „es ist ein Trank aus 17 verschiedenen getrockneten Wurzeln und Kräutern, gekocht in einem Wein-/Wasser-Gemisch und gesüßt mit Honig. Nur die Heiler der Union kennen ihn in dieser Form, da einige der Zutaten - mit bestimmten anderen vermischt - gleichzeitig die Wundheilung und Blutbildung fördert."

„Hört sich kompliziert an!" Ich trank den Rest mit neuer Ehrfurcht. „Wird es sehr weh tun?"

„Ihr könnt einen Knebel bekommen, wenn Ihr Euch dann besser fühlt."

„Nehmt es meinem Sire bitte nicht übel, er hat einen recht... eigenwilligen Humor."

„Das habe ich gemerkt, Athena."

Sie legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. „Ihr habt keine Angst. Warum?"

„Woher wollt Ihr wissen, daß ich keine Angst habe?"

„Ihr solltet inzwischen verstanden haben, daß Vampire über einen bedeutend ausgeprägten Geruchssinn verfügen."

„Die letzten fünf Jahre hab ich immer damit rechnen müssen, daß an der nächsten Straßenecke ein Vampir darauf wartet, mich zu essen. Es ist schon ein Fortschritt, die Vampire zu kennen. Und ich vertraue Euch beiden."

„Menschen sind immer wieder für Überraschungen gut", stellte Colin mit gehobener Braue fest.

„Ich würde wohl kaum noch hier sein, wenn ich Euch hassen und nicht über den Weg trauen würde, oder?", fragte ich genervt. Ich meine, nach einem Vierteljahr sollte einem der in ein paar Minuten-Sire doch zumindest ein kleines bißchen vertrauen, oder?

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht."

Ich rollte meine Augen. Colin kann noch besser viel reden, ohne etwas zu sagen, als Angel! Aber das scheint mir eine Macke zu sein, die bei Vampiren üblich ist.

„Spürt Ihr schon etwas?"

„Äh... was soll ich denn spüren?"

„Athena?"

Sie nickte und gab mir eine Ohrfeige. „Aua! Ich hab doch gar nichts gemacht!"

„Mein Childe wollte nur herausfinden, ob der Trank schon wirkt."

„Dafür hättet Ihr mir nun wirklich keine Ohrfeige geben brauchen!", schmollte ich. Vampire können manchmal SOO nerven! Kann mir mal jemand sagen, warum ich eigentlich Athena hinterherlaufe? Okay, ich kenn die Antwort.

„Und?", hakte Colin nach.

„Was und?"

„Hat es so sehr weh getan, wie es normalerweise weh tun würde?"

„Ich weiß nicht, ich war so geschockt, daß ich nicht drauf geachtet habe."

„Wir beginnen jetzt, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit!" Athena setzte sich neben Caitlin auf die Couch und Colin neben mich auf mein Bett. Sie hatten gewollt, daß ich von Anfang an lag, weil ich bewußtlos werden würde. Bevor ich richtig wußte, was geschehen war, spürte ich Fangzähne in meinem Nacken. Es tat nicht weh - der Trank hatte schon geholfen - aber ich konnte alles spüren. Einen weiteren Sekundenbruchteil und der Vampir saugte.

„Ähm... habt Ihr heute schon gegessen?"

„Nein", schmatzte er.

Zum ersten Mal zweifelte ich daran, daß es so eine gute Idee war, freiwillig Vampirfutter zu werden. Aber es war definitiv zu spät.

„Ihr müßt Euch nicht fürchten, Graf Harris. Colin hat erst vor zwei Stunden einen Menschen ausgesaugt. Er ist noch satt."

„Ausgesaugt? Getötet?"

Caitlin kicherte, „natürlich, wie soll er es denn überleben, wenn mein Gemahl all sein Blut trinkt? Oh, ich verstehe, Ihr macht Euch Sorgen um Eure Sicherheit. Aber das braucht Ihr nicht, wir haben genug Nahrung und müssen nicht die eigene Familie anrühren."

„Wir?"

„Ja, ich trinke auch manchmal Blut. Mein Körper benötigt es nicht, aber es ist vorteilhaft um unsere Gemeinschaft zu stärken, wenn wir gemeinsam jagen."

„Muß ich das auch machen?"

„Ihr habt bereits mit meinem Neffen gejagt."

„Eigentlich bin ich nur mitgegangen und habe an der Ecke gewartet, während Sammy seine Beute in der Hinterstraße getötet hat."

„Ihr werdet mitgehen und ein bißchen Blut naschen, mehr ist es nicht. Keine große Sache."

Während ein Vampir an meinem Hals hang und ein anderer drei Meter entfernt war, hielt ich es nicht für clever, zu widersprechen. „Wieviel noch, Euer Hoheit?"

Ab da erinnere ich mich nicht mehr, was passiert ist. Aber gestern erzählte mir Athena, daß ich mich beschwerte, weil ich den Blutverlust spürte, Colin aber erst stoppte, nachdem ich bewußtlos war. Dann gab er mir eine Menge Vampirblut.

Diese Nacht habe ich wieder gearbeitet, aber nur bei der Planung von Samhain. Mir macht der Blutverlust noch zu schaffen, wird auch noch einige Tage dauern, ehe ich gar nichts mehr davon spüre...

Aber es fühlt sich gar nicht anders an als vorher, wenn ich nicht ein Pflaster am Hals hätte, könnte ich denken, daß ich mir alles nur eingebildet habe. Die verbesserten Sinne, von denen Colin gesprochen hat, habe ich noch nicht. Womöglich dauert das noch ein paar Wochen.

1. August 93

Heute Abend feiern wir Lughnasadh, das ist ebenfalls ein heidnisches Fest. Es werden ein paar Angehörige von Colin und Michael zu uns kommen, wir machen nur eine kleine Feier im privaten Kreis.

Wir sind letzte Nacht alle auf die Felder gegangen - die Felder um unser Anwesen herum bewirtschaften wir selbst - und haben die schönsten Früchte gesucht. Daraus wird ein Salat gemacht, den man mit Honig süßt. Den Angestellten haben wir heute alle frei gegeben, damit sie auch feiern können. Früher haben wir immer mit den Bediensteten zusammen gefeiert, aber Belle möchte das nicht so gerne.

Es dreht sich immer noch alles um Belle und ich weiß immer noch nicht, was Colin an ihr findet! Zugegeben, sie sieht gut aus, ist intelligent, stammt aus einer aristokratischen Familie und ist demzufolge wohlhabend. Aber das ist nichts besonderes für Colins Childes. Er hat einen unbescheidenen Geschmack.

Pjotr - sein zweitältester, wie ich inzwischen herausgefunden habe - kommt aus einer Familie, die im Kiewer Reich viel Einfluß hatte, Ciara ist die Tochter eines Clanführers, Wulf hat was mit dem mittelalterlichen deutschen Adel zu tun. Nur Athena ist eine gewöhnliche Bürgerliche. Aber dafür kann sie unglaublich gut kämpfen, ist außergewöhnlich intelligent - sie spricht fünf Sprachen perfekt, drei weitere gut, ist eine begabte Mathematikerin, hat beeindruckende Führungsqualitäten - und künstlerisch veranlagt - sie kann Harfe und Leier spielen, malen, dichten und singen.

Bei Caitlin ist es etwas anderes. Er wollte eine gleichberechtigte Gefährtin, kein ergebenes Childe. Sie ist außergewöhnlich - auch ohne Adelstitel. Er erkannte bei beiden ein großes Potential, aus dem er etwas machen wollte. Sie ähnelt sehr Athena, die Unterschiede sind nur das Aussehen und, daß Caitlin Magierin, Heilerin ist, Athena eine Künstlerin.

Wenn Ihr Euch fragt, warum ich Maura nicht oben erwähnt habe, nun, sie ist nicht Colins leibliches Childe. Der Meister machte sie vor ein paar Jahren, während er mit Belle unterwegs war. Aber sie verloren schnell das Interesse an ihr. Maura ist störrisch, launisch, unzuverlässig und sträubt sich noch mehr gegen Befehle wie Belle. Sie war die erstbeste Person, die ihm über den Weg lief, nachdem er sich mit Belle gestritten hatte und wandelte sie aus Trotz um. Als sie zwei Wochen später zurück kam, schickte er Maura zu Colin, um sie loszuwerden.

Ich hatte mich immer gewundert, weshalb sie ein paar Tage, nachdem ich hier erschienen war, spurlos verschwand. Beim Abendessen war sie noch da und beim Frühstück verschwunden. Die anderen taten, als wäre sie nie dagewesen, wenn ich fragte, wechselten sie das Thema. Die ganze Zeit dachte ich, daß es wegen mir war, aber Sammy hat mir erzählt, daß in dieser Nacht ein Bote von Belle kam und berichtete, daß sie mit dem Meister bald wieder in Irland sein würde. Daraufhin ist Maura sofort gegangen. Sie hat damals geschworen, daß sie nie wieder dem Meister oder Belle begegnen wolle...

Traurig, hm? Ich hab Mitleid mit Maura. Ich finde es gemein von Colin, daß er sich für Belle entschieden hat. Ich kann sie zwar nicht richtig vergleichen, aber Maura schien mir nett zu sein. Ich werde die Sire/Childe-Beziehung nie richtig verstehen!

Trotzdem würde ich gerne wissen, wer die anderen zwei Childes sind. Und die beiden, die Colin noch umwandeln wird - neben Caitlin, ist ja klar, daß sie sein Childe wird. Wenn ich wieder bei Euch im Jahr 2001 bin, werde ich Caitlin fragen. Und wenn Maura noch lebt, melde ich mich vielleicht mal bei ihr. Ich denke, daß sie sehr einsam ist, mit dem Meister, Colin und Darla tot, Spike und Angelus auf der guten Seite, Caitlin mit eigener Familie, Drusilla verrückt. Das wären die einzigen, die für sie eine Ersatz-Familie sein könnten, ihre anderen Adoptivgeschwister interessieren sich ja nicht für sie.

„Ich bin NICHT gut! Wenn der verdammte Welpe zurück ist, werde ich ihm zeigen, wie GUT ich bin!", schimpfte Spike.

Buffy legte beschwichtigend eine Hand auf den Arm ihres Freunds, „er hat es bestimmt nicht böse gemeint, Liebling."

„Trotzdem!", schmollte der blonde Vampir.

„Xander wollte bestimmt nur sagen, daß Du wegen dem Chip noch nicht wieder Menschen töten kannst, aber das sich das bestimmt bald ändert und dann bist Du wieder genauso böse und blutrünstig wie früher. Nicht, daß Du mal nicht böse und blutrünstig warst!", fügte Willow schnell hinzu, bevor ihr Wahl-Großcousin noch mehr eingeschnappt war.

„Weißt Du, wer die anderen Childes von Colin sind, Willow?"

Die rothaarige Hexe wechselte einen vielsagenden Blick mit ihrer Freundin. Sie mied Buffys Augen, als sie - viel zu überzeugend für ihren Geschmack - log, „vielleicht habe ich schon einmal von ihnen gehört, aber ich kann mich im Moment nicht an alle erinnern. Elf sind eine Menge und die haben auch wieder Childes, deren Childes wieder Childes und so weiter... Denk nur mal daran, wie viele Generationen Nachfahren Darla hat und sie ist 700 Jahre jünger als Colin und Michael."

„Du hast Recht, es müssen Dutzende Leute sein. Natürlich kannst Du Dich nicht an alle erinnern."

Manchmal verfluchte Willow die Sitte, daß ein Meister fast alle Geheimnisse mit seinem Lehrling teilte - selbst mehr als mit einem Childe. Es hatte natürlich einen Sinn, aber manchmal wünschte sie sich, weniger zu wissen. „Ähm... will einer von Euch noch was essen? Kuchen, ne Konserve?"

„Wenn Du mir noch eine Tasse Blut bringen könntest..." Spike hatte keinen Hunger mehr, aber er wollte Willow helfen, von diesem Thema abzulenken.

„Klar! Ich kann es mit Kaffee mischen und ein Weetabix reinmachen?"

„Danke."

Die Scooby Gang kam nicht mehr dazu, weitere Briefe zu lesen, weil Willows Unterricht anfing, nachdem Caitlin das Abendessen gemacht hatte. Sie hatte täglich nur noch drei Stunden Privatunterricht - zwei Magie und Meditation, eine Schießen und Bogenschießen - statt fünf, dafür machten sie und Tara oft beim gemeinsamen Unterricht im Freien mit und halfen Buffy beim Sparring.

An diesem Abend hatten die Mädchen sich für die weniger schmerzhafte Variante entschieden und gingen mit Cat, Spike, Danny und Pete - ihren gelehrigeren Kindern - in den Stadtpark. Nach dem Jogging keuchte nur Tara. Willow hatte sich in den letzten zweieinhalb Jahren täglichen Kraft- und Ausdauertrainings eine vampirische Kondition erarbeitet. Sie haßte es, Gewichte zu stemmen, aber es war erträglicher, seit sie gemerkt hatte, daß sie jetzt fast genauso stark wie Buffy war.

„Womit fangen wir an?"

„Tara, möchtest Du noch einmal Tai Chi Yang-Stil üben, wie wir es gestern gemacht haben?"

„Jou Lian? Gerne!"

„Willow, ich möchte, daß Du zuerst mit dem Jian und dann mit dem Dao übst." Sie seufzte, als ihr Lehrling schmollte. „Ich weiß, daß Du lieber nur am Dao trainieren möchtest, aber Du mußt krabbeln, bevor Du laufen kannst."

„Wenn es sein muß.." Sie holte ihr einfaches Tai Chi-Schwert unter ihrem langen Ledermantel hervor und legte die anderen Waffen neben einen Baum.

„Ich werde mich noch einmal mit Hung Gar Kung Fu und Iaido beschäftigen. Ich kann das im Schlaf - das ist es nicht - aber ich will es auch nicht verlernen. Iaido kann ich immer brauchen - Schwert ziehen, Angreifer mit einem Schlag ausschalten, sieht immer cool aus und ich kann agieren, bevor mein Gegner die Chance hat, zu reagieren oder gar meine Taktik vorauszusehen." Danny nahm sein Katana von den Waffen, die er gegen einen anderen Baum gelehnt hatte. „Dagegen ist Hung Gar als waffenlose Technik ein guter Ausgleich."

„Tu das, mein Junge. Und stell bitte ein paar Fackeln auf, Willow und Tara werden sich noch verletzen in der Dunkelheit."

„Was hältst Du davon, wenn wir uns mit ein bißchen Shuai-Chiao aufwärmen, dann Standard praktizieren und am Ende noch ne Runde American Kenpo einlegen, Cat?"

„Das ist eine GENIALE Idee, Pete! Nehmen wir Freistil, vorgegebene Waffen Schlagring, Morgenstern, Kampfmesser?"

„Du willst es mir schwer machen, hm? Dann mußt Du aber kontern!"

„Okay." Sie holten unter Mänteln, aus Handtasche und Rucksäcken ihre Waffen hervor und stellten sich zwischen zwei Bäumen auf.

Gelassen - Schlagring und Morgenstern in der linken, Messer in der rechten Hand - lehnte sich Caitlin gegen ihren Baum und fixierte ihr Childe, daß 30 Meter entfernt gegen einen Baum gelehnt war. Wie auf Kommando schossen beide in Bewegung. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit rannte Pete auf seinen Sire zu, während Cat auf einen breiten Ast über ihr stieg und mit einem Kriegsschrei auf ihn zusprang.

Sie trafen sich in der Mitte, teilten ohne Zögern Tritte und Schläge aus. „Das ist NICHT Shuai-Chiao", erinnerte Pete sie leise lachend.

„Ach ne? Ich mache es zu Shuai-Chiao!", grinste Caitlin. Ihr Childe kannte sie gut genug, um zu wissen, daß sie sich niemals nach den Regeln spielte. Irgendwann später, wenn sie zu erschöpft waren, um das Tempo durchzuhalten, würden sie zu dem asiatischen Kampfsport wechseln und sich dabei für den dritten Teil erholen.

Aber zuerst herrschte Krieg. Die Prügelei mit dem harmlosen Namen „Standard" war ein von der Union erfundener Martial Art-Stil, der die tödlichsten und effektivsten Übungen von allen erfolgreichen Kampfsportarten mit denen der lange ausgestorbenen mischte. Wenn ein Hüter ein fremdes Volk besuchte, erforschte er nicht nur die Religion und Kräutermedizin, sondern erlernte auch Kampftechniken und alles andere, was der Union einen Vorteil bringen konnte.

Es war Donnerstag, als sich die Gruppe das nächste Mal im McKee-Haus zum Lesen traf. Willow suchte in der Schatulle nach dem nächsten Brief. Nach einigen Minuten hielt sie triumphierend den Umschlag hoch. „Hab ihn!"

„Dann les mal!"

Mittwoch, 11. August 93

Diese Nacht ist Belle abgereist. Sie will sich mit ihrem Liebhaber in England treffen und gemeinsam mit ihm nach Skandinavien fahren, um dort zu überwintern. Als sie uns das - wie immer überraschend - sagte, konnte man regelrecht spüren, wie jeder aufatmete.

Ich bin mal gespannt, ob Maura zurückkehrt. Colin hat sofort einen Boten zu ihr geschickt, nachdem Belle unser Anwesen verlassen hat. Aber warum sollte sie zu ihm zurückkommen? Michaels Stadtresidenz - in dieser lebt sie zur Zeit - ist luxuriös, hat einen Haufen Bedienstete, sie hat viele andere Vampire in der Nähe und wohnt in einer ansehnlichen Stadt. Was kann sie sich noch mehr wünschen?

Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich jedenfalls bleiben. Sobald Belle sich wieder die Ehre gibt, wird Colin sie erneut abschieben!

Ansonsten ist nichts aufregendes passiert. Ich bin im Alltagstrott, verbringe viel Zeit mit Athena, aber nicht außergewöhnlich viel. Wir haben eine Art stillschweigendes Abkommen getroffen, daß wir zusammen sind, ohne wirklich zusammen zu sein. Fragt mich nicht, ich blicke auch nicht durch!

Dienstag, 22. September 93

Morgen feiern wir Maboon, das letzte Fest vor Samhain. Es wird gleichzeitig eine Art Generalprobe für unsere große Feier sein.

Wir haben im Moment sehr viel zu tun. Die hörigen Bauern fahren ihre Ernten ein und geben uns unseren Anteil, das muß ich alles in die Bücher eintragen. Außerdem sammeln wir den Teil für die Kirche ein, also müssen wir auch noch an die einen gewissen Prozentsatz weiterleiten. Und Anfang Januar ist der Pachtzins an die englische Krone fällig...

Nebenbei sind wir noch immer mit der Samhain-Planung beschäftigt. Wir haben die Lieferung von den Nahrungsmitteln geregelt, Dekoration und Blumen auch. Jetzt - einen guten Monat vor dem Fest - müssen wir nur noch die Details ausarbeiten, wie wir die Gäste unterbringen. Es ist jedes Jahr ein Problem, obwohl Colin 30 Gästezimmer hat - inklusive der freien Angestelltenwohnungen - und zwei ganze Gästehäuser für diese Anlässe - in einem ist jeweils Platz für 50 Personen, Herren, Bedienstete - ist der Platz knapp.

Die Gäste selber sind 200, aber natürlich bringen sie auch alle ihren Hofstaat mit. Darum werden wir auch die Stadtresidenzen und deren Gästehäuser von Colin und Michael, die freien Zimmer unserer hörigen Bauern benutzen. Es ist nicht gerade First Class-Komfort dort, aber für die Bediensteten reicht es allemal.

Nur ist es nicht unser einziges Problem, diese Menschen... äh Lebewesenmassen unterzubringen, sie kommen mit ihren Kutschen und Pferden - die wollen auch irgendwo bleiben. Habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber machen müssen, wo man Pferde von 130 stinkreichen Leuten und hohen Tieren der Union läßt - alle wollen sie etwas essen. Wir hatten die Wahl, entweder unsere ohnehin überlastete Küche mit der Verpflegung der Gäste zu betreuen, oder die Gäste ihre Leibköche mitbringen lassen. Weil es uns an Platz noch mehr als an Küchenpersonal mangelt, haben wir uns für ersteres entschieden.

Es gehört verdammt viel Organisationstalent zu so einem Bankett! Ich hätte nie für möglich gehalten, daß es SOO viel Arbeit macht. Kochen, Tische decken, ja, das konnte ich mir vorstellen, aber was es alles zu planen gibt...

Aber wenigstens ist Maura zurückgekehrt, wenn auch nur, um uns bei den Vorbereitungen zu unterstützen. Wenn Belle oder der Meister nicht zurückkommen, sollte es funktionieren.

Montag, 18. Oktober 93

Der Countdown läuft! Es sind nur noch zwei Wochen! Heute sind die ersten Gäste angekommen - Hüter - und ich durfte sie mit Colin und Caitlin begrüßen gehen. Außerdem ist heute ein Bote von meinem Schneider gekommen und hat mir meine Kleidung gebracht. Wir haben keine Zeit, um in die Stadt zu fahren, deshalb muß jemand kommen. Es müssen nur noch ein paar kleine Änderungen gemacht werden, dann ist es perfekt.

Colin macht mich schon ganz verrückt, warum ich noch nicht mein Gewand habe und wo meine neuen Waffen sind und, daß ich einen Claddagh-Ring brauche und wieso ich immer noch nicht beim Barbier war... Nervig! Zugegeben, ich kann ihn verstehen, ich bin das neueste Familienmitglied und es ist wichtig, daß ich einen guten Eindruck mache, aber ich bin doch kein kleines Kind mehr!

Wenigstens haben wir es hingekriegt, daß die Damen alleine die Gäste begrüßen und sich um die Unterkunft kümmern können. Es ist lästig, daß immer ein Mann mitgehen muß, wenn eine der Frauen irgendwohin will. Das kostet uns auch viel Zeit. Nicht, daß ich Athena oder Caitlin nicht gerne begleite, aber ich habe genug zu tun, ohne den Anstandsboy zu spielen.

In den nächsten vier Tagen kommt die erste Welle, dann haben wir wieder drei relative Ruhe und danach erscheint der Rest der Gäste.

Ich geh jetzt lieber, bevor Wulf mich wieder zusammenstaucht, weil ich angeblich zu spät komme!

Samstag, 23. Oktober 93

Verschnaufpause! Das haben wir uns auch verdient! Ich bin vielleicht geschafft, habe mich die ganze Woche nicht ausgeschlafen!

Für heute haben sich nur zwei menschliche Prätorianergardisten angekündigt, Bekannte von mir aus der Grundausbildung. Colin war neugierig darauf, meine Mitschüler kennenzulernen - wobei ich vermute, daß er feststellen will, ob sie guter Umgang für mich sind - also habe ich sie eingeladen.

Abgesehen von den Begrüßungen und den gemeinsamen Mahlzeiten mit den hochrangigsten Gästen, habe ich bis einschließlich Montag Verpflichtungen. Normalerweise sollte ich Zeit finden, einen Abend mit Athena zu verbringen... Ich werde es versuchen. Meistens kommt was dazwischen, wenn ich mich auf einen freien Tag freue.

Sonntag, 24. Oktober 93

Heute sind mir gleich ZWEI absolut unglaubliche Dinge passiert! Als wir während der Arbeit einen Moment alleine waren, sagte mir Colin, daß wir uns nach Samhain über ein paar familiäre Angelegenheiten unterhalten müßten. Bevor ich ihn fragen konnte, worum es geht, kam schon einer der Schreiber in den Raum.

Die zweite Sache ist noch unvorstellbarer! Um genau zu sein, ich kann es immer noch nicht fassen! Wir machten im Büro etwas früher Schluß und Athena fragte mich, ob ich mit ihr in den Garten gehen wollte. Zuerst haben wir uns ganz normal unterhalten, wie wir es immer tun. Plötzlich hat sie mich geküßt! Ganz ohne Vorwarnung!

Und dann hat Athena einen Vampir-Abgang gemacht. Ich war so geschockt, daß ich ihr nicht einmal hinterhergerannt bin! Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll, aber ich bin mir sicher, daß Colin mehr weiß. Wenn es nur nicht so schwer wäre, ihn unter vier Augen zu packen zu bekommen!

Gut, ich bin nicht so überrascht, es ist ganz natürlich, daß wir uns irgendwann mal küssen würden, aber nachdem sie mich zusammengeschlagen hatte, dachte ich, daß ich noch jahrelang warten müßte! Ich muß das erst mal verarbeiten, vielleicht weiß ich mehr, wenn ich darüber geschlafen habe...

Dienstag, 26. Oktober 93

Die letzten zwei Tage war Athena wieder ganz ihr unterkühltes, distanziertes Selbst! Sie tut so, als wäre am Sonntag gar nichts geschehen! Da soll einer die Frauen verstehen...

Wenigstens läuft im Vorfeld des Festes alles reibungslos ab. Bisher hat unsere Planung gestimmt und wir sind zuversichtlich, daß es auch so bleibt. Es sind schon viele Gäste hier und die Streitigkeiten unter ihnen - die wir befürchtet hatten - sind bislang ausgeblieben. Aber ich traue dem Frieden noch nicht, in Sunnydale haben wir ja die ein oder andere Überraschung erlebt...

Sonntag, 31. Oktober 93

Über drei Monate haben wir intensiv daran gearbeitet, jetzt ist es soweit! In wenigen Stunden beginnt das große Fest! Wir haben eine riesige Halle, in der wird serviert und es ist auch noch genug Platz da für das Musikorchester und, um eine Tanzecke einzurichten.

Mir macht aber immer noch Bauchschmerzen, daß wir - um unsere Vampir-Gäste alle ernähren zu können - viele Menschen haben töten müssen. Heute Abend werden auch eine Menge als „frisches Büfett" serviert werden... Ich habe versucht, es Colin auszureden, ihn zu überzeugen, daß er Blut magisch herstellt und es mit den anderen Getränken verteilt, aber er sagte, das würde keinen guten Eindruck machen.

Weil er und Michael in ihren Herzogtümern - gegen eine gewisse Summe - uneingeschränkte Macht haben, was auch die Polizei und das Justizsystem betrifft, haben sie überwiegend Kriminelle hergeschafft. Aber ich bin mir nicht sicher, daß es alles Kriminelle sind. Wie auch immer, jetzt ist es zu spät für Gewissensbisse. Meine Kammerdiener kommen gleich und helfen mir, die Lappen anzuziehen, die ich tragen soll.

Es wird ein richtig ausschweifendes Fest werden. Jedermann zeigt seine besten Umgangsformen, die Trinkgefäße sind aus Silber, Gold und Bergkristall, der Mundschenk eines jeden Tisches achtet darauf, daß niemand über den Durst trinkt, das Orchester spielt nur vornehme Lieder, die Damen bekommen sogar Tanzkarten für den Höfischen Tanz, den es heute Abend geben wird. Es wird drei Gänge mit insgesamt 50 verschiedenen Speisen geben!

Natürlich haben solch exzessive Feiern nicht mehr sehr viel mit dem traditionellen Samhain gemeinsam, aber es ist nun einmal eine Familientradition. Und bei meiner Familie dreht sich alles um Traditionen, Sitten und Bräuche.

Montag, 1. November 93

Der Ball war schlicht und einfach großartig!

Alle bekamen das Essen gleichzeitig serviert, nicht mal mit dem lebenden Büffet gab es Probleme, auf der Tanzfläche war auch immer genug Platz - obwohl sie gut gefüllt war - die Gäste haben sich bestens amüsiert und wir sind alle zufrieden.

Athena und ich saßen als Gastgeber an einem Tisch mit zwei norwegischen Vampiren - Meister und Childe - einem Chaos-Dämon, einer menschlichen Frau aus der Verwaltung, einem Vampir-Wissenschaftler und drei menschlichen Prätorianergardisten. Wir hatten schnell ein paar gute Small Talk-Themen gefunden und dann hat sich der Abend von alleine weiterentwickelt.

Die Küche hat sehr großes Lob bekommen, es gab nur ein paar Beschwipste, keine Betrunkenen, die ausfällig hätten werden können, sogar die Musik war gut. Alles in allem ein perfekter Abend, sowohl aus Gastgeber- wie aus Gastsicht! Wir hatten den ganzen Raum mit Blumen und Blumengestecken geschmückt, das kam auch sehr gut an.

Wie es nicht anders zu erwarten war, war Athena umwerfend! Allein ihr Kleid, ein Traum aus blutrotem Samt und Spitze. Sie sah wie eine Prinzessin darin aus. Der Rest der Familie hatte sich natürlich auch herausgeputzt, aber ich habe den ganzen Abend nur Athena angesehen, deshalb kann ich mich nicht mehr so gut an ihre Roben erinnern. Caitlin trug ein grünes Seidenkleid und Colin irgendeinen Anzug, der dazu harmonierte. Ich kam mir natürlich - mal wieder - lächerlich vor in den Klamotten, die allen Männern außer mir stehen.

Aber es war wirklich schön, die Arbeit hat sich gelohnt. Wenn ich nächstes Jahr zu Samhain noch hier sein würde, würde ich mich wieder an der Planung beteiligen.

Aber dafür werden wir ab Montag dem Weihnachts- und Wintersonnenwendball den letzten Schliff geben. Ja, von der Planung eines Fests zum anderen. Weihnachten und Wintersonnenwende werden wir im kleineren Kreis feiern, vielleicht 30 bis 40 Leute. Das ist natürlich immer noch eine große Gesellschaft, aber gegen den Samhaim-Ball ist sie geradezu lächerlich!

Anfang Februar ist dann schon Imbolc Lore, das nächste Fest. Nicht allzulange danach kommen Ostara und Beltane. Eigentlich hat jeden Tag irgendeine Gottheit auf der Welt einen Ehrentag, den wir feiern könnten, aber wir müssen uns manchmal auch einschränken. Sonst würde hier ja gar nichts mehr getan werden...

Aber jetzt mit Samhain ist die warme Jahreshälfte endgültig verabschiedet worden. Wir haben November, es ist naß und kühl, ungemütlich. Dies wird auch eine Härteprobe für mich, ob ich mich mit meiner Familie auch gut verstehen kann, wenn wir nicht mehr ohne weiteres ausreiten können, um Abstand zwischen uns zu bringen, oder nur für ein paar Minuten in den großen parkähnlichen Garten gehen können. Wegen dem Regen sind die Wege verschlammt, deshalb kann man auch mit der Kutsche schlecht in die Stadt fahren.

Ich bin mal neugierig, wie es sein wird. Mein erster Winter hier. Bisher waren wir mit den Vorbereitungen für Samhain beschäftigt... Aber ich bin zuversichtlich, daß es gar nicht so schlimm werden wird. Das Haus ist sehr, sehr groß und mit Belle ist auch die ständige Anspannung verschwunden.

Freitag, 5. November 93

Die Nacht war ungewöhnlich mild und trocken. Darum schlug mir Colin vor, die Büroarbeit liegen zu lassen und mit ihm auszureiten. Weil ich immer eine Chance suche, um frei zu kriegen und ein Ausritt mit Colin sich nach Spaß anhörte, war ich einverstanden. Wir sattelten schnell unsere Pferde und ritten los. In der Fackelhalterung von Bainíns Halfter brannte ein Flamme, die mir genug Licht spendete, um meinen braunen Hengst nicht in einen Graben oder gegen einen Baum zu reiten. Meine Nachtsicht hat sich zwar verbessert, aber ganz ohne Licht geht es in einer mondlosen Nacht nicht.

„Wolltest Du über etwas bestimmtes mit mir sprechen, Colin?" Seit ich zur Familie gehörte, Ihrzten wir uns nicht mehr.

„Mh... ja. Woher wußtest Du das?"

„Intuition?"

„Du hast Dich gut an der Planung unseres Balls zu Samhain beteiligt und während des Balls hast Du Dich vorbildlich benommen. Deshalb haben Caitlin und ich eine Bitte von Athena neu erwägt. Ich hatte ihr zuerst verboten, zu engen Kontakt zu Dir zu unterhalten, weil ich befürchtete, daß Du schlechte Gesellschaft seiest. Als ich es ihr erlaubte, fragte sie, ob sie sich eventuell mit Dir verloben dürfte."

Ich starrte mit offenem Mund Colin an. Ich hatte nie damit gerechnet, daß Athena das tat.

„Meine Gemahlin und ich haben keine Einwände mehr gegen eine Verlobung. Aber wir verbieten weiterein, daß Ihr heiratet. Ich möchte nicht, daß mein Childe das nächste halbe Jahrtausend ohne ihren Gatten auskommen muß."

„Wow! Aber wenn wir nicht heiraten dürfen..."

„Wenn Du sie im Jahre 2001 immer noch heiraten willst, hast Du meinen Segen, Alexander."

„Danke. Darf ich Dich was fragen?"

„Selbstverständlich."

„Die Männer in dieser Zeit behandeln ihre Gemahlinnen normalerweise nicht gut. Wie kommt es, daß Du nicht so mit Caitlin umgehst?"

„Ich komme aus einer Zeit, in der noch alte Gesetze galten, Brehon genannt. Die Frauen hatten in dieser Zeit die Rechte, die ich Caitlin zugestehe. Ich erwarte natürlich, daß Ihr Euch gegenüber Athena genauso verhaltet."

„Das ist leicht, kein Problem!"

Ich bin noch am Überlegen, wie ich Athena verraten soll, daß wir uns verloben dürfen. Sie ist kein romantischer Typ, also fällt ein dramatischer Heiratsantrag weg. Ich glaube, daß ihr am meisten entspricht, wenn ich ihr ganz nüchtern sage, daß wir uns verloben dürfen und frage, ob sie damit einverstanden ist, daß ich die Feier für dann und dann ansetze. Aber das ist mir wieder zu unterkühlt.

Jetzt habe ich nach so vielen Monaten mein Ziel erreicht und ich weiß trotzdem nicht weiter! Nun ja, ich muß jetzt schlafen gehe, sonst komme ich heute Mittag nicht aus dem Bett. Vielleicht wird mir bis dann etwas eingefallen sein.

Samstag, 6. November 93

Nachdem ich Wulf, Maura und Ciara gefragt habe, hab ich es Athena doch ganz nebenbei berichtet. Sie hat genauso reagiert und gefragt, ob ich die Planung für die Verlobungsfeier übernehmen könnte, weil ich einmal darin Routine habe.

Ist es nicht passend, daß heute der Tag aller irischen Heiligen ist, wenn wir unsere Verlobung bekanntgeben? Irgendwie ironisch, was? Nun, wir werden keine große Party machen - Athena hält nichts davon - nur ein paar persönliche Freunde zur Wintersonnwende einladen. Beim Abendessen gibt Colin vielleicht einen Toast auf uns aus, das ist alles.

Aber solange ich Athena habe, ist mir egal, wenn es keine Feier gibt. Dafür machen wir eine umso größere bei der Hochzeit!

Ich weiß gar nicht, was für ein Glückspilz ich bin, daß ich so eine tolle Frau bekommen habe. Athena ist tausendmal besser als Anya, ich bin sogar froh, daß sie mich mehr oder weniger sitzen gelassen hat, so hatte ich den Kopf frei für sie. Tausche Ex-Dämonin gegen Vampirin, hm? Tja, das ist mein Leben! Aber es ist gerade eine ganze Menge besser geworden!

Jetzt, wo wir verlobt sind, fühle ich mich ein bißchen sicherer, daß Athena auf mich warten wird und sich nicht einen anderen Man sucht. 500 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, aber ich schulde ihr immerhin noch ein Hochzeitsgeschenk...

Es wird noch eine Weile dauern, bis ich im vollen Ausmaß verstanden habe, was geschehen ist. Ich kann Deadboy noch nicht mal länger Deadboy nennen, weil meine Verlobte auch ein Vampir ist! Okay, darüber werde ich hinwegkommen. Aber ich bin mit ihm VERWANDT! Angel ist mein Cousin, wenn ich Athena heirate! Und Spike mein Urgroßcousin! Darla ist meine Tante! Sogar mit dem Meister bin ich dann verwandt! Er ist mein Schwieger-Großvater! Das muß ich erst mal verdauern.

Das ich zur Familie McKee gehöre, daran hatte ich ja Zeit, mich zu gewöhnen, seit Colin mir sein Blut das erste Mal gab. Aber, daß ich dann auch noch mit Darlas Linie verwandt bin, ist es ein bißchen zu viel! Sogar für mich!

Was ich mir nicht alles antue, Athena zuliebe...

Freitag, 19. November 93

Hallo Scoobies!

Mein Leben ist im Moment einfach perfekt! Ich bin glücklich mit Athena, verstehe mich wunderbar mit meiner Familie, es könnte nicht besser sein!

Macht Euch bitte keine Sorgen um mich, mir geht es sehr, sehr gut. Auch wenn ich mir mal wieder viel Zeit mit dem Schreiben lasse. Mir fehlt die Zeit dazu und weil ich die meiste Zeit in Athenas Zimmer bleibe, werde ich auch nicht durch die Schatulle daran erinnert.

Wir überlegen, ob wir uns ein gemeinsames Zimmer nehmen sollen. Natürlich, daß würde für viele Gerüchte unter den Bediensteten sorgen, wir sind ja noch nicht verheiratet. Aber wen interessiert das schon? Ich würde liebend gerne, aber ich will Athena auch nicht drängen. Besonders, weil sie als Vampir einen ganz anderen Schlafrhythmus hat als ich. Sie ist sowieso nicht glücklich, wenn mich Raven wecken kommt und sie dabei auch weckt, aber wenn die ganzen Bediensteten durchs Schlafzimmer laufen, während sie schläft, dann gibt es Tote.

Ich liebe Athena wirklich, aber sie ist nun mal ein Vampir und auch noch ein Vampir mit einem sehr kurzen Geduldsfaden und... na ja, sie hat einfach Spaß daran, jemanden zu zerstückeln. Besonders, wenn sie noch die Ausrede gebrauchen kann, daß derjenige ihr auf die Nerven gegangen ist. Dann kriegt sie noch nicht einmal Ärger mit Colin.

Ansonsten ist nichts aufregendes passiert, hier stellt sich langsam aber sicher die Winter-Idylle ein. Nach den aufregenden und anstrengenden Monaten habe ich da auch nichts gegen.

Xander

Mittwoch, 1. Dezember 93

Und schon ist der erste Dezember da! Wie die Zeit vergeht! Ich habe das Gefühl, als wäre ich erst ein paar Wochen hier und nicht ein dreiviertel Jahr. Im März bin ich hier eingetroffen, jetzt ist Dezember, wie schnell wird der Juli da sein? Und dann müssen wir zum Hauptquartier. Wenigstens werde ich meine Familie noch für ein Jahr haben. Aber Irland und unseren Landsitz werde ich vermissen. Dies hier ist mein Zuhause geworden in diesem Jahr 1593.

Oh nein, nur noch ein Monat und es ist 1594! Ich weiß wirklich nicht, wo die Zeit geblieben ist. Manchmal geht sie gar nicht voran und dann verfliegt sie... Ich wünschte, ich hätte noch ein Jahr, um diese wunderschöne Insel zu erkunden. Aber wenn erst einmal der Frühling gekommen ist, sind wir in der heißen Phase für den Aufbruch und ich werde keine Zeit mehr haben. Dann ist dieses Kapitel meines Lebens auch abgeschlossen. Irland ist dann vorbei.

Wir werden drei Monate reisen, dann überwintern und dann werde ich zurückgeschickt. Auf einmal erscheint es mir viel zu schnell zu gehen. Und als ich hierher kam, konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich es überhaupt bis hier schaffen sollte. Aber jetzt ist der Advent und Neujahr steht vor der Tür. Ob ich Caitlin dazu überreden kann, daß wir uns einen Tannenbaum aufstellen? Ach, ich glaube, es gibt hier gar keine Tannenbäume, das war eine selten dumme Idee.

Ich bin hier jemand geworden, ich habe eine verantwortungsvolle Position, werde von meiner Familie dafür respektiert, ich kann einen Beitrag leisten. Das werde ich - nach Athena - am meisten vermissen, wenn ich zurück bei Euch bin. Und diese wunderschöne Insel.

Aber Athena hat Recht, ich darf mir nicht erlauben, um etwas zu trauern, was ich nicht ändern kann. Noch bleibt mir etwas Zeit und die werde ich genießen!

„Wollt Ihr Euch nicht noch etwas aufheben? Wenn Ihr alle Briefe auf einmal lest, dann wird Euch die Zeit viel länger vorkommen, bis Xander zurück ist", erinnerte Caitlin die Scooby Gang. „Du kannst Deine Freunde für Samstag wieder einladen. Willow, ich brauche Dich in der Folterkammer."

„Okay."

Reise in die Vergangenheit 4