Disclaimer: Buffy: The Vampire Slayer gehört Joss Whedon und Mutant Enemy.
Zeitlinie: 5. Staffel, 2. Story in der Caitlin-Serie
Altersfreigabe: PG
Kapitel: 5/7
Paare: X/ATE, B/SP
Inhalt: Xander wird in die Vergangenheit geschleudert und landet in Irland bei Caitlin, Colin und seinen Childes, während Spike auf die Entfernung seines Chips bei der Union wartet.
Kommentar: Um die FanFic zu verstehen, sollte man „Caitlin" gelesen haben, muß aber nicht. Hier ne kurze Zusammenfassung vom Alternativuniversum: Buffy ist seit „Caitlin" mit Spike zusammen. Angel ist wie in der Serie nach Los Angeles gegangen, hat sich aber nicht von Buffy getrennt, sondern von seiner Frau Caitlin. Spike hat den Chip, wohnt seitdem bei Buffy. Buffy und Riley waren nie zusammen. Die Initiative wurde vernichtet von Scooby Gang und Union (Buffy hat es persönlich genommen, daß die im Gehirn ihres Freundes rumgepfuscht haben). Willow gehört noch zur Gang, ist aber zwischen ihrer Loyalität zu ihrer Meisterin und ihren Vampirfamilie und der Scooby Gang hin- und hergerissen. Tara ist bei Cat und Co. eingezogen.
Kapitel 5
Langsam klärte sich die Menschenmasse und ein Gang in der Mitte bildete sich. Durch diesen schritt ein dunkelhaariger Mann mit Sonnenbrille. Er trug - alles in schwarz - ein Seidenhemd, eine Lederhose, schwere Lederschuhe und darüber einen offenen Ledermantel. Sein Haar war zu lang für die aktuelle Mode, die Haut zu blaß und ein Claddagh-Ring schimmerte an seiner Hand.
„Soll das etwa Eure Begrüßung darstellen, Freunde?"
Vier Kinnladen klappten in Schock herunter, acht weit aufgerissene Augen
starrten ihn an und vier Stimmen fragte ungläubig, „Xander?!"
„Der eine und einzige!" Theatralisch langsam nahm der Mann die Sonnenbrille ab.
In dem Moment, in dem sie seine Augen sah, rannte Buffy auf Xander zu. Nur seine guten Reflexe als Prätorianer und Empfänger von Vampirblut retteten ihn davor, umgeworfen zu werden. „Oh Xander, ich habe Dich so vermißt! Du kannst Dir nicht vorstellen, welche Sorgen ich um Dich hatte!", schluchzte sie in seinen schwarzen Ledermantel.
Xander drückte die blonde Jägerin unsicher. Es war ihm unendlich peinlich - automatisch fürchtete er um Buffys guten Ruf - und schälte sich vorsichtig aus der Umarmung. „Geb mir einen Moment, die anderen zu begrüßen, ja?"
„Es tut mir so leid!" Buffy kaute beschämt auf ihrer Unterlippe rum und wurde rot.
„Das braucht es sicher nicht." Mit ruhigen, sicheren Schritten ging er auf Giles zu und verbeugte sich vor ihm. „Mister Giles, es freut mich, Euch wiederzusehen."
„Willkommen zurück, Xander!"
„Vielen Dank, Sir" Er gab Dawn einen Handkuß, „Madam, Ihr seht bezaubernd aus wie immer!"
„Äh... danke, Xander."
Dann überraschte er Spike fast zu Tode, als er ihn kurz, aber innig umarmte. „William The Bloody, ich habe mich niemals so gut dabei gefühlt, Dich zu sehen, als heute!"
Spike schnüffelte an Xander kurz, dann rümpfte er die Nase. „Igitt! Du stinkst nach einem ganzen Haufen Vampire! Mit wem warst Du im Bett?!"
Zur allgemeinen Überraschung, lachte Xander herzlich über den Witz. „Spike, Spike, Spike, hütet Eure Zunge, mein Freund", drohte er, leise lachend. Dann zuckte er lässig mit den Schultern, „ich habe mir vor meiner Rückkehr eine größere Menge Blut geben lassen, damit die Wirkung für eine längere Zeit erhalten bleibt. Von Colin, Athena, Sammy, Wulf, Pjotr und Regina. Michael beschwerte sich ebenfalls, daß mein Geruch eine Beleidigung für seine Riechorgane sei."
„Ich verstehe."
„Hey, ich bin auch noch da!", beschwerte sich Buffy mit gespielter Entrüstung. In Wahrheit war sie glücklich, daß sich ihr Freund und einer ihrer besten Freunde endlich verstanden. „Jetzt erzähl schon, Xander, wann bist Du angekommen? Und wieso haben Dich Willow und Tara gebracht?"
„Ist eine lange Geschichte." Xander sah auf seine Uhr und ächzte, „ich habe mich in zwei Stunden mit meinem neuen Gardekommandanten im Willys zu treffen. Wenn Ihr den Laden schließen würdet, könnten wir dort etwas trinken und anderthalb Stunden mehr gemeinsam verbringen."
„Giles?"
„Natürlich. In ein paar Minuten ist sowieso Feierabend. Bisher ist kein Kunde gekommen, da werde ich jetzt auch keinen verpassen."
„Danke, Mister Giles. Wo soll ich beginnen? Ich kam gestern Vormittag im Hauptquartier an - um sieben Uhr und 35 Minuten in der Quarantänestation, um genau zu sein. Das Ritual wurde von einigen hiesigen Hütern unterstützt, so, daß ich problemlos materialisieren konnte. Ich wurde sofort mit einer magischen Schutzwand umgeben und ins Hospital gebracht. Die nächsten fünf Stunden nahm man mir Blut ab, scannte mich, nahm mir wieder Blut ab, untersuchte mich astral, ließ mich von Psychiatern durchchecken, und, und, und. Ich kann mich nicht mal mehr an alle Vorgänge erinnern!"
„Das tut mir leid! Wo Du doch Krankenhäuser so haßt..."
Xander führte sie zu einem großen Mercedes-Minibus. „Steigt ein. Und stört Euch bitte nicht an meinen Bodyguards. Für solche Situationen gibt es Vorschriften und diese müssen eingehalten werden. Ich habe weitaus schlimmeres überlebt. Als man nur magische Erschöpfung diagnostiziert hatte, wurde ich auf die Station verlegt. Gegen Mitternacht ließ mich Michael aufwecken. Bis in den Morgen hinein mußte ich Bericht abgeben..."
„Das hätte er nicht tun dürfen! Du warst erschöpft und verwirrt! Er hätte Dich in Ruhe und schlafen lassen sollen!", unterbrach ihn die Jägerin.
„Es war mir angenehm so, Buffy. Ich bin an wenig Schlaf und Nachtaktivität gewohnt, außerdem hatte ich ein paar Mittel zur Kräftigung bekommen. Danach gab er mir eine Führung durch das Hauptquartier. In meiner Zeit war es atemberaubend, aber jetzt...! Ich habe nicht viel sehen können, dafür reichte die Zeit nicht aus, aber was ich gesehen habe, ist schlicht und einfach unglaublich!"
„Wirklich? Jetzt freue ich mich noch mehr, daß ich auch bald hinkann!"
„Wegen Spikes Operation, nicht wahr?"
„Genau! Erzähl bitte weiter."
„Wie Du wünschst, Willow. Ich mußte versprechen, daß ich einen detailgetreuen Bericht schreiben werde - besonders über das letzte Jahr, aus dem es keine Briefe gibt. Zuerst einmal fünf Seiten pro Monat bis in den nächsten zwei Wochen, später - wenn möglich - eine Darstellung jedes Tages. Jede Bagatelle kann einmal Leben retten, da wir kaum Aufzeichnungen von Menschen aus dem 16. Jahrhundert haben. Nach der Führung sind wir Mittagessen gegangen. Michael hat ein Menü aus dem 16. Jahrhundert zubereiten lassen, weil ich krank werde, wenn ich plötzlich auf Euer Essen umstelle."
„Wie lange dauert die Umgewöhnung?"
„MINDESTENS sechs Wochen. Die Kost des Mittelalters ist um Längen fettiger und schärfer, Eure würde mir gar nicht mehr schmecken, selbst, wenn ich sie vertragen könnte. Zum Beispiel habe ich die letzten zwei Jahre kein einziges Stück frisches Obst gegessen!"
„Kannst Du denn die Drinks hier vertragen?"
„Bier, Wein, Wasser und Met gehen. Milch habe ich nie getrunken, weil sie so stark ist, daß mir davon immer schlecht wurde. Was ist danach geschehen? Ich hatte nur die mittelalterliche und aktuelle Uniform-Toga zum Anziehen, deshalb ist Michael mit mir shoppen gegangen."
„Und da hast Du Dir Vampir-Klamotten gekauft", meinte Buffy vorwurfsvoll.
„Ich bin auch an Eure Kleidung nicht mehr gewöhnt. Dies ähnelt unserer am meisten, deshalb tragen die meisten Vampire es. Schwarz ist die einzige Farbe, in der man noch auffallen kann. Lange Mäntel wurden von den begüterten Herren getragen, Leder, Samt und Seide waren immer modern. Und es wird Euch schwerfallen, eine alte Vampirin zu finden, die Miniröcke oder Hot Pants trägt."
Buffy war zuerst beleidigt, aber bevor sie etwas erwidern konnte, erinnerte sie sich an die alten Vampirinnen, die sie kannte. Xander hatte Recht! An Drusilla konnte sie sich immer nur in Kleidern erinnern, bei Darla war sie sich nicht ganz sicher, Marguerite trug lange Kleider und Röcke, beim Kämpfen Hosen, Caitlin ebenfalls, Helen meistens Hosen, Lisa konnte man sowieso nicht als die Norm nehmen und Spike hatte - als es ernst zwischen ihnen wurde - auch verlangt, daß sie auf den Mini verzichtete... „Stimmt. Eigentlich finde ich, daß Du gar nicht so schlecht aussiehst."
Xander erriet Buffys Gedankengang und beruhigte sie leise, „es ist eine Sache von Anstand, Buffy. Eine ehrbare Frau - oder ein ehrbares Mädchen - kleidet sich so nicht und er will es nur in Deinem eigenen Interesse."
„Also ich finde, Schwarz ist Deine Farbe!"
„Schon möglich."
„Was hast Du danach gemacht?"
„Wir sind mit einem von Michaels Privatjets nach Los Angeles geflogen, von dort mit einer kleineren Maschine nach Sunnydale - so, wie er es immer macht. Zwischendurch hat mich Michael auf den neuesten Stand gebracht. Dann sind wir zu Caitlins Haus, haben die McKees überrascht und hierher."
„Und warum hast Du eine Prätorianergarde mit?"
„Eine Garde, hm? Ihr habt meine Briefe also doch gelesen!"
„Natürlich haben wir das! Was denkst Du denn?!"
„Ich war mir nicht sicher. Michael hat sie mir zu meinem Schutz abgestellt. Es ist kompliziert und im Moment kann ich nicht darüber sprechen. Willow hat mich informiert, daß meine leibliche Familie mir mein Zimmer gekündigt hat. Deshalb werde ich vorerst bei Caitlin wohnen. Sie ist die einzige, welche die mittelalterliche Küche beherrscht und sie mir lehren kann", stoppte er Buffys Protest. „Außerdem wohnt Willow bei ihr."
„Genau! Ist es nicht lieb von Cat, daß sie Xander bei uns wohnen läßt?", strahle Willow.
„Wir sind hier, Sir", meldete der Prätorianer neben Xander.
„Danke. Wir möchten jetzt gerne reingehen."
„Dann tun Sie das. Wir machen das Standard-Manöver. Zivilisten, vermeiden Sie Kontakt zu anderen Zivilisten, halten Sie sich von Gedrängen fern und machen Sie keine schnellen Bewegungen, dann können wir Ihren Freund problemlos beschützen.
„Haltet Euch bitte daran. Ich habe Erfahrungen damit, was es für ein Scheiß-Job ist, wenn die Zielperson sich ständig in Gefahr bringt." Xander stieg nach dem Gardisten aus dem Wagen aus, hinter ihm die Scooby Gang. Bevor sie in die Bar hineingingen, sondierten drei Prätorianer die Lage innen. Erst als sie ihr okay gaben, folgte Xander mit seinen Freunden. Er wußte, daß zwei Prätorianer beim Wagen bleiben würden - um im Ernstfall Verstärkung anfordern zu können - und vier weitere die Umgebung beobachteten.
„Cool, Deine Bodyguards!", staunte Buffy. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht plötzlich. Ihr war Xanders Wandlung nicht entgangen. In dem Moment, in dem er die Bar betrat, war er nicht mehr der vornehme junge Edelmann mit den guten Manieren, dem freundlichen Lächeln und den warmen - wenn auch etwas traurigen - braunen Augen. Er wurde zu einem Meistervampir mit warmem Blut. Seine Augen wurden kalt und berechnend, er grinste spöttisch und sein ganzer Körper strahlte eine provokative Arroganz aus.
Spike hatte das Stirnrunzeln seiner geliebten Buffy mitbekommen und legte beruhigend einen Arm auf ihre Schulter. „Keine Sorge, das ist nur seine Ausbildung", flüsterte er ihr ins Ohr.
Buffy konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Er erinnerte sie so sehr an eine Mischung aus Michael, Angelus und Caitlin an einem SEHR schlechten Tag. So hatte Colin auf der Zeichnung gewirkt, dachte sie und bekam eine Gänsehaut. Sie war froh, daß sie diesem Vampir nie getroffen hatte.
„Guten Abend Willy", trällerte er mit gespielt fröhlicher Stimme.
Willy wurde leichenblaß, als er den schwarz gekleideten Freund der Jägerin in Begleitung der schwarz gekleideten Männer mit Kopfhörern sah. Union! „Alexander, was für eine Freude! Sie haben meine bescheidene Bar seit Jahren nicht mehr aufgesucht! Wann sind Sie das letzte Mal gekommen? Ach ja, als Ihr Freund unsere Stadt äh..." Jetzt hatte er sich doch beinahe verplappert! Er mußte definitiv vorsichtiger sein, wenn ihm sein Leben lieb war...
„Ich warte?"
„...unsere Stadt mit seiner Anwesenheit beehrte!"
Xander hatte absolut keine Ahnung, wovon Willy sprach. Er war erst vor zwei Monaten mit Buffy hier gewesen und in den letzten Jahren hatte ihn kein auswärtiger Freund besucht. Und mit seinen Verwandten war er nie hier gewesen. Aber er sollte verdammt sein, wenn er das verriet. „Nun ja, ein Mann hat viel Arbeit... Hier etwas erledigen, dort etwas erledigen..."
„Wenn man so eine vielbeschäftigte Persönlichkeit wie Sie ist, Sir... Darf ich Ihnen und Ihren Freunden einen Drink anbieten? Aufs Haus, selbstverständlich", fügte er hastig hinzu.
„Sie wissen doch, ich habe großes Vertrauen in die gute Qualität Ihrer Ware." Subtile Drohungen waren die wirkungsvollsten, das hatte er von Colin gelernt.
„Ich habe irischen Whiskey bekommen, den lieben Sie doch so..." Willy stand kurz vor einer Herzattacke.
Er hatte noch nie im Willys irischen Whiskey getrunken! Und eine vielbeschäftigte Persönlichkeit? Er war felsenfest überzeugt, daß Willy ein paar Drogen zuviel genommen hatte. Vielleicht würde er sie übernehmen? Die Bar lief gut und seit er keine Probleme mehr mit der Kundschaft hatte... Ja, das war gar nicht so eine schlechte Idee. Willy sollte ruhig noch mal nehmen, was sein Hirn beschädigt hatte. „Nicht heute. Bringen Sie mir eine Flasche lieblichen Rotwein. Wie lauten Eure Wünsche?"
Buffy sprach sich schnell mit ihren Freunden ab, „drei große Cola Light, eine koffeinfreie kleine Cola, einen Earl Grey Tee und ein großes Glas englisches Bier, gekühlt."
„Bereiten Sie meinen Begleitern 12 alkoholfreie Bier vor, dazu fünf große Menschenblut-Cola." Xander hatte das Gefühl, daß seine Bodyguards es gebrauchen könnten. Weil er selber ein „einfacher" Prätorianer war, wußte er, wie man sich fühlte, wenn man ignoriert wurde.
„Woher kennt der Dich?", flüsterte Willow Xander zu, als sie zu ihrem Tisch gingen.
„Das möchte ich selbst gerne wissen! Willow, es gibt ein Thema, welches Du bisher mit aller Kunst vermieden hast. Möchtest Du jetzt mit mir darüber sprechen?"
„Äh..."
„Ich würde sehr gerne erfahren, ob sich Anya noch einmal gemeldet hat", sagte er freundlich, aber bestimmt.
Willow kannte diesen Ton nicht von ihrem Sandkastenfreund und antwortete automatisch, „wir wollten doch nur nicht, daß Du traurig bist!"
„Überlaß diese Entscheidung mir!"
„Xander, Du kannst so doch nicht mit Deiner Freundin umgehen?"
„Ach nein, kann ich das nicht, Mister Giles?"
Der Wächter öffnete den Mund, um den Jungen wieder zu rügen. Er schloß ihn wieder, als Xander ihm einen Blick zuwarf, der Leiden versprach, die selbst Angelus unangebracht finden würde.
„Möchte noch jemand etwas sagen?", fragte Xander herausfordernd.
„Ich verstehe Dich einfach nicht mehr, Xander. Du hast Dich in den paar Wochen so sehr verändert!", klagte Dawn.
„Also, was ist mit Anya?"
„Sie hat sich nicht mehr gemeldet. Kein Anruf, kein Brief, nichts!", erklärte ihm Spike mit Genugtuung. Er hatte die kleine Dämonin nie leiden können und war froh, daß sie endlich weg war.
„Ihr seid sicher?"
„Ja. Wie fühlst Du Dich, Xander?"
Das emotionslose Gesicht verriet noch immer keine Emotion. „Ich fühle mich besser als je zuvor, Buffy Anne Summers. Sollte es daran einen Zweifel geben?"
„Na ja, sie war bis vor ein paar Wochen Deine Freundin..."
„Nein, meine Freundin ist sie seit zwei Jahren nicht mehr!", erwiderte Xander energisch. So energisch, daß sich die ganze Bar zu ihm umdrehte. Er ignorierte sie. „Die einzige Frau, die für mich von Interesse ist, ist Athena, Childe von Colin und Enkelchilde des Meisters! Und das hat sich seit dem Jahre 1593 nicht geändert!"
„Es tut mir leid. Aber ich verstehe nicht, was sich mit Dir geändert hat. Es waren doch nur ein paar Wochen. Und Du benimmst Dich schon wie ein adliger Vampir. Was ist aus unserem Freund geworden, dem..."
Xander unterbrach sie mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, „dem idiotischen Teenager, der nicht zwei und zwei zusammenrechnen konnte? Der immer dumme Witze machte und sich dabei selbst bloßstellte? Dem Tolpatsch, der sich immer in Gefahr brachte? Dem Klassenclown? Dem Dorftrottel, der als einziger der Scooby Gang keine Superkräfte hatte und nicht mal wußte, wie man einen Pflock benutzt? Der von einer Hyäne besessen wurde? Den eine riesige Sonnenanbeterin essen wollte? Dem eine Mumie das Hirn aussaugen wollte? Der an Halloween glaubte, ein Soldat zu sein? Der sich in die hirnlose Maikönigin verknallte? Und in eine sexsüchtige Ex-Dämonin? Es tut mir wirklich leid, aber ich bin nicht mehr dieser Junge und ich bin auch nicht mehr Euer Mitläufer!"
„Aber Xander..."
„Nein, Mister Giles! Ich lasse Euch die Wahl: Entweder gewöhnt Ihr Euch äußerst schnell daran, daß Ihr es mit einem erwachsenen, vergebenen Mann zu tun habt, der ein Prätorianer ist und zu einer Vampirfamilie gehört, oder wir haben keine gemeinsame Grundlage mehr!" Vor Wut schäumend stand Xander auf und ging zu seinen Prätorianerkollegen an die Bar. „Willy, ich will jetzt doch einen Whiskey!"
Die Scooby Gang saß in schuldbewußter Stille an ihrem Tisch. Besonders schuldig fühlte sich Willow. Sie hatte immer mit Vampiren zu tun, sie hatte gelernt, mit Zeitreisenden, Schock- und Trauma-Patienten umzugehen, aber trotzdem hatte sie sich im entscheidenden Moment nicht daran erinnert.
„Seid Ihr etwa wahnsinnig?", knurrte Spike plötzlich. „Verdammt! Ihr habt es hier mit einem 408 Jahre alten Vampir zu tun und Ihr benehmt Euch, als würdet Ihr in einem Kindergarten sein!"
„Aber Xander ist noch ein Mensch!"
„Nein, Dawn. Er ist kein Mensch mehr. Dieser Mann hat für zwei Jahren massenweise Vampirblut bekommen, hat mit Vampiren gelebt, nur zu Vampiren Kontakt gehabt, wurde von Vampiren ausgebildet. Er ist mehr Vampir als Mensch!"
„Aber es wahren doch nur ein paar Wochen!"
„Buffy", sagte Willow leise, „es waren 26 Monate. 26 Monate in denen Xanders Familie und Freunde Vampire waren. Ich habe Studien darüber gelesen. Er ist physisch ein Mensch, aber psychisch kannst Du ihn mit einem beseelten jungen Vampir vergleichen. Oder mit Danny."
„Aber wie können wir ihm helfen, damit er wieder normal wird?"
Willow wechselte einen Blick mit Spike und lächelte dann die Jägerin an. „Buffy, geh Du einfach mit Spike nach Hause - oder auf Patrouille, was auch immer - und geb ihm Zeit. Tara und ich werden Xander nachher sehen und wir sprechen mit Caitlin. Vielleicht fühlt er sich in die Defensive gedrängt auf fremden Territorium und mit fünf von uns. Ich gehöre auch zu den McKees, ich werde alleine mit ihm sprechen. Nachdem er sich beruhigt hat."
„Danke."
Nachdem Buffy, Dawn und Spike gegangen waren, flüsterte Tara Willow zu, „es wird sie schwer treffen, wenn er ihr seine Entscheidung sagt."
„Ganz bestimmt. Und ich hatte gehofft, daß sie es verstehen würde..."
„Das wird sie in ein paar Tagen, Willow. Gib ihr Zeit. Ich hoffe nur, daß sie nicht aggressiv reagiert, wenn sie ihn wiedersieht."
„Ich befürchte es, Tara. Wir werden im Ernstfall eingreifen müssen."
„Athena, Spike, Angel und Caitlin werden das für uns tun."
„Aber dann gibt es ein Blutbad!"
„Was sollen wir denn machen? Uns zwischen sie stellen und beide verlieren?"
„Vielleicht wird es sich ja noch einrenken. Buffy hat manchmal solche Anfälle, sie beruhigt sich auch wieder."
„Schon. Aber was wenn Xander sich nicht wieder beruhigt? Du hast gehört, was Spike gesagt hat. Und mit der Unterstützung seiner Familie MUß er sich nicht beruhigen."
„Wenn er nicht will rufen wir Angel. Der kann ihn unter Kontrolle halten."
„Das hoffe ich."
Weil der Gardekommandant wegen mangels Zeit absagte, hatte Xander freie Bahn, um sich nach dem Verschwinden seiner Freunde bis zur Bewußtlosigkeit zu betrinken. Nach Mitternacht brachten ihn seine Bodyguards nach Hause. Caitlin, die von ihren menschlichen Mitbewohnern gehört hatte, was an dem Abend passiert war, verfrachtete ihn in eines der Gästeschlafzimmer. Sie würde mit ihm darüber sprechen, wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hatte.
Wenn Xander am nächsten Nachmittag aufwachte, hoffte er zuerst, daß alles nur ein böser Traum war und er in seinem Bett in Irland lag. Er tastete mit geschlossenen Augen beide Seiten des Betts ab. Keine Athena. „Hä? Gott, laß es bitte einen Traum gewesen sein", jammerte er und öffnete die Augen. Es war dunkel. Weiße Zimmerdecke. Das war richtig. Schwarze Satinbettwäsche. „Seltsam!"
Nach ein paar Minuten schaffte er es, sich aufzusetzen. Er war in einem etwa 30 Quadratmeter großen, im Rokoko-Stil möblierten weißen Raum. Das King Size-Bett war von Nachtschränken flankiert. An einer Wand standen ein viertüriger Kleiderschrank, ein Schuh- und Wäscheschrank, an der anderen ein Schminktisch, Mülleimer und eine Kofferablage. Neben der Schlafecke war ein kleines Büro mit Schreibtisch, Telefon, Fax, Bücherbord, dann kam eine große Leerfläche mit Decken und Servierwagen - für Meditation und Magie, vermutete Xander. Gegenüber vom Magieplatz war eine Couchecke mit Minibar. Vor den Fenstern hangen schwere Brokatvorhänge.
„Zumindest einige Dinge verändern sich niemals", lächelte Xander. Er vermißte Athena so sehr! „Warum bin ich nur zurückgekommen? Ich habe gedacht, ich wäre meinen Freunden Loyalität schuldig, aber sie möchten mich gar nicht! Ich kann nicht mehr der Junge sein, der ich vor zwei Jahren war. Jetzt bin ich ein erwachsener Mann, der ganz genau weiß, was ich vom Leben will." Er schlenderte langsam zum Couchtisch, auf dem ein paar Sachen standen.
Die Sachen entpuppten sich als zwei Briefumschläge. Er öffnete zuerst den, auf den sein Mittelalter-Name gedruckt war. „An Graf Alexander Harris. Verehrter Xander! Ich hoffe, Du hattest eine recht angenehme Nacht und das Zimmer entspricht Deinen Wünschen. Falls nicht, wirst Du Deine Wünsche korrigieren müssen - unsere Gästezimmer sind alle gleich eingerichtet. Im Kühlschrank findest Du einige Flaschen Getränke, Blut und Kopfschmerztabletten. In dem Schränkchen darauf sind Gläser, Tassen und eine Thermoskanne mit Kaffee. Das ist so typisch für Caitlin, denkt immer an alles!"
Er nahm sich eine Tasse Kaffee und Tabletten, las dann weiter. „Im Kofferschrank sind Dein Koffer und der Inhalt Deiner Wohnung. Bringe die Schmutzwäsche bitte in die Waschküche. Essen gibt es gegen sieben, 13 und 19 Uhr - in der Küche steht etwas für Dich. Alle Räume sind ausgeschildert, ein Plan und die Bedienungsanleitung für die Gegensprechanlage liegen auf dem Schreibtisch, Deine Post liegt im Fach. Melde Dich, wenn Du uns sprechen möchtest oder etwas benötigst. Hochachtungsvoll, Ihre Hoheit Herzogin Caitlin. PS: Gibt acht, daß Du kein Tier trittst. Maggie hat inzwischen vier Hamster, drei Hunde, zwei Katzen, ein Kaninchen, fünf Wellensittiche."
Xander war dankbar dafür, daß Caitlin seine Ausdrucksweise
benutzte, die Umgangsformen beibehielt und ihn wie einen guten Freund aus
der Vergangenheit behandelte und nicht den Teenager, der ein paar Wochen
weg war. würde ihm den Übergang leichter machen. Es führte
kein Weg dran vorbei, er mußte sich hier wieder einleben...
Mit schwarzer Jeans und weißem Muskelshirt, ein Buch und eine Flasche Met in der Hand, ging Xander drei Stunden später in den Hintergarten. Seine Sachen einzuräumen und - nach zwei Jahren - wieder eine Mikrowelle zu bedienen, hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Er fühlte sich noch nicht bereit, jemanden zu sehen, deshalb war er dankbar gewesen, daß Marguerite - die er in der Küche traf - ihn in ihrem Wahn gar nicht sah.
Als er sich auf eine Bank im Schatten setzte, fiel ihm zum ersten Mal auf, wie ähnlich der Garten ihrem in Irland sah. Er war wohl nicht der einzige, der sich nach der Vergangenheit sehnte...
„Kannst da von mir aus sitzen bleiben, aber wenn Du die Blumen kaputt machst, flippt Lisa aus", warnte ihn Danny. „Hi!"
„Guten Abend, Sir." Für einen Moment starrte Xander die schwarze Hand an, ehe er sich erinnerte, daß er sie schütteln mußte.
„Na, kommt's zurück? Daniel McKee", stellte er sich ein zweites Mal Xander vor.
„Alexander Harris. Wenn ich mich richtig erinnere, hast Du Dich das letzte Mal als Smith vorgestellt..."
„Okay, es ist Daniel McKee. Geboren wurde ich aber als Daniel Zuberi Smith. Smith ist der Name meiner leiblichen Eltern, adoptiert haben mich Angel und Caitlin. Wie es dazu kam, ist ne lange und unangenehme Geschichte, die ich nicht jedem Fremden auf die Nase binden will. Deshalb nenne ich mich oft noch Smith und Cat gibt sich als meine Ziehmutter aus. Ich hab keine Lust, das Klischee von drogensüchtigen, saufenden und verwahrlosten Schwarzen zu bedienen."
„Oh!" Das war das erste Mal, daß Danny über sich sprach und Xander war mehr als geschockt. Er und seine Freunde hatten sich immer vorgestellt, daß er das Kind von Cats Opfern war und sie hatte ihn aufgenommen, um ihre eigene Tötungsmaschine großziehen zu können. „Hä? Du bist DEADBOYS Adoptivkind?!"
„Caitlin hat mich zusammen mit ihm adoptiert. Und in meinen Unterlagen steht er auch als Vater. Angel McKee. Wenn er mit Cat zusammen auftritt, nimmt er immer ihren Namen an. Außerdem haben sie ein Ehepaar gespielt und sie hat sich immer geweigert, seinen Nachnamen anzunehmen."
„Und Angelus hat sich gebeugt?"
„Er wollte Caitlin und Caitlin bekam er nicht, wenn er nicht tat, was sie wollte", lachte Danny. „Was denkst Du, was das für ne Ehe war? Alles Feuer und Eis. Aber im Endeffekt hat immer Caitlin gewonnen. Es ist nicht leicht, einen Dämon, der jede Frau - und sogar jeden Mann - haben kann, an sich zu binden. Weshalb sonst, denkst Du, hat sie es geschafft?"
„Ich kann mir Angelus gar nicht vorstellen als den treusorgenden Gemahl. Angel ja, aber ANGELUS... Urgh! Allein der Gedanke macht mich krank!"
„Du wirst es schon bald mit eigenen Augen sehen und dann erscheint es Dir nicht mehr seltsam, Xander", versprach ihm der ältere Mensch vieldeutig. „Ich muß jetzt reingehen. Bis später?"
„Wir sehen uns."
Ein paar Stunden später hatte sich Xander dazu durchgerungen, in den Magieladen zu gehen. In der gewohnten schwarzen Kleidung betrat er das Geschäft. „Guten Abend!"
„Xander, da bist Du ja! Wir hatten gehofft, daß Du zum Scooby Meeting kommst. Es ist eine neue Vampirgang in der Stadt, die einen Dämon unterstützt. Kommst Du mit?"
„Danke für das Angebot, aber ich habe schon etwas vor."
„Aber warum denn nicht? Willow kann auch nicht kommen..."
„Ich werde auf dem Friedhof erwartet."
„Okay. Äh... hast Du schon mit Deiner Familie Kontakt aufgenommen?"
„Nein. Um ehrlich zu sein, ich habe sehr lange geschlafen."
„Hast Du Lust, uns zu erzählen? Von Deiner Familie, vielleicht?"
„Ein anderes Mal. Ich fühle mich nicht gut und wollte nur sehen, wie es Euch geht."
„Na ja, dann... Wir sind eigentlich auch fertig. Ich muß schon jetzt zum Friedhof, um Cat bei den Vorbereitungen zu helfen. Kommst Du mit?"
„Mit dem größten Vergnügen. Ich warte draußen auf Dich."
„Aber..."
„Nur wegen der frischen Luft."
Als Xander gegangen war, meinte Buffy verstimmt, „das war komisch!"
„Geb ihm noch etwas Zeit. Bitte."
Schweigend gingen Xander und Willow zum Zentralfriedhof, auf dem eine Konferenz der Vampire stattfand. Caitlin, die sich, als Spike den Chip hatte und Angel Sunnydale verlassen hatte, plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert sah, die Vampire der Stadt anzuführen - sie war die einzige verbliebene Meistervampirin - hatte die Besprechungen eingeführt. Auf diese Weise brauchte sie nicht immer auf dem Friedhof zu sein und konnte sich trotzdem die Sorgen und Nöte ihrer „Bürger" anhören.
„Xander, hast Du Dir inzwischen überlegt, was Du machen kannst, damit Dich nicht alle für einen Vampir halten?"
„Ich habe nicht darüber nachgedacht. Und solange das heißt, daß ich von der Speisekarte gestrichen bin, können sie mich liebend gerne für einen Vampir halten."
„Aber es könnte Ärger geben. Wir wissen nicht genau, mit wem Du verfeindet bist."
„Das Risiko ist tolerabel."
„Wenn Du meinst... Es ist Deine Entscheidung."
„Und ich habe meine Entscheidung getroffen. Guten Abend Helen, ist Caitlin schon hier?"
„Willow, hi! Xander, Du bist zurück?"
„Jawohl."
„Mußt mir unbedingt davon erzählen, Caitlin ist im Mausoleum. Ich hab gehört, es ist ein neuer Dämon in der Stadt, was hat es damit auf sich?"
„Buffy und Giles wissen auch nicht mehr, als, daß er viele Vampire mit sich gebracht hat und Buffy ihn jetzt mit Spike jagen geht. Laß uns mal abwarten, was Cat zu sagen hat, ja?"
„Okay. Du bist das Unions-Girl... Seit wann bist Du zurück, Xander?"
„Seit Montag früh."
„Und? Hast Du Dich schon eingelebt?"
„Nein, um ehrlich zu sein, überhaupt nicht. Ich hatte gestern Abend sogar einen Streit mit meinen Freunden. Das wird wohl noch eine Weile dauern."
„Das tut mir leid. Aber mach Dir nichts draus, Ihr Menschen seit seltsame Wesen."
„Hi! Wie findet Ihr es?"
„Willow Rosenberg, Sie hatten schon vor einer halben Stunde hier zu erscheinen!"
„Es tut mir leid, Mylord, wir hatten noch ein Scooby Gang-Treffen."
„Gewöhnen Sie sich mehr Pünktlichkeit an!"
„Aye, aye, Sir."
„Setzt Euch doch, Süße. Wir sind gerade am Überlegen, wie wir das mit Buffy machen. Sie will unbedingt mit Spike ins Hauptquartier und ich weiß wirklich nicht, wie ich es ihr ausreden soll."
„Vielleicht könnten Sie ihr erklären, daß es zu gefährlich ist?", meinte Alessandro.
„Habe ich schon versucht. Sie akzeptiert kein vernünftiges Argument."
„Das ist leicht. Sag ihr einfach, daß sie nicht mitkommen kann und wenn sie sich weigert, werden wir ihren Freund nicht behandeln."
„Habe ich auch schon versucht. Aber sie weiß ganz genau, daß wir nicht so herzlos sind."
„Ich weiß eine Lösung für Euer Problem", erklärte Xander ihnen plötzlich. Er wurde von Michael, Alessandro, Caitlin, Willow, Danny und Pete überrascht angestarrt. „Wie? Ist es etwas Besonderes, daß ich eine Idee habe?"
„Ja."
„Danke für Deine süße Koserei, Danny", erwiderte er. „Teil sechs - Sicherheitsvorschriften - Paragraph 483. „Absatz eins: In Basen der Sicherheitsstufe 1 und Geheimhaltungsstufe 1 ist Zivilisten der Aufenthalt untersagt. Absatz zwei: Bei Zuwiderhandlung ist das Subjekt der sofortigen Todesstrafe zuzuführen. Mithilfe wird nach Paragraph 174 bestraft. Absatz drei: Ausnahmen: A) Das Leben des Subjekts kann nur in oben genannter Basis gerettet werden. In diesem Fall hat die Erinnerung des Subjekts revidiert zu werden; das Subjekt hat sich der Union anzuschließen. B) Dem Subjekt wurde von drei Hütern, Lehrlingen, Prätorianergardisten Vertrauenswürdigkeit bescheinigt. Eine oder mehrere dieser Personen übernimmt persönlich die Überwachung des Subjekts." Genügt das?"
„Dein Gedächtnis ist beeindruckend, Xander. Aber diese drei Personen müssen die Verantwortung für das Tun des Subjekts übernehmen. NIEMALS in der Geschichte der Union hat jemand das für eine Jägerin getan. Und wie willst Du sie in Schach halten? Sie ist die JÄGERIN!"
„Warte mal, Michael, das könnte in der Tat funktionieren", meinte Caitlin. „Man braucht doch für jede Tür den implantierten Chip, richtig? Ohne den kann man keinen Raum verlassen oder betreten, sogar, um die Fenster zu öffnen, muß man ihn haben."
„Das ist korrekt."
„Und auf jedem Chip ist gespeichert, für welche Räume zu welcher Zeit man autorisiert ist..."
„Genau! Wir könnten Buffy doch auf ihre Wohnung und Spikes Krankenzimmer beschränken. Für alles andere müssen Xander oder ich mitgehen. Das geht doch?"
„Natürlich geht das! Unsere Computer können so etwas auf die Minute genau bestimmen!"
„Und wenn Buffy durchdreht, dann können wir sie mit dem Chip direkt orten."
„Sie könnte eine Geisel nehmen und dessen Chip benutzen. Oder jemandem die Hand abschlagen"
„Jeder im Hauptquartier kann doch den Körperfunktions-Überwachungs-Alarm auslösen. Und wenn sie jemandem die Hand abschlägt, dann wird er sowieso ausgelöst. Außerdem ist ihr jeder Prätorianer, Hüter und Lehrling überlegen. Und die einfachen Angestellten nützen ihr nichts, weil sie auch nicht in die wichtigen Gebäude dürfen."
„Na gut! Beide Präfekte müssen dem zustimmen. Ich werde meinen Neffen anrufen und ihn fragen."
„Vielen, vielen, vielen Dank!"
„Puh, war das ein Abend!", ächzte Mark. „Ich hab wirklich gedacht, der Schleimdämon geht dem Baumdämon an den Hals!"
„Lee, Mark, sollen wir nah Hause gehen? Wir müssen noch das Haus putzen und ich kann wirklich eine Dusche vertragen."
„Ich hasse es, zu putzen! Das ist doch keine Arbeit für einen Vampir!"
„Warum zieht Ihr nicht einfach in einer Gruft? Das ist bequemer."
„Nie! Das Friedhofs-Leben ist nichts für mich. Ich brauche schon ein richtiges Bett oder ich werde unausstehlich!"
„Genau. Dann lieber Staubsaugen und Fenster putzen. Macht es gut, ja?"
„Klar. Bye!"
„Bye, viel Spaß beim Putzen!"
Als sie die drei Vampire verabschiedet hatten, setzten sich die Unions-Mitglieder noch mal an den Tisch des Mausoleums, das sie für die Treffen nutzten. „Wie läuft es eigentlich bei Dir, Michael? Wohnst Du immer noch in dem Nest?"
Der Vampir verzog angewidert das Gesicht, „leider! Ich habe mich bemüht, wirklich, aber ich kann es dort nicht mehr aushalten! Es ist unerträglich. 70 Vampire auf engstem Raum. Man hat kein bißchen Privatsphäre und man kann nicht mal in Ruhe arbeiten!"
„Was ist mit Dir, Alessandro?"
„Mir gefällt es da auch nicht. Ich habe zwar ein paar Freunde gefunden, aber ich hätte gerne eine eigene Wohnung. Wo ich vielleicht einen Hund haben kann, wenn Michael es erlaubt. Wenigstens nicht mehr mit so vielen Menschen... äh... Vampiren. Und Dämonen. Die STINKEN, die Dämonen!" Der italienische Teenager schüttelte sich voller Ekel.
„Ja, wir suchen jetzt ein Haus. Ein Apartment würde es auch tun, aber ein Haus wäre am Besten. Es ist jedoch nicht leicht, ein sehr großes Haus zu finden in guter Lage, mit großem Garten, Abwasserkanal-Anschluß, diskreten Nachbarn und vielen Garagen. Geld ist kein Problem, ich verdiene mehr, als ich mit dem bißchen Freizeit, was ich habe, jemals ausgeben kann. Aber wir wollen auch ein paar Jahre dort bleiben können."
„Weshalb kommt Ihr nicht nah Sunnydale? Hier ist immerhin der Höllenschlund."
„Nein, Pete, ich will der Jägerin nicht in den Weg kommen. Ich bevorzuge mein Leben gemütlich, nicht mit so vielen Kämpfen. Außerdem sind die Voraussetzungen hier sehr schlecht. Hier kann kein Flugzeug landen mit mehr als 50 Passagieren, die Stadt ist so klein, daß 200 bis 300 Einwohner mehr sofort auffallen und es gibt noch nicht mal eine Zenturie hier, die ich zu meiner Basis erweitern kann."
„Wir haben gerade mal erst die Basis in San Francisco um- und ausgebaut. Es lohnt sich nicht, jetzt umzuziehen."
„Natürlich."
„Heißt das, Du willst in Amerika bleiben?"
„Nicht für länger als 15 Jahre. Danach brauche ich noch mal einen Tapetenwechsel."
„Und wo soll's dann hingehen?"
„Vielleicht Asien. Aber Südamerika kommt auch in Frage. Ich war sehr lange nicht mehr dort."
„Südamerika? Das hört sich interessant an. Ich war auch sehr lange nicht mehr in Südamerika. Willow, was hältst Du davon, wenn wir das mal für in etwa 40 Jahren einplanen? Es gibt so viel dort zu sehen, ich werde mindestens ein Jahrhundert brauchen, um Dir nur die schönsten Plätze zu zeigen!"
„Okay." Willow sah mit gerunzelter Stirn zur Mausoleumstür, die sich gerade öffnete. „Erwarten wir jemanden?"
„Nee. Laßt uns nachsehen." Ohne das leiseste Geräusch zu machen, schlichen die sieben Unions-Leute die Marmortreppe hoch.
„Hallo? Hallo, seid Ihr noch da?", fragte Buffy.
„TARA! Was ist passiert?", schrie Willow, der Panik nahe. Sie rannten die letzten Stufen hoch und halfen Buffy, Spike und Tara, die voller Dreck und Blut waren.
„Bringt sie nach unten! Pete, hol meinen Medizinkoffer raus!" Caitlin hatte sich angewöhnt, überall einen liegen zu lassen für solche Fälle. Mehr als einmal waren die Jägerin und ihre Freunde schon in mehreren Stücken zu ihr gekommen. Weil sie nicht ins Krankenhaus konnte - zu viele Fragen -war Caitlin die Ärztin der Sunnydaler Vampir- und Dämonenwelt geworden.
„Bitte!"
„Legt sie auf den Boden. Wer von Euch ist ansprechbar?"
„Ich", meldeten sich Buffy und Spike schwach.
„Caitlin, Willow Buffy! Alessandro, Danny Spike! Ich nehme Tara, sie ist am schwersten verletzt. Pete, geh mir bitte zur Hand!"
„Wie kann ich helfen?"
„Xander, mach für mich ein paar Telefonate: Helen, Lee und Mark sollen sofort zu meinem Haus kommen, wir haben ein ernstes Problem. Marguerite soll auf sie warten und die Folterkammer für Medizin vorbereiten. Wir kommen in ein paar Minuten. Und ruf Giles zu meinem Haus."
„Aye!" Er holte sein Handy - eigentlich ein Ersatz-Handy der McKees, weshalb die Nummern gespeichert waren - aus der Manteltasche und machte den ersten Anruf. Dabei schloß er die Mausoleumstür und packte die Unterlagen zusammen.
Die Hüter, zu deren Ausbildung sowohl das Heilen mit natürlichen,
wie auch klassischen Methoden gehörte - sie konnten nicht immer ins
Krankenhaus, zu viele Fragen - machten sich sofort mit den Prätorianern
an die Arbeit, die auch eine medizinische Ausbildung hatten.
„Wie geht es Tara?"
„Xander, sag Deinen Bodyguards, wir müssen drei Verletzte transportieren und sie sollen die Wagen holen und sag uns, wenn sie soweit sind."
„Bewußtlos, keine Lebensgefahr."
„Ist es schlimm? Michael, bitte!", flehte Willow.
„Ein paar Medikamente und Pflaster, eine Woche Bettruhe und sie ist wieder wie neu!"
„Der Göttin sei Dank!"
„Und unseren Super-Heilern!"
„Was ist mit Spike? Ist er okay", fragte Buffy besorgt.
„Spike ist in Ordnung, Buffy. Aber wir müssen Dich jetzt versorgen. Halt ruhig!"
„Nein, Caitlin, ich will, daß Du Dich um ihn kümmerst!"
„Das kommt gar nicht in Frage! Bei Alessandro und Danny ist er in den besten Händen. Es geht ihm viel besser als Dir."
„Aber..."
„Wenn Du jetzt nicht ruhig bist, Jägerin, dann werde ich Dich betäuben!"
„Ist ja schon gut! Wann kann ich ihn sehen?"
„Wenn Du jetzt endlich ruhig liegen bleibst, damit ich Deinen Arm richten kann, in ein paar Sekunden! Seid Ihr transportfähig?"
„Positiv."
„Positiv."
„Ich bin gleich auch positiv. Wir bringen Euch jetzt zu mir. Da werden wir Euch richtig behandeln - unter anderem müssen wir gipsen und VIELE Verbände anlegen. Dann erzählt Ihr uns ganz genau, was passiert ist. Ich habe Helen, Mark, Lee und Mister Giles schon gerufen."
„Kann ich nach Hause danach?"
„Das müssen wir noch sehen, junge Frau."
Drei Stunden später saßen die McKees und die Scooby Gang im großen Wohnzimmer. „Hab ich das richtig verstanden: Der neue Dämon ließ sich nicht mit Pflöcken töten und hat Taras Schutzzauber durchbrochen und dann seid Ihr drei verprügelt worden und habt Euch gerade noch zum Mausoleum schleppen können?"
„Das ist richtig. Was ist jetzt, Caitlin, können Spike und ich nach Hause? Ich möchte nämlich nicht, daß sich meine Mutter Sorgen macht."
„Ja, ausnahmsweise. Eigentlich müßten Du und Spike für ein paar Tage im Krankenhaus liegen bleiben. Aber wenn Ihr Morgen zur Untersuchung kommt und Euch an ALLE Anweisungen haltet, die ich Euch gegeben habe UND die Medikamente nehmt, dann könnt Ihr darum herumkommen. Aber ich mache das wirklich nicht gerne."
„Ich weiß. Danke, Cat."
„Wie geht es eigentlich Tara?"
„Sie ist noch bewußtlos. Ich will, sie nicht aufwecken, weil ihr der Schlaf gut tut. Sie hat viel abgekriegt. Meine Herrschaften, Tara bereitet sich erst darauf vor, eine Kämpferin zu werden. Ihre Ausbildung ist erst am Anfang. Ihr dürft sie nicht in Kampfsituationen mitnehmen!"
„Aber sie wollte mit, um uns magisch zu beschützen."
„Mister Giles, Sie sollten doch wohl in der Lage sein, einen Teenager davon abzuhalten, sich in Lebensgefahr zu bringen!", rügte Michael scharf. „So etwas darf nicht wieder vorkommen. Es war unverantwortlich, Buffy!"
„Es tut mir leid. Wir sind in Zukunft vorsichtiger. Versprochen."
„Das will ich auch hoffen!"
„Wann kann ich wieder gegen den Dämon kämpfen?"
„Frühestens in einer Woche. Und Spike muß sich auch drei Tage ausruhen."
„Aber wer soll dann den Dämon bekämpfen?", schmollte Buffy.
„Wir!", sagten die McKees einstimmig.
„Aber..."
„Sunnydale ist MEINE Stadt, Buffy! Ich bin die Meistervampirin und dafür verantwortlich, was sich hier zusammenbraut, also werde ich diese Brut auch bekämpfen! Ich habe meine Leute und wir können das sehr gut selbst machen", sagte Caitlin in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.
„Okay. Aber wenn wir wieder fit sind, werden wir helfen."
„Wenn ich Eure Hilfe brauche, werde ich Eurer Hilfe anfordern. Das ist genug! Ihr braucht jetzt alle Ruhe! Heute war ein anstrengender Tag. Ab ins Bett! Buffy, Spike, Mister Giles, Lisa wird Euch nach Hause fahren."
Michaels Handy klingelte mal wieder und er ging mit seinem „Lebensgefährten"
- wie Lisa sein Telefon nannte - in die andere Ecke des Raums. „Präfekt
Michael McKee, was gibt's? ... Guten Morgen, Martina! ... Mein Assistent
hat Ihnen meine Handynummer gegeben? Das ist selbstverständlich in
Ordnung. Also, was haben Sie auf dem Herzen?"
Am nächsten Morgen herrschte im Hause McKee das ganz normale Chaos. Caitlin wurde mitten in der Nacht angerufen, daß ein Kunde in Asien eine Presseerklärung brauchte - sofort und auf Japanisch - die hatte sie noch nicht fertig, als in der Firma eines Freundes ein Computervirus ausbrach und sie telefonisch helfen mußte, dann verlangte das Hauptquartier einen Bericht, den Caitlin völlig unsinnig fand, was sie ihrem Kontakt auch deutlich sagte. Danach folgten Wecken, Kampfunterricht, mit Lisa schimpfen, für Xander vorkochen.
Michael mußte um vier Uhr mit dem Sorgentelefon für die Lehrlinge anfangen, dann bekam er ein paar Notrufe, mußte seine Prätorianer zusammenstauchen, seine Finanzen mit Alessandros Hilfe regeln - zu Cats Genugtuung, er mußte ja unbedingt an die Börse - dann durfte er einem Urgroßenkel aus der Patsche helfen, nebenbei mußte er noch seine Untergebenen aus der Ferne kommandieren.
Willow hatte das Glück, als Computergenie beim Virenproblem helfen, zum College gehen, auch einen Bericht schreiben, Marguerites Hunde ausführen und Tara versorgen zu müssen, danach hatte sie für die Union zu lernen und zwischendurch durfte sie ihre geisteskranke Schwester betreuen.
Xander hatte mehr als genug damit zu tun, in den nächsten 11 Tagen 55 Seiten Berichte zu schreiben.
Danny mußte sich auch um Marguerite kümmern und war mit der Hausarbeit dran. Nebenbei half er Caitlin im Büro und bei der Unterrichtung Willows aus, was seine Nebenjobs waren.
Marguerite wurde die Hälfte der Zeit bemuttert und dann setzte sie Caitlin mit ihren Tieren an Taras Bett, damit jemand da war, wenn sie aufwachte - und sie Marguerite los war.
Lisa und Pete schliefen lange, zankten sich, ärgerten Marguerites Hunde, gingen Caitlin und Michael auf die Nerven und wurden am Ende dazu verdonnert, Danny bei der Hausarbeit zu helfen.
Wie immer, versuchte Caitlin, ihre Familie wenigstens zum Abendessen im Speisezimmer zu versammeln und wie meistens, gelang es ihr auch. Nur Tara, die nach leichten Mittagessen und Untersuchung von Caitlin wieder schlief, war nicht anwesend.
„Na, wie geht es Euch, meine Lieben?"
„Ich stinke nach Staubsauger und Putzmittel!"
„Ich auch! Das ist eine Unverschämtheit, daß Du uns zum PUTZEN verdonnert hat. Alles, aber nicht putzen. Ich bin doch keine menschliche Hausfrau", jammerte Lisa.
„Ich geb Lizzy wirklich ungern Recht, aber es wird wirklich langsam viel. Vielleicht sollten wir Marguerite verbieten, noch mehr Tiere herzubringen. Wir sind doch kein Zoo!"
„Nein, das müssen wir anders machen. Unsere Putzfrau kommt wie oft? Dreimal in der Woche? Das ist zu wenig."
„Genau."
„Und was schlagt Ihr vor?"
„Wir haben genug Arbeit für Gesinde."
„Was meinst Du mit „Gesinde", Lisa?"
„Na ja, ein paar Bedienstete eben. Jemand, der kocht, jemand der putzt, jemand, der sich um Marguerite kümmert, jemand, der uns bedient... Das ist doch nicht zu viel verlangt."
„Das ist sehr unrealistisch. Ich habe nichts gegen ein oder zwei Angestellte, aber wir brauchen Platz für einen Hofstaat."
„Wir könnten doch eine Haushälterin nehmen und die Putzfrau weiterhin dreimal pro Woche kommen lassen."
„Ja, das hört sich gut an. Dann haben wir auch genug Personal. Eine Haushälterin, die immer hier ist, die Putzfrau, die dreimal in der Woche das ganze Haus putzt, einmal im Monat Fenster und Gardinen, die Gärtnerei, die alle zwei Wochen kommt..."
Aber dann haben wir fünf Tage in der Woche nur eine Haushälterin. Die arbeiten doch nur ihre 38 Stunden-Woche!"
„Hier in den USA arbeiten sie länger, Elly. Aber das kleine Biest hat da ein gutes Thema angesprochen. Wir brauchen eine Haushälterin, die immer da ist. Und dann muß sie wissen, daß wir Vampire sind. Jetzt zum Beispiel sind wir zu zehnt. Kann das eine Wirtschafterin schaffen?"
„Sie braucht ja nicht so viel zu putzen. Das spart ihr Zeit."
„Gut, aber sie muß für zehn Leute Wäsche waschen, sie hat für zehn Leute Dienerin zu spielen, muß für fünf kochen..."
„Wir haben vier Gästezimmer, in die jeweils zwei Personen passen und ein freies Schlafzimmer. Die sind nicht selten alle belegt."
„Bei Gelegenheit könnte sie sich ja noch Unterstützung holen."
„Bin der einzigste, der da ein kleines Problem sieht? Ihr braucht zunächst einmal eine Haushälterin. Und Ihr könnt schlecht in die Sunnydaler Zeitung schreiben: „Vampir-Familie sucht Wirtschafterin, die 24 Stunden am Tag im Dienst ist und sich am starken Biß der Arbeitgeber nicht stört." Oder?"
„Bedeutet, wir müssen ein Minion nehmen!"
„Aber dann sind wir Menschen nicht mehr sicher!"
„Glaub mir, Willow, Du kannst ein Minion leicht unter Kontrolle halten. Sie haben keine Intelligenz, es ist einfach."
„Aber wenn es sich an den Menschen doch vergreift?"
„Das ist zu gefährlich!"
„Ich erinnere mich, daß wir Vampire als Angestellte hatten, die keine Minions waren."
„Das stimmt. Sie durften auf unserem Anwesen leben, konnten Kontakte knüpfen, lernen, waren versorgt und mußten dafür für uns arbeiten. Wo können wir so jemanden finden?"
„In der Sunnydaler Gemeinde ist niemand. Michael, kennst Du jemanden?"
„Ich habe richtige Vampire als Diener. Aber ich gebe sie nicht ab, weil sie sehr schwer zu finden sind. Außerdem sind es alles Männer. Frag doch mal Angel, ob er auf menschliche Sklaven getroffen ist. Du könntest eine Sklavin aufnehmen, so wie ich es mit männlichen gemacht habe."
„Ich werde ihn fragen. Und wenn Du von jemandem hörst..."
„Ich halte die Augen offen."
„Danny, Marguerite, Ihr seid damit dran, den Tisch abzuräumen. Und Daniel."
„Ja, Cat?"
„Nehme Dir bitte diesmal die Zeit, unsere Spülmaschinen VERNÜNFTIG einzuräumen und nicht alles REINZUWERFEN."
„Wenn es sein muß..."
„Wir haben nur zwei, Schätzchen, wenn da alles reingehen soll, mußt Du Dir schon etwas Mühe geben. Willow, Liebes, geh bitte hoch und bereite im Meditationsraum eine reinigende und entspannende Räucherung vor. Du kennst doch noch die Zutaten?"
„Klar. Und worauf bereiten wir uns damit vor?"
„Was hältst Du davon, wenn wir in die Folterkammer gehen und noch mal unseren Dämon auf der Tattwa-Ebene besuchen?"
„Super! Ich kann gleich die Folterkammer vorbereiten gehen..."
„Wir machen das besser zusammen. Du weißt, ich mag dieses Wesen, aber ich vertraue ihm noch nicht. Ich möchte den Raum mit ein paar Schutzsprüchen sichern, damit es nicht ausbrechen kann."
„Aber der ganze Raum ist doch in massiven Stahl gegossen und sowieso magisch geschützt..."
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Dämon nicht stärker ist als unsere Standard-Schutzzauber. Geh schon mal vor, Willow."
„Halten Sie es für klug, einen solch mächtigen Dämon in der Folterkammer anzurufen, wenn Sie dort auch andere Arbeiten durchführen?"
„Na ja, es ist der einzige Raum, in dem wir nicht bannen. Und 50 Quadratmeter sind viel, ich brauch den Platz, Alessandro. Natürlich versuche ich zu vermeiden, dort Kranke zu behandeln, wenn ich mit Wesenheiten arbeite, aber..."
„...manchmal geht es nicht anders. Sie haben so viele Patienten, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, eine der Trainingshallen, Magie- oder Meditationsräume zu einem Behandlungsraum umzubauen?"
„Wenn einer der kranken Vampire oder Dämonen mich in der Folterkammer angreift, kann er nicht entwischen."
„Die kleine Trainingshalle ist fast 50 Quadratmeter groß, Sie könnten sie magisch schützen und hätten trotzdem noch genug Platz. Und in 80 Quadratmeter sollten Sie das Fitneßstudio und die Schießbahnen reinbekommen. Kampfsport und Turnen macht Ihr sowieso meistens im Meditationsraum, er ist ja auch groß genug mit 30 Quadratmetern. Caitlin, ich will Sie nicht bevormunden, ich mache mir nur Sorgen um ihren Lehrling und ihre Freundin. Ich bin von Babyzeit an immer mit Magie in Berührung bekommen und bin als Magier geboren, Willow und Tara nicht."
„Die Wahrheit ist, Alessandro, wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren umbauen, ausbauen, renovieren, umräumen und einrichten müssen. Das Haus hatte am Anfang nur 400 Quadratmeter wirklich bewohnbare Fläche, jetzt sind es 1000. Ich kann keine Bauarbeiter mehr sehen. Mir graust es jetzt schon davor, daß wir in zwei Monaten den jährlichen Anstrich haben und in einem Jahr die nächste Innenrenovierung."
„Ja, das ist der Nachteil, wenn man in so einer edlen Gegend wohnt. Es muß immer alles perfekt aussehen. Aber es ist gut, daß Ihr noch Garten und Garagen dazugekauft habt. Und der Park vor dem Haus ist richtig schön. Ich verstehe schon, daß Sie die Nase voll haben. Aber es würde dann bequemer werden..."
„Mal sehen, vielleicht mach ich es. Ist aber auch Mist, daß ich die einzige untote Ärztin in der Stadt bin, die sich an den hippokratischen Eid hält! Was haben Sie an Vorstellungen in Sachen Wohnen?"
„Am liebsten wäre mir ein Haus auf dem Land. Aber bestimmt nehmen wir eine riesengroße Villa im Nobelviertel. Wir brauchen ja Platz für Gäste, für die Trainingseinrichtungen, Magie, Büros, Unterkunft für eine Menge Prätorianer und Michaels Bedienstete."
„Hallo! Cat, hast Du einen Moment Zeit, jetzt nach Spikes und meinen Verletzungen zu sehen?", fragte Buffy von der Tür.
Widerwillig riß sich Caitlin vom Lehrling ihres Schwagers los.
Alessandro war Michaels Lehrling, seit er vier Jahre war und seine Eltern
starben. Als geborener Magier, wollte die Union ihn nicht in ein Heim geben
- wie die anderen kleinen Unions-Waisen - und er war zu jung, um zu arbeiten.
Deshalb hatte er von klein an nach den strengen Regeln der konservativen
Lehrlinge gelebt und machte kaum einmal den Mund auf. „Natürlich.
Gehen wir in die Folterkammer." Sie ging zuerst zur Sprechanlage, „Willow,
komm in die Folterkammer und assistiere mir. Buffy und Spike sind zur Untersuchung
da."
„Siehst Du, Willow? Hier haben wir die Wundheilung bei einem Vampir und hier bei einem Menschen mit übernatürlichen Kräften. Wenn Du das mit Taras Heilungsverlauf vergleichst, hast Du eine schöne Darstellung der Unterschiede."
„Hey, Cat, ich bin kein Versuchskaninchen!"
„Halt den Mund, Spike, oder ich knebele Dich", knurrte Caitlin. „Die Wunde ist fast verheilt. Ich möchte, daß Du ein bißchen Salbe draufschmierst, um die natürliche Regeneration zu unterstützen. Weißt Du noch, welche das ist?"
„Die in dem grünen Döschen mit der Nummer 48?"
„Ja, und was ist da drin?"
„Äh... hab ich vergessen, tut mir leid."
„Dann les es durch und reibe Spikes Rückenwunde damit ein. Buffy, hat Spike den verordneten Tee getrunken?"
„Ja, hat er. Aber meine Mum und ich mußten ihn fast zwingen", lachte die Jägerin. „Die anderen Medikamente hat er alle genommen. Aber er mochte den Tee nicht."
„Ich brauch Blut, keinen verdammten Kräutertee!"
„Aber im „verdammten Kräutertee" sind Wirkstoffe, die Deinen Körper das Blut besser verwerten lassen. Und die fünf Liter Blut, die Du trinken solltest?"
„Habe ich genommen."
„Gut. Dann kommen wir jetzt zu Buffy. Wie fühlst Du Dich?", fragte Caitlin und begann mit der Untersuchung der Jägerin.
„Ganz gut. Aber meine Schulter tut noch weh. ICH hab meine Medikamente aber alle genommen! Das kühlende Sportgel und Huang-Chi waren am Besten."
„Endlich mal ein vernünftiger Patient! Hast Du dran gedacht, etwas Echinacea und Distel zu nehmen, wovon ich Dir letzte Woche nach dem Biß von dem Dämon gegeben habe?"
„Ja, hab ich gemacht. Aber warum sollte ich das eigentlich nehmen? Ich war gestern so neben mir, daß ich vergessen habe, zu fragen."
„Weil es das Blut von Gift reinigt. Weil Du sagtest, daß Du von einem Stachel getroffen wurdest, wollte ich keine Gefahr eingehen. Würdest Du bitte die Jeans ausziehen, damit ich mir die Wunde ansehen kann?"
„Klar. Die Wunde tut noch weh... falsch, mein ganzer Körper tut noch weh, aber es ist nicht mehr so schlimm wie in der Nacht."
„Wunderbar! Ich meine, es ist nicht wunderbar, daß Du noch Schmerzen hast, aber es ist schön, daß sie weniger sind. Willow, wie würdest Du Deine beste Freundin behandeln? Wenn Du nur Naturheilmittel zur Verfügung hast."
Die rothaarige Hexe kaute nervös auf ihrer Unterlippe rum und dachte nach. „Äh... ständig warme Kompressen - für die steifen Muskeln - eine Mischung aus zwei Teilen Kava Kava und vier Teilen Baldrian als Schmerzmittel - weil zu viel Kava Kava giftig ist und die Schmerzen nicht mehr so stark sind, gebe ich es nur einmal, obwohl es auch zur Muskelentspannung gut tut - und weiterhin Diestel um eventuelles Gift aus dem Körper zu bekommen - dabei gibt es keine Nebenwirkungen, also kann man ruhig mehr nehmen - dazu noch etwas Huang-Chi um die Heilung zu beschleunigen."
„Dann stell das mal zusammen."
„Echt?"
„Ja, jetzt mach schon oder wir kommen gar nicht mehr zu der Astralreise!",
lächelte die Hüterin.
Am nächsten Tag besuchten Buffy und Spike wieder das Haus der McKees. Sie hatten einen Anruf von Willow bekommen, daß es Tara besser ging und wollten sie besuchen. Bei der Gelegenheit wollten sie sich gleich von Cat untersuchen lassen, ein Duftöl gegen Joyces Kopfschmerzen abholen und fragen, wie weit es mit Buffys Ausnahmegenehmigung für das Hauptquartier stand.
„Hier habt Ihr das ätherische Öl. Ich habe Deiner Mum einen Brief beigelegt, wie sie es nehmen soll."
„Danke. Hast Du vom Hauptquartier gehört, Cat?"
„Xander und Michael haben über irgendwas gesprochen, aber als Hüterin
verstehe ich von dem juristischen Zeug nicht viel. Michael ist heute Morgen
nach Südafrika geflogen, aber Xander sollte gerade im Garten sein.
Fragt ihn."
Tatsächlich fanden sie Xander auf einer Wiese sitzend in Buch lesen. „Hi Xander!"
„Buffy, Spike. Was möchtet Ihr?"
„Cat meinte, daß Du weißt, ob ich ins Hauptquartier mitgehen kann."
„Michael und ich haben mit dem anderen Präfekt darüber gesprochen und er hat zugestimmt. Es ist nicht die beste Lösung, aber sie muß ausreichen."
„Und?"
„Wenn drei Unionsmitglieder bürgen und beide Präfekte zustimmen, darf ein Zivilist das Hauptquartier betreten. Es ist eine sehr alte Vorschrift, die seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet wurde, aber wir können uns auf sie berufen. Du, Buffy, wirst jedoch nur sehr begrenzte Befugnisse haben. Jede Tür mußt Du mit einem Chip öffnen. Auf Deinem Chip werden... um es einfach auszudrücken, nur die Schlüssel gespeichert für Dein Zimmer und Spikes Krankenzimmer. Wenn Du zum Beispiel einkaufen gehen möchtest, muß Dich jemand von uns begleiten. Aber alleine kannst Du ohnehin nichts machen, weil Du einen Übersetzer brauchst."
„Was meinst Du mit, „jemand von uns", Xander?"
„Ich habe ein Jahr im Hauptquartier gearbeitet und bin Zweiter Gardekommandant der Prätorianer. Deshalb habe ich zu den meisten Gebäuden Zutritt. Nur, wenn Willow, Caitlin oder ich ihren Schlüssel zuerst eingeben, wird Dein Schlüssel akzeptiert. Du mußt verstehen, daß wir einer Jägerin keinen Rundgang geben können."
„Aber ich darf mit?"
„Ja."
„Das ist super! Vielen, vielem Dank, Xander! Kann ich denn von meinem Zimmer zum Krankenhaus alleine? Ich werde bestimmt die meiste Zeit da sein..."
„Das ist in Ordnung. Du wirst allerdings nur einen Weg nehmen dürfen. Den, bei dem Du die wenigsten geheimen und strategisch wichtigen Einrichtungen passierst."
„Das ist überhaupt kein Problem!"
„Wunderbar. Vom Hauptquartier kannst Du nicht ohne weiteres nach außerhalb anrufen, Du darfst es nicht zwischendurch verlassen, Kleidung ist dort sehr teuer. Also überlege Dir gründlich, was Du in Deine Koffer packst. Du darfst nicht mehr als fünf Kilo plus ein Pfund pro Tag mitnehmen."
„Was ist denn da für ein Klima? Ich muß wissen, ob ich Sommer- oder Winterklamotten mitnehmen soll."
„Du wirst Dich nur innerhalb von Gebäuden aufhalten. In den Wohn- und Büroanlagen herrscht konstant eine Temperatur von 296 Grad Kelvin - entspricht etwa 70 Fahrenheit und 23 Celsius, glaube ich. Aber bringe Dir etwas warmes mit, in den Bibliotheken und Lagern ist es sehr kalt. Manchmal muß man sie durchqueren."
„Okay, mache ich. Wann geht es los?"
„Kommt Dienstag gegen 20 Uhr Abends her. Am Dienstag darauf fliegen wir zurück. Ich weiß, daß es sehr lange ist. Aber wir werden von hier eine Privatmaschine nach Los Angeles nehmen, dort eine Linienmaschine nach San Francisco und dort wieder in eine Privatmaschine. Wir könnten einen Privatflieger von hier nach San Francisco nehmen, aber weil hier nur kleine Flugzeuge landen können, müßten wir dort durch die ganze Stadt. Los Angeles kennen wir besser."
„Einchecken, Kontrollen, Koffer, durch die Stadt fahren, klar, das dauert."
„Fliegen wir alleine ins Hauptquartier?"
„Nein, es werden viele Leute sein. Dafür ist es auch eine große
Maschine. Ihr solltet Euch auf sie freuen, es ist ein Erlebnis."
„Das ist ja so aufregend, Giles! Ich werde das Hauptquartier sehen! Als erste Jägerin seit Jahrhunderten!", schwärmte Buffy ihrem Wächter im Magieladen vor. „Ich muß mir unbedingt noch neue Klamotten kaufen!"
„Ich halte das nicht für eine gute Idee."
„Nein, ich brauche wirklich was neues zum Anziehen."
„Ich spreche über Deinen Besuch des Hauptquartiers."
„Aber warum denn?!"
„Weil die Union eine gewisse... Anziehungskraft hat."
„Na und?"
„Buffy, sie werden Dich in ihrem Sinne zu beeinflussen versuchen."
„Und was heißt das auf englisch?"
„Sie wollen Dich dazu bringen, für sie zu arbeiten. Ich habe in den Wächter-Tagebüchern gelesen, daß bisher zwei aktive Jägerinnen des Rats der Wächter das Hauptquartier gesehen haben. Beide sind nicht mehr zurückgekommen. Die Union ist dafür bekannt, neue Mitglieder und Überläufer durch Versprechungen von Reichtum und Ansehen zu gewinnen..."
„NA UND? Ich werde nur meinen Freund zu einer Operation begleiten! Die wollen mich doch eh nicht haben und ich darf nicht mal alleine raus."
„Ich mache mir nur Sorgen, daß sie Dich ködern werden. Das Hauptquartier wird als ein Ort von unvorstellbarem Prunk beschrieben und Du sagtest selbst, daß alles, was Du bisher an Einrichtungen der Union gesehen hast, luxuriös ist. Oder erinnere Dich an Willows Beschreibungen der Zenturie in San Francisco."
„Nur, weil sie es schön haben und ein bißchen Luxus lieben, muß das doch nicht heißen, daß ich für sie arbeiten will. Giles, Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß ich zu Leuten gehe, die LATEIN sprechen und TOGAS tragen, oder?"
„Ich hoffe, Du wirst Deine Meinung nicht ändern."
„Nein, das werde ich nicht. Es gibt nichts an der Union, was attraktiv genug für mich ist, um ihnen beizutreten. Beim Rat der Wächter kann ich wenigsten kündigen, wenn es mir nicht mehr gefällt, bei der Union werde ich umgebracht, wenn ich kündige."
Der Wächter wußte nicht, was er noch sagen sollte. Wenn er Buffy den Besuch verbot, würde sie trotzdem fliegen und wenn er es ihr erlaubte, würde er sich sein Leben lang Vorwürfe machen, daß er sie in solche Gefahr gebracht hat. Also lächelte er und fragte, „weißt Du denn schon, was Du Dir kaufen willst?"
„Nein, ich hab ja keine Ahnung, was da so in ist. Ah, ich habe eine Idee! Ich werde Willow fragen, ob sie Morgen mit mir ins Einkaufscenter geht. Sie war schon einmal für drei Tage in der Basis in San Francisco."
„Sagte Willow nicht einmal, daß alle Uniformen tragen?"
„Aber ich bin doch nur ein Gast... okay, es könnte sein, daß
Besucher auch irgendeine Toga anziehen müssen. Ich werde Cat anrufen."
