Reise in die Vergangenheit 7 Autor: Artemis (Artemis1000@gmx.net)
Disclaimer: Buffy: The Vampire Slayer gehört Joss Whedon und Mutant Enemy.
Zeitlinie: 5. Staffel, 2. Story in der Caitlin-Serie
Altersfreigabe: PG
Kapitel: 7/7
Paare: X/ATE, B/SP
Inhalt: Xander wird in die Vergangenheit geschleudert und landet in Irland bei Caitlin, Colin und seinen Childes, während Spike auf die Entfernung seines Chips bei der Union wartet.
Kommentar: Um die FanFic zu verstehen, sollte man „Caitlin" gelesen haben, muß aber nicht. Hier ne kurze Zusammenfassung vom Alternativuniversum: Buffy ist seit „Caitlin" mit Spike zusammen. Angel ist wie in der Serie nach Los Angeles gegangen, hat sich aber nicht von Buffy getrennt, sondern von seiner Frau Caitlin. Spike hat den Chip, wohnt seitdem bei Buffy. Buffy und Riley waren nie zusammen. Die Initiative wurde vernichtet von Scooby Gang und Union (Buffy hat es persönlich genommen, daß die im Gehirn ihres Freundes rumgepfuscht haben). Willow gehört noch zur Gang, ist aber zwischen ihrer Loyalität zu ihrer Meisterin und ihren Vampirfamilie und der Scooby Gang hin- und hergerissen. Tara ist bei Cat und Co. eingezogen.

Reise in die Vergangenheit
Von Artemis (Artemis1000@gmx.net)

Kapitel 6

Eine Woche später...

Es war eine gute Woche her, seit Xander in die Vergangenheit zurückgekehrt war, um seine Lebensträume zu erfüllen, die Liebe seines Lebens zu heiraten und... ein Vampir zu werden. Seitdem hatten Buffy, Willow, Spike, Giles, Tara und die McKees nichts mehr von ihm gehört.

Die Stimmung schwankte zwischen Weltuntergangsstimmung und Galgenhumor, aber niemand traute sich, vorzuschlagen, daß sie sich selbst bei Xander meldeten. Aus sehr unterschiedlichen Gründen natürlich, aber nichtsdestotrotz. Die Scooby Gang befürchtete, daß Vampir-Xander auf die Idee kommen könnte, sie zu vernaschen und die McKees wollten ihm Zeit geben.

Umso überraschender war es, daß Lisa am Montag bei den Freunden anrief und darauf bestand, daß sie sofort zum McKee-Haus kamen.

Caitlin bat Buffy, Giles, Willow, Tara und Spike mit ihrem patentierten geheimnisvollen Lächeln herein, daß alles bedeuten konnte von der Apokalypse bis zum Himmel auf Erden. „Schön, daß Ihr so schnell kommen konntet. Geht bitte ins große Wohnzimmer nach oben. Ich habe schon den Kaffeetisch gedeckt.."

„Oh, hat etwa jemand Geburtstag? Und ich hab gar kein Geschenk!"

„Nein, eine Geburtstagsfeier ist es nicht. Aber geduldet Euch noch einen Moment."

„Wenn Du weißt, was los ist, solltest Du es uns wirklich sagen, Willow!"

„Sorry, Giles, ich hab keine Ahnung. Vielleicht ist irgendein wichtiger, entfernt verwandter Vampir zu Besuch gekommen und sie will, daß wir ihn kennenlernen..."

„Da liegst Du gar nicht so falsch, Rotkäppchen, aber „entfernt verwandt" würde ich es nicht nennen", sagte eine warme Männerstimme.

Die Menschen sprangen fast an die Decke vor Schreck und starrten mit großen Augen die Figur an, die sich mit einer Tasse und einem Buch gemütlich gegen den Türrahmen lehnte. Der Mann kam ihnen bekannt vor, aber durch das Vampirgesicht und ihren Schock, konnten sie ihn einfach nicht zuordnen.

Ganz im Gegenteil zu Spike, der den anderen Vampir schon gerochen hatte, als er das Haus betrat. Es war ein sehr vertrauter Geruch, gemixt mit dem seiner eigenen Familie... „Xander, seid wann bist Du so menschenscheu?", neckte er ihn.

„Oh, Billy, Billy, Billy, jetzt hast Du meinen schönen Auftritt ruiniert", seufzte der andere Vampir. „Ich glaube, ich muß mal mit Deinem alten Herrn über Deine Manieren sprechen..."

Der blonde Untote schnaubte verächtlich, „klar doch, als ob Angel überhaupt noch ein Wort mit Dir reden würde!"

„Tz, tz, tz, wer spricht denn hier über unser kleines Seelchen?", schnurrte Xander und lachte. Ein Lachen voll abgrundtiefer Bösartigkeit.

Die Stimme ihres alten Freundes verursachte Gänsehaut bei den meisten Menschen. Und nicht im angenehmen Sinn. Er erinnerte sie einfach zu sehr an Angelus...

Buffy fand als erste ihre Stimme wieder, „Du kennst Angelus?"

„Meine Süße, ich „kenne" ihn nicht nur, wir haben zusammen Mutter Erde unsicher gemacht!"

„Das ist... verwirrend", brachte Willow nur heraus.

Xander schlenderte mit demonstrativer Gelassenheit zu ihrer Couch und versicherte ihr, „Du brauchst Dich nicht vor mir zu fürchten... zugegeben, Du solltest Du Dich vor mir fürchten, aber ich rühre die eigene Familie nicht an."

„Ich versteh das nicht, Du bist doch..."

„Ja, genau der bin ich. Aber Menschen... Korrektur, Vampire, verändern sich mit der Zeit. Ich habe die letzten Jahrhunderte in Einsamkeit verbringen müssen, damit ich nicht in den Wächter-Tagebüchern erwähnt wurde. Jetzt will ich Spaß haben!"

„Du kannst mir keine Angst einjagen, Xander. Du bist ein Prätorianer, ich bin ein Lehrling, Michael bringt Dich um, wenn Du ihn nervst!"

Diesmal war es ein ehrliches Lachen, „Du bist immer noch das kleine Genie, woran ich mich erinnere! Ich mag Mädchen, die sich durchsetzen können, weißt Du? Ich würde Dich selbst dann am Leben lassen, wenn wir nicht beide McKees wären."

„War das gerade in Kompliment?"

„Ja."

Während sich ihre Freunde unterhielten, nahm Buffy sich Zeit, Xander genau zu mustern. Er trug einen schwarzen Anzug, navyblaue Krawatte mit Unions-Zeichen und ein schwarzes Hemd, hatte die Haare nicht mehr so lang wie zuvor, aber immer noch zu lang, damit die Frisur modern war.

„Buffy, möchtest Du etwas sagen?"

„Du mußt zum Friseur!", platzte es aus ihr heraus.

„Sagt meine Frau auch immer, aber ich antworte ihr jedes Mal, daß meine Haare spätestens in 50 Jahren wieder modern sind. Ach, Mister Giles, Sie sind so still, haben Sie Ihre Zunge verschluckt?"

„Nein, das habe ich nicht, Mister McKee. Ich beobachte nur, wie sehr Sie sich von Xander Harris doch unterscheiden, obwohl der Dämon seine Erinnerungen hat."

„Nicht schlecht gekontert, aber ich bin jetzt ein 428 Jahre alter Vampir. Wenn Sie in dieser Liga spielen, haben Sie keine Chance. Sie wissen doch, die Weisheit des Alters siegt über die Kühnheit der Jugend."

„Nein, diesen Spruch kenne ich nicht."

„Kein Wunder. Es ist ein Spruch meines Vaters, er hatte ihn aus dem 10. Jahrhundert."

„Ich wußte gar nicht, daß Dein Vater auch ein Vampir ist!"

„Ich spreche doch nicht von meinem leiblichen Vater, sondern von Colin, meinem Sire und Ziehvater."

„Ach so."

„Xander?"

„Ja, Buffy?"

„Laß uns ein paar Regeln aufstellen, okay? Das ist meine Stadt und wenn Du die Menschen hier umbringst, kriegst Du Ärger mit mir."

„Furchteinflößend!", neckte er die Jägerin. Dann wurde das Gesicht des Vampirs ernst und er erklärte, „wir haben uns immer an Regeln gehalten - schon aus Eigennutz - und ich habe kein Problem mit diesen Regeln. Spike und Caitlin haben auch solche Regeln aufgestellt und ich werde mich - wie ich es immer getan habe - an sie halten. Aber ich werde Deine Regeln nicht befolgen, höchstens tolerieren."

„Solange Du Dich dran hältst, ist es mir egal, wie Du es nennst. Es gibt genug brutale Vampire in Sunnydale, ich brauche nicht noch einen mehr."

„Ich bin nicht brutal. Über die Jahrhunderte habe ich die Kunst des Tötens erlernt. Junge Vampire töten, um sich zu ernähren, Meistervampire töten, um ihren Rang in der Hierarchie zu festigen oder verbessern, um bekannt und gefürchtet zu werden und um zu lernen, noch besser zu töten. Aber das ist nicht brutal. Cousin Ang' hat den Spleen, mit seinem Essen zu spielen, aber diese Unsitte verabscheut meine Familie. Ich meine, daß lernen heutzutage die kleinen Kinder schon!"

Willow konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Das war der Humor der McKees! „Ja, das sagt Caitlin auch immer zu Lisa."

„Genau! „Wir haben eine Vorratskammer und eine Folterkammer. Können Ihre Hoheiten sich gefälligst die Mühe machen, meine in der FOLTERKAMMER angerufenen Wesenheiten nicht mit dem Gestank des ESSENS abzumurksen?!", hat sie auch von Colin."

„Echt? Aus Deinen Briefen hatte ich es so verstanden, daß in der Folterkammer gefoltert wurde", meinte Tara plötzlich.

„Hey, Kleine, Du hast tatsächlich was gesagt! Das ist toll! Na ja, wie hier war die Folterkammer mit massivem Stahl geschützt, deshalb hat Colin sie auch für Anrufungen von den weniger freundlichen Dämonen und Göttern benutzt. Wir hatten nicht so oft Leute zum Verhör, aber er könnte es trotzdem nicht leiden, wenn seine Folterkammer belegt war. Meine Frau haßt es auch."

„Ah, ich sehe, Ihr versteht Euch schon gut! Eigentlich hab ich erwartet, daß Ihr Euch gegenseitig umbringt, aber ich werde mich auch nicht beschweren. Xan, Blut ist in dem Porzellankrug."

„Danke, Pete. Komm doch rein und setz Dich zu uns."

„Gerne. Ich hab mitgekriegt, daß Ihr über Folterkammern redet. Bin ich so altmodisch oder ist das wirklich SEHR ungewöhnlicher Small Talk?"

„Beides! Du BIST altmodisch!"

„Daß ist, weil Du schon ein alter Mann bist, Deadboy... 24!"

„Du nennst Vampire immer noch Deadboy? Aber Du bist doch selber einer!"

„Alte Gewohnheiten sterben schwer... Und im Gegensatz zu Angel findet ANGELUS es lustig, wenn ich ihn Deadboy nenne."

„Das kann ich mir nicht vorstellen!"

„Doch, wirklich. Der Angelus, den ihr erlebt habt, war ein Psychopath. Er war besessen davon, Euch zahlen zu lassen für seine eigenen Fehler. Aber das war schon immer sein Problem. Wenn er raus ging und seinen Schirm vergaß, war es der liebe Gott schuld, daß er nicht für ihn den Regen beendet hat und wenn er seine Kutsche zu Schrott fuhr, dann war das Kliff garantiert zehn Minuten vorher noch nicht da und hat sich nur gebildet, um ihn zu ärgern...", grinste Xander.

„Gemeine Natur!"

„Ja, abgrundtief böse! Und komischerweise ist das immer nur ihm passiert!"

„Das ist schon so eine Sache damit, wenn sich die Naturkräfte und alle Götter des Universums gegen einen verbünden..."

„So ein armer Kerl aber auch!"

„Xander, erzählst Du mir bitte über Angelus? So, wie Du ihn kanntest, bevor er die Seele bekam. Ich hab ihn ja nur böse erlebt und ich würde gerne wissen, wie er vorher war. Ich meine, ich habe die Wächter-Tagebücher gelesen, aber in denen steht nur über seine Massaker, nicht, was für einen Charakter er hatte, was für Macken und solche Dinge."

„Ich könnte Nächte lang über ihn erzählen. Was möchtest Du wissen?"

„Hatte er daneben, daß er nie an etwas Schuld war, noch andere Macken?"

„Und ob! Da war zum Beispiel seine Eitelkeit. Bevor Ang' sein Zimmer verließ, stand er stundenlang vor dem Spiegel - in dem er sich gar nicht sehen konnte - damit auch jedes Haar perfekt saß. Und er hatte allein NEUN verschiedene Seifen! Seine Lederhosen, Seiden- und Samthemden er hat mehr geliebt wie sein Unleben!"

„Und das waren seine weniger eitlen Tage! Weil Xander ihn immer dafür verspottete, hat er sich zurückgehalten, wenn er zu Besuch war... Oh, erzähl von Drus Harlekin!"

„Damals lebten Angelus, Spike, Drusilla, Athena und ich auf unserem Gut. Also, Dru hatte in Paris ne kleine Harlekin-Porzellanpuppe gesehen und wollte sie unbedingt haben, der Harlekin erzählte ihr so lustige Witze. Weil sie zwei Schrankkoffer voll hatte und Ang' sie nicht ausstehen konnte, durfte sie den Harlekin nicht kaufen - Cat hielt es für zu pöbelhaft, zu klauen. Als sie rumschrie und ich alleine mit ihr war, hatte ich versprochen, daß sie den Harlekin bekommt. Dann sollte ich mein Wort halten..."

„Wie hast Du den Harlekin aus Paris gekriegt? Der war doch bestimmt schon verkauft!"

„Genau. Also habe ich meinen Cousin betrunken gemacht und wir haben für ein Pferderennen gewettet. Der Verlierer mußte eine Nacht den Harlekin spielen... Am nächsten Abend sind wir zum Rennen. Und was denkt Ihr, wessen Pferd verloren hat?!", lachte er.

„Und dann hat An... Angelus...?", kicherte Buffy.

„Ganz genau! Ich kann nicht behaupten, daß er glücklich über seinen neuen Job war, aber er hat es gemacht!"

„Mein Ehemann war immer für einen Spaß zu haben. Er hatte es zwar lieber, wenn er andere bloßstellen konnte, aber er hat auch seinen Anteil entgegengenommen."

„Cat! Hey, setz Dich doch zu uns", bot Xander an und deutete auf einen freien Platz.

„Danke. Na, wie versteht Ihr Euch?"

„Zuerst hat Xander sich ganz schön danebenbenommen, aber jetzt ist er nicht mehr so schlimm. Und er benimmt ja immer wie ein Idiot, da kann ich ihm das nicht zum Vorwurf machen", sagte Buffy großzügig.

„Ich bin kein Idiot!"

„Doch, Du bist einer."

„Als Mensch war ich vielleicht einer, aber jetzt nicht mehr. Ich gehöre der Prätorianischen Garde der Union an!"

„Okay, dann eben Prätorianer-Idiot."

Als Antwort schnappte Xander lachend nach Willows Hals. „Wirklich, kannst Du mir das noch mal wiederholen?"

„Jetzt hast Du schon Alzheimer! Xander, ich hab Dir gesagt, daß es keine gute Idee ist, in die Vergangenheit zurückzugehen!"

„Wie war es eigentlich?"

„Die Jahre nach meiner Umwandlung waren die besten meines Lebens. Ich bin spät am Abend zurückgekommen und eigentlich wollten Athena und ich sofort heiraten, aber der Kommandant des Hauptquartiers war schon schlafen. Also haben wir es am nächsten Morgen gemacht. Wir hatten nur ein paar Freunde so schnell einladen und ein bißchen Lebkuchen backen lassen können, aber es war trotzdem wunderschön."

„Wo habt Ihr denn so schnell ein Hochzeitskleid herbekommen?"

„Normalerweise haben die irischen Frauen in dieser Zeit in ihrem besten Kleid geheiratet. Es wurde mit allerhand Schmuck verziert, war normalerweise aus blauer Seide oder blauem Samt, das sah schon beeindruckend aus. Ich habe einfach einen keltischen Anzug angezogen. Mein Sire bestand darauf."

„Und dann seid Ihr zurück nach Irland?"

„Anfang Juni."

„Wann seid Ihr angekommen? Hat es noch eine große Hochzeit gegeben? War der Meister dabei? Wie war das Fest? Jetzt erzähl doch schon!"

„Okay, aber sag nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt! Wir kamen im September in Irland an, es war ein unbeschreibliches Gefühl. Endlich Zuhause! Ich liebe das Hauptquartier, versteht mich nicht falsch, aber ich gehöre dort nicht hin. Es ist mein Arbeitsplatz, meine Wahlheimat ist Irland. Wir haben schon von unterwegs Einladungen geschickt und unsere verbliebenen Angestellten angewiesen, sich auf das größte Fest des Jahrzehnts einzustellen! Als wir ankamen, hatten wir schon die Planung vorbereitet.

Wegen dem einbrechenden Winter konnte die Hochzeit nicht 1595 stattfinden. Colin wollte uns eine große, pompöse Hochzeit schenken. Weil wir uns an einem sonnigen Mittwoch Vormittag im späten Frühjahr vor der Kirche trauen lassen wollten, mußten Colin und Cat die Hochzeitsgesellschaft magisch schützen. Das war vielleicht ein Aufwand!

Aber es hat sich voll und ganz gelohnt! Unsere Hochzeit war zusammen mit Colins und Caitlins die schönste für Jahrzehnte in Irland! Wir hatten die Ausstattung Barock gehalten, dadurch wirkte es noch pompöser. Und ich muß sagen, Athena sah umwerfend aus! Ich habe sie im Hauptquartier ein paar Mal in der Sonne gesehen, aber es war nie das gleiche wie an dem Tag. Bis dahin hatte ich gedacht, meine erste Hochzeit wäre der schönste Tag in meinem Leben gewesen, aber da wurde ich eines besseren belehrt!"

„Schade, daß wir nicht dabeisein konnten."

„Na ja, Gäste aus der Zukunft holen wäre sogar bei Colins Großzügigkeit ein bißchen zuviel gewesen. Athena hatte es einmal vorgeschlagen und er ist an die Decke gegangen. Die Zeitlinie... Aber wir haben Dutzende Maler beschäftigt, damit wir Bilder für Euch haben. Die meisten sind im Schloß in Irland, aber ich habe ein paar kleine - und transportfähige - mitgebracht."

„Können wir sie jetzt sehen?"

„Später, Willow. Ich habe sie noch im Auto. Ich bin nur ein paar Minuten vor Euch angekommen. Oh, der Meister war auch dabei. Die ganze Vampirprominenz unserer Zeit war anwesend. Colin und Caitlin sind 1597 in die Stadt gezogen, nicht 96, wie einer von Euch sagte. In der Nacht vor ihrer Abreise hat mich Colin umgewandelt. Vorher sagte er, ich wäre zu jung, aber dann war es Zeit."

„Wie war es, zu wissen, daß Du nie mehr einen Sonnenaufgang siehst, Dein Herz nicht mehr schlagend wird, Du hast keine Seele mehr?"

„Unerträglich! Vorher war ich mir immer sicher gewesen, aber in dieser Nacht hielt mich nur meine Liebe zu Athena davon ab, wegzurennen. Ich bin bei Sonnenaufgang mit dem Pferd ausgeritten und erst nach Sonnenunterganz zurückgekommen. Und es ging mir nicht darum, das letzte Mal die Sonne zu sehen. Ich habe den ganzen Tag mit mir gekämpft. Aber als ich zurück war, war die Furcht weg. Ich hatte mein Schicksal angenommen."

„Hätte Colin Dich denn umgewandelt, wenn Du es nicht mehr gewollt hättest?"

„Nein, aber ich hätte meine Familie und meine Gemahlin damit verraten. Das war schlimmer als der Tod. Außerdem habe ich in den vier Jahren eine ausgeprägte Sturheit entwickelt. Wenn ich was angefangen hatte, führte ich es auch zu Ende. So war es auch dieses Mal. Athena ritt aus, weil sie es nicht ertragen konnte, mich sterben zu sehen. Die Umwandlung funktioniert nicht immer. In 99,999 Prozent der Fälle geht es gut, aber manchmal geht es schief..."

„Sie hatte Angst, daß Colin ihm zu spät sein Blut gab. Es ist nur eine Zeitspanne von Augenblicken, die man hat. Wenn der Mensch erst einmal ganz tot ist, dann kann er das Dämonenblut nicht mehr schlucken und kann nicht umgewandelt werden", erklärte Spike.

„Ja, das war ihre Sorge. Bei einem erfahrenen Vampir wie ihm sollte es nicht vorkommen, aber wenn man das Opfer kennt, wird es trotzdem kritisch. Wenn Du nur einen Moment zögerst, überlegst, was Du Deinem Opfer angetan hast und was Du ihm noch antun wirst, dann ist die Chance vorbei und selbst der stärkste Dämon kann den Menschen nicht mehr zum Unleben erwecken. Jedenfalls hatte Colin die gleichen Bedenken. Deshalb durfte niemand anwesend sein. Er hatte Angst, abgelenkt zu werden."

„Wovor hattest Du mehr Angst? Davor, umgewandelt zu werden oder für immer zu sterben?"

„Der Mensch, der diesen Körper hatte, hatte Angst davor, zu sterben, aber die Seele hatte Angst davor, vernichtet zu werden. Es war beides da. Colin gab mir sein Blut rechtzeitig und ich wachte am nächsten Morgen auf." Er wechselte wieder ins Gameface und zeigte auf sein Gesicht, „so."

„Und warst Du dann Du oder... der Dämon?", fragte Willow zögerlich.

„Wenn ich darauf nur selber eine Antwort hätte... Ich kann es nicht erklären, Du wirst es ja selbst in einigen Jahren erleben, Willow. Ich war... ich war die gleiche Person mit den gleichen Erinnerungen, den gleichen Stärken und Schwächen, den gleichen Gefühlen, dem gleichen Wissen, den gleichen Moralvorstellungen. Aber geändert hatte sich mein Verhalten, wenn es ums Töten ging. Ich war nicht mehr angeekelt, wenn meine Familie ihre Opfer aussaugte, ich machte selber mit. Ich wußte vom ersten Moment an, daß es nicht richtig ist, aber ich konnte noch nie meine Natur unterdrücken..."

„Aber Du unterdrückst Deine Natur, Xander, denn die Einträge in den Wächter-Tagebüchern sind sehr spärlich und es stand dort nur, daß Du und eine Gefährtin von Dir gelegentliche Begleiter von Angelus sind, man Dich für einen Verwandten von ihm hält, und eine Zeichnung."

„Meine Familie hat Grundsätze aufgestellt, daran habe ich mich gehalten. Wenn Sie einen jungen Vampir erziehen, Mister Giles, haben sie zwar eine Waffe, aber ein Auto kann auch eine Waffe sein... Colin lehrte mich, Menschen zu respektieren und nur dann zu morden, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Deshalb sind Angelus und ich auch nie dauerhafte Reisegefährten gewesen. Unsere Vorstellungen von einer guten Jagd waren zu unterschiedlich."

„Das würde erklären, weshalb Du so wenig verzeichnet bist. Aber es gibt auch Einträge, daß eine Jägerin im 17. Jahrhundert beobachtete hat, wie Du Menschen gegen Vampire halfst."

„Es war mein Land, ich war der Meistervampir von Colins Herzogtum, also war es mein Recht und meine Pflicht, Ordnung in dem Narrenkäfig zu halten. Wenn ein fremder Vampir in meinem Revier wilderte, habe ich ihn getötet und seine Menschen laufen lassen. Das machte mich ungeheuer beliebt bei den Menschen!" Er verzog das Gesicht, „außerdem kann ich es nicht ausstehen, wenn die Straßen in meinen Dörfern blutverschmiert sind. Das ist unhygienisch."

„Und eklig!"

„Ja, auch eklig, Buffy. Aber mir machte am meisten Sorgen, daß ich deswegen immer mehr Straßenreiniger beschäftigen mußte. Ich meine, ich hab doch keine Putzfirma! Die sollen ihren Dreck gefälligst selber wegmachen!"

„Nun haben wir die ganze Zeit nur über mich gesprochen. Erzählt mir, wie es Euch ergangen ist. Habt Ihr Probleme bekommen, weil Ihr eine Woche nicht auf dem College wart?"

„Nein, es hat noch nicht mal einer bemerkt", antwortete Willow etwas traurig.

„Mich haben einige Kommilitonen gefragt, wo ich gewesen war, aber ich habe ihnen gesagt, ich hab meine Großmutter besucht. Und den Dozenten habe ich die gleiche Geschichte erzählt."

„Oh nein!"

„Was ist, Xander?"

„Bei Dozenten fällt mir ein, daß ich in zwei Stunden per Online-Konferenz einen Vortrag vor der asiatischen Ratsversammlung von irgendeiner einer Dämonen-Gruppe halten muß - von der ich, nebenbei bemerkt, nicht einmal den Namen weiß - und vorher muß ich bei Michael anrufen, die Unterlagen zusehen, die mir einer der Legionskommandanten gesendet hat und absegnen. Ich verstehe wirklich nicht, wozu wir überhaupt die Legionen brauchen. Kosten nur Geld und am Ende müssen wir Präfekte die Arbeit doch wieder selbst machen!"

Hä? „Wir Präfekte", was soll das heißen?"

„Hallo, Kleine, hast du mir überhaupt für ne Sekunde zugehört? Vor Dir sitzt der Präfekt der Prätorianischen Garde, Kommandant über Hunderttausende Elite-Soldaten, Meistervampir und Meister von Europa!"

„Oh Gott!"

„Gott kann Dir auch nicht mehr helfen, wenn ich Deine Exekution befehle, Süße. Und jetzt seid mal einen Moment leise, ich muß ein paar sehr wichtige Leute anrufen." Er holte fünf unterschiedliche Handys aus seinen Jackettaschen und funkelte sie angewidert an. „Wenn ich die wieder anstelle, dann wird hier die Hölle losgehen. Willow, kannst Du bitte hier das bedienen?"

„Klar. Was soll ich sagen?"

„Nehme einfach, „Sekretariat Präfekt Xander Harris, Rosenberg", das reicht."

„Okay."

Zögernd schaltete er eines nach dem anderen wieder an. Er hatte gerade die PIN in das dritte eingeben, als die zwei ersten losgingen. „McKee, was gibt's? ... Athena, Liebste! Bitte entschuldige, daß ich die Handys ausgeschaltet habe, ich wollte mich ungestört mit der Scooby Gang unterhalten. ... Das ist wunderbar! Tu das, Ate! ... Großartig, wenn meine Kommunikationsfabrik lange genug ruhig war, hole ich Dich am Flughafen ab, ansonsten schick ich Dir jemanden. ... Das ist gut. Da klopft jemand an, ich liebe Dich, bye!"

„Sekretariat Präfekt Xander Harris, Rosenberg, guten Tag. ... Es tut mir leid, aber Mister Harris ist zur Zeit außer Haus", log Willow, als Xander den Kopf schüttelte. „Das werde ich Mister Harris ausrichten, Ma'am. Vielen Dank für Ihren Anruf. ... Auf Wiederhören. Eine Lilah von Wolfram and Hart möchte, daß Du Montag Morgen zu ihr kommst. Sie faselte irgendwas über Angel."

„Wenn sie das nächste Mal anruft, sag ihr, daß ich ihr den Kopf abreiße und ihre Innereien den Hyänen verfüttere, wenn sie mich wieder belästigt. Nein, Vanessa, Sie habe ich damit nicht gemeint! Meine Familie soll weiterhin anrufen! Willow, sie ist eine Plage für die Menschheit und auf die „Hilfe" von deren Kanzlei kann ich gut verzichten. Die Union hat ihr eigenes Netzwerk."

„Wenn Du meinst..."

„Xander, warum gehst Du nicht in den Keller ins Büro und läßt Dir von Danny und mir helfen? Wo ist eigentlich Dein Personal?"

„Im Hotel. Ich wollte Caitlin nicht noch mehr Leute aufhalsen. Meine Familie kommt nämlich nach. Und wenn Michael das erfährt, wird er auch mit Alessandro kommen, um sie zu sehen."

„Aber vielleicht könnten Dir Dein Assistent und Deine Sekretärin hilfreich sein."

„Dann laß sie bitte kommen. Und schicke ein paar Prätorianergardisten zum Flughafen, Athena und unsere Kinder kommen in dreieinhalb Stunden an. Oh, und ruf bitte in Irland an, daß ich mein Büroflugzeug und meinen Stab hier brauche, sie sollen sich direkt auf den Weg machen."

„Wenn Du Dein Büro nachkommen läßt, heißt das, daß Du ein paar Tage bleibst?"

„Wenn Ihr nichts dagegen habt..."

„Ganz und gar nicht!"

„Nein, überhaupt nicht!"

„Wie kannst Du das nur in Frage stellen!"

„Okay, okay, ich kapituliere! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mitkommen, ansonsten..."

„Ich würde mal gerne zusehen, wie Du als Präfekt arbeitest..."

„Kein Problem."

„Ich will kündigen!", stöhnte Xander vier Stunden später.

„Was ist denn passiert, Mylord?", flüsterte Willow vorsichtig mit gesenktem Kopf. Freund hin, Freund her, es waren andere Leute im Nebenraum, er war ein konservativer Präfekt und dazu auch noch ein Vampir. Da wollte sie lieber vorsichtig sein, bevor sie auf dem Teller des seelenlosen Dämons landete.

„Ich hatte doch das Gespräch mit dem Dämonenrat. Es war eine totale Katastrophe! Aus Versehen hab ich einen Titel falsch ausgesprochen und jetzt haben die Blutrache angekündigt... So ein Mist! Wie kann mir das nur nach 400 Jahren immer noch passieren?! Ich bin ein verdammter Profi!"

„Das ist doch nicht so schlimm. Man kann immer mal in ein Fettnäpfchen treten und es ist doch möglich, daß sie nur darauf warteten, daß Du einen Fehler machst, damit sie einen Grund haben, Dir zu schaden, meinst Du nicht?"

„Natürlich ist es das. Aber GERADE deshalb hätte ich viel besser aufpassen müssen! Wie soll ich das nur Michael erklären?"

„Er wird es verstehen."

„Ja, vielleicht. Trotzdem schwächen solche Ungeschicke meine Position. Zu viele Leute wollen meinen Stuhl, als, daß ich mir so etwas leisten kann. Das einfach nur DUMM! DUMM, DUMM, DUMM!"

„Na komm, jetzt mach bitte aus einer Mücke keinen Elefanten, Xander. Bestimmt haben die Dämonen es sich Morgen schon wieder anders überlegt. Warum gehst Du jetzt nicht ins Bett und schläfst Dich aus?"

„Das geht nicht. Ich muß noch Michael anrufen und meine Frau kommt. Wenn ich sie nicht begrüße, ist sie beleidigt und knabbert aus Frust an den Einwohnern."

„Okay, das ist ein guter Grund. Darf ich Dir eine Tasse Kaffee anbieten?"

„Ja, gerne, Willow. Mische etwas Blut drunter."

„Natürlich." Die Hexe ging zu einer Minibar in einem anderen Büro und machte zwei Tassen Kaffee. „Bitteschön. Kannst Du mir vielleicht von Athena erzählen?"

„Habe ich das noch nie gemacht? Wie auch immer, sie ist eine von den Frauen, die alle Blicke auf sich ziehen, wenn sie den Raum betreten. So wie Marguerite eine Gabe mit kleinen Kindern hat, hat Athena sie mit anderen Leuten. Wenn Du ihr nur genug Zeit gibst, wirst Du ihr alles glauben und Ihr blind vertrauen. Deshalb ist sie auch so eine gute Undercover-Agentin. Athena ist ein Genie, nur deshalb hat Colin sie umgewandelt. Das einzige, womit sie nicht umgehen kann, sind Computer. Sie hat kein technisches Verständnis. Für etwas muß ich ja auch zuständig sein..."

„Seit wann kennst Du Dich mit Computern aus?"

„Als Präfekt bin ich auf die modernen Kommunikationsmittel angewiesen, darum habe ich mich mit ihnen beschäftigt und herausgefunden, daß sie gar keine Monster sind, sondern nützliche kleine Helfer. Ich hatte den Vorteil, zu wissen, wie wichtig Computer werden würden und konnte so noch einmal von vorne anfangen. Darum gehörte ich damals zu den ersten, die programmieren lernten und gehöre jetzt zu den besten."

„Das hat sicher vieles einfacher gemacht..."

„Ja, das hat es. Aber Du mußt trotzdem Dein Leben selber leben. Das geht so nicht! Ich muß was frisches essen gehen!"

„Warte bitte! Hast Du Interesse an einem Deal?"

„Einem guten Geschäft bin ich nie abgeneigt. Was hast Du?"

„Ich wäre bereit, Dir Blut zu geben. Aber dafür mußt Du mir von Deinem Vampirblut geben, wenn ich mich verletzt habe. Caitlin hat das nicht gerne..."

„Das ist ein fairer Deal, nicht schlecht. Trotzdem kann ich Dir nicht helfen. Willow, ich weiß nicht, was Pete und Lisa Dir erzählt haben, aber es ist nicht gut, wenn Du bei jeder kleinen Verletzung Vampirblut nimmst. Genau wie die Magie, sollte man es nicht nutzen, um sich das Leben bequemer zu machen. Du würdest doch auch keinen Heilungs-Zauber machen, oder?"

„Das habe ich noch nie gemacht. Aber es ist ungefährlich mit dem Blut. Ich trinke es ja nicht immer, meistens streiche ich es nur auf die Wunde. Und Du hast viel mehr Blut bekommen, ohne, daß Du zum Vampir wurdest."

„Aber meine Wahrnehmung hat sich verändert, meine Sinne. Es ist nicht gefährlich im konventionellen Sinn des Wortes, aber Du unterwirfst Dich starken Veränderungen. Und die Wirkung des Blutes meiner Art kannst Du nicht einfach abstellen, es braucht durchschnittlich doppelt so viel Zeit, bis die Wirkung verschwunden ist, wie Du Blut genommen hast."

„Meinst Du?"

„Ich kann es bereits riechen, Willow. Es ist kein starker Geruch, aber wenn ich weiß, wonach ich suche, kann ich es finden. Caitlin wird letzten Endes herausfinden, was Du machst und dann kann man Dich sehr hart bestrafen. In solchen schwerwiegenden Vertrauensbrüchen entscheidet der zuständige Präfekt über die Strafe. Weil Michael Dich eingewiesen hat, ist er Dein Präfekt. Glaub mir, er ist nicht zimperlich bei der Bestrafung."

„Okay, dann werde ich es in Zukunft weniger machen", versprach Willow zögerlich. In dem Moment öffnete sich die Bürotür und eine dunkelhaarige Frau im türkisen Hosenanzug kam herein.

„Guten Abend, ich bin Präfekturassistentin Athena Harris", stellte sich die Frau in einer melodischen Stimme vor und reichte Willow lächelnd die Hand.

„Guten Abend, Ma'am, Willow Rosenberg, Lehrling von Caitlin McKee." Kein Wunder, daß Xander sich sofort in sie verliebt hatte, sie hätte locker als Double von Salma Hayek durchgehen können.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Rosenberg. Sie müssen Xanders Sandkastenfreundin sein, nicht wahr?"

„Ja, die bin ich."

Xander gab seiner Ehefrau einen Stirnkuß. „Athena, meine Liebste, ich werde Dich Morgen umgehend meinen anderen Freunden aus meiner menschlichen Zeit vorstellen, doch nun sollten wir unsere Gastgeber über Deine Ankunft informieren und eine Kleinigkeit essen gehen."

„Wenn Du mich nicht mehr brauchst, darf ich mich dann auf mein Zimmer zurückziehen?"

„Es ist Deine Entscheidung. Wir würden uns freuen, wenn Du uns noch Gesellschaft leisten würdest, aber ich verstehe, daß Du Morgen zum College gehen mußt."

„Na ja, ich hab fast zwei Wochen verpaßt..."

„Geh ruhig, Willow."

„Danke, Mylord." Sie senkte kurz den Kopf vor dem Präfekt und huschte aus dem Raum.

„Ein gut erzogenes Mädchen."

„Ja, das ist sie. Ich hatte nicht erwartet, daß sie sich so klug verhalten würde. Sie weiß, daß normalerweise nur Familienmitglieder einen Konservativen duzen dürfen, daß ich dies angefangen habe, ist eine große Ehre. Ein normaler Mensch hätte danach erwartet, daß es keine Unterschiede gibt, aber sie hat es erkannt."

„Es sind andere Untergebene in Hörweite gewesen, Du hättest sie bestrafen müssen, wenn sie sich nicht ordentlich betragen hätte."

„Eben. Es wäre mir schwer gefallen, da ich sie noch immer wie eine Schwester liebe, aber ich darf solche Insubordination nicht dulden."

„Dann könnte ja jeder Pöbel kommen und den Ranghöchsten den Gehorsam verweigern!", entrüstete sich Athena. „Wenn ich nur denke, was Caitlin ihren Childes durchgehen läßt. Colin hätte ein solches Verhalten nie geduldet!"

Xander seufzte schwer. Er liebte seine Frau noch immer wie am ersten Tag, aber sie war im Laufe der Jahrhunderte etwas zu stolz für seinen Geschmack geworden. „Athena, die Welt verändert sich. Was in unserer Zeit als selbstverständlich unter Menschen galt, ist heute gar bei Vampiren verpönt. Und unsere Schwester lebt nun einmal nach den Sitten der heutigen Zeit."

„Trotzdem. Du hast Deine Childes alle mit Härte und Liebe gleichermaßen erzogen und sie sind alle etwas geworden. Genau wie meine."

„Ja, auf sie können wir stolz sein."

Dienstag verbrachten Xander und Athena damit, zu arbeiten, sie bei Scooby Gang und beide bei den Vampiren vorzustellen und - wie es sich für anständige Vampire gehört - zu schlafen. Mittwoch traf man sich nach Sonnenuntergang im Bronze. Sowohl die Gang als auch die Vertreter der Vampire und die McKees waren begeistert von Athenas Aussehen aber weniger begeistert von ihrem Standesdünkel. Sie hofften, daß sich Xanders Frau in der lockeren Atmosphäre des Clubs entspannter geben würde.

Xander und seine Frau traten ganz in Schwarz und Leder an den Tisch. „Hi!"

„Hi, setzt Euch! Schön, daß Ihr kommen konntet."

„Na ja, ich hab drei Handys mitbringen müssen, aber das meiste sollte meine Sekretärin für mich abfangen. Wenn der Weltuntergang bevorsteht, werde ich schon informiert."

„Bei Deiner sogenannten Sekretärin wäre ich mir da nicht so sicher!"

„Athena, bitte, nicht hier, ja? Du weißt, daß ich Dir treu sein werde, solange ich lebe... oder unlebe und Du brauchst Dir keine Gedanken zu machen, nur, weil meine Sekretärin jung, blond und menschlich ist. Sie kann mit Dir doch nicht mithalten!"

„Warum nimmst Du Dir dann keinen Mann?"

„Weil ich keinen Mann bekommen konnte, weil kein Mann frei war, Athena. Es ist schwierig, das weißt Du selbst, weil Michael nur männliches Personal nimmt, damit es keine Gerüchte gibt. Irgendwo müssen die Frauen auch bleiben."

„Aber nicht bei meinem Ehemann! Gut, ich kann damit leben, daß wir uns darüber nachher streiten, aber das mußte gesagt werden."

„Ähm... ich bin ja kein Experte mit solchen Sachen, aber warum verkuppeln Sie die Sekretärin nicht einfach mit irgend jemandem?"

„Miss Rosenberg, das ist gar keine so schlechte Idee..."

„Danke, Ma'am."

„Habt Ihr Euch schon überlegt, ob Ihr länger bleiben könnt? Xander, wir vermissen Dich alle."

„Ich kann nicht mehr mit Euch Vampire pfählen, Buffy, ich bin jetzt selbst einer und ich habe Verantwortung gegenüber der Union."

„Aber Ihr könntet doch hierher ziehen! Schließlich ist hier doch der Höllenschlund! Sollte nicht eine Basis den Höllenschlund bewachen? Und wer könnte das besser als Du, Xander?"

„Xander?"

„Ja, meine Liebe?"

„Ich habe die letzen Jahrhunderte immer nur Irland gesehen. Ich liebe Irland, ich liebe die Insel wirklich, aber ich will auch einmal woanders hingehen. Wir wechseln immer nur zwischen dem Gutshof, der Stadt und Dublin. Das ist langweilig auf die Dauer! Du solltest mir etwas mehr bieten, Xander Harris! Hier können wir preiswert Land und Gebäude kaufen für eine neue Präfektur - es gibt ja genug hier - Du kannst viel besser von hier arbeiten, weil hier die Hochburg des Unlebens ist, unsere Verwandten wohnen hier, wir können mit der Jägerin zusammenarbeiten, es gibt eine gute Infrastruktur durch den Flughafen und die Busstation, zudem bin ich schnell in Los Angeles!"

„Athena, Sunnydale ist eine Kleinstadt. Es hat gerade mal 30.000 Einwohner, EINE Einkaufspassage, auf dem Flughafen kann nur eine Fliege landen und es ist eine AMERIKANISCHE Kleinstadt! Du mußt Dich ans amerikanische Englisch gewöhnen, unsere an die 300 Leute brauchen eine Aufenthaltserlaubnis, wir können nicht ohne weiteres hier etwas kaufen und der starke Dollar macht es viel zu teuer! Ich würde auch gerne bei meinen Freunden leben, aber es ist eine wahnsinnige Arbeit."

„Wieso? Ihr braucht doch nur ein paar Häuschen für die Angestellten anzumieten, dann ein paar Büroräume und Gästehäuser. Es wird gerade ein neues Hochhaus gebaut und wir werden Euch auch helfen!"

„Ja, und Caitlin ist auch hier. Außerdem braucht der Höllenschlund dringend eine Zenturie. Wer weiß, ob die nächste Jägerin kein Reinfall ist? Und wenn Ihr dann erst anfangen müßt, hier was zu bauen..."

„Ich bin wohl eindeutig überstimmt, oder? Mister Giles, wie wird der Rat der Wächter darauf reagieren?"

„Gar nicht. Sie gehen der Union solange aus dem Weg, bis sie von ihr angegriffen werden."

„Caitlin?"

„Ich halte es für eine tolle Idee! Ich werde Danny zwar die Nacht umwandeln, aber ich suche sowieso eine Beschäftigung neben dem Hausfrau- und Mutter-Dasein."

„Wie? Was? Du wirst Danny heute Nacht umwandeln?"

„Ja, ich habe keine Lust mehr, zu warten. Jetzt bringe ich es hinter mich und lasse den Dämon meine Probleme erledigen."

„Warum hast Du mir das nicht früher gesagt?"

„Nun, ich habe die Entscheidung getroffen, während wir im Hauptquartier waren. Ich fand einen Zauberspruch, durch den ich auch als Vampir ein Kind bekommen kann. Damit ist mein einziger Grund, warum ich noch ein Mensch bleiben wollte, weggefallen. Und als ich es bekanntgegeben habe, warst Du nicht da. Danach ist es... irgendwie unter die Räder gekommen. Ich dachte, Du wüßtest Bescheid."

„Solange sich unsere Anfangsschwierigkeiten nicht mit dem Dämon wiederholen, hab ich kein Problem damit."

„Das ist sehr unwahrscheinlich."

„Dann bin ich beruhigt. Cat, brauchst Du meine Hilfe?"

„Danke, das ist lieb. Es ist zwar nicht notwendig, daß Du dabei bist, aber es kann nicht schaden, wenn Du es Dir ansiehst und mir dabei hilfst, die Tränke für Danny vorzubereiten. Ich brauche einmal einen Trank, der seine Schmerzen lindert und einen anderen, der den jungen Dämon stärkt. Ich habe ihn zufällig im Hauptquartier beim Durchblättern von uralten Büchern gefunden."

„Haben wir denn alle Zutaten?"

„Ja, die habe ich gleich mitgebracht. Da wußte ich zwar noch nicht, daß ich sie so schnell brauchen würde, aber ich wollte - wenn es dann mal soweit ist - auch nicht lange darauf warten müssen, daß sie mir jemand mitbringt."

„Okay."

„Athena, gefällt Dir denn Sunnydale?"

„Sonst würde ich wohl kaum hierher umziehen wollen, Miss Summers."

„Ja, natürlich... Was haben Sie schon von der Stadt gesehen?"

„Caitlins Haus, ein paar Straßen, den Flughafen, zwei Friedhöfe, den Stadtpark, einen Waffenladen, Willys Bar und jetzt das Bronze."

„Interessante Auswahl! Reicht das denn schon, um sich zu entscheiden, herzuziehen? Ich meine, mir wäre das etwas wenig. Vielleicht gefällt Ihnen unsere „Kleinstadtidylle" nicht - nicht, daß ich mich beschweren würde..."

„Ich habe die letzten vier Jahrhunderte auf einem einzigen Anwesen gelebt! Viel schlimmer kann es nicht sein und ich habe ohnehin Lust, mal ein etwas anderes Leben zu führen. Weniger Luxus, dafür näher am menschlichen Leben."

„Dann können Sie ja gleich anfangen. Makler anrufen, Häuser besichtigen, zum Notar, nächtelang Möbel, Tapeten, Lampen, Elektrogeräte und Co. aussuchen, dann den Umzug organisieren, sich hier anmelden, Gebäude für eine Basis suchen und einrichten, für die Prätorianer und Verwaltungsleute Wohnungen suchen... Das wird ein schöner Einstand", bemitleidete Buffy sie.

„Vergessen Sie nicht, daß Sie mir Ihre Hilfe angeboten haben, Miss Summers, daran werde ich Sie nämlich erinnern!", lächelte Athena.

Der Morgen brach schon fast an, wenn Caitlin und Willow mit zwei Kelchen in Dannys Zimmer kamen. „So, Danny, wir können jetzt anfangen."

„Ich dachte schon, Ihr habt mich vergessen!"

„Spinner! Willow, gibst Du meinen idiotischen Sohnemann bitte den schmerzstillenden Trunk zuerst?"

„Natürlich, Cat." Die junge Hexe setzte sich im Schein der Kerzen auf die Bettkante und reichte ihrem Wahlbruder das Gefäß mit dem dunklen Sud, „bitte. Trink jetzt, Danny."

„Danke."

„Der andere Trunk ist eine Mischung aus pflanzlichen Extrakten und menschlichem Blut. Du wirst ihn sofort nach dem Blut Deines Sires trinken müssen, sonst ist er nicht mehr gut."

„Mache ich."

„Bist Du aufgeregt?"

„Nein, eigentlich nicht. Das ist das seltsame, ich habe es mir immer so vorgestellt, daß ich im letzten Moment Angst haben würde. So wie es bei Xander war. Aber ich habe keine Angst, ich will es nur hinter mich bringen, weil ich müde bin. War ne lange Nacht!"

„Aber ich fand es auch schön. Wir haben uns endlich einmal ALLE gut amüsiert."

„Stimmt. Ich finde es ganz toll, daß Xander hierbleibt. Und vielleicht werde ich mich - nach einiger Zeit - auch mit Athena verstehen."

„Willow, Du mußt es akzeptieren lernen, daß man mit manchen Menschen besser auskommt und mit anderen weniger gut. Das ist der Lauf des Lebens. Aber ich bin mir sicher, daß Du Dich mit Ihr gut verstehen wirst", beruhigte sie ihren Lehrling.

„Glaubst Du, daß ich manchmal bei der Präfektur aushelfen kann? Ich habe zwar im Moment genug Arbeit, aber wenn ich das College schmeiße, will ich mir ein bißchen Geld verdienen."

„Hä? Du wirst das College schmeißen?"

„Ja, wir hatten doch abgemacht, daß ich es ein Jahr versuche und wenn ich meine Arbeit als Lehrling nicht mit dem College vereinbaren kann oder eine Sache darunter leidet, abgehe."

„Ja, das stimmt."

„Und in zwei Monaten ist mein erstes Jahr zu Ende. Caitlin, ich weiß, Du willst nur das Beste für mich, aber so geht es nicht. Zwischen Kämpfen, College und Magie habe ich gar keine Freizeit mehr. Und sieh nur mal die letzten anderthalb Monate. In der Woche nach Xanders Verschwinden bin ich zwei Tage nicht gegangen, weil Michael da war. Die Woche darauf konnte ich nur kurz gehen, weil ich bei Tara bleiben wollte. Danach war ich zwei Wochen wegen dem Hauptquartier nicht da. Und Morgen kommt Michael für etwa eine Woche, um uns bei der Verlegung der Präfektur zu helfen."

„Und das war eine weniger stressige Zeit, in der Du nicht einmal verletzt warst."

„Siehst Du? Um nachzuholen, was ich auf dem College versäume, muß ich so viel lernen, daß ich dann wieder keine Zeit habe, um für die Union zu lernen..."

„Ich verstehe Dein Problem. Laß uns warten bis zu den Ferien und wenn Du dann noch der gleichen Meinung bist, hörst Du auf, okay?"

„Einverstanden. Bist Du auch nicht sauer oder enttäuscht, wenn ich vom College abgehe?"

„So ein Unsinn! Ich bin glücklich darüber, daß Du den Mut hast, die Entscheidung zu treffen, die Du für richtig hältst - schließlich geht es um DICH - und diese auch durchzusetzen. Das ist ein Beweis für mich, daß Dir die Jahre bei uns gutgetan haben. Als ich Dich das erste Mal 1998 sah, hättest Du Dich nicht getraut, den Schutz der Scooby Gang zu verlassen und Deinen eigenen Weg zu gehen. Es hat mich schon grenzenlos überrascht, daß Du Dich dafür entschieden hast, mein Lehrling zu werden."

„Ich denke auch, daß mir die letzten drei Jahre gutgetan haben, sowohl für meinen Charakter als auch meine Hexenkraft!"

„Freut mich, daß wir einer Meinung sind", grinste die Vampirin.

„Das ist ja wirklich rührend, aber kann sich noch mal einer um mich kümmern?", winselte Danny gespielt und schniefte.

„Oh, mein armer Junge!", bemitleidete Caitlin mit einem Grinsen. „Keiner hat Dich lieb?"

„Niemand!"

Lachend schüttelte die ältere Frau den Kopf, „der Trunk wirkt jetzt, wir müssen anfangen, bevor er nachläßt. Willow, möchtest Du rausgehen oder bleiben?"

„Natürlich bleiben! Ich bin Dein Lehrling und ich habe keinen schwachen Magen!"

„Wie Du willst." Sie tauschten die Plätze, so, daß Willow auf der Couch und Caitlin auf der Bettkante saß. „Danny, ich frage Dich ein letztes Mal: Willst Du das?"

„Ja, Mutter. Und ich bin mir sicher."

„Wenn wir das geklärt haben... darf ich bitte Deinen Hals haben?"

„Für Dich doch immer, Cat!" er rollte sich in dem Bett auf die rechte Seite, damit Caitlin besser seinen Hals erreichen konnte. Es war nur eine Sache von Sekunden, dann spürte er einen kalten Mund an seiner Halsschlagader und scharfe Fangzähne die Haut durchbrechen schneiden...

Es war genau fünf Uhr am Morgen des Freitags, als sich in dem Bett von Danny etwas regte. Der neugeborene Vampir erwachte das erste Mal. Er setzte sich knurrend auf, seine goldenen Augen glitten durch das stockdunkle Zimmer, das für ihn hell wie der Tag war, den er nie wieder erleben würde.

Er schlüpfte mit der Eleganz einer Raubkatze aus dem Bett. Der Dämon brauchte nicht durch die geschlossenen Fensterladen zu sehen, um zu wissen, daß der Morgen schon angebrochen war. Er konnte also nicht mehr jagen gehen, aber diese Erkenntnis stillte weder seinen Hunger auf das frische, süße Blut eines Menschen, noch seinen Drang, zu töten....

Caitlin schlüpfte gerade aus ihrem Bett und in ihren nachtblauen Satin-Morgenmantel, als sie das Erwachen eines neuen Unlebens fühlte. Und diesmal waren es nicht die übermenschlichen Sinne ihres Dämons. Sie spürte den Band zwischen ihr und dem anderen Vampir erwachen. Ihrem vierten Childe.

Ende

Ich weiß, das ist ein komisches Ende, aber ich will mir die Einführung von Vampir-Danny für den nächsten Teil der Caitlin-Serie aufheben.

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