-_- ... ihr wißt ja gar nicht, wie toll es ist, wenn man mit 40 Grad Celsius Fieber, mit einer Vereiterung sämtlicher Nebenhöhlen im Kopf (Also Kiefer-, Nasen- und Stirnhöhle) und komplett ohne Appetit rumhockt, obwohl man tierisch Hunger hat. *Antibiotikum schluck* Ich hasse krank sein. Es ist Montag, und ich bin bis inklusive Freitag krank geschrieben. O_o ... ich werde vor Langeweile sterben! Ach ja... an diesem Kapitel ist allein das Fieber schuld. *gg* ------------------------------------------- "Where do I take this pain of mine? I run but it stays right by my side... So tear me open, pull me out, There's things inside that scream and shout, And the pain still hates me, So hold me, until it sleeps. Just like the curse, just like the stray, You feed it once and now it stays... So tear me open, but beware, There's things inside without a care, And the dirt still stains me, So wash me, until I'm clean. I'll tear me open, make you gone, No longer will you hurt anyone, And the pain still shapes me, So hold me, until it sleeps." - Metallica, 'Until It Sleeps' Mit einem die Dunkelheit zerreißenden Schrei riß Ken den Kopf hoch. In der ersten Schreckenssekunde dachte er, er sei tot, in der zweiten Sekunde dachte er, er sei blind - bis er merkte, daß er lediglich in einem komplett dunklen Raum saß. Er brauchte eine Weile, ehe er seine Gedanken geordnet hatte, ehe er überhaupt wußte, wer er war. Oder wo er war. Mit einem Grummeln wischte er sich über die schweißnasse Stirn, seine zerzausten Haare klebten an der Haut. Über seine Schultern war eine Decke gelegt worden während er an seinem Terminal eingeschlafen war und irgendjemand hatte sowohl die Lichtquellen als auch die Monitore deaktiviert, so daß es wirklich stockfinster war. 'Das war bestimmt dieses verdammte Wormmon.' dachte Ken, als er mit der linken Hand zu einer der Tastaturen griff, ein paar Tasten unter seinen Fingern klickten und daraufhin die Monitore einzeln zu flackern begannen, als sie sich selbst entmagnetisierten. Ken, oder eher der 'Kaiser', war sich sicher, daß Wormmon irgendwo hinter ihm in der Dunkelheit rumlungerte, so wie es das immer tat, und daß es Aufgrund seines energischen Tippens mitbekommen haben mußte, daß es falsch war, die Monitore auszuschalten. Gleichgültig glitt Kens Blick über die Monitore, die verschiedene Teile seiner Festung zeigten, einige Quellcodes für Dinge, die er noch programmieren wollte und andere Dinge, Statistiken, Diagramme und Tabellen. Anfangs war es etwas merkwürdig gewesen, sich auf mehrere Monitore auf einmal zu konzentrieren, aber mittlerweile war es etwas ganz Natürliches geworden. Seine Augen blieben auf einem der Überwachungsmonitore kleben. Und sein Herz setzte einen Schlag aus. Erst hatte er die bunten, kleinen Gestalten gar nicht registriert, doch jetzt, als ihm klar wurde, was - oder wer - das war, wurde er blass. Diese verdammten Digiritter waren in seiner Festung! Sie waren unbemerkt in SEINE Festung eingedrungen! Und sie waren auf dem Weg zum Hauptterminal. Für einen kurzen Moment sah Ken Wormmon vor sich, wie es die Digiritter anführte - aber das war Schwachsinn. Wormmon hatte viel zu viel Angst, um so etwas zu tun. Ken würde es töten, und das wußte es. Die Frage, wie diese Kinder in seine Festung gekommen waren, blockierte seine restlichen Gedanken wie eine Felswand. Er war der Digimon-Kaiser. Er war unfehlbar. Es konnte ihn niemand austricksen oder gar überlisten. Das war ganz einfach nicht möglich. Oder doch? Mit einem Wutschrei schlug Ken seine geballte Faust auf die Tastatur vor sich, die daraufhin laut knackste. Aber das war ihm jetzt egal. Er würde diese Sache persönlich in die Hand nehmen, damit nichts schief geht. Schließlich war er perfekt. Mit einer flüssigen Bewegung stand er auf und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Das Problem war, daß er sich nicht mehr in seinem Kontrollraum befand. Seine gesamte Bewegung fror für einen Augenblick ein, als er direkt in einen langen, dunklen Korridor guckte. Sein Geist brauchte etwas länger, um zu realisieren, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Hastig drehte er sich um, die Hand schon nach einer der Tastaturen ausgestreckt, neben denen er eben noch stand. Aber auf der anderen Seite ging der dunkle Gang noch weiter. Das Terminal, an dem er eben noch saß, war verschwunden, zusammen mit den Monitoren, den Tastaturen und dem gesamten Rest des Raumes, in dem er sich eben noch befunden hatte. Er zog die Brauen zusammen. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Aber es gab für alles eine logische Erklärung, besonders in einer digitalen Welt. Hier basierte schließlich alles auf Logik. Das dachte er zumindest bis jetzt. Vielleicht hatte er die Strecke bis zu dem Korridor einfach nicht mehr in Erinnerung. Vielleicht hatte er gerade zu angestrengt nachgedacht. Ja, das mußte es sein. Er war die Strecke gegangen, sonst wäre er ja nicht hier. Hinter ihm raschelte etwas leicht, und er drehte sich um. Womöglich nur ein kleiner Codefehler in seiner Festung. Aber direkt vor seinen Augen kam Wormmon, das kleine unnütze Vieh, aus der linken Wand gekrochen. Als ob es diese Wand gar nicht gäbe. Die eisige Hand der Furcht griff langsam um Kens Herz. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seinem Brustkorb breit. Was war hier los? "Wormmon?!" raunte er, zittriger als er eigentlich wollte. Aber das Digimon schenkte ihm keine Beachtung. Erhobenen Hauptes, als hätte es gerade etwas getan, worauf es stolz sein könnte, kroch es weiter auf die gegenüberliegende Wand zu. Kens Furcht wandelte sich in Zorn. "Nemesis!" brüllte er in den endlos scheinenden Flur, Wormmon nicht mehr beachtend, wie er es so häufig tat. Sein Computer hätte sicher die Antwort. "Nemesis?!" wiederholte er nach einer Weile. Der nach der bösen Göttin Nemesis benannte Computer reagierte nicht. Stattdessen war wieder dieses leise Rascheln zu hören, und als Ken hinab blickte, sah er gerade noch das hintere Ende von Wormmon, wie es wieder in der Wand verschwand. Sein Verstand, noch immer nach einer logischen Lösung suchend, überschlug sich förmlich. Das alles war unmöglich. Es war absolut unmöglich. Die ganze Digiwelt mußte zusammen gebrochen sein, damit so etwas überhaupt möglich war. Langsam bildeten sich kalte Schweißperlen auf seiner Stirn, sein Blut rauschte mit einer solchen Geschwindigkeit durch seine Ohren, daß er dachte, er würde taub werden. Er biß sich auf die Unterlippe. Das konnte alles nicht wahr sein. Aber er würde das in den Griff kriegen. Er war Ken Ichijouji, der Digimon-Kaiser. Er war perfekt. Er war unfehlbar. ... oder? Einer der Schweißtropfen lief direkt in sein Auge und er schloß es, um den Schweiß von seinen Brauen zu wischen. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm auch auf, daß der sonst doch recht schwer auf seinen Schultern lastende Umhang weg war. Genau wie seine Brille. Und seine Handschuhe. Aber das war nur ein kleiner Fehler, um den er sich später kümmern würde. Wahrscheinlich hatte er die Sachen irgendwo liegen lassen, notierte er sich mental. Dann starrte er weiter auf die Tür vor sich. Er wäre beinahe vor Schreck zurück gesprungen, stolperte aber lediglich bei dem ungewollten Schritt nach hinten. Wo kam diese Tür her? Und weshalb war vor ihm nun eine Wand? Er stand doch eben noch in dem Korridor?! Seine Knie begannen zu zittern, die Luft blieb ihm fast im Hals stecken. Mittlerweile hatte sein Verstand abgeschaltet, denn hierfür gab es ganz eindeutig keine logische Erklärung. Ohne weiter nachzudenken griff er nach der Tür - eine alte Holztür, wie er nebenbei registrierte -, drückte sie auf und trat hindurch. Und blickte direkt in Angemons Augen. Das Digimon, vor dem er sich am meisten fürchtete. Das Digimon, was für ihn immer ein "schrecklicher" Anblick gewesen war. Das Digimon, was er als erstes vernichten würde - und zwar samt Quellcode - wenn er die Chance hätte. Das Digimon blickte ihm nun genau in die Augen. Kens Körper brauchte eine Sekunde, bis er sich der mentalen Taubheit anschließen konnte. Seine Knie drohten wegzuknicken, in seinem Brustkorb schien sich ein riesiges schwarzes Loch aufzutun. Aber sein Körper reagierte nur, er agierte nicht. So blieb Ken, dem Kaiser, nichts anderes übrig, als Angemon, die Personifizierung des Guten, mit offenem Mund anzustarren. Angemon, der mit verschränkten Armen vor ihm stand, erwiederte seinen Blick. Daß dieses Angemon kein gewöhnliches Angemon war, fiel Ken nicht auf. Ein Flügel war halb zerfleddert, sein Helm fehlte und er trug ein Schwert anstatt eines Stabes. Aber Kens vor Todesangst betäubte Gedanken erfassten dies nicht mehr. Er wollte weg, weg von dem Licht, was von dem Engel ausging, weg von dem, was er darstellte. Weg von hier. Seine Füße, wie der Rest seines Körpers, gehorchten ihm nicht. Er merkte die Tränen der Furcht, die ihm über die Wangenknochen liefen, gar nicht. Er merkte auch nicht, daß er sich mittlerweile die Unterlippe blutig gebissen hatte. Vor ihm stand dieses Digimon, das war das Einzige, was er im Moment mitbekam. Wie in Zeitlupe nahm Angemon seine Arme auseinander, griff nach seinem Schwert und zog es. Kens Körper war noch immer gelähmt, diesmal jedoch nicht mehr vor Furcht, sondern von etwas anderem. Seine Augen folgten dem Schwert, mit dem Angemon, mit der Spitze zu ihm, ausholte. Die Spitze des kalten Metalles durchschnitt seine Haut, zersplitterte sein Brustbein und ein paar seiner Rippen, welche sich wiederrum tiefer in seine Lunge bohrten. Seine Nerven hielten nicht mit, waren überlastet, wurden gleichzeitig durchtrennt als sich das Metall tiefer und tiefer in seinen Körper fraß, durch seine Lunge, durch sein Fleisch und durch seine Seele, wie es schien. Angemon hatte das Schwert mit solcher Kraft in den Körper des Jungen gerammt, daß es hinten wieder aus selbigem herausbrach, nicht ohne mehrere Wirbel zu splittern und aus ihrer natürlichen Stellung zu reissen. Wieder brauchte Kens Körper eine Weile, um all das zu realisieren. Schmerzen empfand er nicht, dazu waren seine Nervenbahnen zu überlastet und sein Geist zu gelähmt, aber seine Beine knickten weg. Das Bißchen logischer Verstand, was seinen Geist anschrie, etwas zu unternehmen, sagte ihm, daß wohl seine Wirbelsäule habe dran glauben müssen, denn er spürte seine Beine nicht mehr. Angemon zog sein vor Blut triefendes Schwert aus dem Körper des Jungen, als dieser auf die Knie sackte und sich mit den Armen abstützte. Sein Atem ging unregelmäßig, er schnappte förmlich nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sein Blut lief, da er nach vorne gebeugt war, größtenteils aus der Wunde in seiner Brust und bildete eine dunkle, schimmernde Pfütze unter ihm. Er versuchte, Luft zu holen, aber seine Lungen weigerten sich. Sein gesamter Brustkorb war wie gelähmt. Es fühlte sich plötzlich so an, als hätte er schon Luft geholt, als wären seine Lungen bereits mit Luft gefüllt, also versuchte er, auszuatmen. Es kam jedoch keine Luft aus seiner Luftröhre - sondern dunkles Blut, an dem er sich verschluckte. Es brannte fürchterlich in seiner Nase und seiner Kehle, aber er konnte nicht anders als immer mehr Blut zu husten. Instinktiv griff er sich an den Brustkorb, so daß er nach vorne überkippte und seine Stirn in die Blutlache vor ihm schlug. Das Rot des Blutes ergab einen surreal scheinenden Kontrast zu dem Blau seiner Haare. Langsam wurde ihm schwarz vor Augen, er bekam keine Luft mehr, daß er ständig Blut hustete, merkte er gar nicht mehr. Seine Adern pumpten weiterhin Blut durch seinen Körper, Blut, daß durch die Stichwunde in seine Lungen geriet und Blut, daß seine Muskeln und sein Hirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgte. So gaben schließlich seine Knie völlig nach und er brach seitlich zusammen. Wie sich seine Kleidung langsam mit seinem Blut vollsog, erlebte er nicht mehr. Und irgendwo in Tokyo wachte ein schweißgebadeter Junge mit blauen Haaren in einem fremden Zimmer schreiend auf.
