"I'm your dream, make it real,
	I'm your eyes when you must steal,
	I'm your pain when you can't feel,
	Sad but true.
	I'm your truth, telling lies,
	I'm your reason and advice,
	I'm inside, open your eyes,
	I'm you."

			 - Metallica, 'Sad But True'


	(Ja ja, ich weiß, ich bin auff'm Metallica-Trip im Moment. ^^ )


	Ken nahm den Kopf runter, als er vorgab, zu niesen und riß im gleichen Augenblick die
linke Hand hoch. Blitzschnell hatte er seinen Arm halb um den des Mannes gelegt, so daß sein 
Ellbogengelenk unter dem des Mannes war und seine Hand auf der Schulter des Mannes ruhte. Mit
der anderen Hand griff er nach der Hand mit der Waffe, riß sie nach unten und drückte seinen
eigenen Ellbogen im gleichen Moment ruckartig durch. Das Adrenalin hatte für den Rest gesorgt.

	Mit einem nassen Knirschen brachen sowohl Elle als auch Speiche des Mannes vom Gelenk 
an, seine Muskeln zuckten zusammen und ein Schuß löste sich zusammen mit seinem Aufschrei. 
Hätte Ken nicht ohnehin schon mehr Adrenalin als Blut im Körper gehabt, wäre er vor Schreck
sicher aus seiner Haut gesprungen - der Schuss ging ihm so knapp am Gesicht vorbei, daß ein 
paar seiner Haare, abgetrennt von der Kugel, vor seinen Augen langsam zu Boden segelten.

	Aber Ken hatte keine Zeit zum Beobachten oder Nachdenken. Der Mann, welcher seinen Arm
mittlerweile aus Kens Griff gelöst hatte und wie am Spieß schrie und fluchte, hatte die Waffe
vorerst fallen gelassen. Ken riß die Tür auf und schmiss sich aus dem Auto, rollte sich ab und
sprang gekonnt wieder auf seine Füße, als er zurück in das Auto blickte.

	Eine Millisekunde später kam auch Davis wie von einer Hornisse gestochen aus dem Auto
gesprungen, überschlug sich fast bei dem Versuch von dem Wagen wegzukommen. Ken hielt 
weglaufen für eine sehr gute Idee, und so sprintete er Davis hinterher. Seine Ohren piepten
noch immer von dem Schuß und das Adrenalin hatte seinen Verstand immer noch auf die Strafbank 
verwiesen. Er hörte nicht, ob der Mann noch fluchte oder nach ihnen schoss oder ob irgendetwas
anderes um ihn herum passierte. Er sah Davis vor sich rennen und rannte ihm hinterher, das war
alles, was im Moment wichtig war.

	Wie lange die beiden gerannt waren, wußten sie danach beide nicht mehr. Irgendwann
knickten Ken die Beine einfach weg und er fiel der Länge nach auf den matschbedeckten Beton
des Bürgersteigs. Davis, der mindestens genau so außer Atem war wie Ken, blieb ein Stück 
weiter stehen und drehte sich um, lief dann zurück, um seinem Freund hochzuhelfen.

	Kens Beine wollten immer noch nicht. Davis schleppte ihn ein Stückchen zur nächsten
Bank und setzte sich neben ihn. Ihre Atemzüge kamen in so kurzen Abständen daß man durchaus
denken konnte, die beiden würden hyperventilieren. Zu Kens Atemgeräusch gesellte sich langsam
ein unschönes Rasseln, an dem wohl seine kommende Erkältung schuld war.

	"D-der hätte uns voll abgeknallt..." stotterte Davis nach einer Weile, als er wieder
zu Atem gekommen war. "Der hatte 'ne Waffe und so..."

	Ken nickte, aber seine Lunge schmerzte dermaßen, daß er nichts sagen wollte. Mit 
zusammen gepressten Lippen lehnte er sich vorne Über und stützte sich seitlich an der Bank ab.
Leafmon war schon, bevor die Beiden sich auf die Bank gesetzt hatten, aus Kens Jacke gehüpft
und saß nun neben ihm auf der Bank. DemiVeemon war noch immer in Davis' Rucksack. Entweder
schlief es immer noch oder es war zu ängstlich, herauszukommen.

	"Rucksack--" keuchte Ken. "Verdammte Scheiße."

	Es war der Situation nicht gerade angemessen, trotzdem mußte Davis breit grinsen. "Hey, 
Ken, seit wann fluchen wir denn? Das ist ja w--" Als er jedoch den Ausdruck in Kens Augen sah,
als dieser ihn anblickte, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Er hatte es erst zwei Mal
gesehen, daß Ken so ernst geguckt hatte.

	Und beide Male war etwas wirklich schreckliches geschehen. Bevor Davis dazu kam, zu
fragen, legte Ken den Kopf in die Hände und fing an, zu erzählen. "Mist... in meinem Rucksack
war mein Digivice... und mein Rucksack ist bei dem Kerl im Auto..."

	"Oh." machte Davis nur. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. "Wir können das Digivice 
doch orten." 

	"Ja, und diesem Irren in die Arme laufen." murmelte Ken, als er sich über das Gesicht
wischte. "Aber wenn wir Glück haben, hat er den Rucksack aus dem Auto geworfen oder so. War ja
sonst nichts wirklich wertvolles drin."

	"Ja, das kann gut sein." erwiederte Davis genau so niedergeschlagen. Anscheinend 
glaubte keiner der beiden wirklich an diese Möglichkeit.


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	"Sie wissen, daß sie versagt haben?"

	Ängstlich sah der Mann zu der zwei-Meter-Gestalt in Mantel vor sich. Ein schwarzer
Hut verdeckte die Augen seines Gegenüber, was vielleicht auch gut so war. Nervös fummelte er 
an seinem frischen Gips rum. Was sollte er sagen? Daß es ein Kind geschafft hatte, ihn zu
entwaffnen und ihm den Arm zu brechen?

	"Äh." begann der Mann, brach seinen Satz jedoch ab, als sein Gegenüber drohend die 
Hand hob.

	"Ich wollte zwei Personen, zwei Digimon und alles, was sie mir bringen, ist ein 
Digivice?" wollte der dunkle Mann mit einem gefährlichen Unterton wissen.

	Der Kopfgeldjäger wußte nicht, was ein Digivice ist. Aber er dachte, es bezog sich auf
dieses kleine Gerät, was ihn ständig an ein Tamagotchi erinnerte. Er hatte es gefunden, als er
den Rucksack des kleinen Bastards, der ihm den Arm gebrochen hatte, durchsuchte. Grade als er
es aus dem Fenster warf, erschien die schwarze Gestalt - sein eigentlicher Auftraggeber - fast
wie aus dem Nichts und fing es auf. Es mußte doch mehr Wert haben, als er dachte.

	"Nun..." wollte der Jäger einen weiteren Satz beginnen, aber der mysteriöse Mann 
schnitt ihm abermals das Wort ab.

	"Nehmen sie das." brummte er, als er dem Mann das Digivice zuwarf. "Früher oder später
wird der Junge danach suchen. Er hat seine Mittel, dieses Gerät zu orten. Seien sie also
diesmal vorbereitet."

	Nickend fing der Kopfgeldjäger das Digivice auf, machte sich im gleichen Moment 
Gedanken darüber, wieso ihm dieser geheimnissvolle Auftraggeber 50.000 Yen versprochen hatte,
nur für zwei Jungs. Normalerweise bekam er für Kidnapping von Wehrlosen nicht mehr als 10.000
Yen.

	"Wehrlos." murmelte er, als er auf seinen Gips blickte. Dann fiel ihm etwas ein. 
"Sagt, wollt ihr den kleinen Bastard lebendig?"

	Der größere der beiden Männer grinste unter seinem Hut. "Alle Organe sollten noch 
intakt sein... wenn sie wissen, was ich meine."

	Das Grinsen wurde erwiedert. "Kein Problem. Ich werde ihm nur den Arm abreißen oder 
so. Oder .. eben brechen."

	Mit einem Nicken drehte sich der dunkle Mann um. "Ich werde sie finden, wenn sie 
fertig sind." Leisen Schrittes, eigentlich ganz ohne Geräusche zu machen, ging er die Straße
hinab. Der Kopfgeldjäger schaute kurz auf das Digivice und wollte diesem "merkwürdigen Kerl" 
noch etwas hinterher rufen.

	Aber die Straße war leer. Nur eine kleine, schwarze Feder segelte an der Stelle zu
Boden, an der dieser mysteriöse Mann eben noch stand.


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	Es war fast schon wieder hell, als Davis und Ken in der Wohnung der Ichijoujis 
ankamen. Kens Wohnung war näher an ihrem Ausgangspunkt als Davis', und so entschieden sie sich 
kurzerhand, hierher zu kommen.

	Unterwegs hatten sie die ganze Zeit beraten, was sie wegen Kens Digivice unternehmen
würden. Dabei heraus kam, daß man wohl oder übel danach suchen müßte, bevor es dem Falschen
in die Hände geriet. Aber das könne man ja in ein paar Stunden auch noch machen. Denn beide
waren totmüde und bei Ken kam noch die Erkältung, die mittlerweile noch schlimmer geworden
war, hinzu.

	Das Problem - aber daran hatte Ken überhaupt nicht gedacht - war, daß Kens Zimmer im
Moment gerade renoviert wurde. Der gesamte Flur und das Wohnzimmer stand voll mit Kisten
und Klamottenstapeln sowie Monitoren und Towern. (Ken war so schlau, sich mehrere Rechner 
anzuschaffen, weil ein Rechner grundsätzlich kaputt war bzw. das OS mal wieder abgeschmiert 
war. Und er war auf diese Dinger nun mal "angewiesen".)

	Er selbst hätte in diesen zwei Wochen, wenn er nicht bei Davis gewesen wäre, in dem
Bett seiner Eltern geschlafen. Natürlich könnten sie das jetzt auch tun, aber...

	Ken sah zu Davis, der gerade aus dem Bad getrottet kam. Es würde sich sicher wie eine
total billige Anmache anhören, wenn er jetzt etwas wie "Tja, sorry, aber wir müssen im selben
Bett schlafen..." sagen würde. Davis würde ihm bestimmt einen Vogel zeigen und sich auf den 
Heimweg machen.

	"Sooo. Wo ist hier das Bett?" riß Davis Ken aus seinen Gedanken. Ken ertappte sich 
dabei, wie er rot anlief.

	"Äh..." Schweigend zeigte er auf die Tür zum Schlafzimmer seiner Eltern. Davis drehte 
sich auf einem Hacken um, machte die Tür auf und zwei Sekunden später war ein "fump" zu hören,
als er sich auf das Bett fallen ließ und ein wohliges Seufzen gleich danach.

	Ken erinnerte sich an die Couch, die im Wohnzimmer stand. Dann würde er wohl mit der
Vorlieb nehmen müssen. Aber das war ihm lieber als Davis zu erklären, daß sich nur ein Bett
in der ganzen Wohnung befand.

	So machte Ken sich also mit mehreren Packungen Taschentüchern durch den vollgestellten
Flur auf n Richtung Wohnzimmer. Auf dem Sofa lag auch eine Plane, zum Schutz vor Staub, aber
die war schnell entfernt. Seufzend und nur mit einer dünnen Wolldecke legte er sich auf das
Sofa, seinen Kopf auf eine Armlehne, seine Beine ragten über die andere Seite hinaus. Das 
würde morgen sicher ziemliche Kopf- und Nackenschmerzen geben.

	Aber er war so müde, daß er fast sofort eingeschlafen war.


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	Ken streckte sich, als er aufwachte. Sein Nacken war wider erwarten nicht steif und
seine Erkältung war auch wie weggeblasen. Nicht mal mehr eine verstopfte Nase hatte er. 
Gähnend setzte er sich auf.

	Und bekam fast einen Herzinfakt, als seine Füße im Leeren hingen. Er sah sich um, und 
erst jetzt fiel ihm auf, daß er zwar auf der Couch saß - aber die Couch im Nichts schwebte.
Panisch zog Ken die Beine wieder auf die Couch und schluckte. Er wäre beinahe da hinunter
gefallen, und das wäre sicher kein angenehmer Fall geworden.

	Vor ihm knarzte etwas, und er mußte die Augen schließen als ein heller Lichtschein
direkt auf sein Gesicht fiel. Er schützte sein Gesicht mit der Hand und versuchte, durch
seine Finger etwas zu erkennen, aber das Licht war zu hell. Ein weiteres Mal knarzte es und
es hörte sich an, als würde eine Tür geschlossen werden, dann war das Licht weg.

	Verwirrt nahm Ken die Hand runter - und hätte beinahe den zweiten Herzinfakt in dieser
Minute bekommen.

	Vor ihm, anscheinend in der Luft, stand jemand. Ein stattlich gebauter, offensichtlich
Männlicher Mantelträger, dessen Kopf und Gesicht von einem schwarzen Hut verdeckt wurden. Er
stand einfach nur da, zeigte nicht die leiseste Regung. Nach einer Weile des Schweigens sprach
er dann aber doch. Seine Stimme erinnerte Ken irgendwie an ein Skalpell, was sich in Fleisch
schnitt.

	"Soso..." begann er und Ken ahnte, daß er wohl lächeln würde. "Du hast also dein
Digivice dummerweise verloren, hmm?"

	Ken lief eine Gänsehaut über den gesamten Körper. "Woher--?!"

	Der Mann schnitt ihm das Wort ab. "Das ist nicht wichtig. Ich wollte mir nur mal 
deinen Zustand anschauen."

	Zustand? Was für ein Zustand? Ken ging es gut, er hatte sich - bis auf die Angst - 
noch nie besser gefühlt. Was wollte dieser Mann von ihm? Und wieso war hier kein Boden mehr?
Und überhaupt, wie war dieser Kerl in das Haus gekommen?

	Und plötzlich traf es Ken wie ein Blitz. Das war wieder nur ein Traum. Natürlich. Kein
Boden, Leute stehen plötzlich aus dem Nichts vor einem und man fühlt seinen eigenen Körper
nicht. Alles Anzeichen dafür, daß er träumte. Wieder ein Alptraum, wie er vermutete. 
Wahrscheinlich würde er gleich von seinem Sofa fallen, in das Nichts hinein und würde 
schreiend aufwachen.

	"Hmhm.." machte der Mann plötzlich und riß Ken damit aus seinen Gedanken, "Soweit hat
alles funktioniert."

	Ken entschied sich, das Spielchen noch eine Weile mitzuspielen. "Was hat 
funktioniert?"

	"Dir eine Lungenentzündung zu verpassen." bekam er trocken als Antwort. "Ich muß dich
schließlich irgendwie in konstantes Koma kriegen, sonst wird *das* nie was."

	Ken hob eine Braue. "Natürlich. Eine Traumgestalt erzählt mir, sie sei schuld an 
meiner Erkältung und daß sie irgendwas mit mir vorhat, wenn ich im Koma liege. Das ist absolut
lächerlich." bemerkte Ken, als er sich auf dem Sofa zurücklehnte.

	"Oh, das glaubst du. Ich erzähle dir das nur, weil meine Handlanger schon dafür sorgen
werden, daß du dich morgen an fast nichts erinnerst." Der Mann griff zu seinem Hut und nahm
ihn ab, und seine schwarzen, langen Haare rahmten sein Gesicht ein, als er Ken böse angrinste.

	"Ja. Natürlich." hatte Ken für die Traumgestalt nur übrig.

	"Ich kann deinem Gedächtnis ja mal auf die Sprünge helfen." murmelte der Mann und fing
an, seinen Mantel von den Schultern zu ziehen. Im ersten Moment fragte sich Ken, ob er jetzt
auch schon von Exhibitionisten träumte, aber was unter dem Mantel zum Vorschein kam, war 
selbst in einem Traum erschreckend.

	Als der Mantel des Mannes zu Boden gefallen war, kamen sechs schwarze Flügel auf 
seinem Rücken zum Vorschein. Fast sein gesamter Körper wurde von einer schwarzen Rüstung 
bedeckt, nur hier und da hingen ein paar schwarze Stoffetzen über dem Metall der Rüstung.
An seiner linken Seite hing ein Schwert -

	DAS Schwert.

	Ken hing der Mund offen. Entweder hatte er eine Serie von Alpträumen oder hier stimmte
etwas absolut nicht. Mit zusammen gebissenen Zähnen rutschte er immer weiter auf dem Sofa
zurück, bis er schließlich auf der Lehne saß. Er wünschte sich, daß er sich hinter dem Sofa
hätte verkriechen können, aber das Risiko ging er nicht ein.

	Der Mann - oder eher, das Angemon - setzte sein böses Grinsen wieder auf, als er sich
eine Strähne seines langen, schwarzen Haares aus dem Gesicht schob. Seine andere Hand, wie Ken
erschreckt feststellte, ruhte auf dem Knauf des Schwertes.

	"Jetzt erinnerst du dich, hm?" fragte er ruhig. Aber Ken war nicht in der Lage, etwas
zu antworten. Schmunzelnd schüttelte das Digimon seinen Kopf. "Es ist sowieso Zeit zum
Aufwachen..."

	Ruckartig streckte es seine Hand aus und ein gewaltiger Windstoß fegte Ken rückwärts
vom Sofa, direkt in den endlos scheinenden Abgrund hinein.

	Und er schrie.