Titel: Préah
Autorin: Kate MacLeod
Feedback: Anmerkungen und Kritik werden immer gern gesehen, mailt einfach an:
Kate_Mac_Leod@caramail.com
Vorwort: Mr.Crouch gibt dem Flehen seiner Frau nach und willigt ein, sie an Stelle ihres
Sohnes in Azkaban zu lassen.
Disclaimer: Die gesamte Crouch Familie, sowie alle anderen Figuren und Orte aus
"Harry Potter" gehören Joan K. Rowling.
Bemerkung: Wow, war ich deprimiert, als ich das geschrieben habe....
So, und jetzt viel Spaß beim lesen *hust*.
******************
Mein Name ist Préah, Préah Devney, heute besser bekannt als Préah Crouch, die Frau von Mister
Barty Crouch. Ich weiß eigentlich nicht, warum ich das alles niederschreibe, aber wenn ich es nicht
mache, spühre ich, daß ich verrückt werde. Und genau das darf jetzt nicht sein, ich muß bis zum
Ende einen klaren Kopf behalten, es geht um meinen Sohn...oh Gott...
Ich weiß, daß er unschuldig ist, ich weiß, daß er das niemals getan haben kann. Er war zur falschen
Zeit am falschen Ort, und hat sich mit den falschen Leuten sehen lassen. Batry ist kein Anhänger von
Voldemort, Barty ist ein guter Junge. Das war er schon immer.
Ich bin glücklich, weil er jetzt wieder frei ist, niemand wird ihn mehr suchen, niemand wird ihm mehr
wehtun. Ich weiß, daß sein Vater sich gut um ihn kümmern wird, er hat es mir versprochen. Ich habe
lange betteln müssen, bis er endlich einverstanden war, diesen verrückten und waghalsigen Plan
durchzuführen, ich habe tagelang auf ihn eingeredet, damit er endlich einsieht, daß unser Junge nicht
in Azkaban sterben darf.
Manchmal verstehe ich Barty, meinen Mann einfach nicht. An dem Tag, an dem man unseren Sohn
vor Gericht geführt hat, ist er hart geblieben, kalt wie Stein, als unser Junge gebettelt und geschrieen
hat. Kaum zu glauben, daß diese beiden so unterschiedlichen Männer den gleichen Vornamen
tragen. Aber mein Mann wollte es so, er wollte, daß sein Junge einmal so wird wie er selbst: Eine
angesehene, respektierte Persönlichkeit.
Ich habe ihm so oft gesagt, daß der Junge die Dinge vielleicht anders sieht als er selbst, aber ich
bezweifle, ob er mir jemals richtig zugehört hat.
Ich werde ungerecht, und das sollte ich meinem Mann gegenüber nicht sein. Wenn er jemals etwas
anderes so geliebt hat wie seine Tätigkeiten, dann war es wohl mich. Ich weiß ja, daß Barty mich
liebt, nur hat er es in all diesen Jahren so selten gezeigt. Daß er eingewilligt hat, mir diesen letzten
Wunsch zu erfüllen, ist der eindeutige, letzte Beweis dafür.
Zuerst hat er davon nichts wissen wollen, noch nie hatte er etwas verbotenes getan, und die
Schande, seinen eigenen Sohn auf der Anklagebank zu sehen, war schon schlimm genug für ihn.
Aber dieses eine Mal nur habe ich darauf beharrt, es war nicht leicht, mich auf einmal mit ihm zu
messen, wer von uns beiden der Stärkere war. Ich war doch immer nur die kleine, blaße Frau an
seiner Seite, und doch habe ich mich, dieses eine Mal nur, gegen seinen Willen wiedersetzt.
Es hat lange gedauert, bis er nachgegeben hat, doch für mich war das mein erster und zugleich auch
letzter großer Triumph.
Ich möchte jetzt nicht anfangen, hier meine Lebensgeschichte zu schreiben, dazu fehlt mir die nötige
Kraft und die nötige Zeit. Ich weiß, daß es mit mir zu Ende geht, und ich bin froh, daß mein Sohn
weit weg von diesem Ort ist. Es kommt mir so seltsam vor, meinen eigenen Schatten zu sehen, der
jetzt groß und breitschultrig ist. Ich frage mich, wie Barty es wohl empfunden hat, sich in meinem
eigenen dürren Körper wiederzufinden. Ich hoffe nur, daß die Verwandlung noch lang genug hält bis
ich....bis ich sie nicht mehr brauchen werde.
Vielleicht sollte ich mir weniger Gedanken machen, die Dementoren sind so blind, daß sie den
Schwindel sowieso nicht erkennen würden, selbst wenn ich meine eigene Gestalt wiederhätte.
Ich fürchte mich vor den Dementoren, und je schlechter es mir geht, desto mehr stehen vor meiner
Tür. Ich vergleiche sie mit diesen Geiern der Wüste, die darauf warten, daß ihre Beute sich nicht
mehr wehren kann, und ihre Kreise nach und nach immer enger um ihr Opfer drehen.
Ich bete, daß diese Kreaturen nicht das sind, was ich als letztes sehen werde. Ich sollte mich näher
ans Fenster setzen, damit ich wenigstens einen Blick auf den Himmel werfen kann. Ich sehne mich
nach Licht und Wärme, und ich würde alles tun, um meinem Sohn zu sagen, daß es mir leidtut.
Ich hoffe, daß sein Vater nun für ihn da sein wird. Vielleicht hat mein Mann jetzt verstanden, wie
unserem Jungen so etwas zustoßen konnte. Er hat seinen Vater vermißt, den selbst ich nicht ersetzen
konnte. Vielleicht werden sich die beiden endlich ein wenig näher kommen. Ich mache mir
Vorwürfe, jetzt nicht an seinem Bett sitzen zu können, wie ich es sonst immer getan habe, wenn es
ihm schlecht ging. Ich sehe immer noch, wie bleich und krank er ausgesehen hat, als Barty und ich an
seiner Zelle ankamen. Danach ging alles so schnell, und bevor er überhaupt verstanden hatte, was
gerade passierte, hatten wir unsere Gestalten bereits ausgetauscht. Mein Mann hat ihn dann unter
den Armen gepackt und hochgehoben. Ich habe mich an die Wand gelehnt und habe zugesehen, wie
er unseren Jungen aus der Zelle trug.
Wenn ich jemals an seiner Liebe gezweifelt haben sollte, dann wäre ich mir in diesem einen Moment
sicher gewesen, daß er es für mich getan hatte. Den Blick, den er mir zugeworfen hat, werde ich
niemals vergessen. Es war ein trauriger, leerer Blick, eine Mischung aus Wut und Verzweiflung.
Ich war ihm dankbar, daß er danach schnell gegangen ist, denn womöglich hätte meine Stärke mich
doch noch verlassen, und ich hätte ihn gebeten, noch ein wenig zu bleiben.
Dann er hätte er womöglich selbst nicht mehr gehen können.
Ich habe meinen Mann in zwanzig Jahren nie weinen sehen, doch ich war mir ziemlich sicher, daß er
weinte, als er gegangen ist.
Ich bin ihm nicht böse, ganz im Gegenteil: Ich bin ihm dankbar.
Ich bin schon immer ein wenig kränklich gewesen, und meine Eltern waren sehr froh, als der große
Barty Crouch damals um meine Hand anhielt. Sie wußten, daß ich bei ihm gut aufgehoben wäre, und
daß er immer für mich sorgen würde. Ich weiß nicht, ob ich Barty damals so geliebt habe wie er
mich, oder ob ich allen nur einen Gefallen tun wollte. Als kleines Mädchen träumte ich von einem
Ritter auf einem Pferd, der mich eines Tages heiraten würde. Barty hatte nichts von einem Ritter,
aber wie meine Eltern zu sagen pflegten: Wenn du ihn heiratest, Kind, dann wird er ein Lebenlang für
dich sorgen.
In diesem Punkt hatten sie Recht behalten. Zwar glichen meine Ehejahre mit Barty Crouch nicht
einer wilden Hetzjagd mit einem Ritter durch die Lande, doch Barty sorgte für mich. In seiner
ungewöhnlichen Art gab er mir zu verstehen, daß er an mir hing, und vielleicht war es auch meine
Schuld, daß ich diese Zeichen nicht früh genug erkannt habe.
Barty Crouch Seniors große und einzige Liebe war für ihn immer seine Arbeit. Als junge Frau blieb
ich manchmal Tage und Nächte lang allein, als Barty im Ministerium zu tun hatte.
Ich bin ihm niemals böse gewesen, ich war höchstens einsam. Ich war kein kleines Mädchen mehr,
daß nach Aufmerksamkeit schrie, und ich habe meinen Mann oft bewundert, daß er, trotz der
Gefahr, die von Voldemort ausging, immer einen kühlen Kopf behielt.
Einen kühlen Kopf, ja...selbst, als es um unseren Sohn ging, war er so gefaßt wie immer. Ich wollte
so sein wie er, aber als ich meinen Jungen dort unten schreien gehört habe, fühlte ich, wie meine
Hände zitterten. Ich höre ihn noch immer rufen, zuerst nach seinem Vater, der mit eisiger Stimme das
Urteil verkündete, und dann nach mir, seiner kleinen, blaßen Mutter, die nichts anderes tun konnte
als um ihn zu weinen.
Der Rest des Prozeßes habe ich nicht mehr mitbekommen. Ich muß das Bewußtsein verloren haben,
denn an weitere Details kann ich mich nicht mehr erinnern.
Nach diesem Tag konnte ich keinen Bissen mehr herunterbekommen. Es wurde immer schlimmer,
und Barty machte sich zu allem Überfluss ernsthafte Sorgen um mich.Er ist mehrere Tage lang nicht
zur Arbeit gegangen, sondern schleppte mich zu einem Arzt nach dem anderen, die mir alle
möglichen Heilmittel verschrieben.
Ich wußte schon lange, daß es für mich keinen Ausweg mehr geben würde, doch Barty konnte oder
wollte es nicht verstehen. Er ist fast verrückt geworden, er hat mich angefleht, eine lange Reise in
den Süden zu machen, um mich gesund zu pflegen.
Ich weiß nicht, was ich darauf geantwortet habe, ich glaube, ich habe gar nichts gesagt. Sprechen
machte mir schon immer Mühe, doch jetzt sah ich nicht einmal mehr einen Grund dazu. Erst als
Barty mich schließlich fragte, was er tun sollte, war für mich die Zeit gekommen, ihm um einen
letzten, großen Gefallen zu bitten.
Zuerst hat er mich angesehen, als hätte ich außer meiner Gesundheit auch noch meinen Verstand
verloren, und ich glaube, er hat in meiner Gegenwart sogar geschrieen.
" Wie kannst du bloß so etwas von mir verlangen, Préah, hat er gesagt, ich habe noch nie einen
Kriminellen laufen lassen und werde sicher nicht damit anfangen".
Ich glaube, ich habe ihn angefleht, Tage und Nächte lang, ich habe gebettelt, ich habe meine ganze
Kraft verbraucht, um noch lauter zu sein als er, und ich suchte nach mehr Argumenten.
Was ihn schließlich umgestimmt hat kann ich nicht genau sagen. Vielleicht hat er nur der Wahrheit
zum ersten Mal ins Auge gesehen. Ich sagte ihm, daß ich sterben würde, und das er nun die Wahl
hatte: Er konnte entweder nur seine Frau verlieren und seinen Sohn retten, oder er konnte sein
eigenes Kind im Stich lassen und den letzten Wunsch einer Sterbenden abschlagen.
Danach haben wir uns stundenlang angeschwiegen. Er ging aus dem Haus und kam eine ganze Weile
nicht wieder. Ich habe ihn niemals gefragt, wohin er gegangen ist, doch ich glaube, daß er sich
wieder kopfüber in seine Arbeit gestürzt hat, wie er es sonst immer tat.
Als er schließlich zurückkam, hat er mich angesehen, noch immer mit der gleichen ruigen Art. Dann
hat er genickt.
Vielleicht hat es ihm sogar mehr Überwindung gekostet als mir, dann stand in seinem Gesicht
geschrieben. Das Übrige ging sehr schnell, keine zwölf Stunden später hatte er eine Spezialzulassung
für ihn und mich.
Besuche in Azkaban sind sonst strengstens verboten, doch hier sah man einmal mehr, wieviel Macht
eine einzelne Person auf ein ganzes Ministerium haben kann.
Wir brachen bei Anbruch der Dunkelheit auf, niemand sollte sehen, wie Barty Crouch mit seiner
Schande umging. Er ging gebückt und hielt mich aufrecht, da ich selbst kaum gehen konnte. Ich
sagte nichts und ließ mich von ihm führen, doch als ich einige Male spürte, daß er kurz davor war,
stehenzubleiben und umzukehren, gab ich ihm einen schwachen Ruck am Arm.
Die ganze Strecke lang hat er mich kein einziges mal angesehen, er verbarg sein Gesicht vor mir. Er
sprach auch dann kein Wort, als wir schließlich vor Bartys' Zelle standen, und mir beim Anblick
meines Sohnes schwindelig wurde.
Ich schämte mich daführ, ihn überhaupt so lange an diesem schreckliche Ort gelassen zu haben, und
wenn ich bis dahin noch Zweifel hatte, ob dieser Plan auch das Richtige war, so waren sie in diesem
Augenblick wie weggeblasen.
Ich merkte, daß mein Mann zögerte, mich loszulassen, und so mußte ich mich selbst ruckartig
befreien.
An die folgenden Minuten kann ich mich kaum noch erinnern, es ging alles so schnell....das, was ich
noch ganz genau weiß ist, daß ich auf einmal in mein eigenes, bleiches Gesicht geschaut habe, und
das der Boden unter mir weiter weg lag als sonst.
Ich konnte nur zusehen, wie sie fortgingen, und ich war meinem Mann dankbar, daß er sich nicht
nach mir umgedreht hat.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit schon vergangen ist, ich habe vergessen zu zählen. Es interessiert mich
nicht zu wissen, wieviele Stunden, Tage und Wochen ich hier noch verbracht habe.
Zum Glück hat das alles bald ein Ende und wenn ich mich umsehe, bin ich lieber tot als noch lange in
dieser Zelle zu sitzen.
Noch immer habe ich die Gestalt meines Sohnes, und wenn ich einen Spiegel hätte, dann hätte ich
das Gefühl, als ob er bei mir wäre.
Er fehlt mir, und auch mein Mann fehlt mir. Es war sicher nicht immer einfach mit ihm, doch jetzt
kann ich mir wenigstens sicher sein, daß er mich geliebt hat wie keine Andere.
Mein Kopf ist schwer, ich fühle mich elend, ich kann meine eigene, zittrige Schrift kaum noch lesen.
Ich sollte besser aufhören, bevor die ersten Anzeichen einer Geisteskrankheit in diesen Zeilen
auftauchen.
Oder sind sie am Ende schon aufgetaucht, ohne das ist etwas davon bemerkt habe?
Gott bewahre, denn obwohl diese Zeilen mit größter Wahrscheinlichkeit in diesen vier Wänden
vermodern werden, möchte ich nicht die Spur einer Verrückten hinterlassen. Das wäre eine weitere
Schande für Barty.
Barty - er ist in Sicherheit, ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen, ich habe meine Pflicht als
Mutter erfüllt, und das macht mich glücklich.
Bitte paßt aufeinander auf, gib dem Jungen noch eine Chance, Barty, mach es für mich.
In Liebe,
Préah Ciaolin Crouch.
Ein leises Klopfen ließ Barty Crouch Senior von seinem Bericht auffahren. Die Tür zum
Wohnzimmer ging auf und sein Sohn trat er.
- Was?, sagte Crouch schroff und sah den blaßen Jungen wütend an. Habe ich dir nicht gesagt, daß
du dich außerhalb deines Zimmers nicht blicken lassen sollst?
Der junge Chrouch senkte den Blick.
- Entschuldige, Vater....es ist nur....Winky hat die Post gebracht, da ist ein Brief von Azkaban....der
junge Mann schluckte. Mutter ist gestorben.
Crouch Senior schwieg einen Moment lang und sah seinen Sohn kalt an.
- Und habe ich dir je erlaubt, meine Post zu öffnen?
Der Junge ging einen Schritt zurück und sah seinen Vater erschrocken an.
- Aber....
Crouchs' Stimme war so ruhig wie immer.
- Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Sage mir nur, wie du auf die Idee gekommen bist, daß
du meine Post öffnen darfst.
Einen Augenblick lang leuchtete Wut in den Augen des jungen Barty Crouch auf.
- Auch ich bin Barty Crouch!
- Raus....sofort, flüsterte sein Vater und funkelte den Jungen an.
Die Wut in den Augen des jungen Mannes flammte noch heller auf, daß es sogar seinem Vater
auffiel, als der Sohn kehrt machte und den Raum verließ.
Barty Crouch Senior blieb allein zurück. Er nahm seine Feder wieder in die Hand und kehrte zu
seinem Bericht zurück, doch er konnte sich einfach nicht dazu bringen, noch ein weiteres Wort zu
schreiben.
Als er aufsah fiel sein Blick auf ein eingerahmtes Bild eines jungen Paares an ihrem Hochzeitstag. Er
erkannte sich selbst, starr und fast bewegungslos, nur die Augen drehten sich dann und wann nach
rechts und links.
An seinem Arm war eine kleine, zierliche Frau. Sie sah ein wenig blaß und mitgenommen aus, doch
sie lächelte glücklich und winkte immer wieder. Alles an ihr wirkte zerbrechlich : Das feine Gesicht,
das lange, hellblonde Haar und das einfache, weiße Hochzeitskleid.
Barty Crouch saß eine Zeitlang unbeweglich da und starrte auf das Foto. Dann holte er auf einmal
aus, packte das Foto und ließ es nach vorne auf die Tischplatte knallen.
Hinter der Zimmertür stand der strohblonde, magere Sohn - ebenfalls Barty Crouch - und ballte die
Fäuste.
" Eines Tages, murmelte er leise, eines Tages werde ich DICH zum Teufel schicken, Vater..."
(c) 2001 Kate MacLeod
Autorin: Kate MacLeod
Feedback: Anmerkungen und Kritik werden immer gern gesehen, mailt einfach an:
Kate_Mac_Leod@caramail.com
Vorwort: Mr.Crouch gibt dem Flehen seiner Frau nach und willigt ein, sie an Stelle ihres
Sohnes in Azkaban zu lassen.
Disclaimer: Die gesamte Crouch Familie, sowie alle anderen Figuren und Orte aus
"Harry Potter" gehören Joan K. Rowling.
Bemerkung: Wow, war ich deprimiert, als ich das geschrieben habe....
So, und jetzt viel Spaß beim lesen *hust*.
******************
Mein Name ist Préah, Préah Devney, heute besser bekannt als Préah Crouch, die Frau von Mister
Barty Crouch. Ich weiß eigentlich nicht, warum ich das alles niederschreibe, aber wenn ich es nicht
mache, spühre ich, daß ich verrückt werde. Und genau das darf jetzt nicht sein, ich muß bis zum
Ende einen klaren Kopf behalten, es geht um meinen Sohn...oh Gott...
Ich weiß, daß er unschuldig ist, ich weiß, daß er das niemals getan haben kann. Er war zur falschen
Zeit am falschen Ort, und hat sich mit den falschen Leuten sehen lassen. Batry ist kein Anhänger von
Voldemort, Barty ist ein guter Junge. Das war er schon immer.
Ich bin glücklich, weil er jetzt wieder frei ist, niemand wird ihn mehr suchen, niemand wird ihm mehr
wehtun. Ich weiß, daß sein Vater sich gut um ihn kümmern wird, er hat es mir versprochen. Ich habe
lange betteln müssen, bis er endlich einverstanden war, diesen verrückten und waghalsigen Plan
durchzuführen, ich habe tagelang auf ihn eingeredet, damit er endlich einsieht, daß unser Junge nicht
in Azkaban sterben darf.
Manchmal verstehe ich Barty, meinen Mann einfach nicht. An dem Tag, an dem man unseren Sohn
vor Gericht geführt hat, ist er hart geblieben, kalt wie Stein, als unser Junge gebettelt und geschrieen
hat. Kaum zu glauben, daß diese beiden so unterschiedlichen Männer den gleichen Vornamen
tragen. Aber mein Mann wollte es so, er wollte, daß sein Junge einmal so wird wie er selbst: Eine
angesehene, respektierte Persönlichkeit.
Ich habe ihm so oft gesagt, daß der Junge die Dinge vielleicht anders sieht als er selbst, aber ich
bezweifle, ob er mir jemals richtig zugehört hat.
Ich werde ungerecht, und das sollte ich meinem Mann gegenüber nicht sein. Wenn er jemals etwas
anderes so geliebt hat wie seine Tätigkeiten, dann war es wohl mich. Ich weiß ja, daß Barty mich
liebt, nur hat er es in all diesen Jahren so selten gezeigt. Daß er eingewilligt hat, mir diesen letzten
Wunsch zu erfüllen, ist der eindeutige, letzte Beweis dafür.
Zuerst hat er davon nichts wissen wollen, noch nie hatte er etwas verbotenes getan, und die
Schande, seinen eigenen Sohn auf der Anklagebank zu sehen, war schon schlimm genug für ihn.
Aber dieses eine Mal nur habe ich darauf beharrt, es war nicht leicht, mich auf einmal mit ihm zu
messen, wer von uns beiden der Stärkere war. Ich war doch immer nur die kleine, blaße Frau an
seiner Seite, und doch habe ich mich, dieses eine Mal nur, gegen seinen Willen wiedersetzt.
Es hat lange gedauert, bis er nachgegeben hat, doch für mich war das mein erster und zugleich auch
letzter großer Triumph.
Ich möchte jetzt nicht anfangen, hier meine Lebensgeschichte zu schreiben, dazu fehlt mir die nötige
Kraft und die nötige Zeit. Ich weiß, daß es mit mir zu Ende geht, und ich bin froh, daß mein Sohn
weit weg von diesem Ort ist. Es kommt mir so seltsam vor, meinen eigenen Schatten zu sehen, der
jetzt groß und breitschultrig ist. Ich frage mich, wie Barty es wohl empfunden hat, sich in meinem
eigenen dürren Körper wiederzufinden. Ich hoffe nur, daß die Verwandlung noch lang genug hält bis
ich....bis ich sie nicht mehr brauchen werde.
Vielleicht sollte ich mir weniger Gedanken machen, die Dementoren sind so blind, daß sie den
Schwindel sowieso nicht erkennen würden, selbst wenn ich meine eigene Gestalt wiederhätte.
Ich fürchte mich vor den Dementoren, und je schlechter es mir geht, desto mehr stehen vor meiner
Tür. Ich vergleiche sie mit diesen Geiern der Wüste, die darauf warten, daß ihre Beute sich nicht
mehr wehren kann, und ihre Kreise nach und nach immer enger um ihr Opfer drehen.
Ich bete, daß diese Kreaturen nicht das sind, was ich als letztes sehen werde. Ich sollte mich näher
ans Fenster setzen, damit ich wenigstens einen Blick auf den Himmel werfen kann. Ich sehne mich
nach Licht und Wärme, und ich würde alles tun, um meinem Sohn zu sagen, daß es mir leidtut.
Ich hoffe, daß sein Vater nun für ihn da sein wird. Vielleicht hat mein Mann jetzt verstanden, wie
unserem Jungen so etwas zustoßen konnte. Er hat seinen Vater vermißt, den selbst ich nicht ersetzen
konnte. Vielleicht werden sich die beiden endlich ein wenig näher kommen. Ich mache mir
Vorwürfe, jetzt nicht an seinem Bett sitzen zu können, wie ich es sonst immer getan habe, wenn es
ihm schlecht ging. Ich sehe immer noch, wie bleich und krank er ausgesehen hat, als Barty und ich an
seiner Zelle ankamen. Danach ging alles so schnell, und bevor er überhaupt verstanden hatte, was
gerade passierte, hatten wir unsere Gestalten bereits ausgetauscht. Mein Mann hat ihn dann unter
den Armen gepackt und hochgehoben. Ich habe mich an die Wand gelehnt und habe zugesehen, wie
er unseren Jungen aus der Zelle trug.
Wenn ich jemals an seiner Liebe gezweifelt haben sollte, dann wäre ich mir in diesem einen Moment
sicher gewesen, daß er es für mich getan hatte. Den Blick, den er mir zugeworfen hat, werde ich
niemals vergessen. Es war ein trauriger, leerer Blick, eine Mischung aus Wut und Verzweiflung.
Ich war ihm dankbar, daß er danach schnell gegangen ist, denn womöglich hätte meine Stärke mich
doch noch verlassen, und ich hätte ihn gebeten, noch ein wenig zu bleiben.
Dann er hätte er womöglich selbst nicht mehr gehen können.
Ich habe meinen Mann in zwanzig Jahren nie weinen sehen, doch ich war mir ziemlich sicher, daß er
weinte, als er gegangen ist.
Ich bin ihm nicht böse, ganz im Gegenteil: Ich bin ihm dankbar.
Ich bin schon immer ein wenig kränklich gewesen, und meine Eltern waren sehr froh, als der große
Barty Crouch damals um meine Hand anhielt. Sie wußten, daß ich bei ihm gut aufgehoben wäre, und
daß er immer für mich sorgen würde. Ich weiß nicht, ob ich Barty damals so geliebt habe wie er
mich, oder ob ich allen nur einen Gefallen tun wollte. Als kleines Mädchen träumte ich von einem
Ritter auf einem Pferd, der mich eines Tages heiraten würde. Barty hatte nichts von einem Ritter,
aber wie meine Eltern zu sagen pflegten: Wenn du ihn heiratest, Kind, dann wird er ein Lebenlang für
dich sorgen.
In diesem Punkt hatten sie Recht behalten. Zwar glichen meine Ehejahre mit Barty Crouch nicht
einer wilden Hetzjagd mit einem Ritter durch die Lande, doch Barty sorgte für mich. In seiner
ungewöhnlichen Art gab er mir zu verstehen, daß er an mir hing, und vielleicht war es auch meine
Schuld, daß ich diese Zeichen nicht früh genug erkannt habe.
Barty Crouch Seniors große und einzige Liebe war für ihn immer seine Arbeit. Als junge Frau blieb
ich manchmal Tage und Nächte lang allein, als Barty im Ministerium zu tun hatte.
Ich bin ihm niemals böse gewesen, ich war höchstens einsam. Ich war kein kleines Mädchen mehr,
daß nach Aufmerksamkeit schrie, und ich habe meinen Mann oft bewundert, daß er, trotz der
Gefahr, die von Voldemort ausging, immer einen kühlen Kopf behielt.
Einen kühlen Kopf, ja...selbst, als es um unseren Sohn ging, war er so gefaßt wie immer. Ich wollte
so sein wie er, aber als ich meinen Jungen dort unten schreien gehört habe, fühlte ich, wie meine
Hände zitterten. Ich höre ihn noch immer rufen, zuerst nach seinem Vater, der mit eisiger Stimme das
Urteil verkündete, und dann nach mir, seiner kleinen, blaßen Mutter, die nichts anderes tun konnte
als um ihn zu weinen.
Der Rest des Prozeßes habe ich nicht mehr mitbekommen. Ich muß das Bewußtsein verloren haben,
denn an weitere Details kann ich mich nicht mehr erinnern.
Nach diesem Tag konnte ich keinen Bissen mehr herunterbekommen. Es wurde immer schlimmer,
und Barty machte sich zu allem Überfluss ernsthafte Sorgen um mich.Er ist mehrere Tage lang nicht
zur Arbeit gegangen, sondern schleppte mich zu einem Arzt nach dem anderen, die mir alle
möglichen Heilmittel verschrieben.
Ich wußte schon lange, daß es für mich keinen Ausweg mehr geben würde, doch Barty konnte oder
wollte es nicht verstehen. Er ist fast verrückt geworden, er hat mich angefleht, eine lange Reise in
den Süden zu machen, um mich gesund zu pflegen.
Ich weiß nicht, was ich darauf geantwortet habe, ich glaube, ich habe gar nichts gesagt. Sprechen
machte mir schon immer Mühe, doch jetzt sah ich nicht einmal mehr einen Grund dazu. Erst als
Barty mich schließlich fragte, was er tun sollte, war für mich die Zeit gekommen, ihm um einen
letzten, großen Gefallen zu bitten.
Zuerst hat er mich angesehen, als hätte ich außer meiner Gesundheit auch noch meinen Verstand
verloren, und ich glaube, er hat in meiner Gegenwart sogar geschrieen.
" Wie kannst du bloß so etwas von mir verlangen, Préah, hat er gesagt, ich habe noch nie einen
Kriminellen laufen lassen und werde sicher nicht damit anfangen".
Ich glaube, ich habe ihn angefleht, Tage und Nächte lang, ich habe gebettelt, ich habe meine ganze
Kraft verbraucht, um noch lauter zu sein als er, und ich suchte nach mehr Argumenten.
Was ihn schließlich umgestimmt hat kann ich nicht genau sagen. Vielleicht hat er nur der Wahrheit
zum ersten Mal ins Auge gesehen. Ich sagte ihm, daß ich sterben würde, und das er nun die Wahl
hatte: Er konnte entweder nur seine Frau verlieren und seinen Sohn retten, oder er konnte sein
eigenes Kind im Stich lassen und den letzten Wunsch einer Sterbenden abschlagen.
Danach haben wir uns stundenlang angeschwiegen. Er ging aus dem Haus und kam eine ganze Weile
nicht wieder. Ich habe ihn niemals gefragt, wohin er gegangen ist, doch ich glaube, daß er sich
wieder kopfüber in seine Arbeit gestürzt hat, wie er es sonst immer tat.
Als er schließlich zurückkam, hat er mich angesehen, noch immer mit der gleichen ruigen Art. Dann
hat er genickt.
Vielleicht hat es ihm sogar mehr Überwindung gekostet als mir, dann stand in seinem Gesicht
geschrieben. Das Übrige ging sehr schnell, keine zwölf Stunden später hatte er eine Spezialzulassung
für ihn und mich.
Besuche in Azkaban sind sonst strengstens verboten, doch hier sah man einmal mehr, wieviel Macht
eine einzelne Person auf ein ganzes Ministerium haben kann.
Wir brachen bei Anbruch der Dunkelheit auf, niemand sollte sehen, wie Barty Crouch mit seiner
Schande umging. Er ging gebückt und hielt mich aufrecht, da ich selbst kaum gehen konnte. Ich
sagte nichts und ließ mich von ihm führen, doch als ich einige Male spürte, daß er kurz davor war,
stehenzubleiben und umzukehren, gab ich ihm einen schwachen Ruck am Arm.
Die ganze Strecke lang hat er mich kein einziges mal angesehen, er verbarg sein Gesicht vor mir. Er
sprach auch dann kein Wort, als wir schließlich vor Bartys' Zelle standen, und mir beim Anblick
meines Sohnes schwindelig wurde.
Ich schämte mich daführ, ihn überhaupt so lange an diesem schreckliche Ort gelassen zu haben, und
wenn ich bis dahin noch Zweifel hatte, ob dieser Plan auch das Richtige war, so waren sie in diesem
Augenblick wie weggeblasen.
Ich merkte, daß mein Mann zögerte, mich loszulassen, und so mußte ich mich selbst ruckartig
befreien.
An die folgenden Minuten kann ich mich kaum noch erinnern, es ging alles so schnell....das, was ich
noch ganz genau weiß ist, daß ich auf einmal in mein eigenes, bleiches Gesicht geschaut habe, und
das der Boden unter mir weiter weg lag als sonst.
Ich konnte nur zusehen, wie sie fortgingen, und ich war meinem Mann dankbar, daß er sich nicht
nach mir umgedreht hat.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit schon vergangen ist, ich habe vergessen zu zählen. Es interessiert mich
nicht zu wissen, wieviele Stunden, Tage und Wochen ich hier noch verbracht habe.
Zum Glück hat das alles bald ein Ende und wenn ich mich umsehe, bin ich lieber tot als noch lange in
dieser Zelle zu sitzen.
Noch immer habe ich die Gestalt meines Sohnes, und wenn ich einen Spiegel hätte, dann hätte ich
das Gefühl, als ob er bei mir wäre.
Er fehlt mir, und auch mein Mann fehlt mir. Es war sicher nicht immer einfach mit ihm, doch jetzt
kann ich mir wenigstens sicher sein, daß er mich geliebt hat wie keine Andere.
Mein Kopf ist schwer, ich fühle mich elend, ich kann meine eigene, zittrige Schrift kaum noch lesen.
Ich sollte besser aufhören, bevor die ersten Anzeichen einer Geisteskrankheit in diesen Zeilen
auftauchen.
Oder sind sie am Ende schon aufgetaucht, ohne das ist etwas davon bemerkt habe?
Gott bewahre, denn obwohl diese Zeilen mit größter Wahrscheinlichkeit in diesen vier Wänden
vermodern werden, möchte ich nicht die Spur einer Verrückten hinterlassen. Das wäre eine weitere
Schande für Barty.
Barty - er ist in Sicherheit, ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen, ich habe meine Pflicht als
Mutter erfüllt, und das macht mich glücklich.
Bitte paßt aufeinander auf, gib dem Jungen noch eine Chance, Barty, mach es für mich.
In Liebe,
Préah Ciaolin Crouch.
Ein leises Klopfen ließ Barty Crouch Senior von seinem Bericht auffahren. Die Tür zum
Wohnzimmer ging auf und sein Sohn trat er.
- Was?, sagte Crouch schroff und sah den blaßen Jungen wütend an. Habe ich dir nicht gesagt, daß
du dich außerhalb deines Zimmers nicht blicken lassen sollst?
Der junge Chrouch senkte den Blick.
- Entschuldige, Vater....es ist nur....Winky hat die Post gebracht, da ist ein Brief von Azkaban....der
junge Mann schluckte. Mutter ist gestorben.
Crouch Senior schwieg einen Moment lang und sah seinen Sohn kalt an.
- Und habe ich dir je erlaubt, meine Post zu öffnen?
Der Junge ging einen Schritt zurück und sah seinen Vater erschrocken an.
- Aber....
Crouchs' Stimme war so ruhig wie immer.
- Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Sage mir nur, wie du auf die Idee gekommen bist, daß
du meine Post öffnen darfst.
Einen Augenblick lang leuchtete Wut in den Augen des jungen Barty Crouch auf.
- Auch ich bin Barty Crouch!
- Raus....sofort, flüsterte sein Vater und funkelte den Jungen an.
Die Wut in den Augen des jungen Mannes flammte noch heller auf, daß es sogar seinem Vater
auffiel, als der Sohn kehrt machte und den Raum verließ.
Barty Crouch Senior blieb allein zurück. Er nahm seine Feder wieder in die Hand und kehrte zu
seinem Bericht zurück, doch er konnte sich einfach nicht dazu bringen, noch ein weiteres Wort zu
schreiben.
Als er aufsah fiel sein Blick auf ein eingerahmtes Bild eines jungen Paares an ihrem Hochzeitstag. Er
erkannte sich selbst, starr und fast bewegungslos, nur die Augen drehten sich dann und wann nach
rechts und links.
An seinem Arm war eine kleine, zierliche Frau. Sie sah ein wenig blaß und mitgenommen aus, doch
sie lächelte glücklich und winkte immer wieder. Alles an ihr wirkte zerbrechlich : Das feine Gesicht,
das lange, hellblonde Haar und das einfache, weiße Hochzeitskleid.
Barty Crouch saß eine Zeitlang unbeweglich da und starrte auf das Foto. Dann holte er auf einmal
aus, packte das Foto und ließ es nach vorne auf die Tischplatte knallen.
Hinter der Zimmertür stand der strohblonde, magere Sohn - ebenfalls Barty Crouch - und ballte die
Fäuste.
" Eines Tages, murmelte er leise, eines Tages werde ich DICH zum Teufel schicken, Vater..."
(c) 2001 Kate MacLeod
