Zur Beachtung: Diese Geschichte wurde nur zu meinem eigenen und zum Spaß für andere SW-Fans geschrieben. Ich verfolge damit keine finanziellen Absichten; weder jetzt noch in Zukunft. Sie soll in keiner Weise die Rechte von Lucasfilm, LucasArts und anderen Rechteinhabern berühren
Anmerkung für die Leser: Ich schreibe meine Storys, wie ich gerade Lust habe. Dass sie dadurch nicht immer ins offizielle SW-Universum passen und untereinander nicht unbedingt in Beziehung stehen, betrachte ich als kreative Freiheit. Man möge mir verzeihen.
Konstruktive Kritik wird gerne entgegengenommen - aber treibt es nicht zu
bunt, Leute ;-)
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mir!
Dairyû
Viel Spaß!
Ende und Anfang
Knisternd brennt
das Feuer, das Qui-Gon Jinns sterbliche Überreste verzehrt. Es ist ein
sanftes Feuer – wenn es so etwas überhaupt gibt. Es wirkt friedlich, gezähmt,
fast träge ... nicht unbändig und zerstörerisch.
Dieses Feuer wäre gewöhnlich nicht nach meinem Geschmack. Ich liebe die
vernichtenden Kräfte, die es in sich birgt. Heute ist dieses Feuer jedoch
perfekt – schon allein weil es den Körper eines Jedi umschmeichelt. Natürlich
würde es mir besser gefallen, wenn dieser Jedi es spüren würde.
Nun, ich sollte mich damit zufrieden geben, dass Qui-Gon Jinn tot ist.
Langsame, kleine Schritte sind besser als große, hastige, die einen
irgendwann straucheln lassen.
Ich habe Zeit und Geduld, und zu diesem Zeitpunkt ohnehin erreicht, was ich
wollte. Aber der Preis war hoch ... zu hoch! Ich spüre den altbekannten Hass
in mir aufsteigen. Der Hass, der seit Urzeiten durch uns fließt, so als würde
er mit jedem neuen von uns weitergegeben und verstärkt.
Der Junge sieht mich an.
Wachsamkeit flackert in seinem Blick und verdrängt für wenige Augenblicke die
Trauer. Der Junge ist immer auf der Hut. Wachsamkeit scheint ein Teil seines
Lebens zu sein, seit er denken kann. Jetzt ist diese Wachsamkeit tausendfach
verstärkt, denn die Macht in ihm ist geweckt. Es ist, als warte der Junge nur
auf eine Regung in der Macht.
Ich wappne mich und dränge den Zorn zurück. Der Junge ist nicht der Einzige,
vor dem ich mich in Acht nehmen muss. Allerdings sind die anderen so
verblendet und in ihren Ritualen und Gesetzen gefangen, dass ich mir kaum
Gedanken um sie machen muss. Ich bin perfekt darin, mich zu tarnen, nicht das
zu sein, was ich bin. Eine Eigenschaft, die ich niemals verlernen werde.
Ich spüre, wie der Junge die Macht aussendet, sehr konzentriert und sehr
heimlich.
Gut, er beginnt schon jetzt, etwas vor seinem Meister zu verbergen.
Die Helle Seite der Macht kriecht näher – wie ich das verabscheue -, sie
durchdringt mich und wandert weiter.
So soll es sein.
Der Junge zuckt kaum merklich mit den Schultern und widmet seine Aufmerksamkeit
wieder dem Feuer.
Verstohlen sehe ich nun meinerseits den Jungen an. Er ist noch ein Kind. Aber
nur äußerlich, das erkenne ich genau.
Wie nennen sie ihn?
Den Auserwählten?
Oh ja. Ich weiß Bescheid. Es gibt im Jedi-Tempel nichts, was sie vor mir verbergen
könnten.
Wenn die Jedi wüssten, wie recht sie auf eine Art haben. Der Junge ist der
Auserwählte ... meiner!
Nicht der lächerliche Hoffnungsträger, der das Gleichgewicht der Macht
herstellen soll. Wie vermessen sind die Jedi doch, dass sie meinen, es gehe
nur darum. Sie können nicht erkennen, dass nur eine Seite siegen kann. Es
wird meine sein. Mit Hilfe dieses Kindes. Der Junge ist nicht mehr so
unschuldig, wie er aussieht. Es ist etwas Dunkles in ihm, lange genährt vom
Elend der Sklaverei, der Hilflosigkeit und der Hoffnungslosigkeit. Ich habe
es sofort erkannt, als ich ihn das erste Mal sah. Meine Sinne sind für die
Schwächen anderer sehr empfänglich. Ich liebe es, im Hintergrund die Fäden zu
ziehen und zu manipulieren, wo es mir dient.
Und die Narren werden es nicht gewahr.
Meine Absichten sind perfekt verborgen.
Ich muss mir nur die richtigen Werkzeuge schmieden.
Das Kind wird den Jedi in der Tat etwas bringen – ihr Verderben!
Ich beginne zu lächeln.
Nicht jetzt!
Ich setze meine Trauermiene wieder auf.
Es fällt mir nicht einmal sonderlich schwer. Meine Trauer gilt allerdings
nicht dem Leichnam auf dem Scheiterhaufen, der einmal Qui-Gon Jinns Seele
beherbergte.
Ich starre in die Flammen, bis sie vor meinen Augen verschwimmen. Ich spüre
noch immer den kurzen, aber über alle Maßen qualvollen Schmerz, der mich fast
niedergeworfen hat, als das Band zerriss.
Und den Schock ... dann Enttäuschung ... dann Wut.
Ich seufze. Ich trauere nicht wirklich, denn er hat mir letztlich
nicht gut gedient. Ich habe so viel Kraft und Zeit in ihn investiert. Und
dann ist er gescheitert.
An einem Jedi!
Einem Padawan!
Ich werfe Obi-Wan Kenobi einen heimlichen Blick zu. Der junge Jedi ist
versunken in der Trauer um seinen toten Meister.
Es tut gut, Kenobi leiden zu sehen. Dieser Jedi wird noch viel mehr Leid
erfahren. Dafür werde ich sorgen, wenn es an der Zeit ist.
Ein lauer Wind facht die Flammen kurz an und lässt das Feuer knistern und
Funken sprühen. Ich verdränge meine Gedanken an die Zukunft, so
verheißungsvoll sie mir auch erscheint. Gerade die Gegenwart ist wichtig.
Das ist das Einzige, bei dem ich dem seligen Qui-Gon Jinn vorbehaltlos
zustimmen kann. Schade, dass dieser Jedi nicht den Mut hatte, seinen
Prinzipien abzuschwören und die Macht tatsächlich zu gebrauchen. Die Ansätze
waren vorhanden – ein wacher, eigenwilliger Geist, der vieles infrage
stellte.
Nun, es gibt andere Jedi, die den Dunklen Pfad wählen. Ich werde sie im Auge
behalten.
Wieder knistert das Feuer und ich betrachte den Körper inmitten der Flammen.
Es wird Stunden dauern, bis Qui-Gon Jinns Gebeine zu Asche verbrennen. Die
Anwesenden werden solange warten, um dem Jedi die letzte Ehre zu erweisen.
Auch ich werde warten, obwohl ich mich zurückziehen könnte; Anlässe gibt
es genug und ich würde überall auf Verständnis stoßen. Aber ich will mir
dieses überaus seltene Ereignis nicht entgehen lassen. Einen Jedi auf diese
Weise vergehen zu sehen ...
Gewöhnlich nimmt die Macht sie im Augenblick ihres Todes auf und nichts
bleibt übrig von ihnen. Es ist ein unergründliches Mysterium – jedoch kein
festgeschriebenes Gesetz.
Manche sagen, ein Jedi muss seinem ganzen Wesen nach bereit sein, um in
der Macht vollständig aufzugehen. Andere sagen, nur Meister und geprüfte Jedi
stürben auf diese Weise. Wieder andere behaupten, es komme darauf an, wie
rein das Herz eines Jedi sei ...
Das Alles kann ich nicht bestätigen, denn ich habe schon Dunkle Jedi
vergehen sehen, und Padawane. Und wer will behaupten, dass der allseits
geschätzte Meister Jinn im Augenblick seines Todes nicht bereit war, mit der
Macht eins zu werden?
Wie gesagt: es ist ein Mysterium. Eines das mich nicht sonderlich
interessiert, denn es betrifft mich nicht!
Ich lasse meinen Blick weiter schweifen. So viele Jedi sind anwesend. Ihre
Ahnungslosigkeit amüsiert mich. Sie wissen nicht, dass sie auf ihre eigene
Zukunft blicken, wenn sie den brennenden Körper betrachten. Sie werden alle
der Vernichtung anheim fallen – endlich und entgültig.
Hinter mir höre ich leise Kleidung rascheln.
"Verzeihung, Exzellenz", flüstert eine Stimme vorsichtig. Ich drehe mich
halb um, und sehe einen meiner persönlichen Sekretäre. Der Mann wirkt
schuldbewusst. Er scheint sich selbst für diese "unpassende" Störung
verdammen zu wollen. Wie amüsant. Sogar vor einem toten Jedi kriechen sie zu
Kreuze!
Ich nicke auffordernd. Der Mann drückt mir wortlos ein Kommunique in die
Hand. Ich überfliege es kurz. "Ich komme sofort", sage ich ebenso leise. Man
muss den Schein wahren.
Gemeinsam verlassen wir die Trauerstätte. Als wir außer Hörweite sind,
sagt mein Untergebener: "Ein wahrhaftig würdiges Ende für einen solchen Mann,
Kanzler Palpatine!"
"Ja", erwidere ich schlicht. Und ein wahrhaftig guter Anfang für mich!
Dairyû 10/2001
