The Breath of Life

Teil 1: Settings

Monster Rancher

Kapitel 1: Heimweh

Miracle Town (Holly)

Der Morgen in diesem Teil unserer Welt war immer etwas Besonderes. Die aufgehende Sonne tauchte den ganzen Horizont für mehrere Stunden stets in ein beeindruckendes Farbenspiel. Die Luft war angenehm und entspannte mich stets. Hier, zu diesem Zeitpunkt des Tages, konnte ich immer etwas abschalten und Kräfte für den neuen Tag tanken. Ein neuer Tag voller Arbeit aber es war ausfüllend und es gab momentan echt nichts Besseres zu tun. Nicht, daß ich unbedingt irgendwelche Gefahren heraufbeschwören wollte.

Meine Gedanken schweiften zu einem anderen Thema als ich auf den Ring an meinem linken Ringfinger hinuntersah und ein glückliches Lächeln umspielte meine Lippen. Bald... Das war irgendwie ein komisches Gefühl, jedoch ein Schönes. Und wenn ich hätte wählen können, ob die Vergangenheit hätte anders sein können, ich hätte alles so belassen. Trotz all der beschwerlichen Hindernisse - namentlich Moo und dessen böser Geist -, die uns im Weg gestanden hatten. Aber ohne das alles, wäre nichts so wie es heute war. Es war wohl Schicksal.

"Holly?" Aus meinen Gedanken gerissen drehte ich mich um und fand eine junge Frau, ungefähr mein Alter, in komfortabler Archäologenkleidung in einigem Abstand von mir stehen. Sie hatte schulterlange schwarze Haare und exotische grünrote Augen. "Was gibt es denn, Tina?"

Anstatt zu antworten setzte Tina sich neben mich auf den Hügel und betrachtete ebenfalls eine Weile den Sonnenaufgang. "Wir haben den Tempel freigelegt aber die Türen scheinen magisch versiegelt. Wir bekommen sie jedenfalls nicht auf. Wir dachten uns der Mirakelstein könnte vielleicht nützlich sein." Seufzend stand ich auf. "Ich komme sofort. Es ist eh langsam Zeit. Geh schon mal vor, ich komme nach." Tina nickte, erhob sich ebenfalls und eilte davon.

Das roch nach einem neuen Rätsel und so sehr ich mich auch dagegen wehren mochte, ich liebte Rätsel. Es war ungefähr zwei Jahre nach unserem letzten Kampf und dem letzten Mal als der Phoenix gebraucht wurde, da hatte ich meine Liebe für Antikes und Archäologie entdeckt. Es war ein interessanter Job und außerdem brachte es hin und wieder wenigstens ein kleines bißchen an Abenteuergefühl hervor, was wiederum ganz gut für Genki war, der sich etwas langweilte. Das ließ er sich zwar nicht anmerken aber was sollte man machen, der Junge - junge Mann hatte schon immer viel zuviel Energie in sich gehabt, um ein normales, ruhiges Leben zu führen. Das machte ihn halt zu dem, was er war. Und darum - stellte ich wieder einmal fest, als ich auf den Ring hinunterblickte - liebte ich ihn auch so.

"Das wird ihn sicher interessieren." Genki war immer froh von seiner alltäglichen Arbeit wegzukommen und wann immer ich ihn bat bei einem Projekt auszuhelfen war er gleich Feuer und Flamme. Er brauchte die Ablenkung, denn auch wenn er zum Teil glücklich war, merkte man ihm doch an, daß ihn ein wenig Heimweh plagte...

Genug mit den trüben Gedanken. Das wird ihn sicher aufheitern. Mit dieser Feststellung setzte ich mich schließlich in Bewegung.

(Genki)

"Oh Mann..." Es war erst kurz nach Sonnenaufgang und schon hatte Montaire mich mit Arbeit für den Rest des Tages überlastet. Seufzend sah ich hinunter auf die Kampfaxt, die ich gestern fertiggestellt hatte. Wer hätte gedacht, ich würde einmal als Lehrling eines Waffenschmieds in der Monster Rancherwelt enden? Hätte man mir das vor 10 Jahren gesagt, ich hätte demjenigen nur einen belustigten Blick geschenkt und dann ignoriert.

Zugegeben war es Holly, die mich dazu überredet hatte etwas Anständiges anzufangen, und obwohl ich mich redlich gegen die Idee gewehrt hatte, wenn sie erst mal scharfe Geschütze aufsetzte, konnte ich schlecht widerstehen. Um ehrlich zu sein, half mir die Arbeit zumindest dabei nicht den ganzen Tag über Zuhause nachzudenken, wenn Holly arbeiten war.

Sicher, ich war glücklich hier. Doch ich wußte, daß meine Eltern sich sicher Sorgen machten. Die Zeit verlief zwar verschieden zwischen den beiden Welten aber trotzdem waren acht Jahre lange. Und ich vermißte mein Zuhause doch ein wenig. Holly tat wirkliches alles, um mich aufzuheitern aber manchmal überkam es mich einfach und dann konnte ich richtig melancholisch und depressiv werden.

Ich ließ einen frustrierten Seufzer meiner Kehle entweichen. Richtig, Arbeit! Ich sollte besser jetzt anfangen, sonst würde Meister Montaire mich wieder bis Abends arbeiten lassen, was die gemeinsame Zeit mit Holly und den anderen drastisch reduzieren würde.

Bevor ich jedoch anfangen konnte, schlangen sich zwei schlanke Arme von hinten um meine Hüfte. "Viel zu tun oder... Heimweh?" Ich wußte natürlich, daß es Holly war bevor sie überhaupt sprach. Erneut seufzend antwortete ich: "Ein wenig von beidem..." Meine Gefühlslage hatte sich gleich wieder ein bißchen aufgehellt durch ihre Anwesenheit.

Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich meinen Kopf zu ihr, mich in die Umarmung lehnend und wir teilten einen sekundenlangen Kuß. "Was treibt dich hierher. Mußt du nicht raus", fragte ich schließlich neugierig. Es war selten, daß sie herkam. Meistens weil sich unsere Arbeitszeiten eh überschnitten und wenn dann war ich derjenige, der hin und wieder vorbeischaute.

"Der Schrein ist freigelegt, hab ich gerade erfahren. Ich dachte, das interessiert dich. Er scheint magisch versiegelt zu sein und wir wollen es mit dem Mirakelstein versuchen." Ich war augenblicklich bei der Sache und mit einem triumphierenden Grinsen fragte ich: "Ist das eine Einladung oder ein Hilfegesuch?" Holly lächelte unschuldig und löste die Umarmung. "Ganz wie du es sehen willst..." Ha! Da war meine Chance dem langen Arbeitstag zu entkommen und endlich wieder etwas mehr Zeit mit meiner Verlobten (Anm. des Autors: Sagt mir jetzt nicht ihr habt das noch nicht geschnallt) zu verbringen. "Gut." Ich streifte meine Arbeitskleidung ab und schlüpfte in meine vertraue Abenteuerkleidung - die aus einem schlichten, schwarzen Shirt mit dunkelblauem Shorts plus einem roten Stirnband bestand. Meine braunroten Fingerhandschuhe überstreifend, griff ich nach Hollys Hand und zog sie hinter mir her. Im Vorbeigehen rief ich noch in Richtung Hauptraum. "Ich werde anderswo gebraucht,
Montaire-sensei. Die Arbeit muß warten." Und ohne eine Antwort abzuwarten waren wir aus der Schmiede.

Kapitel 2: Kein Weg zurück

Etwas außerhalb Miracle Town (Mocchi)

Heiteres Lachen füllte die Ebenen vor Miracle Town als wir den Weg zum Schrein entlang rasten. Natürlich war ich sofort Feuer und Flamme gewesen, als Genki und Holly überraschenderweise zuhause vorbeigekommen waren und von der Freilegung des Schreins erzählt hatten. Die Ausgrabung lief jetzt bestimmt schon zwei Wochen mit nur langsamen Fortschritt. Der antike Schrein war definitiv aus den Tagen der Uralten und unter Schichten von Gestein und Erde inmitten eines kleines Berges nahe der Stadt verborgen - oder besser verschüttet.

Ich hatte keine Probleme mit Genkis Geschwindigkeit auf seinen Rollerblades mitzuhalten. Das konstante Training über die Jahre hatte sich ausgezahlt und unser Team war nun schon sechs Jahre lang ungeschlagener Monster Cup Champion. Mit dem Training kam nicht nur Kraft, sondern auch Geschwindigkeit. Ich konnte mittlerweile tatsächlich ein kurzes Rennen mit Tiger halten aber noch nicht über eine lange Distanz.

Holly lachte ausgelassen von ihrem Platz auf Genkis Rücken, als dieser über die Ebenen fegte, sein eigenes Gelächter hinzufügend. Es war immer wieder schön die beiden so ausgelassen zu sehen. In den letzten Wochen war das sehr rar bei Genki gewesen und ich mochte es gar nicht, wenn er so war. Das taten wir wohl alle nicht. Nachdem er vor gut zwei Monaten Holly einen Antrag gemacht hatte, hatte wohl jeder gedacht, er hätte sich damit abgefunden hier festzusitzen aber dem war wohl noch nicht ganz so.

2 Tage nach dem letzten Kampf (Rückblick)

"Hey! Ich kann es sehen! Da vorne ist unser Dor.... Wow!" Suezo war einige Meter voraus gelaufen/gesprungen und stand nun am Rande eines Hügels, der uns zu Miracle Village führen würde. Neugierig durch die überraschte Reaktion des Monsters lief ich an seine Seite und starrte nur in purem Erstaunen. Vor uns war kein kleines Dorf wie erwartet, da war eine relativ große und geschäftige Stadt - nicht unbedingt eine der großen Städte, in denen wir bereits waren, aber im Gegensatz zu dem, was wir erwartet hatten durchaus beeindruckend.

"Es scheint, daß sich einiges verändert hat. Das Dorf ist anscheinend nicht nur aufgebaut, sondern auch ausgebaut", stellte Holly durchaus glücklich fest. "Das ist unglaublich", meinte Genki wie immer etwas aufgeregt und enthusiastisch. "Wenn sie das alles in dieser kurzen Zeit getan haben... Ich muß Genki recht geben, das ist unglaublich", bestätigte Harky. Golem gab ein zustimmendes "Go" von sich. "Also, Leute! Laßt uns runter. Der Letzte, der an der Stadtgrenze ist, zahlt das nächste Essen!" rief Genki und schoß wie ein Blitz den Hügel hinunter, Tiger direkt auf den Fersen.

Holly sah zu ihrem Vater auf, dessen Gedächtnis langsam zurückkam. "Ich glaube nicht, daß wir noch Restaurants besuchen müssen. Wir sind schließlich zuhause." Er nickte. "Tja, erzähl das den beiden Wettläufern", meinte Suezo. Und allein des Spaßes wegen nahmen wir die Verfolgung auf und kämpften für unseren privaten Sieg. Mit Genki und Tiger einmal bei voller Geschwindigkeit konnte eh keiner mithalten.

Verwirrt und schon halb am Schlafen sah ich auf. Genki war aufgestanden und im Begriff den Raum zu verlassen. Ohne mich bemerkbar zu machen sprang ich aus meinem eigenen Bett und schlich ihm hinterher, als er die Tür zur Terrasse von Hollys Haus öffnete, das wir momentan alle teilten, und hinaus an die frische Nachtluft trat.

Der Mond hing bereits hoch am Himmel. Es war eine wolkenlose Nacht und die Sterne waren deutlich zu sehen. Ich blieb, wo ich war, nicht sicher, was ich tun sollte. Genki war schon den ganzen Abend über relativ still gewesen, was ich gar nicht gewohnt war. Etwas beschäftigten meine jungen, menschlichen Freund und ich wußte nicht was. Jetzt saß er nur da und starrte hinauf in den Nachthimmel, offensichtlich an einem Ort ganz weit weg von hier.

Es war nicht nötig, daß ich meinen Platz verließ, denn in diesem Moment tauchte Holly neben mir auf, schenkte mir ein Lächeln und trat dann leise nach draußen. Genki mußte sie bemerkt haben, denn er senkte seufzend den Kopf. Holly wiederum sagte nichts, sondern setzte sich einfach nur neben Genki und wartete schweigend.

Die beiden Menschen saßen eine ganze Weile da und gerade als ich wirklich müde wurde und zurück in unser Zimmer wollte, tat Genki etwas, was mich definitiv schockte und ich wohl auch nicht so schnell vergessen würde. Stille, kleine Tränen flossen sein Gesicht hinunter als er selbiges in Hollys Nachthemd vergrub. Ich hörte ihn leise murmeln: "Halt mich fest." Und das tat Holly dann auch einfach, ebenfalls vollkommen überrascht von der Aktion und ziemlich unsicher, was sie tun sollte. Also hielt sie Genki einfach nur fest und ließ ihn seine Emotionen ausleben.

Nach einer Weile beruhigte sich der emotionale Ausbruch wieder aber Genki machte keine Anstalten Hollys Umarmung zu lösen. Statt dessen sah er nur auf und wischte sich ein paar frische Tränen aus den Augen. "Tut... mir Leid. Ich... es ist nur..."

"Was bedrückt dich, Genki?" unterbrach Holly sanft sein Gestotter. Ein paar Atemzüge später, war Genki etwas gefaßter und löste sich schließlich aus Hollys Umarmung. Dann sah er wieder auf in den Nachthimmel und begann langsam zu sprechen. "Ich habe vorhin mit Monol geredet." Holly sah ihn erstaunt an. "Ja, dieses Monster taucht anscheinend immer aus dem Nichts auf." Er lachte, und es klang mehr erzwungen und hart. Genki nahm einen weiteren kräftigen Atemzug. "Offensichtlich... kann ich nicht mehr zurück."

Aber natürlich! Jetzt wurde mir erst klar, was das bedeuten mußte. Das erste Mal war Genki durch die Energie zurückgeworfen worden, die wir als Phoenix im Kampf mit Moo freigesetzt hatten. Aber so etwas, war das letzte Mal nicht geschehen.

Hollys Gesichtsausdruck wechselte von Schock zu Trauer und Mitleid. Sie legte Genki einen Arm, um die Schultern in einer Geste moralischen Beistands - wie Harky es nennen würde. Auch wenn ich die Bedeutung noch nicht ganz verstand. Aber ich wußte, daß es Genki sehr nahe ging.

Also verließ ich meinen Platz und hopste zwischen die beiden, mein eigenes Beileid ausdrückend. "Bist du sicher?" hakte Holly schließlich nach. Genki nickte nur. "Monol meinte das Tor zwischen dieser und meiner Dimension sei auf unbestimmte Zeit versiegelt. Es würde vielleicht später einen neuen Durchgang geben... In einem Jahrzehnt oder mehr." Seine Stimme war bitter und langsam wurde mir klar, was das für Genki bedeuten mußte. Dies war alles in allem nicht seine Heimat. Diese Welt war nicht sein Zuhause. Und es war nur logisch, daß er zuhause vermißte. Zumindest jetzt, wo er nicht mehr zurückkonnte.

"Genki hierbleiben, Chi. Wir alle Familie sein, Chi", versuchte ich ihn aufzumuntern und erntete ein schwaches Lächeln von meinem Freund. "Ja..." Ich erlebte meine zweite Überraschung an diesem Abend, als Holly sich plötzlich zu Genki lehnte und einen Kuß auf seiner Stirn plazierte. "Mocchi hat recht. Wir sind alle eine Familie. Und... Denk immer daran, ich weiß wie das ist ohne echte Eltern aufzuwachsen. Wenn dir das mal zuviel wird, ich bin da. In Ordnung?" Genki war in einer Halbtrance oder so etwas von Hollys Aktion. Also nickte er nur. "Danke..."

(Ende Rückblick)

Jetzt, so frei und ohne Sorgen in Richtung des Schreins skatend sahen beide einfach nur glücklich aus und das freute mich. Mir war klar, daß Genki diese Welt liebte und Holly und uns für nichts eintauschen würde. Trotzdem war der Gedanke so vollkommen abgeschnitten zu sein sicherlich hart für ihn. Ich wünschte ihm, daß er eines Tages einen Weg zurückfand, zumindest um seine Familie noch einmal wiederzusehen. Jeder sollte seine eigenen Entscheidungen treffen dürfen und sollte diese Entscheidung wirklich einmal für Genki kommen, bezweifelte ich nicht, daß er mit dem Herzen entscheiden würde.

Kapitel 3: Ankündigungen

Ausgrabungsstätte (Suezo)

Ich erblickte das skatende/laufende Trio bereits von weitem. Es schien eine fröhliche Stimmung zu herrschen - zum Glück. Irgendwie war ich glücklich darüber, daß Holly dran gedacht hatte Genki mitzunehmen. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit war dieser Schrein nichts mehr als eine große archäologische Fundgrube, voller Artefakte, Schriftzeichen und andere Dinge, die Holly interessieren würden. Doch Genki schien es stets zu schaffen auch aus dem kleinsten Geheimnis ein Abenteuer zu machen...

Wir alle waren recht bedrückt gewesen, als schließlich rauskam, daß Genki hier festsaß. Er, Holly und Mocchi hatten es lange Zeit geheimgehalten. Doch irgendwann wurden die Fragen wohl zuviel und die schockierende Nachricht kam heraus. Es waren gemixte Gefühle, die uns wohl durch den Kopf jagten. Einerseits waren wir froh jetzt nicht mehr getrennt sein zu müssen. Miracle Town war ein schöner Platz zum leben und es gab genug Beschäftigung für jeden. Auf der anderen Seite war da Mitleid für Genki. Er vermißte sein Zuhause, seine Welt. Das war deutlich sichtbar. Zu Beginn unserer Reise hatte er gesagt, er wollte schon immer hierher und nirgendwo anders. Doch tief da drin plagte ihn immer noch ein klein wenig Heimweh.

Über die Jahre hatte ich mitangesehen wie beide Menschen aufwuchsen und zu jungen Leuten reiften. Holly ging in ihrer Arbeit auf und konnte dabei teilweise richtig enthusiastisch sein. Man sah dann immer diesen Glanz in ihren Augen, der an den eines neugierigen, kleinen Kindes erinnerte. Genki fügte sich ganz gut in das Leben hier ein und es war Holly zu verdanken, daß er endlich eine vernünftige Arbeit angenommen hatte.

Über die Jahre waren sich Genki und Holly immer nähergekommen. Es war ein langsamer Prozeß und viele von uns waren überrascht an jenem Tag vor gut zwei Monaten...

(Rückblick)

"Hat irgendwer eine Idee, warum wir hier sind", fragte Harky in die Runde aus versammelten Freunden, namentlich Harky, Tiger, Golem, Mocchi, Hollys Vater und mir. "Ich habe keine Ahnung... Chi", stellte Mocchi fest und fiel dabei kurzzeitig auf seine babyhafte Sprache zurück, die er eigentlich schon längst abgelegt hatte. Alte Angewohnheiten starben eben langsam oder so ähnlich... Trotzdem hatte der kleine Kerl uns mittlerweile allein vom Kampf her alle eine Klasse zurückgelassen. Er war fast so schnell wie Tiger, gewitzt und geschickt wie Harky und konnte zulangen als wäre er Golem - na ja, fast. Herrje, er hatte sogar meine Teleportation gelernt und sie schneller gemeistert und perfektioniert als ich...

"Frag mich was leichteres. Es klang aber wichtig", grummelte Tiger in seiner typischen Art. Ich sah zu Golem rüber. "Golem? Irgendeine Ahnung?" Dieser schüttelte nur seinen großen Kopf. "Nein, Golem weiß auch nichts."

"Vielleicht haben Holly und Genki einen Weg zurückgefunden", spekulierte Hollys Vater, offensichtlich genauso im Dunkeln, warum uns Genki und Holly hierher bestellt hatten. Der ganze Raum wurde still für den Moment. Das Thema war immer noch ein wunder Punkt bei uns allen. Und wir alle fragten uns, ob es wirklich je einen Weg geben und was Genki dann tun würde.

"Glaub ich eigentlich nicht. Das wüßte ich", meinte Mocchi. "Aber ganz sicher kann man nie sein." Wie aufs Stichwort betraten Genki und Holly - Hand in Hand wie ich gleich bemerkte - den Raum. "Hey, weshalb die langen Gesichter", meinte Genki und sah in die Runde. Harky lachte verlegen und erwiderte schnell: "Wir haben uns nur gerade gewundert, was die Geheimniskrämerei soll."

"Gibt es irgendein Problem, Genki", fragte Mocchi. "Ist der böse Geist wieder aufgetaucht", ergänzte Tiger die Fragenkette. "Ist irgend jemand krank oder schlimmer", wollte Golem wissen.

Genki hob abwehrend die Hände und lachte heiter. "Nein, nein. Nichts von alledem. Der Grund ist ein ganz anderer und ein vollkommen guter dazu." Elf Augen richteten sich erwartungsvoll auf das immer noch halb in der Tür stehende Menschenpaar. Es war Momente bevor Genki "die Katze aus dem Sack ließ" sozusagen. Da, in diesem Moment erblickte ich den kleinen silbernen Diamantenring an Hollys linken Ringfinger. Wenn mir das möglich gewesen wäre, hätte ich mich für meine Doofheit vor die Stirn geschlagen. Vielleicht war es nicht jedem hier aufgefallen. Aber aufgrund meiner Nähe zu Holly konnten sie kaum vor mir verbergen, daß da irgendwas lief. Mocchi mußte auch etwas wissen, hatte aber definitiv auch nicht an diese Möglichkeit gedacht.

"Wir wollten euch allen mitteilen, daß Holly und ich verlobt sind." Der ganze Raum war sekundenlang totenstill. In diesen Sekunden sagte erst mal niemand etwas, als alle diese Botschaft verarbeiteten. Dann, als ob irgendwo jemand in eine Pfeife geblasen hatte, explodierte der ganze Raum in Applaus und Jubelrufe und die beiden Personen der Aufmerksamkeit fanden sich schnell damit beschäftigt Glückwünsche und Umarmung von allen Seiten entgegenzunehmen.

Über den ganzen Lärm und das Gewusel hinweg, bemerkte ich wie Holly hinübersah zu ihrem Vater, der sich etwas im Hintergrund gehalten hatte. Dieser beantwortete ihren fragenden Blick nur mit einem aufmunternden Lächeln. Ich konnte mit Fug und Recht behaupten, das war wohl der ausgelassenste und glücklichste Tag seit unserem letzten Kampf - zumindest bis zu diesem Zeitpunkt.

(Ende Rückblick)

Ich weiß, ich war schon immer etwas eifersüchtig, wenn es um Holly ging aber der Junge war - ist ganz in Ordnung. Und ich denke, ich habe Holly noch nie so glücklich gesehen wie an diesem Tag. Nicht einmal, als wir Moo besiegt, ja nicht einmal, als wir ihren Vater befreit hatten.

"Suezo." Aber ich war wirklich nicht eifersüchtig. Man konnte auf den Kerl gar nicht eifersüchtig sein. Selbst wenn man es wollte, es ging einfach nicht. "Suezo!" Praktisch gesehen wären wir wohl alle tot ohne ihn. Kein Phoenix, dafür Moo. Zerstörung statt Leben... "SUEZO!" Ein wahrer Schande wäre es gewesen, wenn wir den Geheimnisstein nicht gefunden hätten. "Suezo, da will ein hübsches weibliches Suezo mit dir ausgehen." Nicht nur eine Schande, ein Katastrophe wäre es... Moment, was war das?

"Was??? Wo??? Wer???" Hektisch blickte ich mich zu allen Seiten um, fand aber nichts von Besagtem, sondern nur Genki und Holly, die sich kugelten vor Lachen, Mocchi nicht zu vergessen. "Hey!" protestierte ich. "Das ist nicht lustig!"

"Ich..." Genki versuchte zwischen seinem Gelächter zu reden. "Tut... uns Leid... Aber du... ha, ha... warst ja anscheinend irgendwo ganz anders. Wir haben dich mindestens dreimal gerufen." Ich errötete etwas beschämt. "Ich... uhm, war... in Gedanken." Genki tätschelte mir spielerisch auf den Kopf. "Klar, ich will gar nicht wissen, was für Fantasien durch deinen Kopf fließen." Ich wollte schon etwas erwidern, da merkte ich, daß das Trio schon nicht mehr da war. Ich blickte mich um und sah sie in Richtung Schrein gehen. "Kommst du, Suezo? Wir wollen nicht ewig warten", rief Mocchi etwas grinsend. Ein paar Verwünschungen grummelnd, hopste ich ihnen hinterher.

Kapitel 4: Der geheimnisvolle Schrein der Welten

(Holly)

"Wow", kommentierte Genki staunend. Da es das erste Mal war, daß ich den ganzen Schrein freigelegt sah, war ich auch erst mal beeindruckt. Das ganze Bauwerk war sicher hundert Meter hoch, wenn nicht noch mehr, denn es war noch nicht alles von den oberen Schichten freigelegt. Die Wände schienen aus einem äußerst stabilen Metall zu sein, denn sonst wäre der ganze Schrein sicher bereits in sich zusammengebrochen. Über die Außenwände waren verschiedene Zeichen verstreut, die mir wenig sagten. Da waren z. B. achtzackige Sterne in verschiedener Form und Anordnung, eine Art achtförmiger Doppelkreis usw.

Doch das Staunen legte sich schnell, als meine archäologische Neugier sich bemerkbar machen. Langsam näherte ich mich dem Schreineingang. Das Tor schien seltsamerweise nicht aus dem merkwürdigen Metall, sondern aus purem Fels zu sein mit einem einzigen Symbol darauf. Nun es war mehr ein gemixtes Symbol, das bereits etwas undeutlich über die Zeit geworden war. Ich meinte Elemente des Phoenix zu erkennen und auch die eines Engels und eines Drachens, aber das war reine Spekulation.

Energie durchströmte mich und ich fühlte wie der Mirakelstein um meinen Hals mich förmlich zum Schrein zog. Oder vielleicht zog der Schrein auch den Mirakelstein an, das vermochte ich nicht zu sagen. Alles was ich wußte war, daß dieser Ruf beantwortet werden mußte.

Also konzentrierte ich mich. Konzentrierte mich auf den Mirakelstein und das, was ich wollte. Ich führte mir das mentale Bild des geöffnete Schreines vor Augen, so wie ich mir früher stets den Phoenix vor Augen gehalten hatte.

Ohne Vorwarnung strahlte der Stein (also das Steintor) eine Helligkeit aus, die mich zu blenden drohte. Das Zeichen am Tor leuchtete hell auf und bald reagierte es auf das Pulsieren des Mirakelsteins und umgekehrt. Einige Sekunden vergingen, dann - so verrückt das klingen mag - verwandelte sich das Tor in pure Energie bevor es schließlich vollkommen verschwand und den offenen Tempel darlegte.

Niemand wagte etwas zu sagen, als die kleine Gruppe aus Genki, Mocchi, Suezo, Tina und mir den uralten Schrein betraten. Kaum im Inneren flammte der Saal in hellem Flammenschein blauer, grüner, roter und gelber Fackeln auf, die sich wie von Geisterhand entzündeten und unsere eigenen mitgebrachten Fackeln somit überflüssig machten.

Ich weiß zwar nicht, was ich eigentlich erwartet hatte. Aber das hier stellte jedenfalls alle möglichen Erwartungen auf den Kopf. Das ganze Innere sah aus wie ein normaler Schrein nur mit den merkwürdigen Zeichen überall an den Wänden, den Säulen und anderem. Doch das, was das Wichtigste an einem Schrein war, fehlte oder besser war von etwas anderen ersetzt. Anstatt des Zentrums für die Geheimnissteine inmitten der vier Fackeln war ein gewaltiger Altar, der fast den gesamten Kreis ausfüllte.

Als wir näher traten erkannten wir zwei hervorstechende Objekte. Sie sahen aus wie metallene Eier und hatten jeweils ein Symbol darauf gezeichnet. Betrachtete man sie näher sah man, daß sie tatsächlich metallen waren aber gleichzeitig auch kristallin - was ziemlich widersinnig war. Das erste Ei war Grau und ehrlich gesagt mehr kristallin als das andere. Das Zeichen schien eine Art Spinnennetz darzustellen. Das Ei hatte zwei schmale Flügel an den Seiten. Dagegen war das andere Pechschwarz und man konnte den Unterschied zwischen Kristall und Metall kaum feststellen. Ein einziges rotes Muster in der Form eines spitzen Speers stach hervor und aus der Oberfläche des Eis saßen zwei funkelnde, grüne Smaragde wie die Augen einer Wildkatze.

"Das ist auf jeden Fall kein Metall, das mir bekannt ist", meinte Genki nach einigen genaueren Inspektionen, ohne auch nur etwas zu berühren. "Aber das will ja nichts heißen. Schließlich war ich erst Zehn als ich meine Welt verlassen hatte." Tina schüttelte den Kopf. "Die Außenwand ist praktisch undurchdringbar. Wir haben nahezu alles versucht. Ein solch hartes Metall kann es eigentlich nicht geben." Genki sah sich im Raum um und meinte: "Sieht mir aber ziemlich echt aus."

Mittlerweile hatte ich etwas anderes entdeckt. Zwischen den beiden merkwürdigen Eiern lag ein kleines, unscheinbares Amulett mit einer Glashalterung, in der eine kleine Scheibe eingefügt war. Neugierig nahm ich das Amulett, wartete einige Sekunden und hob es an, als nichts passierte. Trotz des abgenutzten Steins erkannte ich, daß das Zeichen auf dem Tor und das auf der kleinen rechteckigen Scheibe in dem Amulett identisch waren. Jetzt war es sogar wesentlich deutlich zu erkennen. Die Silhouetten des Phoenix waren deutlich zu erkennen aber auch die eines Engels und eines Drachens, dazu waren noch gekreuzt zwei Streitäxte zu sehen und ich meinte schwach die Umrisse eines Pferdes mit einem langen Horn zu sehen...

Ich hätte das Amulett beinah fallengelassen als es plötzlich in einem regenbogenfarbenen Licht aufleuchtete. Es war nur ein kurzer Moment aber ich spürte wie sich etwas in meiner rechten Hand formte. Das Licht verblaßte und ich schlug die Augen auf. In meiner Hand befand sich ein merkwürdiges Gerät, das mit nichts Ähnlichkeit hatte, was ich kannte. Nach oben hin war es eckig, fast wie ein Quadrat aber abgerundet. Im Zentrum war eine Art Anzeige mit einem Gitternetz. Es mündete in einer länglicheren Form, die fast wie ein Griff war aber sicher nicht unbedingt diese Funktion hatte. Auf diesem länglichen Stück war das Netzzeichen des ersten Eies eingraviert. Alles in allem wurde ich nicht schlau daraus.

"Ist ja Wahnsinn." Verwirrt und neugierig zugleich sah ich erstmals zu Genki hinüber. Er hatte auch so ein Gerät, nur während meins Grauweiß war, hatte seines eine herausstechende rotschwarze Färbung und das Zeichen des anderen Eies. "Was ist das?" hauchte ich in einer Mischung zwischen ängstlich, unsicher und neugierig. Genki verzog verwirrt das Gesicht. "Um ehrlich zu sein. Ich habe keine Ahnung..."

"Vielleicht gehören die Geräte und Eier zusammen", schlug Tina vor. Sie trat neben uns und versuchte eines der Eier hochzuheben. Ohne Erfolg. "Mann, sind die schwer." Suezo nicht ganz überzeugt schob sie zur Seite und versuchte sein Glück. "Ah, die sind ja wie festgewachsen." Mocchi hatte die ganze Zeit nur dagestanden und zwischen unseren seltsamen Geräten und den fast noch seltsameren Eiern hin und hergeschaut. "Versucht ihr beiden es doch. Jeder zu dem Ei, das dem Zeichen auf seinem Gerät entspricht." Irgendwie konnte man meinen Harky zu hören. Der kleine Kerl war richtig intelligent geworden.

Zwar etwas mißtrauisch aber bereit es zu versuchen traten wir beide einen Schritt näher, während der Rest sich im Hintergrund hielt. Ich warf Genki einen fragenden Blick zu und erhielt ein aufmunterndes Nicken zur Antwort. "Versuchen wir's."

Ich war definitiv überrascht wie leicht das Ei war. Es ließ sich spielerisch anheben, ohne den geringsten Widerstand. Ich war froh, daß ich es leicht angepackt hatte, denn Genki hatte seins beinahe quer durch den Schrein befördert, weil er zuviel Kraft verwendet hatte.

"Ich fühle mich irgendwie merkwürdig", stellte Genki fest und Mocchi nickte nur schwach. Zugegeben nahm auch ich eine Veränderung war und Suezo schien es auch zu merken. Strahlen purpurrotem und grauem Licht stiegen von den Stellen auf, an denen die Eier waren. Das Amulett leuchtete wieder auf und vermischte sich mit dem Licht der anderen. Eine Wackeln ging durch den Schrein - nein, es war mehr wie ein kleines Erdbeben. Mitten vor unseren Augen formte sich eine Art Sog oder besser ein Portal aus gähnender Leere.

Ich hörte Genki nach Luft schnappen. "Ich... Ich weiß nicht, warum aber ich bin mir sicher dieses Tor führt nach Hause." Ich wußte auch nicht warum aber irgendwie wußte ich, daß er recht hatte. So unglaublich das auch klingen mochte. So langsam konnte mich nichts mehr schocken.

"Hey, seht euch das an!" rief Suezo aufgeregt. Hört das denn nie auf? Zu einer anderen Zeit wäre ich wohl im siebten Archäologenhimmel gewesen aber das Ganze ging mir ein wenig schnell und so langsam wurde es gespenstisch...

Wir eilten hinüber zu Suezo, der mit Mocchi und Tina auf der rechten Seite des Altars stand. Alle Drei hatten sich über etwas gebeugt, was sich als eine Art Text herausstellte. Zumindest Schriftzeichen in einer uralten Sprache, die ich nicht kannte. "Kannst du das entschlüsseln, Tina?" Tina war ein As, wenn es um alte Sprachen und Schriften ging. Wenn jemand das Geheimnis lösen konnte, dann sie. "Ich weiß nicht, das könnte eine Weile dauern..."

Ein weiteres Erbeben erschütterte die Erde. Aber ein wesentlich Stärkeres und dieses Mal schien die Ursprung von draußen zu kommen und hatte anscheinend nichts mit dem Altar, dem Tor oder sonst etwas hier drinnen zu tun. Jetzt waren auch deutliche aufgeregte Schreie zu hören und sie klangen auch nicht mit dem Ende des Bebens ab.

Genki sah kurz in die Runde. "Laßt uns nachsehen."

Kapitel 5: Digitation im Monsterstil

{Anm. des Autors: Achtung, ein Abschnitt dieser Szene enthält exzessive Gewalt, wenn ihr es so bezeichnen wollt. Sagt dann nur nicht, ich hätte euch nicht drauf hingewiesen.}

(Genki)

"Woah..." Ich duckte mich reflexartig als ein Energiestrahl auf mich zuflog und genau da einschlug, wo mein Kopf gewesen wäre. Die Szene vor uns war kaum mit Worten zu beschreiben. Ein einziges Chaos. Arbeiter liefen aufgeregt durcheinander und versuchten vor den roten Energiestrahlen zu flüchten. Einige lagen bereits ringsum verstreut auf dem Boden und der Anblick war kein schöner. Es gab keinen Zweifel, daß für diese bereits jegliche Hoffnung verloren war.

Im Zentrum, inmitten des Chaos stand etwas, was nur entfernt an ein Monster erinnerte, jedenfalls war ich mir ziemlich sicher, daß es nie aus dieser Welt stammen konnte. Es erinnerte irgendwie an diese typischen Alienbeschreibungen, die man in Filmen und Animes in meiner Heimat immer sah. Der Kopf war eine riesige, schwabbelige Gurke oder so etwas, der ganze Rest schien in einer metallenen Rüstung zu stecken. Nein, wenn ich mir das recht betrachtete schien das sein Körper zu sein. Es hatte vier Tentakel, von denen jeweils eines frei war und das andere eine Waffe trug. Auch irgendwie wie diese typischen Alienlaser. Es feuerte fast nur mit der linken, kleineren Waffe. Einer Art Laser mit einer schüssel- oder antennenartigen Ausrichtung. In einem seiner rechten Tentakel hielt es eine noch viel gefährlich aussehendere Waffe, spitz und mehr an ein Gewehr erinnernd. Ich war eigentlich gar nicht scharf darauf die in Aktion zu sehen.

{Einschub: Digi Analyzer

Evamon

Level: Mega

Gruppe: Cyborg Digimon

Typus: Virus

Attacke: Gehirnbrecher

Planetenzerstörer}

Ein Schrei brachte mich in die Realität zurück und ich mußte mit Entsetzen ansehen wie eine junge Archäologin von dem Ding getroffen wurde. Es war ein Anblick bei dem einen alles hochzukommen drohte. Der Laser fraß sich unbarmherzig durch das Gehirn des Opfers und ehe man sich versah spritzte Blut zu allen Seiten und die Frau fiel wie ein nasser Sack leblos zu Boden.

"Oh mein Gott..." Holly vergrub ihren Kopf in meiner Schulter und Tränen flossen aber momentan wußte ich ja nicht mal wie ich selber das Gesehene verarbeiten sollte. Suezo wandte sich ab und Mocchi... Mocchi war wutentbrannt. Selbst gegen Moo hatte ich noch nie ein solches Feuer in den Augen des kleinen Monsters gesehen. Wenn man genau hinsah, konnte man meinen die Augen wären für einen kurzen Moment pechschwarz gewesen, bevor sie in wildem Zorn entflammten.

"BASTARD!" Ich wurde wohl gerade Zeuge der gewaltigsten Mocchikanone, die ich je gesehen hatte. Die Energieladung kollidierte mit einer gewaltigen Ladung mit dem Monster. Doch noch wesentlich überraschender war, daß es gerade mal ein paar Meter zurückgeschoben wurde und ansonsten wenig Zeichen von Beeindruckung zeigte.

Dafür wandte es seine Aufmerksamkeit nun uns zu. "Ah! Endlich ein wenig Widerstand." Es musterte uns eine Weile. "Nun, wenn man das so bezeichnen kann." Mein eigener Zorn flackerte langsam auf. "Wer bist du? Was willst du und warum tust du das?" Das Wesen lachte höhnisch. "Mein Name ist Evamon und ich bin ein Soldat des Chaos. Und als solcher ist es meine Aufgabe Tod und Zerstörung über das Leben zu bringen." Shit, wo waren wir da wieder reingeraten? Holly hatte aufgehört sich an mich zu klammern und wandte sich nun Evamon zu. Im Gegensatz zu Mocchi und mir war ihr Blick kalt und berechnend, irgendwie nicht ganz sie selbst. Es ließ mich etwas frösteln und ich fragte mich, was in meiner Verlobten gerade vorging.

"Wenn das so ist..." Ich bemerkte, daß ihr Gerät in einem fahlen Grau leuchtete. Plötzlich schossen Bilder und Worte durch meinen Kopf und ich mußte mich bemühen nicht rückwärts zu taumeln unter der Flut von Informationen, die mein Bewußtsein einnahmen. Mein... Digivice strahlte nun auch in seinem eigenen Licht.

"Müssen wir dich vernichten", beendete Holly. Wir sahen uns kurz an, dann auf unsere... Digi Armor Eier hinunter und nickten uns dann nur zu. "DIGI ARMOR CRYSTALLIZE!" Energie schoß durch meinen Körper, als das Licht unserer Digi Crystal Armors Mocchi und Suezo erfaßte. Ich spürte die Veränderung in mir, sowie an meinem Körper.

"MOCCHI... KRISTALLINE ARMORDIGITATION ZU... CHROMOPANTHER! SCHATTEN DER ENERGIE!"

Ich trug nun eine schwere aber doch sehr gut sitzende nachtschwarze Rüstung, dazu schwarze Schulterpads und Schienbeinschoner und schwarze Shorts. Zwei rote blitzartige Linie zogen sich links und rechts über meinen Kristallarmor. Mein rotes Stirnband hielt jetzt mein langes Haar in einem Zopf zusammen. Und ich trug sogar Stiefel mit Rollerblades - nein eher schlittschuhähnlichen Aufsätzen in Silberrot.

Mocchi hingegen hatte sich in einen dunkelblauen (dieses Blau, das fast schon schwarz oder dunkelgrau ist) Panther verwandelt. Er war fast vollkommen von dem schwarzen Digi Armor bedeckt, was ihn wie einen Schatten aussehen ließ, wären da nicht die herausstechenden grünen Katzenaugen, in denen ein undefinierbares Feuer leuchtete, gewesen.

"SUEZO KRISTALLINE ARMORDIGITATION ZU... CRYSTALGARGOYLE! AUGE DES SCHICKSALS!"

Hollys Veränderung war etwas anders. Sie hatte eine seltsame Kombination aus weißem Oberteil und grauem Minirock, dazu hohe Stiefel in Weiß und Grau und weiße Handschuhe. Oben herum bedeckte eine silbergraue Weste das Meiste ihres Oberkörpers und im Zentrum dieser war ihr... Wappen abgebildet, das auch an Stiefeln, Handschuhen und an ihrer silbernen Tiara, die ihre Stirn zierte, zu sehen waren. Ihr braunrotes Haar hatte nun einige deutlichere rote Streifen und schien noch ein wenig länger geworden zu sein.

Suezo hatte sich in einen riesigen Gargoyle verwandelt, dessen Körper weniger Stein, denn purer Kristall gemixt mit dem Digi Armor war. Das Auffallendste war das einzige Auge, das in einem wirren Farbenspiel glitzerte.

"Wa... Wa... Was ist das? Ihr... Ihr... könnt doch gar nicht..." Evamon machte einige Schritte zurück und hob seinen Laser. "GEHIRNBRECHER!" Etwas unschlüssig feuerte es aber wir waren schon längst nicht mehr da, wo der Strahl einschlug. Es brauchte keiner weiteren Worte und Holly und Su... äh, CrystalGargoyle gingen zum Angriff über. Holly vollführte einige Handbewegungen und ein Netz aus Energiefäden bildete sich zwischen ihren Händen. "DESTINY PATTERN!" Sie schleuderte einen Faden auf Evamon und bald fand es sich eingewickelt und unfähig sich zu bewegen. CrystalGargoyle war mittlerweile in der Luft und richtete sein farbiges Auge nun auf das... Digimon. "KRISTALLASER!" Ein kristalliner Strahl, der Farben des ganzen Spektrums reflektierte, fegte Evamon weit durch die Luft, bevor es hart mit einer Felsformation kollidierte.

Ich schenkte ChromoPanther einen kurzen Blick und wir rannten/skateten los. Es ging so einfach und ich glaube selbst mit meinen neuen Rollerblades konnte ich mich nicht so schnell bewegen. ChromoPanther war bereits ein paar Meter voraus und er war jetzt wirklich nicht viel mehr als ein Schatten. Mit einem Satz hechtete er auf das sich langsam wieder aufrichtende Evamon zu und wurde dann zu einem schmalen Blitz, Elektrizität um seinen Körper knisternd.

"SCHATTENBLITZ!" Evamon schrie gepeinigt auf, als ChromoPanther durch seinen Körper schoß. Ich verlor keine Zeit und konzentrierte meine Energie. Ein langer rotschwarzer Kampstab bildete sich in meiner rechten Hand und begann sich mit Energie zu füllen, während ich ihn zwischen meinen Fingern wirbeln ließ.

Evamon sah mich kommen und hob seinen rechten Arm und schnitt dabei eine verbissene Grimasse. "Nimm das... PLANETENZERSTÖRER!" Ein Ladung aus purer schwarzer Energie wurde aus seiner Waffe entfesselt. Schnell brachte ich meinen Bo vor mich und absorbierte - ganz zum Entsetzen Evamons - die Energie einfach. Dann legte ich den Stab an wie ein Schwert und das Energielevel erreichte seine Höchstleistung. Die Spitze des Bos verwandelt sich in einen Speer und mit unglaublicher Geschwindigkeit und Härte rammte ich meine Waffe im Vorbeifahren durch Evamon hindurch. "ENERGY STRIKE!"

Es gab eine kleinere Explosion und Evamons Existenz versiegte schnell aber hoffentlich schmerzvoller als die seiner Opfer. Es gab einen Lichtblitz und ChromoPanther und CrystalGargoyle verwandelten sich wieder in Mocchi und Suezo - ziemlich ausgelaugt - zurück, während auch unser Teil des Digi Armors sich auflöste und uns in gewohnter Kleidung zurückließ. Die Digi Eier schienen mit den Digivices verschmolzen und ehe wir uns versahen hielten wir beide eine Art Minilaptop in der Hand.

Kapitel 6: Auf ins Abenteuer

Miracle Town (Tiger)

"TORPEDOATTACKE!" So langsam begannen die zu nerven. Die Monster, die ohne Vorwarnung in der Stadt aufgetaucht waren, sahen irgendwie aus wie Wandler nur vollkommen schwarz und mit einer metallenen Haut wie Roboter. Sie benahmen sich aber wie intelligente Lebewesen.

"Tiger, Vorsicht!" Instinktiv sprang ich hoch und ließ Harky mit einem Drachenkick unter mir durchsegeln und den Gegner hinter mir erledigen. "Was soll das? Du hättest fast mein Fell angesengt." Harky zog eine Grimasse. "Na, du mußt reden. Wer hätte mich denn fast elektrisiert?"

"Go! Nicht streiten." Eigentlich wollte ich erwidern, daß das kein Streit war, sondern nur unsere übliche Art Frustration abzulassen, da meinte Harky: "Uh, Leute. Ich glaube, wir sind umzingelt."

Bei genauerer Betrachtung mochte man dem zustimmen. Es war noch gut neun der Monster oder was auch immer sie waren übrig und wir kämpften jetzt schon fast eine Viertelstunde. Dementsprechend ausgelaugt waren wir. Die Wesen rückten langsam näher und Golem, Harky und ich standen bereits Rücken an Rücken.

"MOSHAMMER!" Staub flog nach allen Seiten als die verheerende Attacke gleich vier der Gegner ins Verderben riß und sie in viele kleine Teile zersplittern ließ. Genki und Mocchi plazierten sich Sekunden später zwischen uns und dem Rest. "Gomen, das es solange gedauert hat aber wir hatten unsere eigenen Probleme." Genki wandte sich Mocchi zu. "Glaubst du, du kannst noch einmal?" Mocchi nickte.

"DIGI ARMOR CRYSTALIZE!"

"MOCCHI... KRISTALLINE ARMORDIGITATION ZU... CHROMOPANTHER! SCHATTEN DER ENERGIE!"

"Wa...?" Ich war schlichtweg sprachlos über Genki und Mocchis neue Erscheinung und Harky und Golem ging es nicht anders. Die beiden verloren aber keine Zeit und so verdrängte ich alle Fragen erst mal aus meinem Kopf und konzentrierte mich auf den Kampf.

"BLITZATTACKE!"

"DRACHENFEUERSCHLAG!"

Einer weniger.

"TORNADOATTACKE!"

Und noch einer.

"SCHATTENBLITZ!" Mocchi... ich meine ChromoPanther fegte gleich durch zwei Gegner hindurch. Einer explodierte, der zweite taumelte bedenklich. Genki war seinem Partner bereits auf den Fersen und schwang seine Energiestab/-speer mit atemberaubender Geschwindigkeit. "ENERGY STRIKE!" Das bereits angeschlagene Monster hatte keine Chance und sein Kumpel hatte nur noch eine Sekunde länger zu leben.

"Unglaublich", kommentierte Harky. "Go..."

"Ich habe sie kaum sehen können", fügte ich hinzu. Und diese Tatsache machte mich am meisten nervös. Genki und ChromoPanther wurden erneut in helles Licht getaucht und bald standen da nur noch die alten Genki und Mocchi - letzterer fiel geschafft zu Boden.

"Ich schätzte", meinte Genki, während er Mocchi vorsichtig hochhob, "es gibt ein neues Abenteuer für uns." Ich konnte mir nicht helfen aber er sah ziemlich grimmig aus und ich sollte bald herausfinden warum.

Schrein, ein Tag später (Genki)

Alles war bereit. Rucksack auf den Schultern und mit genügend Proviant beladen hatten wir uns alle im Schrein versammelt. Es hatte keine weiteren Übergriffe mehr gegeben aber eins war klar. Was immer hinter den gestrigen Angriffen stand, die Antwort wartete hinter diesem Tor auf uns. Holly und ich konnten es deutlich spüren und auch die Monster - größtenteils Mocchi und Suezo fühlten eine große Anziehungskraft.

Der Schock hatte tief gesessen, nachdem wir festgestellt hatten, daß über ein halbes Dutzend des Teams Evamons Zerstörungswut zum Opfer gefallen war. Auf eine der brutalsten und abstoßendsten Weisen, die man sich vorstellen konnte. Ich wollte gar nicht weiter darauf eingegehen aber Holly war gestern Abend ein emotionales Wrack gewesen.

Tina und ihrem Team war es bisher nicht gelungen die Inschrift zu übersetzen aber wir hatten eine Kopie davon gemacht, die wir mitnehmen würden. Für alle Fälle, man konnte ja nie wissen, wem wir alles über den Weg liefen.

"Glaubt ihr, es ist weise, daß wir alle gehen und die Stadt schutzlos lassen", fragte Harky skeptisch. Holly schüttelte schwach den Kopf. "Nein, das ist in Ordnung. Dieser Kampf wird nicht hier entschieden und Genki und ich können nicht alles alleine machen." Harky schwieg darauf. Er war wie immer besorgt über unsere Sicherheit aber das war normal. Immer der Planer und Denker.

Holly trat an den Altar und nahm das Amulett in die Hand. Es symbolisierte das Wappen der vereinten Seelen wie wir herausgefunden hatte, doch reagierte es weder auf mich noch auf Holly. Anscheinend war es für jemanden anderen gedacht. "Hier nimm du es. Ich habe den Mirakelstein und bei dir ist es erst mal sicher." Ich schenkte Holly ein warmes Lächeln, als sie das Amulett in meine Hand legte und drückte ihre Hand aufmunternd. Wir waren alle etwas aufgeregt und nervös. Keiner wußte genau, was uns erwarten würde.

"Wir müssen unsere Heirat wohl noch ein wenig verschieben." Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen und Holly kicherte ein wenig. "Ja, wahrscheinlich."

Daraufhin legte ich mir das Amulett um den Hals und wir wandten uns alle dem Tor zu. Holly und ich hoben unsere Digivices. Ein schmaler weißer Strahl schien sich augenblicklich in der dunklen Masse zu formen.

"Tor zur Digiwelt... öffne dich!" Das Letzte, was ich wahrnahm, war wie mein Körper in das Tor gezogen wurde, dann wurde alles schwarz.

Fortsetzung folgt...

Anmerkungen des Autors

Und ein weiterer Teil geschafft. Es kommen noch zwei größere Settings und dann geht es endlich zum Hauptteil.

Erklärungen. Die Idee, daß Genki nach dem Ende von Staffel 3 (und das ist Staffel 3 nicht 2 gewesen) in der Rancherwelt gestrandet ist, bot sich perfekt hierfür an. Es wird nicht gezeigt, daß er nach dem Sieg über den bösen Geist zurückkehrt und das habe ich dann aufgegriffen.

Gegen Genki/Holly gibt es wahrscheinlich nicht viel einzuwenden. Die Crystal Armors haben sich erst aus der Geschichte heraus entwickelt. Ich hatte, die erst nie und nimmer angedacht aber letztendlich hat die Idee, den ganzen Plot ins Rollen gebracht. Stellt euch ein Crystal Armor Level ungefähr auf der Höhe eines Megas oder starken Ultras vor. Aber Erklärungen kommen da später noch.

Evamon existiert wirklich und ist das Megalevel von Vademon (und SkullSatamon, falls es jemand interessiert).

Ich habe keine Ahnung wie Hollys Dorf wirklich heißt. Sollte das erwähnt worden sein, habe ich es nicht mehr in Erinnerung und daher die etwas lahmen Namen Miracle Village/Town.

Das war's eigentlich.

Ja ne, euer

Matthias

The Breath Of Life - Monster Rancher2001 by Matthias Engel