Sincerelilly: ... Uns geht es allen gut, danke der Nachfrage. Ich freu mich schon auf diesen Sommer. Ich glaube Kari-chans Freundin wollte auch mit rüberkommen. Wie sieht es bei euch da drüben aus?

Lovebird: Du weißt ja wie es ist... Taichi mausert sich langsam zum Spitzenspieler und Daisuke ist auch gar nicht mal schlecht seit er und Ken in einer Mannschaft spielen. Ansonsten ist alles beim alten.

Sincerlilly: Hast du was von Koushiro-kun gehört?

Lovebird: Der ist immer noch in England, glaube ich... Hast du dich nun endlich mal zusammengerissen und willst ihn fragen?

Sincerlilly: Wenn er zum Treffen kommt... Ich weiß nicht so recht. Was denkst du soll ich tun?

Lovebird: Auf jeden Fall solltest du nicht zu lange warten, sonst ist deine Chance schneller vertan, als du denkst.

Sincerlilly: So wie bei dir und Taichi...

Lovebird (rot werdend): Ach, sei doch ruhig... Ich muß jetzt Schluß machen. Morgen ist früh Training. Ja ne, Mimi-chan!

Sincerlilly: Ja ne, Sora-chan!

Lovebird hat sich ausgeloggt

Sincerlilly hat sich ausgeloggt 

Wir schreiben das Jahr 2004 n. Chr. irdischer Zeitrechnung. Die Erde ist ein friedlicher Planet, dem zwar die Vorzüge des prophezeiten, neuen Silver Millenniums fehlen, aber der durch die Entdeckung der Digiwelt in einer friedlichen Interaktion lebt. Doch was die Menschen nicht wissen und ihre Verteidiger nur zu ahnen beginnen, diese Zeit ist mehr, als sie den Anschein erweckt. Schon bald wird ihr Planet Schauplatz einer gewaltigen, epischen Auseinandersetzung, die alles dagewesene übertreffen wird. Die Helden dieser Zeit werden dazu gezwungen sein sich zu vereinigen. Nicht nur von der Erde selbst, sondern auch aus bisher vollkommen unbekannten Welten, denn sie alle stehen der gleichen Gefahr gegenüber. Einer Herausforderung, die sie nicht nur physisch, sondern auch psychisch fordern wird. Nur wenn sie ihre eigenen Probleme bewältigen, werden sie stark genug sein. Das Schicksal der Welt liegt in den Händen einiger weniger. Mögen sie stark genug sein...

Catstrio.de präsentiert  

The Breath of Life

Teil 2-I: Senshi no Digimon

Ein Multi-Anime/Reality-Crossover

Geschrieben von: Matthias Engel

Testgelesen von: Martin Lingnau

Illustrationen und Scriptunterstützung von: Sebastian Gansauer

Bishoujo Senshi Sailormoon©Takeuchi Nako, Toei und Kodansha

Digital Monsters©Hongo Akiyoshi, Toei und Bandai

{21.07.2004, 20:00 (GMT-8:00)}

San Francisco, Kalifornien (Hotaru)

Dunkle Schatten krochen außerhalb der Wände des Apartmenthauses und suchten sich leise ihren Weg. Die Stadt schlief, zumindest der größte Teil von ihr. Und jetzt konnte man deutlich die schleichende Dunkelheit spüren, die sich in der Nacht heimisch fühlte. Träume, Träume waren oft ein Bote kommenden Unheils, nur sehr selten ein Überlieferer nahen Glückes. Und warum sollte es jetzt anders sein. Die Zeiten waren undefiniert, unklar und nicht wie sie hätten sein sollen.

Der Planet hätte blühen müssen mit den Wundern eines friedlichen Königreichs, nur einige hundert Kilometer westlich von hier. Aber sie tat es nicht. Statt dessen gab es andere Wunder, andere Dinge zu entdecken, andere Bindungen und Helden... Alles war anders und doch immer dasselbe... oder nicht? Warum war alles so geschehen und nicht anders? So anders, wie es uns prophezeit wurde. Wie wir es uns erträumt hatten?

Wie gesagt Träume waren nur selten schön und noch seltener wurde ihre Schönheit Wirklichkeit. Die dunklen Träume waren es, denen man Aufmerksamkeit schenken mußte, zumindest jene, die sensitiv dafür waren. Und in den letzten Tagen hatten sie zugenommen und drohten den letzten Rest eines normalen, friedlichen Lebens auseinanderzureißen, vollkommen unoffensichtlich für den Rest der Welt. Nur für uns, die wir immer wieder damit konfrontiert wurden...

„Ich sollte aufhören, solchen melancholischen Gedanken nachzuhängen." Müde schloß ich das Wissenschaftsbuch vor mir. Eigentlich las ich eh nur, um mich zu beschäftigen, da ich noch nicht hatte schlafen können. Darin stand nichts mehr, was ich noch hätte lernen können. Die Akademie der Wissenschaft von San Francisco hatte sich zu einer der höchsten wissenschaftlichen Schulen der Welt gemausert, gerade aufgrund ihrer starken Beteiligung an den weltweit wie aus dem Boden sprießenden Digiweltprojekten...

Ich wollte bei weitem nicht undankbar erscheinen aber ich glaubte und war da mit Setsuna einer Meinung, daß die Verbindung mit der digitalen Welt diese Abweichung vom eigentlichen Lauf des Schicksals bewirkt hatte und ich sah keine Möglichkeit wie wir darauf zurückkehren konnte. Sicher, ich fürchtete nicht um unser blühendes Königreich, zumindest jetzt noch nicht, aber das hier würde alles Konsequenzen haben. Konsequenzen, von denen ich nicht sagen konnte, ob ich sie gutheißen oder fürchten sollten.

„Das bringt mich nicht weiter. Ich sollte ins Bett gehen und..." Ich blinzelte überrascht, als vor mir, direkt über meinem Bett eine breite Sphäre aus Energie sich formte. Es war nicht vollkommen Licht aber auch nicht Dunkelheit... Mehr... Zwielicht. Ja, das war das richtige Wort. Aus der Energiekugel materialisierte sich etwas. Zuerst nur undeutlich zu erkennen, ein silbernes Objekt mit purpurvioletten Markierungen. Ein Ei... Ein Digiei.

„Oh", machte ich. Soviel zu meinem wohlverdienten Schlaf.

{23.07.2004, 2:00 (GMT+1:00)}

Irgendwo in Istanbul, Türkei (Rei)

Türkische Clubs... Das war wirklich das Letzte. Ich fragte mich, warum sich das überhaupt jemand antat hier zu spielen. Nun zugegeben, die Band war gut, besonders der Gitarrist und Leadsänger. Andererseits, was war heute schon gut? Der Stil war in Ordnung. Immer noch ein wenig zu fröhlich aber im gewissen Sinne doch recht düster. Wer hätte gedacht, daß ich diese Art von Musik mal bevorzugen würde? Wer hätte einmal gedacht, daß ich einmal in einem verräucherten Club irgendwo in Istanbul sitzen würde und mir irgendeine Teenieband anhöre nur um mir die Zeit zu vertreiben??? Du hast echt was aus dir gemacht, Rei, flüsterte diese ständig nagende Stimme aus meinem Unterbewußtsein stichelnd.

Ich ignorierte sie. Was hätte ich jetzt für eine gute Zigarette gegeben, blöde Shintoregeln, aber auf jeden Fall hielten sie mich wenigstens noch ein wenig in den Grenzen des zivilisierten Lebens. Ja, ja, es hatte mich schlimm getroffen, ich weiß. Sogar Usagi hatte ein schöneres Lebens als ich, selbst ohne Königin zu sein. Hatte ich mich so sehr darauf verlassen? Hatte ich so sehr meine Träume in den Hintergrund gestellt, nur weil ich geglaubt hatte, meine Zukunft wäre schon längst in Stein gemeißelt. Anscheinend schon... Und so saß ich hier nun, allein und ein Schatten meiner Selbst. Großvater wäre nicht stolz auf mich... wenn er noch leben würde.

Oh, sie waren fertig. Und es schien, daß war auch der Schluß des Abends. Mist, es war noch viel zu früh, um nach hause zu gehen. Ich haßte diese Stadt. Da waren die Clubs schon um zwei Uhr morgens geschlossen... Also wartete ich bis der Club fast ganz leer war, blieb einfach sitzen. Meine Aufmerksamkeit war auf den blonden Gitarristen gerichtet. Irgendwoher kam er mir bekannt vor, ein Bild, Zeitungsartikel irgend etwas. Dann sah ich es und ich wußte wieder, wo ich sein Bild gesehen hatte. Ein Digiritter! Pah, Kinder, die denken sie können einen besseren Job tun als wir, nur weil sie Supermonster als Schoßtiere haben!

Doch... Dieser hier war anders. Ich erkannte etwas wieder, das ich selber fühlte. Ein Gefühl von Einsamkeit und vergessener Freude. Eine einsame Seele, so wie ich. Das kleine hundeähnliche Monster war still und leise an seine Seite geschlendert und bot seine eigene Art mentaler Unterstützung an. Er hatte es gut, zumindest hatte er sein Monster, um ihn Gesellschaft zu leisten. Und wen hatte ich?

„Hey, alles in Ordnung, Lady?" Ich hatte ihn gar nicht kommen hören oder gesehen, zu sehr war ich mit meinem Selbstmitleid beschäftigt. Beinah hätte ich gelacht über seine Anrede, aber nur beinah. „Ich denke Sie reden von der falschen Frau. Ich sehe keine Lady hier, nur eine alte, dumme Priesterin, die ihr Leben vergeudet hat." Er lächelte und auf eine seltsame Art und Weise erschien sein Lächeln warm und kalt zugleich. „Es ist niemals zu spät etwas aus sich zu machen... Zumindest wäre das etwas, was mein Bruder sagen würde."

Ich betrachtete ihn näher. Siebzehn oder Achtzehn ungefähr. Aufgestyltes, blondes Haar, von dem ich gar nicht glauben konnte, daß so eine Frisur überhaupt hielt. Klare blaue Augen, überschattet von einem leicht traurigem Nebel, jedoch immer noch mit einem gewissen Funkeln darin. Er trug ein schwarzes Shirt, dunkelbraune Jeans und schwarze Fingerhandschuhe. Um seinen Hals hing seltsamerweise eine Mundharmonika, die nun so überhaupt nicht ins Bild paßte.

„Eine alte Freundin von mir würde wahrscheinlich ähnliches sagen, wenn sie jetzt hier wäre." Damit stand ich auf und streckte meine Hand aus. Irgendwie drängte dieser Junge mich förmlich dazu Bekanntschaft zu machen. „Hino Rei." Der Junge grinste. „Ah, endlich jemand aus dem eigenen Land! Ishida Yamato. Aber ich schätze ich bin gebunden an den Namen Matt, Europäer müssen sich immer irgendwelche Namen ausdenken, die sie sich merken können." Mein Name hörte sich mehr an wie Ray hier... „Wem sagen Sie das. Haben sie noch etwas vor, Ishida-san oder sind sie frei für den Abend."

Er schien kurz zu überlegen, was er antworten sollte oder besser wollte. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Ich muß nur noch die Sachen mit meiner Band verladen und dann bin ich fertig. Vielleicht tut es mir ganz gut, mal mit jemanden aus der Heimat zu plaudern."

{23.07.2004, 10:00 (GMT+10:00)}

Sydney, Australien (Iori)

Wochenende... Ferien! Es war nicht so, daß ich ein Schulmuffel wäre aber die ganze Woche war irgendwie langatmig gewesen. Außerdem brannte die Frühsommersonne Australiens extrem heftig heute. Nie hätte ich gedacht mal die kälteren Tage in Japan zu vermissen. Doch man gewöhnte sich daran. Shit, wem machte ich etwas vor? Das Wetter hier war das Letzte, zumindest auf Dauer, doch die Luft in Japan hatte ich auch nicht mehr aushalten können. Die Atmosphäre war anders gewesen seit... Ich war nicht unbedingt der Typ, der vor etwas weglief. Trotzdem hatte ich einfach nur von allem wegwollen, als Okaa-san und Großvater...

Seufzend setzte ich meinen Heimweg vor. Es hatte keinen Sinn in Erinnerungen zu schwelgen, besonders nicht in solchen. Ich führte jetzt ein neues Leben, doch ich würde noch lange brauchen, um mich an dieses Leben zu gewöhnen. Verdammter Mist, ich begann schon wieder mir das ganze Wochenende kaputt zu machen.

„Tadaima", rief ich, als ich das Haus, nahe am Strand Sydneys betrat, das nun meine Heimat war. Nahezu augenblicklich kam Armadillomon angekrochen (Anm. des Autors: Da mein Testleser meinte das klinge abwertend, solle mir doch jemand ein besseres Wort nennen, mit dem man die Fortbewegungsweise eines Armadillomon angemessen beschreiben kann, arigato) und begrüßte mich fröhlich. Wenigstens konnte einer hier fröhlich sein... Shit, ich war schon wieder nicht fair. „Konnichi wa, Iori. Du bist früh heute. Wie war dein Tag?" Ich verneigte mich höflich vor dem älteren Mann, doch der Bewegung fehlte schon lange der Respekt, den ich vor ein paar Jahren noch hineingesteckt hätte. „Wir haben eher Schluß gehabt, da wir die Zeugnisse ja gestern schon bekommen haben, Ishida-san..." Ishida Ishiku schenkte mir diesen typischen Blick. „Wie oft habe ich dir gesagt, daß du mich nicht so anreden brauchst, Iori-kun. Immerhin gehörst du jetzt doch irgendwie zur Familie." Ich nickte, sagte aber nichts weiter, dachte jedoch bei mir, daß ich noch lange nicht soweit war ihn Va... eben so zu bezeichnen, wie er es gerne hätte.

„Ach, komm schon, Otoo-san. Jetzt laß Iori-kun damit doch zufrieden." Takaishi Takeru trat ins Wohnzimmer, Patamon wie immer auf seinem angestammten Platz auf seinem Kopf, nur daß die vertraute Mütze jetzt von einem dunklerem Basballcap ersetzt war, die er sich bereits an seinem ersten Tag hier besorgt und nicht mehr abgesetzt hatte. Ein Logo der Utah Jazz (Anm. des Autors: Gomen ne, konnt's mir nicht verkneifen), einer amerikanischen Basketballmannschaft war darauf zu sehen.

„Du bist aber auch früh zu hause, Takeru", bemerkte ich und konnte mir einen leicht neidischen Unterton nicht verkneifen. Takeru grinste. „Ich brauchte gar nicht hin..." gab er zu. „Warum verstaust du nicht deine Sachen und wir gehen runter zum Strand, um dort etwas zu essen... Bevor wir uns wieder Otoo-sans Essen antun müssen?" Ishida-san grummelte mißmutig, ließ sich aber ansonsten nicht anmerken, daß er mehr als gewöhnlich beleidigt war. Ich grinste zurück und erlaubte mir damit ein wenig Freiheit in meiner normalen Routine. Das konnte aber auch nur Takeru bei mir bewirken.

Eine Viertelstunde später waren wir unten an einem Strandlokal und aßen gemütlich zu Mittag, während Patamon und Armadillomon sich schon längst nicht weit entfernt am Strand tobten. „Und hast du Training dieses Wochenende", fragte ich in die relative Stille. Takeru schüttelte den Kopf. „Nein, ausspannen ist angesagt." Gut, ich hatte keine Lust auf ein langes einsames Wochenende. „Hast du dir jetzt schon überlegt, ob du mit rüberkommst nächste Woche?" Ah ja, das übliche Treffen. Der Juli neigte sich dem Ende entgegen und nächste Woche war wieder einmal unser privater Feiertag. Ein Datum, das uns immer wichtig gewesen war... Trotzdem sträubte ich mich noch. Eigentlich war ich nicht in der Stimmung. Das würde mich zu sehr an damals erinnern.

„Ich finde, daß ist euer Feiertag. Für uns Neue ist das doch eigentlich gar nichts." Takeru stellte sein Glas ab, aus dem er getrunken hatte und sah mich scharf an. Ich zuckte etwas zusammen... „Wie lange willst du mir noch damit kommen? Alle werden da sein, selbst Ken... Nun zumindest hoffe ich das alle da sein werden..." Ich hatte nicht vorgehabt in alte Wunden zu stechen. Takeru befürchtete immer noch das sein Bruder wohl nicht kommen würde. Er hatte sich ziemlich abgekapselt nach dem Takerus Mutter gestorben war und er sich mit seinem Vater verkracht hatte, der daraufhin wegzog und Takeru und mich, der ich ja in einer ähnlichen Situation war, mitgenommen hatte.

Gerade wollte ich mich entschuldigen, da drang plötzlich Geschrei durch die Luft und als ich mich umsah, konnte ich erkennen, daß Menschen am Strand aufgeregt durcheinanderrannten und Schutz suchten. Mein Blick schweifte weiter über das Meer und gerade als Takeru etwas ausrief, sah ich sie auch. Eine ganze Ansammlung undefinierbarer Wesen, die aussahen wie riesige Skorpione mit Scheren wie ein Krebs... und sie kamen schnell näher.

„Da oben!" Mein Kopf schoß ruckartig nach oben und ich mußte mich augenblicklich ducken, als ein ganzes Dutzend Flymon nur knapp über meinen Kopf schoß. „Shit!" ereiferte ich mich, mich nicht darum bemühen irgendeinen höflichen Eindruck zu erwecken. „Armadillomon!" Die beiden Digimon eilten schon in unsere Richtung und wir sprangen eiligst über das Geländer runter auf den Strand. Das Wochenende fing ja gut an.

{23.07.2004, 9:00 (GMT+9:00)}

Tokyoer Zentralkrankenhaus (Ami)

Es war gegen frühen Vormittag als das Chaos über Tokyo hineinbrach.

Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein ruhiger Tag gewesen. Ein langweiliger Tag war ich schon geneigt zu sagen. Einer dieser Tage, wo ich mir nichts weiter wünschte als zuhause bei Ryo zu sein und mich mit unserer kleinen Tochter zu beschäftigen, anstatt Usagi-chan mal wieder mit Babysitten zu beschäftigen, während ich unnötigerweise bis spät in die Nacht arbeitete...

Aber wie gesagt, plötzlich war dieser Tag nicht mehr langweilig und jetzt, als ich mich so im Freiflug befand, wünschte ich mir nur noch, es wäre einer dieser langweiligen Tage, nachdem ich aus meinem im zehnten Stockwerk gelegenen Büro gesprungen war. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, wenn ich nicht von der brennendheißen Flamme des schwarzgrünen flugfähigen Monsters getroffen werden wollte. Ich tippte mal, es handelte sich um ein Digimon aber sicher keins, das mir je untergekommen war.

„MERCURY CRYSTAL POWER, MAKE UP!" Mit einem Aufblitzung wirbelte die vertraute eisblaue Energie um mich herum. Kaum war die Transformation abgeschlossen schon richtete ich meine Hände dem rasendschnell näherkommenden Boden entgehen. „SHINE AQUA ILLUSION!" Der Druck des Wasserstrahls dämpfte meinen Fall und mit der Behendigkeit jahrelangen Trainings kam ich auf dem Boden zu landen, gerade als eine ganze Horde Tyrannomons – die konnte man nicht vergessen, wenn man sie einmal gesehen hatte – auf mich zugetrampelt kam. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren und schon gar nicht um irgendeinen Angriff vorzubereiten.

„SILVER FLARE!" Zwei der Tyrannomons wurden für einen Moment in silbernes Licht getaucht, bevor sie mit Wucht zur Seite geschleudert wurden. Die restlichen Drei hielten inne und sahen sich um, als zwei Gestalten geschmeidig von zwei nahen Laternenpfählen sprangen. Sailormoon und Tuxedo Kamen.

Schnell reagierte ich und sammelte meine Kraft. Kleine Eispartikel ließen die Luft knistern und es sah aus, als ob kleine weiße Linien sich aus dem nirgendwo zu einem kristallförmigen Gebilde zusammenfügten. „MERCURY CRYSTAL SHARD TEMPEST!" Mit einem übernatürlichen lauten Pfeifen prasselten die kleinen Partikel wie Projektile auf die hereinkommende Tyrannomons ein und ließen sie heulend die Flucht ergreifen.

„Da draußen ist die Hölle los. Geh du zum Hafen, die brauchen dich da", erklärte Moon hastig und fügte hinzu, als sie meinen Blick sah. „Okaa-san kümmert sich um die Kleine, keine Angst. Ich hab sie runter in die Kommandozentrale geschickt." Ich nickte knapp, erleichtert und hoffte nur noch, daß Ryo auch in Ordnung war.

Kurz darauf sprintete ich so schnell mich meine Beine trugen runter zum Hafenbereich. Auf dem Weg dorthin griffen mich immer wieder ein paar dieser saurierähnlichen Flugwesen an, doch ich konnte sie immer wieder abschrecken. Kurz bevor ich da war, fegte ein Birdramon über mich hinweg und da ich hier sonst noch keins gesehen, konnte ich mir schon denken, wer das gewesen war.

Der Hafen war ein Chaos. Einige schwere Schiffe brannten bereits, Frachter, große Kreuzer, die Kleineren versuchten erstaunlicherweise der beängstigend Ansammlung von Wesen davonzufahren, die über das offene Meer kamen und aussahen wie eine Kreuzung aus Riesenskorpion und Krebs. Erst jetzt begann mein Gehirn zu registrieren, was sich eigentlich abspielte und ich fragte mich unwillkürlich, was zur Hölle hier abging...

„DESPERADORAKETEN!" Ein Volley von Geschossen schlug auf der Wasseroberfläche auf und pulverisierte einige der Wesen. Ich blickte mich und sah zwei Jungen auf mich zukommen. Einen von ihnen kannte ich ganz gut. Das Genie Ken Ichijouji, wir arbeiteten oft mal zusammen, gerade wenn ich mich fürs WNIDC engagierte. Das bedeute der andere Junge mußte dementsprechend Daisuke sein. Aber dafür hatte ich jetzt eigentlich keine Zeit.

Meine Aufmerksamkeit wieder auf die näherkommende Wesen richtend, konzentrierte ich mich stark und griff hinaus um die reine Essenz des Wasser zu fühlen, zu greifen, zu manipulieren... Meine Augen schweiften einem Impuls folgend nach rechts und ich entdeckte ein einziges Digimon inmitten eines ganzen Schwarms von Angreifern. Eigentlich konnte man es kaum unterscheiden, da es sich um einen kleinen grauen Krebs handelte.

„Ein Crabmon!" hörte ich Daisuke ausrufen. „Paildramon, du mußt..." Schnell ging ich dazwischen. „Kümmert euch um die Angreifer!" Ich schlug meine Hände zusammen und kümmerte mich nicht um jeglichen Konzentration. „TIDAL WAVE!" Eine riesige Springflut begrub einige der Viecher unter sich. „Mist, Neptun kann das einfach besser..." Die irritierten Blicke der beiden Jungs ignorierend sprang ich in die Fluten und schoß von einer blaßblauen Aura umhüllt vorwärts.

Nur wenige Augenblicke später hatte ich mein Ziel erreicht und erlegte alles, was sich mir in den Weg stellte. Das Crabmon war gar nicht mal ängstlich, das mußte ich zugeben, denn es wehrte sich nach Leibeskräften, was gegeben bei seiner Größe nicht viel war. Eines der Wesen stürzte sich gerade von hinten auf es. Ich hatte keine Zeit mehr eine Attacke loszuwerden, also sprang ich eine Spirale drehend aus dem Wasser und schnappte mir das kleine Digimon, während ich durch die Wasseroberfläche krachte.

Wir blieben für eine Weile unter Wasser, während ich einen Weg suchte aus dem Schlamassel heil rauszukommen, da bemerkte ich etwas warmes in meiner Hand. Und als ich hinsah staunte ich nicht schlecht, als sich in meiner Hand ein vollkommen blaues D3-Digivice befand. „Entschuldige bitte..." Ich zuckte zusammen, als das Crabmon mit einer ziemlichen hellen Stimme plötzlich zu mir sprach. „Bist du Mizuno Ami?" Ich nickte dumpf. Was bei aller Logik, die ich kannte...? Das ging mir alles ein wenig zu schnell und ich hatte Schwierigkeiten zu folgen. „Gut, dann bin ich nämlich dein Digimonpartner."

Mein Mund stand weit offen und nur die Energieblase um mich herum verhinderte, daß mir die Luft aus den Lungen gepreßt wurde. „Ah..." Ich warf einen weiteren Blick auf das Digivice in meiner Hand und dann erneut auf Crabmon. „Uhm, wie sieht's aus?" Ich spürte bereits höhere Einschläge von der Oberfläche und schätzte ImperialDramon hatte mittlerweile in den Kampf eingegriffen. „Wollen wir?" Crabmon nickte eifrig und klapperte mit den Scheren. Mein Digivice begann zu strahlen...

(Daisuke)

„CRABMON DIGITIERT ZU... DOLPHMON!"

Ein graziöses Dolphmon schraubte sich an der Stelle aus dem Wasser, in die die Sailorsenshi mit dem Crabmon abgetaucht war und zu meiner gelinden Überraschung saß die blauhaarige Kriegerin auch auf dem Rücken des Digimons. „Was zum...?"

„Mach dir später Gedanken darüber, Dai-kun. Wir haben Wichtigeres zu tun." Richtig. Ein weiteres Mal hoben wir unsere Digivices gemeinsam und ImperialDramon ging in die Fighterform über. Kurz darauf zischten Laserfinger über all über die Wasseroberfläche, während Dolphmon mit seinem Pulsschock ganze Reihen von Angreifern lahmlegte. Von Sailormerkur wollte ich gar nicht reden. Einige Minuten traten auch Michael, der Verwandte hier besuchte, und Seadramon dem Getümmel bei und die Anzahl der Angreifer schwand rapide. Bis plötzlich mit einzigen hellen Lichtblitz sich der Rest in Luft auflöste. Einfach so...

Ich sah Ken erwartungsvoll an. „Irgendwelche Erklärungen?" Mein Freund verneinte, ebenso perplex wie ich. Wir trafen uns alle etwas weiter vorne am Anleger. Merkur hatte das Crabmon im Schlepptau, das ein wenig ausgelaugt schien von der plötzlichen Digitation. Kein Wunder... „Alles in Ordnung", fragte ich besorgt. Sie nickte nur, anscheinend ziemlich verwirrt. Was ich von Ken gehört hatte war, daß dieses Mädchen alles andere war, als ihr momentaner Zustand vermuten ließ. Aber die Angriffe waren auch über uns wie ein Meteoritenschauer hereingebrochen... Und zwar mitten im Fußballtraining...

Merkur schien sich schon wieder gefangen zu haben und tippte eifrig auf einem kleinen Minilaptop rum, wobei sie das D-Terminal, das nun locker an ihrer Seite hing vollkommen ignorierte. Nach einigen Sekunden sah sie auf. „Es sind noch mehrere Signaturen in der Innenstadt und eine etwas außerhalb. Moon und Tuxedo Kamen sind bereits im Zentrum. Könntet ihr euch um den Rest kümmern. Die Werte sind nicht sehr hoch." Ich fragte mich jetzt gerade, warum sie auf einmal das Kommando hatte, setzte mich aber für den Moment über meinen Stolz hinweg. Schließlich war sie älter und erfahrener.

„Gut. Ich bin dafür wir teilen uns auf. Wir können mit Imperialdramon nicht ins Zentrum."

Kurz darauf war ich auf Raidramon Rücken unterwegs Richtung Zentrum, während Merkur hinter mir immer wieder ein paar dieser Flugsaurier vom Himmel holte. Also das war echt ein toller Tag...

(Moon)

„MIRROR SHIELD!" Eines der Tyrannomons, welche das riesige Etwas beschützten, das irgendwie aussah wie eine riesige schwarze Statue und ganz plötzlich mitten in der Stadt aufgetaucht war, wurde von seiner eigenen reflektierten Flamme getroffen. Erneut versuchte ich eine Heilungsbeschwörung aber wieder ohne Erfolg. Es fühlte sich sogar sehr seltsam an. Als ob sie gar nicht echt wären, nur ein Schatten oder so etwas. Leider waren ihre Flammen sehr echt...

„Hey, seng mir meine Flügel nicht an!" schmetterte ich dem Dino hinter mir entgegen und hob mein Zepter. Doch kam ich nie dazu es zu gebrauchen, da mich Tuxedo Kamen mit einem Hechtsprung aus der Tauchlinie eines dieser Flugwesen brachte. „Langsam wäre es gut, wenn wir etwas Hilfe bekommen würde." Das große, mindestens vier Meter hohe Etwas schlug nach uns und wir konnten uns gerade drunter weg ducken. „Und zwar schnell..."

„PLANETENKRAFT!" Und das Wesen war einmal... Dort wo es eben noch gestanden stieg eine gewaltige Staubwolke auf. Etwas rauschte über unsere Köpfe hinweg und als ich aufblickte, konnte ich die Urheber der Zerstörung sehen. WarGreymon und Birdramon. Mit Taichi und Sora auf dem Rücken. Nun, das hatte ja auch lange genug gedauert. „Tut uns Leid! Aber es ging nicht schneller!" rief Taichi von Birdramons Rücken. Sora neben ihm ergänzte: „Wir sind aufgehalten worden."

Ja, sicher... Das sagten sie alle. Ich lächelte etwas. Eigentlich hatte ich mir den Tag auch anders vorgestellt. Selbst babysitten für Ami war einfacher. Außerdem hatte ich vorgehabt heute Abend noch an einigen Entwürfen zu arbeiten aber... Das fiel damit wohl auch ins Wasser. Zumindest mußte ich nicht aus dem zehnten Stock springen, so wie Ami... Da wurde mir ja beim bloßen Gedanken daran schon schlecht.

„Usako, Vorsicht! Hinter dir!" Ich wirbelte herum zu allem bereit, als ein plötzlicher Blitz silberner Energie an mir vorbeischoß und eines dieser Flugmonster mitten in der Luft pulversierte. Suchend sah ich mich um und erblickte zwei fastidentische hasenähnliche Wesen. Eines jedoch hatte leicht silber- und das andere leicht goldschimmerndes Fell.

Ein lautes Krachen schreckte mich auf und ich stellte mit Entsetzen fest, daß das Wesen durch WarGreymons Attacke noch gar nicht erledigt gewesen war, sondern nur vom aufgewirbelten Staub eingehüllt. Und jetzt war es noch viel größer, überragte sogar einige Häuser und sah direkt auf uns hinunter. Mist, ich habe keine Zeit mehr um...

„SILBERAUGE!"

„GOLDAUGE!"

Was jetzt geschah, konnte ich nicht so recht glauben. Die Augen der beiden unbekannten, augenscheinlichen Digimon blitzten auf und in perfekter Synchronisation kreuzten sich zwei Strahlen und kollidierten frontal mit dem Riesen. Mit einem lauten Krachen schien das Ding regelrecht zu implodieren und sich aufzulösen. Ein greller weißer Lichtblitz schoß in den Himmel und dann war alles vorbei...

„Kami-sama..." hauchte ich. Nur beiläufig nahm ich war wie die Digimon unserer Freunde landeten und sich Taichi und Sora zu uns gesellten. Keiner wußte so recht, was wir sagen sollten, denn bei dieser Kraft war es sicherlich besser erst mal mißtrauisch zu sein. „Wer", überwand ich mich schließlich, „seid ihr?" Die beiden Hasen sahen sich an, als ob sie sich erst darüber klarwerden müßte, wer zuerst reden sollte. „Ich bin Tsukimon", stellte sich das Silberne mit eindeutig maskuliner Stimme vor. „Und ich bin Terramon", ergänzte das Goldene mit einer weichen, tiefen, weiblichen Stimme. „Wir haben euch gesucht", erklärten beide im Chorus.

Aus einem Impuls sah ich hinunter und sah ein silbernes Gerät in meiner Hand liegen. Ein D3-Digivice. Nein, dieser Tag hätte wirklich wesentlich besser laufen können.

{23.07.2004, 10:30 (GMT+10:00)}

Sydney, Australien (Takeru)

Schöne Aussichten. Warum passierte so etwas immer, wenn es auf die Sommerferien zuging? Ich schaute mich um und sah wie Menschen panisch flohen. Wahrscheinlich würde es zulange dauern ganz zum Strand runterzulaufen, wenn uns soviel entgegenkam. Patamon und Armadillomon hatten uns eh erreicht oder wir sie, wie man's eben nimmt. „Bereit, ihr beiden?" Beide Digimon signalisieren ihre Bereitschaft. Iori und ich zögern nicht lange.

„DIGI ARMOREI DER HOFFNUNG, ERSTRAHLE!"

„PATAMON ARMORDIGITATION ZU... PEGASUSMON! STRAHL DER HOFFNUNG!"

„DIGI ARMOREI DER ZUVERLÄSSIGKEIT, ERSTRAHLE!"

„ARMADILLOMON ARMORDIGITATION ZU... SUBMARIMON! WIRBEL DER ZUVERLÄSSIGKEIT!"

Mit einem kräftigen Sprung war ich auf Pegasusmons Rücken, während Iori und Submarimon schon halb im Wasser waren. Uns stand eine Überraschung bevor, denn zum Glück waren wir nicht die einzigsten Digiritter, die in Australien zur Zeit präsent waren. Und so gesellten sich bald diverse Flugdigimon zu Pegasusmon und mir, während Iori unter uns Unterstützung von ein paar Wassertypen bekam, sowie einigen vom Land aus.

„STERNENENREGEN!"

„U-BOOT BOMBE!"

Die Attacken rangen über den Strand der australischen Hauptstadt wie messerscharfe Geschosse und die Menschen flohen in panischer Angst. Die Flymon waren ja nun nicht gerade stark aber leider auch nicht wenige. Iori hingegen schien weniger Probleme mit seiner Aufgabe zu haben, als wir, denn es waren nicht mal ein halbes Dutzend Digimon in der Luft, die es mit den ekligen Biestern aufnehmen konnten. Und so konnten wir auch unglücklicherweise keine Rücksicht darauf nehmen, ob diese Digimon kontrolliert waren oder nicht. Es ging hier schlichtweg ums nackte Überleben.

„Takeru, sieh nur!" Ich schaute nach unten und entdeckte, was Pegasusmon aufmerksam gemacht hatte. Eigentlich konnte man es auch gar nicht übersehen, doch war ich zu beschäftigt gewesen, um die mindestens fünf bis sechs Meter hohe Spinne zu sehen. Sie hatte einen kompletten schwarzen Chitinpanzer mit einigen violetten Punkten darauf. Zuerst konnte ich es nicht sehen und ich bezweifelte, daß es irgend jemand sonst konnte aber ich glaubte nicht, daß ich halluzinierten. Da waren dünne Fäden, die von der Spinne ausgingen und wie es schien jedes der Flymon wie Puppen kontrollierte. Ich schauderte etwas, das erinnerte mich an Puppetmon...

„Iori!" rief ich so laut ich konnte über den Lärm hinweg, während Pegasusmon abtauchte. Iori sah auf, schien mich aber aus Submarinemons Cockpit nicht zu verstehen. Ich deutete gestikulierend in Richtung des Spinnenmonsters, das unbeweglich und vollkommen inaktiv dastand – was die Menschen nicht davon abhielt von dem Wesen davonzulaufen – und tippte mein Digivice an. Iori blickte zurück, nickte dann und steuerte sein Digimon wieder an Land, wo es zurückdigitierte.

Ich sprang von Pegasusmon, das kurz darauf wieder zu Patamon wurde. „Das Ding kontrolliert die Flymon und vielleicht auch die anderen Wesen, wenn wir..."

„... es zerstören, legen wir auch den Rest lahm", beendete Iori verstehend. „Genau. Wir sollten unsere Feuerkraft nicht verschwenden, sondern lieber konzentrieren. Bereit?" Iori nickte und unsere Digivices leuchteten auf.

„PATAMON DIGITIERT ZU... ANGEMON!"

„ARMADILLOMON DIGITIERT ZU... ANKYLOMON!"

Die beiden Digimon stürzten vorwärts und griffen die riesige Spinne an, diese schien jetzt doch ziemlich wütend und zischte, schien jedoch so gut wie keinen Schaden davongetragen zu haben. „Ihr dummen Digiritter seid schlauer als euch gut tut!" donnerte eine helle Stimme über den Strand. Iori schüttelte den Kopf und murmelte: „Das ist zwar ein Widerspruch in sich aber was soll's. Bereit für die schweren Geschütze, Takeru?" Ich nickte, Das Einzigste, was ich hoffen konnte, war, daß das immer noch funktioniert. Auch ohne Gatomons Heiligen Ring.

„ANKYLOMON... ANGEMON... DNA-DIGITATION ZU... SHAKKUMON!"

Nun... soviel zu dieser Frage. Für einen Moment war das Spinnenwesen vollkommen verwirrt und schon ließ Shakkumon eine Salve Tonbomben los. Kurz darauf folgten ebenfalls Attacken aus der Luft, als einige der Digiritter die Situation erkannt hatten. Die Spinne stolperte rückwärts, fiel fast kopfüber, fing sich aber wieder. Unser Digimon ließ es gar nicht dazu kommen seine Balance wiederzufinden.

„BÖSER BLICK!"

Die Augenstrahlen bohrten sich unbarmherzig durch den Panzer der Spinne und mit einer einzigen großen Explosion versiegte die Existenz dieses Dings. Fast gleichzeitig fielen die Flymons zu Boden und die seltsame Krebsskorpione waren ebenfalls verschwunden. Das Einzige, was noch von den Geschehnissen zeugte, waren die überall verteilten Flymons und die dicke schwarze Rauchwolke, die über dem Strand von Sidney hing.

Als unsere Digimon zurückdigierten fragte ich mich unwillkürlich, was bloß aus dem schönen, freien Wochenende geworden war, das ich mir erhofft hatte. „Ich denke", meinte Iori bedrückt, „ich ändere meine Meinung. Das IST ein Treffen für uns alle. Und ich fürchte, es sollte nicht erst nächste Woche stattfinden." Da hatte ich meine Antwort. Meine Erholungspläne hatten sich gerade in Rauch aufgelöst, so wie die Spinne. „Ja..."

{23.07.2004, 1:30 (GMT+2:00)}

Istanbul, Türkei (Matt)

Der Wind blies mir die Haare nach oben und ich bedauerte jetzt schon die Arbeit, die es kosten würde den aufwendigen Stil wiederherzurichten. Na ja, es gab Schlimmeres. Und wann hatte ich mich schon je einmal über einen Ritt auf Garurumons Rücken beschwert? Neben den Wind spürte ich deutlich Reis definitiv erregten Atem hinter mir und den festen Griff um meine Hüfte, als Garurumon über die tieferen Dächer der Stadt in Richtung meines Hotels sprang.

Mich zurück erinnernd an die Ereignisse, die diesen wilden Ritt hier hervorgerufen hatten, das wollte ich eigentlich nicht und doch kamen die Bilder immer wieder. Wir waren gerade fertig mit dem Verladen der Sachen, da passierte es. Mehrere schwarze Wesen – ich konnte ich sie echt nicht beschreiben und es schien auch nicht allzu wichtig in diesem Moment – griffen uns plötzlich wie aus dem Nichts an. Ich war zuerst überrascht, als ich Gabumon direkt aufs Megalevel digitieren lassen wollte und das nicht funktionierte, bis mir einfiel, daß das ja gar nicht mehr ging. Also blieb nur die normale Digitation und Garurmon hatte alle Hände... äh, Pfoten und Klauen voll gehabt mit den merkwürdigen Dingern.

Es war genau in diesem Moment, als Rei eingriff und sich vor unseren Augen – Garurumons und meinen, da der Rest der Band schon geflohen war, verwandelte und begann ihre heißen Flammen zu dem kalten Feuer meines Partners hinzuzufügen. Doch das sollte nicht die einzige Überraschung bleiben. Ein kleines Muchomon hatte sich mitten im Kampf bemerkbar gemacht und war ohne zuerst ersichtlichen Grund zu einem Flarerizamon digitiert. Der Grund wurde erst dann ersichtlich, als Rei das Digivice in ihrer Hand bemerkte. Ich hatte mich nicht lange mit wundern aufgehalten, denn mir war klar, daß was immer diese Wesen waren es zu viele für zwei Champions waren und entschied mich so als Reis neues Digimon bereits begann zu schwächeln für den Rückzug.

Ich grub meine Hände tief in das Fell des großen Wolfes... Ich haßte es einfach so aufzugeben. Das war genau das, was ich immer tat. Ich war ein Verlierer, ich wußte es und ich wußte auch ganz genau Warum. Weil ich fei...

Ein überraschter Laut wurde erstickt, als Rei mich plötzlich mit einem harten Griff zu sich herumdrehte, daß es mich nahezu ängstigte, aber nur nahezu, und ihr Lippen gegen meine preßte. Ich wußte nicht, was ich machen sollte und für einen Moment war ich zu paralysiert und geschockt, um überhaupt etwas zu tun. Der Kuß war irgendwie hart aber auch feurig, auf jeden Fall ziemlich heiß. Das war ich nicht gewöhnt. Normalerweise ließ ich mich nicht mit älteren Frauen ein aber irgendwie... irgendwie empfand ich ein Gefühl von Vertrautheit. Ich glaubte nicht an so etwas wie Seelenverwandtschaft. Oh, nein! Aber wir waren uns ähnlich. Und so ließ ich es geschehen, als ihre Zunge am Rand meiner Lippen um Einlaß bat. Wen kümmerte es schon? Es war ja nicht so, daß ich angefangen hätte und wer wollte schon einer solch feurigen Frau voller Leidenschaft widerstehen? Ich weiß, ich war ein A...

{22.07.2004, 17:00 (GMT-8:00)}

San Francisco, Kalifornien (Hikari)

Mit einer gewissen Unruhe schlenderte ich unruhig in Richtung Akademie. Ich hatte die Nachrichten gehört. Noch keine konkreten Bilder aber... Die Übergriffe in Japan und Australien, sowie anderen Teilen der Welt waren ein heißes Thema und das nicht nur in der Schule, sondern auch in den nachfolgenden Clubs, die natürlich gerade heute mich extrem lang aufhielten. Doch ich war nicht der Typ einfach abzuhauen. Zuerst hatte ich überlegt, ob ich zuerst schauen sollte irgendwelche Bilder zu sehen, konnte mir aber vorstellen, daß Hotaru bestimmt schon genug Material hatte, was für einen Tag oder mehr reichen würde.

Man konnte viel geheimhalten aber alles was mit Digimon und Monstern zu tun hatte, wirbelte immer gleich riesigen Staub auf. Dadurch war es nicht gerade einfacher geworden für uns, so wie für Hotaru und ihre Freunde in Ruhe zu arbeiten, aber bisher waren wir nicht mehr in eine notwendige Situation geraten. Ich fürchte, das war jetzt vorbei. "Das gefällt mir überhaupt nicht..."

„Hm?" Gatomon sah auf, nahm meinen besorgten Blick zur Kenntnis und nickte nur. „Ach, das... Ja. Ich hoffe Patamon geht es gut." Ich konnte darüber nicht grinsen, auch wenn ich es wollte. Zu groß war meine eigene Sorge, um meine Freunde. Einige in der Schule hatten sogar von Opfern gesprochen, auch wenn ich keine Details zu hören bekamen. Seltsamerweise schien mich jeder zu umgehen.

Ich zog meine ID durch den Kartenleser und die Tür zischte auf, die uns vom sicheren Bereich der Wissenschaftsakademie trennte. „Kari-chan! Gut, daß du da bist!" Bevor ich reagieren konnte, zog Hotaru mich schon hinter sich her. „Hier ist die Hölle los, seit die Nachrichten durchgekommen sind. Der gesamte WNIDC ist in Aufruhr. Wir haben Berichte von mehreren Übergriffen und zahlreichen Opfern, die an die Hundert gehen", erklärte sie mir alles in einem Atemzug. Ich schluckte. „An die... Hundert...?" Hotaru nickte nur und öffnete eine Tür zum Kommunikationscenter.

Kaum waren wir eingetreten, so flog schon eine kleine violettschimmernde Kugel auf uns zu und landete auf Hotarus Schulter. „Was... ist das?" wollte ich neugierig wissen. Mit einem leicht beschämten Blick eröffnete meine Freundin. „Das ist Twilightmon... mein Digimon."

{22.07.2004, 22:00 (GMT-8:00)}

„Ich kann einfach nicht glauben, daß so etwas Kleines ein Rookie ist. Ich meine durch Gatomon habe ich gelernt ein Digimon nicht nach Größe und offensichtlicher Stärke einzuschätzen aber das..."

Es war später Abend und wir waren auf dem Heimweg oder besser ich war auf dem Heimweg und Hotaru hatte darauf bestanden mich zu begleitet, obwohl Gatomon darüber ganze fünf Sekunden beleidigt war. Der Tag war ziemlich lang geworden mit all der ganzen Aufregung.

Es war wirklich schwergewesen, als Hotaru erzählte wie einige der Wissenschaftler nahezu über ihr neues Digimon hergefallen waren und sie es nahezu mit roher Gewalt aus der „Gefahrenzone" befreien mußte. Aber komisch war es schon. Hotaru hatte erzählt das Ei sei gestern Abend in ihrer Apartmentwohnung aufgetaucht und nahezu gleichzeitig mit den Ereignissen rund um den Globus geschlüpft... als Rookie. Es fehlte jedoch jede Spur von einem Digivice. Twighlightmon war trotzdem das Seltsamste. Es war nicht mehr als ein Glühwürmchen. Bedachte man Hotarus Namensbedeutung paßte das wohl aber... ein so kleiner Rookie? Ich konnte es nicht recht glauben. Das war irgendwie ein Paradox zu Hotarus Fähigkeiten als Senshi.

„Das war's dann wohl mit dem entspannten Heimaturlaub, was?" Es waren mehr oder weniger alle Vorbereitungen getroffen. In gut zwei Tagen würden wir in Richtung Japan aufbrechen, knapp eine Woche früher als geplant. Meine Schule war informiert usw. Normalerweise hätte ich mich ja über die verlängerten Ferien gefreut aber unter diesen Umständen.

Ich konnte nur hoffen, wir würden alle zusammenbekommen. Irgendwie hatten wir uns auseinandergelebt und quer über den Erdball verteilt. Yamato hatte es am Schlimmsten erwischt aber auch für Takeru und Iori war es nicht einfach gewesen, seit ihre Mütter und Ioris Großvater gestorben waren. Takeru kümmerte sich seitdem aufopferungsvoll um unseren Jüngsten und versuchte ihn ein wenig in der rechten Bahn zu halten. Jyou war irgendwo in Südeuropa, Italien glaubte ich, verschwunden, nachdem er seine medizinische Laufbahn jetzt doch abgebrochen hatte und irgend etwas Kulturelles oder Geschichtliches studierte. Ich konnte ihm nur Glück wünschen. Koushiro war schwer beschäftigt in England und dem in London seßhaften Ableger des WNIDC's. Yolei war genauso mit ihrer Arbeit in der Digiwelt beschäftigt. Der Rest war in Japan. Ach ja, Mimi war auch noch hier drüben, gar nicht mal eine Stunde Autofahrt entfernt.

„Mach dir nichts draus. Wenigstens kommen wir dann endlich mal alle zusammen. Zumindest hoffe ich das." Hotarus Gruppe hatte sich auch irgendwie aufgeteilt. Aber das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte, war, daß Minako genauso wie Koushiro in London war. Das wußte ich aus sicherer Quelle. Ich warf einen Seitenblick auf Hotaru und kicherte mit vorgehaltener Hand.

„Nani?" Meine Freundin sah mich perplex an. „Du kannst es doch nur nicht erwarten Minako wiederzusehen." Bei Hotarus Hautfarbe war es schwer die Röte zu verbergen und so versetzte sie mir nur einen spielerischen Stoß. „Du mußt gerade reden..." Sie stockte plötzlich und auch Gatomon hielt inne. Twighlightmon schwebte eine Weile passiv in der Luft, bis es mit seiner leicht piepsigen Stimme eröffnete: „Wir haben Gesellschaft."

Unwillkürlich sah ich mich um. Es schien, als ob es noch dunkler geworden war, wenn das zu dieser späten Stunde überhaupt möglich war. Ich zitterte etwas, Dunkelheit war mir schon immer nicht lieb gewesen und die in vollkommen in Schwarz gekleideten Gestalten, die uns begonnen hatten einzuschließen, halfen nicht gerade dieses mulmige Gefühl in der Magengegend zu ignorieren. Gatomon fauchte, als ihr Beschützerinstinkt voll einsetzte und ich fingerte nervös an meinem Digivice herum. Die Bilder des Tages saßen mir immer noch im Kopf und ich hatte ein sehr, sehr ungutes Gefühl.

Ohne Vorwarnung warfen die Gestalten ihre Umhänge zur Seite und was darunter zum Vorschein kam, waren nur schwarze Schatten, deren einziges Merkmal der Sichtbarkeit die wabernden rotbraunen Augenschlitze waren. Ich ließ einen überraschten Schrei heraus und bevor wir uns versahen hatten sich die Schatten schon auf uns gestürzt. Ich fühlte mich, als würde ich in einem leeren Raum schweben und spürte wieder jene Hilflosigkeit, die Mächte der Dunkelheit in mir auslösten. Ich wünschte Miyako wäre...

„SILENT WALL!" Und dann ließ der Druck nach, als die flackernde Wand aus Energie sich wie eine Kuppel um uns schloß. Doch sie hielt nicht alles ab und Gatomon hatte sichtbare Probleme überhaupt irgendeinen Schaden anzurichten. „Kari, ich muß digitieren!" Ich nickt ernst. Jetzt durfte ich keine Angst zeigen, nicht schon wieder. Ich stand über diesen Dingen.

Die Augen schließend konzentrierte ich mich auf das Licht in mir, die immer währende Kraft meiner Tugend, der strahlenden Eigenschaft meines Herzens, die mir vermacht war. „GATOMON..." Es war schwierig. Die Kraft, die wir von Azulongmon erhalten hatten, schwand wieder und unsere Wappen verloren zunehmend an Kraft – gerade jetzt. „ULTRADIGITATION ZU..." Ich spürte die starke Lichtwelle, es gab einen Lauten Knall und ich schlug die Augen auf. Gatomon war in einer Säule von purpurnen Licht eingehüllt. „ANGEWOMON!"

„HIMMLISCHER CHARME!" Eine massive Lichtwelle breitete sich flächendeckend aus und riß einige der Kreatur in den sicheren Untergang, während die Mehrzahl kreischend zurücksprang oder wich. Angewomon sah sich unwillkürlich um. Es waren zu viele, das konnte ich so schon sagen. Saturn umfaßte den Griff ihrer Sense noch etwas fester und ihre Augen tanzten umher, jede Einzelheit in sich aufsaugen. Mit einem gewaltigen Sprung war sie in der Luft, ein Blitz zuckte aus dem dunklen Himmel, obwohl kein Anzeichen eines Gewitters zu erkennen war, und richtete die mit Energie förmlich platzende Spitze in Richtung Boden. „CALM THUNDER!"

Ein lautes Grollen betrog den Namen ihres Angriffs aber die Wirkung war schleichend und tödlich. Es gab ein hellen Lichtblitz und als man wieder sehen konnten, wanden sich die Schattenwesen auf dem Boden, Elektrizität zuckte immer noch um ihre wahrscheinlich nicht mal physischen Körper. Gerade wollte ich erleichtert durchatmen, da sah ich vier der Schatten, die auf wundersame Weise dem tödlichen Gewitterhagel entkommen waren, hinter Saturn auftauchen. Ich schrie auf und etwas in mir begann an mir zu zehren, ich fühlte etwas seltsames...

„NACHTSTRAHL!" Mit weitaufgerissenen Augen verfolgte ich wie der purpurviolette Strahl von Twighlightmons Form nach vorne sprang und sich mit solcher Präzision durch die vier Angreifer, daß es sie mitten in der Luft in viele kleine Partikel zerfetzte. Und das alles noch bevor Saturn unversehrt wieder auf dem Boden landete...

Entgeisterte Blicke waren von allen Seiten auf Twighlightmon gerichtet, das sich nervös umsah. Ich hatte noch nie einen Rookie mit solcher einer Kraft und Genauigkeit gesehen. Angewomon vergaß fast zurückzudigitieren, obwohl sie offensichtlich erschöpft war, und Saturn musterte ihren Digimonpartner in jener ausdruckslosen Art, die ich nur von ihr kannte, wenn sie sich über etwas ernsthaft Gedanken machte.

Twighlightmon gab ein piepsiges Geräusch von sich. „Zufallstreffer?"

{23.07.2004, 8:00 (GMT+2:00)}

Istanbul, Türkei (Matt)

Morgenstund hat Gold im Mund. Wer immer sich dieses beschissene, deutsche Sprichwort ausgedacht hatte, den hätte ich in diesem Moment am liebsten die Meinung gegeigt. Mich vor Müdigkeit streckend, folgte ich mit mürrischer Miene die Nachrichten, die über den Sender flackerten. Ich schaute CNN, da ich kein Türkisch konnte und japanische Sender sicher nicht in einem normalen Hotelfernseher zu empfangen waren.

„... rollte vor einigen Stunden, gegen 16:00 Pazifische Standardzeit eine Welle der Angst und des Schreckens über weite Teile der Welt. Tokyo und Sydney waren die Hauptzentren der Angriffe. Vor nicht mal einer Stunde erreichten uns aber auch Meldungen, daß es bereits kleine Kämpfe hier an der Westküste Amerikas gegeben hat, die weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit blieben. Augenzeugen wollen einen Engel und auch eine der mysteriösen Sailorsenshi gesehen..."

Hikari, dachte ich sofort. Meines Wissens nach mußte sie immer noch drüben sein. Ich blickte weiter auf den Schirm, während die Bilder von Sydney und Tokyo über den Schirm flimmerten. Eigentlich war ich ein Idiot. Takeru und Iori hatten fast ganz alleine einen breitgefächerten Angriff auf Sydney abgewehrt und ich hatte vor ein paar lächerlichen Witzfiguren davonlaufen müssen, da mein Digimon nicht weiter digitieren konnte und ich mich beinah von einer Sailorsenshi und ihrem Neulingsdigimon hatte in die Tasche hatte stecken lassen. Und anstatt das zu tun, ließ ich mich später von ihr vernaschen... Shit...

Ich blickte über die Schulter auf Gabumon, meinen scheinbar einzigen noch gebliebenen Freund in dieser rauhen Welt, der friedlich neben der Schlafzimmertür vor sich hindöste. Gabumon verdiente das nicht, daß ich ihm auch noch die Schuld zuschob. Schließlich war es nicht sein Fehler, daß er nicht mehr richtig digitieren konnte. Ich seufzte... Nein, es war meine Schuld, ganz allein meine. Meine stärkste Tugend sollte es sein Freundschaft zu schließen, doch war ich nur ein einsamer Wolf, der nichts Vernünftiges aus seinem Leben hatte machen können...

„Ohayoo!" Ich zuckte zusammen aber nur ganz kurz und hoffentlich ungesehen. Teilnahmslos und passiv drehte ich meinem Kopf erneut zur Schlafzimmertür und sah Rei dort in einer dünnen Nachtrobe stehen. Für einen Moment stockte mein Atem... Kami-sama, was tust du da, Yamato. Sie ist weder dein Typ, noch dein bevorzugtes Alter... Ich wußte doch ganz genau, wie das ausgehen würde. Es war immer wieder dasselbe. Eine lange Beziehung war bei mir eh nicht möglich. Erst hatte ich mir gesagt es war wegen meinen ständigen Reisen, doch das war nur die halbe Wahrheit. Beziehungen schmerzten, sie brachten letztendlich nur Schmerz mit sich und verdorben den Charakter. Das sah man ja an Dad...

„Ich erwarte, du machst dir keine allzu großen Hoffnungen auf irgendwas festeres. Das hatte nichts zu bedeuten." Rei schien nicht im Geringsten verletzt oder beleidigt von meinem kalten Ton. „Sicher. Du sahst nur aus, als ob du es brauchen würdest." Sie lehnte sich von hinten auf die Sofalehne, doch ich drehte mich nicht um. Für eine Weile verfolgte sie schweigend die Nachrichten, während auch noch ein paar detailliertere Bilder aus Sydney über den Bildschirm flackerten. „Sieht so aus, als ob mein kleiner Bruder ganz schön Staub aufgewirbelt hat", kommentierte ich, als die Monsterspinne in Rauch aufging.

„Da muß schon ein Monster gegen ein anderes kämpfen, um uns zu retten. Das ist eigentlich unser Job." Ich war überrascht über die Kälte und Bitterkeit in ihrer Stimme. Ich war ein Experte in solchen Dingen und konnte fühlen, wenn jemand ein Persönlichkeitsproblem hatte... so wie ich. Rei schien äußerlich stark und dominant aber allein der Stil wie sie sich kleidete. Die schwarzen Lederklamotten und die offensichtlich gefärbten feuerroten Haare, spiegelten wieder wie einsam und schwach sie im Kern war. Einsam, schwach und unsicher, sie spielte sich selber etwas vor, glaubte alles im Griff zu haben. Aber dem war nicht so... und ich wußte ganz genau wie es war.

„Eines dieser Monster ist jetzt dein Partner", stellte ich heraus. Rei schnaubte. „Erinnere mich nicht daran." Für einen Moment zögerte ich, fragte dann aber: „Und? Was tust du jetzt?" Sie schaute mich perplex an und ihre Augen richteten sich für einen kurzen Augenblick auf den Boden, fixierten mich aber sofort wieder. „Was schon? Eure Monster scheinen ja alles im Griff zu haben. Wofür braucht ihr denn dann jemanden wie mich."

Ich war selber überrascht wie schnell ich sein konnte. In nahezu einer fließenden Bewegung war ich aufgesprungen und hatte das Sofa umrundete. Rei bei den Schultern packend drückte ich sie gegen die Wand und starrte mit kaltem Feuer in den Augen in die ihrigen, die relativ unbeeindruckt schienen. „Aber deinen Freunden ist es sicherlich nicht egal. Ich mag ein einsamer Wolf sein aber auch wenn Taichi und die anderen mich wie Dreck behandeln sollte, was sicherlich gerechtfertig wäre, kenne ich den Wert von echter Freundschaft. Und du kannst mir nicht vormachen, du möchtest nicht am Liebsten in den nächsten Flieger springen und rüberfliegen."

Reis violette Augen stachen jetzt scharf in meine. „Und das kannst du aus welcher Laune des Schicksals so genau sagen, Yama-chan? Erzähl mir doch nicht, du würdest es tun." Ich zögerte. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt das Ganze genau in die Richtung zu lenken. Eigentlich war mir auch gar nicht klar, warum ich mich überhaupt darum kümmerte, was sie dachte und wollte. Nur wegen einer Nacht?

„Ich..." Meinen Blick abwendend, schickte ich mich an einfach loszulassen, mich umzudrehen und sie einfach sich selbst zu überlassen. Aber soweit kam ich nicht, da Rei meine Schulter ergriff, mich wieder herumzog und wenige Sekunden später ging es schon wieder zu wie vor ein paar Stunden. Was in aller Welt tat ich hier eigentlich. Warum konnte ich ihr nicht einfach widerstehen? Warum fühlte ich mich so angezogen von ihr? War es, weil wir uns so ähnlich waren? Ich hatte keine Antwort darauf und das ängstigte mich ein wenig, wobei es eigentlich wenig gab, was mich wirklich ängstigte.

Zehn Sekunden später war alles vorbei und ich wunderte mich, warum ich auf einmal mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt war. Reis Kopf war nur einige Zentimeter von meinem entfernt, als sie mit einer leicht verführerischen Stimme in mein Ohr flüsterte, wobei ihr Atem meine Haut zum Prickeln brachte: „Gut. Ich werde gehen. Aber nur unter einer Bedingung. Wir werden zusammengehen," Kuso, ich hatte gewußt, daß sie das sagen würde...

{23.07.2004, 15:00 (DST)}

Digiwelt, Gründersiedlungen (Miyako)

Die Füße baumelten frei in der Luft. Mein Haar hing frei und ungeschützt von dem üblichen Helm, der sich zu meiner Kleidung durch den seltsamen Effekt des Eintritts in die Digiwelt gesellte. So saß ich auf dem kleinen Hügel, der gerade mal bis über die Höhe eines normalen Hauses ging und überblickte das heftige Treiben unten. Normalerweise war ich ja da unten aber im Moment brauchte ich eine Pause von der Arbeit. Niemand hatte sich denken können, daß die erste Siedlung solch große Fortschritte machen würde, als der Vertrag zur Besiedlung der Digiwelt abgeschlossen wurde. Ein Vertrag, der eine Art gegenseitiges Abkommen darstellte und die Grenzen überwand, die noch nicht durch uns Digiritter durchbrochen werden konnten. Es war nicht so, daß die Digiwelt eine Kolonie geworden war, das hätten wir so auch nie zugelassen, aber die Interaktion zwischen den Welten war durch den Vertrag und die Offenheit der Digimon diesen trotz aller Risiken und Zweifel anzunehmen wesentlich besser geworden. Sicher gab es immer noch Pessimisten, Mißtrauen und Abneigung. Aber niemand konnte erwarten innerhalb von zwei Jahre so etwas zu erreichen. Es war schon ein Wunder, daß wir so VIEL erreicht hatten.

Es gab eines, wo ich froh drüber war und wo ich jedem Kritiker, der in diese Richtung tendierte recht gab und jedem der genau das bemängelte am liebsten die Meinung geigen würden. Die letzte Entscheidungsgewalt, was zwischen unserer und der Digiwelt passieren sollte, wie viele Siedlungen es geben durfte, wieweit die Beziehungen reichen sollten... Das alles lag allein bei uns Digirittern. Gut, beim WNIDC um genau zu sein aber der WNIDC wurde größtenteils von Digirittern und Gennais Team begründet. Niemand würde die Digiwelt ausnutzen, dafür hatten wir zuviel riskiert, als uns all unsere Arbeit einfach so zunichte machen zu lassen.

„Inoue-san!" Ich sah auf, als ein athletisch gebauter Mann den Hügel hinaufgerannt kam und vor mir wie vor einem General zum Stehen kam. Ich bemühte mich gar nicht erst aufzustehen. Toll, Inoue Miyako. Im stolzen Alter von 16 bist du schon Oberaufseher über einen Haufen Digisiedler, dachte ich zu mir selbst.

„Ja; Miles? Was gibt es denn? Ist schon wieder jemand in eine Horde von Numemon gelaufen?" Hawkon unterdrückte ein Lachen mit einem harten Hüsteln. Auch wenn er alt war, für jeden der neu in der Digiwelt war, waren Numemon immer noch der Standardwitz. Nichts gegen die kleinen aber mutigen Digimon, jedoch... na ja, wir waren da alle mal durchgegangen, nahezu ohne Ausnahme.

Miles schnitt eine Grimasse, was mich ein wenig nachdenklich werden ließ. Auch wenn er über zehn Jahre älter war. Miles war sozusagen Soldat und er zeigte nie irgendeine Reaktion, wenn er jemand Report erstattet, schon gar nicht, wenn es wichtig schien. „Nein, Inoue-san. Dringende Nachricht vom WNIDC. Es gab zahlreiche Übergriffe auf der Primärerde, die..."

„Übergriffe?" unterbrach ich auf die Beine springend, Bevor Miles weiterreden konnte, gab es ein zischendes Geräusch und ich sah verwundert auf. Die Luft scharf einziehend, unterdrückte ich einen Schrei und reagierte blitzschnell. Früher hätte ich sicher viel zu lange gezögert. „Miles, geben sie Alarm. Wir werden angegriffen." Miles sah auf, ein erschrockener Blick huschte kurz über sein Gesicht, dann salutierte er ernst und drehte auf dem Absatz um.

„HAWKMON DIGITIERT ZU... AQUILLAMON!"

Ich schwang mich auf Aquillamons Rücken und mein Digimonpartner erhob sich hoch in die Luft. Mit rasendschneller Geschwindigkeit hatten wir das Flugwesen eingeholt, das wie ein Kamikazeflieger auf die Siedlung zuzischte. Ich brauchte kein Kommando zu geben, keine Offensichtlichkeiten herauszustellen. Aquillamon spreizte die Flügel und schoß.

„KRINGELLASER!" Das Wesen stieß einen schrillen Schrei aus, taumelte und stürzte dann leblos zu Boden, wo es zu meinem Erstaunen beinah wie ein Digimon in Tausende von kleinen Teilen explodierte. Aber nur beinah.

„Miyako!" Mein Kopf schoß herum, als ich mit schnellen Augen die Gegend durch meine Spezialgläser analysierte. Snimons, Kuwagamons, verschiedene Arten von Dramons. Mein eingebauter DigimonAnalyzer zählte 18 Champions und 12 Ultras. Zuviel, selbst für die gute Verteidigung der Siedlung. Es waren bereits einige der ansässigen Digiritter in der Luft, doch ich sah so schon, daß wir in klarer Unterzahl waren. Die Championdigimon hätten wir vielleicht aufhalten können aber die Ultras...

Für einen kurzen Moment hielt ich inne und ging die Optionen durch, die uns blieben, während ich beinah wie in Trance auf die Siedlung hinabsah. Was als simple Ansammlung von Digirittern und ihren Eltern begonnen hatte, hatte sich in eine Siedlung ausgeweitet mit Hunderte von Menschen, von denen gut fünfzig Prozent nicht einmal ein Digimon als Partner hatten. Es war ein Projekt, ein Traum, den einige lebten und zu denen ich auch gehörte. Um so schwerer war es diese Entscheidung jetzt zu treffen. Aber genau diese Entscheidung mußte ich treffen...

Fluchend – lautstark fluchend – riß ich das kleine Kommunikationsgerät von meiner Kleidung und gab ein simples Kommando. „Evakuieren!"

{23.07.2004, 8:00 (GMT)}

London, England (Koushiro)

Zweiundsechzig Prozent Zivilisten, fünfzehn Hilfskräfte, wie Polizei und Feuerwehr, DREIUNDZWANZIG Prozent Digiritter und Digimon. Das war die Verteilung der Opfer  Von den Zahlen wollte ich gar nicht sprechen. Es war jetzt gut acht Stunden nach den Angriffen und die Zentrale des englischen WNIDCs barst bereits vor Aktivität – oder sollte ich besser sagen immer noch? Es war acht Uhr morgens und ein Schultag, wobei ich natürlich keine Sinn darin sah heute meinen schulischen Verpflichtungen nachzugehen... war ja eh schon weit voraus.

Kein Auge hatte ich letzte Nacht zugedrückt, seit mich gegen Mitternacht die Nachricht erreicht hatte. Niemand hatte das. Jetzt, wo alles abgeklungen war und auch die letzten Meldungen von Hikari und Hotaru aus Amerika eingetroffen waren, begann sich eine Menge zusammenzusetzen. Zum Beispiel die nahezu zeitgleiche Erhaltung der Digimon der Sailorsenshi, die Koordination der Angriffe. Es hatte alles nur ein paar Stunden gedauert, kam aber so schnell und unerwartet, daß sich niemand hatte vorbereiten können. Und das verwirrte mich. Wir hatten Digimonscanner über die ganze Welt verteilt. An Satelliten und sonstigen Sendestationen aber es schien, als ob die wenigen Digimon und andere Wesen wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Gennais Team vom japanischen WNIDC meldete ähnliches und auch Hotaru schien es bemerkt zu haben. Außerdem beunruhigte mich, daß wir noch keine Antwort von Miyako bekommen hatten, seit wir die Warnung abgesetzt hatten.

Etwas piepste aber es war nicht mein Rechner... Nein, es war mein Digiterminal. Die Stirn runzelnd klappte ich das kleine notebookähnliche Gerät auf, das ich mit einiger Hilfe von Jyou und einem Schulkollegen bereits entwickelt hatte bevor Daisuke und das neue Team dazu kam. Diese Nachricht konnte nur von einem von uns stammen... Sie war von Miyako und mit einer Dringlichkeitsnotation versehen. Mit schnellen Augen überflog ich den Text, stockte, schnappte nach Luft, laß ihn nochmals und ließ das Terminal mit einem lauten Geräusch zuschnappen, so daß mein Kollegen an den benachbarten Rechnern zusammenzucken.

„Ok, das reicht jetzt", murmelte ich. Dann drückte ich einen Knopf und benutzte das Lautsprechersystem des Gebäudes. „Alle zuhören. Ab sofort befinden wir uns im Ausnahmezustand. Ich habe gerade die Nachricht erhalten, daß die Gründersiedlung angegriffen und vollkommen zerstört wurde. Noch liegen mir keine Zahlen und Fakten vor aber ich bin dabei dies herauszufinden. Ab sofort gelten verschärfte Bedingungen und ich möchte über alles informiert werden." Ein kollektives Raunen und Murmeln ging durch die Zentrale und ich schaltete die Lautsprecher wieder aus. Dann wandte ich mich an die junge Frau neben mir. „Mary, Code Red Alpha Eins, kappen sie alle Verbindungen und schließen sie alle Tore mit der vorgesehenen Codierung. Und... stellen Sie mir Gennai auf mein Handy." Damit stand ich auf und warf dem älteren Mann rechts von mir einen Blick über die Schulter zu. „Turner, sie haben das Kommando. Aber... halten sie Rücksprache." Er nickte. Ich schnappte mein Handy und meine Sachen und verließ eiligst die Zentrale.

Einige Minuten später saß ich bereits in einer U-Bahn in Richtung Außenbezirke und wählte die Nummer meiner Assistentin. Ich hatte Minako vor vier Stunden nach Hause geschickt, da sie schon dagewesen war, als die Meldung überhaupt reinkam und sie wirklich so aussah, als würde sie gleich auf der Stelle wieder umfallen, wenn sie sich nur aus ihrem Stuhl erhob. Und eine übermüdete Assistentin war eine schlechte Assistentin oder so ähnlich.

„Aino", meldete sich eine grummelige Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich mußte unwillkürlich lächeln, trotz meiner momentanen Besorgnis. „Koushiro, hier..." Ein leises Knurren war zu hören, als ob es von einer Katze kam, doch war ich sicher es war nicht Artemis, sondern nur eine genervte Minako. „Izumi, du hast wirklich Nerven. Was denn jetzt schon wieder?" Ich hantierte etwas mit meiner Tasche und ließ eine ältere Dame neben mich, bevor ich antworten konnte. „Wir haben die Siedlung verloren." Es gab eine Pause, eine lange Pause und ich fürchtete schon die Leitung wäre unterbrochen. Doch es lag wohl nur an daran, daß sie noch nicht ganz wach war.

„Oh..." brachte sie schließlich hervor. Und nach einer Weile wiederholte sie dies, bis schließlich. „NANI???" Mir wäre beinah das Handy aus der Hand gefallen und die ältere Dame neben mir zuckte vor Schreck zusammen und murmelte etwas Unverständliches aber sicherlich war es unfreundlich. „Hai", bestätigte ich schließlich mehr oder weniger ruhig, eher um mich selbst zu beruhigen. „Was den Urlaub angeht..." Das alljährliche Treffen rückte näher und ich war mir nicht sicher, ob ich Zeit finden würde rüberzukommen. Aber jetzt hatte das Ganze eine vollkommen neue Bedeutung gegeben. „Pack deine Sachen, das wird eine Arbeitsreise, mit einem kleinem Abstecher. Ich hol dich ab."

„Wann?" wollte sie wieder etwas gefaßt wissen. Ich verkniff mir ein Grinsen. Minako war vielleicht nicht die technisch Versierteste, die ich je gesehen hatte, aber sie lernte schnell, wenn sie sich wirklich reinhängte. Außerdem hatte sie extrem starke Führungsqualitäten und da ich nie wirklich der laute Typ war, war ich froh über ihre Anwesenheit. Sofern sie neben ihrer anderen Karriere Zeit fand. „Ich bin schon auf dem Weg."

„Wa..." Ein Poltern drang durch das Telefon und ein überrascht, entrüsteter Aufschrei, als sie anscheinend über etwas oder besser jemanden stolperte. Dazu mischte sich ein erzürnter Katzenschrei und bald war es nur noch ein Wirrwarr. Ich lächelte wieder. Sie war eine gute Assistentin, wenn sie nicht gerade mit dem falschen Fuß aufstand...

Ein Licht blinkte an der Anzeige auf und signalisierte mir, daß ich endlich eine Leitung zu Gennai frei hatte. „Minako-san? Ich muß Schluß machen, ne...?" Ich bekam keine Antwort mehr und mußte erneut grinsen. Schon ein seltsames Mädchen.

(Minako)

„Ack, Artemis, kannst du nicht mal aufpassen?" brummte ich, als ich mit einer Hand Sachen aus dem Schrank und in den Koffer, während ich mit der anderen mein Bein massierte, daß ich mir gestoßen hatte, als ich über meinen Beraterkater gestolpert war. „Ich? Was kann ich dafür, wenn du so aus dem Bett springst? Irgendwo muß ich ja liegen!" Ein paar Funken flogen nahezu sichtbar hin und her. Das ging solange bis DemiFillymon zwischen uns stolzierte und mit seiner kleinen, glockenhellen Stimme sich zu Wort meldete. „Jetzt beruhigt euch doch. So werdet ihr nie fertig." Ich gab ein stures Schnauben von mir, drehte mich um und fuhr damit fort meinen Koffer zu füllen.

DemiFillymon sah aus wie ein kleines Fohlen, nicht einmal so groß wie ein Agumon. Es hatte einen geschweiften Schwanz mit einem roten Herz an der Spitze und hellbraunweißes Fell. Die Augen hatten irgendwie etwas, was man als einen typischen treuen Hundeblick bezeichnen konnte. Das Rookiedigimon war fast zur gleichen Zeit aufgetaucht, als die Angriffe kamen und wir hatten schon fest damit gerechnet, daß hier auch bald etwas passierte. Doch es war nichts geschehen und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß das Absicht war, denn die Digiweltsiedlung war unser Verantwortungsbereich und durch unsere fokussierte Aufmerksamkeit hatten wir diesen Faktor ganz übersehen... Shimatte, daran hätte ich auch denken können. Was für eine gute Anführerin war ich, wenn ich nicht mal an solche einfachen Möglichkeiten dachte...

„Minako-san?" Ich sah auf und blickte in DemiFillymons treue Hundeaugen, man konnte eigentlich wirklich nur weich werden dabei. „Mach dir nicht so viele Gedanken, du bist nicht für alles verantwortlich." Für einen Moment wollte ich widersprechen, seufzte dann aber nur, schloß den Koffer und griff nach einem orangegoldenen Digivice. „Du hast wohl recht."

Zwanzig Minuten später stand Koushiro vor der Tür und ich war mehr oder weniger reisefertig. „Komm doch rein. Ich schätze, wir fahren nicht erst noch zurück?" Das wäre widersinnig, denn schließlich konnte man das Tor von jeder Stelle aus öffnen, sofern man ein D3 besaß... was ich ja seit ein paar Stunden tat. Izumi Koushiro, immer noch relativ klein für sein Alter und mittlerweile mit leicht längerem rotbraunem Haar, trat ein und Tentomon flatterte hinter ihm her. Für einen Moment war ich überrascht, da sich sein Digipartner eigentlich gerade drüben aufgehalten hatte – wie er es sooft tat, um Informationen zu sammeln, aber richtig wundern tat ich mich nicht. Koushiros Intelligenz war mir zu hoch. Ich wollte nicht unbedingt dabei sein, wenn er, Ami und vielleicht noch Hotaru in einem Raum saßen und redeten.

„Ah! Ich sehe, das ist das neue Digimon, daß Izzy nicht kannte." Tentomon flatterte neugierig um DemiFillymon herum und mein Partner folgte ihm mit aufmerksamen Augen. „Nein, sagt mir nichts..." Der Flugkäfer verhaarte und starrte DemiFillymon in die Augen. Jetzt war es um ihn geschehen. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie es das anstellte, aber das Herz schmolz einem förmlich, wenn man dem Fohlen in die Augen sah. Tentomon blinzelte ein paar Mal und sagte dann wie in Trance. „Aber süß ist es ja." DemiFillymon lächelte und Tentomon krachte zu Boden, da es ganz vergessen hatte mit den Flügeln zu schlagen – oder surren oder was auch immer es machte.

Ich sah Koushiro an und trotz der Ernsthaftigkeit der Situation mußten wir beide grinsen. „Ich unterbreche ja nur ungern das fröhliche Treiben aber sollten wir nicht aufbrechen." Noch konnte ich nicht ganz feststellen, ob Artemis eifersüchtig auf meinen neuen Partner war oder nicht, jedoch konnte man sich bei ihm nie so sicher sein. In vielerlei Hinsicht war das wie bei Luna, die sich auch oft förmlich wie eine Mutter benah, wenn es um Usagi ging. Artemis brachte es halt nur anders zum Ausdruck. Wie ein... ein... Vater eben... Ok, nicht der beste Vergleich. Auf jeden Fall hatte er einen hohen Beschützerinstinkt und ich hoffte nur, daß es da keine Interessenkonflikte geben würde.

„Du mußt gerade reden." Ich hob ihn hoch, was ihn deutlich überraschte, und setzte ihn auf meine Schulter. „Wer hat mich denn fast ins Krankenhaus gebracht." Artemis zog eine Schnute und schmollte. Ansonsten hielt er die Klappe. Weiser Junge, ausnahmsweise wußte er mal, was gut für ihn war. „Trotzdem. Wie sieht's aus? Von mir aus kann's losgehen", wandte ich mich wieder an meinen Freund. Ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen Chef oder so etwas zu ihm zu sagen, denn das paßte für mich eigentlich nicht. Immerhin war ich acht Jahre jünger. Auch wenn der Unterschied in fünf Jahren nicht mehr zu merken sein würde, aufgrund der Silberkristallmagie, die schon jetzt auf uns wirkte.

Koushiro nickte und ich führte ihn in mein Arbeitszimmer und warf den Rechner an. Für einen kurzen Augenblick rutschte er auf den Stuhl und tippte ein paar Kommandos. Dann verlangte er nach meinem Digivice und leicht perplex gab ich es ihm. Er tippte wieder etwas, dann leuchtete eine Zahlenkombination Rot auf dem Display des D3 auf.

„Kennwortschutz", erklärte er. „Ich habe veranlaßt alle Tore bis aufs Weitere verriegeln zu lassen. Ohne Sicherheitscode kommt keiner rein und keiner raus." Ich stockte bei dieser drastischen Maßnahme und sah Koushiro scharf an. „Und was ist mit Überlebenden der Siedlungen." Er stand auf und der Drehstuhl rollte etwas zurück. „Wenn es welche gibt, werden wir uns jetzt genau darum kümmern." Mit einer Geste in Richtung Bildschirm gab er mir mein jetzt codiertes Digivice wieder und ich nickte entschlossen. „Tor zur Digiwelt... öffne dich!"

{23.07.2004, 20:00 (GMT+9:00)}

Odaiba, Tokyo (Taichi)

Seufzend ließ ich mich in die Wohnzimmercouch fallen. Das Einzige, worüber ich froh war, war die Tatsache, daß Okaa-san und Otoo-san nicht zu hause waren – noch nicht. Manchmal fragte ich mich, ob es irgendwie im Blut eines Anführers lag sich permanent Sorgen über alles und jenes zu machen. Ich zeigte es nie oder eher selten offen, doch es war da. Die Angst etwas könnte passieren, ich könnte einen Fehler machen. All das. Wie hielt Usagi das nur aus? Eine Prinzessin zu sein mit all der Verantwortung...

Es lag etwas Unbestimmtes in der Luft. Etwas Unbestimmtes, das wie ein schleichender Schatten von hinten in unsere Leben kroch... Ich klang und dachte schon wie ein Psychoanalyst. Aber... ich sorgte mich halt. Da war es schon wieder das Wort. Sorge. Was hatte all das zu bedeuten? Warum solch ein Angriff ohne Vorwarnung? Das war nicht wie ich es kannte. Es kam einfach so, ohne den geringsten Hinweis, niemand hatte etwas gesehen. Es war beinah so, als ob diese Wesen und Digimon einfach so aus dem Nichts heraus aufgetaucht waren.

Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und die besorgten roten Augen von Sora blickte. Ich hatte beinah vergessen, daß sie da war, doch ich war froh, DAß sie mit zu mir gekommen war. Die Digimon schliefen bereits, erschöpft von dem Kampf. Sora schaffte es immer irgendwie mich aufzuheitern, wenn ich mal zuviel grübelte. Seit Yamato weg war – ich mochte lieber nicht über das Thema sprechen – waren wir uns wieder nähergekommen, während wir uns zwischen unserer und der neuen Generation von Digirittern eher ein wenig auseinandergedriftet waren...

„Geh schlafen, Tai. Es war ein langer Tag." Wie wahr. Es waren so simple Worte, eine so simple Aufforderung. Aber es reichte schon, wie sie es sagte. Da war etwas, das nur Sora fertigbrachte. Ein Ton, dem du einfach nicht widerstehen konntest. Zu sehr aus dem Herzen kommend, zu besorgt und gleichzeitig viel zu rational, um über irgendwelche Widerworte auch nur nachdenken zu wollen.

Ich nickte und stand auf. Sie griff nach meiner Hand und ich schaute fragend zurück, sagte aber nichts. Irgendwas war doch. Ich konnte es spüren. Und augenblicklich verfluchte ich mich für mein stupides Selbstmitleid. Den ganzen Heimweg war sie still gewesen, sehr still. Und heute Nachmittag, eigentlich den ganzen Nachmittag war sie spurlos verschwunden gewesen und doch hatten wir es alle nicht zur Kenntnis genommen, da wir zu sehr mit unseren Sorgen, um unsere Familien...

Ich stockte, ein sehr düstere Vorahnung kroch mir den Rücken hoch und ließ mich schaudern. „Kann ich hierbleiben?" Meine Augen suchten ihre, doch fand ich sie nicht, da sie diese auf ihre Schuhe gerichtet hatte. Jetzt überaus besorgt setzte ich mich wieder und drehte ihren Kopf, so daß sie mich ansehen mußte. Was ich sah, ließ mich schlucken. „Sora", drängte ich leise, fast schon aus Angst überhaupt zu fragen, „warum?"

Langsam, ganz langsam, so daß ich fürchte ihre Stimme würde im wahrsten Sinne des Wortes kollabieren so zitterte sie, entgegnete Sora: „Der Blumenladen meiner Mutter ist unter einem anderen Haus begraben wurden." Ich wagte nicht zu reden, als eiskalte Angst mich packte. „Okaa-san wußte natürlich, was vor sich ging, und war schon halb raus aber sie hat es nicht mehr ganz geschafft. Die Ärzte haben mir gesagt, man hat sie aus den Trümmern gefischt und sie haben gesagt, daß..." Sie nahm einen tiefen Atemzug, Noch nie hatte ich einen so horrorerfüllten Blick in ihrem Gesicht gesehen. Mit einem herzzerschmetternden Schluchzer brachte sie schließlich hervor: „... sie es wohl nicht schaffen wird."

Mein Atem stockte und ich starrte fassungslos in ihr Gesicht, erwartete, erhoffte, daß alles nur ein dummer Scherz war. Aber da war nichts, nur ein Ausdruck von solch stechendem Schmerz und solch terrorerfüllter Angst, daß es schwer war zu glauben, daß da keine einzige Träne war. „Kami-sama, Sora!" brachte ich schließlich heraus. „Warum... WARUM in aller Welt bist du dann HIER???"

Der Damm brach und ich hatte kaum Zeit sie aufzufangen, als ein wahrer Wasserfall aus Tränen sich über mich ergoß. Vollkommen überrascht von dem Emotionswechsel konnte ich nichts weiter tun, als sie festzuhalten. Zwischen Schluchzern, die direkt an der Verankerung meiner Seele zerrten – falls es so etwas überhaupt gab –, brachte sie hervor: „Sie... sie haben gesagt... es wäre kein Platz mehr, da... da wegen des Vorfalls alles überfüllt sei und da... da habe ich gedacht, ich schau mal wie es euch so geht... ob jemand anderes noch verletzt oder... oder..." Ich schlang beschützend meine Arme um ihren unkontrolliert zitternd und zuckenden Körper. Im Moment erinnerte sie mich so sehr an Kari. Die beiden waren sich so ähnlich... Verdammt noch mal, sie stellten immer ihr eigenes Wohlergehen unter das anderer, selbst wenn es noch so schlecht war... Und ich fühlte mich schuldig, schrecklich schuldig, daß ich es nicht gemerkt hatte, daß ich... zum Teufel auch, nicht einmal gefragt hatte, ob ihre Mutter in Ordnung war.

Eine feurige Entschlossenheit begann plötzlich in mir zu brennen, als ich schwor es wieder gut zu machen. Vorsichtig aber bestimmt drückte ich Sora von mir weg und stand auf. Sie sah mit großen, verwunderten Augen zu mir hoch und das Einzigste, was ich tat, war ihr die Hand reichen. Meine langjährige Freundin sah auf diese, wieder zu mir hoch und wieder herunter auf die Hand, als ob sie dadurch herausfinden konnte, was genau ich vorhatte. Schließlich nahm sie die Hand und gemeinsam verließen wir trotz der späten Stunde das Haus – wobei wir direkt an meinen, gerade heimkommenden Eltern vorbeistreiften – und machten uns auf dem Weg zum Krankenhaus, in dem Soras Mutter lag. Es war kein einziges Wort zwischen uns gefallen.

{24.07.2004, 3:00 (GMT+9:00)}

(Daisuke)

Na toll! Soras Mutter lag mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus und ich vertrödele meine Zeit hier. In den dunkelsten Gassen Odaiba, mitten in der Nacht. Umzingelt von kaum zu erkennenden Schatten, die alles sein könnten aber ganz sicher nicht freundlich. ExVeemon sah sich suchend um, doch glaubte ich, auch mit den besseren Sinnen eines Digimon bezweifeln zu können, daß er mehr Erfolg hatte die offensichtlichen Gegner wahrzunehmen. Und das alles nur weil ich eine Abkürzung nehmen wollte.

Und dann, wie als ob jemand eine Münze geworfen hätte, begann es. Die ersten Angreifer rückten näher und mein Partner reagierte. „V-LASER!" Der x-förmige Strahl bohrte sich durch die Dunkelheit richtete aber kaum Schaden ab. Ich wünschte Ken wäre hier, doch wagte ich nicht glauben zu wollen, daß nach dem energiezehrenden Kampf heute Morgen noch eine DNA-Digitation möglich gewesen wäre. ExVeemon kämpfte verbissen aber selbst seine schnellen und harten Bewegung richteten nicht den geringsten Schaden an, ganz zu schweigen von seiner Attacke. Es erschien aussichtslos und die Schatten kamen immer näher. Ich bereitete mich auf das Schlimmste vor. So leicht würden sie uns nicht bekommen. Das war ja einmal klar.

(Makoto)

Ah, Heimatluft. Ich nahm einen kräftigen Zug der Tokyoer Vorstadtluft. Paris war und ist schön, sicher. Doch es geht nichts über eine Prise Heimat. Ich schloß die Augen und stand ein paar Momente am Pier. Dann gab ich einen Seufzer von mir und ließ langsam ein Lächeln auf mein Gesicht krabbeln. Endlich zu hause. Zumindest etwas Gutes hatte die ganze Aktion.

Ich hatte meinen Traum erfüllt, in jeder Hinsicht. Köchin in einem Pariser Restaurant und ganz nebenbei noch stolze Gründerin und Besitzerin einer eigenen kleinen, gutlaufenden Blumenladenkette. Trotzdem war es ein wenig einsam gewesen und ich hatte Heimweh, schließlich war ich ganz alleine, Hunderte von Kilometern von der Heimat und den meisten meiner Freunde entfernt. Zulange hatte ich wohl schon die Anwesenheit derer, die ich liebte, für gegeben angenommen und so war es schon eine Umstellung wieder alleine zu leben. Ein wenig Kontakt mit Minako hatte ich noch gehabt, indem wir uns mindestens ein Wochenende im Monat trafen. Das hatte sich in der letzten Zeit aber auch relativiert, da unser beider Arbeit es nicht mehr sooft zuließ. Ein, zweimal hatte ich Haruka und Michiru gesehen und auch Rei war mir mal über den Weg gelaufen. Um sie sorgte ich mich am meisten. Inständig hoffte ich, sie würde kommen und uns helfen aber tief in mir drin, da überwogen die Zweifel sehr.

Ein Energiestrahl schoß aus einem der Häuser, gefolgt von einem Schrei und Kampfgeräuschen. Instinktiv reagierte ich und fischte meinen Henshinkristall aus der Hosentasche. Ich war hergekommen. um zu helfen, jemand brauchte meine Hilfe und ich würde helfen. So einfach war das. „JUPITER CRYSTAL POWER, MAKE UP!"

Zufrieden stellte ich fest, daß ich kein bißchen meiner Schnelligkeit eingebüßt hatte und ich ohne Konditionsabbau die Straßen hinunterlief. Der leicht verdeckte Mond spendete nur wenig Licht und warf lange Schatten in die kleinen Fleckchen von Licht. Die Kampfgeräusche kamen näher aber klangen seltsamerweise auch immer schwächer. Die letzte Ecke nahm ich mit voller Geschwindigkeit und sah mit weiten Augen auf die Szene direkt vor mir. Da waren Schatten, eher undeutliche Bewegung der Schwärze, die über der Gasse lag. Es war ein richtiger Pulk dieser Schatten und in ihrer Mitte ein einzige Junge mit recht wildem braunem Haar und ein Digimon, die mittlerweile nur noch nach allen Seiten schlugen anstatt sich anständig zu verteidigen...

Meine Augen zu Schlitzen verengend, fixierte ich ein Punkt in der schwarzen Masse, die drohte den Jungen und sein Digimon zu verschlingen und klatschte die Hände in einer leicht übertriebenen Geste zusammen. Ein lauter Donnerschlag hallte wie ein Kanonenschuß, schallverstärkt, über mir wieder und Donner grollte wie eine nahende Herde wilder Stiere. Funken zuckten zwischen meinen Händen und einige der Schatten hatten bereits von ihren Opfer abgelassen und hingen jetzt bewegungslos herum.

Ich breitete die Arme aus und hob sie über den Kopf, eine breite Kugel aus reiner, natürlicher Elektrizität bildete sich zwischen ihnen. „THUNDER SPHERE..." Die Kugel über die rechte Hand balancierend, wo sie begann wie ein kleiner Mond zu kreisen, legte ich diesen Arm wie ein Pfeil bei einem gespannten Bogen oder ein Armbrust über meinen linken Arm. „TORPEDO!" Das Geschoß schoß vorwärts und mit einigen schnellen Handbewegungen lenkte ich den Kugelblitz quer durch die Massen an Schatten, die geblendet und gepeinigt zurückwichen.

Mit einer letzten, finalen Bewegung, rammte ich meine rechte Faust gen Boden und ein kleines Erdbeben jagte durch den Boden, die Schatten stolperten unbeholfen umher. Der Kugelblitz schoß simultan zu meiner Bewegung wie eine Rakete im Sturzflug herunter und detonierte mitten im Zentrum des Pulks, indem sich ihre ehemaligen Opfer längst nicht mehr befanden.

Ich atmete schwer durch und mein Herz raste schwer. Diese Technik hatte ich erst vor kurzem begonnen zu lernen und sie war noch lange nicht perfekt. Außerdem zerrte sie hart an ihrem Benutzer und ich bemerkte schon wie mir schwummrig vor Augen wurde. Ich schüttelte den Kopf, jetzt durfte ich keine Schwäche zeigen... Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen als ich die übriggebliebenen Schattenwesen fixierte. Der Junge rief etwas aber ich merkte zu spät, daß es eine Warnung war.

„GEWITTERKLINGE!" Eine klingenartige Ladung aus blauer Elektrizität schnitt durch die Luft über meinem Kopf und löste den Schatten, der sich gerade von hinten auf mich stürzen würde, mit einem Aufblitzen in Nichts auf. Den Kopf schüttelnd, um die Erschöpfung abzuschütteln, sah ich mich und stellte fest, daß wir allein war. Meine Augen suchten nach dem Jungen und seinem Digimon und ich schenkte dem breitgrinsenden Teenager ein Lächeln. „Arigato", hauchte ich, bevor meine Beine vollends nachgaben.

{23.07.2004, 10:00 (GMT-8:00)}

San Francisco, Kalifornien (Gatomon)

Hikari hievte ihre letzten Sachen in den Kofferraum des Wagens und Hotaru schloß den Kofferraum wieder. Es war noch früh am Morgen, doch ein Langschläfer war ich eh nie gewesen. Aufgrund der letzten Entwicklungen hatten wir uns spontan dazu entschieden bereits heute aufzubrechen, Mimi aufzugabeln und uns auf den Heimweg zu machen. Hotaru befürchtete die Situation könnte eskalieren und ich konnte ihr da nur beipflichten. Angriffe auf diese Welt waren eine Sache aber wenn dann zeitgleich auch noch die Digiwelt bedroht wurde... Das konnte alles kein Zufall sein. Es war zwar anscheinend ruhig geblieben nach der Zerstörung der Siedlung aber das sollte nichts bedeuten. Eine Menge Meldungen und Gerüchte schwebten immer noch unbestätigt in der Luft herum.

„Domo arigato, noch einmal für ihre Gastfreundschaft, Mrs. Mallory." Die mittelaltrige Frau lächelte gütig. Und legte Hikari eine Hand auf die Schulter. „Es war schön einmal wieder Gesellschaft zu haben. Ist etwas einsam hier seit mein Sohn weg ist..." Ich bemitleidete die gütige Frau. Ihr Mann war schon vor langer Zeit gestorben und ihr begabter Sohn war vor über vier Jahren anscheinend spurlos verschwunden, sie nahm an, es hatte etwas mit dem Experiment zu tun, an dem er gearbeitet hatte. Eine Schande wirklich.

Hikari erwiderte das Lächeln und umarmte Mrs. Mallory kurz. „Ich komme wieder, versprochen... Und ich bin sicher ihr Sohn wird auch bald zurückkommen." Mrs. Mallory wischte sich eine Träne aus dem Auge und nickte zuversichtlich. „Auf jeden Fall wird er sich ziemlich ärgern, was er alles verpaßt hat, wenn er wirklich so ein Wissenschaftsgenie ist", bot ich hilfreich einen Kommentar zur Auflockerung an. Unsere Gastmutter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ja, Quinn wird sich sicher in den Hintern beißen."

Nach einigen weiteren Abschiedsworten und guten Reisewünschen stiegen wir schließlich in Hotarus Wagen und machten uns auf dem Weg. Es würde noch eine lange, beschwerliche Reise werden. Das hatte ich irgendwie im Gefühl.

{24.07.2004, 03:30 (GMT+9:00)}

Odaiba, Tokyo (Sora)

Tick, tack. Ich konnte nicht mehr schlafen aber war nicht bereit Tai das wissen zu lassen. Meine Augen geschlossen und den Kopf auf seiner Schulter ruhend, saß ich da, augenscheinlich schlafend aber eigentlich schon seit geraumer Zeit wach. Wie sollte man auch schlafen können, selbst wenn man todmüde war, während die eigene Mutter in... Nein, ich sollte nicht darüber nachdenken. Sie schaffte es schon. Wir hatten es bisher doch immer alle geschafft. Selbst als VenomMyotismon sich auf seinem Verwüstungstrip durch die Vorstadt befunden hatte, hatten wir alle überlebt. Also warum sollte es jetzt anders sein?

Tick, tack. Ich fragte mich, wie lange ich wohl geschlafen hatte oder ob bereits irgendwelche Neuigkeiten eingetroffen waren? Taichi hatte mich wortlos zum Krankenhaus gebracht und seitdem meine Seite nicht mehr verlassen. Ein Lächeln fand seinen Weg in mein Gesicht, als ich daran dachte, wie er sich förmlich mit den Schwestern angelegt hatte, die ihn darauf hinwiesen, daß alles überfüllt wäre. Zum Glück waren Ami, Usagi und Mamoru zu diesem Zeitpunkt eingetroffen und Ami hatte das Ganze schnell abgeklärt.

Tick, tack. Oh, diese Uhr ging auf meine Nerven. „Du mußt nicht so tun, als ob du schläfst." Ich blinzelte verwirrt und fragte mich dann, wie ich nur denken konnte Taichi etwas vorspielen zu können. Mein Blick fiel auf die Uhr. Nicht mal drei Stunden... Na ja, besser als gar nichts. „Ich wollte nicht, daß du dir unnötig Sorgen machst, Tai-kun", meinte ich aufrichtig. Taichi nickte ernst aber man sah im an, daß er sich ohnehin schon genug Sorgen machte. Das gab mir ein wenig Zuversicht und ich war dankbar, daß er hier war.

„Fühlst du dich etwas besser." Ich nickte und zwang mich zu einem Halblächeln. „Ein wenig... Irgendwas Neues?" Er schüttelte traurig den Kopf und ich seufzte, meine Stimmung gleich wieder um einige Grad fallend. Für eine Weile saßen wir in bedrückender, abwartender Stille nebeneinander. Wenn es nicht so eine verdammt miese Situation gewesen wäre... Ich konnte meine Gefühle für Taichi schlecht leugnen und nachdem Yamato weg war, waren die alten Emotionen wieder etwas aufgeflackert. Leider hatte ich das Gefühl, daß wir irgendwie umeinander herumtanzten und niemand den ersten Schritt wagte. Ich war mir nun einmal nicht ganz sicher, was Tai empfand, und wollte unsere Freundschaft auch nicht aufs Spiel setzen...

Ich mußte mich irgendwie ablenken und das erschien mir eine gute Gelegenheit um... Aufgeregte Rufe kamen von draußen und es klang stark nach Usagi und Ami, außerdem glaubte ich Daisuke und Veemon zu hören. Taichi und ich sahen uns an und waren auf dem Flur, bevor jemand auch nur „Gehen wir" denken konnte. Eine Szene voller Hektik und Besorgnis begrüßte uns. Da waren Daisuke und Veemon und auch Usagi und Mamoru konnte ich samt ihrer Digimon entdecken. Ami lief neben einer Trage her, auf dem eine junge Frau mit brünetten Haaren, in einen klassischen Pferdeschwanz gebunden – wobei sie im Moment aber etwas durcheinander waren – durch den Gang geschoben wurde. Mein Gedächtnis kramte in Erinnerungen und endlich konnte ich das Bild einer Beschreibung von Usagis Freundinnen zuordnen. Bevor einer von uns etwas sagen konnte, waren Ami und die anderen Ärzte bereits mit ihr verschwunden.

Taichi und ich gingen zu Daisuke und unseren beiden älteren Freunden hinüber. „Was ist passiert", fragte Taichi seinen prädestinierten Nachfolger im Team der neuen Digiritter. Dieser sah auch ziemlich müde und abgekämpft aus, weigerte sich aber sich hinzusetzen... Typisch, die beiden hatten schon immer den gleichen Dickkopf gehabt. „Ich hab keine Ahnung... Wir wurden angegriffen – von was kann ich beim besten Willen nicht sagen –, sie ist aufgetaucht, hat eine kleine Lichtshow abgezogen und ist zusammengebrochen..."

Usagi blickte nachdenklich in die Richtung, in die Ami mit ihrer Freundin verschwunden war. „Ich glaube, sie war einfach nur erschöpft. Oder Luna?" Die schwarze Katze auf ihrer rechten Schulter nickte bestätigend, mit einem bißchen Sorge in den roten Augen. „Ich denke, Usagi-chan hat recht. Wahrscheinlich hat sie sich nur überanstrengt. Kannst du mir beschreiben, was sie genau gemacht hat, Daisuke-san?" Das tat er dann auch und als er fertig war, standen Taichi und ich mit offenem Mund da, das hörte sich wie etwas aus einer berühmten Animeserie an oder so...

Usagi und Mamoru warfen sich einen vielsagenden Blick zu. In vielerlei Hinsicht war das junge Paar Taichi und mir sehr ähnlich, auch wenn wir noch weit davon entfernt waren verheiratet zu sein. Doch auch wir konnten oft ohne viele Worte kommunizieren. Diese Eigenschaft war in den letzten zwei Jahren nur größer geworden. „Daran können wir jetzt auch nichts ändern. Makoto ist eine Kämpferin, die ist schneller wieder auf den Beinen als man glauben möchte", stellte Mamoru mit einem Grinsen fest und Usagi nickte beipflichtend.

„Und wie geht es deiner Mutter?" wollte Daisuke wissen und die Stimmung fiel augenblicklich. Taichi drückte meinen Hand und ich begegnete langsam Daisukes besorgten Blick. „Ich weiß es nicht. Die Ärzte haben gesagt sie wollen sie erst noch etwas beobachten, bevor sie etwas sagen..." Und wir wußten alle sehr gut, was das hieß. Daisuke nickte ernst und wir zogen uns alle in den Warteraum zurück, um zu... nun ja, warten. Was anderes blieb uns ja nun nicht übrig.

{23.07.2004, 11:00 (GMT-8:00)}

Kalifornische Westküste (Mimi)

Kleider? Da. Parfüme? Da. Sonnencreme? Da. Allwetterkleidung... Da? Schuhe? Da... Mein Blick fiel auf etwas und ich stoppte meine Checkliste. Mit einer Hand griff ich nach dem breiten Bild auf meinem Nachttisch. Es war ein Bild von uns allen, aufgenommen nach dem Kampf mit MaloMyotismon. Alle waren sie da, selbst Michael war mit auf dem Bild zu sehen, auch ein paar der Digiritter, die uns während unserer Weltrundreise begegnet waren.

Abwesend zeichnete ich mit einem Finger die Umrisse von Koushiro nach. Sora hatte mich vor ein paar Wochen im Chat mal wieder gedrängt meine Gefühle endlich offen dazulegen, Um ehrlich zu sein hatte ich das auch vorgehabt bis... Auf jeden Fall war ich mir jetzt nicht mehr so sicher. Oh, natürlich. Ich wollte immer noch aber...

„Mimi? Daijobu?" Ich lächelte mit ein wenig Traurigkeit darin, ohne aufzusehen. „Hai... Daijobu, Palmon." Palmon verlagerte beunruhigt ihr Gewicht, mir anscheinend nicht so recht glauben wollend. „Geht es um Koushiro?" Ich nickte schwach. „Ich denke gerade darüber nach, ob ich es nicht doch lieber lassen sollte. Wahrscheinlich passen wir eh nicht zusammen." Palmon schwieg aber ich konnte ihren verwirrten, fragenden Blick nahezu spüren. Seufzend fuhr ich fort: „Schau... Izumi Koushiro ist nun mal ein typisches Arbeitstier." Ich schmunzelte etwas über diese Bezeichnung. „Selbst wenn er widererwartend erwidern sollte, was ich empfinde, glaubst du nicht auch, daß wir überhaupt zusammenpassen würden. Er braucht jemand, die ihn versteht und gleichzeitig auch ein wenig aus seinem Panzer herausbringt..."

Mein Blick richtete sich wieder auf das Bild, nachdem ich kurz aufgeschaut hatte, um Palmon anzusehen. Auf diesem stand ich etwas hinter Koushiro und neben Jyou und Miyako. Direkt neben Koushiro stand Hikari. Meine Gedanken gingen erneut zurück zu dem Gespräch, daß ich vor gut einer Woche mit Kari-chan gehabt hatte und ich mußte erneut seufzen. Zwar hatte sie nicht direkt gesagt, was ich vermutete, aber... „Außerdem glaube ich, daß ich gegenüber Hikari ganz schön unfair wäre."

„Wieso denn das?" wunderte Palmon sich. Ich hielt ihr das Bild hin, so daß sie es sehen konnte. „Schau sie dir doch an. Findest du nicht, daß sie glücklich aussehen, auch wenn sie es vielleicht noch gar nicht realisiert haben? Ist es nicht eigensinnig sich da einzumischen?" Palmon schüttelte verständnislos ihren Kopf. „Du bist nicht eigensinnig, Mimi. Und das weißt du..." Ich hielt eine Hand hoch, um sie zu stoppen, und stellte das Bild zurück, nahm es dann wieder hoch und steckte es ein.

„Trotzdem... Ich habe eine große Zeit meiner Kindheit damit verbracht immer nur an mich zu denken. Jetzt, wo ich erwachsen bin, kann ich auch mal andere in den Vordergrund stellen. Vielleicht mag ich nicht Sora sein aber ich habe das Gefühl, daß ich mich da in etwas einmischen würde, was einfach sein soll... Kami-sama, ich hör mich an wie ein dieser Propheten aus diesen Fantasyfilmen!" Ich lachte leicht und wollte mich gerade daran machen den Rest durchzugehen...

„Mimi..." Mein Kopf schoß herum und meine Augen weiteten sich, als ich Hikari in der Tür stehen sah. Sie gab ein leichtes Lächeln von sich. „Deine Mitbewohnerin hat uns reingelassen." Ich bewegte mich nicht. Hatte sie gehört, was ich gerade gesagt hatte? Wie lange hatte sie schon dort gestanden? Schnell drehte ich mich um und schloß den Koffer, einfach darauf vertrauend, daß ich eh alles beisammen hatte. Momentan war es mir nur wichtig von der unangenehmen Situation abzulenken.

Ich hielt inne, als Kari mir eine Hand auf die Schulter legte. „Du mußt das nicht meinetwegen tun", stellte sie fest und ihre Stimme war beinah ein Flüstern. Einen tiefen Atemzug nehmend, ließ ich die Kofferschlösser zuschnappen und stand auf. „Mach dir mal keine Sorgen um mich... Ich glaube, daß Koushiro dir viel mehr bedeutet als mir." An der Tür stoppend, blickte ich noch mal über die Schulter. Hikari hatte sich nicht vom Fleck bewegt. „Aber eines sage ich dir. Zöger nicht so wie ich, ansonsten überleg ich's mir vielleicht noch mal." Kari wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Herrje, jetzt hatte ich es wieder geschafft... „Arigato, Mimi-chan..." Eines meiner berühmten, freudestrahlenden Lächeln zum Ausdruck bringend, nickte ich aufmunternd und wir machten uns auf dem Weg nach draußen.

Das Einzigste, was ich hoffte, als wir uns zu Gatomon, Hotaru und ihrem doch sehr merkwürdigen Digimon gesellten, war, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hatte...

Viel Zeit darüber nachzudenken blieb mir aber nicht, denn kaum hatten wir uns von Nelly, meiner Mitbewohnerin seit ich mich von meinen Eltern getrennt und selbständig gemacht hatte, verabschiedet, brach das Chaos über uns herein und auch Palmon und ich lernten einen Teil davon, was Hikari und Hotaru schon aus erster Hand erfahren durfte. Nämlich, daß die Erde im Moment kein sicherer Boden war...

Die Detonation von Hotarus Wagen erzeugte eine Druckwelle und schleuderte uns alle zu Boden. Als wir uns endlich wieder aufrappeln konnten, fanden wir uns umzingelt von nur sehr schwer zu beschreibenden, schwarzen Gestalten. Das Licht der Sonne schien vollkommen von ihren Umhängen aufgesaugt zu werden. Ich unterdrückte einen Schrei, als sie diese zur Seite warfen und mir gähnende Schwärze, gespickt mit stechenden, rotbraunen Augen entgegenstarrte. Palmon digitierte...

{24.07.2004, 06:00 (DST)}

Digiwelt (Ken)

Es war ein Ort der Verwüstung gewesen. Ich hatte einen kurzen Blick auf die Siedlung geworfen, als ich mit Stingmon vorbeigeflogen war und das schiere Ausmaß der Zerstörung hatte mich zutiefst getroffen. Das Einzigste, worüber ich froh war, war Miyakos Unversehrtheit. Oh, keine Frage. Ich wußte, daß sie immer noch in mich verknallt war und um ehrlich zu sein, fühlte ich mich auch etwas geschmeichelt aber... Ich wußte nicht so recht damit umzugehen und außerdem gab es jetzt Wichtigeres zu tun.

„Ken?" riß Wormons fipsige Stimme mich aus meinen Gedanken und ich sah runter auf meinem kleinen Partner. „Glaubst du nicht, daß es gefährlich ist hier alleine rumzulaufen? Gerade jetzt, wo die Tore abgeriegelt sind." Sicher, war es gefährlich. Wenn ich mich hier so umsah, dann war das sicher nicht die schönste Gegend. Wüste, eine kalte, einsame Steinwüste. Das Gebiet kam mir irgendwie bekannt vor... Vielleicht aus meiner Zeit als Digimon Kaiser, doch daran erinnerte ich mich nicht mehr so gut.

Ich hob mein Digivice und entgegnete meinem Partner zuversichtlich. „Keine Angst, Wormon. Ich hab Koushiros Paßcode sowieso immer gespeichert. Für den Notfall, verstehst du?" Miyako wäre sicherlich nicht erfreut gewesen und Koushiro und die Sailorsenshi, die ich bei den Flüchtlingen gesehen hatte, hätten sicherlich auch mindestens darauf gedrängt mitzukommen aber irgendwas sagte mir, dem hier alleine nachzugehen.

„Was glaubst du ist es wohl für ein Digiarmorei? Ich meine, einschließlich dem goldenen Digiarmorei der Wunder haben wir doch alle gefunden, die uns bekannte Wappen tragen. Und ein weiteres goldenes hätte man doch schon bei der Anzeige unterscheiden können, oder?" Wormon, wie immer neugierig... Aber er hatte recht. Ein weiteres goldenes Digimental konnte es nicht sein. Zwar wußten wir nicht einmal, wo sich das jetzige nun befand, das meinem Wappen als Hülle gedient hatte, jedoch sollte ich zumindest erkannt haben, wenn es sich um ein solches handelte.

„Nein, Wormon. Es ist ganz sicher kein goldenes Digimental." Wormon stoppte und sah zu mir auf. „Aber wenn es das nicht ist, dann bleibt nur noch eines übrig, sollte es nicht eines sein, das wir noch gar nicht kennen. Falls dem so ist, gibt es nur noch ein bekanntes Wappen, das übrigbleibt... Nämlich deines."

{23.07.2004, 13:00 (GMT-8:00)}

San Fransisco, Kalifornien (Twighlightmon)

„NADELFEUER!"

Woah, das sah gar nicht gut aus. Ich hatte sie gar nicht kommen gesehen, genausowenig gespürt, dabei sollte ich gerade für solche Kreaturen der Dunkelheit ein Gespür haben. Schließlich hatte ich sie ja gestern auch gespürt. Es waren zu viele auf einmal und ich glaubte nicht, daß es diesmal wieder so gut ausgehen würden. Hikari schien nicht genug Licht aus ihrem Inneren ziehen zu können und so blieb Gatomon nahezu schutzlos. Von Mimi wollte ich gar nicht reden, denn Togemon richtete eigentlich gar nichts an.

Meine Kräfte konzentrierend, versuchte ich diesmal eine andere Technik, die einen größeren Flächenradius hatte. „GLÜHKUGEL!" Eine breite Energiesphäre bildete sich um meine Erscheinung und breitete sich rasend schnell aus. Die Schattenwesen schraken geblendet zurück und das verschaffte uns etwas Zeit. Aber nur zum Durchschnaufen, denn schon waren die ersten Angreifer wieder vorgerückt und meine Partnerin hatte ihre liebe Mühe und Not sie abzuwehren.

„Kari, ich muß digitieren!" Hikari nickte dumpf und griff zu ihrer Reserve. „DIGIARMOREI DES LICHTES, ERSTRAHLE!" Ein pinkes Licht schoß aus ihrem Digivice und hüllte das Championdigimon ein. „GATOMON ARMORDIGITATION ZU... NEFERTIMON, GLANZ DES LICHTES!" Nefertimon spreizte ihre Flügel und erhob sich in die Luft, von wo aus sie die Schatten mit Energiestrahlen und anderen Mitteln bombardierten, die im Gegensatz zu ihrer natürlichen Ultraform nur wenig ausrichteten. Togemon unterdessen mußte hart einstecken und die Schatten begannen zu Mimi und Hikari durchzudringen.

„NACHTSTRAHL!" Es war wohl Zeit die Maskerade fallen zu lassen. Keine Zeit für Spielchen. Nur leider befürchtete ich in dieser Form nicht viel ausrichten zu können. „Kannst du es denn nicht digitieren lassen, Hotaru-san!" rief Mimi. Das war ja gerade das Problem. Als Champion hätte ich sicher keine Probleme mit der Situation fertig zu werden. „Ich würde ja gerne", preßte Saturn durch zusammengebissene Zähne hervor, „wenn ich ein Digivice hä... Argh!" Verdammt, ich hatte mich zu sehr darauf konzentriert die beiden anderen Mädchen zu schützen und nicht mehr auf meine Partnerin geachtet.

Ihr Schild war zusammengebrochen und sie hatte keine Zeit gehabt eine Attacke vorzubereiten, bevor die schwarzen Schatten über sie herfielen. „Hotaru-chan/san!" riefen Hikari und Mimi im Chor. Ich bemühte mich gar nicht erst, sondern zischte mit enormer Geschwindigkeit auf meine Partnerin zu, Energie sprühte schon überall um mich herum, als ich mich für einen kraftvollen Angriff auflud. Doch einige Meter von dem Pulk aus Schwärze hielt ich inne. Etwas hatte sich verändert. Auf der Stelle verharrend hörte ich die Stimmen flüstern. Die Stimmen der Verwirrung und des Zweifels. Ich wußte instinktiv, was vor sich geht und... daß es zu spät war, um etwas dagegen zu tun. Die Kräfte begannen auch bereits an mir zu zerren. Dunkel, schleichend, verzehrend.

„TWIGHLIGHTMON DIGITIERT ZU... DESTRUDRAMON!"

(Hikari)

„Oh shit..." Solche Ausdrücke mochte man von Mimi gar nicht gewohnt sein aber ausnahmsweise mußte ich ihr recht geben. Mein Bruder hatte uns immer wieder vor so etwas gewarnt. Einer falschen Digitation oder wie Gennai es ausgedrückt hatte: Eine Digitation, die gegen unsere Interessen ging. Ich verstand nur nicht wie es möglich war, wenn Hotaru nicht einmal ein Digivice besaß... Destrudramon war eine mächtige aber auch... nun ja, destruktive Erscheinung. Ein mindestens fünf Meter großer Drache mit schwarzem Schuppenpanzer und breiten Flügeln, die einem Bären wohl locker die Luft aus dem Brustkorb pressen könnte. Ein dunkelviolettschimmernder Streifen zog sich wie eine Narbe vom rechten der beiden Giftgelb glühenden Augen bis hinunter zu seiner rechten Hüfte.

Es grollte bedrohlich und hob seine klauenbesetzten, kräftigen Arme, eine Stichflamme entstieg dem zähnefletschenden Rachen. Im gleichen Moment, begann die Masse aus Schatten, die noch immer Saturn unter sich begrub, in einem unnatürlichen Licht zu glühen. Es war eine Mischung aus Violett und Dunkelgrau und pulsierte heftig.

„DEATH..." Feiner Risse entstanden in der kuppelartigen Masse, bis sie schließlich vollkommen auseinanderbrach und noch Saturn übrig ließ. Der Anblick ließ mich erstarren und Mimi neben mir schnappte nach Luft. Die Sense erhoben, stand sie aufrecht da, die Haare wehten ihr aus dem Gesicht und auf ihrer Stirn pulsierte das Zeichen des Saturn in einem bedrohlichen Dunkelviolett. Aber ihre Augen, ihre Augen waren das, was ich sah. Leer und ausdruckslos, kalt und abweisend... Düster...

„HÖLLENWUT!" Pechschwarze Flammen züngelten in einem wahren Inferno aus DestruDramon heraus. Und dabei wirkte es, als ob sie im wahrsten Sinne des Wortes aus dessen ganzen Körper kamen. Dabei nahmen sie Freund und Feind gleichzeitig mit. Die Schattenwesen waren genauso wenig immun dagegen wie Nefertimon und Togemon. In einem heftigen Flackern, was ich noch nie bei einer Rückdigitation gesehen hatte, stürzte Gatomon zu Boden und ich warf mich instinktiv nach vorne um es aufzufangen. Togemon wurde hart zu Boden geschleudert und schaffte es gerade noch Mimi nicht unter sich zu begraben.

Ich ignorierte die Flammen um mich herum. Es ging mir gar nicht mal so sehr um Gatomon. Ich wußte, sie konnte für sich selbst sorgen, egal wie erschöpft sie war. Im Moment ging es mir viel mehr um meine Freundin. Etwas trieb mich förmlich vorwärts. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Der Anblick war zu herzzerreißend. Die Dunkelheit, die diese Wesen darstellten, hatte versucht sie zu infiltrieren – ich wußte das, denn ich hatte es das letzte Mal selbst gefühlt, ein Gefühl, als ob man ersticken würde – und dabei hatten sie Hotarus zweites Ich so stark in den Vordergrund gedrängt, daß sie jetzt keine Kontrolle mehr darüber hatte.

Manchmal habe ich Angst, daß diese Kräfte irgend jemanden verletzten könnten, den ich gern habe, und leider ist das auch schon viel zu oft vorgekommen. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe es eine Sailorsenshi zu sein aber die Kräfte, die mir zu eigen sind, sind so tödlich, daß ich sie niemanden anderen zumuten möchte. Es ist wie eine Gradwanderung, eine Gradwanderung auf dem schmalen Pfad zwischen Licht und Dunkelheit. Manchmal wünschte ich nur, es wäre jemand da, der ebenfalls diesen Pfad beschreitet und darauf achtet, daß ich nicht runterfalle...

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf. So ähnlich hatte sie einmal ihre Pflichten beschrieben, als wir uns näher kennengelernt hatten. Tomoe Hotaru war ein liebes, freundliches und vor allen Dingen warmherziges Mädchen aber es gab da halt noch ihr anderes Ich. Die pflichtbewußte, emotionslose Saturn. Dabei verstand ich durchaus ihren Sinn, doch Hotaru mußte immer alles ausbalancieren und es lag an Freunden wie mir, daß sie auch die Kraft dazu hatte und den Sinn nicht vergaß.

„REBORN..." Ich schnellte vor, trotz der Aufschreie meiner Freunde, trotz Gatomons flehenden Rufen und trotz Saturns kalten, unfixierten Blick. „Iie! Hör auf damit, Hotaru-chan!" Ihre Augen ruhten jetzt auf mir aber das war auch schon alles. Ich nahm allen Mut zusammen und konzentrierte mich auf das immer vorhandene Licht in meinem Innern, das überhaupt nichts mit der Stärke des Wappen zu tun hatte, und ich fühlte, fühlte wie ich ruhiger wurde. „Das ist nicht das, was du wirklich willst. Denk an die Menschen, die dich lieben, die du liebst. Denk an deine Eltern, Freunde, an mich, an... Minako..."

Saturns Hände zitterten etwas, verstärkten dann aber ihren Griff noch. Jedoch so leicht gab ich nicht auf. Alles um mich herum war mir jetzt egal, ich öffnete mich vollkommen und ließ mein Licht auf sie einströmen. Auf einmal fühlte ich mich so unheimlich geborgen und friedlich... Eine reine, unbeschreiblich starke Kraft stieg in mir auf, stärker und... edler, als alles, was ich bisher erlebt hatte und dann wußte ich auf einmal, zwar nicht warum oder wie, aber ich wußte, was es war. Und ich griff danach.

„SINOPE LUNAR POWER, MAKE UP!"

(Saturn)

Die Worte drangen wie ein heller Glockenklang durch die Finsternis, die mich umgab, begleitet von einem Licht so hell und facettenreich, daß ich nur dem wirbelnden, ineinanderfließenden Purpur, Grün und Violett darin gewahr wurde. Doch es war soviel mehr und ich wagte gar zu vermuten, daß es im Endeffekt reines Weiß war, gespickt mit allem Farben des Spektrums. Dieses Licht stärkte mich und ich spürte wie mein benebelter Geist sich entspannte.

Eine Figur trat aus dem hellen Schein. Ihre Umrisse waren zuerst undeutlich aber als sie nähertrat, staunte... starrte ich fassungslos auf die Person, die ich glaubte meine beste Freundin seit Chibiusa nennen zu können und plötzlich soviel mehr war. Oh, es war immer noch Hikari aber die Aura aus Kraft um ihren nackten Körper war unbeschreiblich und das Licht, das sie ausstrahlte, so rein und blendend, daß ich mich abwenden mußte.

Bevor ich mich versah veränderte sich die Umgebung um mich herum und ich fand mich auf einem schmalen Weg, ähnlich einer Hängebrücke, wieder. Auf der rechten Seite war vollkommen schwarzes Wasser, ohne den geringsten Laut, kein Tropfen, kein Plätschern. Während auf der linken Seite das Wasser blendend Weiß war und hell plätscherte, wie lauter kleine Glöckchen. Der Weg dazwischen war in Grau gehalten, das unnatürlich Violett schimmerte.

„Es ist wie eine Gradwanderung, hast du einmal zu mir gesagt." Ich zuckte zusammen, als ich sanfte Hände plötzlich auf meinen Schultern spürte und diese bald nach unten wanderten, um mich fest zu umarmen. Ich war wie paralysiert, konnte mich nicht bewegen. Die Emotionen und Erinnerungen, die durch meine Gedanken rasten, wurden nur langsam deutlicher. Da war ein Kind. Ich erinnerte mich an ein Mädchen, damals, vor allem... vor meiner Berufung.

„Siehst du?" Ich schnappte erstaunt nach Luft, als ich mich wie von Geisterhand plötzlich schwebend über dem dunklen Teil des Wasser befand. „Im Moment bist du vom Weg abgedriftet und dein reiner Geist droht im Wasser der Stille zu ertrinken... Aber ich könnte dich jetzt leicht auf die anderen Seite ziehen, wenn ich es wollte. Jedoch..." Wir setzten wieder leichtfüßig genau im Zentrum des schmalen Pfades auf. „Das ist nicht, wofür ich geschaffen bin", vollendete ich ihren Satz.

Ich spürte sie nicken. „Es tut mir Leid. Du hast solange nach jemanden gesucht, der diesen Pfad mit dir beschreitet... Ich kann dir dein Schicksal nicht abnehmen aber... Laß uns diesen Pfad gemeinsam gehen. Laß mich dich stützen, wenn du fallen solltest. Laß mich dein Licht in der Verwirrung sein... So wie ich es hätte sein sollen..." Und plötzlich, plötzlich lüftete sich der Nebel. Der Nebel über meiner Kindheit, meiner Kindheit bevor ich das erste Mal Sailorsaturn wurde und die ewige Pflicht der Erhaltung der Zyklen annahm.

„Sinope?" Ich fuhr herum und starrte genau in Hikaris Gesicht. Aber es war nicht mehr ganz Hikari. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie trug einen Sailorfuku. Der Schnitt war nicht das Besondere, sondern die Tatsache, daß er Schneeweiß war, man konnte kaum die Übergänge sehen. Das Einzige, was wirklich auf Einzelteile hinwies, waren die purpurnen Lichtsymbole an den Handschuhen und kniehohen Stiefeln. Eine silberschimmernde Brosche ebenfalls von der Form ihres Wappens – was sie fast aussehen ließ, wie der Stern, den ich in meiner alten Form auf der Brust trug – hob sich etwas von dem reinen Weiß ab. Eine silberweiße Tiara zierte ihre Stirn und darauf war das Symbol von Saturn als Hintergrund eines silbernen Mondes zu sehen.

„Schwester." Sinope nahm meine Hände und ich konnte nicht anders, als ein paar der aufkommenden Freudentränen fließen zu lassen. Das wir uns je wiedersehen würden und dann unter solchen Umständen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Es war unglaublich, wenn man bedachte, daß sie die ganzen letzten, fast zwei Jahre direkt unter meiner Nase gewesen war. Aber was machte das schon. Sie war jetzt hier und das war es, was zählte. „Arigato..."

Wir tauchten aus dem hellen Licht gemeinsam wieder auf, Hand in Hand. Ich fühlte die plötzliche Ruhe in mir und wie sehr innerlich fokussiert ich war. Jede einzelne Energieströmung, jede Facette meiner Macht konnte ich erfassen, lenken und manipulieren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.

„REVOLUTION!" Anstatt der sonst tödlichen Fäden, die nur Vernichtung und Stille symbolisierten, dehnte ich das Licht um uns herum aus und ließ es sich in einer reinigenden Welle über den ganzen Kampfplatz ausbreiten. Als das Licht Gatomon und Togemon erreichte, wurden sie augenblicklich in die Luft gehoben und mit neuer Kraft erfüllt.

„GATOMON ULTRADIGITATION ZU... ANGEWOMON!"

„TOGEMON ULTRADIGITATION ZU... LILLYMON!"

Bei DestruDramon bewirkte es genau das Gegenteil und ließ es zu Twighlightmon zurückdigitieren. Sinope wandte sich jetzt den verbleibenden Schatten zu, die einen ehrfürchtigen und erschrockenen Abstand von dem grellen Licht hielten. Eine Lanze aus purem gelbgoldenen Licht bildete sich zwischen Sailorsinopes Händen. Sie begann sie herumzuwirbeln und bald waren ihre Konturen nicht mehr wahrzunehmen. Es wirkte, als ob meine Schwester einen riesigen Morgenstern mit unglaublicher Geschwindigkeit zwischen ihren Händen drehte.

„DAWN OF PURITY!" Mit einer nahezu leichthändigen Bewegung warf sie ihre Waffe und ließ sie in einem weiten Bogen durch die Reihen sausen. Dabei schien sie das wirbelnde Geschoß alleine mit Gedankenkraft zu kontrollieren. Angewomon und Lillymon folgten schnell ihrem Beispiel und schnappten sich die, die Sinope verfehlte. Nur Sekunden später war der Schauplatz des Geschehens wie leergefegt.

Ich schenkte meiner neu wiedergefundenen Schwester ein Lächeln und mit einer simplen Handbewegung, ließ ich unser Gepäck aus den Flammen des Wracks, was einmal meine Auto gewesen war, aufsteigen – unversehrt. Mimi staunte nur mit offenen Mund. „Wir gehen jetzt. Es ist keine Zeit zu verlieren", erklärte ich. Als ich meine geschlossene Hand öffnete, lag dort ein violettes Digivice. Sinope brachte ihres ebenfalls zum Vorschein und als wir sie aneinander legten, begann der Raum vor uns sich zu kräuseln und mit einem Aufblitzen öffnete sich eine direkte Passage zwischen den Welten.

„Laßt uns nach hause gehen", meinte Sinope und unseren Freunden und Digimon blieb nichts anderes übrig, als uns zu folgen.

{24.07.2004, 12:00 (GMT+1:00)}

Venedig, Italien (Joe)

Eine begabte Archäologieprofessorin sollen sie hier kennenlernen, Senior Kido. Das hatte mein Dozent gesagt und das war überhaupt der Anlaß, warum ich wichtige Termine hatte fallenlassen, um heute hier sein zu können. Und was bekomme ich, eine mittelaltrige Frau, die mich über mein Leben ausquetscht. Ich war hergekommen, um etwas zu lernen, und nicht, um eine Seelsorgerin zu besuchen. Da hätte ich auch zuhause bleiben und Gomamon zuhören können. Was ich obendrein sowieso noch mußte...

„... Die war schon seltsam, nicht Joe? Hast du überhaupt schon mal etwas von einer Professor Meiou gehört? Jyou? JYOU?" Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und schüttelte den Kopf. „Nein, Gomamon, habe ich nicht. Aber immerhin bin ich noch kein Experte auf diesem Gebiet." Seit ich meine medizinische Laufbahn, sehr zum Unwillen meines Vaters, geschmissen hatte, hatte ich etwas in der Luft gehangen aber dieses neue Studium machte mir Spaß und weckte mein Selbstvertrauen wieder etwas. Außerdem kam mir das viele Lernen für die medizinische Schule, die ich vorher besucht hatte, jetzt sehr zugute. Trotzdem war dieser Tag wohl verschenkt...

In einem Schaufenster lief ein Fernseher und ich stoppte, um eine Weile die Bilder der letzten Ereignisse zu betrachten. „Willst du es dir nicht doch noch einmal überlegen, Jyou?" Ich würde ja gerne, meine Gefühle sagten mir, daß es falsch war zu bleiben, aber trotzdem... Würde ich jetzt aufbrechen, wäre auch diese Chance im Eimer. Das Studium könnte ich vergessen und es würde Jahre dauern, bis ich wieder einen Platz bekäme, was nicht heißen sollte, daß dann auch alles glatt gehen würde. Es war ein Balanceakt und ich wußte im Moment wirklich nicht, ob ich die Balance halten konnte.

„Sind sie Jyou Kido?" Ich fuhr erschrocken herum und sah mich einer Gruppe adrettgekleideter Männer gegenüber. Alle trugen eine schwarze Sonnenbrille und einen schwarzen Anzug, dazu schwere Aktenkoffer. Man konnte keine Details ausmachen, alle schienen irgendwie gleich und ihre Gesichter waren leicht verschwommen – jedenfalls hatte ich den Eindruck. (Anm. des Autors: Das ist keine MIB Anspielung, nur falls sich jemand wundert) Etwas nervös brachte ich ein Lächeln zustande, diese Gestalten waren mir suspekt und mir gefiel es überhaupt nicht wie sie in einem fast natürlich wirkenden Halbkreis um uns herum standen, so daß es keinen Ausweg gab.

Gomamon sah sich ebenfalls mißtrauisch um und aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie sich mein Partner merklich anspannte. Eines hatte ich schon lange gemerkt, nämlich, daß Digimon wesentlich sensibler waren als wir Menschen. Jedoch brauchte ich nicht sensibel zu sein, um zu verstehen, daß das hier nicht freundlich enden würde.

„Was wollen sie?" Es zeigte sich keine Regung, kein Anzeichen, daß sie beleidigt von meinem plötzlich harten Ton waren. „Wir wollen dir gerne ein paar Fragen stellen und du wirst jetzt so freundlich sein, uns mit einigen Informationen zu versorgen." Es war keine Frage, es war eine Feststellung und dadurch wußte ich mit Sicherheit, daß ich kein Mitspracherecht in der Sache hatte. Mit ziemlicher Sicherheit waren das keine Regierungstypen, auch wenn sie vielleicht so gekleidet waren. Nein, ich hatte eher das Gefühl. daß die hier in irgendeiner Verbindung zu den Angriffen standen.

„Gomamon? Halt dich bereit." Mein Partnerdigimon nickte und watschelte vorwärts. „GOMAMON DIGITIERT ZU... IKKA... ??? Huh?" Ich blinzelte überrascht. Warum ging es denn nicht? Verstohlen sah ich mich um, entdeckte aber nicht den geringsten Hinweis auf die Existenz eines schwarzen Turmes oder etwas Vergleichbarem. „Was... ist passiert?" Gomamon hob resignierend die Flossen. „Ich hab keine Ahnung, Jyou."

„Oh, kann der kleine Fisch nicht größer werden", stellte einer der Männer höhnisch fest und Gomamon grummelte verärgert. „Ich bin kein Fisch..." Der Kreis um uns wurde immer enger gezogen und wir standen bereits mit dem Rücken gegen die Schaufensterscheibe. „Wie wir schon sagten, ihr werdet uns jetzt einige Informationen geben..."

„Das denke ich nicht. Ihr werdet den jungen Mann jetzt in Ruhe lassen." Huh? Wer? Ich war nicht minder überrascht als die Männer. Hinter ihnen war eine Frau aufgetaucht, die ich gleich als die Professorin wiedererkannte, die ich hier treffen sollte. Meiner Meinung nach mußte sie lebensmüde sein. Das waren viel zu viele und wer weiß, wozu die noch fähig waren. Also ich würde mich denen nicht freilich stellen wollen, wenn ich die Wahl hätte.

„Ihr werdet jetzt gehen", wiederholte die Frau mit den dunklen, langen Haaren. Sie trug einen roten Rock und passendes Hemd. Sie sah so gewöhnlich und unauffällig aus, daß man sicher förmlich durch sie hindurchlaufen würde, wenn man ihr auf der Straße begegnete. Trotzdem strahlte sie etwas mystisches aus, das ich nicht so recht definieren konnte. Eine Kraft und vor allen Dingen Autorität, die mir schon bei unserem Treffen aufgefallen war. Und auch den Gestalten schien es aufzufallen und vor allen Dingen auf sie einzuwirken. Denn so erstaunlich es auch schien, wie hypnotisiert bewegten sie sich von uns weg, bevor sie schließlich ganz verschwanden.

„Äh... Wow..." Mir fehlten im Moment die Worte. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Was in aller Welt hatte diese Frau gemacht und vor allen Dingen... Wie? Ich drehte mich wieder zu Professor – oder was auch immer sie war – Meiou Setsuna um. Bevor ich etwas sagen konnte, fixierte sie mich mit ihrem Blick und ich sah mich nicht imstande den meinigen abzuwenden. Es war wirklich so, als ob sie mich hypnotisieren würde.

Sie lächelte und irgendwie konnte ich nicht recht die Absicht dahinter entschlüsseln. Es wirkte freundlich aber doch traurig und noch soviel mehr. „Ihr werdet gebraucht", war alles, was sie sagte, bevor ich von einem hellen Licht geblendet wurde und nur noch ganz kurz einen Blick auf sie in einem dunklen Sailorfuku erhaschen konnte. Eine langer Stab hatte sie zum Himmel erhoben und dann mit einem erneuten Aufblitzen wurde alles um mich herum Weiß.

Als ich wieder sehen konnte, sah ich mich um und staunte nicht schlecht. Innerhalb eines Augenblicks fanden Gomamon und ich uns auf einer Brücke in Tokyo wieder, nicht weit entfernt von Odaiba...

(Erzähler)

„Und so nahm die Geschichte seinen Lauf. Die Gefahr, die sich auch bereits auf einigen anderen Welten angekündigt hat, hat nun auch die Erde erreicht. Der große Kampf zwischen Gut und Böse, seine Ankündigung hat gerade einmal begonnen am Horizont zu dämmern. Aber was wird noch geschehen? Werden die einzelnen Helden rechtzeitig zusammenfinden? Und werden sie stark genug sein, die noch namenlose Bedrohung abzuwenden?"

Im Weltraum, Lichtjahre von der Erde entfernt, verzerrte sich plötzlich der Raum und ein auf den ersten Blick veraltet wirkender Frachter erschien im Normalraum mit direktem Weg auf die Erde.

Anmerkungen des Autors

So, das war Teil 1. Das hat irgendwie Spaß gemacht und ging für die Länge auch recht fix, wenn das Dokumente auch der unglückliche Anfang vom Ende meiner Festplatte war... Keine Angst, es ist nichts mit dem File. Meine Festplatte hatte sich nur leider in der Hinsicht verabschiedet, daß ich zwar die Daten lesen, kopieren etc. kann aber nicht mehr beschreiben und das war natürlich meine zweite Festplatte mit allen Daten und das natürliche eine Woche bevor wir eh damit angefangen hatten meinen neuen Rechner herzurichten...

Genug Selbstmitleidgeschwafel, zur Sache. Ich hatte erst gar nicht vorgehabt die Situation schon von Anfang an etwas düsterer aussehen zu lassen, das hat sich vielmehr beim Schreiben ergeben und ich glaube auch einige Fics, die ich in der Zeit gelesen habe, hatten ihren Einfluß darauf. Der Stil mag etwas ungewöhnlich und harsch erscheinen, ist aber sicherlich angemessener für das, was ich vorhabe.

Viel kann ich eigentlich nicht sagen, ohne irgendwas vorwegzunehmen. Die meisten der Senshidigimon sind echt, nur Twighlightmon, DemiFillymon, Tsukimon und Terramon sind eine Eigenkreation.

Sinope war mehr eine spontane Idee. Ja, ich weiß, daß Sinope ein Jupitermond ist aber ich würde ja nicht schon so lange schreiben, wenn ich keine Erklärung dafür bereit hätte, warum sie mit Saturn in Verbindung und Verwandtschaft steht. Wie die aussieht? Glaubt ihr ich verrate euch das jetzt schon? Ja? Tja, dann habt ihr falsch gedacht! J

Ich werde hier jetzt keine japanischen Begriffe erklären, denn das würde zu lange dauern und wer meine Ai no Hoshi Serie gelesen hat/liest bzw. selber einigem Japanisch mächtig ist, kennt die meisten wohl eh schon. Ich werde auf meiner HP auch noch mal irgendwann eine Sektion einrichten, sofern ich mal Zeit dazu finde. Das Meiste sollte sich eh aus dem Zusammenhang ergeben.

Mails jeglicher Art, exklusive Flames, Anfragen nach Terminen oder dem Zuschicken von Dateien (mit einigen wenigen Ausnahmen), bitte an Solarsenshi@gmx.de. Alles andere wird schlichtweg ignoriert. Meine HP findet ihr unter www.catstrio.de (jetzt endlich auch mit neuem Server).

Ja ne, euer

Matthias