Götterdämmerung

Drei Leben, zwei Geliebte, eine Entscheidung

Teil 3: Gefährliche Eifersucht

(Makoto)

Müde nahm ich meinen Schlüssel aus meiner Handtasche und sperrte meine Wohnungstür auf. Es war zwar erst zehn Uhr abends doch ich war von der ganzen Herumsucherei nach Mina und diesen Neuigkeiten erschöpft. Minako und Hotaru? Soll das ein Witz sein?

Ich hatte nichts gegen Hotaru, soweit ich mich überhaupt mit ihr unterhielt war sie sehr nett und sehr freundlich, wenn auch für meinen Geschmack zu still. Es wunderte mich auch nicht, daß Minako bi war und daß sie Saito mal fremdgehen würde, habe ich auch vorausgesehen. Ich nahm mal an, Saito war nicht besser. Doch Hotaru war nicht die Art Mädchen, mit der Minako einfach fremdgehen würde und diese Sternenbündnisgeschichte haut mich am allermeisten um. Minako und Bündnis auf ewig? Ein Witz war das.

Sie würde nicht von Saito loskommen. Sie liebte ihn, er war der erste Mann, den sie wirklich geliebt hatte. Die beiden verbindet einfach zuviel. Ich seufzte. Was auch immer noch passieren würde, ich mußte irgendwann mal ernsthaft mit Minako reden. Ich wollte ja auch, daß Hotaru gerettet wurde.

Ich stieß die Wohnungstür auf und trat in das dunkele Vorzimmer. Im Wohnzimmer brannte noch Licht wie ich feststellte. Das mußte Saito sein. Ich warf meine Handtasche auf einen Stuhl und ging hinein. Schlagartig blieb ich in der Türschwelle stehen.

Saito und Dallas saßen gemeinsam auf dem Sofa und hörten schlagartig auf zu reden, als ich eintrat. Dallas sagte nichts und sparte sich sogar sein Grinsen, sein Blick war mir allerdings nicht geheuer. Saito stand auf und stellte seine Bierflasche nieder. Ich musterte ihn mißtrauisch. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er schien etwas betrunken, obwohl er gerade stand und im seinem Blick lag etwas Wildes und Wütendes, was mich an die Shiekahzeit erinnerte, als ich von ihnen gefangen gehalten wurde. Was zum Teufel...? dachte ich mir, und setzte eine grimmige Miene auf.

Saito kam auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Ich sah furchtlos zu ihm auf. „Na Schätzchen, kommst du von Minako", fragte er mit drohendem Unterton.

„Nein, ich habe sie heute nicht gesehen", entgegnete ich mit normaler Stimme, drehte mich um und wollte den Raum verlassen.

„Nicht so schnell!" Saito packte grob meinen Arm und hielt ihn fest. „Für wie blöd haltet ihr mich? Ich bin ein Halbschatten, obwohl ihr das manchmal zu vergessen scheint. Du und Minako wißt genau, daß ich andere per Telepathie beobachten kann! Und es ist mir ziemlich merkwürdig vorgekommen, daß sie sich bei mir nicht blicken läßt!"

Ich riß mich los und verschränkte die Arme. „Und? Weiter?"

„Meine Süße hat also eine Beziehung mit dieser blassen Tussi, wie? Schön, wenn sie meint sie braucht das wirklich! Doch was zum Teufel ist das für ein Sternenbündnis, von dem du und Uranus und Neptun gesprochen habt?"

Ich zuckte innerlich zusammen, ließ mir aber nichts anmerken. Natürlich, Saito und Dallas konnten einen stets in Gedanken beobachten, wieso hatte ich das vergessen? Wieso hatte vor allem Minako das vergessen? Doch anscheinend wußte er noch nicht alles, Gott sei dank konnte man diese Technik nicht besonders oft anwenden. Wenn ich ihn jetzt über das Sternenbündnis aufkläre, dreht er durch, denn er scheint tatsächlich betrunken zu sein. Wenn er allein wäre könnte ich ihn beruhigen und wieder auf den Teppich bringen, doch solange Dallas dabei war, hatte ich keine Chance. Saito war stets sehr verändert, wenn er mit Dallas unterwegs war und ließ nie seine sanfte Seite durchblicken. Mir wurde mulmig zumute.

„Seh ich aus als ob ich das wissen würde", fragte ich scheinbar genervt. „Weder Haruka noch Michiru haben mehr als Andeutungen dazu gemacht!"

„Bist du sicher?"

„Ja, und jetzt gute Nacht."

Ich wollte endlich zur Tür hinaus, als plötzlich Dallas hinter mir stand und mich zurückzog. Er nagelte mich mit beiden Armen an der Wand fest.

„Erzähl deinen Unsinn jemand anders", sagte er ruhig. „Mir ist es zwar egal aber verarschen könnt ihr jemand anderes als Saito."

„Seit wann bist du so solidarisch?" stichelte ich ironisch und versuchte mich zu befreien, hatte aber keine Chance."

Dallas griff nach meinem Kinn und zwang mich ihm gerade in die eiskalten hellen Augen zu sehen. „Du bist nicht mehr in der Position mich herauszufordern, Kleine", stellte er liebenswürdig fest.

„Dallas, laß das, sie ist immerhin eine gute Freundin", sagte Saito müde.

Dallas lockerte seine groben Griff, legte seinen Arm um meine Taille und zog mich aufs Sofa.

„Schön", meinte er und zündete sich eine Zigarette an. „Dann fang mal an zu erzählen!"

Ich sah zu Saito rüber, der anscheinend zu fertig war, um mich noch weiter zu verteidigen, und wußte, daß ich Dallas ziemlich ausgeliefert war. Ich fluchte innerlich und verwünschte Usagi, die die Meuren gebeten hatte uns unsere Göttinnenmacht zu nehmen.

Ich wußte, ich hatte keine Wahl und begann langsam zu erzählen.

Am nächsten Morgen (Luna)

Mit einem tiefen Seufzer beendete ich mein morgendliches Erfrischungsritual und verließ das Badezimmer. Ich hätte nie gedacht, daß ich mal so lange brauchen würde wie Usagi – das hieß, wenn sie morgens mal die Zeit fand sich überhaupt zu waschen.

Artemis war schon weg. Er hatte einen Zettel hinterlassen, auf dem stand er würde Minako suchen gehen. Makoto hätte heute Morgen ganz früh angerufen und gesagt die Sache würde außer Kontrolle geraten und es müssen unbedingt mal alle – mit Ausnahme unserer Problemkinder – darüber reden. Über die Sache war ich gestern schon von Usagi aufgeklärt worden, die mich ziemlich bedrückt angerufen hatte. Zwar hatte ich ihr gesagt, sie hätte richtig gehandelt aber das schien nicht viel zu helfen.

Die Tatsache, daß Artemis schon länger Bescheid wußte, wunderte mich nicht und so verstand ich Artemis Bestreben Minako vor Saito zu finden. Diese sei gestern nicht nach hause gekommen und niemand wußte genau, wo sie war. Bei Hotaru war doch stark zu bezweifeln, das müßten die Outers wissen. Genauso wie Makoto war Artemis natürlich sehr mißtrauisch, ob Minako wirklich in der Lage war die Situation allein zu bewältigen. Meiner Meinung nach bemutterte er sie viel zuviel. Ich hatte das bei Usagi bereits früh aufgegeben und es hatte doch deutlich geholfen. Aber Venus war Artemis' Schützling, nicht meiner.

„Sturkopf. Als ob gerade er ihr einen guten Rat geben könnte." Ich schüttelte den Kopf und setzte mich kurz auf mein Bett, wobei ich eine Weile in den Spiegel starrte. Wie konnte das alles nur passieren? Wir hätten vorsichtiger sein müssen. Ja, es war auch unsere Schuld, denn wir waren leichtsinnig geworden nach den Shiekah. Leichtsinnig und überheblich zum Teil. Und jetzt wurden wir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

„Beraterin Luna." Ich zuckte zusammen, als sich im Spiegel zwei Schatten materialisierten und zwar nur dort und nicht hinter mir oder sonstwo. Meine erste Vermutung war: Die Meuren. Aber die alten Greisinnen tauchten immer zusammen auf. Schließlich wurden die Umrisse deutlicher und ich erkannte ein junges Mädchen mit goldblonden Haaren, in einem ähnlichen Odangostil wie bei Usagi und einen Jungen mit dunkelgrünen kurzen Haaren, beide waren in schlichte Roben in Weiß und Purpur gehüllt. Opposite Sin und ihr Bruder Anshar...

Ich fing mich wieder und schenkte den beiden ehemaligen Feinden einen mißtrauischen Blick. „Was verschafft mir die unabstreitbare Ehre?" Sin lächelte schwach. „Wir wurden geschickt, um euch zu warnen." Am liebsten hätte ich laut losgelacht. „Da kommt ihr etwas spät... Was heißt eigentlich ihr wurdet geschickt? Aus der Zukunft?" Sin schüttelte den Kopf. „Nein. Nachdem ihr uns aus Apsus Bann befreit habt, wurde uns eine neue Aufgabe zugeteilt. Da wir da oben anscheinend nicht unbemerkt geblieben waren, hat man uns dazu berufen über den Verlauf des Schicksals zu wachen und Dinge zu korrigieren, die nicht stimmen."

„Mit anderen Worten", entgegnete ich sarkastisch, „ihr macht die Drecksarbeit für die Meuren." Anshar, der bis jetzt ruhig gewesen war, hob den Kopf und starrte mich direkt an. Ich schauderte etwas. Dieser Blick war so reif und weise. Wie bei Pluto... „Die Meuren wurden bereits bestraft." Ich blinzelte überrascht. „Ihr Eingriff in den Verlauf des Schicksals und die Wiederbelebung der Shiekah hat eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die nicht mehr zu korrigieren und zu kontrollieren sind."

Für einen Moment überlegte ich, was das bedeutete. „Das heißt. In der eigentlichen Schicksalslinie hat es nie einen Saito gegeben", stellte ich trocken fest. Eine Menge Puzzelteile begannen sich langsam zusammenzusetzen. Kein Saito, kein Zusatzfaktor für Aishar, kein Zögern, kein Dämon... War eigentlich ganz simpel.

„Diese Vermählung zwischen Saturn und dem Dämon muß unter allen Umständen verhindert werden", nahm Sin den Faden wieder auf. „Es wird eine Weile gutgehen – so wie es geplant war – aber..." Sie stockte und mied meinen Blick. „Aber?" drängte ich, jetzt definitiv interessiert. Anshar übernahm wieder und seiner Stimme war dieser unterdrückte Schmerz anzumerken, den man bei Pluto immer zu meinen hören. Ein Schmerz von jemanden, der schon zuviel gesehen hatte. „In ferner Zukunft wird die Vermählung einen Krieg auslösen. Saturn wird sich von ihrem Gemahl lösen wollen und beide stehen bald auf verschiedenen Seiten mit ganzen Armeen aus Kriegern, Senshi sowie Dämon, Kämpfer der Ordnung so wie des Chaos, alle miteinander gemischt, da Saturn und der Dämon sich nicht direkt schaden können. Der Krieg wird so heftig sein, daß sich die Parteien schließlich gegenseitig zerstören, eingeschlossen der Senshi des Saturns. Und das heißt..."

Ich schluckte hart, als mir die Wahrheit bewußt wurde. „Totale Leere und kein neuer Zyklus." Sin nickte ernst und legte ihrem Bruder beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Die hohen Mächte haben ihren Fehler erkannt je diese Abmachung einzugehen aber können es jetzt nicht mehr ändern. Diese Vermählung muß verhindert werden, hier und jetzt."

Mißmutig und zerknirscht schüttelte ich den Kopf. „Warum eigentlich immer wir? Könnt ihr mir einmal sagen, warum eigentlich stets wir den Mist ausbügeln müssen, den die da oben verzapfen?" Es war immer das Gleiche. Jedes Mal hatten wir darunter zu leiden und diesmal würden es Aishar und Rhea sein und mit ihnen Saito und vermutlich der ganze Rest.

„So ist der Verlauf des Schicksals. Niemand kann etwas daran ändern", antwortete mir Anshar, obwohl ich eigentlich keine erwartet hatte. Die beiden Schicksalswächter begannen zu verschwimmen und sich aufzulösen und bevor ich noch etwas sagen konnte, waren sie verschwunden. „Na toll", murmelte ich. „Jetzt bleibt es wieder an mir hängen noch eine weitere Bombe platzen zu lassen." Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß ich eh zu spät kommen würde.

Meine Sachen schnappend war ich innerhalb der nächsten Minute aus der Haustür. Makoto wußte gar nicht, wie Recht sie hatte. Die Sache geriet gewaltig außer Kontrolle.

(Artemis)

Eigentlich hatte ich vorgehabt mich mit der Konstruktion eines neuen Kommunikationscenter zu befassen. Doch da Minakos Liebesprobleme mal ausnahmsweise sehr ernst erschienen, hatte ich Ami abgesagt und ihr vorgeschlagen das Projekt zu verschieben. Dabei kam ich auch nicht umhin ihr das Problem mit Minako zu erklären. Anscheinend hatte sie noch nicht die geringste Ahnung und noch gar nichts von dem ganzen Trubel mitgekriegt. Auf alle Fälle war sie auf der Stelle abgeschreckt – Ami haßte solche Sachen – und gab sich enttäuscht einverstanden.

Besondere Lust auf das bevorstehende Desaster hatte ich nicht. Nach dem krassen Spektakel mit den Shiekah hatte ich die Nase voll von Action und nervenaufreibenden, moralischen Problemen. Davon abgesehen verstand ich wenig von Sternenbündnissen und wenn ich von etwas nicht die leiseste Ahnung hatte, war ich auch wenig motiviert mich damit zu befassen. Ein Gespräch mit Minako wäre trotzdem angebracht. Ich kenne sie von allen am Besten und war der Einzige, auf den sie hin und wieder hörte – was allerdings auch eher selten vorkam.

Also fuhr ich meinen neuen Honda in die Straße in der Haruka und Michiru ihre pompöse Villa stehen hatten. Ich fragte mich oft, wie die beiden es innerhalb so kurzer Zeit geschafft haben an soviel Kohle zu kommen. Die beiden Frauen waren mir noch immer ein Rätsel.  Ich vermutete Minako hier, weil ich in letzter Zeit das Gefühl hatte sie nur noch bei Hotaru aufzufinden. Zwar war es erst elf Uhr morgens, doch ein Versuch sollte nicht schaden.

Von weitem sah ich Hotaru die Straße heraufkommen, ich erkannte ihre zierliche Gestalt schon von weitem, entdeckte allerdings keine langbeinige Blondine neben ihr. Ich fuhr den Wagen an den Straßenrand und stieg aus. Sie erblickte mich und lächelte schwach. Sicherlich wollte sie momentan lieber ihre Ruhe, doch ich mußte Minako finden.

„Hi, Hotaru. Du weißt nicht vielleicht, wo Minako steckt", fragte ich.

„Nein, ich habe sie seit gestern nicht mehr gesehen", antwortete sie freundlich.

„Na schön, dann such ich halt woanders." Ich musterte sie. Sie sah aus als hätte sie schlecht geschlafen. „Geht's dir gut?"

„Es geht schon." Sie zwang ein Lächeln hervor. Ich nickte und wollte seufzend zu meinem Wagen zurückkehren. „Artemis?" Ich wandte mich wieder um und blickte das hübsche Mädchen mit dem Porzellangesicht fragend an. „Ich..." sie zögerte. „Findest du...Denkst du auch, daß ich ungerecht bin?"

„Ungerecht?" Ich sah sie erstaunt an. „Wie kommst du darauf?"

„Weil ich Saito seine Venus wegnehme", sagte sie und die violetten Augen sahen traurig zu Boden. Ich wunderte mich, daß sie diese Aussicht so deprimierte. Saito war eigentlich nicht der Typ, den man aus vollem Herzen bedauern konnte, wenn jemand ihm die Freundin ausspannte.

„Saito ist ein kräftiger Kerl und seine wahre Venus ist ihm schon lange weggenommen worden", stellte ich trocken fest. „Kümmer du dich jetzt lieber um dich selbst! Wenn Minako dich liebt, kann er nichts machen."

Hotaru seufzte. „Eigentlich bist du auch der Falsche, den ich das fragen sollte", meinte sie. „Du konntest Saito noch nie leiden."

Ich wollte eine empörte Antwort geben, doch ich kam nicht mehr dazu. Genau in dem Augenblick ging mein Wagen mit einem phänomenalen Krach in die Luft. Ich stürzte reflexartig nach vorn und deckte Hotaru, um sie vor den Glaßplittern zu beschützen. Dafür schnitten sie mir ins Gesicht und hinterließen blutige Schrammen. Hotaru kniff die Augen zusammen, schrie aber nicht. Die Hitze, die von der Explosion ausging, war unerträglich.

Als der Krach vorbei war, rollte ich mich zur Seite und stand auf, um zu sehen, was zu retten war. Da war allerdings überhaupt nichts mehr zu retten.

„Scheiße, mein Wagen!" fluchte ich. „Was war das?"

Ich hörte eine geschlechtslose Stimme laut auflachen und gleichzeitig Hotaru hinter mir sich in Sailorsaturn verwandeln. Stirnrunzelnd hob ich den Kopf. Auf der anderen Straßenseite stand ein Wesen, wohl ein Dämon, der wenige Chancen hatte einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Er war pechschwarz, erschien deshalb fast wie ein Schatten und hatte die Fratze zu einem psychopatischem Grinsen verzogen.

„Ich habe dich gefunden!" schrie er an mir vorbei Saturn zu. „Der Herr wird mir dankbar sein, wenn ich ihm mitteile, wer sich hinter Sailorsaturn versteckt!"

„Blöder hättest du dich trotzdem nicht anlegen können!" sagte ich und lenkte seine Aufmerksamkeit auf mich. „Normalerweise hättest du uns gleich angreifen sollen statt uns noch lange auf dich aufmerksam zu machen. Übrigens war das mein Wagen!"

Der Dämon starrte mich verständnislos an und schien nur die Hälfte zu verstehen, von dem, was ich sagte. Das Grinsen verzog sich radikal zu einer lächerlich grausam aussehenden Fratze. „Wer bist du? Es interessiert mich nicht. Geh mir aus dem Weg!" rief er fast stotternd.

Dieses merkwürdige Gebrabbel ignorierend wollte ich auf ihn zustürzen doch ein sanfter aber bestimmter Griff nach meinem Arm hielt mich davon ab. Ich wandte mich Sailorsaturn zu und die Sailorkriegerin mit dem einschüchterndsten Blick, noch einschüchternder als der von Sailor Mars, sah mich kopfschüttelnd an.

„Danke Artemis, aber diese Suppe muß ich auslöffeln", meinte sie schlicht.

Widerwillig trat ich zurück. „Schön, dann leg mal los!"

Das tat sie erstaunlicherweise auch auf der Stelle. Die dünne Kriegerin sprang hoch in die Luft und ließ farblose, kleine Energiebälle auf den Dämonen herabregnen der durch diesen Angriff völlig aus dem Konzept gebracht wurde. Er sprang wie aufgescheucht hin und her, um den herunterdonnernden Bällen auszuweichen, und es sah so aus, als ob er einen merkwürdigen Tanz aufführen wollte. Ich lachte.

Doch auch dieser Angriff war nicht unerschöpflich und Saturn brauchte eine kurze Verschnaufpause, sei es nur für zwei Sekunden. Der Dämon sprang sofort blitzschnell zu ihr hoch, obwohl er stark geschwächt war. Vor sich hielt er ein Schutzschild aus zuckenden Blitzen womit er sie gegen die Mauer pressen und zerschmettern wollte. Saturn allerdings konnte mit einem gegensätzlichen Schutzschild dagegen halten, das mächtiger war und das Untier stürzte nach hinten ab. Er schien aber noch längst nicht genug zu haben, sondern griff immer wieder erneut an, begann auch langsam ins Schwarze zu treffen. Sein linker Arm war aber schon unbrauchbar und er schien langsam Atembeschwerden zu bekommen.

Mir ging nicht ganz auf, wieso er Saturn bekämpfte. Wäre das nur Verteidigung würde er nicht so gezielt und brutal rangehen. Schließlich wollte sein Auftraggeber Saturn ja zur Vermählten und nicht ihre Leiche. Entweder war dieses Monster extrem dumm und jähzornig oder das hier ließ zu neuen Überlegungen herausfordern.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Saturn den Dämon mit einem Energiestrahl auf den Boden schmetterte und gleich darauf gegen die Wand. Er blieb benommen liegen und war endlich außer Gefecht gesetzt.

Plötzlich hielt sie inne und trat einen Schritt zurück. Ich sah sie fragend an, denn es wäre der Moment gewesen den Schlußstrich zu ziehen.

„Ich habe mich mitreißen lassen", sagte sie fast beschämt. „Gewalt ist nur für Menschen, die sich nicht kontrollieren können oder keinen besseren Ausweg wissen."

Ich wollte ihr gerade zurufen, daß ihr das besser nie vor Jupiter rausrutschen solle, als mich etwas ablenkte. Dieses Etwas war genaugenommen eine Gestalt, die zwischen Saturn und dem Dämonen gelandet war. Saturn selbst bemerkte sie nicht sofort und wollte ihren Glaive erscheinen lassen, um das Wesen zu verbannen. Ich sah wer da vor ihr stand und runzelte die Stirn.

„Saturn, warte mal kurz!" rief ich. Sie verharrte und starrte zuerst mich, dann die Person ihr gegenüber an.  

Saito stand gelassen vor ihr und lächelte sein charmantes Lächeln, das sehr gut auf das Plakat einer Calvin Klein Reklame gepaßt hätte. Dieser heitere Gesichtsausdruck ließ nicht nur mich skeptisch werden. Obwohl ich innerlich gespannt auf das folgende Gespräch war, fragte ich mich, was der Weiberheld der Halbschatten im Schilde führte. Wenn er so lächelte, konnte das nur verdächtig sein. Zwar kam ich neuerdings um einiges besser mit ihm klar, hatte aber mit dieser ewig gutgelaunten Maske über seiner immer noch gutversteckten Grausamkeit so meine Probleme. Ich war nicht besser als er, gab mir aber nicht die Mühe den netten Burschen abzugeben, der ich nicht war. Saito gab sich diese Mühe auch nur bei Frauen.

Er musterte Sailorsaturn von oben bis unten. Sein Blick war finster, hellte sich aber von einer Sekunde auf die andere wieder auf. „Du bist das also!" stellte er fest. „Ich wollte mir dich mal aus der Nähe ansehen. Eine weibliche Nebenbuhlerin um Venus hatte ich mir aber etwas anders vorgestellt."

Saturn umfaßte ihre Sense mit beiden Händen. Ihre Finger zitterten leicht. „Möglich." meinte sie, sichtlich bemüht ruhig zu bleiben. „Ich muß dich bitten aus dem Weg zu gehen, wie du siehst ist noch ein Feind zu besiegen."

Saito schien das wenig zu kümmern. Er ging so nahe an sie heran daß nur noch ein Meter Abstand zwischen ihnen war.  „Deine Situation ist tatsächlich die Letzte, und ich nehm dir überhaupt nichts übel. Ich kenne auch nur meine Venus, keine Aishar. Aber ich werde trotzdem um sie kämpfen, kleine Todeskriegerin!" Der letzte Satz klang im Gegensatz zu den anderen fast drohend. Saturn starrte Saito bewegungslos an. Ihre Augen blieben ausdruckslos. Mir fiel plötzlich auf, daß beide dieselben violetten Augen hatten. Seltsamer Zufall...

Mir fiel plötzlich der Dämon wieder ein. Das schwarze Monster hatte sich inzwischen aufgerappelt und lächelte listig.

„Saturn, der Dämon!" rief ich. Ich hechtete nach vorne und warf einen Energiestrahl nach ihm. Saturn drängte sich an Saito vorbei und riß ihre Sense hoch, doch es war zu spät. Der Dämon war so schnell verschwunden wie er gekommen war.

„Verdammt!" Die Sailorkriegerin ließ ihr Relikt verschwinden und sank auf die Knie. Sie schlug wütend und verzweifelt mit den Fäusten auf den Boden. So aufgelöst hatte ich sie noch nie gesehen. Dann blickte sie zu Saito hoch.

„Weißt du eigentlich was du angerichtet hast?" rief sie unbeherrscht. „Jetzt wissen sie, wer ich bin! Von nun an bin ich komplett ungeschützt!"

Saito ging neben ihr in die Hocke. Er lächelte immer noch, doch das Lächeln hatte nun betont etwas Grausames an sich und es weckte bei mir unschöne Erinnerungen aus der Shiekahzeit. „Ich habe gesagt, daß ich dir nichts übelnehme", sagte er langsam. „Ich habe nicht gesagt ich würde dir helfen, im Gegenteil. Ich werde mit allen Mitteln kämpfen um Venus zu halten." Damit stand er wieder auf und ging ohne Eile davon. Auch Saturn sprang auf.

„Glaub bloß nicht du würdest deiner Venus so helfen!" rief die sonst so emotionslose Kriegerin. „Wenn du sie wirklich liebst, dann versuch zu verstehen! Du denkst doch nur an dich selbst!"

Saito war schon um die Ecke verschwunden. Sie verwandelte sich zurück und blieb gesenkten Hauptes stehen. Dann sah sie mich müde an. Ich schüttelte den Kopf. „Geh Minako suchen", riet ich ihr. „Ich hol unseren Freund mal ein bevor er es tut und rede ein Wörtchen mit ihm."

Sie nickte langsam. „Danke, Artemis", seufzte sie. Dann trennten wir uns, und ich folgte Saito, in der Hoffnung ihn noch alleine anzutreffen.

(Hotaru)

Minako suchen... Ha! Wie stellte der sich das vor. Wenn sie es wollte, konnte sie so unauffindbar sein wie eine Maus in einer Herde Elefanten. Und im Moment wollte sie wohl auch nichts weiter, als für ein paar Tage alleine sein um nachzudenken und ich konnte es ihr nicht verübeln. Doch gerade jetzt, brauchte ich sie. Nicht nur im Sinne von Schutz, sondern größtenteils zur Beruhigung.

Und Saito hatte alles nur noch viel schlimmer gemacht. Natürlich verstand ich seine Eifersucht, schließlich war ich auch eifersüchtig ihn plötzlich zwischen mir und Aishar zu finden. Aber verstand er denn nicht, in welche Situation er uns alle gebracht hatte? Schlimm genug, daß ich jetzt enttarnt war und mein Versprochener jeden Augenblick hier auftauchen könnte. Damit hatte er auch sich selbst in eine mißliche Lage gebracht, denn sollte Minako je erfahren, was er getan hatte, würde sie sich noch mehr unter Druck gesetzt fühlen und sicherlich auch nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen sein. Eigentlich sollte ich mich ja freuen aber freuen erschien mir momentan als ein deutlich zu positives Wort.

„Aishar..." hauchte ich und schloß kurz die Augen. Oh, wie ich wünschte alles könnte so wie früher sein, alles wäre so gelaufen wie Serenity es uns gewünscht hatte. Doch das Leben lief nun mal nicht immer Eitelsonnenschein wie bei ihrer Tochter und Endymion. So funktionierte das nicht oder auf jeden Fall nicht in den meisten Fällen. In einem hatten Haruka und Michiru Recht, man mußte für sein Glück sehr viele Opfer bringen, auch wenn es noch so schwierig erscheinen sollte.

„Ich bin hier." Überrascht zuckte ich zusammen, als Minakos Stimme plötzlich von hinter meinem Rücken kam, und drehte mich um. Da stand sie, mit einem leichten, blaugrünen Oberteil bekleidet, ihre Haare waren etwas wüst und ihre Augen bohrten sich mit einem besorgten Ausdruck in meine. „Ich hab gespürt, daß etwas nicht in Ordnung ist und..." Sie berührte sanft meine Schulter und ich zuckte unwillkürlich etwas zusammen. „Ist alles in Ordnung?"

Ich schenkte ihr ein müdes Lächeln. „Ja." Bevor sie antworten konnte, fügte ich an: „Noch." Ihr Gesichtsausdruck wechselte von besorgt zu verwirrt. „Was...?" Ich schnappte mir ihre Hand und zog sie mit. „Ich erkläre es dir unterwegs. Hier sind wir erst mal nicht sicher." Sie ließ sich bereitwillig mitziehen, zu verwirrt, um irgendwelchen gegenteiligen Maßnahmen zu ergreifen. „Wohin gehen wir?"

„Heiliger Boden."

Schnellen und gezielten Schrittes bewegte ich mich durch die Straßen und Minako folgte verwirrt aber bereitwillig. Ihre Sorge stieg immer mehr an, als ich erzählte, was vorgefallen war. Sie hätte mir ja eh keine Ruhe gelassen. Minako war wie erwartet wütend auf Saito und ich hatte keine Lust mit ihr darüber zu streiten und schon gar nicht kam mir in den Sinn ihn in Schutz zu nehmen, wäre ja noch schöner. Ich weiß, ich gab mich in dieser Hinsicht stark meinem Zorn hin aber daran konnte ich nichts ändern.

Schließlich erreichten wir die alte Kathedrale am Stadtrand. Sie wurde eigentlich kaum noch benutzt, war aber das Beste, was mir in diesem Moment einfiel. Ich war nervös, nervös wie nie zuvor. Es konnte nicht mehr lange dauern bis der Dämon – Kami-sama, ich konnte mich noch nicht einmal richtig an seinen Namen erinnern – hier erschien und ich wollte niemanden mehr damit hereinziehen.

Am Liebsten hätte ich Minako gesagt, sie solle verschwinden, zu Saito rennen und mich einfach vergessen. Ich haßte mich dafür sie unter diesen Druck setzen zu müssen. Aber... Ich war nicht so stark wie ich aussah, ich brauchte sie, das wußte ich genausogut wie sie. Nicht nur wegen des Bündnisses, sondern auch... nun das hatten wir eben schon. Dazu kam, daß sie sich, was auch geschehen würde, jetzt bestimmt nicht einfach abwenden und verschwinden würde, egal was ich sagte, egal wie ich bat oder flehte.

Alles in allem konnte ich es nicht übers Herz bringen meinen Engel wegzuschicken und so zog ich sie einfach hinter mir in das alte Gemäuer und schloß das stabile Tor hinter uns, hoffend, daß die Ausstrahlung des Ortes uns wenigstens etwas Zeit geben würde, um etwas auszuarbeiten, so unwahrscheinlich das auch war.

(Ami)

„Wegen Minako und Hotaru? Verstehe...Jetzt sofort?" Geduldig lauschte ich Usagis Redeschwall. „Okay, ich bin unterwegs!"

Seufzend legte ich den Telefonhörer auf. Mir war klar, was jetzt auf mich zukommen würde: Eine Unterredung mit der ganzen Bande, in der Minako und Hotarus Problem nach Strich und Faden breitgetreten wurde. Widerwillig schaltete ich den Computer aus. Ich steckte gerade mitten in meinen Recherchen, außerdem hatte ich auf ein ruhiges Mittagessen mit meinem Vater gehofft. Daraus wurde jetzt wohl nichts, denn so wie ich diese Treffen kannte dauerte das immer länger als eine Stunde.

Schnell versuchte ich noch Makoto zu erreichen, allerdings hob bei ihr niemand ab. Also griff ich nach meiner Handtasche, hinterließ meinem Vater eine kurze Nachricht und fuhr mein neues Auto aus der Garage. Das Treffen sollte bei Haruka und Michiru stattfinden.

Daß erneute Problematik auf uns zukam, machte mich jetzt schon krank. Das letzte heftige und brutale Eingreifen der Shiekah hatte mir nach all den turbulenten Jahren den Rest gegeben. Das Problem betraf vielleicht hauptsächlich Mina und Hotaru, doch das spielte keine Rolle. Bei uns Inner Senshi war es auf alle Fälle so. Wenn Eine Schwierigkeiten hatte, betraf es Jede.

Vor Usagis Anrufen hatte ich noch ein längeres Gespräch mit Rei gehabt. Sie wollte meine Meinung zu dieser, zugegeben sehr überraschenden Beziehung wissen. Ich hatte dazu keine richtige Meinung. Mich in Minakos Liebesleben einzumischen war das Letzte, was ich tun würde, dann würde ich noch eher zwischen eine Prügelei von Makoto treten. Ob Minako einen Shiekah liebte oder mit Sailorsaturn glücklich war – mir war es gleich, solange sie zufrieden war. Es blieb allein ihre Entscheidung, ob sie das Sternenbündnis einging oder bei der uralten Beziehung mit Saito blieb. Meiner Meinung nach konnte ihr da niemand helfen.

Nach zehn Minuten hatte ich die Tenoh-Kaio Villa erreicht und parkte hinter Reis Wagen. Michiru öffnete mir die Tür und führte mich auf die breite Terrasse, wo alle versammelt waren. Mit einem kurzen Blick registrierte ich wer da war. Nur Minako, Hotaru, Artemis und Makoto schienen noch zu fehlen, ansonsten waren sie alle anwesend, selbst Setsuna, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich nickte in die Runde und setzte mich neben Mamoru an das Ende des Tisches, nachdem ich mit Rei noch einige Worte gewechselt hatte.

Haruka wandte sich an Michiru: „Sind  nun alle da?" fragte sie.

„Es fehlen außer Hotaru und Minako noch Artemis und Makoto", antwortete Michiru.

„Artemis ist auf der Suche nach Saito", meldete sich Luna. „Er hatte mir einiges über den Kommunikator zu erzählen. Und ich auch."

„Gleich kannst du loslegen, Luna. Was ist mit Makoto?" Allgemeines Schulterzucken.

„Sie rührt den Kommunikator nicht an", sagte Usagi. „In ihrer Wohnung scheint sie auch nicht zu sein..."

„Irgendwie schafft sie es ständig unerreichbar zu sein", meinte Rei genervt. „Vielleicht ist sie ja Dallas über den Weg gelaufen."

„Ich schlage vor, wir fangen jetzt trotzdem an", beschloß Haruka sichtlich ungeduldig. „Also Luna, wir hören dir zu."

Während Luna vom Auftauchen zweier ehemaligen Feinde berichtete, die ihrer Meinung nach unter den Fittichen der Meuren standen – an die Opposite Senshi Geschichte erinnerte ich mich noch zu gut –, und von einem neuen Dämonen der Sailorsaturn angegriffen hatte, betrachtete ich die beiden gegensätzlichen Gruppen die zufälligerweise genau richtig saßen.

Inners und Outers waren komplett gegensätzlich. Schon allein von der Optik her. Wir Inners in ausgefallenen und kreativen Klamotten, nur ich hielt mich noch immer lieber an das Schlichtere, und die Outers in edlen und schicken Kleidern. Fehlten nur noch Hotaru mit ihrer Vorliebe für Schwarz auf ihrer Seite und Minako mit ihren bunten Fetzen und Makoto mit ihrem neuen exzentrischen Stil à la moderne Geisha auf der unseren. Die Inners waren auch im Allgemeinen wilder und gerieten schneller in Schlamassel rein, während die äußeren Kriegerinnen von leichtsinnigen Abenteuern nichts wissen wollten. Es war auch eher selten, daß unsere Gruppen soviel miteinander zu tun hatten wie jetzt, irgendwann würde auch der Zeitpunkt kommen, an dem wir uns überhaupt nicht mehr sehen würden. Irgendwann würden die inneren und äußeren Kriegerinnen wieder in ihren eigenen Welten leben.

Während ich dies bedachte, hörte ich Luna zu, die ihren besorgniserregenden Bericht eben beendet hatte. „Ich faß es nicht..." murmelte Haruka. „Also ist Saturn aufgedeckt und es bleibt keine Zeit mehr?"

Luna nickte. „Ja, damit ist sie schneller abgelaufen als vorgesehen. So wie die Dinge liegen ist das Sternenbündnis Saturns einzige Rettung."

Stille trat ein. Niemand schien gegen dieses einleuchtende Argument etwas sagen zu können. Doch ich spürte deutlich die Spannung um den weißen Tisch, die vermittelte daß längst nicht jeder von dieser Vorstellung begeistert war. Es war dann auch Rei, die finster dreingesehen hatte, die das Wort ergriff.

„Ich möchte ehrlich sein", begann sie. „Ich bin nicht gerade überzeugt von dieser Idee, weil ich es Minako nicht zutraue, tut mir Leid. Jeder hier kennt sie. Sie nennt sich selbst immer lachend Liebesgöttin, weil sie alle Facetten der Liebe kennen will. Soweit ich Bescheid weiß ist dieses Sternenbündnis nicht nur eine tiefe sondern auch eine ewige Bindung. Ich weiß nicht, wie ihr darüber denkt, doch ich bekomme über das in Verbindung zu Minako meine Zweifel." Sie hob den Kopf und ließ von ihren baumelnden Ohrringen ab, mit denen sie die ganze Zeit über gespielt hatte. Sie sah Haruka und Michiru an. „Ich nehme mal an, ihr beide wißt hier am besten um was es geht!"

Michiru nickte, nachdem sie einen Blick mit Haruka getauscht hatte. „Du hast Recht. Wartet, wir werden euch etwas zeigen!" Sie verschwand für ein paar Minuten ins Haus und kehrte mit zwei Schatullen zurück. Sie wurden durch die Runde gereicht und jeder sah sich ihr Inhalt an. Mich erreichten sie als Letzte. Sie enthielten zwei Ringe, wunderschöne Stücke aus glänzendem Edelmetall. Der eine Ring trug das Zeichen des Uranus, der andere das des Neptun. Ich hob staunend den Kopf. „Was ist das?" fragte ich.  

Haruka hielt den Blick in die Ferne gerichtet, während Michiru die Schatullen wieder an sich nahm und umständlich verriegelte. „Das Sternenbündnis", murmelte sie, „es ist schon so lange her, daß ich mich kaum erinnern kann. Tausende von Jahren. Uranus und ich waren zu dem Zeitpunkt nicht mal Wächterinnen unserer Planeten, wir waren Prinzessinnen in der Ausbildung zu Kriegerinnen, noch unter der Obhut unserer Meisterinnen. Seht ihr, wir sind bis heute niemals getrennt worden!" Jeder schwieg überwältigt. Daher also diese Unzertrennlichkeit zwischen Haruka und Michiru, die einen so faszinierte. Es fiel mir schwer mir eine ähnliche Bindung zwischen Minako und Hotaru vorzustellen. Es wunderte mich, daß Haruka und Michiru ein Geheimnis von sich preisgaben, auch wenn sie jetzt so gut wie gezwungen waren. Ich blickte zu Usagi und Rei hinüber, Erstere sah fasziniert aus, Letztere nachdenklich.

„Und dieses Sternenbündnis existiert nur zwischen Sailorkriegerinnen", fragte Mamoru interessiert. Setsuna, die wie gewohnt nur dann sprach, wenn sie es wichtig genug fand, antwortete ihm. „Nicht unbedingt, man nennt diesen Brauch nur so wenn die Personen unter dem Schutz eines Planeten stehen, Sailorkriegerin oder nicht."

Rei lachte plötzlich, es klang gehässig. „Eine Vermählung zwischen Venus und Saturn... Dann wären Inners und Outers ja endlich mal eine richtige Familie!" sagte sie. Für diese Bemerkung kassierte sie einen wütenden Blick seitens Usagi und Haruka. Ich wunderte mich, denn ähnlich zynische Bemerkungen kamen gewöhnlich höchstens von Makoto. Reis deutlicher Widerwillen erschien mir übertrieben, denn normalerweise waren ihr anderer Liebesprobleme ziemlich egal, darin war sie immer unerbittlich. Sie selbst würde doch kaum etwas davon abkriegen, wieso also regte es sie so auf? Das war nicht ihre Art.

„Ich fände es kindisch, wenn wir uns dieser Entscheidung in den Weg stellen würden", sagte Usagi nun. „Ich werde auf alle Fälle alles dransetzen ihnen zu helfen. Es ist nicht unser Recht so mißtrauisch zu sein. Das eigentliche Problem, was dem Sternenbündnis im Weg stehen könnte, ist Saito aber diese Entscheidung müssen wir sowieso Minako überlassen. Außerdem bestand die Liebe ja schon damals zwischen Aishar und Rhea. Wir müssen sie akzeptieren und ihnen beistehen."

Das waren kluge Worte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, daß es mindestens der Hälfte von uns schwerfallen würde sie zu befolgen.