Götterdämmerung

Drei Leben, zwei Geliebte, eine Entscheidung

Teil 7: Vorbereitungen

(Minako)

Fröhlich pfeifend streifte ich durch die Straßen, es nicht im Geringsten eilig habend nach hause zu kommen. Ich glaube, so gut und vor allen Dingen so befreit hatte ich mich nicht gefühlt seit, seit... ja, eigentlich noch nie. Zumindest nicht seit einer langen, langen, LANGEN Zeit. Bei Weitem war ich noch nicht soweit in überschwengliche Freude und Feierstimmung zu verfallen, da es dafür noch zu früh war – abgesehen davon, daß es etwas rüde und taktlos gegenüber Saito erscheinen würde –, aber ein gewisses Maß an Fröhlichkeit konnte mir wohl niemand vergönnen nach alledem.

Mit einem Anflug von Sehnsucht betrachtete ich das kleine Einfamilienhaus, das abgelegen etwas außerhalb der Hauptwohnblöcke des Städtchens lag aber doch nahe genug bei, um jede der anderen Senshi zu erreichen. Wenn alles glatt lief – aber wann lief schon mal alles glatt? – könnte... nein, würde das in ein paar Tagen, einer Woche vielleicht, je nachdem wie lange Hotaru zur Genesung brauchte und ob sie zustimmte, was ich als ziemlich sicher voraussetzte, unser neues Heim werden.

Mit meinen spärlichen Karriereversuchen hätte ich mir nie so etwas leisten können, aber es gab da noch einige Dinge, die ich mir aufgespart hatte. Dazu gehörte das Konto, das meine Eltern für mich angelegt hatten und das ich kurz nach der Shiekah-Krise aufgespürt hatte. Ursprünglich war es nicht anzurühren bis zu meinen zweiundzwanzigsten Lebensjahr – warum auch immer – aber durch das plötzliche... Versterben meiner Eltern und meiner erzwungenen Selbstständigkeit war es ein leichtes gewesen das Konto freizukriegen. Zwar war noch nichts bezahlt aber ich hatte eine einseitige Option auf das Haus. Ganz sicher würde es meinem Glühwürmchen gefallen.

Da war jemand... „Hallo, Setsuna." Die Auswahl war nicht groß außer Hotaru konnte sich sonst niemand so nah an mich heranschleichen. Eigentlich war ich schon froh, wenn sie nicht direkt hinter meinem Rücken erschien und gleich lossprach... Man bekommt einen Schrecken davon, der noch für ein paar Stunden nachhallt. „Ich sehe, du planst schon für eure Zukunft." Seufzend ließ ich die Schultern ein wenig sacken und senkte den Kopf. „Hör zu, ich bin gerade echt nicht in der Stimmung dafür aber da du ja eh keine Ruhe gibst bis du gesagt hast, was du sagen willst, rede schon aber mach es kurz."

„Aber natürlich", entgegnete sie, ohne das geringste Anzeichen von sich zu geben ungehalten zu sein. Manchmal beneidete ich sie echt um diese Eigenschaft. Sicherlich wäre es ohne sie wirklich schwierig ihre Aufgabe zu erfüllen. Trotzdem wollte ich mir die gute Stimmung eigentlich nicht vermiesen lassen und redete bereits weiter, bevor sie überhaupt anfangen konnte. „Ich soll mir darüber klarwerden, ob ich wirklich weiß, was ich da tue und ob ich das alles überhaupt realisieren und durchhalten könnte. Und so weiter... Ja, das ist mir alles bekannt."

„Du machst dir das alles wohl sehr einfach, was? Das ist kein Witz, Venus." Ihre Stimme war jetzt scharf und eindringlich, doch ich zuckte nicht einmal. „Ein Sternenbündnis ist die höchste Form des Zusammenseins überhaupt, nicht einmal die Gegenseite hat etwas Gleichwertiges. Was ihr beide bereit seid zu tun, ist etwas Heiliges und nicht einfach mal eben zu machen. Weißt du eigentlich, was passieren würde, wenn auch nur einer von euch auf den Gedanken kommen sollte sich mit jemand anderen einzulassen? Treue ist nicht einfach nur ein Begriff, sondern vielmehr ein fester Bestandteil, ein Gesetz oder eine Regel, wenn du es so willst. Wird auch nur ein Partner untreu, wird die andere furchtbare seelische Schmerzen unter der Belastung des ewigen Bandes fühlen und diese werden dann hundert-, gar tausendfach wiederzurückreflektiert. Das ist nicht alles so einfach, wie du es dir machst, Venus."

Die ganzen Ausführungen waren ruhig und gleichmäßig gesprochen aber mit einem unüberhörbaren Unterton von Warnung und Schärfe. Ich hatte mich die ganzen Zeit nicht bewegt und ihre letzten Worte hatte einen Nerv bei mir getroffen, der schon die ganze Zeit überspannt war, und ihn zum bersten gebracht. Mit blitzenden Augen und einer nur schwer kontrollierten Wut fuhr ich zu ihr herum. „Glaubst du, das weiß ich nicht? Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich alle? Ich wünschte wirklich, es wäre so leicht wie du sagtest, ich würde es nehmen aber das ist es nicht und ich stelle es mir auch nicht so vor! Und nenn mich nicht ständig Venus, jedenfalls nicht so!"

Meine Stimme wurde ein wenig leiser und die jähe Wut verschwand ein bißchen aus meinem Gesicht und wurde von einem Hauch von Resignation ersetzt. „Es tut mir Leid, daß du diejenige bist, die sich das anhören muß, schließlich tust du ja auch nur deine Pflicht und ich wäre die Letzte, die das nicht zu verstehen wüßte. Aber ich bin es Leid, verstehst du? Alle sagen mir, ich könnte das nicht. Treu bleiben, eine ewige Bindung eingehen. Venus mochte vielleicht so gewesen sein aber Minako Aino hat nie jemanden, mit dem sie in einer festen Beziehung war, je betrogen..." Ich schnaubte. „Schau, wohin mich das bringt. Jetzt rede ich über mich schon in der dritten Person. Ich liebe Hotaru und ich habe meine Entscheidung getroffen und es gäbe niemanden anderen, selbst Saito nicht, mit dem ich meine restliche Existenz verbringen möchte. Aber viele von euch – gerade Rei – vergleichen mich immer noch mit Venus, doch das bin ich nicht. Ich schätze, du kannst nicht einfach mit deinem Stab schwenken und sie für immer aus mir vertreiben, oder?" Ich lächelte.

Die ganze Zeit über hatte Setsuna mir still und ruhig zugehört, weder zusammengezuckt bei meinem Ausbruch, noch irgendeine andere Reaktion gezeigt. Jetzt blinzelte sie verwirrt und verblüfft über meine plötzliche Wendung des Gesprächs, ein winziges, warmes Lächeln fand den Weg in ihr Gesicht. „Nein, ich denke, so einfach ist das nicht. Die Göttinnen sind ein Teil von euch, ob ihr es wollt oder nicht und früher oder später müßt ihr mit ihnen auskommen, sonst wird es euch nur verletzen, beide... nein, sämtliche Persönlichkeiten."

Ich nickte verstehend und Setsuna drehte sich um und begann den Weg herunterzugehen, den ich heraufgekommen war. Für einen Moment stand ich perplex da, dann rief ich ihr nach: „Hey, Moment! War's das?" Sie drehte noch einmal ihren Kopf in meine Richtung, der stoisch gelassene Ausdruck wieder da, wo er hingehörte. „Ich habe getan, was ich tun mußte, und gehört, was ich hören wollte." Und bevor ich auch nur einen weiteren Atemzug tun konnte, war sie verschwunden.

Den Kopf schüttelnd, machte ich mich auf dem Heimweg. Diese Frau war und blieb mir ein Rätsel... aber andererseits, das war wohl ihr Job.

(Ami)

Das rötliche Licht der untergehenden Sonne schien durch das Fenster des Cafés. Ich blinzelte und schaute auf die ruhige Straße. Wie anders war der Anblick als im damaligen Tokyo, wo der Verkehr der Hölle gleich kam. Man fühlte sich wohliger und gemütlicher hier, doch manchmal fehlte einem die Aufregung und der Lärm der Großstadt. Manchmal hatte man es auch genossen durch die überfüllten Geschäftsgassen zu laufen und an jeder Ecke etwas hinterhergebrüllt zu bekommen, sei es von einem Händler, der seine Ware anpries oder irgendeinem schmierigen Kerl. Ich lächelte, als ich an die kleinen Restaurants dachte, die immer diesen sauren Sushi servierten, in dem man den Essig mehr schmeckte als den Reis.

Ich sah Rei an, die mir gegenüber saß und in ihrer Kaffeetasse herumrührte, als ob sie einen toten Fisch darin suchen würde. Nicht nur unsere Umgebung und unserer Lebensstil hat sich geändert! dachte ich. Auch wir selbst sind nicht mehr dieselben. Rei war ein gutes Beispiel dafür. Es war etwas mit ihr passiert seit der Geschichte mit Cortez. Gut, Jede von uns ist seitdem verändert aber bei keiner fiel es so auf wie bei Rei. Sie war ruhiger, ernster aber auch trockener geworden. Sie lachte noch gerne aber seltener und nicht mehr über dieselben Dinge. Es war, als ob sie auf der Suche nach etwas war und sie für nichts anderes mehr Interesse zeigte. Auch äußerlich war sie anders, ihr Gesicht war noch schmaler und zarter geworden, die dichten schwarzen Haare noch dichter und die Augen noch ausdrucksvoller und schöner. Ja, sie war nicht mehr die alte Rei Hino. So wie Makoto es beschrieb: Es hat sie innerlich etwas umgehauen!

„Es ist so ruhig hier", sagte ich, um die Stille zu brechen und zu verhindern, daß Rei sich wieder vor mir verschließen würde. „Die Stille ist richtig angenehm."

Sie sah nicht von ihrer Kaffeetasse auf. „Stille ist aber trügerisch", meinte sie und lächelte dabei. „Ich spüre, daß momentan hier die Augen der Dämonen lauern und uns beobachten. Sie werden zuschlagen, Ami. Wir sollten Minako lieber beschützen, sonst wird es zerstört werden." Ich war diese Art von Reden schon lange von Rei gewohnt und verstand deshalb was sie meinte.

„Redest du von der Zeremonie", fragte ich. „Wir können sie nicht bewachen, weil wir alle anwesend sein müssen. Das ist tatsächlich ein Problem... ich frage mich ob die anderen das schon bedacht haben?" 

„Da sind doch diese Wedding Peach und die beiden anderen." Rei sah mir in die Augen. „Anfangs hatte ich meine Zweifel, ob die drei es schaffen Dämonen abzuwehren. Aber sie bekommen ja jetzt ihre Unterstützung."

„So, von wem denn?" wollte ich interessiert wissen.

Rei lachte. „Von Dallas. Er ist ja stark genug."

„Von Dallas?!" rief ich erstaunt. „Ich weiß nicht... Kannst du dir Dallas und Wedding Peach zusammen vorstellen? Ihre Kampfweisen sind ja etwas... verschieden. Kennen sie sich überhaupt?"

„Ich denke nicht, aber Makoto wird sich einen Spaß draus machen die beiden vorzustellen", meinte Rei und grinste, während sie sich einen weiteren Kaffee bestellte. Der Kellner sah sie wie hypnotisiert an. Rei war schon eine Schönheit und sie fiel auf, im Gegensatz zu mir mit meiner bleichen Gesichtshaut und der schüchternen Ausstrahlung.

Während ich Rei so anblickte fiel mir ein wie Dallas sagte sie müsse doch weit mehr über die Dämonen Bescheid wissen. Aber was hatte die Göttin Mars mit diesem Lord Duncan zu tun? „Weißt du etwas über Duncan?" äußert ich dann auch prompt.

Rei sah mich überrascht an und überlegte. „Nein, eigentlich nicht", entgegnete sie schließlich.

„Wirklich nicht?" hakte ich nach. „Wenn er der Repräsentant der Dämonen ist...dann müßtest du ihn doch eigentlich kennen?"

Sie zögerte wieder eine Weile. „Ich hatte ihn einmal gekannt, den König der Dämonen. Das heißt nicht ich, eher Mars. Aber es war nicht Duncan, es war damals jemand anders. Aber er hat ihm wirklich sehr geglichen." Ich wollte noch weiter Fragen, doch in dem Augenblick trat jemand in das kleine Kaffeehaus und kam auf unseren Tisch zu. Es war Minako, mit gutgelauntem Gesichtsausdruck. Ich lächelte ihr entgegen und sie setzte sich neben mich auf das rote Polster. Sie bestellte sich einen Kirr Royal bei dem Kellner, der Rei den Kaffee brachte, und sah uns abwechselnd an. „Ich habe euch durchs Fenster gesehen. Na, ihr habt wohl nichts zu arbeiten", fragte sie lächelnd.

Rei zuckte die Schultern und nahm einen Schluck von ihrer Kaffeetasse. „Bei meinem Onkel im Tempel wartet ein Haufen Arbeit auf mich. Aber ich habe mir jetzt ein paar wohlverdiente freie Tage genommen, auch wenn das wohl noch Konsequenzen haben wird. Mir tut nur Yuuichiro leid der jetzt die schlechte Laune meines Onkels ertragen darf."

„Yuuichiro hat man aber auch schon ewig nicht mehr gesehen", stellte Minako fest. „Was ist denn jetzt mit euch beiden?" drängte sie Rei mit einem schelmischen Grinsen, genauso wie noch vor vier Jahren, als sie sie mit Yuichiro verkuppeln wollte. „Selbst nach all diesen Jahren enthältst du uns die besten Details!"

Aber Rei ließ sich schon lange nicht mehr ärgern. Sie lächelte nur müde. „Yuuichiro ist ein netter und witziger Kerl. Aber er ist ein Dummkopf und wird immer einer bleiben." Es hörte sich liebenswürdig an, doch gerade das machte das sarkastische daran aus. Hätte sie ihn lautstark runtergemacht, das wäre noch netter rübergekommen, auf alle Fälle bei Rei, die die Männer immer runtermachte, die sie mochte. Minako schien das auch zu merken und wechselte das Thema.

„Eigentlich müßte ich euch einmal danken", sagte sie und spielte lächelnd mit dem Champagnerglas. Wir starrten sie an.

„Und wofür, wenn ich fragen darf?" wollte Rei irritiert wissen und legte den Teelöffel nieder.

„Na ja...Immerhin versucht ihr nicht mich jeden Moment zu warnen oder zurechtzuweisen. Das tut schon gut."

Rei zuckte die Schultern. „Tut denn jemand das", fragte sie wie beiläufig und legte die Milch beiseite, denn sie trank ihren Kaffee immer Schwarz. Minako sah sie verärgert an. „Laß das, Rei, fang schon überhaupt nicht damit an. Du weißt genau, daß Haruka und Michiru an mir zweifeln. Setsuna war noch vor einer halben Stunde mir hinterhergeschlichen um noch mal abzuwägen, ob ich 'auch wirklich weiß, was das bedeutet'." Rei und ich grinsten. Ich konnte mir schon lebhaft vorstellen wie Setsuna Minako in die Mangel genommen hatte.

„Minako, fast alles, was du bisher angepackt hast, ist zwischendurch irgendwie schiefgelaufen aber schlußendlich hat es dann doch geklappt", sagte ich und legte der Freundin eine Hand auf die Schulter. „Davon abgesehen wissen wir wieviel es bringt zu versuchen dich umzustimmen. Glaubst du wir zweifeln noch an deiner Ehrlichkeit nach der Prügelei mit Duncan?"

Sie lächelte. „Ja, so sehr habe ich mich noch nie für jemanden eingesetzt und damit bewies ich es mir schlußendlich auch selbst. Hotaru ist die erste Person, für die ich alles tun würde und selbst den Tod nicht fürchte."

„Hotaru ist die erste Person, für die MINAKO alles tun und selbst den Tod nicht fürchten würde..." korrigierte Rei trocken. Die Betonung auf Minako sollte wohl eine Anspielung auf Venus und Saito sein.

Ich warf Rei einen warnenden Blick zu sie sollte es nicht zu weit treiben, denn irgendwie war sie heute in einer Stimmung, daß es schien sie sei gerade darauf aus. Aber Minako kannte Rei so gut wie ich, daher seufzte sie nur und warf der Gegenübersitzenden einen Blick zu, der alles sagte. Demonstrativ wandte sie sich mir zu und sprach ohne Rei weiter anzusehen. „Hotarus Genesung dürfte übrigens nicht mehr allzulange dauern. Es geht ihr von Tag zu Tag besser."

„Das freut mich", sagte ich lächelnd, obwohl ich über diese Beziehung immer noch verwundert war. Manchmal dachte ich noch Minako wäre immer noch mit Saito zusammen, als mir wieder einfiel, was in den letzten Wochen alles passiert war.

Rei stand plötzlich auf. „Ich bin müde und leg mich heute früher schlafen. Ich geh schon mal zu dir nach Hause, Ami, geht das?"

„Ja, klar", antwortete ich verwirrt. „Aber wieso willst du denn jetzt schon gehen? Du bist doch sonst nicht der Typ, der sich so früh schlafen legt." Ich sah auf die Uhr über der Bar. Es war halb Zehn.

„Ich weiß aber Makoto und ich haben letzte Nacht kein Auge zugetan." Sie wollte sich schon zum Gehen wenden, als sie sich noch einmal zu Minako umdrehte. „Es ist noch nicht vorbei", warnte sie und sah der hübschen Blondine dabei nachdenklich in die Augen. „Ich will deine Freude nicht verderben aber du solltest vorsichtig sein. Dämonen sind hinterhältig. Wenn sie etwas wollen, haben sie keine Skrupel."

Minako sah Rei schweigend an und sagte nichts. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in meiner Haut, denn irgendwie klangen Reis Worte sehr beunruhigend.

„Ich weiß Rei", erwiderte Minako schließlich. „Es sieht vielleicht so aus aber ich habe das nicht vergessen." 

„Um so besser..." murmelte die schwarzhaarige Freundin und verließ das Kaffeehaus

(Koitenshi)

Ich hatte Angst, zumindest ein wenig. Mein Meister war an für sich ein ruhiger Vertreter unserer Gattung und versuchte stets eher mit dem Kopf als mit dem Schwert zu kämpfen. Aber, wenn er einmal ungehalten war, verlor er oft diese Klarsicht und es war äußerst schwer mit ihm umzugehen, besonders, wenn man Mißerfolge zu berichten hatte. Nun ja, nicht ganz ein Mißerfolg. Besser ich brachte es so schnell wie möglich hinter mich.

Mich vor meinen Meister teleportierend, tat ich das dann auch und verbeugte mich. „Meister?" Lord Duncan sah in seinem Heiltank auf, es war deutlich zu erkennen, daß er nicht froh war so immobil zu sein. „Ich hoffe du hast gute Nachrichten, Koitenshi." Ich schluckte hart und mied seinen Blick etwas, konnte aber deutlich seine scharfen Augen durch mich durchstechen fühlen. „Leider nicht so ganz, Meister. Es scheint, daß die beiden Kriegerinnen bereits im Stadium der Verlobung sind, wenn man es so vergleichen möchte." Lord Duncan nickte abwesend. „Das war zu erwarten. Fahr fort." Wie konnte er das so leicht nehmen? Aber... Das war ein Problem weniger, um das ich mich sorgen müßte.

„Saturn macht gerade ihren eigenen Heilungsprozeß durch. Ich habe sie und Venus in einem örtlichen Heilungszentrum aufgespürt. Leider müssen die anderen Kriegerin bereits bemerkt haben, daß jetzt beide in Gefahr sind und sie hatte zuviel Schutz für einen wirkungsvollen Angriff." Ich fröstelte etwas unter den kalten, blitzenden Augen des Dämonenlords. „Jedoch... Mir war es möglich die Identität von Sailorvenus herauszufinden." Der kalte Ausdruck verwandelte sich langsam in ein grimmiges Lächeln. „Sehr gut. Ich wußte, ich kann mich auf dich verlassen. Du weißt ja, was du zu tun hast.." Er machte eine Pause. „Aber da ist noch etwas, was dich beschäftigt." Etwas zögernd gab ich mir schließlich einen Ruck. „Ja... Als ich zuerst versucht hatte zu der Lady Saturn zu gelangen, bin ich auf Widerstand gestoßen, der weder von den Sailorkriegerinnen noch von diesen Halbschatten herrührte. Jedoch schienen diese beiden Mädchen eines hohen Levels an Magie mächtig zu sein, wenn auch nicht so hoch wie das der Senshi. Ich glaube, sie nannten sich Liebesengel."

Für einen Moment starrte Lord Duncan mich entgeistert an, dann nickte er erneut. „Ich verstehe. Mach dir um sie keine Sorgen. So weit ich weiß liegt das Reich der Liebesengel in einem der vielen Subdimensionen von Venus. Ich habe diese Verbindung bereits unterbrochen. Solange es nur diese Zwei sind, solltest du keine Schwierigkeiten mit ihnen haben." Ich wagte kaum zu fragen, tat es aber trotzdem. „Und wenn es nicht nur diese beiden sind?" Lord Duncan schenkte mir einen kühlen Blick. „Dann solltest du sehr vorsichtig sein."

(Makoto)

„Jetzt sofort wäre mir eigentlich lieber", sagte ich zögernd. „Deine Mitstreiter werden auch jeden Moment herkommen."

Ich preßte das Handy an mein Ohr, um Dallas zu verstehen. Am anderen Ende war ein Lärm, daß man annehmen konnte er stehe in der Mitte einer Autobahn.

„Hättest du mir das nicht früher sagen können? Warum ist das jetzt so wichtig? Ich denke, es weiß sowieso jeder, was er zu tun hat", hörte ich ihn brummen.

„Komm schon, du mußt sie kennenlernen", drängte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Sei in einer halben Stunde bei Usagis Haus. Ach ja, und könntest du Saito mitbringen?"

„Was weiß ich, wo Saito steckt", kam die Antwort. „Ich wußte gar nicht, daß der auch mitkämpft? Glaubst du wirklich es wird ihm Spaß machen diese Zeremonie zu verteidigen?"

„Saito ist nicht der Typ, der mit gebrochenem Herzen rumläuft", meinte ich darauf. „Wenn du an ihn kommst, bring ihn mit." Ich legte auf und wandte mich Usagi zu, die um einiges leiser mit jemand anderem telefonierte, wahrscheinlich mit einer dieser Mädchen. Nach ein paar weiteren Wortwechsel legte auch sie auf.

„Sie kommen", nickte sie. „Das heißt Momoko, Scarlett und Yosuke kommen."

„Wer ist Yosuke", fragte ich, denn der Name war mir neu.   

„Ein Halbdämon. Du wirst ihn noch kennenlernen", entgegnete Usagi grinsend. „Haruka kommt übrigens auch aber etwas später."

„Wieso?" wollte ich wissen und versuchte sachlich zu klingen, doch Usagi bemerkte den deutlichen Widerwillen in meiner Stimme. In letzter Zeit waren Haruka und ich aus irgendeinem Grund mal wieder nicht gut aufeinander zu sprechen.

„Weil wir irgendeine Verteidigungsstrategie brauchen und ich bezweifle, daß weder Dallas noch du sich da schon groß Gedanken darüber gemacht haben", antwortete Usagi und sie hatte leider Recht. „Haruka wird da eine große Hilfe sein, sie kennt sich aus."

„Wir wissen ja noch nicht mal, wo der ganze Zirkus stattfinden soll!" bemerkte ich und Usagi sah mich wegen der Bezeichnung „Zirkus" rügend an.

„Das werden wir vielleicht schon wissen bis sie alle eingetroffen sind."

„Na, hoffen wir's. Ich weiß nicht wieso aber irgendwie freue ich mich auf dieses Zusammentreffen", sagte ich zynisch grinsend. Usagi lachte.

In der verbleibenden halben Stunde aßen wir noch etwas verspätet zu Abend. Halb Elf war zwar keine Zeit mehr, an der man noch ein ordentliches Steak essen sollte, doch Usagi und ich hatten ja Gott sei Dank zu jeder Tageszeit Hunger. Punkt elf Uhr klingelte es an der Haustür und Usagi wirbelte hin. Ich blieb im Türrahmen stehen und betrachtete die drei Personen, die eintraten. Momoko, Scarlett und Yosuke begrüßten Usagi freundlich. Ich kannte keinen von ihnen, nur die beiden Mädchen hatte ich zum ersten Mal im Krankenhaus gesehen. Momoko schien mir sehr lebhaft und heiter und ich fand sie sofort ziemlich nett, während ich bei Scarlett nicht recht wußte, was ich von ihr halten sollte. Yosuke hatte ich vorher noch nie gesehen.

„Das ist Makoto, alias Jupiter." stellte Usagi mich vor. „Ihr beide müßt sie ja schon kennen", sagte sie an Scarlett und Momoko gewandt. Sie nickten und lächelten mir zu. Eigentlich schienen sie ja alle Drei ganz nett. Mich hätte interessiert, was sie als Kämpfer so drauf hatten, sie waren sicherlich gefährlicher als sie aussahen.

„Wo ist denn der andere, der uns helfen soll?" fragte Momoko.

„Der kommt noch, was demnach noch dauern könnte", antwortete ich. Wir gingen alle ins Wohnzimmer und Momoko, Usagi und Scarlett begannen eine rege Unterhaltung. Yosuke hielt sich zurück. Ich lümmelte mich auf ein Sofa, wo ich eine Zigarette rauchte und mich fragte, ob Dallas überhaupt noch vorhatte zu kommen. Nun, er hatte mir versprochen er würde uns helfen. Also konnte er jetzt auch wenigstens pünktlich sein.

Um zwanzig nach Elf klingelte es endlich erneut an der Haustür. Ich sprang auf und lief hin, um zu öffnen.

„Da bist du ja endlich", sagte ich und sah Dallas vorwurfsvoll an. „Seit wann brauchst du eine halbe Stunde bis hierher?"

„Jetzt hetz mal nicht", seufzte Dallas und ging an mir vorbei ins Haus.

„Ist Saito nicht dabei", fragte ich.

„Nein, aber vielleicht kommt er später nach." Das war alles, was er dazu zu sagen hatte. Ich fragte mich, was das wieder heißen sollte. Bedeutete das jetzt, daß er mitkämpfte oder nicht?

Ich ging ihm voraus ins Wohnzimmer. Usagi, Momoko, Scarlett und Yosuke sahen erwartungsvoll auf.

„Darf ich vorstellen?" begann ich lächelnd. „Das ist Dallas, einer der Halbschatten. Dallas, das sind Momoko, Scarlett und...Yosuke."

Die drei jüngeren Teenies starrten den Schlägertyp vor sich etwas perplex an, der nicht minder verwirrt dreinschaute. Dann lächelte Momoko freundlich und hielt ihm die Hand hin.

„Freut mich!"

Dallas nickte, machte aber keine Anstalten die Hand zu schütteln, worauf Momoko sie etwas beleidigt zurückzog. Ich sah Dallas warnend an und tauschte schließlich einen Blick mit Usagi aus.  

„Nun, wie gesagt, wir sind euch sehr dankbar, daß ihr uns helft!" eröffnete diese. „Ich hoffe ihr werdet gut zusammenarbeiten. Wenn ihr noch etwas Geduld habt, warten wir noch auf Haruka." Während wir warteten, servierte sie noch etwas zu trinken und unterhielt sich weiter mit Scarlett und den beiden anderen. Ich beteiligte mich eine Weile am Gespräch, als es sich um die letzten Ereignisse drehte, bis mich Dallas plötzlich am Arm packte.  „Kann ich dich mal kurz sprechen", fragte er.

Mir war sofort klar, was nun kommen sollte. Seufzend stand ich auf und ging mit ihm in die Küche. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugemacht, lehnte sich Dallas an den Kühlschrank und verschränkte die Arme.

„Davon war nicht die Rede!" meinte er wütend.

„Wovon war nicht die Rede?" erwiderte ich unschuldig.

„Jetzt tu nicht so blöd. Niemand hat mir gesagt, daß ich mit diesen drei Grünschnäbeln kämpfen soll! Sind die überhaupt schon Fünfzehn?"

„Jetzt komm mal wieder runter. Es bricht dir auch kein Zacken an deiner Krone ab, wenn du mit ihnen zusammen kämpfst. Außerdem sind die mal gar nicht so schlecht soweit ich weiß!"

„So sehen sie auch aus..." brummte Dallas. „Hör mal, ich weiß nicht wie du dir das vorgestellt hast aber erwarte nicht von mir, daß ich mit denen um diese Zeremonie herumtanzen werde und Liebe- und Gerechtigkeitssprüche aufsage sobald sich so ein Dämon nähert!"

„Das wird sicher auch niemand von dir verlangen", sagte ich zuckersüß. „Deine Kraft kommt gut zum Ausgleich an ihre Magie."

„Magie, was wißt ihr schon von Magie?" entgegnete Dallas wütend. „Ich bin ein Halbschatten, ich komm auch mit Magie klar, wenn das euer Problem ist."

„Ja, aber ihr Halbschatten benutzt schwarze Magie und die hilft bei den Dämonen nicht im Geringsten, weil die selber daraus bestehen", erklärte ich ungeduldig. „Laß uns jetzt zurückgehen, ich glaube es hat schon wieder geklingelt."

Wir verließen die Küche wieder und ich sah Usagi im Vorzimmer stehen. Haruka war angekommen.

(Luna)

Es war schön spät aber wen störte das schon? Fast alle Senshi hatten sich in kleineren Gruppen getroffen, um die Einzelheiten der kommende Zeremonie zu besprechen. Die Mischung von Inners und Outers bei dieser Angelegenheit war Usagis Idee und ich muß sagen, es war eine gute. Ich verstand durchaus, warum Usagi so sehr die Initiative ergriff, dafür mußte sie nicht mal ein Wort zu mir sagen. Und ich wußte natürlich auch, daß es ihr nicht leichtfiel. Zumindest wenn ihre Entscheidungen dann auch noch angezweifelt wurden – zwar nicht offen aber durchaus subtil. Mittlerweile sollten sie und Makoto sich ausgesprochen haben, die beiden konnten nie lange böse aufeinander sein.

„Sie wird halt erwachsen", meinte ich mit einer Mischung aus Stolz und einem leichten Seufzer, denn wie hatte Artemis es ausgedrückt? Es war leichter, als wir sie noch alle unter unseren Fittichen hatten. „Hm?" Ich sah Artemis an und realisierte erst jetzt, daß ich laut gesprochen hatte. „Oh, ich... hab nur laut gedacht." Er nickte langsam. „Ah..." Ich weiß, er wartete auf eine Erklärung aber ich sah keinen Grund für eine, also beließ ich's dabei. Artemis schien es mit einem Schulterzucken abzutun und blieb dann plötzlich stehen. Wir hatten das Krankenhaus erreicht.

„Warum sind wir eigentlich hier? Ich kann mich nicht daran erinnern, daß uns Usagi mit in den Wachdienst eingeteilt hat." Ihm einen spielerischen Seitenstoß verpassend, zog ich ihn hinter mir her. „Das heißt ja nun nicht, daß wir uns nicht nützlich machen können oder bist du etwas eingerostet?" Seine Antwort war nur ein unverständliches Grummeln.

Oben angekommen fanden wir Yuri und Hinagiku vor, die sich ganz offensichtlich relativ langweilten. Oder besser Hinagiku langweilte sich, weil Yuri sich in der Zwischenzeit mit dem blonden Jungen neben ihr beschäftigte, was ihre Freundin anscheinend ziemlich nervte. Ich mußte ein Kichern unterdrücken und beschloß, daß wir einen guten Zeitpunkt gewählt hatten ihr Leid zu beenden.

„Hey! Ihr seht aber nicht gerade sehr fröhlich aus!" Hinagiku hob den Kopf, wahrscheinlich glücklich über die Unterbrechung, während Yuri und ihr Freund sich zu uns umdrehten. „Sag das ihr... Es ist nichts los." Yuri schoß einen bösen Blick in Hinagikus Richtung aber sie ignorierte ihn.

Artemis trat vor und musterte den Jungen für eine Weile. „Kiiro?" Der Angesprochene lächelte freundlich. „Gutes Gedächtnis, Artemis. Auch wenn es besser ist, du nennst mich Kazuya in dieser Form." Kazuya wollte Artemis die Hand reichen aber dieser zog ein kräftiges Schulterklopfen und eine kurze Umarmung vor. „Hey, Mann. Dich hat man ja ewig nicht mehr gesehen. Ich wußte gar nicht, daß du hier bist." Kazuya grinste. „Du hast nicht gefragt."

Ich bemerkte, daß Yuri die Augen geschlossen hatte und konzentriert dastand, während die beiden Männer sich begrüßten. Ihre Freundin hatte das auch bemerkt. „Was hast du, Yuri?" Kazuya drehte sich besorgt um. „Jemand braucht uns, glaube ich. Aber ich kann es nicht genau feststellen." Hinagiku zuckte mit den Schultern. „Na, dann sehen wir nach." Yuri wollte protestieren aber ich versicherte ihnen schnell, daß wir auch solange auf Hotaru aufpassen konnten. Nach einigem Zögern verabschiedeten die Drei sich schließlich und wir waren allein.

Leise betraten wir Hotarus Zimmer und lugten um die Ecke. Das schwarzhaarige Mädchen drehte sich zur Tür und lächelte uns zu, also kamen wir ganz hinein und Artemis schloß die Tür wieder. „Wie geht es dir denn heute", fragte ich so neutral wie möglich. Ich wollte das schon gerne wissen aber wahrscheinlich bekam sie das zwanzig Mal am Tag zu hören. „Schon besser", entgegnete Hotaru. Ihre Stimme war zwar noch leise aber schon wesentlich kräftiger. „Aber eins, zwei Tage brauch ich wohl noch bevor ich wieder ganz bei Kräften bin."

„Gut, die anderen bereiten schon alles vor", erklärte Artemis ihr. „Wir werden nicht mehr viel Zeit haben. Durch deine Regenerationsfähigkeit schlagen wir höchstens einen Tag raus." Hotaru schüttelte den Kopf und korrigierte: „Höchstens ein paar Stunden, schätze ich." Sie klang etwas besorgt und unsicher. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Sicherlich war sie glücklich und konnte es kaum erwarten aber sie war nicht die Einzige, die sich wünschte, alles würde weniger hektisch ablaufen. Um unserer aller Willen. Aber wann konnte man sich schon etwas aussuchen im Leben?

Artemis grinste, in einem Versuch sie aufzuheitern. „Mach dir mal keine Sorgen. Das klappt schon alles und wenn ich diesem Duncan persönlich eine runterhauen muß. Schließlich glauben die ehrenvollen Halbschatten doch wohl nicht sie könnten den ganzen Spaß alleine haben." Ein weiteres Lächeln hellte Hotarus Gesicht auf. „Danke, Artemis."

Wir ließen sie dann auch schlafen, schließlich brauchte sie ihre Ruhe. Vor der Tür blieb ich stehen, während Artemis sich schon hingesetzt hatte. „Was ist?" Mir war gerade etwas eingefallen. Hotaru war immer relativ allein da drin. Vielleicht brauchte sie einfach mal jemanden zum Reden. Das teilte ich Artemis dann auch mit und er sah mich skeptisch an. „Wir sollten froh sein, daß sie unsere Wachdienste akzeptieren. Wir bekommen jetzt schon seltsame Blicke. Ich glaube nicht, daß wir auch noch die Besuchszeit überstrapazieren sollten, sonst werfen sie uns nämlich raus und das wäre nicht gut."

Das war mir schon klar. Nur schien er da ein winziges Detail zu vergessen. „Sie braucht mal jemanden, mit dem sie reden kann. Ein offenes Mädchengespräch, verstehst du?" Artemis verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Du vergißt, daß sie lesbisch ist." Etwas weiter entfernt hörte ich eine Schwester hüsteln.

Böse funkelte ich ihn an. „Wer sagt das? Nur weil sie Minako liebt, das heißt doch gar nichts." Für eine Weile starrte er mich an, zuckte dann mit den Schultern und meinte. „Na schön, dann ist es eben eine Ausnahme, ganz wie du willst. Aber das beantwortet immer noch nicht meine Frage, wie du reinkommen willst, ohne nach ein paar Minuten wieder rausgeworfen zu werden."

Ich lächelte wissend, sagte aber nichts. Statt dessen berührte ich meine Stirn kurz mit einem Finger und das Halbmondsymbol darauf flackerte auf. Ich spürte die Energie durch meinen Körper fließen und die Verwandlung durchführen. Kurz darauf fand sich meine Welt mehr als anderthalb Meter tiefer wieder.

Artemis schaute verblüfft zu mir runter. Ich lächelte verschmilzt. „Was? Glaubst du etwa, ich kann das nicht mehr? Ich glaube nicht, daß sie eine Katze gleich rausschmeißen werden." Ohne eine Antwort abzuwarten drehte ich mich um und stieß die Zimmertür auf, die ich wohlwissend nur angelehnt hatte. Dann schlüpfte ich in das Zimmer und ließ einen perplexen Artemis zurück.

Hotaru drehte sich um, als ich auf ihre Bettkante sprang und lächelte. Ich hatte mich nicht geirrt, sie brauchte wirklich nur ein wenig Gesellschaft.

(Ami)

Vorsichtig nahm ich die metallene Kiste vom Regal herunter. Eigentlich gehörte sie ja Makoto und es befanden sich auch noch deren Tagebuch und alle anderen Dinge drin, die ich damals in ihrer abgebrannten Wohnung gefunden hatte. Doch auch als alles mit den Shiekah vorbei war, hatte sie nie mehr danach gefragt. Im Geheimen hatte ich die Kiste behalten, und auch das Brettspiel der Shiekah und das Amulett der Göttin des Wassers hatte ich darin aufbewahrt.

Ich entnahm das Brettspiel der Kiste und ging damit rüber zum Tisch an dem Setsuna saß und unbeweglich zum Fenster hinausblickte. Ein kalter Schauer durchfuhr mich, als ich das wunderschöne Spielbrett, auf dem das Sonnensystem in feinsten Pinselstrichen aufgezeichnet war, auf dem Tisch ausbreitete. Deutlich sah ich in Gedanken Merkur und Cortez sich gegenüber sitzen und einen Kampf ausfechten, der alleine mit Denken ausgeführt wurde. Auf dem Brett hatte ich das Schicksal der Welt ausgespielt. Ich nahm die Figuren hervor, in Form von den neun Planeten und dem Erdenmond, und stellte sie neben dem Brett auf.

„Du wolltest es ja noch immer einmal sehen", sagte ich zu Setsuna, die sich die detaillierten Figuren ansah.

„Das ist wunderschön", stellte die äußere Kriegerin fasziniert fest und es war selten, daß man Begeisterung bei ihr erkennen konnte. „Jedoch eine grausame Art und Weise um das Schicksal der Welt zu spielen. Aber es war einfach typisch für euch beide, für Merkur und Cortez."

Ich senkte etwas beschämt den Kopf, denn wie ein Kompliment kam das nicht für mich rüber. Merkur ist eine grausame Göttin, auch wenn jeder sie für ruhig, warmherzig und nett hielt. Im Herzen war sie kaltblütig, denn wer könnte es sonst über sich bringen derartige Dinge zu tun oder eine ganze Shiekahbasis in die Luft zu jagen. Setsuna sah mich mit ihren undurchdringlichen roten Augen an. Ich wußte, was sie jetzt denken mochte. Jetzt bist du nur wieder eine Sailorkriegerin, Kleine, von der fantastischen und intelligentesten Göttin der alten Zeiten ist nichts mehr übrig.

Mit einem Ruck stand ich wieder auf. „Willst du vielleicht noch etwas Kaffee", fragte ich mit zitternder Stimme. Setsuna sah mich wieder mit diesem Blick an, der einem durch Mark und Bein ging, und legte plötzlich ihre Hand auf die meine. „Nein, danke", erwiderte sie mit ihrer dunkleren und ruhigen Stimme. „Setz dich wieder, wir haben noch einiges zu besprechen."

Ich ließ mich wieder in den Stuhl fallen und mein Herz hörte auf wie wild zu klopfen. Am liebsten hätte ich das Brettspiel wieder weggeräumt. Göttin Merkur war fasziniert davon gewesen und sie hatte es als das Schönste empfunden, was sie je besessen hatte. Ami Mizuno allerdings hatte regelrechte Angst davor. Das Brettspiel erinnerte mich zuviel an das übermenschliche Denken von Merkur.

„Dann laß uns mal anfangen", eröffnete ich und atmete durch. „Was ist denn noch zu regeln?"

Setsuna griff nach der Plutofigur und drehte sie zwischen ihren Fingern. „Wir sollten einen Zeitpunkt festlegen. Ich bezweifle, daß die anderen es schon getan haben", sagte sie ohne den Blick davon abzuwenden.

Ich nahm einen kräftigen Schluck von meiner Kaffeetasse. Einen Zeitpunkt? War das denn so wichtig? Sollte man diese ganze Zeremonie nicht so schnell wie möglich abhalten und so bald es ging? Am liebsten hätte ich es so gewollt, auch wenn es gegen Minakos Wunsch gehen würde. Ich wollte, daß dieser ganzer Hokuspokus mit den Dämonen ein Ende hatte.

„Ja, das ist wichtig", erklärte Setsuna, ohne, daß ich ein Wort gesagt hatte. „Man sollte für so etwas genau den richtigen Zeitpunkt haben, vor allem wenn Gefahr lauert, die alles unterbrechen könnte."

„Mag sein aber es sollte so bald wie möglich passieren. Ansonsten ist eine Zeremonie gar nicht mehr nötig", argumentierte ich und starrte auf das Brettspiel.

„Wir haben Glück, denn so ein perfekter Tag ist schon übermorgen", sagte die schwarz-grünhaarige Dame mir gegenüber.

„Übermorgen haben wir Donnerstag, der siebte März. Was ist an dem Tag so besonders?"

„Kennst du die Legende nicht?" Ich schüttelte den Kopf. Mit Legenden kannte ich mich nicht aus. Setsuna lächelte. „Es ist ein besonderer Tag für die Dämonen. Nicht weil es der siebte März ist, die Dämonen besitzen ja nicht denselben Kalender wie die Menschen, es ist nur Zufall, daß es darauf fällt. Es ist der Tag an dem vor Tausenden von Jahren einmal ein Dämonenkönig sich mit einem Elfenmädchen vermählt hat, und dadurch die Macht über das Reich der Elfen bekommen hatte. Das Elfenreich wurde von den Dämonen völlig unterworfen und für Hunderte von Jahren ausgerottet bis sie Hilfe von den Göttern bekamen. Es ist eine Warnung dafür, daß man nie einen Pakt mit einem Dämonen eingehen sollte. Für Dämonen selbst ist dieses Ereignis jedoch ein Feiertag geworden."

Ich hörte ihr überrascht zu. Ich begriff nicht ganz wieso das der perfekte Tag für die Zeremonie sein sollte. „Ist das nicht etwas sarkastisch", fragte ich. „Das Sternenbündnis an einem Feiertag der Dämonen abzuhalten?"

Setsuna spielte nun mit den Fingerspitzen mit der Marsfigur. „Sie werden abgelenkt sein. Gerade an diesem Tag sind die Dämonen nicht so wachsam wie sonst. Außerdem ist es eine Vollmondnacht, und das könnte unseren Kämpfer noch sehr zu Nutze kommen."

Ich nickte nur ergeben. Wenn sie es für geeignet hielt...Mir persönlich war der Zeitpunkt nicht wichtig. Ich wußte schon so wenig über dieses Sternenbündnis Bescheid. Wir Inners hatten von solchen Bräuchen keinen Schimmer.

„Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mir den ganzen Ablauf noch einmal genau erklären könntest", bat ich.

Setsuna faßte alles kurz und knapp zusammen aber verständlich genug. Eigentlich hörte sich alles für mich sehr simpel an, nur bei einem Punkt stutzte ich.

„Redest du wirklich vom Gral? Eigentlich dachte ich der Gral wäre zerstört worden", gab ich verwirrt wieder, was Usagi uns erzählt hatte, und sah die grünhaarige Frau vor mir fragend an. Diese starrte auf das Spielbrett. Über den Gral wurde schon eine Ewigkeit kein Wort mehr verloren und ich war wirklich erstaunt als sie das Thema darauf brachte.

„Ja, das stimmt", bestätigte Setsuna nach einer Weile. „Aber er ist für die Zeremonie unabkömmlich."

Ich runzelte die Stirn. Das war keine Antwort auf meine Frage. Setsunas Art nur teilweise zu antworten ging mir auf die Nerven aber ich war zurückhaltend genug mir eine Bemerkung zu verkneifen. „Darf ich fragen wie das vonstatten gehen soll?" hakte ich nach.

Die Wächterin der Zeit stellte die Spielfiguren alle im Kreis auf. Anfangs fiel es mir nicht auf, doch als sie den Mond in die Mitte setzte verstand ich. Ich verstand zwar immer noch nicht wie das etwas mit dem Gral zu tun haben kann aber Setsuna sagte nie Dinge ohne Sinn, selbst wenn sie anfangs keinen Sinn ergeben wollten. Ich schwieg und warf die Figuren um, um sie wieder mitsamt Spielbrett wegzuräumen.

(Usagi)

Rei kam nur ein paar Minuten nach Haruka, die Michiru gleich mitgebracht hatte, und wir zogen uns ins Schlafzimmer zurück, um die anderen alleine zu lassen. Es war nicht nötig und auch nicht angedacht, daß ich dabei war. Kaum hatten wir uns gesetzt und ein wenig gemütlich gemacht – so gut das möglich war bei den unterschwelligen Spannungen zwischen Rei und Michiru –, da öffnete sich die Tür wieder und Mamoru trat ein. Verwundert sah ich auf die Uhr und stellte fest, daß es tatsächlich schon so spät war.

Mamoru sah sich um und legte die Stirn in Falten, was nahezu augenblicklich zum kichern aufforderte. „Ich glaube, unsere Wohnung ist zu klein..." Mit einem verhaltenen Lachen bat ich ihn sich zu setzen und dann konnten wir endlich anfangen mit unserer kleinen Besprechung.

„Gut", eröffnete ich, „als Erstes sollten wir die Frage klären, wo wir die Zeremonie abhalten. Rei, hast du dir da schon Gedanken gemacht?" Meine langjährige Freundin nickte. Vielleicht mochte sie etwas entfremdet für mich sein aber das bedeutete nicht, daß sie mir nicht mehr viel bedeutete. „Allerdings." Rei holte eine kleine Karte hervor, auf der ein Gebiet ca. 5-7 Kilometer von der Stadt entfernt eingekreist war. „Es ist ein alter Shinto-Tempel, der schon lange nicht mehr benutzt wird. Er ist ziemlich abgelegen und von kleineren Bergen umgeben, was gut sein dürfte für die Verteidigung. Ein alter Bekannter meines Großvaters hat mir zugesichert, daß gewisse Dinge bereits da sind und wird für Diskretion sorgen. Mehr konnte ich nicht tun."

Ich nickte zufrieden. „Das ist gut genug. Irgendwelche Einwände? Michiru?" Das meerhaarige Mädchen war die ganze Zeit ruhig gewesen und hatte aufmerksam Reis Erklärung gelauscht. Jetzt schüttelte sie nur den Kopf. Ich reichte Mamoru die Karte. „Könntest du das bitte zu Mako und den anderen bringen?" Wortlos stand er auf und verließ das Zimmer und ich wandte mich wieder den anderen beiden Mädchen zu.

„Dann sollten wir jetzt zur Planung kommen. Ich habe dich hergebeten, da deine Erfahrungen sicher besser sind, als meine Erinnerungen an Gelerntes, Michiru. Wir sollten noch einmal gemeinsam den Ablauf durchgehen und dann entscheiden, wie wir alles so schnell wie möglich organisieren und umsetzen."

Wir unterhielten uns dann eine gute halbe Stunde über die wesentlichen und auch die unwesentlichen Aspekte der Zeremonie. Vieles davon war gerade für mich wichtig, da ich sie ja halten mußte, doch eine Menge Punkte waren allgemein. So z. B. die Herrichtung, die Kleiderfrage, die eigentlich nur zwischen Senshikleidung und formellen Prinzessinnenkleidern hin- und herschwankte. Rei argumentierte, daß eine solche Zeremonie nicht in Kriegerinnenkleidung abgehalten werden sollte, während Michiru praktisch dachte und zu bedenken gab, daß, wenn man plötzlich kämpfen mußte, das wesentlich hilfreicher wäre. Im Endeffekt verschoben wir den Punkt nach hinten, so wichtig war das nun auch nicht.

Auf jeden Fall gab es noch einige solcher kleinen Meinungsverschiedenheiten. Jedoch stets auf sachlicher Ebene, was mich freute, denn ich hatte nicht vor als Schlichterin aufzutreten. Wenn sie mußte, konnte Rei genauso ruhig und ausgeglichen sein wie Michiru oft rüberkam. Mit der Zeit schienen die beiden aufzutauen und ich hielt mich immer weiter zurück, um sie sich selbst zu überlassen, schaltete mich nur ein, wenn es für mich wichtig war.

„Ich denke das war alles", beendete Michiru schließlich ihren Bericht des Ablaufs. Rei hingegen schüttelte den Kopf. „Das denke ich nicht. Wir haben nämlich immer noch ein großes Problem... Was machen wir wegen dem Gral?" Michiru bedachte sie mit einem geduldigen Blick. „Ich habe mit Setsuna gesprochen. Sie sagte, darüber müssen wir uns keine Gedanken machen." Rei verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse, sagte aber nichts. „Bist du dir sicher", fragte ich an ihrer Stelle. „Wir wären ziemlich aufgeschmissen ohne Gral, um die Vereinigung zu beenden."

Für einen Moment schwieg Michiru, einige Sorgenfalten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. „Nun... Setsuna meinte, wir könnten einfach wiederholen, was wir damals getan haben. Wenn ich ehrlich sein darf, Prin... Usagi. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich klappt. Im Allgemeinen sind solche magischen Objekte wie der Gral oder der Silberkristall nie vollkommen zu zerstören. Sie leben immer irgendwie weiter und regenerieren sich früher oder später wieder. Trotzdem... Ich weiß nicht, ob die Zeit schon dafür ausreicht."

„Dann solltet ihr es so schnell wie möglich versuchen. Usagi hat Recht, wenn sie sagt, daß wir dann ziemlich auf den Trockenen sitzen, falls es nicht klappt", schaltete Rei sich ein. Mamoru und ich tauschten einen langen Blick aus. Ihm schien gerade dasselbe eingefallen zu sein. „Nein." Sowohl Rei, als auch Michiru sahen mich entgeistert an. „Es wäre unklug eine solche hohe Energiekonzentration so früh hervorzurufen. Wir warten bis Hotaru wieder auf den Beinen ist und dann versuchen wir es alle gemeinsam."

Michiru musterte mich aufmerksam. „Warum? Die Talismane alleine sollten ausreichen, wenn..."

„Das ist mein letztes Wort zu dem Thema." Rei biß sich auf die Unterlippe und schluckte einen Kommentar herunter, Michiru schwieg. Noch konnte ich ihnen nicht sagen, was ich vorhatte, das würde nur den Sinn des Ganzen verfälschen. Chibiusa hatte mir einmal – kurz bevor sie endgültig in die Zukunft zurückgekehrt war – erzählt wie die Geschichte mit den Death Busters eigentlich hätte ablaufen sollen und vielleicht war es mir, war es uns möglich das wiederherzustellen, was schon vor langer Zeit hätte sein sollen.

(Haruka)

Ich sah Michiru nach, als sie mit den beiden inneren Kriegerinnen hinter der Tür verschwand. Wahrscheinlich durfte sie sich nun einer heftigen Diskussion mit Rei ausliefern, obwohl ich zugeben mußte, daß Letztere in letzter Zeit um einiges ruhiger und ernster geworden war, wenn auch nicht unbedingt weniger störrischer. Aber es hat sich gebessert. Ich allerdings durfte mich nun wahrscheinlich wieder auf ein Duell mit der hitzköpfigen Makoto freuen, die um keinen Pfifferling weniger störrischer geworden war, eher im Gegenteil. Ehrlich gesagt freute ich mich nicht übermäßig auf das kommende Gespräch, da ja anscheinend auch noch die beiden Halbschatten dabei sein sollten. Michirus Unterstützung käme mir jetzt gerade recht. Nun, solange keiner von denen mir auf die Nerven ging, würde ich friedlich bleiben.

Ich wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als es erneut an der Wohnungstür klingelte. Nach kurzem Zögern beschloß ich zu öffnen. Vor mir stand der Halbschatten Saito und lächelte verlegen, als er mich erblickte. Irgendwie konnte ich Typen wie ihn nicht ab, die mit ihrer charmanten Freundlichkeit glaubten jede einwickeln zu können. Vor allem wenn sie unter dieser Fassade eigentlich kaltblütige Kämpfer waren. Obwohl, sympathischer als diese Softies von Starlights war er mir allemal. Allerdings fragte ich mich ernsthaft wie er sich überwinden konnte mitzukämpfen. Und das während seine Freundin, oder meinetwegen Exfreundin, eine Vermählung einging. Sowohl Saito, als auch Minako waren mir mit ihrer Liebeseinstellung ein Rätsel.

„Ja", fragte ich mit hochgezogenen Brauen.

„Bin ich hier richtig? Für die Kampfbesprechung meine ich?" wollte er wissen und fuhr sich nervös durch die wirren, weißen Haare. „Oder hat Dallas mir wieder Blödsinn erzählt?"

„Nein, Makoto und er warten schon im Wohnzimmer", antwortete ich kühl und knallte die Tür hinter ihm zu. Ich ging voraus, er mir gleich hinterher. Makoto saß gemütlich ausgestreckt im Sofa, während Dallas halb über ihr lehnte.

„Hi, Haruka!" rief sie mir zu, anscheinend gutgelaunt. Ich brummte eine Antwort und setzte mich in den ungemütlichen Strohsessel, während Saito sich neben Makoto fallen ließ.

„Wie, kämpfst du auch mit", fragte er die Brünette erstaunt. „Ich dachte, du mußt bei der Zeremonie als Sternenpate antanzen?"

„So ist es ja auch, Haruka kämpft ja auch nicht mit", antwortete sie. „Von den Sailorkriegerinnen muß da jede anwesend sein. Aber ihr habt ja eure Unterstützung, Dallas hat sie schon kennengelernt."

Sie grinste Dallas an, der sich dazu ausschwieg. Ich räusperte mich.

„Nun, wie auch immer." sagte ich. „Artemis wird wahrscheinlich auch mit euch kämpfen, was Luna anbelangt habe ich keine Ahnung. Eigentlich ist es ja eure Entscheidung aber ich würde vorschlagen ihr laßt die Liebesengel zuerst antreten wenn Gefahr droht, und eilt ihnen zu Hilfe, wenn sie es nicht schaffen."

„Also ich weiß nicht, was soll denn das für ein System sein..." widersprach Makoto sogleich. „Nachher wird uns nachgesagt wir schicken sie als Abprallmauer vor."

„Unsinn, gar nichts wird uns nachgesagt werden. Sie helfen uns freiwillig und wissen die Gefahren zu schätzen. Meinetwegen könnt ihr es auch umgekehrt machen aber da ihr stärker seid ist es nur logisch so. Allerdings sehe ich ein weiteres Problem und zwar was euren Gebrauch von Magie angeht. Ihr benutzt schwarze Magie, ist das richtig?"

 „Ja, so ist es", antwortete Saito stirnrunzelnd.

„Nun, wenn ihr einen Feind nicht körperlich angreifen könnt, dann könnte dies ein Problem sein."

„Das bezweifle ich", entgegnete Dallas. „Man braucht nicht nur Magie um Dämonen zu vernichten, wenn man seine Körperkraft in Energie umwandelt reicht das völlig aus. Was glaubst du denn? Wir Halbschatten mußten jahrelang gegen diese verdammten Viecher kämpfen."

Ich bedachte ihn mit einem kühlen Blick. „Schön, du mußt es ja wissen", murmelte ich, mich fragend wozu ich eigentlich hier war, wenn sie alles schon wußten.

„Wo findet das Ganze denn schlußendlich statt?" wollte Makoto wissen.

„Ich dachte Rei sollte dies auskundschaften", erwiderte ich.

„Wenn das so ist...Wartet einen Augenblick, ich geh mal nachfragen. Wenn wir nicht mal wissen, wo es stattfinden soll, hat es ja keinen Sinn weiterzudiskutieren." Mit einem Satz war sie zur Tür raus und ich saß alleine da mit den beiden Halbschatten, die begannen in irgendeiner fremden Shiekahsprache miteinander zu sprechen. Zerknirscht biß ich mir auf die Unterlippe bis die kräftige Brünette wieder hinein kam.

„Ein alter verlassener Tempel", verkündete sie. „Hier ist die Karte, seht's euch an."

„Das ist aber nicht besonders weit von hier", bemerkte Saito. „Findet ihr das klug? Warum habt ihr nicht einen Ort in irgendeinem fernen Land gewählt?"

„Das würde wohl kaum viel ändern!" antwortete ich bissig.

„Wenn ihr meint..." murmelte er. „Wer sind eigentlich diese Unterstützer, wenn ich fragen darf?"

„Drei...nein, vier Liebesengel und ein Halbdämon." erklärte Makoto.

„Aha." sagte Saito perplex. „Liebesengel? Und mit was für Mittel kämpfen die?"

„Nun, sie benutzen eher weiße Magie und verlassen sich auf ihre verliehenen Zauberkräfte. Sie sind ein guter Ausgleich", mischte ich mich wieder ein. „Sie werden einen größeren Schutzkreis um den Tempel bilden, während ihr knapp davor ausharrt."

Sie schwiegen alle eine Weile, bis Saito plötzlich wieder das Wort erhob. „Es tut mir Leid aber ich würde es lieber umgekehrt machen", bemerkte er und lächelte wie immer, doch diesmal war das Lächeln traurig. „Die größere Gefahr lauert von außen und daher solltet ihr uns dorthin schicken. Außerdem möchte ich Minako dabei nicht über den Weg laufen. Sie soll nicht wissen, daß ich sie beschütze. Ich kenne sie, sie will lieber glauben, daß sie alles ohne mich meistern wird. Das kann sie gerne haben. Ich schlage vor wir nehmen uns die äußere Zone vor, Dallas."

Dieser nickte wortlos. Makoto schwieg ebenfalls und auch ich war etwas betroffen. In dem Moment hatte Saito trotz allem meine Hochachtung verdient, denn selten gab es Leute, die so was machen würden. Ich nickte ihm schließlich zu.

„Gut, wie du willst."