Das Geheimnis am Samstagabend



Harry erzählte seinen Freunden davon, als sie wieder in der Wohnung waren. Hermine machte einen entsetzen und Ron einen ängstlichen Gesichtsausdruck. Clair war ruhig und schien angestrengt nachzudenken. Luc und Jean, der wieder aus der Krankenstation entlassen wurden war, warfen sich verstohlene Blicke zu. "Ich glaube damit hätten wir den Beweis" sagte Clair plötzlich in einem ernsten und ruhigen Tonfall, den Harry so von ihr nicht kannte. Er war sich sicher, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. "Was meinst du damit?" fragte Hermine und kam Harry zuvor. "Nun, es heißt, dass Pierre Lacont, also Veroniques Vater, einer der größten Anhänger Voldemorts ist. Es konnte ihm aber nie nachgewiesen werden. Er hatte weder das dunkle Mal, noch ein anderes Erkennungszeichen" erklärte Clair. "Wenn ihr mich fragt ist er der gefährlichste Todesser von allen und Veronique steckt auch in der Sache mit drin" setzte sie noch hinzu und schien von ihren Worten voll und ganz überzeugt zu
sein. Harry überkam ein eisiger Schauer. Er hatte jetzt keine Lust an Voldemort zu denken, obwohl er wusste, dass dieser stetig an Macht gewann. Harry war so glücklich gewesen, als er hierher nach Beauxbatons gekommen war. Es hatte so viel Spaß gemacht mit seinen Freunden zusammen zu sein. Doch jetzt warfen zwei Augen einen Schatten auf das Geschehene. Warum hatte sich Harry überhaupt umgesehen? Hätte er nicht einfach geradeaus weitergehen können? All das schoss ihm nun durch den Kopf. Eine merkwürdige Stille trat ein, die Harry wieder innerlich frösteln ließ. "Ach du meine Güte ich hab ja ganz vergessen euch von dem Osterball zu erzählen" durchbrach Clair plötzlich das Schweigen und holte Harry aus seinen Gedanken. Ein Osterball? "Also nun mal von vorne. Was für ein Osterball?" fragte Ron und die trüben Gedanken wurden verdrängt. "O.k., morgen Abend gibt es den Osterball. Dazu müsst ihr Jungs eure Festumhänge tragen und die Mädchen...nein, das bleibt eine Überraschung"
sagte Clair. "Komm schon sag's mir" bettelte Hermine, doch Clair wollte nichts verraten. "Ich glaub ihr solltet euch beeilen und noch eine Tanzpartnerin finden Jungs" schmunzelte Clair. "Also schön" sagte Ron und wandte sich Hermine zu. Harry wusste was er vorhatte. Letztes Jahr hatten sich Ron und Hermine nach dem Weihnachtsball gestritten und Hermine hatte gesagt, dass Ron sie beim nächsten Ball doch gleich fragen sollte. Das tat Ron nun auch. "Hermine ich möchte dich hiermit fragen, ob du mit mir zum Ball gehst." Hermine lachte und stimmte schließlich zu. "Also dann Harry, auf geht's" sagte Clair und schmunzelte. Gemeinsam zogen sie los, um ihre Verabredungen klar zu machen. In einem Gang trafen sie auf Fred und George. Clair fragte George keck, ob er sie zum Ball begleiten würde. "Hm, na ja ich glaube mit dir kann ich mich einigermaßen sehen lassen. Was meinst du Fred?" antwortete George und hatte die Lacher auf seiner Seite. Harry suchte nach Cho Chang. Dieses mal
musste es einfach klappen. Er traf sie schließlich auf einem der Flure mit ein paar Beauxbatons um sie herum. "Äh Cho könnte ich dich was fragen" begann Harry und biss sich fast auf die Zunge. "Klar" antwortete Cho und setzte ihr schönstes Lächeln auf. "Ich äh, ich wollte...ich wollte fragen ob du..." "Vergiss es Potter, kein normales Mädchen geht mit dir zum Ball" höhnte Malfoy, der mit Veronique und ihrer Bande grade an ihm vorbei lief. "Ich geh gerne mit dir" sagte Cho leise und verschwand. Harry war glücklich und hatte die Ereignisse des Vormittages schon fast vergessen. Er machte sich auf die Suche nach Clair, denn er hatte sie mit den Zwillingen alleingelassen, um in Ruhe mit Cho reden zu können. Er kam an einer Klassenzimmertür vorbei, aus der er Geräusche hörte. Harry versicherte sich, dass niemand sonst diesen Flur lang lief und legte sein Ohr an die Tür des Zimmers. "...Nein Vater, ich will nicht mehr. Ich weiß nicht einmal, was heute Vormittag geschehen ist." "Es
ist alles in Ordnung Kind, so beruhige dich doch..." "Nein, ich will jetzt wissen, was passiert ist. In letzter Zeit habe ich immer mehr Gedächtnislücken. Sei ehrlich, habe ich etwas mit dem Gewitter zu tun?" "Red keinen Unsinn..." "Und was ist mit Jean? Bin ich schuld an seinem Sturz beim Training?" "Beruhige dich...Das ist doch Unsinn." "Weißt du was mir reicht es. Ich gehe." "Du bleibst wo du bist Imperio!" Harry hatte genug gehört. Er lief davon. Er war sich sicher zu wissen, wer in diesem Zimmer gewesen war. So schnell er konnte rannte er zurück zur Wohnung. "Harry, was ist denn los? Wo warst du?" fragte Clair, die in der Küche saß. "Sie ist unschuldig. Ihr Vater kontrolliert sie" stammelte Harry und Clair sah ihn nur verblüfft an. "Wer Harry?" fragte sie und versuchte den völlig verstört wirkenden Harry zu beruhigen. Hermine und Ron kamen nun ebenfalls in die Küche. "Was ist denn los?" fragte Hermine. Clair war aufgesprungen und hatte Harry ein merkwürdiges Gebräu in
die Hand gedrückt. "Hier trink und dann erzähl uns alles genau" forderte sie auf. Harry trank und er beruhigte sich schlagartig. Er erzählte alles und wiederholte jedes einzelne Wort des belauschten Gespräches. "Ich wusste es" sagte Clair schließlich. "Was sollen wir jetzt tun?" fragte Ron nervös. "Gar nichts" meinte Clair. "Was soll das heißen?" fragten Harry, Ron und Hermine gleichzeitig. "Wenn Lacont mitkriegt, dass wir was wissen, dann können wir drauf wetten, dass Voldmort persönlich hier antanzt. Wir müssen rauskriegen, was er vorhat." "Aber wir haben keine Zeit. Am Sonntag reisen wir ab" meinte Hermine. "Wir haben den Ball" meinte Clair.


Der Samstag kam und am Vormittag wurden bei einer feierlichen Zeremonie die Gewinner des Osterturniers bekannt gegeben. Hermine und Blaise Zabini teilten sich den erste Platz für Arithmantik. Zauberkunst und Verwandlung ging mit deutlichen Vorsprung an Marie und Kräuterkunde-Zaubertränke gewann Veronique und ihr Partner, Marc. Malfoy und Neville hatten keine Chancen ohne ihre Partner. Die Einzige, die Hogwarts in der Kategorie Zauberkunst und Verwandlungen hätte vertreten können, die kleine Aura-Hexe Marylou Enerby, war schon längst wieder in Hogwarts und so hatte Marie freie Bahn. Auch sie hatte es nicht ganz ohne Schwierigkeiten geschafft. Einer der riesigen Kronleuchter in der Aula hatte sich gelöst und sie nur knapp verfehlt. Es waren noch andere merkwürdige Unfälle passiert, die ein paar Hogwartsschüler fast aus dem Rennen geworfen hätten.

Langsam wurde es Abend und die Mädchen machten sich in ihren Zimmern fertig. Harry und die anderen Jungs hatten ihre Festumhänge schon längst an und warteten jetzt ungeduldig. "Kann mir mal jemand sagen, warum Mädchen immer so ewig lange brauchen?" fragte Ron. "Woher soll ich das wissen. Ich bin Keins" antwortete Harry. In diesem Moment ging die Tür des Mädchenzimmers auf. Hermine, Clair, Marie und Hannah trugen alle das gleiche Kleid, nur in verschiedenen Farben. Alle Mädchen hatten als Kopfschmuck lange, flauschige Hasenohren in der Farbe ihres Kleides und ein kleiner schneeweißer Puschelschwanz war auf die Kleider genäht. Es sah einfach nur niedlich aus. Clair konnte sich kaum noch halten vor Lachen, so komisch fand sie sich selbst. "Wenn auch nur einer von euch lacht, dann gibt es hier Tote" sagte Hermine, doch auch sie lächelte. Ron bekam seinen Mund vor Staunen gar nicht mehr zu. Hermine trug ihre Haare offen, doch anstatt, dass sie strubbelig in alle Himmelsrichtungen
abstanden, fielen sie gleichmäßig gelockt über ihre Schultern. Ihr Kleid war goldfarben und passte perfekt zu ihren braunen Augen. Clairs glänzte silbern und ihre strohblonden Haare waren kunstvoll hochgesteckt. "Also, auf in den Kampf" sagte sie.

Harry traf Cho vor der Aula. Auch sie trug so ein Kleid und hatte die Hasenverkleidung. Ihr Kleid war strahlend blau und Harry freute sich sehr, dass sie mit ihm ausging. George hatte so getan, als würde er in Ohnmacht fallen, als er Clair gesehen hatte.

Die Aula war wunderschön geschmückt. Ein paar Elfen sorgten auf wundersame Weise für tolle Musik und Harry hatte keine Hemmungen zu tanzen. Clair und George waren nur am Tanzen und schließlich total erschöpft. Harry jedoch konzentrierte sich auf jemand anders. Pierre Lacont stand missmutig in einer Ecke und beobachtete seine Tochter Veronique, die mit Draco Malfoy tanzte, genau. Er schien auf etwas zu warten. Auch Hermine und Ron beobachteten ihn genau. Selbst Clair und George ließen ihn nicht aus dem Auge. Als die letzten Töne eines Liedes verklungen waren, gab Pierre Lacont seiner Tochter ein Zeichen und die folgte ihm nach draußen. Clair und George, die es bemerkt hatten und näher an der Tür standen, waren schnell nach draußen gehuscht. Nachdem die Laconts die Aula verlassen hatten warfen sich Harry, Hermine und Ron Blicke zu und stahlen sich langsam nach draußen. Auf dem Flur fanden sie George und Clair, die ziemlich miteinander beschäftigt schienen. Sie ließen jedoch
sofort voneinander ab und grinsten. "Die haben gedacht, wir würden hier nur rumknutschen und sind einfach an uns vorbeigelaufen" freute sich George über den gelungenen Plan. "Sie sind in Richtung des Zaubertrankraums gegangen" erklärte Clair und führte sie schließlich die Treppen hinunter zu einem Klassenraum. Von drinnen waren Stimmen zu hören. "Meister, ich werde euch diese Avalonhexe bald bringen können, aber bis dahin müsst ihr euch noch etwas gedulden. "Ich will mich aber nicht gedulden. Ich will sie jetzt" "Ja Meister, ich verstehe." "Nein, du scheinst überhaupt nichts zu verstehen. Ich glaube ich muss dir Gehorsam beibringen Crucio" Ein ohrenbetäubender Schrei ließ alle zusammenschrecken. Clair konnte nicht anders und stieß die Tür auf. Pierre Lacont lag auf dem Boden vor Schmerz. Seine Tochter, Veronique, schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden und hatte ihren Zauberstab auf ihren Vater gerichtet. Langsam wand sie den Freunden den Kopf zu und nun konnte Harry ihr
Gesicht sehen. Es war das gleiche schlangenartige Gesicht und die gleichen rotglühenden Augen, Lord Voldemorts.