"Kiss me"

"Do, re, mi, fa, so, la, si, do" Seit geschlagenen zehn Minuten trällerte Zoe nun schon die Tonleiter und jedes Mal bekam sie ein: "Bravo, wie wunderbar!" von Professor Flitwick. Harry wartete vor der Tür eines Klassenzimmers. Er war mit Zoe verabredet. Sie wollten ihre allabendlich Runde mit dem Crup, den sie auf ,Merlin' getauft hatten, drehen. Harry sollte Zoe hier abholen, doch sie war mittlerweile schon eine Viertelstunde überfällig. Plötzlich sprang die Tür auf. "Auf Wiedersehen, Professor, bis nächste Woche." "Auf Wiedersehen Zoe und such dir ein Lied aus!" "Mach ich Professor, tschüß." Zoe machte die Tür hinter sich zu und trat zu Harry auf den Gang. Sie stieß hörbar die Luft aus und rollte mit den Augen. "Tut, mir leid Harry, Professor Flitwick hat mich einfach nicht gehen lassen." Bevor Harry auch nur irgendwas sagen konnte hatte sie ihm schon eine Kuss aufgedrückt. "Schon vergessen" meinte Harry schließlich. "Was habt ihr da drin überhaupt veranstaltet?" fragte
er. "Professor Flitwick gibt mir Gesangsunterricht. Er meint ich hätte Talent und das ich mit ein wenig Übung bald Zaubergesänge beherrsche." "Wow" staunte Harry. "Glaub mir, so toll ist es nicht. Aber wenigstens hab ich ne Freizeitbeschäftigung." Sie gingen hinunter auf die Länderein und redeten über dies und das, während sie mit Merlin um den See liefen.

Am nächsten Tag saß Harry ziemlich gelangweilt in Eves Unterricht. Sie war zickig und gereizt. Anscheinend, weil sie beim Wettbewerb nicht gewonnen hatte. Sie hatte es sich seit Halloween abgewöhnt in aufreizender Kleidung durchs Schloss zu laufen, was sie irgendwie langsam uninteressant machte. Harry hatte gesehen, wie Professor McGonagall mit ihr gesprochen hatte. Eigentlich konnte man nicht von einem Gespräch reden. Sie hatten sich gegenseitig angekeift, bis Professor McGonagall laut schrie, dass sie Slytherin 20 Punkte abziehen würde. Weswegen hatte sie nicht geschrieen. Seit dem schien Eve beleidigt und ratterte einfach nur ihren Unterricht runter. Heute schien es Harry nicht anders, doch plötzlich überkam ihn ein komisches Gefühl. Die Kette mit dem Stein daran, die er unter seiner Robe trug wurde irgendwie immer schwerer und bedrückender. "Heute will ich euch ein wenig vom Buch von Avalon erzählen" verkündete Eve. "Nun, dieses Buch soll einst von Merlin selbst
geschaffen worden sein. Er schrieb seine mächtigsten Zaubersprüche hinein und Rezepte für Zaubertränke. In jeder Generation vervollständigten Hexen und Zauberer es. Das Buch wurde zu einer gefährlichen Waffe, zusammen mit einigen anderen Dingen, dessen Ursprung auf Avalon liegt. Zur ersten Jahrtausendwende beschloss man es zu entkräften. Man versiegelte es mit einem besonderen Schloss. Die Schlüssel dazu sind vier Edelsteine, die über ganz Europa verstreut wurden. Jeder von ihnen steht für ein Element, so wie jedes Haus von Hogwarts für ein Element steht. Bis jetzt wurden zwei von ihnen gefunden." Eve holte etwas aus ihrer Tasche hervor. "Dumbledore hat sie mir gegeben, um sie euch zu zeigen. Eve hielt eine Schatulle in der Hand. Darin lagen auf rotem Samt zwei Edelsteine. Ein strahlend blauer Saphir und ein leuchtend grüner Smaragd. Beide gleich und genauso geschliffen, wie Harrys Stein unter der Robe. "Der blaue Saphir symbolisiert das Wasser und der Smaragd die Erde"
erklärte Eve und zeigte jedem die zwei Steine. Als sie bei Harry angekommen war, spürte dieser, wie sein Stein wärmer wurde. Auch die anderen beiden in der Schatulle begannen zu glühen. "Merkwürdig, das haben sie noch nie gemacht. Nun ich schätze, es ist einfach zu viel Magie in dieser Schule." Eve ließ die Schatulle zuschnappen und ging wieder nach vorne zum Lehrerpult. Sofort fühlte sich Harry erleichtert. Was hatte es mit diesen Steinen auf sich? Es war wohl mal wieder Zeit mit Clair zu reden.

Spät in der Nacht, als Harry sicher sein konnte, holten Harry den Stein hervor. Er glühte leicht. "Bring mich zu Clair" murmelte Harry und wieder verschwand er aus dem Schlafsaal und war plötzlich auf Avalon. Er wartete. Fünf Minuten später erschien Clair. "Was gibt's Harry?" fragte sie. Harry holten den Stein hervor. "Was genau ist dieser Stein?" fragte er. "Mhm, wenn du mich fragst, ein Rubin. Wieso, gefällt er dir nicht mehr?" "Nein, das ist es nicht. Es ist heute etwas merkwürdige passiert..." Und Harry begann zu erzählen. "Davon hab ich ja noch nie gehört" sagte Clair, als Harry geendet hatte. "Es ist gut möglich, das er einer der Vier ist, Harry. Ich habe ihn allerdings hier auf Avalon gefunden. Zusammen mit diesem hier." Clair holte eine Kette hervor. An ihr war ein Diamant befestigt, der genauso geschliffen war, wie Harrys und wie die Steine, die Eve ihnen gezeigt hatte. "Das gibt's doch nicht" brachte Harry heraus. "Anscheinend schon" antwortete Clair. Die beiden
Steine leuchteten und Harry spürte wieder, wie sein Stein warm wurde. "Also gut Harry, im Moment können wir nichts weiter tun, als abzuwarten, wenn dieses Buch wirklich so mächtig ist, dann müssen wir aufpassen, das es nicht in die falschen Hände gerät. Ich werde mich auf die Suche nach ihm machen, ich habe hier auf Avalon zu allem Zutritt" sagte Clair. Harry nickte. Dann verschwanden beide, wie aufs Stichwort.

"Wach auf Harry, du kommst noch zu spät" Von Ron geweckt zu werden bedeutete nichts Gutes. Harry drehte sich um und sah auf die Uhr. "WAS?" Sofort sprang er auf, zog sich an und rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten hinunter in die Große Halle. Dort herrschte eine unruhige Stimmung. Hermine sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Irgendetwas hatte sie anscheinend vollkommen durcheinander gebracht. Sie kam auf Ron und Harry zu. "Könnt ihr euch noch an Abby Morgan erinnern?" fragte sie mit leiser Stimme. Was für eine Frage. "Natürlich" antworteten sie. "Nun, sie wurde letzte Nacht anscheinend von einem Vampir angegriffen." "Von einem Vampir? Wie ist das möglich?" fragte Ron ungläubig. Hermine zuckte mit den Schultern. "Geht es ihr gut?" wollte Harry wissen. "Sie liegt in der Krankenstation. Zum Glück ist sie bei Bewusstsein. Dumbledore hat sie schreien hören. Sein Auftauchen hat den Vampir wahrscheinlich verjagt. "Meinst du sie wird..." "Nein, sie wird
sich nicht in einen Vampir verwandeln" schnitt Hermine Harry das Wort ab. "Dazu hatte der Vampir zu wenig Zeit." Den Rest des Tages sprach ganz Hogwarts über nichts anderes. Die Erstklässler sahen am verstörtesten aus. Aber auch Zoe schien sehr durcheinander, wie Harry bemerkte. Am ungewöhnlichsten verhielt sich allerdings Eve. Mal sah man sie mit einem hämischen Grinsen durch die Gänge laufen und mal mit einem Ausdruck von Nachdenklichkeit und Ernst, so als würde sie einen inneren Kampf durchmachen.

Am Nachmittag, als Harry und die anderen gerade über ihren Hausaufgaben brüteten, klopfte es am Fenster. Harry hob den Kopf. "Hedwig". Sofort öffnete er das Fenster und lies seine Eule hinein. Ein Brief war an ihr Bein gebunden. "Von Shy" verkündete Harry. "Nun lies schon vor" befahlen Ron und Hermine. Harry nickte und begann zu lesen:

"Lieber Harry,

ich hoffe es geht dir gut. Was machen Ron und Hermine? Sirius und ich freuen uns schon sehr dich bald wiederzusehen. Wir haben ein paar Überraschungen für dich. Doch du wirst dich noch bis Weihnachten gedulden müssen. Wenn du möchtest kannst du dir ein paar Freunde zu einer Silvesterparty einladen. Sirius will ein paar neue Feuerwerkskörper ausprobieren.

Bis bald und schreib zurück

Shy & Sirius"

"Möchte wissen, was das für Überraschungen sind" sagte Ron. Hermine grinste. "Was ist?" fragte Ron. "Also wenn du da nicht von selbst drauf kommst Ron, dann kann ich dir auch nicht helfen." "Ach komm schon." Hermine schüttelte den Kopf. Harry lächelt in sich hinein. Es machte wirklich Spaß den beiden zuzusehen. Er wusste zwar auch nichts mit Shys Andeutungen anzufangen, doch zerbrach er sich nicht so sehr den Kopf darüber, wie Ron. Nach dem Abendessen war er mit Zoe verabredet. Merlin war wirklich ein sehr anspruchsvolles Tier. Harry erzählte Zoe von dem Brief. Auch sie lächelte, genau wie Hermine. "Also wirklich, habt ihr Frauen eine Geheimsprache, oder warum scheint ihr euch blind zu verstehen?" fragte Harry mit gespielter Fassungslosigkeit. "Ach, das würdest du eh nicht verstehen" grinste Zoe und gab Harry einen kleinen Kuss. "Ach Harry, ich brauche deine Hilfe" sagte sie plötzlich. "Wieso?" fragte Harry. Sie setzten sich auf den umgefallenen Baumstamm am See. "Ich sollte
mir ein Lied aussuchen mit einer bestimmten Botschaft, damit Professor Flitwick sieht, wie gut ich bin." "Und was hab ich damit zu tun?" "Du bist meine Testperson!" Zoe holte ihren Zauberstab hervor. Sie flüsterte irgendetwas und der Zauberstab verwandelte sich in eine Gitarre. "Ich dachte du kannst keine Gitarre spielen?" staunte Harry. "Kann ich auch nicht. Das ist eine Zaubergitarre. Die spielt von allein." Harry staunte nicht schlecht. Zoe nahm die Gitarre in die Hand und tat so als würde sie Spielen. Tatsächlich gab die Gitarre Töne von sich. Nach kurzer Zeit begann Zoe zu singen.

"Kiss me, out of the bearded barley
Nightly, beside the green, green grass
Swing, swing, swing the spinning step
You wear those shoes and I will wear that dress
Oh, kiss me beneath the milky twilight
Lead me out on the moonlit floor
Lift your open hand
Strike up the band and make the fireflies dance
Silver moon's sparkling, so kiss me
Kiss me down by the broken tree house
Swing me upon its hanging tire
Bring, bring, bring your flowered hat
We'll take the trail marked on your father's map
Oh, kiss me beneath the milky twilight
Lead me out on the moonlit floor
Lift your open hand
Strike up the band and make the fireflies dance
Silver moon's sparkling, so kiss me
Oh, kiss me beneath the milky twilight
Lead me out on the moonlit floor
Lift your open hand
Strike up the band and make the fireflies dance
Silver moon's sparkling, so kiss me
So kiss me
So kiss me"

("Kiss me" by Six pence non the richer)

Erwartungsvoll blickte Zoe Harry an. "Und?" fragte sie. Harry war wie verzaubert. Was sollte er noch groß sagen? Er tat einfach dass, wozu ihn Zoe in ihrem Lied aufgefordert hatte und anscheinend war das genau die Antwort, die Zoe haben wollte.