The Final Step to the Master
Episode 4
(Erzähler)
Heute sind Ash und Richie in Azuria City, wo Ash Misty wiedertreffen möchte. Wie ist es ihr wohl inzwischen ergangen? Schauen wir mal in die Azuria City Arena." Ich entdecke Misty friedlich schlummernd in ihrem Bett. Nun ja friedlich... Sie wälzt sich etwas hin und her und ich höre sie etwas, das sich stark nach „Ash" anhört, murmeln. „Oh, was war das? Schaut aus, als ob sie einen schlechten Traum hat. Laßt uns mal nachschauen." (Anm. des Autors: So was! Das gehört sich aber nicht in fremder Leute Träume zu schauen. Nun ja, das könnte aufschlußreich werden.)
---Rückblick---
Indigo Stadion (Misty)
„Glurak, Geowurf!" Die Menge um sie herum jubelte. Ashs Glurak schoß mit seinem Gegner in die Tiefe hinab und wieder auf das Stadion zu. Der größte Teil des Kampfes hatte in der Luft stattgefunden, was es Ash und Siegfried schwer gemacht hatte die Übersicht zu bewahren. Über eine halbe Stunde hatten die beiden sich nun schon bekämpft, Attacken um Attacken ausgetauscht, eingesteckt und zurückgeschlagen.
Aber jetzt sah es tatsächlich nach einem Sieg für Glurak aus. Es hatte Dragoran mit einem brillanten Konter gepackt und setzte nun den vernichtenden Geowurf an. Siegfried schien aber nicht im geringsten beeindruckt, auch wenn sich selbst bei ihm bereits Schweißperlen gebildet hatten. „Dragoran, Eisstrahl nach unten!" Ich hielt wie die ganze Arena den Atem an, als Dragorans Eisstrahl den Boden berührte. Er hatte so eine Rückstoßwirkung, daß es Dragoran mit Gewalt aus Gluraks Griff befreite und hoch in die Luft katapultierte. Ashs Glurak war für einen Moment verwirrt und konnte seinen eigenen Sturz nur knapp abfangen. „Hyperstrahl!" befahl Siegfried. Dragoran drehte sich in der Luft und griff an. Schützend hielt ich eine Hand vor die Augen. Ich hörte einen Knall, als der Strahl einschlug, dann Ashs Rufen. Vorsichtig sah ich wieder hin, der Rauch verzog sich. Glurak lag benommen auf dem Stadionboden, versuchte aufzustehen und sackte dann völlig erschöpft zusammen.
Seufzend ließ ich mich in meinen Sitz zurückfallen. Das war es also gewesen.
Ich erwischte Ash, als er gerade mit seinem Gegner sprach, der stolz aber dennoch ziemlich fertig den Pokal des Siegers trug. „Ich hoffe, wir wiederholen das nächstes Jahr", hörte ich Siegfried noch sagen. Die beiden gaben sich die Hand und Siegfried ging dann.
„Tut mir Leid, Ash", sagte ich leise. „Ist schon in Ordnung. Dann eben nächstes Jahr. Diesmal war er vielleicht ein Stück besser aber das wird sich ändern." Das war nicht Ash nach seinem ersten Turnier. Beim letzten Mal war er total niedergeschlagen, jetzt schien er nur noch mehr angespornt. „Was machst du nun?" stellte ich die unvermeidbare Frage. „Hm, ich werde nach Alabastia zurückkehren und mich intensiv auf den nächsten Wettkampf vorbereiten." Endlich drehte er sich zu mir um aber ich wünsche fast, er hätte es nicht getan. „Du kannst mitkommen, wenn du willst", bot Ash mir an.
Das hatte ich befürchtet und vor der Antwort hatte ich Angst. „Ich würde wirklich gerne aber... Ich habe mit meinen Schwestern gesprochen. Die Arena läuft nicht gut und sie müssen sie möglicherweise schließen. So gerne ich auch mitkommen möchte, es geht nicht. Ich muß zurück." Traurig senkte Ash den Blick, ich sah winzige kleine Tränen, die er aber genauso schnell wieder unterdrückte. Ich war etwas geschockt von dieser Reaktion. „Dann müssen wir wohl auf Wiedersehen sagen", meinte er tonlos. Auch ich konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. „Ja, auf Wiedersehen, Ash und Pikachu, macht's gut."
Damit drehte ich mich um und rannte los. Bist du dumm, schimpfte ich mich. Was soll das? Wieso fiel mir der Abschied so schwer? Tränen tropften zu Boden, ich wollte nicht weinen aber ich konnte nicht anders. Das war es, wovor ich Angst hatte. Ich hatte Angst, daß Ash meine Gefühle sah. Meine Gefühle für...
---Ende Rückblick---
Wohin soll mein Weg führen? Azuria City - Ort der Entscheidungen
Azuria City Arena (Misty)
Ruckartig setzte ich mich kerzengerade in meinem Bett auf. Nur ein Traum. Nun, nur ein Traum war es auch nicht. Es war schon so passiert. Ich hatte gedacht dieses Ereignis aus meinem Unterbewußtsein verdrängt zu haben. Da hatte ich mich wohl getäuscht.
Verschlafen schwang ich mich aus dem Bett und ging mir Frühstück machen. Meine Schwestern waren nicht da. Sie hatten nicht gesagt wohin. Als ich gestern spät nach hause kam, lag da nur ein Zettel, daß sie erst am nächsten Tag wiederkommen würden. Nun, das sollte mich nicht stören, damit hatte ich die Arena für mich allein. Nach dem Traum war das auch ganz gut so.
Ich beendete das Frühstück und ließ meine Wasserpokémon dann etwas im Pool schwimmen. Togepi rannte mal wieder wie verrückt durch die Gegend, wobei ich ständig Angst bekam, daß es ins Wasser fiel. Es war sehr wenig über dieses Pokémon bekannt und ich fragte mich, ob und wann es sich entwickeln würde. Und vor allen Dingen, was dabei rauskommen würde. Nun ich würde es schon merken.
„Hallo!" hallte ein Ruf durch die Gänge. Er kam vom Eingang. So früh am Morgen schon Besucher? Wahrscheinlich ein übermütiger Trainer, der es nicht abwarten konnte. So wie Ash damals. Verdammt, hör endlich auf an ihn zu denken. Das ist ja schlimm heute. Ich eilte in Richtung Eingang und erblickte einen kleinen Jungen. Nicht viel älter als Ash damals – schon wieder Ash! „Kann ich dir helfen", fragte ich, bemüht meine miese Morgenstimmung nicht durchsickern zu lassen. „Ja, ich will den Arenaleiter von Azuria City herausfordern", erwiderte er selbstbewußt. „Dann komm mit", meinte ich und schlug den Weg zurück zum Pool ein.
Als wir da waren, sammelte ich erstmal meine Pokémon und Togepi ein, letzteres setzte ich in einer sicheren Ecke ab. Dann drehte ich mich wieder zu dem jungen Trainer um, der ungeduldig wartete. „Drei gegen Drei. Keine Zeitbegrenzung", erklärte ich. Verdutzt sah mein Gegenüber mich an. „Du? Sag nicht, daß eine dumme Göre wie du hier Arenaleiterin ist?" Meine Stimmung war auf dem Siedepunkt und explodierte regelrecht. „Was fällt dir ein, du kleiner Rotzlöffel? Ein bißchen mehr Respekt, wenn ich bitten darf, oder du kannst deinen Orden vergessen! Kapiert?" Der Junge schien wenig beeindruckt. „Wollen mal sehen wie lange du durchhältst. Los, Glumanda!" Damit schickte er sein erstes Pokémon in den Kampf. Der Junge schien noch genauso naiv zu sein wie Ash damals. „Na schön. Das wird ein kurzer Kampf. Los, Starmie!" Ich würde dem frechen Knirps eine ordentliche Lektion erteilen. „Glumanda, Glutattacke!"
„Starmie, unter Wasser und Tackle!" Der kleine Feuerball schoß ins Leere und Starmie schoß treffsicher aus dem Wasser hervor. „Beende es, Starmie! Aquaknarre, los!" Glumanda wurde hart getroffen und fiel rückwärtig von der Plattform. „Oh nein, Glumanda! Zurück! Du bist dran, Bibor!" Nein, ich haßte Bibors! Dieses Exemplar hier schien sehr kräftig zu sein. „Bibor, Duonadel!"
„Starmie, Härtner!" Es funktionierte und das Bibor schreckte zurück. Seine Duonadel war bei dem Angriff wohl beschädigt worden. „Jetzt, Sternschauer!" befahl ich. Starmie schickte Bibor einen wahren Hagel an kleinen Sternen entgegen. „Und jetzt, Donnerblitz!" Das hatte ich mir damals von Rudy abgeschaut. Es hatte etwas gedauert bis Starmie die Technik gelernt hatte aber nun war sie nahezu perfekt. Starmie drehte sich, lud seine Energie auf und feuerte sie dann in einem Donnerblitz ab wie ihn höchstens Pikachu übertreffen konnte. Angesengt landete das Bibor im Pool. „Bibor, zurück!" Der Kleine war nun nicht mehr so vorlaut aber hatte auch noch nicht aufgegeben. „Du bist dran, Tentoxa!"
So etwas hatte ich befürchtet. Zwar hatte ich keine Ahnung, woher der Kleine so früh schon ein Tentoxa hatte, aber es war schon ziemlich ausgewachsen und entwickelt. „Tentoxa, Toxin!" Noch bevor ich reagieren konnte, wurde Starmie von der Giftladung getroffen. „Und jetzt Umklammerung." Ich wußte, daß es mir irgendwann zu Schaden kommen würde. Starmie war ein Wasser und Psychotyp, damit war es einem Wasser- und Giftpokémon eigentlich überlegen. Aber ich hatte Starmie immer mehr wie ein Wasserpokémon behandelt und ihm nie echte Psychoattacken beigebracht. „Starmie, zurück!" So geschwächt war es unmöglich den Kampf zu gewinnen. „Los, Sterndu!" Natürlich war das nicht die optimale Wahl aber was blieb mir übrig. Ich hatte nichts besseres zur Hand. „Sternschauer!"
„Tentoxa, Reflektor!" Fast wirkungslos verpuffte Sterndus Attacke an dem Schild. „Sterndu, Risikotackle!"
„Tentoxa, konter mit Hydropumpe!" Noch in der Luft wurde Sterndu erwischt und im hohen Bogen aus dem Ring geschickt. Hart getroffen landete es an der Wand. „Sterndu, nein." Ich holte es zurück. „Na, das war's dann wohl, was?" Wütend sah ich das vorlaute Bürschchen an. Er hatte leider Recht, ich hatte nichts mehr, was effektiv gewesen wäre.
Ein seltsam bekanntes Geräusch ließ mich aufhorchen. Es klang wie ein helles Kichern. „Smettbo! (Misty!)" Ein Smettbo flatterte vom Eingang auf mich zu und umkreiste mich ein paarmal. Erstaunt betrachtete ich den Flugkäfer. Nein, das konnte nicht sein, oder? Aber ich hatte den kleinen Kerl noch gut in Erinnerung. „Hey, ein Smettbo", rief der kleine Junge begeistert. „Das werde ich mir fangen!"
„Halt!" Er hielt in der Bewegung inne. „Dieses Smettbo darfst du nicht fangen. Es gehört schon zu jemandem", flunkerte ich ein wenig. Betrübt ließ der kleine Trainer seinen Arm sinken. Ich wandte mich wieder Smettbo zu. „Was machst du hier? Solltest du nicht..." Bevor ich antworten konnte, erklang eine allzu bekannte Stimme vom Eingang. „Wir haben es im Wald gefunden." Ungläubig drehte ich mich um. Konnte es sein...?
„Ash?" Tatsächlich, er war es wirklich, in seiner typischen Kleidung aber um einiges erwachsener. Mein Herz machte einen Sprung und mit einem solchen sprang ich von der Plattform und lief zu ihm hinüber. „Hey, was ist mit unserem Kampf?" rief der Junge mir protestierend nach. „Ach, ich gewinne den Orden ja eh..." Ich hörte nicht hin und hatte schließlich den Pool umrundet und Ash erreicht. Smettbo war mir gefolgt und schwebte jetzt neben Ash. „Sein Weibchen haben wir an einem Fluß gefunden..." Der Ausdruck in seinen Augen reichte um mir das Unausgesprochene klarzumachen. „Oh, nein. Das tut mir Leid..." Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. So viele Worte lagen in meinem Mund aber sie erschienen mir alle unpassend angesichts dieser Begrüßung.
„Habt ihr jetzt endlich genug Begrüßung gefeiert. Ich will meinen Orden endlich", meldete sich der Junge wieder. „Was ist das denn für einer? Manieren hat der auch nicht gelernt, was?" meinte Ash. „Was willst du? Du und deine kleine Elektroratte, ihr seid doch bestimmt genau solche Verlierer wie sie!" Manieren hatte er wirklich nicht gelernt. Wütend sprühte Pikachu auf Ashs Schulter ein paar Funken. Ash schüttelte nur den Kopf. „Probleme mit dem Kleinen da?" Ich nickte. „Ich hab nichts Passendes für sein Tentoxa."
„Pi! (Nimm mich!)" bot sich Pikachu an. „Das ist lieb, Pikachu. Ehrlich aber ich weiß nicht..." Ash überlegte und flüsterte mir dann etwas ins Ohr. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das darf."
„Wieso? Wechselst du dich mit deinen Schwestern nicht auch manchmal im Kampf ab?" Das stimmte schon. Das machten wir manchmal. „Aber du bist kein Arenaleiter." Bevor Ash antworten konnte, schaltete sich der Junge wieder ein. „Mir ist es egal gegen wen ich kämpfe. Die kleine Maus hat eh keine Chance", meinte er selbstsicher. „Pika! (Na warte!)" machte Pikachu jetzt erbost und sprang von Ashs Schulter. „Heißt das, du nimmst die Herausforderung an", fragte Ash, ebenso kampflustig. Er mochte es nun mal nicht, wenn man seine Pokémon beleidigte. Der junge Trainer machte eine auffordernde Geste. „Gut. Pikachu?" Aber Pikachu war schon längst auf der Plattform. Ash zögerte nicht lange. „Pikachu, Ruckzuckhieb!"
„Umklammerung!" Tentoxa hatte Pikachu erwischt aber das war es nur was Ash wollte. Lächelnd kommandierte er: „Donnerblitz!"
„Pikachu! (Dein Lachen vergeht dir jetzt!)" Stöhnend ließ Tentoxa los und Pikachu klatschte ins Wasser. „Tauch unter und dann Donner!" Pikachu verschwand unter Wasser. Tentoxa und sein Trainer sahen sich suchend um. Dann durchstach ein mächtiger Donnerangriff Tentoxa von unten. Als er vorbei war, lag Tentoxa eindeutig besiegt auf der Wasseroberfläche.
Regelrecht geschockt holte der Junge sein Pokémon aus dem Wasser und murmelte: „Das war nicht fair." Ash ging zu ihm um den Pool herum. „Wußtest du denn nicht, daß Elektropokémon Wasserpokémon überlegen sind. Wasser leitet Elektrizität." Er antwortete nicht, starrte nur entmutigt vor sich hin. Ash hatte ihn mittlerweile erreicht. „Weißt du, du hast mich an mich selbst erinnert", sagte Ash ruhig und hockte sich neben den Kleinen. „Ich war früher genauso. Aber eine Niederlage darf dich nicht so entmutigen. Man kann aus verlorenen Kämpfen lernen und es das nächste Mal besser machen. Du hast ein starkes Selbstbewußtsein, das ist gut. Aber laß nicht zu, daß du darüber hinaus deine eigenen Fehler nicht erkennen kannst."
Zaghaft nickte der Junge. „Geh jetzt und kümmere dich um deine Pokémon. Du kannst dann ja später wiederkommen und dann Misty schlagen." Ich wußte, daß es nur scherzhaft war und nur dazu gedacht den Jungen wiederaufzurichten aber ich konnte es mir nicht verkneifen entrüstet zurückzugeben: „Hey, was soll das heißen?" Ash lachte nur, nicht böse oder hämisch, nur fröhlich und ließ den Jungen ziehen. Danach kam er wieder zu mir.
„Du brauchst meine Ehre nicht erst zu retten und dann in den Dreck zu ziehen", kommentierte ich eben so scherzhaft. Ich wußte natürlich, daß ich ohne Ashs Eingreifen höchstwahrscheinlich den Kampf verloren hätte. Ash ging nicht weiter auf meinen Kommentar ein. „Schön dich wiederzusehen, Misty", sagte er schließlich zögernd, als ob er sich überwinden müsse. „Was machst du eigentlich hier? Sag mir nicht, daß du zufällig in der Nähe warst." Schmunzelnd schüttelte er den Kopf. „Nein, ich bin mit einem Freund los um noch ein paar Orden zu gewinnen. Macht sich immer ganz gut. Mein Freund kommt übrigens noch im Laufe des Tages vorbei." Ich nahm es zur Kenntnis, wobei es mir im Moment gar nicht in den Sinn kam nach Ashs Freund zu fragen. Zu groß war die Freude Ash wiederzusehen. Doch gleichzeitig war mir so mulmig zumute wie an jenem Tag des letzten Abschieds. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich von dieser Wendung des Schicksals halten sollte.
„Weißt du..." Ash stockte, suchte die rechten Worte. „Ich dachte... Vielleicht könntest du, na ja... Wie in den alten Zeiten eben." Es bereitete ihm sichtlich Schwierigkeiten sein Anliegen vorzutragen. Das überraschte mich. Betrübt sah ich zu Boden. „Ich kann nicht, daß weißt du doch", antwortete ich leise. „Auch nicht, wenn ich dir sagen würde, daß..." Ash hielt inne, sammelte sich und versuchte neuen Mut zu fassen, fand ihn aber scheinbar nicht. „Was?" versuchte ich es aber Ash schien seine Worte bereits heruntergeschluckt zu haben. „Ach, nichts."
Er drehte sich um und schickte sich an zu gehen. „War schön, dich mal wiederzusehen, Misty. Smettbo, Pikachu, kommt." Zögernd sprang Pikachu von der Plattform, sah erst mich dann Ash an. Mit einem traurigen „Pika" hopste es dann aber seinem Trainer hinterher. Ich wollte ihm hinterher rufen, daß er doch warten solle, aber ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht!
Als ich mich traurig umdrehen wollte, fiel mir etwas auf. Es sah aus wie in Photo. Ich bückte mich und hob es aus. Es war tatsächlich ein Photo aber nicht irgendein Photo. „Aber..." Das Bild zeigte mich und Ash mit Pikachu in der Mitte. Rocko hatte es damals gemacht. Ich drehte es um, da stand etwas. Die Aufschrift lautete: Die besten Freunde, die ich habe. „Oh, Ash..." Eine einzelne Träne tropfte auf das Photo. Warum passierte das alles heute? Warum mußte er gerade heute kommen? Ich saß in einer Zwickmühle, aus der es keinen Ausweg gab. Einerseits wollte ich so gerne mit ihm gehen aber andererseits wollte ich meine Schwestern nicht alleine lassen.
Azuria City (Ash)
Ich lief, wie weit wußte ich nicht mehr. Warum hatte ich es nicht übers Herz gebracht, es auszusprechen? Irgendwann war ich so aus der Puste, daß ich nicht mehr weiterlaufen konnte. Erschöpft, seelisch genauso wie körperlich, setzte ich mich auf einen großen Zierfelsen und starrte ins Leere. Immer und immer wieder hatte ich mir überlegt, was ich sagen würde, sollte dieser Tag wirklich kommen. Immer wieder hatte ich es geprobt. Aber jetzt... Misty wollte doch nur ihren Schwestern helfen und ich konnte es nicht übers Herz bringen sie zu irgend etwas zu überreden, daß sie von hier wegbringen würde. Dies war ihre Heimat. Ich mußte mich damit abfinden. Aber ich konnte es einfach nicht!
(Richie)
Als ich Ash so verloren da sitzen sah, war mir gleich klar, daß sein Treffen mit Misty verdammt schiefgegangen war. Ich gab mir einen Ruck und setzte mich neben meinen Freund. Ash schien mich gar nicht zur Kenntnis zu nehmen aber das war verständlich.
Nach einer Weile erdrückendem Schweigen sagte Ash ganz plötzlich: „Ich bin so dumm." Ich schwieg und wartete auf eine konkretere Erklärung. „Wie konnte ich nur so naiv sein und denken, es würde alles so wie früher werden, wenn ich nur darum bitte..." Er hielt inne und ein paar Tränen glitzerten in seinen Augen, die er aber gleich wieder wegwischte. „Warum bin ich nur so feige und kann nicht aussprechen, was ich fühle? Das würde alles viel einfacher machen." Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Jede Antwort erschien mir irgendwie plump. Also schwieg ich weiter. „Und dabei", begann Ash und holte einen kleinen Geldbeutel hervor, „wollte ich ihr doch das Geld für ihr Fahrrad endlich geben. Das habe ich auch vergessen."
„Gib es mir", sagte ich und nahm ihm den Beutel ab. „Ich wollte sowieso jetzt zur Arena gehen. Ich werd's ihr geben." Ash nickte. „Danke, Richie", preßte er nur hervor und ging dann in Richtung Pokémon Center davon. Ich machte mich dann auch auf zur Azuria City Arena. Vielleicht konnte ich ja noch irgendwas tun.
Arena (Misty)
So, endlich waren alle Pokémon versorgt und im Center abgeliefert. Ash hatte erzählt, daß sein Freund noch kommen würde. Ich fragte mich, ob ich ihn wohl kannte. Nun ja, viele Pokémon hatte ich ihm nicht mehr entgegenzusetzen.
„Hallo, Misty!" Die Stimme kannte ich doch! Ich lugte um die Ecke den Gang hinunter. Tatsächlich. „Richie! Hey, wo kommst du denn her?" Er hatte mich entdeckt und kam den Korridor entlang geschritten. „Hat Ash mich nicht angekündigt?" Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch. „Du? Das überrascht mich jetzt. Na schön, du willst mich also herausfordern?" Mit dem, was ich noch habe, habe ich kaum eine Chance gegen einen solch guten Trainer. „Gut, wenn du gleich zur Sache kommen möchtest. Dann los."
Wir nahmen Aufstellung. Mein zweiter Kampf gegen einen mehr oder weniger talentierten Trainer heute. Zuletzt waren nicht mehr so gute Trainer hiergewesen und mein eigenes Training hatte so erheblich an Niveau verloren. Das merkte man heute. Aber so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben.
„Zwei gegen zwei. Mehr kann ich dir heute nicht bieten", legte ich die Regeln fest. „Einverstanden. Fighter, los!" Ein Kicklee erschien in der Mitte des Rings. Kampfpokémon gab es wenige und sie hatten auch einige Schwachstellen, wenn ihre Angriffskraft auch beeindruckend war. Normalerweise hätte ich Starmie jetzt gebracht aber dieses war im Pokémon Center. „Gut. In dem Fall nehme ich dich, Jugong!" Jugong hatte sich seit der Unterwassershow damals sehr gut entwickelt und war eines meiner bevorzugten Pokémon im Kampf geworden. Gerade im Wasser war es fast unschlagbar. „Fighter, Doppelkick!"
„Jugong, unter Wasser. Nutz deine Schnelligkeit!" Es schien zu wirken. Jugong zog ein paar schnelle Kreise um Richies Kicklee. „Kopfnuß, jetzt!" Auf Kommando schoß Jugong aus dem Wasser. „Konterattacke!"
„Tauch weg!" Jugong brach den Angriff ab und flog mit eingezogenem Kopf unter Kicklees Fußtritt hindurch. „Aurorastrahl!" Noch im Fall drehte Jugong sich und schickte den regenbogenfarbenen Strahl auf seinen Gegner. Graziös kam es auf der Wasseroberfläche auf. „Eisstrahl, jetzt!" Fighter war noch zu sehr mit den Auswirkungen des Aurorastrahls beschäftigt um den Angriff kommen zu sehen. Kopfüber fiel es kurz darauf ins Wasser und zitterte am ganzen Körper.
„Fighter, zurück!" Einen Moment lang schien Richie zu überlegen. „Gar nicht schlecht. Aber für Sparky wird das ein Kinderspiel. Na los!" Richies Pikachu sprang von seiner Schulter und nahm angriffslustig Kampfstellung ein. Aber nein. Soweit würde ich es gar nicht kommen lassen. „Jugong, zurück. Das hat keinen Sinn." Einen Trumpf hatte ich noch in petto. Eigentlich war dies hier eine Arena, die sich auf Wasserpokémon spezialisiert hatte. Aber andere Arenaleiter setzten auch gelegentlich andere Pokémon ein. „Kümmere dich darum, Tangela!" Tangela hatte den Vorteil gegenüber anderen Pflanzenpokémon, daß es kein Doppeltyp war. Damit war es gegenüber den meisten anderen Typen gut geschützt.
Richie hatte das scheinbar auch erkannt und verlor keine Zeit. „Sparky, Risikotackle!" Mit einem gewagten Sprung überbrückte Sparky die Distanz zwischen seiner und der Plattform Tangelas und war dabei es von der Plattform zu schleudern. „Rankenhieb", befahl ich und tatsächlich gelang es Tangela Sparky abzufangen. „Donnerschock!" Wenig Wirkung. Eben weil Tangela kein Doppeltyp war. Trotzdem hatte sich Richies Pikachu befreien können. „Agilität!" Von wegen, daß hast du dir so gedacht! „Stachelspore!" Noch bevor Sparky in Bewegung gekommen war, hatte die paralysierende Wolke es erreicht. „Klammergriff, los!" Die Ranken um Tangelas Körpers schlangen sich um Sparky und ließen ihm keine Bewegungsfreiheit mehr. Die paar Elektroattacken waren wirkungslos.
Fieberhaft schien Richie zu überlegen, was er tun sollte. Dann schien ihm plötzlich eine Idee zu kommen. „Sparky, Blitz!" Geblendet kniff ich die Augen zusammen. Ich hörte Richie rufen: „Jetzt, spring!" Was hatte er vor? Ich sah verschwommen wie Sparky zu einem Sprung über Tangela hinweg ansetzte. Zu geblendet von dem plötzlich Licht reagierte es zu spät und wurde ins Wasser gerissen. Die Stachelsporen verloren natürlich sofort ihre Wirkung und Sparky wirkte wieder fit, befand sich aber immer noch in Tangelas Griff. Oh, nein. Wenn er jetzt... „Sparky, Donnerblitz!" Durch das Wasser tausendfach geleitet, verfehlte die Elektrizität ihre Wirkung diesmal nicht. Es war vorbei, daß wußten wir beide. Richie hatte die bessere Taktik gehabt, sonst wäre dieser Kampf anders ausgegangen.
„Ein guter Kampf. Ich werde mich demnächst auf solche Manöver einstellen müssen", stellte ich resignierend fest, während ich Tangela aus dem Schlammassel befreite. „Hier!" Ich warf Richie den Quellorden zu. „Du kommst also nicht mit uns?" Ich war mir nicht sicher, ob er es nicht wußte oder ob er nur so tat. Das war mir aber eigentlich auch egal. Am liebsten würde ich nicht mehr mit diesem Thema konfrontiert werden. Nun morgen früh würden sie aus der Stadt sein, dann hatte ich Ruhe.
„Nein, ich kann nicht", beantwortete ich seine Frage und verabschiedete mich. „Schade." Damit drehte er sich um und schickte sich an zu gehen. Dann hielt er noch einmal inne. „Oh, jetzt hätte ich's fast vergessen." Ein kleiner Beutel flog durch die Luft und ich fing ihn mit einer Hand auf. Es war Geld darin, daß konnte ich fühlen. „Wofür ist das?" wollte ich wissen. Richie machte noch einen Schritt in Richtung Ausgang, drehte dann erneut den Kopf zu mir. „Von Ash. Für dein Fahrrad, hat er gesagt." Mit diesen Worten verschwand er aus meinem Blickfeld.
Ich weiß nicht wie lange. Aber wahrscheinlich mußte ich mehrere Minuten dagestanden haben. Wie vom Blitz getroffen stand ich auf der Stelle. Schließlich murmelte ich: „Ach, Ash..." Er hatte daran gedacht. Nach all den Jahren. Ich hatte es ja schon fast vergessen, ich hätte es auch nie mehr von ihm zurückverlangt. Davon einmal abgesehen, daß ich es gar nicht mehr wollte. Zum wiederholten Mal an diesem Tag kamen mir die Tränen, ohne daß ich es wollte.
„Geh mit ihnen." Vor Schreck wäre ich fast in den Pool gefallen, als ich Daisys Stimme hinter mir hörte. Ich drehte mich um. „Seid wann seid ihr zurück?" Daisy überging die Frage. „Du kannst deine Gefühle und deine Wünsche nicht für immer unter deinem Verantwortungsbewußtsein vergraben", stellte sie fest. Ich senkte den Kopf. „Und was ist mit euch? Ich muß doch hierbleiben..." Daisy hob sanft meinen Kopf an. „Du hast schon mehr für uns getan, als du dir vorstellen kannst. Wir müssen langsam einmal anfangen selbst etwas für die Arena zu tun. Außerdem haben wir durch die letzten Shows genug eingenommen, damit es für mehrere Jahre reicht." Daisy sah mir tief in die Augen. „Mach dir keine Sorgen um uns und folge deinem Herzen, Misty." Zaghaft nickte ich. Daisy ließ mich los und trat ein paar Schritte zurück. Dann sah sie auf die mittlerweile wieder munter planschenden Pokémon. Ich ahnte, was jetzt kam aber sie hatte mir schon einen Gefallen getan. „Nein, Daisy", widersprach ich entschieden. „Womit wollt ihr die Arena führen?"
„Wir haben doch auch selber welche gefangen", kam eine Stimme vom Eingang. Meine anderen beiden Schwestern standen dort. „Außerdem hast du sie aufgezogen und trainiert. Wir haben kein Anrecht auf sie", gab Violet zu bedenken. Ein einleuchtendes Argument aber noch war ich nicht vollends überzeugt. Dies tat Daisy nun erneut. „Mach deinen Traum wahr, Misty. Tu es für uns." Wieder rollten Tränen über meine Wange aber diesmal waren es Tränen der Freude. „Wenn das euer Wunsch ist." Daisy nickte. Nun war es endgültig um mich geschehen. Ich konnte einem Wunsch meiner Schwestern nicht widersprechen. Sie wollten nur das Beste für mich. Schließlich zwang ich mich zu einem Lächeln und fiel dann zuerst Daisy und dann meinen beiden anderen Schwestern um den Hals. „Ich danke euch", flüsterte ich.
Der Morgen war angebrochen. Es war früh und die ersten Sonnenstrahlen erhellten gerade den Horizont. Ich war ganz früh aufgestanden. Na ja, geschlafen hatte ich eigentlich eh so gut wie gar nicht. Alles, was ich brauchte, war in meinem Rucksack, Togepi und die anderen Pokémon eingeschlossen.
„Auf Wiedersehen, Misty. Wir wünschen dir alles Gute", verabschiedete sich Daisy. „Und melde dich mal wieder." Ich nickte freudig. „Das werde ich. Auf Wiedersehen." Ich lief los. Mit schnellen und gezielten Schritte strebte ich auf das Pokémon Center zu. Ich wußte nicht, wann sie aufbrechen würden, ich hoffte nur Ash war immer noch dieser Langschläfer.
Die Hoffnung sollte getrübt werden. Als das Center in mein Sichtfeld kam, erkannte ich, daß Ash und Richie gerade im Begriff waren aufzubrechen. „Richie, Ash, wartet!" schrie ich so laut meine Stimme es am frühen Morgen vermochte. Verblüfft drehten die beiden sich um. Ashs Gesicht schien sich ein wenig aufzuhellen, soweit ich das aus der Entfernung beurteilen konnte. Endlich hatte ich die beiden erreicht.
„Was machst du hier, Misty", fragte Ash verwundert. „Ich komme mit euch", platzte die freudige Nachricht förmlich aus mir heraus. „Aber deine...", setzte Ash an. Doch ich unterbrach ihn sofort. „Das ist geklärt. Kannst dich bei ihnen bedanken, sonst wäre ich jetzt nicht hier..." Einen Moment lang hielt ich inne. „Nicht, daß ich es nicht gewollt hätte", fügte ich leise hinzu. Für einen schier endlosen Augenblick sahen wir uns an. Schließlich meinte Ash: „Wie in alten Zeiten?" Ich nickte. „Wie in alten Zeiten."
Ja, wie in alten Zeiten. Ich hatte Starmie und Sterndu noch aus dem Pokémon Center geholt und dann waren wir aufgebrochen. Wieder vereint, mein Wunsch hatte sich erfüllt. Alles andere würde sich von ganz alleine entwickeln. Da war ich mir absolut sicher.
(Erzähler)
„Nun endlich sind Ash und Misty wieder vereint. Aber werden sie sich auch ihre Gefühle für den anderen eingestehen können? Nun, da die Gruppe jetzt wieder zu dritt ist, kann es ja weitergehen. Ich schätze mal nach Orania, oder?" Ich machte eine kurze Pause, die Bedeutung realisierend. „Moment... Orania? Ich hoffe nur der gute Richie ist ein besserer Führer als Rocko es war, sonst können wir uns auf einiges gefaßt machen. Bis zum nächsten Mal und bringt eine Menge Zeit mit. Ihr werdet sie brauchen, denke ich..."
Anmerkungen
Puh, ich dachte schon dieses Kapitel würde nie ein Ende nehmen aber es gab halt so viel zum Ausdruck zu bringen. Ich hoffe es hat euch gefallen. Romantische Storys sind nicht ganz mein Ding.
Ich habe keine Ahnung, wann ich das nächste Kapitel fertig bekomme. Es steht noch einiges an bei mir. Trotzdem im nächsten Kapitel wird es auf jeden Fall nochmal ein wenig dramatischer und romantischer als in diesem. Dieses war nur die Vorbereitung für das folgende.
Bis dann, euer
Matthias
The Final Step To The Master©2000-2002 by Matthias Engel
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