The Final Step to the Master 08 Pokémon Matthias Engel Normal Matthias Engel 2 2001-11-03T17:30:00Z 2001-11-03T17:30:00Z 9 6388 36412 Action/Abenteuer/Romantik 303 72 44716 9.2812 21 0 0

The Final Step to the Master

Episode 8

(Erzähler)

Ich sah eine Weile dem riesigen Schiff zu, das sich seinen Weg durch die seichten Wellen bahnte und mit dem Schriftzug „MS St. Anne II" versehen war. „Ah, das blaue klare Meer! Die Möwen ziehen ihre Kreise, die Sonne scheint vom Himmel..." Nur, daß sich da keine Sonne befand, weil sie längst untergegangen war. „Na ja, wenigstens kriegen wir eine klare Nacht bei Mondschein. WELCHER IDIOT KONZIPIERT MIR SOLCHE BESCHEUERTEN SKRIPTVORLAGEN... ähem, entschuldigt bitte, wo war ich? Ah ja...

In der letzten Folge haben Ash, Misty, Richie, Pikachu und Sparky die Einweihungsparty der neuen MS St. Anne besucht. Dort haben sie überraschenderweise Rocko und Duplica unter einigen anderen alten Freunden und Bekannten getroffen. Diese waren mittlerweile ein Pärchen geworden, und Richie traf auf Tracey. Unsere Freunde stellten sich als Team Pika wieder einmal dem Langweilerteam und sorgten für einiges an Stimmung. Was bringt die Party wohl noch für Überraschungen?"

Immer noch auf der MS St. Anne II (Ash)

Richie und Tracey hatten uns schließlich erreicht und es gab noch ein paar Wiedersehensszenen. Die zwischen mir und Tracey fiel etwas ruhiger aus, da wir uns eigentlich – im Verhältnis zu den anderen – fast ständig gesehen hatten, mindestens einmal in der Woche.

Der Tisch war groß genug und so setzten wir uns alle und aßen, was wir kriegen konnten. Wir amüsierten uns kräftig, besonders über TR und TP, tauschten Erfahrungen aus und so weiter. Was wir gemacht hatten, wie es unseren Pokémon ergangen war. Besondere Aufmerksamkeit erhielt Misty für ihr Dratini. Tja, sie hatte jetzt halt etwas Besonderes.

„Hey, was mir gerade einfiel. Eure Pokémon scheinen sich gut zu kennen", sagte Tracey plötzlich und schaute vom Zeichnen Dratinis auf. Ich verstand, daß er auf Blitza, Flamara und Aquana ansprach, die sich leise unterhielten. „Vielleicht haben sie in deinem Blitza ihre verlorene Schwester entdeckt", schlug Duplica vor, die den drei Pokémon schon die ganze Zeit einen Seitenblick gegönnt hatte. „Schwester?" kam es von allen außer Rocko, Duplica und mir. „Nun. Das ist eine lange Geschichte", begann Rocko. Wir hörten alle gespannt zu, ich kannte ja auch nur einen kleinen Teil.

Ursprünglich waren es vier wildlebende kleine Evolischwestern gewesen. Eines Nachts waren sie aufgewacht und ihre Mutter war nicht mehr da. Bevor sie wußten, was geschehen war, wurden sie von Menschen gejagt – die Beschreibung paßte stark auf Team Rocket. Die Älteste unter ihnen opferte sich für ihre Schwestern. Sie wußten nicht, ob sie überlebt hatten aber den anderen drei gelang dadurch die Flucht, auf der sie dann voneinander getrennt wurden. Eine Zeitlang hatten alle sich so gut es ging durchgeschlagen, immer auf der Suche nach ihren Geschwistern. Irgendwann waren sie natürlich am Ende.

Duplicas Evoli wurde gefangen und entwickelt, nicht, daß es diese Tatsache jetzt noch störte, konnte aber entkommen – unbarmherziger Trainer – und rannte regelrecht in Duplica und Ditto hinein. Es brauchte etwas Zeit bis Vertrauen zwischen ihnen aufgebaut war, aber schließlich hatte es ihr ihre Geschichte erzählt.

Rocko hatte sein Evoli wie gesagt in Mamoria gefunden. Es war sehr schwach und es sah aus, als ob es die Nacht nicht überstehen würde. Rocko und Joy waren sich sicher darüber, daß eine Entwicklung ihr genug Kraft geben würde aber wußten nicht, ob es sich nicht dagegen abblocken würde. Besonders, weil sie seine Herkunft dank Aquana schon erkannt hatten. Aber Rockos Sorge und Aquanas Zuspruch reichten dann aus. Die Entwicklung verlief hervorragend und Evoli, äh Flamara schaffte es und war dankbar dafür.

Ich fügte dann noch meinen Teil an. Es war mir immer noch nicht klar, wer das kleine Evoli vor unserer Tür ausgesetzt hatte, Blitza hatte nie darüber gesprochen, aber seine Herkunft war recht offensichtlich.

Etwas später am Abend begannen die Musiker leisere und romantischere Rhythmen zu spielen. Ich sammelte mich, stand auf und bot Misty meine Hand an. „Möchtest du tanzen?" Sie nickte und ergriff freudig meine Hand. Ich führte sie auf die Tanzfläche und wir begannen uns langsam zu den sanften Klängen zu bewegen. Misty hatte ein bezauberndes Lächeln aufgesetzt und sah richtig glücklich aus. „Ich wußte gar nicht, daß du so gut tanzen kannst", meinte sie. Ich zog sie näher an mich und flüsterte: „Es gibt noch eine Menge Dinge, die du nicht weißt, mein Engel." Sie errötete etwas und gab mir einen schnellen Kuß auf die Wange. Wir verloren uns bald in unserer eigenen Welt. Alles um uns wurde unbedeutend. Es gab nur noch uns...

„Ash, das ist der schönste Abend meines Lebens", begann Misty leise. „Ich habe oft davon geträumt aber jetzt ist es schöner als jeder Traum je war. Ich liebe dich und möchte dich nie alleine lassen." Ich hob ihr Kinn ein wenig, während wir weitertanzten, damit ich ihr direkt in die Augen schauen konnte. „Du bist alles was ich je wollte, Mist'. Oft hatte ich Träume, daß ich ein Pokémonmeister war. Aber ich fühlte stets, daß etwas fehlte. Es war leer und kalt. Du bist mein größter Traum, Mist'. Ohne dich an meiner Seite, hat kein Sieg eine Bedeutung. Ich liebe dich mehr als jeder Titel oder jede Ehre mir je bedeuteten könnten." Mistys Augen wurden feucht und ich konnte ein paar Tränen sehen. „Oh, Ash. Das ist so lieb... Du weißt gar nicht, wie viel mir... diese Worte bedeuten", brachte sie zwischen Tränen hervor. Vorsichtig wischte ich diese beiseite. „Pst..." Unsere Gesichter nährten sich. „Du bist mehr als ich je verdient habe, Ash..."

„Und du bist viel mehr als ich je verdient habe, Mist'..." Wir wurden unterbrochen als unsere Lippen sich zu einem sanften Kuß voller ehrlicher und wahrer Liebe trafen.

Aber wir lieben dich (doch)!

(Misty)

„Mann, ihr saht richtig süß aus", rief Rocko uns zu, als wir von der Tanzfläche kamen. Ich errötete etwas und wurde automatisch wütend über die Verniedlichung. „Süß? Rocko...", begann ich in einem bedrohlichen Ton. Doch bevor ich meinen Ärger rauslassen konnte, hörten wir eine Stimme. „Ah, da seid ihr ja!" Es war eindeutig Professor Eichs Stimme. Ich flog herum und sah eben jenen zusammen mit Ashs Mutter auf uns zukommen. „Mom", fragte Ash verwundert. „Schön dich zu sehen, Honey. Du bist ja so groß geworden seit du losgezogen bist!" Und schon hatte Mrs. Ketchum ihren Sohn in einer Umarmung. Ash bekam einen riesigen Schweißtropfen und ich bedauerte ihn sofort. „Mom, es ist gerade mal ein paar Wochen her..." preßte er hervor, während er zwanghaft versuchte sich zu befreien. Schließlich hatte seine Mutter ein Erbarmen.

Wir begrüßten uns alle. Der Tisch war zu klein, um noch mehr Leute aufzunehmen, aber Ashs Mutter erklärte, daß sie auch gar nicht weiter stören wollte und verschwand auch schnell wieder – ganz zu Ashs Freude. „So, bevor ich mich auch wieder verziehe..." Prof. Eich wühlte in seiner Tasche und holte etwas heraus. „Hier für dich, Misty." Er drückte mir etwas in die Hand. Es war ein kleines blaues Gerät, fast wie eine elektronische Karte. Es war ein Pokédex! Wow, ich hatte bei dem ganzen Trubel fast vergessen, daß ich ja einen bekommen sollte. „Danke, Professor", bedankte ich mich lächelnd.

„Ich habe ihn so eingestellt, daß alle nicht gebrauchten Pokémon zu mir ins Labor transportiert werden. Falls das in Ordnung ist. Ich kann es auch umprogrammieren." Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein, das ist super. Vielen Dank." Ich wollte meine Pokémon wirklich nicht woanders haben, insbesondere nicht bei meinen Schwestern! „Gut. Hier sind die versprochenen Upgrades für euch. Ihr müßt nur die Speicherkarten austauschen", informierte Prof. Eich, während er Ash und Richie die Karten aushändigte. Sie taten wie ihnen geheißen und Professor Eich verzog sich wieder.

„Na, wen haben wir denn da. Wenn das nicht der Verlierer Ash ist!" Ash schoß regelrecht herum bei der wohlbekannten Stimme. „Gary..." Seine Stimme war leise und nahezu emotionslos, was mich ein wenig schaudern ließ. Doch m Vergleich zu den alten Zeiten bewahrte Ash diesmal die Ruhe. „Nun, ich frage mich, wer hier der Verlierer ist? Ich bin nicht ständig innerhalb der ersten vier Runden ausgeschieden." Ich konnte sehen, daß Gary bei diesem Kommentar kochte und am Rande einer Explosion stand. Er rümpfte die Nase und meinte: „Ich hatte die schwereren Gegner." Ash schnaufte nur verächtlich. „Lahme Entschuldigung."

Gary wollte etwas erwidern, wurde aber unterbrochen. „Du solltest deinen Mund nicht so voll nehmen." Die Stimme war dunkel und kühl. Es lag ein bißchen Arroganz darin aber ich kannte sie gut und auch ihren Besitzer. Dieser hatte sich fast lautlos unserer Gruppe genährt. Er trug einen schwarzen Anzug mit dunkelblauen Hemd. Um seine Schulter hing der charakteristische schwarze Umhang. Sein rotes Haar schoß wie eine Flamme in die Höhe. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Uhm, Siegfried..." Gary wurde ganz leise vorm amtierenden, seit vielen Jahren unbesiegten Ligachampion und Pokémonmeister. „Hallo, Ash", grüßte er und hielt ihm die Hand hin, Gary für den Moment vollkommen ignorierend. „Hi, Siegfried. Lange nicht gesehen", grüßte Ash zurück. „Hey, was geben sie sich mit diesem Verlierer ab? Ich bin Alabastia bester Trainer!" Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß Gary unbedingt an seinem Taktgefühl sowie an seinem Realitätsverständnis arbeiten mußte. „Kenn ich dich?" Siegfried musterte Gary eine Weile. „Ah, ja! Du bist doch der Kerl, der vor zwei Jahren in der ersten Runde so erbärmlich gegen ein Taubsi ausgeschieden ist, oder?" bemerkte er. Wir konnten uns alle ein Kichern nicht verkneifen und Gary wurde Knallrot. Beschämt sah er auf seine Füße und wäre wohl am liebsten im Boden versunken.

---Rückblick---

Indigo Plateau, Steinfeld

Sandamer flog hart getroffen durch die Luft und landete mit einem Knall. Die Zuschauer schnappten nach Luft aber Ash und ich saßen nur auf unseren Plätzen und schüttelten den Kopf. „Mann, wie kann er nur ein Bodenpokémon gegen ein Flugpokémon einsetzen. Selbst wenn es nur ein Taubsi ist. Er sieht doch, daß es gut trainiert ist", sprach Ash aus, was ich dachte. „Wenn er so weitermacht, wird das eine Blamage", kommentierte ich und schaute welches Pokémon er als nächstes wählte. Es war ein... Tragosso. „Soll mir recht sein", antwortete Ash auf meinen Kommentar. Wie wir es erwarteten hatten, lag Tragosso zwei Flügelschläge später ohnmächtig auf den Boden.

„Gut, ich wähle dich, Nidoking!" Wir sahen uns an. „Ich schäme mich fast aus der gleichen Stadt zu kommen. Wie kann man nur drei Pokémon des gleichen Typs für den Kampf benutzen. Hat er gedacht, er gewinnt mit links?" Ich konnte nur erneut den Kopf schütteln und wandte mich wieder dem Match zu.

Wir wußten, daß Garys Nidoking stark war und Taubsi war ein Low-Level Pokémon. Aber die zwei Kämpfe zuvor hatten es eigentlich gar nicht ermüdet. „Nidoking, Hornattacke!" Als Nidoking sich auf Taubsi zu bewegte, tauchte es blitzschnell unter ihm weg. „Sandwirbel!"

„Vorsicht, Nidoking!" Das gehörnte Pokémon fuhr herum, nur um eine volle Ladung Arenastaub in seinem Gesicht vorzufinden. „Ok, Windstoß!" Ein Volltreffer, Nidoking torkelte zurück, immer noch um seine Sicht bemüht. Gary war am Rande eines Nervenzusammenbruchs und wußte offensichtlich nicht mehr weiter. „Taubsi, Bohrschnabel! (Anm. des Autors: Ich weiß, daß das eigentlich gar nicht geht)" Nidoking wurde getroffen – hart. Mit einem wehklagendem Jaulen fiel es zu Boden...

---Ende Rückblick---

„Mach dich nicht noch mehr lächerlich, Kleiner. Ich weiß nicht, mit was du dein Selbstbewußtsein begründest aber paß auf das es dir nicht eines Tages mal das Genick bricht. Ich sehe hier nur einen guten Trainer aus Alabastia, der gut genug ist meinen Titel zu nehmen und das... bist sicher nicht du." Man sah, daß Gary zornig war aber er war clever genug sein übergroßes Mundwerk wenigstens dieses Mal geschlossen zu halten. Mit einem „Ich werd's euch schon noch zeigen!" Gemurmel machte er auf dem Absatz kehrt und verzog sich.

„Und so etwas nennt sich Trainer, pah... Ich kann sehen, wenn jemand talentiert ist und auch wenn er nur so tut als wäre er es." Ash schüttelte resignierend den Kopf. „Er könnte besser sein. Wenn er aufhören würde sich selbst etwas vorzumachen und sich seine Fehler eingesteht. Ich versteh ihn nicht mehr. Bevor ich mit meinem Training begonnen habe, waren wir gute Freunde. Warum er sich gegen mich gewandt hat, weiß ich immer noch nicht." Obwohl er es sich nicht anmerken ließ, wußte ich, daß ihm viel an der Sache lag, und umarmte ihn tröstend. „Es ist in Ordnung. Er wird's schon noch kapieren", meinte ich.

Siegfried sah uns einen Augenblick an und lächelte. „Nun. Ich hoffe, wir treffen uns dieses Jahr im Finale, Ash. Es war unglücklich, daß wir letztes Jahr schon eine Runde vorher aneinander gekommen sind. Du schienst mir ein wenig von der Rolle." Ash lächelte. „Ich hatte keine Unterstützung", sagte er und gab mir einen vielsagenden Blick. „Dieses Jahr, gewinne ich. Dreimal in Folge laß ich mich nicht von dir schlagen."

„Gut. Ich hoffe, wir kriegen nochmal etwas wie unseren ersten Kampf hin. Um ehrlich zu sein, war das die härteste Herausforderung, die ich je bestehen mußte." Ich fühlte, daß der Kommentar ihn glücklich machte. Nun ein solches Kompliment von einem Meister und zehnmaligen Ligachampion zu bekommen, war eine Ehre, die nicht viele erhielten. „Möglicherweise ist meine Zeit langsam gekommen. Ich weiß, daß irgendwann jeder einmal geschlagen wird. Es würde mich freuen, wenn du meinen Platz einnehmen würdest. Du hast es mehr verdient als jeder andere."

Ash strahlte richtig. Als ich Siegfried zum ersten Mal gesehen hatte, dachte ich, er wäre wie Gary aber das stimmte nicht. Sicher, er war arrogant in einer gewissen Weise. Aber es gab nie irgendwelche Kommentare unter der Gürtellinie. Dazu hatte er ein gutes Urteilsvermögen. Trotz dieser etwas düsteren Aura, die ihn umgab, respektierte Ash ihn mit ganzem Herzen, das wußte ich. Und eigentlich konnte ich dem Ganzen nur zustimmen. Er war ein cleverer Kerl und er schien zu wissen, wann seine Zeit gekommen war. Dieses Jahr hatte Ash sicher eine sehr große Chance. Er stand jetzt schon direkt unter ihm oder vielleicht auch schon auf demselben Level.

„Ich danke dir, Siegfried. Das von dir zu hören macht mich froh." Siegfried schenkte ihm ein kühles Lächeln. „Glaub aber nicht, daß ich dich so leicht gewinnen lasse." Er schaute in die Runde. „Großer Freundeskreis, was? Irgend jemand dabei, auf den ich achten sollte", fragte Siegfried. „Ja, ich", meldete Richie sich. Siegfried reichte ein kurzer Blick – keine Musterung wie bei Gary – und er erkannte ihn. „Richie, wenn ich mich recht entsinne. Wir hatten einen interessanten Kampf letztes Jahr. Schade, daß er so früh war. Du hättest es weit bringen können." Richie lächelte freudig über das Lob. Siegfried schien heute in der Stimmung zu sein solches zu verteilen.

„Um ehrlich zu sein, Richie hat mich bei meinem ersten Turnier rausgeworfen. Er ist ein guter Trainer." Richie wollte etwas sagen aber Ash sprach schon weiter. „Oh... Misty hier möchte diesmal auch teilnehmen. Wir müssen ihr nur noch ein paar Orden besorgen." Ash gab mir einen Kuß auf die Wange. „Hm... Azuria City Arena, oder?" Ich nickte. „Ich hoffe, du hast sie darauf hingewiesen, daß sie mehr als nur Wasserpokémon braucht, Ash", meinte Siegfried und betrachtete mich abschätzend.

„Oh, ich hab da etwas was dir gefallen wird." Ich griff nach meinem Pokéball, der neben Togepi lag. „Komm raus, Dratini!" Siegfrieds Augen weiteten sich. „Ein prächtiges Kerlchen. Stell sicher, daß du es bis zum Turnier mindestens in ein Dragonir entwickelt hast. Das kann sehr hilfreich sein."

Wir redeten noch ein wenig aber Siegfried hatte noch andere Dinge zu tun und so verabschiedeten wir uns bis zum nächsten Turnier. Aber das sollte noch nicht das Ende des Abends gewesen sein...

(Daisy)

Bis jetzt war die Party... langweilig. Das war jedenfalls meine Meinung. Alle Arenaleiter waren eingeladen, zusammen mit einigen anderen hohen Persönlichkeiten. Es wimmelte auch nur so von Paaren, Trainern usw. Wir waren spät gewesen und erst gut anderthalb Stunden nach der Abfahrt hinuntergekommen. Autogramme... Ich haßte das.

Ich sah zu Violet und Lilly hinüber und stellte fest, daß sie genauso gelangweilt waren wie ich. Dann entdeckte ich jemanden über ihre Köpfe hinweg. An einem Tisch inmitten einer größeren Gruppe, die scheinbar 'ne Menge Spaß miteinander hatte. „Schaut, da ist Misty!" rief ich aus. Violet und Lilly drehten ihre Köpfe in die Richtung, in die ich zeigte. „Wow, sie hat sich meinen Rat endlich mal zu Herzen genommen", meinte Violet. Es stimmte, Misty sah wirklich gut aus. „Sie kommt aber trotzdem nie an uns ran", fügte Lilly hinzu. „Ah, kommt schon. Laßt uns rübergehen."

„Na schön. Es ist eh zu langweilig", stimmte Lilly zu und Violet nickte. Ich sollte diesen Vorschlag noch bereuen.

Wir kämpften uns durch die Massen von Menschen. „Juhu, Misty", rief ich und winkte. Meine jüngste Schwester fuhr herum. Ich konnte eine Mischung aus Überraschung, Freude und Ärger erkennen. „Wenn das nicht unsere kleine Misty ist", begann Lilly. Violet musterte sie von oben bis unten: „Nun. Ich hab dir doch immer gesagt, es würde funktionieren." Misty lächelte. „Aber du bleibst immer noch das schwarze Schaf der Familie." Es war eigentlich mehr neckend gemeint aber Mistys Lächeln gefror instinktiv. Hatte ich ihnen nicht gesagt, sie sollten Mist' nicht immer ärgern. Von uns allen hatten Mist' und ich, ich bevorzugte es sie bei ihrem Spitznamen zu nennen, wohl die beste Beziehung und ich haßte es zu sehen, wenn die anderen beiden sie aufzogen und es endete stets in einem Streit. Einer dieser hatte sie veranlaßt damals zu verschwinden.

„Hey, sie ist kein schwarzes Schaf. Ehrlich gesagt hat sie mehr äußere und innere Schönheit zusammen als ihr drei", kam eine Stimme von der Seite. Ich kannte sie und wußte instinktiv, daß es jetzt Ärger geben würde. Ich bereute es schon hergekommen zu sein. „Ah, Mister Romeo ist auch da", sagte Lilly. „Ich find ihn immer noch als eine schlechte Wahl für einen Freund, Misty. Dein Geschmack ist erbärmlich", ergänzte Violet. Bildlich gesehen brannte Misty mittlerweile regelrecht. Die erste Bemerkung hätte sie überhört, da war ich sicher aber die letzten hatte es getan. Ash wollte sie zurückhalten, kam aber gar nicht erst dazu. „Was fällt euch ein?!? Noch einen Kommentar über meinen Freund und meinen Geschmack und ich kann für nichts mehr garantieren! Ihr müßt gerade reden, ihr habt ja nicht mal einen Freund!" schmiß sie Violet und Lilly entgegen.

Ich machte einen Schritt zurück und Violet und Lilly sahen sich etwas unsicher an. „Mist'...", begann Ash, wurde aber von ihr unterbrochen. Hey, er hat sie Mist' genannt. Scheint ja endlich geklappt zu haben. Nicht, daß es jetzt etwas änderte. „Verzieht euch! Ich hab gehofft euch heute nicht zu sehen! Bis hierhin war dieser Abend perfekt. also geht, bevor ihr ihn mir vollkommen vermiest!!!" Die letzten Worte schrie Misty regelrecht.

„Hey, kein Grund so laut..." Ich schnitt Lilly das Wort ab, bevor das ganze Schiff auf die wohl folgende Schlacht aufmerksam werden konnte. Dann griff ich mir sie und Violet und zog sie schnell von der Gruppe weg mit einem letzten Blick über die Schulter. Ich sah Ash mit einem Arm um Misty und murmelte ein stilles „Tut mir Leid" in ihre Richtung aber Misty war zu wütend, um es zu bemerken.

(Ash)

Es war definitiv ersichtlich, daß sie wütend war. Der Rest des Abends verlief normal. Noch ein paar kleine Gespräche hier und da aber Misty war größtenteils ruhig. Manchmal sprach sie ein wenig mit ihrem Togepi. Ich versuchte sie zu beruhigen so gut es eben ging, doch es half nicht viel. Schließlich neigte sich der Abend dem Ende entgegen und ich schlug vor, daß wir schlafen gehen sollten.

Wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen uns morgen wiederzusehen. Misty und ich waren auf dem Weg zu unseren Kabinen. Richie hatte gesagt, er würde etwas später nachkommen. Misty war ziemlich mitgenommen und müde, als wir schließlich bei unseren Kabinen ankamen. Wir hatten zwei genommen. Normalerweise würden Richie und ich eine nehmen und Misty bekam die andere. Nur leider... „Ups, ich glaube Richie hat unseren Schlüssel", bemerkte ich kleinlaut. „Nun, dann nehmen wir eben meine Kabine. Ich beiß schon nicht." Der Kommentar war etwas barsch und ich erschrak ein wenig. Die Tür öffnete mit einem Klicken. Der Raum war wie jede normale Kabine auch. Ein Waschbecken, ein kleiner Tisch, zwei Stühle und ein Bett. „Ein Bett?" war Mistys Reaktion. „Na toll. Und jetzt?"

„Tja, ich werd wohl auf dem Boden schlafen müssen. Ich bin zu müde, um auf Richie zu warten", bot ich an, bekam aber keine Antwort. „Misty?" Sie saß auf dem Bett und schaute traurig ins Leere. Vorsichtig näherte ich mich und setzte mich neben sie. „Mist'...?"

„Warum mußte es so enden? Der Abend war so schön..." Ihr Stimme versagte, als ein paar Tränen ihr Gesicht hinunterliefen. „Ah, es ist nicht dein Fehler", versicherte ich ihr beruhigend. Misty schüttelte traurig und auch ärgerlich den Kopf. „Nein, du verstehst es nicht. Sie... hassen mich! Ich war nie gut genug für sie. Du kannst das nicht verstehen, du hattest dein behütetes Leben!" Ich war erst etwas geschockt, dann wurde ich ein wenig wütend. „Du brauchst deinen Ärger nicht an mir auslassen! Ich verstehe dich sehr gut! Ich weiß wie es ist ohne Vater aufzuwachsen!"

Misty wich ein wenig zurück als sie begriff, was sie gesagt hatte. „Es tut mir Leid, Ash... Es ist nur so... frustrierend." Meine Wut kühlte sofort ab und ich hielt sie lange in einer innigen Umarmung. „Shh... Ich bin bei dir und werde dich auch nicht verlassen", flüsterte ich leise, während ich liebevoll mit meinen Fingern durch ihr Haar fuhr. Misty lehnte sich ein wenig mehr in meine Umarmung und wir saßen da für einen langen Augenblick.

„Mist'... Ich weiß, das klingt dumm. Ich hatte nie Geschwister, aber ich glaube nicht, daß deine Schwestern dich hassen. Schau, wenn wir so fertig gewesen wären nach jedem Kampf, den wir hatten, würden wir heute kaum zusammensein, oder?" Sie sah auf und ein scheues Lächeln zierte ihr Gesicht. Das erste Lächeln an diesem Abend seit dem Streit. „Danke..." brachte sie hervor. Ich strich sanft über ihre Wange und gab ihr einen Kuß auf die Lippen, ein weiterer Moment verstrich.

„Wir gehen jetzt besser schlafen", meinte ich und wollte es mir gerade auf dem Boden bequem machen. „Warte!" Misty hatte meine Hand ergriffen. Mit der anderen hob sie die Bettdecke an. „Bleib bei mir", bat sie. Zuerst war ich überrascht und wußte nicht ganz, was ich antworten wollte, dann verstand ich und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Was hatte ich eigentlich gedacht? Misty war ein cleveres Mädchen, wir würden nie etwas tun, wozu wir noch zu jung waren.

„Sicher." Ich schlüpfte unter die Decke, immer noch in meinem Anzug. Misty folgte mir und wir legten uns mit dem Gesicht zueinander. „Willst du dich nicht umziehen", fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin zu müde." Wir näherten uns für einen letzten Kuß. Bald darauf übermannte mich der Schlaf, während ich das seelisch schlafende Mädchen in meinen Armen betrachtete, Pikachu und Togepi schon längst schlafend am Fußende...

(Richie)

Gähnend streckte ich mich. Ein paar Sonnenstrahlen schienen durch das Fenster meiner Kabine. Ich warf einen Blick auf das andere Bett, nur um es leer vorzufinden, Wo war...? Langsam wich meine morgendliche Müdigkeit. Als ich gestern gemerkt hatte, daß Ash nicht in seinen Raum konnte, war ich hinuntergelaufen aber gemerkt, daß er nicht da war. Er war wohl bei Misty. Ich wollte nicht stören, also war ich ebenfalls schlafen gegangen.

„Pi... Pika. ( Huh... Guten Morgen.)", grüßte Sparky als er aufwachte. „Guten Morgen, Sparky." Ich zog mich schnell um, öffnete die Tür und näherte mich vorsichtig dem Raum neben mir. Ich drückte die Klinke hinunter und war überrascht, daß sie nicht abgeschlossen war. Die beiden mußten sehr müde gewesen sein. Vorsichtig und leise öffnete ich die Tür. Meine Augen erblickten Ash und Misty eng umschlungen in dem einzigen Bett im Raum. Einen Moment war ich geschockt, sah aber das nichts passiert war. Sie lagen einfach nur friedlich da. Misty hatte ihren traurigen Ausdruck verloren und lächelte nun etwas.

„Keine Sorge, Richie. Ash ist ein intelligenter Junge." Ich sprang beinahe an die Decke, als ich die Stimme hinter mir hörte. Es war Ashs Mutter. Einen Moment hoffte ich, daß sie nicht ausrasten würde, bei dem Anblick des Paares aber im nächsten Moment registrierte ich, was sie gesagt hatte. „Sie würden nie etwas tun, wozu sie noch nicht alt genug sind." Ich nickte. „Komm, laß uns hochgehen. Es gibt bald Frühstück. Die beiden kommen schon." Erneut nickte ich nur und schloß die Tür leise.

(Misty)

„Puh, ein Glück, daß sie es nicht mißverstanden hat. Du weißt nicht wie aufbrausend meine Mutter sein kann, wenn sie sauer wird." Ich kicherte, als ein Bild vor meinem inneren Auge auftauchte, wo sie uns über das ganze Schiff jagte. In Wahrheit waren Ash und ich schon länger wach. Ich war als erstes aufgewacht und da ich mich bewegt hatte, war er auch aufgewacht. Wir wollten ja auch aufstehen aber es war so bequem und angenehm in den Armen des jeweils anderen zu liegen.

Ashs Magen machte sich bemerkbar und ich kicherte wieder. Dann befreite ich mich schließlich aus seinen Armen und stand auf. „Na komm schon. Du verhungerst mir ja noch." Ich fragte mich wie man nach dem Büfett gestern noch hungrig sein konnte aber das war eben Ash. Ich ging ins Badezimmer, nahm eine schnelle Dusche und zog mich um. Mein Kleid würde ich erstmal nicht wieder anziehen können aber das war ja auch nur für gestern. Als Ash sich auch fertig gemacht hatte, liefen wir hinauf aufs Hauptdeck, wo es Frühstück geben würde, ein wenig hungrig war ich schon.

Dank Ash war mein Ärger auf meine Schwestern so gut wie verschwunden. Seine Worte hatten mich erreicht und mich zum Nachdenken gebracht. Ich wußte, daß meine Schwestern mich liebten, wenn sie es auch mal öfters zeigen könnten. Bis auf Daisy kam ich mit ihnen nur nie richtig klar. Daisy war die Einzige, mit der ich über Ash geredet hatte – nun nicht direkt über ihn aber sie hatte stets ein offenes Ohr für mich und ich wußte, daß ihr Leid tat, was gestern Abend geschehen war. Mir tat es auch Leid. Ich hatte es zu ernst genommen und überreagiert. Ich mußte das endlich abstellen, irgendwann würde ich jemand sehr verletzen, den ich liebte. Vielleicht sogar Ash und das wollte ich auf keinen Fall.

Arm in Arm trafen wir auf dem Hauptdeck ein. Ash entdeckte an einem größeren Tisch die ganze Gruppe, inklusive Ashs Mutter. Wir liefen fröhlich zu ihnen hinüber und setzten uns. „Und, gut geschlafen", fragte Mrs. Ketchum mit einem wissendem Ausdruck in den Augen. „Ja, danke der Nachfrage, Mom. Das nächste Mal könnt ihr aber ruhig anklopfen bevor ihr reinkommt." Ashs Mutter und Richie sahen sich fragend an und wurden Rot.

„Ups, ihr wart wach?" brachte Richie schließlich hervor. „Hey, was ist eigentlich Sache?" wollte Duplica neugierig wissen. „Sie haben zusammen gepennt", erklärte Richie. „WAS???" riefen Rocko und Duplica gemeinsam. Ich hob abwehrend meine Hände und versuchte sie zu beruhigen. „Nicht das, was ihr denkt. Wir haben uns nur, äh... Gesellschaft geleistet. Es war nichts. Wofür haltet ihr uns?" Rocko stieß einen Seufzer aus. „Na dann. Ich hatte schon gedacht. Sorry..."

Wir lachten alle herzlich und genossen den Rest des Frühstücks zusammen mit der schönen Morgenluft. Doch am Horizont formten sich einige bedrohliche Wolken. Ich wurde ein wenig unruhig. Bitte kein Unwetter, bat ich still. Immer wenn wir in eines geraten waren, war es nie besonders gut gelaufen.

(Lilly)

Das erste, was mein Blick traf waren die schwarzen Wolken, die sich langsam auf das Schiff zu bewegten. „Das sieht übel aus. Wird wohl noch eine rauhe Fahrt werden", sprach Violet meine Gedanken aus. „Da drüben sind sie." Daisy zeigte Richtung Steuerbord und ich erkannte die ganze Gruppe. Nun, ob es jetzt regnen und stürmen sollte oder nicht, wir sollten das schleunigst hinter uns bringen.

Daisy hatte Violet und mir den ganzen Abend über Vorwürfe gemacht und ich fühlte mich auch ziemlich mies. Ich hätte nicht so ausfällig werden dürfen. Nicht gegenüber meiner jüngsten Schwester. Fakt war wohl – ich kann nur von mir reden aber denke Violet mit einbeziehen zu können –, daß ich schlicht und ergreifend eifersüchtig auf Misty war. Erstens, weil sie einen Freund hatte, zweitens, weil sie den Abend genießen konnte, und drittens, weil sie verdammt schön ausgesehen hatte. Ja, ich gab es zu, Misty hatte mich beeindruckt.

„Hey, Mist'!" rief Daisy und alle Aufmerksamkeit war auf uns gerichtet. Misty sah nicht mehr wirklich ärgerlich aus aber sie hatte einen genervten Ausdruck aufgesetzt, den man an ihrem ganzen Körper sehen konnte. Der Junge – Ash – legte ihr eine Hand auf die Schulter, sagte aber nichts, sondern blickte uns nur in stiller Erwartung entgegen.

Misty wollte etwas sagen aber ich schnitt ihr das Wort ab. Ich hatte sie am tiefsten getroffen, also mußte ich es auch wieder in Ordnung bringen. „Misty, es... es tut mir Leid." Ihr Gesicht wurde sanfter aber es reichte noch nicht. „Wir haben es nicht so gemeint. Ich schätze, wir waren einfach eifersüchtig, daß du den ganzen Spaß hattest", scherzte ich, wurde aber gleich wieder ernst. „Schau, was ich versuchen will zu sagen ist, daß du Recht hattest mit dem, was du gesagt hast." Ein scheues Lächeln, ein gutes Zeichen. Violet machte jetzt weiter. „Wir sind doch eine Familie. Glaub bitte nicht, wir würden dich nicht lieben. Wir haben unterschiedliche Prinzipien und Ziele aber wir sind trotzdem Schwestern und du liegst uns allen sehr am Herzen."

Misty nickte, ein wenig Dankbarkeit lag in ihrem Blick. Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, als genau in diesem Moment eine riesige Welle das Schiff traf und wir alle quer über das Deck schlitterten. Wir waren alle so in das Gespräch vertieft gewesen, daß wir gar nicht gemerkt hatten, wie alle anderen Passagiere schon Zuflucht gesucht hatten.

Ich hörte Ash und Mistys Stimmen über den hereinbrechenden Sturm. „Bisasam..."

„Tangela..."

„Rankenhieb!"

Ich spürte wie etwas mich packte und meine unkontrollierte Rutschpartie zu einem Halt brachte. Schnell sah ich mich um. So gut wie alle waren von den beiden Pflanzenpokémon abgefangen worden. Das Schiff schaukelte heftig. Ich fand den Jungen mit der Kappe, Rocko, seine offensichtliche Freundin, den anderen Jungen, die Frau, die offensichtlich Mrs. Ketchum war... Aber wo waren Ash und Misty?

„Misty!" schrie Violet über den Sturm hinweg. Meine Augen hatten sie gefunden. Sie und Ash rutschten unaufhaltsam weiter. Ich hielt den Atem an...

„Bisa! (Ash!)"

„Tangela! (Misty!)"

In letzter Sekunde ergriffen die beiden Pokémon ihre Trainer und stoppten sie. Wir atmeten alle auf und Ash und Misty kamen schnell wieder auf die Beine. In der Ferne erkannte ich den Hafen und wußte wir würden es schaffen. Dieses Schiff war auch für Unwetter ausgerüstet, nicht so wie das erste.

„Kommt schnell, Kinder. Wir sollten unter Deck gehen", rief die mutmaßliche Mrs. Ketchum. „Wir kommen!" schrie Ash zurück und ergriff Mistys Hand. Gerade, als ich mich auf den Weg machen wollte, sah ich eine neue Welle kommen. Groß genug um... „Vorsicht!" Meine Stimme wurde durch den Sturm zerfetzt, erreichte aber ihr Ziel. Misty hielt sich instinktiv an etwas fest aber Ash war nicht schnell genug. Der Aufschlag traf ihn so überraschend, daß er im hohen Bogen nach hinten flog, direkt über Bord. Ich sah in purem Terror wie sowohl sein Bisasam, als auch Mistys Tangela noch einmal ihre Ranken aussandten, sie den armen Jungen aber um Haaresbreite verfehlten. Ash fiel...

(Misty)

„Ash!" Die Zeit schien in Zeitlupe abzulaufen. Ich streckte meine Hand aus aber er war unerreichbar. Mit purem Horror beobachtete ich wie er mit dem Rücken voran in die Fluten stürzte. Da ging es hin, das kurze Glück unserer Beziehung. Sollte das unser Schicksal sein? War unsere Liebe dazu bestimmt nur so kurz zu halten? Ich stand stocksteif und wollte es nicht wahrhaben. Die Stimmen der anderen nahm ich nicht wahr, ihre verzweifelten Rufe für Ash und ihre Bitten, ich solle kommen. Ash krachte durch die Wasseroberfläche und mein Herz wurde von einer eisernen Faust gepackt und zusammengepreßt. Ich sah wie er auftauchte, nur um von einer weiteren Welle unbarmherzig verschluckt zu werden.

Dann traf ich innerhalb eines Augenblicks eine Entscheidung. Ich wußte, daß ich keine andere Wahl hatte. Meine Pokébälle waren zu weit entfernt, das einzige Pokémon, das ich instinktiv ergreifen konnte, war Tangla gewesen. Und es war jetzt keine große Hilfe. Ich hatte keine Zeit mehr, so mußte ich mich also auf meine Fähigkeiten verlassen. Auf meine Fähigkeit als ausgebildete Unterwasserballerina.

„ASH!" Mit einem letzten langgezogenen Schrei voller Schmerz und gleichzeitig Hoffnung stürzte ich mich in die Fluten. Das hier war natürlich keine Aufführung, kein Spiel, wie daheim in Azuria City. Das war mir vollkommen bewußt. Aber ich sah keine andere Möglichkeit Ash zu retten. Es war eine Sekundenentscheidung und ich hoffte die richtige getroffen zu haben.

Dann hatte ich keine Zeit mehr zum Nachdenken, sondern ließ meine Instinkte für mich arbeiten, als ich durch die Wasseroberfläche brach. Da! Da war Ash! Er hatte eindeutig Probleme mit der Luft, scheinbar war es ihm nicht mehr gelungen diese anzuhalten und ich sah bereits wie er Blau anlief. Mit einigen geübten Bewegungen war ich bei ihm, Ash sah mich und streckte instinktiv seine Hand nach mir aus. Ich nahm sie und zog mich heran, nahm dann seinen Kopf und preßte meine Lippen auf seine. Er sog die Luft in sich hinein und ich deutete nach oben. Wir versuchten an die Oberfläche zu kommen aber die Strömung war stark, zu stark.

Ich versuchte die Panik in mir niederzukämpfen und einen Ausweg zu suchen aber ich fand keinen. Meine Lungen schrieen nach Luft und mein Blick wurde verschwommen. Und wenn es mir schon so ging, war Ash am Rande des Erstickens.

(Daisy)

„Mist'!" brüllte ich, als mein jüngste Schwester mit einem Schrei willentlich über Bord sprang. Trotz der Gefahr rannte ich zum Geländer, Violet und Lilly direkt neben mir. Die anderen folgten einen Moment später. Angst und Schock stand in den Gesichtern der drei Jungs, reiner Terror zeichnete das Gesicht der jungen Mutter. Ich konnte nur ungläubig ins Wasser starren. Ich wußte, daß Misty eine ausgebildete Schwimmerin war, die sich im Wasser mehr zuhause fühlte als an Land. Aber der Sturm war zu stark und die See zu aufgewühlt.

„Das ist nicht gut", bemerkte Violet leise. „Sie müßten schon längst oben sein." Ich hatte Angst, Angst um Misty, Angst um ihre gerade erst gewonnene Liebe. Das hatte sie nicht verdient. „Vielleicht hält die Strömung sie unten", gab Lilly zu bedenken und starrte so hart in die Fluten, als ob sie diese zur Seite schieben wollte. Ihr Kopf flog abrupt herum und der Blick in ihren Augen sagte mehr als tausend Worte. Violet und ich nickten und ein paar Sekunden später folgten wir unserer Schwester in die Fluten.

(Ash)

Luft! Mein Gehirn war nahe einem Kollaps. Immer noch versuchte ich der Strömung zu widerstehen und aufzutauchen aber ich schaffte es nicht. Misty war an meiner Seite und rang ebenso mit ihrem Atem, ihre Muskeln angespannt. Ich mußte etwas tun oder wir würden beide sterben. Was war das? Meine freie Hand war gegen etwas metallisches gestoßen. Meine Pokébälle! Mit letzter Anstrengung versuchte ich Schiggys zu erreichen. Doch mein Körper versagte mir den Gehorsam, als Konsequenz des fehlenden Sauerstoffs. Dunkelheit begann mich zu umgeben...

Nur ganz undeutlich konnte ich die drei Schatten erkennen, die in diesem Moment die Wasseroberfläche durchschlugen. Ich wußte, es mußten Mistys Schwestern sein. Wenig später spürte ich zwei starke Arme und erkannte Daisy und Violet. Lilly hatte sich Misty geschnappt und gemeinsam schafften wir es aufzutauchen.

Ich machte einen langen Atemzug, bis ich wieder einigermaßen bei Sinnen war. Sofort griff ich nach meinem Pokéball und schickte Schiggy hinaus. Ich griff nach meinem Pokémon und machte eine Geste, daß Daisy und Violet Misty und Lilly helfen sollten. Die Gefahr war aber noch lange nicht vorbei. Die nächsten Wellen kamen schon und wir konnten uns nur schwer über Wasser halten. Die vier Schwestern tauchten öfters ab und unter den Wellen durch, verzweifelt bemüht in der Nähe des Schiffes zu bleiben. Innerhalb von zwei Minuten waren wir alle ermüdet, Schiggy konnte sich kaum noch über Wasser halten, kämpfte aber tapfer weiter. Früher oder später würde es uns erwischen, wenn nicht ein Wunder geschah.

(Tracey)

„Oh mein Gott, das halten sie nicht mehr lange! So tu doch jemand etwas!" schrie Mrs. Ketchum hysterisch. Wir waren alle wie festgefroren und beobachteten hilflos, wie Ash, Misty und ihre Schwestern verzweifelt versuchtem sich über Wasser zu halten. Die Stimme von Ashs Mutter riß uns alle aus unserer Trance. „Sie brauchen ihre Pokémon", rief Richie schließlich (Anm. des Autors: Warum ist das niemandem eher eingefallen? Mann, was würden die bloß machen, wenn es mal auf Zeit ankommt...). Rocko, ich und Richie rannten sofort zu unseren zusammengebrochenen Tischen und Richie schnappte sich die Pokébälle daneben.

Mir kam eine Idee. Ich hatte mich gestern Abend noch mit dem Buch beschäftigt und war ziemlich sicher, daß das klappen würde. Richie wollte Starmie rauslassen aber ich hielt ihn zurück. „Warte..." Ich griff nach Dratinis Pokéball. Die beiden Jungs sahen mich fragend an aber dafür war keine Zeit. Ich ließ Dratini raus und es sah sich suchend nach seiner Trainerin um. Dann, als ob es die Gefahr, in der sie sich befand, fühlte, schoß es regelrecht über die Reling ins Wasser. „Sollten wir Starmie nicht lieber hinterherschicken", fragte Rocko und Duplica nickte, Aquanas Pokéball in der Hand. „Nein, wartet. Ich glaube, ich weiß, was Tracey vorhat", meinte Richie.

(Misty)

Ich sah Dratini kommen. Es landete mit einem lauten Platschen. In diesem Moment brach Schiggy – sofern im Wasser von zusammenbrechen gesprochen werden konnte – vollkommen ausgelaugt zusammen. Ash holte es sofort zurück, wobei ihn erneut eine Welle traf. Als die Welle wieder vorbei war, war Ash nicht mehr da. Nicht schon wieder! Abrupt riß ich mich von Daisy los und tauchte unter Wasser. Ich schaffte es Ash abzufangen aber wir waren zu müde um erneut gegen die Strömung zu kämpfen. Was war das? Dratini tauchte zu uns hinunter und schaffte es uns nach oben zu hieven. Aber Dratini war noch jung und ich wußte, daß es uns nicht lange tragen konnte.

Urplötzlich stieß es einen so spitzen Schrei aus, daß meine Ohren protestierend anfingen zu schmerzen und mein Trommelfell drohte zu bersten. Ich konnte meine Ohren nicht zuhalten, da ich zu sehr mir über Wasser bleiben beschäftigt war. Der schrille Ton änderte sich in eine Art Gesang, konnte aber immer noch als Schrei bezeichnet werden. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Etwas ähnliches hatte ich schon einmal gehört aber damals war es eher wütend gewesen und hatte nicht mit diesem melodischen Ton abgeschlossen... Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich zahlreiche Schatten am Horizont und im Wasser entdeckte. Überall um uns herum tauchten immer mehr Dratinis auf und trugen uns regelrecht in Richtung nahe Küste. Wir waren gerettet!

„Danke", brachte ich schwach hervor. *Kein Problem. Alles in Ordnung bei euch?* Ich nickte. „Bis auf die Tatsache, daß ich ein wenig naß bin und sofort wieder schlafen gehen könnte, bin ich okay", meinte Ash mit einem Grinsen. Ich kicherte, was mir schwerfiel, da ich immer noch schwer atmete. „Nun wenigstens sind wir dieses Mal nicht untergegangen", sagte ich.

{Pikachu (schockt den Autor): PIKACHU!

 Autor (geschockt): Argh! Was soll das?

 Pikachu (sauer): Pikachu, Cha, Pika, Chu! (Ich war kaum in dieser Episode!)

 Autor (geschockt und resignierend): Okay, du kriegst das Ende, in Ordnung?

 Pikachu nickte zufrieden und verschwand mit einem triumphierenden Grinsen.}

Alabastia, Hafen (Pikachu, wie versprochen, *seufz*)

Als die Dratiniherde Ash, Misty und ihre drei Schwestern schließlich in den Hafen brachten, hatte der Sturm sich gelegt und die Sonne tauchte das Meer in ihr Licht. Es sah irgendwie aus wie ein Triumphzug...

Nachdem Richie und Rocko den beiden an Land geholfen hatten, rannte ich mit voller Geschwindigkeit auf Ash zu und warf mich überglücklich in seine Arme. Ich war absolut besorgt und nahe eines Nervenzusammenbruchs, da ich nichts hatte tun können.

„Pikapi! (Ash!)" Ein freundlich gemeinter Schock entwich mir und Ash schrie auf. „Hey, ich bin von oben bis unten naß! Vergiß das nicht!" rief er protestierend und ich stoppte sofort. „Chu. (Entschuldigung.)" Ich sprang auf Ashs Schulter und wir drehten uns alle zu den Dratinis um, die schon wieder ins offene Meer verschwanden. Pokémon hatten in ihrer eigenen Art eine besondere Verbindung miteinander. Insbesondere Drachenpokémon hatten das und dafür war ich heute unendlich dankbar.

„Kommt. Ihr könnt alle erstmal zu uns kommen", kündigte Ashs Mutter an. Die ganze Gruppe, inklusive Ash und Misty, die noch eine Weile den Dratinis nachgeschaut hatten, verließ den Hafen in Richtung Stadt. Misty hatte trotz allem einen glücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Nicht nur, weil sie in Sicherheit waren, sondern, weil ihre Schwestern ihr geholfen hatten. Ein Beweis für ihre Liebe, daran würde sie wohl nie mehr zweifeln.

(Erzähler)

„So, bevor Pikachu mich jetzt auch noch schockt oder ich wieder das Opfer heimtückischer Streiche meines Autors werde" – dabei wirft er das Skript weit weg, so daß es mit einem Platsch im Ozean landet – „fasse ich mich kurz. Misty hat in dieser Episode begriffen, daß sie sich auf ihre Schwestern verlassen kann und daß das Bild, was man sich von einer Person gemacht hat, manchmal trügen kann. So gefestigt, ist sie nun nur noch mehr bestrebt ihre Reise fortzusetzen. Wenigstens hat es das Schiff dieses Mal überstanden..."

Anmerkungen des Autors

So, das war knapp, was? Nun ist ja alles gut ausgegangen. Einige kleine Dinge noch.

Die Darstellung von Mistys Schwestern ist meine alleinige Fantasie. Ich hab keine Ahnung, ob sie wirklich so sind. Reine Spekulation.

Welche Szene Misty gemeint hat, die sie an Dratinis Ruf erinnert hat? Ich meinte das erste Mal, als sie über die MS Anne Bekanntschaft mit dem Wasser machten (um es freundlich zu beschreiben). Erinnert ihr euch an das Karpador, das sich in ein Garados entwickelte und kurz darauf zwei weitere Garados „herbeirief"? Ich schätze, ihr habt verstanden, was ich meine.

Ich weiß, daß ich Pikachu in dieser Episode vollkommen vergessen habe. Daher habe ich ihr die Endgedanken gegeben. Es ist mir nämlich erst da aufgefallen, daß sie fehlte.

Warum diese Kommentare? Meine Geschichte war die ersten Kapitel etwas ZU ernst (bezieht sich auf die Version ohne Ergänzung des Erzählers). Alles in allem ist es immer noch Pokémon und das heißt insbesondere Fun! Erwartet, daß das jetzt mal öfters kommt. Aber ich werde es auch nicht übertreiben.

Mit diesem Kapitel ist auch ein Teil der Fic abgeschlossen. Nämlich, der Ash und Misty gewidmete Teil der Zusammenführung. Die Charaktere sind größtenteils zusammengeführt (Ja, Rocko und Duplica bleiben mit absoluter Sicherheit). Nicht, daß ich jetzt keine Romantik mehr reinbringen werde aber wir wenden uns jetzt mal einem anderen Hauptthema zu (Anm. der Überarbeitung: Und zu dem Zeitpunkt hatte ich echt noch keine Ahnung WIE anders).

Matthias

The Final Step To The Master©2000-2002 by Matthias Engel

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