The Final Step to the Master
Episode 17
(Erzähler)
„Letztes Mal haben wir endlich ein paar Antworten auf all die Fragen bekommen, die uns beschäftigten. Aber es sind gleich neue Fragen dazugekommen." Ich zeige ein paar Bilder von Ash die drei Vögel einend, in ihrem Licht badend, von Pikachus Entwicklung und schließlich Mistys Entführung. „Was wird die Gruppe nun tun, um die entführte Freundin zu befreien? Vor allen Dingen, fragen wir uns, kann Ash bei den ganzen Ereignissen um ihn herum die Fassung bewahren, um seine Misty zu retten...?"
Saffronia City, altes Silph & Co. HQ (Richie)
Krachend brach der Schrank unter dem Einschlag des Lichtblitzes in sich zusammen. Nicht, daß er eh schon lange fällig gewesen wäre...
„Hier ist nichts. NICHTS!" grollte Ash frustriert und warf Sabrina einen Blick zu, der ein Garados eingeschüchtert hätte. Sabrina jedoch zeigte keine Regung. „Ich habe nie gesagt, daß sie hier SIND: Ich sagte sie WAREN hier – vor mehr als zehn Jahren. Wir sind hier, um Hinweise zu suchen, mehr nicht." Ash hielt ihren Blick für ein Moment stand aber wandte sich dann ab und starrte ins Leere.
Ich seufzte. Das ging jetzt schon den ganzen Weg hierher so. Ich war weder böse mit Ash, noch in irgendeiner Weise auf Sabrinas Seite. Neutral zu bleiben in dieser Situation war sehr schwierig. „Ok, Leute. Wir sind alle mit den Nerven am Ende. Ich schätze ein paar von uns sollten sich etwas ausruhen", schlug ich vor. Ash wandte müde seinen Kopf zu mir. Er trug nun wieder seine alte Kleidung. Nur das etwas längere Haar, der erwachsenere Ausdruck und die drei kristallbestückten Pokéballe wiesen noch auf die Verwandlung, die mit und in ihm vorgegangen war, hin. „Ich werde mich nicht ausruhen." Erneut seufzend gab ich jegliches vernünftiges Argument auf. Du kannst mit jemanden in Ashs Zustand nicht vernünftig argumentieren.
„Das ist merkwürdig, ich rieche weder etwas noch spüre ich etwas..." meldete Pikachu sich nachdenklich zu Wort... Moment! Ich fuhr herum und starrte wie der Rest der Gruppe auf Pikachu, die immer noch ein sehr merkwürdiger Anblick war und wohl noch eine Weile bleiben würde. „Was...?" Pikachu sah uns verwirrt an. *Schweißtropfen* „Ups, dann war das doch keine Einbildung von mir?" Ich schüttelte den Kopf. Das wurde verrückter und verrückter. Rocko und Duplica warfen sich verwirrte Blicke zu, nur Sabrina musterte Pikachu wie immer ruhig... Verdammt, wurde dieses Mädchen denn nie mal eine andere Reaktion zeigen?
„Was war keine Einbildung", fragte Ash, der scheinbar weniger Aufmerksamkeit zeigte. Rocko blickte zu Ash hinüber. „Uhm, sag mir nicht, du hast gar nicht realisiert, daß Pikachu gerade geredet hat." Ash blinzelte verständnislos. „Wieso? Was ist so eigenartig daran, daß Pikachu... redet..." Langsam verstand er und starrte nun ebenfalls sein Pokémon an.
Mew lachte auf. „Oh, das ist ein ganz normaler Nebeneffekt. Ich schätze, ich hätte euch vorwarnen sollen. Andererseits... ich wollte mir den Spaß nicht verderben lassen." *Kollektives Umfallen*
Training, Suche und Entdeckungen
(Pikachu)
Das war definitiv etwas, woran ich mich gewöhnen mußte. Reden! Wie ein Mensch! Nun das machte Mauzi wenigstens nicht zu dem einzigen normalen Pokémon, das reden konnte. Ich sah an mir herunter... Zugegeben so ganz normal war ich bestimmt nicht mehr... Ich spürte die Energie in jeder Faser meines Körpers wie ein nahezu unerschöpflicher Pool aus Licht, aus dem ich schöpfen konnte. Es war erregend und furchteinflössend zugleich.
Meine erste Reaktion als wir nach ergebnisloser Suche ins Freie traten, war es gegen die frontale Morgensonne zu blinzeln. Eine Reaktion, ein Impuls. Mehr nicht. Es war nicht länger notwendig. Das Licht war in mir und konnte mich nicht mehr blenden. Gleiches galt für Ash... Ich sah zu meinem Freund auf und seufzte. Sofern er es bemerkte.
Ich konnte ihm die miese Stimmung nicht verdenken und ich fühlte es in mir selbst. Es war eine ähnliche Verbindung wie zwischen Mew und uns, nur noch wesentlich stärker. Mistys Verlust war für mich ähnlich schlimm. Ich versuchte nur einen kühlen Kopf zu bewahren – für uns beide.
Die Morgenluft war frisch und klar. Unter anderen Umständen wäre das ein gutes Wetter zum Ausspannen gewesen aber das kam nicht in Frage. Trotzdem nahm ich einen kräftigen Atemzug der frischen Luft, da es da drin so stickig gewesen war...
Ich hielt inne, da war etwas, was nicht da sein sollte. Ein unbestimmtes aber deutliches Gefühl von... „In Deckung!" Instinktiv sprangen alle zur Seite oder tauchten ab. Ich berührte den „Pool" und baute ein knisterndes Schutzschild aus Licht und Blitzen um mich auf. Eine mächtige Explosion erschütterte die Erde... Oder besser ein Erdbeben. Rocko stöhnte von der Seite, Die Erde vibrierte immer noch leicht aber mein Schild hielt.
Blitzschnell sah ich mich um... „Da oben!" rief Ash, mittlerweile hellwach wie ich merkte. Hinter einem Mauervorsprung lugten ein paar Köpfe hervor. Ein kräftigwirkendes Sandamer hockte sichtbar am Rand. „Geofisur!" hörte ich jemanden rufen. „Pikachu..." Ich brauchte keine weitere Aufforderung. Das Sandamer schoß auf den Boden zu. Mit einem gezielten Sprung hechtete ich in seine Richtung, vollführte einen Salto in der Luft und landete mit meinem Schwanz nach unten. Genau in diesem Moment traf Sandamer den Boden und löste seine Geofisur aus.
Vorsichtig, um nicht zuviel von dieser noch unkontrollierten Kraft zu nehmen, jagte ich eine Reihe von schneeweißen Blitzen durch die entstehenden Spalte. Sandamer mußte sich fühlen, als sei es in eine Stromleitung gefallen, die zu viel Volt hatte als gesund war. Es schwankte nicht einmal, sondern viel wie ein nasser Sack zu Boden. „Ups, war vielleicht doch etwas viel..."
Ich sah mich um, alle waren unversehrt. Ein halbes Dutzend Rockets hatten sich mittlerweile aus der Deckung gelöst und hatten nun einen ungläubigen Ausdruck in den Augen. „Wie... Wie... Wie ist das möglich?" stammelte der offensichtliche Trainer des Sandamer, während er es zurückbeorderte. Ein anderer zeigte auf mich. „Was in aller Welt ist das für...?" Er kam nie dazu zuende zu sprechen.
Ash grollte und tackelte den Rocket zu Boden. „Wo ist Misty?" grollte er, sichtlich bemüht seine Wut in einem kontrollierbaren Rahmen zu halten. „Ich weiß nicht wovon..." brachte der Mann hervor, wurde aber unterbrochen als Ash begann den Mann ein wenig zu würgen. „WO IST SIE?" zischte er hervor. „Ich... weiß nicht... wen... du..." Erneut versagte seine Stimme, als er nach Luft schnappte Ashs Hände glühten Weiß.
„Er bringt ihn um!" rief einer der Männer und wollte vorschnellen aber ich jagte ihm einen Blitz vor die Füße. „Wo habt ihr Misty hingebracht?" wiederholte ich Ashs Frage etwas ruhiger. „Wir wissen nicht von wem ihr sprecht", erklärte der Sandamer Trainer. „Wir sind hier nur auf Befehl hingekommen, um eine Gruppe von fünf Trainern ihre Pokémon abzunehmen..." Irgend etwas tief in mir sagte mir, daß er die Wahrheit sagte.
Ein lautes Röcheln lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Freund und Trainer. Sein Opfer war schon ganz Weiß im Gesicht und ich fühlte förmlich Ashs Licht wie ein brodelnder Vulkan, der jeden Moment ausbrechen konnte. „Bitte..." krächzte der Mann. Mew eilte zu Ash. „Verdammt, hör auf damit. Du bringst ihn ja um." Ash schien nicht zu hören – ja, nicht mal zu registrieren. „Wo ist Misty?" wiederholte er erneut. Der Mann sah aus, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde. Ich war sicher allein Ashs Kraft hielt ihn noch bei Bewußtsein.
Mews Augen glühten auf einmal Rot auf. „Ash, hör auf damit! Er weiß nichts!" Ihre Stimme war nicht laut oder scharf aber befehlend. Langsam, ganz langsam löste Ash seinen Griff. Rocko und Richie eilten an seine Seite und zogen ihn weg, da er immer noch aussah, als würde er jemanden umbringen wollen. Schnell hoben zwei andere Rockets ihren bewußtlosen Kollegen auf und verschwanden ohne ein weiteres Wort.
Ich warf Mew einen Blick zu. „Wie?" Sie schüttelte sacht den Kopf. „Zu kompliziert." Ich seufzte und sah zu Ash, der sich hingesetzt hatte und sich langsam wieder in den Griff bekam. Ich sprang in seinen Schoß und drückte mein Mitgefühl aus.
Geheimes TR Versteck (Giovanni)
„Und?" Ich sah auf, als die hochgewachsene Frau mein Büro betrat. „Sie schläft noch. Es dürfte ein wenig dauern bis sie aufwacht. Die Dosis war etwas hoch." Ich nickte. Das war unglücklich aber konnte in der Hektik der Situation geschehen. „Informieren sie mich, wenn sie aufwacht, Dana. Ich möchte so schnell wie möglich mit ihr..."
Ich überlegte einen Moment. Meine Partner mußten nicht alles wissen. Es war jetzt schon schwierig ihnen die Angelegenheit mit dem Lichtmeister zu erklären, ohne zuviel preiszugeben. Sie waren nur an ihrer Rache interessiert und das reichte mir. Ich brauchte die beiden, es gab keine besseren für die vor uns liegende Schlacht. Sie wußten nur noch nicht, daß es eine werden würden. „... reden", beendete ich. „Ich möchte sie schnellstmöglich verhören." Dana neigte den Kopf etwas zur Seite. „In ihrem Zustand wird nicht viel aus ihr herauszubekommen sein." Ich schüttelte den Kopf und widersprach: „Je schwächer sie für diese Art von Verhör ist, um so besser."
Mein Komm summte. „Ja?"
„Léon für sie, Sir", antworte mein Sekretär. „Soll reinkommen." Die Tür fuhr auf. Léon trat hinein. Er schenkte Dana ein schnelles Lächeln und nickte mir dann zu. „Ich fürchte der Angriff von Einheit 76 ist fehlgeschlagen." Ich zeigte keine Reaktion. „Haben sie etwas anderes erwartet?" Er schüttelte den Kopf. „Nein." Nach einer Pause fuhr er fort: „Aber ich habe einige interessante Beobachtungen gemacht. Es scheint sie hatten recht. Das Zielobjekt IST in einem unkontrollierten Zustand. Trotzdem scheinen seine Kampfinstinkte noch prächtig zu funktionieren..."
Ich bedeutete ihm zu schweigen. „Schreiben sie mir die Details in einen Bericht, Léon. Momentan können wir wenig tun. Fahren sie mit dem Schema fort und sammeln sie so viele Informationen über mögliche Angriffspunkte wie möglich." Ein Gedanke drängte sich auf. „Haben sie irgend etwas in der alten Basis gefunden? Was denken sie?" Eigentlich sollte das unmöglich sein. Die Spuren waren gut verwischt, wie immer. Und ES hatte sämtliche Energiesignaturen gereinigt. Weder Mew noch dieses Pikachu sollten etwas gefunden haben.
Léon bestätigte meine Überlegung. „Ich glaube nicht. Sie sahen alle recht enttäuscht aus." Ich nickte. „Gut. Fahren sie fort mit der Überwachung. Wir dürfen nicht unvorsichtig werden." Die beiden Kopfgeldjäger verbeugten sich knapp und verließen den Raum.
Saffronia City (Rocko)
„Das war..." Duplica schauderte ein wenig und sprach gar nicht erst weiter. „Was hast du dir gedacht, Ash? Du hättest ihn beinah umgebracht", drängte ich und sah meinem Freund scharf an. Ash saß einfach nur da, den Kopf gesenkt und kraulte Pikachu ein wenig, was ihn scheinbar mehr beruhigt hatte als Mews Einfluß vorhin.
„Na und? Er hätte es verdient..." Richie riß entsetzt die Augen auf. „Was? Ash, das ist nicht dein Ernst, oder? Ich versteh dich nicht..."
„Ich schon", bemerkte Moty mit leiser, säuerlicher Stimme. Ihre plötzliche Bemerkung überraschte mich mehr als der Sinn dahinter. Seit Mistys Entführung hatte sie kein Wort mehr gesprochen, was ich durchaus verstand.
„Trotzdem war das unverzeihlich", bemerkte Mew. „Diese Kräfte sind gefährlich. Richtig konzentriert können sie einen normalen Menschen ohne größeren Aufwand regelrecht auffressen. Aber in diesem Zustand schaden sie dir auch selbst. Daran müssen wir unbedingt arbeiten." Sabrina neben Richie sah kurz auf. „Gut, tut ihr das. Ich werde zur Arena gehen und ein paar Dinge besorgen, die hilfreich sein könnten, außerdem kann ich vielleicht noch ein paar Informationen sammeln", erklärte sie. Richie wollte sich anbieten mit ihr zu kommen aber sie stellte klar, daß sie ein wenig meditieren wollte, um mehr Informationen über Mistys Aufenthaltsort zu bekommen. Und dafür war es besser, sie wäre allein. Enttäuscht aber verstehend stimmte er zu.
Ich ging meine Taschen durch. „Wir haben kaum noch Tränke und ähnliches. Und irgendwas sagt mir, wir werden so bald nicht mehr zum Einkaufen kommen", erklärte ich. Duplica überlegte kurz und schlug dann vor: „Während Sabrina und Ash hier beschäftigt sind, könnten wir doch schnell rüber nach Prismania." Sie warf Mew einen fragenden Blick zu. „Ich schätze dieses Training dauert ein wenig, oder?" Mew deutete ein Nicken an. „Höchstwahrscheinlich."
Damit war es beschlossen und wir machten uns auf den Weg.
Geheimes TR Versteck (Misty)
Ich stöhnte. Langsam begann sich das wäßrige Chaos vor meinen Augen wieder zu einem halbwegs klarem Bild der Realität zusammensetzen. Nicht, daß da viel zu sehen war natürlich. Immer noch benommen nahm ich meine Umgebung wahr und versuchte mich gleichzeitig zu erinnern, was geschehen war.
Der Raum war düster, ich lag auf einer Art Bahre oder einem Tisch. Ich versuchte meine Arme und Beine zu bewegen, stellte aber mit Entsetzen fest, daß es unmöglich war. Ich war festgebunden und konnte mich noch nicht mal aufsetzen.
Ein wenig Panik stieg in mir auf. Wo war ich? War ich nicht eben noch am Kraftwerk gewesen und hatte Ash und Pikachus Transformation beobachtet? Ash! Wo war er? War ihm auch etwas passiert oder war es nur ich? Eine Erinnerung drängte sich mir auf. Da war jemand hinter mir. Ich meinte, es wäre Dana gewesen aber es war zu schnell gegangen. Verdammt, wie hatte ich nur so unvorsichtig sein können?
Das Geräusch eines umgedrehten Schlüssel und einer entriegelten Tür ließ mich aufhorchen. Ich drehte meinen Kopf in diese Richtung, wenigstens etwas, was ich noch konnte. Dumpf realisierte ich die Gitterstäbe und schloß daraus, daß ich in einer Art Gefängnis war. Jemand trat hinein ein stämmiger und breitschultriger Mann. Für einen Moment meinte ich die Luft sich kräuseln zu sehen. Wie ein undurchsichtiger, schwarzer Nebel aber es war wohl nur meine Einbildung.
„Nun. Es scheint du bist endlich aufgewacht. Das ist gut." Irgendwie war mir klar, daß ich das überhaupt nicht gut finden sollte. Vielleicht hätte ich noch eine Weile weiterschlafen sollen...
Saffronia City Arena (Sabrina)
Es war bereits später Nachmittag, als ich endlich Saffronias Arena – meine Arena – betrat. Ich hatte Mew noch geholfen einige Konzentrationsübungen für Ash auszuarbeiten. Diese Art von Kraft war mir auch neu, also mußte ich etwas improvisieren, mit dem was Mew mir erklären konnte. Davor hatte ich mit den anderen Drei noch eine Liste benötigter Hilfsmittel hergestellt.
Als ich die Tür hinter mir schloß, erwartete mich schon einer meiner Mitarbeiter. „Shanon." Ich nickte ihm zu. Shanon war etwas untersetzt, nicht größer als ein Meter Siebzig, mit kurzem braunen Haar. Er trug eine Brille aber mehr aufgrund der vielen Schreibtischarbeit, seine Sehkraft war vernünftig. Außerdem, wozu brauchte jemand mit psychischer Kraft eine gute Sehstärke?
„Sabrina, es ist eine Weile her", meinte er ruhig, ohne ein Anzeichen von Ärger. Er wußte es besser als das. Wenn ich mich erklären wollte, würde ich es tun. Mir wurde bewußt wie lange ich die Arena allein gelassen hatte. „Es tut mir Leid. Ich hatte wichtigere Dinge zu tun, die keinen Aufschub erlaubten und im Moment noch viel wichtiger sind."
Shanon musterte mich aufmerksam. „Sagt mir nicht, Ihr seid verliebt?" Ich zeigte keine Reaktion und wahrte die ruhige Maske auf meinem Gesicht. „So offensichtlich?" konterte ich statt dessen, mit so wenig Überraschung in meiner Stimme wie möglich. Shanon lachte kurz, geschah sehr selten, wenn auch allgemein mehr als bei mir – die Zeit, die ich mit Richie verbrachte, nicht mitgezählt. „Es kommt selten vor, daß Ihr euch für eure Handlungen entschuldigt, Sabrina."
Er machte eine kurze Pause. „Außerdem seit Ihr viel offener und eure Aura ist fröhlicher als vor eurer Abreise." Ich lächelte anerkennend. „Ihr seid gut geworden, Shanon." Er hielt meinem Blick stand. „Ich mußte", stellte er dann rein formal fest. Ein Welle von Sühne durchflutete mich. Aber kaum hatte ich mir Mistys Bild und alles was geschehen war wieder vor Augen geführt, war das hier nicht mehr wirklich bedauernswert.
Shanon drehte sich um und bedeutete mir zu folgen. Ich fragte neugierig: „Und wie laufen die Dinge?" Wir liefen durch ein paar Gänge – in Richtung eines der Labore, wie ich feststellte. „Vernünftig. Der Ruf schreckt immer noch die meisten Trainer ab. Aber es hat sich langsam herumgesprochen, daß Ihr momentan nicht anwesend seid und es kommen langsam mehr. Nun es ist ein gutes Training für uns alle. Wir halten uns." Ich nickte wortlos. „Was die Experimente angeht..." Er stoppte vor einer Tür. Es war kein Labor, mehr eine Art Aufenthaltsraum in dem Bereich. „Nun. Sehen sie selbst." Shanon steckte seine Codekarte in den Schlitz und die Tür fuhr auf.
Da war ein blendender Blitz. Ein helles Licht. Ich sah etwas auf uns zuspringen, Shanon wich zurück, ich griff mit einer Hand nach Simsalas Pokéball... Es stoppte. Ich blinzelte, ließ meine Hand sinken und registrierte dann, was da vor mir saß. Ein einzelnes, kleines aber so unnatürlich hell strahlendes Psiana.
Altes Silph & Co. HQ (Mew)
Seufzend ließ ich mich auf einem der Arbeittische nieder. Wir hatten uns einen relativ freien Raum für die Übungen geschafft. Dieses Gebäude mochte zwar schon lange verlassen sein, das machte es aber nur wesentlich geeigneter. Das Problem war nur, ich hatte keine Ahnung wie ich anfangen sollte. Sicher ich hatte das Wissen, die Grundlagen hatte ich schon früh gelernt, aber Praxisanwendung war immer etwas vollkommen anderes. Und versuche einmal dein rein theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen, wenn sich dein Schüler in einer solchen mentalen Disposition befand.
„Nun", begann ich schließlich. Ash stand schweigend und erwartend in der Mitte des Raumes, Pikachu ebenso geduldig an seiner Seite. was es zugegeben nicht gerade einfacher machte. Moty lag auf einem anderen Tisch und beobachtete uns halbinteressiert. Manchmal wünschte ich wirklich ich wäre älter...
Ich räusperte mich und klärte meine Gedanken. „Du... ihr werdet sicher schon bemerkt haben, daß alle eure Sinne um ein Weites verbessert sind. Bevor wir irgend etwas mit euren Lichtkräften veranstalten, müßt ihr lernen eure normalen und verbesserten Sinne bis zur Grenze auszunutzen. Es werden Zeiten kommen, da könnt ihr euch nicht auf eure Kräfte verlassen."
Ja, ich denke, das war eine ganz gute Rede gewesen. Und so verging die Zeit indem ich Ash und Pikachu zuerst zusammen und dann einzeln durch verschiedene Geschicklichkeitstests jagte, die dazu dienen sollten ihre Reaktionsfähigkeit auf ein Höchstmaß zu trimmen. Sie taten sich da gar nicht schlecht, auch wenn es einige Zeit dauern würde bis alles perfekt wurde. So etwas konnte man nicht an einem Tag lernen. Ich war nur hier, um ihnen zu zeigen, wozu sie fähig waren.
„Gut... für den Anfang", schloß ich nach einer Weile. Mehr wollte und konnte ich auch nicht dazu sagen. „Machen wir nur ein paar leichte Zielübungen. Pikachu, du zuerst. Versuche deine Blitze zu kontrollieren. Das da draußen war etwas... zu stark." Pikachu schaute schuldbewußt. „Hab ich bemerkt. Aber es ist nicht gerade einfach das richtige Maß zu finden." Ich lächelte. „Das behauptet ja auch niemand."
Meine Blicke schweiften über den Raum. Mit Hilfe meiner psychokinetischen Kräfte beförderte ich einen leeren Bucheinband in die Luft. Ohne Probleme ließ Pikachu es verschmoren, ohne dabei zuviel Kraft aufzuwenden. Gut, und was ist mit mehreren? Einige Reagenzgläser und andere nutzlose Utensilien flogen durch die Luft. Pikachu begab sich in eine Drehbewegung und ließ Blitze zu allen Seiten fliegen. Jeder so punktgenau und kein bißchen zu kraftvoll. Keiner von ihnen verfehlte sein Ziel.
Ich konnte mir einen leicht beeindruckten Pfiff nicht verkneifen. „Du lernst schnell. Aber das liegt wohl daran, daß Pokémon den Umgang mit elementarer Macht schon gewöhnt sind." Pikachu lächelte. „Es gibt Ähnlichkeiten." Ich nickte. „Gut, wir arbeiten später noch daran. Jetzt bist du dran, Ash." Dieser sah etwas verwirrt von Pikachu zu mir. „Wie mache ich das denn?" Warum hatte ich diese Reaktion jetzt erwartet? Ich seufzte. Einem Pokémon mußte man so etwas nicht extra erklären. Na ja, was beschwerte ich mich, wir fingen ja erst an.
„Du mußt, uhm... wie nenne ich das jetzt..." Pikachu schlug vor: „Den Pool?" Ja, das war gut. „Fühlst du diesen Kraftpool in dir. Das Licht selbst." Ash nickte. „Aus diesem Pool ziehen wir unsere Kraft. Er ist eine Quelle für alles was wir mit unseren Kräften tun wollen. Versuche daraus zu schöpfen und mit deinem Willen und durch Konzentration die Form von Technik daraus zu formen, die du anwenden möchtest."
Suchend sah ich mich um. „Versuchen wir's zum Anfang mit etwas Großen." Ich hob einen eh schon halb in sich zerfallenen Tisch mit meiner Kraft an und ließ ihn in der Luft schweben. „Spalte ihn." Ash schluckte kurz, nickte aber. Dann schloß er die Augen. „Aber Vorsicht! Nimm nicht zuviel auf einmal. Schon ein kleines bißchen kann sehr machtvoll sein." Seine rechte Hand begann Weiß zu glühen, als er sie langsam anhob und auf den Tisch zielte. „Wenn du zuviel Energie nimmst, dann..." Ein Strahl blendend weißer Energie sprang aus Ashs Handfläche und traf mit einem ohrenbetäubenden Knall den Tisch. Aber anstatt ihn zu spalten wurde er regelrecht in seine Atome zerlegt. „... würde so etwas passieren", beendete ich seufzend.
*Schweißtropen Ash* „Uhm..." Das würde noch ein langer Tag werden. „Gut, ich sehe wir müssen an deiner Konzentration und deiner Kontrolle arbeiten. Und das heißt zurück zu den Grundlagen." Ich bekam den erwarteten, unverstehenden Blick. „Meditieren." Ash stöhnte.
Route 08 (Richie)
Ich sah dem kurzen Besuch meiner Heimatstadt sehr entgegen – Sparky auch, er mag meine Mutter wirklich, auch wenn ich nicht glaubte, wir würden für einen Besuch zuhause Zeit haben. Es war nun schon eine ganze Weile seit ich losgezogen war. Eigentlich war ich nie der Typ, der lange an einem Ort blieb, da war immer ein Drang etwas zu unternehmen, etwas Neues zu sehen. Trotzdem versuchte ich jede Sekunde zu genießen, wo ich zuhause war.
Wir verließen das kleine Kontrollhaus zwischen Saffronia und Prismania City, nach einem kurzem und netten Gespräch mit dem Wärter, den ich schon länger kannte. Bis hierhin war es ein netter, kleiner, ereignisloser Trip gewesen. Ich hätte wissen sollen, daß es nicht so bleiben würde...
Auf halben Wege zur Stadtgrenze begann das Chaos. Ein dichte Mixtur von Smog und Rauch legte sich über die Route. Instinktiv warf ich mich zu Boden. Etwas verfehlte nur um Haaresbreite meinen Kopf. „Golbat, Flügelschlag!" Ein jäher Windstoß fegte die schwarzen Wolken hinweg. Ich zählte ein Dutzend Rockets. „Langsam geht mir das auf die Nerven", kommentierte Duplica und ließ ihre drei Pokémon heraus, Rockos standen schon in voller Formation. „Ich fürchte. Das ist erst der Anfang." Damit entließ ich Zippo und Happy. zusammen mit Fighter und Rocky. Sparky jagte bereits eine Donnerwelle auf die Pokémon unserer Widersacher. Es brauchte keine weiteren Worte mehr, unsere Pokémon waren schon zu sehr dran gewöhnt.
Sie müssen herausgefunden haben, daß wir uns aufgeteilt haben. Was aber bedeutet, jemand würde uns beobachten... Oder es ist einfach alles nur ein dummer Zufall. Nun, Ash war nicht da. Das hieß, daß ich die Situation wohl in den Griff bekommen mußte. „Sparky, Zippo, kombiniert eure Attacken. Happy, bleib bei Konfusionsattacken, um sie zu verwirren. Rocky, Fighter, helft den anderen."
Es funktionierte gut, ehrlich gesagt es funktionierte perfekt. Mit Sparky, Zippo und Happy an der Front und den anderen Pokémon als pure Angriffskraft dahinter, waren die Rockets schnell besiegt, die sich zum Glück aus dem Getümmel raushielten. Wie gesagt alles lief hervorragend. bis...
Happys Psystrahl wurde abgeblockt, einige unsere Pokémon brachen urplötzliche ohne jegliche Einwirkung saft- und kraftlos zusammen. Verwirrt sah ich mich um. Da stand ein einziges Pokémon, nahezu so Schwarz wie die Nacht. Nur die violetten Streifen auf dem Rücken zeugten vom Gegenteil. Aber sollten die nicht Gelb sein? Noch nie hatte ich solch ein Nachtara gesehen. Da waren einige andere, die mir mal untergekommen waren aber das...
Die Augen des Nachtara glühten ebenfalls in einem merkwürdigen Violett auf und ich konnte gerade noch ausweichen, als der schattenhafte, pechschwarze Energiestrahl auf mich zusauste. Duplica schrie kurz aber erleichtert stellte ich fest, daß nur ihr Haar etwas angesengt war, Rocko kochte. „Vulpix, Flammenwurf!" Vulpix reagierte nicht, keines unserer Pokémon tat etwas.
Mir kam ein schauderhafter Gedanke. Was war, wenn dieses Ding so etwas ähnliches war wie Pikachu, nur in der entgegensetzten Richtung. Schatten. Wo kam dieser Gedanke her? Ich hatte keine Zeit nachzudenken. In einer fließenden Bewegung hatte ich meinen letzten Pokéball in der Hand. „Sniebel, los!" Sniebel – mein letzter Fang, der sich als sehr nützlich erwiesen hatte – schoß aus dem Pokéball, gefror mitten in der Luft als eine Art Schallwelle es kräftig durchrüttelte, dann fiel es einfach nur zu Boden. Ich starrte ungläubig das Nachtara an, es starrte zurück. Das wenige was Sabrina mir gezeigt hatte zusammenkratzend, sendete ich einen gedanklichen Hilferuf. Irgend jemand würde mich schon hören, hoffentlich...
(Misty)
Ich rannte, rannte immer weiter. Das war alles nur ein Alptraum, mußte ich mir ständig wieder vor Augen halten. Nur ein verrücktes Kopfspielchen dieses... Dings. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah die Flammen immer wieder nach mir greifend. Alle meine Pokémon waren in der brennende Arena und meine Schwestern... Das Feuer hatte übergegriffen, auf die ganze Stadt wie ein wütendes Inferno. NEIN! Es war nur ein Traum, nur eine vorgegaukelte Realität.
*Willst du sie nicht retten* zischte eine leise, eindringliche Stimme an mein Ohr. „Was...?" Wie könnte ich denn? Ash war derjenige mit den Superkräften. *Du kannst. Die Macht schlummert tief in dir. Du mußt sie nur erwecken. Ich kann dir dabei helfen.* Einen Moment lang blieb ich stehen und starrte zurück, die Flammen schienen simultan innezuhalten. Dann schloß ich die Augen und schüttelte stur den Kopf. „Nein. Niemals. Das ist nur ein Traum, das ist nicht echt... Nein..."
Ich versuchte verzweifelt die Tränen fortzuhalten. Es war weniger die Situation aber die Diskussion über Kräfte hatte mich wieder an Ash erinnert und ich wußte immer noch nicht, was mit ihm war und wie besorgt er jetzt wohl um mich war. Hoffentlich tat er nichts Dummes, ich kannte Ash gut genug... *Komm. Nimm die Kraft in dir an. Du kannst sie nicht leugnen.* Etwas dunkles, schwarzes und eiskaltes berührte mich, ein Kribbeln machte sich in mir breit, ich spürte ein Aura aus Wasser um mich. Aber es war nicht wie es sein sollte. Nicht klar, nicht... richtig.
„NEIN!" widersetzte ich mich diesmal mit deutlicher Stimme. „Was auch immer du bist, ich werde nicht tun, was du willst!" Die Aura ebbte ab, der kalte Griff in mein Inneres lockerte sich ein wenig. Ich klammerte mich an den einzigsten Gedanken der mir genug Kraft gab gegen diesen psychischen Terror. Ash!
Saffronia City Arena (Psiana)
Ruhig und friedlich lag ich auf einem Sitzkissen und beobachtete meine Schülerin. Sabrina war in eine tiefe Trance verfallen. Beeindruckend diese Konzentration. Ich glaubte, sie würde wenig Probleme haben.
Ich hatte nur eine Millisekunde gebraucht, um zu erkennen, daß sie diejenige war, die ich gesucht hatte. Sabrina hatte erstaunlich ruhig zugehört, als ich ihr erzählt hatte, ich wäre nun ihr Partner und würde sie von nun an trainieren. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, was ich ihr eigentlich noch beibringen sollte, ohne sie jetzt schon auf die höhere Ebene zu führen. Ich würde darüber mit der Mistress sprechen müssen.
Meine scharfen Sinne spürten, daß Sabrina etwas empfing. Ich brachte meine Gedanken mit ihren im Einklang. Da war eine Stimme, erst schwach, dann aber wesentlich drängender. Die Stimme rief nach meiner Partnerin – ja, ich würde dabei bleiben – und rief eine starke emotionale Welle in ihr wach. Sie fing sich schnell und verfolgte den Ruf. Ein Bild formte sich. Ungenau aber deutlich genug um auszumachen, daß sich die drei Menschen dort und ihre Pokémon in Gefahr befanden.
Im nächsten Moment war Sabrina hellwach. Ich wollte sie schon tadeln, daß sie nicht so aus einer Meditation springen durfte... Dann bemerkte ich aber den besorgten Blick hinter der stets ruhigen Fassade und verkniff mir die Bemerkung, sie wußte das selbst. Ich sprang aus meiner Position auf und eilte an ihre Seite. Ein kurzes Schimmern und wir waren verschwunden.
Dort, wo wir wieder auftauchten, herrschte eine so düstere Atmosphäre, daß ich ein wenig schauderte. Innerhalb einer Sekunde erfaßte ich die Situation. Während Sabrina zu dem Jungen mit der Mütze lief, konfrontierte ich das außer Kontrolle geratene Nachtara. Mein Juwel blitzte auf, als wir uns anstarrten. Ich wußte, was das Problem dieses Pokémon war, und ich würde es nicht akzeptieren.
Das Sonnenlicht war auf meiner Seite, noch. Also nutze ich es und begann in einem weißgelben Licht zu leuchten. Das Nachtara bewegte sich keinen Zentimeter und ich dirigierte reinigende Sonnenstrahlen gegen die Dunkelheit, umging aber sehr vorsichtig die schattenartige Energie, die von der Dunkelheit eingeschlossen wurde. Es war schwer zu trennen...
Schließlich konzentrierte ich alle meine Energie in einen direkten Gedankenbefehl. *Wach auf!* Und genau das passierte. Ich spürte die dunkle Atmosphäre um uns herum abebben, die Luft wurde wieder normal. Das Nachtara blinzelte, schlug dann die Augen auf. Daraufhin sah es sich um. Erst flackerte Verstehen in seinen Augen auf, dann – als es den Jungen mit Sabrina sah – mischte sich der Ausdruck mit Reue und Trauer.
Es sprintete an seine Seite und brachte so etwas wie eine unterwürfige Verbeugung zustande. „Ich bitte um Vergebung, oh Erhabener." Der Junge schaute zuerst Sabrina an, dann das Nachtara vor ihm und schüttelte den Kopf. „Langsam verstehe ich gar nichts mehr." Um so mehr verstand ich jetzt und mir war nicht klar, ob ich schaudern oder erfreut sein sollte. Ich räusperte mich und meinte mit klarer Stimme. „Ich glaube, es ist dein Partner, uhm..."
„Richie." Vollendete er. „Und was muß ich jetzt machen?" Richie beäugte das Nachtara immer noch mißtrauisch. „Es in deine Dienste aufnehmen", antwortete ich simpel. Mistress Mew würde nicht erfreut über die Entwicklung sein aber noch war es zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Richie schluckte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich gehe davon aus, daß du das nicht aus freiem Willen getan hast." Das Nachtara sah reuevoll auf. „Ich war nicht stark genug, es tut mir Leid."
Richie nahm einen Pokéball aus seinem Gürtel, tippte etwas auf seinem Pokédex ein und sagte dann: „Ich glaube, ich werde dich Shadow nennen."
(Ash)
Meditieren, argh! Ich haßte so etwas. Ich war eine aktive Person. Nicht jemand, der einfach nur rumsaß und nun... meditierte. Insbesondere nicht jetzt in dieser Situation, wo Misty in höchster Gefahr schwebte. Sich jetzt zu konzentrieren war wesentlich schwieriger und immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Zu Misty... Die letzte Nacht und die paar Stunden Schlaf, die wir bekommen hatten, waren fürchterlich gewesen. Seit langer Zeit nicht die gewohnte Wärme ihres Körpers an mich geschmiegt zu fühlen, war die eine Sache. Das Aufwachen war das Schlimmste gewesen. Es ist unglaublich, daß du erst realisierst wie sehr dir jemand fehlt, wenn dieser Jemand dir mit Gewalt genommen wird.
*Ash, konzentrier dich!* fraß sich Mews scharfe Gedankenstimme in die meinigen. „Sorry", murmelte ich und hörte Mew seufzen. „Schau, Ash. Ich weiß wie schwierig das in deiner Situation ist." Dem konnte ich nicht widersprechen, nicht ihr. „Ok, versuch's nochmal." Resignierend tauchte ich wieder ab in mein Inneres und suchte den Pool. Es war ein wenig besser geworden mit der Zeit und ich bekam langsam ein Gefühl dafür, welche Menge für unterschiedliche Techniken nötig war. Trotzdem war es schwer zu beurteilen...
*ASH!* Von einem Augenblick auf den nächsten war ich voll konzentriert. Das war definitiv Mistys Stimme. Ich tippte den Pool ein wenig an, ließ das Licht meine metaphysischen Sinne verschärfen und suchte und suchte und... fand Misty. Zumindest ihre Präsenz. Ein Teil von mir begann Genaueres über ihre Umgebung in Erfahrung zu bringen, während der Hauptteil meines Bewußtseins einen mentalen Link zu Misty herstellte.
*Misty.* Es gab eine kleine Pause, dann kam die Antwort vorsichtig: *Ash?* Ihre Stimme war geknickt und verängstigt aber sie war verhältnismäßig sicher, soviel konnte ich feststellen. *Ich bin hier, Misty.*
*Ash!* Augenblicklich konnte ich eine Welle von Freude spüren aber sie wurde schnell wieder weggewischt von Angst. *Ash, es ist so schrecklich. Dieses Ding versucht mich zu zwingen etwas in mir zu erwecken aber es ist nicht der richtige Weg und...* Sie brach ab. *Welches Ding?* Misty schwieg eine Weile. *Ich weiß es nicht. Aber ES... löst immer wieder diese Alpträume aus. Ash, ich weiß nicht... wie lange ich das noch durchhalte.* Ihre Stimme zitterte ein wenig mehr. *Noch ein klein wenig, Mist. Wir holen dich da raus.*
Endlich hatte ich die Umgebung ausgekundschaftet und wußte nun, wo sich Misty befand. Ich versuchte sehr stark nicht an das kurze Bild ihrer Position zu denken. Da war nichts von einem Ding zu sehen, nur ein unbestimmtes Gefühl von Kälte...
*Ash?* Ich konzentrierte mich wieder auf Misty. *Meine Pokémon. Ich glaube sie sind da noch irgendwo. Kannst du nicht irgendwie...?* Schnell suchte ich den Raum ab und heftete mich an Togetics und Dragonirs Muster, das sollte einfach zu finden sein. Da! In einem kleinem Labor. Ich konzentrierte mich noch ein wenig mehr, schöpfte noch etwas aus dem Pool und dirigierte meinen Willen auf die Pokébälle samt Pokédex. Vor meinem mentalen Auge sah ich wie die Gegenstände kurz aufleuchteten, sich ein fast durchsichtiger, kristallklarer Nebel um sie legte und sie dann verschwanden.
Am Rande meiner Konzentration nahm ich das leise Geräusch wahr. *Sie sind hier.* Ich fühlte wie ihre Verfassung besser wurde und die Alpträume von ihr abließen. Sie driftete langsam in einen ruhigeren Schlaf. *Danke.* Nach einer Weile fügte sie hinzu: *Ich liebe dich.* Dann war die Verbindung gebrochen.
Ich schlug die Augen auf. Pikachu hockte neben den sechs Pokébällen und dem Pokédex auf dem Boden und sah mich erstaunt an. „Mistys", beantwortete ich die unausgesprochene Frage. Mew nickte anerkennend, während Moty etwas lebhafter heruntersprang und die Pokébälle beschnüffelte. „Etwas gefunden?" Verwundert entgegnete ich: „Ich dachte du hättest gelauscht?" Mew zeigte keine Reaktion. „Eure Bindung war zu stark abgeschirmt."
Zwar konnte ich mich nicht erinnern das gemacht zu haben, wenn dann unbewußt, aber das spielte jetzt keine Rolle. „Um deine Frage zu beantworten. Ich weiß jetzt, wo sie sich befindet." Mew lächelte und ich meinte etwas Stolz zu fühlen. „Sehr gut. Machen wir weiter. Eine Aufgabe noch für heute." Ich stöhnte. Diese Verbindung hatte mich schon sehr viel Kraft gekostet.
Prismania City, Kaufhaus (Duplica)
„So, das sollte alles sein." stellte ich zufrieden fest. „Endlich", kommentierte Rocko, wofür er sich eine von mir einfing. „Au..." Nun nach dem ganzen Streß zuletzt und bevor wir überhaupt in die Stadt gekommen waren, war es schön einen unbeschwerten, erholsamen Einkaufstrip im größten Kaufhaus für Pokémonartikel in der ganzen Kantoregion zu machen. Auch wenn die Jungs da anderer Ansicht waren...
Nun Rocko zumindest. Richie war viel zu sehr abgelenkt um sich zu beschweren. Shadow nahm einen Teil seiner Aufmerksamkeit ein und der andere war wahrscheinlich viel zu froh mal wieder zuhause zu sein. Sabrina war, nun ja eben Sabrina... Dieses seltsame Psiana bereitete mir noch immer Unbehagen aber Sabrina meinte es wäre genauso sicher wie Shadow. Was für eine Erleichterung...
Da wir alle zu müde waren, um noch zurückzulaufen, und Sabrina zu ausgelaugt, um uns alle zu teleportieren, beschlossen wir schließlich die Nacht über hier zu bleiben. Richie nahm Sabrina mit zu sich und Rocko und ich würde uns einen Raum im PKMN Center nehmen, da Richie bei weitem nicht so viel Platz hatte wie Ketchums...
Gerade als wir uns getrennt hatten und Rocko und ich auf dem Weg zum Center waren... „Ha! Jetzt gibt's Ärger und es kommt noch härter!" Argh, nein... Ich stöhnte genervt. „Nein, bitte nicht. Ich bekomme langsam Kopfschmerzen." Etwas zischte. „Duplica, Vorsicht!" Ruckartig sah ich auf und konnte gerade noch einen Fetzen von der blauweißschimmernden Energie in einem Eisstrahl manifestiert vor mir auffangen, bevor ich schlichtweg nur schrie.
Etwas – jemand hatte mich so schnell gepackt, daß ich nicht mal blinzeln konnte. Ich schlug die Augen auf und erkannte Ash – in Uniform oder wie auch immer man das nennen sollte. Ich errötete leicht, als ich merkte, daß ein Arm um seinen Nacken geschlungen war, während wir durch die Luft segelten. Wir landeten und Ash setzte mich an. „Alles in Ordnung?" Ich schluckte und schüttelte leicht den Kopf, um wieder klar denken zu können. „Ja", brachte ich hervor. Dann kam schon Rocko und ich mußte ihm bestimmt ein halbes Dutzend mal versichern, daß wirklich alles in Ordnung war.
Ash hatte sich mittlerweile abgewandt und konfrontierte mit Mew und Pikachu jeweils an einer Seite sitzend oder schwebend Butch und Cassidy, wo auch immer die jetzt schon wieder herkamen. Moty tauchte neben uns auf. „Ok, das Spielchen ist vorbei. Verschwindet jetzt oder muß ich nachhelfen?" forderte Ash mit ruhiger und kontrollierter Stimme, aber mit einem unmißverständlichen befehlenden Ton. Das war seltsam. Nach der Reaktion heute Morgen hätte ich gedacht, daß er sich wie ein Wilder auf die beiden stürzen würde. Was hatte Mew mit ihm angestellt?
Leider schien das unbelehrbare Duo die Warnung wohl nicht ganz verstanden zu haben oder sie wußten es einfach nicht besser. Ich realisierte, daß ein mächtiges Turtok bei ihnen stand, also daher war der Eisstrahl gekommen. „Als ob wir auf Möchtegernsupermann in seiner weißen Mönchskutte hören würden", bemerkte Cassidy herablassend. Wieder zeigte Ash keine Reaktion. Verdammt, er würde sich doch nicht in eine zweite Sabrina verwandeln? Das plötzliche, verschlagene Lächeln, daß sich auf seinen Lippen formte, zollte zum Glück vom Gegenteil.
„Gut, ihr wollt spielen?" Er nahm einen Pokéball. Dann spielt doch mit Glurak hier." Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, er würde doch nicht tatsächlich... „Bitte, versuch es doch, oh großer Meister", höhnte Butch. „Als ob ein Glurak jemals ein Turtok be... sie... gen... könnte... WAS IN ALLER WELT IST DAS?"
Meine Kinnlade klappte herunter. Ash hatte mitten in Butchs Kommentar Glurak entlassen. Nur war das nicht so ganz, was ich – was wir wohl alle – erwartet hatten. Genau wie Pikachu war Gluraks Körper nun Schneeweiß mit einigen feuerroten Streifen. Die Flamme auf dem Schwanz loderte Weißgold und die Augen hatten einen glutroten Glimmer bekommen. Gluraks Körper war eigentlich genauso geblieben bis auf die Farbe eben, ein Stück größer und muskulöser vielleicht aber das war schwer zu beurteilen.
Cassidy schluckte ebenfalls, befahl Turtok aber mit einer Hydropumpe anzugreifen. „Sternenwirbel", befahl Ash mit ruhiger Stimme. Anstatt eines Feuerwirbels schoß ein wirbelndes Geflecht aus weißen Flammen, die sich wie in einem Strudel zusammenmischten. Die beiden mächtigen Wasserstrahlen wurden bei Kontakt sofort vaporisiert und die Attacke flog weiter. Butch und Cassidy sprangen zur Seite und Turtok schaffte es noch sich in seinen Panzer zu ducken.
„Flammenwurf." Wieder spie Glurak weiße Flammen aber das als einen ordinären Flammenwurf zu bezeichnen war... Nun, das ging einfach nicht. Das Inferno was Gluraks Feuerstoß auslöste war kaum beschreibbar. Die Hitze dieses Angriffs war bis hierhin zu spüren! Turtok starrte dem Angriff einfach nur entgegen und erwarte seinen Untergang... Es braucht nicht erwähnt zu werden, daß es augenblicklich ohnmächtig wurde, oder?
„DU!" Butch war aufgebracht und zog etwas, was wie ein Messer aussah aus seinem Gürtel. Ash hob eine Hand und ein blendend heller Strahl aus Energie entwaffnete den ziemlich verdatterten Butch innerhalb einer Millisekunde... „Habt ihr nun genug? Oder soll ich euch zeigen, was Gluraks Äquivalent zu einem Feuersturm ist?" Die beiden sahen sich an und noch bevor ich blinzeln konnte, waren sie verschwunden. „Schade", grollte Glurak, was mich jetzt gar nicht überraschte. Es hatte die Zähne gefletscht und sah jetzt enttäuscht drein. „Glurak..." Ash hob seinen Pokéball. „Zurück."
Geheimes TR Versteck (Giovanni)
„Sie hat mehr Widerstandskraft, als ich gedacht hätte", stellte ich fest und schloß die Tür meines Büros. „ICH HÄTTE SIE GEHABT, WENN SICH DIESER KNABE NICHT EINGEMISCHT HÄTTE", zischte ES. „Sicher", murmelte ich. „Ich fürchte, das kann noch etwas dauern. Eine Schande, daß wir die Möglichkeit nicht mehr offen haben ihre Pokémon zu benutzen..." Wirklich eine Schande. Höchstwahrscheinlich wußte dieser Ketchum jetzt wohl auch, wo wir waren. Andererseits, das war auch gar nicht so schlecht...
Mein Handy klingelte (Anm. des Autors: Ja, die haben auch Handys in der Pokémon Welt! Was habt ihr denn gedacht.) „Ja?" meldete ich mich. „Butch und Cassidy sind gescheitert", kam Léons Stimme vom anderen Ende. Ich schnaubte. „Als ob sie etwas vernünftig machen würden... Etwas Neues über unser Ziel?" Es gab eine kurze Pause. „Ja. Er ist aufgetaucht. Sein Glurak hat sich, uhm... entwickelt." Ich verzog die Stirn bei dem Gedanken. „Seine Reaktionen sind schnell und präzise. Es wird schwer ihn festzunageln. Wir haben sie heute öfters angegriffen, als sie getrennt waren aber auch ohne ihn waren sie kaum zu schlagen."
Ich ließ mich in meinen Stuhl fallen und meinte dann einem Gedanken folgend. „Dann benutzt die speziellen Pokémon." Man konnte Léon am anderen Ende der Leitung regelrecht schaudern hören. „Sir, sind sie sicher..."
„Ja", unterbrach ich und machte klar, daß ich keinen Widerspruch duldete. Léon schluckte kurz, antwortete dann aber: „Wie sie wünschen." Ich lächelte düster und beendete das Gespräch.
(Erzähler)
„Wow... *Schauder*... Was für eine Wendung der Ereignisse. Es scheint, als wären Ash und seine Freunde nur knapp mit heiler Haut davongekommen." Ich sah auf Duplica, die etwas angesengt schien. „Nun ja, fast mit heiler Haut. Von der armen Misty möchte ich gar nicht sprechen.
Werden Ash und seine Freunde es schaffen sie rechtzeitig zu retten? Werden wir noch mehr seltsame Pokémon sehen? Und was sind diese speziellen Pokémon, von denen Giovanni sprach?" Ich machte eine kurze Pause. „Findet es heraus.... Beim nächsten Mal." Hehe, ich liebe diesen Satz...
Anmerkungen des Autors
*Schweißtropfen*. Na toll, ich glaube ich muß mich nach einem neuen Erzähler umsehen, der wird mir langsam zu eigensinnig...
Ähem, *räusper*. Also, was habe ich zu diesem Kapitel zu sagen? Gute Frage, nächste Frage. Ich denke, ich habe eine Menge Cliffhanger eingebaut und euch ständig mit einem Wechsel in den spannendsten Momenten genervt. Ja, ich weiß wie nervig das ist. Ist aber nun mal ein probates Mittel und es macht Spaß... J
Zum Inhalt selbst gibt es glaub ich gar nicht viel zu sagen. Endlich habe ich es geschafft meine beiden Lieblings G/S Pokémon vernünftig ins Team einzubinden. Näheres zu den beiden (also Psiana und Nachtara) und was die Sache mit Richie auf sich hat schon im nächsten Kapitel.
Eine Entschuldigung noch an alle Fans von Butch und Cassidy. Es tut mir Leid, daß ich sie so schlecht darstelle aber... ich mag sie halt nicht so. Nicht böse sein.
Das war's von mir für jetzt.
Ja ne, euer
Matthias
The Final Step to the Master©2000-2002 by Matthias Engel
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