The Final Step to the Master 23 Pokémon Matthias Engel Normal Matthias Engel 2 2001-11-03T17:33:00Z 2001-11-03T17:33:00Z 9 6262 35698 Action/Abenteuer/Romantik 297 71 43839 9.2812 21

The Final Step to the Master

Episode 23

Unbekannt (Erzähler)

Der stille Beobachter – also so einer wie ich... „Wie still? Sie?" Das ist natürlich der nervige Autor. Aufgebracht schreie ich: „Ich versuche ja gerade leise zu sein! Also stören sie nicht!" Der Autor wendet sich ab und wirft mir noch über die Schulter einen letzten Kommentar zu: „Nun... jetzt haben sie die Stimmung zerstört." Ich könnte explodieren vor Wut! Beruhig dich, sage ich mir wiederholt in Gedanken und nach einer Weile bin ich wieder ruhig.

„Ok... bin ruhig. Also noch mal. Denkt euch einfach, das hier hat gar nicht stattgefunden."

Der WIRKLICH stille Beobachter würde nur einen dunklen Tunnel sehen. Langsam wird ein Ausgang sichtbar und eine Person, ziemlich sicher ein Wachposten in einer standardmäßigen TR-Uniform kommt zum Vorschein.

Aus dem Dunkel der Höhle löst sich ein Schatten, nein, ein Schatten und zwei kleinere, wahrscheinlich Pokémon. Der Wächter, der sich vom Höhleninneren abgewandt hat, bemerkt den Schatten nicht bis dieser direkt hinter ihm steht. Der Schatten machte keinen Laut, nicht einmal die Atmung war zu hören. Er streckte eine Hand aus und plazierte sie auf der Schulter des Wächters. kobaltblaue und schwarze Schatten, fein wie Nebel umhüllten den Mann und er wurde herumgedreht.

„Ich war nie hier. Du wirst meine Pokémon nicht bemerken und du wirst jetzt ein wenig schlafen", hörte man den Schatten mit recht vertrauter Stimme sprechen. Nach diesen Worten drehte der Mann sich wieder um und stand einfach nur da, ohne einen Muskel zu regen aber mit offenen Augen...

Meisterweihe IV – Spionage

(Richie)

Sage noch mal jemand Gedankenkontrolle wäre schwierig. Dieses Talent wurde richtig hilfreich. Noch vor ein paar Tagen hätte ich mich gewundert über den schnellen Fortschritt in der Entwicklung meiner Kräfte, doch mittlerweile hatte ich dieses Geheimnis gelöst. Es war relativ simpel. Je mehr Erfahrungen ich machte, je mehr ich mich dieser neuen Kraftquelle öffnete, um so leichter wurde es. Ich schätzte, man mußte sich dem Unbekannten erst mal öffnen und bereit sein es aufzunehmen. Vielleicht lagen darin die Schwierigkeiten von Duplica aber das war nicht mein Problem im Moment.

„Happy!" Anstatt des familiären hellen Aufblitzen materialisierte Happy in einem Strahl aus Schatten aus seinem Pokéball, der gegen die Dunkelheit der Höhle wohl nur von meinen, Sparkys und Shadows Augen wahrgenommen werden konnte, nicht, daß sonst noch jemand hier wäre – den eingelullten Wächter ausgeschlossen.

„Du weißt, was du zu tun hast. Bleib in Kontakt mit Iksbat und Sniebel. Ich möchte über alles Wichtige informiert werden." Das war der dritte Zugangstunnel zum Team Rocket HQ. Nachdem ich erst einmal einige Hinweise und Spuren gefunden hatte, war es nicht mehr schwer das Tal gelegen zwischen Dukatia und Oliviana zu finden. Abgelegen und ohne jegliche Bindung zur Zivilisation. Es war teilweise beeindruckend, daß sie es so lange versteckt halten konnten, besonders wenn man bedachte wie voll Goldenrod und die Region darum immer war.

Happy nickte. „Was machen wir wenn jemand, der hier durchkommt aufmerksam wird?" Ich überlegte kurz. „Zieht euch zurück und wartet ab. Wenn es zu heikel wird, dann verschwindet. Aber entweder bleibt ihr alle oder kommt alle zurück. Keine Soloflüge, ok?" Ich erhielt ein weiteres Nicken und damit war alles gesagt. Happy verschmolz mit den Schatten und war bald aus dem Blickfeld eines normalen Menschen verschwunden. Mit Sniebel und Iksbat, das ich während meinen Nachforschungen gefangen hatte, in den anderen Tunneln würde ich wissen, wer und wie viele, wann im HQ waren und wann nicht. Sicher es gab immer noch den Luftweg aber das konnte ich nicht ändern.

„Meister... (Shadow)" Ich drehte mich wieder zum Ausgang um und sah hinaus auf das kleine Tal. Ein kleiner Wald, nicht mehr als eine Ansammlung von Bäumen bildete die erste Trennlinie, dahinter lag ein schmaler Fluß, eher ein Bach, der sich kreisförmig um das Hauptquartier zog. Der Gedanke war äußerst amüsant, daß gerade Team Rocket eine hochmoderne Technik zur Nutzung von Wasserkraft anwandte, um ihre Elektronik laufen zu lassen. Doch der Zweck heiligte hier wohl die Mittel und so war das Hauptquartier scheinbar wirklich von der Außenwelt abgeschnitten.

„Ja. Gehen wir den großen, bösen Buben einen Hausbesuch abstatten." Ich glaubte Sparky leise kichern zu hören und war mir sicher Shadow hatte wieder diesen verwirrten Blick aufgesetzt. Ich würde diesem  Nachtara wirklich noch Humor beibringen müssen und ich schätzte diese Aufgabe würde schwieriger werden, als die vor uns liegende...

(Shadow)

Wir warteten noch bis Sonnenuntergang und legten dann geschmeidig die Distanz zwischen Tunnelausgang und Hauptquartier zurück, ohne auch nur einen Laut von uns zu geben. Dann dauert es ein wenig bis wir uns durch die Sicherheitssperren gekämpft hatten. Doch die Schatten waren unsere Freunde und so war es letztendlich sehr leicht.

In einem leeren Gang angekommen, von dem mehrere Abzweigungen bis tief in den Komplex führten, hielt Meister Richie inne und ich folgte seinem Beispiel. „Gut. Wir teilen uns auf. Versucht so viel über die ganze Anlage in Erfahrungen zu bringen wie möglich. Schlupflöcher, Pokémon, geheime Labore und ähnliches. Wer weiß, wofür das noch notwendig ist. Es ist wichtig, daß wir soviel wie möglich über unseren Gegner lernen." Das klang logisch und getrennt würden wir einen größeren Bereich in kürzerer Zeit abdecken können.

„In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier", fuhr Richie fort. „Und keine unnötigen Heldentaten. Missigno kann uns zwar nicht spüren aber ich möchte nicht riskieren entdeckt zu werden. Das ist KEINE Rettungsmission." Sparky nickte dumpf, wenn auch etwas traurig. Ich verblieb ruhig. Was Meister Richie sagte war korrekt und jedes Risiko war unnötig. „Wir haben verstanden", antwortete ich schließlich und damit trennten wir uns.

Langsam trottete ich durch die Gänge. Trotz der späten Stunde schien die Basis scheinbar noch vor Aktivität zu blühen. Daher mußte ich höllisch aufpassen nicht entdeckt zu werden. Eine Entdeckung könnte die ganze Aktion auffliegen lassen und die ganze Arbeit hinfällig machen. Der Dämon mußte um jeden Preis gestoppt werden, das war mir klar. Dafür war ich bereit auch einige Opfer einzugehen. Viele in der Gruppe würden das nicht verstehen aber für mich zählte das Ziel. Ich hatte gesehen, wozu Missigno fähig war und welches Chaos es anrichten konnte.

---Rückblick---

Wie lange ich schon so lebte wußte ich nicht und es kümmerte mich auch nicht. Einsam war ich ja, doch es störte mich nicht. Freunde hatte ich keine, doch wozu brauchte ich solche? Ein weiterer Trainer hatte gestern meinen Weg gekreuzt. Sein Rattikarl hatte es sicher bereut überhaupt seinen Pokéball verlassen zu haben. Ich mußte es ziemlich übel zugerichtet haben. Menschen, pah! Ich würde sie nie verstehen und auch nie mögen. Jahrelang hatten sie mich gejagt und ich wußte nicht mal warum oder wer sie waren. Ich wußte nur, daß sie mich haben wollten.

Was war eigentlich vor dieser Zeit gewesen? Ich konnte mich nicht erinnern. Irgendwann war ich inmitten eines Waldes durch einen Regenschauer aufgewacht. Seitdem hatte ich mich durchgeschlagen. Ich war geflüchtet, hatte gejagt, hatte überlebt. Das war mein Lebensinhalt. Überleben, überleben in dieser rauhen Welt. Dieser Welt, die von Menschen und ihren Maschinen beherrscht wurde und uns Pokémon, die wir doch eigentlich herrschen sollten, unterdrückten. Aber ich war nicht interessiert an Macht, sondern nur am Überleben. Ich war ein einsamer Wolf ohne Rudel.

*Und so einen habe ich gesucht.* Ich fuhr alarmiert herum, doch da war keiner. Die geflüsterte Stimme schien von hinter mir zu kommen, doch hier war niemand. Keiner meiner Sinne konnte etwas aufnehmen, nur ein leicht stärkeres Wehen des Windes. *Ich kenne dich besser als du dich selbst.* Hektisch suchten meine Augen die Umgebung an, die Flüsterstimme schien von überall zu kommen aber ihr Ursprung war doch nie auszumachen. *Sieh und verstehe...*

Ich war nicht bereit für die überwältigende Flut an Bildern. Ich sah alles in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Alles! Von Missignos erstem Erscheinen bis hin zu seinem Untergang. Das ganze Chaos, was der Dämon über die noch junge und unerfahrene Zivilisation gebracht hatte. Und zum ersten Mal empfand ich Leid, Leid und Trauer für die Pokémon und für die jungen und unschuldigen Menschen. Diese Zeit war friedlich und harmonisch gewesen. Dann kam der Kampf mit den Göttern. Es war ein Kampf, der nur noch mehr Zerstörung brachte, noch mehr Pein und nur unter großen Schmerzen und Verlusten war es möglich den Dämon einzuschließen.

Meine Beine mußten unter mir nachgegeben haben, denn ich lag auf dem Boden – zitternd. Ich mußte geweint haben, denn einzelne Tränen flossen mein Gesicht hinunter und mein Fell war leicht durchnäßt. Langsam, nach einer langen Zeit, hob ich den Kopf. Diese mentale Botschaft war zuviel auf einmal gewesen, sie war wie ein Tornado über mich gekommen und hatte nichts stehengelassen.

„Wer... bist du?" brachte ich schließlich hervor und war überrascht meine eigene Frage in menschlicher Sprache zu hören. „Ich bin du, in mehr als einem Aspekt. Mein Körper wurde im finalen Kampf vernichtet. Doch die Zeit verlangt nach einem neuen Mir. Du wirst das notwendige Gegenstück sein. Bald..."

Das war das Letzte, was die Stimme sagte. Ich spürte eine seltsame Kraft durch mich fließen. Doch wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ich damit anfangen sollte.

---Ende Rückblick---

Und deshalb, deshalb war ich bereit alles zu tun, um dieses Monster aufzuhalten. Vor diesem Zeitpunkt war mein Leben leer gewesen. Es hatte nichts gegeben, was mich an diese Welt gebunden hätte außer meinem Überlebenswillen. Vielleicht war dieser jedoch auch nur ein Produkt meines Schicksals.

In gewisser Hinsicht beneidete ich den Rest der Gruppe um ihre Unschuld. Nein, Unschuld konnte man es auch nicht mehr nennen, darüber waren sie schon lange hinaus. Aber alle hatten sie etwas woran sie festhalten konnten. Ein eigens, gewähltes Ziel, ein selbstbestimmter Lebensinhalt. Mein Schicksal war mir auferlegt worden und ich wußte beim besten Willen nicht, was ich tun sollte, wenn ich dieses Schicksal erfüllt hatte. Doch für den Moment, konnte ich mir solche Gedanken nicht erlauben.

Mein Weg hatte mich in einen abgetrennten Bereich geführt, indem ich einfach durch gerade geöffnete Türen schlüpfte, wenn sich die Gelegenheit ergab. Eine große Stahltür anscheinend gesichert gegen jegliche elementare Attacke erhaschte mein Aufmerksamkeit. Ja, gesichert für normale Menschen oder Pokémon, doch in diese Gruppe konnten wir kaum noch gezählt werden. Also konzentrierte ich mich hart, ließ die Schatten um mich herum mich direkt durch die angrenzende Wand tragen.

Ich öffnete die Augen und gefror einen langen Moment aufgrund des Anblicks an Ort und Stelle. Der Raum war nichts mehr als eine überdimensionale Zelle. Eine Zelle für Pokémon aller Art, jeden Typs, mit nur ganz wenigen Ausnahmen. Von dem, was ich gehört hatte, war das hier wohl am besten mit einem Wort zu beschreiben. Sklavenlager...

(Sparky)

Ein Wort. Widerlich. Anders konnte und wollte ich nicht beschreiben, was vor mir lag. Ich hatte es mir vorerst zur Aufgabe gemacht den Bestand an Dämonenpokémon auszukundschaften. Diese würde am meisten Probleme bereiten. Glücklicherweise schien deren Anzahl durch unsere Kämpfe bereits deutlich reduziert, ich hatte mehr erwartet. Entweder sparte Missigno Energie oder irgendwas lief schief.

Mein Blick blieb an einem Pärchen von Pikachus heften, zusammengepreßt in einem Tank und noch halb in der Umwandlungsphase steckend. Der Anblick war kaum zu ertragen. Von dem, was ich erkennen konnte, waren sie unterschiedlichen Geschlechts, Geschwister vielleicht aber höchstwahrscheinlich ein Paar. Noch...

Sie erinnerten mich an Pikachu und mich. In mehr als einem Weg. Diese beiden hier würden sicher kein Pärchen mehr sein, wenn der Prozeß abgeschlossen war, wir waren auch keins mehr. Entgegen aller Erwartungen hatte das Ganze nicht so gut funktioniert wie erwartet. Der Bruch hatte begonnen als Pikachu sich entwickelt hatte. Zuerst hatten wir versucht daran festzuhalten aber die Zeiten waren auch nicht die Besten. Dann kamen Richie und ich dran und danach hatten wir wenig Zeit. Kurz nachdem Rettungsfiasko hatten Pikachu und ich uns ausgesprochen und einen Schlußstrich gezogen, im gegenseitigen Einverständnis und mit der Absicht unsere Freundschaft beizubehalten.

Aber diese beiden hier hatten keine solche Wahl. Wenn die mit ihnen fertig waren, würden sie Killermaschinen sein. Ohne Herz und Gefühle. Und ohne Aussicht auf Hilfe. Und die Tatsache, daß ich ihnen nicht helfen konnte – durfte – machte mich wahnsinnig. Doch das schuldete ich Pikachu und unserer Freundschaft. Richie hatte recht gehabt, jeder falsche Schritt könnte tödlich für ihren Trainer und Freund sein.

„Hey, was machst du hier?" Mist. Ich konnte durchaus die Sprache der Dämonen verstehen, wahrscheinlich, weil mein Element so nahe an deren war. Dämonenpokémon waren so ziemlich das Einzige, was sich an mich heranschleichen konnten aber auch nur, wenn sie gut waren oder... wenn ich abgelenkt war. Soviel zu meiner Vorsicht.

„Nichts Besonderes." Ich entschied mich mein Glück in der Überraschung zu suchen und wirbelte herum, meinen Schwanz durch die Luft schwingend und feuerte einen Schattenblitz auf was auch immer da war. Das Glück schien auf meiner Seite, denn der Blitz traf das pechschwarze Snobilikat genau zwischen den Augen. Dieses fiel leblos zu Boden.

„Verdammt, der da ist nicht von uns." Oh oh, das sah plötzlich gar nicht mehr so gut aus. Mir war nie in den Sinn gekommen hier gleich eine Gruppe anzutreffen aber da waren noch ganze sieben Dämonenpokémon und das waren mindestens fünf zu viel...

„Der Boß wird nicht glücklich sein, wenn er davon erfährt", sagte eines dessen Art ich momentan nicht wiedererkannte. „Schnappt es euch!" befahl ein anderes, ein Schillok glaubte ich zu meinen. Meine Entscheidung war schnell getroffen. Ich sprang gegen die Tür zum Labor, in das ich eben noch gespieen hatte, stieß mich ab, produzierte einen schwarzen und doch blendenden Blitz und segelte mehr oder weniger galant über die Gruppe hinüber. Dann rannte ich.

(Giovanni)

Ich lächelte. In meinen kühnsten Träumen hatte ich nicht erwartet, daß es so gut laufen würde. Gut war eigentlich gar kein Ausdruck. Er verlor sich beinah ergeben in den Illusionen und ließ ES immer weiter eindringen und Kontrolle übernehmen. Es würde nicht mehr lange dauern und die Energie würde fließen.

Nach dem Fehlschlag meines ursprünglichen Plans den Willen des Jungen zu brechen, hatte ich beinah aufgegeben. Aber wer sagte, daß man etwas wirklich tun mußte? Manchmal half es schon wahre Wunder, wenn du deinem Opfer nur etwas vorspielst und Missigno war ein Meister des Gedankenspiels.

„Ja, leide. Leide und hilf uns damit." Seine Stärke war das Mädchen aber nimm ihn diesen Fixpunkt mit Gewalt und er ist nur eine leere Hülle. Einfach zu kontrollieren, einfach zu gebrauchen. Diese Tatsache bestätigte nur meinen Glauben, daß Liebe vielleicht temporär stark und siegreich sein konnte aber auf lange Sicht immer ins Verderben führte. Der Lichtmeister vor meinen Augen angekettet und leidend war das beste Beispiel. Wer hätte gedacht es wäre so einfach? Wer hätte das gedacht?

(Richie)

Bastard, Bastard, Bastard... Ich stoppte meinen Gedanken bevor ich es herausschrie. Ich hatte eigentlich gar nicht vorgehabt mich soweit in ihre Nähe zu wagen, es war mehr ein Zufallstreffer gewesen und einmal hier, konnte ich mich nicht mehr überreden nicht zu spionieren. Denn dafür war ich ja hergekommen, oder?

Ich könnte ihn erwürgen und würde liebend gerne diesen Dämon dahinschicken, wo er hergekommen war, wenn ich die Macht dazu gehabt hätte. Aber die hatte ich nicht, zumindest nicht allein und so mußte ich warten und ich haßte es. Haßte es bis zum Extrem, doch es half nichts.

Ich fühlte, fühlte ganz deutlich, was ES Ash antat. Was da vor sich ging, konnte ich spüren. Zwar wagte ich mich nicht weiter vor mit meinen Sinnen aber was ich aufschnappte, war ausreichend genug, um ein klares Bild für mich zu formen.

Von ihrem perversen, bösen Standpunkt aus, war der Ansatz clever und erfolgversprechend. Die Stärke eines Lebewesens, egal welcher Art, kann auch seine oder ihre größte Schwäche sein bzw. werden. Nehmen wir zum Beispiel einmal das Extrem eines übermäßig selbstsicheren Bürgermeisters, der glaubt alles unter Kontrolle zu haben. Dann tauchen plötzlich eine Reihe von Problemen auf, zu viele, um sie alle auf einmal zu lösen. Der Bürgermeister verliert die Kontrolle und alles endet im Chaos...

Gleiches, nur noch wesentlich höher können starke Gefühle bewirken, allen voran Liebe. Und das war, was ES tat. Ash hatte einen starken Beschützerinstinkt in Bezug auf Misty. Beide teilten einen Bund, den ich nicht einmal annährend zu verstehen in der Lage war. Wo der Grund und der Anfang war, das konnte ich mir nur vage vorstellen. Auch wenn sie nie darüber sprachen, sie blieben bei ihrer Version der Ereignisse und ich war nicht die Person, die Druck ausüben würde. Ganz sicher nicht.

Giovannis Worte erreichten mich und drohten die Flammen der Wut in mir nur noch höher schlagen zu lassen aber ich blieb ruhig. Für Ashs Wohlergehen, erinnerte ich mich selbst. Für Ash. Und doch, da war dieser nicht zu leugnende Drang in mir etwas zu tun. Ich konnte und wollte DAS doch nicht ernsthaft geschehen lassen. Ich wollte das doch nicht verantworten. Das war so ungefähr, was die Stimme in meinem Kopf sagte, immer und immer wieder.

Nein, das wollte ich nicht, doch was sollte ich tun? Was konnte ich tun? Nichts! Nichts konnte ich tun! Verdammte, verfluchte Scheiße! All diese Kraft und sie war absolut nutzlos im Moment. Nutzlos und ohne Wert. Oh, stimmt ja, das war ungefähr dasselbe...

Also verhielt ich mich ruhig, spielte den stillen Beobachter, obwohl es eigentlich nichts mehr zu beobachten gab, was ich nicht schon gesehen hatte. Es wäre besser, ich würde jetzt gehen. Jetzt, bevor ich noch irgend etwas tat, was ich im Nachhinein bereuen würde. Jedoch... ich konnte nicht. Ich konnte mich nicht abwenden. Der Schmerz und die Peinigung hallten unnachgiebig in meinem Kopf wieder und füllten mich mit Scham, Scham unfähig zu sein und mit ansehen zu müssen wie mein bester Freund aufs Übelste gefoltert wurde. Ha, wie leicht war es gewesen zu sagen: Keine Soloflüge und dies wäre KEINE Rettungsaktion. Wie leicht... und doch war es nun so schwer sich selbst daran zu halten...

Die Erkenntnis traf mich in diesem Moment. Es war so offensichtlich, daß ich mich hätte ohrfeigen können nicht eher darauf gekommen zu sein. Das hier vor meinen Augen war nicht mehr als eine Illusion der Illusion. Oh, sicher. Alles hier war echt. Giovanni war hier, Ash, ES in Ash, all das war echt aber meine Sorgen und mein Drang etwas zu tun waren unbegründet, weil alles nur eine Illusion war, eine Illusion für SEINE Illusionen. Ash war absolut sicher, sicherer als Misty es je gewesen war, sicherer als wohl je ein Opfer bei seiner Folterung gewesen war. Es war so simpel und gleichzeitig so genial, daß ich Ash dafür nahezu anbeten hätte können. Er war ein echtes, kleines Genie da drin. Wer hätte das vor vier Jahren gedacht? Ash war sicher und seine Peiniger wußten es nicht einmal.

Mit dieser neuen Erkenntnis wandte ich mich ab, meine Lippen ein zufriedenes Lächeln formend. Es gab noch anderes zu tun hier. Wichtigeres. Sollten sie sich doch noch eine Weile mit Ash beschäftigen – oder umgekehrt – , um so besser für uns.

(Shadow)

In dem Moment, wo ich in den Raum trat, richteten sich alle Augenpaare oder zumindest die meisten, die, die noch fähig waren, auf mich. Und ich wünschte, ich hätte nie einen Fuß hierein gesetzt, denn mir war klar, daß das zu Komplikation führen würde, so oder so. Ich hatte nun noch keine Ahnung zu wie starken Komplikationen.

Der ganze Anblick war schlichtweg abscheulich. Ich konnte und wollte eigentlich auch kein anderes Wort dafür finden. Insgesamt gab es drei größere Zellen, mehr Käfige, in denen Pokémon aller Art zusammengepfercht waren. Ohne Rücksicht auf Typen, Umgang miteinander oder ähnliches. Die einzigen Sortierungen schienen die Größe zu sein. Da gab es die großen, meist voll entwickelten Pokémon, die dementsprechend viel Unruhe in ihrem Teil anrichteten. Dann gab es die kleineren Pokémon, eigentlich alles bis auf Wassertypen, die wirklich Wasser brauchten. Von einem kleinem Evoli bis hin zu einem voll entwickelten Raichu. Feuer- mit Pflanzentypen, Wasser- mit Feuertypen usw., wie gesagte keine Ausnahme – natürlich nur nützliche, starke Pokémon.

Doch das Verachtenswerteste war die dritte Gruppe. Selbst der regulärste Trainer oder Züchter hätte bei diesem Anblick wohl zuviel gekriegt. Auf engstem Raum und unter noch schrecklicheren Konditionen lagen, saßen oder standen – sofern dazu in der Lage – Babypokémon in der engen Zelle. Babys aller Art, nicht älter als ein Jahr, die meisten bestimmt nur ein paar Monate, wenn nicht noch weniger. Dominierend eine hohe Anzahl von Pichus, Magbys und anderen Vorentwicklungsstufen. Und gerade diese waren es, die fast am Schlimmsten aussahen.

Ich schluckte hart und spürte wie meine Fassung schwächelte und meine stoische Fassade wegbrach. Die Erinnerung an die Bilder, die ich gesehen hatte, kamen zurück wie ein Knochmerang zu einem Knogga und knabberten an meinem Gewissen wie ein Rattikarl. (Anm. des Autors: Wow, ich bin heute wieder voller Vergleiche.)

Abwenden. Das wollte ich mich, sollte ich, konnte aber nicht. Obwohl ich wußte, daß es nur schlimmer werden würde. Mein Körper verweigerte einfach den Dienst, da konnte man nichts machen. Ich fühlte die Blicke und die Emotionen. Von Desinteresse bis leichter Neugier. Viele sahen mich höchstwahrscheinlich nur in der Beziehung „Du bist da draußen und wir hier drinnen" und ich konnte es ihnen nicht verdenken. Um ehrlich zu sein, hätte das vieles einfacher gemacht aber es gab ja immer die, die neugierig waren und clever genug, um zu verstehen. daß ich nicht zu denen gehörte. Und natürlich waren es diese, die sprechen mußten.

„Du bist nicht von hier, oder?" Das war ein Karnimani aus dem zweiten Käfig, es beäugte mich aufmerksam. Ich trat vorsichtig näher. „Nein", stellte ich fest. „Sie lassen dich hier frei rumlaufen?" hörte ich jemanden aus dem Hintergrund fragen, die Stimme klang nach Tragosso. „Sei doch nicht naiv, er gehört nicht zu uns und auch nicht zu denen. Trotzdem würde es mich interessieren, was ein Nachtara an einem solchen Ort macht. Solltest du nicht umdrehen und soweit wie möglich weglaufen?" Das Karnimani schien so etwas wie eine Führerrolle hier zu haben, also hielt ich es für das Beste meine Aufmerksamkeit bei ihm zu belassen.

„Das sollte ich vielleicht tatsächlich. Und ich bin auch bald wieder weg. Ich spioniere nur." Wenn ich es geschafft hatte das Krötenpokémon zu überraschen, dann zeigte es dies nicht. „Dann gehst du jetzt lieber bevor du hier entdeckt wirst. Und das wollen wir doch nicht, oder?" Es versuchte gar nicht erst seinem Sarkasmus zu verbergen. Mir lag bereits eine Antwort auf den Lippen, da mischte sich eine neue Stimme in die Konversation. „Kann... Kannst du uns helfen?"

Meine Augen hatten das weibliche Magmar, das an den Gitterstäben des ersten Käfigs stand gerade entdeckt, da zischte auch schon ein gestochen scharfer und präziser Wasserstrahl durch die Luft und ließ das Magmar ein wenig Zischen vor Schmerz. Ich war beeindruckt, daß dieses Karnimani so weit und genau zielen konnte.

„Vergiß es, Mara. Niemand kann ihr helfen. Und dieses Nachtara hier wird sicher nicht so dumm sein etwas zu versuchen." Mara hatte einen bittenden aber eindeutig resignierenden Ausdruck aufgesetzt, sie hatte entweder zu wenig Selbstvertrauen oder zuviel Angst vor dem Karnimani. „Aber, Tony..." Ich schnitt ihr das Wort ab. „Worum geht es?" Tony schnaubte und gestikulierte in Richtung des dritten Käfigs. „Ihr Kind..." Erst jetzt entdeckte ich das einsame Magby, das von einem jungen Glumanda und Vulpix umsorgt wurde. Zu sagen es sah nicht gut aus, wäre eine glatte Untertreibung.

„Es ist krank und kranke Pokémon sind hier unweigerlich tote Pokémon", erklärte Tony, als ich zu dem Käfig herüberging. Einige darin wichen etwas zurück, andere schauten nur neugierig. Niemand wagte zu sprechen.

„Ist das normal?" meinte ich und machte deutlich, daß ich die Trennung zwischen Mutter und Kind meinte. Tony lachte nur. „Sicher. Nur die Starken überleben hier, Kumpel. Mütter neigen dazu ihre Kinder zu beschützen, das macht sie schwach und sie werden nicht stark. So jedenfalls erklären die es." Ich nickte dumpf, aus Verständnis nicht aus Akzeptanz.

„Bitte..." setzte Mara an wurde aber rüde von Tony unterbrochen. „Vergiß es. Du hast es gehört, unser Kumpel hier ist nur auf der Durchreise und auch wenn ihn sein kleiner Trick hier reingeholfen hat, wird er so ein Risiko nicht eingehen. Er wird uns nicht helfen. Oder?" Tony sah mich herausfordernd an und ich war einen Moment lang versucht die Herausforderung anzunehmen. „Ich könnte..." Diesmal war für einen Moment die Überraschung zu sehen, doch dann kehrte der selbstsichere Ausblick eines Lebewesens zurück, das nur überleben wollte und alles dafür tat. Ich kannte diese Sorte, ich gehörte oder hatte selber dazu gehört.

„Aber du wirst nicht." Es war eine Feststellung. Ich wollte das kontern. Ein Teil meines Gewissens schrie mich regelrecht an zumindest das arme Magby mitzunehmen. Das hier waren ganz offensichtlich Pokémon für Experimente und/oder Umwandlung zu Dämonen und wenn ich jetzt ging würde ich alle oder zumindest einige hier unweigerlich zu diesem Schicksal verdammen. Doch der dominante Teil meines Bewußtseins stimmte Tony zu und erinnerte mich, daß es zu riskant war. Es würde Fragen geben, es würde Untersuchungen geben und das war das Letzte, was sie brauchten. Ich hatte mir zum Ziel gesetzt den Dämon aufzuhalten und wenn dabei das eine oder andere Leben geopfert wurde, dann mußte es eben sein.

„Nein. Aber ich komme wieder." Und damit wandte ich mich ab. Noch während ich den Raum verließ wie ich ihn betreten hatte, nahmen meine sensiblen Hörsinne noch ein letztes leises „Bitte" von Mara und einen schnippischen Kommentar von Tony auf. „Ich habe es euch gesagt. Die sind alle gleich." Ich hatte plötzlich große Zweifel an mir selbst. Und ich haßte Zweifel.

(Sparky)

Scharfe Biegung nach links. Wenn die Umstände nicht so schlecht gewesen wären, hätte ich dieses kleine Spiel von Fangen sehr gemocht. Es erinnerte mich irgendwie an die alten Zeiten mit Happy und Zippo, als Letzterer noch ein Glumanda war und das Leben in gewissen Aspekten doch wesentlich unkomplizierter und friedlicher. Aber wann war das Leben schon perfekt? Meistens nur für kurze Zeit und die mußte man genießen.

Rechts, dann wieder links, ich sah eine Wendung auf der anderen Seite, die etwas enger war und stieß mich von der Wand ab, vollführte einen Halbsalto und rannte bald darauf den schmaleren Gang hinunter. Soviel zur Unauffälligkeit. Aber wie schon gesagt, der Wunsch nach Perfektion ging selten in Erfüllung.

Sie waren immer noch hinter mir, als ich eine weitere Rechtswendung nahm. Es waren ein paar weniger aber das Problem meine Verfolger waren fast alle auch klein und wendig. Trotzdem nichts zu vergleichen mit der Geschwindigkeit eines Schattenpokémon, und Pikachus waren ja von Natur aus schnell.

Links - Sackgasse. Ich vollführte eine 180° Drehung und stoppte. Die, die ich abgehängt hatte, schienen die Anlage etwas besser zu kennen und schnitten mir den Weg ab. „Ups..." Die restlichen Verfolger holten auf und gesellten sich dann zum Rest.

„Ok, ich schätze, das war's", kommentierte das Schillok und machte eine Geste. Der Rest näherte sich bedrohlich und selbstsicher. Hektisch suchte ich nach einem Ausweg. Wenn die mich kriegten, war es sowieso vorbei also... Mit einem Satz katapultierte ich mich durch die Wand nahebei. Da ich keine Zeit zur Konzentration hatte setzte ich auf brutale Kraft und baute einfach nur ein knisterndes Schild aus Schattenelektrizität um mich auf.

Ich spürte den Einschlag kaum und brach krachend durch die Wand, direkt in den hinteren Bereich eines großen Käfigs mit einem sehr verärgerten und NORMALEN Glurak. Hinter mir kamen bereits meine Verfolger herein, anscheinend nichtsahnend.

Meine Entscheidung war schnell gefallen. „Sorry, Kumpel. Aber du mußt mir mal ein kleinen Gefallen tun. Ich feuerte einen Schattenblitz knapp an seinem Kopf vorbei. Rasend vor Wut spie die riesige Echse einen Feuerstrahl auf mich aber ich war bereits ein paar Meter in der Luft und drehte mich gerade noch rechtzeitig, um meine Verfolger in Feuer eingehüllt zu sehen. Erst jetzt lud ich meine Energie voll auf und jagte einen mächtigen Schattendonner in die Gruppe, sie alle mit einem Schlag eliminierend. Danach verpaßte ich dem Glurak noch einen gezielten Blitz und ließ es paralysiert liegen. Erst dann entschied ich mich wieder von meinem Sprung zu landen.

„Na also. Wer sagst denn."

„Was wird das hier?" Kampfbereit fuhr ich herum, war aber erleichtert nur Shadow zu sehen. „Wonach sieht es denn aus?" entgegnete ich und sprang wieder aus meinem selbstgemachten Eingang. Mit einer Geste bedeutete ich, daß wir uns lieber versteckten. Es war unwahrscheinlich, daß der Lärm überhört worden war und wenn sie uns hier sahen, war die ganze Idee hinfällig.

„Und ich dachte, ich hätte beinah Chaos angerichtet." War da Sarkasmus in seiner Stimme? Ich warf Shadow einen neugierigen Blick zu, verhielt mich aber ruhig. Fußschritte näherten sich –  schnell. Wir verschmolzen mit den Schatten. Zwei Rockets kamen angelaufen und kamen zu einem jähen Stillstand beim Anblick des angerichteten Schadens.

„Ich habe dir immer gesagt, diese Gluraks sind unkontrollierbar. Normale Zellen halten die kaum." Der andere schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Der Boß wird sauer sein. Das war unsere beste Truppe, er wollte sie eigentlich noch einsetzen."

„Es ist eine wirkliche Schande. Entweder laufen diese Feuertypen Amok oder sie sind zu nichts mehr zu gebrauchen", meinte der Erste. „Wir sollten auf jeden Fall die Schwangeren gleich aussortieren, dann haben wir später kein Problem mehr die meist schwachen Babys loszuwerden. So wie dieses Magby. Die Wilden kann man zum Gehorchen bringen und.."

Ich bekam nicht mehr von der Diskussion mit, denn bei diesem Kommentar war Shadow bereits wie ein Blitz unterwegs. „Hey, warte!" zischte ich, während ich mich bemühte Schritt zu halten.

(Shadow)

Oh nein. Nein, nein, nein, nein, nein! Was tat ich hier eigentlich? Warum rannte ich? Warum fühlte ich Verantwortung und... Schuld? Opfer müssen sein, du kannst nicht die ganze Aktion riskieren, nur weil dein verdammtes Gewissen gerade jetzt meint sich bemerkbar zu machen.

Und doch... Doch rannte ich, sprintete in Richtung des Trakts, aus dem ich gekommen waren. Zu denen, denen ich meine Rücken zugewandt hatte.

Die Mission hat Vorrang. Sieh es ein. Was willst du schon tun?

Aber es war ein unschuldiges Kind, oder? Unschuldig wie so viele, die durch...

Nein, denk gar nicht erst dran. Konzentrier dich. Was ist ein Leben gegen viele? Wenig? Viel? Ich wußte es nicht. Verdammt, ich wußte es nicht! Warum jetzt? Warum heute? Warum gerade in dieser Situation? Es war also so schön einfach und simpel gewesen und jetzt...

Stop das, halt an, Shadow. Du kannst immer noch umkehren. Die Zeit hier ist fast um. Ja, genau. Das würde ich...

Verdammt, ich sah schon wieder die Bilder und dazu mischte sich das Bild von Maras Baby in die Massen der unschuldigen Opfer. Opfer, die nicht vermieden werden konnten. Doch war es nicht anders jetzt? Gab es nicht andere Möglichkeiten. Möglichkeiten Opfer zu vermeiden?

Es war zu spät. Ich war bereits durch die Wand – mal wieder. Wie wußte ich nicht. Ich konnte mich nicht mal erinnern mich konzentriert zu haben. Sparky kam nicht mit, sondern wartete draußen. Zum Glück. Ich würde später noch genug erklären müssen. Aber jetzt konnte ich nicht mehr umdrehen. Das ließ mein Stolz nicht zu...

„Sieh an, wer zurück ist. Das war schnell", hörte ich Tonys Stimme mir sofort entgegenwerfen. „Halt die Klappe, Tony. Ich hab noch was vergessen." Ohne ein weiteres Wort trottete ich zu dem Käfig der Jungen und Babys herüber. Vorsichtig ließ ich mich durch die Gitterstäbe gleiten und ging zu dem kleinen Magby herüber. Alle machten sie mir Platz, nur daß Glumanda sah mich abschätzend an, die Miene des Vulpix war eher ausdruckslos.

„Keine Angst", war alles, was ich sagte und überraschenderweise reichte es und alle halfen mir das kranke Pokémon auf meinem Rücken zu plazieren. Daraufhin verließ ich den Käfig und trottete hinüber zu Mara. „Ich finde einen Platz." Ein paar Tränen standen in ihren Augen, was bei einem Magmar etwas komisch aussah. „Danke..."

Ich hätte nie gedacht, daß ein schlichtes Danke sich doch so gut anfühlen konnte. Sicher diese eine Entscheidung würde meine Einstellung nicht ändern, oder? Ich war mir nicht sicher, doch ich redete mir ein es war notwendig... Ja, sicher. Wenn ich es oft genug zu mir selbst sagte, würde ich es vielleicht tatsächlich glauben.

„Was hat deine Meinung geändert, Kumpel?" Ein letztes Mal ging ich zu Tony herüber. „Shadow. Und zu deiner Frage, ich weiß es eigentlich selbst nicht genau... Plötzlicher Impuls." Tony lachte, ein wenig rauhes Lachen aber ein ehrliches. „Versuch so viele hier am Leben zu halten wie du kannst. In ein paar Tagen werden wir diesen Ort eh auseinandernehmen." Ich erhielt ein Nicken und im nächsten Moment war ich aus dem Raum.

Sparkys Augen weiteten sich deutlich, als ich auf der anderen Seite wieder herauskam. „Das ist ein... äh, interessanter Zeitpunkt für Mitleidsanfälle." Ich spürte das Gewicht des Magbys bereits deutlich. Und das sollte ein krankes Baby sein? Was wog dann ein gesundes?

„Spar dir deine Kommentare und geh voraus. Ich bin... ein wenig beschäftigt hier." Sparky zog kurz eine Grimasse, ließ dann aber ein Grinsen durchblitzen. „Wow, sind wir heute aber schlecht gelaunt." Ein scharfer Blick genügte und Sparky hob abwehrend seine Pfoten. „Schon gut, schon gut... Laß uns gehen. Aber... ich bin nicht derjenige, der das Richie erklärt." Ich stöhnte nur.

(Richie)

Ein amüsiertes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Und dabei war ich doch SO vorsichtig gewesen. Na ja, ich hatte ja auch keinen Grund gehabt etwas zu unternehmen. Aber das Sparky und gerade Shadow sich so in Schwierigkeiten verwickeln würden. Ich schüttelte den Kopf und lächelte dabei, da ich mich da nicht so recht entscheiden konnte.

Das Sparkys Gefühle ihn irgendwo in Schwierigkeiten bringen oder eben unachtsam werden lassen könnten, damit hatte ich fast schon gerechnet. Aber andererseits war mein Partner sehr geschickt und bestens geeignet. Ich hätte für nichts auf der Welt auf ihn verzichtet.

Shadows Aktion hatte mich etwas perplex gemacht und kam so unerwartet, daß ich das Band ein paar Mal zurücklaufen ließ, um mich auch ganz genau von seiner Echtheit zu überzeugen. Dieses Pokémon war von Beginn an so introvertiert gewesen und gleichzeitig so vollkommen unserer Mission ergeben. Ich hatte seine Persönlichkeit immer noch nicht ganz entschlüsselt und es würde wohl noch etwas dauern. Der Grund für sein Verhalten lag sicher in seiner Vergangenheit aber wo, wann und was genau, das konnte Shadow wohl nur selbst beantworten.

Nun, es wurde Zeit zu verschwinden. Ich war auf diesen Fall vorbereitet und hatte mich mit dem Entschlüsselungsprogramm das Duplica erstellt und mir geschickt hatte ohne Schwierigkeiten in den Überwachungscomputer eingehackt. Die Aufzeichnungen zu löschen wäre zu simpel gewesen, also überspielte ich die betreffenden Szenen mit Standbildern.

„So, das sollte es tun." Ich schickte noch eine verschlüsselte Mail an Duplica und loggte mich aus. Ein paar Minuten später traf ich mit meinen zwei abgehetzten Partnern zusammen. „Frag nicht", meinte Shadow. Sparky lachte leise. „Das war eine tolle Erklärung." Shadow schoß ihm einen bösen Blick zu und ich beschloß lieber einzuschreiten. „Das nächste Mal sag einfach, wenn du eine solche Aktion vorhast, dann könnte man das subtiler machen."

„Ja, Mei... Richie." Ich lächelte. Irgend etwas war geschehen. Irgendwas hatte heute begonnen das stille Pokémon etwas aus seiner Panzer hervorzulocken. Wenn diese ganze Sache vorbei war, würde ich dafür sorgen, daß wir uns darüber aussprachen. Aber bis dahin...

Behutsam nahm ich das Babypokémon von Shadows Rücken und dieser war sichtlich erleichtert unter dem Gewichtsverlust und ich mußte sagen, das kleine Kerlchen wog doch eine ganze Menge. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich es Misty geben sollte, aber die hatte wohl momentan kaum Zeit dafür. Wahrscheinlich würde ich Lara fragen.

„Gehen wir."

Höhleneingang vom Beginn (Shadow)

Ich hatte es tatsächlich getan. Was genau geschehen war, das wußte ich immer noch nicht zu beantworten. Doch ich hatte mich wirklich dazu durchgerungen Meist... äh, Richie nicht nur als höhergestellt anzusehen, sondern auch ein Freund, so wie Sparky es tat und all die anderen. Ich fühlte mich irgendwie plötzlich mehr ein Teil von ihnen und ich wußte nicht wieso...

Dem mußte ich auf dem Grund gehen, also erinnerte ich mich an unsere erste Begegnung. Diese Begegnung war eine Katastrophe. Wäre Sunny nicht aufgetaucht... Ich hatte großen Mist gebaut. Trotz der Warnungen – oh nein, es war nicht nur bei dieser einen Version geblieben, ich hatte eigentlich noch mehrere kleine Begegnungen mit der Stimme... Also trotz der Warnungen hatte ich mich von ihnen verführen lassen und ich hatte mich geschämt dafür. Diese heilige Mission war das Einzige, was ich als Lebensinhalt bezeichnen konnte. Und die Tatsache, daß ich noch vor dem eigentlichen Beginn so kläglich versagt hatte... Dieser Gedanke war unerträglich – gewesen.

Natürlich. Das war es. Die Gruppe hatte bereits so viele gute Dinge vollbracht vor meinem Einstand. Ich fühlte mich einfach nicht würdig genug mich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Bei anderen Menschen hätte ich diese Gefühle nie gehabt aber Richie und seine Freunde, sie waren besonders. Und das nicht nur durch ihren Status.

Heute hatte ich etwas getan, was ich glaubte, könnte mir oder besser uns schaden, doch in Wirklichkeit hatte es mir ein Gefühl verliehen dazuzugehören. Etwas getan zu haben, was mich weniger schuldvoll denken ließ und nicht mehr so schlecht von mir selbst.

Das erste Mal in meinem mir bekannten Leben empfand ich Frieden und eine innere Ruhe in mir, die mir neu war. Aber gleichzeitig war dieses Gefühl auch etwas, was ich mein ganzes Leben lang gesucht hatte. Ich wußte, dieser Zustand würde nicht lange anhalten. Die Zeiten waren hart und auch ich persönlich hatte noch einen langen Weg vor mir. Doch für den Moment... Ja, für den Moment war mein Herz friedlich.

Ich spürte plötzlich eine Präsenz. Aber ich war nicht besorgt. Diese hier war mir wohl bekannt und ich wußte meine beiden... Freunde spürten sie auch.

(Sparky)

„Hallo, Sabrina." Richie drehte sich nicht um, als die verhüllte Figur seiner Freundin neben ihn trat und ihre Kapuze zurückwarf. „Hübsch. Beschützt und abgelegen. Ich hätte nicht gedacht Team Rocket hätte Geschmack." Richie lächelte etwas. „Nein, wer hätte das gedacht. Wir sind hier fertig. Die anderen kommen bald, wir sollten uns mit ihnen treffen." Sabrina warf einen Blick auf das kranke Magby und ihr Blick wurde ein wenig weicher. „Andenken?"

„Shadow hatte einen Anfall von Ehrenhaftigkeit." Daraufhin hob Sabrina eine Augenbraue an und warf Shadow einen Blick zu. Dieser zuckte nur mit den Schultern. (Anm. des Autors: Oder was halt das Äquivalent bei einem Nachtara ist... Mir fällt da echt nichts ein.) Überhaupt erschien er mir sehr ausgeglichen. Still und ein wenig in Gedanken. Aber ausgeglichen. Ich wußte, daß Richie das auch gemerkt haben mußte und es ihn freute. Und um ehrlich zu sein tat ich das auch. Richie und ich waren Freunde fürs Leben und zusammen mit Zippo und Happy fast unzertrennlich. Ich wünschte mir wirklich den in sich gekehrten Shadow dazuzählen zu können. Vielleicht war heute ein Schritt in die richtige Richtung getan woden.

Um ein kleines Wortspiel zu wagen. Es schien, daß Shadow heute buchstäblich über seinen eigenen Schatten gesprungen war. Seinen Stolz und was auch immer ihn sonst zu dem machte, was er war, beiseite geschoben und einfach einmal auf sein Gewissen gehört hatte. Und falls mich jemand fragte. Das war definitiv gut so.

(Erzähler Autor)

„Ich wollte Sabrinas kurzes Auftreten eigentlich dem netten Herren hier überlassen aber Sparky ist etwas zu kurz gekommen von allen Dreien also..."

„Und was wird aus meinem Gehalt? Ich werde nach Auftritten bezahlt", erinnerte der Erzähler mich aus dem Hintergrund. „Oh ja... Gomen, beim nächsten Mal..."

Anmerkungen des Autors

So, endlich auch mit Episode 23 fertig. War wieder etwas abgelenkt aber in den letzten Tagen wieder sehr inspiriert.

Das Kapitel war sehr interessant zu schreiben gewesen, da ich versucht habe mit einem Minimum an Action auszukommen. Ist mir zwar nicht ganz gelungen aber so einigermaßen. Die ganzen psychologischen Gedanken habe ich sehr impulsiv geschrieben und es hat mir Spaß gemacht war aber auch schwierig so tief in Shadows Gedankenwelt einzudringen und den Sinneswandel zu beschreiben.

Richie zählt ja eigentlich nicht wirklich zu der Gruppe, die ihre Kräfte erst frisch bekommen haben, daher habe ich mich in diesem Kapitel etwas an Shadow gehalten und versucht die Persönlichkeit des mysteriösen Nachtara etwas aufzuschlüsseln. Bisher hatte ich Shadow nämlich immer nur zur Beschreibung und unpersönlich benutzt oder seine Taten aus anderer Sicht erzählt. Dieses Kapitel erschien mir der perfekte Platz für eine tiefgehendere Analyse. Ich hoffe sie ist mir gelungen. Oh, ich könnte Psychologe werden, glaube ich. So ein Mist...

Noch was? Ah ja. Ja, definitiv. TFSTTM hat eine Mailingliste. Ja. Eine Diskussionsgruppe für die Fanfic. Bitte meldet euch erst mal an. Ich werde erst etwas damit machen, wenn sich ein paar mehr gemeldet haben. Doch größtenteils ist das ein Platz für euch, die Fans meiner kleinen, bescheidenen Fic. Die Links sind.

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Ich verabschiede mich fürs Erste und bemühe mich bald mit der 24. Episode zurückzusein. Vielleicht findet ihr sogar schon einen Auszug auf der Mailingliste. Ein weiterer Grund sich anzumelden.

Ja ne, euer

Matthias

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