The Final Step to the Master 27 Pokémon Matthias Engel Normal Matthias Engel 2 2001-11-03T17:35:00Z 2001-11-03T17:35:00Z 4 10563 60210 Action/Abenteuer/Romantik 501 120 73942 9.2812 21

The Final Step to the Master

Episode 27

(Erzähler)

„Viele Hürden haben unsere Helden überwinden müssen aber nun stehen sie kurz vor dem Ende, vor der finalen Schlacht zwischen ihnen und Team Rocket, zwischen Meistern und dem Dämon aus vergangenen Zeiten. Sie werden alles geben müssen, alle werden alles geben müssen, um diesen letzten Kampf zu überstehen. Der Ausgang liegt in ihren Händen aber das Ende, das kennt nur das Schicksal, vielleicht noch nicht einmal dieses..."

„Sehr poetisch."

„Argh..."

Team Rocket HQ (Giovanni)

Ja, es klappte. Alles lief perfekt. Eine gute Woche hatte sich der Junge jetzt schon gut gewehrt und das hatte Missigno scheinbar sehr viel Kraft gekostet aber auch die besten Schutzwälle konnten überrannt werden. Langsam aber sicher war er schwächer geworden, verlor sich mehr und mehr in den Träumen und Alpträumen, die der Realität so nahe waren, daß sie kaum ein menschliches Wesen unterscheiden konnte. Sie konnten einen wahnsinnig machen aber das war ja auch der Sinn der ganzen Sache.

Eines wunderte mich nur. Trotz des langsamen Erfolgs gab es immer noch nur niedrige Energiewerte. Was mein Partner brauchte, um wieder zu Kräften zu kommen, war noch längst nicht erreicht. Ich fragte mich, ob Missigno bis zum Ende wartete und dann soviel aufnahm wie er konnte, doch das konnte gefährlich werden und außerdem hatte ich seit fast drei Tagen nichts mehr von dem Dämon gesehen, er schien regelrecht mit des jungen Lichtmeisters Bewußtsein verschmolzen.

„Sir?" Ich fuhr herum. Butch stand im Türrahmen und trug einen besorgten Ausdruck im Gesicht. „Was gibt es?" forderte ich ruhig, obwohl ich eine gewissen Nervosität nicht leugnen konnte. Seit dem fehlgeschlagenen Märtyrerversuch von Dana und Léon vor einigen Tagen hatte sich keiner der Meister mehr gezeigt, obwohl anscheinend alles, was sie wollten, erledigt war.

„Unsere Leute um Teak haben eine beunruhigende Trainerbewegung in der Region festgestellt. Es scheint eine Art Versammlung in der alten Basis zu geben. Wir wollten jemanden reinschleusen aber es scheint unmöglich." Also doch. Also war diese Kette von Unfällen vor ein paar Nächten doch nicht nur Zufall. Jemanden von ihnen – nein, ich wußte genau wer – mußte hier gewesen sein. Mein getreues Snobilikat wurde bei den Unfällen getötet. Es wurden Energiepartikel gefunden, die auf Dämonenenergie hinwiesen, aber es gab noch etwas, was dem sehr, sehr ähnlich war.

„Verstärken sie die Sicherheitsvorkehrungen und versetzten sie alle Abteilungsleiter in Alarmbereitschaft. Wir dürfen auf keinen Fall gestört werden." Butch nickte. „Verstanden, Sir."

„Wegtreten."

Finale I - Der Niedergang von Team Rocket

Teak Basis (Vulpix)

Das Warten machte einen verrückt. Nein, Korrektur. Es machte einen wahnsinnig und raubte einem den letzten Nerv. Es war jetzt gut eine halbe Woche seit wir angekommen waren und die Trainer trudelten langsam ein. Eine beträchtliche Anzahl wie sicher mittlerweile auch Team Rocket gemerkt haben mußte. So blind konnten selbst diese inkompetenten Idioten nicht sein. Aber das Warten dauerte und drohte die meisten von uns innerlich vor Ungeduld zu zerreißen.

Gerade Misty aber sie war bei weitem nicht die Einzige. Zumindest hatte sie Arbeit, in die sie sich stürzen konnte. Pläne entwerfen und ähnliches. Für uns Pokémon war es viel schlimmer. Es stimmt wohl das Schlimmste an einem Krieg war das ungewisse, untätige Warten vor einer bevorstehenden Schlacht.

Und jetzt, jetzt war es endlich soweit. Die letzten Trainer waren heute Morgen angekommen und Misty und einige andere waren gerade dabei eine Lagebesprechung vorzubereiten. Keiner wollte mehr länger warten, keiner KONNTE mehr länger warten. Und das rief wiederum ein aufgeregtes Kribbeln in einem hervor. Ich fühlte mich, als könnte ich jeden Moment an die Decke springen.

Gezielt hatte ich mir meinen Weg zu Laras Quartier gesucht und betrat dieses nun leise und geschmeidig. Es bestand kein Grund mich anzumelden. Ich wußte, sie spürte mich, da ich ihrem Element zugehörig war. Das Mädchen war für mich ein Rätsel. Ein Rätsel, das ich gerne lösen würde. Ich weiß nicht, ob es meine Verbindung durch den Typ war oder einfach nur meine Neugier aber ich hatte vor zumindest etwas von meinen Fragen vor diesem Kampf zu klären. Wie Misty schon sagte, alles Belastende hinter sich lassen.

„Die Besprechung fängt in einer Stunde an", begann ich das Gespräch und setzte mich neben sie auf das Bett. Sie und Erika teilten sich ein Zimmer, obwohl Letztere immer noch behauptet dieses Mädchen würde sie wahnsinniger machen, als das Warten. „Ja", antwortete Lara simpel. Huh? Lara und wortkarg?

„Warum bist du so?" Sie schaute mich nun direkt an, aufmerksam aber verwirrt. Sage noch mal jemand die direkte Art bringe dich nirgendwo hin. „Warum bin ich wie?" Ich neigte den Kopf leicht zur Seite und schwieg. Sie wußte, was ich meinte, sagte aber nichts, was mich schließlich dazu brachte selbst zu fragen. Und das jemand ein solches Duell bei mir gewann war extrem selten. Will heißen, sie brachte mich ein wenig aus der Fassung.

„Deine Art. Du bist so kontrovers. Das verstehe ich nicht ganz. Von dem, was mir Rocko erzählt hat, warst du früher nicht so. Wie kommt es, daß ein junges Mädchen so furchtlos und ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden sich in eine Welt begibt, die diese Welt vor ein paar Wochen noch für unmöglich hielt. Ich gebe das nicht gerne zu aber ich persönlich hatte und habe immer noch etwas Angst."

„Ich hab nie gesagt, daß ich keine hätte." Sie machte eine Pause und spielte abwesend mit ihrem Haarzopf. Nein, nicht abwesend. Nervös! „Ich weiß nicht, warum ich so bin, zumindest noch bis vor ein paar Tagen nicht, jetzt habe ich ein paar Vorstellungen davon..." Damit spielte Lara auf das Gespräch mit Ho-oh an. „Früher hielt ich mich eigentlich für ein vernünftiges Ranchmädchen, das nichts weiter wollte, als Ponita bzw. Gallopa zu reiten, das Züchten von Pokémon und noch ein paar kleine Dinge. Sicher, ich hätte mich ohne einen zweiten Gedanken für meine Pokémon und die der Ranch in die Bresche geworfen, wenn nötig. Ein bißchen Leidenschaft war schon nötig für die Rennen aber nie hatte ich gedacht, einmal so etwas zu werden..."

Eine Weile schwieg sie wieder. „Versteh mich nicht falsch. Ich bereue es nicht wirklich. Was geschehen ist, war glaube ich schlichtweg Schicksal, die erwachende Macht in mir oder so etwas. Es fühlt sich nur manchmal so seltsam an, als wäre ich nicht wirklich ich selbst."

Oh, das konnte ich sehr gut verstehen. Seit der elementaren Entwicklung fühlte ich mich auch gelegentlich merkwürdig. Das Gesteinelement schien mich ruhiger zu machen und ich war sogar fähig dazu meine Leidenschaft hin und wieder zu unterdrückten. Doch das Gefühl war irgendwie... ungewohnt. Ich würde nicht sagen, es gehörte nicht zu mir, sondern es war eher fremdartig und brauchte Zeit zur Gewöhnung.

„Hast du Angst?" wollte ich nach einer Weile schließlich wissen und meinte damit den bevorstehenden Kampf. „Ja." Das hatte ich mir gedacht.

(Sunny)

Etwas abseits standen die beiden leicht älteren Mitglieder der acht Meister und beobachteten das Treiben in dem großen Taktikraum, der eiligst hergerichtet wurde. Rocko und Richie brüteten noch über ein paar Zeichnungen von Plänen, Misty und Duplica diskutierten mit Siegfried und Major Bob über ein paar Einzelheiten...

„Jetzt ist es also soweit." Sabrina nickte zu Erikas Kommentar. „Sie sind alle aufgeregt und nervös. Jeder von ihnen auf seine ganze eigene Art. Es ist gut, daß es endlich losgeht", sagte sie schließlich nach einer Weile der stillen Beobachtung. „Und du nicht?" Ohne eine Reaktion zu zeigen, wandte sich meine Trainerin Erika zu und hob dann fragend eine Augenbraue. „Du bist nicht nervös?" formulierte die Pflanzenmeisterin ihre Frage neu.

Sabrina überlegte einen kurzen Moment. „Ich gestehe ein gewisses Maß an Ungeduld plagt mich schon." Jetzt war es an Erika Sabrinas vorige Geste zu vollführen. „Ein gewisses Maß?" Mein Schützling zuckte mit den Achseln. „Vielleicht ein gewisses Maß mehr." Erika lachte leicht. „Es macht einen verrückt, oder? Das Warten, meine ich." Erneut zeigte Sabrina keine Reaktion aber ich hatte sie auch nicht erwartet. Geduldig wartete Erika auf eine Antwort.

„Ich möchte nur, daß das endlich vorbei ist und zurück zu einem normalen Leben." Das wollten wir alle. Ja, auch ich. Vielleicht mochte ich mit dem Wissen aufgewachsen sein, das machte die ganze Situation aber nicht einfacher. „So wie Mitglied der Kanto Top 4 werden?" Ich schluckte hart, woher wußte sie... Schnell beeilte ich mich Sabrina mit einem kurzen Blick zu versichern, daß ich damit nichts zu tun hatte. Sie schaute Erika ehrlich überrascht an.

„Nun schau nicht so... Was hättest du sonst so lange auf dem Indigo Plateau zu suchen gehabt? Ich habe einige Gerüchte gehört aber ich glaube sonst weiß es niemand." Sabrina seufzte erleichtert auf und ließ sich in einen Stuhl fallen, Erika setzte sich neben sie. „Was ist dein Problem? Du solltest dich geehrt fühlen. Es ist nicht so, als wäre das ein Vollzeitjob, wenn du dir mal die anderen ansiehst." Ich sah die Diskussion kommen, schon oft hatte ich dieselbe mit Sabrina in den vergangenen Tagen gehabt.

Zu meiner Überraschung schüttelte Sabrina aber nur den Kopf und meinte: „Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich hast du recht." Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, sie hatte bisher jede Entscheidung in dieser Hinsicht vor sich hergeschoben. „Wenn ich bedenke, was vor uns liegt... Richie hat mir beigebracht das Leben etwas mehr zu genießen und zu akzeptieren, was es einem anbietet. Wenn ich das schon nicht mehr für mich mache, dann zumindest für ihn." Oh ja, der gute Richie hatte einen ausgezeichneten Einfluß auf meinen Schützling. Sie kam immer mehr aus sich heraus und das war einzig und allein sein Verdienst. Ich war sicher, er würde jetzt sehr stolz auf sie sein.

„Und wann willst du es ihnen sagen?" Sabrina sah direkt in die Richtung von Rocko und Richie, dann lehnte sie sich wieder zurück und starrte geradeaus. „Noch nicht. Später, wenn wir alleine sind. Ich fühle mich irgendwie schlecht es ihm verschwiegen zu haben, er hat ein Recht das zu erfahren. Aber im Moment hat er über so viele Dinge nachzudenken. Ich will ihn nicht auch noch damit belasten." Ich sah sie durchdringend an und meinte schlicht: „Ich bin sicher, er wird es verstehen."

(Sparky)

Richie sah verstohlen zu Sabrina und Erika hinüber und tat so, als würde er ihren Blick nicht bemerken. Sie verbarg etwas, das konnte ich förmlich spüren. Doch Richie war schlichtweg zu sanftmütig um zu drängen.

„Hey, Kumpel. Was ist denn?" Rocko legte Richie eine Hand auf die Schulter, folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht zwischen euch?" Richie schüttelte den Kopf und seufzte tief, interessanterweise ließ sich Sabrina drüben gerade in einen Stuhl fallen und tat dasselbe... Spreche noch mal jemand von Verbindung.

Ich sprang von meiner Stuhllehne und meinte: „Richie glaubt, daß Sabrina irgendwas vor ihm verheimlicht aber ist zu verdammt nobel etwas zu sagen." Auf diesen Kommentar schenkte Richie mir einen bösen Blick, den ich ignorierte. „Na, komm schon. So schlimm ist das doch auch nicht. Ich bin sicher du hast auch mehr als ein Geheimnis, daß du noch nicht mit ihr geteilt hast." Richie nickte schwach und Rocko lächelte wissend.

Er warf einen Blick auf die in eine Diskussion mit Siegfried und Major Bob verstrickten Misty und Duplica. „Schau. Wenn ich jedesmal darüber nachgrübeln würde, was ich noch nicht alles über Duplica weiß, dann würde ich mein ganzes Leben damit verbringen. Diese kleinen und großen Geheimnisse werden ganz von alleine gelüftet. Du mußt ihr etwas Zeit geben."

„Aber das tu ich doch", murmelte Richie als Antwort und legte den Stift nieder, mit dem er noch einige Korrekturen an den Plänen durchgeführt hatte, die wir vorher zusammen besprochen hatten, und atmete tief durch. „Das Warten geht mir nur auf den Geist." Rocko nickte verstehend. „Das tut es uns allen."

Ich bemerkte, daß die beiden Schwestern mit ihrem Gespräch fertig waren. Misty hatte ihre Mutter in einer Ecke erspäht und flüsterte nun etwas zu Duplica. Ich konnte mir vorstellen, um was es ging. Schließlich sah Rockos Freundin auf und rief zu uns rüber: „Hey, ihr beiden! Könnt ihr uns mal für einen kurzen Moment entbehren?" Rocko drehte sich zu ihnen um und erkannte scheinbar gleich, worum es ging. „Natürlich! Wir sind eh so gut wie fertig!" Und schon waren sie aus dem Raum verschwunden, Maya Waterflower ebenfalls.

Rocko setzte sich und seufzte. Schien heute angebracht zu sein. „Was?" wollte Richie verwirrt wissen. „Er ist nervös wegen Mrs. Waterflower", stellte Shadow fest und ich nickte nur. „Wieso das?" Rocko schloß kurz die Augen. „Sie ist jetzt... oder besser war schon immer Duplicas Mutter. Ich weiß einfach nicht wie ich ihr begegnen soll."

„Hat sie dich je darüber ausgefragt? Ich meine, ihr wart doch zusammen unterwegs", fragte ich und brachte Rocko dazu die Augen wieder zu öffnen. Er lächelte schwach. „Nein, aber gerade das ist doch so verwirrend..." Rocko stöhnte und fuhr fort: „Hört nicht auf mich, ich bin nur überarbeitet." Richie lachte und stapelte die letzten Blätter. „Wir sind eh fertig."

(Moty)

Eine belastende Stille herrschte in dem schmalen Seitengang, in den sich Misty und Duplica mit ihrer Mutter zurückgezogen hatten. Niemand sagte etwas, alle Drei standen nur so da und musterten sich gegenseitig. Misty hatte kein Wort mit ihrer Mutter gewechselt seit unserer Ankunft hier und da Duplica ständig in ihrer Nähe war, bezweifelt ich, daß sie dergleichen getan hatte.

„Wir müssen reden", sagte Misty schließlich in die Stille und griff nach Duplicas Hand. Maya Waterflower nickte. „Natürlich." Sie atmete kurz ein und begann: „Erst einmal, was damals geschehen ist und was gesagt wurde..." Misty hob eine Hand und brachte sie zum Schweigen, zu meinem gelinden Erstaunen. „Ist geschehen und vergessen."

Zu sagen Maya wäre überrascht, wäre deutlich untertrieben. „Wir hatten in den letzten Tagen viel Zeit nachzudenken", fuhr Duplica fort. „Ich wollte schon eher mit ihnen... mit dir reden aber ich wollte auch Misty nicht drängen." Ihre Mutter brachte ein weiteres Nicken zustande.

Erneut Schweigen, schließlich sprach Maya wieder. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie schwer das Ganze für mich war. Eine Mutter, die ihre Kinder willentlich trennen und alleine lassen muß..." Misty wollte etwas sagen aber diesmal war es Mrs. Waterflower, die sie um Schweigen bat. „Ich war nie ganz ehrlich zu dir, Misty. Die Zeit, in der ich verschollen war. Ich hätte zurückkönnen aber..." Sie stockte und die Wahrheit begann langsam Form anzunehmen. „Sie durften nicht", beendete ich und erhielt die Bestätigung, die ich erwartet hatte. „Es war Teil deiner persönlichen Reifeprüfung... Gott, ich wünschte ich hätte da sein können."

Misty hatte Tränen in den Augen, von denen ich nicht genau sagen konnte, ob es Tränen der Freude oder der Trauer waren, wohl beides, sie hatte sich ein wenig an Duplica gelehnt und diese strich ihr sanft über den Kopf, um sie zu beruhigen, dabei konnte sie ihre eigenen Tränen kaum verbergen. Schließlich sah sie zu ihrer neuentdeckten Mutter auf.

„Und was dich angeht, Duplica. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Es war schlimm, ich durfte dich nicht sehen, nicht mit deinen Adoptivvater, ein entfernter Verwandter meines verstorbenen Mannes, sprechen. Du fragst dich vielleicht, wo all das Geld herkam? Ich wußte, du würdest es eines Tages finden, also habe ich es für dich bereitgelegt... Was du durchmachen mußtest, muß hart für dich gewesen sein aber glaube mir mit dem Wissen zu leben und unfähig zu sein..." Maya konnte nicht mehr weiterreden. Beide oder besser alle Drei, Mutter und Töchter weinten und auch mir kamen die Tränen aufgrund dieser Szenen. Die Mutter der zwei Zwillinge machte einen großen Schritt nach vorne und umarmte schließlich beide ihre Töchter.

Es wurden erneut keine Worte gewechselt. Doch sie waren nicht nötig. Eng umschlungen standen die drei Menschen da und weinten Tränen geteilter Freude und geteilten Leids. Ja, weint nur, dachte ich. Weint, denn ihr habt alles Recht dazu. Jetzt kommt alles wieder in Ordnung.

(Mew)

Es trieb mir die Tränen in die Augen, wenn ich sah wie viele Trainer, Züchter und andere Menschen mit ihren Pokémon hier waren, um unserer Sache zu helfen. Der Konferenzraum war proppendickevoll und das Stimmengewirr kreierte einen Lautstärkenpegel wie auf einer Flugzeuglandebahn. Die Anspannung und Aufgeregtheit konnte selbst vom unsensibelsten Individuum förmlich gegriffen werden.

Die erste Reihe war für die sieben Meister, die beiden Mütter, Prof. Eich sowie den Toptrainern und restlichen Arenaleitern reserviert. Dahinter türmten sich Reihe um Reihe von Trainern, Züchtern, bis hin zu Officer Rockys. Es war sogar so voll, daß einige stehen mußten. Misty stand in voller Meisterkleidung vorne im Zentrum und schaute mit einer Mischung von Stolz, Staunen und Nervosität über die Reihen von Trainern. Schließlich räusperte sie sich, was wie zu erwarten keiner hörte, und sagte ohne ihre Stimme zu erheben: „Darf ich um Ruhe bitten?" Das Gemurmel verstummte automatisch. Sie hat eine Menge Kontrolle geübt, dachte ich stolz.

Einen weiteren, tiefen Atemzug nehmend, bereitete sie sich darauf vor, was sie zu sagen hatte. „Meine Freunde, alle, die ihr euch hier versammelt habt, um dem Schrecken Team Rockets endlich ein Ende zu bereiten. Trainer, Züchter und all die anderen, die ich hier nicht aufzählen kann. Seid willkommen!"

Eine kurze Pause, dann redete sie weiter. „Einige hier wissen bereits, daß es um mehr als nur Team Rocket bei dieser ganzen Aktion geht aber diese Angelegenheit soll euch nicht weiter stören. Darum werden wir uns kümmern. Trotzdem", sie ließ ihren Blick über jedes Gesicht einzeln schweifen, mit einer einziger Kopfbewegung, „solltet ihr dies wissen. Giovanni, der Boß von Team Rocket, hat sich Mächte bedient, die verboten und überaus gefährlich sind. Ihr werdet auf Pokémon treffen, die um ein Vielfaches stärker sind als normale. Zeigt ihnen gegenüber keine Skrupel."

Ein Murmeln ging durch die reihen und es gab einige Protestmeldungen, die Misty aber abwehrte. „Ich weiß, was ihr denkt. Aber aus eigener Erfahrung wissen wir, daß diese genetisch und wissenschaftlich veränderten und verunstalteten Pokémon nur noch ein Schatten ihrer Selbst sind. Es gibt keinen Weg sie zu heilen, wir können nur ihre Seelen befreien." Betretendes Schweigen.

Wieder machte Misty eine Pause und ich sah ihre Bemühung sich mit aller Kraft unter Kontrolle zu behalten. „Alle von euch wissen sicherlich, daß Giovanni momentan eine für uns sehr wichtige Geisel hat. Ash Ketchum." Wieder folgte ein wenig Murmeln und Misty wartete geduldig bis sich alle beruhigt hatten. „Wir, das heißt meine Gruppe, werden uns auch darum kümmern aber die Befreiung Ashs hat oberste Priorität..." Zustimmendes Murmeln.

Misty nahm einen weiteren Atemzug und musterte diesmal jeden Anwesenden einzeln, während sie sprach. „Wir wollen euch nicht einreden diese Schlacht würde einfach werden. Ich kann euch nicht einmal sagen, ob sie nicht sogar so gefährlich ist, daß wir alle auf kaltblütige Mörder stoßen... Ich fürchte es sogar." Niemand sagte etwas, eine belastende Stille lag über dem Raum. „Niemand von euch ist gezwungen mitzumachen. Wer jetzt aufsteht und diesen Raum verläßt, dem kann ich es nicht verübeln", fügte sie schließlich an.

Aber es rührte sich niemand, kein Wort wurde gesprochen. Jeder Anwesende begegnete Mistys Blick auf seine eigene Art und Weise. Schließlich erhob sich jemand aus der zweiten Reihe. Es war Tracey, dem wir schon ein paar Mal über den Weg gelaufen waren. „Misty", begann er und benutze sowie betonte absichtlich ihren Namen, „wir sind alle hier, um zu helfen. Jeder hier ist sich der Gefahr bewußt, in der wir uns begeben. Und wir sind alle" – Er wartete, ob irgendwelchen Einwände kamen – „gewillt und bereit dieses Risiko auf uns zu nehmen. Für Ash aber auch für uns selbst. Team Rocket hat die Indigo Region so wie alle umliegenden Gebiete schon zu lange terrorisiert. Es wird Zeit, daß wir zurückschlagen."

Misty hatte unbewußt den Atem angehalten und stieß diesen jetzt hart aus. Mit einem Nicken bedeutete sie Tracey sich wieder zu setzen. „So sei es denn." Mit diesen Worten schickte sie sich an auf ihren Platz zurückzugehen und machte eine Geste in Richtung der vorderen Reihe, wo die Arenaleiter saßen. „Major Bob, bitte."

Der Angesprochene erhob sich und Rocko eilte an den Holoprojektor. Es folgte der Kampfplan.

Am Team Rocket HQ (Richie)

Das zweite Mal innerhalb von ein paar Tagen stand ich nun hier und überblickte das anscheinend friedlich vor sich hinblühende Tal. Eine Idylle, die eine der größten und skrupellosesten Verbrecherorganisationen der Welt barg und bald nicht mehr bergen würde.

Von meinen als Spione ausgesetzten Iksbat, Sniebel und Happy hatte ich erfahren, daß TR anscheinend endlich gemerkt hatte, daß da etwas vor sich ging und es gab eine jähe Truppenbewegung in den letzten Stunden. Aber das würde ihnen jetzt auch nicht mehr helfen. Niemand würde unserem Angriff entkommen. Nicht diesem, nicht mehr. Es würde heute enden. So oder so.

Um Team Rocket machte ich mir eigentlich weniger Sorgen. Was mich beunruhigte war Missigno und ob Ash sein kleines Spielchen immer noch aufrecht halten konnte. Wenn ja, dann würde es einfach werden und eigentlich hatte ich keinen Grund Gegenteiliges anzunehmen, da wir sonst sicher bereits das Hauptziel des Dämons gewesen wären oder mittlerweile die Hölle auf Erden erlebt hätten.

„Scheint eine ganze Menge Aufruhr da drin zu geben", meinte Melanie neben mir und deutete auf die Zugangstunnel. Rockets strömten in Massen hinaus und hinein. „Unsere Leute draußen werden es nicht einfach haben reinzukommen." Ich schüttelte nur den Kopf. „Das sollte weniger ein Problem sein."

Ich schloß kurz die Augen und stellte Kontakt zu meinen Pokémon her. Dann hob ich das kleine Funkgerät und sprach ruhig hinein: „Major, sind alle bereit?" Die Antwort kam prompt und war voller kämpferischen Ehrgeiz. „Alle Gruppen auf Position." Ich schenkte Melanie ein wissendes Lächeln und sendete mein telepatisches Signal. *Jetzt!*

Unter uns echoten plötzlich verwirrte Schreie durch die Tunnel, als sich die Rockettrainer aus dem Hinterhalt angegriffen fühlten. Hervorragend, das klappte ja bestens. Ich nickte Melanie zu und diese machte eine auffordernde Geste in Richtung ihrer Unlicht- und Geistertrainer, unter denen auch Jens war – Agathe hatte sich dafür entschieden etwas zurückzubleiben.

„Angriff!" Und die Massen an Trainern schwappten wie eine Springflut auf das Tal und die Team Rocket Basis zu.

(Léon)

Ok, soweit war der Tag ruhig. Die Meldungen um die alte Teak Militärbasis herum waren beunruhigend gewesen, doch bisher war keine weitere Bewegung berichtet worden. Die Wachen waren verstärkt, die Zugangshöhlen besetzt und jedem Angriff gewachsen – hoffte ich zumindest. Alles in allem schien nichts und niemand dem Hauptquartier gefährlich werden können. Das war zumindest alles so bis das Chaos losbrach.

„General Léon! Es... es ist unglaublich... Das müssen sie sich selber ansehen", stammelte ein Offizier an seiner Station, der die äußeren Höhlenausgänge auf seinem Bildschirm beobachtete. Ich sah ihm über die Schulter und konnte nicht anders als hart zu schlucken. „Was zum Teufel?" Rund um das ganze Tal hatten sich Hunderte von Trainern mit ihren Pokémon in verschiedene Gruppen aufgeteilt und soweit ich das zu beurteilen vermochte alles umzingelt. Das Beunruhigendste war jedoch, ich hatte keine Ahnung, wo die so plötzlich herkamen.

Bevor ich Zeit hatte auch nur zu reagieren, strömten die Massen an Angreifern vorwärts auf die Tunnel zu und ich hatte nicht den geringsten Zweifel, daß sie uns überrennen würden. Ich wirbelte herum und schlug auf den Alarmknopf an der Wand. Das schrille Heulen von Sirenen echote durch die Gänge und ich fuhr wieder zu der in aufgeregtes Gewusel verfallene kleinen Crew der Überwachungsstation herum.

„Status!" verlangte ich scharf und ein jähes Stimmengewirr prasselte auf mich ein, aus denen ich das Nötigste herausfilterte. Alle Höhlen überrannt, Basis umzingelt, Rockets in rapider Geschwindigkeit fallend... Das war schon beunruhigend genug. „Fluchtunnel?" wandte ich mich an einen nahen Offizier. Dieser drückte ein paar Knöpfen und legte die Stirn dann in Falten ein offensichtlich resignierender Blick fand langsam den Weg in sein Gesicht. „Digdris, Sandamers... Die Tunnel werden in einige Minuten zerstört sein..."

Ich war bereits an der Tür bevor er fertig war. Diese Situation war aussichtslos aber eine Option hatten Dana und ich noch in Petto. „Die Basis wird bis zum letzten Mann gehalten!" gab ich noch einen letzten Befehl und war verschwunden.

(Lara)

Seite an Seite mit Pyro und seiner Division von Feuertrainern brachen wir mit extravaganter Geschwindigkeit durch die Frontreihen an doch spärlichen Verteidigern vorbei. Entweder waren sie doch nicht so vorbereitet wie Richies Spione gesagt hatten oder sie hatten schlichtweg keinen so schnellen und koordinierten Angriff erwartet.

Angst? Ja, die hatte ich... gehabt. Jetzt, wo der Kampf im Gange war, war sie nicht viel mehr als der üble Nachklang von gerade verschwundenen Kopfschmerzen, den man zwanghaft ignorieren konnte. Das Adrenalin schoß mittlerweile so weit durch mein Blut, daß jedem Gefühl, was nicht mit dem Kampf und der Mission zu tun hatte, keine Berechtigung eingeräumt wurde sich bemerkbar zu machen.

Trotz der elementaren Verbesserung meines Gallopas hielt Pyro auf seinem eigenen erstaunlich gut mit, was wohl an der größeren Erfahrung – von Pokémon nicht vom Reiter freilich – lag. Und so setzten wir uns bereits kurz nach Beginn des Sturmangriff galoppierend vom Rest unserer Gruppe ab und hielten schnurstracks auf das Hauptquartier zu, nicht einmal so recht wahrnehmend, wenn irgend jemand unseren Weg kreuzte.

„Ich gebe zu. Ich bin beeindruckt", rief Pyro über den Kampflärm, als ich gerade mit einem gezielten Feuerball eine weitere Schneise in eine Verteidigungslinie geschlagen hatte. Ich wußte, Pyro meinte nur zu einem Bruchteil meine elementaren Fähigkeiten. Mehr fasziniert schien er von Gallopas Flügeln zu sein. „Ich wünschte wirklich ich hätte als junger Trainer ein so hübsches Gallopa gehabt. Vielleicht würde ich dann heute auch an Rennen teilnehmen."

Eine weitere Division Ibitaks kam auf uns zu und wollte uns von oben angreifen. „Nach oben", befahl ich enthusiastisch und Gallopa folgte dem Befehl bereits bevor er meinen Mund verlassen hatte. „FEUERMETEOR!" Die Ibitaks spritzen auseinander, einige wurde angesengt, einige schwerer verletzt aber ich versuchte darauf zu achten niemanden zu töten. Das war nicht einfach und würde auch nicht immer umzusetzen sein aber soweit es ging, versuchten wir es eben.

Graziös landete Gallopa wieder auf allen Vieren und setzte ihren wilden Lauf fort. Pyro lächelte ein hinterlistiges Lächeln. „Ich hoffe doch, wenn das vorbei ist, darf ich das auch mal." Zwei Rockets stoben auseinander, als wir schnurstracks auf sie zuritten. „Das überleg ich mir noch mal."

Schließlich erreichten wir das Hauptgebäude und waren hinter die allgemeinen Verteidigungslinien gekommen. Ich beorderte Gallopa zurück in ihren Pokéball und bedeutete Pyro, daß ich hier von hier aus allein klarkam. „Bist du sicher, Schätzchen? Das ist keine Farm hier." Ich grinste und erwiderte todernst. „Nein, im Vergleich nur ein Färmchen." Mit diesen Worten drehte ich mich um und bahnte mir meinen Weg in das Innere des HQs.

Ich war noch gar nicht weit gekommen, da hinderte mich eine Stimme am Weitergehen, eine bekannte Stimme, eine sehr bekannte Stimme. „Nicht so schnell, ich kann nicht zulassen, daß du weitergehst." Mit einer Mixtur aus Verwunderung und Wut fuhr ich zu der Stimme herum, deren Besitzer nun gerade aus einem Korridor trat und sich vor mir aufbaute.

„Dario", zischte ich, begleitet von einem heftigen Aufflackern meiner Feueraura. Mein Erzrivale aus alten Zeiten zeigte sich nicht im Geringsten beeindruckt. „Howdy, Lara. Lange nicht gesehen", grüßte er lässig, während sein Dodri an seiner Seite auftauchte. „Nein", antwortete ich mißmutig. Seit dem Rennen mit Ash war Dario scheinbar spurlos verschwunden. Das hatte mich zwar gefreut aber es machte mich nervös nicht zu wissen, wo er steckte und was er machte.

„Ich bin enttäuscht", meinte er theatralisch. „Keine heißen Begrüßungsworte? Keine stürmischen Umarmungen?" Ich schnaufte verächtlich und schenkte ihm nur einen feurigen Blick, der genug sagte. „Nicht wirklich. Aber ich muß sagen, ich bin auch enttäuscht... Du warst schon immer ein Ekelpaket, Dario. Aber, daß du dich mit diesem Abschaum abgibst..."

Dario lachte lauthals. „Lara, du bist so naiv. Hier geht es um Macht und Einfluß und das ist es, was in der Welt zählt." Perplex starrte ich ihn für einige Augenblicke an, musterte ihn, las in seinen Augen und schließlich... kicherte ich unkontrolliert. Verwundert zuckte Dario etwas zurück. „Was ist so komisch?" forderte er wütend.

Ich stoppte und sah ihm direkt in die Augen. „Du kapierst es wirklich nicht, oder? Für dich geht es immer nur um Macht, Ruhm und Reichtum. Du hast nicht die geringste Ahnung, was in diesen Mauern wirklich vor sich geht, oder? Ich bezweifle, daß es überhaupt jemand hier das volle Ausmaß begreift..." Für einen Moment hielt ich inne und sammelte meine Kräfte für einen schnellen Angriff. „Tut mir Leid, Dario. Aber ich habe wirklich Wichtigeres zu tun, als mit dir meine Zeit zu verschwenden... FEUERWIRBEL!"

Darios Augen weiteten sich vor Schreck und Unglauben, als sich der Kreis aus Feuer um ihn und sein Dodri legte bevor er auch nur ein kleines Kommando geben konnte.

„Sorry, Dario. Ich hoffe du hast eine schöne Zeit hinter Gittern." Und damit rannte ich weiter und ließ einen wütend fluchenden Dario zurück in seinem Feuergefängnis. So ein Pech, daß Dario Wassertypen vor einer Weile abgeschworen hatte...

(Rocko)

„Ok, alle Tunnel sind eingestürzt worden bis auf den einen", berichtete AJ, als er zu Vivien und mir mit einem grimmigen Lächeln herüberkam. „Sie sitzen jetzt fest wie Hasen in ihren Bau." Ich nickte zufrieden. Die Tunnelsysteme, die als Flucht- und Operationstunnel dienten, waren mit die ersten besetzten Ziele gewesen. Schließlich war es unser Ziel diese ganze Sache hier und heute zu beenden und das hieß kein Entkommen, weder ein Rückzug von uns noch eine Flucht von denen.

Über uns war der Kampf bereits im vollen Gange und die restlichen sechs Meister waren sicher schon auf dem Weg ins HQ zu Ash und natürlich zu Missigno. Langsam sollte ich mich also auch auf den Weg machen und mir meinen eigenen Eingang suchen.

„In Ordnung. Ihr kommt hier allein klar, oder?" Vivien nickte und ihr Digdri pflichtete ihr lautstark bei. Ich drehte mich zu Onix um, Vulpix hockte bereits auf seinem Rücken. „Alles bereit?" Onix grollte zustimmend und Vulpix meinte lapidar: „Klar, gehen wir auf Hasenjagd." Noch einmal drehte ich mich zu AJ und Vivien um. „Denkt dran. Wenn ich hier weg bin, geht nach oben und helft bei der Sicherung." Mit diesen letzten Anweisungen schwang ich mich auf Onix Rücken/Schwanzpartie und die riesige Felsnatter preschte hinein in den Tunnel.

Während Onix den Tunnel herunterglitt, versiegelte ich diesen Stück für Stück mit undurchdringlichen Schichten aus Stein, die sich wahnsinnig schnell aufbauten. Das tat ich eine ganze Weile bis ich meinte es wäre dick genug und konzentrierte mich dann auf den Verlauf des Tunnels.

Es war wie leergefegt. Wahrscheinlich hatte niemand so recht damit gerechnet, daß jemand durch die Fluchttunnel ein- und nicht ausdringt. Anscheinend hatten die Rockets oben schon gemerkt, daß ihre Fluchtmöglichkeiten mittlerweile in sich zusammengebrochen waren und hatten diese Möglichkeit bereits aufgegeben. Dementsprechend begann ich gerade auf einen ruhigen Ritt zu hoffen, als...

„Da vorne!" schrie Vulpix über den ohrenbetäubenden Lärm, der plötzlich durch den Tunnel hallte. Kurz darauf schälten sich die Umrisse eines gewaltigen Bohrfahrzeugs aus den Schatten. Nicht dieser Technikschnickschnack, den Jesse, James und Mauzi immer benutzt hatten und der anscheinend mehr Fehler als Funktionen hatte. Nein, dieser hier schien ausgereift und äußerst gefährlich. Gefährlich für einen normalen Trainer und ein normales Onix. Aber wo waren wir in diesen Zeiten schon noch normal?

Onix hatte gestoppt und wir erwarteten gespannt das näherkommende Gefährt. Der Fahrer dessen fuhr an dem Bohrer zwei seitliche Laser aus und schoß auf uns. Vulpix und ich sprangen zur Seite und landeten auf dem Höhlenboden. Onix schien nicht im Geringsten beeindruckt von den Lasern, was mich aber auch überhaupt nicht wunderte.

„Onix, Felsensturm!" befahl ich und deutete auf das Bohrgefährt. Onix grollte, öffnete sein Maul und schleuderte eine grausilberne Windhose, die entfernt an eine Drachenwut erinnerte auf das Gefährt. Der Fahrer hatte keine Zeit zu reagieren und außerdem sehr wenig Bewegungsfreiheit in der engen Höhle. Der Angriff erfaßte und schleuderte das Bohrfahrzeug bis knapp unter die Decke aber sei es Geschick oder Glück es kam krachend wieder auf den Antriebsketten auf.

Meine Energie in meinen Hände zwingend, schoß ich eine Antik-Kraft auf das Gerät, während Vulpix auf der anderen Seite mit einem großen – und ich meine großem – Feuersturm folgte, der das Metallgehäuse nahezu zu schmelzen drohte. Ich fühlte den Effekt der Attacke meine Kraft verstärken und sprang mit kurzem Anlauf direkt auf mein Ziel zu.

Meine rechte Hand ballte ich zur Faust und Energie schimmerte um sie herum. Dann mit einem einzigen, mächtigen Schlag schlug ich zu. Direkt durch den Bohrkopf ins Zentrum. Überlastungen jagten durch die Maschine und irgendwie schafften die drei Piloten es noch sich zu retten. Es folgte eine Serie kleiner Explosion und dann erstarb die geschundene Maschine vollkommen.

Mit einem geübten Sprung hechtete ich wieder auf Onix, das sich mit Vulpix bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte und überließ die Piloten sich selbst. Die kamen hier eh nicht mehr raus.

„Das war doch nun gar nicht so schwer, oder?" kommentierte Vulpix. „Nein", erwiderte ich und mußte unwillkürlich lächeln. „Ein nettes Aufwärmtraining. Ein bißchen Kraft tanken war gar nicht mal so schlecht." Eine Weile setzten wir unseren Weg fort und trafen auf einzelne Rockets, die wohl gehofft hatten ihr Bohrer hätte einen Weg freigelegt. Ich machte mir nicht die Mühe sie zu enttäuschen und ließ sie einfach links liegen. Die meisten, jene die noch ein bißchen Grips in ihrem Kopf hatten, gingen eh einem riesigen, durch die Tunnel wütenden Onix aus dem Weg, von dessen Passagieren mal ganz abgesehen.

Schließlich stoppte Onix erneut und sah sich um. Ich schloß kurz die Augen und preßte meine Handfläche gegen die Felswand. „Hier ist das Fundament. Wir sind da", grollte Onix und ich stimmte nickend zu. „Dann laß uns mal einen Weg nach oben suchen. Wollen wir doch mal so nett sein und ihnen einen zweiten Eingang machen." Vulpix lachte.

(Erika)

Als der Sturm an Trainern schließlich auf die durch die Luft echoenden Kommandos losbrach, hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel, daß er auch nur irgend etwas in seinem Weg nicht umwälzen würde. Die schiere Masse war beängstigend und wenn man bedachte, daß ein hoher Anteil davon Bekanntschaften von Ash und Misty waren, dann würde glaub ich niemand mehr sagen wollen, daß die vielen Stops auf seiner ersten Reise sich nicht ausgezahlt hätten. Jetzt half ihm jede einzelnen gute Tat auch noch selber aus seiner Gefangenschaft. Ein gutes Herz zahlt sich halt letztendlich aus wie man gerade jetzt sah. Er wurde für seine Taten belohnt.

Ich war überrascht gewesen wie gut die Tarnung funktioniert hatte. Sowohl Lugia als auch Ho-oh hatten spezielle Zauberkugeln herausgerückt, die Misty und Lara jeweils aktivieren konnten, um eine Art Tarnschild aufzubauen. Gemeinsam reichte ihr Reichweite für einen Großteil der Frontlinie, während einige andere verstreut außer Sichtweite zurückhingen.

Das heillose Durcheinander um mich herum zeugte vom Erfolg der Aktion. Wir hatten Team Rocket eindeutig im Dämmerzustand erwischt. Sie mochten zwar geahnt haben, daß wir kommen. Doch wußten sie weder etwas über unsere genaue Anzahl noch unserer Ankunft. Und die Kombination dessen begann sich als tödlich herauszustellen.

Nach einiger Zeit inmitten des Schlachtfels kapselte ich mich gedeckt von Aya und Koga schließlich ab und machte mich selbst auf dem Weg die restlichen sechs oder besser sieben Meister im Inneren des Hauptquartiers zu treffen und diese ganze Sache, die für mich bereits vor Jahren  angefangen hatte, endlich zu beenden.

Als ich das erste Mal von Celebi besucht wurde, wußte ich da würde noch viel mehr folgen, als ich mir damals ausmalen konnte. Aber dieses Ausmaß hatte ich mir nicht erträumen können. Zwar sagte ich mir die ganze Zeit, es hätte ja auch schlimmer kommen können. Ein aussichtloser Kampf gegen die Kreaturen der Hölle oder so etwas. Aber jeder von uns hatte schon genug unter der Situation und seinem Schicksal zu leiden gehabt. Es war Zeit, daß das endete.

Die Gänge des Hauptquartiers waren relativ leer, doch das wunderte mich kaum. Die Gefechte hatten sich nach draußen verlagert. Als die Rockets gemerkt hatten, daß sie umzingelt waren, hatten sie sich sicher nicht hier drin weiter einengen wollen. Meiner Meinung nach hätten sie damit bessere Aussicht gehabt und uns das Leben schwer gemacht aber... Diese konfuse Taktik zeugte nur davon wie unvorbereitet wir TR getroffen hatten.

Ich verharrte, als es plötzlich nicht weit entfernt von mir aufblitzte. „Nett, daß du dich auch dazu gesellst, Sabrina", meinte ich. Sie schenkte mir ein knappes Nicken und wir eilten begleitet von Sunny und Simsala weiter.

(Sabrina)

Wie war es eigentlich soweit gekommen? Wie war ich hierher und in all das hineingeraten? Wieso lief ich zusammen mit der Arenaleiterin meiner Nachbarstadt durch die Gänge der Basis des größten Verbrechersyndikats, das dieser Teil der Welt je gesehen hatte?

Mittlerweile fühlte sich alles schon so... natürlich an. Warum? Ich, jemand, die sich ihr ganzes Leben vom Schicksal hatte leiten lassen. Wie hatte jemand wie ich dem allen entsagen und sich bereitwillig für die eine oder andere Seite von Ordnung und Chaos entscheiden können? Bestimmung? Vielleicht. Freie Entscheidung? Sicher, aber da das gegen meinen Grundsatz ging, ließ ich diesen Gedanken noch nicht zu.

Wo hatte alles begonnen? Wie hatte alles begonnen? War es der Fluch, der meine ganze Kindheit verdreht und verunstaltet hatte? War es Ashs Hilfsbereitschaft, die mich befreite und eine Art Verpflichtung für seine Sache entstehen ließ? Seine Sache, unsere Sache... Begriffe ohne genaue Zuordnung. Und plötzlich war die Frage nicht mehr, was mich verändert hatte, wo und wie es begonnen hatte, sondern die Frage war ganz simpel und einfach: Wer?

Ash? Mit ihm hatte alles begonnen. Er hatte mich gelehrt mein eigenes Leben zu leben. Richie. In vielerlei Hinsicht war er wie Ash. Aber im Gegensatz zu ihm hatte Richie es geschafft die Gefühle, die ich tief in meinem Inneren verschlossen hatte, hervorzuholen und offen vor sich darzulegen. Wie ihm das jetzt genau gelungen war, wußte ich immer noch nicht. Richie hatte mich ein Stück freier gemacht, mir gezeigt, daß den Verlauf und Ausgang einer Sache immer man selbst bestimmte. Und das wir selber etwas aus unserem Leben machten. Nicht das Schicksal.

Sicher, aufgrund meiner Kräfte fühlte ich mich auch weiterhin diesem verpflichtet aber nicht mehr in dieser absoluten Weise. Das Schicksal bestimmte mein Leben nicht mehr allein, es waren viel mehr Elemente geworden. Aber, stellte sich die Frage, war das wirklich schlecht?

„Was ist das hier?" Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung. Erika und ich hatte einen Raum erreicht, der mit weißen Wänden aussterilisiert worden war. Ansonsten war der Raum leer, zumindest für das menschliche Auge. Doch etwas lauerte hier, das hatte ich im Gespür... „Wahrscheinlich einer der Versuchsräume, wir sind jetzt im Laborbereich. Es sollte nicht mehr weit sein. Ich spüre die starke dämonische Ausstrahlung ganz deutlich."

Und dann – mit einem lauten Zischen – krachten die automatischen Türen zu und man hörte ein Klicken, das deren Verriegelung mehr als deutlich machte. Alarmiert sah ich mich um. „Das gefällt mir überhaupt nicht", kommentierte Erika und wie um ihre Worte zu bestätigen, tönten kurz darauf zwei bekannte Stimmen aus den Lautsprechern. Butch und Cassidy.

„Willkommen, meine Damen! Leider muß ich ihnen ohne Umschweife mitteilen, daß das ein gesperrter Bereich ist und ihnen keine Möglichkeit gegeben wird sich lebend zurückzuziehen." Da spreche noch mal jemand von Arroganz. Butch strahlte regelrecht davon... „Aber sie dürfen gerne mit unserem speziellen Freund spielen, der sich jetzt um sie kümmern wird." Gerade hatte Cassidy dies gesagt, erschien in einem hellen Teleportationsblitz ein Traumato...

Nein, eigentlich kein Traumato mehr. Ein dämonisches Traumato, wenn schon. Ich konnte es nicht glauben... Wußten diese Idioten, denn gar nicht, was sie da taten. Aus meinen Erfahrung vom Indigo Plateau beantwortet: Nein.

Ich kam nicht dazu das Thema weiterzuverfolgen. Das Dämonentraumato vollführte eine knappe Geste und ohne jegliche Vorwarnung warnte mich ein Zischen in der Luft vor einströmenden Gas. Gift- oder Nervengas vermochte ich nicht zu sagen. Aber tödlich, das war es. Und viel zu schnell bei uns.

Dumpf hörte ich Erika röcheln. Das war sicherlich nicht der angenehmste Ton, den ich je gehört hatte, wohl eher umgekehrt. Ich wußte, ich würde schnell handeln müssen. Pflanzen vertrugen kein Gift – jeglicher Art – und mit dieser beängstigt steigende Dichte würde sie in nicht mal einer Minute tot sein. Davon abgesehen ging es mir nur geringfügig besser – nein, besser war ein schlechtes Wort.

Keine Zeit... Meine Kraftreserven anzapfend, verband ich mich psychisch mit Sunny und Simsala und legte ein knisterndes Schild aus Energie um uns, reinigte das Innere der aufgebauten Kumpel... und wäre fast auf die Knie gesackt vor Anstrengung…

(Erika)

Mein Kopf füllte sich an, als ob ein Chor Pummeluffs darin gesungen hätte. Schlafen, ich wollte nur noch schlafen. Eine erholsame Mütze voll Schlaf und morgen würde die Welt sicher anders aussehen. Und dazu dieser hämmernde, stechende Schmerz. Ich wollte nur ausruhen...

Nein! Ich rief mich streng zur Ordnung und zur Aufmerksamkeit. Es sah so aus, als ob Sabrina für den Schild eine Menge Kraft auf einmal verbraucht hatte und jetzt am Rande des Zusammenbruchs stand. Sie hatte sich mir zugewandt und sah mich fragend an. „Irgendwelche guten Vorschläge?" Ich kramte in meinem Bewußtsein aber das war ein Nebel aus Leere und dem Drang nach Ruhe. Eine Idee, ich brauchte eine Idee, nur eine... Aber das war schwer, wenn du gerade eine volle Ladung giftiges Nervengas abbekommen hast. Ein Wunder, daß ich überhaupt noch denken konnte. Konzentration! Auf die Idee... Da! Da war sie!

„Ja." Ohne zu zögern nahm ich drei Pokébälle unter meiner Kutte hervor und entließ Duflor, Bisaknosp und Tangela. Alle drei waren leicht verändert im Aussehen, nachdem ich – nun da ich mich nicht mehr verbergen mußte – ihnen auch meine elementare Energie verliehen hatte. So wie es die anderen Meister bereits getan hatten.

Doch momentan hatte ich besseres zu tun, als mich darauf zu konzentrieren. „Lunareserve aktivieren", brachte ich in dem Versuch eines Befehls, der mehr wie ein Krächzen klang hervor. Dann sammelte ich meine eigene Energie. Wenn ich mich nicht irrte, sollte der Lunastrahl Elemente von Pflanzen und Schatten vereinen, was wirkungsvoll sein sollte.

Energie in Farben aus Blattgrün und Schwarz sammelte sich zwischen meinen Händen. Schmerz... Nicht jetzt. Später hatte ich Zeit mich darum zu kümmern. Mit enormer Willensstärke konzentrierte ich mich und fühlte die gespeicherte Solarenergie ihr Maximum erreichen. „Jetzt!" Sabrina ließ den Schild fallen und ich verschwendete nicht eine Nanosekunde. „LUNASTRAHL!"

Mein eigener Strahl mischte sich noch in der Luft mit Duflor, Bisaknosp und Tangelas Lunastrahlen und wurde zu einem regelrechten Vortex aus Energie. Das Traumato hatte nicht einmal Zeit zu blinzeln, da hatte ihn die Energiewelle bereits verschlungen und ließ nichts zurück...

Es dauerte nur einige Sekunden und Sabrinas Energie flammte wieder auf, erfaßte und transportierte uns aus dem Raum.

(Duplica)

Ganz nah. Der Sieg war zum Greifen nah und doch... Doch stand für uns immer noch alles auf der Kippe. Wenn Richies Einschätzung zu trauen war, daß Missigno ganz sicher nicht bei vollen Kräften und Ash sicher sein würde, war der Rest wohl mehr Formsache aber wenn nicht... Oder was war, wenn der Dämon irgendwas für uns vorbereitet hatte?

„Er weiß, daß wir kommen." Ich blieb stehen. Misty stand da, Augen geschlossen und vollkommen entspannt. Meine Güte! Ich glaube, ich war doch leicht eifersüchtig auf Ash und Mistys Liebe... Ehrlich man konnte die Stärke ihres Bandes förmlich spüren und so sehr ich mich auch konzentrierte, war ich doch nicht in der Lage ein Fitzelchen der anscheinend stattfindenden Konversation aufzufangen. Das war unheimlich...

Wir hatten uns früh von Falks Division Flugpokémon abgesetzt und den direkten Anflug gewählt. Nicht, daß uns jemand aufgehalten hätte. Ich konnte Mistys Ungeduld verstehen, denn trotz aller Coolness der letzten Tagen, brodelte es in ihr. Das Warten war fast schon das Unerträglichste und jetzt, wo wir so nah waren...

Persönlich war ich relativ entspannt. Ich war einzig und allein froh, daß dieses von Anfang an unvermeidliche Gespräch, das vor der Besprechungen stattgefunden hatte, vorbei war. Endlich, endlich fühlte ich mich zuhause. Jetzt wußte ich, wo ich hingehörte und das war wohl einer der schönsten Momente in meinem Leben.

„Gehen wir." Misty setzte sich in Bewegung und wenn man sie so allein sah, würde sich ein Unbeteiligter wohl fragen wie es kommt, daß ein junges Mädchen wie sie mit so vielen ungewöhnlichen und seltenen Pokémon rumrennt... Moty trabte an ihrer Seite, Pikachu auf der anderen, Mew schwebte etwas über ihrer Schulter und ihr Starmie schwebte einen halben Meter über dem Boden voraus. Dagegen ich... Ditto hüpfte hinter mir her – was nicht schwierig war, da wir uns eh vorsichtigen Schrittes fortbewegten – und Tandy und Aki trabten etwas hinter ihrer großen Schwester. Alles in allem doch ein aberwitziges Bild. Aber das konnte man wohl über unser ganzes Leben im Allgemeinen sagen, einschließend eigentlich allen Anwesenden.

Der Marsch durch die schon fast geisterhaft leeren Gänge war nicht schnell. sondern eher zielstrebig. Misty wußte ganz genau, wo wir lang mußten oder besser, wo sie hinwollte. Um ehrlich zu sein, wohl beides. Und ich bezweifelte doch stark, daß es an Richies Beschreibungen lag.

Ich hatte genug Zeit gehabt die Pläne zu studieren und wußte, wir näherten uns den inneren Bereichen. Wenn uns noch Widerstand begegnen sollte, dann ganz sicher jetzt. Und anscheinend nur um meine Befürchtungen zu bestätigen, war ein lautes schepperndes Geräusch zu hören. Metallisch... nein, mechanisch. Etwas trat in den Gang durch den wir gerade liefen. Es war eine Art Roboter oder besser ein Roboteranzug. Schwarz mit blutroten Streifen. Ein weiteres Geräusch und als wir herumfuhren, versperrte ein zweiter Roboter den Rückweg. Ich spürte mehr, als daß ich es sah oder ahnte, wer unter diesen Anzügen steckte.

„Ihr seid tot." war das einzig, was der vordere Gegner sagte. Es war deutlich erkennbar Léons Stimme, was keinen Zweifel mehr an meinem Gefühl ließ. Seine Stimme war grimmig und voll wilder Entschlossenheit. Er hob einen seiner mechanischen Arme und schoß einen giftgrünen Laser ab. Im letzten Moment sprangen Misty und ich nach oben und kamen Rücken an Rücken wieder auf dem Boden auf.

Ich sah mich schnell um. Die Situation war eindeutig. Wir waren in einem engen und ich meinte einem ENGEN Gang! Der einzig Weg führte vorbei an einem der beiden Kopfgeldjäger in ihrem High-Tech Anzügen. Misty schien meine Gedanken aufgeschnappt zu haben. „Wir brauchen freies Kampffeld. Hier können sie uns ins Kreuzfeuer nehmen", sagte sie über die Schulter.

Jetzt feuerten beide gleichzeitig. „Moty, Psiana! Dann Lichtschild gefolgt von einem Seher! Starmie deck die andere Seite und bau eine Spiegelkuppel." So schnell wie Misty reagierte und ihre Pokémon den Befehlen folgten, konnte ich gar nicht nachkommen. Moty wurde innerhalb eines kurzen Augenzwinkerns zu einem Psiana und baute ein Lichtschild auf, Starmie tat dasselbe auf der anderen Seite, nur baute sich dieser Schild rasend schnell zu einer schützenden Kuppel aus schimmernden Glas aus. Sofern das Glas war, ich glaubte eher, es war Kristall.

„Auf mein Zeichen laufen wir einfach auf Dana zu", kommentierte Misty. Ich wollte protestieren aber sie rief schon „Jetzt!" und mir blieb nichts weiter übrig, als darauf zu vertrauen, daß sie wußte, was sie da tat. Dana richtete, ihre Chance witternd, ihren Laser auf uns aus und... wurde von etwas Unsichtbarem direkt in der Seite getroffen. Ich hatte den Seher beinahe vergessen.

Schnell flüchteten wir um die Ecke in einen größeren Saal, die beiden Kopfgeldjäger direkt auf den Fersen aber jetzt hatten wir Bewegungsfreiheit. Mein Training sollte sich endlich auszahlen und ich schickte den hereinkommenden Gegnern ein hartes Erdbeben entgegen... Diese sprangen schier unglaublich hoch in die Luft und berührten beinah die hohe Decke. Misty hatte bereits einen Wasserstrahl geformt und warf ihn auf einen der beiden – es war unmöglich auszumachen, wer nun wer war.

Es war wieder so unheimlich natürlich – und ich meine unheimlich – als Ditto sich in den Bogen verwandelte und ich dieses Mal einen einzelnen Feuerpfeil anlegte und Mistys Attacke hinterher schoß.

Zu unserem gelinden Erstaunen zeigten beide Angriffe nicht die geringste Wirkung und die beiden Roboter kamen wieder auf dem Boden auf. Pikachu und Mew feuerte Strahlen und Blitze aus Lichtenergie, die aber locker von unseren Gegner reflektiert wurden. Misty stürzte sich in den Kampf und noch im Laufen formte sich ein Dreizack aus purem Eis in ihrer Hand, mit dem sie sich direkt in den Nahkampf stürzte. Ich versuchte meinerseits den anderen Roboter mit Sturmböen zu beeindrucken, hatte damit aber weniger Erfolg und beschränkte mich wieder auf elementare Pfeile...

Etwas prickelte am Rande meines Bewußtseins. Ich wußte, da war noch etwas über meine Kräfte, das ich nicht wußte. Etwas Undefinierbares, etwas gerade in dieser Situation extrem Hilfreiches... Und dann wußte ich es!

(Misty)

So nah, so nah und dann das! Verflucht! Das ging mir tierisch auf die Nerven. Aus was auch immer diese Anzügen konstruiert waren, sie waren anscheinend resistent gegen jegliche Art von Spezial- oder Körperattacken und dazu schnell und gefährlich.

Meinen Eisdreizack schwingend konnte ich meinen Gegner unter Kontrolle halten, obwohl ich eigentlich in den Nahkampf gehen wollte aber es schien nichts zu nützen. Meine Sinne warnten mich vor und ich wich dem von hinten kommenden Angriff aus. Eine kleine Rakete zischte durch die Luft und traf genau meinen Gegner. Geschieht euch recht! Ich wollte schon lächeln, doch zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß das irregeleitete Geschoß dem Roboterpanzer nur ein paar Schrammen zugefügt hatte.

„Also jetzt wird's langsam ungemütlich", murmelte ich. Aber ein As hatte ich noch, das unsere beiden... ja, man konnte sie schon Erzrivalen nennen, denn das waren sie geworden.... Also diese As würde bestimmt eine Überraschung für sie werden.

Ich griff an meinen Pokéballgürtel unter der Kutte und warf einen Pokéball genau vor die beiden Minimechas. Mit einem wütenden Grollen schoß ein großes, drachenähnliches und gepanzertes Pokémon heraus. Dana und Léon schreckten tatsächlich etwas zurück, mehr vor Überraschung und Schock, denn vor Angst.

Professor Eich hatte mich mehrfach davor gewarnt das Risiko einzugehen und das mißhandelte Despotar mit in den Kampf zu nehmen. Aber nach einem ausführlichen Gespräch, waren wir beide – das hieß Despotar und ich – zu einer Übereinkunft gekommen. Ich erwartete gar kein Vertrauen, daß würde noch mehr Arbeit erfordern als seinerzeit zwischen Ash und Glurak. Für dieses Mal hatten wir schlichtweg eine Vereinbarung geschlossen, die unseren gegenseitigen Interessen entsprachen. Es half uns falls nötig und falls sich die Möglichkeit böte, würde es seine persönliche Rache an seinen Extrainern nehmen können. Ein Pakt, mit dem ich kein Problem hatte – auch mit dem beinhalteten Wutfaktor nicht.

Despotar stürzte sich ohne Umschweife auf die Kopfgeldjäger. Es hatte anscheinend umgehend seine alten Trainer gespürt und brauchte keine weiteren Befehle. Zum ersten Mal war ich froh, daß es auf unserer Seite stand, so wie es loslegte und die beiden Roboter tatsächlich in Schach halten konnte. Ich bezweifelte zwar, daß es siegreich sein würde aber auf jeden Fall brachte mir das Zeit mich auszuruhen und meine Gedanken zu ordnen.

Sie rosteten nicht und schmolzen auch nicht. Sie waren zu agil für langsame, schwere Attacken und nahezu immun gegen Elektroattacken. Was blieb uns da eigentlich noch? Despotar steckte einen schweren Treffer ein, krachte in die gegenüberliegende Wand und blieb dort liegen. „Das ging schnell", stellte ich beunruhigt fest. Zu schnell. Wo war eigentlich Duplica? Ich hatte bereits seit einiger Zeit keine elementare Energie mehr aus ihrer Richtung gespürt. Nur eine stetig anwachsende Konzentration.

„Jetzt", wiederholte Dana mit leicht mechanischer Stimme die Worte ihres Partners, „werdet ihr sterben!" Ein Aufflackern starker Energie ließ mich trotz der drohenden Gefahr herumfahren und vor Erstaunen und Verwirrung erstarren, als zwei Porygons – ZWEI Porygons – an mir vorbeischossen. Ich erkannte, daß eines von ihnen normal war und eine leicht unstabile Form hatte. Das zweite war die zweite Version und ließ definitiv auf Dittos perfekte Kopie schließen. Aber das erste, insbesondere das Energiemuster, fing meine Aufmerksamkeit ein.

„Duplica?" flüsterte ich in schierem Staunen. Sie war ein Pokémon! Vielleicht nicht perfekt aber mir war nicht gerade danach zumute Form und Ästhetik zu kritisieren. Was hatten die beiden vor? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Aber natürlich! Die beste Art eine Maschine auszuschalten, war sie von innen heraus zu zerstören.

Kaum hatte ich diesen Gedanken zuende geführt, verschwanden die beiden Porygone in jeweils einem der beiden Roboteranzüge. Es dauerte nur einige Sekunden, dann begannen Funken über die Panzerung zu sprühen und man hörte wütende und verwirrte Schreie deren Träger. Mit leichter Amüsiertheit beobachtete ich wie die beiden gegen ihren Willen anfingen sich selber zu bekämpfen und nahezu auseinanderzureißen. Mit einem Aufblitzen materialisierten die beiden Porygone wieder in der Luft etwas entfernt von den beiden kämpfenden Kopfgeldjäger. Eine Weile später zuckten mehr Funken aus den bereits durch den Kampf freigelegten Bereichen und es dauerte nur noch ein paar Augenblicke bis sie vollkommen erstarben und die mechanischen Panzer samt Insassen in sich zusammensackten.

Die beiden Pokémon wechselten wieder ihre Form und wurden tatsächlich zu Ditto und Duplica. Meine Schwester grinste breit und schaute dann auf die geschlagenen Kopfgeldjäger. „Die werden sich ohne fremde Hilfe nicht aus ihren Spielzeugen befreien können." Und wir wußten beide, die einzige fremde Hilfe würden die Polizisten sein, die sie nach dem Kampf abführten.

„Gehen wir." Ich nickte.

(Ash)

„Hey, Ash. Setz dich zu mir." Ah, mal wieder ein schöner Traum zur Abwechslung. Hat ja auch lange genug gedauert. Langsam wurden diese apokalyptisch-tragischen Sequenzen doch ermüdend. Ehrlich, Dämonen hatten keine Phantasie. Ich war sicher, wäre Misty im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, es hätte sie nicht einen Deut beeindrucken können.

Ich setzte mich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. Gemeinsam blickten wir hinunter von der hohen Klippe und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. Na schön, ich gab zu auf eine ziemlich perverse Art hatte ES doch noch Sinn für Ästhetik.

*Ash, wir kommen!* Ich schloß umgehend die Augen und achtete darauf mich in keiner Weise zu verraten. Da! Da war sie. Es dürfte noch etwas dauern. Ich spürte ihre Ungeduld, konnte aber im Moment noch nicht viel unternehmen. Nun, ich würde den Traum noch etwas genießen. Diese Illusion tat es fürs Erste, wenigstens für die Zeit bis die reale Misty endlich kam.

Ich lächelte. Die Misty neben mir nahm es wohl als Zeichen dafür, daß ich glücklich war. Gut. In gewisser Hinsicht war ich das auch. Glückliche Erwartung traf es wohl am besten. Sie hob ihren Kopf und ich sah in ihre klaren blauen Augen hinunter... Da schon wieder ein Fehler. Misty hatte grüne Augen, warum auch immer... Wir küßten uns. Es fühlte sich gut an aber bei Weitem nicht so wie in Echt. Jedenfalls, wenn man den Unterschied kannte.

Erneut griff ich hinaus. Sie waren jetzt ganz nah, ganz nah. Ich brach den Kuß abrupt ab. Verwirrung stand in Mistys Gesicht. „Tut mir ja Leid, ich würde gerne noch etwas bleiben aber..." Ich griff nach ihrem Arm und stieß sie schreiend die Klippe herab. „Ich habe eine Verabredung mit der Realität." Und dann, das erste Mal seit das alles begonnen hatte, gab ich wirklich Energie von mir. Aber soviel Energie, daß sie den üblen Virus in meinem Bewußtsein regelrecht herauskatapultierte.

(Richie)

Arme gekreuzt, Finger gespreizt, in absolut ausgeglichener Position stand ich da. Inmitten der vielen Behälter, von denen die meisten bereits leer waren. Hier und da piepsten Computer von hastig verlassenen Stationen oder automatisierten Abläufen. Schwarze Schatten krochen aus den dunklen Ecken des Raumes hervor und begannen sich um uns, Sparky und mich, zu formen. Shadow hatte sich kurz von uns abgekapselt, um – wie er es ausdrückte – ein Versprechen einzulösen.

Die Atmosphäre des Raumes war voller Finsternis und gepeinigtem Leid. Nichts hiervon durfte überleben, deswegen war ich hergekommen. Keine weiteren Experimente mehr, was auch immer geschehen möge. Die Seelen in diesem Raum verlangten regelrecht nach der Erlösung und ich war bereit sie zu gewähren.

Mittlerweile war es stockfinster und kein Licht, ob künstlich oder echt war noch zu sehen. Ich spürte die Macht in mir brodeln, nach Freisetzung verlangend. Und die Zeit dafür war gekommen. Blitze zuckten um meinen und Sparkys Körper. Ein heftiger Sturm zog auf und begann an allem und jedem zu zerren. Das Energielevel stieg stetig und man hörte schon wie sich die ersten Verankerungen protestierend lösten.

„SCHATTENGEWITTER!" Dutzende von Blitzen explodierten aus dem Zentrum, das wir darstellten, ein lauter Donnerschlag war zu hören, Flammen zuckten züngelnd und ließen nicht einen Stein auf dem anderen. Dann – Stille. Die Schatten verzogen sich, mehr oder weniger verdrängt von den kleinen Feuern aber insbesondere von der abebbende Energie.

Überrascht sah ich auf den Boden, als dieser begann leicht zu schwanken. Mit einem Satz sprang ich aus dem Zentrum des leichten Bebens und Sparky folgte. Kurz darauf schoß eine riesige kristallinanmutende Steinschlange aus dem Boden. Ein farbumgekehrtes Vulpix und ein Junge in braun und grausilberner Meisterrobe auf dem Rücken oder eher dem langen Schwanz...

Rocko sah sich mit ernstem Blick um und dann zu uns rüber. „Das du auch immer gleich übertreiben mußt." Er schmunzelte. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich mußte sicher gehen, daß auch ja keine Aufzeichnungen erhalten bleiben."

Der Gesteinmeister sprang von seinem Partner, genauso wie sein Vulpix, dann holte er das große Pokémon vorerst in dessen Pokéball zurück. „Bist du hier fertig?" Ich nickte und schaute zur Tür durch die wir hineingekommen waren. „Wir warten nur noch auf Shadow, dann..."

„Hier bin ich", kam die tiefe Stimme meines Halbwächters oder was auch immer er jetzt war aus den Schatten des Raumes. Wow, er war gut. Ich hatte ihn gar nicht kommen gesehen, geschweige denn gespürt. „Dann können wir ja. Die anderen sind bereits auf dem Weg", sagte ich und deutete auf eine Tür, die direkt zu den inneren Bereichen führte.

(Pikachu)

Auf halben Weg trafen wir mit Richie und Rocko zusammen. Kurz darauf begegnete uns auch Sabrina und Erika, letztere mit leicht fahlem Gesicht, doch sie versicherte uns, daß sie in Ordnung sei. Sabrina war nur etwas ausgelaugt. Schließlich fand auch Lara zu uns, die ein wenig in Gedanken schien. Es war anzunehmen, daß auch ihr Weg nicht ohne Schwierigkeiten geblieben war. Aber alles in allem war es uns wohl noch ganz gut ergangen. Jetzt konnte es doch nur noch besser werden, oder etwa nicht?

Ich hatte die Aura meines Freundes und Partners bereits deutlich aus der Ferne gespürt und jetzt wo wir uns näherten, rannte ich Seite an Seite mit Misty – ein Wunder, daß sie nach solch einem Kampf eine solche Geschwindigkeit halten konnte – vor den anderen her. Ganz zum Verdruß der beiden älteren Meister, die etwas zurückhingen.

Schließlich barsten wir im wahrsten Sinne des Wortes durch eine metallische Tür (Anm. des Autors: Aua...) in einen kleineren Raum, den Misty an ihrer Reaktion zu urteilen noch in äußerst guter Erinnerung hatte. Mein Blick fiel sofort auf die auf einem Tisch angekettete Form meines Freundes und mein Magen drohte seinen Inhalt jede Minute auf den Boden zu entleeren, so widerlich war das Bild. Doch bevor weder ich noch Misty überhaupt auch nur einen Ton von uns geben konnten, begann Ash ohne Vorwarnung in einem blendend hellen Licht zu leuchten. Ein markerschütternder Schrei war zu hören, als etwas aus seinem Körper geschleudert wurde. Die Rückstoßwirkung des Lichtes drohte die Nebelform Missignos beinahe aufzulösen, so stark war sie.

Giovanni, der aufgesehen hatte, als wir in den Raum gekommen waren, und bereits eine Waffe in der Hand hielt, schreckte entsetzt zurück. Die Arm- und Beinfesseln an Ashs Körper brachen und er schwang sich behende herunter. In einem schimmernden Licht formte sich sein Meisterrobe neu und sauber und es war nahezu keine einzige Schramme übrig.

„Hast du wirklich geglaubt", begann Ash und richtete seinen Blick auf die unförmige Gestalt des Dämons, „du könntest mich so einfach täuschen." Ich lächelte. Richie hatte recht gehabt. Ash war nie wirklich in Gefahr gewesen.

(Ash)

Ah, endlich wieder frisch und frei. Ich gönnte mir eins, zwei Sekunden um das Gefühl in mir aufzunehmen und mein Licht in kontrollierte Bahnen fließen zu lassen, dann sah ich auf zu Missigno, Dieser zischte sichtlich entzürnt. „WIE KONNTEST DU MEINE ILLUSION DURCHSCHAUEN?" Ich lachte laut, was den Dämon scheinbar nur noch wütender machte. „Du hast also allen Ernstes geglaubt, du könntest unser Band mit solch billigen Tricks zerreißen. Zugegeben einige Versuche waren ganz nett aber... Du hättest eigentlich nur einen echten Ansatz gebraucht, nur leider hattest du keine Kenntnis davon." Namentlich New Island. Der Dämon grollte. „DU... DU HAST NUR MIT MIR GESPIELT!" Der Nebel schoß nach vorne wurde aber von einem Lichtblitz und einem Hagel aus Eispartikeln gestoppt.

„Ash?" Ich fuhr herum. Erst jetzt bemerkte ich, daß wir nicht ganz alleine waren. Meine Augen blieben an Misty haften und für einen Moment erstarrte ich. Irrte ich mich oder machte sie die blaue Meisterrobe noch erwachsener und vor allen Dingen schöner? Ich konnte meine Augen einfach nicht von ihr nehmen. Wie hatte ich mich nach ihr gesehnt. All die Willensstärke, die nötig gewesen war, um Missigno zu täuschen, schmolz dahin. Und ich wollte sie nur noch in meine Arme schließen und nie mehr loslassen. Nie mehr.

Ich machte einen vorsichtigen Schritt in ihre Richtung und... verharrte, als ich den kalten Lauf von Giovannis Waffe in meinen Rücken spürte. „Niemand bewegt sich. Der Junge wird meine Fahrkarte in die Freiheit sein, wenn auch nur einer..." Weiter kam er nicht. Alle sieben Meister vor uns, eingeschlossen Misty, hatten nicht gewagt sich zu rühren. Aber aus ihrer Mitte schoß nun ein einziger purpurroter Energiestrahl mit einer solchen Geschwindigkeit, daß Giovanni nicht einmal seine Finger einen Zentimeter bewegen konnte, bevor die Waffe ihm zwischen den Finger wegschmolz.

Er schrie überrascht auf. Mew schoß hervor und die Kugel um seinem Körper strahlte so hell. daß ihr Licht fast den ganzen Raum ausfüllte. Ihre Augen blitzen vor Zorn. „Genug, Giovanni! Du wirst jetzt endlich für deine Taten bezahlen!" Ein weiterer Strahl sprang von ihrer Energiekugel und fegte den TR Boß quer durch den Raum gegen eine Wand. Ich wollte etwas sagen aber Mews Schwanz begann Hellweiß zu leuchten, als sie ihn auf den Verbrecherboß richtete.

„Für all die Verbrechen und Morde, die du Menschen wie Pokémon gleichzeitig zugefügt hast, und insbesondere im Namen meines Freundes Mewtwo, verfluche ich dich auf ewig, Giovanni. Nie wieder sollen deine Hände Verbrechen tun, nie wieder sollst du einen Mord in Auftrag geben. Für jetzt bis ans Ende deines Lebens wirst du deine Strafe absitzen."

Ich verfolgte staunend wie sich eine Kuppel aus blendend weißem Licht um Giovanni aufbaute und sich schließlich zusammenzog bis das Licht nur gerade etwas stärker als ein Energieaura um ihn lag. Er wollte aufstehen, konnte aber nicht. Es schien, als ob ihm sein Körper nicht mehr gehorchte. Und dann, dann lächelte ich. Denn ich wußte, was Mew getan hatte, und ich konnte mir keine bessere Strafe ausdenken.

„Es verschwindet!" rief jemand, deren Stimme verdammt nach Lara klang... Was? Ich fuhr verwirrt herum und bekam gerade noch mit wie Missignos Form sich immer weiter auflöste und schließlich vollkommen durch die Decke des Raumes entschwand. Enttäuscht ließ ich die Lichtenergie, die sich schon zwischen meinen Fingern gebildet hatte, ersterben und drehte mich zu den restlichen Anwesenden um... Kam aber nie dazu diese eine genaueren Musterung zu unterziehen, da mich das fliegende Etwas in Blau fast rücklings über die Folterbank geschleudert hätte, was nicht so elegant gewesen wäre.

„Ash..." Die Tränen begannen sich augenblicklich zu bilden, als ich erneut ihre Stimme hörte, und ich schämte mich ihrer nicht. Ich fühlte wie die Stärke, die ich aufgebracht hatte, unter ihren leisen, herzzerreißenden Schluchzern schwinden. Zu hören wie sie meinen Namen in den Stoff meiner eigenen Kutte murmelte.

Meine Arme hatten sich automatisch um ihre Taille geschlossen und ich vergrub mein Kinn in ihrem orangeroten Haaren. Dieser Duft, wie hatte ich überhaupt ohne diesen durchhalten können? Wie hatte ich tief in meinem Herzen – weggeschlossen und verborgen vor den wachsamen Sinnen des Dämons – mich danach gesehnt? Gott, ich wollte sie nie mehr loslassen.

„Misty", flüsterte ich sanft, aus Angst, sie könnte wie eine Seifenblase zerplatzen, wie diese ständige (Alp-)Träume der letzten Tage. Aber es geschah nichts dergleichen. Alles war echt. Wir waren endlich wieder vereint und auch wenn vielleicht noch nicht alles vorbei war, das alleine zählte jetzt. Das, und nichts mehr. Mir kamen die letzten gut zwei Wochen ohne Misty wie eine Ewigkeit vor und ja, eigentlich waren sie das auch gewesen.

Sanft drückte ich sie etwas von mir weg und hielt sie auf Armlänge. Wir standen eine Weile da, unsere Augen ein Meer aus Emotionen, die für uns ganze Aufsätze sprachen. Trauer, Leid, Schmerz, Verlangen, Einsamkeit, Funken von Hoffnung und vieles mehr. Aber vor allem Dingen blieb die eine, reine Emotion übrig. Die so lange unterdrückte Liebe des einen für den anderen.

Es war wie ein altertümlicher Tanz, unsere Bewegung wurden von einer anderen Macht geleitet, die keinen bekannten Gesetzen gehorchte. Ich lehnte mich vor, sie lehnte sich vor und unsere Lippen berührten sich in einem Kuß so voller Glückseligkeit, daß ich sicher war, selbst die Götter vor Freude jauchzen zu hören.

Bei allem was mir heilig war, wie hatte ich das vermißt. Die Illusionen und Träumen waren nur ein lächerlicher Vergleich – nein, eigentlich gar kein Vergleich gewesen. Dieses Gefühl, es war nicht zu ersetzen, nicht zu kopieren und auch nicht zu suggerieren. Dieser uralte und doch reinste Beweis der Liebe war ein Zauber, den kein lebendes Wesen, ob Dämon oder sonst etwas, jemals verstehen würde.

Zeit, Raum, Frieden, Krieg, Verantwortung, das alles hatte für uns keine Relevanz, als wir in den Kuß versanken. Unser Bewußtsein war eins und nichts anderes war wichtig. Den hell strahlenden Glanz in reinstem Farben des Regenbogens um uns herum bemerkte ich in diesem Augenblick gar nicht. Alles, was für mich zählte, war Misty. Ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Lippen. Die Welt um uns herum existierte für den Moment nicht.

Wieder am Rande des Tals (Misty)

Es war vorbei. Endgültig. Mit Team Rocket und Giovannis Terror zumindest. Seine Allianz mit Missigno war ihm letztendlich zum Verhängnis geworden. Giovanni war als Erster, direkt vor den Augen seiner Untergebenen abgeführt worden. Mew hatte sozusagen auf diese ultimative Demütigung bestanden. Jetzt konnte er für immer in einer einsamen Zelle schmoren. Denn für das „für immer" hatte Mew mit ihrer Magie gesorgt. Sie war nicht schädlich für alle außer Giovanni selbst. Sie hatte nämlich den hübschen Effekt das Opfer an einer bestimmten Stelle zu binden und so würde jeder Fluchtversuch ohne Erfolg bleiben. Und es war wohl relativ sicher, daß Giovanni lebenslänglich bekam.

Arm in Arm standen Ash und ich zusammen und überblickten gerade das Tal, wo die letzten verhafteten Rockets gerade abgeführt wurden. Rechts neben uns waren Rocko und Duplica und links Richie und Sabrina, etwas hinter uns standen Erika und Lara.

Ich lehnte mich an Ash und genoß das warme, geborgene Gefühl, das ich so lange hatte missen müssen. Es war merkwürdig. Jetzt fühlte ich mich noch ein ganzes Stück stärker und ausgestattet mit noch mehr Energie. Nein, beschloß ich, das war nicht merkwürdig. Zusammen hatten wir soviel überstanden, es ist nur normal, daß wir unsere Stärke aus dem jeweils anderem zogen.

„Was machen wir jetzt", fragte ich schließlich in die relative Stille. Keiner sagte etwas, für eine Weile schwiegen wir nur. Die Sonne begann langsam zu sinken, es war später Nachmittag und jeder hier war noch erschöpft von den diversen Hindernissen, die in unseren Weg geraten waren. Aber jeder wußte auch, es war noch nicht zuende. Eines blieb noch.

„Missigno kann sich nicht für immer verstecken. Und ich habe das Gefühl, das will er auch nicht. Unser nächstes Aufeinandertreffen wird entscheidend sein", meinte Ash ruhig. „Und ich habe das Gefühl", ergänzte Richie, „es wird eher kommen, als uns lieb ist."

(Erzähler)

„Und so zieht sich das Ende der Auseinandersetzung doch noch ein wenig hin. Wird der Dämon sich noch etwas einfallen lassen, um den acht Meistern in seinem geschwächten Zustand begegnen zu können? Wir können fast sicher sein." Sonst wäre es ja auch nicht interessant. „Vorerst freuen wir uns über die Wiedervereinigung von Ash und Misty und den endgültigen Niedergang Team Rockets."

Anmerkungen des Autors

Das erste Finale des zweiten Abschnitts ist fertig! Wow, das war lang, oder? Aber es ist ja auch ein Finale und das gehört sich dann irgendwie. Die nächsten zwei – und es werden definitiv zwei – Kapitel dürften in ähnlicher Größenordnung angesiedelt. Ich habe schon eine sehr genaue Vorstellung wie das aussehen soll. Ich muß nur noch einige Details austüfteln und hoffen, daß diese eklige Erkältung endlich weggeht (aber bis ihr diese Episode korrigiert erhaltet, dürfte das eh der Fall sein).

Eigentlich habe ich nicht viel zu sagen, denn das Meiste dieser Episode spricht für sich. Jeder mit einer guten Personenkenntnis aus Anime und Spiel sollte keine Probleme mit den verwendeten Personen während des Beginns des Kampfes haben.

Einige mögen vielleicht jetzt sagen: Oh, wo ist die Action? Ein paar Szenen waren ja drin aber wer sagt, daß ein Finale rein actionreich sein muß und außerdem sollte die Spannung ja noch für zwei Episoden erhalten bleiben. Also kann ich schlecht jetzt schon alles Pulver verschießen, obwohl die nächsten anderthalb Kapitel auch weniger Action sein werden aber dafür ganz besondere Konfrontationen, also laßt euch überraschen.

Ich denke, ich halte jetzt meine Klappe. Diese Episode war eh lang genug. Mehr habe ich auch nicht zu sagen. Bis zum zweiten Finale.

Ja ne, euer

Matthias

The Final Step to the Master©2000-2002 by Matthias Engel

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