The Final Step to the Master
Episode 30
(Erzähler)
„Uh... Test 1, 2, 3... Hallo, hallo... Ah ja, funktioniert noch alles." Ich drehe mich zu den ungeduldig wartenden Zuschauern/Lesern um. „Oh, ihr seid ja schon da. Also, erst einmal schön, daß ihr uns nicht vergessen habt und einen Dank dafür und nun werdet ihr ja auch für das lange Warten entlohnt. Nach gut einem halben Jahr geht's in den dritten Abschnitt von TFSTTM!"
Mich räuspernd und eine kurze Pause machend, wende ich mich wieder den wesentlichen Dingen zu. „Mittlerweile sind auch die letzten Wochen bis zu den diesjährigen Ligaspielen nahezu vergangen und der große Augenblick rückt näher. Dieses Jahr versprechen die Wettkämpfe ganz besondere zu werden, nicht nur aufgrund der Ereignisse, sondern sicherlich auch wegen vielen jungen, vielversprechenden Trainern. Wer wird sich in den wenigen Wochen des Trainings von unseren vier Teilnehmern wohl am besten vorbereitet haben und vor allen Dingen hat Misty ihre Orden zusammenbekommen? Nicht, daß wir wirklich daran zweifeln würden. Wollen wir doch mal schauen, was sie so machen."
Certana City (Ash)
Die Straßen von Certana waren relativ leer. Die Stadt schien nicht stark bevölkert aber das war kein Wunder, da sie ihren Status größtenteils dem Tourismus zu verdanken hatte und die Hauptsaison anscheinend vorbei war. Hier und da waren noch ein paar Händler, einige ausgewählte Geschäfte. Es gab hier wirklich einiges zu entdecken und Misty fühlte sich gleich wie im Paradies, selbst ich mußte zugeben, daß einige der Spezialitäten hier Seltenheitswert besaßen. Und nach allem, was wir erlebt hatten, war das ebenfalls eine Erkenntnis mit Seltenheitswert.
„Schon irgendeine Spur von der Arena, die hier angeblich sein sollte?" Ah ja, der eigentliche Grund, warum wir hier in dieser kleinen Stadt an der Ostküste von Kanto waren. Mistys letzter Orden. Wir hatten einen Großteil unserer Zeit mit Training verbracht und jetzt war es offiziell nur noch ein Tag bis zur Eröffnung der Ligaspiele. Morgen würde es soweit sein und es wurde langsam Zeit, daß wir diese verflixte Arena fanden, die hier angeblich irgendwo sein sollte. Ansonsten müßten wir doch noch kurzfristig eine der bekannten aufsuchen.
Bei dem Gedanken mußte ich insgeheim lächeln. Kaum zu glauben, daß erst ein paar Monate vergangen waren seit ich mit Richie aufgebrochen war mit dem Ziel einige der neuen Arenen in Kanto aufzusuchen, die noch weitgehend unbekannt waren und nebenbei noch etwas praktisches Training zu bekommen. Nun Training hatten wir wohl erhalten... Wenn wir uns auch sicher in unseren kühnsten Träume nicht solch eine Art von Training vorgestellt hatten. Es war jetzt alles vorbei und solange Misty und ich zusammen waren, gab es keinen Grund mich zu beschweren.
Schließlich schüttelte ich den Kopf auf ihre Frage. „Aber die muß hier doch irgendwo sein, es kann doch nicht sein, daß uns niemand Auskunft geben will", meinte Pikachu. Moty nickte und sah sich aufmerksam um. „Ich weiß nicht, entweder sie liegt außerhalb der Stadt oder Gary hat uns einen Bären aufgebunden", gab ich meine eigenen Gedanken preis.
Heute Morgen waren wir im wahrsten Sinne des Wortes in Gary gerannt, der anscheinend auf dem Weg war den Magnetzug zum Indigo Plateau zu bekommen (Anm. des Autors: Glaubt ihr wirklich der fährt nur zwischen Saffronia und Dukatia?). Es hatte mich traurig gestimmt, als sich herausstellte, daß er sich nicht sehr geändert hatte. Ich erkannte nur noch wenig des langjährigen Jugendfreundes in Gary Eich, der er einmal für mich gewesen war. Ob es unser gegenseitiger Ergeiz war, unsere unterschiedlichen Auffassung von Training und Umgang mit Pokémon, ich wußte es nicht, doch irgendwann hatten wir begonnen auseinander zu driften und ab da schien unser Weg vorbeschrieben. Letztendlich hatte ich ihm eine Abreibung verpaßt, die er so schnell nicht vergessen würde und von der ich insgeheim hoffte, daß sie ihre Wirkung nicht verfehlen würde.
Ein sanftes Berühren meines rechten Armes, ein kurzes, besänftigendes Antippen meiner Seele, ließ mich aufschauen. Misty sah mich besorgt und mitfühlend zugleich an. Ich erwiderte ihre Geste und lächelte. Pikachu und Moty sahen sich an. „Ah, reißt euch zusammen. Ihr habt in den letzten Wochen eh schon mehr geturtelt als trainiert", stellte Mistys Evoli fest. Man konnte sagen, daß sie etwas genervt war, da sie in den letzten Kämpfen nicht richtig zum Einsatz kam. Ich grinste. „Da fühlt sich jemand benachteiligt." Moty rümpfte die Nase und sah zur Seite. „Wie auch immer..." Misty, Pikachu und ich lachten.
Just in diesem Moment kam Mew die Straße heruntergeflogen und wäre dabei beinah in ein eben jene überquerendes Pärchen geknallt. Stellt schon ein Problem da, wenn man einen nicht sehen konnte, so sehr es auch gleichzeitig hilfreich war... Mew murmelte etwas Unverständliches und nach einigen weiteren Blicken zurück, kam sie endlich bei uns an. Es war ihr anzumerken, daß sie eigentlich recht fröhlich war trotz des Beinahzusammenstoßes und das konnte eigentlich nur eines bedeuten.
„Ok, ich denke, ich habe die Arena gefunden." Wußte ich es doch.
Der Traum vom Titel
Fuchsania City (Rocko)
Es war ätzend zu warten. Wirklich. Ich verstand natürlich, warum sie lieber ganz allein sein und lieber keiner möglichen Ablenkung ausgesetzt sein wollte. Und natürlich vertraute ich ihr, ohne jeden Zweifel. Sie war immerhin eine Waterflower und die waren für ihre Sturheit und ihr Selbstbewußtsein bekannt. Daher hatte ich auch nur halbherzig protestiert, ich wußte schon, daß ich verloren hatte, als sie mich bat im Pokémon Center zu bleiben und auf sie zu warten. Sie würde so schnell wie möglich zurück sein, wie nur irgendwie möglich. Trotzdem war ich unruhig und aufgeregt, Ditto ging es genauso, es vermißte seine Partnerin bereits und hatte einige Male mit dem verführerischen Gedanken gespielt sich einfach in das System zu hacken und die Ergebnisse einzusehen... Doch das würde Duplica nicht wollen.
Erneut schaute ich auf die Uhr. Noch etwa eine Viertelstunde. Wenn das alles gutgehen würde, dann dürfte sich der Rest der Gruppe noch einer großen Überraschung erfreuen, wenn diese auch erst einmal geheim bleiben sollte. Jedoch wußte ich nicht, ob es ihr wirklich gelang etwas oder sogar sich selber vor ihrer Schwester zu verheimlichen. Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Ash und Misty waren hier auch ganz in der Nähe, das spürte ich. Ihre Auren waren deutlich wie zwei strahlende Lichter in der Nacht. Selbst über die noch relative weite Entfernung, wußte ich sie waren da, zwar konnte ich nicht exakt bestimmen, wo dieses da war, doch genau genug. Dementsprechend versuchte ich mich nicht bemerkbar zu machen, sie mußten nicht wissen, daß wir hier waren.
Anscheinend begann ich langsam der Vertrauensjunge für jedermann zu werden. Ich hatte den Tag genutzt und das Warten damit verbracht einen kurzen Abstecher zur Laramie Ranch zu machen, wo ich Lara und Erika einen Besuch abstatten wollte. Dabei hatte ich sie in einem etwas... peinlichem Moment angetroffen. Sagen wir so, es hatte mich aus den Socken gehauen und das war etwas, was wohl sehr selten geschah. So leicht brachte mich nichts aus der Fassung aber was die beiden Meister mir mehr oder weniger unfreiwillig offenbart hatten, gehörte definitiv ganz oben auf die Liste. Ich hatte den ganzen Rückweg darüber nachgedacht und tat es immer noch – teilweise um mich abzulenken. Insgeheim fragte ich mich, wie lange es mir wohl gelang ihr kleines Geheimnis vor meiner neugierigen Freundin sicher zu halten. Andererseits würde es eh in den nächsten Tagen rauskommen, da war ich sicher.
Endlich nach einigen weiteren, endlos erscheinenden Minuten kam Duplica die Straße zum Center heraufgelaufen, fröhlich vor sich hin pfeifend und mit einem unübersehbaren Schwung in ihren ganzen Bewegungen. Ditto, Vulpix und ich sprangen von unserer Position auf und bemühten uns ihr LANGSAM entgegenzukommen. Sobald sie uns entdeckte, begann ein breites Lächeln ihr Gesicht noch weiter zu zieren und sie winkte mit einem Stück Papier in einer Art und Weise, die keine Fragen mehr offenließ.
„Ich bin drin, die besten Ergebnisse von allen!" rief sie aus, als wir uns auf halben Wege trafen und ich sie ganz gegen meine sonstige Art hochhob und ein paarmal durch die Luft wirbelte, wobei sie freudestrahlend lachte. Ich setzte sie schließlich wieder ab und Duplica zeigte mir ihre Ergebnisse. „Herzlichen Glückwunsch, Duplica", meinte Vulpix, Ditto war schon längst in ihre Arme gesprungen, sobald sich die Möglichkeit ergeben hatte. „Wir wußten doch alle, daß es eigentlich nur eine Frage der Punktzahl war." Meine Freundin lachte selbstbewußt. „Aber klar, was hast du denn gedacht? Ihr hättet das Gesicht des Übungsleiters sehen sollen, als ich sein Rizeros mit einem Fukano geröstet habe." Das Bild versuchte ich mir gerade mal vorzustellen und mußte grinsen bei diesem Versuch.
„Ich wünschte, ich hätte es sehen können", entgegnete ich ihr. Wieder einmal hatte sich herausgestellt, daß es unsinnig war, an ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Sie hatte den Test mit Bravour bestanden, ganz so wie es zu erwarten gewesen war. Eine Dittomeisterin konnte man nicht mehr viel über Pokémon beibringen, schon gar nicht, wenn sie die Möglichkeit hatte selbst eines zu sein... Dementsprechend simpel mußten die Fragen ihr vorgekommen sein, wo Ash vor einigen Jahren noch gescheitert war... Was jetzt wahrscheinlich nicht wieder passieren würde.
„Was ist? Alles soweit fertig?" brachte mich Duplica wieder zurück in die Realität. Ich nickte. „Ja, Kira, Aki und Tandy haben ihr kleines Fangenspiel, was sie anscheinend schon den ganzen Morgen spielen, vor ein paar Minuten beendet und die anderen Pokémon sind auch fit. Wir können also starten." Duplica sah zufrieden aus. „Gut, um so mehr Zeit haben wir uns vorzubereiten und können schon mal Unterkünfte für alle besorgen." Da glaubte ich zwar, daß Sabrina das schon besorgt hatte aber man wußte ja nie.
Ich reichte ihr erst ihre Tasche, bot ihr dann meine Hand und sie nahm diese lächelnd. Kurz konzentrierten wir uns, grausilbernes und pinkfarbenes Licht begann uns einzuhüllen und einen Moment darauf waren wir verschwunden. Wieder einmal auf dem Weg zu einem neuen Abenteuer aber verglichen mit dem, das hinter uns lag, wohl mehr ein Erholungsurlaub, denn alles andere... hoffte ich zumindest.
An einem unbekannten Ort (Siegfried)
Macht, reine Energie. So etwas kannte ich nicht, nur aus Legenden von Legenden von Legenden... Die letzten Wochen hatten meine Weltsicht ziemlich auf den Kopf gestellt und ließen Zweifel aufkommen, ob alle Erfolge des nun nahezu Jahrzehnts, das als Ligachampion hinter mir lag, nicht letztendlich nichts weiter als ein Hoax war, eine Illusion. Was war mein Titel jetzt noch wert, nachdem ich gesehen hatte, was Ash und seine Freunde unter echten Meistern verstanden. Ich war nicht naiv, natürlich wußte ich wie hart ihre Aufgabe war und wie gerne sie ihre Mission gegen das alte Leben eingetauscht hätten, doch sie konnten und wollten nicht, sie waren daran gereift und hatten nicht aufgegeben, und das war die wahre, die innere Stärke eines Pokémonmeisters.
Vielleicht sind wir doch nicht so verschieden, dachte ich bei mir. Trotzdem war ich nun hier draußen an Orten, die ich schon lange nicht mehr aufgesucht hatte und unterzog mich einen unerbittlichen Training wie ich es nicht mehr seit meinen jungen Jahren getan hatte. Der kommende Wettkampf würde alles von mir fordern, was ich zuleisten imstande war. Vielleicht würde es mein letztes Jahr als Meister sein, vielleicht der krönende Abschluß bevor ich abtrat. Es war nicht so, daß ich zu alt wäre aber im Gegensatz zu einigen meiner Toptrainerkollegen wußte ich, wann meine Zeit gekommen war. Dieses Turnier würde mit ziemlicher Sicherheit mein Letztes sein. Die Zeit war gekommen der jungen Generation eine Chance zu geben und außerdem gab es auch noch andere Dinge, denen ich mich widmen wollte, zu denen meine Verpflichtungen als Champion mir nie Zeit gelassen hatten.
Um so mehr wollte ich mit Würde abtreten, selbst wenn ich unterliegen würde. Nicht umsonst nannte man mich Drachenmeister – ein eher bildlicher Begriff in Retroperspektive auf die neuesten Entwicklungen. Meine Pokémon und ich hatten uns Jahre lang eines harten Drills unterzogen und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem all das Erlernte auf die Probe gestellt werden würde.
Mein Dragoran und ich alleine hatten Jahre lang in vollkommener Abgeschiedenheit auf dem Silberberg trainiert, ganz tief in den Höhlen, wo noch kein Trainer zuvor gewesen war. Wir hatten Dinge gesehen, die selbst die neue Meistergeneration noch überraschen würde, Pokémon, denen man nahezu nie begegnete, Arten, die noch nicht einmal entdeckt worden. Und trotzdem, trotzdem schien es jetzt jemanden, eine ganze Menge sogar – und ich meinte nicht nur die Meister der Elemente – zu geben, die in der Lage waren sich mit uns zu messen, ja, sogar zu übertreffen.
Diese plötzliche, neue Situation ließ alte Gefühle aus meiner Jugendzeit wieder aufkommen. Vorfreude, Aufgeregtheit, Ehrgeiz. Empfindungen, die ich schon lange nicht mehr hatte. Dieses gewisse Kribbeln, das einem die Nackenhaare aufrecht stehen ließ. Es war wieder da und allein das noch einmal zu erleben, das war das Ganze schon wert. Dieses Turnier würde etwas ganz Besonderes werden und ich würde bereit sein.
Es blieb mir noch gut ein Tag bis zur Eröffnungsfeier, den würde ich nutzen.
Johto, irgendwo zwischen Azalea und Dukatia (Crystal)
Die Wege des Schicksals waren unergründbar. Es gab Visionen, Weissagungen und andere Möglichkeiten Dinge vorherzusehen, doch sie zeigten uns nur Ausschnitte, Fetzen der Zukunft, von dem was geschehen konnte. Sie waren veränderbar und mußten nicht zwingend so eintreffen, nicht einmal, wenn man gar nichts tat, um sie selber zu verändern. Das Schicksal blieb unergründbar. Das war der Weg und die Lehre aller Weisen unserer Stadt. Und genau sowenig konnte ich ergründen, wie ich bei dem bevorstehenden Turnier abschneiden würde.
Girafarig und ich hatten wahrlich hart trainiert und auch wenn wir Sabrina, zu der man mich geschickt hatte, nicht angetroffen hatten, so glaubte ich doch gut genug vorbereitet zu sein für das Turnier. Dieses Jahr würde es ganz anders sein, doch bereits in den letzten Jahren hatte ich mir einen Namen gemacht, daher war ich mir fast sicher zu den gesetzten Teilnehmern zu gehören.
Und dann war da noch der andere Grund, warum ich an den Ligawettkämpfen teilnahm. Ich hatte ihn vor zwei Jahren das erste Mal gesehen und letztes Jahr etwas genauer unter die Lupe genommen. Die Ausstrahlung, der unbändige Wille, seine ganze Art faszinierten mich, zogen mich förmlich an. Er war jetzt zweimal ganz knapp am amtierenden Champion gescheitert, doch jedesmal trennten ihn nur Glück und Pech vom Sieg. Wenn er sich auch nur noch etwas verbessert haben sollte, war er dieses Jahr sicher in der Lage Siegfried zu schlagen. Doch dann würde ich da sein und ihm beweisen, daß ich es wert war in seiner Liga spielen zu können und an seiner Seite zu sein.
Das Einzigste, was ich befürchtete war, daß er bereits vergeben war. Sicherlich, jemand mit seinem Bekanntheitsgrad hatte sicher einige Verehrer. Aber waren sie in dieser Beziehung nicht alle gleich, die Meister und Fastmeister, Training und Kämpfe, das war alles, was sie kannten. Sicher wäre ich in der Lage, welche Groupies auch immer an Ash Ketchum hingen auszustechen. Denn ich hatte den Vorteil auf meiner Seite ihn beeindrucken zu können.
Die führenden und besten Psychos in unserer Stadt schrieben mir ein unvergleichbares Potential zu, das höchstens von Sabrina und dem Toptrainer Willi übertroffen bzw. verglichen werden konnte. Gelegentlich war es mir etwas unheimlich und ich fühlte eine seltsame Kraft in mir, die weit über das hinausging, was ich eigentlich fühlen sollte. Ich hatte gehofft, Mistress Sabrina würde mir helfen können, doch war sie in Saffronia nicht zu erreichen und außerdem hielten sich Gerüchte, daß sie in den Kreis der Toptrainer aufgenommen wurde... was mich nicht verwundern würde.
Wie dem auch sei. Es war Zeit sich auf dem Weg zum Wettkampf zu machen und auf dem Weg zu meinem zukünftigen Freund. Ich kicherte...
Hätte ich wirklich in die Zukunft sehen können, wäre ich nicht so zuversichtlich gewesen.
Indigo Plateau (Richie)
Das unnatürliche, fast raichuartige, schwarze Pikachu schoß wie eine Rakete durch den Raum. Kleine Infrarotlaser und andere Zielsucher feuerten unnachgiebig, mit Präzision und Schnelligkeit, die jeden Hochleistungsrechner erblassen lassen würden. Das Pikachu duckte sich, sprang, wich links und rechts aus und nutzte alles, was ihm zur Verfügung stand. Schwarze Blitze und ähnliche Elektroattacken zischten noch wesentlich schneller als die Zielsysteme, die auf es gerichtet waren, durch den Raum und eliminierten jeden holographischen Gegner in und außerhalb seines Erfassungsbereiches.
Ein Blick auf das Chronometer und die Statistiken sagten mir, daß sich Geschwindigkeit und Genauigkeit noch einmal gesteigert hatten im Gegensatz zu gestern, bei Zippo und Happy zuvor waren die Werte ähnlich befriedigend gewesen, selbst Shadow hatte Fortschritte gemacht. Aber Sparky war mein As, das Pokémon, das in Topform sein mußte, wenn ich gegen Ash antrat, andererseits hatte ich schon verloren.
Ich belastete das System bis an die Grenzen, das war mir bewußt, und versuchte trotzdem immer noch ein Stückchen mehr Leistung rauszukitzeln. Es war schon von Vorteil, der Freund einer brandneuen Toptrainerin zu sein. Nur wenige Personen hatten Zugriff zu dieser Technologie, da sie sich sonst niemand leisten konnte.
Das Trainingssystem produzierte alle möglichen Szenarien, Tausende davon mit weiteren tausend verschiedenen Möglichkeiten wie diese ablaufen konnten. Es hatte Daten über alle Pokémon, die bekannt waren bzw. von denen angenommen wurde, daß sie existieren, und dabei nicht nur eine Datensequenzen, sondern gleich mehrere Dutzend davon. Ich glaube meine Pokémon brachen bereits jetzt sämtliche Rekorde aber das war mir immer noch nicht gut genug, da war noch mehr drin. Ganz sicher.
Im letzten Moment katapultierte Sparky sich über einer meiner eigenen Fallen hinweg, alle möglichen Arten von Elementbällen, Sperren u. ä., die ich nach Belieben mit meinem Willen aktivieren und bewegen konnte, so war das auch eine gute Übung für mich. Sparky erstaunte mich wirklich. Nicht einmal die anderen hatte ich durch so ein intensives Training gejagt, doch der kleine Kerl lieferte immer und immer wieder astronomische hohe Ergebnisse. Das erste Mal, als ich einige seiner Daten zum Auswerten weggegeben hatte, hatte der zuständige Statistiker mich glatt der Fälschung bezichtigt, bis er die Daten mehrfach selber überprüft hatte. Und damals war Sparky gerade mal auf der Leistungsfähigkeit gewesen, die Zippo und Happy jetzt besaßen...
Sich um eine Serie von messerscharfen – natürlich nur im übertragenen Sinne – Energiespeeren windend, die ich so programmiert hatte, daß sie dem Lichtelement so nahe wie möglich kamen, führte Sparky die wilde Hatz fort. Noch fünf Ziele. Ein Haken links, ein schneller Sprung über eine Laserspeere hinweg, zwei schnelle Schattenblitze links und rechts, die jeweils so genau gezielt waren, daß die beiden Sandamer keine Chance hatten. Kaum gelandet ein Salto rückwärts, um den Bodenspeer zu entgehen, dabei die Schnappfalle innerhalb von Nanosekunde als Katapult benutzen, das ihn gleich durch ein Wirrwarr aus im Zickzack herausschießen Lasern befördert. Das Äquivalent eines Donnerschocks und ein Magmar weniger. Waren noch ein Relaxo und ein Donphan übrig.
Erneut dauerte die Bodenberührung nur einen kurzen Augenblick, dann schoß mein Partner wie ein Komet schatten- und schemenhaft auf das Donphan zu, dieses wich überrascht aus. Es war nur eine kurze Bewegung mit dem Schwanz, ein Streifen vielleicht, was es schließlich erwischte und genau in den Bauch des Relaxos krachen ließ. Dieses krümmte sich vor Schmerz und Sparky änderte abrupt die Richtung, tackelte in Richtung der Beine des Relaxo und brachte es vollkommen aus dem Gleichgewicht, so daß es voll auf dem Donphan landete.
Sparky stieß sich erneut ab, lud seine Energie noch einmal voll auf und kam mit seiner finalen Attacke und einem überdramatischen Effekt, der schon Standard war auf die beiden letzten Ziele hinuntergeschossen. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall und als der Staub sich verzogen hatte, war da nichts mehr. Die Lichter im Raum flackerten kurz und sämtlich Systeme gingen offline.
Der Bildschirm zeigte an: Übung abgeschlossen. Das Ergebnis, 53 Ziele, mit 237 Hindernissen und Fallen in 1:51 und 32 Hunderstel, Trefferquote bei 99,98 Prozent, Ausweichquote bei 97,84. Das waren ganze fünf Sekunden schneller als gestern, mit vier weniger Hindernissen und sechs weniger Zielen. Da konnte man nicht klagen.
*Und? War ich gut?* wollte Sparky wissen. Ich nickte zufrieden, sehr zufrieden, und antwortete nichts von dieser Zufriedenheit verbergend. „Hervorragend, Schluß für heute. Ruh dich kurz aus und dann gibt's was zu futtern. Sabrina wartet schon." Das sollte vorerst reichen. Während der Wettkämpfe würde ich nicht mehr hier reinkommen aber die paar Tage Training hatten ihren Zweck erfüllt. Ash würde sich schon ganz schön etwas einfallen lassen müssen, um uns zu besiegen.
Wir waren definitiv bereit.
Vertania Trainingscenter (AJ)
Der Gegner, ein massives Raichu grollte kampflustig und der schmale Schwanz zuckte hin und her, bis er schließlich kerzengerade an Ort und Stelle blieb. Mit einem Satz, unterstützt durch einen Agilitätsschub, der nicht mal normal für ein Lektroball war, preschte es vorwärts. „Einigler, roll dich zur Seite und dann Walzer!" Das Raichu verfehlte Sandamer um Zentimeter und mußte gleich seinem heranrauschendem Gegenüber ausweichen. Auf allen Vieren landend baute es so gleich weißgelbe Elektrizität auf, das Beste, was ich aus der Maschine herausbekommen, was nah genug an das Gewünschte kam. Ein Hagel aus Blitzen ergoß sich über Sandamer, die ich normalerweise nicht gefürchtet hätte, doch darum ging es nicht.
Ich hatte es gesehen, Misty Waterflowers seltsames Pikachu, das aussah wie ein Raichu aber noch definitive Merkmale seiner Vorstufe hatte, und ich war mir sicher, daß es Ash Ketchums Pikachu, Vizechampion und Drittplazierter der letzten zwei Jahre, war. Der kleine Junge, den ich am Anfang meiner Reise getroffen hatte und der, wenn ich mich nicht irrte, dieses Jahr zur Hürde werden würde, die jeder Trainer nehmen mußte, um Champion zu werden.
Ich fragte mich, ob er die Gefangennahme durch Team Rocket, aus welchem Grund auch immer, wohl heil überstanden hatte. Noch immer war mir unklar, was eigentlich genau da vorgegangen war. Das, was ich während der Besprechung und den Kämpfen gehört oder gesehen hatte, hatte mich auf ein Höchstmaß irritiert. Allein schon die seltsamen Pokémon der Kerngruppe, darunter auch Rockos Onix und Vulpix, die ich aus der Nähe sehen konnte. Vivien, mit der ich mich unterhalten hatte, wollte mir darüber keine Auskunft, wußte aber gewiß mehr als ich. Irgendein Arenaleitergeheimnis oder so, vielleicht hätte ich doch ein offizieller werden sollen, dann müßte ich vielleicht gar nicht mal hier rumhängen, ein Tag vor den Wettkämpfen.
Vertania Citys Trainingscenter war weltbekannt. Nicht nur ein Ort, an dem Trainer sich trafen, um sich täglich zu messen. Nein, mittlerweile war auch die Ausrüstung vom Feinsten. Man konnte hier alles bekommen, was das Trainerherz begehrte und die Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe fiel hier leichter als sonst, schließlich gab es diesen genialen, neuen Trainingssimulator, mit dem man nahezu machen konnte, was man wollte. Zwar hatte ich gesehen, daß Ashs Pikachu Bodentypen anscheinend ohne Problem treffen und besiegen konnte, doch wußte ich nicht zu welchem Extrem diese Fähigkeit ausgeweitet werden konnte. Also beschloß ich schlichtweg die Immunität von Bodentypen gegenüber Elektrotyoen im Simulator außer Kraft zu setzen. Das sollte vorerst genug Training sein für Sandamer, denn ich war mir sicher, sollte ich auf Ash treffen – und das mußte ich wohl früher oder später, wenn ich gewinnen wollte –, würde es letztendlich auf dieses Duell hinauslaufen.
Schneller als ein Digdri grub sich Sandamer ein Loch und tauchte unter dem Blitzhagel weg, kurz darauf schoß es bereits hinter dem Raichu aus dem Boden. Dieses war nicht schnell genug und fing sich eine verheerende Kopfnuß ein, die es zurückschleuderte. Sandamer zögerte nicht lange, seine Intensität, die im Gegensatz zu anderen Pokémon bei einem konstanten Level von 160 lag, fegte die Elektromaus vollständig von den Beinen. Die Übung war beendet.
Das war der letzte Tag, an dem ich üben konnte. In ein paar Stunden würde ich aufbrechen müssen, wollte ich rechtzeitig kommen. Also sollte ich die Zeit nutzen. Mich umsehend entdeckte ich niemanden, der an den Simulator wollte und schaltete daraufhin die Trainingsbedingungen noch etwas höher. „Sehr gut, Sandamer, das Ganze noch einmal eine Stufe härter."
Indigo Plateau (Sabrina)
Ruhig beendete ich das Ausfüllen der Papiere und legte sie gewissenhaft geordnet in das zugehörige Fach. Es schien, ein wenig Schreibtischarbeit war mit dem Job doch verbunden, jedoch war ich ganz froh darüber. Charlie sagte, ich hätte in den paar Wochen, die ich hier war, mehr Wind in diesen Laden gebracht, als irgendwer zuvor.
Erstaunt hatte mich wie offen eigentlich alle Mitglieder der Toptrainergilde mir gegenüberstanden. Die vergangen Ereignisse und das Mißtrauen, das daraus resultierte, schien wie weggefegt. Mit Melanie verstand mich recht gut, obwohl wir so unterschiedlich waren, auch Richie kam gut mit ihr zurecht. Agathe war mir etwas suspekt aber die dieses Jahr scheidende Toptrainerin hatte trotz der unheimlichen Aura etwas mütterliches an sich. Übrigens konnte ich die Gerüchte endlich widerlegen, daß Prof. Eich einmal ihr Ehemann gewesen sein sollte... Als ich sie drauf angesprochen hatte, hatte sie nur gelacht und mir erklärt, sie wüßte selber nicht, woher dieses Gerücht stammte.
Das Projekt, mit dem ich mich seit meiner Ankunft hier hauptsächlich beschäftigt hatte, war die Verbesserung der Sicherheit und der stadtinternen, sowie regionsübergreifenden Polizeieinheiten. Die Rockys waren überfordert und so hatte erst eine Organisation wie Team Rocket entstehen konnte und dann waren sie nicht mehr in der Lage alles alleine zu handhaben. Das war schon immer ein Problem gewesen und ich hatte mich daran gemacht es zu bekämpfen, beseitigen konnte man Kriminalität eh nie, solange man keine diktatorische Staatsführung einführen wollte. Zu diesem Zweck hatte ich veranlaßt die Einheiten zu verstärken und die Förderung von jungen Polizeiauszubildenden voranzutreiben.
Außerdem nutzte ich meine Verbindung und versuchte so viele der größeren Städte wie möglich mit Spezialisten auszurüsten, die sich auf die verschiedensten, metaphysischen Gebiete spezialisiert hatten. Das auch im Hinblick darauf, daß sich unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen sollten und der hinter uns liegenden Kampf nicht der Einzigste gewesen sein sollte. Über ein neues Missigno wollte ich so schnell wie möglich informiert werden.
Doch dafür hatte ich jetzt erstmal alles mögliche getan und nun war es langsam soweit, die Ligakämpfe würden beginnen. Im Gegensatz zu Richie war ich nicht unbedingt so scharf auf den Sieg, doch die Chance wollte ich mir nicht nehmen lassen. Dieses Turnier würde etwas besonderes werden, mit Ash, Richie, Misty und mir, nicht zu vergessen den Champion, der immer noch an einen geheimen Ort trainieren war, und die ganze Liste anderer Trainer, die sehr vielversprechend waren. Durch die neuen Regeln und das neue System war dazu auch noch sichergestellt, daß wirklich nur die Besten der Besten es ins eigentliche Turnier schafften. Eine Herausforderung, der zu stellen es sich lohnte.
Ich traf mit Richie vor der Kantine des Amtsgebäudes der Pokémon Liga zusammen, die fehlenden Pokébälle zeigten, daß er wohl mal wieder die ganze Zeit trainiert hatte, nur Sparky trottete etwas müde hinter ihm her, sah dabei aber recht zufrieden mit sich selbst aus. Anscheinend war das Training erfolgreich. Zwar verstand ich nicht, wie Richie es schaffte seine Pokémon auf solch torturähnlichen Höchstleistungen zu trimmen aber wenn die Ergebnisse des Simulators auch nur etwas aussagten, dann würde es Ash sehr schwer haben ihn zu besiegen.
Einen schnellen Kuß und ein paar Worte später, saßen wir uns gegenüber und tauschten die Erlebnisse und Ergebnisse unsere beider Tagesabläufe aus. Richie zeigte mir die Auswertung und berichtete dann, daß dem Analytiker bei Sparkys letzten Ergebnisses im wahrsten Sinne des Wortes die Augen rausgefallen waren und er irgendwas von überholtem System gemurmelt hatte.
„Und dabei ist der Simulator das Neueste, was es gibt", meinte ich darauf. Richie grinste. „Tja, er wurde eben nicht für Pokémon unserer Stärke geschaffen." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Hast du die Anmeldungen schon vorgenommen?" Ich schüttelte den Kopf. „Verschärfte Regeln, da kann ich nichts machen." Zwar hatte ich versucht Ash und Misty schon einmal voranzumelden, doch wurde selbst in Ashs Fall keine Ausnahme gemacht. Zumindest konnte ich erreichen, daß Misty als Neuling nicht mehr in die Qualifikation mußte.
„Ich freue mich die anderen wiederzusehen. Sicherlich haben sie sich eine schöne Zeit gemacht." Richie schaute mir skeptisch in die Augen. „Willst du damit andeuten, wir hätten das nicht?" Leicht amüsierte schüttelte ich den Kopf. Zwar war zwischen den Trainingsphasen und der Arbeit, in die ich mich willentlich gestürzt hatte nicht viel Zeit für Privatsphäre geblieben, jedoch wollte ich jetzt eigentlich auch nichts mehr daran ändern, selbst wenn ich hätte können. Ich hatte mich hierfür entschieden und bereute das auch nicht. Außerdem konnte man ja schon sagen, daß Richie ein paar Vorzüge dadurch erhalten hatte.
„Nein, das sicher nicht. Ich mach den Nachmittag frei, bist du soweit fertig?" Er lächelte und nickte. „Yup. Genug Training für heute. Ab Morgen beginnt der Ernst des Lebens. Aber vorher..." Er räumte sein Geschirr auf das Tablett und stand auf. „... ordnet der Trainingsplan noch ausgiebige Erholung an." Ebenfalls meine Sachen beiseite räumend, erhob auch ich mich. „Dieser Trainingsplan gefällt mir."
Magnetzug Richtung Indigo Plateau (Gary)
Peinlich. Es war einfach nur peinlich, peinlich und ungeheuerlich zur gleichen Zeit. Doch das Peinlichste schlechthin war wohl, daß ich es verdient hatte. Heute Morgen hätte und hatte ich noch nicht so gedacht aber dieses eine kleine Zusammentreffen hatte mir eine Lektion erteilt, eine Ohrfeige, die jetzt noch wehtat.
---Rückblick---
Nahe Certana City
Ich beeilte mich den Zug zu bekommen, der Kampf hatte mich länger aufgehalten als geplant, dieser Kerl war besser gewesen als erwartet. Einzig und allein meinem treuem Nachtara war es zu verdanken gewesen, daß ich dieses Ding, das der Arenaleiter als Pokémon bezeichnete, besiegen und einen weiteren Ordnen meiner Sammlung hinzufügen konnte. Ich bezweifelte, daß es offiziell eingetragen und zugelassen war, gerade in Arenakämpfen. Doch was ein echter Trainer war lief vor so etwas natürlich nicht davon. Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, denn es hatte Nachtara fast den Kopf gekostet, im wahrsten Sinne des Wortes.
Stimmen ließen mich hellhörig werden, bekannte Stimmen, zumindest eine und die reichte mir vollkommen aus, um mein Blut in Wallung zu bringen. Unten, am Fuß des Hügels, auf dem ich mich gerade befand, amüsierte sich ein junges Pärchen ungefähr in meinem Alter anscheinend köstlich. Den Jungen würde ich im Schlaf wiedererkennen. Ash Ketchum.
Ich drängte meine Kampfeslust zurück und wartete, beobachtete. Es schien, als ob die beiden, der Rotschopf mußte definitiv Misty sein, eine Art Training vollführten, jedoch nicht mit ihren Pokémon, sondern mit sich selbst. Beide hatten Position auf gegenüberliegenden Seiten voneinander bezogen und gingen nun in eine klassische, wenn auch leicht abgewandelte, Kampfstellung. Mit einer Geschwindigkeit, die für einen Menschen eigentlich unmöglich sein sollte, preschten beide vor, ihre Bewegungen waren so schnell, daß sie nur schemenhaft zu erkennen waren und bei weitem nicht auszumachen, wer was genau machte. Kurz darauf sprangen sie auseinander und eine merkwürdige Energie bildete sich in ihren Handflächen. Ashs war ein reines Weiß, während die von Misty ein klares Blau war, irgendwie an Meerwasser erinnernd. Simultan schossen sie die Energieladungen ab, die sich in der Mitte trafen, ineinander gerieben wurden und dann mit einem Knall explodierten. Das ungute Gefühl beschlich mich, daß beide bisher eher zurückgehalten hatten...
„Was zum Henker???" Wie ein empfindlicher Sensor auf eine Störung reagierend, wirbelten beide Teenager zur selben Zeit herum und schauten zu mir auf. Für einen Moment wurde mir richtig mulmig... „Gary", sagte Ash langsam, ohne den geringsten Hinweis auf einen Gefühlsausdruck, sein Ton war so neutral, daß er fast schon beängstigender war als Siegfrieds distanzierte Kälte. Schließlich gewann mein Ego wieder die Oberhand. „Ketchum... Wie ich sehe weilst du immer noch unter uns. Ich möchte schon gerne einmal wissen wie du es geschafft hast dich von Team Rocket gefangennehmen zu lassen, eine reife Leistung." Wenn ihn das erzürnt hatte, dann zeigte er es nicht. Beachtlich. Misty hingegen war da schon ganz das temperamentvolle Mädchen, das ich in Erinnerung hatte. Ein kaltes Feuer tanzte regelrecht in ihren Augen, doch ich schreckte nicht zurück.
„Gary", grollte sie meinen Namen wie ein hungriges Garados, „du kleiner..." Bevor sie fortfahren konnte, tat Ash irgend etwas, ich weiß nicht was, denn für mich stand er einfach nur da, doch er mußte etwas getan haben, um sie abkühlen zu lassen. „Natürlich, du hast Recht, er ist es nicht wert." Damit drehte sie sich um und beide schickten sich an zu gehen, mich vollkommen ignorierend. Perplex stand ich für ein paar Momente da wie gelähmt, bis schließlich meine eigene Wut aufloderte.
„Einen Augenblick, dich könnte ich doch zum Frühstück verspeisen! Wenn dein feiner Freund zu feige ist zu kämpfen, dann eben wir, kleine Meerjungfrau." Ich zuckte zusammen und stolperte gleich ein paar Schritte rückwärts, als Ash sich mit Schwung umdrehte. Seine Blicke konnten wahrscheinlich Lava schmelzen. Anscheinend hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Diesmal war es Misty, die irgendwie stumm mit ihm kommunizierte, aber Ash schüttelte nur den Kopf. „Nein, ich kann nicht erlauben, daß er so respektlos über dich redetet. Das ist unsere Sache und die sollte es auch bleiben. Also, was ist, Gary? Wollen wir nun kämpfen oder nicht?"
---Ende Rückblick---
Wir kämpften. Und wahrscheinlich war das der größte Fehler meiner Trainerlaufbahn, denn ich wußte bei weitem nicht auf was ich mich da eingelassen hatte. Eins gegen Eins hatte es sein sollen. Ich war zuversichtlich gewesen, daß mein frischgeheiltes Nachtara auch gegen Ashs seltsame Pikachu/Raichu-Kreuzung ankommen würde. Ganz sicher sogar. Das war zumindest solange der Fall bis Ash sein ultimatives As aus dem Ärmel zog.
Er meinte, er wäre bereit, doch hatte er weder Pikachu noch einem anderen Pokémon einen Befehl gegeben. Dann, vor meinen Augen materialisierte sich, was ich bis heute für eine schlichte Legende gehalten hatte. Ein Mew. Ein echtes, lebendiges Mew. Und dieses Mew gehörte obendrein auch noch meinem Erzrivalen! Ich wollte es nicht glauben, war wie gelähmt vor Schock, bis ich schließlich realisierte, daß Ash einen großen Fehler gemacht hatte. Typmäßig war dieses Mew eindeutig unterlegen, dachte ich. Ein schrecklicher Irrtum.
Der Kampf dauerte ganze fünf Sekunden, von denen drei für das Kommando draufgingen, anderthalb für eine theatralisches Vorspiel und der Rest für die Ausführung. Ich hatte nie Zeit zum reagieren, genauso wenig hatte Nachtara diese. Hinterher war ich nicht in der Lage nachzuvollziehen, was genau geschehen war, als Ash, Misty und deren Pokémon mich ohne weiterer Worte zurückließen.
Jetzt wußte ich, daß ich meinem Rivalen meilenweit unterlegen war. Sein umständlicherer Weg hatte sich letzten Endes als der bessere erwiesen und nun stand ich da vor einem Scherbenhaufen und hatte keine Ahnung wie ich Ashs Vorsprung noch während der Wettkämpfe wettmachen sollte. Er hatte mir die Augen geöffnet, endlich sah ich, daß all die Streiterei eigentlich sinnlos war, doch diese Einsicht kam wohl zu spät für mich...
Außerhalb von Certana, Mitternachtsarena (Pikachu)
Es war schon dunkel, Mitternacht rückte langsam näher und brachte die Schatten der Nacht mit sich. Zwar war es nicht so, daß ich Angst hätte – gewiß nicht – aber meinem Element wäre es wohl eher zugute gekommen, wenn wir bei Tag hergekommen wären, doch zum Glück war das hier nicht vorrangig mein Kampf, sondern Mistys und außerdem schien diese Arena nur Nachts zu öffnen, pünktlich um Mitternacht. Seltsame Arena. Sicherlich würden wir hier auf einige sehr starke Unlicht- und Geisterpokémon stoßen. Das Gebäude sah zumindest danach aus, mehr wie ein kleines, altes Herrenhaus gebaut, in einem Stil, der sicherlich in jeden Gruselfilm hätte reinpassen können.
Ash und Misty hatten sich unter einer alten Eiche niedergelassen und genossen anscheinend die frische Nachtluft. Im Gegensatz zu Moty, die größtenteils wegen ihrer Inaktivität so grummelig war, gönnte ich den beiden jede Minute, die sie gemeinsam verbringen konnten, denn verstand ich sehr gut, wie lange sie auf solche friedlichen Momente warten mußten.
Moty war mal wieder nicht dieser Meinung. „Glaubt ihr wirklich, daß das wenige Training ausreicht? Ich glaube kaum, daß ihr Richie gewachsen seid, wenn ihr bedenkt, welche Trainingsmöglichkeiten ihm zur Verfügung stehen." Ash schien nicht im geringsten beunruhigt. „Was willst du, Moty? Wir haben gute drei Tage in Vertrania trainiert, Tag und Nacht. Der Simulator war bereits ausgereizt und die Ergebnisse mehr als zufriedenstellend." Das konnte ich nur bestätigen. Ash hatte gerade Smettbo, Glurak und mich durch ein wahres Höllentraining gejagt, das den hochentwickelten Simulator nahezu zur Explosion gebracht hatte. Ich fühlte mich ziemlich fit und bereit es mit allem aufzunehmen, was da kam, sei es Siegfried, Richie oder sonst wer.
„Außerdem brauchen wir auch mal etwas Entspannung. Training haben wir in den letzten Monaten mehr als genug gehabt. Wenn du nicht auch einmal ein bißchen Ruhe reinkommen läßt, bist du nachher nur angespannt", ergänzte Misty und bedachte Moty mit einem skeptischen Blick. „Gib es zu, du fühlst dich doch nur vernachlässigt, da du zuletzt kaum kämpfen durftest?" Das für seine Spezies recht große Evoli schnaubte, widersprach aber nicht.
Misty sah auf. Die Turmuhr der Stadt war zu hören. „Es ist soweit. Wenn es sich einrichten läßt, verspreche ich dir, daß du auch mal darfst. Wir wollen dich ja schließlich nicht verrosten lassen." Ich unterdrückte ein Kichern und Moty schnitt eine Grimasse. „Das hast du letztes Mal auch gesagt." Mew lachte... Sie hatte es nun mal gut. Bei ihr wagte Moty gar nicht erst zu schmollen.
Gemeinsam betraten wir die Arena und eine unheimliche, kalte Atmosphäre. Ich zitterte leicht. Etwas war hier, ich fühlte es deutlich. Mew verengte die Augen zu Schlitzen, schien aber den Ursprung der merkwürdigen, negativen Energie auch nicht ausmachen zu können. Gewiß war es nicht der in Schwarz gekleidete Mann, der anscheinend der Arenaleiter war. Sicher er war offensichtlich spirituell veranlagt, was mich nicht wunderte, aber der Urheber dieser seltsamen Energie war er nicht.
Ich sah zu meinem Partner auf, doch dieser ließ sich nicht viel anmerken. Gemeinsam und unsere Sinne zu allen Seiten offen, traten wir vollkommen in das Gebäude und dem Mann entgegen.
(Misty)
*Ash...?* Er blockte mich. Das tat er selten. Mir war sofort aufgefallen wie sich alle Pokémon gleichzeitig etwas verkrampft hatten. Etwas war hier. Genau feststellen konnte ich es auch nicht aber etwas war da. Etwas Großes konnte es aber nicht sein, denn dann würde ich es stärker fühlen. Trotzdem, sicher war sicher und es konnte ja sein, daß der anscheinende Arenaleiter etwas von unserem Gespräch abfangen konnte, was er nicht unbedingt hören mußte.
„Ich bin Misty Waterflower aus Azuria City. Ich bin hier um den Arenaleiter zu einem Kampf herauszufordern." Der Mann löste sich von der Wand, an der er stand und ging die letzten Schritte auf uns zu. „Es freut mich so prominenten Besuch zu haben, auch wenn wir leider nicht die Ehre hatten uns auf der letzten Versammlung zu sehen. Meine Name ist Harald, der Arenaleiter von Certana City. Meine Spezialität sind Geister- und Unlichtpokémon."
Für einen Moment zögerte ich, schüttelte dann aber seine ausgestreckte Hand. „Es freut mich ebenfalls. Meine Tätigkeit als Arenaleiter liegt hinter mir wie sie merken, meine Mutter hat die Arena wieder übernommen aber genug der Vorrede. Wir haben nicht mehr viel Zeit, können wir anfangen?" Harald lächelte nicht im Geringsten beleidigten durch die Hektik, die ich erschuf. „Aber natürlich. Die Wettkämpfe stehen schließlich vor der Tür. Sind sie denn auch sicher, daß sie es noch rechtzeitig schaffen werden?" Ash antwortete für mich. „Wir haben da so unsere Mittel und Wege, machen sie sich darum keine Sorgen."
„Und mit wem habe ich die Ehre?" Der Arenaleiter der Mitternachtsarena bedachte Ash mit einem aufmerksamen Blick, der sich jetzt ein wenig aus dem Schatten löste, in dem er gestanden hatte. „Ash Ketchum aus Alabastia." Harald zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts weiter und holte einen kleinen Orden in der Form von drei aufeinanderliegenden, schwarzen Wellen, die von einem gleichfarbigen Halbmond eingefaßt waren. „Dies ist der Mitternachtsorden. Du bekommst ihn, wenn du in einem Zwei gegen Zwei Pokémonkampf gegen mich bestehst. Keine Zeitbegrenzungen, keine Wechsel während des Kampfes, erst wenn ein Pokémon ausscheidet oder zwischen den Runden. Ansonsten ist alles erlaubt."
Ich grinste. Er wußte nicht, was „alles erlaubt" für eine Meisterin der Elemente bedeutete aber jetzt war es festgesetzt und er konnte nicht mehr zurück. Sein Pech. Nickend gab ich meine Bestätigung zur Kenntnis und folgte Harald in die Mitte der großen Halle, wo ein Arenafeld aufgezeichnet war. Wenn er Glück hatte würde er sein Haus hinterher noch ansatzweise wiedererkennen.
„Gengar, ich wähle dich!" Ein massives, bestimmt zwei Meter großes Gengar platzte aus dem Pokéball heraus. Das hatte ich erwartet. Gelassen und nichts befürchtend nahm ich einen meiner Pokébälle und drehte die silberblaue, kristallin wirkende Kugel zwischen meinen Finger hin und her. Jetzt würde sich zeigen wie gut unser Training wirklich war. „Starmie, du bist dran!" Wie erwartete starrte Harald erst einmal fassungslos auf meine definitiv nicht normales Starmie. In den letzten Kämpfen hatte ich größtenteils meine nichtelementarverstärkten Pokémon eingesetzt, doch Harald schien ein gutes Training für den Ernstfall darzustellen.
„Gengar, Hypnose!" Ich bemühte mich nicht einmal ein Kommando zu geben. Der Versuch mein Starmie zu hypnotisieren war wie erwartet sinn- und fruchtlos. „Angriff", war mein einzigstes Kommando und Starmie schoß wie eine Rakete vorwärts. Harald war für einen Moment wie paralysiert von der schieren Geschwindigkeit, die mein Partner zustandebrachte, reagierte dann aber schnell. „Nachtnebel!" Oh nein, so nicht. Schwarzviolette Energie begann sich zu formen und Starmie einzuhüllen. Starmie zögerte etwas, doch das war eigentlich gar nicht notwendig. „Turbodreher, dann Spintackle!"
Als Starmie begann sich wie wild zu drehen und durch den Nachtnebel im wahrsten Sinne des Wortes durchzuschneiden, dann Gengar mit einem verheerenden Spintackle bis an die gegenüberliegende Wand schmetterte, kam Harald wohl die Sprache abhanden. Anscheinend ging ihm gerade durch den Kopf, wie es möglich sein konnte, daß Körperattacken einem Geist schaden können ohne vorher mit einer entsprechenden Taktik dafür zu sorgen.
Es war nur ein leises Wispern am Rande meines Auffassungsbereich. Ich war nie so gut darin wie Ash und die anderen aber die Stimme war eindeutig Haralds und sie war eindeutig an Gengar gerichtet. *Schattenball..." Wenn ich es nicht gehört hätte, hätte ich das leichte Schimmern gar nicht wahrgenommen, daß das Kreieren eines Schattenballs ankündigte. Na warte, Freundchen. Glaubst du, du kommst mit diesen Tricks durch. Immerhin hast du es hier mit Lugias Tochter zu tun. Nicht im geringsten Masse beeindruckt, gab ich meinen Befehl. „Umkehr."
Wenn er vorher nicht schon überrascht gewesen war, dann fielen Harald jetzt förmlich die Augen aus dem Kopf. Starmie absorbierte die volle Wucht des Schattenballs und ließ ihn vor sich kreisen bis er sich langsam in eine drehende Kugel aus Silber und Blau verwandelt hatte. Diese ließ es dann wieder frei und ich denke nicht, daß ich erwähnen muß, daß Gengar danach nicht mehr aufstand.
Den Kopf schüttelnd und irgendwelche sicher halbernstgemeinten Flüche vor sich hin murmelnd und grummelnd, beorderte Harald sein Pokémon zurück und nahm einen anderen Pokéball. In weiser Voraussicht tat ich dasselbe. „Cleveres Mädchen", murmelte der mysteriöse Arenaleiter mit den kurzen, dunkelgrauen Haaren und einigen silbernen Strähnen. „Aber hiermit wirst du deine liebe Mühe und Not haben. Los, Midnight!"
Ich schauderte etwas bei dem Anblick dessen, was aus dem Pokéball kam. Das, was da vor mir war, war nichts, was ich je zuvor gesehen hatte – zumindest an normalen Pokémon. Es schien aus einer einzigen großen dunkelvioletten Blase zu bestehen und darin war ein unförmiges Gebilde, das aussah wie... wie... Ich konnte es einfach nicht beschreiben. Wenn ich wirklich einen Vergleich anstellen müßte, dann würde ich sagen es ähnelte einem Nebulak mit einem kobaltblauen und semitransparenten Traunfugil darin!
*Ash?* Diesmal blockte er mich nicht ab aber auch nur deswegen, weil ich unser Band instinktiv abschirmte. Diese Ausstrahlung war enorm und das schwache Energiemuster, das ich zu Anfang wahrgenommen hatte, war jetzt deutlich zu spüren und es ging von diesem... Nun, ich wollte noch nicht zu früh urteilen *Ich kann nicht genau sagen, ob es ein Dämon ist. Vielleicht einfach nur eine neue Art von Pokémon, die dem sehr nahe kommt. Wenn es in einen normalen Pokéball geht, glaube ich nicht, daß es gefährlich ist. Aber sei trotzdem vorsichtig." Ich hatte nichts anderes vor...
„Misty?" Etwas stupste mich an meinem Bein um. Es war Moty. „Laß mich. Wenn es das ist, was wir denken, werde ich schon damit fertig." Nach einigem Zögern nickte ich schließlich. Starmie war erschöpft und Moty hatte die größere Erfahrung mit Geistern gegenüber Dragonir. „In Ordnung", bestätigte ich schließlich. Zwar wollte ich Moty nicht unnötig in Gefahr bringen, doch war ein Kampf die beste Gelegenheit herauszufinden, um was es sich bei diesem Pokémon genau handelte.
Moty schritt selbstbewußt auf das Kampffeld, Harald schien stutzig, wußte es nach der vorhergegangen Demonstration aber besser als sie zu unterschätzen. Die mutige Evolischwester wandte noch einmal ihren Kopf in meine Richtung. „Die Pyro-Routine?" Die Pyro-Routine war die gleiche Taktik, die wir in unserem ersten, gemeinsamen Arenakampf auf der Zinnoberinsel gegen Pyros Hundemon eingesetzt hatten. Moty machte das immer sehr gerne und zugegeben, das war eine gute Möglichkeit die Stärke des gegnerischen Pokémons zu testen. „Ja."
Einen Tag später, Indigo Plateau (Duplica)
Noch eine halbe Stunde. Wo zum Henker blieben die bloß? Richie und Sabrina hatten ihre Registration ja nun schon lange vorher abschließen können und ich hatte auch bereits alles Notwendige erledigt, doch weiterhin keine Spur von Ash und Misty. Wenn sie so weitermachten, dann würden sie noch zu spät kommen. Eine äußerst peinliche Art und Weise noch vor dem Wettkampf auszuscheiden.
Ein Kribbeln verriet mir, daß sich vertraute, elementstarke Präsenzen näherten. „Jemand kommt", stellte Richie unnötigerweise fest, da wir es sowieso alle gespürt hatten. Gemeinsam warteten wir nun schon geschlagene zwei Stunden hier auf die Ankunft unserer Freunde aber bisher hatte sich nichts getan. Als wir uns nun zu den näherkommenden Präsenzen umdrehten, stellte sich heraus, daß es sich lediglich um Lara und Erika handelte, die gemütlich auf Laras Gallopa sitzend die Zufahrtsstraße hinaufkamen. Wäre aber nicht das unverwechselbare Gallopa und ihre Energieauren gewesen, hätte ich die beiden auf den ersten Blick kaum erkannt. Lara trug einen cowboyähnlichen Strohhut und mal wieder recht freizügige Kleidung in Form eines dunkelblauen Tops mit roten Rändern und einer lässigen braunen Jeans, dazu Stiefel, die irgendwie zu ihrem Wildwestlook paßten. Erika hingegen war schon eine Erscheinung für sich. Immer noch leicht reserviert mit einem hübschen, grüngüldenen Sommerkleid, das insgesamt wesentlich knapper ausfiel als ihr normaler Stil, dabei aber schön körperbetont. Ihre Haare trug sie offen und das Haarband war durch eine grüne Schleife ersetzt, die ihr irgendwie gut stand.
Gallopa kam direkt vor uns zum Stehen und Lara sprang mit einem für sie typischen, überschwenglichen „Hi!" von dessen Rücken. Ohne weitere Worte folgen zu lassen, drehte sie sich zu Erika herum und half ihr galant und höflich wie – ich weiß der Vergleich war kitschig – ein Ritter der Prinzessin vom Pferd herunter.
„Hat Lara Erika verhext, oder was?" flüsterte Richie, der anscheinend noch weniger wußte etwas mit der Szene anzufangen, immerhin kannte er Erika schon länger als alle von uns hier, Lara eingeschlossen. Erika hatte Lara inzwischen gedankt und schenkte ihr ein Lächeln, die quirlige Feuermeisterin grinste breit zurück und beorderte Gallopa in dessen Pokéball zurück. Letztendlich wandten sich beide uns zu. „Hallo, alle miteinander", grüßte Erika freundlich und Lara begnügte sich mit einem weiteren, enthusiastischem „Hi". Erika schien es kein bißchen zu stören... ganz im Gegensatz noch zu der Zeit vor ein paar Wochen. Konnte man sich so schnell aneinander gewöhnen?
„Ok..." ergriff ich das Wort, da Richie anscheinend momentan nicht in der Lage war etwas zu äußern. „Was hast du mit ihr gemacht, Lara?" Lara lächelte unschuldig und legte Erika einen Arm um die Schultern – was diese wiederum nicht störte... „Ah, warum die langen Gesichtern. Rika und ich haben uns halt nur ein bißchen näher kennengelernt." Dabei sah sie mit vor Glanz fast platzenden Augen zu der älteren Frau auf. „RIKA?" echoten wir alle gleichzeitig aber das sollte es noch nicht gewesen sein. „Teshi hat ganz Recht. Wir haben uns nur etwas besser kennengelernt." Bevor einer von uns auch nur etwas sagen konnte, beugte Erika sich herunter und... küßte Lara voll auf die Lippen.
Hätte mich in diesem Moment ein Pferd getreten, ich hätte es wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Richie war wie paralysiert und selbst Sabrina konnte man den Schock anmerken. Wenn ich nicht selber recht immobil wäre, hätte ich Rocko wohl hauen müssen, denn dem fielen bestimmt die Augen aus dem Kopf. Überrascht stellte ich jedoch fest, daß dem nicht der Fall war. Was anscheinend nur als kleine Geste gedacht war, vertiefte sich schnell und bald hatten Lara und Erika alles um sich herum vergessen.
„Teshi?" wiederholte Sabrina langsam. Ich schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. „Nun zumindest paßt das wohl ganz gut." Daraufhin räusperte ich mich vernehmlich und die beiden unterbrachen ihren innigen Moment. Erika errötete, während Lara nur schelmisch grinste. „Was? Habt ihr ein Problem mit zwei jungen, verliebten Mädchen?"
Richie schüttelte stöhnend den Kopf. „Das nächste Mal könntet ihr uns zumindest vorwarnen." Er bedachte Erika mit einem langen Blick, seufzte dann erneut und ließ es dabei bewenden. Gerade, da ich meinen Schock jetzt überwunden hatte, wollte ich anfangen die beiden über sämtliche Details auszuquetschen, da spürte ich erneut etwas und diesmal war es unverwechselbar.
In einem Aufblitzen von Energie materialisierten Ash und Misty samt Pokémon genau vor uns, zum Glück waren keine anderen Leute gerade in Sichtweite. „Na, ihr habt euch aber lange Zeit gelassen", meinte Rocko, dem man erstaunlicherweise nichts von dem Schreck anmerkte, den die Mädchen uns eingejagt hatten. Ich umarmte meine Schwester zur Begrüßung und spürte gleich die leichte Anspannung, die von Misty ausging, und durch sie auch ähnliche Emotionen von Ash.
„Ist alles in Ordnung", fragte ich besorgt. Misty nickte leicht und Ash antwortete: „Wahrscheinlich. Wir waren gestern noch in dieser neuen Arena an der Ostküste. Der Arenaleiter hatte so ein merkwürdiges Pokémon, das erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Dämon hatte, was Muster und Stärke anging." Der Rest von uns sog kollektiv die Luft ein. Sollte das heißen, es war schon wieder... „Wir denken aber, es ist nur ein Überbleibsel, höchstwahrscheinlich sogar ungefährlich. Mew hat dafür gesorgt, daß wir ein Auge auf die Arena und das Pokémon haben", ergänzte meine Schwester und wir atmeten alle erleichtert aus.
„Darüber können wir später sinnieren", meinte Richie schließlich. „Ihr solltet zusehen, daß ihr euch noch anmeldet, seid ja gerade noch rechtzeitig." Nachdem Ash und Misty auch den Rest, sprich Erika und Lara, die sich nichts von vorangegangenem anmerken ließen, begrüßt hatten, machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins Anmeldungsgebäude. Alle waren wir wieder beisammen. Die Ligaspiele konnten also beginnen.
(Erzähler)
„Es scheint, als ob unsere Helden die letzten Wochen alle gut überstanden haben, mit den einen oder anderen Überraschungen für den Rest. Die Ligaspiele können jetzt beginnen und sicher wird es ein sehr spannendes Turnier werden, mit vielen starken Trainern und sicherlich durchweg herausragenden Kämpfen. Wir warten gespannt auf den Beginn. Der Traum vom Titel verbindet sie alle, doch nur einer wird ihn sich erfüllen können."
Anmerkungen des Autors
Juhu, ja ich bin auch noch da... Okay, ich war sogar recht aktiv in der Nicht-TFSTTM Zeit, was alle meine Stammleser wohl gemerkt haben dürften. Götterdämmerung, dazu ein weiterer Teil von TBoL, zwei Teile zu ANH03, die genauso wie dieser bis vor kurzem noch nicht einmal testgelesen sind (der arme Martin kommt nicht mehr hinterher)... Ihr seht ich war nicht gerade faul. Trotzdem habe ich meine momentane Schreiblust genutzt und dieses Zwischenkapitel schon mal geschrieben.
Genug der Vorrede, ein paar Dinge gibt es wieder zu erklären.
Certana und die Arena sind wie ihr euch wohl schon gedacht habt, erfunden.
Was Duplica angeht, muß ich wohl erklären, daß die ganze Sache klarer wird, wenn ihr die überarbeitete Version des letzten Kapitels lest und euch die Szenen nach dem Kampf nochmal anschaut. Denn die Beschriftung des Buches, das sie damals las, stimmte erst nicht ganz, da ich damals nicht die korrekte Bezeichnung zur Hand hatte.
Das Gerücht, das Sabrina ansprach geht schon geraume Zeit um und ist wohl aus den alten R/B/G-Spielen entstanden. Ich fand's immer etwas weithergeholt, da Agathe ja nur erwähnte Prof. Eich mal gekannt zu haben, als er jung war (wenn ich mich da recht erinnere). Als ich die Szene geschrieben habe, war das nur ein spontaner Satz eigentlich.
Sorry, für das ständige Garyruntermachen in dieser Fic. Alle Fans mögen mir verzeihen, denn ich orientiere mich hier mehr am Indigo-Gary, da ich seinen Johtocharakter zum Beginn der Fic ja noch nie gesehen hatte und das Treffen in Alabastia nie stattgefunden hatte. Was ich in diesem Aufeinandertreffen gesehen hatte, hat mir schon ein höhere Meinung von Gary gegeben. Also unterstellt mir bitte nicht, daß ich ihn nicht mögen würde. Das war eigentlich nur in der ersten Staffel so.
Crystal... Ah ja, alle Johtoschauer werden sie wohl wiedererkannt haben. Meiner Meinung nach war die Episode eine der besten bisher (wobei gerade die letzten Episoden, wo jetzt das neue Team zusammen ist schon einen gesteigerten Unterhaltungswert besaßen) und irgendwie wollte ich Crystals Charakter mit in die Fic einbauen. Bedenkt, daß Ash und sie sich in diesem Geschichtsablauf nie direkt getroffen haben.
Bevor ihr mich jetzt schlagt wegen Lara und Erika, obwohl ich wenigstens hoffe einige mit der letzten Szene zum lachen gebracht zu haben, laßt mich versuchen zu erklären. Eigentlich war das NIE so geplant. Ehrlich war ich fast selber etwas überrascht, als ich die erste Szene in der letzten Episode geschrieben hatte und hab mir dann gedacht, es einfach nur als kleinen Lacher stehenzulassen aber irgendwie erschien mir das plötzlich nicht mehr angemessen (auch im Hinblick auf den Nachfolger zu TFSTTM, den ich definitiv irgendwann mal schreiben werde). Die Entwicklung war irgendwie so natürlich und seit Epi 20 hatte ich die beiden nahezu unbemerkt (selbst für mich) immer näher zusammenrücken lassen. Wer's nicht mag, der soll's überlesen oder ganz schnell verschwinden oder was auch immer aber bitte keine Flames darüber. Kritik (konstruktive) nehme ich ja immer gern an aber versucht wenigstens zu akzeptieren, was ich schreibe. Aber ich denke, so schlimm ist es dann auch nicht, oder? Ihr seid da ja schließlich schon Verrückteres von mir gewöhnt.
Das war glaube ich alles für jetzt. Eigentlich dachte ich, daß dieses Zwischenkapitel gar nicht so die durchschnittliche Länge eines TFSTTM Kapitels haben wird, jedoch habe ich mich wohl wieder mal geirrt. Es hat irgendwie Spaß gemacht, die verschiedenen Charakter durchzugehen, ohne wirklich viel Sprache und Action hineinzubringen.
Mal sehen, wann ich das nächste Kapitel zwischen den ganzen anderen Sachen unterbringen kann aber vielleicht – VIELLEICHT – noch um Weihnachten/Neujahr herum.
Ja ne, euer
Matthias
The Final Step to the Master©2000-2002 by Matthias Engel
Email: Solarsenshi@gmx.de
Website: MAC – Mystical Angel Cats
Mailinglist: http://groups.yahoo.com/group/TFSTTM
Hauptarchivierung: MAC (www.catstrio.de)
Silver Moonlight (http://members.tripod.com/~svmoon)
Fanfiction.Net (www.fanfiction.net)
