The Final Step to the Master

Episode 31

(Erzähler)

„Ash, Misty und ihre Pokémon haben sich nach Wochen harten Trainings endlich wieder mit den restlichen drei Paaren getroffen und alle sind nun bereit für die diesjährigen Ligawettkämpfe. Aber bevor diese beginnen können, sind noch einige Formalien zu klären, so wie natürlich die Eröffnungszeremonie, zu der Ash und seine Freunde ebenfalls ihren Beitrag leisten werden... was ihnen aber noch gar nicht so bewußt ist..."

„Hören sie auf das ganze Kapitel schon vornherein zu erzählen!" Ich schaue mich peinlich berührt in die Richtung um, aus der die Stimme des Autors kam. „Ups, sorry..."

Indigo Plateau, Registrierungsgebäude der Pokémon Liga (Misty)

Die Anmeldungshalle war voll wie eine U-Bahnstation zur Rush Hour und das obwohl wir gerade mal ein paar Minuten vor Anmeldungsschluß angekommen waren. Es schien, daß das neue System für dieses Jahr für einiges an Aufregung sorgte, denn Trainer wuselten von einem Pult zum anderen, hektisch Formulare ausfüllend und Gespräche mit den vielen, definitiv überbeschäftigten Offiziellen führend.

„Woah... Hoffentlich sind wir nicht zu spät", kommentierte ich das bienenschwarmähnliche Treiben um uns herum. Ash sah sich ebenfalls fasziniert um, während Rocko, Duplica, Richie und Sabrina anscheinend schon daran gewöhnt waren. Erneut warf ich einen mißtrauischen Blick in Lara und Erikas Richtung und erwischte sie erneut dabei wie sie sich an der Hand hielten. Merkwürdig... Irgendwas war passiert kurz bevor Ash und ich ankamen, doch da die Zeit drängte, hatte ich keine Zeit mehr gehabt zu fragen.

„Oh, keine Sorge, Misty. Zwar konnte ich niemand überreden euch vorzeitig zu registrieren aber dafür kann ich euch den ganzen Prozeß etwas erleichtern." Sabrina führte uns durch die Massen an Trainern in einen angrenzenden Raum, wo ebenfalls ein paar Schreibtische mit Offiziellen standen wie schon draußen in der Halle. Eine Frau im mittleren Alter begrüßte Sabrina und sie stellte sie uns als Miss Jacob, einer guten Freundin von ihr vor, die sich auch prompt dazu bereit erklärte unsere Registrierung zu übernehmen. Erleichtert, daß wir uns nicht mit dem Durcheinander draußen herumschlagen mußten, folgten wir Miss Jacob, um unser Pokédexe scannen zu lassen. Zuerst war ich an der Reihe, da das ja immerhin meine erste Teilnahme war.

„Nun, schauen wir mal, was wir da haben..." Miss Jacob tippte auf ihrem Rechner herum und las die Daten laut vor. „Waterflower, Misty, Azuria City... Ehemalige Arenaleiterin... Nun ich denke, daß erspart dir die Qualifikation." Ich wollte schon fragen, was sie damit meinte, da Ash und ich noch keine Zeit hatten uns auf das neue Turniersystem vorzubereiten, entschied dann aber, daß das auch noch hinterher möglich sein würde. Miss Jacob fuhr mittlerweile fort und war bei der Liste meiner Pokémon angekommen. „Zur Zeit mitgeführte Pokémon. Starmie, Dragonir, Evoli, Togetic, Despotar und Garados..."

„Garados??? Wo hast du ein Garados her, Misty?" wollte Duplica prompt wissen. Ich lächelte nur geheimnisvoll als Antwort. „Erzähl ich dir später mal, Schwesterchen. War's das?" Miss Jacob nickte, gab mir meinen Pokédex zurück, nahm dann Ashs entgegen und wiederholte den Prozeß. Es kam natürlich wie es kommen mußte, als sie durch Ashs komplette, mittlerweile doch recht angewachsene, Pokémonliste ging. „Uh... Ich muß nachfragen, ob diese Einträge echt sind. Hier steht, daß du nicht nur Lavados, sondern auch Zapdos und Arktos in deinem Besitz hast und zwar außerhalb des regulären Teams." Miss Jacob sah etwas bleich aus und griff schon nach ihrem Telefon, doch war das glücklicherweise nicht mehr notwendig.

„Lassen sie es gut sein, Miss Jacob. Ich denke an der Ehrlichkeit dieses jungen Herren hier ist nicht zu zweifeln." Ligapräsident Charles Goodshow kam in den Raum und wir teilten erstmal Begrüßungen aus, wobei sich Lara und Erika etwas außen vorgelassen fühlen mußten. „Ash wird dieses Jahr die Ehre haben die Flamme zu entzünden als erster Trainer Lavados' in der Geschichte der Pokémon Liga. Ich würde deshalb auch gerne noch einmal mit dir sprechen Ash und auch mit ihnen, Miss Imité..."

„Waterflower", korrigierten Duplica und ich aus einem Mund. Für einen Moment verwirrt, zuckte Goodshow mit den Schultern und nickte schließlich. „Wie ihr wünscht. Könnt ihr nachdem ihr hier fertig seid vorbeikommen und wir reden dann miteinander?" Ash und Duplica bestätigten und Goodshow verschwand wieder, während Miss Jacob begann uns die Änderungen im Ablauf zu erläutern und wir unsere Nummern für den Wettkampf zogen.

Miss Jacob und Sabrina erklärten uns, daß das neue System so ausgelegt war, daß eine größere Anzahl der Erstteilnehmer vorher durch eine oder mehrere Qualifikationsrunden – kam auf die Anzahl der Teilnehmer an – gehen mußten, um sich für das eigentliche Teilnehmerfeld zu qualifizieren. Das Turnier selber wurde in der ersten Runde nun in acht Gruppen mit je fünf Teilnehmern bestritten. Zwei davon waren gesetzt, entweder Elitemitglieder oder bereits renommierte Trainer wie Ash und Richie, wobei die letzten beiden jeweils Qualifikanten darstellten. Den letzten Platz nahm ein weiterer, nicht gesetzter Trainer ein, der nicht durch die Qualifikation mußte. Es stellte sich heraus, daß ich wohl allein aufgrund meines Status' in diese Kategorie fiel.

Die Auslosung ergab, daß Ash mit Lorelei in einer Gruppe war und auch prompt das erste Match übermorgen nach den Qualifikationsrunden bestritt und ich fand mich in einer Gruppe mit Koga und einem mir unbekannten weiteren Trainer wieder, der ebenfalls gesetzt war. Richie hatte eine relativ leichte Gruppe erwischt, während Sabrina sich mit ihrem Toptrainerrivalen Willi rumschlagen mußte. Die gute Nachricht war, daß wenn wir alle den ersten Platz in unserer Gruppe belegten, wir nicht vor dem Viertelfinale aufeinandertreffen würden.

Kurz darauf verabschiedeten sich Ash und Duplica zusammen mit Pikachu und Ditto, sowie Mew als Führer, um sich mit Präsident Goodshow wegen der Eröffnungsfeier später am Tag zu treffen und Richie und Sabrina zeigten uns unsere Unterkünfte, das Mindeste, was sie schon im voraus hatten arrangieren können.

Mögen die Spiele beginnen!

Pokémon Dorf, eine gute Stunde später (Erika)

„Wow, ich muß zugeben, dafür daß wir nicht einmal an den Wettkämpfen teilnehmen und trotzdem hier wohnen können... Dafür ist das hier wirklich fantastisch!" stellte Lara enthusiastisch nach einem LANGEN Rundumblick in ihrer typischen Art fest. Natürlich konnte sie den Vergleich aber nicht lassen. „Trotzdem aber nichts gegen die Ranch, nicht wahr, Rika?" Ich lächelte nur und nickte, während Lara begann die Räume genauer zu inspizieren. Ich setzte mich in das komfortable Sofa des Hauptraumes und blättere durch ein Programmheft, ohne wirklich darauf zu achten, daß Lara durch das ganze Haus wuselte. Mittlerweile war ich es gewohnt, daß sie sich für viele Dinge begeistern konnte und es mindestens fünf Minuten dauerte bis sie sich wieder beruhigt hatte. Ich war eigentlich nur froh von Misty wegzukommen. Sie hatte uns den ganzen Weg über seltsame Blicke zugeworfen und mittlerweile dürften die anderen ihr schon erzählt haben, was sie verpaßt hatte. Ich wußte auch nicht warum aber nach Duplicas Reaktion hatte ich keine Lust mich mit noch einer neugierigen und bedrängenden Waterflower herumzuschlagen.

„Hey, Rika... Hallo? HEY!" Ich sah auf aus meinem Gedanken gerissen und sah, daß Lara sich auf die Sofalehne gestützt hatte und offenbar nicht glücklich darüber, daß ich sie nicht beachtet hatte. „Mei, das hat aber lange gedauert. Ich sagte nur, daß ich duschen gehe, die Eröffnungsfeier beginnt in zwei Stunden." Ich nickte. „Gute Idee. Beeil dich, ich kann auch eine erfrischende Dusche gebrauchen." Lara hatte dieses verführerische, hinterliste Glitzern in den Augen und ich wußte automatisch, was sie dachte. „Oh nein, Fräulein. Denk gar nicht erst dran. Immerhin wollen wir heute noch fertig werden." Meine Freundin verzog die Mundwinkel in einer beleidigten Geste und trottet davon. „Warte nur bis heute Abend." Ich lächelte nur schwach über ihre definitiv andeutungsvolle Drohung und lehnte mich zurück, um ein paar Minuten die Augen zu schließen.

Es war nicht so, daß sie es wirklich ernst meinte, zumindest nicht in dieser Art und Weise und auf jeden Fall noch nicht jetzt. Zwar hatten die letzten Wochen auf der Laramie Ranch uns beiden die Augen geöffnet aber soweit waren wir noch nicht. Lara mochte es nur mich zu reizen, obwohl oder vielleicht gerade weil ich nicht mehr so darauf reagierte wie früher. Es war wirklich eine Sache der Gewöhnung und wie man sie zu nehmen hatte. Als wir uns erst einmal geöffnet hatten war es überraschend wie gut wir uns ergänzten. Vielleicht war es einfach unser Schicksal zusammenzusein. Lara und ich mochten nicht danach gesucht haben, doch es war nun einmal passiert und ehrlich gesagt hatte ich mich lange nicht mehr so befreit gefühlt seit meiner Zeit bevor Celebi das erste Mal zu mir gekommen war. Und das war einzig und allein Laras Verdienst, die nicht aufgegeben hatte mich aus dem Panzer zu holen, in den ich mich nach den Erlebnissen in der Vergangenheit zurückgezogen hatte.

Ein Klopfen an der Tür riß mich erneut auf den Gedanken. Seufzend stand ich auf und hoffte, daß es nicht Misty, Duplica oder beide waren, um mich auszuquetschen. Es war nicht so, daß ich irgend jemanden erwartete aber die anderen sollten eigentlich alle beschäftigt sein sich heimisch zu machen, so wie wir, und während der Ligaspiele wußtest du nie, wen du um die nächste Ecke zu erwarten hattest.

„Hab ich mir's doch gedacht." Ich brauchte einige Momente um das Profil des mittelaltrigen Mannes mit dichtem schwarzem Haar und einer Designerbrille zuzuordnen. Doch dann klickte etwas in meinem Gedächtnis und ich erinnerte mich augenblicklich, obwohl ich wünschte, daß dem nicht der Fall gewesen wäre. „Mitchell? Larry Mitchell?" Der Mann schenkte mir ein breites Grinsen, das definitiv nichts gutes verhieß, zumindest nicht, wenn man die Geschichte hinter unserer Bekanntschaft betrachtete. „Hi, Erika. Lange nicht gesehen. Ich hab dich und ein paar andere entdeckt, als ihr hochkamt und da dachte ich mir, du schaust mal vorbei und stattest der guten alten Erika einen Besuch ab."

Für einen Moment war ich gewillt die Aussage Ernst zu nehmen, doch als ich schließlich den Ausdruck in seinen dunkelgrauen, verzehrenden Augen wußte ich ganz genau, daß er sich nicht geändert hatte seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten und meine Entscheidung damals anscheinend richtig war. „Nun, das hast du jetzt ja getan", entgegnete ich kühl und so kontrolliert wie möglich. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, wir haben eine Eröffnungsfeier vor uns, die wir uns anschauen wollen." Es war wirklich meine Absicht ihm die Tür voll ins Gesicht zu schlagen – wobei es mir relativ egal war, ob ihm übertragenen Sinne oder nicht – aber Larry war schneller und hielt die Tür mit einer Hand offen. „Ah, warum so unfreundlich, Erika. Ich bin sicher, wir können ein bißchen über alte Zeiten sprechen und diese kleinen Differenzen vergessen..."

„Die Lady hat Nein gesagt", unterbrach Laras Stimme, bevor ich etwas sagen, was ich bestimmt bereuen würde... andererseits wahrscheinlich nicht. Mir war sehr wohl bewußt, daß Lara nichts weiter als einen Bademantel trug, ihre Haare naß waren und sie einen beschützend und beanspruchenden Arm um meine Schultern gelegt hatte. Doch ehrlich gesagt wollte ich es gar nicht anders im Moment. „Und wer meint das entscheiden zu können?" Larry versuchte gar nicht seine Mißbilligung Lara gegenüber zu verstecken. Das ließ meine Freundin aber relativ kalt. „Lara Laramie, für sie Miss Laramie und ich denke sie sollten wissen, wann jemand unerwünscht ist, also verziehen sie sich, bevor ich böse werde."

Larry machte aber keine Anstalten sich von der Tür wegzubewegen. Stattdessen ließ er seinen Blick einmal über Laras Form wandern und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder mir zu. Es lag eindeutige Abscheu in seiner Stimme. „Du gibst dich wirklich mit so einer zickigen Schlampe ab? Ich hätte dich für besser gehalten..." Das war schließlich genug. Dieser Kommentar brachte die sorgsame unter Kontrolle behaltene Wut endgültig zum Bersten und in einer schnellen Bewegung sandte ich Larry im hohen Bogen mehrere Meter entfernt auf den Boden, meine Hände schimmerten immer noch von schwacher, grünlich elementarer Energie. „Wenn ich dich hier noch einmal sehe, Mitchell, dann glaub mir, wirst du es bereuen mich jemals getroffen zu haben." Ohne ein weiteres Wort schlug ich die Tür zu.

Einige Sekunden lehnte ich mich gegen die Tür und seufzte tief. Mir war sehr wohl bewußt, daß ich fast die Kontrolle verloren hatte und nur weil Lara meine Hand ergriffen hatte, nicht noch mehr Schaden angerichtet hatte. Auch wenn es dieser Mistkerl durchaus verdient hatte. „Es tut mir Leid. Ich hätte mich nicht so gehenlassen dürfen. Mir als Erfahrenste dürfte so etwas nicht..." Überrascht wurde ich von Lara unterbrochen, als sie mich in eine enge Umarmung zog und jede weitere Tirade gegen mich selbst mit ihren Lippen erstickte. Vollkommen überrumpelt von der Aktion realisierte ich erst Momente später, daß wir gerade den intensivsten Kuß seit unserem Zusammenkommen teilten. Ich fand mich gegen die Tür gepreßt wieder und Lara hatte ihre Arme um meinen Hals geschlungen.

Nach bestimmt einer ganzen langen Minute lösten wir uns voneinander nach Luft schnappend. „Du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen, Rika, das weißt du. Der Kerl hat gekriegt, was er verdient und wenn er klug ist, läuft er mir nicht über den Weg..." Sie wurde ein wenig ernster. „Es freut mich nur, daß du dich so für mich eingesetzt hast." Mir einen sanften Schubser gebend dirigierte sie mich in Richtung Badezimmer. „Nun, geh duschen. Wir können uns danach unterhalten."

Ehrlich dieses Mädchen schaffte es doch immer wieder mich zu überraschen. Ich hätte schwören können, daß die Sekunde, wo ich die Tür schließen würde, Lara wie eine hungrige Raubkatze über mich herfallen würde, um jedes Detail, was die Beziehung zwischen mir und Larry anging, aus mir herauszuquetschen. Doch nichts dergleichen war passiert und dieses neue Level von Vertrauen war mir ein wenig unheimlich.

Lara war bereits halb in ihrem Zimmer verschwunden, steckte aber nochmal den Kopf heraus. „Ich liebe dich." Ich lächelte glücklich. „Ich liebe dich auch." Damit machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Ja, ich hatte Recht gehabt. Seit so vielen Jahren hatte Lara es geschafft mich glücklich zu machen, sie hatte einen Platz in meinem Leben eingenommen, den ich bisher nur wenigen Menschen gewährt hatte und nie in dieser Größenordnung. Es war beängstigend irgendwie aber gleichzeitig doch ein beruhigendes, erwärmendes Gefühl.

(Duplica)

Ich hatte nur kurz nach Rocko gesehen und einen kurzen Blick auf unsere Wohnung geworfen bevor ich wieder draußen war. Rocko wollte sich noch fertig machen und ich mußte eh eher los aufgrund der Show, um die Präsident Goodshow mich gebeten hatte. Es war immer noch ein wenig Zeit und so saß ich auf dem Rand eines kleinen Springbrunnens und überlegte noch einmal, wie ich die bevorstehende Aufgabe lösen konnte. Ditto zählte sicher allein für zwei oder drei Pokémon aber doch war auch seine Kondition einmal erschöpft. Dann waren da noch Pixi und Aki, erstere hatte wenig Training. Aki würde noch Unterstützung von Kira erhalten, da Rocko mir schon angeboten hatte sein Flamara zu nutzen. Das machte Vier, Fünf mit Tandy, solange ich sie noch benutzen konnte. Wenn Ash wüßte, was los war, würde er sicher nichts dagegen haben aber ich wollte es noch ein wenig geheimhalten. Dementsprechend hatten Ditto und ich gestern Nacht noch damit zugebracht ein wenig in die Ligadatenbanken zu hacken... Ein Vorteil sicherlich, daß ich die Verbesserungen in ihren Sicherheitssystem selbst vorgeschlagen hatte und so genau wußte, was ich tun mußte. Das Problem war nur ich hatte praktisch kein sechstes Pokémon. Bis zum Viertelfinale sollte das egal sein, da würde ich auch mit Ditto, Pixi und Aquana allein zurechtkommen aber dann...

Nun ja, da würde ich mir später drüber Gedanken machen müssen. Immerhin war die Gruppeneinteilung so gut, daß ich vor dem Viertelfinale auf keinen der anderen treffen würde, gegeben natürlich, daß wir alle ungeschlagen aus der Vorrunde kamen... Was keiner so wirklich bezweifelte. Die genauen Charts für das Viertelfinale waren aber noch nicht herausgegeben worden. Zwar hätte ich gestern schauen können aber wo bliebe dann die Spannung? Alles in allem mochte ich wohl die geringste Chance haben von uns Fünf es weit zu schaffen, das hielt mich aber nicht vom Versuchen ab.

Überrascht zuckte ich zusammen, als mich jemand umarmte, realisierte aber schnell, daß es nur Misty war. „Hey, ich dachte du wärst noch nicht wieder da?" Ihr Ton verriet mir auf wen sie wirklich gewartet hatte aber bezweifelte ich nicht zumindest an zweiter Stelle zu stehen. Ich lächelte nur und deutete auf die Tasche neben mir. „Mußte nur schnell meine Sachen holen. Charly möchte, daß ich eine kleine Show hinlegen. Ash meinte er geht gleich von da zum Stadion" Misty schmunzelte als Antwort, die Enttäuschung, daß wir nicht alle zusammengehen konnten, mit einem Schulterzucken abtuend, und meinte: „Ist nur die Frage wie weit treibst du es?" Natürlich wußte ich ganz genau, was sie meinte, und spielte mit. „Oh, ich weiß nicht, vielleicht ziehen Ditto und ich unseren Porygontrick durch." Über die Wochen hatte ich begonnen es zu mögen mit Ditto durch den Cyberspace zu rauschen und hatte die Transformation mittlerweile perfektioniert.

Misty starrte mich in gespieltem Schock an. „Aber, Duplica! Das wäre ja Mißbrauch deiner elementaren Kräfte." Ihre Stimme klang stark nach Mew, obwohl wir natürlich wußten, daß das kleine Pokémon es nie so formulieren, geschweige denn meinen würde. „Was tut man nicht alles für die Unterhaltung des Publikums", entgegnete ich. Für einen Augenblick sahen wir uns an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Wäre Mew oder einer unserer Wächter dabei gewesen, würde dieser oder diese jetzt sicher schmollen.

Ich beobachte Misty dabei wie sie mit dem Versprechungsring an ihrem Finger rumspielte, als sie wieder Ernst wurde. Es freute mich, daß sie ihn immer noch trug, obwohl ich natürlich nie dran gezweifelt hatte. Es war viel mehr ein Zeichen dafür, daß, was auch immer kommen würde, uns nichts trennen könnte. Die Ringe erinnerten mich, daß ich jetzt Teil einer neuen, richtigen Familie war und es geschafft hatte meine Vergangenheit hinter mir zu lassen.

Mistys Blick nach zu urteilen glaubte ich bereits zu wissen, worum es ging. Und ich sollte recht behalten. „Also, wenn mich nicht alles täuscht läuft da irgendwas zwischen Lara und Erika, von dem anscheinend alle wissen außer Ash und mir." Ich legte meine Hände betonend auf die Hüften. „Nun, wenn jemand nicht auf den letzten Drücker gekommen wäre, hättet ihr die kleine Show, die unsere beiden Turteltäubchen abgezogen haben, mitgekriegt." Misty war drauf und dran eine entsprechende Antwort zu geben, als der letzte Teil sie erreichte. „Hey, was kann ich dafür, wenn... Moment, was für eine Show und wieso Turteltäubchen?" Ich grinste und begann ihr zu erzählen, was sie um Sekunden verpaßt hatte.

„Und das Beste ist natürlich, daß Rocko anscheinend genau Bescheid wußte und kein Wort gesagt hat. Wirklich, daß ist mir echt unter die Haut gegangen. Wer hätte gedacht, daß die beiden... Uh, also wirklich. Es geht mich ja nichts an aber vor gut einem Monat konnte sie sich noch kaum ausstehen, nicht zu vergessen, daß beide Mädchen sind. Lara traue ich ja so einiges zu aber Erika hatte ich immer für vernünftig gehalten... Misty?" Erst jetzt merkte ich, daß meine Schwester die ganze Zeit nichts dazu gesagt, sondern mir nur ausdruckslos zugehört hatte. Jetzt sah sie mir direkt in die Augen und meinte sanft: „Sag mir nicht, es stört dich? Ich dachte, du wüßtest, wie unberechenbar Liebe sein kann. Glaub mir eines habe ich gelernt durch die ganzen drastischen Wendungen meiner Beziehung mit Ash. Es ist nicht nur der Mensch, den du liebst. Bei uns, bei uns allen eigentlich, ist es doch viel reiner, oder? Ist es nicht die Seele des jeweils anderen, die wir lieben?"

Für einen Moment dachte ich darüber nach und nickte dann ebenfalls etwas sanfter. „Natürlich, du hast Recht. Wie ich schon sagte, es geht mich eigentlich nichts an und die beiden verdienen es glücklich zu sein." Ich entschied mich das Thema zu wechseln und sah auf die Uhr. Es verblieb immer noch gut eine Dreiviertelstunde bis zur Eröffnungsfeier. „Da Ash nicht kommt und Rocko sicher noch etwas brauchen wird... Wie wär's mit einem kleinen Trainingskampf zum Aufwärmen?" Natürlich erwähnte ich nicht, daß das Aufwärmen wohl mehr für mich, denn für sie gedacht war, obwohl ich nicht wußte, ob mich meine Schwester nicht schon längst durchschaut hatte. Gemessen an ihrer bruchteiligen Verwirrtheit, wohl nicht. „Sicher, warum nicht", entgegnete sie schließlich.

(Lara)

Tief in Gedanken wartete ich darauf, daß Erika fertig wurde. Ich hatte nicht gefragt, was den Typen anging, aber von ihrer Reaktion und den kurzen Erinnerungsbildern konnte ich mir ein gutes Bild über Larry Mitchell machen. Während Erika immer noch zurückhaltend war die neue Verbindung zwischen uns auszunutzen, zögerte ich da nicht. Das war nicht, weil ich unhöflich sein wollte oder neugierig war. Was ich gesehen hatte, diese kurzen Eindrücke von ihrer Reise in die Vergangenheit... Das hatte ausgereicht, damit ich mir geschworen hatte, sie nie wieder so leiden zu lassen. Ich kannte diese dunklen Geheimnisse und Alpträume, die meine andere Hälfte seit jener Zeit heimsuchten, wahrscheinlich sogar besser und tiefer als Celebi oder ihre Pokémon verstand ich, was sie durchgemacht hatte. Und all das machte mich um so entschlossener ihr ihre Sorgen abzunehmen, auch wenn es bedeutete ein wenig in ihre Privatsphäre einzudringen und all die dunklen Wahrheiten herauszupressen.

Larry Mitchell war der Typ Kerl, den man genausowenig ernstnehmen konnte wie man auf der Hut sein sollte. Ohne eine wirkliche Erklärung bekommen zu haben, war mir klargewesen, was wahrscheinlich vorgefallen war. Er hatte sich an sie rangemacht, sie hatte ihn zurückgewiesen und jetzt war er sauer und wollte ihr wenn nötig mit Gewalt zeigen, daß sie ihn nicht so einfach zurückweisen konnte. Nein, danach hatte ich wirklich nicht fragen müssen. Was Erika gebraucht hatte, war eine Geste der Aufmunterung und der Versicherung, daß uns nichts auseinanderbringen konnte, ein Beweis des Vertrauens, das ich in sie hatte. Und den hatte ich ihr gegeben.

Meinem Gefühl folgend schaute ich just in diesem Moment aus dem Fenster und erblickte niemand anderen als eben jenen Larry Mitchell gut hundert Meter entfernt zu unserem Haus rüberblickend. Anscheinend schien er gemerkt zu haben, daß er entdeckt war und verzog sich schnell aus meinem Blickfeld. Eine kurze Selbstbegutachtung später, hopste ich vom Bett, schloß kurz die Augen und erschien draußen, nur wenige Meter von Mitchell entfernt. Er hatte mir den Rücken zugewandt und ich beschloß dies zu meinem Spaß zu nutzen.

„Habe ich sie nicht gewarnt?" Larry fuhr erschrocken herum, für ein paar Augenblicke vollkommen perplex, daß ich so schnell draußen und hinter ihm war. „Wie... Was...?" stotterte der ältere Mann, anscheinend eine Art Wissenschaftler oder Forscher, ich hatte schon immer ein Talent für so etwas. Ich neigte meinen Kopf leicht auf eine Seite in einer unschuldigen Geste aber meinen Blick ließ ich glatt durch ihn durchdringen. „Alles sehr berechtigte Fragen. Aber wirklich wichtig ist doch nur, was sie hier noch wollen, Mr. Mitchell? Ich dachte, meine Freundin hätte deutlich gemacht, daß sie hier nicht erwünscht sind. Oder sind sie so scharf darauf eine Strafe wegen Belästigung zu bekommen?" Er wollte zu einem Protest ansetzen aber ich ließ ihn gar nicht soweit kommen. „Streiten sie es nicht ab, Mr. Mitchell! Glauben sie mir, sie wollen nicht erleben was passiert, wenn ich sauer werde." Ein kleiner Funke Feuermagie entflammte für einen Moment meine elementare Aura.

Larry schien nicht sehr beeindruckt und gähnte aufreizend lässig. „Wirklich, ich kann nicht glauben, daß Erika solch einem Pyrofreak und Luder wie dir verfallen ist aber bitte. Warum legen wir den Streit nicht im Turnier bei?" Dieses Mal versuchte ich gar nicht mein angeheiztes Temperament zu unterdrücken. Normalerweise rutschen solche Beleidigung wie Wasser an meinem Körper herunter aber diesmal war auch eine indirekte Beleidigung Erikas darin und das konnte... würde ich NIEMALS durchgehen lassen.

Bevor Larry wußte wie ihm geschah, hatte ich ihn gegen einen nahen Baum gepreßt, meine Feueraura drohte besagten bereits ziemlich anzukokeln. „Wagen sie es nie, ich wiederhole, NIE wieder sie zu beleidigen. Über mich können sie sagen, was sie wollen, aber noch ein schlechtes Wort über Rika und ich vergesse mich, haben wir uns verstanden?" Der durchaus nicht bemitleidenswerte Mann schien langsam zu realisieren in welcher Gefahr er sich befand und nickte eiligst. Feiger Schwächling... „Leider sind wir nur hier, um ein paar Freunde von uns zu unterstützen, ansonsten würde ich ihre Herausforderung sehr gerne annehmen aber ich bin sicher, einer von unseren Freunden wird mit Vergnügen den Stadionboden mit ihnen aufwischen." Ich hatte langsam gesprochen und jedes Wort betont. Langsam begann Larry merklich zu schwitzen. Anstatt loszulassen drückte ich noch ein wenig fester. „Ich hoffe, wir haben uns jetzt wirklich verstanden." Damit ließ ich ihn los und innerhalb eines Augenblinzelns ließ ich ihn allein mit seinem neuen Begleiter, der Angst. Sicherlich rutschte er gerade den Baumstamm hinunter und heulte...

Ich fiel wie berechnet wieder genau aufs Bett, band meinen Haarzopf neu und schob diesen dann dahin, wo er hingehörte, bevor ich schließlich ein leises Lachen hervorbrachte. Just in diesem Moment kam Erika ins Zimmer, genau wie ich vorhin nur mit einem Bademantel bekleidet, der einen auf gewisse Ideen bringen konnte. „Was ist?" Ich setzte eine unschuldige Miene auf, von der ich wußte, daß sie es eh nicht kaufte.

„Hör zu, Teshi, wegen Mitchell..." Mit einer Handbewegung schob ich den Einwand beiseite. „Das kannst du mir später mal erzählen. Glaub mir, wenn er auch nur etwas Grips hat, stört er uns so schnell nicht mehr." Tief in mir drinnen sagte mir eine kleine Stimme, daß ich eigentlich nur versuchte mich selbst zu beruhigen. Dieser Typ hatte mir Angst gemacht und mir gezeigt, wie brüchig unsere Beziehung noch war. Ich hoffte nur, sie konnte überleben. Sowie die der anderen. Ich hoffte es inständig.

Indigo Stadion (Richie)

Die Eröffnungszeremonie lief bereits einige Zeit, als Misty, Sabrina und ich unter den vielen Trainern standen, die dieses Jahr teilnahmen, ob nun Qualifikanten oder nicht. Zugegeben das Teilnehmerfeld war riesig und bedachte man, daß innerhalb eines Tages dieses Feld auf eine Größe von vierzig Teilnehmern gekürzt werden würde, von denen sechzig Prozent eh schon gesetzt waren... Ich wollte gar nicht wissen wie kräftezehrend, daß für die Qualifikanten sein mußte und es war uns wohl allen klar, daß wirklich nur die stärksten und ausdauerndsten Trainer übrig bleiben würden.

Duplica hatte ihre Show mittlerweile fast beendet, nachdem sie ihr Ditto nahezu durch jede mögliche Transformation hatte gehen lassen. Das Publikum schien hingerissen zwischen ekstatischer Begeisterung und ungläubiger Stille, insbesondere als Ditto mühelos legendäre Pokémon kopierte, dabei aber die drei Vögel auslassend, aus Gründen, die niemand so recht verstand, wir uns aber denken konnten.

Sabrina stupste mich an und ich wandte meiner Aufmerksamkeit von Duplicas Vorstellung ab. Meine Freundin deutete in eine Richtung und ich erkannte einen etwas älteren Mann, alt in Hinblick auf einen Großteil der vielen jungen Teilnehmer in diesem Turnier. „Sag, ist das nicht der Typ, den Lara erwähnt hat?" Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und wie Sabrina schon richtig erkannt hatte, handelte es sich bei dem Mann tatsächlich um Larry Mitchell. Auch ohne Laras Beschreibung hätte ich den Mann erkannt, denn war ich während seiner Arbeit für Erika an einer ihrer Parfümkreationen noch in der Stadt gewesen. Normalerweise hätte ich ihm keine Beachtung geschenkt aber nach Laras besorgter Beschreibung seines Aufkreuzens früher am Tag hatte sich das geändert.

Misty hatte sich ebenfalls umgedreht und den Mann entdeckt. Ich konnte einen leichten Glimmer von Azurblau in ihren Augen aufblitzen sehen und wußte augenblicklich, daß sie es anscheinend persönlich nahm. Nun, da waren wir schon zu zweit. Ich stoppte sie in der Bewegung, bevor sie sich in seine Richtung bewegen konnte und schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Laß gut sein. Ich habe den Gruppenplan nochmal gecheckt und gesehen, daß er in meiner Gruppe ist. Es bringt niemanden etwas, wenn wir hier eine Szene machen."

Für einen Augenblick sah es so aus, als ob Misty nicht auf meine Logik hören wollte, seufzte dann aber und entspannte sich. „Du hast wohl recht." Um ehrlich zu sein, konnte ich meinen eigenen Zorn nur schwer unterdrücken. Erika war eine alte und gute Freundin. Zwar hatten Lara und sie uns mit der Enthüllung ihrer Beziehung überrascht aber das ändert nichts an der Tatsache, daß wir einander respektierten. Die Familie, die sich zwischen uns gebildet hatte, war jedem von uns wichtig. Außerdem wußte ich sehr gut wie labil eine solch starke Beziehung sein konnte, wenn sie an ihrem Anfang stand. Und da waren solche Typen nicht gerade erwünscht.

Just in diesem Moment, als ob er unsere Blicke gespürt hätte, sah Larry in unsere Richtung. Einige Sekunden starrte er uns an, wobei sein Blick am längsten an mir hängenblieb. Ich wußte er erkannte mich, ließ mich aber nicht aus der Ruhe bringen, nicht umsonst war ich der Schattenmeister. Schließlich grinste er breit und winkte aufreizend lässig, als ob er überhaupt nicht unsere stechenden Blicke bemerken würde. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihm dieses arrogante Grinsen liebend gerne aus seinem Gesicht entfernt... Doch hielten mich meine eigene Worte davon ab, die ich eben noch an Misty gerichtet hatte. „Keine Sorge. Wir können ihn immer noch im Kampf vollkommen demütigen", versicherte Sparky mit einem amüsierten Grinsen und einigen schwarzen Funken, die ganz sicher von Larrys Position aus zusehen war. Shadow sagte nichts, sondern sandte nur einen solch angsteinflößenden Blick in die Richtung Larry, daß sich ein paar Schweißtropfen in seinem Nacken bildeten.

Mich demonstrativ abwendend schenkte ich ihm keine Beachtung mehr und beobachtete statt dessen wie Duplica und Ditto die Show zu einem phänomenalen Abschluß brachten, als beide sich in zwei Porygone verwandelten, Ditto in die Upgradeversion des Cyberpokémon, und in einem extra aufgestellten Computer verschwanden, nur um kurz darauf auf der Anzeigetafel zu erscheinen und dort wieder auszutreten. In der Luft über dem Stadion schwebend verwandelten sie sich in zwei SEHR große Dragorans und flogen davon. Das Publikum brach in ekstatischen Applaus aus, obwohl ich sicher war, daß bestimmt nicht einmal die Hälfte das Ganze nicht für eine Art Trick halten würde. „Wow, ich denke, sie hat sich selbst übertroffen. Gemessen daran, daß Ditto und ich eben noch einen Trainingskampf hatten, der relativ heiß war", gab Moty sein Kompliment ab.

Noch vollkommen übermannt von der Darbietung hatte keiner wirklich bemerkt wie Präsident Goodshow langsam seinen Weg auf das Podium gefunden hatte. „Was für eine Show meine Damen und Heeren. Duplica, die Dittomeisterin und erst kürzlich entdecktes Mitglied der Waterflowerfamilie für sie!" Das Publikum wurde erneut laut. Nachdem sich die Zuschauer wieder etwas beruhigt hatten begann Charly seine Begrüßungsrede und ging dann noch einmal über die veränderten Regeln des diesjährigen Turniers.

(Mew)

Leicht über Ashs Schulter schwebend beobachtete ich mit wachen Augen die Eröffnungszeremonie. Das Aufeinandertreffen von gestern Nacht in der Arena beunruhigte mich immer noch, wenn auch nur zu dem Ausmaß, daß ich den Halbdämon dort mehr als überraschend und unerwartet empfand. Natürlich wußte ich, was kommen würde, weit in der Zukunft von hier, vielleicht nicht soviel wie mein Bruder aber mindestens soviel wie Ash auch wissen würde, wenn er wirklich mal wieder in dem Buch lesen würde... Nun ja, es war nicht wirklich gefährlich jetzt, trotzdem konnte man nie sicher sein, Prophezeiungen waren eher vage, was die exakte Zeit anbetraf und selbst Celebi war kein wandelnder Hellseher – davon mal abgesehen, daß er natürlich gar nicht mehr als nötig verraten durfte.

Duplica und Dittos Zurschaustellung ihrer Fähigkeiten beobachtete ich besonders, denn ich war sicher es war fast eine Stunde gewesen, in der Charly mich versucht hatte zu überzeugen, daß das nicht so schlimm wäre wie ich dachte. Es half natürlich nicht gerade, daß Ash, Duplica, Pikachu und Ditto auf seiner Seite waren. Manchmal verfluchtete ich meine nachsichtige Persönlichkeit. Ich war viel zu sanftmütig, um ihnen etwas abzuschlagen, was nicht direkt gefährlich war. Letztendlich hatte es sich herausgestellt, daß meine Sorgen tatsächlich umsonst waren. Die meisten Zuschauer glaubten nicht wirklich, daß, was sie sahen, echt war.

„Nun, eine wesentliche Änderung zu den diesjährigen Ligaspielen gibt es noch, die vielleicht den meisten hier schon bekannt sein dürfte. Es wird dieses Jahr keinen Fackelträger geben, dafür aber etwas viel besseres." Das war sozusagen unser Queue und Ash setzte sich auch prompt in Bewegung, Pikachu an seiner Seite. „Ich sage immer noch, daß ist eine dumme Idee. Wir erregen zuviel Aufmerksamkeit und ich dachte, daß wolltet ihr selber nicht." Ash nickte, tat den Einwand aber mit einem Lächeln ab. „Oh, komm schon. Ein bißchen Show muß sein und ich hab doch versprochen keinen von euch im Kampf einzusetzen, wenn es sich vermeiden läßt. Zumindest nicht bevor die anderen und ich aufeinandertreffen." Ich seufzte, mir sehr wohl bewußt wie wenig es brachte gegen meinem Schützling zu argumentieren und ich hatte keine Absichten meine Mutterposition auszunutzen. Im Moment begnügten wir uns mit der Beziehung, die wir jetzt hatten, und eigentlich reichte mir das auch. „Na schön, gehen wir."

Gerade als wir von der Katakombentreppe ins Stadion traten, beendete Charly seine Rede und kündigte uns an. „Heißen sie herzlich willkommen den jungen Mann, dem wir es zu verdanken haben, daß unsere Kinder Nachts wieder ruhig schlafen können. Er und seine Freunde waren zu einem Großteil dafür verantwortlich, daß Team Rocket einige Wochen vor dem Turnier für immer zerschlagen wurde. Einen großen Applaus bitte für den Silber- und Bronzegewinner der letzten zwei Turniere, Ash Ketchum aus Alabastia." Ash stöhnte bevor er und Pikachu ins Licht traten – mich sah man ja eh nicht –, Charly mußte natürlich mal wieder dramatisch übertreiben, was das anging. Aber das bekam er jetzt dafür, daß er diesem kleinen Akt zugestimmt hatte. Ehrlich gesagt hatte Charly eine Ehrung für alle acht Meister halten wollen aber das hatten wir einstimmig abgelehnt und am Ende schließlich auf die Abschlußzeremonie verlegt.

Das Publikum immer noch leicht ekstatisch von Duplicas Darbietung brach erneut in Applaus und laute Jubelrufe aus. Ash stand für eine Weile da, seine Augen die Ränge überfliegend und dann auch kurz die Trainer. Für einen Moment blieb er an einer Dreiergruppe hängen, natürlich Misty, Sabrina und Richie, und sandte ein kurzes Lächeln in ihre Richtung. Dann nahm er langsam den kristallrot schimmernden Pokéball von seinem Gürtel, stoppte aber in der Bewegung. *Was meinst du? Wollen wir nicht mal ein wenig den Ablauf ändern?* Seine mentale Frage war von einem kurzen Bild begleitet, was mir genau sagte, was er sich dabei vorstellte. Trotz meiner Abneigung gegen diese Zurschaustellung von seltenen Pokémon und elementaren Energien, konnte ich mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen und schwenkte meine Schwanz zustimmend.

Zufrieden meine Unterstützung zu haben, streckte er eine Hand aus, mit dem Handrücken nach unten und ein leichtes, weißes Glimmern signalisierte die Verwendung seiner elementaren Lichtkräfte. Drei Pokébälle, alle kristallin ausschauend, einer Eisblau, einer Feuerrot und einer Elektrischgelb. Mit einem Aufblitzen seiner Augen, begleitet von einem simplen mentalen Kommando platzten diese auf und drei majestätische Vögel stiegen gen Himmel empor.

Das ganze Stadion war im wahrsten Sinne des Wortes starr vor Schock, als alle ihren Atem anhielten... Nun ja ein paar Ausnahmen gab es aber das waren auch nur die, die wußten, was passieren würde. „Lavados, Arktos, Zapdos, wärt ihr so freundlich die Flamme zu entzünden?" wandte sich Ash an die drei legendären Vogelpokémon. Schnell begreifend, was Ash sich vorstellte, schossen die drei Vögel hinauf zur Spitze der Treppe, die zur Schüssel führte, welche das Ligafeuer beinhalteten sollte.

Lavados schwebte nur wenige Meter über dem Gefäß und mit einem einzigen Flügelschlag schoß eine meterbreite Flamme hinunter und entzündet das signifikante Feuer. Just in diesem Moment schlossen sich Arktos und Zapdos ihrem Gleichgesinnten an, jedoch anstatt des gefrierenden, aufladenden Effektes, den wohl nahezu jeder Zuschauer erwartet hatte, wechselte die Flamme schlichtweg ihre Farbe zu Eisblau und zu einem aufblitzenden Gelb, bevor sich alle drei Farben ineinander mischten und ein prächtiges Schauspiel boten.

Mit einem spitzen Schrei stoben die drei Vögel auseinander und Ash beorderte diese in ihre Pokébälle zurück, während Charly sich wieder dem vor Staunen wie gelähmten Publikum zuwandte. „Mögen die Spiele beginnen!" Und wie erwartet brach das ganze Stadion erneut in einen ohrenbetäubenden Lärm aus.

„Nun, zumindest war es eine gute Show", kommentierte Pikachu und ich nickte.

Etwas später am Abend (Rocko)

Die Feier war längst vorbei aber trotzdem bebte das Stadion noch förmlich vor Aktivität. Das erste Match der Vorrunde stand an, der Eröffnungskampf zwischen Siegfried, dem Champion und einem jungen Mädchen aus Johto. Dies würde der einzigste Kampf werden, der vor den Qualifikationskämpfen am morgigen Tag stattfindet und sicherlich auch ein vielversprechender Auftakt.

Duplica und ich hatten angeboten etwas zu knabbern zu besorgen, während der Rest uns Plätze sicherte. „Und schon gespannt auf die Konkurrenz", fragte ich, als wir in der Schlange vor einem Geschäft warteten. Duplica nickte enthusiastisch. „Sicher... Na schön, ich weiß, daß Siegfried stark ist aber ich hab ihn auch noch nie live in Aktion gesehen und diese andere Trainerin... Ich meine, wenn Sabrina schon sagt, sie wäre vielversprechend, dann verspricht das doch interessant zu werden." Seit sie sich in den Kopf gesetzt hatte auch am Wettkampf teilzunehmen, hatte sie sich wie eine Wilde in die Arbeit gestürzt. Neben Training, und dem Lernen für den Zulassungstests hatte sie auch diverse Videobänder studiert, um sich über mögliche Gegner zu informieren, die ihr und den anderen das Wasser reichen konnten.

„Entspann dich einfach und agiere nicht zu unüberlegt", meinte Vulpix auf dem Boden neben mir. Zum Glück war es so laut, das niemand es wirklich hörte. Ich hob eine Augenbraue und Duplica sah den Feuerfuchs verblüfft an. „Und das von dir?" Vulpix schmollte ein wenig. „Hey, ich habe nie gesagt, daß du im Kampf nicht leidenschaftlich sein sollst, es hilft aber auch nichts, wenn du den Kopf verlierst", erwiderte sie. „Du nennst deinen Kampfstil also kontrolliert leidenschaftlich?" stichelte ich, sie ignorierte den Kommentar und sagte vorerst nichts mehr. Ich lachte und auch Duplica kicherte leicht.

Schweigend warteten wir, bis wir an der Reihe waren und arbeiteten dann die ganzen Bestellungen ab, die unsere Freunde uns gegeben hatten. Kurz darauf waren wir auf dem Rückweg, nur wenige Minuten bevor der Kampf anfangen würde. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, daß meine ansonsten doch sehr gesprächige Freundin anscheinend tief in Gedanken war. Sie war überhaupt sehr ruhig gewesen den ganzen Tag. „Was beschäftigt dich?" Sie schwieg für eine Weile, während wir langsam die Stufen zu unserer Reihe heruntergingen, Vulpix und Ditto etwas hinter uns. „Geht es wieder um die eine Sache?" Ich wußte genau wie sehr es sie schlauchte neben all der Vorbereitung nicht mehr die Zeit gefunden zu haben neben Ditto, Pixi und Aki noch eigene Pokémon gefangen zu haben. Zwar war ich selber nie wirklich Trainer, doch hatte ich dieses Phänomen oft gesehen – Ash eingeschlossen –, Trainer neigten dazu nie, unter keinen Umständen in offiziellen Kämpfen mit geliehenen Pokémon zu kämpfen, so sehr sie diese auch kannten und mochten. Es waren nicht ihre eigenen und das nagte am Stolz des jeweiligen Trainers.

Duplica seufzte leicht. „Ein wenig. Irgendwie will ich nur beweisen, daß ich nicht auf andere angewiesen bin, daß ich etwas auch alleine machen kann." Ich blieb stehen und faßte sie sanft am Arm. „Das hast du schon längst, vergiß das nie. Du standst schon so früh und jung auf deinen eigenen zwei Beinen, hast dich selber versorgt, ganz ohne Familie. Niemand, der dich wirklich kennt, würde jemals denken, daß du nicht immer alles geben würdest, was du zu leisten imstande bist." Sie drehte ihren Kopf zu mir und lächelte. „Danke."

„Aber immer doch."

Nach diesem kleinen Gespräch gingen wir weiter. Eines hatte ich mir geschworen, daß ich immer an ihrer Seite sein würde. Ich wußte, sie liebte mich nicht, nicht so sehr wie ich es für sie tat. Es war ein Kompromiß, etwas nachdem wir beide nicht gesucht aber trotzdem gefunden hatten. Wir gaben vor, das stabile, ganz normale Paar zu sein aber wußte ich nicht, ob wir Krisen, wie die von Ash und Misty, überleben würden. Doch, was auch kommen würde, ich hatte mir geschworen sie zu beschützen, sie glücklich zu machen, so sehr ich konnte, was auch immer sie tun mochte. Denn sie hatte es nicht verdient länger alleine zu sein und irgendwann, später vielleicht, würde sie in der Lage sein sich vollständig zu öffnen. Und dann, dann würden wir vielleicht beide glücklich sein. Bis das der Fall war, konnte ich nichts weiter tun als für sie da zu sein.

(Sabrina)

Ich spürte eine leichte Unruhe in Rocko und Duplica, sogar mehr in dem jungen Gesteinmeister. Was genau es war, konnte ich nicht entziffern, fragte aber auch nicht, nachdem ich ihm einen langen Blick zugeworfen hatte. Es war nicht mein Platz mich in ihre Beziehung einzumischen, das mußten sie unter sich selber ausmachen. Persönlich hatte ich nicht vor mir den Tag vermiesen zu lassen und so lehnte ich mich einfach zurück und lächelte fröhlich als Richie einen Arm um meine Schultern legte. In der letzten Zeit waren wir deutlich stabiler geworden und die Wochen hier oben, trotz all der Arbeit, hatten gezeigt, daß wir anscheinend doch füreinander bestimmt waren. Es fühlte sich einfach so richtig an.

All die Anspannung von vorhin schien von ihm abgefallen zu sein und zurück blieb nur Interesse und Neugier auf den bevorstehenden Kampf. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, wie sehr ihn die Sache mit Erika, Lara und dem ungehobelten Trainer zu schaffen gemacht hatte. Bis vor kurzem war mir nie richtig bewußt gewesen, daß die Freundschaft zwischen ihm und Erika so eng gewesen war und immer noch ist, doch jetzt... Nun, was auch immer passieren würde, meiner Unterstützung würde er immer haben.

Was das Match anging, war ich auch sehr gespannt und erwartungsvoll. Einer meiner Assistenten aus Saffronia hatte mir erzählt, daß die junge Trainerin, die gleich im Eröffnungsmatch gegen Siegfried antreten würde, mich gesucht hatte aber nicht damit herausgerückt war, was sie wollte. Es schien, daß sie sehr begabt war, im Pokémontraining, sowie in Psychokinese. Ich hatte mich etwas schlaugemacht im Vorfeld und war sicher sie hatte mehr als nur die kleine Außenseiterchance den Kampf zu gewinnen, die ihr alle lediglich einräumten.

„Ich bin schon gespannt auf diese Crystal", meinte Lara, höchstwahrscheinlich froh ein wenig Ablenkung von den vorhergegangen Ereignissen zu bekommen, sie und Erika hingen regelrecht aneinander, was ich leicht irritierend fand. Sunny und Shadow dösten leicht neben den anderen Pokémon, wobei ich nicht so recht verstehen konnte wie sie das bei all dem Lärm konnten, und so waren wir bis auf Pikachu und Sparky jeweils auf der respektiven Schulter ihres Partners mehr oder weniger unter uns.

„Auf jeden Fall sehr talentiert. Ich kann ihre Präsenz bis hierhin spüren. Für eine einfache, noch so junge Psychotrainerin hat sie bereits eine unglaublich hohe Aura und im Gegensatz zu Willi wesentlich konzentrierter." Richie lachte. „Das sagst du nur, weil du ihn nicht magst." Ich beschloß den Kommentar zu ignorieren und verfolgte wie die letzten Vorbereitung zu einem Ende kamen und das Stadionfeld geräumt wurde. Wie erwartet hallte kurz darauf die Stimme des Stadionsprechers durch die Lautsprecher, der seine üblichen Begrüßungen von sich gab, bevor er schließlich die beiden Teilnehmer ankündigte.

„Aus  dem fernen Johto, Schon bereits in ihrem jungen Alter von gerade einmal 14 Jahren eine begabte Trainerin, spezialisiert auf Psychopokémon. Begrüßen sie Crystal Tamel!" Aus einem der Tunnel kam ein junges Mädchen mit im Sonnenlicht funkelnden, zu einem Zopf zusammengebundenen blauen Haaren, ein wenig wie Lara. Und sie kleidete sich auch ein wenig zu sehr wie Lara nach meinem Geschmack. Das kurze, schwarze T-Shirt mit silbernen Rändern war ein wenig zu enthüllend, wenn es nach mir ging.

Ash setzte sich plötzlich auf. „Hey, die kenne ich doch! War sie nicht letztes Mal bis ins Achtelfinale gekommen." Richie studierte Crystal für eine Weile und schüttelte dann den Kopf. „Tut mir Leid, kann mich nicht erinnern, aber letztes Mal war ich auch gar nicht so lange dabei, da Siegfried mich schon so früh rausgeworfen hat." Ich fing Mistys Blick für einen kurzen Augenblick auf, bevor der Sprecher den Champion selbst ankündigte, und wußte gleich, daß sie wohl mal wieder unnötig besorgt war. Wirklich wieviel Beweis brauchte sie noch, um Ash zu trauen, wenn es um andere Mädchen ging? Na ja, sie hatten es schwer gehabt und Ash schien daran gewöhnt zu sein, denn Misty entspannte sich schon wieder, offensichtlich durch einen beruhigen Gedanken ihres Freundes.

„Ladys und Gentlemen, nun heißen sie Herzlich Willkommen den amtierend Champion der Pokémon Liga, unbesiegt für über zehn Jahre zählt er auch dieses Mal wieder zu den Topfavoriten. Hier ist Siegfried!" Crystal hatte nur zurückhaltenden, mehr höflichen Applaus bekommen, doch als Siegfried in seiner üblichen, unnahbar scheinenden Art die Arena betrat brach das Publikum förmlich in Begeisterungsstürme aus. Ich jedoch hatte das Gefühl, daß viele hier heute eine Überraschung erleben würden, zwar glaubte ich nicht, daß Crystal eine echte Chance hatte. Jedoch würde Siegfried bestimmt mehr ins Schwitzen kommen, als er erwartet hatte.

(Ash)

Der beruhigende Gedanke, den ich durch unser Band geschickt hatte, reichte für den Moment und so konnte ich mich wieder auf das bevorstehende Match auf dem Boden des Indigo Stadions konzentrieren – dem einzigen Match in der Vorrunde, daß nicht auf einem der speziellen Felder stattfand. Aber trotz allem spürte ich immer noch Mistys Verdächtigungen in Bezug auf Crystal, obwohl ich das Mädchen nicht einmal in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Andere, die nicht wußten, was wir alles durchgemacht hatten, würden sagen sie sei undankbar, zickig, übermäßig eifersüchtig... und solche Dinge eben. Doch die Wahrheit war all das störte mich genausowenig wie es mich überraschte. Sicher, in der Beziehung agierte ich immer etwas ruhiger, gelassener, doch tief da drin teilte ich all ihre Gefühle. New Island hatte uns verändert, mehr als alle wußten. Unsere Freunde kannten die Wahrheit zwar nun aber ob sie je voll verstehen... nein, begreifen konnten, was damals geschehen war... Ich bezweifelte es.

Das Match hatte begonnen und der Stadionsprecher war voll in seinem Element, obwohl ich ihn für den größten Teil ignorierte, immerhin konnte ich sehr gut selber sehen, was da vor sich ging, und ganz sicher sogar besser verstehen. Crystal hatte den Münzwurf verloren und begann mit einem Enteron, sehr gut trainiert mußte ich zugeben, und es schien, daß auch Misty dem zustimmte. Siegfrieds Antwort erschien leicht seltsam, wenn auch äußerst rar, als er ein Aerodactyl in den Kampf schickte. Trotz des offensichtlichen Vorteils blieb die junge Trainerin voll konzentriert.

Ein Kommando gebend ließ sie Enteron den Kampf mit einer Aquaknarre beginnen, die mehr testend, denn ernstgemeint war und dementsprechend hatte Aerodactyl auch keine Probleme auszuweichen und im nächsten Moment bereits auf das Wasserpokémon zuzuschießen. Enteron duckte sich unter dem prähistorischen Vogelpokémon hindurch – gerade so – und antworte mit einem massiven Psystrahl, der Aeorodactyl voll in den Rücken traf und etwas taumeln ließ. Der Urvogel kreischte kurz, zornig und wütend über den Angriff und begann eine goldene Energiekugel zu bilden, die langsam an Größe zunahm. Doch bevor der Hyperstrahl das Maul des Pokémon verlassen konnte, streckte Enteron seine amphibischen Flossenhände aus und blockierte den Angriff mit einem Aussetzer.

Crystal witterte ihre Chance, da die beste Waffe des typmäßig unterlegenen Pokémon temporär blockiert war und ließ Enteron in den Angriff übergehen. Mit einem Blubbstrahl beginnend fügte Enteron seinem Gegner massiven Schaden zu und minimierte auch noch den Geschwindigkeitsunterschied. Aerodactyl versuchte erneut einen Angriff zu starten war aber noch zu schwach von der Hyperstrahlaufladung und steckte so ein paar weitere harte Treffer in Form eines Eisstrahls, einer Konfusionsattacke und letztendende einer heftigen Hydropumpe ein. Jeder dachte wohl das wär's gewesen aber wieder einmal bewies sich, daß Siegrieds Pokémon unheimlich ausdauern waren, insbesondere bei Typunterlegenheit, etwas, was mich ein wenig an den jungen A.J. und sein Sandan erinnerte.

Wundersam einen weiteren Wasserstrahl ausweichend nahm Aerodactyl den Kampf wieder auf, Flügel gespreizt wirkte es wie eine Mischung aus einem Gleiter und einem hungrigen Raubtier. Alle – außer uns – schnappten nach Luft als der Steinvogel sein Comeback mit einer massiven Antik-Kraftattacke feierte, die ihren Nebeneffekt anscheinend nicht verfehlte. Bevor Enteron wußte, was ihn getroffen hatte, taumelte es bereits unter der Wucht einer harten Flügelschlagattacke zurück und purzelte schließlich benommen zu Boden, wo es dann liegenblieb und nicht wieder aufstand.

„Unglaublich!" ereiferte sich der Stadionsprecher. „Obwohl Siegfrieds Pokémon mehrere schwere Treffer einstecken mußte, konnte es mit einem beeindruckenden Comeback dieses Match für sich entscheiden." Noch wesentlich erstaunlicher war für mich der Faktor, daß Aerodactyl praktisch nur zwei Angriffe durchgeführt und ins Ziel gebracht hatte, wobei es selber mehrere Male mit effektiven Techniken des Gegners getroffen wurde. Beachtlich.

Crystal schien leicht perplex, fing sich aber schnell wieder und sandte ein Kokowei aus. Ohne Zeit zu verschwenden befahl sie ihrem Pokémon einen Solarstrahl auszuführen, sobald der Kampf freigegeben war. Und zum Erstaunen aller, inklusive Siegfrieds, war die Aufladezeit nahezu nicht vorhanden, vollkommen unwichtig eigentlich. Aerodactyl hatte keine Zeit zu reagieren, als der Strahl frontal mit seinem Gesicht zusammentraf und war schon ohnmächtig bevor es in den Arenaboden krachte. „Beeindruckend", murmelte Erika und wir nickten alle.

Das nächste Pokémon von Siegfried war ein Glurak und damit hatte er jetzt den Vorteil, zusammen mit der Erfahrung. Trotzdem... Crystals Kokowei erwies sich als hervorragend trainiert. Crystal schien zu wissen, daß Siegfried seine Pokémon mehr wie Drachen trainierte denn ihrem Typ entsprechend und Kokowei schaffte es somit Gluraks einzigste echte Feuerattacke mit einem Aussetzer zu blockieren, wie schon eben mit Aerodactyl. Ich hatte dieses Glurak von Siegfried oft selber bekämpft und wußte somit, daß Siegfried sich nicht um mehr kümmerte als einen simplen Flammenwurf, ein Gehabe, das ihm jetzt anscheinend zum Verhängnis wurde.

Ich beobachte weiter wie Crystal mit einer guten Strategie den Elementnachteil wettmachte. Zuerst fand sich Glurak von einem Egelsamen bepflanzt, dann fing der schnell aufgebaute Reflektor sämtliche furiose Körperattacken so gut es ging ab... und das war sehr gut. Schließlich schlug Kokowei mit einer Eierbombe und einer Matschbombe – direkt in Gluraks Gesicht – zurück, das dieses neben dem Schaden temporär blendete. Die Zeit nutzend baute Kokowei einen massiven Hyperstrahl auf, der kurz danach Glurak auch sicher aus der Luft fegte.

Nur leider war da ein Fehler in ihrer Strategie, ein tödlicher Fehler. Etwas, daß ich all meinen Pokémon eingebleut hatte nie zu tun, und was jeder Meistertrainer als eine Primärregel erachtete. Wende deinem Gegner NIEMALS den Rücken zu bevor der Kampf nicht wirklich vorbei war und so jaulte das arme Kokowei kurz darauf in Schmerz auf, als der Schwanz des gegnerischen Glurak in dessen Rücken – oder Rückseite – krachte und den Ausgang des Kampfes somit in einen Doppelknockout verwandelte.

(Moty)

Geschockt und auch ziemlich frustriert mit sich selbst beorderte Crystal ihr gefallenes Pokémon zurück, Siegfried tat selbiges. Das Mädchen hatte mich neugierig gemacht. Durch meine Verbindung zu meiner Trainerin konnte ich fühlen, daß sie anscheinend nicht gut auf sie zu sprechen war. Ich war nicht so dumm zu glauben, daß es wegen Ashs Kommentar war, Misty wußte nur zu gut, daß es reines Interesse an ihrem Kampfstil war und nach dem Plan fürs Achtelfinale – ginge man mal davon aus, daß Siegfried die Gruppe als Erster beendete – konnte die junge Psychotrainerin eine sehr wahrscheinliche Gegnerin sein.

Nein, da war etwas anderes und durch meine eigenen partiellpsychischen Fähigkeiten konnte ich spüren, daß Crystal sich im Unterbewußtsein auf unsere Gruppe konzentrierte. Zuerst hatte ich gedacht, sie würde nur unsere runtergestuften Auren spüren aber dann merkte ich deutlich, daß es alleine Ash war, dem sie Aufmerksamkeit schenkte. Und das initialisierte nahezu augenblicklich Mistys beschützende Instinkte. Es war eine natürliche Reaktion, kreiert durch die Verbindung, die Ash und Misty teilten und die wohl nur sie selbst in diesem Ausmaße voll verstanden.

Draußen auf dem Kampffeld begab sich der Kampf in die entscheidende Phase. Wie erwartet verließ Siegfried sich auf sein treues Dragoran, den Garanten seines langen Titelhaltens. Crystal hingegen schien sich ebenfalls für ihr bestes Pokémon zu entscheiden, alles andere wäre auch nicht ganz zu verstehen. Es war ein Girafarig und ein ziemlich gut trainiertes mußte ich zugeben. Das giraffenähnliche Pokémon trat dem wesentlich größerem Drachen mutig gegenüber und der Kampf wurde wieder aufgenommen.

Der beginnende Psystrahl ging voll ins Leere, als Dragoran sich bereits hoch in die Luft erhoben hatte. Trotz der Schnelligkeit und des Geschicks Girafarigs konnte Siegfrieds As jedem Angriff einfach ausweichen. Siegfried wartete einige weitere Sekunden, ruhig die Strategie seiner Gegnerin analysierend und sein Dragoran in der Verteidigungsposition belassend, bevor er seinem Pokémon schließlich den Angriff befahl. Mit einer Geschwindigkeit, die eine volle Anzahl von Agilitätstechniken nicht hätte ausgleichen können, preschte das intelligente Pokémon vor, ohne wirkliche Befehle von Siegfried zu erhalten. Girafarig hatte Probleme dem Ansturm an Angriffen auszuweichen, eine ganze Vielzahl starker und effektiver Attacken ergoß sich über Crystals Pokémon und seine Trainerin suchte verzweifelt nach einem Ausweg. An einen Punkt sah ich Girafarigs Augen kurz aufleuchten, dann mußte es auch schon einen mächtigen Flammenwurf einsteckte und taumelte zurück, hatte aber kaum Zeit sich zu erholen, als in schneller Abfolge eine Aquaknarre, ein Donnerblitz und ein Flügelschlag ihr Ziel fanden.

Gerade als Dragoran den Kampf beenden wollte, spürte ich eine starke Energie scheinbar aus dem Nichts erscheinen. Ah ja, der Seher. Doch man konnte einen dekadenlangen Champion mit so etwas natürlich nicht überraschen und gleiches galt für sein Pokémon. Mit einer schnellen Bewegung hatte Dragoran sich vom Boden abgestoßen und ließ die Psychoattacke unter sich durchfliegen. Bevor Crystal und Girafarig wußten, was geschehen war, schmetterte ein mächtiger Hyperstrahl das arme Pokémon hart gegen das Podium seiner Trainerin, ohnmächtig.

Im selben Moment, als der Schiedsrichter das Match zugunsten Siegfrieds entschied, war Crystal bereits geradezu von der Plattform gesprungen und an der Seite ihres treuen Pokémon. Sie hatte sich gut geschlagen, soviel mußte man ihr zugestehen, und es war deutlich, daß Siegfried überrascht gewesen war von der starken Gegenwehr, positiv überrascht. Die Zuschauerränge um uns herum explodierten in lautem Applaus, während Crystal ihr Pokémon zurückbeorderte. Offensichtlich ein wenig ungehalten über das schnelle Ende aber nicht wirklich enttäuscht. Wir äußersten unsere Applaus eher in leiser Anerkennung für ihre Leistung.

Es war der Augenblick, in dem sie aufstand und einen direkten, nicht im Geringsten scheuen Blick in unsere Richtung wagte, da merkte es glaube ich auch der Letzte von uns, Meister oder Pokémon. Jeder merkte wohin ihr Blick ging und was dieser beinhaltete. Es war nur eine Sekunde, vielleicht zwei, bevor sie sich umdrehte und in die Katakomben verschwand, doch das reichte vollkommen. Misty sah aus, als würde sie im nächsten Moment explodieren und Ash schien nun auch endgültig die Absichten des Mädchens vollkommen zu erkennen.

In einer abrupten Bewegung erhob sich der Lichtmeister und zog Misty mit sich. „Wir gehen", sagte er und sein Ton duldete kein Widerspruch. Nicht, daß irgend jemand einen geben würde. Es war offensichtlich, daß die beiden einige Zeit für sich brauchten. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, suchten die zwei Trainer sich schon ihren Weg durch die in Richtung Ausgang strömenden Menschenmassen. Ich schaute zurück zum Rest der Gruppe und mich überkam das Gefühl, daß dieses Turnier zu einem Test der noch frischen Bündnisse werden könnte und so lächerlich es schien, im Moment waren Richie und Sabrina das einzigste Paar ohne irgendwelche Probleme.

(Erzähler)

„Und so, als der Eröffnungstag sich langsam dem Ende entgegenneigt, sehen sich unserer Freunde erneut bedrohlichen Schwingungen ausgesetzt, auch wenn diese natürlich nur privater, persönlicher Natur sind, fragen wir uns doch, ob es die Teilnehmer nicht beeinflussen wird? Oder ist es vielleicht gar nicht alles so dramatisch wie es jetzt noch erscheinen mag? Werden die ersten Matches unserer Freunde ein geplanter Erfolg oder ein schreckliches Desaster? Werde ich endlich aufhören fragen zu stellen? Wer weiß es schon?"

*Autor faßt sich an den Kopf und stöhnt.*

Anmerkungen des Autors

Normal langes Kapitel, kurzer Sinn. Tut mir echt Leid für die späte Veröffentlichungen aber blöderweise habe ich das Kapitel so lange vor mir hergeschoben, obwohl ich gerade noch einmal eine halbe Seite schreiben mußte. Dann kamen ein paar andere Dinge dazwischen, die mich temporär abgelenkt hatten und bevor ich es wußte, war ich zehn Tage lang im Schreiben des sechsten Kapitels von SiL (Stars in Love) vertieft, gefangen, verzaubert, was auch immer.

Ich habe eigentlich gar nichts erklärungstechnisches zu sagen. Die Sache mit den leichten Beziehungskrisen ist eine Bemühung meinerseits etwas Spannung und Dramatik neben den Kämpfen einzubringen, da ich dem ja mit der Zerschlagung Team Rockets selbst abgeholfen habe. Inwieweit ich das alles ausweiten werde, weiß ich selber noch nicht. ABER, dieser ganze, dritte, im Vergleich fast schon unwichtige Teil wird einige Referenzen (Visionen, Träume, unterschwellige Andeutungen) in Richtung des Nachfolgers beinhalten. Also, wichtig ist es schon.

Das war's eigentlich. Noch einmal gomen wegen der langen Verzögerung.

Ja ne, euer

Matthias

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