Disclaimer: Wenn die Rechte an den Harry Potter Büchern in meiner Hand wären, würde ich nicht hier posten. Deswegen postet J.K. Rowling hier auch nicht.
Rating: PG-13 würde ich mal vorschlagen, wenn ihr anderer Meinung seid, sagt bescheid.
Ach ja, die Story ist SLASH, wenn ihr nicht wisst, was das ist: ein männliches Erdenwesen und noch ein männliches Erdenwesen verlieben sich, so wie es jeden Tag in dieser Welt passiert. Also ganz normal. Falls jemand nicht dieser Ansicht sein sollte, ich zwinge niemanden meine Story zu lesen.
Hab ich was vergessen? Ich glaube nicht.
Also, meine erste Story:
Das Elixier des Teufels
"Harry! Hier drüben, Harry"
Harry folgte dem Ruf und stand kurz darauf inmitten einer Schar rothaariger Zauberer in allen Größen. Ron umarmte ihn herzlich und George und Fred schlugen ihm gleichzeitig auf beide Schultern, so dass er in die Knie ging. Harry war im Sommer einige Zentimeter gewachsen, Ron und Ginny allerdings auch, so dass er sich noch immer kleiner vorkam. Ron überragte ihn um fast einen ganzen Kopf und Ginny reichte schon beinahe an ihn heran. Harry war fast erleichtert, als Hermine zu ihnen stieß, denn sie war noch ein Stück kleiner als er.
"Wie geht es dir Harry?" fragte Hermine und beäugte ihn besorgt.
"Ich bin froh wieder hier zu sein." Harry dachte an das letzte Schuljahr zurück. Das trimagische Turnier, Cedric, Voldemort... Er schüttelte den Kopf um die Erinnerungen loszuwerden. Hermine entging der schmerzhafte Ausdruck in seinen Augen nicht. Sie betrachtete ihn misstrauisch, wandte sich dann Ron und der restlichen Weasley-Familie zu. Mr und Mrs Weasley begrüßten Hermine und Ginny zog sie sofort auf die Seite um ihr von ihrem Ferienschwarm zu erzählen. Die Weasleys waren dieses Jahr wieder in Rumänien gewesen, Rons älteren Bruder Charlie besuchen. Harry hatte sich sehnlichst gewünscht, die Wesleys hätten ihn mitgenommen, aber Dumbledore hatte ausdrücklich verordnet, Harry dürfe das Haus der Dursleys nicht verlassen.
Fred und George halfen ihnen die Koffer in einem Abteil zu verstauen und dann verabschiedeten sie sich von allen Weasleys. Fred und George stopften Harry und Ron noch schnell einige falsche Zauberstäbe in die Taschen. "Lasst sie am besten auf Snapes Tisch liegen!" Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung.
Harry sank in die Sitzpolster und seufzte tief. Wie würde das nächste Jahr wohl werden? Hatten einige Eltern ihre Kinder aus der Schule genommen? Wie würde die Stimmung sein?
"Alles in Ordnung?" Hermine sah ihn wieder so besorgt an.
"Ja, wie war dein Sommer?" Auch Ron und Ginny blickten bekümmert zu ihm hinüber.
"Ich lebe noch." Er versuchte zu lächeln.
Ginny blickte ihn fast mitleidig an. "So schlimm?"
"Bitte fragt nicht." Harry konnte diese Blicke nicht ertragen.
"Wir verstehen das, wenn du nicht darüber reden willst."
"Hermine bitte!" Harry wollte nur noch seine Ruhe haben. "Ich glaube ich geh mal auf dem Gang ein bisschen frische Luft schnappen. Mir geht's gut, wirklich" fügte er hinzu, als er die ungläubigen Gesichter sah.
Auf dem Gang atmete er tief durch. Ruhe, er brauchte Ruhe. Oder Ablenkung, irgendetwas, das ihn auf andere Gedanken brachte. Er lehnte sich an ein Fenster und kühlte sich die Stirn am Glas. Er brauchte einfach noch ein bisschen Zeit, um mit Ron und Hermine über alles zu sprechen. Er hatte den ganzen Sommer damit verbracht, jeden Gedanken an das Turnier und Cedric zu verdrängen. Doch da war noch ein Gedanke, den er in der Nacht manchmal hatte. Er hatte sich viele Gedanken in diesem Sommer gemacht. Zu viele. Er hatte auch zu viele Träume gehabt. Albträume. Die letzten Stunden des Turniers hatte er diesen Sommer wieder und wieder durchlebt. Doch da waren auch schöne Träume gewesen..... Er wollte sich jetzt nicht erinnern. Doch der Gedanke kam wie eine kleine Stimme in seinem Kopf immer wieder.
Du hast von IHM geträumt.
So ein Quatsch! Das müssen die Albträume gewesen sein.
Fühlen sich Albträume so an?
Wenn ER darin vorkommt, sind es Albträume!
Wirklich?
Harry stöhnte. Das Glas kühlte nicht mehr. Er ging wie benommen den Gang entlang und suchte ein leeres Abteil. Er brauchte jetzt Ruhe. Vielleicht konnte er die Fahrt einfach verschlafen.
Und von IHM träumen?
NEIN!
Endlich hatte er, ganz am Ende des Zugs ein unbesetztes Abteil gefunden. Er ließ sich auf einen Platz am Fenster fallen und starrte aus dem hinaus, ohne die vorbeirasende Landschaft zu sehen. Er versuchte seinen Kopf freizukriegen, leer zufegen. Aber die Stimme ließ ihm keine Ruhe.
Gib es doch zu, du hast gern von ihm geträumt.
Es WAREN Albträume!
Natürlich. Deshalb hast du dich auch immer so glücklich gefühlt.
Das waren keine echten Gefühle, Träume sind Trugsschlüsse.
Du WOLLTEST doch von IHM träumen.
"Ein oder zwei Mal nur!"
"Was denn? Der große Potter führt Selbstgespräche? Wo sind den das Wiesel und die Oberschlaue?"
Draco Malfoy war ebenfalls auf der Suche nach einem leeren Abteil gewesen. Harry hatte so gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt, dass er nicht bemerkt hatte, dass der Slytherin-Junge ihn schon eine Weile beobachtet hatte.
"Malfoy, hau ab, ich bin nicht in der Stimmung für deine Beleidigungen."
Draco wuchtete seinen Koffer in das Abteil und schloss die Tür.
"Kannst du dir nicht ein anderes Abteil suchen? Ich möchte wirklich allein sein!" Harry sah wieder aus dem Fenster. Ausgerechnet Malfoy! Wenigstens er hatte nicht seine Bodyguards dabei.
Was für ein Zufall.
Draco ließ sich wortlos in den Sitz gegenüber Harry fallen.
Eine Weile sagte keiner der beiden Jungen etwas.
"Ist der Ausblick so spannend?" Der resignierte Tonfall in Dracos Bemerkung riss Harry aus seinen Gedanken. Er sah den anderen Jungen an, doch Draco saß mit geschlossenen Augen da, keine Gemütsregung auf dem Gesicht.
"Wenn du dich unterhalten willst, such die ein anderes Abteil, ich bin nicht für Smalltalk zu haben."
"Wofür denn?" Draco öffnete die Augen, ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Harry starrte ihn an.
Diese Augen... aus deinen Träumen. Grausilbern, wie die stürmische See.....
Die Stimme lachte leise in seinem Kopf. Harry atmete tief ein und aus. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Malfoy endlich gehen würde. Doch Draco dachte nicht daran.
"Na gut, ich bin auch nicht hier, um lange Reden zu schwingen." Draco stand auf, hob seinen Koffer auf die Sitzbank und öffnete ihn. Er wühlte seine Wäsche durch und zog schließlich eine schwarze Flasche hervor. Er klappte den Koffer zu und setzte sich wieder gegenüber Harry hin. Die Flasche stellte er auf das Tischchen zwischen sie.
"Was ist das?" Harry sah kein Etikett auf der Flasche. Sie sah aus wie eine normale Weinflasche mit Korken, doch Harry wusste genau, dass sie keinen Wein enthielt.
"Das sag ich die erst, wenn du einen Schluck trinkst." Draco grinste breit.
"Na klar, so leicht lasse ich mich nicht vergiften. Da musst du schon etwas subtiler vorgehen."
"Hast du kein Vertrauen zu mir?" Draco tat entrüstet.
"Dir traue ich nur soweit, wie ich dich werfen könnte! Was erwartest du denn?" Harry war überrascht; was hatte Malfoy vor? Aus Erfahrung war Harry sehr misstrauisch, schließlich war Draco Malfoy nicht irgendjemand, Sohn eines Todessers, sein persönlicher Albtraum der letzten vier Jahre...
Und des letzten Sommers....
"Na gut." Draco fischte zwei Gläser aus seinem Koffer und stellte sie neben die Flasche.
"Was soll das werden?" Harry starrte Draco irritiert an. "Willst du dich mit mir betrinken?"
"Wer sagt denn, dass das alkoholisch ist? Na gut, es IST alkoholisch.", gab er zu. "Aber wenn ich zuerst trinke, siehst du, dass es kein Gift ist."
Dracos Grinsen wurde noch breiter.
"Ich will mich nicht mit dir betrinken! Ich will nichts mit dir teilen!"
Wirklich nichts?
Harry starrte wieder aus dem Fenster.
"Ich wollte dir ja nur einen Gefallen tun. Du sahst so niedergeschlagen aus..."
Harry sah überrascht auf. Konnte er das ernst gemeint haben? Harry glaubte es nicht.
"Danke, dein Mitleid kannst du behalten!"
Draco zucke mit den Schultern und öffnete die Flasche.
"Accio Korken!"
Er goss sich sein Glas halbvoll. Die Flüssigkeit war glasklar. Sie sah nicht sehr gefährlich aus, aber das bedeutete nichts - es gab ja auch farblose Gifte...
Draco trank einen Schluck, verzog leicht das Gesicht und sah Harry an, der ihn genau beobachtet hatte.
"Siehst du, ich fall nicht tot um."
"Was ist das überhaupt?" Harry war jetzt neugierig geworden.
"Probier es und finde es raus."
"Na gut." Draco grinste wieder und goss Harry ebenfalls ein halbes Glas voll ein. Er hielt es Harry hin.
Zögernd führte Harry das Glas zum Mund.
"Uaa, das riecht ja fürchterlich."
"Schmeckt auch nicht so besonders, das kann ich dir gleich sagen" Draco sah ihn erwartungsvoll an.
Harry nahm einen Schluck und die Flüssigkeit rann seinen Hals herunter wie Feuer. Er hustete.
"..brennt....ahh." Harry schüttelte sich. Er fühlte, wie ihm fast Tränen in die Augen stiegen. Dann war das Feuer in seinem Magen angekommen und wärmte ihn von innen. Es war kein unangenehmes Gefühl.
Draco grinste immer noch und nickte ihm aufmunternd zu.
"Nicht schlecht, oder?"
Harry schüttelte den Kopf.
"Was IST das?"
"Meine Tante brennt es selbst, aus Kirschen sagt sie, frag nicht, woraus das tatsächlich gemacht ist. Sie nennt es ‚Des Teufels Elixier' Ich weiß nicht einmal wie viel Alkohol drin ist."
"Sehr viel würde ich sagen. Deine Tante lässt dich so etwas trinken?", fragte Harry und nahm einen zweiten Schluck. Wenn man die Flüssigkeit nicht lange im Mund behielt, war es halb so schlimm, nur schnell runterschlucken.
Draco lachte, "Natürlich nicht! Die Flasche hab ich mitgehenlassen. Meine Eltern würden das niemals erlauben!"
Harry grinste. Bei den Dursleys hatte er nie Alkohol zu trinken bekommen, er war ja schließlich auch erst 15. Außer Butterbier hatte er noch nie Alkohol getrunken, und bei dem war er sich nicht mal sicher, ob Alkohol drin war oder ein magischer "Ersatzstoff".
"Willst du noch?" Draco hielt ihm die Flasche hin. Harry sah in sein Glas. Es war schon leer....
"Gerne. Schmeckt nicht übel, wenn man es schnell trinkt."
Draco nickte und goss Harrys Glas dreiviertel voll und sein eigenes ebenfalls.
Harrys Gedanken überschlugen sich. Er saß hier mit Draco Malfoy (!) und trank Schnaps (!). Bis auf seine erste Bemerkung hatte Draco ihn auch nicht beleidigt. Nein, Malfoy!
Draco.......
Harry schüttelte die Stimme ab und nahm einen großen Schluck. Einen sehr großen. Er keuchte und hustete und schien nicht mehr aufhören zu können. Draco nahm ihm das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Als Harry nicht aufhörte zu husten, setzte er sich neben Harry und klopfte ihm sanft auf den Rücken. Langsam beruhigte sich Harry wieder. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und sah Draco an, der immer noch neben ihm saß. So nah neben ihm.
Fast wie in deinen Träumen........
Draco sah ihn besorgt an. Harry war überrascht, Draco so zu sehen. Sonst hatte er nur kalte, überhebliche oder verachtende Blicke für ihn übriggehabt. Harry schluckte.
"Alles in Ordnung?" Draco klang wirklich interessiert.
Bleib hier und alles ist in bester Ordnung.....
"Ja, geht schon wieder, danke." Harry räusperte sich. "Teufelszeug."
Draco lächelte. "Vielleicht solltest du nicht zu viel auf einmal in den Mund nehmen.."
Harry errötete.
Draco lief ebenfalls leicht rosa an, als er merkte, was für einen Effekt seine Wortwahl auf Harry hatte.
Er nahm sein Glas und drückte Harry seines in die Hand.
"Worauf sollen wir trinken?"
Harry überlegte.
"Auf die Ferien?", schlug Draco vor.
Harrys Stirn legte sich in Falten.
"Also meine Ferien waren furchtbar. Ich würde lieber auf das nächste Schuljahr trinken und was uns die Zukunft bringt."
Draco nickte. "Meine Ferien waren auch nicht toll. Also auf die Zukunft."
"Auf die Zukunft."
Die Gläser klirrten, als sie anstießen. Beide leerten ihres mit einem Zug. Draco sah Harry aus den Augenwinkeln an. Aber Harry hustete nicht. Es war wohl nicht mehr viel in seinem Glas gewesen. Draco schenkte ohne zu fragen nach. Er fühlte sich gut. Das erste Mal, seit er am Sommeranfang die Schule verlassen hatte. Seine Ferien waren eine Qual gewesen. Lucius hatte begeistert von der Wiederkehr seines Herren gesprochen, doch Draco war nicht interessiert. Er wollte damit nichts zu tun haben. Er hatte Cedric eigentlich gemocht, auch wenn er es nie offen zugegeben hätte. Schon gar nicht seinem Vater gegenüber. Lucius war immer noch davon überzeugt, dass Draco ihm auf die dunkle Seite folgen würde, nein er war ja bereits auf seiner Seite. Aber natürlich würde Draco, sobald er die Schule beendet hatte ein Todesser werden, wie sein Vater. Draco hatte nicht vor in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, aber er hatte ja auch noch zwei Jahre Zeit, eine Möglichkeit zu finden seinem Schicksal zu entkommen. Insgeheim hoffte Draco, dass Voldemort bis dahin vernichtet sein würde. Er wusste es war feige, zu hoffen andere würden ihm die Last abnehmen, aber er fühlte sich seinem Vater nicht gewachsen. Seine Mutter sagte zu allem ja, war ihm also keine Hilfe. Er konnte sich ihr nicht einmal anvertrauen, da sie sofort seinem Vater Bericht erstatten würde.
Draco seufzte.
Jetzt war es an Harry den anderen Jungen besorgt anzusehen.
"Alles in Ordnung bei dir?"
Draco sah auf und wollte schon bejahen, doch der bekümmerte Ausdruck in Harrys grünen Augen ließ ihn innehalten.
"Ich habe Angst vor der Zukunft." Bevor er wusste was er sagte, waren die Worte aus seinem Mund gekommen.
Harry blickte ihn unsicher an.
"Ich auch.", gestand er leise und wandte den Kopf nach unten.
Draco starrte ihn an. Harry Potter und Angst? Er war Voldemort zweimal entkommen, war der einzige (außer Dumbledore vielleicht) der es mit ihm aufnehmen konnte. Und er hatte Angst?
Harry fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und setzte sich gerade hin. Er würde sich nicht von der Angst besiegen lassen. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Er nahm einen weiteren Schluck des Gebräus.
Draco bemerkte plötzlich, dass er immer noch neben Harry saß und stand auf. Er schwankte und musste sich am Gepäckfach festhalten. Er schloss die Augen, alles drehte sich in seinem Kopf. Als er die Augen wieder öffnete, merkte er, dass sich auch vor seinen Augen alles drehte. Dass der Zug gerade in diesem Moment in eine Kurve ging, machte seine Situation nicht besser. Im Gegenteil - er verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts (vorwärts? Im Kreis?) auf etwas weiches. Er spürte, wie er versuchte sich mit den Händen abzustützen und eine Hand erwischte flauschigen Stoff - ein Sitzpolster. Die andere etwas hartes und kaltes - die Fensterscheibe. Seine Knie stießen an etwas hartes und glitten auf den Boden. Als er schließlich nach einer kurzen Verschnaufpause die Augen öffnete, sah er zwei grüne Flecken vor seinen Augen schwimmen. Er starrte direkt in diese Flecken, als zögen sie ihn magisch an. Allmählich wurde sein Blick klarer und er bemerkte, dass er genau in Harrys Augen starrte, warum schwebte Harrys Gesicht über ihm?
"Draco, hast du dich verletzt?" Harry flüsterte fast, konnte seinen Blick aber keinen Millimeter von Dracos Augen wegbewegen.
Silbergrau, wie der Mond in einer Sternklaren Nacht......
Draco überlegte fieberhaft. Hatte er sich verletzt? Er wusste es nicht. Solange diese beide Smaragde über ihm flogen, wachsam und beschützend.....konnte er da Schmerz fühlen? Dann meldeten sich seine Knie und er wurde sich seiner Position bewusst. Er war genau auf Harry gefallen. Eine Hand an der Fensterscheibe, die andere unmittelbar neben Harrys Schenkel auf dem Sitzpolster, kniete er vor ihm, zwischen Harrys breit geöffneten Beinen. Und er starrte ihm in die Augen!
Blitzartig sprang Draco auf, nur um sich den Kopf an der Gepäckablage zu stoßen.
"Auu!"
Es wurde ihm schwarz vor den Augen, doch Harry war schnell aufgesprungen und hatte ihn auf den gegenüberliegenden Sitz gedrückt. Jetzt legte er seine Hand auf Dracos Schulter.
"Draco?" Harrys Stimme klang fast ängstlich.
"Ja...alles ok. Ich lebe noch." Er versuchte Harry aufmunternd anzulächeln, doch das Lächeln geriet sehr schief. Harry grinste.
"S Zeug haut ganz schön rein."
"Kannst du laut sagen. Ich hab s Gefühl ich schwebe in einem sich drehendn Zug."
Harry lachte und ließ sich auf seinen Platz fallen. Immer noch lachend nahm er sein Glas und leerte es. Er verschluckte sich ein wenig und hustete wieder los.
"Oh nein, Harry! Ich bin zu kraftlos, dir noch mal aufn Rücken zu schlagen." Draco lachte und konnte nicht mehr aufhören. Der Teufel tat seine Wirkung.
Harry versuchte zwischen Hustenattacken und Lachsalven Luft zu holen. Der Versuch endete damit, dass Draco ihm ein weiteres Glas des ‚Elixiers' eingoss und Harry es mit kurzen, schnellen Schlucken leerte. Feuer mit Feuer bekämpfen.
"Gehts wieder?" Draco grinste schief. Alles an ihm schien Harry schief. Seine Kleidung war beim Sturz verrutscht, einige Knöpfe aufgegangen oder ganz abgesprungen, Dracos Haare hingen ihm wild ins Gesicht und er hatte sich ans Fenster gelehnt.
"Draco du bist so..., so schräg!", brachte Harry mühsam hervor, bevor ihn eine weitere Lachattacke überfiel. Draco sah ihn ungläubig an.
"Was isn so schräg an mir?" Er sah an sich hinunter. "Die paar Knöpfe, die findich schon wieder." Mit diesen Worten begab er sich auf die Suche am Wagenboden. Als seine Knie jedoch den Boden berührten, schrieen sie auf. Draco tat dasselbe, nur einige Momente später.
"Wasn mit meinen Knien los? Verdammt, autsch, das tat weh!" Draco saß auf dem Boden und hatte die Knie ausgestreckt. Harry lugt von oben hinunter auf Draco und kicherte.
"Hast du schon deinen legendären ‚wie-lande-ich-am-elegantesten-auf-Harry-Potter-Stunt vergessen?"
Draco angelte nach seinem Glas, um seine Verlegenheit zu überspielen.
"Achja, hattichganzverdrängt" murmelte er in sich hinein.
"Wassagstdu?" Harry lehnte sich hinunter, um Draco besser zu verstehen. Der Zug fuhr wieder seine perfekt abgepassten Kurven und diesmal war es an Harry das Gleichgewicht zu verlieren und er schlug halb auf dem Wagenboden, halb auf Draco auf.
"Autsch, das waren einmal meine Knie!" Draco verdrehte die Augen.
Harry richtete sich auf und setzte sich neben Draco auf den Boden. Der Platz zwischen den Sitzbänken war so schmal, dass sie sich aneinander drängen mussten. Harrys Gesicht war knallrot. Er benutzte Dracos Trick und suchte sein Glas. Als er es nicht fand, nahm er einfach die ganze Flasche. Sie war noch fast voll.
"Häää? Draco, was haben wirn die ganze SSeit getrunken? Die Flasche hier is ja noch voll!"
"Ach ja, die is verzaubert, die wird so schnell nich alle." Draco grinste.
"Gib mal nochn Schluck her.", verlangte er und Harry reichte sie ihm. Dracos Glas rollte unter den Sitzen rhythmisch mit den Zugbewegungen hin und her. Harry nahm ebenfalls noch einen Schluck. Er rieb sich das Steißbein und stöhnte.
"Was machstn du da, Harry?", wollte Draco wissen und sah Harry mit mittlerweile schweren Augenlidern an. Aus seiner Sicht sah das, was Harry da machte äußerst anregend aus.
"Darf ich helfen?"
Harry lief wieder rot an. "Ich h-hab mich n-nur beim Sturz verletzt.", stotterte er.
Draco grinste und rieb seine Knie.
"Ja, ja, kümmer dich nich um mich, mach mich nur zum Invaliden. Das macht es dir wohl leichter, was?" Draco konnte nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was er dachte und dem, was sein Mund tatsächlich ausspuckte. Sehr fatal!
"Was macht es leichter?" Harry drehte sich zu Draco um und sah ihm direkt ins Gesicht.
Diese Augen........... spring rein und schwimm darin....
Die Stimme in seinem Kopf war außer Kontrolle. Harry ging es ähnlich wie Draco, nur die Stimme sang in seinem Kopf und er würde sich vor Draco nicht dermaßen erniedrigen, indem er anfing zu singen! Niemals!
Lass dich treiben.........
"Was macht es mir leichter?", harkte Harry nach, "Ich bin für Vorschläge offen, jetzt wo ich dich in meiner Gewalt habe."
Ach so ist das....
Harry schluckte, hatte er das wirklich gesagt? Zu Draco Malfoy!?
Draco sah ihn einen Moment lang sprachlos an, dann entschied er sich in Harrys Spielchen einzusteigen. Wenn Harry es so wollte, Draco hatte nichts dagegen. Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche. Das ‚Elixier' war kühl und klar wie Wasser, es brannte nicht mehr, sondern war angenehm erfrischend.
"Tja, du könntest die Gelegenheit nutzen, aus mir herauszukitzeln, dass mein Vater tatsächlich ein Todesser ist, oder du könntest die kleine Ratte Colin Creevey herlotsen und ihn Fotos machen lassen von mir, wie ich hier", er sah sich von Kopf bis Fuß an, "offensichtlich betrunken auf dem", ersah sich im Abteil um, " ja auf dem Boden des Hogwartsexpress sitze, nein herumlungere und mich dann mit den Fotos erpressen. Na ist was dabei, dass dir gefällt?"
Draco sah ihn bemüht todernst an.
Harry schüttelte sich vor Lachen. Er bekam Bauchschmerzen und musste noch einen weiteren Schluck des ‚Elixiers' trinken, bevor er ein Wort sagen konnte.
"Colin Creevey gefällt mir definitiv nicht.", kicherte Harry und Draco verdrehte die Augen und ahmte den größten Harry-Potter-Fan der Schule nach, indem er so tat, als wolle er Harry fotografieren.
"Harry? Darf ich nur eins, bittebitte, ja? Gibst du mir dein Autogramm?"
Harry tat so, als wolle er sich unter die Sitzbänke flüchten.
Als er sich wieder erholt hatte, sagte er: "Aber eine Sache, die du vorgeschlagen hast, finde ich echt gut."
Draco sah ihn überrascht und verwirrt an. "Und das wäre...?", fragte er unsicher.
"Das herausKITZELN" schrie Harry und stürzte sich auf Draco.
Draco kreischte, "das ist nicht fair, das ist nicht fair, ich bin gehandicapt!", doch Harry ließ nicht locker. Einige Minuten später waren beide erschöpft, Harry sank halb auf Draco herunter, der sich an die Sitzbank zu seiner rechten lehnte und nach Luft schnappte.
"Das war definitiv böse, Harry Potter!"
Dracos Atmung wurde gleichmäßiger. Harry spürte es; den Kopf auf Dracos Brust gelegt, seufzte er tief.
Wenn das kein Albtraum ist.......
Schließlich bewegte sich Draco und Harry, der schon fast weggedöst war, protestierte leise.
"Tschuldige Harry, aber ich bin nicht dein Kopfkissen. Meine Beine sind eingeschlafen. Oder eher abgestorben." Draco versuchte sich an der Sitzbank hochzuziehen, aber Harrys Gewicht hielt ihn unten, und Harry dachte nicht daran, jetzt loszulassen.
"Dann is ja egal, wennse schon tot sind. Du hast selbst gesagt, ich soll die Situation ausnutzen. Ich möchte liegen bleiben." Mit diesen mehr genuschelten Worten kuschelte sich Harry näher an Draco heran.
Draco sah mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Irritation auf den müden Harry hinunter. Er strich dem Jungen die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Als er die Narbe sah, kam ihm der Gedanke, dass er sie noch nie berührt hatte. Vorsichtig, nur mit den Fingerspitzen, verfolgte er die hellen Linien auf Harrys Stirn. Er spürte, wie Harry unter seiner Berührung erzitterte. Langsam hob Harry den Kopf und drehte sich mit dem ganzen Körper in Dracos Richtung. Sie verständigten sich ohne Worte. Es war nicht nötig jetzt zu sprechen. Draco hob seine Hände zu Harrys Gesicht und nahm ihm vorsichtig die Brille ab und legte sich auf die Sitzbank neben sich. Harry starrte Draco wie gebannt an. Er hatte den anderen Jungen noch nie so vorsichtig umgehen sehen, mit etwas, was ihm, Harry Potter, gehörte. Waren sie nicht eigentlich Feinde? Wann war das gewesen? Es war sicher sehr lange her.
Und was seid ihr jetzt?
Harry gab der Stimme in ihm nach. Er akzeptierte sie als Teil seiner Selbst und ließ sich von ihr bestimmen. Sich treiben lassen ist viel bequemer, besonders, wenn man dermaßen betrunken ist, dass man kaum Entscheidungen treffen kann.
Draco schien Harry nachgeben zu spüren, er sah Harry mit hungrigem Blick an. Harry hielt diesem Blick stand und fragte sich zum ersten Mal, seit Draco in das Abteil gekommen war (wann war das gewesen, gestern?), warum der sonst so feindselige Junge plötzlich so freundlich, ja so menschlich war. Zum wiederholten Male fragte sich Harry allerdings, wie es wäre Draco zu küssen.
Dracos Blick schweifte über Harrys Gesicht und blieb in den grünen Augen hängen. Harry starrte zurück. Beide näherten sich sehr langsam, bis ihre Lippen sich fast berührten. Draco streckte vorsichtig seine Zunge heraus und fuhr mit der Spitze die Linien von Harrys halbgeöffneten Lippen nach. Erste die untere, dann mit einer kreisenden Bewegung die Obere. Harry hielt den Atem an. Draco zog seine Zunge zurück. Harry schloss die Augen und bewegte sich vorwärts, bis seine angefeuchteten Lippen Dracos berührten. Draco atmete heftig aus, brach aber den Kontakt nicht ab. Jetzt war es Harrys Zunge, die Dracos Lippen auseinander schob und sich in seinen Mund drängte. Er spürte, wie Harry seine Zähne abtastete und berührte schließlich Harrys Zunge mit der Seinen. Die Berührung war wie ein elektrischer Schlag. Alles drehte sich nur um den Kontakt von wenigen Zentimetern Fleisch. Draco spürte seinen Körper nicht mehr.
Harry hatte das Gefühl zu schweben. Die Stimme in seinem Kopf sang nicht mehr, sie summte ihm nur sanft ins Ohr. Er öffnete wieder die Augen, hob eine Hand und strich Draco sanft die Haare aus der Stirn und umfasste den Nacken Dracos, der jetzt die Augen schloss. Mit sanftem Druck auf den Hinterkopf des anderen Jungen machte Harry klar, dass er den Kontakt nicht abbrechen wollte. Auch er schloss wieder die Augen.
Schließlich fuhren sie keuchend auseinander. Sie setzten sich wieder auf. Harry hob die Hand, die er in Dracos Nacken gelegt hatte zum Mund, als könne er nicht glauben, was dieser gerade berührt hatte. Er wagte es nicht Draco anzusehen. Draco blickte unsicher zu Harry hinüber, der beharrlich nach unten starrte. Hatten sie das wirklich getan? Draco wollte nicht darüber nachdenken, er wollte es einfach noch einmal tun.
"Willst du noch einen Schluck?" Harry sah auf, als Draco ihm die Flasche unter die Nase hielt. Draco lächelte scheu. Harrys Gedanken überschlugen sich. Wann hatte er Draco Malfoy jemals so gesehen? Was taten sie eigentlich hier? Was war mit dem anderen Draco Malfoy passiert? Er schob die Gedanken beiseite und nahm die Flasche.
"Danke." Er lächelte zurück. Dieses Lächeln ließ Draco alle Vernunft vergessen. Er riss Harry die Flasche aus der Hand, gerade als dieser sie wieder vom Mund nahm. Er schubste den verdutzten Harry zu Boden und nagelte ihn mit seinem Körper dort fest. Eine Sekunde lang starrte Harry ihn mit vor Überraschung halb geöffnetem Mund an und Draco nutze die Chance. Er presste seinen Mund mit herausgestreckter Zunge fest auf Harrys, der sofort antwortete. Der Druck von Dracos warmen Körper auf seinem ebenfalls aufgeheizten machte Harry schwach. Dracos Hände fuhren durch Harrys Haar. Harry grub seine Linke in Dracos Nacken, während seine Rechte den Rücken des anderen Jungen auf und ab fuhr.
Harry schnappte nach Luft und Draco bedeckte sein Gesicht mit schnellen heißen Küssen. Dann vergrub er sein Gesicht in Harrys Schulter und blieb dort liegen. Harry lehnte seine glühende Wange an Dracos Haar. Immer noch streichelte er Dracos Rücken. Er spürte, wie der Junge über ihm bebte und zitterte.
"Alles in Ordnung?", flüsterte Harry in das Ohr direkt vor seinem Mund. Er bekam nur ein ersticktes Schluchzen als Antwort. Sanft hob Harry Dracos Kopf mit beiden Händen hoch, so dass er in die grauen Augen sehen konnte. Diese schwammen vor Tränen. Er hatte Draco noch nie weinen sehen.
"Draco, was ist mit dir?" Harry konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Draco schluckte, die Tränen rannen ihm jetzt über die Wangen. Harry setzte sich auf und Draco lehnte sich an die Sitzbank. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und weinte mit zuckenden Schultern.
Harry wusste nicht, wie er regieren sollte, was er sagen sollte. Sich entschuldigen? Draco war ja derjenige gewesen, der ihn ‚überfallen' hatte. WAS war nur mit dem Jungen passiert?
Er beugte sich zu dem leise schluchzenden Jungen und hob mit einer Hand dessen Kinn hoch. Mit der anderen Hand wischte er ihm sanft die Tränen von den nassen Wangen. Draco ließ alles geschehen. Er schloss die Augen und seufzte tief.
"Draco, was ist los?" Harry kam sich volkommen hilflos vor.
"Ich..." Draco öffnete die Augen und seine Stimme versagte. Er schluckte. "Ich hab mir das so lange gewünscht." Er wollte den Kopf wieder senken, doch Harry Hand an seinem Kinn hinderte ihn daran. Stattdessen senkte er die Augen. Draco kämpfte gegen den Impuls an, Harry einfach beiseite zu drängen und wegzulaufen.
"Oh Draco..." Harry spürte, wie seine Augen anfingen zu brennen. Nein, er wollte nicht auch weinen. Aber er kam nicht dagegen an. Eine Träne nach der anderen lief über seine Wangen.
"Oh Draco.."
Harry schob seine Hand von Dracos Kinn in dessen Nacken und zog den Jungen zu sich. Er legte seinen Kopf auf Dracos Schulter und spürte wie sich dieser an ihn klammerte. Sie blieben lange so sitzen.
Plötzlicher Lärm auf dem Gang ließ sie auseinanderfahren. Sie sprangen auf und klammerten sich sofort wieder aneinander, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
"Wir sind fast da!" Draco schnappte sich die Flasche und sah sich nach dem Korken um.
"Oh je! Wo ist meine Brille?" Draco reichte sie ihm. Als sich ihre Hände berührten, lächelten sie sich scheu an.
"Wo sind die Gläser?" Harry kroch auf allen Vieren auf dem Boden.
Schließlich hatten sie die Flasche und die Gläser und Draco stopfte alles in seinem Koffer zurück. Die Flasche war immer noch fast voll. Harry sank auf seinen Sitz und Draco setzte sich ihm gegenüber hin.
"Ich glaub, ich muß mal zu den anderen zurück. Die wundern sich bestimmt schon, wo ich bleibe."
Draco sah ihn fast traurig an.
"Ja klar. Ich verstehe."
Harry setzte sich neben Draco.
"Wir sehen uns ja in der Schule." Harry hörte, wie blöd das klang. Natürlich würden sie sich in der Schule sehen. Aber wie würden sie miteinander umgehen?
"Jaaa...."
Harry sah Draco unsicher an. Hatte er nicht mehr zu sagen?
Plötzlich drehte sich Draco zu Harry um und zog ihn ganz nah zu sich. Harry lächelte. Draco presste seinen Mund auf dieses Lächeln. Harry spürte Dracos Hände in seinem Haar und drängte sich näher an ihn. Nach dem Kuß saßen sie noch eine Weile neben einander.
"Ich muß wirklich gehen." Harry stand auf.
"Ich weiß." Draco seufzte. "Aber wir wiederholen das, oder?"
Harry hatte keine Zeit zu Antworten, die Tür wurde plötzlich aufgerissen. Hermine stürmte in das Abteil und sah ungläubig von Harry zu Draco und wieder zurück.
------------------------------------------------------------------------------------
Fortsetzung ist bereits geschrieben.
DANKE, daß ihr bis hierhin gelesen habt! Ich setzte auf euch und erwarte REWIEWS!
Bin für jedes Feedback offen, selbst für Rechtschreibfehler. Kommafehler mache ich immer, da kann ich leider nichts ändern.
Flames bitte begründen.
Rating: PG-13 würde ich mal vorschlagen, wenn ihr anderer Meinung seid, sagt bescheid.
Ach ja, die Story ist SLASH, wenn ihr nicht wisst, was das ist: ein männliches Erdenwesen und noch ein männliches Erdenwesen verlieben sich, so wie es jeden Tag in dieser Welt passiert. Also ganz normal. Falls jemand nicht dieser Ansicht sein sollte, ich zwinge niemanden meine Story zu lesen.
Hab ich was vergessen? Ich glaube nicht.
Also, meine erste Story:
Das Elixier des Teufels
"Harry! Hier drüben, Harry"
Harry folgte dem Ruf und stand kurz darauf inmitten einer Schar rothaariger Zauberer in allen Größen. Ron umarmte ihn herzlich und George und Fred schlugen ihm gleichzeitig auf beide Schultern, so dass er in die Knie ging. Harry war im Sommer einige Zentimeter gewachsen, Ron und Ginny allerdings auch, so dass er sich noch immer kleiner vorkam. Ron überragte ihn um fast einen ganzen Kopf und Ginny reichte schon beinahe an ihn heran. Harry war fast erleichtert, als Hermine zu ihnen stieß, denn sie war noch ein Stück kleiner als er.
"Wie geht es dir Harry?" fragte Hermine und beäugte ihn besorgt.
"Ich bin froh wieder hier zu sein." Harry dachte an das letzte Schuljahr zurück. Das trimagische Turnier, Cedric, Voldemort... Er schüttelte den Kopf um die Erinnerungen loszuwerden. Hermine entging der schmerzhafte Ausdruck in seinen Augen nicht. Sie betrachtete ihn misstrauisch, wandte sich dann Ron und der restlichen Weasley-Familie zu. Mr und Mrs Weasley begrüßten Hermine und Ginny zog sie sofort auf die Seite um ihr von ihrem Ferienschwarm zu erzählen. Die Weasleys waren dieses Jahr wieder in Rumänien gewesen, Rons älteren Bruder Charlie besuchen. Harry hatte sich sehnlichst gewünscht, die Wesleys hätten ihn mitgenommen, aber Dumbledore hatte ausdrücklich verordnet, Harry dürfe das Haus der Dursleys nicht verlassen.
Fred und George halfen ihnen die Koffer in einem Abteil zu verstauen und dann verabschiedeten sie sich von allen Weasleys. Fred und George stopften Harry und Ron noch schnell einige falsche Zauberstäbe in die Taschen. "Lasst sie am besten auf Snapes Tisch liegen!" Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung.
Harry sank in die Sitzpolster und seufzte tief. Wie würde das nächste Jahr wohl werden? Hatten einige Eltern ihre Kinder aus der Schule genommen? Wie würde die Stimmung sein?
"Alles in Ordnung?" Hermine sah ihn wieder so besorgt an.
"Ja, wie war dein Sommer?" Auch Ron und Ginny blickten bekümmert zu ihm hinüber.
"Ich lebe noch." Er versuchte zu lächeln.
Ginny blickte ihn fast mitleidig an. "So schlimm?"
"Bitte fragt nicht." Harry konnte diese Blicke nicht ertragen.
"Wir verstehen das, wenn du nicht darüber reden willst."
"Hermine bitte!" Harry wollte nur noch seine Ruhe haben. "Ich glaube ich geh mal auf dem Gang ein bisschen frische Luft schnappen. Mir geht's gut, wirklich" fügte er hinzu, als er die ungläubigen Gesichter sah.
Auf dem Gang atmete er tief durch. Ruhe, er brauchte Ruhe. Oder Ablenkung, irgendetwas, das ihn auf andere Gedanken brachte. Er lehnte sich an ein Fenster und kühlte sich die Stirn am Glas. Er brauchte einfach noch ein bisschen Zeit, um mit Ron und Hermine über alles zu sprechen. Er hatte den ganzen Sommer damit verbracht, jeden Gedanken an das Turnier und Cedric zu verdrängen. Doch da war noch ein Gedanke, den er in der Nacht manchmal hatte. Er hatte sich viele Gedanken in diesem Sommer gemacht. Zu viele. Er hatte auch zu viele Träume gehabt. Albträume. Die letzten Stunden des Turniers hatte er diesen Sommer wieder und wieder durchlebt. Doch da waren auch schöne Träume gewesen..... Er wollte sich jetzt nicht erinnern. Doch der Gedanke kam wie eine kleine Stimme in seinem Kopf immer wieder.
Du hast von IHM geträumt.
So ein Quatsch! Das müssen die Albträume gewesen sein.
Fühlen sich Albträume so an?
Wenn ER darin vorkommt, sind es Albträume!
Wirklich?
Harry stöhnte. Das Glas kühlte nicht mehr. Er ging wie benommen den Gang entlang und suchte ein leeres Abteil. Er brauchte jetzt Ruhe. Vielleicht konnte er die Fahrt einfach verschlafen.
Und von IHM träumen?
NEIN!
Endlich hatte er, ganz am Ende des Zugs ein unbesetztes Abteil gefunden. Er ließ sich auf einen Platz am Fenster fallen und starrte aus dem hinaus, ohne die vorbeirasende Landschaft zu sehen. Er versuchte seinen Kopf freizukriegen, leer zufegen. Aber die Stimme ließ ihm keine Ruhe.
Gib es doch zu, du hast gern von ihm geträumt.
Es WAREN Albträume!
Natürlich. Deshalb hast du dich auch immer so glücklich gefühlt.
Das waren keine echten Gefühle, Träume sind Trugsschlüsse.
Du WOLLTEST doch von IHM träumen.
"Ein oder zwei Mal nur!"
"Was denn? Der große Potter führt Selbstgespräche? Wo sind den das Wiesel und die Oberschlaue?"
Draco Malfoy war ebenfalls auf der Suche nach einem leeren Abteil gewesen. Harry hatte so gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt, dass er nicht bemerkt hatte, dass der Slytherin-Junge ihn schon eine Weile beobachtet hatte.
"Malfoy, hau ab, ich bin nicht in der Stimmung für deine Beleidigungen."
Draco wuchtete seinen Koffer in das Abteil und schloss die Tür.
"Kannst du dir nicht ein anderes Abteil suchen? Ich möchte wirklich allein sein!" Harry sah wieder aus dem Fenster. Ausgerechnet Malfoy! Wenigstens er hatte nicht seine Bodyguards dabei.
Was für ein Zufall.
Draco ließ sich wortlos in den Sitz gegenüber Harry fallen.
Eine Weile sagte keiner der beiden Jungen etwas.
"Ist der Ausblick so spannend?" Der resignierte Tonfall in Dracos Bemerkung riss Harry aus seinen Gedanken. Er sah den anderen Jungen an, doch Draco saß mit geschlossenen Augen da, keine Gemütsregung auf dem Gesicht.
"Wenn du dich unterhalten willst, such die ein anderes Abteil, ich bin nicht für Smalltalk zu haben."
"Wofür denn?" Draco öffnete die Augen, ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Harry starrte ihn an.
Diese Augen... aus deinen Träumen. Grausilbern, wie die stürmische See.....
Die Stimme lachte leise in seinem Kopf. Harry atmete tief ein und aus. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Malfoy endlich gehen würde. Doch Draco dachte nicht daran.
"Na gut, ich bin auch nicht hier, um lange Reden zu schwingen." Draco stand auf, hob seinen Koffer auf die Sitzbank und öffnete ihn. Er wühlte seine Wäsche durch und zog schließlich eine schwarze Flasche hervor. Er klappte den Koffer zu und setzte sich wieder gegenüber Harry hin. Die Flasche stellte er auf das Tischchen zwischen sie.
"Was ist das?" Harry sah kein Etikett auf der Flasche. Sie sah aus wie eine normale Weinflasche mit Korken, doch Harry wusste genau, dass sie keinen Wein enthielt.
"Das sag ich die erst, wenn du einen Schluck trinkst." Draco grinste breit.
"Na klar, so leicht lasse ich mich nicht vergiften. Da musst du schon etwas subtiler vorgehen."
"Hast du kein Vertrauen zu mir?" Draco tat entrüstet.
"Dir traue ich nur soweit, wie ich dich werfen könnte! Was erwartest du denn?" Harry war überrascht; was hatte Malfoy vor? Aus Erfahrung war Harry sehr misstrauisch, schließlich war Draco Malfoy nicht irgendjemand, Sohn eines Todessers, sein persönlicher Albtraum der letzten vier Jahre...
Und des letzten Sommers....
"Na gut." Draco fischte zwei Gläser aus seinem Koffer und stellte sie neben die Flasche.
"Was soll das werden?" Harry starrte Draco irritiert an. "Willst du dich mit mir betrinken?"
"Wer sagt denn, dass das alkoholisch ist? Na gut, es IST alkoholisch.", gab er zu. "Aber wenn ich zuerst trinke, siehst du, dass es kein Gift ist."
Dracos Grinsen wurde noch breiter.
"Ich will mich nicht mit dir betrinken! Ich will nichts mit dir teilen!"
Wirklich nichts?
Harry starrte wieder aus dem Fenster.
"Ich wollte dir ja nur einen Gefallen tun. Du sahst so niedergeschlagen aus..."
Harry sah überrascht auf. Konnte er das ernst gemeint haben? Harry glaubte es nicht.
"Danke, dein Mitleid kannst du behalten!"
Draco zucke mit den Schultern und öffnete die Flasche.
"Accio Korken!"
Er goss sich sein Glas halbvoll. Die Flüssigkeit war glasklar. Sie sah nicht sehr gefährlich aus, aber das bedeutete nichts - es gab ja auch farblose Gifte...
Draco trank einen Schluck, verzog leicht das Gesicht und sah Harry an, der ihn genau beobachtet hatte.
"Siehst du, ich fall nicht tot um."
"Was ist das überhaupt?" Harry war jetzt neugierig geworden.
"Probier es und finde es raus."
"Na gut." Draco grinste wieder und goss Harry ebenfalls ein halbes Glas voll ein. Er hielt es Harry hin.
Zögernd führte Harry das Glas zum Mund.
"Uaa, das riecht ja fürchterlich."
"Schmeckt auch nicht so besonders, das kann ich dir gleich sagen" Draco sah ihn erwartungsvoll an.
Harry nahm einen Schluck und die Flüssigkeit rann seinen Hals herunter wie Feuer. Er hustete.
"..brennt....ahh." Harry schüttelte sich. Er fühlte, wie ihm fast Tränen in die Augen stiegen. Dann war das Feuer in seinem Magen angekommen und wärmte ihn von innen. Es war kein unangenehmes Gefühl.
Draco grinste immer noch und nickte ihm aufmunternd zu.
"Nicht schlecht, oder?"
Harry schüttelte den Kopf.
"Was IST das?"
"Meine Tante brennt es selbst, aus Kirschen sagt sie, frag nicht, woraus das tatsächlich gemacht ist. Sie nennt es ‚Des Teufels Elixier' Ich weiß nicht einmal wie viel Alkohol drin ist."
"Sehr viel würde ich sagen. Deine Tante lässt dich so etwas trinken?", fragte Harry und nahm einen zweiten Schluck. Wenn man die Flüssigkeit nicht lange im Mund behielt, war es halb so schlimm, nur schnell runterschlucken.
Draco lachte, "Natürlich nicht! Die Flasche hab ich mitgehenlassen. Meine Eltern würden das niemals erlauben!"
Harry grinste. Bei den Dursleys hatte er nie Alkohol zu trinken bekommen, er war ja schließlich auch erst 15. Außer Butterbier hatte er noch nie Alkohol getrunken, und bei dem war er sich nicht mal sicher, ob Alkohol drin war oder ein magischer "Ersatzstoff".
"Willst du noch?" Draco hielt ihm die Flasche hin. Harry sah in sein Glas. Es war schon leer....
"Gerne. Schmeckt nicht übel, wenn man es schnell trinkt."
Draco nickte und goss Harrys Glas dreiviertel voll und sein eigenes ebenfalls.
Harrys Gedanken überschlugen sich. Er saß hier mit Draco Malfoy (!) und trank Schnaps (!). Bis auf seine erste Bemerkung hatte Draco ihn auch nicht beleidigt. Nein, Malfoy!
Draco.......
Harry schüttelte die Stimme ab und nahm einen großen Schluck. Einen sehr großen. Er keuchte und hustete und schien nicht mehr aufhören zu können. Draco nahm ihm das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Als Harry nicht aufhörte zu husten, setzte er sich neben Harry und klopfte ihm sanft auf den Rücken. Langsam beruhigte sich Harry wieder. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und sah Draco an, der immer noch neben ihm saß. So nah neben ihm.
Fast wie in deinen Träumen........
Draco sah ihn besorgt an. Harry war überrascht, Draco so zu sehen. Sonst hatte er nur kalte, überhebliche oder verachtende Blicke für ihn übriggehabt. Harry schluckte.
"Alles in Ordnung?" Draco klang wirklich interessiert.
Bleib hier und alles ist in bester Ordnung.....
"Ja, geht schon wieder, danke." Harry räusperte sich. "Teufelszeug."
Draco lächelte. "Vielleicht solltest du nicht zu viel auf einmal in den Mund nehmen.."
Harry errötete.
Draco lief ebenfalls leicht rosa an, als er merkte, was für einen Effekt seine Wortwahl auf Harry hatte.
Er nahm sein Glas und drückte Harry seines in die Hand.
"Worauf sollen wir trinken?"
Harry überlegte.
"Auf die Ferien?", schlug Draco vor.
Harrys Stirn legte sich in Falten.
"Also meine Ferien waren furchtbar. Ich würde lieber auf das nächste Schuljahr trinken und was uns die Zukunft bringt."
Draco nickte. "Meine Ferien waren auch nicht toll. Also auf die Zukunft."
"Auf die Zukunft."
Die Gläser klirrten, als sie anstießen. Beide leerten ihres mit einem Zug. Draco sah Harry aus den Augenwinkeln an. Aber Harry hustete nicht. Es war wohl nicht mehr viel in seinem Glas gewesen. Draco schenkte ohne zu fragen nach. Er fühlte sich gut. Das erste Mal, seit er am Sommeranfang die Schule verlassen hatte. Seine Ferien waren eine Qual gewesen. Lucius hatte begeistert von der Wiederkehr seines Herren gesprochen, doch Draco war nicht interessiert. Er wollte damit nichts zu tun haben. Er hatte Cedric eigentlich gemocht, auch wenn er es nie offen zugegeben hätte. Schon gar nicht seinem Vater gegenüber. Lucius war immer noch davon überzeugt, dass Draco ihm auf die dunkle Seite folgen würde, nein er war ja bereits auf seiner Seite. Aber natürlich würde Draco, sobald er die Schule beendet hatte ein Todesser werden, wie sein Vater. Draco hatte nicht vor in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, aber er hatte ja auch noch zwei Jahre Zeit, eine Möglichkeit zu finden seinem Schicksal zu entkommen. Insgeheim hoffte Draco, dass Voldemort bis dahin vernichtet sein würde. Er wusste es war feige, zu hoffen andere würden ihm die Last abnehmen, aber er fühlte sich seinem Vater nicht gewachsen. Seine Mutter sagte zu allem ja, war ihm also keine Hilfe. Er konnte sich ihr nicht einmal anvertrauen, da sie sofort seinem Vater Bericht erstatten würde.
Draco seufzte.
Jetzt war es an Harry den anderen Jungen besorgt anzusehen.
"Alles in Ordnung bei dir?"
Draco sah auf und wollte schon bejahen, doch der bekümmerte Ausdruck in Harrys grünen Augen ließ ihn innehalten.
"Ich habe Angst vor der Zukunft." Bevor er wusste was er sagte, waren die Worte aus seinem Mund gekommen.
Harry blickte ihn unsicher an.
"Ich auch.", gestand er leise und wandte den Kopf nach unten.
Draco starrte ihn an. Harry Potter und Angst? Er war Voldemort zweimal entkommen, war der einzige (außer Dumbledore vielleicht) der es mit ihm aufnehmen konnte. Und er hatte Angst?
Harry fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und setzte sich gerade hin. Er würde sich nicht von der Angst besiegen lassen. Er musste sich jetzt zusammenreißen. Er nahm einen weiteren Schluck des Gebräus.
Draco bemerkte plötzlich, dass er immer noch neben Harry saß und stand auf. Er schwankte und musste sich am Gepäckfach festhalten. Er schloss die Augen, alles drehte sich in seinem Kopf. Als er die Augen wieder öffnete, merkte er, dass sich auch vor seinen Augen alles drehte. Dass der Zug gerade in diesem Moment in eine Kurve ging, machte seine Situation nicht besser. Im Gegenteil - er verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts (vorwärts? Im Kreis?) auf etwas weiches. Er spürte, wie er versuchte sich mit den Händen abzustützen und eine Hand erwischte flauschigen Stoff - ein Sitzpolster. Die andere etwas hartes und kaltes - die Fensterscheibe. Seine Knie stießen an etwas hartes und glitten auf den Boden. Als er schließlich nach einer kurzen Verschnaufpause die Augen öffnete, sah er zwei grüne Flecken vor seinen Augen schwimmen. Er starrte direkt in diese Flecken, als zögen sie ihn magisch an. Allmählich wurde sein Blick klarer und er bemerkte, dass er genau in Harrys Augen starrte, warum schwebte Harrys Gesicht über ihm?
"Draco, hast du dich verletzt?" Harry flüsterte fast, konnte seinen Blick aber keinen Millimeter von Dracos Augen wegbewegen.
Silbergrau, wie der Mond in einer Sternklaren Nacht......
Draco überlegte fieberhaft. Hatte er sich verletzt? Er wusste es nicht. Solange diese beide Smaragde über ihm flogen, wachsam und beschützend.....konnte er da Schmerz fühlen? Dann meldeten sich seine Knie und er wurde sich seiner Position bewusst. Er war genau auf Harry gefallen. Eine Hand an der Fensterscheibe, die andere unmittelbar neben Harrys Schenkel auf dem Sitzpolster, kniete er vor ihm, zwischen Harrys breit geöffneten Beinen. Und er starrte ihm in die Augen!
Blitzartig sprang Draco auf, nur um sich den Kopf an der Gepäckablage zu stoßen.
"Auu!"
Es wurde ihm schwarz vor den Augen, doch Harry war schnell aufgesprungen und hatte ihn auf den gegenüberliegenden Sitz gedrückt. Jetzt legte er seine Hand auf Dracos Schulter.
"Draco?" Harrys Stimme klang fast ängstlich.
"Ja...alles ok. Ich lebe noch." Er versuchte Harry aufmunternd anzulächeln, doch das Lächeln geriet sehr schief. Harry grinste.
"S Zeug haut ganz schön rein."
"Kannst du laut sagen. Ich hab s Gefühl ich schwebe in einem sich drehendn Zug."
Harry lachte und ließ sich auf seinen Platz fallen. Immer noch lachend nahm er sein Glas und leerte es. Er verschluckte sich ein wenig und hustete wieder los.
"Oh nein, Harry! Ich bin zu kraftlos, dir noch mal aufn Rücken zu schlagen." Draco lachte und konnte nicht mehr aufhören. Der Teufel tat seine Wirkung.
Harry versuchte zwischen Hustenattacken und Lachsalven Luft zu holen. Der Versuch endete damit, dass Draco ihm ein weiteres Glas des ‚Elixiers' eingoss und Harry es mit kurzen, schnellen Schlucken leerte. Feuer mit Feuer bekämpfen.
"Gehts wieder?" Draco grinste schief. Alles an ihm schien Harry schief. Seine Kleidung war beim Sturz verrutscht, einige Knöpfe aufgegangen oder ganz abgesprungen, Dracos Haare hingen ihm wild ins Gesicht und er hatte sich ans Fenster gelehnt.
"Draco du bist so..., so schräg!", brachte Harry mühsam hervor, bevor ihn eine weitere Lachattacke überfiel. Draco sah ihn ungläubig an.
"Was isn so schräg an mir?" Er sah an sich hinunter. "Die paar Knöpfe, die findich schon wieder." Mit diesen Worten begab er sich auf die Suche am Wagenboden. Als seine Knie jedoch den Boden berührten, schrieen sie auf. Draco tat dasselbe, nur einige Momente später.
"Wasn mit meinen Knien los? Verdammt, autsch, das tat weh!" Draco saß auf dem Boden und hatte die Knie ausgestreckt. Harry lugt von oben hinunter auf Draco und kicherte.
"Hast du schon deinen legendären ‚wie-lande-ich-am-elegantesten-auf-Harry-Potter-Stunt vergessen?"
Draco angelte nach seinem Glas, um seine Verlegenheit zu überspielen.
"Achja, hattichganzverdrängt" murmelte er in sich hinein.
"Wassagstdu?" Harry lehnte sich hinunter, um Draco besser zu verstehen. Der Zug fuhr wieder seine perfekt abgepassten Kurven und diesmal war es an Harry das Gleichgewicht zu verlieren und er schlug halb auf dem Wagenboden, halb auf Draco auf.
"Autsch, das waren einmal meine Knie!" Draco verdrehte die Augen.
Harry richtete sich auf und setzte sich neben Draco auf den Boden. Der Platz zwischen den Sitzbänken war so schmal, dass sie sich aneinander drängen mussten. Harrys Gesicht war knallrot. Er benutzte Dracos Trick und suchte sein Glas. Als er es nicht fand, nahm er einfach die ganze Flasche. Sie war noch fast voll.
"Häää? Draco, was haben wirn die ganze SSeit getrunken? Die Flasche hier is ja noch voll!"
"Ach ja, die is verzaubert, die wird so schnell nich alle." Draco grinste.
"Gib mal nochn Schluck her.", verlangte er und Harry reichte sie ihm. Dracos Glas rollte unter den Sitzen rhythmisch mit den Zugbewegungen hin und her. Harry nahm ebenfalls noch einen Schluck. Er rieb sich das Steißbein und stöhnte.
"Was machstn du da, Harry?", wollte Draco wissen und sah Harry mit mittlerweile schweren Augenlidern an. Aus seiner Sicht sah das, was Harry da machte äußerst anregend aus.
"Darf ich helfen?"
Harry lief wieder rot an. "Ich h-hab mich n-nur beim Sturz verletzt.", stotterte er.
Draco grinste und rieb seine Knie.
"Ja, ja, kümmer dich nich um mich, mach mich nur zum Invaliden. Das macht es dir wohl leichter, was?" Draco konnte nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was er dachte und dem, was sein Mund tatsächlich ausspuckte. Sehr fatal!
"Was macht es leichter?" Harry drehte sich zu Draco um und sah ihm direkt ins Gesicht.
Diese Augen........... spring rein und schwimm darin....
Die Stimme in seinem Kopf war außer Kontrolle. Harry ging es ähnlich wie Draco, nur die Stimme sang in seinem Kopf und er würde sich vor Draco nicht dermaßen erniedrigen, indem er anfing zu singen! Niemals!
Lass dich treiben.........
"Was macht es mir leichter?", harkte Harry nach, "Ich bin für Vorschläge offen, jetzt wo ich dich in meiner Gewalt habe."
Ach so ist das....
Harry schluckte, hatte er das wirklich gesagt? Zu Draco Malfoy!?
Draco sah ihn einen Moment lang sprachlos an, dann entschied er sich in Harrys Spielchen einzusteigen. Wenn Harry es so wollte, Draco hatte nichts dagegen. Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche. Das ‚Elixier' war kühl und klar wie Wasser, es brannte nicht mehr, sondern war angenehm erfrischend.
"Tja, du könntest die Gelegenheit nutzen, aus mir herauszukitzeln, dass mein Vater tatsächlich ein Todesser ist, oder du könntest die kleine Ratte Colin Creevey herlotsen und ihn Fotos machen lassen von mir, wie ich hier", er sah sich von Kopf bis Fuß an, "offensichtlich betrunken auf dem", ersah sich im Abteil um, " ja auf dem Boden des Hogwartsexpress sitze, nein herumlungere und mich dann mit den Fotos erpressen. Na ist was dabei, dass dir gefällt?"
Draco sah ihn bemüht todernst an.
Harry schüttelte sich vor Lachen. Er bekam Bauchschmerzen und musste noch einen weiteren Schluck des ‚Elixiers' trinken, bevor er ein Wort sagen konnte.
"Colin Creevey gefällt mir definitiv nicht.", kicherte Harry und Draco verdrehte die Augen und ahmte den größten Harry-Potter-Fan der Schule nach, indem er so tat, als wolle er Harry fotografieren.
"Harry? Darf ich nur eins, bittebitte, ja? Gibst du mir dein Autogramm?"
Harry tat so, als wolle er sich unter die Sitzbänke flüchten.
Als er sich wieder erholt hatte, sagte er: "Aber eine Sache, die du vorgeschlagen hast, finde ich echt gut."
Draco sah ihn überrascht und verwirrt an. "Und das wäre...?", fragte er unsicher.
"Das herausKITZELN" schrie Harry und stürzte sich auf Draco.
Draco kreischte, "das ist nicht fair, das ist nicht fair, ich bin gehandicapt!", doch Harry ließ nicht locker. Einige Minuten später waren beide erschöpft, Harry sank halb auf Draco herunter, der sich an die Sitzbank zu seiner rechten lehnte und nach Luft schnappte.
"Das war definitiv böse, Harry Potter!"
Dracos Atmung wurde gleichmäßiger. Harry spürte es; den Kopf auf Dracos Brust gelegt, seufzte er tief.
Wenn das kein Albtraum ist.......
Schließlich bewegte sich Draco und Harry, der schon fast weggedöst war, protestierte leise.
"Tschuldige Harry, aber ich bin nicht dein Kopfkissen. Meine Beine sind eingeschlafen. Oder eher abgestorben." Draco versuchte sich an der Sitzbank hochzuziehen, aber Harrys Gewicht hielt ihn unten, und Harry dachte nicht daran, jetzt loszulassen.
"Dann is ja egal, wennse schon tot sind. Du hast selbst gesagt, ich soll die Situation ausnutzen. Ich möchte liegen bleiben." Mit diesen mehr genuschelten Worten kuschelte sich Harry näher an Draco heran.
Draco sah mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Irritation auf den müden Harry hinunter. Er strich dem Jungen die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Als er die Narbe sah, kam ihm der Gedanke, dass er sie noch nie berührt hatte. Vorsichtig, nur mit den Fingerspitzen, verfolgte er die hellen Linien auf Harrys Stirn. Er spürte, wie Harry unter seiner Berührung erzitterte. Langsam hob Harry den Kopf und drehte sich mit dem ganzen Körper in Dracos Richtung. Sie verständigten sich ohne Worte. Es war nicht nötig jetzt zu sprechen. Draco hob seine Hände zu Harrys Gesicht und nahm ihm vorsichtig die Brille ab und legte sich auf die Sitzbank neben sich. Harry starrte Draco wie gebannt an. Er hatte den anderen Jungen noch nie so vorsichtig umgehen sehen, mit etwas, was ihm, Harry Potter, gehörte. Waren sie nicht eigentlich Feinde? Wann war das gewesen? Es war sicher sehr lange her.
Und was seid ihr jetzt?
Harry gab der Stimme in ihm nach. Er akzeptierte sie als Teil seiner Selbst und ließ sich von ihr bestimmen. Sich treiben lassen ist viel bequemer, besonders, wenn man dermaßen betrunken ist, dass man kaum Entscheidungen treffen kann.
Draco schien Harry nachgeben zu spüren, er sah Harry mit hungrigem Blick an. Harry hielt diesem Blick stand und fragte sich zum ersten Mal, seit Draco in das Abteil gekommen war (wann war das gewesen, gestern?), warum der sonst so feindselige Junge plötzlich so freundlich, ja so menschlich war. Zum wiederholten Male fragte sich Harry allerdings, wie es wäre Draco zu küssen.
Dracos Blick schweifte über Harrys Gesicht und blieb in den grünen Augen hängen. Harry starrte zurück. Beide näherten sich sehr langsam, bis ihre Lippen sich fast berührten. Draco streckte vorsichtig seine Zunge heraus und fuhr mit der Spitze die Linien von Harrys halbgeöffneten Lippen nach. Erste die untere, dann mit einer kreisenden Bewegung die Obere. Harry hielt den Atem an. Draco zog seine Zunge zurück. Harry schloss die Augen und bewegte sich vorwärts, bis seine angefeuchteten Lippen Dracos berührten. Draco atmete heftig aus, brach aber den Kontakt nicht ab. Jetzt war es Harrys Zunge, die Dracos Lippen auseinander schob und sich in seinen Mund drängte. Er spürte, wie Harry seine Zähne abtastete und berührte schließlich Harrys Zunge mit der Seinen. Die Berührung war wie ein elektrischer Schlag. Alles drehte sich nur um den Kontakt von wenigen Zentimetern Fleisch. Draco spürte seinen Körper nicht mehr.
Harry hatte das Gefühl zu schweben. Die Stimme in seinem Kopf sang nicht mehr, sie summte ihm nur sanft ins Ohr. Er öffnete wieder die Augen, hob eine Hand und strich Draco sanft die Haare aus der Stirn und umfasste den Nacken Dracos, der jetzt die Augen schloss. Mit sanftem Druck auf den Hinterkopf des anderen Jungen machte Harry klar, dass er den Kontakt nicht abbrechen wollte. Auch er schloss wieder die Augen.
Schließlich fuhren sie keuchend auseinander. Sie setzten sich wieder auf. Harry hob die Hand, die er in Dracos Nacken gelegt hatte zum Mund, als könne er nicht glauben, was dieser gerade berührt hatte. Er wagte es nicht Draco anzusehen. Draco blickte unsicher zu Harry hinüber, der beharrlich nach unten starrte. Hatten sie das wirklich getan? Draco wollte nicht darüber nachdenken, er wollte es einfach noch einmal tun.
"Willst du noch einen Schluck?" Harry sah auf, als Draco ihm die Flasche unter die Nase hielt. Draco lächelte scheu. Harrys Gedanken überschlugen sich. Wann hatte er Draco Malfoy jemals so gesehen? Was taten sie eigentlich hier? Was war mit dem anderen Draco Malfoy passiert? Er schob die Gedanken beiseite und nahm die Flasche.
"Danke." Er lächelte zurück. Dieses Lächeln ließ Draco alle Vernunft vergessen. Er riss Harry die Flasche aus der Hand, gerade als dieser sie wieder vom Mund nahm. Er schubste den verdutzten Harry zu Boden und nagelte ihn mit seinem Körper dort fest. Eine Sekunde lang starrte Harry ihn mit vor Überraschung halb geöffnetem Mund an und Draco nutze die Chance. Er presste seinen Mund mit herausgestreckter Zunge fest auf Harrys, der sofort antwortete. Der Druck von Dracos warmen Körper auf seinem ebenfalls aufgeheizten machte Harry schwach. Dracos Hände fuhren durch Harrys Haar. Harry grub seine Linke in Dracos Nacken, während seine Rechte den Rücken des anderen Jungen auf und ab fuhr.
Harry schnappte nach Luft und Draco bedeckte sein Gesicht mit schnellen heißen Küssen. Dann vergrub er sein Gesicht in Harrys Schulter und blieb dort liegen. Harry lehnte seine glühende Wange an Dracos Haar. Immer noch streichelte er Dracos Rücken. Er spürte, wie der Junge über ihm bebte und zitterte.
"Alles in Ordnung?", flüsterte Harry in das Ohr direkt vor seinem Mund. Er bekam nur ein ersticktes Schluchzen als Antwort. Sanft hob Harry Dracos Kopf mit beiden Händen hoch, so dass er in die grauen Augen sehen konnte. Diese schwammen vor Tränen. Er hatte Draco noch nie weinen sehen.
"Draco, was ist mit dir?" Harry konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Draco schluckte, die Tränen rannen ihm jetzt über die Wangen. Harry setzte sich auf und Draco lehnte sich an die Sitzbank. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und weinte mit zuckenden Schultern.
Harry wusste nicht, wie er regieren sollte, was er sagen sollte. Sich entschuldigen? Draco war ja derjenige gewesen, der ihn ‚überfallen' hatte. WAS war nur mit dem Jungen passiert?
Er beugte sich zu dem leise schluchzenden Jungen und hob mit einer Hand dessen Kinn hoch. Mit der anderen Hand wischte er ihm sanft die Tränen von den nassen Wangen. Draco ließ alles geschehen. Er schloss die Augen und seufzte tief.
"Draco, was ist los?" Harry kam sich volkommen hilflos vor.
"Ich..." Draco öffnete die Augen und seine Stimme versagte. Er schluckte. "Ich hab mir das so lange gewünscht." Er wollte den Kopf wieder senken, doch Harry Hand an seinem Kinn hinderte ihn daran. Stattdessen senkte er die Augen. Draco kämpfte gegen den Impuls an, Harry einfach beiseite zu drängen und wegzulaufen.
"Oh Draco..." Harry spürte, wie seine Augen anfingen zu brennen. Nein, er wollte nicht auch weinen. Aber er kam nicht dagegen an. Eine Träne nach der anderen lief über seine Wangen.
"Oh Draco.."
Harry schob seine Hand von Dracos Kinn in dessen Nacken und zog den Jungen zu sich. Er legte seinen Kopf auf Dracos Schulter und spürte wie sich dieser an ihn klammerte. Sie blieben lange so sitzen.
Plötzlicher Lärm auf dem Gang ließ sie auseinanderfahren. Sie sprangen auf und klammerten sich sofort wieder aneinander, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
"Wir sind fast da!" Draco schnappte sich die Flasche und sah sich nach dem Korken um.
"Oh je! Wo ist meine Brille?" Draco reichte sie ihm. Als sich ihre Hände berührten, lächelten sie sich scheu an.
"Wo sind die Gläser?" Harry kroch auf allen Vieren auf dem Boden.
Schließlich hatten sie die Flasche und die Gläser und Draco stopfte alles in seinem Koffer zurück. Die Flasche war immer noch fast voll. Harry sank auf seinen Sitz und Draco setzte sich ihm gegenüber hin.
"Ich glaub, ich muß mal zu den anderen zurück. Die wundern sich bestimmt schon, wo ich bleibe."
Draco sah ihn fast traurig an.
"Ja klar. Ich verstehe."
Harry setzte sich neben Draco.
"Wir sehen uns ja in der Schule." Harry hörte, wie blöd das klang. Natürlich würden sie sich in der Schule sehen. Aber wie würden sie miteinander umgehen?
"Jaaa...."
Harry sah Draco unsicher an. Hatte er nicht mehr zu sagen?
Plötzlich drehte sich Draco zu Harry um und zog ihn ganz nah zu sich. Harry lächelte. Draco presste seinen Mund auf dieses Lächeln. Harry spürte Dracos Hände in seinem Haar und drängte sich näher an ihn. Nach dem Kuß saßen sie noch eine Weile neben einander.
"Ich muß wirklich gehen." Harry stand auf.
"Ich weiß." Draco seufzte. "Aber wir wiederholen das, oder?"
Harry hatte keine Zeit zu Antworten, die Tür wurde plötzlich aufgerissen. Hermine stürmte in das Abteil und sah ungläubig von Harry zu Draco und wieder zurück.
------------------------------------------------------------------------------------
Fortsetzung ist bereits geschrieben.
DANKE, daß ihr bis hierhin gelesen habt! Ich setzte auf euch und erwarte REWIEWS!
Bin für jedes Feedback offen, selbst für Rechtschreibfehler. Kommafehler mache ich immer, da kann ich leider nichts ändern.
Flames bitte begründen.
