Digimon: Regeln der Verlobung

Original :

"Rules of Engagement"

by Lord Archive

Übersetzt von:

TakeruG Teil 2: Countdown

(Part 2: Count Down)

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Donnerstag

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Takeru zog die Decke enger um sich herum, drehte sich dabei und fiel von der Couch. „Hä ? Was ?"

Patamon schaute triefäugig zu dem auf dem Boden liegenden Takeru und versank wieder zurück in seinen Schlaf.

Takeru entsann sich, dass er beim Fernsehen eingeschlafen war, doch unklar blieb ihm, wie die er zu der Decke gekommen war. „Hey, Patamon, hast du mir die Decke gebracht ?"

Patamon öffnete ein Auge. „Nein."

„Wer dann ?"

„Vielleicht ist ja deine Mutter hier gewesen."

Takeru ließ die Decke fallen und rannte ins Zimmer seiner Mutter. Als er sie dort nicht fand, suchte er das ganze Apartment ab. Er schlug auf eine Wand, als er bemerkte, dass die Unordnung auf ihrem Schreibtisch sich verändert hatte. „Ich muss unbedingt mit ihr reden."

Patamon seufzte und gab es auf, irgendwelchen Schlaf finden zu können. Er flatterte zu seinem Partner. „Tut mir leid, dass du sie verpasst hast."

„Es muss doch einen Weg geben, irgendwie aus dieser Sache herauszukommen."

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Yamato beobachte das Telefon, als wäre es eine Schlange. Sollte er wirklich Jun anrufen und ihr seine neu gewonnenen Informationen erzählen ? Sie war seine Freundin, auch wenn sie ihn mit Tricks zu ihren ersten Rendezvous überredet hatte. Nicht zu vergessen ihre Hilfe beim ‚wiedervereinen' von Sora und Taichi, selbst wenn diese beiden niemals offiziell miteinander ausgingen. Er kannte sie nun schon seit einem guten Jahr, seitdem sie ihn auf ihrem ‚Süße-Jungs'-T-Shirt unterschreiben ließ.

Yamato schüttelte den Kopf. Er hatte sich mal gefragt, ob Jun eigentlich noch Jungfrau war, wenn sie ein solches T-Shirt besaß, worauf mindestens zweihundert ‚süße' Jungs unterschrieben hatten. Doch jetzt wusste er es besser. Sie konnte einfach nur nicht aufhören zu flirten. Es war kurz nachdem Sora mit ihm Schluss machte, als er sie auf ein Rendezvous einlud, auf dem sie dann auch ihren ersten Kuss teilten. Zwar löste sie nur kurze Zeit später ihre Bluse, doch ließ sie ihn erst vor kurzem ihre Brüste berühren. Diese Art der Stichelei ihrerseits machte ihn langsam, aber sicher verrückt, doch genau diese Verrücktheit half ihm, mehrere neue Songs zu schreiben.

Doch nun, nach all den Fortschritten in deren Beziehung, drohte ihm, dass er jemanden anderes heiraten sollte. Nur was sollte er...

Yamato sprang auf, als das Telefon klingelte. Es klingelte erneut und er nahm hektisch ab. „Hallo ? Hier bei Ishidas ?"

„Hallo Yamato," schnurrte eine Stimme verführerisch, welche ihn beinahe sexuell erregte.

Yamato lachte leicht nervös. „Ah, hi Jun. Ich wollte dich gerade anrufen."

„Stimmt was nicht ?"

„Ähem, wir haben ein sehr großes Problem."

„Welche Art von Problem ?"

„Erinnere dich daran, dass ich dir sagte, dass jemand verlobt werden sollte ?" Yamato schluckte. „Es sieht so aus, als ob ich Sora heiraten soll."

Es war eine etwas längere Pause, bevor Jun etwas entgegnete. „Kannst du das wiederholen ?"

„Ich soll wahrscheinlich Sora heiraten."

„Warum ?" Juns Stimme wirkte emotionslos.

Yamato zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Mein Vater sagte, dass ich zu einer Verlobungsfeier am Samstag gehen solle, und dann fand ich heraus, dass Sora ebenfalls teilnehmen soll."

„Bist du dir in diesem Punkt sicher ?"

„Nicht wirklich." Yamato seufzte. „Aber da ist einfach zuviel Zufall im Spiel. Mein Vater mochte es gar nicht und versucht womöglich diese ganze Aktion aufzuhalten."

„Tja, falls du wirklich verlobt werden solltest, dann wüsste ich ein paar Wege, aus dieser Sache herauszukommen."

Yamato zwinkerte. „Du kennst einige ?"

„Sicher," antwortete Jun überzeugt. „Du bist ein zukünftiger Rockstar. Ein wenig Ärger mit den Klatschreportern könnte deiner Karriere beflügeln und dich gleichzeitig für eine arrangierte Hochzeit unbeliebt machen."

Yamato lächelte, das klang einfach nach einem guten Plan. „Welche Art von Ärger ?"

„Wir könnten eine Story vortäuschen, in der du drogenabhängig wärst."

Yamato verzog sein Gesicht. „Nie und nimmer, ich möchte mein sauberes Image behalten."

„Tja..." Jun pausierte für einen Moment. „Man könnte dich auch bei etwas schweinischen erwischen, was nicht deine Verlobte einbezöge."

Yamato blinzelte. Mit einem Playboyimage könnte er leben, hinzu käme, dass er auf diese Weise auch noch ein bisschen mehr mit Jun unternehmen könnte... „Das klingt genial."

„Lüstling."

„Flirt."

Jun seufzte. „Darauf kommen wir zurück, FALLS du am Ende verlobt bist."

„Sicher," sagte Yamato missmutig. Er würde es so ganz gerne mal ausprobieren, selbst wenn er nicht verlobt werden sollte. Jedoch müsste er dann wahrscheinlich Jun heiraten, was eine andere Art von Problemen heraufbeschwörte.

„Jetzt möchte ich wirklich alles über diese Verlobungsfeier von dir hören..."

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Sora beobachtete das Telefon in der Hoffnung, dass Taichi sie anrufen würde oder zumindest jemand anderes. Sie musste unbedingt mit einem Freund reden.

Taichi und Hikari waren für sie wie Familie, doch nun wusste sie nicht mehr, wie sie diese erreichen sollte. Keiner von beiden hat auf eine ihrer E-Mails geantwortet. Sie vermutete, dass sie ihre Terminals aus irgendwelchen Gründen zuhause gelassen hatten.

Das Gespräch mit Yamato hatte ihre Situation nur noch verschlimmert, und Miyako war ihr keine große Hilfe. Koushiro ist vom Erdboden verschluckt worden, Jyou verstünde es nicht und Takeru war Teil des Problems.

Da war nur noch eine Person übrig, die sie vielleicht verstehen könnte und der sie genug vertraute, um über ihre Probleme reden zu können. Sie nahm den Hörer in die Hand und wählte. Just in dem Moment waren ihr auch die enormen Gesprächskosten egal.

„Hallo ?"

„Hi, ist Mimi da ?"

„Ich bin Mimi."

„Hi, hier ist Sora."

„Sora !" zwitscherte Mimi ins Telefon. „Es ist ja schon lange her, seitdem wir miteinander gesprochen haben."

„Entschuldige, aber Auslandsgespräche sind alles andere als billig."

Mimi seufzte. „Ich weiß... Mein Vater hat mir angedroht, dass ich die Telefonrechnung zu zahlen hätte, nachdem wir hierher gezogen sind und ich einige Male euch angerufen hatte. So, ist irgendwas los bei euch ?"

Sora nickte. „Das kannst du laut sagen. Ich werde Samstag gezwungen, mich zu verloben."

„Hattest du einen ‚kleinen Unfall' ?" fragte Mimi mit einer anschuldigenden Stimme.

Sora blinzelte. „Ein Unfall ?"

„JA, bist du schwanger ?"

„Was ?!" Sora errötete. „Ich habe nichts dergleichen mit Taichi getrieben !"

„Wieso sonst sollte dich jemand zwingen, dich zu verloben ?" Mimi klang leicht schmollend.

„Weil meine Mutter einfach entschlossen hat, dass ich mich verloben soll," knurrte Sora.

„Willst du nicht Taichi heiraten ?"

„Ich weiß es nicht, und es spielt auch keine Rolle mehr. Er wird nicht mein Verlobter werden."

„Nicht ?" Mimi wartete einen Moment. „Wer dann ?"

„Takeru."

„Entschuldige, sagtest du eben, dass Takeru dein Verlobter sein soll ?" fragte Mimi ungläubig.

„Jup," bestätigte Sora.

„Wieso ?"

„Ich weiß es nicht."

„Hast du nicht mit deiner Mutter darüber gesprochen ?"

„Wieso sollte ich ?" erwiderte Sora verbittert. „Sie ist es doch, die mich dazu zwingen will. Ich möchte sie am liebsten nicht mehr sehen."

„Und was sagt Taichi dazu ?"

„Er weiß es nicht, da er bis Sonntag im Urlaub ist."

„Das ist aber ein komischer Zufall."

„Sehr komisch..." grummelte Sora. „Meine Mutter hat es wohl extra so geplant, damit er keine Chance erhielte, dazwischenzufunken, bevor es dazu zu spät wäre."

„Was wirst du unternehmen ?"

„Ich weiß es nicht..." Sora zuckte mit ihren Achseln. „Ich hoffte, dass du mir hättest helfen können."

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Yamato zerrte regelrecht an seiner Gitarre, während er versuchte, seine Gedanken zu sammeln, jedoch hatte ihn das Gespräch mit Jun zu sehr aufgewühlt. Als das Telefon klingelte, hoffte er, dass es endlich mal gute Nachrichten sein würden. „Hallo, bei Ishidas."

„Hallöchen, großer Bruder. Was geht bei dir ab ?"

„Zu viel, Takeru."

„Bei dir auch ?"

Yamato zog eine Augenbraue hoch. „Was ist dein Problem ?"

Takeru seufzte. „Tja... Ich soll am Samstag verlobt werden."

Yamato blinzelte mehrere Male. „Du sollst was ?!"

„Ich soll verlobt werden, und rate mal, mit wem ?"

Yamato war nun sprachlos...

„Yamato, bist du noch da ?" Takeru war alles andere als begeistert, als er seinen Bruder verrückt lachen hörte. „Yamato !"

Yamato versuchte, sich zu fangen. „Entschuldige, Takeru, aber unser Vater hat erzählt, dass ich an einer Verlobungsfeier teilnehmen sollte, und ich dachte, dass ICH derjenige sei, der verlobt werden solle."

„Es ist schön, dass ich zumindest DICH damit erfreuen konnte."

„Och, Takeru, es tut mir leid. Aber du kannst dir kaum vorstellen, welchen Stress ich dabei hatte..."

„STRESS !" schrie Takeru. „Unsere Mutter hat mir nur eine Notiz an den Kühlschrank geklebt, auf der stand, dass ich Samstag meine Verlobte treffen solle, und verschwand seitdem komplett von der Erdoberfläche. Ich hatte nicht einmal die geringste Chance, mit ihr darüber zu reden. Ich wurde regelrecht damit überfahren !"

Yamato schaute aufs Telefon, als wäre es eine tödliche Schlange. „Beruhige dich, du bist wirklich gestresst."

„Und stinkwütend."

Yamato nickte. „In Ordnung. Doch du und Sora bildet ein interessantes Pärchen."

„Du bist mir ja eine Hilfe." Takeru warf den Hörer regelrecht aufs Telefon und fragte sich dann, woher sein Bruder von Sora als seine zukünftige Verlobte wusste.

Yamato schüttelte traurig den Kopf; er hat in diesem Gespräch keine gute Figur gemacht. Er versprach, dass er es wiedergutmachen würde, nachdem er erst einmal mit Jun gesprochen hätte.

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Freitag

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„Ohh, Miyako."

„Ja, Vater ?" Miyako schaute von dem Real, welches sie gerade im familiären Laden auffüllte, auf.

„Stell sicher, dass du für morgen etwas Feines zum Anziehen hast."

Miyako blinzelte mehrere Male. „Etwas Feines... Wieso ?"

„Etwas besonderes wird morgen stattfinden. Stell sicher, dass du deine Kameras mitbringst." Herr Inoue nahm seinen Mantel. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Hüte solange das Geschäft. Bis später."

Miyako starrte mit blankem Entsetzen in die Richtung, wo ihr Vater bis eben noch stand. Das Tablett mit dem Essen, das sie gerade in das Regal räumen wollte, fiel auf den Boden. „Was ?! Das kann nicht sein... Unmöglich... WIESO ?!"

Miyako eilte zum Telefon und wählte.

„Hallo ?" antwortete ein Mädchen.

„Hallo, Sora ? Wir haben ein Problem ?"

„Na toll, was nun ?" fragte Sora sarkastisch.

„Es könnte sein, dass du doch nicht mit Takeru verlobt wirst." Miyako schüttelte sich leicht. „Mir wurde gerade erzählt, dass ich morgen irgendwohin soll, wo etwas besonderes stattfinden soll. Ich kann mich ja irren, aber es könnte sich zutragen, dass ich ebenfalls verlobt werden soll."

„Das hilft absolut gar nicht."

„Was sagst du mir das ? Ich kann nur hoffen, dass ich dabei zuschauen soll..."

„Aber das ist reichlich unüblich."

„Das weiß ich, doch zumindest kann ich hoffen, oder ?"

Sora seufzte. „Und ich kann auch wieder hoffen."

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Yamato klopfte zum dritten Mal an die Tür des Apartments seines Bruders. Er seufzte und holte seine Schlüssel hervor. Es machte ja schließlich keinen Sinn, den ganzen Weg hierher zu kommen und dann doch nicht hineinzugehen. Er öffnete die Tür und stolperte über etwas.

Yamato schaute herunter und schüttelte den Kopf. „Was machst du denn hier ?"

Takeru schaute triefäugig zu ihm auf. „Verdammt, du bist nicht Mutter."

„Entschuldige, dass ich dich enttäuschen muss. Wieso schläfst du denn jetzt hinter der Tür ?"

„Für den Fall, dass unsere Mutter des Nachts nach hause kommt, und ich mit ihr reden kann."

„Wie ich sehe, scheinst wohl Pech gehabt zu haben."

Takeru stand müde auf. „Leider. Was bringt dich hierher ?"

Yamato zuckte mit den Achseln. „Tja, ich dachte, dass wir noch irgendwas an deinem letzten Tag in Freiheit unternehmen könnten."

Takeru lächelte. „Das klingt recht gut."

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Daisuke blinzelte, als er seine Mutter erwischte, wie sie seinen Anzug kontrollierte. „Was machst du da, Mutter ?"

„Etwas besonderes wird morgen passieren, und du wirst diesen hier dazu tragen müssen."

Daisuke schluckte. „Etwas besonderes ?"

„Stimmt."

Daisuke hoffte, es war nicht diese Art von besonderem Ereignis, was Takeru durchmachen sollte. „Es hat doch nichts mit einer Verlobungsfeier zu tun ?"

Seine Mutter starrte ihn für einen Moment an. „Doch, hat es."

Daisukes Augen quollen hervor. „W...Wessen ?"

Frau Motomiya überprüfte wieder den Anzug. „Das wirst du morgen herausfinden."

Daisuke fiel beinahe in Ohnmacht...

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„Vier digitale Kameras ?" fragte Koushiro.

„Vorhanden." Iori nahm die Kameras und räumte sie in eine Tasche, bevor er diese schloss.

„Und eine 8-Millimeter-Videokamera ?"

„Vorhanden." Iori tätschelte auf einer ihm nahen Tasche, worum sich diverse anderen Taschen und Boxen sammelten.

„Ich glaube, das war's."

„Ist dein Anzug klar ?"

Koushiro grinste. „Alles klar."

„Tja, morgen ist dann wohl der große Tag. Nervös ?"

„Vielleicht ein klein wenig, aber ich glaube, dass es richtig ist.

Iori zuckte die Achseln. „Wenn du das sagst... Ich sollte besser nach hause gehen."

„Stell sicher, dass du morgen sehr früh hier aufschlägst, ich kann deine Hilfe gut gebrauchen."

„Natürlich."