Digimon: Regeln der Verlobung
Original :
"Rules of Engagement"by Lord Archive
Übersetzt von:
TakeruG Teil 3: Verlobungsfeier(Part 3: Engagement Ceremony)
--------------
Samstag
--------------
Das Telefon klingelte gerade in dem Moment, in dem sie ihr Sommerkleid zuknöpfen wollte. „Könnte nicht jemand mal drangehen ?" Das Telefon klingelte erneut. Sie grummelte, als es zum dritten mal klingelte und sie stolperte, um es zu beantworten. „Hallo, bei Inoue."
Miyakos Augen zuckten. „Koushiro ? Wo zum Teufel warst du denn ? Ja, ich weiß, dass du ‚beschäftigt' warst, doch nicht womit ? So, du weißt also, was es mit dieser Verlobungsfeier auf sich hat. Du Wurm, warum hast du uns nichts gesagt ?"
Miyakos Augen weiteten sich vor Schock. „Oh Mann... Oh Mann... Mannometer... In Ordnung, das lässt sich arrangieren. Ich sehe dich dort."
Miyako legte langsam das Telefon auf. „Ich kann's nicht glauben." Dann begann sie zu lachen und hüpfte zurück in ihr Zimmer.
--------------
„Hey, Kleiner, was soll das mit dem Anzug ?" fragte Jun.
Daisuke zerrte genervt seine Jacke. „Ich wurde zu einer Verlobungsfeier eingeladen."
Jun blinzelte. „So, du wirst also zuschauen, wie Yamatos kleiner Bruder sich mit Taichis Freundin verlobt ?"
Daisuke zuckte mit den Achseln. „Tippe ich mal."
Jun runzelte missbilligend für einen Moment die Stirn. „Warum komm ich nicht einfach mit dir mit ?"
„Wieso solltest du dich für Takeru oder Sora interessieren ?"
„Ich mache mir um Yamato Sorgen, ich bin noch nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass er aus der Sache draußen ist."
Daisuke zuckte mit den Schultern. „Mach doch, was du willst, wenn du jedoch mitkommen willst, solltest du dir etwas besseres anziehen. Es ist ein vornehmes Restaurant."
Jun lachte. „Für dich vielleicht, jedoch nicht für Yamato und mich."
„Stimmt, ich hatte doch glatt vergessen, dass ihr beide auf diese Weise das ganze Geld verprasst, das Yamato auf deinen Konzerten verdient."
Jun versuchte ihren Bruder einen Klaps zu geben. „Machen wir nicht !"
--------------
Die Tür öffnete sich langsam, und Takerus Mutter, Natsuko, steckte ihren Kopf durch die Tür ins Apartment. Sie hatte leichte Sorgen, wie ihr jüngster Sohn reagieren würde nach allem, was sie ihn durchmachen ließ. Sie betrat vorsichtig das Apartment und fragte sich langsam, ob ihr Sohn zuhause war.
Natsuko seufzte aus Erleichterung, als sie ihn fand, während er sich im Badezimmer fertig machte. „Gut. Du bist fast fertig. Ich hatte schon Angst, dass du noch schlafen würdest."
Yamato grinste. „Das würde er bestimmt, wenn ich ihn nicht wachgetreten hätte."
Natsuko lächelte ihren älteren Sohn an. „Danke, Yamato."
„Kein Problem."
Takeru hielt mit dem Haarekämmen inne, „Mutter, mit wem soll ich verlobt werden ?"
Natsuko wirkte leicht desorientiert. „Mit wem würdest du gerne ?"
„Habe ich eigentlich die Wahl ?" fragte Takeru verbittert.
Natsuko runzelte die Stirn. „Es tut mir leid."
„Warum machst du es dann ?" wollte Takeru wissen.
„Es ist zu deinem Besten."
„Ich kann mir kaum vorstellen, wie."
Natsuko schüttelte den Kopf. „Mach dich fertig, wir müssen bald los." Dann verließ sie den Raum.
Takeru warf seinen Kamm quer durch den Raum.
Yamato grinste.
--------------
Sora richtete den Gürtel ihres Kimonos. Sie mochte zwar verabscheuen, was ihre Mutter tat, doch musste sie trotz allem da durch. Sie wusste ja schließlich, dass ihre Mutter sie liebte und nur das Beste für sie wollte. Obwohl Sora das wusste, war es im Moment sehr schwer für sie, diese in diesem Licht zu sehen.
Sora bemerkte ihre Mutter im Spiegel. „Was willst du ?"
Frau Takenouchi lächelte traurig. „Ich... Ich wollte nur sicherstellen, dass du beinahe fertig bist."
„Ich bin jeden Moment fertig," erwiderte Sora monoton.
Frau Takenouchi senkte ihren Kopf. „Liebling, das Ganze tut mir leid."
„Warum machst du das dann ?"
„Es erscheint mir als das Beste."
Sora starrte ihre Mutter bitterböse an. „Was soll ich denn Taichi erzählen ? ‚Entschuldige, wir können nicht mehr miteinander ausgehen. Ich soll ja jemanden anderes heiraten.' Klar, das wird sehr gut wirken."
Frau Takenouchi versuchte sie zu beschwichtigen. „Das wirst du herausfinden, wenn du ihn siehst. Wir sollten jetzt losgehen."
Sora nickte steif.
--------------
„Hallo. Ich bin Izumi Koushiro." Koushiro verneigte sich. „Wir sind hier, um die Verlobungsfeier vorzubereiten."
Die Kellnerin nickte und überprüfte ihren Reservationsblock. „Einer der Gäste ist schon anwesend."
Koushiro blinzelte und zuckte dann mit den Schultern. Er konnte jede Hilfe brauchen, die er kriegen konnte. Er ging weiter ins Restaurant.
Iori verbeugte sich leicht vor der Kellnerin, während er eine schwere Tasche trug. „Ich frage mich, wer das sein könnte."
Koushiro ließ die Taschen fallen, als er jemanden bestimmten am Computer tippen fand. „Ken ?"
„Hallo." Ken schaute für einen Moment auf. „Ich glaube, die Gästeliste hätte ein wenig länger sein können. Ich bin gerade dabei, ein Tor zur Digiwelt zu öffnen, so dass unsere Digimonfreunde ebenfalls teilnehmen können."
Iori lächelte. „Das ist ja super."
„Es hat auch noch einen weiteren Vorteil. Bist du fertig ?" fragte Ken mehr auf den Computer gerichtet.
„Wenn du es bist," kam eine Stimme aus dessen Lautsprecher.
„Das Tor ist offen." Ken stand auf und bewegte sich vom Laptop weg.
„Waah !" Mimi fiel aus dem Monitor und landete auf dem Boden und war dankbar, dass sie ein langes, grünes, formelles Kleid gewählt hatte. Ansonsten hätte sie jedem einen freien Einblick beschert.
„Achtung !" Palmon landete auf Mimi.
„Autsch !" jaulte Mimi.
„Entschuldige. Aber ich habe dich gewarnt." Palmon schaute auf den Computer. „Was für eine irre Fahrt."
Mimi nickte, während sie aufstand und ihr Kleid gerade strich. „Du sagst es. Ich kann mich wohl nie daran gewöhnen." Danach zuckte sie mit den Achseln. „Aber immer noch besser, als mit dem Flugzeug anzukarren."
„Hi, Mimi." Koushiro winkte ihr zu.
„Hallo, Mimi." Iori verbeugte sich.
„Hi, Iori, Koushiro. Wie schafft ihr das nur ?"
„Was schaffen ?" fragte Koushiro.
„Süßer werden ?"
Koushiro errötete, während er sprachlos seinen Mund öffnete und wieder schloss.
Mimi kicherte.
„Du und deine Stichelei." Palmon lachte ebenfalls.
Koushiro ärgerte sich. „Komm, Iori. Wir müssen noch alles hier aufbauen."
Iori blinzelte verwirrt, zuckte die Achseln und folgte Koushiro.
„Ich bin hier und kann euch helfen." Miyako rann in den Raum und bremste abrupt. „Mimi ! Hi ! Wann bist du denn angekommen ?"
Mimi schaute zum Laptop. „Gerade eben."
Miyako bemerkte den Laptop und die Person, die daran arbeitete. „Hallo, Ken !"
Ken winkte ihr schüchtern zu. „Hallöchen. Beachte mich nicht, ich bin hier nur Begrüßungskomitee." Er wand sich wieder dem Computer zu. „Fertig ?"
„Wann immer du es bist."
„Tor, öffne dich."
Kenn versuchte noch zurückzuweichen, doch da krachte Tentomon schon in ihn. Beide stürzten zu Boden.
Eine junge Kellnerin schaute zu beiden herüber. Ihr Auge zuckte, als sie das übergroße Insekt sah. „Das Ding ist doch sicher, oder ?"
„Natürlich, ich würde noch nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun..." Tentomon trat einen Schritt vor und spürte etwas unter seinem Fuß. Er schaute nach, worauf er getreten war. „Vielleicht sollte ich das noch einmal umformulieren."
„Ken, ist es sicher, die Digimon mitzubringen ?" frage Miyako.
Ken nickte. „Wir sind hier in Odaiba; die Barriere zur Digiwelt ist hier am schwächsten, und hier war es auch, wo Vamdemon angriff. Es ist nahezu unmöglich, jemanden zu treffen, der noch nie ein Digimon gesehen hat. Hinzu kommt, dass ich überprüft habe, wie sie auf Wormmon reagieren."
„Wormmon ?" Miyako schaute sich um.
„Ja ?" fragte Wormmon, welcher neben dem Computer stand.
„Wo kommst du denn jetzt her ?"
Wormmon zuckten mit den Achseln. „Ich bin schon länger hier. Du hast mich bloß nicht bemerkt; als ob mich jemals jemand bemerken würde..."
Miyako wirkte verlegen. „Stimmt..."
„Ich gehe besser zurück an die Arbeit." Ken setzte sich wieder vor dem Computer. „Ich habe weniger als eine Stunde, um die restlichen Digimonpartner zu finden."
Miyako schaute auf die Uhr. „In Ordnung, das ist genügend Zeit, um unsere Digimon einzusammeln und zurückzukommen."
--------------
„Wieso bringst du ihn mit ?" fragte Jun.
„Er ist mein Freund." Daisuke zuckte die Schultern, während er Chibimon(*) wie ein Plüschtier trug. „Nebenbei bemerkt, wenn während der Feier so viele Erwählte(*) auftauchen, folgt Ärger nahezu stehenden Fußes. Ich will nur für alles gewappnet sein."
„Wow, das klingt ja fast schon verantwortungsbewusst."
„Ist es aber nicht !" ermutigte Chibimon.
„Es wäre besser, wenn nicht gerade du Anstifter von Problemen bist," warnte Jun die blau-weißen Echse.
Chibimon blinzelte. „Warum sollte ich ?"
--------------
Takeru konnte nicht aufhören, zu schwitzen. Ihm war zwar nicht heiß, doch dafür war er extrem nervös. In wenigen Minuten würden alle seine Fragen beantwortet, jedoch ebenfalls verlobt werden. Er zweifelte jedoch, dass es genau das Mädchen sein würde, mit dem er es sich wünschte, denn sie war ja schließlich im Urlaub.
Yamato ging neben Takeru her und hielt Patamon, während beide seine Eltern hinter ihnen folgten.
Takeru schluckte nervös. Er sah Sora vor ihnen und sie trug einen Kimono. Ihr Gesicht wirkte wie in Stein gemeißelt, als würde sie einem Schicksal, schlimmer als dem Tod, gegenüberblicken und trotzdem nichts von ihrer Würde verlieren wollen. Die Schärpe an ihrem Kimono war in einer Weise geknotet, wie er es noch nie zuvor gesehen hat. Jedoch bedeuteten verschiedene Knoten verschiedene Dinge, wahrscheinlich bedeutete diese, dass sie verlobt werden würde.
Als Takeru die Tür erreichte, konnte er nur noch zwei Gedanken fassen. Er wollte nicht mit Sora verlobt werden, und Taichi würde ihn umbringen.
--------------
Sora wollte am liebsten heulen und davonrennen. Jedoch konnte sie dieses nicht, es ging jetzt um die Familie. Sie könnte jetzt nicht mehr aus der Sache aussteigen, ohne die Familienehre schwer zu verletzen. Hoffentlich würde es die modernere Version der Verlobungszeremonie werden, so dass sie noch immer die Chance hatte, auszusteigen. Jedoch deuteten alle Anzeichen darauf hin, dass es sich hierbei um die traditionelle Form handelte.
Sora sah in ihrem Augenwinkel Takeru, ihr Herz sank in Verzweiflung. Sie sollte mit ihm verlobt werden, obwohl sie nicht verstand wieso. Er war schließlich drei Jahre jünger als sie, und keine von beiden Familien hatten weder adliges Blut, Geld oder gute Handelstalente. Eine arrangierte Hochzeit machte einfach keinen Sinn.
Sie hielt ihr Kinn oben. Sie konnte ihre Mutter nicht in Stich lassen, selbst wenn diese ihr das antat. Sie würde mit all dem Mut, welchen sie von Taichi gelernt hatte, ihrem Schicksal entgegentreten. Manchmal konnte man nicht anders, als den Weg einzuschlagen, der vor einem lag.
Sora musste stehen bleiben, als sie das Restaurant betrat.
„Hi."
Sora konnte nur noch starren, bar einer Bewegung.
„Höre mir zu. Ich weiß, was hier vor sich geht, jedoch möchte ich dich noch vorher fragen, bevor du dich genötigt fühlst, dem Ganzen zuzustimmen. Sora, willst du mich heiraten ?"
„T...Taichi ?" Sora ging einen Schritt nach vorne, Tränen flossen aus ihren Augen. Ihre ungläubigen Hände berührten sein Gesicht, nur um sicherzustellen, dass es wahr ist. „Oh, T...Taichi." Sie umarmte ihn auf heftigste und heulte auf seine Brust.
Taichi umarmte sie zurück. „War das ein Ja ?"
„Würde ich mal annehmen." Frau Takenouchi lächelte dem jungen Paar zu.
Die Tür des Restaurants öffnete sich und Takeru betrat den Raum. Er fragte sich, wieso so viele Blitzlichter leuchten. Dann sah er Sora, welche auf Taichis Brust heulte.
TAICHIS Brust ?! Takeru starrte sie fassungslos an, während Taichi und Sora nebeneinander standen uns sich umarmten.
„Hallo, Takeru."
Takeru drehte sich um und seine Kinnlade fiel nahezu auf den Boden. Hikari stand vor ihm, ebenfalls ein Kimono tragend. Er bemerkte den Knoten auf ihrer Schärpe und verglich diese mit Soras. Seine Augen kontrollierten diese mehrere Male, nur um sicherzugehen. Wenn Soras Knoten bedeutete, dass sie verlobt werden sollte, dann bedeutete das ja...
Hikari zwinkerte, als Takeru auf den Boden zusammenbrach. Sie eilte zu ihm und platzierte seinen Kopf auf ihren Schoß. „Er ist ohnmächtig ?"
Yamato grinste. „Er hat's besser verkraftet, als ich gedacht hätte."
Takeru öffnete langsam seine Augen und fand seinen Kopf auf Hikaris Schoß wieder.
„Geht's dir gut ?" fragte Hikari.
„Ich bin im Himmel..."
Hikari lächelte reumütig. „Ihm geht's gut."
Frau Yagami trat einen Schritt vor und richtete an die Gäste, „die eigentliche Verlobungszeremonie ist eine Privatsache, doch seid ihr alle zum Empfang eingeladen."
--------------
Bemerkungen des Übersetzers:
(*) Erwählte – Entspricht den Digirittern, ‚Erwählte' stellt eine genauere Übersetzung aus dem Japanischen dar.
(*) Chibimon – ursprünglicher Name DemiVeemons
