Die einzige Wahrheit

Endlich hatte er es geschafft. Hatte geschafft ihm, den Jungen den er über alles liebte seine Gefühle zu gestehen. Sie waren die besten Freunde, hatten viele Abenteuer überstanden, zusammen gelacht, sich gegenseitig getröstet, wenn der andere Sorgen hatte, sie hatten alles geteilt, alle Geheimnisse hatten sie sich anvertraut. Nur dieses eine hatte der Junge mit den braunen Haaren nie seinem Freund gesagt, hatte ihm nie gesagt, dass er ihn liebte, bis zu diesem Moment. Yamato hatte ihn direkt gefragt was los sei. Er verhalte sich schon die ganzen letzten Wochen so komisch. So abwesen und abweisen ihm gegenüber. Es stimmte Yamato traurig und dass sagte er Taichi auch. Tai sah einen kleinen Funken Hoffnung am dunklen Nachthimmel auftauchen. Vielleicht gab es wirklich eine Chance für ihre Liebe. Für die Liebe, die er sich immer ausgedacht hatte, ausgemalt in seiner Phantasie. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. Stotterte unsinnige Silben zusammen. Sein bester Freund schaute immer verdutzter drein. Natürlich bemerkte dies Taichi. Er raffte sich zusammen, und brachte diese einfachen drei Worte über seine zitternden Lippen, die schon weiß angelaufen waren. Diese einfachen drei Worte, normal so leicht zu sprechen. Und dennoch bedeuten sie soviel, verändern ganze Welten, nehmen soviel Last von den Schultern. Aber, er hatte es geschafft. War glücklich darüber und erleichtert. Alles konnte jetzt nur noch gut werden, da war es sich sicher. Voller Hoffnung schaute er wieder in die Augen seines Gegenübers, hob seinen Kopf, den er zuvor gesenkt hatte. Aber was er erblicke war nicht das, was er erwartet hatte. Er konnte in ihnen Wut lesen, Trauer. Eine schallende Ohrfeige erreichte sein Gesicht. Die Wange brannte. Wie kannst du mir nur so etwas antun, fragte Yamato, die Stimme bebend vor Zorn. Wie kannst du, waren die Worte einer erstickten Stimme, die an die Ohren des braunhaarigen Jungen drangen. Das einzige was er tat, war in diesem Moment, in diesem schrecklichen Augenblick, wegzurennen. Die Worte schallten in seinem Kopf wieder, die sein bester Freund gesagt hatte. Er sei doch keine Schwuchtel, was bilde sich doch Tai ein auf ihn zu stehen. Es waren qualvolle Worte, grausame, herzzerreißende, aber es war die Wahrheit. Die einfache Wahrheit. Die einzige Wahrheit. Ändern konnte man an ihr nichts. Kann man nichts. Es ist einfach so, und wird immer so bleiben.

~~Ende~~