Entscheidung

"Halt!" Harry hörte eine ihm wohl bekannte Stimme, die er in diesem Moment allerdings nicht zuordnen konnte. Blitzschnell zog er seine Hand zurück und schaute sich um. Zu Harrys Verwunderung schien außer ihm niemand den Ruf vernommen zu haben. Plötzlich nahm der Junge wahr, was er gerade fast getan hätte. Er hatte sich so vom Dunklen Lord beeinflussen lassen, daß er sich ihm beinahe ergeben hatte. Harrys Gesichtsausdruck veränderte sich bei dieser Erkenntnis, so daß er nun nicht mehr Unsicherheit und Angst, sondern Wut und Entschlossenheit widerspiegelte.

"Was?" ertönte nun die eisige Stimme Voldemorts. "Warum dieser plötzliche Gefühlswandel?"

"Ich werde niemals auf die dunkle Seite gehen!" schrie Harry nun so laut er konnte.

Voldemort, von Harrys Ausbruch sichtlich überrascht, wich einige Schritte zurück. Harry spürte wieder das Stechen in seiner Stirn, nun noch stärker als zuvor. Nur durch seine nun unheimlich starke Willenskraft gelang es ihn, die Augen offen zu halten. So sah er, wie Voldemort seine Hand ausstreckte und seinen Zauberstab auf Cho richtete.

~~~

Draco Malfoy stand neben seinem Vater auf einer Waldlichtung und verfolgte das Schauspiel, daß ihm vom Dunklen Lord und Harry Potter geboten wurde. Zu bemerken schien die beiden niemand. Nach Dracos Überlegungen mußten sie auch unsichtbar sein, schließlich lag er in Wirklichkeit in seinem Bett und schlief, wie er wußte. Er erinnerte sich noch genau an den Traum, den er geträumt hatte. Alles war dann schwarz geworden und sein Vater hatte ihn an diesen Ort gebracht. Wahrscheinlich war das wieder ein dunkler Zauber, den er nicht kannte.

Gerade war Potter dabei, dem Dunklen Lord seine Hand zu reichen. Voldemort war wohl sehr überzeugend gewesen, dachte Draco. Doch irgend etwas in ihm wehrte sich, machte ihm klar, daß das alles nicht richtig war, schrie "Halt". Genau in diesem Moment zog der schwarzhaarige Junge seine Hand blitzschnell zurück. Hatte er ihn hören können? Schoß es nun durch Dracos Kopf. Nein, das war unmöglich, besänftigte er sich selbst, er hatte das Wort ja noch nicht einmal laut ausgesprochen. Nun sah er, wie Voldemort seinen Zauberstab erhob und auf Cho richtete.

~~~

"Crucio!" zischte Voldemort durch seine fast völlig geschlossenen Lippen.

Cho, die an einen Baum gefesselt war, gab einen markerschütternden Schrei von sich. Ihr Körper zitterte unter dem unerträglichen Schmerz und sackte nach einigen Sekunden wie leblos in sich zusammen, als der dunkle Lord von ihr abließ und sich wieder Harry zuwendete.

Nachdem der Junge nicht reagierte, sprach Voldemort den Fluch erneut aus. Chos Körper sah danach noch mehr mitgenommen aus und Harry war sich sicher, daß, wenn sie überhaupt noch am Leben war, sie nur noch ein sehr schmaler Grat vom Tod trennte.

Wie paralysiert, mit weit aufgerissenen Augen, die starr auf Voldemort gerichtet waren, und geballten Fäusten stand der Junge da. Irgend etwas wollte er tun, irgend etwas mußte er tun. Harry überlegte blitzschnell. Er hatte ja noch seinen Zauberstab in der Tasche. Aber was für einen Fluch konnte er anwenden? Die Lage war hoffnungslos. Voldemort würde alle Zauber sofort abwehren und wenn er Pech hatte, würden sich die Zauberstäbe wieder verbinden. Wenn er Pech hatte? Nein, das war seine Chance! Wie war es damals passiert? Blitzschnell viel es Harry wieder ein.

"Töten Sie doch mich!" schrie Harry. "Ich bin es, den sie wollen, nicht Ron, nicht Cho, sondern ich. Worauf warten Sie noch?"

"Gut. Ich habe dir deine Chance gegeben, du hast sie nicht genutzt. Nimm Abschied, Harry."

Harry schaute noch einmal zu Ron, dann zu Cho. In seinem Kopf liefen noch einmal alle glücklichen Erlebnisse, die er mit ihnen erlebt hatte, wie ein Film ab. Schließlich drehte er seinen Kopf wieder und schaute direkt in Voldemorts kalte Augen. Im selben Moment, in dem Voldemort den Todesfluch aussprach, zog Harry seinen Zauberstab aus der Tasche und schrie "Expelliarmus!".

~~~

Irgendwie hatte Draco Mitleid mit Harry. Was hatte er denn getan? Warum mußte er das alles durchmachen? Nein! Das war Harry Potter, sein Erzfeind! Draco durfte doch kein Mitleid für ihn empfinden! Gleich würde der Junge sterben und er, Draco würde der Sieger sein. Was dachte er da! Der Tod war niemandem zu wünschen! Außerdem würde nicht er triumphieren, sondern der dunkle Lord. Irgend etwas wollte Draco tun, ihm fiel aber nichts ein, womit er hätte helfen können. Schließlich sah er, wie Voldemort seinen Zauberstab auf Harry richtete, um den endgültigen Fluch auszusprechen. Kaum hatten die Worte jedoch den Mund des dunklen Lords verlassen, sah Draco einen weiteren Lichtstrahl auf den, der aus Voldemorts Zauberstab stammte, zukommen.

~~~

"Priori Incantatem!" rief Dumbledore verwundert auf, als er sah, wie die beiden Zauberstäbe mit einem goldenen Faden verbunden wurden.

~~~

"Ganz schön schlau!" rief Voldemort. "Daran hatte ich gerade nicht gedacht. Nun ja, das sollte auch kein größeres Problem werden."

Kaum hatte der dunkle Lord ausgesprochen, zog er mit der viel Kraft an seinem Zauberstab, die Verbindung verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

"So, nun zum zweiten Mal," flüsterte Voldemort bedrohlich, "Avada Kedavra!"

Kaum hatte der Dunkle Lord den Todesfluch ausgesprochen, machte sich ein greller grüner Lichtstrahl aus dessen Zauberstab auf den Weg und raste blitzschnell auf Harry zu.

Dem Jungen war klar, daß dies sein Ende war. Er dachte noch ein letztes Mal an alle, die er liebte, die ihm in seinem Leben wichtig gewesen waren - die Weasleys, Hermine, Hagrid, Dumbledore, Cho, seine Eltern. Ja, bald würde er bei seinen Eltern sein. Sie würden ihm dann alles erklären und er würde endlich Frieden und Gewißheit haben. Harry schloß die Augen und murmelte ein kaum vernehmbares "Danke, ihr alle!".

Einen kurzen Moment später öffnete er die Augen wieder. Nichts war passiert. Er war immer noch auf der Waldlichtung, Voldemort hatte immer noch seinen Zauberstab auf ihn gerichtet und Harry fühlte sich eigentlich auch noch ziemlich lebendig. Was war passiert?

"Was?" Voldemort war entsetzt. "Wie kann das möglich sein?" Seine Hand zitterte. "Wie- Wie hast du das gemacht?"

Harry brachte kein Wort hervor.

Blitzschnell drehte sich der Dunkle Lord zu Pettigrew um. "Los, lass' uns gehen!"

Harry konnte und wollte das alles, was passiert war, nicht akzeptieren. Durch die Frage des Dunklen Lords, ob er wüßte, was er war, spürte der Junge nun eine innere Unsicherheit, die sich wie Kälte in seinem gesamten Bewußtsein ausbreitete.

Harry konnte nicht an diesem Ort bleiben. Er rannte los, ohne zu bemerken, was um ihn herum passierte. Das Einzige, was er in diesem Moment wollte, war Klarheit.

Das Böse hatte sich vorerst zurückgezogen, würde aber, sobald es noch besser vorbereitet und gewappnet war, zurückkehren, um noch größere Zerstörung anzurichten.


Disclaimer:
Fast alle in dieser Geschichte vorkommenden Personen und Handlungsorte gehören Joanne K. Rowling. Mir gehört einzig und allein die Handlung selbst, deswegen wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mich fragen würdet, wenn ihr die irgendwo veröffentlichen wollt.
Ich schreibe diese Geschichte nur aus Spaß am Schreiben und an den Harry Potter-Büchern. Ich bin leider erst 15 Jahre alt, deswegen ist die Story vielleicht nicht so ausgeklügelt und mein Stil nicht so perfekt, trotzdem hoffe ich, Euch mit meinen Geschichten etwas Freude zu bereiten.



Ich wäre Dir für Kommentare zu dieser Geschichte sehr dankbar!
Bitte trage Deine Meinung, egal ob positiv oder negativ, in diesen Kasten ein und klicke auf "Abschicken".
Vielen Dank!