Major Callburn sah sich kurz um. Seine Männer folgten ihm und Sergeant Osborne in Zweierreihen durch den strömenden Regen. Eigentlich war ihm nicht sehr wohl bei der Sache, denn der Regen wurde immer stärker und sie konnten nicht mehr als drei Meter voraus sehen. Dazu kam noch, dass sie vor circa zwanzig Minuten die Straße verlassen hatten und wenn Callburn ehrlich war musste er zugeben, dass er jegliche Orientierung verloren hatte.

Doch zum Glück hatte er Sergeant Osborne dabei. Der Mann war ein wahres Genie für ihn. Er war erst vor einigen Wochen zu seiner Truppe versetzt worden, doch schon nach der ersten Woche hatte Callburn ihn für den wohl besten Tracker innerhalb der Armee gehalten. Er konnte sogar Spuren finden, die wahrscheinlich nicht einmal jemand hinterlassen hatte.

Osborne brauchte nur die Überreste eines Feuers zu betrachten, um zu wissen wie viele Männer darum gesessen hatten und was sie zum Abendessen hatten. Es war faszinierend. Callburn hielt sich selbst nicht unbedingt für blind, wenn es darum ging Spuren zu finden, aber er musste zugeben, dass Osborne in diesem Bereich ein Profi war.

Und darum war er seinem Sergeant auch gefolgt, als dieser ihm versichert hatte er würde die Spur finden. Callburn hatte überlegt diesem Larabee und dem Sheriff Bescheid zu geben, sich aber dann dagegen entschieden. Am Ende würde sie ihnen Johnson noch vor der Nase wegschnappen und das Kopfgeld für ihn kassieren. Außerdem war Callburn davon überzeugt, dass sie sowieso nicht lange auf sich würden warten lassen. Ihr anderer Gefangener, dieser McQuinn, war mit Johnson verschwunden und dieser allein war schon ein guter Fang. Und nach allem, was Callburn über die Sieben gehört hatte würden sie niemals einen Gefangenen entkommen lassen.

Callburn sah auf als Osborne ihm ein Zeichen gab. Vor ihnen lag ein kleiner Wald und dahinter erhoben sich die Berge wie drohende Riesen in der Dunkelheit. Callburn sah seinen Sergeant fragend an.

"Der Spur nach sind sie durch den Wald geritten. Ich weiß, dass dahinter ein kleiner Pfad in die Berge führt. Sie müssen ihr Lager dort oben haben. Bei dem Wetter können wir die Wachen leicht erledigen und dann sitzen sie in der Falle.", erklärte Osborne. Callburn nickte zustimmen. Er fragte sich kurz, welche Spuren Osborne überhaupt meinte, denn vor ihm konnte er nichts als Matsch erkennen, aber Osborne musste schon wissen, was er tat. Er bedeutete Osborne mit einem Nicken den Weg anzuführen und winkte seinen Männern, ihm zu folgen.

Der Weg durch den Wald war schmal und der kleine Bergpfad, der sich durch das felsige Gestein nach oben schlängelte war sogar noch enger. Die Pferde konnten nur einzeln hintereinander gehen und man konnte durch die vielen Biegungen nicht weiter als zwanzig Meter sehen. Osborne ritt einige Meter voraus und betrachtete dabei den Boden, als gäbe es dort irgendetwas zu sehen.

Callburn sah ebenfalls auf den Boden, sah aber anstelle des Schlammes jetzt nur noch harten grauen Stein. Er schüttelte leicht den Kopf. Einfach faszinierend.

Chris und Mirax ritten schweigend über die noch immer schlammige Wiese. Der Regen hatte zwar aufgehört aber die Sonne war noch nicht warm genug, um das Wasser zu verdampfen und der Boden war bereits so vollgesogen, dass er keinen einzigen Tropfen mehr aufnehmen konnte. Ihre Pferde versanken fast bis zu den Fesseln im Schlamm und so hatten die beiden sich entschieden, langsamer zu reiten um die Tiere nicht zu überanstrengen.

Wenn Mirax ehrlich war musste sie zugeben, dass sie nicht sonderlich viel Hoffnung hatte. Sie war ein guter Tracker - vielleicht nicht so gut wie Mara aber besser als die meisten anderen - aber nicht einmal sie konnte auch nur die geringste Spur finden. Selbst die Spuren der Armee waren schon wieder verschwunden und Mirax konnte nur erahnen, wo sie entlang geritten waren.

Außerdem kannte sie Jack Johnson. Er würde nicht eine Sekunde zögern den Jungen zu töten. Aber wahrscheinlich war JD noch am Leben, auch wenn Mirax nicht sagen konnte, was nun besser war. Denn Johnson hatte so seine eigenen Methoden einem Gast die Zeit so angenehm wie möglich zu machen.

Und dann war da noch McQuinn. Johnson hatte nun sicherlich schon erfahren, dass sie in der Stadt war. Und Mirax war sicher, dass er darüber sehr erfreut sein würde. Und diesmal hatte sie keine Kavallerie oder eine Bande Outlaws hinter sich stehen. Was Mirax nicht unrecht war. Es waren schon zu viele Unschuldige gestorben. /Auch wenn es in einigen Fällen nicht schade um sie war., fügte sie in Gedanken hinzu.

Alles hatte damit angefangen, dass Mirax gestorben war. Und ausgerechnet Johnson hatte neben ihr gestanden, als sie auf wundersame Weise wieder zum Leben erweckt wurde. Er sah in ihr eine Zeugin bei einem Raubüberfall, die beseitigt werden musste. Sie sah in ihm einen Zeugen der Unsterblichkeit. Und so war ihr kleiner Privatkrieg entstanden. Mirax musste über diese Ironie lächeln. Sie Beide waren Jäger und Gejagte zugleich.

Eigentlich hätte es Mirax keine Schwierigkeiten gemacht ihn zu erledigen. Doch die Kavallerie hatte ihnen dazwischengefunkt. Johnson war ihr entkommen - oder vielleicht andersherum? - und so hatte die Jagd begonnen. Mirax hoffte, dass Johnson noch immer nichts über ihre Unsterblichkeit wusste. Es war ein kleiner Vorteil, den sie ihm gegenüber hatte und es wäre schade gewesen, wenn dieser Vorteil nicht mehr existierte.

Mirax bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte sich zu Chris um, der sie nachdenklich betrachtete. Wahrscheinlich beobachtete er sie schon eine ganze Weile und Mirax hatte es nicht einmal gemerkt.

"Worüber denkst du nach?" Mirax zuckte mit der Schulter. Darauf hatte sie keine Antwort. Niemand musste von ihr und Johnson erfahren, wenn es nicht unumgänglich war. Außerdem hätte Chris die Wahrheit sowieso nicht gefallen. Anscheinend erwartete Chris auch gar keine Antwort. Er drehte sich wieder nach vorne und sie ritten weiter.

"Wirst du es ihm sagen?", fragte er unvermittelt.

Mirax brauchte nicht zu fragen, sie wusste, worüber er sprach. Sie selbst hatte sich Gedanken darüber gemacht. Und sie war zu keiner Antwort gekommen.

"Ich kenne ihn doch gar nicht.", meinte sie entschuldigend. Chris' Augenbraue wanderte in die Höhe und Mirax wusste, was er meinte. Das hatte sie bei ihm auch gedacht - und es hätte ihm fast das Leben gekostet. Sie seufzte. Also hatte es nicht nur Mara sondern auch Chris bemerkt. Zugegeben, diese Art von Leben hatte durchaus ihren Reiz, aber es gab immer Probleme, wenn man sich zu lange an einem Ort aufhielt. Meistens war es das Risiko nicht wert. /Doch in diesem Fall.../ Mirax seufzte erneut.

"Ich werde es Vin sagen, sobald es nötig wird.", versprach sie ihm. Das war das Mindeste. Mirax hatte keine Zweifel, dass Vin es verkraften würde. In dieser Hinsicht war er Chris sehr ähnlich: Er nahm die Dinge wie sie kamen, ob gut oder schlecht.

"Mach schon, Vin.", drängte Buck. Seine Stute tänzelte nervös und Buck rutschte unruhig im Sattel hin und her. Vin warf ihm einen kurzen Blick zu und schluckte die verärgerte Antwort hinunter, die ihm auf der Zunge brannte. Es hatte keinen Sinn, sich mit Buck zu streiten. Im Prinzip wollte er das gleiche was sie alle wollten: JD finden. Nur war Buck dabei übereifriger, wütender und deswegen auch schwerer zu ertragen.

Während dem ganzen Weg hierher hatte Buck nicht ein einziges Wort gesagt. Und als Vin zwischendurch immer wieder den Boden untersucht hatte, war Buck auf dem Pferd sitzen geblieben und hatte finster auf die Berge gestarrt. Genau wie Vin vermutete er, dass die Bande sich dort versteckte und wahrscheinlich hatten sie Recht. Doch zu zweit war es viel zu gefährlich in die Berge zu reiten. Vin kannte sich dort aus und er wusste, wie leicht es war einen Hinterhalt zu legen. Sie wären eine leicht Beute und tot nützten sie JD nichts.

Vin erhob sich und wischte sich die Hände am Hosenbein ab. Die Überreste des Lagerfeuers waren zu alt, als dass sie zu Johnson Bande gehören konnten. Es war eigentlich vollkommen aussichtslos. Vin war einer der besten Tracker überhaupt, aber er hatte keine Ahnung, wo sie als nächstes suchen sollten. Mara hatte ihnen zwar eine ungefähre Richtung angegeben, aber entweder hatten sie die Spuren verfehlt oder sie existierten nicht mehr - was wahrscheinlicher war.

Es gab dutzende Wege in die Berge, aber sie konnten nicht einfach so drauflosreiten. Wenn sie den falschen Pfad erwischten würden sie Johnson vielleicht um Meilen verfehlen und dieser wäre dann - wortwörtlich - über alle Berge.

Vin stieg auf und schüttelte leicht den Kopf. Er konnte Buck's Enttäuschung regelrecht spüren, aber so sehr er es auch gewollt hätte, er konnte nichts daran hindern. Er hoffte nur, dass die anderen mehr Glück hatten.

Mirax Gesicht erschien in seinen Gedanken und die Enttäuschung darüber, dass sie nach St. Michels aufbrechen würde, sobald sie McQuinn wieder hatte, war genauso groß wie die Enttäuschung darüber, dass sie keine Spur von JD hatten. Er hätte gern mehr über sie erfahren. Sie war eine faszinierende Frau. Ihre schwarzen Augen, die weichen Haare, die glatte zarte Haut...

Vin musste sich geradezu zwingen an etwas anderes zu denken. Er gab seinem Pferd die Sporen und folgte Buck, der bereits einige Meter voraus war.

"Ich bezweifle, dass wir hier etwas finden.", meinte Ezra und versuchte, den Dreck von seinem dunkelroten Jackett zu wischen. Mara beachtete ihn nicht weiter. Der Glücksspieler war viel zu pessimistisch. Mara war sich sicher, dass die Bande hier vorbei gekommen war. Sie betrachtete die beiden Hufabdrücke, die in dem Lehmboden gut zu erkennen waren, noch einige Sekunden, dann stand sie auf und schwang sich wieder auf ihr Pferd. Sie ritt einige Meter weiter, dann beugte sie sich noch einmal hinunter. Hier waren die Abdrücke schon wieder fast verschwunden, aber Mara war sich sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Sie winkte Ezra, ihr zu folgen und ritt langsam weiter. Die Gegend hier hatte der Sturm besonders verwüstet. Mehrere Bäume waren vom Blitz gespalten worden und riesige Äste versperrten die Straße an einigen Stellen.

Plötzlich zügelte Mara ihr Pferd erneut und sprang mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel. Sie war sich sicher, dass sie etwas gesehen hatte. Und tatsächlich: Unter einem der vielen herabgestürzten Äste spitzte ein Stofffetzen hervor. Mara griff danach und betrachtete ihn nachdenklich.

"Hast du etwas entdeckt?", fragte Ezra, plötzlich neugierig geworden. Er stieg ebenfalls ab und Mara reichte ihm das Stoffstück.

"Das sieht aus wie von einem Kleidungsstück.", meinte sie. "Vielleicht wollte JD uns eine Spur hinterlassen." Ihr Blick schweifte in die Ferne zu den Bergen vor ihnen. "Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.", murmelte sie leise.

Ezra folgte ihrem Blick und seufzte. "Wenn sie wirklich in den Bergen sind, stehen unsere Chancen nicht besonders gut, sie zu fassen. Dort oben gibt es praktisch keinen Weg, sich zu verstecken oder sich heranzuschleichen. Sie brauchen eigentlich nur einen Mann um uns alle aufzuhalten. Die Wege sind so eng, dass man gerade mal mit einem Pferd hindurch kommt.", erklärte er.

Mara nickte. Sie kannte sich in dieser Gegend zwar nicht aus, aber die Berge waren fast überall die gleichen. Sie überlegte, was sie jetzt tun sollten und kam dann zu dem Entschluss, noch etwas weiter zu reiten. Bis zum Nachmittag hatten sie noch einige Stunden und vielleicht fanden sie noch weitere Lebenszeichen von JD. Sie erklärte Ezra ihren Plan und dieser war einverstanden.

Also saßen sie auf und ritten weiter, in der Hoffnung irgendeine Spur von JD zu entdecken.

Es waren fast drei Stunden vergangen, und sie hatten nichts weiter gefunden. Vor ihnen befand sich ein kleiner Wald, durch den ein schmaler Pfad führte, doch Mara hatte nicht vor hindurchzureiten. Im Moment hätten sie keine Chance gehabt sich gegen Johnson's Leute zu verteidigen, sollten diese sich im Wald verstecken. Gerade als Mara vorschlagen wollte zurückzureiten, hörte sie ein Geräusch. Sie gab Ezra ein Zeichen und zog ihren Revolver.

Ein Pferd kam aus dem Wald getrottet und der Reiter zügelte es einige Meter nach dem Waldrand. Mara kniff die Augen zusammen und erkannte, dass der Mann eine Uniform trug. Er musste einer der Soldaten sein, die Johnson nach Four Corners gebracht hatten. Langsam ritt sie weiter und Ezra folgte ihr vorsichtig.

Als sie nahe genug waren, erkannte Mara, dass es der Sergeant war. Doch warum war er allein? Mara beäugte ihn misstrauisch. Seine Uniform war an einigen Stellen zerrissen, doch sie konnte keine Schusswunden oder andere Verletzungen erkennen.

Der Sergeant blickte ihnen erwartungsvoll entgegen und in seinem Gesicht spiegelte sich so etwas wie Erleichterung.

"Was tun sie hier?", fragte Mara barsch. Sie traute diesem Soldaten nicht und sah auch keinen Grund, das zu verheimlichen. Irgendetwas stimmte hier nicht, obwohl nichts Auffälliges zu sehen war. Aber Mara hatte ein ungutes Gefühl. Und ihre Gefühle hatten sie noch nie im Stich gelassen. Also stieg sie ab, steckte den Revolver jedoch nicht zurück ins Halfter. Ezra trat neben sie. Er war angespannt und Mara wusste, dass er ebenfalls wachsam war.

Der Mann kletterte aus dem Sattel und währe fast gefallen. Doch mit letzter Kraft hielt er sich fest und dann stand er endlich sicher auf beiden Beinen. Er keuchte und fuhr sich mit der einen Hand durch das kurze Haar.

"Sergeant Osborne, Ma'am, Sir.", stellte er sich hastig vor. Sein Blick richtete sich auf Ezra, so als würde er Mara völlig ignorieren.

"Bin ich froh, sie zu treffen. Wir brauchen dringend Hilfe!", seine Stimme war fast flehend.

"Was ist passiert?", fragte Ezra vorsichtig.

"Wir sind Johnson gefolgt, aber sie hatten uns einen Hinterhalt gelegt. Als Major Callburn mich fortschickte um Hilfe zu holen war schon fast die Hälfte unserer Männer tot... ich weiß nicht, wie lange sie sich noch halten können."

Mara glaubte ihm kein Wort. Die Soldaten waren bereits gestern abend weggeritten und wären sie in einen Hinterhalt geraten, wäre die Sache bis jetzt schon entschieden gewesen - auf die eine oder andere Art. Sie wusste nicht, wie weit Callburn und seine Männer in die Berge geritten waren, aber wenn Callburn Osborne fortgeschickt hatte, so hätte dieser Four Corners schon längst erreicht. Stattdessen befand dieser sich immer noch hier im Wald und war ganz zufällig herausgeritten als sie und Ezra vorbeigekommen waren.

Mara war sich sicher, dass es eine Falle war. Osborne musste zu Johnson's Bande gehören und hatte die Armee direkt in deren Hände gespielt. Wahrscheinlich war keiner von Callburn's Männer mehr am Leben. Mara hob ihre Waffe und richtete sie auf Osborne.

Ezra wirkte zuerst verwirrt, dann folgte er ihrem Beispiel. Wahrscheinlich hatte er die selben Schlüsse gezogen. Osborne betrachtete sie zornig.

"Was soll das! Die Bande schlachtet dort oben meine Leute ab und sie bedrohen mich mit einer Waffe? Sie sollten mir helfen!", fauchte er und trat einige Schritte zurück. Doch er wusste, dass seine Täuschung missglückt war. Sein ganzes Auftreten veränderte sich mit einem Male. Er versuchte nicht mehr erschöpft und verzweifelt zu wirken und seine Augen wurden kalt.

"Pech gehabt, Osborne. Ich habe sie durchschaut.", meinte Mara und zielte auf seinen Kopf.

Plötzlich lächelte Osborne. Mara trat misstrauisch einige Schritte zurück. Während sie mit den Augen die Büsche am Waldrand absuchte, hielt sie den Revolver noch immer auf Osborne gerichtet. Auch Ezra wurde nervös. Etwas blitzte im Unterholz und Mara starrte in drei Gewehrläufe, die direkt auf sie gerichtet waren. Ezra wirbelte herum, als die Männer aus dem Wald hervortraten. Links und rechts von ihnen brachen weitere Männer durch die Büsche.

Osborne lächelte verächtlich. "Tja, Pech gehabt.", äffte er Mara nach. "Waffen fallen lassen!"

Mara kniff die Augen leicht zusammen. Gegen so viele Männer auf einmal hatten sie keine Chance. Sie war zwar unsterblich, aber Ezra war es nicht und es wäre idiotisch gewesen, sein Leben einfach so zu riskieren. Bis jetzt hatten sie noch eine Chance zu überleben. So wie sie Johnson und McQuinn kannte, würden sie nicht sterben, bevor die beiden nicht ihre Rache hatten.

Ob in diesem Fall Überleben allerdings eine so gute Alternative zum Tod war, ließ sich bezweifeln.

Mara ließ die Waffe los und sie fiel vor ihren Füßen auf den Boden. Ezra warf ebenfalls seinen Revolver von sich und Osborne grinste zufrieden. Er winkte einem der Männer, die Waffen aufzuheben und dieser brachte sie ihm.

"Du wolltest mich doch nicht etwa wirklich erschießen, Miststück? Das gehört sich nicht für eine Lady. Ich werde dir schon noch Manieren beibringen.", fauchte er und seine Absichten waren so deutlich in seinen Augen abzulesen, dass Mara schon allein bei seinem Anblick übel wurde.

"Verlass dich nicht drauf, Bastard. Das hat mein Vater schon versucht und du siehst ja, wie viel Erfolg er hatte.", erwiderte sie gelassen.

In der nächsten Sekunde stieß Osborne einen wütenden Schrei aus, hob Mara's Waffe und drückte ohne zu zielen ab. Der Knall schien Ezra für einige Sekunden zu betäuben. Er spürte ein schmerzhaftes Pochen und in seinen Ohren rauschte es. Er fuhr erschrocken herum und sah gerade noch Mara, als sie getroffen zu Boden sank.

Ezra ließ sich neben ihr in die Knie sinken und seine Finger zitterten leicht, als er nach ihrem Puls tastete. Er war schwach, aber er war da. Mara hatte nur das Bewusstsein verloren. Ezra atmete erleichtert aus und dann entdeckte er den Blutfleck auf Mara's Hemd, der sich immer weiter ausbreitete. Die Kugel hatte Mara's linke Schulter glatt durchschlagen. Wäre der Schuss einige Zentimeter weiter nach unten gegangen, hätte er vermutlich die Lunge getroffen.

"Ist sie tot?", fragte Osborne beiläufig. Es dauerte einige Sekunden, bevor Ezra die Worte überhaupt registrierte. Heißer Zorn kochte in ihm hoch. Er fuhr herum und wollte sich auf Osborne stürzen, doch zwei der Männer hielten ihn auf. Der eine traf ihn mit dem Gewehrkolben zwischen den Schulterblättern und der andere verpasste ihm einen Tritt in den Magen.

Ezra sank keuchend zu Boden. Stechender Schmerz breitete sich rasend schnell in seinem ganzen Körper aus und raubte ihm den Atem.

Einer der Männer trat neben Osborne. Er spuckte den Tabak aus und kratzte sich am Kopf. "Ich weiß nich', ob das so gut war, Ozzi.", meinte er dann. Ezra erkannte in ihm einen der Männer, die Johnson befreit und JD entführt hatten. "Der Boss hat die Kleine diesem McQuinn versprochen."

"Ach, halt's Maul, Mike. Jack hat nur gesagt, er will sie lebend. Sie lebt noch, oder nich'?", fauchte Osborne ihn an. Mike zuckte gleichgültig mit der Schulter.

"Was is' mit ihm?", meinte er und deutete mit einem Nicken auf Ezra.

"Keine Ahnung. Er is' einer der Sieben Beschützer in dies'm Kaff. Jack hat sicher was vor mit ihm." Osborne grinste hämisch. "Es wird ihm bestimmt gefall'n."

TBC...