/Déjà Vu, dachte Buck, als er zum zweiten Mal in dieser Woche als Erster vor dem Sheriff's Office saß und auf seine Freunde wartete, bereit Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um seine entführten Freunde gesund und an einem Stück zurück nach Four Corners zu holen.

Er betrachtete mit wachsendem Unbehagen den Himmel, der sich mit jeder Minute mehr zu verdunkeln schien und fluchte zum hundertsten Mal über die Tatsache, dass erst vor wenigen Minuten ein leichter Nieselregen eingesetzt hatte. Noch war der Regen kein Hindernis, doch sobald sie sich erst einmal in den Bergen befanden konnte sich das schnell ändern. Selbst Vin, der die Berge wie seine Westentasche kannte, hielt nichts davon bei Unwetter durch die schmalen und unbefestigten Gebirgsspalten zu reiten, die zu Unrecht Wege genannt wurden.

Und wer wusste schon was sie dort erwarten würde? So sehr Buck auch versuchte positiv zu denken, die vielen wenn und aber schlichen sich nichtsdestotrotz in seine Gedanken. Johnson's Mann mochte die Wahrheit über diesen zweiten Weg gesagt haben, aber sie wussten nicht, welche Überraschungen dort auf sie warteten. Es würde sicher kein Spaziergang werden, so viel war sicher.

Buck schnaubte ungeduldig, stand auf und begann auf der kleinen Terrasse hin und her zu wandern, wobei seine Sporen ein leises rhythmisches Geräusch auf den Holzplatten verursachten. /Wo bleiben sie nur/ Buck fühlte die gleiche Ungeduld, die er seit JD's Entführung gespürt hatte, doch diesmal fiel es ihm noch schwerer, ruhig zu bleiben.

Für ihn war JD wie ein kleiner Bruder, den er zwar immer mit seinen Bemerkungen in den Wahnsinn zu treiben versuchte in Wahrheit jedoch jede Sekunde damit verbrachte, sicherzustellen, dass er nicht verletzt wurde - weder körperlich noch seelisch. Er würde es vielleicht nicht zugeben, aber er liebte diesen Jungen mehr als sich selbst. Und das Gefühl versagt zu haben nagte an ihm, stärker als er es für möglich gehalten hätte.

Leise Schritte rissen Buck aus seinen trüben Gedanken und er sah auf, als Mirax sich wenige Meter neben ihm an einen Holzpfeiler lehnte. Buck betrachtete sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugier. Trotz der Tatsache, dass Mara - ihre Partnerin und Freundin - ebenfalls zu den Vermissten zählte schien sie eher um Ezra und JD besorgt zu sein.

Doch Buck war sich bei Mirax über nichts im Klaren. Während er selbst wie ein offenes Buch war in dem man jede Emotion und jeden Gedanken ablesen konnte war Mirax ein Rätsel, genauso wie Chris Larabee. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, bis auf ein kleines Lächeln und ein leichtes Aufblitzen in den sonst kalten schwarzen Augen, wenn sie mit Vin sprach oder der amüsierte Ausdruck der sich über ihre Gesichtszüge legte, jedesmal wenn sie Chris betrachtete. /Das sie das überlebt.../

Plötzlich wurde es Buck bewusst, dass er seit ihrer Ankunft nicht viel mehr über sie erfahren hatte als sie es zuließ.

Buck sah auf und fühlte Mirax Blick auf sich ruhen. Er sah kurz in diese schwarzen abgrundtiefen Augen - die Fenster zur Seele eines jeden Menschen, die ihm nichtsdestotrotz verschlossen blieben - und hatte das Gefühl sie wusste Bescheid über alles worüber er soeben nachgedacht hatte. Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken und er wandte sich schnell ab.

Seine Reaktion verwunderte ihn, denn er hatte nichts gegen Mirax Terrik. Im Gegenteil. Doch irgendetwas stimmte nicht mit ihr, es war als ginge eine dunkle Bedrohung von ihr aus, die sich allerdings nicht gegen ihn oder gegen irgendeinen seiner Freunde zu richten schien. Buck war entschlossen mehr über sie herauszufinden, sobald diese Sache mit Johnson überstanden war.

Er seufzte fast erleichtert, als er seine Freunde entdeckte, die auf sie zueilten.

Als Mara erwachte schnappte sie augenblicklich nach Luft, als heißer Schmerz in ihren Knöcheln und Handgelenken entbrannte und sich wie ein Lauffeuer in ihrem gesamten Körper auszubreiten schien. Das nächste was ihre desorientierten Sinne wahrnahmen waren die Dunkelheit und die eisige Kälte.

Sie schloss für einen Moment die Augen und schüttelte leicht den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können, doch die Dunkelheit blieb, als sie die Augen wieder öffnete. Sie versuchte sich zu bewegen, doch der Schmerz wurde erneut entfacht und Mara blieb einige Sekunden angespannt liegen, als ihr Körper sich weigerte ihren Befehlen zu gehorchen.

/Was ist passiert/ Als ihr dieser Gedanke durch den Kopf fuhr versuchte Mara ohne allzu großen Erfolg die aufsteigende Panik zu verdrängen. Irgendetwas war geschehen, aber was? Und wo waren ihre Freunde? Mara atmete mehrmals hintereinander tief durch und sah sich dann um. Es war noch immer dunkel aber ihre Augen hatten sich soweit daran gewöhnt, dass sie einzelne Umrisse erkennen konnte.

Man hatte sie tiefer in die Höhle verfrachtet und um sie herum stapelten sich mehrere Holzkisten und Fässer. Anscheinend hatten die Banditen diese Höhle schon vorher benutzt oder sich gut auf Johnson's Befreiung vorbereitet. Mara lehnte sich zurück und atmete tief durch, während sie versuchte die unnachgiebigen Fesseln etwas zu lockern.

Schon allein die Tatsache, dass sie überhaupt gefesselt war, überraschte Mara. Sie hatte damit gerechnet - oder besser gesagt gehofft -, dass man sie nach dem letzten Vorfall töten würde. Es hätte Vieles vereinfacht. Doch anscheinend hielt Johnson nichts davon seine Geiseln einfach loszuwerden. Vielleicht hatte er sich etwas 'besonderes' für Mara ausgedacht?

Sie schauderte bei diesem Gedanken. /Wenn er herausfindet, dass ich unsterblich bin.../ Mara weigerte sich, diesen Gedanken weiter zu denken.

Es war wohl die größte Furcht eines jeden Unsterblichen das Versuchskaninchen eines Verrückten zu werden. Und Mara nahm lieber den Tod als solch ein ungewisses /Ungewiss/ Schicksal auf sich. Mara verbannte diese düsteren Gedanken und versuchte sich auf ihre Flucht zu konzentrieren.

Auch wenn sie zugeben musste, dass im Moment wenig Aussicht auf Erfolg bestand. Die Fesseln gaben keinen Millimeter nach und Mara spürte wie die Müdigkeit sie übermannte. Wie lange war sie jetzt schon in der Gewalt dieses Irren? Vermutlich hatte sie seitdem nicht länger als einige Stunden geschlafen und auch wenn Mara es nicht wollte, fielen ihr langsam die Augen zu und sie sank in eine traumlose Dunkelheit.

Chris führte sein Pferd hinter sich, als er Buck erreichte, der schon voller Tatendrang auf sie wartete. Es überraschte ihn nicht, Mirax bei ihm zu sehen. Anscheinend konnte sie es ebenfalls kaum erwarten, ihren entflohenen Gefangen wieder zurückzuholen.

Die anderen schlossen sich ihnen ebenfalls innerhalb der nächsten Minuten an, Pferde gesattelt und bereit aufzubrechen. Chris schwang sich gerade in den Sattel, als Mary auf ihn zugeeilt kam. Fast sofort überkam ihn wieder die Sorge, was alles geschehen konnte, während er Four Corners unbewacht lies. Aber im Prinzip hatte er keine andere Wahl. Selbst zu sechst waren sie noch in der Unterzahl und wer wusste, was Johnson und seine Bande für Überraschungen für sie bereit hielten.

Er tippte mit zwei Fingern leicht an den Hutrand und nickte Mary freundlich zu. "Miz Travis." Mary lächelte leicht, dann reichte sie ihm einen kleinen gefalteten Zettel.

"Dieses Telegramm ist gerade für sie eingetroffen. Es ist von Richter Travis.", meinte sie und betrachtete die anderen Reiter mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung. Vermutlich wünschte sie sich im Moment nichts sehnlicher als sie begleiten zu können, aber es wäre ihr niemals gelungen Chris zu überreden. Und mit Unterstützung von den anderen konnte sie auch nicht rechnen, denn Chris hatte ihnen schon früh klar gemacht, dass er Mary's Leben unter keinen Umständen in Gefahr bringen würde.

Chris überflog das Telegramm und seufzte innerlich erleichtert. Travis hatte sich so schnell wie möglich auf den Weg nach Four Corners gemacht und würde innerhalb des nächsten Tages hier eintreffen. Die Stadt wäre somit also nicht ganz ungeschützt.

Er reichte Mary das Telegramm zurück und nickte seinen Leuten zu, die sich langsam in Bewegung setzten. Mary griff nach seiner Hand und sah ihn kurz an.

"Viel Glück, Chris." /Und sei vorsichtig., fügte sie in Gedanken hinzu.

Chris lächelte beruhigend. "Keine Sorge, wir finden sie.", versicherte er ihr, obwohl er den wahren Sinn ihre Worte erraten hatte. Er drückte ihre Hand kurz und folgte dann den Anderen. Mary sah ihnen nach, bis sie hinter dem nächsten Hügel verschwunden waren, dann überflog sie das Telegramm uns seufzte leise.

Der Ritt verlief ereignislos. Vin ritt zusammen mit Mirax an der Spitze und Chris bildete das Schlusslicht. Als sie den Waldrand erreichten, zügelte Mirax plötzlich ihr Pferd und sprang aus dem Sattel. Vin folgte ihrem Beispiel und beugte sich dann ebenfalls hinunter, wo auf dem Boden ein seltsamer brauner Fleck zu sehen war.

Mirax musste den Boden nicht erst groß untersuchen um zu wissen, was es war: Blut. Und Vin war zum gleichen Schluss gekommen, denn er sah sie fast erschrocken an.

"Es ist nicht genug um daran zu sterben.", versicherte sie ihm, obwohl er das natürlich wusste. Doch es schien ihm zu helfen und er beruhigte sich wieder, während Buck näher kam.

"Was ist los?", fragte er besorgt und betrachtete vom Sattel aus ebenfalls den Boden. "Das ist Blut, richtig?", fragte er dann. Mirax nickte nur und schwang sich wieder in den Sattel.

"Keine Sorge, Buck. Es ist sicher nicht von JD. Dafür ist es zu frisch. Außerdem ist es nicht viel. Von wem auch immer das Blut stammt, er ist nicht daran gestorben." Das schien auch Buck einigermaßen zu beruhigen. Mirax hoffte, dass nicht ausgerechnet Ezra verwundet worden war. Auch wenn sie ihrer Freundin keine Verletzungen wünschte, so hatte Mara doch bessere Chancen als Ezra.

Schweigend ritten sie weiter, am Wald vorbei und als sie sich einige Meilen von den letzten Bäumen entfernt hatten, schlug Vin einen Weg ein, der sie direkt auf die Berge zuführte.

Wenigstens in diesem Punkt hatte ihr Gefangener die Wahrheit gesagt, auch wenn sie nicht wussten, wie richtig seine restlichen Aussagen waren. Ein schmaler Pfad schlängelte sich durch fast unpassierbares Geröll. Der Platz reichte gerade noch so weit, dass ein Pferd hindurchpasste und auch wenn es ihnen nicht gefiel hatten sie keine andere Wahl, als diesen Weg zu nehmen. Hintereinander ritten sie durchs Unterholz, weiter in die Berge hinein.

Das war's dann erst mal, da mir zur Zeit leider nichts mehr einfällt g Wenn es euch gefallen hat, schreibt mir doch bitte, vielleicht mach ich ja irgendwann damit weiter...