Disclaimer: Ist immer noch der Selbe: alle Charaktere, Handlungsorte usw. die wir (meine Co-Autorin Kristina und ich) nicht selbst erfunden habe, gehören selbstverständlich J.R.R. Tolkien bzw. den Verlagen bzw. den Leuten, denen sie eben gehören!

Kapitel 6: Im Herzen des Alten Reiches

Viele Tage waren vergangen seit Bered auf die kleine Elbengruppe und zu Elena gestoßen war. Sie hatten die Alte Furt überquert und ritten nun östlich des Nebelgebirges, dessen Pässe sich zu ihrer Rechten erhoben immer weiter nach Süden. Lórien war ihr Ziel und es war nur noch wenige Tagesmärsche entfernt. Elena wurde immer angespannter. Bered sah sie besorgt an, wagte es aber nicht zu fragen, was mit ihr los sei. So ritt die kleine Gesellschaft viele Stunden stumm und in Gedanken verloren, bis Bered es nicht mehr aushielt und sich an Turwen wand. "Sagt mir, wer sie ist, woher sie kommt und wohin sie geht!" bat er und deutete auf Elena, deren Blick in die Ferne schweifte. "Ihr seid sehr neugierig, aber ich bin froh, dass ihr überhaupt redet, mir ist diese Reise viel zu still, kein Lied haben wir gesungen, seid wir euch trafen", setzte Turwen an. "Aber um auf eure Fragen zu antworten, sie ist unsere Prinzessin, unsere letzte Hoffnung, doch sie hat ihr Volk verlassen. Sie sucht
etwas, dass längst verloren ist." Bered betrachtete die Elbe fragend. "Wovon sprecht ihr?" wollte er wissen. "Sie sucht ihren Bruder, Legolas Grünblatt, den eigentlichen König von Düsterwald, doch er ist schon so lange bei den Sterblichen..." sie brach ab und verfiel nun in Schweigen. Bered schaute sie still an. Ihr dunkles Haar schimmerte und glänzte, ihre helle reine Haut verriet keinen Makel und ihre dunklen Augen, die nach vorne auf die Straße gerichtet waren blitzten unter langen Wimpern. Ein fröhliches Lächeln umspielte ihren Mund, doch zugleich wirkte sie sehr ernst. Sein Blick wanderte zu Elena, die stolz und schön auf ihrem weißen Pferd saß. Ihr Haar war so hell, wie das Sternenlicht, ihr Gesicht alt und jung und ihre Augen, die Bered nicht aus dem Kopf gingen klar und tief, wie ein Gebirgssee. Vollkommenheit umgab sie, Stärke und doch auch Zerbrechlichkeit strahlte sie aus. Bereds Blick schweifte zu den anderen Elben. Sie alle wirkten irgendwie beruhigend auf ihn
und er wünschte sich nie wieder andere Geschöpfe um sich zu haben. Und so verfiel auch er in tiefes Schweigen und nichts außer den leisen Hufschritten der Pferde war mehr zu hören, bis sie an den Rand eines großen Waldes kamen.

"Lórien" sagte Elena und atmete erleichtert auf. Die letzten Tage waren sie zügig vorangekommen und Elena war guter Hoffnung gewesen bald in Lórien anzukommen und nun stand sie an den Grenzen des Alten Reiches und spürte etwas, das sie mit Worten nicht beschreiben konnte. Sie führte ihr Begleiter in den Wald hinein und bald schon war Fröhlichkeit und Ausgelassenheit unter ihnen zu spüren. Am späten Nachmittag kamen sie auf eine große Lichtung und eine kleine Gruppe Elben kam auf sie zu. Einer von ihnen trat vor und begrüßte Elena freundlich. "Wir haben euch heute hier erwartet", sagte er "denn wir sahen Euch von Norden kommen, Elena von den Sternen, Herrin Düsterwalds!" Der Elb verbeugte sich und Elena nickte ihm zu. "Sagt mir, wer ihr seid!" bat sie. "Mein Name ist Narulhas und ich werde euch zur Herrin des Waldes bringen, doch sagt mir, wer ist der Sterbliche in eurer Mitte?" sagte der Elb höflich, wenn auch etwas besorgt. "Das ist Bered aus Esgaroth, ein Retter in der Not
und ein Freund" antwortete Elena und der Elb gab sich zufrieden. "Heute Nacht sollt ihr hier am Cerin Amroth ruhen und euch von eurer langen Reise erholen und morgen reiten wir nach Caras Galadhon, in die Stadt der Galadhrim."

Und so geschah es und sie ruhten im Schutz der goldenen Mallorenbäume und träumten ihre Elbenträume und nur Bered fand keine Ruhe. Er bewunderte die Schönheit dieses Landes und betrachtete die Sterne, die über den Baumwipfeln aufgingen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn, etwas wie Demut und Scham, so als wäre er nicht würdig in diesem Land zu sein, das unberührt und uralt schien. Er senkte den Blick, als würde er sich vor jemandem verneigen, als eine Hand sich auf seine Schulter legte. Er blickte auf und sah in das mondbeschienene Gesicht von Elena und nun wusste er warum sie Elena von den Sternen hieß. Denn das Leuchten der Sterne spiegelte sich in ihrem Haar wieder und ihre Augen leuchteten, wie eben diese und blickten in den weiten Nachthimmel. "Sagt mir Bered, was ist es, dass euch nicht schlafen lässt und was ist es, dass mich keine Ruhe finden lässt, selbst hier nicht, im Lande Lórien?" Sie sah ihn nicht an, sondern blickte unablässig in die Sterne, die so rein und
hell waren, wie ihre Haut. "Was Euch bedrückt vermag ich nicht zu sagen, Prinzessin, doch was mich betrifft, so kann ich sagen, dass mich dieses Land erfreut und zugleich betrübt, denn ich bin seiner nicht Wert, selbst wenn ich ein zehnmal besserer Mensch wäre, als ich es bin" antwortete Bered und folgte ihrem Blick, der auf einen hellen Stern gerichtet war. "Das ist Earendils Stern, der Hellste und Schönste von allen" sagte Elena "Nichts gibt es auf der Welt, dass seine Schönheit und Reinheit übertrifft!" setzte sie hinzu. Bered machte den Mund auf, als wolle er wiedersprechen, doch besann er sich und schloss den Mund wieder. Und so saßen sie beide im dunklen Gras, zwischen den Blumen und blickten in die Sterne und sprachen kein Wort. Ihre Herzen glichen einander, denn sie waren glücklich hier zu sein und doch betrübt darüber. So schliefen sie ein und fanden Ruhe und wurde erst am morgen von Narulhas geweckt.

Den ganzen Tag gingen sie durch den Wald, ihre Pferde hinter ihnen, denn reiten konnten und wollten sie hier nicht. Lóriens goldene Bäume blühten und unter ihren Füßen war sanfter, weicher Waldboden. Am Nachmittag hatten sie Caras Galadhon erreicht und schritten durch das große Stadttor in die Stadt der Bäume. Stimmen waren überall zu hören und leise Gesänge erfüllten die Luft. "So kommt Elena von den Sternen, Herrin Düsterwalds, Galadriel will Euch empfangen und Euch und Eure Begleiter Willkommen heißen" sagte Narulhas und führte sie zum mächtigsten aller Bäume hier. Eine lange weiße Leiter folgte seinem Stamm hinauf in die gewaltige Krone. Elena und die anderen Elben stiegen leichtfüßig hinauf, doch für Bered war es anstrengend ihnen zu folgen und bald war er zurückgefallen. Doch ließ er sich nicht so leicht abschütteln und schließlich hatte auch er die Baumkrone erreicht. Hier war ein großes Flett, eine Art Baumhaus, nur größer und schöner und Bered sah zwei in weiß
gekleidete Gestalten die aus all den vielen Elben hier herausstachen. Das waren Herr Celeborn und Frau Galadriel, die über Lórien herrschten. Ihre Gesichter waren strahlend, alt waren sie, auch wenn man es ihnen nicht ansah, würdevoll, stolz und schön waren sie anzuschauen. "Nun hat es auch der Letzte von Euch geschafft hier herauf zu kommen und auch Dich begrüßen wir, Bered aus Esgaroth" sprach Celeborn und der Genannte verbeugte sich tief. "Lange ist es her, dass wir Besuch aus dem Norden hatten, Elena aus dem Düsterwald und bald wird die Zeit kommen, da ich Euch alle verlassen muss, denn Galadriels Licht ist erloschen und wird nicht wieder entzündet" sagte die hohe Frau traurig und doch lächelte sie. "Doch seid ihr heute meine Gäste und noch gibt es Lórien und Galadriel und so soll es ein Fest geben zu Ehren eures Besuches!" Sogleich begannen einige Elben auf ihren Harfen und Flöten zu spielen und andere begannen zu singen. Manch einer tanzte und war guter Dinge. Elena
war eine von ihnen. Lange schon hatte sie nicht mehr zu den alten Liedern getanzt, doch jetzt schwebte dahin sie und ein Zauber umgab sie, der Galadriel wohlwissend lächeln ließ. Einst war sie wie Elena gewesen. Auch jetzt noch war sie schön und makellos mit ihrem goldenen Haar und ihren strahlenden Augen und ihrem königlichen Auftreten, dass man nicht erlernen konnte, doch war sie alt. Bered betrachtete alles genau und kam sich vor wie in einem Traum. Die Musik war nicht laut und nicht leise und der Gesang war weder schrill noch brummend. Der Tanz der Elben war geschmeidig und anmutig, so wie alles an ihnen und der Mensch spürte, wie süßer Schlaf ihn einhüllte. Alles an diesen Geschöpfen war makellos und schön und nichts kam ihrer Anwesenheit gleich, außer ein wunderbarer Traum, aus dem man nicht erwachen wollte.

Als Bered eingeschlafen war und auch viele andere Elben aufgehört hatten zu tanzen trat Galadriel zu Elena und blickte sie lange schweigend an. "Weswegen ihr kamt vermag ich euch nicht zu geben!" sagte sie schließlich. "Doch was ihr sucht mögt ihr vielleicht in Bruchtal finden, gebt nicht auf und lasst Euch das Herz nicht schwer machen, denn Euch ist kein schlimmes Ende bestimmt, Elena." Galadriel lächelte sanft und blickte Elena mit ihren scharfen Augen an. "Nichts ist verloren, was wiedergefunden werden kann!" sagte sie zum Schluß und ließ Elena allein...

So gern ihre Begleiter auch in Lórien geblieben wären, sosehr drängte Elena auch auf ihre Abreise. "Meine Suche ist nicht beendet Freunde. Ich werde nach Bruchtal gehen und wer mich begleiten will, der muss sich nun von diesem goldenen Land verabschieden" sagte sie. Galadriel trat noch einmal zu ihr. "Möget ihr das goldene Land nicht vergessen und vielleicht noch einmal zurückkehren, doch nun ist es Zeit Lebewohl zu sagen. Eure Reise wird nicht erfolglos bleiben."

Damit verabschiedeten sie sich von Celeborn und Galadriel und von den Elben Lóriens und ritten zurück Richtung Norden, nach Bruchtal...