Neon Genesis Evangelion - FanFiction


Kreuzwege - Abzweigung 03

INVASION


von Ulrich-Alexander Schmidt

Version: 01.08.2001




Legal Boilerplate:
NGE und die Charaktere sind Eigentum von GAINAX, etc.pp.

Alle Fehler innerhalb dieser FF sind ganz allein mir zuzurechnen.

Die Geschichte beginnt dort, wo Episode 26 endet...


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Prolog - End of EVANGELION:

"Tod oder Wiedergeburt..." fragte die schwebende weiße Gestalt.
Sie hatte die Figur und die Züge Rei Ayanamis, doch aus ihrem Rücken wuchsen filigrane
bläuliche Flügel.

Shinji Ikari konnte sie nur anstarren.
"Warum ich?"

"Wähle, Shinji, Tod oder Wiedergeburt?"

"Ich..."
Er zögerte. Vor einem Jahr noch war es ihm egal gewesen, ob er lebte oder starb, doch dann
hatte seine Existenz einen Sinn erhalten, auch wenn er diesen Sinn gehaßt hatte.
Er hatte andere kennengelernt, die so waren wie er, einsam und abgekapselt von anderen...

Jetzt hatte er sich der Verschmelzung seiner Seele mit den Seelen der gesamten Menschheit
widersetzt, hatte sich dem Third Impact widersetzt.
Und nun gab ihm das Wesen, von dem er wußte, daß es ihn liebte, eine zweite Chance...

Doch es hatte auch Dinge gegeben, an die sich zu erinnern in ihm den Wunsch weckte, die
Option Tod zu wählen, er hatte getötet, mit seinen Händen, mit den Händen von EVA-01...

Kaworu... er war sein Freund gewesen, auch wenn er ein Engel gewesen war... und er hatte
ihn getötet...

Und er hatte die Menschen verloren, die ihm etwas bedeutet hatten.

Rei... die erste Rei, die er getroffen hatte, die Rei, die in der Explosion von Einheit-
00 gestorben war...

Misato... niedergeschossen, als sie ihn gerettet hatte...

Asuka... zerfetzt von den EVAs der 5er-Einheit...

Kaji...

Er konnte sie zurückbringen...

"Wiedergeburt!"

Sie nickte.
"So wird es geschehen..."
Rei-Lilith wandte sich, begann in der Leere zu verschwinden.

Sie hatte alles geopfert... für ihn...

"Rei..."

Sie sah zurück über ihre Schulter.

"Ich werde dich finden... und wenn es eine Ewigkeit dauert... wir werden uns wiederse-
hen..."

Und so beginnt es...





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Vor 25 Jahren...


Er war der Kriegsherr des Dreizehnten Schwarmes...

Er war der Waffenmeister der Imperatrix, Hauptmann der Imperialen Garde...

Er war Angeloi...

Er war Tabris...


Er kniete in der Kronkammer vor dem Thron der Imperatrix Lilith, den Blick gesenkt, nicht
wagend, der Herrin der Angeloi ins Anglitz zu blicken... der Kaiserin... seiner Mutter...
Neben ihm auf dem blankpolierten Boden lag sein Khadja, die Klinge des Waffenmeisters, mo-
mentan ein eher unscheinbarer Speer mit einer sich gabelnden Spitze an jedem Ende.
Der Boden war hart, dies spürte er sogar durch seine Körperpanzerung hindurch.

"Erhebe dich, Erstgeborener."
Die Stimme der Imperatrix war das Säuseln des Windes und das Donnern des Sturmes, er konnte
sich ihr nicht widersetzen, und hätte sie ihm befohlen, sich in seine eigene Waffe zu stür-
zen, so wäre er diesem Befehl ohne zu zögern nachgekommen.

Mit dem gebotenen Respekt richtete er sich auf, hob langsam den Blick.
Neben dem Bernsteinthron der Imperatrix stand seine Schwester, Sel, Schwarmmutter des Drei-
zehnten Schwarmes, Zweitgeborene der Imperatrix und nur wenige Minuten älter als er.
Während er der erste Sohn der Imperatrix war, war seine Zwillingsschwester ihr zweites
Kind.
Doch die Unterschiede zwischen ihren Erscheinungen konnten nicht größer sein; während er
ein Albino mit grauem Haar und roten Augen war, schlug bei ihr das alte Erbe der Menschen
durch, wie ihr goldblondes Haar und die goldgesprengelten Augen zeigten.
Die Imperatrix selbst ähnelte ihrer ersten Tochter darin, daß auch sie kein Albino wie die
meisten ihrer Abkömmlinge war, auch wenn ihr Kopf kahl war.
Ansonsten hielt sich niemand in der Thronkammer auf, weder Leibdiener noch Gardist.

"Ich habe euren Vorschlag gehört und überdacht. Ihr habt meinen Segen."

Kurz hielt er den Atem an, als er die Folgen dieser Worte bedachte.
Freiheit und Hoffnung für unser Volk...

"Die Entdeckung der Position der Ursprungswelt hat diese Entscheidung erforderlich gemacht.
Wir, die Angeloi, die Verbannten des Himmels, stehen am Scheideweg. Durch die Entdeckung des
künstlichen LCL benötigen wir schon seit Generationen nicht mehr die Lebenskraft anderer We-
sen, doch die Legenden von der Welt der Lillim sind immer noch stark, die Erzählungen über
die Kraft ihres Blutes... Sollen die Angeloi wieder in ein Zeitalter der Barbarei zurückfal-
len, indem sie die Lillim niedermetzeln, wie manche meiner Berater jetzt schon fordern, oder
soll ich versuchen, unser Volk in eine neue Epoche zu führen...? Die Wahl ist gefallen."

"Ihr tatet das richtige, Imperatrix."

"Denkst du, Sel? Es bedeutet den Bruch uralter Traditionen."

"Überkommene Traditionen, alt und staubig. Auch die Macht des Althergebrachten kann sich
Veränderungen nicht ewig widersetzen."

Die Imperatrix gab ein Zeichen der Zustimmung und wandte sich ihrem Erstgeborenen zu.
"Tabris, mit Wohlwollen habe ich die Ergebnisse deines Versuches beobachtet, den Gardisten
der Kaiserlichen Leibgarde Freien Willen zu geben. Ich bin überzeugt, daß dies der nötige
Funke sein wird, um unsere stagnierende Entwicklung herumzureißen."

"Ich verdiene Euer Lob nicht, meine Kaiserin. Ich lebe, um zu dienen."

"Wenn morgen die zweite Sonne über der Kronkammer im Zenit steht, werde ich meine Entschei-
dung unserem Volk verkünden... und Krone und Szepter Sel übergeben, damit sie uns in die
Zukunft führen kann."

Sel keuchte.
"Majestät, das... ich bin nicht die älteste unter den Schwarmköniginnen..."

"Aber die vorausschauenste von ihnen. Wie du sagtest, es ist Zeit, mit den Traditionen zu
brechen. Ich wünsche nicht, daß wenn ich vergehe, meine Kinder mir folgen werden, wie die
Traditionen es verlangen würden, würde Sal, meine Erstgeborene, den Thron besteigen. Be-
reite dich vor, Tochter."

"Ich... ich höre und gehorche."
Sel verneigte sich tief, verließ dann die Kronkammer, gefolgt von ihrem Kriegsherren.
"Ich kann es kaum glauben..."

"Jetzt wird sich für unser Volk die Zukunft öffnen", flüsterte Tabris.


***


"Ihr wollt mich also um mein Erbe betrügen, Mutter..."

Die Imperatrix blickte auf, sah in das Gesicht ihrer Erstgeborenen, deren Miene von Haß und
Zorn verzerrt war, hörte ihre Stimme, die vor Gift tropfte. Spürte die Klinge, die sich in
ihre Brust bohrte...
"Sal..."

"Ich kann das nicht zulassen, Majestät", flüsterte Sal, Königin des Ersten Schwarmes mit
honigsüßer Stimme, während die Herrscherin der Angeloi auf ihrem Bernsteinthron zusammen-
sackte.
Sie richtete sich auf, strich ihr flammendrot-blondes Haar zurück und nickte ihren Mitver-
schwörern zu.
"Verbreitet die Nachrich: Die Imperatrix Lilith ist tot, es lebe die Imperatrix Sal!"


Und damit begann der zweite Bürgerkrieg in der Geschichte der Angeloi. Der erste hatte sie
die Ursprungswelt gekostet, der zweite sollte sie die Zukunft kosten...


Auf der einen Seite standen die Zeruels des Dreizehnten Schwarmes, die Elitekrieger des Rei-
ches, doch klein an der Zahl, unterstützt durch eine Handvoll Schöpfungen der Wissenschaftler
des Achten Schwarmes unter dessen Obersten Laboranten. Auf der anderen Seite stand... der
gesamte Rest der Angeloi...

Sel, Tabris und sein jüngerer Bruder Armisael hatten sich im Gebäude des Großen Portales ver-
schanzt. Seit drei Tagen tobten die Kämpfe, kamen die Truppen der neuen Herrscherin näher und
näher.
Die Tradition verlangte, daß alle bisherigen Schwarmmütter und ihre Kriegsherren, Obersten
Assistenten, Aufseher, oder wie sie gerade hießen, der Imperatrix in den Tod folgten, damit
niemand die Herrschaft der neuen Schwarmkönigin anzweifeln konnte.

"Sil ist gefallen", Armisaels Stimme klang dumpf und traurig. Seine Augen leuchteten nicht
mehr.

"Ich bedaure den Tod der Königin des Achtes Schwarmes", sprach Tabris die traditionellen Worte.

Einer der Zeruel-Gardisten, welche die Perimeter des Portal-Zentrums bewachten, näherte sich
ihnen und ging in die Knie, damit er sie nicht allzu sehr überragte.
"Mein Kriegsherr, unsere letzten Verteidigungslinien wurden durchbrochen. Ich rate Euch und der
Königin zur Flucht."

Tabris umklammerte den Schaft seines Khadjas, preßte die Lippen zusammen.
Alle Träume zerbrochen... Sal, du besteigst den Thron über das Blut und die Hoffnungen unse-
rer Art...
"Armisael, ist das Portal bereit?"

"Ja, Bruder. Der Torweg zur Herkunftswelt ist bereit."

"Gut, dann geh mit Sel hindurch."

"Nein. Ich bleibe hier."

"Armisael..." zischte Tabris.

"Ich bin nur ein Forscher. Die Schwarmmutter benötigt jedoch den Schutz eines Kriegsherren, ei-
nes geborenen Kriegers. Die Logik gebietet es, daß ich hierbleibe und du gehst."

"Ja..."
Er sah sich noch einmal um.
"Armisael, eines Tages werde ich zurückkehren. Ich weiß, daß ich unter den Sternen der Schwarm-
welt sterben werde..."
Dann wandte er sich dem Zeruel zu, flüsterte den Namen, den er ihm gegeben hatte.
"Höre, Ishmael, treuer Freund... unsere Krieger sollen sich zurückziehen. Sie sollen sich ver-
bergen unter den Schwarmlosen und unter den Schwärmen der Arbeiter. Ihr habt mein Wort, daß ich
zurückkehren werde..."

"Wir werden auf Euch warten, mein Kriegsherr."

"Gut. - Armisael, geh mit ihnen."

"Auch das ist mir nicht möglich. Ich werde hinter euch das Portal versiegeln und dafür sorgen,
daß euch so schnell niemand folgt. Jetzt liegt die Zukunft unseres Volkes in deinen Händen...
vor langer Zeit wurde prophezeit, daß der Kriegsherr des Dreizehnten Schwarmes das Fanal des
Krieges entfachen wird. Ich glaube, daß du es sein wirst, dem diese Aufgabe anheimfällt. Geh..."

Und Tabris trat durch das Portal, folgte seiner Schwester.


***


Sie fanden sich inmitten einer weißen Einöde wieder. Ijre AT-Felder schützte sie vor der Kälte
und dm Wind.

"Dies ist also die Ursprungswelt... diese Einöde..."

"Urteile nicht vorschnell. Es ist überliefert, daß unsere Vorfahren sich in ein unwirtliches
Gebiet zurückzogen, um dem Zorn der anderen Lillim zu entgehen."

"Ja. Schwester... Schwarmmutter... Königin... ich gebe dir mein Wort, daß ich zur Schwarmwelt
zurückkehren und den Thron für dich zurückerobern werde..."

"Ich weiß, daß du das tun wirst, Kriegsherr."

"Bis dahin werde ich Th´om´hh sein, der Krieger im Exil..."


Und so begann es...