Kapitel 13: Rekrutierungsmission


Thomas Shigen gab seinen beiden dunkel gekleideten Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben, während er das Apartmenthaus betrat, in dem zwei der Children und ihre Eltern wohnten. Nur Deiko Tamakura begleitete ihn.

Er trug einen knöchellangen grauen Staubmantel und darunter eine weiße Parade-Uniform der Vereinten Nationen ohne Rangabzeichen, während seine Begleiterin eine dunkelblaue Uniform mit den Abzeichen eines Schiffskapitäns zur See unter ihrem Mantel trug.

"Und du willst das wirklich durchziehen?" fragte sie, als sie das Treppenhaus betraten.

"Ich habe keine andere Wahl. Nach dem, was Midori angerichtet hat, schulde ich es den Kindern."

Sie seufzte.
"Dein Ehrenkodex hat mich schon immer überrascht. Und wenn die Eltern - oder die Kinder - sich weigern?"

"Dann ist es so... Dann müssen wir die Klone über die Fernsteuerung einsetzen."

"Wir wissen beide, daß das nicht klappt. Und Diane ist nicht voll einsatzfähig, wir können das DummyPlug-System eigentlich vergessen."

"Korrekt. Deshalb muß ich mich überzeugen, alles erforderliche, alles mögliche, getan zu haben."

"Thomas, du kannst dich kaum aufrechthalten... Nein, keine Widerworte, ich sehe es doch. Seit fünfzehn Jahren verfällst du mit jedem Tag mehr."

"Du hast Recht." sagte er nur und ging dennoch weiter. "Die Strahlung frißt seit damals an meinen Zellen... Der Matriel war kein einfacher Späher, er war geschickt worden, um mich zu finden und zu töten, nur hat er das nicht ganz geschafft, noch nicht... Meine Regenerationsfähigkeiten sind langsam überfordert, meine Anpassungsfähigkeit ist kaum noch vorhanden. Eine seltsame Ironie, oder? Aber wenigstens hatte meine Schwester Erfolg... Wir haben nur Glück, daß der Verfall nicht auch auf die Klone übergegriffen hat."

"Die Klone... wenn Takanawa mehr Zeit hätte, könnte sie eine konventionelle Waffe gegen das AT-Feld der Angeloi entwickeln."

"Ja, und wenn sie gerade dabei ist, könnte sie auch ein Heilverfahren für mich erfinden... Deiko, mir bleibt nicht mehr viel Zeit, in gewisser Weise ändert es wenig, ob wir die Invasion abwenden, oder nicht, jedenfalls für mich."

"Sarkasmus?"

"Galgenhumor", flüsterte er. "Ich wüßte nur gerne, wozu der Aktivierungsimpuls gedient hat..."

"Glaubst du, es gibt noch Angeloi-Konstrukte auf der Erde?"

"Wir... sie haben diese Welt einmal beherrscht und die ersten Menschen versklavt. Die Geosektoren und die tiefen Städte sind Beleg genug. Die POLARIS-Satelliten scannen die Erdoberfläche nach einem blauen Muster, wenn wir es jedoch mit jungen Konstrukten zu tun haben, kommt dabei nicht viel heraus."

"Da bist du der Experte."

"Ja... Wir sind da - hier wohnt Shinji Ikari."

"Der Junge von damals, ich erinnere mich."

"Damals... ja, da haben meine Kräfte noch ausgereicht... Warte hier draußen, ja?"

"In Ordnung, Großer Bruder."

Er lächelte.
"Du hast mich lange nicht mehr so genannt, Kleine Schwester."
Seine Hand lag auf dem Türsummer.

"Es hat sich nicht ergeben. Viel Erfolg."

Die Tür wurde geöffnet.

"Ja?" fragte Yui Ikari.

Thomas präsentierte ihr seinen Ausweis.
"Thomas Shigen, ich stehe in den Diensten der Vereinten Nationen. Doktor Yui Ikari?"

Yui sah ihn fragend an.
"Ja. Wie kann ich Ihnen helfen?"

"Es geht um Ihren Sohn... Können wir das drinnen besprechen?"

"Ich... Kommen Sie herein."
Sie führte ihren Gast in die Küche.
"Kann ich Ihnen etwas anbieten? Tee, vielleicht?"

"Nein, danke."

"Wie Sie meinen. Aber setzen Sie sich doch. Es geht um meinen Sohn, sagten Sie? Wie meinen Sie das?"

"Doktor Ikari..."
Thomas setzte sich auf den Stuhl, auf den sie gedeutet hatte, faltete die Hände vor sich.
"Ich gehöre einer Organisation an, welche von der UN mit der Verteidigung der Erde gegen eine... gewisse Bedrohung beauftragt wurde. Ihr Sohn verfügt über Fähigkeiten, die uns helfen können, unsere Aufgabe zu erfüllen."

"Shinji? Wovon reden Sie überhaupt?"

Thomas seufzte.
"Es ist schwierig..."
Langsam hob er die Hand zu seinem Auge, jenem, das unter einer schwarzen Lederklappe verborgen war. - und schob die Klappe zur Seite.
Dahinter war eine leere Augenhöhle mit teilweise freiliegenden Knochen. In der Tiefe der Höhle existierte ein dumpfes rotes Glühen.
"Sehen Sie", flüsterte er.

Und Yui sah...


***


Die Erde wirkte, als hätte sich ein unkontrollierter Schimmel über sie ausgebreitet, einstmals blaue Meere mit zarten weißen Wolken waren nun ein Chaos as braunen, schwarzen und pur-purnen Tönen. Die Landmassen waren graue Flecken inmitten dieses Wirbels, über denen tiefschwarze Wolken hingen.
An verschiedenen Stellen war die Erdkruste aufgerissen, quoll glutflüssiges Magma aus nie verheilenden Wunden...


***


Thomas rückte die Augenklappe zurecht.

"Was... was war das?"
Yui Ikari stützte sich an der Tischplatte ab, um nicht seitlich vom Stuhl zu kippen.

"Die Zukunft... oder eine mögliche Zukunft, etwas, das meine Organisation verhindern will."

"Nein... ich meine... wie haben Sie..."

"Ich habe Ihnen gezeigt, was ich sehe."

"Wer... was sind Sie?"

"Das müßten Sie mir am besten sagen können, immerhin analysieren Sie seit acht Jahren meine DNA."
Er legte die Hände auf die Tischplatte.

"Der Finger..."
Automatisch zählte sie nach, kam bei beiden seiner Hände auf jeweils fünf Finger.
"Wie... - natürlich! - das regenerative Potential?!"

"Ja. Gut gefolgert. Doktor Ikari, ich verfüge über die Gabe der Präkognition, ich bin imstande, gewisse bedeutsame Ereignisse vorherzusehen. Und das, was ich Ihnen eben gezeigt habe, quält mich seit fast zwanzig Jahren jede Nacht."

"Das..."
Sie schüttelte den Kopf.
"Gehen Sie! Ich kann das nicht glauben!"

"Soll ich mit Ihrem Mann wiederkommen? Er ist bereits eingeweiht."

"Gendo weiß davon?"

"Er mußte sich zur Geheimhaltung verpflichten, ebenso wie ich Sie jetzt darum bitten muß. Sollte es bekannt werden, daß der Untergang der Welt bevorsteht, wären die Folgen nicht absehbar."

"Sie haben gesagt, Sie wollen das verhindern - wie?"

"Mit der Hilfe Ihres Sohnes und einiger anderer."

"Was kann mein Sohn tun? Er ist doch nur ein vierzehnjähriger Junge..."

"Mit einem beachtlichen Potential."

Yui blickte ihn nachdenklich an.
"Ich kenne sie..."
Eine Erinnerung trat vor ihr geistiges Auge - ein Mann mit rußgeschwärztem Gesicht, der ihr ihren vierjährigen Sohn überreicht, den er aus dem brennenden Haus, in dem sie gewohnt hatten, herausgeholt hatte...
"Kyoto..."

"Ja. Damals sind wir uns das erste Mal begegnet."

"Wieso? Ich begreife nichts mehr..."

"Die Menschheit wird von Wesen bedroht, die sich selbst die Angeloi nennen. Hat Ihr Mann Ihnen von der Südpolexpedition erzählt, an der er im Jahre 2000 teilgenommen hat?"

"Ja..."

"Ich war auch dabei. Aber sicher hat er Ihnen nicht erzählt, was uns am Südpol begegnet ist."

"Er... er spricht manchmal im Schlaf... von einer Riesenspinne..."

Thomas sog scharf die Luft ein.
"Aber Sie haben das für Albträume gehalten."

"Bis heute..."

"Uns ist damals der Vorbote einer Invasionsstreitmacht begegnet, ein einfacher Späher. Die Hälfte der Expeditionsteilnehmer ist während des Kampfes getötet oder verletzt worden, ehe wir ihn unschädlich machen konnten. In wenigen Wochen werden weitere Krieger der Angeloi am Südpol über ein Portal eintreffen, wir haben Vorbereitungen getroffen, um sie abzufangen, aber dazu brauchen wir unter anderem die Mithilfe ihres Sohnes, Shinji."

"Ich kann mich nur wiederholen: Was soll er tun?"

"Wir haben lange nach potentiellen Piloten gesucht... ihr Sohn gehört zu den wenigen, die im-stande sind, einen EVANGELION zu steuern."

"Was ist das? - Ah... Akagi hat mir von diesem VR-Spiel erzählt..."

"Unser Testcenter, ja. Dort sind wir auf ihn aufmerksam geworden."

"Sie wollen meinen Sohn in einen Riesenroboter stecken und gegen Außerirdische in den Kampf schicken? Ja, sind Sie denn wahnsinnig?"

"Nein, nur verzweifelt... Es ist die einzige Option... der Feind verfügt über Kraftfelder, welche nur mit den Mitteln eines EVAs neutralisiert werden können. Und Ihr Sohn ist der beste Pilot, den wir finden konnten."

"Pilot? Sie reden von einem kleinen Jungen! Warum gehen Sie nicht und sehen sich unter ein paar Kampfpiloten um?"

"Weil von denen keiner über die nötigen Reflexe verfügt... und weil es gewisse andere Probleme geben würde."

"Ich lasse das nicht zu..."

"Mutter, bitte, beruhige dich." erklang Shinjis Stimme aus dem Flur. Er trat in die Küche, sah Thomas an.
"Sie arbeiten für NERV, nicht wahr? - oder besser, Sie leiten die Organisation."

Thomas blinzelte.
"Du weißt von meiner Organisation?"

"Ja. Mein Vater arbeitet für Sie, nicht wahr?"

Der Einäugige nickte.

"Was geschieht, wenn niemand die EVAs gegen die... Angeloi in den Kampf führt?"

"Sie werden uns überrennen, wir könnten die Invasion nur verzögern, nicht aber verhindern."

"Und dann?"

"Die Menschheit wird nicht kampflos aufgeben... Die Angeloi werden am Ende eine tote Welt beherrschen."

"Ich verstehe..."

"Shinji..." flüsterte seine Mutter. Der Junge wirkte in diesem Moment nicht mehr wie ein Vierzehnjähriger, sondern viel, viel älter...

"Würden Sie mich zwingen, für Sie einen EVA zu steuern?"

"Nein. Welchen Sinn hätte es, wenn du es nicht aus freien Stücken tätest?!"

"Darf ich mit meiner Mutter in die Geofront kommen?"

"Sogar das weißt du?"

Shinji antwortete ihm nicht, daß er es nur geraten hatte, sondern nickte nur.
"Überzeugen Sie meine Mutter, mich gehen zu lassen, und ich gehöre zu Ihrem Team..."


***


Als die Wände der Aufzugskabine durchsichtig wurden und den Blick in den Geosektor freigaben, gab Yui Ikari ein leises Keuchen von sich.
"Was ist das?"

"Ein Geosektor, ein stabiler unterirdischer Hohlraum. Es gibt noch mehrere dieser Art über die ganze Welt verstreut. Wir haben diesen hier vor knapp acht Jahren entdeckt und einen unserer Stützpunkte hier eingerichtet - dort unten."
Thomas deutete auf die Pyramide am Fuße der Aufzugsröhre.

"Das ist... phantastisch..."

Shinjis Blick klebte an den beiden Giganten, die sich in käfigartigen Kontruktionen am Ufer des großen Flusses befanden, welcher die Geofront durchschnitt.
"EVA-01..."

"Ja. Du kennst ihn und Einheit-00 bereits aus der Simulation."

Der Junge beeilte sich, ein zustimmendes Gesicht zu machen. Seine Augen wanderten weiter über die riesige Geofront, die von zahllosen, künstlichen Sonnen ähnlichen, an der Decke montierten Scheinwerfern erleucht wurde, fanden einen winzigen grünen Flecken in der Ferne, den nur der erkennen konnte, der gezielt danach suchte.
Kajis Garten... also gibt es ihn in dieser Welt auch... oder vielleicht auch nicht, vielleicht gibt es nur jemanden, der auch Melonen züchtet... es ist so verwirrend... auch der Geosektor selbst ist anders, keine Hochhäuser, die von der Decke hängen, keine Notunterkünfte... dort drüben, das müßten Lagerhallen sein, und dort, das sieht aus wie Kasernengebäude...
Und dann fiel ihm noch ein Unterschied auf - die große Pyramide am Fuße der Liftröhre trug auf einer Seite das ihm bekannte NERV-Logo, das halbierte Feigenblatt, doch dieses war mit einem anderen Schriftzug umrandet: Für die Menschheit...

"Warum haben Sie Ihr Hauptquartier hier, wenn die wirkliche Bedrohung am Südpol zuschlagen wird?" fragte Yui, bemüht, ruhig zu bleiben.

"Das hier ist unser Trainings- und Ausbildungszentrum. Wenn ich in Kürze zum Südpol aufbreche, wird mich der Kommandostab begleiten."

"Dann ist das hier gar nicht das Hauptquartier?!"

"Ja und nein."

"Was der Kommandant sagen will, ist, daß sich das Hauptquartier dort befindet, wo auch der Kommandostab ist", warf Deiko ein.

"Ah ja... danke... Und einen dieser Roboter dort unten soll mein Sohn steuern?"
Zweifel schwangen in ihrer Stimme mit.

"Ja. Den purpur-grünen, Einheit-01."
Thomas deutete schräg nach unten.
"Dort, sehen Sie? Die Techniker lackieren gerade die Panzerungen der Einheiten."

Yui hielt sich an dem rundumlaufenden Haltegriff fest.
"Das ist für mich alles schwer zu glauben."

"Deshalb zeige ich es Ihnen."

"Wenn Sie wirklich über die Macht verfügen, von der ich ausgehen... weshalb nehmen Sie sich nicht einfach, was Sie benötigen?"

"Und was würde das bringen? - Unzufriedenheit, Aufsässigkeit, Verweigerung, Rebellion, Scheitern... Nein, so verzweifelt sind wir noch nicht. Wenn Shinji sich uns nicht aus freien Stücken anschließt, werden wir nach weiteren potentiellen Kandidaten suchen müssen - und hoffen, daß wir sie rechtzeitig finden und ausbilden können."

"Wieviele EVAs bauen Sie?" fragte Shinji.

"Ursprünglich waren 13 geplant, aber Verzögerungen im Zeitplan haben dazu geführt, daß wir zum vorausberechneten Zeitpunkt der Invasion maximal über sechs verfügen werden, bei ausreichenden Erfolgen unsererseits vielleicht über acht."

"Sechs... Und die Piloten? Haben Sie sie schon rekrutiert?"

"Nein. Ich bin zuerst zu dir gekommen, deine Werte waren die besten."

"Dann sind die anderen..."
Tonlos begann er, die Namen seiner Freunde aufzuzählen.
"Touji, Kensuke, Hikari, Asuka und Rei..."

"Ja. Suzuhara, Aida, Horaki, Soryu und Akagi."

"Die auch?" stieß Yui hervor.

Der Aufzug erreichte sein Ziel, die Pyramide. Als die Türen aufglitten, standen sie Gendo Ikari gegenüber, der seine Uniform mit den Rangabzeichen eines Colonels trug. Er wirkte betrübt.

"Gendo?" flüsterte Yui. "Du arbeitest für sie?"

"Ja, Yui, seit acht Jahren. Ich gehöre zum Kommandostab von NERV."

"Und... Shinji? Hast du...?"

"Glaub mir, ich wollte nicht, daß es soweit kommt. Aber der Kommandant hat recht, unsere Alternativen sind vergleichsweise wenig erfolgversprechend."

"Kommen Sie, wir sollten uns in einem der Konferenzräume weiter unterhalten." unterbrach der Einäugige das Gespräch.


***


Am Abend desselben Tages fanden sich Thomas und Deiko in einem ähnlichen Treppenhaus wie dem im Apartmenthaus der Ikaris wieder, nur befand es sich einige Straßenzüge entfernt.

"Es hat mich überrascht, daß Doktor Ikari schließlich nachgegeben hat", murmelte Deiko.

"Mich hat vielmehr die Reaktion des Jungen überrascht, als ob er gewußt hat, was auf ihn zukam."

"Er verfügt doch etwa nicht auch über hellseherische Fähigkeiten?!"

"Ich glaube nicht, dazu wirkte er viel zu ausgeschlafen... andererseits müssen auch nicht alle Begabten albtraumhafte Visionen haben, die sie vom Schlafen abhalten..."

"Komm, fang jetzt nicht damit an. Warum nehmen wir eigentlich nicht den Aufzug?"

"Es sind doch nur zwei Stockwerke, Kleine Schwester."

"Und das von Herrn ´Ich sterbe bald´. Dir scheint es ja besser zu gehen."

"Kurzfristig. Takanawa hat eine neue Behandlung mit adrenalinhaltigen Medikamenten begonnen, ich sollte ein paar Tage haben, bis sich mein Stoffwechsel daran angepaßt hat. Auf der Überfahrt werde ich allerdings nicht von großem Nutzen sein, fürchte ich."

"Thomas, Takanawa ist die beste auf ihrem Gebiet, und wenn ihr jetzt auch noch Ikari und Soryu helfen, sollte es doch möglich sein..."

Er lächelte dünn.
"Ich mache mir schon lange keine Hoffnung mehr. Unsere Aufgabe ist es, die mich noch handlungsfähig erhält."

"Thomas..."

"Schon gut."

"Ja... Ich habe wirklich gedacht, Yui Ikari würde den Colonel in Grund und Boden stampfen. Wenn du ihr nicht erklärt hättest, daß ihr Mann zu absolutem Stillschweigen verdonnert war..."

"So war sie nur auf mich wütend... und damit kann ich leben."

"Trotzdem, daß sie schließlich nachgegeben hat... sieht man von ihren Bedingungen ab..."

"Nun ja, das meiste hatten wir ohnehin schon arrangiert - der Colonel begleitet die Kinder als Aufsichtsperson, wir kümmern uns darum, daß sie adäquaten Unterricht erhalten werden, und Doktor Ikari wird ständig informiert... so können wir über das Forschungsministerium bewirken, daß sie mit Takanawa zusammenarbeiten kann."

"Und du hast ihr persönlich dafür garantiert, daß ihr Sohn nicht zu Schaden kommt. Wie willst du dieses Versprechen einhalten?"

"Keine Ahnung... mit meinem Blut, wenn es sein muß. Und sollte ich dennoch versagen, muß ich mir um Yui Ikari wohl keine Gedanken mehr machen."

"Wenn ich soviel Verantwortung tragen müßte, würde ich wohl verrückt werden... vielleicht ist das der Grund für Midoris Zusammenbruch."

"Vielleicht... Deiko, ich wurde ausgebildet, diese Verantwortung zu tragen, oder zumindest diese Art von Verantwortung... oder besser, ich wurde dazu geboren."

"Ja... Kriegsherr... warum konnten die Angeloi nicht noch ein paar von deiner Sorte basteln? Dann hätten sie sich bereits selbst vernichtet."

"Ha!"

"Soll ich wieder draußen warten?"

"Ist wohl besser. Doktor Soryu war ziemlich überrumpelt, als wir beide vor der Tür standen."

"Kein Wunder, schließlich haben wir gerade ihren Ehekrach gestört."

"Ja, der Haussegen muß bei den Eltern Asuka Soryu Langleys recht schief hängen, ich mußte gar nicht erst groß ins Detail gehen..."

"Immerhin haben wir damit schon zwei Piloten rekrutiert, bleiben noch vier."

"Korrekt. Aber der Junge... ´Es ist meine Verantwortung´... ich wüßte zugern, was er damit gemeint hat, als er zugestimmt hat, Einheit-01 zu steuern."

"Thomas, es sind Teenager. Als ich in dem Alter war, habe ich auch seltsames Zeug geredet."

"Wirklich? Ich dachte, du bist damals schon auf Dächern gelaufen und hast dich auf deine spätere Karriere als Einbrecherin vorbereitet."

Sie lachte leise.
"Das kam erst später. Aber selbst bei den persönlichen Flüsterfeldern, die wir benutzen, möchte ich dieses Thema nicht in der Öffentlichkeit ansprechen."

"Okay."
Er legte die Hand auf ein flaches Gerät, das sich an seinem Gürtel befand und legte einen Schalter um. Mit einem leisen ´zzzt´ brach das Flüsterfeld, welches ihr Gespräch vor neugierigen Ohren geschützt hatte, zusammen.

Deiko seufzte.
"Jetzt müßte Doktor Miyuki Takanawa nur noch einen tragbaren AT-Feld-Generator oder etwas in der Art bauen."

"Ich sag´ es ihr, wenn ich nachher mit ihr spreche."
Thomas betätigte den Klingelkopf.

Es dauerte einen Moment, dann wurde die Tür von einem blauhaarigen Mädchen mit roten Augen geöffnet.
"Ja..."

Thomas sah Rei an, glaubte etwas an ihr zu erkennen, das er nicht einordnen konnte.
Wir sind uns ähnlich...

Deikos Interesse galt mehr den roten Augen des Mädchens, dann warf sie Thomas einen Sei-tenblick zu, vergewisserte sich, die schwache Spiegelung seiner Kontaktlinse wahrzunehmen.

"Guten Abend. Wir würden gern deine Mutter sprechen."

Rei musterte die Uniformen unter den offenstehenden Mänteln der beiden.
"Ja."
Ihr Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an, als sie den Kopf abwandte und rief:
"Mama, hier sind zwei Offiziere."

"Offiziere?" echote Ritsuko Akagi und kam aus dem Wohnzimmer. "Rei, bist du sicher?"
Sie kam zur Tür, öffnete diese weit, blickte ihre Besucher an, starrte Thomas an, riß die Augen auf.
"Du..." flüsterte sie...