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3. In der Höhle des Löwen
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In Duos Schlafraum hatten sich unterdessen mehrere Zombies breit gemacht. Es
waren die gleichen, verschrumpelten Untoten, die auf dem Dachboden gewesen
waren, nur das sie inzwischen die Leiter runtergeklettert waren und auf ihre
nächste Beute warteten.
Und diese war gerade im Begriff, in ihre Fänge zu geraten. Duo hatte nach einer
äußerst verwirrenden Nacht nur noch das Bedürfnis, zu schlafen. Als er die Tür
aufmachen wollte, wurde sie blockiert. Die Leiter stand immer noch an derselben
stelle und machte es unmöglich, die Tür zu öffnen.
Duo drückte kurz und die Leiter voller Zombies fiel um und krachte durch den
morschen Holzboden. Ein riesiges Loch zierte daraufhin den Boden und sämtliche
Zombies waren im untersten Geschoß des Tempels gelandet. Sie versteckten sich
sofort im Dunkel vor dem Mondlicht, das durch das Loch schien und vor dem sie
Angst hatten.
Duo stand indessen ratlos vor dem riesigen Loch und versuchte festzustellen, was
dort unten war, weil quietschende Geräusche daraus kamen. Duo bückte sich und
streckte seinen Arm in das Dunkel aus. Genau wie die Untoten. Nur Zentimeter
trennten beide und beinahe hätten sie ihr Ziel erreicht. Aber nur beinahe.
Ach, das sind bestimmt nur Ratten! dachte er so bei sich und zog seinen Arm
zurück.
Schließlich schnappte Duo sich eine alte Holztür, die ungefähr größer als das
Loch war und deckte das Loch damit ab und schließlich konnte auch er sich
endlich schlafen legen.
Zum Glück für ihn, aber zum Pech für die Untoten.
Irgendwann ging auch diese Nacht zu Ende und ein neuer Tag brach an. Die Sonne
schien und schon sah der Tempel überhaupt nicht mehr ganz so unheimlich aus. Aber wie sehr konnte dieser Anblick täuschen!
Duo versuchte immer noch herauszukriegen, wie das Loch in den Boden gekommen
war. Er leuchtete mit einer Lampe in die Dunkelheit, als es an der Tür klopfte.
Erschrocken machte Duo die Lampe aus. Wer konnte denn wissen, dass er hier war?
Nur einer konnte so etwas wissen.
Und zwar dieser junge Schwertkämpfer, der ihn und Wufei letzte Nacht durch den Wald gejagt hatte. Gott, was sollte er jetzt nur machen? Da Duo es nicht wusste,
versteckte er sich hinter einer Holzplatte, obwohl er wusste, dass es eine relativ sinnlose Aktion war.
Heero hatte die ganze Nacht gegrübelt, was er nun unternehmen wollte. Erst
einmal, da war sich der junge Kämpfer sicher, musste er den Buchgelehrten
loswerden. Es war viel zu gefährlich hier. Das Beste, was er tun konnte, war,
diesen so zu erschrecken, dass er freiwillig das Weite suchte.
So stand er jetzt vor der Tür und klopfte. Von innen waren hektische Schritte zu
vernehmen, die bald aber wieder verstummten. Kurz darauf öffnete Heero die Tür
und schaute sich kurz um. Duo hatte sich hinter einer Holzplatte versteckt. Doch
Der Japaner entdeckte ihn sofort und begann leise zu lachen.
Vorsichtig schlich er sich an und wartete kurz. Der Buchgelehrte schaute nach
einiger Zeit vorsichtig aus seinem Versteck und direkt in Heeros lächelndes
Gesicht. Duo erschrak fürchterlich. Was wollte er von ihm? Ihn hier und jetzt
töten? Doch Wufei hatte wirklich nichts in dem Sinne vor.
"Hallöchen, du! Hast du denn die Nacht etwas gefunden?" flüsterte er mit
freundlicher Stimme.
"Ich habe das ganze Zimmer durchsucht."
"Und? Was Interessantes gefunden?"
"Absolut nichts." stotterte Duo.
Heero begann zu lachen und Duo fiel ein Stein zu Herzen. Er hatte schon etwas
Schlimmes befürchtet. Aber dem war nicht so und so stimmte Duo ins Lachen mit
ein. Bis der Japaner plötzlich ausrastete und laut mit seinem Schwert auf dem Boden schlug und Duo zusammenzuckte.
"DU IDIOT! Willst du mich verscheißern, oder was? Ich hab das ernst gemeint!" schrie der Kämpfer laut.
Er drängte Duo immer weiter nach vorne bis zu dem Loch, wo die Zombies gerade
wieder aktiv wurden. Sie schauten nach oben und sahen nur, wie Duos Hintern
durch eine Öffnung runterhing. Dieser hatte immer noch seine Probleme mit Heeros urplötzlicher Stimmungsänderung und bemühte sich, nicht in das Loch zu fallen.
"Bei dir weiß ich nie, wann du es ernst meinst und wann nicht!" schnappte er
zurück.
"Ich würde dir dringend raten: VERLASS DIESEN TEMPEL UND ZWAR SOFORT! ES SPUKT
NÄMLICH HIER!" grollte Heero.
"Dann zeig mir doch deine Gespenster! Ich w...." erwiderte der Junge mit dem langen Zopf mehr oder weniger mutig.
Heero packte Duo am Kragen.
"SCHWEIG JETZT! Du dummer Buchgelehrter, Geister wären keine, wenn man sie so
einfach sehen könnte. Am Tag z.B. zeigen sie sich überhaupt nicht!" zischte er.
Duo entfernte die Hand des Japaners von seiner Kleidung mit dem Ergebnis, das Duo noch mehr in das Loch sackte, so das die untoten Zombies in Reichweite seiner Kleidung war und nach dieser schnappten.
"Ich wette, du flunkerst nur. Dann sag doch deinen Geistern, dass sie mich fangen sollen."
Heero hatte genug. Er beugte sich zu dem Jungen mit dem langen Zopf runter und
packte ihn wieder am Kragen und zog ihn hoch. Es gab ein reißendes Geräusch, als
der hintere Teil von Duos Kleidung abriss und den Zombies in die verschrumpelten
Hände fiel. Doch Duo bemerkte es nicht.
"WARUM GLAUBST DU MIR EIGENTLICH NICHT? DU WIRST NIOCH AN MICH DENKEN, WENN DEIN
ARSCH IN GEFAHR IST! WENN DU NICHT GEHST, WERFE ICH DICH EIGENHÄNDIG RAUS! MERK DIR DAS!" donnerte der Schwertkämpfer und stürmte raus.
"Nur zu! Ich kann mir vorstellen, das du das tust." schrie Duo ihm hinterher.
Wütend drehte sich Heero um und funkelte Duo mit seinen schwarzen Augen an.
"Nicht nur das. Wart's ab! Dich werde ich auch noch töten."
Dann ging er. Draußen vor der Tür blieb er stehen und seufzte.
"Jetzt hab ich ihn hoffentlich ganz furchtbar erschreckt, das er freiwillig
geht! Aber nur so kann ich ihn retten!" murmelte der junge Japaner zu sich.
Duo indes kamen einige Zweifel, die er aber schnell wieder wegwischte.
"GEISTER? Er irrt sich bestimmt."
Aber so ganz wohl war ihm bei den Gedanken nicht. Was, wenn dieser Typ doch recht hatte? Wenn es hier wirklich spukte?
Nein, Duo. Er wollte dich bestimmt nur erschrecken, um dich loszuwerden.
Ja, so war es. Der Kung - Fu - Kämpfer wollte ihn nur erschrecken. Aber so leicht würde er Duo Maxwell nicht loswerden. Schließlich hatte Duo heute Abend ein Date mit Wufei. Und das konnte er doch nicht so einfach sausen lassen.
Erst jetzt bemerkte Duo, das der hintere Teil seiner Kleidung fehlte. Wo zur
Hölle war der abgeblieben? Er sah sich um. War das etwa der Japaner gewesen? Nein, der hatte ihn ja nur vorne an der Kleidung gepackt und nicht hinten. Er zuckte nur verwirrt mit den Schultern und nahm sein Buch raus.
Ihm war etwas eingefallen, was er unbedingt aufschreiben musste. Da eh alles in
seinem Buch verwischt war, würde es niemanden stören. Er nahm eine Schreibfeder
und ein Tintenfass raus und begann zu schreiben. Doch die störenden Geräusche aus dem Loch ließen ihn nicht in Ruhe. Was war nur da unten?
Es wurde schließlich so schlimm, das sein Fass mit der Tinte durch eine
ungeschickte Bewegung in das Loch fiel. Duo ließ den Kopf hängen. Das hatte ihm
gerade noch gefehlt. Leicht murrend nahm er die Leiter und stellte sie so, das
er runter klettern konnte.
Aber unglücklicherweise stand die Leiter auf einem Zombie, der dort lag und ein
quietschendes Geräusch von sich gab. Duo kletterte vorsichtig runter. Unten
warteten nur schon die Untoten auf ihn. Würden sie ihn jetzt kriegen?
Unten angekommen, blieb Duo erst einmal stehen.
Nicht unbedingt gemütlich hier.
Alles war dunkel, feucht, modrig, unheimlich und dann war noch dieses Gefühl,
dass irgendwas hier unten war, das nicht unbedingt sehr freundlich gesinnt war.
Also schnell das Tintenfass suchen und dann nur raus hier, beschloss Duo.
Vorsichtig ging er weiter, nicht ahnend, dass er Gesellschaft hatte.
Hinter ihm hatten zwei Zombies beschlossen, Duo etwas zu Tode erschrecken und
folgten ihm langsam mit ausgestreckten Armen. Gerade als die Beiden sich den
Jungen schnappen wollten, duckte Duo sich und die Beiden griffen ins Leere.
Dann plötzlich richtete er sich ruckartig auf und stieß mit dem Kopf an eine
alte, zersplitterte Holztür, die nach hinten fiel und die beiden Untoten
zwischen anderen Holzstücken begrub. Duo hingegen rieb sich den schmerzenden
Hinterkopf, ging aber dann weiter.
Währenddessen sich die Zombies aus ihrer misslichen Lage zu befreien versuchten,
hatte Duo ein Fenster gefunden und wollte es aufmachen, um besser sehen zu
können, wo sich seine Schreibutensilien befinden könnten. Gesagt, getan. Er
räumte ein paar Holzbretter zur Seite und öffnete das Fenster, um die frische
Morgenluft und etwas Sonne rein zu lassen.
Die Sonne schien den Zombies aber nicht gut zu bekommen. Kaum trafen ein paar
Sonnenstrahlen die Untoten, begannen diese wie wild zu quietschen und
rumzuzittern und zu qualmen, bis alle sich langsam, aber sicher in ihre
Bestandteile aufzulösen begannen und am Ende nur noch eine schleimige, eklige
und stinkende Flüssigkeit von ihnen übrig blieb.
Duo bekam von alledem nichts mit. Er streckte sich kurz und drehte sich dann um.
Duos Tintenfass lag inmitten einer undefinierbaren Flüssigkeit. Mit zwei Fingern
fischte er es aus der Flüssigkeit heraus und betrachtete dieses mit gemischten
Gefühlen.
Dann roch er kurz an dem schleimigen Zeug und verzog das Gesicht. Das Zeug stank
so zum Himmel, das Duo kotzübel wurde. Wie eine Mischung aus verfaulten Eiern,
verfaulten Fisch und ranziger Butter, die mindestens ein Jahrhundert in einem
modrigen Grab gelagert hatte (Xx: würg). Er musste schnellstens hier raus.
Außerdem wollte Duo noch mal ins Dorf, um sich neue Kleidung und eventuell noch
etwas essen zu besorgen. Seine Kleidung war schließlich kaputt. Mal sehen, was
die Leute sagen würden, wenn sie sahen, das er noch lebte. Duo kicherte leise.
Die würden vielleicht Bauklötze staunen.
Es war wieder Abend. Bald würde Duo wieder zum Pavillon gehen und hoffentlich
wieder Wufei treffen. Zuvor ließ er aber bei einem zünftigen Abendessen noch
einmal den Tag Revue passieren.
Die Leute im Dorf hatten wirklich kaum ihren Augen getraut, als Duo
quicklebendig vor ihnen stand. Sie konnten nur schwer glauben, das er eine Nacht
im berühmt - berüchtigten Nataku - Tempel überstanden hatte. Sogar der Mann, bei
dem Duo tags zuvor hatte Geld kassieren wollen und der ihn rausgeschmissen hatte, bezahlte freiwillig seine Schulden.
Alle Leute folgten ihm daraufhin ungläubig und man konnte sagen, Duo war eine
kleine Sensation in dem sonst so verschlafenen Dörfchen. Aber es gab auch einige
merkwürdige Ereignisse. Duo hatte miterlebt, wie eine Prozession durch den Ort
zog und er hätte schwören können, das er Wufei mit einer Bildrolle unterm Arm am
Ende gesehen hatte.
Duo hatte ihn auch gerufen, aber keine Reaktion bekommen. Wahrscheinlich hatte
er sich doch geirrt. Anschließend, nachdem er sich neue Kleidung, etwas Essen
und neue Lampions für den Heimweg beschafft hatte, wollte er das Bild kaufen,
was ihn so fasziniert hatte. Aber dummerweise konnte der Händler es nicht mehr
finden und so musste Duo ohne es gehen.
Der Heimweg zurück zum Tempel erwies sich diesmal als nicht so unheimlich, da er
diesmal drei Lampions hatte und Duo von keinen Wölfen verfolgt wurde. Trotzdem
kam es ihm seltsam vor. Und plötzlich ertönte doch Wolfsgeheul, so das Duo zu
dem Entschluss kam, sich doch ein wenig zu beeilen.
Natürlich war es kein echtes Wolfsgeheul, sondern nur Wufei, der Duo ein wenig
ärgern wollte. Die echten Wölfe hingen regungslos und tot an Stricken an einem
Baum. Dort, wo Heero sie hin verfrachtet hatte. Schließlich hatte Duo den Tempel
wieder erreicht und nun saß er hier und freute sich schon auf sein Date.
Nach dem Essen begab Duo sich wieder zum Pavillon am See. Doch diesmal war etwas
anders. Etwas Anderes, Unheimlicheres, Grausameres befand sich im Innern des
Hauses und ruhte sich dort aus. Und Duo war im Begriff, ihm in die Arme zu
laufen.
Wufei saß gerade in seinem Zimmer, als er Duos Präsenz nahe des Pavillons spürte das, aber auch die seines Herren. Er fasste sogleich den Entschluss, dass er sofort etwas unternehmen musste. Sofort setzte er sich an sein Instrument und begann zu spielen.
Duo hörte die Musik und merkte, dass sie diesmal aus einer anderen Richtung kam. Er folgte ihr und kam zu einem größeren Haus, dessen Eingang auch von zwei großen Tierstatuen gesäumt wurde. Ein Fenster des Hauses war hell erleuchtet. Ob Wufei hier etwa wohnte?
Und als ob Duo es laut gesagt hätte, wurde das Fenster geöffnet und der Genannte
erschien.
"Wufei!" rief Duo leise.
Der Chinese bemerkte ihn, schloss aber das Fenster wieder. Duo war verwirrt. Hatte er etwas Falsches gesagt? Duo schlich sich näher ran und begann wieder rufen:
"Wufei! Wufei! Kannst du mich hören?"
Dieser versteckte sich hinter seinem Fenstervorhang. Wieso war Duo überhaupt hier? Er hatte ihm doch gesagt, dass er nicht mehr zu ihm kommen sollte. Wenn seine Schwester und der Herr ihn hier sahen....
Zechs würde ihn auf der Stelle töten. Im Moment war er zwar nicht da, aber das
konnte sich jeden Moment ändern.
Duo indes begann auf einen Baum zu klettern, bis er das Fenster erreicht hatte
und klopfte. Wufei zögerte einen langen Augenblick, öffnete aber dann doch das
Fenster und sah Duo ganz nah vor sich.
"Was machst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht wiederkommen."
"Aber Wu...."
Dieser sah Duo kurz an und zog ihn dann an seinem Arm ins Zimmer und schloss das
Fenster hastig, nachdem er sich noch einmal schnell umgesehen.
"Komm erst mal rein!"
Duo sah sich um. Das war also Wufeis Zimmer. Er ging immer weiter rein. Der Raum war einfach, sah aber 1000mal gemütlicher als sein eigener im Tempel aus.
"Warum bist du hier? Du hättest nicht kommen dürfen." fragte Wufei und wurde
leicht nervös.
"Ich reise morgen ab."
"Oh! Morgen schon?" erwiderte der Chinese etwas enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Vielleicht war es auch besser so. Obgleich er den Buchgelehrten sehr mochte, war eine Liaison unmöglich. Schließlich war er ein Geist und Duo ein Mensch.
"J...Ja. Aber ich werde wiederkommen, um dich wieder zu sehen." Sagte Duo and schaute in Wufeis engelsgleiches Gesicht.
Dieser wurde plötzlich immer nervöser. Er wusste, spürte, dass seine Schwester jeden Moment kommen konnte. Irgendwie musste er versuchen, den anderen Jungen zu verstecken. Doch da war es schon zu spät. Durch die Wand konnte er bereits die Schatten von drei Frauen erkennen.
"Verdammt! Auch das noch!" fluchte Wufei.
"Was ist los?" wollte Duo wissen, der sich wunderte, warum der Andere plötzlich so hektisch wurde.
Doch der hatte im Moment andere Sorgen. Wie zum Beispiel Duo verstecken. Er sah
sich und entdeckte nur seine Wanne. Na ja, es blieb ihm nichts Anderes übrig und es war besser als gar nichts. Er packte Duo am Arm und zerrte in die Richtung des Badegefäßes.
"Meine Schwester kommt. Sie darf dich nicht hier finden. Sie hat nämlich eine
feine Nase. Am besten versteckst du dich hier im Wasser und gibst keinen Mucks
von dir. Verstanden?"
Mit diesen Worten drückte Wufei Duo, bevor dieser protestieren konnte, unter
Wasser. Und das keinen Moment zu spät. Kaum war Duo unter Wasser, öffnete sich
Wufeis Zimmertür und drei weibliche Geister traten ein. Es war Une mit zwei Dienerinnen. Alle drei sahen Wufei, wie er auf den Boden hockte und in einer Rolle las.
Duo tauchte vorsichtig auf, um etwas Luft zu schnappen. Der Chinese warf ihm einen versteckten Blick zu, der ihm bedeutete, wieder auf Tauchstation zu gehen. Kurz, bevor er wieder abtauchte, erblickte er ein Bild an der Wald, das ihm sehr
bekannt vorkam. Es war das gleiche Bild, das er beim Händler im Dorf gesehen
hatte. Äußerst seltsam.
Dann tauchte er wieder unter. Indessen trat Une näher. Sie war viel älter als Wufei und trug ein blassrosafarbenes Gewand und hatte einen Teil ihrer hellbraunen Haare zu einer länglichen Rolle nach oben frisiert.
"Liebster Bruder Wufei...."
Dieser sah von seiner Schriftrolle auf und funkelte die ältere Frau an.
"Ich weiß. Der Herr erwartet uns schon längst. Ich bin gleich fertig. Und nebenbei...ICH BIN NICHT DEIN BRUDER! Also tu nicht so, als ob wir verwandt wären!"
Une funkelte ihn ebenfalls an, lächelte dann aber.
"Wie du wünschst, MEIN BRUDER!"
Wufei wollte schon etwas sagen, doch schon im nächsten Augenblick wurde es stürmisch draußen und das Fenster flog auf und ein Schatten flog in Wufeis Zimmer hinein. Es näherte sich der kleinen Gruppe mit rasender Geschwindigkeit. Eine Sekunde später erhielt der Chinese einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht und wurde über den Boden geschleudert.
Wufei fasste sich an seine schmerzende Lippe. Sie war leicht geschwollen und
blutete.
Als er aufblickte, sah er Zechs dastehen. Der Dämon hatte wie üblich seine
schwarzen, reich bestickten Gewänder an und seine platinblonden Haare waren zur
Hälfte zu einer bizarren, halbmondartigen Frisur frisiert worden. Und Zechs sah
ziemlich wütend aus.
Zechs packte Wufei schmerzhaft an dessen Haaren. Dieser schrie leise vor Schmerz
auf.
"Du kleiner Hurensohn. Ich weiß genau, dass du jemanden versteckst! Einen dieser Sterblichen! Wo ist er?" schrie er wütend.
"Aber nein. Ich verstecke niemanden!" stotterte Wufei und versuchte, Zechs'
Griff zu lockern.
Aber dieser verstärkte ihn nur noch und näherte sich Wufeis Gesicht bis auf
wenige Millimeter. Der Chinese spürte den kalten Atem des Dämons auf seiner Haut und biss seine Zähne zusammen, um nicht etwas Falsches zu sagen, was er später dann nur bereuen würde.
"Und ich sage, du lügst!" flüsterte Zechs dem Jungen ins Ohr und gab Une einen
unsichtbaren Wink.
Une lächelte kalt und ließ ein weißes Stück Stoff vor Wufei auf den Boden
fallen. Dieser erstarrte. Das war doch die Nachricht, die er hatte Duo zukommen
lassen. Wie kam die ausgerechnet in ihren Besitz?
Zechs konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, wurde dann aber wieder wütend.
"Du hast es gewagt, mich zu verhöhnen. Ich fürchte, ich muss dich bestrafen. Une, meine Peitsche!"
Die Geisterfrau gab Zechs seine Peitsche und dieser schlug ein paar Mal damit auf dem Boden, bevor er sich wieder Wufei zuwandte und auf diesen in blinder Rage mit der Peitsche einzuschlagen begann. Dabei schrie er wütend:
"Du tust gefälligst, was ich dir sage. Sonst zerstöre ich deine Asche und du
wirst dich für immer in Luft auflösen."
Wufei wusste, dass er Recht hatte. Er hatte einen Fehler gemacht und musste jetzt dafür bezahlen. Der Chinese ertrug jeden Schlag mit zusammengebissenen Zähnen. Obgleich er ein Geist war, schmerzte sein Rücken wie verrückt. Es tat ihm nicht nur physisch, sondern auch seelisch weh. Aber Wufei würde dem Dämon nicht die Genugtuung geben, die dieser haben wollte, indem er vor den Augen des Dämons zu schreien begann. Egal, wie sehr alles schmerzte.
Glücklicherweise hatte Zechs sich aber bald wieder beruhigt und ließ die Peitsche fallen.
"Versorgt seine Wunden." wies er Une an.
Diese winkte eine der Dienerinnen heran, die ein Tablett mit kleinen Töpfen, die
verschiedene Salben enthielten, in ihren Händen hielt. Une zog Wufeis Kleidung
vom Oberkörper runter und begann, die roten Striemen, die sich auf seinem Rücken
zu bilden begannen, wortlos zu verarzten.
Zechs sah zu und sprach weiter:
"Weil es dein erstes Vergehen ist, werde ich dir ausnahmsweise noch mal
vergeben. Vergiss nicht, dass ich dich an meine Schwester, die Schwarze Fürstin, verkauft habe. Sie war sehr interessiert an dir und ich kann meinem kleinen Schwesterlein nun mal keinen Wunsch ausschlagen. Ich hab Dich ihr versprochen. Sie mag zwar keine Schönheit sein, dafür ist sie aber um so mächtiger und du wirst sie in drei Tagen heiraten. Und wir wollen doch nicht ihren Zorn zu spüren
bekommen, oder?
Ich meine, ich kann ihr Interesse verstehen. Nicht viele Leute haben solch einen wunderschönen und makellosen Körper und das passende Gesicht dazu wie du. I wage es sogar zu sagen, dass ich einen Hauch von Eifersucht bei dem Gedanken, dass sie diesen Körper, den ich schon so oft kosten durfte, für alle Ewigkeit besitzen darf, in meinem Herzen fühle! Aber wer weiß? Vielleicht komme ich ja mal zu Besuch und sie leiht dich mir für einige Stunden aus!
Dann können wir ja wieder etwas Spaß haben, ganz wie in alten Zeiten! Und ich bin sicher, meine Schwester wird uns gerne Gesellschaft leisten. Du weißt ja, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt!" sagt der Baumdämon, während er seine Augen an Wufeis entblößten Rücken runterwandern ließ.
Wufei fühlte einen Schauer seinen Rücken runterrieseln, als der Dämon ihn geistig auszog. Überhaupt war ihn während Zechs' ganzer Rede übel geworden. Allein schon der Gedanke an beide Monster...mit ihm... war genug, um sich zu wünschen, dass er lieber tot sein würde als noch länger hier zu sein.
Währenddessen wechselte Zechs das Thema, während Une fertig mit dem Verarzten wurde.
"Gott, ich hab so einen Hunger. Ich brauche unbedingt heute Nacht noch ein
menschliches Opfer."
"Ich werde euch noch eins besorgen, Herr!" sagte Wufei und zog vorsichtig seine
Kleidung wieder an.
"Das ist schön. Wer weiß? Vielleicht werde ich mich noch erkenntlich zeigen! Du
weißt schon, was ich meine."
Der Dämon strich mit seinem linken Zeigefinger sanft über Wufeis verletzte Lippe
und begann zu lachen.
"Une, du solltest dir ein Beispiel an deinem Bruder nehmen! UND JETZT KOMM! WIR
GEHEN."
Une warf dem Chinesen noch einen eiskalten Blick zu und folgte dann Zechs, der schon gegangen war. Dieser blieb allein zurück. Er wusste, was der Dämon meinte.
Schließlich hatte Zechs ihm schon oft seine 'Dankbarkeit' gezeigt in dem
vergangenen Monaten.
Und das, obwohl er eigentlich gern darauf verzichtet hätte. Aber Wufei hatte
sich nun mal nicht wehren können. Zechs war nun mal mächtiger als er und hatte
außerdem ein wichtiges Pfand in seiner Hand, mit dem er ihn kontrollieren
konnte.
Ein lautes Keuchen riss den Geisterjungen aus seinen Tagträumen. Ein klatschnasser und nach Luft schnappender Duo, der sich am Rand der Wanne festhielt, fiel in sein Blickfeld. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Hatte er Duo doch glatt vergessen.
"Mann, ich wusste gar nicht, dass ich die Luft solange anhalten kann.
Brauche...Luft!" keuchte Duo.
Wufei half Duo aus dem kalten Wasser und dieser bemerkte erst jetzt die
verletzte Lippe. Schockiert sah er sie an.
"Was ist passiert? Deine Lippe ist verletzt!"
Duo wollte die verletzte Lippe berühren, doch Wufei hielt ihn davon ab.
"Es ist nichts. Aber du musst jetzt wirklich gehen."
"Aber ich...!"
"Gehe zum Pavillon am Wasser und warte dort auf mich. Okay?"
Duo nickte kurz und ging den gleichen Weg zurück, den er gekommen war und dann
weiter bis zum See, wo er auf seinen Schwarm wartete.
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Tsuzúku
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Teil 3 ist fertig. Liebt ihr ihn? Hasst ihr ihn? Wollt ihr mehr? Dann schreibt
mir: Terrenisweb.de
Bis denn
- Eure Terrenis-chan O
3. In der Höhle des Löwen
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In Duos Schlafraum hatten sich unterdessen mehrere Zombies breit gemacht. Es
waren die gleichen, verschrumpelten Untoten, die auf dem Dachboden gewesen
waren, nur das sie inzwischen die Leiter runtergeklettert waren und auf ihre
nächste Beute warteten.
Und diese war gerade im Begriff, in ihre Fänge zu geraten. Duo hatte nach einer
äußerst verwirrenden Nacht nur noch das Bedürfnis, zu schlafen. Als er die Tür
aufmachen wollte, wurde sie blockiert. Die Leiter stand immer noch an derselben
stelle und machte es unmöglich, die Tür zu öffnen.
Duo drückte kurz und die Leiter voller Zombies fiel um und krachte durch den
morschen Holzboden. Ein riesiges Loch zierte daraufhin den Boden und sämtliche
Zombies waren im untersten Geschoß des Tempels gelandet. Sie versteckten sich
sofort im Dunkel vor dem Mondlicht, das durch das Loch schien und vor dem sie
Angst hatten.
Duo stand indessen ratlos vor dem riesigen Loch und versuchte festzustellen, was
dort unten war, weil quietschende Geräusche daraus kamen. Duo bückte sich und
streckte seinen Arm in das Dunkel aus. Genau wie die Untoten. Nur Zentimeter
trennten beide und beinahe hätten sie ihr Ziel erreicht. Aber nur beinahe.
Ach, das sind bestimmt nur Ratten! dachte er so bei sich und zog seinen Arm
zurück.
Schließlich schnappte Duo sich eine alte Holztür, die ungefähr größer als das
Loch war und deckte das Loch damit ab und schließlich konnte auch er sich
endlich schlafen legen.
Zum Glück für ihn, aber zum Pech für die Untoten.
Irgendwann ging auch diese Nacht zu Ende und ein neuer Tag brach an. Die Sonne
schien und schon sah der Tempel überhaupt nicht mehr ganz so unheimlich aus. Aber wie sehr konnte dieser Anblick täuschen!
Duo versuchte immer noch herauszukriegen, wie das Loch in den Boden gekommen
war. Er leuchtete mit einer Lampe in die Dunkelheit, als es an der Tür klopfte.
Erschrocken machte Duo die Lampe aus. Wer konnte denn wissen, dass er hier war?
Nur einer konnte so etwas wissen.
Und zwar dieser junge Schwertkämpfer, der ihn und Wufei letzte Nacht durch den Wald gejagt hatte. Gott, was sollte er jetzt nur machen? Da Duo es nicht wusste,
versteckte er sich hinter einer Holzplatte, obwohl er wusste, dass es eine relativ sinnlose Aktion war.
Heero hatte die ganze Nacht gegrübelt, was er nun unternehmen wollte. Erst
einmal, da war sich der junge Kämpfer sicher, musste er den Buchgelehrten
loswerden. Es war viel zu gefährlich hier. Das Beste, was er tun konnte, war,
diesen so zu erschrecken, dass er freiwillig das Weite suchte.
So stand er jetzt vor der Tür und klopfte. Von innen waren hektische Schritte zu
vernehmen, die bald aber wieder verstummten. Kurz darauf öffnete Heero die Tür
und schaute sich kurz um. Duo hatte sich hinter einer Holzplatte versteckt. Doch
Der Japaner entdeckte ihn sofort und begann leise zu lachen.
Vorsichtig schlich er sich an und wartete kurz. Der Buchgelehrte schaute nach
einiger Zeit vorsichtig aus seinem Versteck und direkt in Heeros lächelndes
Gesicht. Duo erschrak fürchterlich. Was wollte er von ihm? Ihn hier und jetzt
töten? Doch Wufei hatte wirklich nichts in dem Sinne vor.
"Hallöchen, du! Hast du denn die Nacht etwas gefunden?" flüsterte er mit
freundlicher Stimme.
"Ich habe das ganze Zimmer durchsucht."
"Und? Was Interessantes gefunden?"
"Absolut nichts." stotterte Duo.
Heero begann zu lachen und Duo fiel ein Stein zu Herzen. Er hatte schon etwas
Schlimmes befürchtet. Aber dem war nicht so und so stimmte Duo ins Lachen mit
ein. Bis der Japaner plötzlich ausrastete und laut mit seinem Schwert auf dem Boden schlug und Duo zusammenzuckte.
"DU IDIOT! Willst du mich verscheißern, oder was? Ich hab das ernst gemeint!" schrie der Kämpfer laut.
Er drängte Duo immer weiter nach vorne bis zu dem Loch, wo die Zombies gerade
wieder aktiv wurden. Sie schauten nach oben und sahen nur, wie Duos Hintern
durch eine Öffnung runterhing. Dieser hatte immer noch seine Probleme mit Heeros urplötzlicher Stimmungsänderung und bemühte sich, nicht in das Loch zu fallen.
"Bei dir weiß ich nie, wann du es ernst meinst und wann nicht!" schnappte er
zurück.
"Ich würde dir dringend raten: VERLASS DIESEN TEMPEL UND ZWAR SOFORT! ES SPUKT
NÄMLICH HIER!" grollte Heero.
"Dann zeig mir doch deine Gespenster! Ich w...." erwiderte der Junge mit dem langen Zopf mehr oder weniger mutig.
Heero packte Duo am Kragen.
"SCHWEIG JETZT! Du dummer Buchgelehrter, Geister wären keine, wenn man sie so
einfach sehen könnte. Am Tag z.B. zeigen sie sich überhaupt nicht!" zischte er.
Duo entfernte die Hand des Japaners von seiner Kleidung mit dem Ergebnis, das Duo noch mehr in das Loch sackte, so das die untoten Zombies in Reichweite seiner Kleidung war und nach dieser schnappten.
"Ich wette, du flunkerst nur. Dann sag doch deinen Geistern, dass sie mich fangen sollen."
Heero hatte genug. Er beugte sich zu dem Jungen mit dem langen Zopf runter und
packte ihn wieder am Kragen und zog ihn hoch. Es gab ein reißendes Geräusch, als
der hintere Teil von Duos Kleidung abriss und den Zombies in die verschrumpelten
Hände fiel. Doch Duo bemerkte es nicht.
"WARUM GLAUBST DU MIR EIGENTLICH NICHT? DU WIRST NIOCH AN MICH DENKEN, WENN DEIN
ARSCH IN GEFAHR IST! WENN DU NICHT GEHST, WERFE ICH DICH EIGENHÄNDIG RAUS! MERK DIR DAS!" donnerte der Schwertkämpfer und stürmte raus.
"Nur zu! Ich kann mir vorstellen, das du das tust." schrie Duo ihm hinterher.
Wütend drehte sich Heero um und funkelte Duo mit seinen schwarzen Augen an.
"Nicht nur das. Wart's ab! Dich werde ich auch noch töten."
Dann ging er. Draußen vor der Tür blieb er stehen und seufzte.
"Jetzt hab ich ihn hoffentlich ganz furchtbar erschreckt, das er freiwillig
geht! Aber nur so kann ich ihn retten!" murmelte der junge Japaner zu sich.
Duo indes kamen einige Zweifel, die er aber schnell wieder wegwischte.
"GEISTER? Er irrt sich bestimmt."
Aber so ganz wohl war ihm bei den Gedanken nicht. Was, wenn dieser Typ doch recht hatte? Wenn es hier wirklich spukte?
Nein, Duo. Er wollte dich bestimmt nur erschrecken, um dich loszuwerden.
Ja, so war es. Der Kung - Fu - Kämpfer wollte ihn nur erschrecken. Aber so leicht würde er Duo Maxwell nicht loswerden. Schließlich hatte Duo heute Abend ein Date mit Wufei. Und das konnte er doch nicht so einfach sausen lassen.
Erst jetzt bemerkte Duo, das der hintere Teil seiner Kleidung fehlte. Wo zur
Hölle war der abgeblieben? Er sah sich um. War das etwa der Japaner gewesen? Nein, der hatte ihn ja nur vorne an der Kleidung gepackt und nicht hinten. Er zuckte nur verwirrt mit den Schultern und nahm sein Buch raus.
Ihm war etwas eingefallen, was er unbedingt aufschreiben musste. Da eh alles in
seinem Buch verwischt war, würde es niemanden stören. Er nahm eine Schreibfeder
und ein Tintenfass raus und begann zu schreiben. Doch die störenden Geräusche aus dem Loch ließen ihn nicht in Ruhe. Was war nur da unten?
Es wurde schließlich so schlimm, das sein Fass mit der Tinte durch eine
ungeschickte Bewegung in das Loch fiel. Duo ließ den Kopf hängen. Das hatte ihm
gerade noch gefehlt. Leicht murrend nahm er die Leiter und stellte sie so, das
er runter klettern konnte.
Aber unglücklicherweise stand die Leiter auf einem Zombie, der dort lag und ein
quietschendes Geräusch von sich gab. Duo kletterte vorsichtig runter. Unten
warteten nur schon die Untoten auf ihn. Würden sie ihn jetzt kriegen?
Unten angekommen, blieb Duo erst einmal stehen.
Nicht unbedingt gemütlich hier.
Alles war dunkel, feucht, modrig, unheimlich und dann war noch dieses Gefühl,
dass irgendwas hier unten war, das nicht unbedingt sehr freundlich gesinnt war.
Also schnell das Tintenfass suchen und dann nur raus hier, beschloss Duo.
Vorsichtig ging er weiter, nicht ahnend, dass er Gesellschaft hatte.
Hinter ihm hatten zwei Zombies beschlossen, Duo etwas zu Tode erschrecken und
folgten ihm langsam mit ausgestreckten Armen. Gerade als die Beiden sich den
Jungen schnappen wollten, duckte Duo sich und die Beiden griffen ins Leere.
Dann plötzlich richtete er sich ruckartig auf und stieß mit dem Kopf an eine
alte, zersplitterte Holztür, die nach hinten fiel und die beiden Untoten
zwischen anderen Holzstücken begrub. Duo hingegen rieb sich den schmerzenden
Hinterkopf, ging aber dann weiter.
Währenddessen sich die Zombies aus ihrer misslichen Lage zu befreien versuchten,
hatte Duo ein Fenster gefunden und wollte es aufmachen, um besser sehen zu
können, wo sich seine Schreibutensilien befinden könnten. Gesagt, getan. Er
räumte ein paar Holzbretter zur Seite und öffnete das Fenster, um die frische
Morgenluft und etwas Sonne rein zu lassen.
Die Sonne schien den Zombies aber nicht gut zu bekommen. Kaum trafen ein paar
Sonnenstrahlen die Untoten, begannen diese wie wild zu quietschen und
rumzuzittern und zu qualmen, bis alle sich langsam, aber sicher in ihre
Bestandteile aufzulösen begannen und am Ende nur noch eine schleimige, eklige
und stinkende Flüssigkeit von ihnen übrig blieb.
Duo bekam von alledem nichts mit. Er streckte sich kurz und drehte sich dann um.
Duos Tintenfass lag inmitten einer undefinierbaren Flüssigkeit. Mit zwei Fingern
fischte er es aus der Flüssigkeit heraus und betrachtete dieses mit gemischten
Gefühlen.
Dann roch er kurz an dem schleimigen Zeug und verzog das Gesicht. Das Zeug stank
so zum Himmel, das Duo kotzübel wurde. Wie eine Mischung aus verfaulten Eiern,
verfaulten Fisch und ranziger Butter, die mindestens ein Jahrhundert in einem
modrigen Grab gelagert hatte (Xx: würg). Er musste schnellstens hier raus.
Außerdem wollte Duo noch mal ins Dorf, um sich neue Kleidung und eventuell noch
etwas essen zu besorgen. Seine Kleidung war schließlich kaputt. Mal sehen, was
die Leute sagen würden, wenn sie sahen, das er noch lebte. Duo kicherte leise.
Die würden vielleicht Bauklötze staunen.
Es war wieder Abend. Bald würde Duo wieder zum Pavillon gehen und hoffentlich
wieder Wufei treffen. Zuvor ließ er aber bei einem zünftigen Abendessen noch
einmal den Tag Revue passieren.
Die Leute im Dorf hatten wirklich kaum ihren Augen getraut, als Duo
quicklebendig vor ihnen stand. Sie konnten nur schwer glauben, das er eine Nacht
im berühmt - berüchtigten Nataku - Tempel überstanden hatte. Sogar der Mann, bei
dem Duo tags zuvor hatte Geld kassieren wollen und der ihn rausgeschmissen hatte, bezahlte freiwillig seine Schulden.
Alle Leute folgten ihm daraufhin ungläubig und man konnte sagen, Duo war eine
kleine Sensation in dem sonst so verschlafenen Dörfchen. Aber es gab auch einige
merkwürdige Ereignisse. Duo hatte miterlebt, wie eine Prozession durch den Ort
zog und er hätte schwören können, das er Wufei mit einer Bildrolle unterm Arm am
Ende gesehen hatte.
Duo hatte ihn auch gerufen, aber keine Reaktion bekommen. Wahrscheinlich hatte
er sich doch geirrt. Anschließend, nachdem er sich neue Kleidung, etwas Essen
und neue Lampions für den Heimweg beschafft hatte, wollte er das Bild kaufen,
was ihn so fasziniert hatte. Aber dummerweise konnte der Händler es nicht mehr
finden und so musste Duo ohne es gehen.
Der Heimweg zurück zum Tempel erwies sich diesmal als nicht so unheimlich, da er
diesmal drei Lampions hatte und Duo von keinen Wölfen verfolgt wurde. Trotzdem
kam es ihm seltsam vor. Und plötzlich ertönte doch Wolfsgeheul, so das Duo zu
dem Entschluss kam, sich doch ein wenig zu beeilen.
Natürlich war es kein echtes Wolfsgeheul, sondern nur Wufei, der Duo ein wenig
ärgern wollte. Die echten Wölfe hingen regungslos und tot an Stricken an einem
Baum. Dort, wo Heero sie hin verfrachtet hatte. Schließlich hatte Duo den Tempel
wieder erreicht und nun saß er hier und freute sich schon auf sein Date.
Nach dem Essen begab Duo sich wieder zum Pavillon am See. Doch diesmal war etwas
anders. Etwas Anderes, Unheimlicheres, Grausameres befand sich im Innern des
Hauses und ruhte sich dort aus. Und Duo war im Begriff, ihm in die Arme zu
laufen.
Wufei saß gerade in seinem Zimmer, als er Duos Präsenz nahe des Pavillons spürte das, aber auch die seines Herren. Er fasste sogleich den Entschluss, dass er sofort etwas unternehmen musste. Sofort setzte er sich an sein Instrument und begann zu spielen.
Duo hörte die Musik und merkte, dass sie diesmal aus einer anderen Richtung kam. Er folgte ihr und kam zu einem größeren Haus, dessen Eingang auch von zwei großen Tierstatuen gesäumt wurde. Ein Fenster des Hauses war hell erleuchtet. Ob Wufei hier etwa wohnte?
Und als ob Duo es laut gesagt hätte, wurde das Fenster geöffnet und der Genannte
erschien.
"Wufei!" rief Duo leise.
Der Chinese bemerkte ihn, schloss aber das Fenster wieder. Duo war verwirrt. Hatte er etwas Falsches gesagt? Duo schlich sich näher ran und begann wieder rufen:
"Wufei! Wufei! Kannst du mich hören?"
Dieser versteckte sich hinter seinem Fenstervorhang. Wieso war Duo überhaupt hier? Er hatte ihm doch gesagt, dass er nicht mehr zu ihm kommen sollte. Wenn seine Schwester und der Herr ihn hier sahen....
Zechs würde ihn auf der Stelle töten. Im Moment war er zwar nicht da, aber das
konnte sich jeden Moment ändern.
Duo indes begann auf einen Baum zu klettern, bis er das Fenster erreicht hatte
und klopfte. Wufei zögerte einen langen Augenblick, öffnete aber dann doch das
Fenster und sah Duo ganz nah vor sich.
"Was machst du hier? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht wiederkommen."
"Aber Wu...."
Dieser sah Duo kurz an und zog ihn dann an seinem Arm ins Zimmer und schloss das
Fenster hastig, nachdem er sich noch einmal schnell umgesehen.
"Komm erst mal rein!"
Duo sah sich um. Das war also Wufeis Zimmer. Er ging immer weiter rein. Der Raum war einfach, sah aber 1000mal gemütlicher als sein eigener im Tempel aus.
"Warum bist du hier? Du hättest nicht kommen dürfen." fragte Wufei und wurde
leicht nervös.
"Ich reise morgen ab."
"Oh! Morgen schon?" erwiderte der Chinese etwas enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Vielleicht war es auch besser so. Obgleich er den Buchgelehrten sehr mochte, war eine Liaison unmöglich. Schließlich war er ein Geist und Duo ein Mensch.
"J...Ja. Aber ich werde wiederkommen, um dich wieder zu sehen." Sagte Duo and schaute in Wufeis engelsgleiches Gesicht.
Dieser wurde plötzlich immer nervöser. Er wusste, spürte, dass seine Schwester jeden Moment kommen konnte. Irgendwie musste er versuchen, den anderen Jungen zu verstecken. Doch da war es schon zu spät. Durch die Wand konnte er bereits die Schatten von drei Frauen erkennen.
"Verdammt! Auch das noch!" fluchte Wufei.
"Was ist los?" wollte Duo wissen, der sich wunderte, warum der Andere plötzlich so hektisch wurde.
Doch der hatte im Moment andere Sorgen. Wie zum Beispiel Duo verstecken. Er sah
sich und entdeckte nur seine Wanne. Na ja, es blieb ihm nichts Anderes übrig und es war besser als gar nichts. Er packte Duo am Arm und zerrte in die Richtung des Badegefäßes.
"Meine Schwester kommt. Sie darf dich nicht hier finden. Sie hat nämlich eine
feine Nase. Am besten versteckst du dich hier im Wasser und gibst keinen Mucks
von dir. Verstanden?"
Mit diesen Worten drückte Wufei Duo, bevor dieser protestieren konnte, unter
Wasser. Und das keinen Moment zu spät. Kaum war Duo unter Wasser, öffnete sich
Wufeis Zimmertür und drei weibliche Geister traten ein. Es war Une mit zwei Dienerinnen. Alle drei sahen Wufei, wie er auf den Boden hockte und in einer Rolle las.
Duo tauchte vorsichtig auf, um etwas Luft zu schnappen. Der Chinese warf ihm einen versteckten Blick zu, der ihm bedeutete, wieder auf Tauchstation zu gehen. Kurz, bevor er wieder abtauchte, erblickte er ein Bild an der Wald, das ihm sehr
bekannt vorkam. Es war das gleiche Bild, das er beim Händler im Dorf gesehen
hatte. Äußerst seltsam.
Dann tauchte er wieder unter. Indessen trat Une näher. Sie war viel älter als Wufei und trug ein blassrosafarbenes Gewand und hatte einen Teil ihrer hellbraunen Haare zu einer länglichen Rolle nach oben frisiert.
"Liebster Bruder Wufei...."
Dieser sah von seiner Schriftrolle auf und funkelte die ältere Frau an.
"Ich weiß. Der Herr erwartet uns schon längst. Ich bin gleich fertig. Und nebenbei...ICH BIN NICHT DEIN BRUDER! Also tu nicht so, als ob wir verwandt wären!"
Une funkelte ihn ebenfalls an, lächelte dann aber.
"Wie du wünschst, MEIN BRUDER!"
Wufei wollte schon etwas sagen, doch schon im nächsten Augenblick wurde es stürmisch draußen und das Fenster flog auf und ein Schatten flog in Wufeis Zimmer hinein. Es näherte sich der kleinen Gruppe mit rasender Geschwindigkeit. Eine Sekunde später erhielt der Chinese einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht und wurde über den Boden geschleudert.
Wufei fasste sich an seine schmerzende Lippe. Sie war leicht geschwollen und
blutete.
Als er aufblickte, sah er Zechs dastehen. Der Dämon hatte wie üblich seine
schwarzen, reich bestickten Gewänder an und seine platinblonden Haare waren zur
Hälfte zu einer bizarren, halbmondartigen Frisur frisiert worden. Und Zechs sah
ziemlich wütend aus.
Zechs packte Wufei schmerzhaft an dessen Haaren. Dieser schrie leise vor Schmerz
auf.
"Du kleiner Hurensohn. Ich weiß genau, dass du jemanden versteckst! Einen dieser Sterblichen! Wo ist er?" schrie er wütend.
"Aber nein. Ich verstecke niemanden!" stotterte Wufei und versuchte, Zechs'
Griff zu lockern.
Aber dieser verstärkte ihn nur noch und näherte sich Wufeis Gesicht bis auf
wenige Millimeter. Der Chinese spürte den kalten Atem des Dämons auf seiner Haut und biss seine Zähne zusammen, um nicht etwas Falsches zu sagen, was er später dann nur bereuen würde.
"Und ich sage, du lügst!" flüsterte Zechs dem Jungen ins Ohr und gab Une einen
unsichtbaren Wink.
Une lächelte kalt und ließ ein weißes Stück Stoff vor Wufei auf den Boden
fallen. Dieser erstarrte. Das war doch die Nachricht, die er hatte Duo zukommen
lassen. Wie kam die ausgerechnet in ihren Besitz?
Zechs konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, wurde dann aber wieder wütend.
"Du hast es gewagt, mich zu verhöhnen. Ich fürchte, ich muss dich bestrafen. Une, meine Peitsche!"
Die Geisterfrau gab Zechs seine Peitsche und dieser schlug ein paar Mal damit auf dem Boden, bevor er sich wieder Wufei zuwandte und auf diesen in blinder Rage mit der Peitsche einzuschlagen begann. Dabei schrie er wütend:
"Du tust gefälligst, was ich dir sage. Sonst zerstöre ich deine Asche und du
wirst dich für immer in Luft auflösen."
Wufei wusste, dass er Recht hatte. Er hatte einen Fehler gemacht und musste jetzt dafür bezahlen. Der Chinese ertrug jeden Schlag mit zusammengebissenen Zähnen. Obgleich er ein Geist war, schmerzte sein Rücken wie verrückt. Es tat ihm nicht nur physisch, sondern auch seelisch weh. Aber Wufei würde dem Dämon nicht die Genugtuung geben, die dieser haben wollte, indem er vor den Augen des Dämons zu schreien begann. Egal, wie sehr alles schmerzte.
Glücklicherweise hatte Zechs sich aber bald wieder beruhigt und ließ die Peitsche fallen.
"Versorgt seine Wunden." wies er Une an.
Diese winkte eine der Dienerinnen heran, die ein Tablett mit kleinen Töpfen, die
verschiedene Salben enthielten, in ihren Händen hielt. Une zog Wufeis Kleidung
vom Oberkörper runter und begann, die roten Striemen, die sich auf seinem Rücken
zu bilden begannen, wortlos zu verarzten.
Zechs sah zu und sprach weiter:
"Weil es dein erstes Vergehen ist, werde ich dir ausnahmsweise noch mal
vergeben. Vergiss nicht, dass ich dich an meine Schwester, die Schwarze Fürstin, verkauft habe. Sie war sehr interessiert an dir und ich kann meinem kleinen Schwesterlein nun mal keinen Wunsch ausschlagen. Ich hab Dich ihr versprochen. Sie mag zwar keine Schönheit sein, dafür ist sie aber um so mächtiger und du wirst sie in drei Tagen heiraten. Und wir wollen doch nicht ihren Zorn zu spüren
bekommen, oder?
Ich meine, ich kann ihr Interesse verstehen. Nicht viele Leute haben solch einen wunderschönen und makellosen Körper und das passende Gesicht dazu wie du. I wage es sogar zu sagen, dass ich einen Hauch von Eifersucht bei dem Gedanken, dass sie diesen Körper, den ich schon so oft kosten durfte, für alle Ewigkeit besitzen darf, in meinem Herzen fühle! Aber wer weiß? Vielleicht komme ich ja mal zu Besuch und sie leiht dich mir für einige Stunden aus!
Dann können wir ja wieder etwas Spaß haben, ganz wie in alten Zeiten! Und ich bin sicher, meine Schwester wird uns gerne Gesellschaft leisten. Du weißt ja, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt!" sagt der Baumdämon, während er seine Augen an Wufeis entblößten Rücken runterwandern ließ.
Wufei fühlte einen Schauer seinen Rücken runterrieseln, als der Dämon ihn geistig auszog. Überhaupt war ihn während Zechs' ganzer Rede übel geworden. Allein schon der Gedanke an beide Monster...mit ihm... war genug, um sich zu wünschen, dass er lieber tot sein würde als noch länger hier zu sein.
Währenddessen wechselte Zechs das Thema, während Une fertig mit dem Verarzten wurde.
"Gott, ich hab so einen Hunger. Ich brauche unbedingt heute Nacht noch ein
menschliches Opfer."
"Ich werde euch noch eins besorgen, Herr!" sagte Wufei und zog vorsichtig seine
Kleidung wieder an.
"Das ist schön. Wer weiß? Vielleicht werde ich mich noch erkenntlich zeigen! Du
weißt schon, was ich meine."
Der Dämon strich mit seinem linken Zeigefinger sanft über Wufeis verletzte Lippe
und begann zu lachen.
"Une, du solltest dir ein Beispiel an deinem Bruder nehmen! UND JETZT KOMM! WIR
GEHEN."
Une warf dem Chinesen noch einen eiskalten Blick zu und folgte dann Zechs, der schon gegangen war. Dieser blieb allein zurück. Er wusste, was der Dämon meinte.
Schließlich hatte Zechs ihm schon oft seine 'Dankbarkeit' gezeigt in dem
vergangenen Monaten.
Und das, obwohl er eigentlich gern darauf verzichtet hätte. Aber Wufei hatte
sich nun mal nicht wehren können. Zechs war nun mal mächtiger als er und hatte
außerdem ein wichtiges Pfand in seiner Hand, mit dem er ihn kontrollieren
konnte.
Ein lautes Keuchen riss den Geisterjungen aus seinen Tagträumen. Ein klatschnasser und nach Luft schnappender Duo, der sich am Rand der Wanne festhielt, fiel in sein Blickfeld. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Hatte er Duo doch glatt vergessen.
"Mann, ich wusste gar nicht, dass ich die Luft solange anhalten kann.
Brauche...Luft!" keuchte Duo.
Wufei half Duo aus dem kalten Wasser und dieser bemerkte erst jetzt die
verletzte Lippe. Schockiert sah er sie an.
"Was ist passiert? Deine Lippe ist verletzt!"
Duo wollte die verletzte Lippe berühren, doch Wufei hielt ihn davon ab.
"Es ist nichts. Aber du musst jetzt wirklich gehen."
"Aber ich...!"
"Gehe zum Pavillon am Wasser und warte dort auf mich. Okay?"
Duo nickte kurz und ging den gleichen Weg zurück, den er gekommen war und dann
weiter bis zum See, wo er auf seinen Schwarm wartete.
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Tsuzúku
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Teil 3 ist fertig. Liebt ihr ihn? Hasst ihr ihn? Wollt ihr mehr? Dann schreibt
mir: Terrenisweb.de
Bis denn
- Eure Terrenis-chan O
