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5. Erkenntnisse
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Duo rannte wieder, wie zwei Nächte zuvor, durch den Wald auf der Suche nach
Wufei. Wo konnte dieser bloß abgeblieben sein? Er ging immer weiter in den Wald
hinein. Dabei ging ihm Heeros Worte immer wieder durch den Kopf.
...Du musst wissen, ich bin kein Mensch...
Quatsch. Wieso sollte er denn keiner sein? Nun ja. Zugegeben, vielleicht war er
doch etwas ungewöhnlich. Aber trotzdem....
Er hielt inne, als er vor sich eine Gestalt, mit dem Rücken zu ihm stehend, im
Unterholz stehen sah. Die langen, dunklen Haare, die Kleidung. Das musste er
sein. Ohne nachzudenken, lief Duo hin.
"Wu? Bist du das?"
Als Duo nahe genug war, drehte die Gestalt sich um und er zuckte zurück. Das war
auf keinen Fall sein Wufei, sondern eine Frau mit eiskalten Blick, welcher ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Genauer gesagt, es war Une, die hier auf ihn gewartet hatte.
"Entschuldigung, ich hab mich geirrt. Ich hab jemand anders gesucht!" stammelte
Duo und machte eine Kehrtwendung, um in die entgegengesetzte Richtung zu laufen.
Doch er hatte nicht damit gerechnet, das Une ihm folgen würde. Schließlich hatte
sie ihn sich als ihr nächstes Opfer ausgesucht.
"Nicht so eilig, mein Hübscher!" grollte sie.
Und innerhalb von wenigen Augenblicken veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und
wurde zu einer teuflischen Grimasse. Mit einem grellen Schrei erhob sie sich in
die Luft und stürzte sich auf den armen Duo, der panisch die Flucht nach vorne
antrat.
Sie hätte ihn höchstwahrscheinlich erwischt, hätte nicht plötzlich Wufei ihren
Weg gekreuzt und sie mit einem gezielten Tritt aus der Bahn geworfen. Fluchend schlug Une hart auf dem Boden auf.
"Wu. Gott sei Dank!"
Duo umarmte ihn. Doch schon rappelte Une sich wieder auf und da bemerkte der Chinese noch einen zweiten Ankömmling, der sich aus einem anderen Teil des Waldes näherte. Es war Heero, bereit, jeder Art von Spuk den Garaus zu machen. Der Geisterjunge musste jetzt schnell reagieren und zog Duo mit sich.
Une, die mittlerweile wieder stand und mehr als stinksauer war, machte sich an
ihre Verfolgung. Doch kaum war sie in der Luft, bemerkte Heero sie und mit einem
Riesensalto und einem wilden Kampfschrei kam er auf sie zu und schlug ihr mit
einem Hieb seines Schwertes den Kopf ab, der daraufhin in die Gegend rollte
(xx).
"Hab ich dich."
Doch so ganz tot war Une noch nicht. Ihr Körper taumelte immer noch durch die
Gegend und kämpfte mit dem jungen Schwertkämpfer. Aber darum kümmerte sich Heero ganz schnell. Er malte blitzschnell mit Farbe auf seine linke Handfläche ein Yin - und Yang – Zeichen und schrie eine magische Formel.
Das Zeichen begann zu glühen und Wufei schleuderte die entstehende Energie in
Richtung Geisterkörper, der daraufhin in einer großen Explosion zerstört wurde.
"Und wieder einer weniger!" murmelte er zufrieden.
Währenddessen flohen Duo und Heero weiter durch den Wald, bis sie die Stelle
erreichten, wo Duo sein Pferd gelassen hatte und beide stoppten.
"Duo. Was machst du hier?"
"Du denkst doch nicht, dass ich dich hier allein lasse! Aber hast du das gesehen?
Dieser Kung - Fu - Mann hat dieser Frau einfach den Kopf abgeschlagen!"
"Das ist meine Schwester gewesen......irgendwie!"
Duo starrte Wufei entgeistert an. Das war seine Schwester gewesen?
"Echt jetzt?" fragte er.
"Keine Bange, ich hab sie wirklich nicht gemocht!"
Trotzdem konnte man das nicht ungestraft durchgehen lassen. Schließlich war es ein Schwerverbrechen, jemanden zu töten. Es gab nur eine Möglichkeit.
Duo stieg auf das Pferd und zog Wufei hinterher, so das dieser hinter ihm saß.
"Was soll das, Duo?"
"Wir müssen zur Polizei. Schließlich hat dieser Kämpfer deine Schwester getötet!" grinste Duo und ritt los.
"Aber ich kann nicht...."
"Keine Bange, wir schaffen das schon."
Beide ritten wie der Teufel durch den dunklen Wald. Doch der Chinese wusste, dass er nicht bei Duo bleiben konnte. Und zum zweiten Mal in dieser Nacht tat er etwas, was er nicht tun wollte, aber musste. Als Duo sich umdrehte, um zu sehen, was Wufei machte, war dieser weg. Verschwunden.
Traurig und verwirrt schaute er sich um, aber es war keine Seele zu sehen. Ob
ihn der Kung - Fu - Kämpfer erwischt hatte? Er brauchte jetzt unbedingt Hilfe.
Eine Trommel erklang. Zwei Männer zündeten Feuer in einer Schale an, um die
Gerichtsstube zu erhellen. Dann kamen wieder andere rein und jeder von ihnen
schnappte sich einen Stab, um aufzupassen. Das waren die Wächter oder Soldaten
der Station. Was das Ganze sollte?
Nun, nach einem langen Ritt hatte Duo ein Dorf erreicht und den dortigen Richter
aus dem Bett getrommelt, um ihn seine Beschwerden vorzutragen. Dieser war
natürlich nicht sehr begeistert gewesen, hatte aber trotzdem eine Tagung
einberufen.
Nun saß er, ein Mann im mittleren Alter, in seinem Richterstuhl und sein
Assistent stand neben ihm, der ihm irgendetwas wegen der Kosten ins Ohr
flüsterte. Duo kniete vor ihm, das Gesicht auf den Boden gerichtet.
"Nun, weswegen bist du hier, Fremder. Warum störst du meinen kostbaren Schlaf?
Wache, gebt ihm 30 Hiebe." lamentierte der Richter immer noch schlaftrunken.
"Nein, besser 60!" verdoppelte sein Assistent.
"Bitte nicht, Euer Ehren. Sonst vergesse ich doch alles wieder!" jammerte Duo.
Er war doch nur hierher gekommen, um den Richter zu sagen, das er den Mann auf
den Steckbrief gesehen hatte und jetzt sollte er dafür noch Prügel einstecken?
"Er muss ein paar Hiebe bekommen, sonst kommen wir nicht an unser Geld!"
flüsterte der Assistent dem Richter ins Ohr.
Dieser nickte nur und nippte an seinem Getränk.
"Verprügelt ihn!" wies der Assistent die Wachen an.
Diese wollten gerade den Befehl ausführen, aber Duo unterbrach sie.
"A...Aber ich wollte doch nur sagen, das ich den Mörder Narbengesicht Liu gesehen
habe."
Der Richter verschluckte sich fast an seinem Getränk bei diesen Worten. Sein
Assistent konnte gerade noch das Schlimmste verhindern.
"Narbengesicht Liu?" flüsterte der Beamte zu ihm.
"Euer Ehren, das ist ein Verbrecher, auf dem eine hohe Belohnung ausgesetzt ist.
Aber wir haben ihn heute früh verhaftet!" flüsterte der Assistent zurück.
Der Richter ging ein Licht auf. Anscheinend wollte der Junge ihm bloß die Prämie
abluchsen. Aber da hatte sich dieser verrechnet.
"BIST DU VERRÜCKT? Ich meine, ich bin bekannt für meine Geldgier, aber du bist
ja noch schlimmer. Du wirst mich nicht um meine Prämie bringen. Ich werde dich
zu Tode prügeln lassen. WACHEEEEE!!!" schrie er.
"Macht schon!!!" fügte sein Assistent hinzu.
Die Wachen hoben ihre Stöcke und begannen auf dem armen Duo einzuprügeln. Dieser
schützte seinen Kopf, so gut es ging, mit seinen Händen.
"Aber ich habe ihn wirklich gesehen!" stammelte Duo, froh, dass die Wachen mit
ihrer Tortur aufgehört hatten.
"Nun gut. Wen haben wir denn nun wirklich im Gefängnis?" fragte der Richter
nach.
"Na Narbengesicht Liu, Euer Ehren!" erwiderte sein Assistent.
"Aber vielleicht haben sie den Falschen erwischt!" warf der langhaarige Junge
ein.
"Er könnte recht haben!" flüsterte der Assistent dem Beamten ins Ohr.
"In Ordnung. Holt Liu her!!!" wies dieser zwei Wachen an und sein Assistent
wiederholte die Anweisung.
Duo seufzte auf vor Erleichterung. Wenigstens hatte er für ein paar Minuten
Ruhe. Hoffentlich. Währenddessen war dem Assistenten etwas eingefallen, was den
Richter noch interessieren könnte.
"Euer Ehren, wenn er ihn wirklich gesehen hat, müssen wir die Prämie
zurückgeben."
"WAS? Auf keinen Fall! SCHLAGT IHN!"
Und wieder ging die ganze Sache von vorne los. Doch diesmal entging Duo der
Prügel. Denn plötzlich aus heiterem Himmel erklang eine Stimme, die Duo nur zu
bekannt vorkam.
"HALT! AUFHÖREN!"
Mit einem Riesensatz sprang Heero von der Decke, landete auf dem Boden und
machte noch ein paar Saltos, bevor er zum Stehen kam. Die Soldaten stellten sich
ihm entgegen und der Richter und sein Assistent verkrochen sich sofort unter dem
Tisch.
"Bitte tun sie uns nichts." jammerten sie.
Auch Duo wich erschreckt zurück.
"Das ist er!"
Doch als der Assistent vorsichtig seinen Kopf raus steckte und sich den jungen
Mann genauer ansah, erkannte er ihn plötzlich.
"Aber das ist doch Heero Yui, der berühmte Heero Yui."
"Heero Yui?" fragte Duo verwirrt. Hatte er sich etwa geirrt?
Der Assistent ging in Heeros Richtung und scheuchte dabei die Wachen zurück.
"Kennt ihr denn nicht Heero Yui? Er ist berühmt in 26 Provinzen für seinen
Kampf gegen die Korruption. Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre ihres Besuches?"
Heero schnaubte nur verächtlich und zeigte auf Duo, der immer noch auf dem Richtertisch hockte.
"Ich bin wegen meinem Bruder hier!"
"Glaubt ihm nicht. Er ist ein Mörder." schrie Duo.
Im gleichen Augenblick brachten zwei Wachen einen Mann her und der Assistent
verglich den Steckbrief mit ihm.
"Wir haben wirklich Narbengesicht Liu gefangen, Euer Ehren!"
Zufrieden ließ er den Gefangenen wieder abführen und der Richter setzte sich
beruhigt wieder auf seinen Stuhl, scheuchte vorher Duo von seinem Tisch
herunter.
"Okay. Und wo soll nun dieser Mord geschehen sein, wenn ich fragen darf?"
"Äh...im Nataku - Tempel!" sagte Duo.
Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, kam ein böiger Wind auf und ließ die
Flammen erlöschen. Zu Tode erschrocken, stoben die Wachen auseinander und auch
die beiden Beamten waren kurz davor, abzuhauen. Ausgerechnet an diesem
verfluchten Ort, wo die Geister und Monster ihr Unwesen trieben.
"Tut mir leid. Da kann ich leider nichts machen! Ist nicht mein Gebiet! Die
Sitzung ist geschlossen. Gute Nacht!"
Mit diesen Worten verschwanden die Beiden und Duo blieb allein mit Heero zurück. Der Japaner wandte sich Duo zu und dieser hatte das plötzliche Bedürfnis, zu fliehen.
"Hör zu. Ich bin wirklich nicht kein Mörder. Auch wenn du das denkst!"
"Aber ich habe es doch genau gesehen, wie du dieser Frau den Kopf abgeschlagen
hast."
"Sie war kein Mensch, sondern ein Geist!"
"E...Ein Geist? Aber Wufei, diese Frau.... Ich weiß, das sie hinter dem Tempel
wohnt." stammelte Duo. Er konnte einfach nicht glauben, nicht begreifen, was
Heero ihm erzählte und sah ihn mit Unglauben an.
Heero schaute Duo ernst an.
"Hinter dem Tempel wohnt niemand. Alles, was sich hinter dem Tempel befindet,
ist ein Massengrab."
"Ein Massengrab?"
"Seit den Unruhen vor ein paar Jahren sind die meisten Leute weggezogen. Die
Geräusche, die man des Nachts hört, stammen von Geistern und Monstern. "
"G...Geister? Das glaube ich nicht."
Der junge Schwertkämpfer packte Duo am Kragen.
"Dann komm mit und ich zeige es dir!"
Duo schluckte schwer und nickte. Er fand es schwer, an so etwas wie Geister zu
glauben. Er würde abwarten, ob Wufei Recht hatte. Zumindest hatte er keine
Angst vor diesem mehr. Kurz darauf ritten beide zurück zum Nataku - Tempel.
Heero führte Duo an eine Stelle, wo lauter Grabsteine standen. Die meisten davon
waren schon umgefallen oder standen zumindest schon sehr schief. Und alle
waren schon fast mit Unkraut überwuchert. Wufei und Duo bahnten sich ihren Weg
durch den Friedhof.
Das ist also diese Grabstätte. Er hat also doch recht gehabt. dachte Duo und
fühlte sich auf einmal etwas unwohl hier.
Aber das war noch nicht die Krönung. Die wartete erst noch auf ihn. Vorsichtig
näherte er sich einen Grabstein, der aus unerklärlichen Gründen Duos
Aufmerksamkeit auf sich zog. Langsam schob er das Unkraut zur Seite und seine
Augen wurden immer weiter und größer, als er die Inschrift darauf las.
'HIER RUHT UNSER GELIEBTER SOHN.........WUFEI CHANG'
Duo konnte es nicht fassen. Sein geliebter Wufei war tot. Er hatte sich in einen Geist verliebt.
Duo starrte wie im Schock auf die Inschrift des Grabes. Er konnte es immer
noch nicht fassen. Sein Wufei war ein Geist. Dabei hatte er wirklich geglaubt,
einen Menschen vor sich zu haben.
"Glaubst du mir jetzt?" fragte Heero ihn.
Duo konnte nichts weiter tun, als zu nicken. Er war noch immer wie weggetreten.
Sein Wufei ein Geist? Wie hatte er sich nur so täuschen können?
Heero wunderte sich über Duos seltsames Verhalten und folgte dessen Blick zur Inschrift des Grabsteines. Chang Wufei. Oh ja, er konnte sich noch an den chinesischen Jungen erinnern, der hier in den Räumen des Tempels vor genau einem Jahr gestorben war. Seltsamerweise hatten sich seitdem die Tode von jungen Männern in der Umgebung gehäuft.
Der Japaner runzelte die Stirn und fragte sich, ob das wirklich alles nur ein großer Zufall war. Und warum starrte der Buchgelehrte immerzu auf den Grabstein?
"Kanntest du ihn?" fragte Heero.
"Du würdest es nicht glauben!" antwortete Duo.
"Versuch's!"
Duo seufzte.
"Okay, womit soll ich beginnen? Ich traf ihn zum ersten Mal vor ein paar Nächten. Er war so nett zu mir und deshalb haben wir uns wieder und wieder bis letzte Nacht getroffen. Aber jetzt finde ich heraus, dass er ein Geist ist und ich bin echt verwirrt, verstehst du?"
Der Japaner nickte.
"Ich bin erstaunt, dass er dich noch nicht getötet hat!"
"Weißt du, warum er es gemacht hat?"
"Keine Ahnung. Vielleicht braucht er dich noch!"
"Aber was hätte er für einen Nutzen?"
Heero zuckte mit den Schultern.
"Geister sind wie Menschen. Sie benutzen einander, um das zu kriegen, was sie
wollen. Da besteht kein Unterschied. Das Beste ist, du gehst sofort, bevor es
dunkel wird." sagte er mit einem Blick auf den Himmel.
"Was ist mit dir?"
"Ich werde mich schon um das Geisterproblem und diesen Wufei kümmern. Es ist
besser so!"
"Aber tu ihm bitte nichts. Er ist wirklich nicht böse!" flehte Duo den jungen
Schwertkämpfer an.
Heero starrte den Gelehrten an.
"Fein. Wenn's denn sein muss!"
Duo nickte dankbar und machte sich auf den Weg. Er rannte, so schnell er konnte,
durch das Unterholz zu seinem Pferd. Doch auf halbem Wege fiel das Bild, das
Wufei ihm geschenkt hatte, aus seiner Rückentrage und blieb im feuchten Gras
liegen.
Zuerst wollte Duo es liegen lassen, aber aus ihm unerklärlichen Gründen konnte
er nicht. Langsam ging er zurück und hob es auch. Vielleicht war es ein Fehler,
jetzt zu gehen. Vielleicht sollte er dem Japaner helfen. Duo wusste zwar noch nicht, wie, aber er musste Wufei einfach helfen.
Anscheinend dachte Heero das Gleiche, denn dieser stand plötzlich vor Duo.
"Ich habe nachgedacht und es wäre vielleicht doch besser, wenn du hier bleibst!"
"Ich weiß. Wenn ich bleibe, wird Wufei bestimmt zu mir kommen."
"Genau. Dann kann ich alle Geister auf einmal erledigen. Falls du dich nämlich
entscheidest, hier zu bleiben, werden die Geister auf jeden Fall zu dir kommen.
Und wenn Wufei kommt, dann läute das und ich werde kommen und dich retten!"
Mit diesen Worten zog Heero eine kleine Glocke aus seiner Kleidung und gab sie
Duo. Dieser betrachtete sie vorsichtig.
"Du willst mich als Köder, um sie heranzulocken?" fragte Duo.
"Stimmt. Die Geister sind leider böse auf mich. Diese Monster sind leider
ziemlich mächtig."
"Kannst du sie besiegen?"
"NATÜRLICH! DAS BÖSE WIRD NIEMALS DAS GUTE BESIEGEN!"
Heero klang etwas beleidigt.
"Dann mach ich es!" erwiderte Duo.
"Dann komm!"
Es war mal wieder Nacht. Duo und Heero waren zurück im Nataku - Tempel und
bereiteten sich auf ihren Kampf vor. Der Japaner gab Duo noch ein in Leder gebundenes Buch, auf dem sich fremdartige Zeichen befanden. Dieser schlug sie auf und sah dieselben Zeichen. Es war in einer Sprache geschrieben, die Duo nicht lesen konnte.
"Was ist das?"
"Eine Sutra (2). Für den Notfall. Keine Bange, es hilft gegen übernatürliche Kräfte wie Geister und andere Kreaturen."
"Oh! Dankeschön!" sagte Duo und umklammerte das Buch ganz fest.
"Okay, ich warte dann auf dein Signal! Und vergiss es ja nicht!" sagte Heero.
Mit diesen Worten verschwand der junge Schwertkämpfer und Duo blieb allein zurück, immer die Worte wiederholend, die der Japaner ihm gesagt hatte. Doch da tauchte letzterer noch einmal auf.
"He. Hör auf, zu beten, sonst werden die Geister nie kommen."
"Entschuldigung!" stammelte sich Duo und hörte sofort auf.
Dann ließ Heero ihn wieder allein und Duo wurde plötzlich sehr nervös. So ganz
allein in einem Tempel, in dem es spukte. Vielleicht war es doch keine so
glänzende Idee gewesen. Hastig schloss er alle Türen und Fenster und begann zu
warten, die Glocke fest in der Hand haltend.
Heero wartete indes in einem Baum, von wo er einen besseren Überblick hatte.
Keiner von ihnen wusste, was sie erwarten würde. Alles, was sie taten, war
Warten.
Wufei beobachtete den Tempel aus sicherer Entfernung. Er wusste, dass Duo zurückgekommen war, zusammen mit diesem Schwertkämpfer. Dies bedeutete, dass Duo nun definitiv die Wahrheit über ihn kannte. Aber das war nun alles egal. Unbewusst berührte der Chinese seine verletzte Schulter. Zechs war so rasend vor Wut geworden, als er den Verlust von Une bemerkt hatte und hatte ihn fast bewusstlos geprügelt.
Aber noch schlimmer war gewesen, dass der Dämon das mit ihm und Duo rausgekriegt hatte. Seltsamerweise hatte Zechs auf die Bestrafung verzichtet, dafür aber von ihm verlangt, dass er ihm Duo als nächstes Opfer servierte. Keine Strafe der Welt hätte schlimmer sein können als das. Aber es war seine letzte Chance, die er bekommen würde.
"Nun denn mal los, Wufei!" murmelte der Chinese, um sich selbst Mut zu machen.
Unglücklicherweise funktionierte es nicht.
Der Wind wehte über den Friedhof und brachte die Glocken am Pavillon zum
Klingen. Heero und Duo warteten beide gespannt darauf, dass das, was auch immer
hier sein Unwesen trieb, endlich auftauchen würde. Obwohl Duo die Angst fast
lähmte, wenn er nach draußen sah.
So dunkel, so unheimlich, so neblig, so still. Und dann erst dieses Warten. Es
machte ihn verrückt. Es waren zwar bestimmt nur ein paar Minuten vergangen, aber
sie erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Draußen wurde es immer stürmischer. Und
plötzlich klopfte es an der Tür.
Duo schreckte zusammen. Wer oder was konnte das nur sein? Vielleicht ein Dämon oder etwas ähnliches, dass versuchte, ihn zu töten. Langsam schlich er
sich zur Tür. Es klopfte wieder.
"W...Wer ist da?" stotterte er.
Keine Antwort.
"W...Wer ist da?" wiederholte Duo seine Frage.
Und wieder kam keine Antwort.
Duo wurde langsam unheimlich zumute. Er zitterte vor Angst und obwohl er kein
gutes Gefühl bei der Sache hatte, beschloss er, die Tür zu öffnen. Vorsichtig
machte er sie auf. Aber seine Augen wurden weit, als er sah, wer draußen stand.
Es war Wufei.
%%%%%%%%%%
Tsuzúku
%%%%%%%%%%
Das Sutra / Sanskrit : altindischer Lehrtext in knappster metrischer
Formulierung, die sich leicht dem Gedächtnis einprägt. Die Sutren schließen an
die vedischen Offenbarungen an, sind vielfach nur im Zusammenhang mit diesen
verständlich und behandeln religiöse Riten, geistliches und weltliches Recht,
Grammatik, Metrik, Astronomie (Quelle: wissen.de)
Böser Cliffhanger. fies lach Diese Fic nähert sich langsam, aber sicher dem Ende. Ich plane schon an Teil 2.
Feedy bitte an mich: Terrenisweb.de
Bis denn
- Eure Terrenis-chan
5. Erkenntnisse
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Duo rannte wieder, wie zwei Nächte zuvor, durch den Wald auf der Suche nach
Wufei. Wo konnte dieser bloß abgeblieben sein? Er ging immer weiter in den Wald
hinein. Dabei ging ihm Heeros Worte immer wieder durch den Kopf.
...Du musst wissen, ich bin kein Mensch...
Quatsch. Wieso sollte er denn keiner sein? Nun ja. Zugegeben, vielleicht war er
doch etwas ungewöhnlich. Aber trotzdem....
Er hielt inne, als er vor sich eine Gestalt, mit dem Rücken zu ihm stehend, im
Unterholz stehen sah. Die langen, dunklen Haare, die Kleidung. Das musste er
sein. Ohne nachzudenken, lief Duo hin.
"Wu? Bist du das?"
Als Duo nahe genug war, drehte die Gestalt sich um und er zuckte zurück. Das war
auf keinen Fall sein Wufei, sondern eine Frau mit eiskalten Blick, welcher ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Genauer gesagt, es war Une, die hier auf ihn gewartet hatte.
"Entschuldigung, ich hab mich geirrt. Ich hab jemand anders gesucht!" stammelte
Duo und machte eine Kehrtwendung, um in die entgegengesetzte Richtung zu laufen.
Doch er hatte nicht damit gerechnet, das Une ihm folgen würde. Schließlich hatte
sie ihn sich als ihr nächstes Opfer ausgesucht.
"Nicht so eilig, mein Hübscher!" grollte sie.
Und innerhalb von wenigen Augenblicken veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und
wurde zu einer teuflischen Grimasse. Mit einem grellen Schrei erhob sie sich in
die Luft und stürzte sich auf den armen Duo, der panisch die Flucht nach vorne
antrat.
Sie hätte ihn höchstwahrscheinlich erwischt, hätte nicht plötzlich Wufei ihren
Weg gekreuzt und sie mit einem gezielten Tritt aus der Bahn geworfen. Fluchend schlug Une hart auf dem Boden auf.
"Wu. Gott sei Dank!"
Duo umarmte ihn. Doch schon rappelte Une sich wieder auf und da bemerkte der Chinese noch einen zweiten Ankömmling, der sich aus einem anderen Teil des Waldes näherte. Es war Heero, bereit, jeder Art von Spuk den Garaus zu machen. Der Geisterjunge musste jetzt schnell reagieren und zog Duo mit sich.
Une, die mittlerweile wieder stand und mehr als stinksauer war, machte sich an
ihre Verfolgung. Doch kaum war sie in der Luft, bemerkte Heero sie und mit einem
Riesensalto und einem wilden Kampfschrei kam er auf sie zu und schlug ihr mit
einem Hieb seines Schwertes den Kopf ab, der daraufhin in die Gegend rollte
(xx).
"Hab ich dich."
Doch so ganz tot war Une noch nicht. Ihr Körper taumelte immer noch durch die
Gegend und kämpfte mit dem jungen Schwertkämpfer. Aber darum kümmerte sich Heero ganz schnell. Er malte blitzschnell mit Farbe auf seine linke Handfläche ein Yin - und Yang – Zeichen und schrie eine magische Formel.
Das Zeichen begann zu glühen und Wufei schleuderte die entstehende Energie in
Richtung Geisterkörper, der daraufhin in einer großen Explosion zerstört wurde.
"Und wieder einer weniger!" murmelte er zufrieden.
Währenddessen flohen Duo und Heero weiter durch den Wald, bis sie die Stelle
erreichten, wo Duo sein Pferd gelassen hatte und beide stoppten.
"Duo. Was machst du hier?"
"Du denkst doch nicht, dass ich dich hier allein lasse! Aber hast du das gesehen?
Dieser Kung - Fu - Mann hat dieser Frau einfach den Kopf abgeschlagen!"
"Das ist meine Schwester gewesen......irgendwie!"
Duo starrte Wufei entgeistert an. Das war seine Schwester gewesen?
"Echt jetzt?" fragte er.
"Keine Bange, ich hab sie wirklich nicht gemocht!"
Trotzdem konnte man das nicht ungestraft durchgehen lassen. Schließlich war es ein Schwerverbrechen, jemanden zu töten. Es gab nur eine Möglichkeit.
Duo stieg auf das Pferd und zog Wufei hinterher, so das dieser hinter ihm saß.
"Was soll das, Duo?"
"Wir müssen zur Polizei. Schließlich hat dieser Kämpfer deine Schwester getötet!" grinste Duo und ritt los.
"Aber ich kann nicht...."
"Keine Bange, wir schaffen das schon."
Beide ritten wie der Teufel durch den dunklen Wald. Doch der Chinese wusste, dass er nicht bei Duo bleiben konnte. Und zum zweiten Mal in dieser Nacht tat er etwas, was er nicht tun wollte, aber musste. Als Duo sich umdrehte, um zu sehen, was Wufei machte, war dieser weg. Verschwunden.
Traurig und verwirrt schaute er sich um, aber es war keine Seele zu sehen. Ob
ihn der Kung - Fu - Kämpfer erwischt hatte? Er brauchte jetzt unbedingt Hilfe.
Eine Trommel erklang. Zwei Männer zündeten Feuer in einer Schale an, um die
Gerichtsstube zu erhellen. Dann kamen wieder andere rein und jeder von ihnen
schnappte sich einen Stab, um aufzupassen. Das waren die Wächter oder Soldaten
der Station. Was das Ganze sollte?
Nun, nach einem langen Ritt hatte Duo ein Dorf erreicht und den dortigen Richter
aus dem Bett getrommelt, um ihn seine Beschwerden vorzutragen. Dieser war
natürlich nicht sehr begeistert gewesen, hatte aber trotzdem eine Tagung
einberufen.
Nun saß er, ein Mann im mittleren Alter, in seinem Richterstuhl und sein
Assistent stand neben ihm, der ihm irgendetwas wegen der Kosten ins Ohr
flüsterte. Duo kniete vor ihm, das Gesicht auf den Boden gerichtet.
"Nun, weswegen bist du hier, Fremder. Warum störst du meinen kostbaren Schlaf?
Wache, gebt ihm 30 Hiebe." lamentierte der Richter immer noch schlaftrunken.
"Nein, besser 60!" verdoppelte sein Assistent.
"Bitte nicht, Euer Ehren. Sonst vergesse ich doch alles wieder!" jammerte Duo.
Er war doch nur hierher gekommen, um den Richter zu sagen, das er den Mann auf
den Steckbrief gesehen hatte und jetzt sollte er dafür noch Prügel einstecken?
"Er muss ein paar Hiebe bekommen, sonst kommen wir nicht an unser Geld!"
flüsterte der Assistent dem Richter ins Ohr.
Dieser nickte nur und nippte an seinem Getränk.
"Verprügelt ihn!" wies der Assistent die Wachen an.
Diese wollten gerade den Befehl ausführen, aber Duo unterbrach sie.
"A...Aber ich wollte doch nur sagen, das ich den Mörder Narbengesicht Liu gesehen
habe."
Der Richter verschluckte sich fast an seinem Getränk bei diesen Worten. Sein
Assistent konnte gerade noch das Schlimmste verhindern.
"Narbengesicht Liu?" flüsterte der Beamte zu ihm.
"Euer Ehren, das ist ein Verbrecher, auf dem eine hohe Belohnung ausgesetzt ist.
Aber wir haben ihn heute früh verhaftet!" flüsterte der Assistent zurück.
Der Richter ging ein Licht auf. Anscheinend wollte der Junge ihm bloß die Prämie
abluchsen. Aber da hatte sich dieser verrechnet.
"BIST DU VERRÜCKT? Ich meine, ich bin bekannt für meine Geldgier, aber du bist
ja noch schlimmer. Du wirst mich nicht um meine Prämie bringen. Ich werde dich
zu Tode prügeln lassen. WACHEEEEE!!!" schrie er.
"Macht schon!!!" fügte sein Assistent hinzu.
Die Wachen hoben ihre Stöcke und begannen auf dem armen Duo einzuprügeln. Dieser
schützte seinen Kopf, so gut es ging, mit seinen Händen.
"Aber ich habe ihn wirklich gesehen!" stammelte Duo, froh, dass die Wachen mit
ihrer Tortur aufgehört hatten.
"Nun gut. Wen haben wir denn nun wirklich im Gefängnis?" fragte der Richter
nach.
"Na Narbengesicht Liu, Euer Ehren!" erwiderte sein Assistent.
"Aber vielleicht haben sie den Falschen erwischt!" warf der langhaarige Junge
ein.
"Er könnte recht haben!" flüsterte der Assistent dem Beamten ins Ohr.
"In Ordnung. Holt Liu her!!!" wies dieser zwei Wachen an und sein Assistent
wiederholte die Anweisung.
Duo seufzte auf vor Erleichterung. Wenigstens hatte er für ein paar Minuten
Ruhe. Hoffentlich. Währenddessen war dem Assistenten etwas eingefallen, was den
Richter noch interessieren könnte.
"Euer Ehren, wenn er ihn wirklich gesehen hat, müssen wir die Prämie
zurückgeben."
"WAS? Auf keinen Fall! SCHLAGT IHN!"
Und wieder ging die ganze Sache von vorne los. Doch diesmal entging Duo der
Prügel. Denn plötzlich aus heiterem Himmel erklang eine Stimme, die Duo nur zu
bekannt vorkam.
"HALT! AUFHÖREN!"
Mit einem Riesensatz sprang Heero von der Decke, landete auf dem Boden und
machte noch ein paar Saltos, bevor er zum Stehen kam. Die Soldaten stellten sich
ihm entgegen und der Richter und sein Assistent verkrochen sich sofort unter dem
Tisch.
"Bitte tun sie uns nichts." jammerten sie.
Auch Duo wich erschreckt zurück.
"Das ist er!"
Doch als der Assistent vorsichtig seinen Kopf raus steckte und sich den jungen
Mann genauer ansah, erkannte er ihn plötzlich.
"Aber das ist doch Heero Yui, der berühmte Heero Yui."
"Heero Yui?" fragte Duo verwirrt. Hatte er sich etwa geirrt?
Der Assistent ging in Heeros Richtung und scheuchte dabei die Wachen zurück.
"Kennt ihr denn nicht Heero Yui? Er ist berühmt in 26 Provinzen für seinen
Kampf gegen die Korruption. Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre ihres Besuches?"
Heero schnaubte nur verächtlich und zeigte auf Duo, der immer noch auf dem Richtertisch hockte.
"Ich bin wegen meinem Bruder hier!"
"Glaubt ihm nicht. Er ist ein Mörder." schrie Duo.
Im gleichen Augenblick brachten zwei Wachen einen Mann her und der Assistent
verglich den Steckbrief mit ihm.
"Wir haben wirklich Narbengesicht Liu gefangen, Euer Ehren!"
Zufrieden ließ er den Gefangenen wieder abführen und der Richter setzte sich
beruhigt wieder auf seinen Stuhl, scheuchte vorher Duo von seinem Tisch
herunter.
"Okay. Und wo soll nun dieser Mord geschehen sein, wenn ich fragen darf?"
"Äh...im Nataku - Tempel!" sagte Duo.
Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, kam ein böiger Wind auf und ließ die
Flammen erlöschen. Zu Tode erschrocken, stoben die Wachen auseinander und auch
die beiden Beamten waren kurz davor, abzuhauen. Ausgerechnet an diesem
verfluchten Ort, wo die Geister und Monster ihr Unwesen trieben.
"Tut mir leid. Da kann ich leider nichts machen! Ist nicht mein Gebiet! Die
Sitzung ist geschlossen. Gute Nacht!"
Mit diesen Worten verschwanden die Beiden und Duo blieb allein mit Heero zurück. Der Japaner wandte sich Duo zu und dieser hatte das plötzliche Bedürfnis, zu fliehen.
"Hör zu. Ich bin wirklich nicht kein Mörder. Auch wenn du das denkst!"
"Aber ich habe es doch genau gesehen, wie du dieser Frau den Kopf abgeschlagen
hast."
"Sie war kein Mensch, sondern ein Geist!"
"E...Ein Geist? Aber Wufei, diese Frau.... Ich weiß, das sie hinter dem Tempel
wohnt." stammelte Duo. Er konnte einfach nicht glauben, nicht begreifen, was
Heero ihm erzählte und sah ihn mit Unglauben an.
Heero schaute Duo ernst an.
"Hinter dem Tempel wohnt niemand. Alles, was sich hinter dem Tempel befindet,
ist ein Massengrab."
"Ein Massengrab?"
"Seit den Unruhen vor ein paar Jahren sind die meisten Leute weggezogen. Die
Geräusche, die man des Nachts hört, stammen von Geistern und Monstern. "
"G...Geister? Das glaube ich nicht."
Der junge Schwertkämpfer packte Duo am Kragen.
"Dann komm mit und ich zeige es dir!"
Duo schluckte schwer und nickte. Er fand es schwer, an so etwas wie Geister zu
glauben. Er würde abwarten, ob Wufei Recht hatte. Zumindest hatte er keine
Angst vor diesem mehr. Kurz darauf ritten beide zurück zum Nataku - Tempel.
Heero führte Duo an eine Stelle, wo lauter Grabsteine standen. Die meisten davon
waren schon umgefallen oder standen zumindest schon sehr schief. Und alle
waren schon fast mit Unkraut überwuchert. Wufei und Duo bahnten sich ihren Weg
durch den Friedhof.
Das ist also diese Grabstätte. Er hat also doch recht gehabt. dachte Duo und
fühlte sich auf einmal etwas unwohl hier.
Aber das war noch nicht die Krönung. Die wartete erst noch auf ihn. Vorsichtig
näherte er sich einen Grabstein, der aus unerklärlichen Gründen Duos
Aufmerksamkeit auf sich zog. Langsam schob er das Unkraut zur Seite und seine
Augen wurden immer weiter und größer, als er die Inschrift darauf las.
'HIER RUHT UNSER GELIEBTER SOHN.........WUFEI CHANG'
Duo konnte es nicht fassen. Sein geliebter Wufei war tot. Er hatte sich in einen Geist verliebt.
Duo starrte wie im Schock auf die Inschrift des Grabes. Er konnte es immer
noch nicht fassen. Sein Wufei war ein Geist. Dabei hatte er wirklich geglaubt,
einen Menschen vor sich zu haben.
"Glaubst du mir jetzt?" fragte Heero ihn.
Duo konnte nichts weiter tun, als zu nicken. Er war noch immer wie weggetreten.
Sein Wufei ein Geist? Wie hatte er sich nur so täuschen können?
Heero wunderte sich über Duos seltsames Verhalten und folgte dessen Blick zur Inschrift des Grabsteines. Chang Wufei. Oh ja, er konnte sich noch an den chinesischen Jungen erinnern, der hier in den Räumen des Tempels vor genau einem Jahr gestorben war. Seltsamerweise hatten sich seitdem die Tode von jungen Männern in der Umgebung gehäuft.
Der Japaner runzelte die Stirn und fragte sich, ob das wirklich alles nur ein großer Zufall war. Und warum starrte der Buchgelehrte immerzu auf den Grabstein?
"Kanntest du ihn?" fragte Heero.
"Du würdest es nicht glauben!" antwortete Duo.
"Versuch's!"
Duo seufzte.
"Okay, womit soll ich beginnen? Ich traf ihn zum ersten Mal vor ein paar Nächten. Er war so nett zu mir und deshalb haben wir uns wieder und wieder bis letzte Nacht getroffen. Aber jetzt finde ich heraus, dass er ein Geist ist und ich bin echt verwirrt, verstehst du?"
Der Japaner nickte.
"Ich bin erstaunt, dass er dich noch nicht getötet hat!"
"Weißt du, warum er es gemacht hat?"
"Keine Ahnung. Vielleicht braucht er dich noch!"
"Aber was hätte er für einen Nutzen?"
Heero zuckte mit den Schultern.
"Geister sind wie Menschen. Sie benutzen einander, um das zu kriegen, was sie
wollen. Da besteht kein Unterschied. Das Beste ist, du gehst sofort, bevor es
dunkel wird." sagte er mit einem Blick auf den Himmel.
"Was ist mit dir?"
"Ich werde mich schon um das Geisterproblem und diesen Wufei kümmern. Es ist
besser so!"
"Aber tu ihm bitte nichts. Er ist wirklich nicht böse!" flehte Duo den jungen
Schwertkämpfer an.
Heero starrte den Gelehrten an.
"Fein. Wenn's denn sein muss!"
Duo nickte dankbar und machte sich auf den Weg. Er rannte, so schnell er konnte,
durch das Unterholz zu seinem Pferd. Doch auf halbem Wege fiel das Bild, das
Wufei ihm geschenkt hatte, aus seiner Rückentrage und blieb im feuchten Gras
liegen.
Zuerst wollte Duo es liegen lassen, aber aus ihm unerklärlichen Gründen konnte
er nicht. Langsam ging er zurück und hob es auch. Vielleicht war es ein Fehler,
jetzt zu gehen. Vielleicht sollte er dem Japaner helfen. Duo wusste zwar noch nicht, wie, aber er musste Wufei einfach helfen.
Anscheinend dachte Heero das Gleiche, denn dieser stand plötzlich vor Duo.
"Ich habe nachgedacht und es wäre vielleicht doch besser, wenn du hier bleibst!"
"Ich weiß. Wenn ich bleibe, wird Wufei bestimmt zu mir kommen."
"Genau. Dann kann ich alle Geister auf einmal erledigen. Falls du dich nämlich
entscheidest, hier zu bleiben, werden die Geister auf jeden Fall zu dir kommen.
Und wenn Wufei kommt, dann läute das und ich werde kommen und dich retten!"
Mit diesen Worten zog Heero eine kleine Glocke aus seiner Kleidung und gab sie
Duo. Dieser betrachtete sie vorsichtig.
"Du willst mich als Köder, um sie heranzulocken?" fragte Duo.
"Stimmt. Die Geister sind leider böse auf mich. Diese Monster sind leider
ziemlich mächtig."
"Kannst du sie besiegen?"
"NATÜRLICH! DAS BÖSE WIRD NIEMALS DAS GUTE BESIEGEN!"
Heero klang etwas beleidigt.
"Dann mach ich es!" erwiderte Duo.
"Dann komm!"
Es war mal wieder Nacht. Duo und Heero waren zurück im Nataku - Tempel und
bereiteten sich auf ihren Kampf vor. Der Japaner gab Duo noch ein in Leder gebundenes Buch, auf dem sich fremdartige Zeichen befanden. Dieser schlug sie auf und sah dieselben Zeichen. Es war in einer Sprache geschrieben, die Duo nicht lesen konnte.
"Was ist das?"
"Eine Sutra (2). Für den Notfall. Keine Bange, es hilft gegen übernatürliche Kräfte wie Geister und andere Kreaturen."
"Oh! Dankeschön!" sagte Duo und umklammerte das Buch ganz fest.
"Okay, ich warte dann auf dein Signal! Und vergiss es ja nicht!" sagte Heero.
Mit diesen Worten verschwand der junge Schwertkämpfer und Duo blieb allein zurück, immer die Worte wiederholend, die der Japaner ihm gesagt hatte. Doch da tauchte letzterer noch einmal auf.
"He. Hör auf, zu beten, sonst werden die Geister nie kommen."
"Entschuldigung!" stammelte sich Duo und hörte sofort auf.
Dann ließ Heero ihn wieder allein und Duo wurde plötzlich sehr nervös. So ganz
allein in einem Tempel, in dem es spukte. Vielleicht war es doch keine so
glänzende Idee gewesen. Hastig schloss er alle Türen und Fenster und begann zu
warten, die Glocke fest in der Hand haltend.
Heero wartete indes in einem Baum, von wo er einen besseren Überblick hatte.
Keiner von ihnen wusste, was sie erwarten würde. Alles, was sie taten, war
Warten.
Wufei beobachtete den Tempel aus sicherer Entfernung. Er wusste, dass Duo zurückgekommen war, zusammen mit diesem Schwertkämpfer. Dies bedeutete, dass Duo nun definitiv die Wahrheit über ihn kannte. Aber das war nun alles egal. Unbewusst berührte der Chinese seine verletzte Schulter. Zechs war so rasend vor Wut geworden, als er den Verlust von Une bemerkt hatte und hatte ihn fast bewusstlos geprügelt.
Aber noch schlimmer war gewesen, dass der Dämon das mit ihm und Duo rausgekriegt hatte. Seltsamerweise hatte Zechs auf die Bestrafung verzichtet, dafür aber von ihm verlangt, dass er ihm Duo als nächstes Opfer servierte. Keine Strafe der Welt hätte schlimmer sein können als das. Aber es war seine letzte Chance, die er bekommen würde.
"Nun denn mal los, Wufei!" murmelte der Chinese, um sich selbst Mut zu machen.
Unglücklicherweise funktionierte es nicht.
Der Wind wehte über den Friedhof und brachte die Glocken am Pavillon zum
Klingen. Heero und Duo warteten beide gespannt darauf, dass das, was auch immer
hier sein Unwesen trieb, endlich auftauchen würde. Obwohl Duo die Angst fast
lähmte, wenn er nach draußen sah.
So dunkel, so unheimlich, so neblig, so still. Und dann erst dieses Warten. Es
machte ihn verrückt. Es waren zwar bestimmt nur ein paar Minuten vergangen, aber
sie erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Draußen wurde es immer stürmischer. Und
plötzlich klopfte es an der Tür.
Duo schreckte zusammen. Wer oder was konnte das nur sein? Vielleicht ein Dämon oder etwas ähnliches, dass versuchte, ihn zu töten. Langsam schlich er
sich zur Tür. Es klopfte wieder.
"W...Wer ist da?" stotterte er.
Keine Antwort.
"W...Wer ist da?" wiederholte Duo seine Frage.
Und wieder kam keine Antwort.
Duo wurde langsam unheimlich zumute. Er zitterte vor Angst und obwohl er kein
gutes Gefühl bei der Sache hatte, beschloss er, die Tür zu öffnen. Vorsichtig
machte er sie auf. Aber seine Augen wurden weit, als er sah, wer draußen stand.
Es war Wufei.
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Tsuzúku
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Das Sutra / Sanskrit : altindischer Lehrtext in knappster metrischer
Formulierung, die sich leicht dem Gedächtnis einprägt. Die Sutren schließen an
die vedischen Offenbarungen an, sind vielfach nur im Zusammenhang mit diesen
verständlich und behandeln religiöse Riten, geistliches und weltliches Recht,
Grammatik, Metrik, Astronomie (Quelle: wissen.de)
Böser Cliffhanger. fies lach Diese Fic nähert sich langsam, aber sicher dem Ende. Ich plane schon an Teil 2.
Feedy bitte an mich: Terrenisweb.de
Bis denn
- Eure Terrenis-chan
