Severus lief an der Pier entlang und schaute sich um. Es war ein kleiner

1 Hafen und das größte Schiff, das er ausfindig machen konnte war ein

alter Kahn von höchstens 80 Metern Länge, grün weiß angestrichen

und überall rostig.

Die Hafenluft roch nach dreckigem Salzwasser und nach ausgenommen Fisch.

Kein angenehmer Geruch.

Vermutlich fährt der gar nicht mehr, dachte er sich.

Severus hatte sich von seiner geliebten Robe trennen müssen und trug

jetzt einfache Muggelkleidung. Schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt.

In seiner rechten Hand trug er eine Tasche, in der er das nötigste an

Muggelkleidung und sonstigen Accessoires mit sich trug.

Lewi Foxburr ging neben ihm her und erklärte ihm, was er die

nächsten Tage zu beachten hatte.

"Ed weiß Bescheid. Ich habe ihm erzählt, dass du wie ich bist.

Allerdings wissen es die anderen nicht und sie dürfen es auch nicht

erfahren. Ich weiss, es wird schwierig für dich werden, aber es ist ja

nicht lange. Du schaffst das schon. Oh, wir sind da."

Severus blieb neben Lewi Foxburr stehen. Sein Blick glitt zu dem Etwas,

das sich nun direkt vor ihm befand.

"Mit dem Schrotthaufen soll ich bis nach Hamburg kommen?", entgegnete er

entsetzt.

Das Schiff, wenn Severus es so nennen konnte, war nicht gerade groß.

Keine 50 Meter lang, schätze er und auch keine 10 Meter breit. Es war

schwarz, grün und weiß angestrichen und an vielen Stellen war der

Rost nicht mehr zu übersehen.

"Dieser Schrotthaufen", erklärte Lewi betont, "ist ein

außerdienstgestellter Tonnenleger. Er ist zuverlässig und sogar

komfortabel eingerichtet. Selbst wenn es von außen nicht den Anschein

hat"

Severus musterte das Schiff nochmals genau. Auf dem Vorderdeck stand ein

großer Kran und ansonsten waren auf beiden Seiten Seile gespannt.

Warum, das wusste Severus nicht. In der Mitte bis fast ganz nach

achtern erstreckten sich Aufbauten, wie die Brücke. Über der Bücke

befand sich noch ein weiteres Deck, allerdings ohne Wände oder Dach, sondern

nur mit einer Reling. Darauf waren irgendwelche T-förmigen Teile

angebracht, die Severus zu nichts zuordnen konnte.

Auf dem Vorderdeck standen ein paar Gestalten, die aussahen, als

würden sie arbeiten. Was sie da taten konnte Severus nicht erkennen,

da er so etwas zum ersten Mal sah. Er konnte nur erkennen, dass sie

dicke Seile um irgend etwas herum wickelten.

"Lewi!" Ein lauter Schrei liess Severus kurz zusammenzucken. Automatisch

schaute er in die Richtung, aus der dieser Schrei zu kommen schien.

Ein groß gewachsener Mann, Mitte dreißig, mit braunem, dichten Haar,

in einem roten Overall gekleidet, stürmte die Gangway vom Schiff

herunter und schloss, ohne Severus auch nur einen Blickes zu würdigen,

Lewi Foxburr in seine Arme.

Severus konzentrierte seinen Blick sofort wieder woanders hin. Er hatte

absolut keine Lust, zwei turtelnde Muggel zu beobachten.

Noch einmal musterte er das Schiff, seine Heimat für die nächsten

paar Tage. So ganz geheuer war ihm das Ganze dann doch nicht. Allein

unter lauter Muggel, die Rasse von Menschen, die er früher, in der

Blüte seiner Todesserzeit, ohne mit der Wimper zu zucken getötet

hatte. Und das ganze noch auf hoher See. Er war noch nie auf dem Meer

gewesen. Severus hatte absolut keine Ahnung, was in den nächsten Tagen

alles auf ihn zukommen würde.

"Severus?" Lewi sprach ihn direkt an.

Severus drehte seinen Kopf wieder zurück. Lewi stand mit strahlendem

Gesicht da, ihr Mann neben ihr, seinen Arm um ihre Taille geschlungen.

"Severus, darf ich dir Ed vorstellen?"

"Freut mich", sagte Ed und streckte Severus seine Hand hin. Severus nahm

sie, ohne zu zögern und stellte fest, dass Ed Foxburr einen starken

Händedruck hatte.

"Ich würde sagen, dass wir gleich an Bord gehen", schlug Ed locker vor,

nahm Lewis Hand und bat Severus, ihm zu folgen.

Sie liefen zur Gangway, die Ed vorher benutzt hatte. Severus hatte

ernsthafte Schwierigkeiten, den ersten Schritt darauf zu machen. Noch

konnte er umkehren. Doch wenn er erstmal an Bord des Schiffes sein

würde, gäbe es kein Zurück mehr. Eine Sekunde lang spielte Severus

tatsächlich mit dem Gedanken, einfach die Tasche fallen zu lassen und

davon zu laufen. Es wäre so einfach, aber genau so feige. Er

hatte Albus versprochen, diesen Auftrag zu erledigen und er war es

Vielen schuldig. Er konnte und durfte Niemanden enttäuschen und so

setze er einen Fuß auf die Gangway.

"Willkommen auf der Aradia" begrüßte ihn Ed Foxburr, als er

schließlich die Gangway verlassen und mit beiden Beinen auf dem Deck

des Schiffes stand.