1 Draco dormiens nunquam titillandus
Von Sly
***Prolog***
Komm herein und sieh dich um. Komm herein, wenn man merkt, es ist ganz leicht, ganz leicht, du wirst schon sehen.
...List... Intrige... Tücke...
Traust du dich, gemein zu sein? Es ist leicht, ganz leicht, probier' es aus, du wirst schon sehen. ...Wenn du merkst, wie leicht es ist.
Es gibt Spielregeln. Und es gibt Leute, die sich an Spielregeln halten. Diese Leute nennt man Verlierer!
***1. Kapitel, Der Brief ***
Ein gleißend grünes Licht, er wich aus, ein angsterfüllter Schrei, er war voller Entsetzen, eine schattenhafte Gestalt krümmte sich – plötzlich befand er sich mitten in einer Schlacht. Blut spritzte überall, von erschlagenen Zauberern und Kobolden, und von überallher tauchten Riesen auf – begleitet von Dementoren. Entsetzt wich er zurück – es war wieder ruhig. Er sah die schattenhafte Gestalt. „Hilf' mir!" ,stieß sie hervor, Verzweiflung beherrschte die Stimme – wieder die Schlacht. Er geriet in Panik. Grausamkeit, Blut, Verzweiflung, Hass und Tod beherrschten die Schlacht. Er sah, wie die Zauberer verzweifelt versuchten zu fliehen - Ruhe. Er eilte zu der schattenhaften Gestalt, doch sie lag schon auf dem Boden, tot, und hinter ihm – wieder befand er sich in der Schlacht. Ein Riese stieß ihn zu Boden, plötzlich stand ein Kobold über ihn und war dabei, ein Schwert auf ihn zu stoßen; er wich aus und sah einen Dementor vor sich stehen, ein langanhaltender, entsetzter Schrei –
Schweißgebadet fuhr Draco in seinem Bett hoch. Er keuchte leise, beruhigte sich aber schnell wieder. Er legte sich wieder zurück und starrte in die Dunkelheit. Es war nicht der erste Alptraum, den er hatte. Sie traten in letzter Zeit immer häufiger auf. Sie unterschieden sich zwar immer, hatten aber die gleiche Art von Grausamkeit und raschen Szenenwechsel, wie dieser hier. Draco drehte sich zur Seite und schloss die Augen. Gewaltsam versuchte er an etwas anderes zu denken, etwas, was ihn einschlafen ließ.
* * * * *
Valerié war aus dem Schlaf gerissen worden. Sie starrte an die Decke ihres Himmelbettes und überlegte, was sie denn geweckt hatte.
...ein starkes Gefühl des Entsetzens und der Verzweiflung..., dachte sie.
Valerié hatte so etwas ab und an Mal. Manchmal, eigentlich eher selten, spürte sie es, wenn jemand in der Nähe etwas sehr stark fühlte, etwas empfand. Doch meistens wusste sie nie, wer es war. Und sie wusste schon gar nicht, wieso sie überhaupt manchmal die starken Gefühle der anderen spürte. Ihre Mutter hat ihr mal erzählt, dass es in der Familie legen würde. Großmutter hatte diese Gabe zu Fühlen ebenfalls.
Valerié drehte sich zur Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Sie war müde. Kurze Zeit später schlief sie tief und fest.
* * * * *
Draco schaffte es nicht, einzuschlafen. Immer wieder kamen ihm die Szenen des Alptraumes vor Augen. Ärgerlich öffnete er die Augen, und starrte wieder in die Dunkelheit der Slytherinverliese, bis die Dämmerung anbrach.
* * * * *
„Mooorgeeeen!", rief Harry Ron fröhlich aus dem Schlaf.
Ron blinzelte. „Waschischlosch?", murmelte er schlaftrunken.
Harry lachte. „Steh auf, Faulpelz! Die anderen sind schon längst wach, gerade runter, frühstücken."
„Ui." Ron setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Du bist ja selber noch nicht fertig", bemerkte er mit einem Blick auf Harry, der noch im Schlafanzug war.
„Nö", grinste Harry. „Aber ich bin wenigstens schon aus dem Bett."
Sie machten sich fertig. Harry genoss es, wieder in Hogwarts zu sein.
Im Gemeinschaftsraum trafen sie auf Hermione, die schon ungeduldig auf sie wartete.
„Morgen, Hermione!", riefen Harry und Ron fröhlich.
„Na endlich, ihr Trödler", begrüßte Hermione sie mit einem Lächeln.
Sie kletterten durch das Portraitloch und gingen die Treppen hinunter, zur Großen Halle.
Unterwegs stießen sie auf Draco, der gerade von unten aus den Slytherinverliesen kam – ganz zum Erstaunen von Harry ohne Goyle und Crabbe.
Draco wirkte noch blasser, als er es ohnehin schon war.
„Der Tag kann ja eigentlich nur beschissen werden, wenn man euch schon in aller Frühe zu Gesicht bekommt", bemerkte Draco finster, als er die drei Freunde erblickte.
„Reizend, Malfoy, ganz reizend", spottete Hermine.
Sie waren an der Eingangstür der Großen Halle angekommen.
„Nun, eigentlich kann der Tag ja nur noch besser werden", sagte Harry grinsend, bevor sich ihre Wege trennten. „Was gibt es Schlimmeres, als einen verzogenen Malfoy an einem wunderschönen, strahlenden Morgen zu treffen?" Er grinste noch breiter. „Mich wundert allerdings, dass die Sonne sich noch nicht verkrochen hat. Warst wohl noch nicht draußen, was, Malfoy."
Ron lachte laut los.
Draco sah Harry spöttisch an und wollte etwas entgegnen – wie üblich, schließlich ließ Draco nie einen Spruch unkommentiert.
Doch plötzlich wurde sein Gesicht nachdenklich – und dann drehte er sich einfach um und ging zum Slytherintisch.
Harry starrte Draco hinterher. Was war denn das?
„Was war das denn für ´ne Aktion?", sprach Hermione Harrys Gedanken laut aus. Sie schien ebenso verblüfft zu sein, wie er.
„Wieso?", gluckste Ron, „Harry hat es ihm so derart gegeben, dass er nicht wusste, was er darauf antworten sollte!"
„Das ist aber nicht seine Art", sagte Hermione, während sie sich in Bewegung Richtung Gryffindortisch setzen. „Du weißt doch genau, wie schlagfertig er ist. Normalerweise hätte er niemals zugelassen, dass Harry das letzte Wort hat. Er hat noch nicht einmal hämisch gelacht."
„Na und?", meinte Ron. „Einmal ist immer das erste Mal."
„Also, ich fand das auch ziemlich komisch", bemerkte Harry.
Ron verdrehte die Augen. „Mensch, was soll daran so komisch sein. Malfoy ist schließlich nicht perfekt."
„Was ist mit Malfoy?", fragte Seamus Finnigan.
Harry, Ron und Hermine setzten sich hin.
„Malfoy wusste nicht, was er auf Harrys Spruch sagen sollte und sie machen sich jetzt Sorgen", antwortete Ron und verdrehte die Augen.
„Wir machen uns keine Sorgen!", rief Harry etwas hitzig.
„Ach nein?", wiederholte Ron provozierend.
„Nun erzählt lieber", mischte sich Dean Thomas ein und Ron schilderte die Ereignisse.
Dean, Seamus und ein paar andere Gryffindors, die zugehört hatten, lachten.
„Hm, aber stimmt schon, ist komisch", meinte Seamus.
„Vielleicht ist er krank?", sagte Levender.
Harry beobachtete Draco.
Er hatte den Kopf müde in die Hände gestützt. Crabbe und Goyle redeten auf ihn ein.
„Wann wollte der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste kommen?", hörte Harry Ron fragen.
Das Gespräch am Tisch hatte sich wieder anderen Dingen zugewandt. Heute war der zweite Tag in Hogwarts. Fünf Jahre waren sie schon hier, aber Harry kam es viel kürzer vor.
Er riss seinen Blick von Draco und schenkte seinem Frühstück und den Gryffindors seine Aufmerksamkeit.
„Morgen", antwortete Hermione. „Aber unterrichten wird er erst ab Donnerstag."
„Brrr, das kann ja was werden", sagte Gregory Morton. „Verteidigung gegen dunkle Künste mit den Slytherins zusammen! Ich kann das immer noch nicht glauben."
Allgemeine Bestätigung.
Dieses Jahr hatten sie dieses Fach mit den Slytherins zusammen, was Harry und die anderen als die Ungerechtigkeit des Jahrhunderts empfanden.
Es hieß, dass die Hexen und Zauberer, die sich der dunklen Seite wandten, allesamt in Slytherin waren, und in der Tat waren viele Eltern der Zauberlehrlinge aus Slytherin Todesser. Es war anzunehmen, dass sie sich in Schwarze Magie - und auch in Verteidigung - schon gut auskannten.
„Hoffentlich ist das so einer wie Lupin", meinte Neville Longbottom.
„Und hoffentlich ist das ein Gutaussehender", kicherte Parvati Patil.
Sie stand auf, um sich noch zurecht zu machen. Lavender und ein paar andere Mädchen machten sich auch auf den Weg.
„Wartet", sagte Hermione.
Harry und Ron mussten sich schon letztes Jahr so langsam dran gewöhnen, dass ihr „Kumpel Hermione" eben nicht nur „Kumpel Hermione" war, sondern ein Mädchen. Es fiel ihnen schwer, aber seit sie Hermione auf dem Weihnachtsball im letzten Schuljahr gesehen hatten, fingen sie an, sich daran zu gewöhnen.
Sie ist hübsch geworden, fand Harry.
„Mädchen", schnaubte Seamus genervt. „Immer auf ihr Aussehen bedacht."
„Ja, meine Schwester fängt auch schon damit an", stimmte Ron zu und grinste Ginny an.
Leicht verärgert blickte Ginny zurück.
Harry lachte.
Dann fiel sein Blick auf Valerié Andrews. Sie saß noch am Tisch und machte auch keine Anstalten nach oben zu gehen.
Sie hatte es auch nicht nötig, fand Harry. Valerié war schlicht und ergreifend schön. Sie hatte ein feinzügiges Gesicht und ihre aristokratische Blässe und ihre großen, dunkelblauen Augen standen im Kontrast zu ihren langen, schwarzen Locken. Es wirkte allerdings etwas kalt, was ihr etwas Geheimnisvolles, Unantastbares gab. In ihren Augen blitzte stets ein Hauch von Arroganz auf.
Wie Malfoy, musste Harry denken, als er sie das ersten Mal sah.
Valerié war neu zu ihnen ins Jahrgang gekommen. Vorher besuchte sie die Zauberschule Beauxbatons in Frankreich – sie war Halbfranzösin – doch ihre Eltern hatten vor zwei Monaten so ziemlich spontan beschlossen, wieder nach England zu ziehen, so dass Valerié gleich die Schule wechselte.
Harrys Blick schweifte wieder zu Draco. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Draco im Wortgefecht freiwillig nachgegeben hatte.
„Machst du dir etwa immer noch Gedanken?", fragte Ron etwas ärgerlich.
„Es geht", entgegnete Harry. „Du hast Recht. Es ist Malfoy" und Harry grinste. „Kein Grund, Gedanken über ihn zu verschwenden. Und es war witzig."
* * * * *
Wenn er mich weiter so anstarrt, werfe ich ihm ein paar Frühstückseier ins Gesicht, dachte Draco finster, dem nun aufgefallen war, dass Harry ihn beobachtete.
„Hey, Draco! Du hörst uns ja gar nicht zu!", rief Goyle ärgerlich.
„Hm?", fragte Draco und riss seinen Blick von Harry.
„Was'n los mit dir?", wollte Crabbe wissen.
„Nichts, was soll sein", beeilte sich Draco zu sagen. „Ich hab nur überlegt, ob ich Potter mit Frühstückseiern bewerfen soll."
Crabbe und Goyle grinsten und schienen beruhigt.
Wie leichtgläubig sie doch sind, dachte Draco spöttisch.
Er erzählte grundsätzlich niemanden, was er fühlte und was ihm wichtig war. Er gab zwar oft an, erzählte von seiner Familie und ihrem Schloss und höhnte und spottete über die Schüler der anderen Häuser, aber die anderen Slytherins bedeuteten ihm nichts. Nie wäre Draco auf den Gedanken gekommen, ihnen zu zeigen, was er fühlte. Es reichte ihm voll und ganz, dass sie zu ihm heraufsahen und er im Mittelpunkt stand. Er kannte wahre Freundschaft nicht, war sich dessen aber wohl nicht bewusst.
Er sah wieder kurz zu Harry rüber. Mittlerweile war er wieder abgelenkt. Wahrscheinlich bildet er sich jetzt ´ne Menge darauf ein, dass ich vorhin nachgegeben habe, dachte Draco, wütend auf sich selbst.
„Oh nee, heute haben wir Monsterstunde beim scheiß Hagrid", hörte er Crabbe maulen.
„Mit den Gryffindors", sagte Pansy Parkinson, eines der vielen Mädchen aus Slytherin, die für Draco schwärmten.
„Hehe, die können wir wieder fertig machen", lachte Bryan Flint und die anderen stimmten ins Gelächter ein.
Draco grinste.
Die Eulenpost kam.
Dracos Uhu kam angeflogen, ließ ein kleines Paket in seinen Schoß fallen und setzte sich auf seine Schulter. Das Paket war von seiner Mutter und enthielt – das konnte er sich schon denken – Pralinen.
Dann fiel ein Brief in seinen Schoß. Eine kleine schwarze Eule zwitscherte ihm kurz ins Ohr, ehe sie weiterflog. Die Handschrift auf dem Umschlag war die von seiner Mutter. Wieso schickt sie denn eine zweite Eule? Erstaunt riss Draco den Umschlag auf. Eine Kette fiel heraus. Es war ein schwarzes Band mit einem kleinen, silbernen Drachenanhänger. In der Mitte war ein kleiner, dunkelgrüner Stein. Schnell ließ Draco die Kette verschwinden und las sich den Brief durch.
Mein lieber Draco,
lass dich nicht als ein Werkzeug benutzen, das andere benötigen, um an Macht zu gelangen. Irgendwann, und ich befürchte, dass das Irgendwann eher eintreten wird, als uns alle lieb ist, musst du dich entscheiden. Überlege dir gut, auf wessen Seite du stehen willst, denn hast du dich einmal entschieden, wird ein Zurück kaum noch möglich sein. Verfeinde dich nicht allzu sehr mit ... gewissen Leuten.
Trage die Kette immer bei dir, sie wird dich schützen können, wenn es nötig ist.
Erzähle bitte niemanden von der Kette und von dem Brief. Auch nicht deinem Vater.
Draco steckte den Brief ein. Sein Uhu flog weiter in die Eulerei.
Nach dem Frühstück rannte er schnell aus der Großen Halle heraus aufs Klo und vernichtete den Brief mit einem Vernichtungszauber für kleine Dinge. Die Kette legte er sich um und ließ sie unter das Hemd verschwinden.
Nachdenklich ging er wieder hinaus. Wieso schrieb Mutter so etwas, fragte er sich finster. Es war klar, was sie meinte. Er solle sich zwischen Voldemort und somit auch seinen Vater und die anderen Todesser und der „guten" Seite entscheiden. Dass seine Mutter nicht wirklich auf Voldemorts Seite stand, hatte er schon lange angenommen. Aber wovor sollte ihm die Kette schützen? Vor Voldemort, falls er sich ihn zum Feind machen würde? Schützte die Kette ihn vor den drei Unverzeihlichen Flüchen? Oder doch für etwas ganz anderes? Ihr diese Fragen in einem Brief stellen, konnte er schlecht. Vater würde es mitbekommen. Da Mutter ihn darum gebeten hatte, ihm nichts davon zu erzählen, würde er es auch nicht tun. Aber wie konnte sie nur verlangen, dass er sich mit Potter anfreunden solle!!! Es war klar, wen sie mit „gewissen Leuten" meinte. Potter und seine Muggelfreunde und Schlammblutclique. Draco war wütend. Es würde nie, niemals, auch nur ein freundliches Wort für Potter übrig haben.
* * * * *
Im Laufe des Vormittages stiegen die Temperaturen immer höher.
Die Gryffindors schwitzten, als sie in der drückenden Hitze zur Wiese gingen, wo Hagrid auf sie wartete. Pflege magischer Geschöpfe stand auf dem Stundenplan.
"Hallo Hagrid.", begrüßten sie ihn fröhlich.
"Huhuu! Na, wieder froh, zurück zu sein? Schaut mal, was ich diesmal für euch hab.", strahlte Hagrid.
Mit bedrückten Gefühlen sahen sie ihn gespannt an.
Hagrid hatte eine Vorliebe für "süße, kleine, magische Wesen", die sich allerdings immer als unbändige, beißende Monster herausstellten.
"Sinistische Paulzterfalter!", rief Hagrid begeistert.
"Ähm... was?", fragten Seamus und Harry gleichzeitig.
Hagrid holte eine große Kiste, stellte sie auf die Wiese und öffnete den Deckel.
"Wääääääh!", würgte Lavender, die als eine der Ersten in die Kiste schauten.
Das schien für Hermione der einzig richtige Ausdruck für diese sinistischen Paulzterfalten zu sein. Etwas angeekelt begutachtete sie diese ... Kreaturen. Sie waren klein (nur für wie lange noch?), hatten eine breigrüne Färbung, sahen aus wie dicke, fette Rauben, nur viereckig, hatten kleine, wulstige Beine und knallgelbe, glubschige Augen.
"Sind sie nicht süß? Sind noch kleine Babys, sie werd'n bis zu 30cm groß und sie brauch'n viel Pflege und Fürsorge.", erklärte Hagrid begeistert.
Valerié rümpfte die Nase. "Sie stinken.", sagte sie angeekelt und wich etwas zurück.
"Na das erklärt ja auch, wieso unser Waldhüter diese Viecher mag. Gleich und gleich gesellt sich gern.", hörten sie eine kalte Stimme.
Sie drehten sich um. Die Slytherins waren angekommen.
Auch sie schwitzten in der gleißenden Sonne.
Finster blickten sie zur Kiste.
"Ahh, lass'n sich die Slytherins auch mal dazu herab, zum Unterricht zu kommen?", tadelte Hagrid sanft, Dracos fiese Bemerkung ignorierend.
"Und, können Sie mir diesmal sagen, wofür diese Viecher gut sein sollen?", fragte Draco arrogant. Die Hitze schien ihm nichts auszumachen. Er sah frisch aus und schwitzte nicht.
"Mmh, also... so lernt ihr mit magischen Geschöpfen umzugeh'n.", antwortete Hagrid etwas stotternd. Dracos zielgerichtete Fragen nach den Sinn der Arbeit haben ihn schon immer aus dem Konzept gebracht.
"Was Sie nicht sagen.", spottete Draco und die Slytherins lachten. "Aber wieso gerade diese Viecher? Wieso nehmen Sie nicht mal allseits bekannte Kreaturen und keine durch willkürliche Kreuzungen hervorgerufene Wesen?!"
"Nun..ähm...also, wenn jemand solche Tiere als Haustiere hab'n möchte, lernt er hier bei mir, wie man mit ihnen umgehen muss.", meinte Hagrid. "Und nun Schluss mit dem Diskutier'n. Jeder sucht sich ein Tierchen aus und freundet sich mit ihm an. Müsst halt selber rausfinden, wie. Ich weiß das auch noch nicht so genau. Ihr dürft sie nur nich' erschreck'n. Sonst verteidig'n die sich."
„Verteidigen?!", wiederholten Draco und Ron misstrauisch.
„Jaha, verteidig'n", antwortete Hagrid. „ Wenn ihr sie ärgert, greif'n sie an, indem sie eine klebrige Flüssigkeit ausspuck'n."
"Wääääh", würgte Lavender erneut hervor.
Hermione schüttelte sich vor Ekel.
„Ach was, das dürfte nich' so schlimm sein", beruhigte Hagrid. „Und nun, hopp, hopp, ran das Vergnügen!"
Lustlos und angewidert machten sie sich daran, die Kreaturen zu begutachten. Einige Mutige nahmen sogar welche aus der Kiste und legten sie auf ihre Handflächen.
Hermione sah sich ihren Paulzterfalter von einer gewissen Distanz an. Wie eklig die Viecher aussehen, dachte sie.
Die Slytherins schienen schnell die Lust an diesen Viechern zu verlieren, denn schon bald fingen sie an, herumzualbern und die Gryffindors zu ärgern.
Goyle und Crabbe machten sich einen Spaß daraus, Nevilles Kreatur zu provozieren. Und schon passierte es: auf einmal spuckte es eine purpurne, zähe Flüssigkeit hervor - kreischend warf Neville den Paulzterfalter im hohen Bogen von sich, während die Slytherins lauthals grölten. Die Gryffindors sprangen auf und umringten Neville. Hagrid, der den Paulzterfalter mit einer unglaublich schnellen Reaktion gefangen und in die Kiste getan hatte, stellte rasch fest, dass Neville nichts von der Flüssigkeit abbekommen hatte.
"Schade.", grinste Draco.
Hermione sah wütend zu ihm herüber. Diese scheiß Slytherins!
Ron schimpfte laut über die Slytherins her.
„Na, na, jetzt ist aber wieder gut.", ermahnte Hagrid und beugte sich wieder zu den Kreaturen hinunter.
Crabbe und Goyle hatten schon ihre Hände zu Fäusten geballt und näherten sich langsam, aber bedrohlich den Gryffindors.
„Ron, krieg' dich wieder ein, oder willste dem armen Hagrid den Unterricht versauen?!", zischte Harry.
Ron, hochrot im Gesicht vor Zorn, hörte auf, die Slytherins zu verfluchen und gab sich damit zufrieden, ihnen unheilvolle, sehr, sehr wütende Blicke zuzuwerfen.
Crabbe und Goyle grinsten.
Die Stimmung war angespannt.
Hagrid beschloss seufzend, den Unterricht etwas vorzeitig abzubrechen und entließ seine Schützlinge.
"Dieser scheiß Malfoy!", erboste sich Ron und bezeichnete ihn mit vielen, verschiedenen Ausdrücken, die bei Hermione ein entsetztes "Oh, RON" entfuhren ließen und die Valerié beeindruckten.
"Ist er ein Anhänger Vo- ..ihr-wisst-schon-wen?", fragte Valerié.
Hermine starrte sie an. Wollte sie nicht gerade "Voldemort" sagen?
"Klar is' er das!", zischte Ron.
"Und sein Vater ist ein Todesser", fügte Harry hinzu.
Hm, hab mich wohl verhört, dachte Hermione.
"Naja, eigentlich hat er das nie wirklich zugegeben, dass er ihr-wisst- schon-wer verehrt oder toll findet", verteidigte Hermione ihn. Auch wenn sie Draco hasste, so konnte man ihm deswegen noch lange nicht etwas unterstellen, was vielleicht – wenn auch eher unwahrscheinlich – nicht stimmte. Draco hatte zwar wirklich noch nie zugegeben, dass er Voldemort toll findet, aber so wie er drauf war, konnte er eigentlich nichts anderes als ein Anhänger sein.
Ron und Harry sagten zu ihrer Reaktion nichts. Sie wussten, dass Hermione ein ausgesprochen faires und objektives Mädchen war.
Sie waren am Einganssaal angekommen.
"Hm, nun, er steht wohl eher auf Reinblütler.", sagte Valerié, warf den drei Freunden noch einen undeutbaren Blick aus ihren schönen, dunkelblauen Augen zu und ging.
Etwas verblüfft sah Hermione ihr nach.
„Da scheint sie wohl auch drauf stolz zu sein", bemerkte Harry.
* * * * *
Der Schultag ging schnell – und zu Harrys Zufriedenheit ohne weiteren Unterricht mit den Slytherins – vorüber.
Harry und Ron hatten sich auf die Suche nach Angelina Johnson gemacht. Sie war nun Kapitän der Gryffindor – Quidditchmannschaft und Harry konnte es kaum noch erwarten, endlich wieder für Quidditch zu trainieren.
Sie fanden sie in draußen am See mit ein paar anderen aus ihrem Jahrgang – Fred und George waren auch dabei.
„Heyho, Ron, Harry!", riefen Rons Brüder schon von weitem.
„Hallo! Hey, Angelina, wann haben wir Training?", fragte Harry sofort.
Die anderen grinsten.
„Auch schon so ungeduldig?", fragte Fred. „Wir sind's auch."
„Nächste Woche", lächelte Angelina. „Schon gehört, wer angeblich Kapitän der Slytherins wird?"
„Wer?", fragten Harry und Ron wie aus einem Munde.
„Malfoy!", sagte George und verzog das Gesicht.
„Malfoy?", wiederholte Ron perplex.
Harry fluchte.
„Das kann nicht sein!", meinte Ron ungläubig.
„Doch, das kann sogar sehr gut sein", seufzte Harry. „Sein Vater kann ihm doch jeden Rang und Titel kaufen."
„Nein, Harry, so ist das nicht", widersprach Angelina. „Draco soll sich stark verbessert haben, er soll gut sein, diesmal hat sein Vater nichts damit zu tun."
Harry starrte sie an. „Gut? Ja, durch fiese, hinterhältige Tricks!"
Angelina hob die Schultern. „Ich glaube nicht, dass McGonagall jemanden als gut bezeichnet, wenn er nur foult."
„McGonagall hat gesagt, dass er gut ist?", rief Ron wieder perplex aus.
„Jep, Brüderchen", sagte Fred. „Und Snape soll ganz stolz sein."
Ron fluchte.
„Naja, wir haben noch keine Bestätigung, dass er wirklich der Kapitän sein wird.", versuchte Angelina die Jungs zu beruhigen, aber es klappte nicht wirklich.
„Ach, dann feilt ihr eben auch eine gute Foultaktik aus!", meinte Lee Jordan, der beste Freund der Weasley-Zwillinge.
„Vergiss es", grinste Angelina.
„Na, das können ja heitere Spiele werden", meinte Harry sarkastisch. „Komm, Ron, lass uns Hermione suchen."
Sie machten sich auf dem Weg zurück.
Harry konnte es noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet Draco Malfoy Kapitän der Slytherinmannschaft werden soll.
„Hoffentlich sind es wirklich nur Gerüchte", sagte er.
„Ich glaub's kaum", brumme Ron. „Wenn McGonagall sogar - " er brach ab. „HARRY!!!" , schrie er entsetzt auf und packte Harry am Arm.
Harry sah Ron verwirrt an und folgte seinen Blick.
Harry erstarrte.
„Nein...", hauchte er. „Das kann nicht sein...!"
Er hörte, wie Fred, George, Angelina und die anderen vom See angelaufen kamen und entsetzt durcheinander redeten. Er nahm es kaum wahr. Alles, was er tat, war gen Himmel zu starren...auf das Dunkle Mal.
Von Sly
***Prolog***
Komm herein und sieh dich um. Komm herein, wenn man merkt, es ist ganz leicht, ganz leicht, du wirst schon sehen.
...List... Intrige... Tücke...
Traust du dich, gemein zu sein? Es ist leicht, ganz leicht, probier' es aus, du wirst schon sehen. ...Wenn du merkst, wie leicht es ist.
Es gibt Spielregeln. Und es gibt Leute, die sich an Spielregeln halten. Diese Leute nennt man Verlierer!
***1. Kapitel, Der Brief ***
Ein gleißend grünes Licht, er wich aus, ein angsterfüllter Schrei, er war voller Entsetzen, eine schattenhafte Gestalt krümmte sich – plötzlich befand er sich mitten in einer Schlacht. Blut spritzte überall, von erschlagenen Zauberern und Kobolden, und von überallher tauchten Riesen auf – begleitet von Dementoren. Entsetzt wich er zurück – es war wieder ruhig. Er sah die schattenhafte Gestalt. „Hilf' mir!" ,stieß sie hervor, Verzweiflung beherrschte die Stimme – wieder die Schlacht. Er geriet in Panik. Grausamkeit, Blut, Verzweiflung, Hass und Tod beherrschten die Schlacht. Er sah, wie die Zauberer verzweifelt versuchten zu fliehen - Ruhe. Er eilte zu der schattenhaften Gestalt, doch sie lag schon auf dem Boden, tot, und hinter ihm – wieder befand er sich in der Schlacht. Ein Riese stieß ihn zu Boden, plötzlich stand ein Kobold über ihn und war dabei, ein Schwert auf ihn zu stoßen; er wich aus und sah einen Dementor vor sich stehen, ein langanhaltender, entsetzter Schrei –
Schweißgebadet fuhr Draco in seinem Bett hoch. Er keuchte leise, beruhigte sich aber schnell wieder. Er legte sich wieder zurück und starrte in die Dunkelheit. Es war nicht der erste Alptraum, den er hatte. Sie traten in letzter Zeit immer häufiger auf. Sie unterschieden sich zwar immer, hatten aber die gleiche Art von Grausamkeit und raschen Szenenwechsel, wie dieser hier. Draco drehte sich zur Seite und schloss die Augen. Gewaltsam versuchte er an etwas anderes zu denken, etwas, was ihn einschlafen ließ.
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Valerié war aus dem Schlaf gerissen worden. Sie starrte an die Decke ihres Himmelbettes und überlegte, was sie denn geweckt hatte.
...ein starkes Gefühl des Entsetzens und der Verzweiflung..., dachte sie.
Valerié hatte so etwas ab und an Mal. Manchmal, eigentlich eher selten, spürte sie es, wenn jemand in der Nähe etwas sehr stark fühlte, etwas empfand. Doch meistens wusste sie nie, wer es war. Und sie wusste schon gar nicht, wieso sie überhaupt manchmal die starken Gefühle der anderen spürte. Ihre Mutter hat ihr mal erzählt, dass es in der Familie legen würde. Großmutter hatte diese Gabe zu Fühlen ebenfalls.
Valerié drehte sich zur Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Sie war müde. Kurze Zeit später schlief sie tief und fest.
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Draco schaffte es nicht, einzuschlafen. Immer wieder kamen ihm die Szenen des Alptraumes vor Augen. Ärgerlich öffnete er die Augen, und starrte wieder in die Dunkelheit der Slytherinverliese, bis die Dämmerung anbrach.
* * * * *
„Mooorgeeeen!", rief Harry Ron fröhlich aus dem Schlaf.
Ron blinzelte. „Waschischlosch?", murmelte er schlaftrunken.
Harry lachte. „Steh auf, Faulpelz! Die anderen sind schon längst wach, gerade runter, frühstücken."
„Ui." Ron setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Du bist ja selber noch nicht fertig", bemerkte er mit einem Blick auf Harry, der noch im Schlafanzug war.
„Nö", grinste Harry. „Aber ich bin wenigstens schon aus dem Bett."
Sie machten sich fertig. Harry genoss es, wieder in Hogwarts zu sein.
Im Gemeinschaftsraum trafen sie auf Hermione, die schon ungeduldig auf sie wartete.
„Morgen, Hermione!", riefen Harry und Ron fröhlich.
„Na endlich, ihr Trödler", begrüßte Hermione sie mit einem Lächeln.
Sie kletterten durch das Portraitloch und gingen die Treppen hinunter, zur Großen Halle.
Unterwegs stießen sie auf Draco, der gerade von unten aus den Slytherinverliesen kam – ganz zum Erstaunen von Harry ohne Goyle und Crabbe.
Draco wirkte noch blasser, als er es ohnehin schon war.
„Der Tag kann ja eigentlich nur beschissen werden, wenn man euch schon in aller Frühe zu Gesicht bekommt", bemerkte Draco finster, als er die drei Freunde erblickte.
„Reizend, Malfoy, ganz reizend", spottete Hermine.
Sie waren an der Eingangstür der Großen Halle angekommen.
„Nun, eigentlich kann der Tag ja nur noch besser werden", sagte Harry grinsend, bevor sich ihre Wege trennten. „Was gibt es Schlimmeres, als einen verzogenen Malfoy an einem wunderschönen, strahlenden Morgen zu treffen?" Er grinste noch breiter. „Mich wundert allerdings, dass die Sonne sich noch nicht verkrochen hat. Warst wohl noch nicht draußen, was, Malfoy."
Ron lachte laut los.
Draco sah Harry spöttisch an und wollte etwas entgegnen – wie üblich, schließlich ließ Draco nie einen Spruch unkommentiert.
Doch plötzlich wurde sein Gesicht nachdenklich – und dann drehte er sich einfach um und ging zum Slytherintisch.
Harry starrte Draco hinterher. Was war denn das?
„Was war das denn für ´ne Aktion?", sprach Hermione Harrys Gedanken laut aus. Sie schien ebenso verblüfft zu sein, wie er.
„Wieso?", gluckste Ron, „Harry hat es ihm so derart gegeben, dass er nicht wusste, was er darauf antworten sollte!"
„Das ist aber nicht seine Art", sagte Hermione, während sie sich in Bewegung Richtung Gryffindortisch setzen. „Du weißt doch genau, wie schlagfertig er ist. Normalerweise hätte er niemals zugelassen, dass Harry das letzte Wort hat. Er hat noch nicht einmal hämisch gelacht."
„Na und?", meinte Ron. „Einmal ist immer das erste Mal."
„Also, ich fand das auch ziemlich komisch", bemerkte Harry.
Ron verdrehte die Augen. „Mensch, was soll daran so komisch sein. Malfoy ist schließlich nicht perfekt."
„Was ist mit Malfoy?", fragte Seamus Finnigan.
Harry, Ron und Hermine setzten sich hin.
„Malfoy wusste nicht, was er auf Harrys Spruch sagen sollte und sie machen sich jetzt Sorgen", antwortete Ron und verdrehte die Augen.
„Wir machen uns keine Sorgen!", rief Harry etwas hitzig.
„Ach nein?", wiederholte Ron provozierend.
„Nun erzählt lieber", mischte sich Dean Thomas ein und Ron schilderte die Ereignisse.
Dean, Seamus und ein paar andere Gryffindors, die zugehört hatten, lachten.
„Hm, aber stimmt schon, ist komisch", meinte Seamus.
„Vielleicht ist er krank?", sagte Levender.
Harry beobachtete Draco.
Er hatte den Kopf müde in die Hände gestützt. Crabbe und Goyle redeten auf ihn ein.
„Wann wollte der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste kommen?", hörte Harry Ron fragen.
Das Gespräch am Tisch hatte sich wieder anderen Dingen zugewandt. Heute war der zweite Tag in Hogwarts. Fünf Jahre waren sie schon hier, aber Harry kam es viel kürzer vor.
Er riss seinen Blick von Draco und schenkte seinem Frühstück und den Gryffindors seine Aufmerksamkeit.
„Morgen", antwortete Hermione. „Aber unterrichten wird er erst ab Donnerstag."
„Brrr, das kann ja was werden", sagte Gregory Morton. „Verteidigung gegen dunkle Künste mit den Slytherins zusammen! Ich kann das immer noch nicht glauben."
Allgemeine Bestätigung.
Dieses Jahr hatten sie dieses Fach mit den Slytherins zusammen, was Harry und die anderen als die Ungerechtigkeit des Jahrhunderts empfanden.
Es hieß, dass die Hexen und Zauberer, die sich der dunklen Seite wandten, allesamt in Slytherin waren, und in der Tat waren viele Eltern der Zauberlehrlinge aus Slytherin Todesser. Es war anzunehmen, dass sie sich in Schwarze Magie - und auch in Verteidigung - schon gut auskannten.
„Hoffentlich ist das so einer wie Lupin", meinte Neville Longbottom.
„Und hoffentlich ist das ein Gutaussehender", kicherte Parvati Patil.
Sie stand auf, um sich noch zurecht zu machen. Lavender und ein paar andere Mädchen machten sich auch auf den Weg.
„Wartet", sagte Hermione.
Harry und Ron mussten sich schon letztes Jahr so langsam dran gewöhnen, dass ihr „Kumpel Hermione" eben nicht nur „Kumpel Hermione" war, sondern ein Mädchen. Es fiel ihnen schwer, aber seit sie Hermione auf dem Weihnachtsball im letzten Schuljahr gesehen hatten, fingen sie an, sich daran zu gewöhnen.
Sie ist hübsch geworden, fand Harry.
„Mädchen", schnaubte Seamus genervt. „Immer auf ihr Aussehen bedacht."
„Ja, meine Schwester fängt auch schon damit an", stimmte Ron zu und grinste Ginny an.
Leicht verärgert blickte Ginny zurück.
Harry lachte.
Dann fiel sein Blick auf Valerié Andrews. Sie saß noch am Tisch und machte auch keine Anstalten nach oben zu gehen.
Sie hatte es auch nicht nötig, fand Harry. Valerié war schlicht und ergreifend schön. Sie hatte ein feinzügiges Gesicht und ihre aristokratische Blässe und ihre großen, dunkelblauen Augen standen im Kontrast zu ihren langen, schwarzen Locken. Es wirkte allerdings etwas kalt, was ihr etwas Geheimnisvolles, Unantastbares gab. In ihren Augen blitzte stets ein Hauch von Arroganz auf.
Wie Malfoy, musste Harry denken, als er sie das ersten Mal sah.
Valerié war neu zu ihnen ins Jahrgang gekommen. Vorher besuchte sie die Zauberschule Beauxbatons in Frankreich – sie war Halbfranzösin – doch ihre Eltern hatten vor zwei Monaten so ziemlich spontan beschlossen, wieder nach England zu ziehen, so dass Valerié gleich die Schule wechselte.
Harrys Blick schweifte wieder zu Draco. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Draco im Wortgefecht freiwillig nachgegeben hatte.
„Machst du dir etwa immer noch Gedanken?", fragte Ron etwas ärgerlich.
„Es geht", entgegnete Harry. „Du hast Recht. Es ist Malfoy" und Harry grinste. „Kein Grund, Gedanken über ihn zu verschwenden. Und es war witzig."
* * * * *
Wenn er mich weiter so anstarrt, werfe ich ihm ein paar Frühstückseier ins Gesicht, dachte Draco finster, dem nun aufgefallen war, dass Harry ihn beobachtete.
„Hey, Draco! Du hörst uns ja gar nicht zu!", rief Goyle ärgerlich.
„Hm?", fragte Draco und riss seinen Blick von Harry.
„Was'n los mit dir?", wollte Crabbe wissen.
„Nichts, was soll sein", beeilte sich Draco zu sagen. „Ich hab nur überlegt, ob ich Potter mit Frühstückseiern bewerfen soll."
Crabbe und Goyle grinsten und schienen beruhigt.
Wie leichtgläubig sie doch sind, dachte Draco spöttisch.
Er erzählte grundsätzlich niemanden, was er fühlte und was ihm wichtig war. Er gab zwar oft an, erzählte von seiner Familie und ihrem Schloss und höhnte und spottete über die Schüler der anderen Häuser, aber die anderen Slytherins bedeuteten ihm nichts. Nie wäre Draco auf den Gedanken gekommen, ihnen zu zeigen, was er fühlte. Es reichte ihm voll und ganz, dass sie zu ihm heraufsahen und er im Mittelpunkt stand. Er kannte wahre Freundschaft nicht, war sich dessen aber wohl nicht bewusst.
Er sah wieder kurz zu Harry rüber. Mittlerweile war er wieder abgelenkt. Wahrscheinlich bildet er sich jetzt ´ne Menge darauf ein, dass ich vorhin nachgegeben habe, dachte Draco, wütend auf sich selbst.
„Oh nee, heute haben wir Monsterstunde beim scheiß Hagrid", hörte er Crabbe maulen.
„Mit den Gryffindors", sagte Pansy Parkinson, eines der vielen Mädchen aus Slytherin, die für Draco schwärmten.
„Hehe, die können wir wieder fertig machen", lachte Bryan Flint und die anderen stimmten ins Gelächter ein.
Draco grinste.
Die Eulenpost kam.
Dracos Uhu kam angeflogen, ließ ein kleines Paket in seinen Schoß fallen und setzte sich auf seine Schulter. Das Paket war von seiner Mutter und enthielt – das konnte er sich schon denken – Pralinen.
Dann fiel ein Brief in seinen Schoß. Eine kleine schwarze Eule zwitscherte ihm kurz ins Ohr, ehe sie weiterflog. Die Handschrift auf dem Umschlag war die von seiner Mutter. Wieso schickt sie denn eine zweite Eule? Erstaunt riss Draco den Umschlag auf. Eine Kette fiel heraus. Es war ein schwarzes Band mit einem kleinen, silbernen Drachenanhänger. In der Mitte war ein kleiner, dunkelgrüner Stein. Schnell ließ Draco die Kette verschwinden und las sich den Brief durch.
Mein lieber Draco,
lass dich nicht als ein Werkzeug benutzen, das andere benötigen, um an Macht zu gelangen. Irgendwann, und ich befürchte, dass das Irgendwann eher eintreten wird, als uns alle lieb ist, musst du dich entscheiden. Überlege dir gut, auf wessen Seite du stehen willst, denn hast du dich einmal entschieden, wird ein Zurück kaum noch möglich sein. Verfeinde dich nicht allzu sehr mit ... gewissen Leuten.
Trage die Kette immer bei dir, sie wird dich schützen können, wenn es nötig ist.
Erzähle bitte niemanden von der Kette und von dem Brief. Auch nicht deinem Vater.
Draco steckte den Brief ein. Sein Uhu flog weiter in die Eulerei.
Nach dem Frühstück rannte er schnell aus der Großen Halle heraus aufs Klo und vernichtete den Brief mit einem Vernichtungszauber für kleine Dinge. Die Kette legte er sich um und ließ sie unter das Hemd verschwinden.
Nachdenklich ging er wieder hinaus. Wieso schrieb Mutter so etwas, fragte er sich finster. Es war klar, was sie meinte. Er solle sich zwischen Voldemort und somit auch seinen Vater und die anderen Todesser und der „guten" Seite entscheiden. Dass seine Mutter nicht wirklich auf Voldemorts Seite stand, hatte er schon lange angenommen. Aber wovor sollte ihm die Kette schützen? Vor Voldemort, falls er sich ihn zum Feind machen würde? Schützte die Kette ihn vor den drei Unverzeihlichen Flüchen? Oder doch für etwas ganz anderes? Ihr diese Fragen in einem Brief stellen, konnte er schlecht. Vater würde es mitbekommen. Da Mutter ihn darum gebeten hatte, ihm nichts davon zu erzählen, würde er es auch nicht tun. Aber wie konnte sie nur verlangen, dass er sich mit Potter anfreunden solle!!! Es war klar, wen sie mit „gewissen Leuten" meinte. Potter und seine Muggelfreunde und Schlammblutclique. Draco war wütend. Es würde nie, niemals, auch nur ein freundliches Wort für Potter übrig haben.
* * * * *
Im Laufe des Vormittages stiegen die Temperaturen immer höher.
Die Gryffindors schwitzten, als sie in der drückenden Hitze zur Wiese gingen, wo Hagrid auf sie wartete. Pflege magischer Geschöpfe stand auf dem Stundenplan.
"Hallo Hagrid.", begrüßten sie ihn fröhlich.
"Huhuu! Na, wieder froh, zurück zu sein? Schaut mal, was ich diesmal für euch hab.", strahlte Hagrid.
Mit bedrückten Gefühlen sahen sie ihn gespannt an.
Hagrid hatte eine Vorliebe für "süße, kleine, magische Wesen", die sich allerdings immer als unbändige, beißende Monster herausstellten.
"Sinistische Paulzterfalter!", rief Hagrid begeistert.
"Ähm... was?", fragten Seamus und Harry gleichzeitig.
Hagrid holte eine große Kiste, stellte sie auf die Wiese und öffnete den Deckel.
"Wääääääh!", würgte Lavender, die als eine der Ersten in die Kiste schauten.
Das schien für Hermione der einzig richtige Ausdruck für diese sinistischen Paulzterfalten zu sein. Etwas angeekelt begutachtete sie diese ... Kreaturen. Sie waren klein (nur für wie lange noch?), hatten eine breigrüne Färbung, sahen aus wie dicke, fette Rauben, nur viereckig, hatten kleine, wulstige Beine und knallgelbe, glubschige Augen.
"Sind sie nicht süß? Sind noch kleine Babys, sie werd'n bis zu 30cm groß und sie brauch'n viel Pflege und Fürsorge.", erklärte Hagrid begeistert.
Valerié rümpfte die Nase. "Sie stinken.", sagte sie angeekelt und wich etwas zurück.
"Na das erklärt ja auch, wieso unser Waldhüter diese Viecher mag. Gleich und gleich gesellt sich gern.", hörten sie eine kalte Stimme.
Sie drehten sich um. Die Slytherins waren angekommen.
Auch sie schwitzten in der gleißenden Sonne.
Finster blickten sie zur Kiste.
"Ahh, lass'n sich die Slytherins auch mal dazu herab, zum Unterricht zu kommen?", tadelte Hagrid sanft, Dracos fiese Bemerkung ignorierend.
"Und, können Sie mir diesmal sagen, wofür diese Viecher gut sein sollen?", fragte Draco arrogant. Die Hitze schien ihm nichts auszumachen. Er sah frisch aus und schwitzte nicht.
"Mmh, also... so lernt ihr mit magischen Geschöpfen umzugeh'n.", antwortete Hagrid etwas stotternd. Dracos zielgerichtete Fragen nach den Sinn der Arbeit haben ihn schon immer aus dem Konzept gebracht.
"Was Sie nicht sagen.", spottete Draco und die Slytherins lachten. "Aber wieso gerade diese Viecher? Wieso nehmen Sie nicht mal allseits bekannte Kreaturen und keine durch willkürliche Kreuzungen hervorgerufene Wesen?!"
"Nun..ähm...also, wenn jemand solche Tiere als Haustiere hab'n möchte, lernt er hier bei mir, wie man mit ihnen umgehen muss.", meinte Hagrid. "Und nun Schluss mit dem Diskutier'n. Jeder sucht sich ein Tierchen aus und freundet sich mit ihm an. Müsst halt selber rausfinden, wie. Ich weiß das auch noch nicht so genau. Ihr dürft sie nur nich' erschreck'n. Sonst verteidig'n die sich."
„Verteidigen?!", wiederholten Draco und Ron misstrauisch.
„Jaha, verteidig'n", antwortete Hagrid. „ Wenn ihr sie ärgert, greif'n sie an, indem sie eine klebrige Flüssigkeit ausspuck'n."
"Wääääh", würgte Lavender erneut hervor.
Hermione schüttelte sich vor Ekel.
„Ach was, das dürfte nich' so schlimm sein", beruhigte Hagrid. „Und nun, hopp, hopp, ran das Vergnügen!"
Lustlos und angewidert machten sie sich daran, die Kreaturen zu begutachten. Einige Mutige nahmen sogar welche aus der Kiste und legten sie auf ihre Handflächen.
Hermione sah sich ihren Paulzterfalter von einer gewissen Distanz an. Wie eklig die Viecher aussehen, dachte sie.
Die Slytherins schienen schnell die Lust an diesen Viechern zu verlieren, denn schon bald fingen sie an, herumzualbern und die Gryffindors zu ärgern.
Goyle und Crabbe machten sich einen Spaß daraus, Nevilles Kreatur zu provozieren. Und schon passierte es: auf einmal spuckte es eine purpurne, zähe Flüssigkeit hervor - kreischend warf Neville den Paulzterfalter im hohen Bogen von sich, während die Slytherins lauthals grölten. Die Gryffindors sprangen auf und umringten Neville. Hagrid, der den Paulzterfalter mit einer unglaublich schnellen Reaktion gefangen und in die Kiste getan hatte, stellte rasch fest, dass Neville nichts von der Flüssigkeit abbekommen hatte.
"Schade.", grinste Draco.
Hermione sah wütend zu ihm herüber. Diese scheiß Slytherins!
Ron schimpfte laut über die Slytherins her.
„Na, na, jetzt ist aber wieder gut.", ermahnte Hagrid und beugte sich wieder zu den Kreaturen hinunter.
Crabbe und Goyle hatten schon ihre Hände zu Fäusten geballt und näherten sich langsam, aber bedrohlich den Gryffindors.
„Ron, krieg' dich wieder ein, oder willste dem armen Hagrid den Unterricht versauen?!", zischte Harry.
Ron, hochrot im Gesicht vor Zorn, hörte auf, die Slytherins zu verfluchen und gab sich damit zufrieden, ihnen unheilvolle, sehr, sehr wütende Blicke zuzuwerfen.
Crabbe und Goyle grinsten.
Die Stimmung war angespannt.
Hagrid beschloss seufzend, den Unterricht etwas vorzeitig abzubrechen und entließ seine Schützlinge.
"Dieser scheiß Malfoy!", erboste sich Ron und bezeichnete ihn mit vielen, verschiedenen Ausdrücken, die bei Hermione ein entsetztes "Oh, RON" entfuhren ließen und die Valerié beeindruckten.
"Ist er ein Anhänger Vo- ..ihr-wisst-schon-wen?", fragte Valerié.
Hermine starrte sie an. Wollte sie nicht gerade "Voldemort" sagen?
"Klar is' er das!", zischte Ron.
"Und sein Vater ist ein Todesser", fügte Harry hinzu.
Hm, hab mich wohl verhört, dachte Hermione.
"Naja, eigentlich hat er das nie wirklich zugegeben, dass er ihr-wisst- schon-wer verehrt oder toll findet", verteidigte Hermione ihn. Auch wenn sie Draco hasste, so konnte man ihm deswegen noch lange nicht etwas unterstellen, was vielleicht – wenn auch eher unwahrscheinlich – nicht stimmte. Draco hatte zwar wirklich noch nie zugegeben, dass er Voldemort toll findet, aber so wie er drauf war, konnte er eigentlich nichts anderes als ein Anhänger sein.
Ron und Harry sagten zu ihrer Reaktion nichts. Sie wussten, dass Hermione ein ausgesprochen faires und objektives Mädchen war.
Sie waren am Einganssaal angekommen.
"Hm, nun, er steht wohl eher auf Reinblütler.", sagte Valerié, warf den drei Freunden noch einen undeutbaren Blick aus ihren schönen, dunkelblauen Augen zu und ging.
Etwas verblüfft sah Hermione ihr nach.
„Da scheint sie wohl auch drauf stolz zu sein", bemerkte Harry.
* * * * *
Der Schultag ging schnell – und zu Harrys Zufriedenheit ohne weiteren Unterricht mit den Slytherins – vorüber.
Harry und Ron hatten sich auf die Suche nach Angelina Johnson gemacht. Sie war nun Kapitän der Gryffindor – Quidditchmannschaft und Harry konnte es kaum noch erwarten, endlich wieder für Quidditch zu trainieren.
Sie fanden sie in draußen am See mit ein paar anderen aus ihrem Jahrgang – Fred und George waren auch dabei.
„Heyho, Ron, Harry!", riefen Rons Brüder schon von weitem.
„Hallo! Hey, Angelina, wann haben wir Training?", fragte Harry sofort.
Die anderen grinsten.
„Auch schon so ungeduldig?", fragte Fred. „Wir sind's auch."
„Nächste Woche", lächelte Angelina. „Schon gehört, wer angeblich Kapitän der Slytherins wird?"
„Wer?", fragten Harry und Ron wie aus einem Munde.
„Malfoy!", sagte George und verzog das Gesicht.
„Malfoy?", wiederholte Ron perplex.
Harry fluchte.
„Das kann nicht sein!", meinte Ron ungläubig.
„Doch, das kann sogar sehr gut sein", seufzte Harry. „Sein Vater kann ihm doch jeden Rang und Titel kaufen."
„Nein, Harry, so ist das nicht", widersprach Angelina. „Draco soll sich stark verbessert haben, er soll gut sein, diesmal hat sein Vater nichts damit zu tun."
Harry starrte sie an. „Gut? Ja, durch fiese, hinterhältige Tricks!"
Angelina hob die Schultern. „Ich glaube nicht, dass McGonagall jemanden als gut bezeichnet, wenn er nur foult."
„McGonagall hat gesagt, dass er gut ist?", rief Ron wieder perplex aus.
„Jep, Brüderchen", sagte Fred. „Und Snape soll ganz stolz sein."
Ron fluchte.
„Naja, wir haben noch keine Bestätigung, dass er wirklich der Kapitän sein wird.", versuchte Angelina die Jungs zu beruhigen, aber es klappte nicht wirklich.
„Ach, dann feilt ihr eben auch eine gute Foultaktik aus!", meinte Lee Jordan, der beste Freund der Weasley-Zwillinge.
„Vergiss es", grinste Angelina.
„Na, das können ja heitere Spiele werden", meinte Harry sarkastisch. „Komm, Ron, lass uns Hermione suchen."
Sie machten sich auf dem Weg zurück.
Harry konnte es noch immer nicht fassen, dass ausgerechnet Draco Malfoy Kapitän der Slytherinmannschaft werden soll.
„Hoffentlich sind es wirklich nur Gerüchte", sagte er.
„Ich glaub's kaum", brumme Ron. „Wenn McGonagall sogar - " er brach ab. „HARRY!!!" , schrie er entsetzt auf und packte Harry am Arm.
Harry sah Ron verwirrt an und folgte seinen Blick.
Harry erstarrte.
„Nein...", hauchte er. „Das kann nicht sein...!"
Er hörte, wie Fred, George, Angelina und die anderen vom See angelaufen kamen und entsetzt durcheinander redeten. Er nahm es kaum wahr. Alles, was er tat, war gen Himmel zu starren...auf das Dunkle Mal.
