Disclaimer: diese geschichte (draco dormiens nunquam titillandus) ist eine fanfiction zu harry potter. alle charaktere gehören joanne k. rowling - bis auf die figuren, die aus meiner eigenen fantasie entsprungen sind, wie z.b. valerié.







***3. Kapitel, Eine Frage der Zeit***

Es gab 70 Punkte Abzug für Gryffindor – Ron trug es mit Fassung.

Die anderen Gryffindors konnten seine Reaktionen nachempfinden und so verübelte ihm niemand den Verlust an die 70 Punkte. Professor McGonagall glich zwar einer Furie, aber ihr Ärger würde sich wieder legen.

*****

„Wie geht es ihm?", fragte Valerié Hermione, als sie abends im Gemeinschaftsraum saßen.

Hermione sah von ihren Hausaufgaben auf. „Malfoy?"

Valerié nickte.

„Ich weiß es nicht", seufzte Hermione. „Wir wissen ja nicht, was passiert ist. Aber er war noch blasser als sonst und wirkte geschwächt."

„Ahso", murmelte Valerié.

Der Klang ihrer Stimme ließ Hermione aufstutzen. Valerié klang so ... so wissend.

„Weißt du mehr?", fragte Hermione.

„Ich? Nein, woher", sagte Valerié schnell.

Zu schnell, dachte Hermione, und zu hastig. „Na dann", sagte sie, „Du klangst nur so, als wüsstest du, was los wäre. Oder könntest es zumindest vermuten."

Hermione sah, wie sich für kurze Zeit Nervosität in Valeriés dunkelblauen Augen wiederspiegelte. Es verschwand aber sofort wieder.

„Ich bin neu hier ... ich bin in Frankreich aufgewachsen ... woher sollte ich etwas wissen, wenn ich mich hier noch nicht mal auskenne?", sagte Valerié und ihre Stimme klang kühl und arrogant.

Sie klang wie –

„Oh oh oh, da klingt ja jemand sehr nach Malfoy", hörten sie jemand.

- Malfoy, dachte Hermione ihren Gedanken zuende und drehte sich zeitgleich um.

George Weasley. Mit einem Grinsen über beide Ohren.

„Bitte?", fragte Valerié.

George grinste noch breiter, was Hermione kaum für möglich gehalten hatte.

„Dein Tonfall klingt genauso wie der von Malfoy", erklärte er.

„Ja und?", meinte Valerié unbeeindruckt.

Georges Grinsen ließ etwas nach. „Malfoy ist ein arrogantes Slytherinarschloch."

„Oh! Ich verstehe, ich sollte nun verärgert sein", spottete Valerié so zynisch, dass Hermione lachen musste.

„Aber verzeih, Weasley, wenn ich mich noch nicht so gut darin auskenne, wen ich zu hassen und wen ich zu mögen habe.", höhnte Valerié weiter. „ Ich habe mich noch nicht genug in Freundschaft und Hass eines typischen Gryffindors eingelesen."

Nun lachte auch George. „Gut gekontert", lobte er.

„Das meintest du doch nicht ernst, oder, Val?", rief Ron, der das Gespräch mitbekommen hatte.

„Ach? Gibt es wirklich so ein Buch mit dem Titel Freundschaft und Hass eines typischen Gryffindors?", grinste Valerié.

„Ich meine das mit Malfoy", sagte Ron.

„Ich kenne ihn nicht ... wie kann ich mir da anmaßen, ein Urteil über ihn zu fällen?"

„Val!" Ron war entsetzt. „Das ist MALFOY! Du hast genug über ihn gehört!"

„Geschichten", entgegnete Valerié verächtlich. „Ich gebe nichts auf Hörensagen, Ron."

Überrascht sah Hermione Valerié an. Wenn überhaupt dann war sie selbst bisher die Einzige gewesen, die Malfoy in Schutz genommen hat, aber wenn, dann nur aus reiner Fairness und das sehr selten.

„Er hasst Schlammblüter!", rief Ron erhitzt. Mittlerweile hatten Ron und Valerié die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen. „Und er verachtet alles, was nicht superreich und mächtig ist!"

„Ron ... reg´ dich ab, okay?", warf Hermione ein.

Valerié stand auf und sah Ron kalt an.

So kalt, wie Malfoy es immer tat, fiel Hermione auf.

„Schön für dich, Ron", meinte Valerié ruhig, aber kühl. „Ich kenne ihn trotzdem nicht und ich kann niemanden hassen, den ich nicht kenne und der mir bisher keinen Grund gegebenen hat, ihn zu hassen. Geht das in dein Hirn rein oder kannst du nur mit Fäusten denken?" – und damit drehte sie sich um und ging in den Schlafsaal der Mädchen.

Ron starrte ihr verblüfft an.

„Na, die hat es dir jetzt aber gegeben", lachten einige.

„Nicht jeder kann deinen Hass mit dir teilen", grinste Hermione.

„Pah!", sagte Ron nur und wandte sich wieder leise fluchend dem Schachspiel zu.

*****

Valerié legte sich aufs Bett und starrte zur Himmelsbettdecke. Sie war zufrieden mit sich selbst. Sie hatte gelogen. Sie hasste Draco. Aber das wollte sie niemanden wissen lassen. Draco wusste nicht, wer sie war und das sollte auch so bleiben. Ihr Auftritt vorhin war perfekt – nun musste jeder glauben, sie sei ein ausgesprochen faires Mädchen, so fair, dass sie noch nicht einmal Draco zu hassen schien, den sie ja nicht kannte.

Sie lächelte.

*****

Draco lag im Bett und hasste die ganze Welt.

Wie konnte Weasley es nur wagen, ihn zusammengeschlagen! Draco wusste, dass Ron stärker sein musste, aber wäre er körperlich fit gewesen, hätte Ron wenigstens ordentlich etwas abbekommen.

Wie konnte seine Mutter ihm nur einen solch geheimnisvollen Brief mit einer ebenso geheimnisvollen Kette schicken ohne dazu nähere Erklärungen abzugeben!

Wie konnte es passieren, dass gerade er bewusstlos wurde, wenn das Dunkle Mal am Himmel erschien!

Er war es nicht gewohnt, an Geschehnissen rumzurätseln. Normalerweise wusste sein Vater immer Bescheid, wenn Dinge geschahen, die Geheimnisse bargen, und er erzählte ihm alles, was er wissen wollte.

Aber jetzt ... jetzt konnte er seinen Vater noch nicht einmal fragen, weil er seiner Mutter keinen Ärger machen wollte.

Und dann noch Potter. Das dieser Muggelfreund es wagte, hier aufzukreuzen! Er hasste ihn! Seine Angelegenheiten gingen Potter nichts an und es hatte Potter einen Dreck zu kümmern, wieso er bewusstlos wurde. Er hasste ihn. Er hasste ihn so sehr, einfach und gerade darum, weil Potter so war, wie er war.

*****

Hass. Valerié setzte sich hastig auf. Sie war immer noch allein im Schlafsaal.

Sie spürte Hass. Wenn jemand überhaupt so richtig hassen konnte, dann war es derjenige, dessen Hassgefühl sie gerade spürte. Es ähnelte dem Gefühl des Entsetzens und der Verzweiflung, die sie letzte Nacht gespürt hatte. Es stammte von der gleichen Person.

Nur von wem? Sie wusste es nicht. Aber sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, darüber nachzudenken. Sie würde diese Person nicht finden – es könnte jede sein.

Sie musste warten, bis das Gefühl diese Person zu ihr brachte.

Wenn sie es nicht finden sollte, so würde es sie finden. Es wäre eine Frage der Zeit.

*****

Am nächsten Morgen untersuchte Madam Pomfrey Draco. Er schien in Ordnung. Müde zwar, aber ansonsten ...

„Schlecht geschlafen?", fragte sie.

„Es geht", sagte Draco ausweichend.

Etwas misstrauisch sah sie ihn an. Schließlich nickte sie. „Okay, ich denke, ich kann dich gehen lassen. Wenn du dich wieder schlechter fühlst, dann - "

„Aber wieso sollte es mir wieder schlechter gehen?", unterbrach Draco sie ruhig.

„Nun – ich weiß schließlich nicht, was du hast.", meinte Madam Pomfrey, etwas aus dem Konzept gebracht.

Draco lächelte ein Lächeln, dass nicht seine Augen erreichte. „Es kam plötzlich, es ging plötzlich. Zu schnell, als dass es gesundheitliche Probleme sein könnten."

Madam Pomfrey sah ihn ernst an. „Gerade deswegen mache ich mir Sorgen, Draco. Es war ein Angriff, da bin ich mir sicher. Und ich bin mir auch sicher, dass du das weißt."

Draco bedachte sie mit einem kühlen Blick.

„Dann gehe ich jetzt."

Madam Pomfrey seufzte und nickte zur Bestätigung. „Und melde dich bei Professor Dumbledore."

„Jetzt?", fragte Draco genervt.

„Ja, jetzt."

Finster dreinschauend machte sich Draco auf dem Weg. Er musste kurz überlegen, wo Dumbledores Gemächer überhaupt waren. Er eilte eine Treppe hinunter, stürmte um die Ecke und stieß direkt mit jemanden zusammen.

„Hey! Pass doch auf!", rief jemand empört.

Es war Ginny Weasley.

Sie musste Draco nicht sofort erkannt haben, denn kurz nach ihrem Ausruf fuhr sie schnell zurück und starrte ihn wütend an.

„Nicht mein Problem, wenn du so ein Weichei bist, Potters Schätzchen", höhnte Draco.

Ginny errötete. „Ich bin nicht Potters Schätzchen!"

Draco hob eine Augenbraue und grinste böse. „Nicht? Wieso nicht? Verschwendet er zuviel Zeit, den Angeber zu markieren, als dass er dich bemerken könnte?"

Ginny wurde noch röter. Ihre Augen füllten sich leicht mit Tränen. Zugleich blitzte sie Draco aus ihren grünen Augen an. „Verschwinde endlich, Malfoy", presste sie hervor.

Draco lachte gehässig. „Liegt es in den Genen, oder wieso können alle Weasleys die Wahrheit nicht ertragen? Sie endlich ein, Potter fühlt sich zu toll, als dass er sich jemals mit dir abgeben würde."

Ginnys Lippen zitterten, Tränen liefen über ihre Wangen. „Du bist ein Scheißkerl, Malfoy!", zischte sie und rannte davon.

Draco sah ihr hinterher, er fühlte sich zufrieden und betroffen zugleich.

Er ging weiter, als er vor dem Eingang zu Dumbledores Gemächern stand und nach dem Passwort überlegte, öffnete sich diese und Dumbledore kam heraus.

Er lächelte, als er Draco sah.

Verdammt, er soll aufhören, so freundlich zu lächeln, dachte Draco verärgert.

„Ah, guten Morgen, Mister Malfoy."

„Sie wollten mit mir sprechen?"

„Ja ... Ihre Mutter wird Sie heute Abend besuchen kommen."

Draco war überrascht.

„Ich hatte sie vom Zwischenfall natürlich informiert gehabt."

„Und was ist mit Vater?", fragte Draco. Normalerweise wollte sein Vater alles regeln, was ihn betraf.

„Das weiß ich nicht, ich habe nur einen Brief von Ihrer Mutter erhalten."

„Okay. Dann gehe ich jetzt frühstücken", sagte Draco und Dumbledore ließ ihn gehen.

*****

Es wurde wieder viel geredet. Vor allem die Slytherins waren aufgeregt, als Draco wieder kam und bestürmten ihn mit Fragen, die er mit einem „Keine Ahnung, ich weiß nicht was los war" abwehrte. Natürlich wussten sie auch von der Schlägerei und konnten es kaum abwarten, bis sie sich mit Draco zusammen an die Gryffindors, allen voran an Ron und Harry, rächen konnten. Dazu grinste Draco bloß und meinte „Wenn Weasley mich mit meinem Zauberstab in Verteidigung gegen die dunklen Künste sieht, wird er schon noch merken, was es heißt, sich mit einem Malfoy anzulegen" und alles grölte.

Draco konnte es kaum abwarten, bis der Abend angebrochen war.

Endlich, endlich wurde ihm Bescheid gesagt, dass Narcissa Malfoy angekommen sei und er eilte zum Eingangssaal.

Dort stand bereits Professor Dumbledore.

„Ich denke, dass werde ich erst einmal mit meinem Sohn alleine besprechen, Professor", hörte Draco die sanfte Stimme seiner Mutter.

„Draco!", rief sie erfreut, als sie ihn sah und ging rasch zu ihm hin, um ihn in die Arme zu schließen.

Professor Dumbledore folgte ihr. „Nun, wenn Sie mit mir noch später sprechen wollen, sagen sie Bescheid, Mrs. Malfoy."

Narcissa nickte und lächelte. „Mache ich. Vielen Dank, Professor." und sie reichte ihm die Hand hin.

„Nichts zu danken", antwortete Dumbledore freundlich und schüttelte die angebotene Hand, ehe er sich mit einem „Einen schönen Abend wünsche ich noch" entfernte.

Kaum war er weg, packte Narcissa Draco an den Armen. „Geht es dir gut?", fragte sie besorgt. „Ich war so erschrocken, als ich hörte, was vorgefallen war."

„Mir geht es gut", sagte Draco und Narcissa ließ ihn los.

„Wieso hast du mir die Kette geschickt? Und was hatte der Brief zu bedeuten? Und was ist mit Vater?", sprudelte Draco hervor.

Narcissa lächelte liebevoll und strich ihm mit der Hand über sein silberblondes Haar.

„Lass uns einen Spaziergang machen, ja? Dann erzähle ich dir alles."

Sie gingen hinaus und wanderten im Licht des Mondes auf dem Hogwartsgelände umher, während Narcissa ihrem Sohn alles erzählte.

„ ... Ich habe nicht viel Zeit und ich kann dich auch nur über die Kette aufklären. Sie ist Einzigartig in ihrer Art, verstehst du. Sie schützt dich vor den Drei Unverzeihlichen Flüchen, und zwar so, dass es niemand merkt, außer der Träger der Kette."

„Wow", stieß Draco ehrfürchtig hervor und tastete nach der Kette.

Narcissa blieb stehen und sah ihren Sohn ernst an. „Sie ist ungeheuer mächtig. Benutze sie niemals als Spielzeug. Nimm einfach nur das, was sie dir von selbst gibt – Schutz. Aber komme nie in Versuchung, ihre Macht ausnutzen zu wollen, ja? Versprich´ mir das. Draco!"

Etwas verwirrt über diese Dringlichkeit sah er seine Mutter an. „Ja ... ist ja okay. Ich verspreche es."

Narcissa nickte beruhigt – dass er seine Finger hinterm Rücken überkreuzt hielt, bemerkte sie nicht.

Sie gingen weiter.

„Nun ... ich will, dass du sie trägst", fuhr Narcissa fort. „Lord Voldemort hat Großes mit dir vor, wie du weißt, aber wir wissen nicht was und ich möchte, dass, wenn du dich für seine Seite entscheidest, es aus freien Stücken tust. Und nicht durch Flüche."

„Ach ... und deshalb weiß Vater nichts davon?"

„Unter anderem deswegen. Aber hauptsächlich, weil Lucius die Kette sofort Voldemort überreichen würde. Oder für sich selbst. Und das wäre viel zu gefährlich. Außerdem ... wer könnte dich sonst vor den Flüchen schützen?"

Sie lächelte ihn liebevoll an.

„D – danke, Mutter", stammelte Draco. Er war glücklich, dass sie ihm die Kette gab. Es bewies, wie sehr sie hin liebte und vertraute.

Nur ... mit dieser Kette würde er einen ungeheuren Zugang zur Macht haben ... und dieser Gedanke gefiel ihm.

Langsam machten sie sich auf den Rückweg, während Narcissa weitererzählte.

„Das Dunkle Mal war sicherlich von einem Todesser. Zur Mobilisierung derer, deren Eltern Todesser sind und die sich zur dunklen Seite hingezogen fühlen. Und als Warnung derer, die sie verachten."

„Für Potter, also", meinte Draco verächtlich.

„Ja. Du ... du hasst ihn, nicht wahr?", fragte sie vorsichtig.

„Natürlich! Und erwarte nicht, dass ich mich mit ihm anfreunde!", rief er.

Ein trauriger Glanz erfüllte ihre Augen, aber sie sagte nichts.

„Und wieso bin ich bewusstlos geworden?", fragte Draco. Er hatte ihr schon zu Beginn erzählt gehabt, was genau vorgefallen war.

„Ich weiß es nicht", seufzte Narcissa. „Ich kann es mir nicht erklären. Ich frage mich auch, wieso zwei Mächte in deinem Inneren gegeneinander gefochten haben."

Sie standen vor der großen Eingangstreppe. Am Fuße der Treppe stand eine edle, schwarze mit ebenso edlen, schwarzen Pferden.

Narcissa sah ihren Sohn an. „Ich muss gehen. Gibt es noch etwas Wichtiges zu besprechen?"

Draco schüttelte den Kopf, etwas enttäuscht darüber, dass seine Mutter ihm auch nicht den Angriff erklären konnte.

„Okay", lächelte Narcissa. Sie umarmte Draco zum Abschied und hauchte ihm einen Kuss auf die linke Wange. „Und stell keine Dummheiten an", sagte sie mütterlich, ehe sie in die Kutsche einstieg und dem Kutscher den Wink gab, loszufahren.

*****

Zwei Stunden später.

Dennis Creevey kam aufgeregt in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gestürmt. „Der neue Lehrer ist da! Der neue Lehrer ist da!", rief er nach Atem ringend.

Sofort versammelten sich alle Gryffindors um Dennis.

„Echt? Hast du ihn gesehen?"

„Wo ist er?"

„Wie heißt er denn?"

„Wie sieht er aus?", bestürmten sie ihn mit Fragen.

„Ich hab´ ihn nur gesehen. Er sah ziemlich finster aus", sagte Dennis.

„Finster?!", wiederholten sie verblüfft.

„Los, lasst uns gehen und nachsehen!", schlug Fred vor.

„Au ja, los kommt", stimmten die meisten begeistert zu.

Die Gryffindors stürmten hinaus.

Ron zerrte Harry am Ärmel, damit er schneller ging.

„He, nun seid leise!", rief George. „Sonst bemerken sie uns und schicken uns sofort wieder weg"

„Dennis? Los, geh voran", sagte Fred.

Aufgeregt ging Dennis voran, die anderen folgten ihm, leise redend.

Dennis führte sie zur Großen Halle – die Gryffindors waren nicht die einzigen gewesen, die auf Idee kamen, den neuen Lehrer zu begutachten. Die Slytherins waren schon dort und als die Gryffindors kamen, sahen sie schon die Ravenclaws und Hufflepuffs im Anmarsch.

Es war zwar nur ein Lehrer – aber für das Fach Verteidigung der dunklen Künste. Und das war etwas Besonderes, hatten sie doch jedes Jahr einen neuen Lehrer gehabt, und letztes Jahr sogar einen aus Voldemorts Reihen, wenngleich er sich auch getarnt hatte und es erst ganz zum Schluss rauskam.

Valerié hatte sich zurückgehalten. Als Neue interessierte sie sich nicht so sehr für den neuen Lehrer wie die anderen.

Die Schüler kämpften um die besten Plätze und jeder versuchte, einen Blick in die Große Halle zu werfen, wo der neue Lehrer von den Professoren begrüßt wurde.

„Hey, drängelt nicht so!"

„Schubs mich nicht!"

„Maaan, wieso sind die blöden Gryffindors hier?"

„Wenn es euch nicht passt, verschwindet wieder in eure Kerker, okay!"

„Seht ihr ihn? Seht ihr ihn?"

„Wie sieht er aus?"

„Woah, er sieht gut aus!"

„Mädchen!"

„Oh, scheiße, McGonagall kommt zur Tür!"

„Los weg hier - "

Die Tür öffnete sich mit einem Ruck und die Schüler wichen zurück.

Natürlich hatte McGonagall den Lärm gehört.

Streng musterte sie die Schüler. „Ihr ward nicht zu überhören. Man könnte meinen, wir befänden uns in einem Kindergarten. Können Sie Ihre Neugier etwa nicht bis morgen zügeln?"

„Nö!", kam es von hinten und einige kicherten verstohlen.

Auf McGonagalls Gesicht deutete sich ein belustigtes Lächeln an, es verschwand aber sofort wieder. „Nun gut, dann werde ich euch jetzt Professor Saliu Obscuri vorstellen", seufzte sie.

Sie ließ die Schüler in die Halle strömen.

Dumbledore lachte, als er ihre neugierigen Gesichter sah.

„Da sind sie ja, unsere Schützlinge", sagte er.

Neben ihm stand ein schlanker, gutaussehender Mann um die 25, er war in schwarz gekleidet, hatte schwarze, kurze Haare, schwarze Augen und helle Haut.

Er sieht finster aus, dachte Valerié. So wie Dennis es sagte. Er machte nicht nur einen finsteren Eindruck, nein, er schien sogar von Finsternis umgeben sein.

„Das ist Professor Obscuri", hörte sie Dumbledore sagen. „Ab morgen wird er euch unterrichten. Heißt ihn herzlich auf Hogwarts willkommen", strahlte der Schulleiter und die Schüler – allen voran die Slytherins – fingen an zu klatschen.

„Und nun begebt euch wieder in eure Gemeinschaftsräume", rief McGonagall, als der Beifall aufgehört hatte.

Langsam, aufgeregt redend und immer wieder zu dem neuen Lehrer schauend gingen sie hinaus.

Valerié schlenderte hinter Harry, Ron und Hermione. Sie dachte nach und merkte nicht, wie sie nach und nach immer mehr den Anschluss verlor.

„Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Räume", hörte sie eine ölige Stimme aus der Entfernung. Sie war schon fast am Fuß der Treppe angekommen.

Dann Schritte. Sie sah auf. Snape und der neue Lehrer gingen an ihr vorbei, ohne sie zu beachten.

Dann hörte sie wieder Schritte. Der Junge mit den elfenhaften Gesichtszügen – Draco Malfoy.

Er ging in Richtung zu den Slytherinverliesen, doch als er Valeriés Blick bemerkte, blieb er stehen.

„Was ist?", herrschte er sie an.

„Nichts", murmelte Valerié. „Wie findest du den neuen Lehrer?", fragte sie schnell. Sie wollte Draco in ein Gespräch verwickeln. Es war gewagt, das wusste sie. Schließlich mochte er keine Gryffindors.

„Ich kenne ihn nicht", sagte Draco.

„Er wirkt finster, findest du nicht auch?", meinte Valerié unschuldig und beobachtete Dracos Reaktion.

Wenn er darauf reagierte, so zeigte er es nicht.

„Finster ... ", wiederholte Draco. „Sind wir das nicht alle?", fügte er kühl hinzu.

„Findest du so was etwa gut?", fragte Valerié im gleichen unschuldigen Ton und hoffte, dass er ihr Unwissen abnahm.

Draco lachte hämisch. „Willst du etwa andeuten, dass du nicht weißt, in welchem Haus ich bin?", fragte er forschend.

„Ich weiß es nicht", log Valerié. „Aber ... du scheinst ein Slytherin zu sein", fügte sie langsam hinzu.

Draco grinste spöttisch. „Ihr Gryffindors seid schon lustig. Na ja, jetzt geh mir aus dem Weg, ich will nicht weiter meine Zeit verschwenden."

„Wenn du Potter nicht magst, dann musst du deine Wut nicht gleich auf alle auslassen", kritisierte sie ihn und tat ihr Bestes, ihrer Stimme einen verletzlichen Ton zu geben.

Draco starrte sie kalt an. „Bilde dir nicht zu viel ein, okay! Ich habe es nicht nötig, Potter so derart anzuhimmeln, dass ich alles, aber auch wirklich alles, auf ihn beziehe. So wie du es gerade getan hast!"

Valerié wollte etwas Passendes entgegnen, doch ganz plötzlich spürte sie eine Welle von Hass. Überrascht und verwirrt sah sie Draco an. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Es war ausdruckslos, höchstens kühl.

Sie spürte das Hassgefühl so nah, wie nie zuvor und sie musste sich gewaltsam zwingen, ruhig zu bleiben.

Sie musste es wohl nicht ganz geschafft haben, denn nun sah Draco sie etwas verwirrt und misstrauisch an. „Was ist?", fragte er.

„N... nichts", presste sie hervor.

Verschwinde, flehte sie innerlich das Hassgefühl an. Sie konnte es nicht lange ertragen, so stark war es.

Draco sah sie spöttisch an, aber sie merkte, wie der Ausdruck des Misstrauen in seinen Augen blieb. „Ihr Gryffindors seid nicht nur lustig. Ihr seid komisch. Spinner eben", sagte er höhnisch und ging fort.

Je mehr er sich entfernte, um so geringer wurde das Empfinden des Hassgefühls in ihr. Sie keuchte etwas.

Das Hassgefühl stammte ganz klar von ihm. Das konnte sie sich ja einigermaßen erklären, aber nicht das Gefühl des Entsetzens und der Verzweiflung. Aber es war so. Die starken Gefühle, die sie hier in Hogwarts gespürt hatte stammten alle von ihm. Draco Malfoy. Es hatte sie gefunden. Endlich.