***5. Kapitel, Legende der Finsternis***
Hermione, Harry, Ron und Valerié starrten Neville an.
"Was?", hauchte Valerié schließlich.
Neville stieg langsam aus dem Bett. Er war immer noch kreidebleich. Die Augen weit aufgerissen.
„Dunkle Träume", flüsterte er angsterfüllt. „Es waren dunkle Träume ... die Legende ... Prophezeiung ... kennt ihr sie nicht?"
Kopfschütteln. Sie waren verwirrt. Und besorgt.
„Neville", begann Harry und versuchte seine Stimme einen beruhigenden Ton zu geben. „Setz´ dich zu uns und erzähl´ von der Prophezeiung."
Neville nickte. Er setzte sich zu den anderen hin und fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen.
„Es ... es gibt eine Prophezeiung", fing er langsam und stotternd an. „Sie ... sie besagt, dass ... also, dass jemand kommen wird, der ... der das Gegenteil des Guten darstellt und ... und das Tor zur dunklen Welt öffnen kann ... das Böse ... die Finsternis ... Angst und Schrecken wird über uns herrschen ... verursacht durch ihn. Die Prophezeiung besagt aber auch, dass ... dass Hoffnung da sein wird, wo die Finsternis ihre Schwächen zeigt. Sie besagt, dass noch nicht alles verloren seid wird., wenn man nicht den Glauben und die Hoffnung verliert. Und sie besagt, dass die Zeit gekommen ist, wenn dunkle Träume geträumt werden. Wenn der Rufer den Träger der Finsternis zu sich ruft."
Neville sah Valerié an. „Wenn der Rufer den Träger der Finsternis zu sich ruft", wiederholte er leise. „So wie in deinem Traum."
*****
Draco saß im Gemeinschaftsraum der Slytherins und starrte finster vor sich hin. Er saß alleine in einer Ecke, er hatte Crabbe und Goyle befohlen, ihn in Ruhe zu lassen und dafür zu sorgen, dass er auch in Ruhe gelassen wurde.
Es gab so viele Fragen – und keine Antworten. Was war das für ein Traum? Wer war dieser Rufer? Und dann noch das Verhalten von Obscuri und Valerié ... okay, jetzt gehe noch einmal alles von vorne durch, dachte Draco und versuchte sich in Geduld zu zwingen.
Erst mal Valerié ... sie schien ihn zu hassen, will dies aber verbergen. Er musste herausfinden, wieso sie ihn hasst und welche Ziele sie verfolgt.
Draco setzte sich an einen Tisch und fing an einen Brief zu schreiben.
Hallo Vater,
kennst du die Familie Andrews? Was weißt du über sie?
1.1.1 Gruß, Draco
Seine Briefe an seinen Vater waren nie sehr lang. Er wüsste nicht, was er seinem Vater erzählen sollte.
Draco ging zur Eulerei und schickte seinen Uhu mit dem Brief zu seinem Vater.
Auf dem Rückweg dachte er über den neuen Lehrer nach. Er nahm sich vor, einfach abzuwarten, wie er sich demnächst gegenüber ihn verhalten würde – vielleicht lag es ja auch nur daran, dass Draco zu frech war. Aber er glaubte nicht daran. Es steckte mehr dahinter, das spürte er.
„Hey Draco", lächelte Pansy ihn an, als er den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat.
Pansy war hübsch geworden und sie war gar nicht so dumm, aber sie konnte recht anhänglich werden. Wenn überhaupt nutzte Draco sie nur für seine eigenen Zwecke.
„Hi Pansy", sagte er und ging an ihr vorbei, wieder in eine einsame Ecke, wo er ungestört nachdenken konnte.
Der Traum. War es nur ein Traum? Oder war es mehr ... mehr als nur ein Traum ... ein dunkler Traum? Schlagartig fiel Draco die alte Legende der Finsternis ein. Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Er – der Träger der Finsternis? Er spürte auf einmal das kalte Metall der Kette auf seiner Haut. Und er lächelte.
*****
Pansy fröstelte, als sie sein Lächeln sah. Sie hatte Draco die ganze Zeit beobachtet. Er war wohl die ganze Zeit in Gedanken vertieft, doch jetzt lächelte er. Eigentlich liebte sie sein Lächeln, doch dieses Lächeln war sehr kalt, selbstzufrieden und ... ja, grausam. Das ließ sie etwas frösteln. Sie hatte sich schon oft gefragt, was Draco hatte durchmachen müssen, dass sein Lächeln nie seine Augen erreichen konnte, dass er von Kälte erfüllt war. Doch manchmal hatte sie das Gefühl, als gehörte die Kälte einfach zu Draco ... und dann fragte sie sich, welche Kräfte wohl in Draco schlummern mochten.
*****
Valerié starrte Neville an. Sie schluckte. „Woher weißt du von dieser Legende?", fragte sie leise.
„Meine Großmutter hat mir das mal erzählt ..."
„Okay, Leute", sagte Harry und er klang entschlossen.
Valerié sah ihn an. Seine grünen Augen funkelten.
„Wir versuchen erst mal etwas mehr über diese Legende herauszufinden", fuhr er fort. „Dazu gehen wir gleich morgen in den Pausen in die Bibliothek. Und wir müssen unbedingt herausfinden, wer der Träger der Finsternis sein soll!"
Hermione nickte. „Ja, vielleicht finden wir ja noch mehr über die Prophezeiung heraus, etwas, was uns Hinweise über den Träger geben könnte."
Valerié war froh, dass sie ihnen davon erzählt hatte. Hermione und ihre Freunde hatten ihr Glauben geschenkt und wollten zusammen mit ihr etwas unternehmen. Sie nahmen ihr das Gefühl der Hilflosigkeit.
„Was ist mit dem dunklen Mal?", fragte Ron. „Meint ihr, da gibt es einen Zusammenhang?"
Ratlose Blicke.
„Lasst uns bis morgen abwarten", winkte Hermione ab. „Dieses Herumrätseln bringt jetzt auch nichts."
„Okay", sagte Harry. „Ihr solltet sowieso jetzt gehen, gleich werden die anderen Jungs kommen" und er grinste.
„Ja", stimmte Ron ebenfalls grinsend zu. „Wer weiß, was dann für Gerüchte entstehen werden ... flotten Fünfer oder so."
Valerié und Harry lachten. Neville sah erst Ron recht betröppelt an, ehe er ins Lachen einstimmte.
„Oh, Ron!", rief Hermione und warf einen Kissen nach ihm.
Im Nu war eine wilde Kissenschlacht im Gange.
Für die nächsten Minuten verdrängten sie die bedrückte Stimmung, die sich verbreitet hatte und genossen den Augenblick.
*****
Da ist ein Ruf,
ein Ruf aus der Finsternis.
Ich höre ihn, so deutlich und klar.
Da ist ein Ruf,
ein Ruf aus der Dunkelheit.
Ich höre ihn, es zieht mich dorthin.
„Draco. Draco.
Komm her. Komm hierher.
1.1.2 Sei gemein. Sei gemein, um stark zu sein.
1.1.3 List ... Intrige ... Tücke. Traust du dich, gemein zu sein?
1.1.4 Dunkles Herz. Kein Gewissen. Keine Reue ..."
Langsam öffnete Draco die Augen. Die klare, finstere, anziehende Stimme aus dem Traum klang noch immer in seinen Ohren. „Dunkle Seele. Keine Gefühle. Keine Moral", flüsterte Draco und beendete somit den Satz aus dem Traum. Er setzte sich auf und schaute in die Dunkelheit, in der er sich immer so wohl fühlte. Ein gefährliches Lächeln umspielte seine Lippen. Und wieder spürte er plötzlich die Kette. Er holte sie hervor. Es war zu dunkel, um sie zu erkennen, aber der kleine, grüne Stein in der Mitte des Drachenanhängers funkelte. Draco glaubte einen Hauch von Blutrot darin zu sehen. Er runzelte die Stirn. Der Stein war vorher eindeutig grün gewesen. Er ließ die Kette wieder unter seinem Hemd gleiten und nahm sich vor, den Stein Tag für Tag nach Veränderungen zu untersuchen. Vielleicht war es ja doch nur Einbildung.
Er legte sich wieder hin; lächelnd. Es war kein Traum mehr. Jemand rief ihn wirklich zu sich.
*****
Valerié lag etwas zitternd in ihrem Bett und dachte über ihren Traum nach. Sie hatte wieder diese Stimme gehört. Die Stimme voller Kälte und Grausamkeit.
„Dunkles Herz. Kein Gewissen. Keine Reue. Ich rufe ihn. Ich rufe ihn zu mir.
Dunkle Seele. Keine Gefühle. Keine Moral. Er ist der Schlüssel. Er ist der Schlüssel zu dieser Welt. Er hört mich. Er beginnt zu verstehen."
Der Rufer – anscheinend Voldemort – schien langsam aber sicher Erfolg zu haben. Valerié überlegte Hermione zu wecken um es ihr zu erzählen, aber dann entschied sie sich dagegen. Das konnte sie morgen immer noch tun.
Sie schloss wieder die Augen, um zu schlafen, wissend, dass es kein Traum mehr war, sondern Wirklichkeit.
*****
Auf dem Weg zur Großen Halle erzählte Valerié Hermione, Ron, Harry und Neville von ihrem letzten Traum. Die anderen waren besorgt.
Schnell setzten sie sich an den Gryffindortisch, schlangen ihr Frühstück hinunter und eilten dann in die Bibliothek.
Auch in den Pausen suchten sie dort weiter nach Informationen über diese Legende, aber sie fanden nichts.
„Wir haben gleich Zaubertränke, wir sollten nicht zu spät kommen", sagte Neville und machte ein ängstliches Gesicht.
Seufzend unterbrachen die anderen die Suche.
„Okay, nach Zaubertränke haben wir sowieso den ganzen Nachmittag Zeit, um zu suchen", meinte Harry und die fünf machten sich auf dem Weg in den Keller.
Die anderen waren schon im Klassenraum. Nur Draco stand noch draußen auf dem Flur, begleitet von Crabbe und Goyle.
Er grinste hämisch, als er Harry sah.
„Potter, du bist mir noch ´ne Antwort schuldig!", schnarrte er.
Harry bedachte ihn mit einem kühlen Blick. „Ach ja?"
„Unser Duell im Verbotenen Wald", sagte Draco nur und grinste.
Harry blieb stehen.
„Harry, lehn´ ab!", zischte Hermione.
„Quatsch", zischte Ron ebenso zurück, „Das wär´ die Gelegenheit, Malfoy fertig zu machen!"
„Oh, sagt Bescheid, wenn ihr zu Ende diskutiert habt", hörte Harry Draco spotten.
Er sah ihn an, direkt in seine eisgrauen Augen. Sollte er oder sollte er nicht. Die Herausforderung reizte ihn, außerdem war er selbst nicht schlecht im Zaubern. Warum also nicht ... „Ja, ich nehme deine Herausforderung an", sagte er klar und deutlich.
„Harry!", rief Hermione entsetzt aus, während Ron grinste.
Draco nickte langsam, immer noch grinsend. „Samstag, um Mitternacht", sagte er und ging dann in den Klassenraum hinein, gefolgt von Crabbe und Goyle.
„Harry, wie konntest du nur! Als ob wir nicht genug zu tun hätten", schimpfte Hermione darauf los.
„Hey, Hermione, reg´ dich ab, okay", sagte Ron. „Das wird sicher lustig, Draco mag sicher schwarze Zaubersprüche drauf haben, aber Harry ist doch gut im Abwehren! Außerdem, wer weiß, ob das nicht wieder eine Falle sein soll, vielleicht will er uns austricksen, aber damit kommt er nicht weit!"
„Ihr geht da alle hin?", fragte Neville.
„Klar", sagte Ron.
„Kommt ihr auch mit?", fragte Harry Valerié und Neville.
Die zwei nickten zögernd.
Harry war schon mulmig bei der Sache, er wusste nicht, wie weit man Draco trauen konnte. Er musste vorher die Regeln klar stellen. „Dann kann ich mir auch nachher gute Abwehrzauber in der Bibliothek raussuchen", sagte er laut.
Hermione sah ihn immer noch entrüstet an. „Allerdings!" und damit rauschte sie an ihnen vorbei, in den Klassenraum.
*****
Valerié schlenderte hinter Harry, Ron, Neville und Hermione her. Sie ließ sich absichtlich Zeit, da sie versuchen wollte, einen Platz neben Draco zu kriegen.
Harry und Ron setzten sich in die letzte Reihe auf der linken Seite, Hermione und Neville hatten sich zwei Reihen vor ihnen Plätze ergattert.
Valerié schaute sich um. Die Slytherins saßen auf der rechten Seite, Draco saß mitten unter ihnen.
Schade, dachte Valerié und sie setzte sich zu Harry und Ron.
Als sie sich setzte, merkte sie, wie sich Draco zu ihr umgedreht hatte und sie ansah. Sie schaute zurück, versuchte vergeblich seinen Blick zu deuten, solange, bis sich Draco wieder nach vorne drehte.
Valerié runzelte die Stirn. Doch dann wurde sie von Harry und Ron abgelenkt.
Severus Snape erschien schließlich, etwas verspätet.
„Morgen", grüßte er kühl, als er sich vor der Klasse aufbaute und schenkte den Slytherins ein kurzes Lächeln – den Gryffindors hingegen einen finsteren Blick.
„Ah ja, mal sehen ob wir uns auch diesmal auf ein Jahr voller Abenteuer gefasst machen können, die von Möchtegern-Helden ausgenutzt werden, um mal wieder im Rampenlicht stehen zu können"; fuhr Snape mit seiner öligen Stimme fort und sah dabei Harry an.
„Hoffentlich stellt ihr euch im Unterricht etwas schlauer an als sonst", sagte er und wandte sich nun Neville zu. „Nicht wahr, Mister Longbottom?"
Neville wurde rot und sah zu Boden.
Valerié fand Snape jetzt schon unsympathisch.
„Miss Andrews?", fragte Snape nun und sah sie finster an. „Und wieder ein neuer Gryffindor. Ich hoffe, Beauxbatons hat dich gut unterrichten können."
„Da bin ich mir sicher, Professor Snape", entgegnete Valerié arrogant.
Die anderen sahen sie erstaunt an, die Slytherins grinsten schon und Valerié fragte sich, ob das ein Zeichen dafür war, dass es Ärger geben würde.
Doch Snape sah sie nur mit eine hochgezogenen Augenbraue an. „Gut", sagte er nur. Mehr nicht.
„Was?", zischte Ron perplex. „Kein Punkteabzug für diesen arroganten Ton?"
Seamus, der mit Dean eine Reihe vor ihnen saß, drehte sich um und grinste. „Wahrscheinlich hat Val noch Schonfrist."
Valerié musste auch grinsten und stieß Seamus spielerisch an. „Ja, ja, wahrscheinlich."
„5 Punkte Abzug für Unaufmerksamkeit", hörten sie plötzlich Snapes Stimme durchdringen und sie schauten auf.
Snape sah fies lächelnd zu ihnen hinüber. „Und zwar für Jeden ... Mister Weasley, Mister Finnigan, Mister Potter und Miss Andrews."
Was, wieso Harry, dachte Valerié perplex und schon sprach sie es aus. „Harry hat doch gar nichts gemacht!"
Harry stieß sie von der Seite an. „Lass es!"
„Miss Andrews, zweifeln Sie etwa an meinen pädagogischen Fähigkeiten?", fragte Snape langsam.
Alle sahen Valerié an. Sie merkte, wie Draco grinste.
„Nein, Sir", antwortete sie ruhig.
Snape nickte zufrieden.
„Ich finde nur, dass es bessere Möglichkeiten gibt, die Aufmerksamkeit der Schüler zu erhalten."
Und wieder starrten sie alle an.
Valerié konnte die Spannung geradezu fühlen.
„Val! Was tust du da?", hörte sie Harry zischen. Das fragte sie sich gerade auf.
„Wie bitte ...", zischte Snape und sah sie mit gefährlich funkelnden Augen an, während er sich ihr näherte. „Merken Sie sich, dass ich so unterrichte, wie ich es für das Beste halte und Sie sollten sich angewöhnen, nur dann zu sprechen, wenn Sie gefragt werden!"
„Aber ich habe Ihnen doch nur auf ihre Frage geantwortet"; empörte sich Valerié.
„Miss Andrews ..." Snapes Stimme war nun ganz leise. Er hatte sich vor Valerié aufgebaut und sah bedrohlich zu ihr hinab. „Ich ziehe Gryffindor 30 Punkte für Ihre Respektlosigkeit ab. Ihre Mitschüler können sich nachher dafür bei Ihnen bedanken. Und für jede weitere Bemerkung, die nichts mit Zaubertränke zu hat, ziehe ich den Gryffindors weitere 30 Punkte ab! Ist das klar?!"
Valerié entschied sich für Resignation. „Ja, Sir", murmelte sie.
Snape schlenderte wieder nach Vorne.
„Das war mutig!", flüsterten Ron und Seamus bewundernd und grinsten Valerié an. Die 30 Punkte Abzug schien ihr niemand übel zu nehmen.
„Was sagt euch der Illusionstrank?", fragte Snape.
Hermiones Arm schnellte in die Höhe, aber Snape ignorierte sie. „Weiß das niemand?"
„Miss Andrews?"
„Ehm ... ein Trank, wodurch man sich gewisse Dinge einbildet", antwortete Valerié.
„Richtig", sagte Snape und er schien etwas enttäuscht zu klingen. „Sieht man willkürlich irgendwelche Dinge oder kann man das festlegen?", fragte er sie weiter.
Hermiones arm fuchtelte immer noch der Luft herum.
„Man kann es festlegen", sagte Valerié.
„Wie?" wollte Snape wissen.
„Durch zusätzliche Zaubersprüche, die mir aber nicht bekannt sind", entgegnete Valerié ruhig.
„Nun, das werdet ihr bei mir noch lernen", meinte Snape. „Weiß noch Jemand etwas über diesen Trank?"
„Ja, ich, Sir", stieß Hermione schließlich hervor.
„Irgendwer anders?", fragte Snape stattdessen.
Draco hob schließlich lässig die Hand.
„Mister Malfoy?"
„Die Wirkung des Trankes hält eine halbe Stunde an und verfliegt dann von selber"; sagte Draco gelangweilt.
„Gut", lobte Snape und gab Draco dafür 5 Punkte.
Valerié war verblüfft vor so viel Ungerechtigkeit.
Hermiones Hand war immer noch oben.
„Ja, was ist, Miss Granger?", wandte sich Snape ihr endlich zu.
„Für den Trank braucht man nicht viele Zutaten," sprudelte Hermione hervor, „Es reichen-"
„Das, Miss Granger, wird die Klasse gleich von mir erfahren", unterbrach Snape sie barsch.
Er hielt der Klasse nun einen Vortrag über die Zutaten und Mischung des Trankes und erklärte ihnen, wie man ihn zuzubereiten hatte.
„So, den Unterricht müssen wir heute vorzeitig abbrechen", sagte er nach seinem Vortrag. „Den Trank werden wir uns in den nächsten Stunden zusammenmixen."
Überrascht und erfreut strömten sie aus dem Klassenraum. Es gab noch nicht einmal Hausaufgaben.
„Kommt, lasst uns in die Bibliothek", sagte Valerié zu Harry, Hermione, Ron und Neville.
Sie gingen wieder in die Bibliothek und suchten. Bereits nach zehn Minuten gab Harry auf. „Das ist Zeitverschwendung. Wir warten auf heute Nacht und schleichen uns dann in die verbotene Abteilung. Dort finden wir garantiert etwas!"
„Mit deinem Tarnumhang?", fragte Neville
„Du hast einen Tarnumhang?", fragte Valerié erstaunt.
Harry nickte grinsend. „Ja. Allerdings kann ich nur höchstens zwei mitnehmen."
„Ich trau´ mich nicht", lehnte Neville ab.
„Macht ihr drei das ruhig", sagte Valerié, abwechselnd zu Harry, Ron und Hermione schauend.
„Okay", meinte Harry. „Übt ihr mit mir nun für das Duell?"
„Klar", lachte Ron und Hermione nickte.
Den ganzen Nachmittag verbrachten sie damit, mit Harry Abwehr- und Angriffszauber zu üben. Es klappte ganz gut und Valerié fühlte sich wohl in dieser Gesellschaft.
*****
Draco war nach draußen gegangen, als er einen Brief von seinem Vater erhalten hatte. Er wollte ihn ungestört lesen. Rasch lief er hinunter zum See und öffnete den Brief.
Mein Sohn, wieso interessiert dich diese Familie? Sie ist zwar stolz auf ihre Reinblütigkeit, aber sie gehören nicht zu uns. Nimm´ dich in Acht vor Valerié Majella Andrews und lasse dich niemals von Schönheit blenden. Dein Vater.
Draco runzelte die Stirn. Na toll, viel hatte er ja nicht erfahren. Lasse dich niemals von Schönheit blenden ... das tat er nie. Aber hatte sich sein Vater mal von Schönheit blenden lassen? Draco seufzte, vernichtete den Brief und ging zurück.
*****
Endlich war es soweit. Harry, Ron, Hermione, Valerié und Neville haben fieberhaft darauf gewartet, dass alle ins Bett gingen. Sie trafen sich im Gemeinschaftsraum.
„Wir warten hier", wisperte Valerié.
Harry nickte. „Bis nachher:"
Er, Hermione und Ron kletterten durch das Portraitloch. Draußen versteckten sie sich unter den Tarnumhang. Sie schlichen zur Bibliothek, in die Verbotene Abteilung. Harry riss den Tarnumhang herunter.
„Okay, lasst uns trennen und alles absuchen", schlug Hermione leise vor.
Harry und Ron nickten.
„Lumos", flüsterte Harry, als er begann, die Regale zu durchstöbern.
„Und, habt ihr schon was gefunden?", hörte er Ron nach einer Weile fragen.
„Nein", antwortete er.
„Sshh, seid leise", wisperte Hermione.
Harry musste grinsen. Doch dann wurde er plötzlich aufmerksam. Alte Legenden – hastig zog er das Buch heraus und schlug es auf. Er suchte im Inhaltsverzeichnis und fand, wonach er suchte. „Ich hab was gefunden!", rief er.
„Schrei´ nicht so", zischte Hermione, während sie mit Ron zu Harry eilte.
„Echt, zeig´ mal", wisperte Ron aufgeregt.
Harry schlug die Seite auf. Die alte Legende der Finsternis. Er und Ron wollten es durchlesen, aber Hermione schnappte sich das Buch und schlug es zu. „Wir müssen es noch nachher zurückbringen. Lesen können wir es auch im Gemeinschaftsraum mit Val und Neville", sagte sie energisch.
Harry seufzte und stieß Ron an, der schon den Mund geöffnet hatte, um zu protestieren.
„Nox", flüsterten er und Hermione und Ron gab nach. Unter dem Tarnumhang versteckt hasteten sie stolpernd wieder zurück.
Valerié und Neville stürzten auf sie zu, als sie durch das Portraitloch geklettert kamen.
„Und, habt ihr was gefunden?", fragte Valerié aufgeregt.
„Ja, Harry hat ein Buch gefunden", antwortete Hermione und lief schnell zu einem der Tische. Die anderen folgten ihr rasch und setzten sich. Im Licht einer Kerze schlug Hermione das Buch auf und las leise daraus vor.
„Die alte Legende der Finsternis – Es gab schon immer einen Kampf um die Macht zwischen Gut und Böse. Während das Gute nach einem Mächtegleichgewicht strebte, verlangte die Finsternis die unendliche Macht. Es gibt eine Legende, aus längst vergangenen Zeiten, die besagt ... Irgendwann wird Jemand geboren, der das Herz der Finsternis trägt. Nur er trägt den Schlüssel zur dunklen Welt.. Er ist der Erbe jener Welt. Unwissend darüber schläft sein Erbe in ihm, doch wenn er erwacht und das Tor zur Finsternis öffnet, wird Dunkelheit über uns herrschen. Finsternis, Kälte, Hass; Verrat, Macht, Ungerechtigkeit; List, Intrige, Tücke werden seine Boten - dunkles Herz, kein Gewissen, keine Reue; dunkle Seele, keine Gefühle, keine Moral werden seine Eigenschaften sein. Die dunklen Mächte werden durch ihn die Kraft besitzen, zu siegen. Wenn er dunkle Träume träumt, wenn er gerufen wird, ist die Zeit gekommen. Die dunklen Mächte werden versuchen, ihn zu locken. Ein schwarzer Magier, wieder zurückgekehrt, wird ihn lehren, ihn erwecken. Sobald sein Erbe erwacht, wird die Finsternis kurz vor der unendlichen Macht stehen. Und es gibt nur eine einzige Hoffnung. Hoffnung wird es dort geben, wo die Dunkelheit ihre Schwächen zeigt. Und nur, wenn man sie richtig nutzt, kann man das Unheilvolle ungeschehen machen. Doch an wen es liegen wird, ist ungewiss ..."
Stille.
Harry konnte sehen, wie Neville vor Angst zitterte.
„Verdammte scheiße", murmelte Ron. Er war blass. „Das klingt gar nicht gut."
Harry dachte fieberhaft nach. „Die dunklen Träume haben also jetzt eingesetzt. Im Prinzip wissen wir aber nur, dass Valerié diesen Traum nur durch ihre Gabe träumt", fasste Harry zusammen. „Wer ihn wirklich träumt, wissen wir nicht. Es ist anzunehmen, dass Voldemort mit Ein schwarzer Magier, wieder zurückgekehrt gemeint ist. Und wenn der, der gerufen wird, erwacht, dann ... also, dann haben wir wirklich Probleme."
Hermione sah ihn an. „Sollten wir nicht zu Dumbledore gehen?"
„In der Legende wird ein Teil dessen zitiert, was ich geträumt habe", sagte Valerié, Hermiones Frage ignorierend.
Ron nickte. „Der Beweis, dass es sich um diese Legende handelt."
„Ich finde auch, dass wir zu Dumbledore gehen sollten", meinte Neville angsterfüllt.
Harry war unschlüssig. Morgen würde er Sirius treffen, er fände es besser, es erst seinem Paten zu erzählen. Er überlegte rasch, ob er Valerié und Neville über Sirius erzählen konnte – sie vertrauten ihm ...mit dieser Legende und den dunklen Träumen hatten sie ein gemeinsames Geheimnis ... er hatte keinen Grund, ihnen nicht zu vertrauen. „Morgen – also, morgen Abend treffe ich Sirius", sagte er.
„Sirius BLACK???", keuchte Neville erschrocken.
„Hey, Neville, reg´ dich ab, der ist in Ordnung", versuchte Ron ihn zu beruhigen.
„Ist das nicht ein Mörder?", fragte Valerié. „Und so einer soll in Ordnung sein?"
„Das ist eine längere Geschichte", meinte Harry. „Aber Sirius ist kein Mörder, er ist unschuldig. Hörst du, Neville, er ist unschuldig, Peter Pettigrew lebt noch, er war es, der meine Eltern verraten hat. Pettigrew hat Sirius die Schuld angehangen. Doch solange wir nicht beweisen können, dass Sirius unschuldig ist, darf niemand wissen, wo er sich aufhält!"
Neville nickte verwirrt. Aber Harry sah es ihm an, dass er ihm glaubte.
„Ich muss nicht alles verstehen, oder", hörte er Valerié sagen.
Er musste grinsen. „Nein. Ist recht kompliziert. Sirius ist mein Pate und ich treffe ihn morgen mit Ron und Hermione. Ich finde es besser, wenn wir ihm erst mal davon hier erzählen, ehe wir zu Dumbledore gehen. Mal sehen, was er dazu sagt."
Die anderen stimmten zu.
„Wollt ihr mitkommen?", fragte Harry Neville und Valerié.
Doch beide schüttelten den Kopf.
Neville hatte sicher zu viel Angst – aber Valerié?
„Ich bin mir sicher, du siehst ihn nicht all zu oft" sagte sie nur als Begründung und lächelte.
Harry verstand. Sie wollte als Fremde kein Störfaktor sein.
„Und was ist mit dem Duell?", fragte Neville.
„Das ist ja erst um Mitternacht", antwortete Ron. „Mit Sirius treffen wir uns um neun."
„Ich ... ich weiß nicht, ob ich zum Duell mitkommen soll", wandte Neville ein.
„Das musst du ja auch nicht", beruhigte ihn Hermione.
„Ich finde aber auch, ihr solltet nicht dahingehen", fuhr Neville fort. „Wenn ihr erwischt werdet, werdet ihr eine Menge Ärger kriegen und uns werden viele Punkte abgezogen."
„Neville!", sagte Ron eindringlich. „Das ist eine Frage der Ehre, Harry muss dahin!"
Neville sagte nichts mehr, sah sie aber unzufrieden und ängstlich an.
„Kommt, wir müssen das Buch zurückbringen", sagte Hermione. „Eigentlich reicht es ja auch, wenn nur ihr beide geht", fügte sie mit einem Blick auf Ron und Harry zu.
„Yo, geht klar", meinte Ron und sprang auf.
Er und Harry nahmen das Buch und kletterten durch das Portraitloch hinaus.
*****
Zur gleichen Zeit befand sich Draco in der Verbotenen Abteilung und suchte nach dem Buch Alte Legenden. Ärgerlich stellte er fest, dass es sich schon jemand ausgeliehen hatte. Nur ... wer interessierte sich plötzlich für dieses Buch?
*****
„Wir warten jetzt also ab, was dieser Sirius dazu sagen wird?", fragte Valerié Hermione. Sie saßen noch im Gemeinschaftsraum und warteten auf Harry und Ron.
Hermione nickte. „Ja, das wäre das Beste. Wir wissen jetzt, wie gefährlich dieser Jemand sein kann, aber wir können nichts tun, ehe wir nicht wissen, wer es ist. Mal sehen, was Sirius dazu sagt."
„Wenn er auch nicht weiter weiß, sagen wir es Dumbledore, oder", meinte Neville. „Heftig, dass Sirius Black so lange unschuldig in Askaban saß."
„Ja, dann sollten wir auf jeden Fall zu Dumbledore gehen", antwortete Hermione. „Vor allem, weil wir nicht wissen, wer dieser Jemand sein soll."
„Eben, es könnte Snape sein, es könnte Obscuri sein oder irgendeiner, auf den wir nie kommen würden ...", fügte Valerié hinzu und Neville nickte, mit einem sorgenvollen, ängstlichen Ausdruck in den Augen.
*****
Draco hörte etwas. Instinktiv flüsterte er „Nox" und das Licht an der Spitze des Zauberstabes erlosch. Er wartete im Dunkeln und lauschte. Wieder hörte er etwas. Ein Wispern. Er versteckte sich hinter einem Regal.
*****
„Lumos", flüsterte Harry und riss gleichzeitig den Tarnumhang herunter. Licht erfüllte die Verbotene Abteilung.
„Lumos", sagte nun auch Ron.
*****
Potte und Weasley, dachte Draco erstaunt und wütend. Was machten die denn hier! Und dieser Trottel hatte ja auch noch seinen Tarnumhang!
*****
Harry wollte gerade das Buch wieder in das Regal tun, als er etwas aus den Augenwinkeln sah. Er wirbelte herum.
Jemand trat hervor.
Harry hörte Ron vor Überraschung aufkeuchen.
„Ach ... Potter und das Wiesel", sagte Draco spöttisch.
„Malfoy!", rief Harry erstaunt aus. Was wollte der denn hier?!
„Tz, tz, tz, was habt ihr denn hier verloren, hm?", fuhr Draco im gleichen Tonfall fort.
„Das könnten wir dich auch fragen, du Scheißkerl!", fuhr Ron ihn laut an.
Draco lächelte kühl. „Brüll´ noch lauter, Weasley, ich glaube, dich haben noch nicht alle gehört", schnarrte er.
Dracos Aufmerksamkeit zog sich nun auf das Buch. Er musterte es.
„Was habt ihr denn da?", fragte er.
„Geht dich nichts an!", herrschte Harry ihn an. Er war ärgerlich. Wieso mussten sie, verdammt noch mal, ausgerechnet jetzt auf Draco stoßen.
„Accio", sagte Draco plötzlich leise und das Buch riss sich aus und schwebte zu Draco.
„Hey!", zischte Ron erbost aus und wollte sich auf Draco stürzen, aber Harry hielt ihn zurück. Besser, Draco weiß, welches Buch sie sich ausgeliehen haben, als wenn sie sich prügelnd an einem Ort, an dem sie nicht sein durften zu einer Zeit, zu der sie im Bett liegen sollten erwischt werden.
„Alte Legenden", las Draco vor. „Interessant."
*****
Sieh an, sieh an, dachte Draco. Er war überrascht, zeigte es aber nicht. Was wollten sie mit dem Buch??? Wussten sie von der Legende der Finsternis oder ging es hier um eine andere ... Er wurde misstrauisch, zeigte dies aber ebenso wenig.
*****
Wenn er überrascht war, so zeigte er es nicht. Harry beobachtete Draco ganz genau. Aber ihm fielen keinerlei Gefühlsregungen auf.
Draco warf das Buch zu Harry. „Hier", sagte er träge.
Rasch fing Harry das Buch auf. „Und, was suchst du hier?", fragte er.
„Geht euch nichts an", wies ihn Draco kalt zurecht.
Ron wollte sich daraufhin wieder auf ihn stürzen, aber Harry hielt ihn wieder zurück.
„Lass´ das", zischte er Ron zu.
Er sah, wie sich ein belustigter Ausdruck auf Dracos Gesicht breit machte.
„Wir gehen dann jetzt wieder", meinte Harry.
Schnell stellte er das Buch wieder zurück ins Regal. Dann zerrte er Ron mit sich mit. Außer Dracos Sichtweite flüsterten die beiden „Nox" und hasteten unter dem Tarnumhang zurück.
*****
Draco hatte nichts mehr gesagt gehabt. Er starrte Harry und Ron nur finster hinterher. „Lumos", flüsterte er schließlich und holte das Buch wieder aus dem Regal. Er schlug die Seite auf, wo die alte Legende der Finsternis beschrieben wurde und las es sich aufmerksam durch. Er vergaß Harry und Ron, lächelnd stellte er das Buch wieder zurück. „Nox", flüsterte er und schlich davon.
*****
Harry und Ron kletterten hastig durch das Portraitloch. Die anderen hatten auf sie gewartet.
„Ihr ahnt nicht, wen wir gerade in der Verbotenen Abteilung getroffen haben!", stieß Harry hervor.
„Wen?", fragten Valerié und Neville fast gleichzeitig.
„Ihr habt euch erwischen lassen?", rief Hermione besorgt.
„Draco Malfoy! Wir haben Malfoy getroffen!", sprudelte Ron hervor.
„Was?", fragte Hermione perplex. „Und, was war??"
„Wir wollten gerade das Buch zurückstellen, da sahen wir ihn. Er hat uns das Buch weggenommen, hat aber nichts dazu gesagt", erzählten sie durcheinander.
„Verdammt!", fluchte Valerié.
„Ist doch nicht so schlimm, da stehen tausende von Legenden drin", beruhigte Harry sie. „Er weiß doch gar nicht, wegen welcher Legende wir das Buch hatten."
„Und weswegen war er dort?", fragte Hermione.
„Das hat er natürlich nicht gesagt", antwortete Ron. „Er war mal wieder so scheiße arrogant, ich hätte ihn echt so in die Fresse schlagen können!"
Hermione sah ihn missbilligend an. „Dann hätte man euch erwischt, Dummkopf."
Harry grinste. Ron wollte gerade eben empört etwas entgegnen, als Neville aufstand.
„Ich gehe schlafen. Gott, bin ich müde."
Die anderen nickten. Sie sagten sich gute Nacht und gingen ins Bett.
*****
Als Draco sich hinunter schlich, hatte er Glück. Filch war nirgendwo. Rasch lief er geschmeidig wie eine Katze in die alten Kerker. Vor der Tür zu den Slytherinräumen blieb er stehen und wollte das Passwort sagen.
„Sie sind gut", hörte er plötzlich eine ölige Stimme.
Draco wirbelte herum, stieß gleichzeitig „Lumos" hervor und starrte sein Gegenüber an.
Professor Snape stand lässig an der Wand gelehnt und musterte Draco belustigt.
„Professor Snape", ächzte Draco hervor.
„Sie sind gut", wiederholte Snape.
„Worin?", fragte Draco etwas verwirrt. Innerlich verfluchte er sich für seine Unaufmerksamkeit. Wieso hatte er Snape nicht schon eher bemerkt!
„Herumschleichen", antwortete Snape. „Noch nicht einmal Filch hat es bemerkt."
Draco beobachtete Snape. Machte er sich lustig? Nein, er schien es ernst zu meinen. „Na, anscheinend ja doch nicht gut genug, sonst wäre es Ihnen nicht aufgefallen", entgegnete Draco.
Snape lächelte kühl. „Es war wohl Zufall", gab er zu. „Darf ich fragen, wieso Sie nachts durch Hogwarts schleichen?"
„Ähm, ich ... ich war in der Bibliothek", entschied sich Draco für die Wahrheit.
„In der Verbotenen Abteilung, nehme ich an."
„Ja. Es gibt dort manchmal interessante Bücher", sagte Draco. „Gibt es Punkteabzug?", fragte er noch und versuchte vom Thema abzulenken.
Snape löste sich von der Wand und trat einen Schritt auf Draco zu. „Nein. Gehen Sie schnell ins Bett und schleichen Sie nicht wieder nachts durch Hogwarts."
„Ja, Professor. Danke!" und Draco beeilte sich, das Passwort zu sagen und in die Slytherinräume zu verschwinden. Noch mal Glück gehabt.
*****
Snape sah nachdenklich die Tür an, hinter der Draco verschwunden war. Der Junge barg Geheimnisse, von denen er wahrscheinlich selber noch nicht einmal wusste, dachte Snape. In den dunklen Reihen dichteten sich die Gerüchte, dass Draco der Schlüssel zur endgültigen Herrschaft der Finsternis sei. Lucius war natürlich verdammt stolz drauf. Beweise dafür, dass Draco es wirklich war, gab es aber keine. Voldemort war sich sicher, dass es Draco war. Das hatte Snape heute nacht erfahren gehabt. Er kam gerade von einem Treffen mit einem Todesser wieder, als er gesehen hatte, wie sich Draco nach oben geschlichen hatte.
Wie stark der Junge wohl sein würde, wenn die Zeit gekommen ist, fragte sich Snape. Dann ging er den Flur hinunter zu seinem Schlafraum.
*****
Ron, Hermione, Valerié und Neville übten den ganzen Samstag über mit Harry Zaubersprüche für das Duell oder spekulierten über die Legende. Sie versuchten, die Zeit bis Abends totzuschlagen. Den Aufsatz für Obscuri hatten sie auch fertig geschrieben. Hermione hatten die Hausaufgaben der Gryffindors zu Obscuri gebracht.
Endlich war es acht Uhr. Zusammen mit den anderen Schülern gingen sie nach Hogsmeade.
Zunächst wurde Valerié Hogsmeade gezeigt. Valerié war ganz begeistert.
Dann war es neun Uhr.
„Okay, wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum", sagte Harry zu Valerié und Neville.
Die zwei nickten und verabschiedeten sich. Während sie zu Rosmerta gingen, um Butterbier zu trinken, eilten Harry, Ron und Hermione zur Heulenden Hütte.
Sie überzeugten sich, dass sie niemand beobachtete und gingen hinein.
Oben in der Hütte wartete ein schwarzer Hund auf sie.
„Sirius", rief Harry erfreut aus.
Der Hund verwandelte sich in Sirius. Er hatte sich deutlich verändert – zum Positiven. Er wirkte frisch, gesund, lebensfroh. Er lachte glücklich, als er Harry und dann Ron und Hermione umarmte.
„Ihr seht ja richtig toll aus", sagte er.
„Na, du aber auch", kicherte Hermione.
Die Spuren von Askaban waren nicht mehr in seinem Gesicht und an seiner Haltung zu erkennen. Nur in seinen Augen, fiel Harry auf. In Sirius schwarzen Augen sah er noch Schmerz und etwas, was man wohl nur empfinden konnte, wenn man Askaban erlebt hatte; Harry konnte es zumindest nicht deuten. Dieser Ausdruck würde wohl nie verschwinden.
„Wie geht es euch?", hörte er Sirius Stimme.
„Ganz gut", sagten Ron und Hermione gleichzeitig.
Sie redeten eine Weile über Schule, Lehrer, ganz besonders über Obscuri, den Sirius nicht kannte, und über Sirius derzeitige Situation.
Schließlich fingen sie an, ihm alles über die Legende zu erzählen. Sirius´ Gesicht wurde eindeutig blasser und ein besorgter Ausdruck erfüllte seine Augen.
„Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte Harry. „Wir wissen noch nicht einmal, wer es sein könnte. Weißt du es?"
Sirius schüttelte den Kopf. „Woher? Aber ... wenn die Legende wahr werden würde, würde es die ganze Welt verändern."
„Und nun?", fragte Hermione. Ihre Stimme zitterte etwas.
„Ihr solltet es gleich morgen früh Dumbledore sagen", meinte Sirius. „Das wäre das einzig Richtige. Übrigens glaube ich eigentlich nicht, dass Obscuri es sein könnte. Wenn er es sein könnte, so wüsste es doch zumindest Dumbledore davon, oder? Und dann hätte er ihn nicht eingestellt."
„Vielleicht ja doch, weil man ihn so besser unter Kontrolle hat", wandte Ron ein.
„Um das Leben Dutzender Schüler vorzeitig aufs Spiel zu setzen?", entgegnete Sirius. „Nein, das glaube ich nicht."
„Und Snape?", fragte Harry.
„Auch nicht. Das traue ich ihm einfach nicht zu und auch hier wäre es der gleiche Fall wie mit Obscuri. Snape wäre nicht Professor an dieser Schule."
„Aber wer dann? Wenn Val die Träume spürt, muss es jemand aus Hogwarts sein!", sagte Hermione.
Sirius seufzte. „Entweder es kämen wirklich Snape oder Obscuri in Frage und es steckt ein abgekartetes Spiel seitens Dumbledore dahinter oder aber es ist einer der Schüler ..."
„Malfoy?!", stieß Ron hervor. „Natürlich! Es ist Malfoy!"
„Ein Schüler?", zweifelte Hermione. „Kann derjenige denn so jung sein? Man braucht doch Erfahrung und Übung mit den dunklen Kräften!"
„Ja, eigentlich schon", stimmte Sirius zu. „Aber derjenige trägt das Herz der Finsternis. Er wäre finster, so oder so, auch, ohne es zu wollen. Was nicht heißen muss, dass es wirklich Draco ist ... es kann auch Jemand anders sein, vielleicht jemand, der sich mehr im Hintergrund aufhält?"
„Wieso sollte es nicht Malfoy sein?", fragte Ron.
„Sirius meint, weil die Lösung dann ja recht einfach wäre", antwortete Harry.
„Aber Malfoy würde wirklich passen", beharrte Ron.
„Sein Vater mag ein dunkler Zauberer sein", sagte Sirius, „Aber Narcissa ..."
„Sie etwa nicht?", wunderte sich Hermione.
„Damals in Hogwarts wirkte sie nie so, wisst ihr", erzählte Sirius. „Sie war immer fröhlich und nett. Niemand verstand, wieso sie plötzlich mit Lucius ging."
„Vielleicht unterliegt sie unter dem Imperiusfluch", überlegte Harry.
„Dagegen muss man aber schnell etwas tun", rief Hermione erschrocken. „Kann man überhaupt so lange unter einem Imperiusfluch stehen?"
„Vielleicht hat sie ja dann im Nachhinein ihre Meinung geändert, so dass er nicht mehr nötig war", meinte Sirius.
„Muss dieser Träger der Finsternis denn Eltern als dunkle Zauberer haben?", fragte Harry.
„Das weiß ich auch nicht", sagte Sirius. „Es wäre logisch."
Er sah die drei an. „Ich muss jetzt wieder gehen. Ich treffe mich noch mit Remus."
"Oh, wie geht es ihm?", fragte Harry.
„Gut."
„Grüße ihn von uns", sagte Hermione.
„Ja, wir hätten ihn gerne als Prof wieder zurück", fügte Ron hinzu.
Sirius grinste. „Werde ich ausrichten." Dann wurde er wieder ernst. „Geht morgen direkt zu Dumbledore, versprochen?"
„Versprochen", sagten Harry, Ron und Hermione gleichzeitig.
„Ihr könnt mir dann ja schreiben, aber erwähnt keine Namen."
„Ja, ist okay", versprach Harry.
Sie verabschiedeten sich herzlich von ihm und gingen zurück.
Harry hatte Sirius nichts vom Duell erzählt, das würde er tun, wenn er es hinter sich hatte. Sirius hätte sich sonst nur unnötig Sorgen gemacht, wenn er wüsste, dass es im Verbotenen Wald stattfinden würde.
„Noch eineinhalb Stunden bis Mitternacht", sagte Hermione, als sie die Eingangshalle betraten.
Harry nickte.
„Mensch, ich kann´s immer noch kaum glauben, dass wir gleich im Verbotenen Wald sind", meinte Ron. „Boah, bin ich aufgeregt!"
„Na, und ich erst", murmelte Harry.
Hermione, Harry, Ron und Valerié starrten Neville an.
"Was?", hauchte Valerié schließlich.
Neville stieg langsam aus dem Bett. Er war immer noch kreidebleich. Die Augen weit aufgerissen.
„Dunkle Träume", flüsterte er angsterfüllt. „Es waren dunkle Träume ... die Legende ... Prophezeiung ... kennt ihr sie nicht?"
Kopfschütteln. Sie waren verwirrt. Und besorgt.
„Neville", begann Harry und versuchte seine Stimme einen beruhigenden Ton zu geben. „Setz´ dich zu uns und erzähl´ von der Prophezeiung."
Neville nickte. Er setzte sich zu den anderen hin und fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen.
„Es ... es gibt eine Prophezeiung", fing er langsam und stotternd an. „Sie ... sie besagt, dass ... also, dass jemand kommen wird, der ... der das Gegenteil des Guten darstellt und ... und das Tor zur dunklen Welt öffnen kann ... das Böse ... die Finsternis ... Angst und Schrecken wird über uns herrschen ... verursacht durch ihn. Die Prophezeiung besagt aber auch, dass ... dass Hoffnung da sein wird, wo die Finsternis ihre Schwächen zeigt. Sie besagt, dass noch nicht alles verloren seid wird., wenn man nicht den Glauben und die Hoffnung verliert. Und sie besagt, dass die Zeit gekommen ist, wenn dunkle Träume geträumt werden. Wenn der Rufer den Träger der Finsternis zu sich ruft."
Neville sah Valerié an. „Wenn der Rufer den Träger der Finsternis zu sich ruft", wiederholte er leise. „So wie in deinem Traum."
*****
Draco saß im Gemeinschaftsraum der Slytherins und starrte finster vor sich hin. Er saß alleine in einer Ecke, er hatte Crabbe und Goyle befohlen, ihn in Ruhe zu lassen und dafür zu sorgen, dass er auch in Ruhe gelassen wurde.
Es gab so viele Fragen – und keine Antworten. Was war das für ein Traum? Wer war dieser Rufer? Und dann noch das Verhalten von Obscuri und Valerié ... okay, jetzt gehe noch einmal alles von vorne durch, dachte Draco und versuchte sich in Geduld zu zwingen.
Erst mal Valerié ... sie schien ihn zu hassen, will dies aber verbergen. Er musste herausfinden, wieso sie ihn hasst und welche Ziele sie verfolgt.
Draco setzte sich an einen Tisch und fing an einen Brief zu schreiben.
Hallo Vater,
kennst du die Familie Andrews? Was weißt du über sie?
1.1.1 Gruß, Draco
Seine Briefe an seinen Vater waren nie sehr lang. Er wüsste nicht, was er seinem Vater erzählen sollte.
Draco ging zur Eulerei und schickte seinen Uhu mit dem Brief zu seinem Vater.
Auf dem Rückweg dachte er über den neuen Lehrer nach. Er nahm sich vor, einfach abzuwarten, wie er sich demnächst gegenüber ihn verhalten würde – vielleicht lag es ja auch nur daran, dass Draco zu frech war. Aber er glaubte nicht daran. Es steckte mehr dahinter, das spürte er.
„Hey Draco", lächelte Pansy ihn an, als er den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat.
Pansy war hübsch geworden und sie war gar nicht so dumm, aber sie konnte recht anhänglich werden. Wenn überhaupt nutzte Draco sie nur für seine eigenen Zwecke.
„Hi Pansy", sagte er und ging an ihr vorbei, wieder in eine einsame Ecke, wo er ungestört nachdenken konnte.
Der Traum. War es nur ein Traum? Oder war es mehr ... mehr als nur ein Traum ... ein dunkler Traum? Schlagartig fiel Draco die alte Legende der Finsternis ein. Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Er – der Träger der Finsternis? Er spürte auf einmal das kalte Metall der Kette auf seiner Haut. Und er lächelte.
*****
Pansy fröstelte, als sie sein Lächeln sah. Sie hatte Draco die ganze Zeit beobachtet. Er war wohl die ganze Zeit in Gedanken vertieft, doch jetzt lächelte er. Eigentlich liebte sie sein Lächeln, doch dieses Lächeln war sehr kalt, selbstzufrieden und ... ja, grausam. Das ließ sie etwas frösteln. Sie hatte sich schon oft gefragt, was Draco hatte durchmachen müssen, dass sein Lächeln nie seine Augen erreichen konnte, dass er von Kälte erfüllt war. Doch manchmal hatte sie das Gefühl, als gehörte die Kälte einfach zu Draco ... und dann fragte sie sich, welche Kräfte wohl in Draco schlummern mochten.
*****
Valerié starrte Neville an. Sie schluckte. „Woher weißt du von dieser Legende?", fragte sie leise.
„Meine Großmutter hat mir das mal erzählt ..."
„Okay, Leute", sagte Harry und er klang entschlossen.
Valerié sah ihn an. Seine grünen Augen funkelten.
„Wir versuchen erst mal etwas mehr über diese Legende herauszufinden", fuhr er fort. „Dazu gehen wir gleich morgen in den Pausen in die Bibliothek. Und wir müssen unbedingt herausfinden, wer der Träger der Finsternis sein soll!"
Hermione nickte. „Ja, vielleicht finden wir ja noch mehr über die Prophezeiung heraus, etwas, was uns Hinweise über den Träger geben könnte."
Valerié war froh, dass sie ihnen davon erzählt hatte. Hermione und ihre Freunde hatten ihr Glauben geschenkt und wollten zusammen mit ihr etwas unternehmen. Sie nahmen ihr das Gefühl der Hilflosigkeit.
„Was ist mit dem dunklen Mal?", fragte Ron. „Meint ihr, da gibt es einen Zusammenhang?"
Ratlose Blicke.
„Lasst uns bis morgen abwarten", winkte Hermione ab. „Dieses Herumrätseln bringt jetzt auch nichts."
„Okay", sagte Harry. „Ihr solltet sowieso jetzt gehen, gleich werden die anderen Jungs kommen" und er grinste.
„Ja", stimmte Ron ebenfalls grinsend zu. „Wer weiß, was dann für Gerüchte entstehen werden ... flotten Fünfer oder so."
Valerié und Harry lachten. Neville sah erst Ron recht betröppelt an, ehe er ins Lachen einstimmte.
„Oh, Ron!", rief Hermione und warf einen Kissen nach ihm.
Im Nu war eine wilde Kissenschlacht im Gange.
Für die nächsten Minuten verdrängten sie die bedrückte Stimmung, die sich verbreitet hatte und genossen den Augenblick.
*****
Da ist ein Ruf,
ein Ruf aus der Finsternis.
Ich höre ihn, so deutlich und klar.
Da ist ein Ruf,
ein Ruf aus der Dunkelheit.
Ich höre ihn, es zieht mich dorthin.
„Draco. Draco.
Komm her. Komm hierher.
1.1.2 Sei gemein. Sei gemein, um stark zu sein.
1.1.3 List ... Intrige ... Tücke. Traust du dich, gemein zu sein?
1.1.4 Dunkles Herz. Kein Gewissen. Keine Reue ..."
Langsam öffnete Draco die Augen. Die klare, finstere, anziehende Stimme aus dem Traum klang noch immer in seinen Ohren. „Dunkle Seele. Keine Gefühle. Keine Moral", flüsterte Draco und beendete somit den Satz aus dem Traum. Er setzte sich auf und schaute in die Dunkelheit, in der er sich immer so wohl fühlte. Ein gefährliches Lächeln umspielte seine Lippen. Und wieder spürte er plötzlich die Kette. Er holte sie hervor. Es war zu dunkel, um sie zu erkennen, aber der kleine, grüne Stein in der Mitte des Drachenanhängers funkelte. Draco glaubte einen Hauch von Blutrot darin zu sehen. Er runzelte die Stirn. Der Stein war vorher eindeutig grün gewesen. Er ließ die Kette wieder unter seinem Hemd gleiten und nahm sich vor, den Stein Tag für Tag nach Veränderungen zu untersuchen. Vielleicht war es ja doch nur Einbildung.
Er legte sich wieder hin; lächelnd. Es war kein Traum mehr. Jemand rief ihn wirklich zu sich.
*****
Valerié lag etwas zitternd in ihrem Bett und dachte über ihren Traum nach. Sie hatte wieder diese Stimme gehört. Die Stimme voller Kälte und Grausamkeit.
„Dunkles Herz. Kein Gewissen. Keine Reue. Ich rufe ihn. Ich rufe ihn zu mir.
Dunkle Seele. Keine Gefühle. Keine Moral. Er ist der Schlüssel. Er ist der Schlüssel zu dieser Welt. Er hört mich. Er beginnt zu verstehen."
Der Rufer – anscheinend Voldemort – schien langsam aber sicher Erfolg zu haben. Valerié überlegte Hermione zu wecken um es ihr zu erzählen, aber dann entschied sie sich dagegen. Das konnte sie morgen immer noch tun.
Sie schloss wieder die Augen, um zu schlafen, wissend, dass es kein Traum mehr war, sondern Wirklichkeit.
*****
Auf dem Weg zur Großen Halle erzählte Valerié Hermione, Ron, Harry und Neville von ihrem letzten Traum. Die anderen waren besorgt.
Schnell setzten sie sich an den Gryffindortisch, schlangen ihr Frühstück hinunter und eilten dann in die Bibliothek.
Auch in den Pausen suchten sie dort weiter nach Informationen über diese Legende, aber sie fanden nichts.
„Wir haben gleich Zaubertränke, wir sollten nicht zu spät kommen", sagte Neville und machte ein ängstliches Gesicht.
Seufzend unterbrachen die anderen die Suche.
„Okay, nach Zaubertränke haben wir sowieso den ganzen Nachmittag Zeit, um zu suchen", meinte Harry und die fünf machten sich auf dem Weg in den Keller.
Die anderen waren schon im Klassenraum. Nur Draco stand noch draußen auf dem Flur, begleitet von Crabbe und Goyle.
Er grinste hämisch, als er Harry sah.
„Potter, du bist mir noch ´ne Antwort schuldig!", schnarrte er.
Harry bedachte ihn mit einem kühlen Blick. „Ach ja?"
„Unser Duell im Verbotenen Wald", sagte Draco nur und grinste.
Harry blieb stehen.
„Harry, lehn´ ab!", zischte Hermione.
„Quatsch", zischte Ron ebenso zurück, „Das wär´ die Gelegenheit, Malfoy fertig zu machen!"
„Oh, sagt Bescheid, wenn ihr zu Ende diskutiert habt", hörte Harry Draco spotten.
Er sah ihn an, direkt in seine eisgrauen Augen. Sollte er oder sollte er nicht. Die Herausforderung reizte ihn, außerdem war er selbst nicht schlecht im Zaubern. Warum also nicht ... „Ja, ich nehme deine Herausforderung an", sagte er klar und deutlich.
„Harry!", rief Hermione entsetzt aus, während Ron grinste.
Draco nickte langsam, immer noch grinsend. „Samstag, um Mitternacht", sagte er und ging dann in den Klassenraum hinein, gefolgt von Crabbe und Goyle.
„Harry, wie konntest du nur! Als ob wir nicht genug zu tun hätten", schimpfte Hermione darauf los.
„Hey, Hermione, reg´ dich ab, okay", sagte Ron. „Das wird sicher lustig, Draco mag sicher schwarze Zaubersprüche drauf haben, aber Harry ist doch gut im Abwehren! Außerdem, wer weiß, ob das nicht wieder eine Falle sein soll, vielleicht will er uns austricksen, aber damit kommt er nicht weit!"
„Ihr geht da alle hin?", fragte Neville.
„Klar", sagte Ron.
„Kommt ihr auch mit?", fragte Harry Valerié und Neville.
Die zwei nickten zögernd.
Harry war schon mulmig bei der Sache, er wusste nicht, wie weit man Draco trauen konnte. Er musste vorher die Regeln klar stellen. „Dann kann ich mir auch nachher gute Abwehrzauber in der Bibliothek raussuchen", sagte er laut.
Hermione sah ihn immer noch entrüstet an. „Allerdings!" und damit rauschte sie an ihnen vorbei, in den Klassenraum.
*****
Valerié schlenderte hinter Harry, Ron, Neville und Hermione her. Sie ließ sich absichtlich Zeit, da sie versuchen wollte, einen Platz neben Draco zu kriegen.
Harry und Ron setzten sich in die letzte Reihe auf der linken Seite, Hermione und Neville hatten sich zwei Reihen vor ihnen Plätze ergattert.
Valerié schaute sich um. Die Slytherins saßen auf der rechten Seite, Draco saß mitten unter ihnen.
Schade, dachte Valerié und sie setzte sich zu Harry und Ron.
Als sie sich setzte, merkte sie, wie sich Draco zu ihr umgedreht hatte und sie ansah. Sie schaute zurück, versuchte vergeblich seinen Blick zu deuten, solange, bis sich Draco wieder nach vorne drehte.
Valerié runzelte die Stirn. Doch dann wurde sie von Harry und Ron abgelenkt.
Severus Snape erschien schließlich, etwas verspätet.
„Morgen", grüßte er kühl, als er sich vor der Klasse aufbaute und schenkte den Slytherins ein kurzes Lächeln – den Gryffindors hingegen einen finsteren Blick.
„Ah ja, mal sehen ob wir uns auch diesmal auf ein Jahr voller Abenteuer gefasst machen können, die von Möchtegern-Helden ausgenutzt werden, um mal wieder im Rampenlicht stehen zu können"; fuhr Snape mit seiner öligen Stimme fort und sah dabei Harry an.
„Hoffentlich stellt ihr euch im Unterricht etwas schlauer an als sonst", sagte er und wandte sich nun Neville zu. „Nicht wahr, Mister Longbottom?"
Neville wurde rot und sah zu Boden.
Valerié fand Snape jetzt schon unsympathisch.
„Miss Andrews?", fragte Snape nun und sah sie finster an. „Und wieder ein neuer Gryffindor. Ich hoffe, Beauxbatons hat dich gut unterrichten können."
„Da bin ich mir sicher, Professor Snape", entgegnete Valerié arrogant.
Die anderen sahen sie erstaunt an, die Slytherins grinsten schon und Valerié fragte sich, ob das ein Zeichen dafür war, dass es Ärger geben würde.
Doch Snape sah sie nur mit eine hochgezogenen Augenbraue an. „Gut", sagte er nur. Mehr nicht.
„Was?", zischte Ron perplex. „Kein Punkteabzug für diesen arroganten Ton?"
Seamus, der mit Dean eine Reihe vor ihnen saß, drehte sich um und grinste. „Wahrscheinlich hat Val noch Schonfrist."
Valerié musste auch grinsten und stieß Seamus spielerisch an. „Ja, ja, wahrscheinlich."
„5 Punkte Abzug für Unaufmerksamkeit", hörten sie plötzlich Snapes Stimme durchdringen und sie schauten auf.
Snape sah fies lächelnd zu ihnen hinüber. „Und zwar für Jeden ... Mister Weasley, Mister Finnigan, Mister Potter und Miss Andrews."
Was, wieso Harry, dachte Valerié perplex und schon sprach sie es aus. „Harry hat doch gar nichts gemacht!"
Harry stieß sie von der Seite an. „Lass es!"
„Miss Andrews, zweifeln Sie etwa an meinen pädagogischen Fähigkeiten?", fragte Snape langsam.
Alle sahen Valerié an. Sie merkte, wie Draco grinste.
„Nein, Sir", antwortete sie ruhig.
Snape nickte zufrieden.
„Ich finde nur, dass es bessere Möglichkeiten gibt, die Aufmerksamkeit der Schüler zu erhalten."
Und wieder starrten sie alle an.
Valerié konnte die Spannung geradezu fühlen.
„Val! Was tust du da?", hörte sie Harry zischen. Das fragte sie sich gerade auf.
„Wie bitte ...", zischte Snape und sah sie mit gefährlich funkelnden Augen an, während er sich ihr näherte. „Merken Sie sich, dass ich so unterrichte, wie ich es für das Beste halte und Sie sollten sich angewöhnen, nur dann zu sprechen, wenn Sie gefragt werden!"
„Aber ich habe Ihnen doch nur auf ihre Frage geantwortet"; empörte sich Valerié.
„Miss Andrews ..." Snapes Stimme war nun ganz leise. Er hatte sich vor Valerié aufgebaut und sah bedrohlich zu ihr hinab. „Ich ziehe Gryffindor 30 Punkte für Ihre Respektlosigkeit ab. Ihre Mitschüler können sich nachher dafür bei Ihnen bedanken. Und für jede weitere Bemerkung, die nichts mit Zaubertränke zu hat, ziehe ich den Gryffindors weitere 30 Punkte ab! Ist das klar?!"
Valerié entschied sich für Resignation. „Ja, Sir", murmelte sie.
Snape schlenderte wieder nach Vorne.
„Das war mutig!", flüsterten Ron und Seamus bewundernd und grinsten Valerié an. Die 30 Punkte Abzug schien ihr niemand übel zu nehmen.
„Was sagt euch der Illusionstrank?", fragte Snape.
Hermiones Arm schnellte in die Höhe, aber Snape ignorierte sie. „Weiß das niemand?"
„Miss Andrews?"
„Ehm ... ein Trank, wodurch man sich gewisse Dinge einbildet", antwortete Valerié.
„Richtig", sagte Snape und er schien etwas enttäuscht zu klingen. „Sieht man willkürlich irgendwelche Dinge oder kann man das festlegen?", fragte er sie weiter.
Hermiones arm fuchtelte immer noch der Luft herum.
„Man kann es festlegen", sagte Valerié.
„Wie?" wollte Snape wissen.
„Durch zusätzliche Zaubersprüche, die mir aber nicht bekannt sind", entgegnete Valerié ruhig.
„Nun, das werdet ihr bei mir noch lernen", meinte Snape. „Weiß noch Jemand etwas über diesen Trank?"
„Ja, ich, Sir", stieß Hermione schließlich hervor.
„Irgendwer anders?", fragte Snape stattdessen.
Draco hob schließlich lässig die Hand.
„Mister Malfoy?"
„Die Wirkung des Trankes hält eine halbe Stunde an und verfliegt dann von selber"; sagte Draco gelangweilt.
„Gut", lobte Snape und gab Draco dafür 5 Punkte.
Valerié war verblüfft vor so viel Ungerechtigkeit.
Hermiones Hand war immer noch oben.
„Ja, was ist, Miss Granger?", wandte sich Snape ihr endlich zu.
„Für den Trank braucht man nicht viele Zutaten," sprudelte Hermione hervor, „Es reichen-"
„Das, Miss Granger, wird die Klasse gleich von mir erfahren", unterbrach Snape sie barsch.
Er hielt der Klasse nun einen Vortrag über die Zutaten und Mischung des Trankes und erklärte ihnen, wie man ihn zuzubereiten hatte.
„So, den Unterricht müssen wir heute vorzeitig abbrechen", sagte er nach seinem Vortrag. „Den Trank werden wir uns in den nächsten Stunden zusammenmixen."
Überrascht und erfreut strömten sie aus dem Klassenraum. Es gab noch nicht einmal Hausaufgaben.
„Kommt, lasst uns in die Bibliothek", sagte Valerié zu Harry, Hermione, Ron und Neville.
Sie gingen wieder in die Bibliothek und suchten. Bereits nach zehn Minuten gab Harry auf. „Das ist Zeitverschwendung. Wir warten auf heute Nacht und schleichen uns dann in die verbotene Abteilung. Dort finden wir garantiert etwas!"
„Mit deinem Tarnumhang?", fragte Neville
„Du hast einen Tarnumhang?", fragte Valerié erstaunt.
Harry nickte grinsend. „Ja. Allerdings kann ich nur höchstens zwei mitnehmen."
„Ich trau´ mich nicht", lehnte Neville ab.
„Macht ihr drei das ruhig", sagte Valerié, abwechselnd zu Harry, Ron und Hermione schauend.
„Okay", meinte Harry. „Übt ihr mit mir nun für das Duell?"
„Klar", lachte Ron und Hermione nickte.
Den ganzen Nachmittag verbrachten sie damit, mit Harry Abwehr- und Angriffszauber zu üben. Es klappte ganz gut und Valerié fühlte sich wohl in dieser Gesellschaft.
*****
Draco war nach draußen gegangen, als er einen Brief von seinem Vater erhalten hatte. Er wollte ihn ungestört lesen. Rasch lief er hinunter zum See und öffnete den Brief.
Mein Sohn, wieso interessiert dich diese Familie? Sie ist zwar stolz auf ihre Reinblütigkeit, aber sie gehören nicht zu uns. Nimm´ dich in Acht vor Valerié Majella Andrews und lasse dich niemals von Schönheit blenden. Dein Vater.
Draco runzelte die Stirn. Na toll, viel hatte er ja nicht erfahren. Lasse dich niemals von Schönheit blenden ... das tat er nie. Aber hatte sich sein Vater mal von Schönheit blenden lassen? Draco seufzte, vernichtete den Brief und ging zurück.
*****
Endlich war es soweit. Harry, Ron, Hermione, Valerié und Neville haben fieberhaft darauf gewartet, dass alle ins Bett gingen. Sie trafen sich im Gemeinschaftsraum.
„Wir warten hier", wisperte Valerié.
Harry nickte. „Bis nachher:"
Er, Hermione und Ron kletterten durch das Portraitloch. Draußen versteckten sie sich unter den Tarnumhang. Sie schlichen zur Bibliothek, in die Verbotene Abteilung. Harry riss den Tarnumhang herunter.
„Okay, lasst uns trennen und alles absuchen", schlug Hermione leise vor.
Harry und Ron nickten.
„Lumos", flüsterte Harry, als er begann, die Regale zu durchstöbern.
„Und, habt ihr schon was gefunden?", hörte er Ron nach einer Weile fragen.
„Nein", antwortete er.
„Sshh, seid leise", wisperte Hermione.
Harry musste grinsen. Doch dann wurde er plötzlich aufmerksam. Alte Legenden – hastig zog er das Buch heraus und schlug es auf. Er suchte im Inhaltsverzeichnis und fand, wonach er suchte. „Ich hab was gefunden!", rief er.
„Schrei´ nicht so", zischte Hermione, während sie mit Ron zu Harry eilte.
„Echt, zeig´ mal", wisperte Ron aufgeregt.
Harry schlug die Seite auf. Die alte Legende der Finsternis. Er und Ron wollten es durchlesen, aber Hermione schnappte sich das Buch und schlug es zu. „Wir müssen es noch nachher zurückbringen. Lesen können wir es auch im Gemeinschaftsraum mit Val und Neville", sagte sie energisch.
Harry seufzte und stieß Ron an, der schon den Mund geöffnet hatte, um zu protestieren.
„Nox", flüsterten er und Hermione und Ron gab nach. Unter dem Tarnumhang versteckt hasteten sie stolpernd wieder zurück.
Valerié und Neville stürzten auf sie zu, als sie durch das Portraitloch geklettert kamen.
„Und, habt ihr was gefunden?", fragte Valerié aufgeregt.
„Ja, Harry hat ein Buch gefunden", antwortete Hermione und lief schnell zu einem der Tische. Die anderen folgten ihr rasch und setzten sich. Im Licht einer Kerze schlug Hermione das Buch auf und las leise daraus vor.
„Die alte Legende der Finsternis – Es gab schon immer einen Kampf um die Macht zwischen Gut und Böse. Während das Gute nach einem Mächtegleichgewicht strebte, verlangte die Finsternis die unendliche Macht. Es gibt eine Legende, aus längst vergangenen Zeiten, die besagt ... Irgendwann wird Jemand geboren, der das Herz der Finsternis trägt. Nur er trägt den Schlüssel zur dunklen Welt.. Er ist der Erbe jener Welt. Unwissend darüber schläft sein Erbe in ihm, doch wenn er erwacht und das Tor zur Finsternis öffnet, wird Dunkelheit über uns herrschen. Finsternis, Kälte, Hass; Verrat, Macht, Ungerechtigkeit; List, Intrige, Tücke werden seine Boten - dunkles Herz, kein Gewissen, keine Reue; dunkle Seele, keine Gefühle, keine Moral werden seine Eigenschaften sein. Die dunklen Mächte werden durch ihn die Kraft besitzen, zu siegen. Wenn er dunkle Träume träumt, wenn er gerufen wird, ist die Zeit gekommen. Die dunklen Mächte werden versuchen, ihn zu locken. Ein schwarzer Magier, wieder zurückgekehrt, wird ihn lehren, ihn erwecken. Sobald sein Erbe erwacht, wird die Finsternis kurz vor der unendlichen Macht stehen. Und es gibt nur eine einzige Hoffnung. Hoffnung wird es dort geben, wo die Dunkelheit ihre Schwächen zeigt. Und nur, wenn man sie richtig nutzt, kann man das Unheilvolle ungeschehen machen. Doch an wen es liegen wird, ist ungewiss ..."
Stille.
Harry konnte sehen, wie Neville vor Angst zitterte.
„Verdammte scheiße", murmelte Ron. Er war blass. „Das klingt gar nicht gut."
Harry dachte fieberhaft nach. „Die dunklen Träume haben also jetzt eingesetzt. Im Prinzip wissen wir aber nur, dass Valerié diesen Traum nur durch ihre Gabe träumt", fasste Harry zusammen. „Wer ihn wirklich träumt, wissen wir nicht. Es ist anzunehmen, dass Voldemort mit Ein schwarzer Magier, wieder zurückgekehrt gemeint ist. Und wenn der, der gerufen wird, erwacht, dann ... also, dann haben wir wirklich Probleme."
Hermione sah ihn an. „Sollten wir nicht zu Dumbledore gehen?"
„In der Legende wird ein Teil dessen zitiert, was ich geträumt habe", sagte Valerié, Hermiones Frage ignorierend.
Ron nickte. „Der Beweis, dass es sich um diese Legende handelt."
„Ich finde auch, dass wir zu Dumbledore gehen sollten", meinte Neville angsterfüllt.
Harry war unschlüssig. Morgen würde er Sirius treffen, er fände es besser, es erst seinem Paten zu erzählen. Er überlegte rasch, ob er Valerié und Neville über Sirius erzählen konnte – sie vertrauten ihm ...mit dieser Legende und den dunklen Träumen hatten sie ein gemeinsames Geheimnis ... er hatte keinen Grund, ihnen nicht zu vertrauen. „Morgen – also, morgen Abend treffe ich Sirius", sagte er.
„Sirius BLACK???", keuchte Neville erschrocken.
„Hey, Neville, reg´ dich ab, der ist in Ordnung", versuchte Ron ihn zu beruhigen.
„Ist das nicht ein Mörder?", fragte Valerié. „Und so einer soll in Ordnung sein?"
„Das ist eine längere Geschichte", meinte Harry. „Aber Sirius ist kein Mörder, er ist unschuldig. Hörst du, Neville, er ist unschuldig, Peter Pettigrew lebt noch, er war es, der meine Eltern verraten hat. Pettigrew hat Sirius die Schuld angehangen. Doch solange wir nicht beweisen können, dass Sirius unschuldig ist, darf niemand wissen, wo er sich aufhält!"
Neville nickte verwirrt. Aber Harry sah es ihm an, dass er ihm glaubte.
„Ich muss nicht alles verstehen, oder", hörte er Valerié sagen.
Er musste grinsen. „Nein. Ist recht kompliziert. Sirius ist mein Pate und ich treffe ihn morgen mit Ron und Hermione. Ich finde es besser, wenn wir ihm erst mal davon hier erzählen, ehe wir zu Dumbledore gehen. Mal sehen, was er dazu sagt."
Die anderen stimmten zu.
„Wollt ihr mitkommen?", fragte Harry Neville und Valerié.
Doch beide schüttelten den Kopf.
Neville hatte sicher zu viel Angst – aber Valerié?
„Ich bin mir sicher, du siehst ihn nicht all zu oft" sagte sie nur als Begründung und lächelte.
Harry verstand. Sie wollte als Fremde kein Störfaktor sein.
„Und was ist mit dem Duell?", fragte Neville.
„Das ist ja erst um Mitternacht", antwortete Ron. „Mit Sirius treffen wir uns um neun."
„Ich ... ich weiß nicht, ob ich zum Duell mitkommen soll", wandte Neville ein.
„Das musst du ja auch nicht", beruhigte ihn Hermione.
„Ich finde aber auch, ihr solltet nicht dahingehen", fuhr Neville fort. „Wenn ihr erwischt werdet, werdet ihr eine Menge Ärger kriegen und uns werden viele Punkte abgezogen."
„Neville!", sagte Ron eindringlich. „Das ist eine Frage der Ehre, Harry muss dahin!"
Neville sagte nichts mehr, sah sie aber unzufrieden und ängstlich an.
„Kommt, wir müssen das Buch zurückbringen", sagte Hermione. „Eigentlich reicht es ja auch, wenn nur ihr beide geht", fügte sie mit einem Blick auf Ron und Harry zu.
„Yo, geht klar", meinte Ron und sprang auf.
Er und Harry nahmen das Buch und kletterten durch das Portraitloch hinaus.
*****
Zur gleichen Zeit befand sich Draco in der Verbotenen Abteilung und suchte nach dem Buch Alte Legenden. Ärgerlich stellte er fest, dass es sich schon jemand ausgeliehen hatte. Nur ... wer interessierte sich plötzlich für dieses Buch?
*****
„Wir warten jetzt also ab, was dieser Sirius dazu sagen wird?", fragte Valerié Hermione. Sie saßen noch im Gemeinschaftsraum und warteten auf Harry und Ron.
Hermione nickte. „Ja, das wäre das Beste. Wir wissen jetzt, wie gefährlich dieser Jemand sein kann, aber wir können nichts tun, ehe wir nicht wissen, wer es ist. Mal sehen, was Sirius dazu sagt."
„Wenn er auch nicht weiter weiß, sagen wir es Dumbledore, oder", meinte Neville. „Heftig, dass Sirius Black so lange unschuldig in Askaban saß."
„Ja, dann sollten wir auf jeden Fall zu Dumbledore gehen", antwortete Hermione. „Vor allem, weil wir nicht wissen, wer dieser Jemand sein soll."
„Eben, es könnte Snape sein, es könnte Obscuri sein oder irgendeiner, auf den wir nie kommen würden ...", fügte Valerié hinzu und Neville nickte, mit einem sorgenvollen, ängstlichen Ausdruck in den Augen.
*****
Draco hörte etwas. Instinktiv flüsterte er „Nox" und das Licht an der Spitze des Zauberstabes erlosch. Er wartete im Dunkeln und lauschte. Wieder hörte er etwas. Ein Wispern. Er versteckte sich hinter einem Regal.
*****
„Lumos", flüsterte Harry und riss gleichzeitig den Tarnumhang herunter. Licht erfüllte die Verbotene Abteilung.
„Lumos", sagte nun auch Ron.
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Potte und Weasley, dachte Draco erstaunt und wütend. Was machten die denn hier! Und dieser Trottel hatte ja auch noch seinen Tarnumhang!
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Harry wollte gerade das Buch wieder in das Regal tun, als er etwas aus den Augenwinkeln sah. Er wirbelte herum.
Jemand trat hervor.
Harry hörte Ron vor Überraschung aufkeuchen.
„Ach ... Potter und das Wiesel", sagte Draco spöttisch.
„Malfoy!", rief Harry erstaunt aus. Was wollte der denn hier?!
„Tz, tz, tz, was habt ihr denn hier verloren, hm?", fuhr Draco im gleichen Tonfall fort.
„Das könnten wir dich auch fragen, du Scheißkerl!", fuhr Ron ihn laut an.
Draco lächelte kühl. „Brüll´ noch lauter, Weasley, ich glaube, dich haben noch nicht alle gehört", schnarrte er.
Dracos Aufmerksamkeit zog sich nun auf das Buch. Er musterte es.
„Was habt ihr denn da?", fragte er.
„Geht dich nichts an!", herrschte Harry ihn an. Er war ärgerlich. Wieso mussten sie, verdammt noch mal, ausgerechnet jetzt auf Draco stoßen.
„Accio", sagte Draco plötzlich leise und das Buch riss sich aus und schwebte zu Draco.
„Hey!", zischte Ron erbost aus und wollte sich auf Draco stürzen, aber Harry hielt ihn zurück. Besser, Draco weiß, welches Buch sie sich ausgeliehen haben, als wenn sie sich prügelnd an einem Ort, an dem sie nicht sein durften zu einer Zeit, zu der sie im Bett liegen sollten erwischt werden.
„Alte Legenden", las Draco vor. „Interessant."
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Sieh an, sieh an, dachte Draco. Er war überrascht, zeigte es aber nicht. Was wollten sie mit dem Buch??? Wussten sie von der Legende der Finsternis oder ging es hier um eine andere ... Er wurde misstrauisch, zeigte dies aber ebenso wenig.
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Wenn er überrascht war, so zeigte er es nicht. Harry beobachtete Draco ganz genau. Aber ihm fielen keinerlei Gefühlsregungen auf.
Draco warf das Buch zu Harry. „Hier", sagte er träge.
Rasch fing Harry das Buch auf. „Und, was suchst du hier?", fragte er.
„Geht euch nichts an", wies ihn Draco kalt zurecht.
Ron wollte sich daraufhin wieder auf ihn stürzen, aber Harry hielt ihn wieder zurück.
„Lass´ das", zischte er Ron zu.
Er sah, wie sich ein belustigter Ausdruck auf Dracos Gesicht breit machte.
„Wir gehen dann jetzt wieder", meinte Harry.
Schnell stellte er das Buch wieder zurück ins Regal. Dann zerrte er Ron mit sich mit. Außer Dracos Sichtweite flüsterten die beiden „Nox" und hasteten unter dem Tarnumhang zurück.
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Draco hatte nichts mehr gesagt gehabt. Er starrte Harry und Ron nur finster hinterher. „Lumos", flüsterte er schließlich und holte das Buch wieder aus dem Regal. Er schlug die Seite auf, wo die alte Legende der Finsternis beschrieben wurde und las es sich aufmerksam durch. Er vergaß Harry und Ron, lächelnd stellte er das Buch wieder zurück. „Nox", flüsterte er und schlich davon.
*****
Harry und Ron kletterten hastig durch das Portraitloch. Die anderen hatten auf sie gewartet.
„Ihr ahnt nicht, wen wir gerade in der Verbotenen Abteilung getroffen haben!", stieß Harry hervor.
„Wen?", fragten Valerié und Neville fast gleichzeitig.
„Ihr habt euch erwischen lassen?", rief Hermione besorgt.
„Draco Malfoy! Wir haben Malfoy getroffen!", sprudelte Ron hervor.
„Was?", fragte Hermione perplex. „Und, was war??"
„Wir wollten gerade das Buch zurückstellen, da sahen wir ihn. Er hat uns das Buch weggenommen, hat aber nichts dazu gesagt", erzählten sie durcheinander.
„Verdammt!", fluchte Valerié.
„Ist doch nicht so schlimm, da stehen tausende von Legenden drin", beruhigte Harry sie. „Er weiß doch gar nicht, wegen welcher Legende wir das Buch hatten."
„Und weswegen war er dort?", fragte Hermione.
„Das hat er natürlich nicht gesagt", antwortete Ron. „Er war mal wieder so scheiße arrogant, ich hätte ihn echt so in die Fresse schlagen können!"
Hermione sah ihn missbilligend an. „Dann hätte man euch erwischt, Dummkopf."
Harry grinste. Ron wollte gerade eben empört etwas entgegnen, als Neville aufstand.
„Ich gehe schlafen. Gott, bin ich müde."
Die anderen nickten. Sie sagten sich gute Nacht und gingen ins Bett.
*****
Als Draco sich hinunter schlich, hatte er Glück. Filch war nirgendwo. Rasch lief er geschmeidig wie eine Katze in die alten Kerker. Vor der Tür zu den Slytherinräumen blieb er stehen und wollte das Passwort sagen.
„Sie sind gut", hörte er plötzlich eine ölige Stimme.
Draco wirbelte herum, stieß gleichzeitig „Lumos" hervor und starrte sein Gegenüber an.
Professor Snape stand lässig an der Wand gelehnt und musterte Draco belustigt.
„Professor Snape", ächzte Draco hervor.
„Sie sind gut", wiederholte Snape.
„Worin?", fragte Draco etwas verwirrt. Innerlich verfluchte er sich für seine Unaufmerksamkeit. Wieso hatte er Snape nicht schon eher bemerkt!
„Herumschleichen", antwortete Snape. „Noch nicht einmal Filch hat es bemerkt."
Draco beobachtete Snape. Machte er sich lustig? Nein, er schien es ernst zu meinen. „Na, anscheinend ja doch nicht gut genug, sonst wäre es Ihnen nicht aufgefallen", entgegnete Draco.
Snape lächelte kühl. „Es war wohl Zufall", gab er zu. „Darf ich fragen, wieso Sie nachts durch Hogwarts schleichen?"
„Ähm, ich ... ich war in der Bibliothek", entschied sich Draco für die Wahrheit.
„In der Verbotenen Abteilung, nehme ich an."
„Ja. Es gibt dort manchmal interessante Bücher", sagte Draco. „Gibt es Punkteabzug?", fragte er noch und versuchte vom Thema abzulenken.
Snape löste sich von der Wand und trat einen Schritt auf Draco zu. „Nein. Gehen Sie schnell ins Bett und schleichen Sie nicht wieder nachts durch Hogwarts."
„Ja, Professor. Danke!" und Draco beeilte sich, das Passwort zu sagen und in die Slytherinräume zu verschwinden. Noch mal Glück gehabt.
*****
Snape sah nachdenklich die Tür an, hinter der Draco verschwunden war. Der Junge barg Geheimnisse, von denen er wahrscheinlich selber noch nicht einmal wusste, dachte Snape. In den dunklen Reihen dichteten sich die Gerüchte, dass Draco der Schlüssel zur endgültigen Herrschaft der Finsternis sei. Lucius war natürlich verdammt stolz drauf. Beweise dafür, dass Draco es wirklich war, gab es aber keine. Voldemort war sich sicher, dass es Draco war. Das hatte Snape heute nacht erfahren gehabt. Er kam gerade von einem Treffen mit einem Todesser wieder, als er gesehen hatte, wie sich Draco nach oben geschlichen hatte.
Wie stark der Junge wohl sein würde, wenn die Zeit gekommen ist, fragte sich Snape. Dann ging er den Flur hinunter zu seinem Schlafraum.
*****
Ron, Hermione, Valerié und Neville übten den ganzen Samstag über mit Harry Zaubersprüche für das Duell oder spekulierten über die Legende. Sie versuchten, die Zeit bis Abends totzuschlagen. Den Aufsatz für Obscuri hatten sie auch fertig geschrieben. Hermione hatten die Hausaufgaben der Gryffindors zu Obscuri gebracht.
Endlich war es acht Uhr. Zusammen mit den anderen Schülern gingen sie nach Hogsmeade.
Zunächst wurde Valerié Hogsmeade gezeigt. Valerié war ganz begeistert.
Dann war es neun Uhr.
„Okay, wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum", sagte Harry zu Valerié und Neville.
Die zwei nickten und verabschiedeten sich. Während sie zu Rosmerta gingen, um Butterbier zu trinken, eilten Harry, Ron und Hermione zur Heulenden Hütte.
Sie überzeugten sich, dass sie niemand beobachtete und gingen hinein.
Oben in der Hütte wartete ein schwarzer Hund auf sie.
„Sirius", rief Harry erfreut aus.
Der Hund verwandelte sich in Sirius. Er hatte sich deutlich verändert – zum Positiven. Er wirkte frisch, gesund, lebensfroh. Er lachte glücklich, als er Harry und dann Ron und Hermione umarmte.
„Ihr seht ja richtig toll aus", sagte er.
„Na, du aber auch", kicherte Hermione.
Die Spuren von Askaban waren nicht mehr in seinem Gesicht und an seiner Haltung zu erkennen. Nur in seinen Augen, fiel Harry auf. In Sirius schwarzen Augen sah er noch Schmerz und etwas, was man wohl nur empfinden konnte, wenn man Askaban erlebt hatte; Harry konnte es zumindest nicht deuten. Dieser Ausdruck würde wohl nie verschwinden.
„Wie geht es euch?", hörte er Sirius Stimme.
„Ganz gut", sagten Ron und Hermione gleichzeitig.
Sie redeten eine Weile über Schule, Lehrer, ganz besonders über Obscuri, den Sirius nicht kannte, und über Sirius derzeitige Situation.
Schließlich fingen sie an, ihm alles über die Legende zu erzählen. Sirius´ Gesicht wurde eindeutig blasser und ein besorgter Ausdruck erfüllte seine Augen.
„Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte Harry. „Wir wissen noch nicht einmal, wer es sein könnte. Weißt du es?"
Sirius schüttelte den Kopf. „Woher? Aber ... wenn die Legende wahr werden würde, würde es die ganze Welt verändern."
„Und nun?", fragte Hermione. Ihre Stimme zitterte etwas.
„Ihr solltet es gleich morgen früh Dumbledore sagen", meinte Sirius. „Das wäre das einzig Richtige. Übrigens glaube ich eigentlich nicht, dass Obscuri es sein könnte. Wenn er es sein könnte, so wüsste es doch zumindest Dumbledore davon, oder? Und dann hätte er ihn nicht eingestellt."
„Vielleicht ja doch, weil man ihn so besser unter Kontrolle hat", wandte Ron ein.
„Um das Leben Dutzender Schüler vorzeitig aufs Spiel zu setzen?", entgegnete Sirius. „Nein, das glaube ich nicht."
„Und Snape?", fragte Harry.
„Auch nicht. Das traue ich ihm einfach nicht zu und auch hier wäre es der gleiche Fall wie mit Obscuri. Snape wäre nicht Professor an dieser Schule."
„Aber wer dann? Wenn Val die Träume spürt, muss es jemand aus Hogwarts sein!", sagte Hermione.
Sirius seufzte. „Entweder es kämen wirklich Snape oder Obscuri in Frage und es steckt ein abgekartetes Spiel seitens Dumbledore dahinter oder aber es ist einer der Schüler ..."
„Malfoy?!", stieß Ron hervor. „Natürlich! Es ist Malfoy!"
„Ein Schüler?", zweifelte Hermione. „Kann derjenige denn so jung sein? Man braucht doch Erfahrung und Übung mit den dunklen Kräften!"
„Ja, eigentlich schon", stimmte Sirius zu. „Aber derjenige trägt das Herz der Finsternis. Er wäre finster, so oder so, auch, ohne es zu wollen. Was nicht heißen muss, dass es wirklich Draco ist ... es kann auch Jemand anders sein, vielleicht jemand, der sich mehr im Hintergrund aufhält?"
„Wieso sollte es nicht Malfoy sein?", fragte Ron.
„Sirius meint, weil die Lösung dann ja recht einfach wäre", antwortete Harry.
„Aber Malfoy würde wirklich passen", beharrte Ron.
„Sein Vater mag ein dunkler Zauberer sein", sagte Sirius, „Aber Narcissa ..."
„Sie etwa nicht?", wunderte sich Hermione.
„Damals in Hogwarts wirkte sie nie so, wisst ihr", erzählte Sirius. „Sie war immer fröhlich und nett. Niemand verstand, wieso sie plötzlich mit Lucius ging."
„Vielleicht unterliegt sie unter dem Imperiusfluch", überlegte Harry.
„Dagegen muss man aber schnell etwas tun", rief Hermione erschrocken. „Kann man überhaupt so lange unter einem Imperiusfluch stehen?"
„Vielleicht hat sie ja dann im Nachhinein ihre Meinung geändert, so dass er nicht mehr nötig war", meinte Sirius.
„Muss dieser Träger der Finsternis denn Eltern als dunkle Zauberer haben?", fragte Harry.
„Das weiß ich auch nicht", sagte Sirius. „Es wäre logisch."
Er sah die drei an. „Ich muss jetzt wieder gehen. Ich treffe mich noch mit Remus."
"Oh, wie geht es ihm?", fragte Harry.
„Gut."
„Grüße ihn von uns", sagte Hermione.
„Ja, wir hätten ihn gerne als Prof wieder zurück", fügte Ron hinzu.
Sirius grinste. „Werde ich ausrichten." Dann wurde er wieder ernst. „Geht morgen direkt zu Dumbledore, versprochen?"
„Versprochen", sagten Harry, Ron und Hermione gleichzeitig.
„Ihr könnt mir dann ja schreiben, aber erwähnt keine Namen."
„Ja, ist okay", versprach Harry.
Sie verabschiedeten sich herzlich von ihm und gingen zurück.
Harry hatte Sirius nichts vom Duell erzählt, das würde er tun, wenn er es hinter sich hatte. Sirius hätte sich sonst nur unnötig Sorgen gemacht, wenn er wüsste, dass es im Verbotenen Wald stattfinden würde.
„Noch eineinhalb Stunden bis Mitternacht", sagte Hermione, als sie die Eingangshalle betraten.
Harry nickte.
„Mensch, ich kann´s immer noch kaum glauben, dass wir gleich im Verbotenen Wald sind", meinte Ron. „Boah, bin ich aufgeregt!"
„Na, und ich erst", murmelte Harry.
