Living next to you (Teil 2)



Während er ihren Hals küßte, streifte Athos mit der rechten Hand Renée´s Hemd über die Schulter, so dass es noch mehr preisgab, als es verdeckte. Langsam folgten seine Lippen seiner Hand. Er konnte ihre Finger spüren, wie sie zärtlich mit seinen, fast schwarzen, Haaren spielten. Das Feuer des bereits sterbenden Kamins hüllte beide in ein schwaches Licht. Seine Hände glitten an ihren Armen entlang, bis er ihre Hände erreicht hatte. Währenddessen bedeckte er ihr Schlüßelbein mit Küssen, nein, es waren keine Küsse, mehr ein Hauch einer Berührung, doch es reichte, um Renée den Verstand zu rauben. Die leisen Seufzer, die teilweise an sein Ohr drangen, waren ihm Beweis genug dafür. Und sie waren gleichzeitig auch Anreiz für ihn, weiter zu machen.

Gerade hatte er ihren Körper von diesem Hemd "befreit", da hört er, wie aus der Ferne, Renée´s Stimme. ".....Olivier!"

"Monsieur! Träumst du schon wieder? Oder sind dir bloß die Finger eingeschlafen"

Olivier, das war sein richtiger Name. Er hatte ihn ihr schon vor einiger Zeit preisgegeben. In diesem Moment wünschte Athos jedoch, es nicht getan zu haben. Er sah sie mit verschlafenen Augen an, bis er plötzlich bemerkte, wie nah sie ihm in diesem Moment eigentlich war. Er wurde rot. 'Wenn sie Gedanken lesen könnte, würde sie mir jetzt den Schädel zertrümmern.' In letzter Zeit wurde es immer schwerer für ihn, sich die Wohnung mit ihr zu teilen. Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er sich nicht mehr unter Kontrolle hätte. Dafür sorgte sie. Fast, als würde sie es provozieren.

-"Tut mir leid, ich muß wohl eingenickt sein."

"Macht ja nichts. Trotzdem Danke." Spontan küßte sie ihn, wenn auch nur auf die Wange. "Und nächstes Mal kannst du ruhig ein bischen kräftiger zupacken, das war ja mehr ein Streicheln."

-'...nächstes Mal?'

"Du solltest dir wirklich was anziehen, nicht dass du ausfällst."

"Meine Güte, du tust ja fast so als könntest du es nicht ertragen, mich so zu sehen. Ist es denn wirklich so schlimm?"

-'Schlimm ist nun wirklich das falsche Wort. Atemberaubend trifft es da schon eher. Wenn ich nicht wüßte, dass du erst 16 bist......16! Gott, was mache ich hier eigentlich?! Die Kleine ist überhaupt nicht mein Alter....Wie kann ich überhaupt nur auf solche Gedanken kommen??' Athos war aufgesprungen und zur Wohnungstür gegangen. Gerade, als er sich seinen Mantel überwerfen und die Wohnung verlassen wollte, stand sie vor ihm.

"Wo willst du denn hin?"

-"Zu....Porthos..."Er versuchte, so schnell wie möglich eine glaubhafte Ausrede zu finden, doch insgeheim wußte er, dass sie ihm nicht glaubte. Ihr Blick sprach Bände.

"Porthos...um die Zeit...bei dem Wetter?! Also gut, was ist los? Was hab ich getan?"

-"Nichts, es ist nur.....ach egal." Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihm zu.

'Na klasse. Nichts....pah...wer´s glaubt wird seelig. Da ist doch gewaltig was faul. Wenn ich nur wüßte, was..'

Die Glocken von Notre Dame schlugen 12 und Athos war immer noch nicht zurück. 'Wer weiß, wo der sich rumtreibt. Kann mir ja eigentlich egal sein. Immerhin ist er alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.' Mit diesen Worten ging sie schlafen, in der Hoffnung, dass sie Recht behielt.

Sie sollte Recht behalten. Am nächsten Morgen wartete er schon im Hauptquartier auf sie. Er hatte die ganze Nacht dort verbracht und mit Kapitän de Treville geredet. Es war ihm anzusehen.

Seine Uniform hing immer noch über einem Stuhl im Gästezimmer, in dem er sich gerade für den Dienst fertig machte. Aramis schloß leise die Tür hinter sich, um ihn nicht zu stören. Da stand er also, mit dem Rücken zu ihr und nichts weiter an als einer Unterhose, beschienen von der morgendlichen Sonne, die sich vor einiger Zeit durch die Wolken geschoben hatte. Hier und da schimmerten Narben, jede einzelne eine Erinnerung. Einige klein, einige größer.

Als sie bemerkte, dass sie ihn unentwegt anstarrte, erschrak sie. Und, als hätte er es bemerkt, drehte Athos sich um, um sie seinerseitz entsetzt anzustarren. Er hatte sie nicht eintreten hören.

So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihre Augen nicht von diesem durchtrainierten Körper lösen, er schien sie förmlich festzuhalten.

"Ich...hab gehört...du willst mit mir reden?"

Schwer zu sagen, wem von beiden die Situation unangenehmer war. Sie hatte ihn nie zuvor ohne seine uniform gesehn. Er stand immer vor ihr auf, weckte sie erst, wenn er angezogen war und ging erst nach ihr schlafen.

-"Ja..em...Kapitän de Treville hat mir erzählt, das er eine Wohung für dich gefunden hat. Ziemlich in der Nähe des Hauptquartier, also mußt du morgens nicht mehr so weit laufen." Er lachte. Es hatte sich vom ersten Tag an nicht geändert, dass sie nicht laufen wollte.

-"Er meinte, du könntest nächste Woche einziehen, natürlich nur, wenn du willst."

Renée konnte nicht glauben, was sie dort gerade hörte. Er wollte sie wirklich loswerden, vor die Tür setzen.

"Willst du auf einmal doch wieder in deinem Bett schlafen? Ich habe dir gesagt, dss ich kein Problem damit habe, wenn wir es uns teilen..."

-"Darum geht es doch gar nicht..."

"Ach nein, worum dann? Du weichst meinen Fragen aus, verschwindest mitten in der Nacht, ohne mir einen Grund zu nennen, bleibst die ganze Nacht weg, ich komme fast um vor Angst und am nächsten Morgen stehst du hier und sagst mir, dass du mich rausschmeißt. Nenn mir einen vernünftigen Grund warum?"

-"Nicht ganz so laut, du weißt, die Wände haben hier Ohren!"

"Um es mit euren Worten zu sagen: Das ist mir scheißegal. Ich will eine Antwort. Und zwar klar, deutlich und sofort. Ich höre?!"

Athos wollte gerade ansetzen, als Porthos in der Tür stand.

-"Man könnte ja meinen, hier ist ein altes Ehepaar am Fetzen. Was gibts denn, das du dich so aufregst?"

"Geht dich nichts an!"

Über den harschen Tonfall seines sonst so sanften Freundes entsetzt, blickte er fragend zu Athos. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern, drehte sich um und zog sich an.

"Fein, ignorier mich. Also Porthos, was willst du?"

-"Der Kapitän schickt mich. ich soll dir sagen, dass du in 5 Minuten in seinem Büro sein sollst..... Ach übrigens, die Jungs tuscheln schon." Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, erntete aber prommt einen Hieb mit dem Ellenbogen.

-"Meine Güte, wer ist dir denn heut morgen über die Leber gelaufen?"

Aramis, immer noch tobend, machte auf dem Absatz kehrt und schmiß die Tür hinter sich zu. Ruhe. Bis ein einzelnes "Schnauze" auf dem Flur zu hören war.

-"Also, was hast du mit dem Kleinen angestellt, dass er keift wie meine Mutter?"

-"Ich habe ihm lediglich gesagt, dass er demnächst wohl ausziehen wird."

-"Und wahrscheinlich auf deine charmant unsensible Art, oder?"

-"Was soll das denn jetzt wieder heißen. Auf wessen Seite bist du eigentlich?"

-"Nun ja, ich kann Aramis verstehen. Ich würde mich auch aufregen, wenn mir jemand plötzlich sagen würde, dass er mich nicht mehr bei sich haben will."

Sollte Aramis das wirklich so verstanden haben? Athos kamen Zweifel. Sie würde doch niemals denken, dass.... Nein, das konnte nicht sein. Doch dann kam ihm wieder in den Sinn, wie er sich gestern abend ihr gegenüber verhalten hatte.

-'Du solltest dir lieber was anziehen.... als könntest du es nicht ertragen, mich so zu sehen.... Was habe ich getan?.....Sie denkt wirklich, dass es an ihr liegt....es liegt an ihr...aber nicht, wie sie denkt....Verdammt.'

-"Aramis? Die ist schon weg, holt sich den Schlüssel für die Wohnung. Sie schien ja ziemlich aufgebracht. Ist irgendetwas wichtiges passiert?"

-"Nein, nein nichts aussergewöhnliches!" 'Jedenfalls nichts, was sie interessieren sollte.'

-"Sie kommt nicht damit klar, dass sie ausziehen soll, oder?"

-"Wie es scheint nicht. Aber was hätte ich denn sonst tun sollen? Warten, bis es zu spät ist? Bis ich gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, sie gehen zu lassen?"

-"Mach dir keine Sorgen. Wenn sie in herzensangelegenheiten nach ihrer Mutter kommt, dann wird sie sich schnell wieder beruhigt haben.....Aber momentan beweist sie, dass sie eine echte d´Herblay ist. Der selbe Hitzkopf wie ihr Vater."