Living next to you 3



Er hatte sie seit nunmehr einer Woche nicht gesehen. Beinahe schien es Athos so, als würde sie unter allen Umständen vermeiden wollen, ihm zu begegnen. Sie hatte sich sogar beurlauben lassen, angeblich, um die Wohnung fertigzumachen.

Tatsache ist, dass sie noch am selben Tag, an dem sie die Schlüssel der Wohung abegholt hatte, bei Athos in der Wohung alle ihre Sachen zusammengesammelt hatte, bevor er nach Hause kam.

Sie fehlte ihm, er übernachtete sogar noch immer auf der Couch, obwohl sein Bett ihm wieder voll zu Verfügung stand. Nie wieder wollte er dieses Bett benutzen, nie wieder etwas daran ändern, alles so belassen wie es war, als sie am letzten gemeinsamen Morgen aufgestanden war. Noch immer glaubte er, ihren Duft in den Kissen wiederzufinden.

Er konnte es nicht ertragen, abends seine Wohung zu betreten und sie leer vorzufinden.

So konnte es nicht weitergehen. Der Gedanke, sie könnte ihn hassen, raubte ihm den Schlaf. Selbst wenn Kapitän de Treville Recht behalten sollte und sie sich wieder beruhigte, all das dauerte ihm zu lang



Der Morgen war, wie schon die beiden Tage zuvor, überdurchschnittlich warm für die Jahreszeit. Die Sonne schien duch die Baumwipfel, nur selten wurde sie von kleineren Wolken verdeckt. Ganz Paris schien nach der langanhaltenden Regenperiode aufzuleben, das Leben fand wieder auf der Straße statt, Kinder liefen umher, Frauen,die gerade vom Markt kamen, standen zusammen und tauschen die neuesten Gerüchte aus, es herrschte Frühling. Mitten im Herbst. Lediglich Athos schien dem Wetter nichts abgewinnen zu können. Gedankenversunken lief er durch einen Teil von Paris, der ihm lediglich durch seine Routinegänge bekannt war. Die Gegend hier unterschied sich bei weitem von dem Viertel, in dem er lebte. Die Häuser waren hier kleiner, bescheidener, alles wirkte zurückhaltender, familiärer. Und irgendwo hier lebte sie. Die Adresse hatte er von Monsieur de Treville´s Schreibtisch. Ohne dessen Wissen. Er in seiner Position konnte es sich jedoch erlauben, die Unterlagen des Kapiätns zu durchwühlen. Jeder andere wäre fristlos und unehrenhaft entlassen worden, er jedoch hatte fast freie Hand.

Athos dachte darüber nach, was er sagen sollte, wenn er vor ihr stehen würde. In der ganzen Aufregung hatte er das völlig vergessen. Es würde schwer, sie überhaupt nur zum Zuhören zu bewegen. Wahrscheinlich wird sie die Tür vor seiner Nase zuschlagen.



Da war er. Vor ihm lag ein, aus seiner Sicht kleines, weiß gekalktes Haus, der Eingang war nur durch eine Treppe zu erreichen.

'Eigenwillig..'

Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand wie sie sich in so einem Haus wohlfühlte. Sie dürfte wesentlich besseres gewohnt sein.

Langsam ging er die Stufen hoch. Noch hatte er Gelegenheit umzudrehen. Eine innere Stimme jedoch riet ihm, weiterzugehen.

Nach kurzem Zögern klopfte er an der schlichten Holztür und wartete. Nichts passierte. Vielleicht schlief sie ja noch, oder war schon gar nicht mehr zu Hause. Oder sie hatte es einfach nur überhört. Oder sie wollte ihn gar nicht sehen.

Er wollte gerade wieder gehen, als sich hinter ihm die Tür öffnete.

Aramis, nur im Morgenmantel, sah ihn vorwurfsvoll an. Er mußte sie wirklich geweckt haben. Krampfhaft versuchte Athos, sein Augenmerk auf ihr Gesicht und nicht auf das, was aus dem Ausschnitt des Mantels blitzte, zu richten.

Ihr Blick verriet ihm, dass sie nicht sonderlich über seinen Besuch erfreut war.

-"Kann ich reinkommen?"

Sie wandte sich von ihm ab, gab ihm aber durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. Etwas verunsichert betrat Athos das Zimmer. Die Fensterläden waren verschloßen. Trotzdem fiel schwaches Licht herein, das sich einen Weg durch die Risse im Holz gebahnt hatte. Sofort öffnete sie die Fenster, verließ danach aber das Zimmer durch eine Tür am anderen Ende des Raumes.

Athos nutzte die Zeit, sich ein wenig umzugucken. Alles hier war kleiner, die Türen, Fenster, er hatte das Gefühl, ihm könnte jeden Moment die Decke auf den Kopf fallen. Trotz allem wirkte es gemütlich. An einer Wand stand ein kleiner Tisch mit Spiegel und allerlei Kleinzeug, wie auch nicht anders bei ihr zu erwarten, links neben der Tür ein Schränkchen, auf dem frische Blumen standen, rechts ein Kleiderschrank. In einer Ecke des Zimmers stand ein kleines Regal, voll mit Büchern. Das erste Buch, das ihm in´s Auge stach, war die Bibel. Ein offensichtlich teures Exemplar. Bis dahin hatte er sie nicht für sonderlich religiös gehalten. Aber was befand sich in diesem Raum? Eigentlich konnte es sich um den Raum, in dem Aramis vor einigen Minuten verschwunden war, nur um das Schlafzimmer handeln, denn ein Bett fehlte hier.

-'Wird sich wohl was anziehen.'

Just in diesem Moment öffnete sich die Tür wieder. Doch von Anziehen keine Spur. Sie trug noch immer den Morgenmantel, auch ihr Gesicht trug noch immer den selben Ausdruck.

"Also. Was willst du von mir?"

-"Ich will nichts von dir.....

"..Aber?"

Ein kurzer Moment Ruhe.

-"....ich will dich..." Athos konnte nicht glauben, dass er das eben getan hatte. Hatte er das wirklich gesagt? Oder doch nur gedacht? Er hoffte auf letzteres, doch ihr Gesichtsausdruck sprach eine andere Sprache. Er hatte es gesagt. Er hat es wirklich...

Am liebsten wäre er jetzt weggerannt, doch Aramis versperrte den Ausgang. Und sie wäre wohl auch nicht gewillt gewesen, ihn gehen zu lassen. Athos biss die Zähne zusammen, wahrscheinlich würde sie ihn gleich windelweich prügeln, oder zumindest eine saftige Ohrfeige verpassen. Doch nichts von alledem passierte. Sie stand nur wie angewurzelt auf der Stelle und suchte nach Worten.

Auf alles mögliche war sie vorbereitet. Auf scheinheilige Entschuldigungen, Heucheleien. Alles, aber nicht sowas.

Langsam kam Aramis wieder zu sich. Und in dem Moment begann sie, rot zu werden. Doch da ging es nicht nur ihr so. Athos stand ihr mit glühendem Kopf gegenüber, aber keiner traute sich, dem anderen in die Augen zu sehen oder etwas zu sagen.

-"Es tut mir leid", kam es schließlich zögernd. "Es ist mir einfach so rausgerutscht."

In ihren Augen konnte er erkennen, wie enttäuscht sie zu sein schien. Schon wieder machte er ihr etwas vor.

-"Nein, es ist mir nicht nur so rausgerutscht. Ich meine es ernst. Ich wollte nich, dass du mich so verstehst. Zu keinem Zeitpunkt hätte ich dich loswerdern wollen, niemals. Es ist nur so...ich.....konnte deine Nähe einfach nicht ertragen. Die Tatsache, dass du ständig in meiner Nähe warst und andererseits doch wieder nicht. Verstehst du? Du warst so dicht...und schienst trotzdem unerreichbar. Das hat mich fertiggemacht. Wenn ich das noch länger hätte ertragen müssen, wäre ich wahrscheinlich irgendwann über dich hergefallen oder ähnliches."

"Damit hätte ich gut leben können." Aramis konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Röte in ihrem Gesicht war vollends verschwunden. Sie bemerkte die Verwunderung im Gesicht ihres Gegenüber.

"Weißt du, ich habe so ziemlich alles versucht, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen, und trotzdem hast du mich immer behandelt, wie jeden anderen Freund auch..."

-"Porthos würde ich niemals massieren. Nicht für alles Geld der Welt"

Schon die Vorstellung ließ sie in lautes Lachen ausbrechen.

-"Also verzeihst du mir?"

'Vielleicht...'

"Du mußt schon ein bischen was dafür tun. So einfach mach ich es dir bestimmt nicht mein Lieber."

-"Wie darf ich denn das verstehen? Degradierst du mich jetzt zum Fußsklaven?"

"So kannst du das nicht sehen, ich verlange lediglich, dass du jetzt ein bischen nett zu mir bist. Das mußt du doch verstehen. Immerhin hast du mich gekränkt, also ist es jetzt auch deine Aufgabe, meinen Stolz wiederherzustellen."

Erst in diesem Moment fiel ihm auf, wie sehr sie sich in den letzten Monaten verändert hatte. Sie war keineswegs mehr das vorsichtige, scheue Mädchen, dass er auf dem Markt angerempelt hatte. Davon war keine Spur mehr. Sie hatte viel über das männliche Verhalten gelernt, aber schließlich hatte sie ja auch genügend gute Lehrmeister. Sehr zum Leidwesen des Kapitäns hatte sie auch einige Unarten übernommen, im Fluchen konnte sie locker mit Porthos mithalten. Auch sonst konnte sie mit ihren Kollegen mithalten, selbst bei Bettgeschichten nahm sie kein Blatt vor den Mund. Zwar ging es für sie mehr darum, andere zu blamieren, als selbst Geschichten zu verbreiten, aber das tat sie überaus gut. Was Lästereien über Frauen anging, war sie ganz vorne mit dabei. Selbst er vergaß manchmal, dass er es mit einem Mädchen zu tun hatte.

Doch all diese kleinen Macken machten sie für Athos noch interessanter. Sie war etwas ganz besonderes, und wie sie da vor ihm stand schien sie sich dieser Tatsache auch voll bewußt zu sein. Wieder drängte sich ihm die Frage auf, Warum? Warum war sie hier? Erneut versuchte er, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

Völlig in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Aramis an ihn herangetreten war. Erst, als sie von hinten ihre Arme um ihn legte, kam er wieder zu sich. Athos konnte spüren, wie sie lächelte.

-"Was ist?"

"Ich kann dein Herz schlagen hören."

-"Und? Was ist daran so witzig?"

"Du bist ziemlich nervös, oder?"

-"Würdest du mir glauben, wenn ich sage Nein?"

"Glaub nicht."

Langsam strichen ihre Hände über seinen gesamten Oberkörper.

-"Was hast du jetzt vor?" Er konnte sein Erstaunen über die plötzliche Offensive der zierlichen Blondine kaum verbergen.

"Wonach fühlt es sich denn für dich an?"

-"Hat ein bischen was von Leibesvisitation, bloß angenehmer.", kam es zögerlich. Noch immer hatte Athos Probleme, sich an die Situation zu gewöhnen. Bis jetzt war er es immer gewesen, der das Tempo vorgab. Aramis warf alles über den Haufen, seine gesamte Vorstellung von einer Traumfrau. Er wußte bis dato nicht einmal, dass er sich auch für Blond begeistern konnte.

"Dreh dich mal um!"

-"Warum?" Noch bevor er eine Antwort bekam, fügte er sich ihrem Willen.

"Warum schon. Weil ich dir ganz gern in die Augen sehen würde, wenn wir miteinander reden."

-"Wir reden? Also unter reden versteh´ ich eigentlich was anderes."

"Und das wäre?"

-"Naja, so mit Lippenbewegung...."

"Von mir aus auch so." Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.

Langsam legte sie ihre Arme um seinen Hals, während sie ihm tief in die Augen sah. Mit einem Mal berührten sich ihre Lippen, erst vorsichtig, dann immer leidenschaftlicher.

Als sie sich trennten, trafen sich ihre Blicke sofort wieder. Der Ausdruck in diesem tiefen Blau passte absolut nicht zu der Situation, in der sich beide befanden. Ihr Blick war die reine Unschuld.

-'Wenn ich nicht eben grad das Gegenteil erfahren hätte...'

-"Bist du immer so stürmisch?"

"Weiß nicht. Find´s doch heraus!" Sie lächelte ihn vielsagend an.

Dieses Mal waren es seine Lippen, die die ihrigen suchten. Derweil tasteten sich seine Hände immer weiter in Richtung ihrer Hüften und suchten nach dem Knoten, der ihren Morgenmantel zusammenhielt.

Während der dünne Stoffe an ihren Armen herabglitt, konnte man vor dem Haus die Vögel singen hören.



*Buuh* Ende

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Jaaaaa, endlich fertisch. Ende. Finito. Hach ne, isses nich schön? ^^. Das is ja wohl mal soooowas von kitschig, also gleich kommts mir ja selber ^^ (...ich will dich..... na Entschuldigung..... ich sollt weniger fernsehn) Ich hoffe, ich hab jetz niemanden mit dem Ende enttäuscht.... Aber ich glaubs eher net. Naja, ich hab wieder mal mit mir gerungen, überhaupt ein wenig....emmm...Erotik (isses überhaupt erotisch?)...reinzukriegen. Muß zugeben, ich hab mich doch ein wenig gedrückt ^^. Das is aber auch schwer -_-. Mord und Totschlag sind viel einfacher zu schreiben. Also, in Zukunft nur noch Metzeleien *lol*. Und alles findet nur noch in Landschafts- und Wohnungsfreien Gebieten statt. Ja genau, ich verlege die ganze Handlung in ein Vakuum. Die Idee gefällt.

Schreibt mir mal was.