1 Joeys POV

Abends, alle liegen in ihren Betten und schlafen. Nur Charly und ich liegen noch wach. „Sie sind zu auffällig." sagt Charly ins dunkle Zimmer hinein. „Stimmt. Legolas' grüne Leggins sind nicht mehr so ganz der Renner." kichere ich. „Ja, und die Umhänge kommen auch nicht so gut an, schätze ich!" gluckst Charly.

Also gehen wir shoppen.

Der Wecker klingelt. Es ist zehn Uhr und ich rieche Rührei. Oh nein, die Küche! Ich stolpere über die noch schlafende Charly hinweg und sprinte in die Küche. Schock! Das Frühstück ist fertig, doch das erwartete Chaos bleibt aus. Sam steckt bis zu den Schultern im Schaum und schrubbt Töpfe, während Gimli, Aragorn und Frodo noch den Tisch decken. Merry und Pip sitzen schon am Frühstückstisch. Boromir steht hinter mir. „Da staunst du, wie?!" sagt er stolz. Das tue ich tatsächlich, doch das muss ich ja nicht direkt jedem auf die Nase binden. „Wo ist Gandalf?" frage ich. „Duschen." verkündet Aragorn freudestrahlend. Auch seine Haare tropfen noch. Hätte ja nie gedacht, dass er diesem „Wasserding" wie er's zu Anfang nannte, jemals soviel abgewinnen kann. Ich setze mich an den Tisch und beobachte belustigt Charlys Gesichtsausdruck, als sie die Küche betritt.

Nach dem wirklich ausgiebigen Frühstück, verkünde ich den heutigen Tagesplan. „Wir gehen euch heute neu einkleiden." sage ich erfreut.

Man, wie umständlich! Wieder in zwei Fuhren fahren. Zuerst die Hobbits, Gimli und Charly in der Innenstadt abladen. Und dann Legolas, Gandalf, Boromir und Aragorn hinterher karren. Mensch, da fehlt nur noch das Taxischild auf dem Dach. Nach einer Stunde stehen wir alle vor dem Citycenter. Ausrufe der Neun, wie „Beeindruckend!", „Ein Palast, eines Königs würdig!" oder „So viele Untertanen! Ihr müsst einen mächtigen Herrscher haben. Können wir ihn besuchen?" ignorieren Charly und ich einfach, und steuern auf den Herrenausstatter zu.





Charlys POV

Wir betreten gerade den Herrenausstatter. Und ein ganz sicher stockschwuler Verkäufer stolziert auf uns zu. „Kann ich Ihnen behilflich sein?" sagt er in doch sehr nasalem Ton. Ich sehe Joey an und breche fast in lautes Gelächter aus. „Ja sie können uns tatsächlich helfen. Diese Herren," ich mache eine ausschweifende Bewegung zu den Gefährten hin „benötigen dringend Ihre Hilfe." „Ich werde mal sehen was sich tun lässt." säuselt er und zwinkert Aragorn zu. Dieser beugt sich zu mir herunter. „Haben hier eigentlich alle Probleme mit den Augen?" Diesmal kann ich mich wirklich nicht zurückhalten und breche in schallendes Gelächter aus. Auch Joey kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Aragorn, der Typ steht auf dich. Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass er schwul ist." „Schwul?" „Oh je! Das bedeutet, dass..." Wie kann ich es ihm bloß am schonensten beibringen? „... er auf Männer steht und nicht auf Frauen." fährt Joey für mich fort, einfühlsam wie immer. „Oh. Oh!" ist Aragorns einzige Reaktion. Und dann tut er etwas, was mich fast vergessen lässt zu atmen, auch wenn die Situation urkomisch ist. Aragorn baut sich vor dem Verkäufer auf, und erklärt ihm in völlig ernstem Ton: „Wenn ich Ihnen das mal erklären darf. Ich stehe nicht auf Männer. Mein Herz gehört der wunderschönen Arwen, Tochter von Elrond, Enkelin von Galadriel. Unsere Liebe ist so stark, dass sie sogar ihre Unsterblichkeit für mich aufgeben will." „Wie schön für sie!" Der Verkäufer verschwindet im hinteren Teil des Ladens und kommt auch nicht wieder. Nicht nach fünf und auch nicht nach zehn Minuten. Offenbar hat Aragorn ihn verärgert, was die Sache nur noch lustiger macht. Aber offenbar versteht keiner außer mir und Joey diesen Scherz, denn die Gefährten stehen da, völlig verwirrt. Kopfschüttelnd verlässt die Meute den Laden. „Die waren hier eh zu teuer!" Also nächster Versuch, auf nach Jeans Fritz. Keine schwulen Verkäufer, kein Ärger. Zumindest dachte ich das. Denn in dem Laden gibt es nur weibliche Verkäuferinnen. Nach gerade mal zehn Minuten muss ich Joey davon abhalten eine der Verkäuferinnen zu erwürden, die Legolas angräbt. „Hast du diese billige Schlampe gesehen?" „Hey, hey beruhige dich! Vielleicht suchst du dann stattdessen Klamotten für Legolas aus, und ich beschäftige sie mit Gandalf." schlage ich beschwichtigend vor. Dafür ist Joey natürlich sofort Feuer und Flamme.

Nach zweieinhalb Stunden verlassen wir den Laden, und die Gefährten sind nicht wiederzuerkennen. Aragorn trägt eine schwarze Jeans und einen beigen Sweater. Gimli haben wir ein Rapper-Outfit verpasst: weißes Buffalo- Sweatshirt, eine dunkelblaue Baggihose und dazu das passende Goldkettchen. Die Hobbits tragen Bluejeans und Pullover in rot, grün, blau und beige. Gandalf haben wir in einen edlen grauen Anzug gesteckt. Man sieht der jetzt gut aus. Es hat lange gedauert, ihm den Spitzhut auszureden. Boromir trägt ebenfalls schwarze Jenas und ein Hawaihemd. Legolas ist Joeys Glanzstück geworden. Er trägt ein orange-rotes T-Shirt und einen blauen Nadelstreifenanzug. Sie sieht stolzer aus denn je, smiled wie ein Honigkuchenpferd, hakt sich bei ihm unter und schickt der Verkäuferin im vorbeigehen einen hasserfüllten Blick.