Joeys POV

Charly und ich liegen im Bett. Aus den anderen Zimmern sind noch leise Gespräche zu hören. "Charly?" "Hm?" "Hast du Angst?" Charly rollt sich auf die Seite und sieht mich an. "Und wie! Mir ist schlecht und... ja, ich habe Angst." "Weißt du, ich vertraue Legolas, aber ich vertraue mir nicht. Was wenn einer von uns den Wachmann misstrauisch macht?" "Dann werden wir uns einen anderen Plan ausdenken. Wird schon schief gehen." Genau das befürchte ich.

Als der Wecker klingelt, denke ich zuerst es ist alles nur ein böser Traum gewesen und ich muss gleich zur Schule. Aber als sich Charly neben mir aus dem Bett schält und "Halb zwei, wie unmenschlich!" murmelt, wird mir mit einem Schlag klar, dass es kein Traum war. Also mache ich mich daran die Gefährten im Wohnzimmer zu wecken, während Charly die in meinem Zimmer übernimmt. Das "Frühstück" - auf das Charly besteht - fällt natürlich relativ spärlich aus, dennoch habe ich für die Uhrzeit erstaunlich viel Hunger. Um fast Punkt drei Uhr stehen wir vor dem Volkwang Museum. Jetzt heißt es alles oder nichts. Charly steuert auf die Hintertür zu, und prompt geht das Licht an, ausgelöst durch einen Bewegungsmelder. Die Gefährten erschrecken sich, verhalten sich aber ruhig. Charly klingelt, ein paar Sekunden später erscheint ein dicklicher, mittelgroßer Mann in einer dunkelroten Uniform. "Ja bitte?" "Entschuldigen Sie, dass wir so spät stören. Aber wir," sie deutet hinter sich und der Wachmann bedenkt uns mit einem kurzen Blick. "waren heute Mittag in der Ausstellung. Einer meiner Freunde hat leider seinen Schirm vergessen." Hat sie sich eigentlich inzwischen überlegt, wie sie dem Mann die vielen Leute erklären will? "Sie kommen aus Polen und müssen heute Nacht noch zurückfahren. Deshalb sind wir auch mit der ganzen Meute hier." Na ja. "Könnten wir bitte nachsehen, ob der Schirm noch da ist?" Der Mann beäugt uns kritisch. "Aber es kommen alle mit, damit ich euch im Auge behalten kann. Ich will nicht, dass sich einer im unbeobachteten Moment an den Ausstellungsstücken zu schaffen macht." Ich schlucke schwer, aber Charly nickt völlig lässig. "Ich glaube, dass war in Halle fünf." WAS? Ist sie jetzt völlig wahnsinnig?! Wie soll Legolas denn unbemerkt etwas aus Halle fünf stehlen, wenn wir alle da drin stehen? Aber wie es scheint hat Charly sich vorher mit Legolas abgesprochen. Denn als wir den Schirm in Halle fünf - natürlich - nicht finden, und wir unter Charlys "War es vielleicht doch Halle drei? Also ich bin mir da jetzt nicht mehr so sicher." weitergehen, bleibt Legolas zurück. Genial!



Charlys POV

Puh, jetzt kommt's drauf an. Wenn der Wachmann nicht bemerkt, dass Legolas zurückgeblieben ist, sind wir gerettet. Um ihn abzulenken erzähle ich ihm in welchen Hallen wir waren, was es dort zu sehen gab, und wie toll ich alles fand. Der Schirm scheint vergessen zu sein, was vielleicht auch daran liegt, dass der arme Mann wahrscheinlich genauso müde ist, wie wir. Keine zwei Minuten später schließt Legolas wieder zu uns auf und hebt den Daumen. Es hat geklappt. Plötzlich schlägt mein Herz tausend mal schneller. Jetzt müssen wir nur noch wieder hier raus, und zwar so schnell wie möglich - ohne am Ende doch noch Verdacht zu erregen. "Tja," lasse ich die Sprache wieder auf unser eigentliches Hiersein kommen. "wie es aussieht hat den Schirm wohl jemand mitgenommen. Da kann man wohl nichts machen." Aragorn zieht eine Schnute, um dem ganzen noch Ausdruck zu verleihen. Joey grinst hinter vorgehaltener Hand. "Aber trotzdem vielen Dank, dass Sie uns reingelassen haben. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Nacht." Damit gehe ich Richtung Ausgang, die restlichen 10 im Schlepptau. Bevor der Wachmann die Tür wieder schließt sagt er noch: "Gute Reise!" und ich nicke ihm zu. Kaum um die nächste Straßenecke, bleibe ich stehen und lehne mich an eine Häuserwand. Tief ein- und ausatmen. Joeys grinsendes Gesicht erscheint vor mir. "Wir haben es tatsächlich geschafft!" jubelt sie und fällt mir um den Hals. "Du warst brillant. Du hast den armen Kerl ganz wuschig gequatscht!" "Tja, das kann ich halt am besten. Lasst und nach Hause gehen." Meine Müdigkeit, die vor Aufregung völlig verschwunden war, kehrt mit einem Schlag zurück, und ich gähne herzhaft.